23. März 2015

Kleiner Schritt (zum großen Glück?)

Sieg! Ein Heimsieg sogar! Auch am Sonntagmorgen muss man sich fast noch kneifen, auch am Sonntagmorgen möchte, obwohl angemessen verkatert, das Grinsen nicht aus dem Gesicht weichen. Man hatte ja schließlich fast schon vergessen, wie sich ein Sieg anfühlt und welche Gefühle er freizusetzen vermag.
Die beste Erkenntnis des Tages: die Mannschaft kann doch noch gewinnen. Der erste Sieg seit drei Monaten (1:0 in Hamburg), der erste Heimsieg seit einem halben Jahr (1:0 gegen Hannover 96). Der VfB hat in einem Spiel drei Tore geschossen und drei Punkte eingefahren, wo doch in den zwölf (!) vorigen Heimspielen gerade einmal sechs Punkte und sechs Tore gelangen.
Komischerweise hatte ich seit dem 4:2 des 1. FC Köln gegen die Eintracht vor zwei Wochen, das uns als VfB eigentlich relativ wenig tangierte, das gute Gefühl, dass auch wir gegen diesen Gegner unsere Torflaute beheben werden könnten, einfach aus dem Grund, weil sich die Kölner zu Hause für gewöhnlich ähnlich dämlich anstellen wie die Brustringträger. Die Hessen, einfach der richtige Gegner zur richtigen Zeit.
Dazu kam, dass die Mannschaft wusste, dass sie die Eintracht bezwingen kann, erinnerte man sich doch nur allzu gern an das famose 5:4 aus der Hinrunde zurück. Martin Harnik hatte seine Rotsperre abgesessen. Ein Spieler, bei dem ich hin und wieder verzweifle, wenn er Bälle überhastet verstolpert, einfachste Pässe ins Nirwana spielt und stets den falschen Laufweg wählt. Der aber auch schon gezeigt hat, dass er es anders, nämlich besser, kann, torgefährlich ist und sich vor allem nie hängen lässt. Deshalb mag ich ihn, deshalb begrüßte ich seine Zweispiele-Sperre, eine Pause, die ihm gegönnt sein sollte und die er hoffentlich dafür genutzt hatte, sein System herunterzufahren und Kräfte für das Saisonfinale zu sammeln. In ihn, der im Hinspiel zwei Mal erfolgreich war, setzte ich große Hoffnungen in dieses Spiel. Das derzeit absurde ist doch auch, dass man die Spieler verflucht, sie auf die Bank oder Tribüne wünscht, und, nachdem sein(e) Vertreter es dann ebenfalls nicht besser gemacht hatte(n), in ihm bzw. ihnen wiederum den/die Hoffnungsträger für das nächste Spiel sieht. Was bleibt einem auch anderes übrig, wir haben eben nur diese Spieler und müssen mit ihnen über die Runden gekommen, abgesehen von den Youngstern, die aus der Jugend und von den Amateuren nach oben drängen. War es zuletzt Jerome Kiesewetter so stand gegen die Eintracht Marvin Wanitzek kurz vor seinem Bundesliga-Debüt.
Moritz Leitner hingegen blieb nach seiner Gelb-Sperre nur der Platz auf der Tribüne. Unter der Woche war bekannt geworden, dass Leitner nach Ablauf der Leihe im Sommer definitiv zu Borussia Dortmund zurückkehren würde, alles andere wäre ehrlich gesagt im Schwabenland auch nicht vermittelbar gewesen. Leitner hat nicht nur sportlich nicht überzeugt, menschlich ist er ein Riesen-A.., das noch nichts erreicht hat, aber meint, er wäre es. Ein Spieler, dem durchaus großes Talent in die Wiege gelegt wurde, der aber den Ernst des (Fußballer-)Lebens, mit all seinen Facetten, seinen Pflichten auf und außerhalb des Platzes nicht begriffen hat, und bei dem ich mir sicher bin, dass er im „normalen“ Leben mit den „Hey Alder, voll krass Typen“ auf der Straße abhängen und kein Bein auf den Boden bekommen würde. Als Profi ist er vermeintlich privilegiert und lässt das Fans und Medien gegenüber auch heraushängen.
