31. August 2014

Schlimmer geht’s immer!

Nach dem Punktgewinn in Mönchengladbach, wo längst nicht alles Gold war, das glänzte, hatte ich die Hoffnung, dass man die positiven Dinge mitnehmen und aus den negativen lernen würde. Immerhin lag ja eine ganze Trainingswoche zwischen den beiden Spielen, in der man durchaus Schwerpunkte hätte setzen können.
Leider wurde diese Hoffnung enttäuscht. In den letzten Jahren mussten wir schon unzählige blutleere Auftritte im Neckarstadion über uns ergehen lassen. Das gestrige Spiel aber setzte den desaströsen Vorstellungen noch die Krone auf.
Ich kann mich nicht erinnern, jemals einen solch schwachen VfB gesehen zu haben (hatte ich letzte Saison schon irgendwo geschrieben, merke, schlimmer geht’s immer). Immer daran gemessen, dass wir nicht gegen Bayern oder Dortmund sondern „nur“ gegen den Aufsteiger aus Köln gespielt haben. Gestern stimmte überhaupt nichts. Körpersprache, Einstellung, Kampf, Spielfreude, Tempo, Gier, Konzentration, Antizipation, Zusammenspiel, Teamgeist, Können, alles Grundattribute, die nicht vorhanden waren.
Das Hauptproblem, das ich nach wie vor ausmache, ist, dass wir keine Mannschaft haben. Es sind zu viele auf dem Platz, die sich nicht grün sind, gibt zu viele Grüppchen innerhalb des Kaders. Dies hat Veh ja schon erkannt und möchte das Thema angehen, umso unverständlicher, dass sich die Aufstellung von Spiel zu Spiel nicht gravierender verändert.
Nach der Katastrophensaison 2013/14 hätte ein größerer personeller Umbruch kommen müssen. Angefangen beim Manager Fredi Bobic, diese Chance wurde vertan, ihn durch einen kompetenten Mann zu ersetzen, wo uns doch versichert wurde, es würde jeder Stein umgedreht werden. Wer da unten auf dem Wasen nicht kapiert hat, dass uns dieser Mann noch vollends in den Abgrund führen wird, lebt geballte Inkompetenz vor und gehört selbst von seinen Aufgaben entbunden.
Präsident Wahler scheint einzig und allein das Thema Ausgliederung voranzutreiben und bedenkt dabei nicht, dass er die Braut auch schmücken sollte, in die ein Investor Geld buttern soll. Der VfB hat in den letzten Jahren massiv an Attraktivität eingebüßt. Stand man früher für begeisternden Fußball mit begeisterungsfähigen Fans und war für jeden Heimverein einer der attraktivsten Gegner, sind wir derzeit nur graue Maus, eher der Verein für Antifußball als für Begeisterung mit Geisteratmosphäre bei den Heimspielen. Ich merke es doch an mir selbst, wie emotional ich früher dabei war und wie apathisch ich heute das Geschehen verfolge, einfach weil vom Platz nichts nach oben transportiert und keine Begeisterung entfacht wird. Bei uns wird Fußball leidenschaftslos gearbeitet, die Spiele plätschern nur so vor sich hin. Dem Vorstand sollte diese Veränderung auch beim Häppchenessen in der VIP-Loge nicht entgangen sein, nur, hinterfragt wird an dieser Stelle nichts. Wahler und Bobic grinsen um die Wette und lachen sich wohl noch ins Fäustchen, dass, obwohl der Kader erneut geschwächt wurde, immer noch 55.000 den Weg ins Neckarstadion fanden.
Diese Mannschaft, die keine ist, wurde nunmehr ausnahmslos von Bobic zusammengestellt oder besser zusammengewürfelt. Dass die Kaderzusammenstellung nicht passt, hat nicht zuletzt Stevens erkannt und moniert.
