12. Oktober 2013

Last Step to Brazil!

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , , – Franky @ 18:42

Eigentlich bin ich ja kein großer Länderspielgänger, der VfB liegt mir da doch mehr am Herzen. Wenn es sich aber einrichten lässt, der Ort und der Gegner passen, ist ein Spiel der deutschen Fußballnationalmannschaft in der „Länderspielpause“ auch einmal eine willkommene Abwechslung vom Alltag.

Bei der gestrigen Ansetzung kamen diese Faktoren zusammen. Es war vorherzusehen, dass einige tausend stimmgewaltige und trinkfeste Iren anreisen würden und für Partystimmung gesorgt sein würde. Hinzu kam, dass das Spiel in Köln stattfand, nach Hamburg und außer Stuttgart inzwischen meine Lieblingsstadt in Deutschland und ich das neue Müngersdorfer Stadion einfach klasse finde. Dass der dort ansässige FC schon einige Jahre in den Niederungen der 2. Liga herum dümpelt und deshalb Köln-Trips seltener geworden sind, tat ein Übriges, dass ich diese Gelegenheit wahr nahm. Zumindest was den FC angeht, sind die Aussichten in dieser Saison so gut wie schon lange nicht mehr, dass wir in naher Zukunft auch mal wieder mit dem VfB in der Domstadt antreten dürfen.

Dass Köln an diesem Freitag Fußballstadt sein würde, merkten wir nicht nur an den schon zahlreich anwesenden Iren. In unserem Hotel im Aufzug begegnete ich gleich einmal Renate Lingor, einer Ex-Spielerin der Deutschen Frauennationalmannschaft. Ich muss ja zugeben, dass ich sie nicht erkannt hätte, wenn sie nicht so ein Mrs. Wichtig-Kärtchen um den Hals gehängt gehabt hätte, der Name war mir aber dann sofort geläufig und ich musste staunen, als sie sagte, dass sie ihr letztes Länderspiel schon vor sechs Jahren bestritten hätte. Leute, wie die Zeit vergeht!

In der Stadt gingen wir gleich einmal zu unserem Lieblingsitaliener am Rhein-Ufer. Leider war es an diesem Tag nasskalt und teilweise regnete es in Strömen, so dass das flanieren am Rhein ausfiel. The Sun always shines in the Pub, so gingen wir direkt weiter ins Früh Kölsch, wo wir meinen lieben Kollegen Hansi und Konrad von den Murgtalschwaben mit zwei Bekannten, die ich nicht kannte, trafen. Schon einmal in geselliger Runde, kam es wie es kommen musste. Ein Kranz Kölsch nach dem nächsten, so dass wir später als geplant von dort los kamen. Das Wetter tat sein Übriges, dass wir es nicht unbedingt eilig hatten. Allerdings hatten wir es unterschätzt, dass auch die zahlreichen Iren von ihren Brauhäusern und Pubs nicht rechtzeitig weg kamen, so waren die Bahnsteige hoffnungslos überfüllt. Also beschlossen wir, ein Großraum- oder zwei normale Taxis anzuhalten, was sich allerdings als ein aussichtsloses Unterfangen herausstellte.

Gefühlte Stunden später, es war schon gegen 20 Uhr, erhaschten wir am Bahnhof dann doch eines der raren Taxis und baten den Kutscher Vollgas zu geben. Er machte uns wenig Hoffnung, uns noch pünktlich zum Stadion chauffieren zu können, da es in Köln derzeit viele Baustellen gäbe und zudem wegen des bevorstehenden Köln-Marathons noch einige Straßen gesperrt wären. Für die letzte Fuhre zum Stadion habe er 1 ¼ Stunden benötigt. Mit unserem Einverständnis und nach checken der Staulage nahmen wir den Umweg über die Stadtautobahn in Kauf und kamen tatsächlich ohne Stau am Stadion an. Auf dem Weg in Richtung Osttribüne hörten wir dann von draußen erst die Ankündigung des Einlaufs der Mannschaften, kurz darauf dann die Nationalhymnen. Die Eingangskontrollen konnten wir relativ zügig passieren, dennoch verpassten wir natürlich die ersten paar Minuten des Spiels. Nach dem Pokalfinale in Berlin aus ähnlichen Gründen und kürzlich Braunschweig wegen des Pannenbusses binnen ein paar Monaten das dritte Mal, dass ich Einlauf und Eröffnungszeremonie verpasste. Hier denke ich, sollte ich dringend an mir arbeiten. ;-) .

