26. Juni 2011

Eine Lanze für Michael Ballack

Heute möchte ich mich einmal einem VfB-fremden Thema widmen, das mich in den letzten Wochen und Monaten bewegt hat: der Umgang mit Michael Ballack in Teilen der Öffentlichkeit und durch den DFB, insbesondere von Joachim Löw.

Ich zählte mich während seiner Karriere auch stets zu seinen Kritikern, weil er oftmals, auch durch seine Spielweise, arrogant wirkte und in „großen“ Spielen zu oft untertauchte oder auch versagte, siehe sein Eigentor 2002 in Unterhaching. Ein Alpha-Tier, das dem Druck nicht gewachsen ist, war natürlich gerne ein gefundenes Fressen für seine zahlreichen Kritiker. Ein ewiger Zweiter, der sinnbildlicherweise auch noch die Nummer 13 auf seinem Trikot trug.

Dass er aber ein verdienter Nationalspieler ist, steht außer Zweifel. Neben Oliver Kahn war er bei der Weltmeisterschaft 2002 der tragische Held, der erst durch seine Tore das Viertel- und Halbfinale entschied und sich dann ganz in den Dienst der Mannschaft stellte, als er einen Fehler von Ramelow auf Kosten einer gelben Karte ausbügeln musste, die eine Sperre im Finale gegen Brasilien zur Folge hatte. Auch in den Folgejahren war er DAS Aushängeschild der Nationalmannschaft, nicht umsonst ernannte ihn Jürgen Klinsmann auf dem Weg zur WM 2006 im eigenen Land zum Capitano.

2008 dann war er für mich eher ein egoistischer Held, als er aufgrund einer verhärteten Wade fitgespritzt wurde und, von falschem Ehrgeiz getrieben, unbedingt das Finale gegen Spanien bestreiten wollte. Mit halber Kraft ist auch ein Ballack für das deutsche Team nichts wert, vor allem wenn es gegen die laufstarken Spanier geht. Da hätte Joachim Löw dazwischen hauen MÜSSEN, was er aber leider nicht getan hat. Zu allem Überfluss gab es nach dem Spiel noch auf dem Platz einen lautstarken Disput mit Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff, der schon damals atmosphärische Störungen rund um den Capitano vermuten ließ.

Kurz vor der WM 2010 dann bedeutete ein brutales Foul des Berliner Ghetto-Kindes Kevin-Prince Boateng das WM-Aus für Ballack, das Fußball-Deutschland zunächst einmal in eine Schockstarre versetzte. Ballack bekleidete ja nicht „nur“ die Schaltstation im Mittelfeld mit Bastian Schweinsteiger, nein, er war dazu noch der absolute Leader des Teams, nach ihm kam lange niemand in der teaminternen Hierarchie.

Mit der Vorbereitung auf die WM bekleidete dann Sami Khedira den Part neben Schweinsteiger, das Kapitänsamt übernahm Philipp Lahm. Khedira spielte sich überraschend schnell in der Stammelf fest und auch Lahm nahm die neue Führungsrolle gut an. Einige im Team wirkten wie befreit, dass der „Führungsstil“ liberaler wurde und noch junge, aber doch schon langjährige Nationalspieler, wie Schweinsteiger, Podolski, Lahm gingen mehr aus sich heraus. Dass die WM dann mit Platz 3 und großen Siegen gegen England und Argentinien sehr erfolgreich wurde, hatte die Folge, dass zunächst kein Hahn mehr nach Michael Ballack krähen würde. Lahm verkündete noch während der WM, dass er das Kapitänsamt nicht mehr freiwillig hergeben würde. Dies ließ die DFB-Führung und insbesondere der Trainerstab ebenso ungesühnt wie seinerzeit die Ohrfeige von Podolski gegen Michael Ballack in Wales. Dabei kam Lahm nicht etwa durch einen Rücktritt Ballacks oder eine Nichtnominierung aus Leistungsgründen an das Amt, sondern durch einen unverschuldeten Ausfall von Ballack, der einigen offensichtlich gut in die Karten gespielt hatte.

