5. Juli 2010

Auf dem Weg zum 4. WM-Titel

Das beste Deutschland aller Zeiten?!

Die größten DFB-Teams hatten immer jeweils ein herausragendes Merkmal. Das aktuelle nicht. Sein Erfolg hat viele Facetten. Ist es jetzt schon besser als Beckenbauer und Co.? Wenn man derzeit über die deutsche Nationalmannschaft nachzudenken beginnt, wird man schnell stutzig und auch ein bisschen verwirrt. Wenn sich der Nebel dann allmählich lichtet und man die beiden letzten Meisterwerke und überhaupt das gesamte WM-Turnier Revue passieren lässt, dann hat man plötzlich sie im Sinn: Gerd Müller und Günter Netzer. Wie sie sich durch die Schweizer Abwehr brillieren, Hacke Müller, Spannstoß Netzer, Tor. Das schönste des Jahres 1972. Es war jenes magische Jahr, das aus den frisch gekürten Europameistern die Mannschaft des Jahrhunderts machte.

Mit Maier, Beckenbauer, Breitner, Overath, Netzer, Müller. Und die zwei Jahre später auch Weltmeister werden sollte. Den schönsten und nebenbei auch erfolgreichsten Fußball aller Zeiten hat Deutschland mit dieser Mannschaft gespielt. Gleichzeitig Welt- und Europameister war eine DFB-Auswahl seither nie mehr. Aber jetzt gibt es tatsächlich eine Gruppe, die der Mystik der 70er-Helden ihren Geist austreiben kann. Oder vielleicht schon ausgetrieben hat. Denn noch nie wurde Deutschland außerhalb seiner Grenzen so viel Respekt und Beifall entgegengebracht. Für das Spektakel waren bisher fast immer andere zuständig, Deutschland beschränkte sich zumeist auf den Gewinn der Titel. Jetzt entbrennt eine hitzige Diskussion, ob diese neue deutsche Nationalmannschaft tatsächlich schon besser sein kann als ihre erfolgreichen Vorgänger, zu denen sicherlich auch die Mannschaften von 1990 und 1996 zu zählen sind. Jede dieser Mannschaften hatte eine besonders herausstechende Eigenschaft. Das Team um Beckenbauer war die spielerisch beste bis zur laufenden WM, die 90er Weltmeister um Lothar Matthäus hatten die größte Dynamik, Berti Vogts’ Europameister die größte Willensstärke. Aber selbst in diesen Paradedisziplinen kann ihnen Joachim Löws Truppe zumindest das Wasser reichen.

Das neue System:

Die Mannschaft hat eine feste Spielidee. Angriff als erste Option, ohne dabei aber die Grundlagen in der Defensivarbeit zu vergessen. Löw hat sich seit zwei Jahren seinen Stamm von Spielern ausgesucht, die nicht unbedingt die Besten der letzten Saison waren, sondern am besten in das Kollektiv und auf den für sie vorgesehenen Platz passen. Dafür gab es reichlich Kritik, selbst von Trainerkollegen aus der Liga, die ja eigentlich wissen sollten, dass Form jederzeit Klasse schlagen kann – sofern ein durchdachter Plan dahinter steckt. Vor zwei Jahren war das 4-4-2 mit Doppel-Sechs das bevorzugte Spielsystem. Über das 4-5-1 ging es fließend in das derzeitige 4-2-3-1 über, das deutlich offensiver ausgerichtet ist. Das ursprüngliche System bleibt als Schablone zurück, die man jederzeit falls nötig über die Mannschaft stülpen könnte. “Eine Rückkehr zum 4-4-2 ist immer eine Option”, sagt Löw. Auch wenn er vom erfolgreichen System derzeit bei der WM wohl ziemlich sicher nicht mehr abrücken wird. Deutschland ist flexibel, kann auf den anstehenden Gegner reagieren und auf bestimmte Spielsituationen.