Wie schon erwähnt liebe ich das Kölner Stadion. Vielleicht auch deshalb, weil ich das alte Müngersdorfer Stadion immer als schlimm empfand und das neue so überhaupt nicht mehr damit zu vergleichen ist. Das Stadion hat eine tolle Akustik und man ist nah dran. Wie schon in den letzten Bundesligaspielen bestellte ich für uns die gleichen Plätze, unweit des Gästeblocks, Gegentribüne Unterrang und direkt am Treppenabgang gelegen. Logistisch geht’s nicht besser, Bierstand und Toiletten in unmittelbarer Nähe. Apropos Bierstände: Bravo FIFA, die ja wohl auch für die Ausrichtung der Qualifikationsspiele verantwortlich zeichnet, dass es gestern Vollbier gab und nicht wie bei von der UEFA ausgerichteten Events nur alkoholfreie Plörre. Um Missverständnissen vorzubeugen, weil ich dieses Thema in letzter Zeit immer wieder anreiße. Es geht mir nicht darum, dass ich es nicht auch einmal zwei Stunden ohne ein Stadionbier aushalten würde. Mich stört diese Doppelmoral: dem Fußvolk „keine Macht den Drogen“ predigen und sich in den V.I.P.-Katakomben die Hucke voll saufen. In Fußballdeutschland gehört zu einem Fußballspiel das Stadionbier genauso dazu wie die Stadionwurst, in Deutschland allgemein (gut, in Bayern im Besonderen) ist Bier Kulturgut, weshalb also lassen wir uns unsere deutsche Kultur von irgendwelchen französischen Funktionären verbieten und sagen zu allem „Ja und Amen“.  Sollte mal jemand alkoholbedingt über die Stränge schlagen, müsste es doch möglich sein, diesen des Areals zu verweisen und gut ist. Das ist in jeder Stadionordnung geregelt, weshalb also mal präventiv alle zusammen kollektiv bestrafen. Gestern jedenfalls war diesbezüglich alles bestens, ich hoffe, nicht nur deswegen, weil man befürchtete, mit den Iren Probleme zu bekommen, wenn man ihnen alkoholfreie Brühe vorsetzt. :-) . Im Ernst, die Iren waren überall gut drauf, wie man sie kennt, in Feier- und Trinklaune und nach dem Spiel durchaus bedient, sie hatten sich tatsächlich etwas ausgerechnet.

Das Spiel verlief eigentlich wie man es erwarten durfte. Ein souveräner Sieg gegen ein tief gestaffeltes grünweißes Abwehrbollwerk. Neue Erkenntnisse konnte man kaum gewinnen. In der Offensive sind wir auch ohne echten Stürmer brillant bestückt, in der Defensive dagegen muss noch einiges getan werden, um sich im nächsten Sommer gegen die Creme de la Creme durchzusetzen. Selbst den Iren gestattete man zu viele Torchancen.

Die Kritik an Löw teile ich im Großen und Ganzen nicht. Ich kann mich nur zu gut noch an den Rumpelfußball früherer Jahre erinnern, an eine Euro 2004 in Portugal, wo wir zugegen waren und man ernsthaft Probleme hatte, einen 22-Mann-Kader zu rekrutieren. Damals wurde selbst ein alternder Fredi Bobic berufen, dessen beste Jahre schon einige Zeit vorbei waren. Seitdem hat sich unheimlich viel getan. Mittlerweile haben wir einen Pool von etwa vierzig Spielern, die man bedenkenlos bringen kann, Absagen aus Unlust haben sich auf ein Minimum reduziert, weil sich kaum einer seines Stammplatzes sicher sein kann, es ist Spielfreude und Spielkultur da und ein technisch anspruchsvoller Fußball, wie ihn Deutschland noch nie gesehen hat. Dass ein Trainer seine Vorstellungen durchsetzt, auch einmal seine Lieblinge bevorzugt, steht ihm meiner Meinung nach zu. Einen Sven Ulreich ernsthaft in die Nationalmannschaft hinein schreien zu wollen, darüber muss ich schmunzeln. Dafür hat er noch zu viele Defizite und mittlerweile fehlt mir auch der Glaube, dass er diese noch abstellt. Gerade in Sachen Spieleröffnung, Handlungsschnelligkeit und auch in der Strafraumbeherrschung haben ihm einige Konkurrenten viel voraus.