Schon damals stand eigentlich fest, dass es Michael Ballack schwer haben dürfte, wieder ins Team zurück zu kommen, zumal es derzeit ein riesen Reservoir an jungen potenziellen Nationalspielern gibt, die man jederzeit ins kalte Wasser werfen kann. Weshalb man aber nicht schon lang klärende Worte gesprochen hat und Ballack bis jetzt hingehalten hat, finde ich respektlos gegenüber Ballack. Die Entscheidung stand insgeheim, da bin ich mir sicher, schon bei der WM fest, dass Ballack keine Zukunft in der Nationalmannschaft mehr haben würde. Nachdem von Seiten des DFB ein Jahr lang nur herumgeeiert wurde und Ballacks Abschied noch nicht verkündet war, wäre spätestens zu den letzten 3 Länderspielen der Saison der richtige Zeitpunkt gewesen, Ballack, nach den Ausfällen von Schweinsteiger, Träsch und Khedira, nachzunominieren oder Klartext zu reden. Auch da hat sich Löw schön gewindet. Vermutlich war er schon zu viel mit seiner Duz-Freundin Merkel zusammen und weiß daher, wie es geht, Probleme einfach auszusitzen.
Ich hätte es mir gewünscht, dass man in der Nationalelf noch einmal feststellen hätte dürfen, ob Ballack das Team noch verstärken kann oder ob er doch mehr Belastung ist. Einen sportlichen Wettkampf hätte er verdient gehabt, nachdem ihn diese schwere Verletzung aus der Bahn geworfen hatte. In Österreich und Aserbaidschan hatte man im Übrigen auch gesehen, dass das Personal nach den ganzen Ausfällen sehr dünn war. Zuletzt ist ja sogar Lahm als „Sechser“ eingesprungen, nachdem auch noch der zuvor verletzte Khedira abgereist war. Spätestens hier hätte man einen Ballack gebrauchen können, statt dessen wurde in Höwedes ein Verteidiger nachnominiert.

Nun prescht Wochen später Herr Löw vor und verkündet das Ende der Nationalmannschaftskarriere von Michael Ballack in beiderseitigem Einvernehmen, welches es nach Aussagen Ballacks nie gab. Es steht natürlich Aussage gegen Aussage, doch wäre es nicht das erste Mal, dass Löw so mit verdienten Spielern umspringt.

Man darf gespannt sein, welche „Wahrheiten“ in nächster Zeit noch ans Tageslicht kommen und ob Becker, Ballack’s Berater, herausrückt, was es mit der Schwulen-Combo auf sich hat, die er vergangenen Sommer im Zusammenhang mit der Nationalmannschaft ins Gespräch brachte. Die letzte schmutzige Wäsche wird hier sicherlich noch nicht gewaschen sein.

Dass Ballack das angebotene 99. und letzte Länderspiel am 10. August als Farce abtut und es ablehnt ist nur konsequent. Solche Almosen hat ein Spieler, der 12 Jahre lang die Knochen für die Nation hingehalten hatte, nicht nötig.  Ein Abschiedsspiel wird er sicherlich nach Beendigung der Karriere bekommen, dafür ist dann noch genügend Zeit.

Die vergangene Saison war für Ballack eine zum vergessen. Nach seiner schweren Verletzung kam er nie richtig in Tritt und musste sich, selbst wenn einsatzbereit, erst einmal hinten anstellen. Sein Arbeitszeugnis 2010/11 war wirklich kein Bewerbungsschreiben für weitere Einsätze in der Nationalelf. Auf der anderen Seite gab es auch in der Ära Löw genügend Fälle, die zeigten, dass eine gute Form und Stammspielersein im Verein nicht mehr Voraussetzung sind, um eine tragende Rolle in der Nationalmannschaft zu spielen.

Ich würde mich freuen, Ballack käme, jetzt ohne den Druck in Bezug auf ein mögliches Comeback in der Nationalmannschaft, noch einmal richtig auf die Beine. In der kommenden Saison kann er es allen noch einmal beweisen und ein wertvoller Spieler für Bayer Leverkusen sein. Es wäre ihm zu wünschen, dass er nicht nur als „tragischer Held“ in die Fußballannalen eingeht.

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25. September 2010

Quo Vadis VfB?