Gegen eine zweijährige Leihe, bei einem möglichen Jahrhundertfußballer auch mal ohne Kaufoption, spricht ja an und für sich nichts. Leverkusen bekommt mit Christoph Kramer einen fertigen Spieler zurück, auch von der Leihe von Kevin de Bruyne von Chelsea nach Bremen haben alle Seiten profitiert, aber, man muss sich dennoch vorher mit dem Spieler beschäftigen. Hole ich ein Problemkind wie Moritz Leitner, dann muss ich mir im Klaren darüber sein, dass ich mich um ihn möglicherweise mehr kümmern und ihn ein Stück weit auch noch erziehen muss, als es bei stärkeren Charakteren notwendig wäre. Nicht umsonst bootete ihn Rainer Adrion vor der U21-EM in Israel wegen Charakterschwäche aus, gerade bei Adrion, beim VfB ja kein Unbekannter, hätten sich Bobic und Labbadia über Leitner erkundigen und ihre Schlüsse ziehen können. So aber sah man wieder einmal nur, dass er ein feines Füßchen besitzt ohne zu hinterfragen, ob das Köpfchen genau so fein ist. Bobic tätigte seine Transfers am liebsten per Telefon und Mail aus New York City, Labbadia war bekannt dafür, dass er wenig mit den Jungs, vor allem denen, die nicht zum Führungskreis gehörten, sprach, von daher eine Konstellation, die von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Um diesem Jungen den richtigen Weg aufzuzeigen, hätte es eines Trainers vom Schlag eines Otto Rehhagels bedurft, der den Jungen an die Hand genommen hätte und wohl seine Ehefrau Beate noch eingebunden hätte, ihn zu bekochen und ihm Manieren beizubringen. So aber waren es für alle Beteiligten zwei verlorene Jahre. Der VfB profitierte nicht, der Spieler nicht und auch Borussia Dortmund dürfte wenig Freude an ihm haben, wenn er zurückkommt und ihn wohl sofort weiter reichen.
Leitner ist auf jeden Fall kein Spieler, auf den wir im Abstiegskampf noch bauen können, so dass ich hoffe, dass er seine Abschiedsvorstellung im VfB-Trikot vor zwei Wochen gegen Hertha BSC gegeben hat. Da soll Huub Stevens lieber an seiner Linie vom Samstag festhalten und dem eigenen Nachwuchs eine Chance geben und damit den Jungs, bei denen man weiß, dass sie sich zerreißen werden, um auch in der nächsten Saison in der Bundesliga spielen zu dürfen.
Außer Harnik rückten im Vergleich zum Leverkusen-Spiel auch wieder Hlousek für den völlig indisponierten Sakai und Baumgartl für Daniel Schwaab in die Anfangsformation.
Der VfB legte einen sehr nervösen Start hin. Woche für Woche hofft man darauf, dass die Jungs alles daran setzen, den Bock umzustoßen und dies vor allem mit Köpfchen versuchen, um dann umgehend feststellen zu müssen, wie es um ihr Nervenkostüm weiterhin bestellt ist. Wieder sah man von Beginn an elf Nervenbündel auf dem Platz, die froh waren, unfallfrei geradeaus laufen zu können, fast alles andere misslang. Fehlpass reihte sich an Fehlpass, fast jeder Zweikampf ging verloren, Spielkultur Fehlanzeige. Bereits nach zwei Minuten der erste Schreckmoment. Lastete ich es Florian Klein noch in Leverkusen nicht an, dass er Schwaab im Strafraum anschoss, da dieser ohnehin immer nur im Weg herumsteht, war es gegen die Eintracht äußerst fahrlässig von ihm, in ähnlicher Situation Inui anzuschießen. Der Ball flog zum Glück knapp über die Latte. Es wäre erneut Slapstick zur Unzeit gewesen! Dies war der Auftakt einer unterirdischen ersten Halbzeit, die alles vermissen ließ, was notwendig gewesen, um die Wende herbeizuführen. Mit dem 0:0 waren wir sehr gut bedient und konnten uns bei der Frankfurter Eintracht bedanken, dass das Spiel noch nicht entschieden war. Keine einzige ernsthafte Torannäherung in 45 Minuten und das in einem wahren Alles-Oder-Nichts-Spiel, einfach nur erbärmlich.