Dass Löw auch jetzt in höchster (Stürmer-) Not einen Stefan Kießling nicht beruft, kann ich auch nicht nachvollziehen, respektiere aber trotzdem Löws Meinung. Er möchte in ihm sicherlich keine falschen Illusionen wecken, ihn jetzt als Notnagel zu bringen, obwohl er genau weiß, dass er, wenn Gomez und Klose fit sind, diese beiden und sonst keinen weiteren Stürmer zur WM mitnehmen wird. Schade für Kießling, allerdings ist er nicht der erste und sicherlich auch nicht der letze herausragende Bundesligaspieler, der es nicht (dauerhaft) in die Nationalmannschaft geschafft hat. Unser Fritz Walter und auch Labbadia fallen mir spontan ein, die über Jahre in der Bundesliga Tor um Tor erzielten, in der Nationalmannschaft aber nie eine große Rolle spielten, weil eben damals Völler und Klinsmann erste Wahl waren.

Einzig in der Defensive gibt es noch einiges zu tun. Boateng scheint sich stabilisieren und ist auf dem Weg zur festen Größe. Ich hoffe einmal, dass er seinen Stammplatz bei den Bayern behält, auch wenn Martinez und Thiago wieder fit sind. Es wird ja immer wieder kolportiert, Guardiola könne Martinez als Innenverteidiger sehen, dann würden von Dante, Martinez und Boateng wohl nur zwei spielen, was im Endeffekt für die Nationalmannschaft ein Problem werden könnte. Als zweiten Innenverteidiger sehe ich derzeit Höwedes stärker als Mertesacker und hoffe, dass sich Mats Hummels wieder stabilisiert. Als Linksverteidiger haben derzeit Schmelzer und Jansen die besten Karten, Aogo, der bei Schalke derzeit wieder regelmäßig spielt, könnte auch wieder ein Thema werden. Einziger Fixpunkt der Viererkette ist Phillip Lahm, der schon ein Phänomen ist. Er läuft und läuft und läuft und legt dabei noch Spielmacherqualitäten an den Tag. Gestern in der zweiten Hälfte beackerte er die Seite, an der wir saßen und ich muss sagen, dass ich schon fasziniert war, wie beharrlich er marschierte und immer anspielbereit war. Ich habe dennoch großes Vertrauen in die Arbeit von Löw und glaube, dass es auch dieses Mal wieder gelingen wird, der Truppe in den letzten vier Wochen vor dem Turnier den nötigen Feinschliff zu geben. Bis zum Beginn der Vorbereitung wird die Wunschformation weitestgehend stehen und dann geht es darum, aus elf hervorragenden Akteuren eine funktionierende Mannschaft zu kreieren, die Laufwege einzustudieren und Automatismen zu trainieren. Deshalb bin ich überzeugt, dass bis zum Beginn des Turniers das Abwehrverhalten ein anderes sein wird, als während der Qualifikation gesehen.

Mit der Qualifikation insgesamt kann man sehr zufrieden sein. Gerade einmal einen Punkt abgegeben, den man zugegebenermaßen nicht hätte abgeben dürfen. Abgesehen von einem glücklichen Sieg im Prestigeduell in Österreich sind wir souverän durchmarschiert. Auch gestern hatte ich weder vor noch während des Spiels Bedenken, dass etwas schief gehen könnte.