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Heute steht mal wieder ein richtungsweisendes Spiel vor der Tür. Gelingt es dem VfB wenigstens seine Heimspiele zu gewinnen, wenn man schon auswärts in schöner Regelmäßigkeit die Punkte liegen läßt, oder stürzt die Bayer-Elf den VfB in eine handfeste Krise? Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich von den bisher gezeigten Leistungen halten soll.

Der VfB hat seit dem Pflichtspielauftakt Ende Juli mit Ausnahme des Kantersiegs gegen Gladbach vor Wochenfrist noch kein gutes Spiel abgeliefert. Es hakt in allen Mannschaftsteilen, angefangen bei Sven Ulreich für den die Fußstapfen von Jens Lehmann zu groß sind, weiter in der Abwehr, wo weder Molinaro noch Niedermeier an die Vorjahresleistungen anknüpfen. Christian Träsch muss aufgrund der Verletzung von Celozzi und der Krankheit von Degen als Rechtsverteidiger aushelfen, obwohl er im Mittelfeld viel wertvoller wäre. Kuzmanovic und Gentner haben noch immer riesige Abstimmungsprobleme im defensiven Mittelfeld und von den Außenbahnen kommt auch zu wenig verwertbares für die Stürmer. Cacau stand in Nürnberg völlig neben sich, Pogrebnjak beweist zwar einen Formanstieg, welcher aber auch nicht wirklich verwunderlich ist, wenn man sich vor Augen führt, wo er herkommt. Marica geht wieder total unter, trotz eigentlich guter Vorbereitung. Seine gute Rückrunde war wohl auch nur ein Strohfeuer. So hat Christian Gross einige Großbaustellen zu bewältigen und ich habe Angst, dass ihn die Mannschaft jämmerlich im Stich läßt und die Mannschaft mal wieder um einen neuen Trainer bettelt.

All das, was uns in der letzten Saison seit Christian Gross’ Amtsantritt stark gemacht hatte, ist verflogen. Damals fand der VfB zuerst über den Kampf zum Spiel. Die Raumaufteilung war besser als unter Babbel und es wurde von jedem einzigen mehr gelaufen, so dass auch mal gedoppelt wurde und die Spieler sich gegenseitig halfen, Bälle zu erkämpfen. Dadurch war der VfB in der Offensive nicht so leicht ausrechenbar, als bei dem statischen Spiel zuletzt unter Babbel wie auch jetzt wieder unter Gross. Der Trainer ist hier die ärmste Sau, er ist letztendlich doch auch nur von der Einsatzbereitschaft seiner Spieler abhängig. Gross kann man keine Blauäugigkeit unterstellen. Er mahnte seit Pflichtspielbeginn, dass der Aderlass gross war und die Mannschaft noch Verstärkungen benötigt. So war der VfB zum Transferschluss an Mladen Petric dran, ein Spieler, den er aus Basler Zeiten bestens kennt, im besten Fußballeralter und ein Mann, der den Unterschied ausmachen kann. Doch der VfB kam seinem Wunsch nicht nach und hoffte, der HSV würde ihn zu einem Spottpreis verramschen. Das ärgert mich bis heute maßlos, war sich der VfB doch mit dem Spieler schon einig. Wir wissen natürlich nicht, ob der HSV ihn nur abgegeben hätte, wenn sie Van der Vaart bekommen hätten, hierzu aber wünschte ich mir mal ein klares und ehrliches Statement vom VfB, wie es wirklich gelaufen ist, anstatt Fredi Bobic von Veh beleidigen zu lassen. Stimmt aber die Aussage von Veh, dass der VfB gerade mal 3,5 Millionen geboten hat, finde auch ich das “Bemühen” des VfB lächerlich. Dann sollen sie lieber keine Energie in solch aussichtslose Unterfangen investieren. So wurden uns Camoranesi und ein weiterer Sechser namens Bah als Heilsbringer präsentiert. Die ganze Transferperiode über war zu lesen, dass der VfB massiv das Gehaltsniveau senken muss und dann leistet man sich einen alternden Weltmeister, der sicher auch nicht für weniger als 3 Millionen jährlich seine Fußballschuhe schnürt. Das passt für mich nicht zusammen und mutet eher konzeptlos an und sieht nach wirrem Aktionismus aus.