Wer sich diesen katastrophalen Auftritt schön trinken wollte, hatte Pech gehabt, zumindest wenn er das Spiel von der Cannstatter Kurve aus verfolgte. Als Konsequenz der Vorfälle rund ums Hertha-Spiel wurde in der Cannstatter Kurve kein Alkohol ausgeschenkt, außerdem trat die Polizei uns „normalen“ Stadionbesuchern behelmt und in (Nah-)Kampfausrüstung entgegen, betonte aber, damit nicht provozieren zu wollen. Beides ein Witz, anstatt sich an ihre eigene Nase zu fassen, Selbstkritik zu üben, wie es überhaupt zu dieser Eskalation kommen konnte, wird es sich einfach gemacht und es werden pauschal 20.000 Zuschauer in der Kurve als potentielle Gewalttäter abgestempelt. Sinnloser Aktionismus, sinnlose Muskelspiele von VfB und der Obrigkeit.
Das Bier gehört schon seitjeher zu einem Fußballspiel wie die Stadionwurst und der Ball, so dass mir jedes Mal das Verständnis dafür fehlt, wenn bestimmte Zuschauergruppen dieses vollkommenen Fußball-Erlebnisses beraubt werden. Was mich am meisten daran stört, ist, dass es stets nur einzelne Gruppen sind, denen man damit unterstellt potentiell gewalttätig zu sein und mit dem Bierkonsum nicht umgehen zu können. Oft sind es lediglich die Auswärtsfans oder wie hier eine ganze Fankurve, die von solchen Restriktionen betroffen sind. In wieweit ein solches an Willkür und Bevormundung grenzendes Verbot überhaupt mit dem AGG (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz) vereinbar ist oder ob man sich diskriminiert fühlen darf und gegen solche (Teil-)Verbote klagen könnte, vermag ich, da kein Jurist, nicht zu beurteilen. Vielleicht fällt eine solche Maßnahme auch unter das Hausrecht des Veranstalters, interessant wäre es schon mal, dies genauer zu hinterfragen.
Wenn schon ein Alkoholverbot verhängt wird, dann bitte doch im gesamten Stadion einschließlich der V.I.P.-Bereiche, in denen der edle Hopfen selbst ausgeschenkt wird, wenn, wie bei internationalen Spielen Usus, generelles Alkoholverbot herrscht.
Aber, ich schweife schon wieder ab, ich merke das gerade daran, dass ich im Zusammenhang mit dem VfB auf internationale Spiele zu sprechen komme.
Personell unverändert ging es in die zweite Halbzeit. Trainer Schaaf erinnerte seine Mannen bei seiner Halbzeitansprache wohl daran, wie einfach es derzeit ist, gegen den VfB Tore zu schießen. Oczipka überlief mühelos Serey Dié, drang in den Strafraum ein und legte quer. Sage und schreibe drei (!) Frankfurter standen frei, Seferovic schließlich drosch die Kugel zum 0:1 in die Maschen. Es sind Gegentore wie dieses, die einen in dieser Zeit verzweifeln lassen. Oftmals genügt ein einziger Pass, ein einziger verlorener Zweikampf um den Mannschaftsteil namens Abwehr zu einem Torso werden zu lassen. Tore schießen leicht gemacht!
Huub Stevens zog die richtige Konsequenz und nahm Serey Dié gegen Romeu heraus. Der sonst gute Serey Dié, zum einen an diesem Tag völlig indisponiert, war zu diesem Zeitpunkt bereits stark gelb-rot-gefährdet. Er, der seine Zweikämpfe immer am Limit führt, wäre nach seinem Fauxpas beim Gegentor sicherlich schwer zu bändigen gewesen, daher eine für michnachvollziehbare Auswechslung.
