Da uns die DFL wieder einmal als Beiwerk zur Münchner Meisterfeier am allerletzten Spieltag als dankbaren Sparringspartner der Bayern gesetzt hat und wir demzufolge auch letzter Vorrundengegner der Bayern sind, ging es für den VfB bereits gestern zum letzten Spiel des Jahres ins ungeliebte Wolfsburg. Die Bayern spielen ab Dienstag um die Klub-WM und wollen einen Cup in die bayerische Landeshauptstadt holen, der außerhalb der Münchner Stadtgrenzen niemanden interessiert. Aus diesem Grund wurde unser letztes Vorrundenspiel in den Januar verlegt und findet erst nach dem ersten Rückrundenspiel statt.
Wir traten die 550km weite Reise mit dem RWS Berkheim bereits am Samstag um 8 Uhr an, um ja rechtzeitig anzukommen. Man ist ja inzwischen ein gebranntes Kind und weiß, welch unerwartete Vorkommnisse auf dem langen Weg passieren können, Braunschweig lässt grüßen. So jedoch nicht gestern, es lief alles perfekt. Wir hatten zwar das gleiche Busunternehmen wie auf der Fahrt nach Braunschweig, jedoch einen neuen Bus und auch zwei neue und motivierte Busfahrer, die den Verkehr gut antizipierten und mächtig auf die Tube drückten. So gab es Gelegenheit, gegen Ende die Pausen gar zu verlängern um ja nicht zu früh am Stadion zu sein, wo rundherum wenig bis nichts geboten ist und es mir auch schon passierte, den kleinen Gästebereich vor dem Stadion nicht mehr verlassen zu dürfen, weil man sonst Gefahr laufen könnte auf Wolfsburger Ultras (ja, die soll es wirklich geben) zu treffen. Trotz der Trödelei am Ende waren wir gegen 16 Uhr schon am Stadion und mussten zunächst einmal feststellen, dass es Ess- und Trinkbares auch vor dem Stadion nur für die gegen 10 Euro Pfand erwerbbare Wölfekarte gibt. Schnell jedoch hatten wir eine mobile „Verkäuferin“ aufgetan, die einige Fuhren vom nahegelegenen Aldi tätigte und uns Flaschenbier für einen Euro verkaufte. Sie begriff umgehend, wohin sie zu steuern hatte und wo ihr guter Umsatz gewiss sein würde. So verging die Zeit recht schnell und ruck zuck war es 18.15 Uhr und Zeit hineinzugehen.
Fotografenkollegin Ute warnte mich am Vortag bereits vor, dass uns auch in Wolfsburg Stress wegen unserer Kameras erwarten würde. Am Telefon wurde ihr mitgeteilt, selbst Pocketkameras seien verboten, würden sie doch als Wurfgeschosse dienen können. Welch abstrusen Vorstellungen die VW-Mitarbeiter doch haben, wie wenn ich denen meine Kamera zuwerfen würde. Ein Auszug aus der Fan-Info der Volkswagen-Arena ließ uns dann etwas ruhiger schlafen, stand dort doch, dass „Kompaktkameras“ erlaubt wären. Diesen Passus habe ich mir auch ausgedruckt und es dennoch schweren Herzens nicht riskiert, meine Bridge-Kamera mitzunehmen, auch wenn diese in der Klassifizierung unter „Kompaktkamera“ läuft, keine Spiegelreflexkamera ist und auch nicht über die Möglichkeit verfügt, ein Wechselobjektiv aufzusetzen. Das sind die Kriterien, die meistens gelten. Mehr Klarheit wäre hier unbedingt vonnöten. Ein klein wenig Hoffnung setze ich in dieser Hinsicht auf das vieldiskutierte Sicherheitskonzept, das, wenn es komplett ausgearbeitet ist, mehr Vereinheitlichung enthalten soll, so dass man als Fan weiß, was einen in einem Bundesligastadion erwartet und man nicht jedes Mal aufs Neue überrascht wird. Auf Schalke hat meine Kamera keinen interessiert, in Mainz haben sie sie mir abgenommen. In Hannover und Freiburg musste der Capo anrücken, um sie dann zu autorisieren, und, und, und! Man weiß eben nie, woran man ist.
So hatte ich die Pocketkamera dabei, die bei Flutlichtspielen schon deutlich dürftigere Bilder macht als die Bridge, ist aber natürlich besser als nichts. Damit hatte ich wie erwartet dann keine Probleme am Eingang. Mein Platz befand sich linkerhand von unserem Stehblock. Reihe 1, direkt hinter dem Gitter im Käfig. Gott sei Dank war unser Sektor nicht ausverkauft, so dass ich mich anders platzieren konnte, um zum fotografieren eine bessere Perspektive zu bekommen.