Weshalb man die seit Jahren bundesligauntaugliche Innenverteidigung nicht verstärkt hat und stattdessen den x-ten Sechser holt (und damit Gruezo den Weg verstellt, bei dem wir uns maßgeblich für den Nichtabstieg bedanken dürfen), weshalb man für den Offensivspieler Kostic bis zu 8 Millionen Euro in die Hand nimmt, wo ein Offensivspiel bei uns überhaupt nicht stattfindet, begreife ich nicht. Ausdrücklich sei erwähnt, dass ich damit jetzt nicht den Stab über diese beiden Spieler breche, der Gedanke dabei ist nur, wenn ich schon kein Geld habe, muss ich doch zu allererst die größten Baustellen angehen, die da sind, Innen- und Außenverteidigung. Schwaab und Sakai haben gestern erneut unter Beweis gestellt, dass die Bundesliga eine Nummer zu groß für sie ist. Unser Neu-Nationalspieler Antonio Rüdiger, ohne Worte. Ist ja schön, wenn er bei Weltmeistertrainer Löw eine solche Wertschätzung besitzt, noch schöner für uns ist, dass sich sein Marktwert dadurch erhöht. Sollte sich in den nächsten beiden Tagen, bis zum Schließen des Transferfensters, noch ein Abnehmer finden, der tatsächlich die kolportierten 15 Millionen Euro bezahlt, MUSS ein klammer Verein, wie es der VfB mittlerweile ist, das Geld nehmen und Rüdiger ziehen lassen, bevor es auch Nicht-VfB-Fans geschnallt haben, dass dieser Mann einfach überschätzt wird. Kann keine Spieleröffnung und kein Stellungsspiel, gewinnt kein Kopfballduell, zelebriert aber jede Ballannahme und jedes Zuspiel, als wäre er Brasilianer, ist zudem ein arroganter Wohlstandsjüngling, dem ich keine Träne nachweinen würde. Setzt man aber weiter auf ihn, muss ihm ein erfahrener Mann zur Seite gestellt werden, der führen und Ruhe und Sicherheit ausstrahlen kann. Van Buyten wäre vielleicht so einer gewesen, leider hat er kürzlich sein Karriereende verkündet. Das Duo Schwaab – Rüdiger jedoch steht u. a. für die beispiellose Niederlagenserie unter Thomas Schneider und sollte schleunigst der Vergangenheit angehören. Was Schorsch Niedermeier verbrochen hat würde mich ernsthaft interessieren, möglicherweise stößt dem einen oder anderen sauer auf, dass er das eine oder andere Mal den Mund aufmacht und den Finger in die Wunde legt.
Gestern war dann noch frappierend, dass sich, wohl wegen unserer wackeligen Abwehr, außer den vier Spielern vorne keiner in die gegnerische Hälfte getraut hat und sich bei eigenem (!) Ballbesitz teilweise sechs Spieler hinten aufhielten, wovon dann vier herum trabten und zwei nur herumstanden. Mit einem solchen nicht stattfindendem Offensivspiel kann man nicht einmal einen Oberligisten auseinanderspielen. Eine stabile Defensivordnung gehört zum Grundrepertoire jeder Fußballmannschaft, ob Jugend oder Kreisliga. Mit diesem Altherrenfußball schafft man eben keine Überraschungsmomente. Einziger Hoffnungsschimmer für unsere Offensivabteilung war, und wenn es noch so schäbig aussah, Freistöße zu schinden oder Ecken herauszuholen. Daniel Didavis Standards sorgten wenigstens für einen Hauch von Gefahr.