Kurze Zeit später musste Stevens erneut auswechseln. Timo Werner, ebenfalls ganz schwach am Samstag, bekam einen Schlag auf die Achillessehne und musste humpelnd vom Platz (Entwarnung folgte am Sonntag, alles halb so wild), er wurde durch Kostic ersetzt, der noch in Leverkusen zur Startformation gehörte.
Auf einmal war mehr Zug im Spiel nach vorne. War der VfB nach dem 0:1 und den Minuten danach mausetot, musste man befürchten, wir würden jetzt endgültig abgeschossen, nahmen die Jungs ihr Herz plötzlich in die Hand. Ein Geistesblitz von Alexandru Maxim, der einen Ball akrobatisch in den freien Raum weiterleitete, Martin Harnik, der seine Schnelligkeit ausspielen konnte und wagemutig vor Eintracht-Schlussmann Kevin Trapp an den Ball kam und herein spitzeln konnte und schließlich Daniel Ginczek in der Mitte waren die Protagonisten des wie aus dem Nichts gefallenen Ausgleichs. Mit einer einzigen Aktion wischte Harnik den schlechten Eindruck der ersten guten Stunde beiseite und zeigte, wie wertvoll er noch immer für die Mannschaft sein kann.
Ginczek in der Mitte hatte keine Mühe mehr, den Ball über die Linie zu bugsieren. So einfach es auch war, kam das Tor (s)einer Befreiung gleich. Ginczeks erstes Bundesligator für den VfB gut 13 Monate nach seinem Kreuzbandriss, den er noch im Trikot des 1. FC Nürnberg erlitten hatte.
Viele schimpften ja auch über diesen Transfer, wie es sein könne, einen so schwer verletzten Spieler zu holen. Ich hatte über diesen Transfer nie gemeckert, lediglich aber immer darauf hingewiesen, dass seine Verpflichtung nachvollziehbar war, wenn man sie als Vorgriff für die nächste Saison ansieht. Einen Spieler seiner Klasse kann man schon mal für 2,5 Millionen Euro holen, hat man doch die Chance eine gute Rendite einzufahren. Hätte man sich nicht um ihn bemüht, wäre ein anderer Verein gekommen und wir müssten womöglich seine Entwicklung zum Top-Spieler aus der Ferne beobachten. Als er noch für St. Pauli spielte, sah ich ihn einige Male live spielen und traute ihm einen ähnlichen Weg wie den von Max Kruse zu, der es auch von St. Pauli bis in die Nationalmannschaft geschafft hat. Daher war dieser Transfer für mich kalkulierbares Risiko, man durfte eben nicht zu früh schon Wunderdinge von ihm erwarten. Nachdem er bereits einige Male bei den Amateuren erfolgreich war, preschte er selbst vor nicht allzu langer Zeit hervor, er sei überzeugt davon, den VfB zum Klassenerhalt schießen zu können. Eine gewagte Prognose, vielleicht aber auch eine Kampfansage in Richtung Vedad Ibisevic und auch in Richtung Trainer die versteckte Bitte, im weiterhin das Vertrauen zu schenken.
War er noch in Leverkusen aus nächster Nähe an Bernd Leno gescheitert, platzte nun gegen die Eintracht endlich der Knoten. Keine drei Minuten später, ein genialer Lupfer von Maxim auf Ginczek, vorzügliche Ballannahme und direkt der Abschluss ins Glück. Eine tolle Aktion von beiden, die verdeutlicht, welche Rolle im Fußball der Kopf spielt. Das 1:1 war der Brustlöser, auf einmal machten die Füße wieder das, was der Kopf wollte. Plötzlich purzelten etwa 45.000 Herzen, man traute seinen Augen nicht, das sah nach Spielkultur aus.