Kaum drinnen erfolgte auch schon der Einlauf der Mannschaften. Der VfB, im Vergleich zum Hannover-Spiel auf zwei Positionen verändert. Für den verletzten Daniel Schwaab rückte Georg Niedermeier in die erste Elf, der wiedergenesene Kapitän und Ex-Wolfsburger Christian Gentner hingegen verdrängte Rani Khedira wieder zurück auf die Ersatzbank.
Für den VfB ging es darum den Rückenwind aus dem Hannover-Spiel mitzunehmen und einen versöhnlichen Jahresabschluss hinzulegen. Es geht schließlich ein Jahr 2013 zu Ende, das nicht als ein besonders ruhmreiches in die Annalen eingehen wird. In 33 Ligaspielen gab es lediglich zehn Siege zu bejubeln, ganze fünf zu Hause. In den Pokalwettbewerben setzte man ebenfalls (zu) selten Glanzlichter, auch die Finalteilnahme in Berlin kann diese Tatsache nicht wegwischen. In der laufenden Saison schieden wir in den Europa League Play Offs sang- und klanglos gegen Rijeka aus, im DFB-Pokal unterlag man den bis heute sonst noch heimsieglosen Freiburgern. Und in der Liga stehen wir mit 19 Punkten im Niemandsland der Liga. Eine Punktzahl, die stattlich aussehen mag, wenn man sich die der Kellerkinder der Liga anschaut. Vor einigen Jahren aber noch, als 40 Punkte für den sicheren Nichtabstieg als nötig erachtet wurden, wären 19 Punkte die Bilanz eines Abstiegskandidaten gewesen. Seit der Wiedereinführung der Relegationsspiele 2008/2009 hatte nur ein Mal ein Tabellensechzehnter mehr als 31 Punkte auf dem Konto, auch ein Indiz, dass die Bundesliga inzwischen zu einer Drei- oder Vierklassengesellschaft verkommen ist, wo eben nicht mehr jeden jeden schlagen kann. Langeweile pur im Grunde.
Der VfB begann in Wolfsburg wie fast immer auswärts. Zunächst verhalten, darauf bedacht selbst Ballkontrolle zu haben, die bei uns meist in Rückpässen mündet, und erst einmal zu schauen, was der Gegner so drauf hat. Dieser ließ sich nicht zwei Mal bitten und übernahm folgerichtig die Initiative und kam zu ersten Chancen. Einmal mehr wurde deutlich, wie einfach es ist, unsere Abwehr auszuspielen und die Lücke zu finden. Wir konnten froh sein, dass die Wölfe zunächst wenig zielstrebig agierten. Die erste Großchance des Spiels hatte dann allerdings der VfB. Ibisevic schickte mit einem Traumpass Timo Werner auf die Reise, der vermeintlich im Ex-VfBler Benaglio seinen Meister fand. Es hätte 0:1 für den VfB heißen müssen, hätte Schiri Aytekin den Treffer anerkannt. Der Ball war, wie Fernsehbilder beweisen, mit vollem Durchmesser hinter der Torlinie, leider war der Linienrichter nicht auf der Höhe und erkannte dies nicht. Höchste Zeit, dass man sich moderner Technik nicht mehr verschließt, man braucht sich nur die Fehlentscheidungen insgesamt an diesem Spieltag in der ersten und zweiten Liga zu Gemüte führen, um zu erkennen, dass es hier nicht mehr mit rechten Dingen zugeht. Als Gerechtigkeitsfanatiker bin ich sowieso ein Verfechter von revolutionären Änderungen im Profifußball. Das Argument vieler Granden unserer Sportart, dass den Stammtischen die Themen ausgehen könnten, wenn es weniger Fehlentscheidungen gäbe, kann ich nicht gelten lassen. Gefühlt trifft es die einen auffallend oft, andere, meistens, Zufall oder nicht, die Großen und Reichen weniger.