Das Offensivspiel:

Seit Jürgen Klinsmann pflegt Deutschland einen anderen Stil. Allerdings war das Klinsmann-Credo noch sehr auf überfallartiges Attackieren ausgelegt – so sehr, dass ihn seine eigenen Spieler einige Male zügeln mussten, nicht zu naiv-offensiv in ein Spiel zu gehen. Löw hat schon damals die Hauptarbeit im Hintergrund gemacht und die Dinge im Laufe seiner vierjährigen Amtszeit verfeinert. Vor allem die letzten Monate waren von ganz entscheidender Bedeutung. Deutschland spielt einen präzisen, ausgeklügelten Ball. Ohne große Hektik, dafür mit jeder Menge Variationen und Kreativität. “Fußball ist ein Kopfspiel”, sagt Bayern-Trainer Louis van Gaal. Vom Niederländer scheint sich Löw in der Erschaffung und Umsetzung seiner Idee jede Menge abgeschaut zu haben. In fünf WM-Spielen hat die DFB-Elf jetzt 13 Tore erzielt, dreimal dabei vier in einem Spiel. Lediglich die Mannschaft der 70er Jahre kann der Offensivpower der heutigen Mannschaft noch das Wasser reichen. Sonst gab es in der jüngeren Geschichte keine Mannschaft, die offensiv stärker gewesen wäre.

Die Harmonie im Team:

Nach Michael Ballacks Verletzung entstand schnell ein kaum zu schließendes Machtvakuum innerhalb der Mannschaft. Die Hierarchie, die sich seit mehr als acht Jahren um Ballack herum aufgebaut hatte, krachte in sich zusammen. Die Kapitänsfrage war schnell geklärt, wenn auch mit einigen Nebengeräuschen. Aber schnell war erkennbar, dass diese Mannschaft gar keinen großen Anführer mehr braucht. Ihr reichen die fünf kleinen, “halben” Anführer aus dem Mannschaftsrat, die mehr Demokratie zulassen und mehr auf Augenhöhe mit den vielen jungen Spielern agieren, als es zuvor der Fall war. Die Älteren wurden schon Wochen vor dem Turnier nicht müde, den ausgezeichneten Zusammenhalt und die Chemie innerhalb des Kaders zu loben. Die Mannschaft von 1996 und vielleicht auch die von 1990 hatten einen ähnlichen Teamgeist – angesichts der sehr ungewöhnlichen Freizeitverhältnisse in der Einöde des Velmore Grand Hotels im südafrikanischen Niemandsland aber eine außergewöhnliche Leistung.

Das Trainerteam:

Löw hatte als Chef einige sehr brenzlige Situationen zu überstehen seit der EM 2008. Zuerst der Streit mit Ballack und Frings, die Demission Kuranyis, Ärger mit der Liga, die andauernden Personaldiskussionen und zuletzt die geplatzte vorzeitige Vertragsverlängerung. Aber er hat sich durchgesetzt, ist seinen Weg gegangen. Löw hat enorm dazugelernt in den letzten Jahren, auch im Bezug auf seinen Trainings- und Coaching-Stil. Die Mannschaft scheint auf den Punkt topfit, die Trainingssteuerung der Fitnesscoaches sitzt. Dazu kommen die Analysen von Urs Siegenthaler, der den kommenden Gegner in zahllosen kleinen Häppchen serviert und Löw sich davon in Absprache die wichtigsten Details herauspickt. In der Gesamtheit hatte der DFB nie mehr seiner so genannten Funktionäre und ein größeres Funktionsteam bei einem Endturnier dabei. Die vielen Aufwendungen scheinen sich aber bezahlt zu machen. Zumal auch hier ein Rad ins andere greift.