Wann schafft es der VfB einmal, seine Mannschaft weitestgehend zum Trainingsauftakt zusammen zu haben? Wie funktioniert beim VfB das Scoutingsystem, wenn man sich meist (fast) nur aus der Ramschmasse gegen Ende der Transferperiode bedient?

Gut, Christian Gentner wurde schon im letzten Winter als Neuzugang präsentiert. So sehr ich ihn mag und mich auch ein Stück weit freue, dass er wieder zurück ist, frage ich mich doch nach dem Sinn dieses Transfers. Seine Lieblingsposition ist bekanntermaßen im zentralen defensiven Mittelfeld. Dort hatten wir aber zum Zeitpunkt der Verpflichtung eine funktionierende Achse mit Khedira und Träsch, dazu als Backup den 8-Millionen-Mann Kuzmanovic. Des weiteren waren damals noch Thomas Hitzlsperger und Martin Lanig da. Für mich also ein Transfer ohne Sinn, zumal Gentner in Wolfsburg sicher ein hohes Gehalt erhielt und beim VfB ebenso sicher nicht weniger verdienen wird. Er war zwar ablösefrei, doch fließen in diesem Fall in der Branche Handgelder, die in der Höhe der eingesparten Ablösesumme nahe kommen. Für mich wurde hier also ganz klar Geld verbrannt, welches in eine Kreativkraft hätte investiert werden können. Das ist nur eines von unzähligen Beispielen aus der jüngsten Vergangenheit, wo der gemeine Fan sich nach einem Konzept der Vereinsführung fragt. Gut, die meisten fragwürdigen Transfers hatte noch Horst Heldt zu verantworten, drücken wir Fredi Bobic die Daumen, dass er ein besseres Händchen hat und beim Präsidium nicht ständig auf Granit beißt.

Um zum heutigen Spiel zurück zu kommen. Die Entwicklung macht mir Angst. Ich befürchte eine Saison, in der es gegen den Abstieg geht, wenn sich die Spieler nicht schnellstens hundertprozentig auf ihre Aufgabe beim VfB konzentrieren und sich voll und ganz reinhängen. Nur, wenn sie bereit sind, in jedem Spiel bis an ihre Leistungsgrenze zu gehen, werden wir es in ruhigere Tabellenregionen schaffen. Mir fehlt bei den Jungs der Biss und bei den meisten die Freude am Beruf. In Nürnberg waren wir noch nicht mal im Stadion (Mega-Stau auf der A6), als schon das 0:1 aus unserer Sicht fiel. Wie zu erwarten, war es auch noch ausgerechnet Julian Schieber, dem Niedermeier mal wieder nur Spalier stand, der uns den frühen Knock-Out versetzte. Der VfB ließ sich von der harten Gangart der Franken den Schneid abkaufen. Das Schiedsrichtergespann half den Nürnbergern auch noch fleißig, durch eine nicht gegebene rote Karte für Pinola und einem aberkannten Tor von Pogrebnjak, dennoch dürfen diese Umstände auch nicht darüber hinweg enttäuschen, dass es der VfB in den verbleibenden 87 Minuten nicht verstand, wirklich große Torgefahr zu entfachen. Wenn ich heute in der Stadion Aktuell lese “Unglückliche Niederlage trotz guter Leistung” bekomme ich Zustände. Ich sah eine über weite Strecken unterirdische Leistung gegen einen minderbemittelten Gegner. Wie schon öfter in der noch jungen Saison fehlte dem VfB die Frische und damit die Laufbereitschaft, um mal Überzahlsituationen zu schaffen oder Bälle schnell zurückzuerobern. Die Nürnberger standen nach der frühen Führung sehr tief und der VfB hatte keine Ideen dieses Bollwerk zu knacken. Wir haben jetzt in Mainz (die zugegebenermaßen momentan herzerfrischenden Fußball spielen), in Freiburg und in Nürnberg verloren, alles Mannschaften, die eigentlich hinter uns einzustufen wären. Wo möchte der VfB überhaupt punkten, wenn nicht bei den Mannschaften, bei denen es zu allererst gegen den Abstieg geht? Im nächsten Auswärtsspiel auf Schalke? Oder im übernächsten in Wolfsburg? Mit solchen Leistungen holen wir uns da zwei Packungen ab und haben im Oktober wieder eine Trainerdiskussion, die keine Sau hier braucht. Bis zur nächsten Transferperiode im Januar müssen wir mit diesem Kader leben. Daher baue ich jetzt in erster Linie auf die Rückkehr unseres Kapitäns Matthieu Delpierre, dessen Präsenz schon letzte Woche gegen Gladbach gut tat. Er wird der Defensive mehr Stabilität verleihen, dennoch, wie schon eingangs geschrieben, geht es beim VfB nur mit voller Konzentration und großer Laufbereitschaft aller Spieler. Wenn die nicht abgerufen werden, sehe ich schwarz.