Meiner Meinung nach muss man der Entwicklung Rechnung tragen, dass das Spiel in den letzten Jahrzehnten immer schneller geworden ist. Jeder Änderung, die das Spiel wieder gerechter macht, wäre ich aufgeschlossen. Eine Möglichkeit wäre bspw. zwei Schiedsrichter auf dem Feld einzusetzen, einen auf der einen, einen auf der anderen Spielseite. So müssten sie weniger laufen und hätten in entscheidenden Szenen womöglich mehr Luft und eine klarere Wahrnehmung. Selbst in der Champions League unter der Woche, wo die besten ihres Fachs eingesetzt werden, gab es in dieser Woche nicht nachvollziehbare Fehlentscheidungen. Wenn man sich schon nicht zum Videobeweis durchringen kann, wäre der Vorschlag mit zwei Feldschiedsrichtern durchaus ein Ansatz, über den man nachdenken könnte.
Das ist (hoffentlich) Zukunftsmusik, für das Hier und Jetzt hilft uns diese Diskussion leider nicht weiter. Das Spiel lief weiter und es nahm die befürchtete Richtung, als die Wölfe einen Freistoß von halbrechter Position zugesprochen bekamen. Rodriguez, ein „Linker“, legte sich den Ball zurecht und schlug den Ball schulbuchmäßig, eben wie man einen Freistoß aus der Halbposition zu treten hat. Scharf und so, dass der Ball aufs Tor kommt, also hinein geht, wenn nicht noch ein Spieler am Ball eine Richtungsänderung vornimmt. In diesem Fall nicht, der Ball segelte an Freund und Feind vorbei, mitten ins Tor. Wo war eigentlich der von vielen so hochgelobte Sven Ulreich? Er spekulierte wohl, da Sakai und ein Gegenspieler knapp am Ball vorbei segelten und war deshalb in seiner Reaktion beeinträchtigt. Gut ausgesehen hat er dabei jedenfalls wieder einmal nicht. Auch beim spielentscheidenden dritten Wolfsburger Treffer sah er nicht gut aus. Weshalb Ulle als solche Ikone von weiten Teilen der Fans wahrgenommen wird, die ihn am liebsten in die Nationalelf schreien würden, kann ich immer weniger nachvollziehen. Als Lehmann aufhörte und Ulle Stammkeeper wurde, haben wir uns auf dieser Position zunächst einmal immens verschlechtert. In der rabenschwarzen Vorrunde der Fastabstiegssaison fiel auch er ab und hielt kaum einmal einen Punkt für uns fest. Als Labbadia das Zepter übernommen hatte und er nicht die nötige Sicherheit ausstrahlte, entschloss sich Labbadia gar zu einem Torwartwechsel, der bekanntlich in die Hose ging, weil Marc Ziegler sich gleich in seinem ersten Spiel als neue Nummer 1 gegen Benfica Lissabon schwer verletzte. Ulle kam wieder rein und war fortan nicht wiederzuerkennen. In Frankfurt, nach Delpierres dämlichem Platzverweis, rettete er uns den so wichtigen Sieg fast im Alleingang. Danach sollte lange keine Torwartdiskussion mehr aufkommen. Auch ich hatte mich damit arrangiert, die nächsten Jahre nicht den allergrößten Top-Torhüter zwischen den Pfosten zu haben, aber wenigstens einen, der VfBler durch und durch ist, an dem ein Fehler oder eine Niederlage genauso nagt, wie an mir als Fan. Als Typen mag ich ihn wirklich, als Torhüter finde ich, hat er sich seit der letzten Saison eher zurück- als weiter entwickelt. Die Spiele, die er für uns gewinnt, kann man inzwischen an einer Hand abzählen und kommen seltener vor, wie zu Toren führende Torwartfehler. Erst Schalke, dann Hannover, jetzt Wolfsburg. Nicht zu vergessen, die Fehler gegen Rijeka, die überhaupt erst zum Ausscheiden aus dem internationalen Geschäft führten. Alles mehr oder weniger Fehler, die zum Kernrepertoire eines Torhüters gehören und dabei habe ich noch nicht einmal betrachtet, dass es ihm am antizipieren von Spielsituationen fehlt, es bei ihm zuweilen ewig dauert, bis er den Ball nach vorne bringt und wenn, dass dann der Ball meist beim Gegner landet. In den wenigen Spielen, in denen Thorsten Kirschbaum zwischen den Pfosten stand, hatte ich in diesen Dingen ein besseres Gefühl und er scheint auch der bessere Fußballer zu sein. Ulle hat in der Vorrunde ein einziges überragendes Spiel abgeliefert, das war bei der Berliner Hertha, als er das 0:1 fast alleine fest hielt. Ein gutes Spiel in einer Halbserie ist aber leider zu wenig, ich hoffe, er fängt sich in der Winterpause wieder. Wenn nicht, wird die Torwartdiskussion unweigerlich an Fahrt aufnehmen.