Ich fand den Abend gestern sehr entspannt, weil wir Qualität in unseren Reihen und auch die Mittel haben, einen hinten drin stehenden Gegner mürbe zu spielen und viele Torchancen zu erarbeiten. So ging ich zufrieden von dannen und hatte es nicht bereut, dieses Spiel besucht zu haben.

Dennoch muss ich sagen, dass dieser Eventcharakter bei Länderspielen nicht meine Welt ist. Das kostenlose Verteilen von Fähnchen ist der natürliche Feind des Stadionfotografen. Ständig wedelt einer vor Dir herum, wenn dann noch bei Länderspielen bei einem 3:0-Sieg, abgesehen von der La-Ola-Welle in der ersten Halbzeit, kaum Stimmung aufkommt, wenn ein Mario Götze bei seiner Einwechslung ausgepfiffen wird, fehlt mir das Verständnis. Das waren sicherlich genau die Leute, die mit ihren Vereinsschals zum Länderspiel gehen… Insgesamt gesehen haben die paar tausend Iren weitaus mehr Stimmung gemacht, als die Deutschen. Gelegenheitsstadiongänger, die sich einmalig eine teure Eintrittskarte gekauft haben, waren wahrscheinlich enttäuscht, weil nach dem 6:1 im Hinspiel „nur“ ein 3:0 herauskam.

Ich war hoch zufrieden. Mehr als die fix gemachte Qualifikation gab es gestern nicht zu gewinnen und dieses Ziel wurde ungefährdet erreicht. Brasilien 2014, wir kommen. Ob es nach 1996 mal wieder zu einem Titel reichen wird steht in den Sternen. Das Personal dafür hätten wir jedenfalls. Trotzdem wird es natürlich ein spezielles Turnier werden, weite Reisen, klimatische Unterschiede von Spielort zu Spielort und eine brasilianische Nation, die wie ein Mann hinter ihrem Team stehen wird. Ob sich die Unruhen, die während des Confed-Cups zu beobachten waren, bis dahin gelegt haben oder nicht, könnte ebenso Auswirkungen auf die Stimmung und Atmosphäre des Turniers haben und womöglich eine Mannschaft auf der Fahrt ins Stadion (negativ) beeindrucken. Wie man das Team ums Team der DFB-Elf kennt, werden sämtliche möglichen Szenarien durchgespielt und die Mannschaft bestmöglich auf alles vorbereitet, was ihr drohen könnte, dennoch darf man auch nicht vergessen, dass auch unsere Spieler nur Menschen sind, von denen der eine äußere Einflüsse besser wegsteckt als der andere. Sicher nicht zufällig ist noch nie eine europäische Mannschaft in Mittel- und Südamerika Weltmeister geworden, es gilt sich über einige Widerstände hinweg zu setzen. Daher ist Stand jetzt auch eine Prognose schwierig bis unmöglich. Sicher ist nur, wir sind mal wieder dabei und das ist auch gut so!

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3. Juni 2010

Löw präsentiert den WM-Kader: Andreas Beck bleibt zuhause

Andreas Beck hat die WM-Niete gezogen – Joachim Löws 23 Auserwählte sollen ohne den Hoffenheimer Verteidiger bei der Generalprobe gegen Bosnien-Herzegowina das erhoffte Wintermärchen von Südafrika einläuten. Beim letzten Training der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Südtirol hatte der Pechvogel Beck am Dienstag auf dem Rasen der Sportzone Rungg noch einmal kräftig Gas gegeben, wenige Stunden später folgte dann die persönliche Enttäuschung: Die WM am Kap wird ohne den 23 Jahre alten Verteidiger über die Bühne gehen. “Uns ist die Entscheidung sehr schwergefallen, aber wir können nur 23 Spieler mitnehmen”, erklärte Löw gestern Abend und ergänzte: “Andreas Beck hat eine durchwachsene Saison gespielt.” Zwar kämpfte er sich im Trainingslager weiter heran, am Ende aber reichte es nicht. Schon beim 3:0 in Ungarn war Beck nicht mehr zum Einsatz gekommen. Der Vorbereitungsverlierer wandte sich noch mit einigen Worten an seine Kollegen und wurde von der Mannschaft mit Beifall bedacht: “Ich habe mich hier sehr wohlgefühlt.”

