9. November 2009

Yildiray Bastürk, die Nummer 26

Category: Presse — Tags: , , , , , – Franky @ 12:42

Yildiray Bastürk musste sich noch einmal gedulden. Am Spielfeldrand stand er und wartete auf seine Einwechslung, mal tippelte er auf der Stelle, mal zog er beide Knie an die Brust. Minutenlang ging das so, weil erst der Ball nicht ins Aus gehen wollte und es dann einen Eckball und einen Freistoß für Mönchengladbach gab. Aber was sind schon ein paar Minuten Wartezeit mehr oder weniger, wenn man zuvor ein Dreivierteljahr überhaupt nicht hatte spielen dürfen?

Am 27. Januar bestritt Bastürk sein letztes Pflichtspiel für den VfB. Beim 1:5 im Pokal gegen den FC Bayern lieferte er einen missglückten Auftritt als hängende Spitze und landete danach auf dem Abstellgleis. Nun ist er also wieder zurück. Beim 0:0 in Gladbach wurde der 30-Jährige nach 81 Minuten für den wieder einmal enttäuschenden Alexander Hleb eingewechselt. Bastürk spielte ein paar saubere Kurzpässe und schlenzte kurz vor Schluss den Ball nur knapp am rechten Pfosten vorbei. Hätte er da getroffen, sagte der Teammanager Horst Heldt, “dann hätten wir uns alle ganz schön die Augen gerieben”.

Nicht nachvollziehbare Personalpolitik

Anlass zur Verwunderung bot Bastürks Rückkehr freilich auch ohne Treffer. Keinen Zweifel hatte der Teamchef Markus Babbel monatelang daran gelassen, dass er für den Spielmacher keine Verwendung habe. Verkauft werden sollte Bastürk im Sommer, doch es fand sich kein Abnehmer für den Millionenmann, der als eines der größten Transfermissverständnisse des VfB in den vergangenen Jahren gilt. Konsequenterweise verzichteten die Stuttgarter darauf, den Türken bei der Uefa für die Spiele in der Champions League zu melden. Es gibt kein deutlicheres Signal dafür, nicht mehr gebraucht zu werden.

Nun ist Bastürk ein weiterer Beleg für Babbels nicht immer ganz nachvollziehbare Personalpolitik. Der Mittelfeldspieler ist der mittlerweile 26. Profi, den der Teamchef in zwölf Ligaspielen ausprobiert hat. Kein anderer Club hat so viele Spieler eingesetzt. Leverkusen und Hamburg etwa sind mit bisher 20 Mann über die Runden gekommen – und stehen wohl auch deshalb ganz oben in der Tabelle.

Eine veränderte Taktik

“Yildiray hat auch in einer scheinbar auswegslosen Situation immer klasse trainiert und sich nie hängenlassen”, sagt Babbel: “Jetzt ist er wieder eine Alternative.” Der Hauptgrund für seine Rückkehr ist die veränderte Taktik. Abgerückt ist der Teamchef derzeit vom System des Vorjahres mit zwei Sechsern vor der Abwehr. In Gladbach setzte er in der zweiten Halbzeit auf die einst von seinem Vorgänger Armin Veh bevorzugte Mittelfeldraute mit einem offensiven und einem defensiven zentralen Spieler – und fügte damit dem umfangreichen Arsenal unterschiedlicher Spielsysteme eine weitere Variante hinzu. Flache Vier, Raute, Fünfermittelfeld, ein Stürmer, zwei Stürmer, drei Stürmer, hängende Stürmer: es gibt mittlerweile nicht mehr viele Grundformationen, die der VfB in dieser Saison nicht schon ausprobiert hätte.

Bastürk hofft, dass es nun bei der Spielmachervariante bleibt. Er sei fit und wolle weiter hart trainieren, sagt er, so wie er das im vergangenen Dreivierteljahr auch getan habe: “Eine andere Chance habe ich all die Monate doch gar nicht gehabt.”

STZ online 9.11.09

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