Heute trifft unsere zuletzt langsam denkende Abwehr auf schnell spielende Leverkusener. Schon dieser Gedanke weckt in mir Unbehagen. Nach der Niederlage beim Club, auch nach der Art und Weise wie der Nürnberger Siegtreffer zustande kam, auch nach den Stimmen zum Spiel, als man eher die Schuld beim Schiedsrichter als bei sich selbst suchte, habe ich heute ein sehr schlechtes Gefühl. Dennoch hoffe ich natürlich, dass mich mein Gefühl trügt, ich kann es mir aber nicht richtig vorstellen. Wir hatten bislang nur einen Gegner von echtem Format, die Dortmunder Borussia, und gegen die haben wir uns phasenweise vorführen lassen. Schauen wir mal, ob mich der VfB heute eines Besseren belehrt. Ein Bericht, wie es gelaufen ist und wo wir nach dem Spiel stehen, folgt an gleicher Stelle.

Wir beginnen den Tag erst einmal, wie es sich für einen Schwaben gehört, auf dem Cannstatter Wasen und gehen dann sicher gutgelaunt rüber zum Neckarstadion und harren der Dinge, denen wir ausgesetzt werden. Allen ein schönes Wochenende und drückt die Daumen heute, der VfB braucht die 3 Punkte und unsere Unterstützung.

Viele Grüße

Franky

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19. April 2010

2:1 gegen Leverkusen: Cacau rettet den VfB Stuttgart

Nach einem Kraftakt hat der VfB gegen Bayer Leverkusen mit 2:1 gewonnen. Jetzt ist die Chance groß, in den letzten drei Saisonspielen einen Platz in der Europa League zu erreichen.

Spielverlauf:

Der VfB bemühte sich von Anfang an, Tempo ins Spiel zu bringen, und kam schon nach drei Minuten zu seiner ersten Chance. Gebhart schaffte es jedoch nicht, eine Flanke von Molinaro unter Kontrolle zu bringen. Aber auch Bayer versteckte sich nicht und bewies, warum die Mannschaft den dritten Platz belegt. Einen Schuss von Kroos konnte Lehmann nur mit Mühe parieren (9.). So entwickelte sich zwischen den beiden spielstarken Teams eine ausgeglichene Partie, wobei Leverkusen zumeist abgeklärter wirkte. Der Lohn: der Torjäger Kießling brachte seine Elf mit seinem 19. Saisontreffer in Führung (13.). Dem VfB war das Fehlen der Leistungsträger Khedira und Hleb anzumerken, die noch nicht ganz fit waren und zunächst auf der Ersatzbank saßen.

Die Karten wurden allerdings wieder neu gemischt, als der Leverkusener Barnetta wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte sah (19.). Doch trotz der zahlenmäßigen Überlegenheit hatte der VfB weiter Probleme – und Glück, dass ein Kroos-Freistoß das Gehäuse knapp verfehlte (25.). Dann genügte aber eine starke Aktion von Molinaro, um zum Ausgleich zu kommen. Die Vorarbeit des Italieners verwertete Cacau (29.). Kadlec verpasste es, Bayer erneut in Führung zu bringen (45.).