Zunächst hatte einiges dafür gesprochen, dass Löw nach dem Ausfall des Kapitäns Michael Ballack sowie der Defensivkräfte Christian Träsch und Heiko Westermann in Stefan Kießling einen Stürmer streicht. “In der Abwehr habe ich genügend Alternativen”, begründete Löw jedoch die Auswahl seiner 23 Spieler, die spätestens bis Mitternacht dem Weltverband Fifa gemeldet werden mussten. “Er ist tief enttäuscht”, berichtete Löw von der Reaktion des Hoffenheimer Verteidigers, der heute mit der Mannschaft von Bozen nach Frankfurt fliegen wird und dann in den Urlaub geht. “Er bekommt in Zukunft wieder eine Chance”, sagte der DFB-Chefcoach. “Für denjenigen ist es sehr enttäuschend, nachdem er drei Wochen hart gearbeitet hat. Aber die Welt geht trotzdem nicht unter. Das spornt auch wieder für die nächsten Aufgaben an”, sagte der Vizekapitän Bastian Schweinsteiger. Entspannt aber fokussiert Nach 21 Tagen Trainingslager, unzähligen Vorbereitungsstunden und drei bitteren Verletzungen will die deutsche Mannschaft um Bastian Schweinsteiger im letzten Test am Donnerstag (20.30 Uhr/ARD) gegen Bosnien-Herzegowina wieder eine schwarz-rot-goldene Welle lostreten. “Wir brauchen die Fans, die uns nach vorn peitschen. Nur mit ihnen können wir weit kommen”, sagte Schweinsteiger und kündigte in der Frankfurter Arena die erste mögliche WM-Elf an: “Ich denke schon, dass wir mit der Mannschaft auftreten werden, die gegen Australien spielen könnte.”

Kader ist zusammengerückt

Im jungen deutschen Team ist in den drei vergangenen Wochen eine fast trotzige Stimmung entstanden, die den dreimaligen Weltmeister trotz des Verletzungspechs von dem ersten Gruppenspiel am 13.Juni in Durban an zu einer Überraschung treiben soll. “Der Kader ist immer enger zusammengerückt”, sagte Löw, der auch nach dem bitteren Auswahlverfahren den Blick schnell nach vorne richtete. “Am Ende muss sich der Spieler auch vor Augen führen, dass es eine Ehre und Auszeichnung war, hier dabei gewesen zu sein”, erklärte Oliver Bierhoff nüchtern, bevor für den deutschen Tross heute von Bozen aus der kurze Flug nach Frankfurt und das Abschlusstraining für die WM-Generalprobe anstehen. Der Manager warnte davor, die gelöste Atmosphäre als Garant für eine erfolgreiche Endrunde zu sehen. “Die Stimmung ist gut, das muss jetzt aber auch mit Leistungen auf dem Platz umgesetzt werden”, forderte Bierhoff.

Der WM-Projektleiter Löw präsentierte sich in den Vorbereitungstagen trotz aller bleibenden Fragezeichen entspannt und zugleich sehr fokussiert. Über einen Fluch, der über seinem Team liegen könnte, denke er gar nicht nach. “Wir werden uns weiter nicht beirren lassen”, sagte der Bundestrainer. Seinen Plan hat er bisher ohne Kompromisse durchgezogen.

Der endgültige WM-Kader

Tor: Manuel Neuer (FC Schalke 04) , Tim Wiese (Werder Bremen), Jörg Butt (FC Bayern München).

Abwehr: Arne Friedrich (Hertha BSC), Dennis Aogo (Hamburger SV), Holger Badstuber (FC Bayern München), Jerome Boateng (Hamburger SV), Philipp Lahm (FC Bayern München), Per Mertesacker (Werder Bremen), Serdar Tasci (VfB Stuttgart).