So war es ein Leichtes für die Kölner hinten nichts zuzulassen und vorne auf die Fehler zu warten, die bei uns sowieso in jedem Spiel kommen. Ich möchte die Leistung der Kölner jetzt nicht schmälern, aber, so leicht dürfte ihnen vermutlich in Zukunft kein Sieg in der Bundesliga mehr fallen. Die etwa 5.000 Kölner Fans sangen schon wieder von der Deutschen Meisterschaft, sollten sich aber schon bewusst sein, dass die Spielplan-Verantwortlichen in der DFL-Zentrale in Frankfurt/ Main alles für die Kölner getan haben, damit sie gut in die Saison kommen können. Gleich zu Beginn gegen DIE Blindgänger der Liga (in der letzten und wohl auch in dieser Saison), Hamburg und Stuttgart, leichter geht’s wohl auch nicht…
Für mich MUSS Veh in den nächsten Wochen das Gerüst der Stammmannschaft grundlegend verändern. Angefangen bei Sven Ulreich, der für mich in den beiden letzten Jahren nicht nur stagniert hat, sondern schlechter geworden ist. Er strahlt keine Sicherheit aus, kann keine Abwehr stellen, kommt bei Flanken nicht raus, wenn er muss, ihm fehlt das antizipieren von Situationen und zuletzt auch die mentale Stärke. Seine Spieleröffnung seit eh und je eine Katastrophe, ohne jegliches Selbstvertrauen. Ich nehme ihn schon seit einiger Zeit als sehr zappelig wahr, er denkt zu viel, was dazu führt, dass er durchweg falsche Entscheidungen trifft. Dabei ist gerade für einen Torwart intuitives Handeln von zentraler Bedeutung. Die Niederlage gestern würde ich jetzt nicht an ihm festmachen, auch wenn er bei beiden Toren sehr weit (zu weit?) vor dem Kasten steht. Auf dieser Position wünschte ich mir eine echte Chance für Thorsten Kirschbaum, der fußballerisch besser ist und auf dem Platz respekteinflößender auftritt.
Der nächste unserer selbsternannten Achse ist Kapitän Gentner. Gestern einmal mehr eine Lachplatte. Bevor ich mich erneut über ihn auslasse, hier ein Post aus dem offiziellen VfB-Forum von User „nichtabsteiger“, den ich weitestgehend unterschreiben würde:

„Allerdings muss man sich die Frage der eigenen Erwartungen stellen: was erwarte ich von einem Kapitän und Großverdiener im Team?

Dass er pomadig durchs Mittelfeld trabt?
Dass er sich bei eigenem Ballbesitz so “ungeschickt” anstellt, in die Deckungssituation durch den Gegner (gefühlt: hundert Mal) zu laufen (“spielt mich bloß nicht an!”), anstatt sich FREIZULAUFEN, und den Ball zu fordern (Herrgott, DER muss doch als allererster sehen, wenn Rüdiger verzweifelt einen Abnehmer sucht – und sich anbieten? Stattdessen versteckt der sich).
Dass er fünf Minuten vor Schluss das erste Mal vor dem gegnerischen Tor auftaucht (dass der Versucht danebengeht: geschenkt, kann jedem passieren)? Wo war Gentner von Minute eins bis dahin?
Gemessen an seinen sonstigen Leistungen: üblich.
Neutral bewertet, als sog “Leader”, Großverdiener im Team und last not least Kapitän: lächerliche Mitläuferleistung. Mir wurscht, ob andere noch schlechter waren: dass, was Gente in der Summe pro Saison abliefert ist auch mit Schuld an der ganzen Misere. Wie lange kickt der jetzt wieder bei uns, seit ’09? ’10? Wie viele Spiele war der richtig gut? Kannst doch an einer Hand abzählen – was will ich mit so einem Spieler? BTW, Gente ist seit Jahren der einzige Kicker da unten, zu dem es keinerlei Transfergerüchte gibt (da wird nichts von Interesse anderer Vereine kolportiert, de nada) – wohlgemerkt: ein Spieler, der bei unseren Verantwortlichen als ABSOLUTER, GESETZTER, NICHT IN FRAGE ZU STELLENDER LEISTUNGSTRÄGER gilt – erstaunlich, wirklich: für sowas scheint niemand sonst Verwendung zu haben.“
Der dritte in der Achse, Vedad Ibisevic, gestern schwer zu bewerten. Natürlich ist er die ärmste Sau da vorne, wenn er keine Bälle bekommt. Dafür nimmt er aber dann zu wenig am Spiel teil und lässt sich bei vielversprechenden Ansätzen schon am Anfang der Situation fallen oder setzt sich selbst unfair ein. Weshalb sein Vertrag gerade jetzt verlängert wurde, weiß wohl nur Fredi Bobic, nachvollziehen können es die wenigsten.