Die Einzelspieler:

Um es kurz zu machen: Bastian Schweinsteiger ist auf dem besten Weg, der Spieler des Turniers zu werden. Kein anderer leitet seine Mannschaft wie der Münchener, kein Xavi, kein Gerrard, kein Messi, kein Lucio. Dazu kommen in den WM-Neulingen Mesut Özil und Thomas Müller zwei Kandidaten für den besten Nachwuchsspieler des Turniers. Müller dürfte die Wahl bei sieben Scorerpunkten aus fünf Spielen längst gewonnen haben. Eine Umfrage des größten südafrikanischen Sportsenders Supersport sieht derzeit Müller mit großen Vorsprung vor Özil. Danach kommen Ayew (Ghana), Suarez (Uruguay) und dos Santos (Mexiko). Natürlich gab es ähnliche Ehrungen früher noch nicht. Der letzte, der als der wertvollste Spieler einer WM ausgelobt wurde, war Matthäus 1990. Der hatte da noch den jungen Klinsmann als aufstrebenden Star an seiner Seite.

Die Perspektive:

Auf der letzten Pressekonferenz vor dem Auftaktspiel gegen Australien machte Löw ein bisschen den Eindruck, als würde er die Mannschaft quasi schon vorbeugend für kommende Turniere groß reden. Es hörte sich so an, als würde der Bundestrainer über einen Perspektivkader reden, dem ab der EM 2012 ganz sicher die Zukunft gehöre – dann aber wohl eher nicht mehr unter seiner Regie. Jetzt schickt sich der Perspektivkader an, Weltmeister zu werden. Die jüngste DFB-Auswahl seit 76 Jahren steht in der Tat vor einer großen Zukunft. Aber wenn die Chance schon mal da ist… Verglichen mit den anderen großen deutschen Mannschaften wird dieses Team wohl noch einige Jahre mit demselben Stamm zusammenspielen können. Was das Deutschland aus 2010 aber noch von seinen Vorgängern unterscheidet: Dieses Team hat noch nichts gewonnen. Und erst Titel machen aus talentierten Mannschaften große Mannschaften.

(spox.com)

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12. Juni 2010

Anpfiff zum großen Fußballfest

Category: Presse — Tags: , , , , , – Franky @ 05:58

Käfer-Attrappen, Zulu-Hüte, Trommler und Imbongi-Lobredner: Mit einer ausgelassenen afrikanischen Party hat die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika begonnen. Mehr als 90.000 Zuschauer in der imposanten Arena und TV-Zuschauer in über 200 Ländern sahen eine stimmungsvolle Eröffnungsfeier, bei der sich die stolze Regenbogen-Nation mit einer Mischung aus Tradition und Moderne der Welt präsentierte. Den emotionalen Höhepunkt bildete der Auftritt von US-Star R. Kelly, der gemeinsam mit dem Soweto Gospel-Chor die WM-Hymne “Sign of Victory” sang. “Es war sehr bunt, sehr afrikanisch”, meinte Franz Beckenbauer im Fernsehsender Sky.

Unter dem Motto “Welcome the world home” wurde an die Wiege der Menschheit auf dem Kontinent erinnert. Künstler aus ganz Afrika von Algerien bis Südafrika traten auf. Für ein besonderes Bild sorgte Friedensnobelpreisträger Erzbischof Tutu, der ausgelassen auf der Ehrentribüne tanzte. Ein bunter Reigen von Tänzern, Trommlern, und Sängern sorgte für Stimmung auf den Rängen. Viele Fans gaben mit Vuvuzelas einen Vorgeschmack auf den bis zum Finale am 11. Juli an gleicher Stelle herrschenden WM-Sound.

Die einem Flaschenkürbis nachempfundene “Kathedrale des Fußballs” am Rande von Johannesburg verwandelte sich während der 40-minütigen Show in einen brodelnden Topf voller ausgelassener Fußballfans aus aller Welt. Über 1500 Teilnehmer im Alter zwischen 6 und 60 Jahren formierten Afrikas Konturen oder einen riesigen Kochtopf – das Symbol des heimischen Herds und auch Inspiration für das WM-Stadion selbst.