Mittelfeld: Marcell Jansen (Hamburger SV), Sami Khedira (VfB Stuttgart), Toni Kroos (Bayer Leverkusen), Marko Marin (Werder Bremen), Mesut Özil (Werder Bremen), Bastian Schweinsteiger (FC Bayern München), Piotr Trochowski (Hamburger SV).

Sturm: Cacau (VfB Stuttgart), Mario Gomez (FC Bayern München), Stefan Kießling (Bayer Leverkusen), Miroslav Klose (FC Bayern München), Lukas Podolski (1. FC Köln), Thomas Müller (FC Bayern München).

(STZ 1.6.10)

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27. April 2010

Interview mit Alexander Hleb: “Ich will mit dem VfB Platz drei”

Der VfB Stuttgart ist die beste Rückrundenmannschaft in der Fußball-Bundesliga – und der wiedererstarkte Alexander Hleb hat einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet. Das Selbstvertrauen des 28-Jährigen ist mittlerweile so groß, dass er sich mit einem Platz in der Europa League nicht zufriedengeben will.

Herr Hleb, Ihr Jahr beim VfB ist bald wieder vorbei. Ziehen Sie doch mal ein Fazit.

Es ist schnell gegangen. Aber noch ist es nicht so weit. Noch bin ich hier – und abgerechnet wird erst zum Schluss. Schließlich können wir noch einiges erreichen.

Sie treffen nun noch auf Bochum, Mainz und Hoffenheim. Was ist da das Ziel?

Nachdem wir schon die letzten fünf Spiele gewonnen haben, sage ich, wir wollen noch drei Siege. Das wäre eine schöne Serie.

Und dann?

Ich will den dritten Platz. Mit weniger möchte ich mich nicht zufriedengeben. Damit hätten wir das Vorjahresergebnis wiederholt und könnten erneut die Qualifikation zur Champions League bestreiten. Nach dem Verlauf der Hinrunde wäre das eine riesige Sensation. Die Chancen sind da. Wir geben alles und greifen an.

Der Rückstand auf Bremen und Leverkusen beträgt jedoch vier Punkte – und auch Dortmund hat drei Zähler mehr als der VfB.

Natürlich haben wir es nicht mehr selbst in der Hand, weil wir im Herbst viel verpasst haben. Da haben wir wichtige Punkte verloren, und das hängt uns nach. Deshalb müssen wir jetzt auf die anderen schauen. Aber wir können die Konkurrenten unter Druck setzen – und das werden wir auch.

Dazu würden Sie am Ende Ihres Engagements in Stuttgart wahrscheinlich auch gerne noch ein Tor schießen, nachdem Sie in dieser Bundesligasaison noch nicht getroffen haben?

Ja, am besten sogar das entscheidende Tor am letzten Spieltag. Das wäre ein Traum.

Haben Sie in der Realität eigentlich schon Ihre Koffer gepackt und den Möbelwagen bestellt für die Fahrt zu Ihrem neuen Club?

Dafür ist es noch zu früh. Ich wüsste ja noch nicht einmal, wohin ich den Möbelwagen schicken muss.

Vielleicht zu Inter Mailand oder zu Manchester City, die an Ihnen interessiert sind.

Jetzt warten wir mal die letzten drei Spiele ab. Dann muss ich zu meiner weißrussischen Nationalmannschaft. Anschließend mache ich dann Urlaub – und den Rest muss mein Berater für mich regeln.

Ist auch eine Rückkehr zum FC Barcelona möglich, wo Sie ja noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2012 haben?

Ich werde sogar auf jeden Fall zuerst wieder nach Barcelona gehen. Mein Berater ist mit den Leuten dort in Kontakt.

Inter Mailand und Manchester City haben Sie auch schon vor einem Jahr umworben. Warum haben Sie sich damals für den VfB entschieden?

In der Saison zuvor war ich in Barcelona oft verletzt und habe nicht so regelmäßig gespielt wie erhofft. Um wieder die nötige Sicherheit zu bekommen, wollte ich deshalb dahin, wo ich mich heimisch fühle und wo ich viele Freunde habe. Das gab für mich letztlich den Ausschlag.