Normalerweise zählt man zur Achse eines Teams noch den Abwehrchef, bei uns, „Fehlanzeige“.
Da ich noch an das Gute und Originäre einer Fußballmannschaft glaube, gehe ich davon aus, dass auch bei uns alleine der Trainer die Mannschaft aufstellt und es diesbezüglich keine Vorgaben „von oben“ gibt. Dass der mit Berater Schwab verbandelte Bobic dessen Schützlinge Ulreich und Gentner gerne in der Mannschaft haben würde, dass Ibisevic möglicherweise eine Stammplatzgarantie im Vertrag stehen hat, darf Veh nicht daran hindern, Umstellungen so durchzuführen, wie er es für richtig hält. Über Jahre liefern die immer gleichen Spieler den immer gleichen Mist ab und schaffen es, unsere Ansprüche immer weiter nach unten zu treiben. Das kann kein Zufall mehr sein. Den großen Umbruch im Sommer samt Demission von Fredi Bobic hat man abermals verpasst. So kam es natürlich auch, dass die meisten Spieler, die Fredi (als Einziger) in den letzten Jahren so liebgewonnen hat, dageblieben sind und bereit dazu sind, uns erneut Vorstellungen vorzusetzen, die mit der schönen Sportart Fußball reichlich wenig zu tun haben. Lethargisch, langsam, plan- und ideenlos, lustlos, kampflos, ohne Herz und ohne Moral, das ist der VfB im Sommer 2014. Nach dieser fußballerischen Bankrotterklärung fällt einem nicht viel ein, was Hoffnung auf Besserung machen könnte, zumal das Transferfenster morgen schließt und wir dann mit dem Kader über die Runden kommen müssen, den wir haben. Laut Bobic sind die Planungen ja abgeschlossen. Abgeschlossen? Für mich waren überhaupt keine „Plan“ungen wahrnehmbar, dazu bedarf es eines Planes. Ich nahm eher wahr, dass der Manager in der wichtigsten Zeit der Personalplanungen und Transferverhandlungen im Urlaub weilte anstatt seinen Job zu machen. Natürlich kann man dem entgegnen, dass man heutzutage von überall aus seinen Job machen kann. Aber, gerade der VfB hat es bei eventuellen Neuverpflichtungen nötig, Spieler auf ihren Charakter hin zu durchleuchten und nicht nur via DVD zu kennen. Außerdem, wenn ich im Verein und bei den Fans so in der Kritik stehe, eine grausame Saison hinter einem liegt mit dem Kader „an dem ich mich messen lasse“, ist es für die Außenwirkung fatal, erst mal Urlaub zu machen. Aber, Bobic interessiert es ja sowieso nicht, was ihm seine Kritiker entgegnen, nicht einmal das, was ihm erwiesene Kenner der Szene raten. Beratungs- und kritikresistent, weil alle Anderen ja sowieso keine Ahnung haben, von daher wird er nicht eine Sekunde darüber nachgedacht haben, welch Sturm der Empörung sein Urlaub hervorrufen könnte.
Einzig in Veh setze ich Hoffnungen, dass er gewillt und motiviert ist, den VfB aus dieser Situation herauszuführen, und hoffe, dass er sich dabei nicht die Zähne ausbeißt.
Das muss er jedoch mit aller Vehemenz anpacken und darf nicht (wie Thomas Schneider) von Woche zu Woche hoffen, dass „es schon wird“. Von nichts kommt nichts. Diese Spielercharaktere, die Bobic da an Land gezogen hat, danken einem Übungsleiter NICHT die Berücksichtigung und geloben nach einem Kack-Spiel Besserung. Diese setzen in der nach unten offenen VfB-Skala noch einen Tiefpunkt unten drauf und schämen sich nicht mal dafür. Veh muss knallhart agieren, wie es Stevens ja auch getan hat. Mit gut zureden erreicht man bei diesen verwöhnten Fußballmillionären nichts. Das geht nur über den Geldbeutel. Wenn schon arbeitsrechtlich keine Gehaltskürzungen möglich sind, müssen Spieler, die nicht bedingungslos mitziehen, gnadenlos auf die Tribüne verbannt werden, was wiederum indirekt an den Geldbeutel geht, wenn auch „nur“ durch das Sinken ihres Marktwertes und eventuell Nichtberücksichtigung bei Länderspielen, wenn sie im wahrsten Sinne des Wortes „weg vom Fenster“ sind.