Frauen in bunten Decken und roten Zulu-Hüten stellten zunächst die verschiedenen Regionen des WM-Gastlandes dar. Unter einem stilisierten Baobab-Baum präsentierten Sänger wie Khaled (Algerien), Femi Kuti (Nigeria) oder Formationen wie Osibisa (Ghana) die einzelnen Teilnehmerländer vom Kontinent. Ohrenbetäubender Jubel brandete auf, als die Flaggen der WM-Teilnehmer präsentiert wurden.

Die Veranstaltung war eine würdige Einstimmung auf das “größte Spektakel der Welt”, so FIFA-Präsident Joseph Blatter. Überschattet wurde sie nur von der persönlichen Tragödie Nelson Mandelas, dessen 13 Jahre alte Urenkelin Zenani bei einem Unfall ums Leben gekommen war. Mandela hatte daher seine Teilnahme an der Eröffnungsfeier abgesagt.

Obwohl das Stadion offiziell ausverkauft war, blieben zahlreiche Sitze leer. Auf den Rängen saßen Mexikaner mit buntem Azteken- Kopffederschmuck neben Deutschen in schwarz-rot-goldenen Fan-Hüten oder Afrikanern mit den typischen Basotho-Strohhüten. In zahlreichen Ländern waren Fan-Feste organisiert worden. Auch in Südafrika gab es überall im Land Veranstaltungen rund um die Eröffnungsveranstaltung.

Unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen hatten sich die ersten Fans bereits am frühen Morgen Flaggen schwenkend auf den Weg ins Soccer City-Stadion gemacht. Es steht auf den Fundamenten des traditionsreichen FNB-Stadions. Hier gelang der Regenbogennation 1996 der Sieg beim Afrika-Cup und hier sprach Nelson Mandela 1990 nach seiner Freilassung zu mehr als 100.000 Menschen.

(STZ 11.6.10)

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27. März 2010

Gedanken vor dem Spiel in München

Heute ist es also mal wieder so weit. Der Südklassiker FC Bayern gegen den VfB steht an. Ich war sicherlich schon annähernd 20 Mal dabei und habe gerademal einen einzigen Sieg miterleben dürfen, das denkwürdige 3:1 im Februar 1994 bei minus 16 Grad im Olympiastadion. Wie wenn es nicht schon kalt genug gewesen wäre, fegte noch ein eisiger Wind durchs weite Rund. Die Tore besorgten damals Buchwald, Fritz Walter und Andreas Buck, es war die Trainerpremiere von Franz Beckenbauer bei den Bayern und Jürgen Röber beim VfB. Danach gab es unter den VfB-Fans kein Halten mehr. Sie trotzten den eisigen Temperaturen und tanzten mit freiem Oberkörper Polonaise.