In der Pause reagierte der VfB-Trainer Christian Gross und wechselte Khedira ein. In der Tat wurden die Aktionen anschließend etwas schwungvoller. Nach einem schönen Khedira-Pass scheiterte Cacau (49.). Die Mannschaft war nun spritziger und aggressiver als zuvor, so dass Bayer unter Druck geriet. Kuzmanovic fand in Adler seinen Meister (63.). Auf der Gegenseite verzog Kießling (69.), ehe Gebhart und Träsch bei einer Doppelchance des VfB Pech hatten (70). Dann rettete Lehmann gegen Reinartz (77.). Für die Erlösung sorgte acht Minuten später Cacau mit dem Siegtreffer zum 2:1. Es war der elfte Saisontreffer des 29-Jährigen.

Die entscheidende Szene:

In der 19. Minute setzte Marica zu einem Alleingang an, den Barnetta nur durch ein Foul stoppen konnte. Weil der Schweizer bereits verwarnt war, musste er vom Platz. Gegen zehn Leverkusener war es für den VfB dann viel einfacher.

Die besten VfB-Spieler:

Cristian Molinaro, der in der Defensive sicher wirkte und viele Akzente im Spiel nach vorne setzte. Der Italiener präsentiert sich seit Wochen in ausgezeichneter Form. Cacau war stets gefährlich und erzielte nicht von ungefähr beide Tore.

Der Kommentar:

Wenn der VfB die Frühjahrsmüdigkeit aus der ersten Halbzeit in den letzten drei Saisonspielen ablegt, hat die Mannschaft allerbeste Chancen, zumindest den sechsten Platz zu belegen und sich für die Europa League zu qualifizieren. Dass das Potential dafür vorhanden ist, zeigte sich trotz der teilweise durchwachsenen Vorstellung auch gegen Leverkusen.

VfB Stuttgart:Lehmann – Celozzi (46. Khedira), Tasci, Delpierre, Molinaro – Träsch, Kuzmanovic, Gebhart (72. Pogrebnjak), Hilbert (60. Hleb) – Marica, Cacau Bayer

Leverkusen:

Adler – Castro (20. Sarpei), Friedrich, Hyypiä, Kadlec (90.+1 Helmes) – Reinartz, Vidal, Kroos, Barnetta – Kießling, Derdiyok (78. Bender)

Die Tore

: 0:1 Kießling (13.), 1:1 Cacau (29.), 2:1 Cacau (85.)

Schiedsrichter:

Gräfe (Berlin)

Zuschauer:

41.500 (ausverkauft)

Gelbe Karten:

Cacau (6), Delpierre (6), Marica (7) / Sarpei (1) Gelb-Rote Karten: – / Barnetta (19./wiederholtes Foulspiel) Beste Spieler: Cacau, Delpierre / Derdiyok, Hyypiä

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17. April 2010

Porvoos größter Sohn: Bayers Abwehrchef Sami Hyppiä fehlt noch eine Meisterschaft

Die 90 Minuten des Champions League-Finales 2005 wird Leverkusens Innenverteidiger Sami Hyypiä nie vergessen. Damals noch im Dress des FC Liverpool, sahen sich seine Teamkollegen und er in einem scheinbar
aussichtlosen 0:3-Rückstand zur Halbzeit gegenüber. Der AC Milan wirkte bereits wie der sichere Sieger, doch die „Reds“ kamen zurück in die Partie – und zwar gewaltig. Liverpool erkämpfte sich drei Tore, überstand die Verlängerung und ging aus dem Elfmeterschießen als Sieger hervor. Es waren atemberaubende Spiele wie dieses in den der finnische Abwehrmann sich den letzten Feinschliff geholt hatte, der ihn einst zum Weltklasse-Spieler machte. Mit seinen nunmehr 36 Jahren ist Hyypiä der unumstrittene „Alterspräsident“ der jungen Bayer-Elf und seine Erfahrung sowie Routine haben großen Anteil daran, dass sich die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes unter den ersten Drei der Tabelle festspielte. Sommerneuzugang  Sami Hyypiä strahlt die Ruhe und Gelassenheit in der Defensive aus, die Leverkusen in den letzten Jahren für den ganz großen Wurf gefehlt hat. Mit seinem Stellungsspiel, seiner gekonnten Spieleröffnung und vor allem seiner meist unumstrittenen Lufthoheit
im eigenen Sechzehner verleiht er Bayers Abwehrarbeit eine neue Qualität. In der Kleinstadt Porvoo geboren, stieg er während seiner Profikarriere in den Kreis der populärsten Fußballstars Finnlands überhaupt auf, wurde 2001 sogar zu Finnlands „Sportler des Jahres“ gekürt. Gewonnen hat er Verlauf der Zeit so gut wie alles. Champions League, UEFA-Cup, mehrere Pokalsiege in England und Finnland. Einzig eine Meisterschaft fehlt dem blonden Hühnen noch. Trotz sechs Zählern Rückstand auf den erstplatzierten FC Bayern wäre die Chance in
dieser Spielzeit noch da für ihn und seine Teamkameraden, nach der Schale zu greifen. „Wir haben uns zu Saisonbeginn das Ziel gesetzt, international zu spielen. Jetzt stehen wir auf dem dritten Platz. Wir ziehen unser
Selbstbewusstsein aus den vielen guten Spielen, die wir bereits gemacht haben“, betonte Sami Hyypiä unlängst und zeigte sich unbeeindruckt von der leichten Abwärtstendenz der vergangenen Wochen. „Es gibt ein altes finnisches Sprichwort“, verriet er: „Wenn es gut läuft, willst du mehr!“ Und spätestens seit dem legendären Champions League-Finale 2005 weiß der größte Sohn Porvoos, dass für dieses ominöse „mehr ein starker Schlussspurt entscheidend sein kann.“