Das Gesicht der Mannschaft muss sich nach und nach komplett verändern. Ein Martin Harnik stand gestern, wie auch schon in Gladbach, komplett neben sich und wurde zu Recht ausgewechselt. Das Schlimmste für mich gestern war, dass sich so gut wie keiner gegen die Niederlage gestemmt hat, wir haben wirklich ein Führungsproblem und auch keinen Sauhund, der mal dazwischen haut. Die Mannschaft hat es über sich ergehen lassen. Die Stimmen zum Spiel danach hörten sich in etwa so an: gut angefangen, die nötige Konsequenz im letzten Drittel hat gefehlt, der Gegner konnte nach dem 0:2 noch tiefer stehen, hoher Spielanteil, gut kombiniert, letzte Konsequenz vermissen lassen, etc., bla bla. Meine Herren: gegen einen Aufsteiger sollte man auch einmal zwei Abwehrfehler, die zu Gegentoren führen, verkraften können, dann muss man eben vorne drei Tore schießen. Nur, wenn ich pro Spiel gerade einmal zwei Torschüsse abgebe, ist das natürlich schwierig. In drei Pflichtspielen schafften wir gerade einmal insgesamt vier Torschüsse (Bochum 0, Gladbach 2, Köln 2), erbärmlich. So hat man nach Adam Riese gerade einmal die Chance gegen einen Gegner zu gewinnen, der nur einmal im Spiel aufs Tor schießt, nur, in welcher Liga respektive welchem Land ist der zu finden?
Gestern sah ich lediglich drei Lichtblicke: Romeu, der sich jedoch sicherlich jetzt schon fragen wird, wie er sich diese Truppe antun konnte, dann noch Werner und Kostic, die wenigstens Willen zeigten, als sie rein kamen. Diese beiden wünsche ich mir in München für Harnik und Ibisevic in der Startelf.
Außer den bekannten Problemen, kein Teamgeist, keine Mannschaft, zu wenig Qualität, offenbarte sich gestern noch ein weiteres Problemfeld.
Der Schulterschluss zwischen Mannschaft und Fans scheint der Vergangenheit anzugehören. Schafften es die Marketing-Strategen vom VfB in der letzten Saison noch durch Aktionen wie #zusammenhalten und Slogans „Ihr für uns, wir für Euch“ Ruhe zu haben, um einfach so weiter wursteln zu können, ist dieser Gedulds- und Vertrauensvorschuss scheinbar jetzt aufgebraucht. Die Leute sind es einfach satt, immer länger hingehalten zu werden, von einer Übergangssaison in die nächste zu gehen, und damit noch konstatieren zu müssen, dass die Qualität der Mannschaft immer miserabler wird und die Konkurrenz mehr und mehr enteilt.
Motivation genug hätte es ja gestern sein können, wenn die Mannschaft einfach zur Karawane Cannstatt gekommen wäre, nur, dass sie sieht, wie viel Herzblut für den Verein wir nach wie vor mitbringen. Motiviert war gestern jeder, optimistisch, dass es den ersten Heimsieg geben könnte waren die meisten. Vor Spielbeginn und unmittelbar danach kann sich die Mannschaft über mangelnde Unterstützung ebenfalls nicht beklagen.