Seitdem gab es nicht mehr viel zu ernten, beim seither einzigen und bislang letzten Sieg 1999 war ich nicht dabei. Heute kann ich mir auch nicht recht vorstellen, dass die Negativ-Serie reißen wird. Es ist eben der Südklassiker mit einer großen Rivalität unter den Fans, so dass der VfB nie das Glück hat, die Bayern auf dem falschen Fuß zu erwischen. Die Bayern gehen immer topmotiviert in dieses Derby und dann ist es eben schwer, dort zu bestehen. Um eine Chance zu haben, sind ähnliche Tugenden gefragt, wie ich sie vor dem Barcelona-Spiel propagierte. Die Konzentration und Laufbereitschaft muss bei allen und hundertprozentig stimmen, leichtfertige Abspielfehler sollten vermieden werden und wann immer sich die Möglichkeit bietet, z. B. wenn die Bayern weit aufgerückt sind, muss die Chance zum Kontern ergriffen und diese dann auch konzentriert zu Ende gespielt werden. Nur wenn alles passt, ist eine Überraschung drin. Die Bayern ihrerseits können es sich, trotz der kurz aufeinander folgenden Highlights, z. B. im Pokal am vergangenen Mittwoch auf Schalke, den anstehenden Champions League Krachern gegen ManU und den darauf und dazwischen folgenden Bundesligaspielen, erneut auf Schalke und dann gegen Leverkusen, nicht leisten, nachzulassen. Dass die 120 Minuten im Pokal heute eine Rolle spielen und die Bayern müde sein könnten, glaube ich nicht. Der Holländer wird genau hingeschaut haben im Training und notfalls den ein oder anderen ersetzen. Sie haben schließlich auch eine starke Bank. Die meisten der Bayern sind derzeit fast 1:1 zu ersetzen. Selbst dass Ribery derzeit selten spielt, fällt kaum ins Gewicht. Schwerer würde wohl der Ausfall von Arjen Robben wiegen, der derzeit den Unterschied ausmacht und immer wieder durch starke Einzelleistungen, wie zuletzt in der 112. Minute auf Schalke, ein Spiel alleine entscheiden kann. Ihn aus dem Spiel zu nehmen, diese Aufgabe kommt auf Molinaro und Hleb zu. Dennoch darf man die anderen, ob es Ribery, Müller, Olic oder Klose sind, nicht aus den Augen verlieren. Bei Standards gilt es, besonders auf Daniel Van Buyten aufzupassen, der immer öfter als Torschütze in Erscheinung tritt.  Dass die Bayern, zumindest im Unterbewußtsein, schon ManU im Kopf haben könnten, könnte schon eher sein. Klar wissen sie, dass der VfB auch nicht so im vorübergehen besiegt werden kann. Dennoch möchte sich bestimmt auch keiner vor diesem Gipfel verletzen und zieht vielleicht dann eher mal zurück.

Mario Gomez, dem ich den Wechsel zu den Bayern nie verziehen habe, ist nach seinem Muskelfaserriss erst im Aufbautraining und für das Spiel noch kein Thema. Bevor man mich, was Gomez betrifft, falsch versteht: er war hier in Stuttgart eine Integrationsfigur und hat dem VfB viel zu verdanken. Andersherum hat natürlich auch der VfB ihm einiges zu verdanken, vor allem noch in der letzten Saison war er so etwas wie die Lebensversicherung für uns. Und dann tut es eben besonders weh, wenn ein Liebgewonnener zu den Großkopferten nach München wechselt. Er träumte von Barcelona und geht dann den vermeintlich einfachen Weg über die A8 nach München, um zwar den VfB, nicht aber sein Umfeld aufgeben zu müssen.

Andererseits war sein Vertrag und die hohe festgeschriebene Ablösesumme auch fair für den VfB (im Gegensatz zum Abgang von Kuranyi, der nur ihm und K-H. Förster die Taschen füllte). Mit den geschätzten 35 Millionen Euro, richtig: 35.000.000 hätte man etwas anfangen können, wenn man bedenkt, dass ein Robben gerade mal 25 Millionen gekostet haben soll, so gesehen, ein echtes Schnäppchen.

Doch zurück zum heutigen Spiel: Wie erwähnt, meine Hoffnung hält sich in Grenzen, doch wir reden über Fußball und im Fußball ist immer alles möglich. Ich hoffe, der VfB hakt die Saison noch nicht ab, auch wenn die Chance aufs internationale Geschäft minimal ist. Die Mannschaft ist es sich und auch uns Fans schuldig, immer alles zu geben, zumal jetzt die englischen Wochen wegfallen und derVfB sich jetzt immer eine Woche lang auf den nächsten Gegner vorbereiten kann. Die nächsten Wochen sind sicherlich auch ein Schaulaufen im Hinblick auf 2010/11. Heldt und Gross werden genau hinschauen, auf wen sie sich verlassen können und mit wem sie die Zusammenarbeit über die Saison hinaus ausdehnen wollen. Ich denke schon, dass der Umbruch, der im Winter mit den Abgängen von Simak, Bastürk, Magnin, Hitz und Elson eingeleitet wurde, im Sommer seine Fortsetzung findet und die Mannschaft ein neues Gesicht bekommen wird. Hier vertraue ich Christian Gross und seiner Fähigkeit, ein Team zu formen, wie er es beim FC Basel über viele Jahre hinbekommen hat.