Top Facts: Die heutige Paarung im Fokus

1 Kein Klub holte aus den letzten fünf Partien mehr Punkte als der VfB. Nur Bremen und Wolfsburg gelang es ebenfalls, zwölf Zähler einzufahren.
2 Der VfB hat unter Christian Gross erst ein Heimspiel verloren (1:3 gegen den HSV).
3 Leverkusens Schweizer Angreifer Eren Derdiyok schaffte unter VfB-Trainer Christian Gross beim FC Basel seinen Durchbruch im Profifußball. Er bestritt dort 63 Ligaspiele und erzielte hierbei 17 Tore.
4 Derdiyoks Sturmpartner Stefan Kießling schnürte beim Leverkusener 4:0-Sieg in der Hinrunde seinen ersten
und bislang einzigen Bundesliga-Dreierpack.
5 Mit dem VfB und Bayer treffen zwei Mannschaften aufeinander, die in der Liga für ihre Weitschusstore berüchtigt sind. Je elfmal trafen Leverkusen und der VfB aus der Distanz. Nur der HSV erzielte noch mehr Treffer aus der Ferne (13 Tore).
6 Mit 31 gesammelten Zählern bleibt der VfB weiterhin die beste Mannschaft der Rückrunde, gefolgt vom FC Bayern München der „nur“ 27 Punkte einfuhr.

Gesamtbilanz

61 Spiele, 21 VfB-Siege, 16 Unentschieden und 24 Leverkusen-Siege, bei einem Torverhältnis von 96:82 für Bayer 04 Leverkusen.

Heimbilanz des VfB gegen Bayer

15 VfB-Siege, 4 Unentschieden und 11 Heimniederlagen bei einem Torverhältnis von 54:44 für den VfB
Stuttgart.

(Stadion Aktuell 17.4.10, vfb.de)

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Jupp Heynckes im Interview: “VfB gehört unter die ersten fünf”

Category: Der nächste Gegner — Tags: , , , , , , , , – Franky @ 05:08

Jupp Heynckes (64) hat alles gewonnen, was es im Fußball zu gewinnen gibt. Als Spieler wurde er Weltmeister, Europameister und mit Borussia Mönchengladbach viermal deutscher Meister. Als Trainer holte er mit dem FC Bayern München zweimal den Titel und triumphierte mit Real Madrid sogar in der Champions League. In dieser Saison hat er Bayer Leverkusen zu einem Spitzenteam geformt.

Vor dem Gastspiel am Sanstag beim VfB Stuttgart spricht Jupp Heynckes über…

…die Marke VfB:

“Das ist ein Traditionsverein, der zur Bundesliga gehört wie Mercedes zu Stuttgart. Der VfB stand schon immer für attraktiven Fußball und hatte Spitzenspieler und Nationalspieler in seinen Reihen. Der Club hat überall einen guten Ruf, auch im Ausland. Das konnte ich feststellen, als ich in Spanien war. Der VfB war und ist einer der führenden Clubs – und das zieht sich ja auch jetzt wieder wie ein roter Faden durch diese Rückrunde.”