Das dürfte auch jetzt ein Argument dafür sein, um Sie in Deutschland zu halten.

Natürlich kann ich mir das sehr gut vorstellen. Ich spreche die Sprache und bräuchte keine Eingewöhnungszeit. Außerdem gefällt mir die Bundesliga. Aber man muss sehen, was wird.

Fest steht, dass der VfB am Freitag in Bochum antritt. Können Sie sich noch an das Hinspiel erinnern?

Wir kassierten in der letzten Minute durch einen Freistoß das 1:1. Es gab Proteste der Fans – und es war der letzte Arbeitstag unseres Trainers Markus Babbel.

Unter dem Nachfolger Christian Gross ist der VfB die beste Rückrundenmannschaft. Wie erklären Sie sich den Wandel?

Wir haben auch gekämpft, als Markus Babbel noch da war. Aber damals fehlte uns das nötige Glück. Glück ist ein wichtiger Faktor. Denken Sie nur daran, wie sich der FC Bayern kürzlich in der Champions League gegen Florenz durchgesetzt hat. Oder an den Sieg von Inter jetzt gegen Barça.

Gibt es neben dem Glück noch weitere Unterschiede zwischen dem VfB im Herbst 2009 und dem VfB im Frühling 2010?

Ja, den neuen Trainer. Christian Gross hat uns gutgetan. Er ist ein gewiefter Taktiker und lebt total für den Fußball. Jetzt funktioniert wieder alles in der Mannschaft. Das Selbstvertrauen ist wieder da.

Das überrascht, weil Sie von Gross anfangs in jedem Spiel ausgewechselt wurden und darüber nicht glücklich waren. Wie ist das Verhältnis heute?

Wir mussten uns eben zunächst aneinandergewöhnen. Inzwischen ist es viel besser geworden und ganz normal. Schließlich wollen wir beide dasselbe: Erfolg. Christian Gross weiß ganz genau, warum er nach Stuttgart gekommen ist – nicht allein, um den Abstieg zu verhindern. Er kann sich hier nach oben orientieren und jedes Jahr in die Champions League kommen.

Wenn Sie zurückblicken – haben Sie in dieser Saison auch Fehler gemacht?

Das ist keine Frage. Vielleicht war ich aus meiner Zeit in Barcelona und Arsenal ein bisschen verwöhnt. Da konnten wir auf dem Platz die meisten Probleme mit spielerischen Mitteln lösen. Hier beim VfB funktioniert das nicht immer. Da muss man auch viel kämpfen und rennen, von vorne nach hinten und von hinten nach vorne. Das habe ich womöglich ein wenig unterschätzt. Ich hätte mehr Gas geben und mich vielleicht mehr in die Mannschaft einbringen müssen.

Welche Perspektiven hat der VfB?

Wenn es gelingt, die Mannschaft weitgehend zusammenzuhalten und noch punktuell zu verstärken, ist immer ein Platz in der Champions League drin. Dann kann der VfB sogar mit den Bayern mithalten. Wenn man an Spieler wie Ribéry, Robben, Gomez oder Olic denkt, ist dort die Qualität zwar vielleicht noch etwas höher, anscheinend sind die Bayern auch stabiler als wir, aber gravierend sind die Unterschiede nicht.

Wie wichtig wäre es für die Entwicklung des VfB, Sami Khedira und Cacau zu halten?

Sami muss meiner Meinung nach sowieso bleiben. Ich denke, er braucht noch zwei Jahre, bis er reif ist für einen Wechsel zu einem noch größeren Verein. Wenn er diesen Schritt jetzt schon macht, glaube ich, käme das noch zu früh.

Und Cacau?

Er fühlt sich mit seiner Familie wohl in Stuttgart. Der VfB sollte auf jeden Fall versuchen, ihn zu halten.

Sie verlassen den VfB definitiv. Wen empfehlen Sie dem Club als Nachfolger?

Franck Ribéry oder Cristiano Ronaldo wären nicht schlecht. Im Ernst: ich bin zuversichtlich, dass der Verein den richtigen Spieler findet.

(STZ 23.4.2010)

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