Die zweite Geschichte des Spiels, neben Ginczek, schrieb Alexandru Maxim. Bereits zur Auswechslung vorgesehen, Wanitzek stand schon zur Einwechslung bereit, schwang er sich binnen Minuten zum Man of the Match empor. Zwei Geistesblitze dieses Spielers, der für mich eigentlich immer spielen müsste. Unser mit Abstand bester Fußballer, der immer dazu in der Lage ist, ein Spiel durch einen gut getretenen Standard, einen direkten Freistoß oder auch durch einen Geistesblitz aus dem Spiel heraus zu entscheiden. Natürlich hat er in der Rückwärtsbewegung seine Defizite, eine (laufstarke) Mannschaft muss diese aber kompensieren können und bereit sein, Drecksarbeit für diesen Genius zu verrichten, wenn sie sieht, dass letztendlich alle von ihm profitieren.
Als die Eintracht mehr schlecht als recht versuchte, dem Spiel abermals eine Wende zu geben, wie es ja im Hinspiel der Fall war, schlug die Stunde von Filip Kostic. Er zog einen unwiderstehlichen Sprint an, ließ Chandler fast stehen, hob kurz den Kopf, sah den heranbrausenden Alexandru Maxim und passte punktgenau in die Mitte, so dass Maxim nur noch einzuschieben brauchte. 3:1, unglaublich. Ich hatte Tränen in den Augen und konnte kaum etwas sagen. Wie der Mannschaft, so fiel auch mir ein riesen Stein vom Herzen, und das noch ohne dass ich bereits die Ergebnisse der Konkurrenz gekannt hätte. Nach dem Freiburger Sieg und dem Paderborner Punktgewinn wären wir im Falle einer Niederlage schon fast weg gewesen.
So geht es jetzt erleichtert in die Bundesligapause zwischen der Länderspiele gegen Australien und in Georgien. Natürlich bleiben wir Schlusslicht der Liga, natürlich war der Sieg nur ein kleiner Schritt in Richtung Klassenerhalt. Aber, er steigert das Selbstvertrauen, das Vertrauen in die eigene Stärke(n). Die Jungs haben mal wieder gesehen, dass sie doch zumindest nach vorne nicht ganz so schlecht besetzt sind, wie die bisher magere Torausbeute vermuten ließe. Und, Daniel Ginczeks erste Treffer nähren die Hoffnung auf die so dringend benötigten Stürmertore in den verbleibenden Partien. Das Restprogramm liest sich doch machbar. Nach der Pause geht es zwar zunächst nach Wolfsburg, die sich zur zweiten Kraft im Deutschen Fußball nach den Bayern aufgeschwungen haben. Dort hängen die Trauben für uns in den letzten Jahren immer sehr hoch, aber, auch dieses Spiel beginnt bei 0:0. Beim Championsleague-Teilnehmer Bayer 04 Leverkusen legte das Team ja auch eine gute erste halbe Stunde hin und hätte in Führung gehen können, weshalb soll das nicht auch bei den Wölfen gelingen, die mit den Köpfen vielleicht schon beim DFB-Pokal-Viertelfinale gegen den SC Freiburg sind. Bange machen gilt nicht, auch dieses Spiel muss erst einmal gespielt werden. Wichtig ist auf jeden Fall, dass man den Schwung der letzten halben Stunde gegen Frankfurt mitnimmt und dieser nicht durch eine desolate Vorstellung gleich verpufft. Danach kommen die Gegner, gegen die man punkten muss. Gegen Werder, in Augsburg, gegen Freiburg, später noch die Heimspiele gegen Mainz und Hamburg sowie in Paderborn, noch liegt alles drin, den Super-GAU Abstieg abzuwenden.