…die Partie am Samstag:

“Das Kräfteverhältnis ist ganz anders als im November, als wir mit 4:0 gewonnen haben. Damals war der VfB nicht gut beieinander. Inzwischen hat sich jedoch wieder eine Mannschaft herausgebildet, die schwungvoll und leidenschaftlich auftritt – und erfolgreich ist. Mit seinem Kader gehört der VfB normalerweise sowieso zu den fünf besten Teams in der Bundesliga – und er hat die Chance, das auch in dieser Saison zu erreichen.”

…Christian Gross:

“Die Handschrift von ihm ist deutlich zu sehen. Seitdem er beim VfB ist, geht es wieder aufwärts. Er hat seinen Charakter und seine Persönlichkeit eingebracht. So ist er eine Bereicherung für die ganze Bundesliga, für die es wichtig ist, viele gute Trainer zu haben, um international bestehen zu können.”

…Markus Babbel:

“Er war einst in München mein Spieler. Man darf nicht vergessen, dass er den VfB vor einem Jahr auf den dritten Platz und in die Champions League geführt hat. Das war ein riesiger Erfolg. Aber dann musste er seinen Trainerschein machen und war nicht immer vor Ort. Eine Fußballmannschaft ist jedoch ein sehr sensibles Konstrukt. Wenn man da als Trainer nicht jeden Tag anwesend ist, kann das meiner Meinung nach gar nicht funktionieren. Das ist schade, denn Markus Babbel ist ehrgeizig und kompetent. Deshalb bin ich mir auch sicher, dass er bald wieder in die Bundesliga zurückkehren wird.”

…Bayer Vizekusen:

“Das ist so eine Floskel und wenig kreativ. Wenn wir tatsächlich Zweiter würden, was wahrscheinlich nicht passiert, wäre das ein Riesenerfolg. Da muss man die Kirche im Dorf lassen. Das Problem ist, dass das Anspruchsniveau im Umfeld hier zuletzt ins Uferlose ging. Dabei lautete vor der Saison das Ziel, dass wir die Europa League erreichen wollen – wenn alles gut geht. Man muss sehen, wie viele junge Spieler wir haben, die vor einem Jahr teilweise noch in der zweiten Liga waren. Da sind Formschwankungen normal. Das muss man ganz nüchtern betrachten.”

…Kevin Kuranyi:

“Ich möchte mich nicht unter die vielen Experten einreihen, die dem Bundestrainer Joachim Löw da Ratschläge geben. Es war immer so, dass vor einer WM heiß diskutiert wurde, wer nominiert werden soll. Joachim Löw wird wissen, welche Spieler in sein System passen und auf wen er sich verlassen kann.”

…die WM-Chancen

“Wenn die Bayern das Champions-League-Finale erreichen, fallen diese Spieler bis nach dem 22. Mai für die WM-Vorbereitung aus. Das wäre ein Problem, zumal wir immer von einer guten Vorbereitungsphase lebten. Wenn aber alle beim DFB an einem Strang ziehen, bin ich so oder so überzeugt, dass wir uns in Südafrika ordentlich präsentieren und die entsprechenden Ergebnisse abliefern.”

…die eigenen Ambitionen:

“Ich hätte schon zwei- oder dreimal die Gelegenheit gehabt, Bundestrainer zu werden, aber ich bevorzuge die tägliche Arbeit mit den Spielern und habe gern mein Ohr am Puls der Mannschaft. Das hält auch jung.”

…Real Madrid:

“Das Wort ,stolz’ benutze ich ungern. Lieber verwende ich ,glücklich’. Ich bin heute noch glücklich, dass ich mit Real 1998 die Champions League gewonnen habe. Es war sehr schwierig, denn darauf war alles fokussiert. Madrid war etwas ganz Besonderes.”

…die Erwartungen für Samstag:

“Ich denke, wir werden alles sehen, was den Fußball so attraktiv macht. Da treffen zwei offensive und spielstarke Mannschaften aufeinander. Schön wäre es, wenn am Ende alle zufrieden sind.”

(STZ 16.4.10)

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