Für uns geht die Fahrt nach München um 10 Uhr in Esslingen-Berkheim los. Wir fahren wieder mit dem RWS Berkheim im Bus mit. Aufgrund meiner Befürchtungen was das Spiel angeht, hält sich die Vorfreude momentan noch in überschaubaren Grenzen. Mir gefällt die Arroganz-Arena mit seinem Operettenpublikum überhaupt nicht. Dazu dann pöbelnde “Bayern-Fans”, die meinen, sie wären es. Die wenigsten davon kommen aus München, 20 Minuten vor Schluß leert sich oft schon das Stadion, weil viele davon ihre Züge in aller Herren Bundesländer noch bekommen müssen oder um dem Verkehrschaos nach dem Spiel zu entgehen. Vor und nach der Halbzeit sind ein Großteil der teuren Plätze auf Gegentribüne und Haupttribüne minutenlang fast leer, weil die Häppchen, die es  im Innern gibt, wichtiger als das Spiel sind.Und wenn es bei der eigenen Mannschaft nicht läuft und sie keinen Zauberfußball spielen, ist das Geschrei und Gepfeife groß. Schließlich haben sie ja viel Geld bezahlt, dann MUSS man doch auch etwas geboten bekommen.

Bayern-Fan zu werden ist ja sooo einfach. Einfach mal auf die Tabelle geschaut, wer konstant oben steht, sich vielleicht noch einen Lieblingsspieler herauspicken und schon kann man Montag für Montag seine Kollegen dumm anmachen. Meiner Erfahrung nach sind die hier lebenden “Bayern-Fans” oft solche, die noch nie ein Stadion von innen gesehen haben. Mit denen lehne ich aber jede Diskussion über Fußball im Ansatz ab, bevor ich mich vergesse.

Ich möchte jetzt nicht alle Bayern-Fans über einen Kamm scheren, es gibt auch bei denen welche, die oft auswärts und zu jedem Heimspiel gehen, doch ein Großteil der sog. Bayern-Fans sind doch Eventgänger oder solche, die nie ins Stadion gehen. Und so finde ich auch die Atmosphäre in der Allianz-Arena einfach nur schlecht.

Ich fahre hin, weil ich unseren VfB sehen möchte, deshalb mit dem Bus, um diesen Ort schnell und auf direktem Wege wieder verlassen zu können. Und wenn am Ende doch mehr herausspringen sollte als die eingeplante Niederlage, sind wir auch relativ schnell wieder in Stuttgart um zu feiern und geben unsere Kohle dort aus. Da ich eigentlich nie gegen den VfB tippe, lautet mein Tipp heute 2:2. Das wäre ein Achtungserfolg, wir hätten den Bayern wertvolle Punkte um die Meisternschaft “geklaut”, kämen aber dennoch nicht vom Fleck in der Tabelle. Egal, wie es läuft, wir werden alles geben und den VfB wie immer lautstark unterstützen. Der VfB hat sämtliche Gästetickets, 6.400 an der Zahl, verkauft, so dass zumindest von einer Kurve ein stimmungsvolles Spiel zu erwarten ist. So langsam steigt dann doch die Vorfreude, spätestens wenn ich mein Trikot überstreife, bin dann auch ich hochmotiviert.

Auf gehts Stuttgart, kämpfen und siegen!

Wie es war, erfahrt Ihr dann wie immer zeitnah an der selben Stelle.

Viele Grüße und viel Spaß mit dem Spiel

Franky

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