Kurz vor der Pause hatte der VfB nach Traore-Ecke durch einen Kopfball von Gentner die Ausgleichschance, der Ball strich jedoch knapp über die Latte.
Ohne Wechsel ging es nach dem Seitenwechsel weiter. Es dauerte nicht lang, bis Diego glücklich auf 2:0 stellte. Erst knallte Naldo einen 25-Meter-Freistoß direkt in die Mauer, wo Martin Harnik sich wegdrehend den Ball an den Arm bekam. Der Schiedsrichter entschied zu unserem Leidwesen abermals auf Freistoß und gelb für Harnik, weil er eine aktive Bewegung zum Ball, Vergrößerung der Körperflache oder was auch immer erkannte. Hier eine Kann- aber Muss-Nicht-Entscheidung, die vermutlich gegen die Bayern so nicht getroffen werden wäre. Doppeltes Unglück für uns, dass Diego abermals die Mauer traf, dieses Mal den Kopf von Christian Gentner, und der Ball so über Umwege ins Tor segelte, gegen die Laufrichtung von Ulle. 2:0 für Wolfsburg also und abermals die Torhymne „Rama Lama Ding Dong“, die ich in Wolfsburg schon so oft über mich ergehen lassen musste.
Die Entscheidung? Mitnichten! Wenige Minuten später sorgte unser Youngster Timo Werner mit einem sehenswerten Volleyschuss für den Anschluss und den Jungs war anzumerken dass sie sich noch etwas ausrechneten. Zwei Minuten später hätten wir personelle Überzahl bekommen müssen, als der bereits verwarnte Medojevic im Luftkampf den Ellenbogen ausfuhr. Eine Spielsituation, in der nach den Statuten zwingend gelb zu zeigen ist, Aytekin meinte es erneut nicht gut mit uns und ließ weiterspielen. Der VfB drängte auf den Ausgleich und hatte die beste Chance, als Werner alleine auf Benaglio zulief, in diesem aber seinen Meister fand. Bitter, hätte er doch mal in die Mitte gepasst, dort lauerten Ibisevic und auf rechts, noch besser postiert, Martin Harnik, der bei entsprechendem Pass nur noch hätte einschieben müssen. Werner mache ich allerdings keinen Vorwurf. Er wird sich von den Kollegen entsprechendes anhören müssen und es das nächste Mal besser machen, oder auch nicht. Stürmer sind nun mal egoistisch, in Freiburg hat es geklappt mit seinem Eigensinn, gestern eben nicht. Nach katastrophalem Fehler von Gotoku Sakai fiel schließlich fünf Minuten später direkt in die Drangphase vom VfB das 3:1, das dem VfB dann den Zahn gezogen hat.
Ein letztendlich couragierter Auftritt vom VfB, der mindestens einen Punkt verdient gehabt hätte. Für eine solche Leistung wären wir über weite Strecken der Vorrunde dankbar und froh gewesen, sind aber jetzt in einer Situation, in der wir einfach punkten müssen. Daher war es eher frustrierend gestern. Dass wir eine ansprechende Leistung geboten bekamen, dass Schiedsrichter „auch nur Menschen“ sind, die nicht fehlerfrei sind, von all dem können wir uns nichts kaufen. Unterm Strich stehen null Punkte, 19 insgesamt und dass wir dieses Vorrundenkonto durch das Nachholspiel gegen die Bayern noch aufpolieren können, darf eher bezweifelt werden. Wenn man sich die Kräfteverhältnisse dieser beiden Teams derzeit anschaut, kann es nur heißen, die Demontage in Grenzen zu halten.
Irgendwie bin ich froh, dass jetzt erst einmal Pause ist. Die Auftritte zuletzt waren doch sehr durchwachsen und in vielen Phasen und auch ganzen Spielen zum vergessen. So bin ich erst einmal froh, die Truppe eine Weile nicht mehr sehen zu müssen. Andererseits graut es einen Hardcore-Fan auch davor, dass jetzt erst einmal fünf fußballfreie Wochenenden anstehen.
Im Jahre 2013 war ich, wenn ich es richtig überschlagen habe, bei 62 Spielen im Stadion. Überwiegend bei unseren Profis, einige Male bei den Amas, aber auch international und ohne VfB-Beteiligung in Leicester, Newcastle, Mailand und bei Celtic Glasgow sowie dem alles überstrahlenden Champions League Finale im Wembley-Stadion in London, leider mit dem falschen Sieger.