Mein Idealbild ist ja dieses, dass eine Profimannschaft nach einer Woche hartem Training mit fletschenden Zähnen und richtiggehend gierig, wie ein Tiger in der Manege, auf den Platz stürmt und gewillt ist, den Gegner zu überrennen. Leverkusen macht es derzeit ganz gut vor, wie man vom ersten Augenblick an konzentriert und fokussiert das Ziel des Spiels verfolgen kann, nämlich ein Tor zu schießen.
Ganz anders der VfB. Uns wird Schlafwagenfußball allerschlechtester Güte vorgesetzt und sich dann darüber gewundert, wenn a) der Gegner die Einladung annimmt und b) dieser Fußball nicht zu Begeisterungsstürmen hinreißt. Sollen wir Fans uns jetzt schuldig für die Niederlage fühlen, nur weil es elf verwöhnte Fußballmillionäre nicht auf die Reihe bekommen, sich einmal in der Woche zu konzentrieren und das zu tun, wofür sie fürstlich entlohnt werden?
Nein, ein Spieler, der erste Fußball-Bundesliga spielt, muss es aushalten, wenn Pfiffe aufkommen und diese ausblenden können. Würden sie sich auf ihr Spiel konzentrieren, bekämen sie die Pfiffe möglicherweise überhaupt nicht mit, anders ausgedrückt, es ist klar, dass in entscheidenden Momenten der Tick fehlt, wenn sie sich zu viel mit dem Drumherum beschäftigen. Das sind für mich nur dumme Ausreden. Mein Gefühl ist es nicht, dass es an Unterstützung mangelt. Ich würde ja gerne über den Tellerrand hinausschauen, wohin, wo ähnlicher „Fußball“ wie bei uns geboten wird, wie dort die Fans reagieren und ob sie diesen dort goutieren. Außer dem HSV fällt mir hier gerade kein Verein ein. Aus dem Volksparkstadion wurde allerdings überliefert, dass die HSV-Fans die Mannschaft nach dem 0:3 gegen Paderborn auch nicht gerade mit Beifall verabschiedeten.
Es ist immer noch so, dass der Funke vom Rasen auf die Ränge überspringen muss. Wenn man eine Mannschaft sieht, die willig ist, mit Leidenschaft zu Werke geht und kämpft, verzeiht man fußballerische Unzulänglichkeiten eher wie in dem Spiel gestern, wo nichts von alledem zu erkennen war. Und andersherum, die Mannschaft hätte die Vorlage der Fans mit Karawane und der Unterstützung zu Beginn auch annehmen und mit anderem Engagement zu Werke gehen können bzw. müssen.
Jetzt ist erst einmal Wunden lecken angesagt. Bis zum nächsten Spiel sind es zwei Wochen Zeit die richtigen Schlüsse aus dem Spiel zu ziehen und möglicherweise langsam den Umbau der Truppe einzuleiten. Leider fehlen uns während der Länderspielpause einige Nationalspieler, so dass ein geordneter Trainingsbetrieb kaum möglich sein dürfte.
Nach dieser Bankrotterklärung ist Veh richtig gefordert, ich habe immer betont, dass er von mir die Zeit bekommt. Noch sind erst zwei Spieltage in der Bundesliga, einer im Pokal, absolviert, noch ist es zu früh, den Teufel an die Wand zu malen. Ich verliere auch nicht die Fassung, sollten wir, wie zu erwarten ist, auch nach fünf Spieltagen mit diesem einen Punkt da stehen. Danach aber müssen Ergebnisse her und es sollten bitteschön auch bis dahin, spielerische Fortschritte zu erkennen sein. Mit Darbietungen wie der gestrigen sind selbst die 32 Punkte aus der Vorsaison eine Utopie!

VN:F [1.9.7_1111]
Rating: 8.7/10 (42 votes cast)
VN:F [1.9.7_1111]
Rating: +21 (from 29 votes)
Schlimmer geht’s immer! , 8.7 out of 10 based on 42 ratings

Keine Kommentare »

Noch keine Kommentare

RSS Feed für Kommentare zu diesem Artikel. | TrackBack URI

Hinterlasse einen Kommentar

XHTML ( You can use these tags):
<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong> .