Natürlich dürfen wir diesen Sieg nicht überbewerten. Natürlich wurde er nur durch gütliche Mithilfe der Frankfurter möglich gemacht, aber, das so wichtige Erfolgserlebnis ist da und lässt sich auch nicht weg diskutieren. Im Fußball wird viel im Kopf entschieden, auf diesen Erfolg gilt es aufzubauen. Dass die ersten gut 60 Minuten einmal mehr nicht bundesligatauglich waren, dürfte den Protagonisten genauso klar sein wie dem Fan vor dem Fernseher oder auf der Tribüne. Zurücklehnen dürfen wir uns nicht. Mit einem Sieg ist noch überhaupt nichts erreicht, es muss konzentriert weitergearbeitet und weiterhin alles der Mission Klassenerhalt untergeordnet werden.
Unabhängig davon, in welcher Liga wir in der nächsten Saison spielen werden, ein „Weiter so“ darf es auf keinen Fall noch einmal geben. Der Kader muss ein grundlegend anderes Gesicht bekommen. Identifikationsfiguren wie Ulreich und Gentner (wo war er eigentlich während des Spiels?) müssen ebenso hinterfragt und am besten ausgetauscht oder ins zweite Glied zurückgestuft werden, wie die ganzen Schwaabs, Hlouseks, Hagguis, Abdellaoues, Sararers und wie sie alle heißen. Wir brauchen eine Achse, an der sich unsere Nachwuchskräfte, die es weiter konsequent einzubauen gilt, aufrichten und zu der sie aufschauen können.
Egal, wer Trainer wird, für Robin Dutt wird es die vordringlichste Aufgabe sein, auch unbequeme Entscheidungen zu treffen, um aus der Wohlfühloase VfB (endlich) eine Leistungsgesellschaft zu entwickeln. Neben unzähligen wirtschaftlichen Fehlentscheidungen ist es für mich der Hauptgrund des Niedergangs der letzten Jahre schlechthin, dass kein Leistungsklima mehr vorhanden ist, einige Plätze im Team mehr nach der Lobby des Spielers als aus Leistungsgründen fest vergeben sind und Bessere dadurch nicht zum Zuge kamen. Die Konsequenz daraus war, dass uns die besonders ehrgeizigen deshalb verlassen haben und die bequemen geblieben sind und ihre Verträge notfalls abgesessen haben.
Im Grunde käme es einem Wunder gleich, wenn wir auch in dieser Saison wieder mit einem blauen Auge davon kämen. Darauf bräuchte sich keiner etwas einbilden, dies wäre einzig und allein der Schwäche der Konkurrenz geschuldet. Was dem Fan bzw. Kunden für teures Geld schon seit Jahren zugemutet wird, spottet jeder Beschreibung. Dass der Umbruch alternativlos ist, liegt auf der Hand. Fraglich ist, wie die betroffenen Spieler bis zum Saisonende damit umgehen, wenn sie nicht wissen, wie es für sie nach der Saison weiter geht. Können Sie das professionell ausblenden oder schleppt der eine oder andere gar einen zusätzlichen Rucksack mit sich herum? Ich denke positiv und glaube daran, dass sich keiner unserer Spieler den Stempel eines Absteigers aufdrücken lassen möchte und sie schon daher aus reinem Eigeninteresse bestrebt sein werden, den Abstieg noch abzuwenden.
Ein positives Beispiel, was Konzentration auf den Abstiegskampf und Identifikation mit dem Verein bedeuten, liefern ausgerechnet mal wieder unsere Youngsters. Sowohl Timo Werner als auch Timo Baumgartl verzichten auf die Länderspielreisen mit der U19 und konzentrieren sich in der Heimat auf die kommenden wichtigen Aufgaben, wobei Werner ja sowieso angeschlagen angereist wäre. Chapeau dafür und weiter so!

VN:F [1.9.7_1111]
Rating: 8.8/10 (6 votes cast)
VN:F [1.9.7_1111]
Rating: +1 (from 1 vote)
Kleiner Schritt (zum großen Glück?), 8.8 out of 10 based on 6 ratings

Keine Kommentare »

Noch keine Kommentare

RSS Feed für Kommentare zu diesem Artikel. | TrackBack URI

Hinterlasse einen Kommentar

XHTML ( You can use these tags):
<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong> .