Natürlich wird einem die nächsten Wochen etwas fehlen. Umso gespannter werde ich die Fluktuation beim VfB verfolgen, ob es gelingt Tribünenhocker ohne größere Abfindungszahlungen von der Gehaltsliste zu bekommen und ob es gelingt, die eine oder andere Verstärkung an Land zu ziehen. Da wohl noch immer kein Geld in der Kasse ist, steht zu befürchten, dass man bei möglichen Abgängen auch an Leute denken muss, die Geld einbringen, wie einen Martin Harnik zum Beispiel. Ich fände es schade, sollte man ihn für die kolportierten fünf Millionen Euro ziehen lassen, da ich bei ihm die Hoffnung habe, dass er sich noch fangen könnte und auch davon profitieren würde, wenn der VfB aus dem Trainingslager in Südafrika mit einem einstudierten System zurück kehren würde, in dem jeder Spieler auf dem Platz weiß, was er zu tun hat und nicht alle vogelwild durcheinander rennen. Für einen Spieler, der in der vorletzten Saison 17 Mal getroffen hat und noch 2 ½ Jahre Vertrag hat, fände ich fünf Millionen zu tief gegriffen. Fünf Millionen sind eine Größenordnung, die wir vor einigen Jahren für Georg Niedermeier an die Bayern überwiesen haben.
Ich fände es ebenso schade, wenn man die Hoffnung auf Besserung bei Abdellaoue schon begraben und ihn wieder abgeben würde. Er ist ein sensibler Spieler, der sich sicherlich selbst am meisten Gedanken macht, weshalb es für ihn nicht läuft. Ich denke, bei ihm wird noch der Knoten platzen. Sollte Schneider am in den letzten beiden Spielen praktizierten System mit zwei Spitzen festhalten, wird er automatisch mehr Einsatzzeiten bekommen, vielleicht auch mal schon früher als zuletzt.
Für Spieler wie Funk, Röcker, Molinaro und wohl auch Torun werden offensichtlich Abnehmer gesucht. Molinaro hat dem Vernehmen nach mit dem Kapitel VfB abgeschlossen und liegt uns nur noch auf der Tasche. Eine größere Ablöse darf man hier wie bei den anderen genannten nicht erwarten, man kann aber froh sein, wenn er von der Gehaltsliste gestrichen werden kann.
Für Benedikt Röcker würde es mir leid tun. Erst vor einem Jahr zu den Profis hochgezogen, weil man offensichtlich von den Qualitäten überzeugt war, die man ihm heute abspricht. Das verstehe wer will. Er hatte unglückliche Aktionen drin, wenn er ran durfte, gegen Rijeka allerdings in der Szene, die ich weiter oben schon Sven Ulreich zugeschrieben hatte. Bei den Amas hat er mir immer gut gefallen, wenn man ihm aber wie letzte Rückrunde einen Felipe oder jetzt Haggui vor die Nase setzt, zeugt das nicht von Vertrauen. Angeblich steht Röcker in Kontakt mit der SpVgg Greuther Fürth und könnte mit den Kleeblättern womöglich in die Bundesliga aufsteigen und damit eine ähnliche Karriere wie einst Ermin Bicakcic hinlegen.
Bei Patrick „Paddy“ Funk habe ich es schon nicht verstanden, dass er überhaupt von St. Pauli zurückgekommen ist. Dort hat er es in zwei Jahren nicht zum unumstrittenen Stammspieler geschafft. Auch wenn er meist aufgestellt wurde, war er nicht gerade DER unverzichtbare Mann, der große Duftmarken am Millerntor hinterlassen hätte. Dass er beim VfB keine Chance haben würde, war mir klar. Ob der VfB tatsächlich die Million gefordert hat, die St. Pauli nicht bezahlen wollte, sei dahin gestellt. Dem Interesse beider Parteien wäre sicherlich besser gedient gewesen, hätte man schon im Sommer eine einvernehmliche Lösung gefunden. Bei uns bekommt er wohl keine Chance mehr, obwohl die rechte Verteidigerposition, die er auch spielen kann, ja ein Problemfeld in unserer Aufstellung ist. Dass er jetzt um jeden Preis gehen wird, kann ich mir aber auch nicht vorstellen, schließlich hat er noch Vertrag. Sollte er gehen, wünsche ich ihm, wie auch Benedikt Röcker, viel Glück und Erfolg.
Zu Torun fällt mir dagegen nicht viel ein. Um den sollte sich am besten Bruno Labbadia kümmern…
Ich hoffe, der VfB stellt die Weichen in der Winterpause auf eine erfolgreichere Zukunft. Momentan sehe ich uns am Scheideweg. Wollen wir uns mit Mittelmaß zufrieden geben, weiterhin eine Wohlfühloase für gutverdienende Durchschnittskicker bieten, die ihr Geld bekommen, ob sie etwas leisten oder nicht, oder kehren wir zurück zu einer Leistungsgesellschaft und verändern das Gesicht der Mannschaft, ohne Rücksicht auf vermeintlich „große“ Namen zu nehmen. Dann muss die Verjüngung konsequent weitergeführt werden, müssen Platzhirsche wie Ulreich, Gentner und Ibisevic kritisch hinterfragt und Nachwuchskräfte herangeführt werden. Die Startelfnominierung von Rani Khedira war ein Hoffnungsschimmer für die Zukunft und sollte anderen Youngstern Mut machen. Erst wenn es wieder gelingt, mit einer hungrigen Truppe, der man Fehler verzeiht, einen attraktiveren Fußball zu spielen, gewinnt man die Zuschauer zurück, die sich zuletzt mit Grausen abgewandt haben. Erst wenn man das geschafft hat, mal der Funke von den Rängen auf den Rasen, mal vom Rasen auf die Ränge überspringt, erst wenn sowohl Spieler wie auch Zuschauer wieder mit Spaß bei der Sache sind, hat der Verein Argumente, Spielern wie Werner und Maxim gegenüber, die zuletzt Begehrlichkeiten von Scheckbuchwedlern anderer Clubs weckten, ein Bleiben beim VfB schmackhaft zu machen. Wenn es dahin siecht, wie in den letzten Jahren, sehe ich in dieser Hinsicht schwarz.
Bei der Neuausrichtung des Vereins sollten die Spieler auch auf ihre charakterlichen Eigenschaften hin besser untersucht werden. Ein Spieler wie Ibrahima Traore, der sich stets zu höherem berufen fühlt und mit Angeboten, zuletzt angeblich mit einem der Bayern, kokettiert, kann nicht mit vollem Herzen beim VfB sein. Zudem fiel er schon des Öfteren durch Disziplinlosigkeiten und durch Kritik an den eigenen Fans auf. Traurig einmal mehr, dass es nicht gelang den im Sommer auslaufenden Vertrag zu verlängern oder, falls das nicht möglich war, ihn vorzeitig zu verkaufen. Auch eine Art der Geldverbrennung und das nicht zum ersten Mal!
Noch glaube ich an #aufbruch1893, möchte aber jetzt auch gerne einmal Taten in die richtige Richtung sehen. Klar ist, ich persönlich werde auch 2014 nicht nachlassen und den VfB dorthin begleiten, wo er gerade um Punkte kämpft. Die Gleichgültigkeit im Stadion und die Zuschauerzahlen zuletzt belegen aber auch, dass viele Leute das Vertrauen in den VfB verloren haben.
Abschließend noch ein Dank an meine Freunde für drei geile GB-Trips in diesem Jahr. Das Wort „Inselaffen“ nehme ich seither nicht mehr in den Mund. Bei allen drei Trips haben wir ausnahmslos nette Leute getroffen, die uns Deutschen gegenüber sowas von aufgeschlossen waren. Stets waren wir uns einig, dass Deutsche und Engländer doch dieselben Interessen hätten, nämlich „Fußball und Pubs“ und gut zusammen passen.
Dank auch den Jungs und Mädels vom RWS, mit denen ich sehr viel Zeit in diesem Jahr verbracht habe. Highlight in negativer Hinsicht natürlich die Pannen-Busfahrt nach Braunschweig und zurück. In positiver Hinsicht der absolut geile Trip nach Rijeka im 9er-Busle, eine sensationelle Tour in Top-Besetzung. RWS-Busfahrten können zuweilen stressig sein, langweilig sind sie nie und ich werde sie auch im neuen Jahr nicht missen wollen. Normal, dass man sich auf langen Fahrten, nach teilweise desaströsen Niederlagen auch mal zerft, was bei Antritt der nächsten Fahrt jedoch schon wieder vergessen ist.
Zum Abschluss wünsche ich allen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2014. Wir sehen und lesen uns wieder, spätestens rund um das erste Rückrundenspiel, am 25.01.2014 gegen die Pappnasen aus Mainz. Bis dahin, wünsch ich Euch eine gute Zeit, viele Grüße, Franky