30. Juli 2010

Die letzten Tage des Trainingslagers in Donaueschingen

Nach dem Wochenende kehrte wieder ein wenig mehr Ruhe in Donaueschingen ein, da einige Wochenendurlauber wieder den Heimweg angetreten und so mancher nur bis Sonntag gebucht hatte. Wir jedoch blieben bis zum Ende, wie es sich gehört. ;-) Auf die Tage im einzelnen Tage möchte ich gar nicht mehr groß eingehen, da sich im Laufe der Zeit doch einiges an Übungen wiederholt. So habe ich von den letzten drei Tagen noch einige Bilder ausgewählt, die mir gefallen, und die dokumentieren, wie nah man eigentlich dran ist. Am Mittwochmorgen wurde auch noch trainiert, obwohl abends der Test gegen die Stuttgarter Kickers im Gazi-Stadion Degerloch an stand.

Wir waren natürlich immer sehr erfreut, wenn Christian Gross seine Jungs direkt vor unserer Fahne, zu den Übungen bat. Ich habe es bereits mehrfach betont, ohne jetzt der absolute Fachmann zu sein, dass mir die Trainingsarbeit von Gross sehr gut gefällt. Er ist ständig präsent. Wie in den Spielen, wo ihn fast nichts auf der Bank hält, so engagiert präsentiert er sich auch in den Trainingseinheiten. Jede Standardsituation wird so lang wiederholt, bis sich die Spieler an seine Vorgaben gehalten haben. Er gibt vor, wohin der Ball zu kommen hat und wie die Abwehrspieler zu stehen haben. Babbel im letzten Jahr stand meist im Mittelkreis und hat sich das ganze angeschaut, Gross dagegen steht mitten auf dem Platz und spricht auch viel mit den Spielern. Er kommt wirklich hart aber herzlich daher, auch der Spaß kommt in den Einheiten nicht zu kurz. Es wird hart gearbeitet, man hat aber auch das Gefühl, dass die Stimmung untereinander gut ist. Allerdings hatte ich diesen Eindruck auch in Leogang schon…

Stefano Celozzi ist im Vergleich zum Vorjahr in Leogang nicht wieder zu erkennen. War er dort noch der Neue, den es wohl beeindruckt hatte, dass er gleich an einem seiner ersten Tage in Stuttgart aufgrund seiner Karlsruher Vergangenheit angepöbelt wurde, hat er in seinem ersten Jahr beim VfB enorm an Selbstvertrauen getankt. in Leogang beim Fanfest saß er bei uns am Tisch und brachte fast den Mund nicht auf. Das ist jetzt anders geworden. Mittlerweile wirkt er eher wie ein Schnösel, der meint, er wäre es. Diese Einschätzung wird ihm sicher auch nicht gerecht und dürfte eher eine Schutzhaltung sein. Er ist auch ein Gewinner des Trainerwechsels, unter Christian Gross spielte er eigentlich immer, wenn er fit war. Mich hat er auf der Rechtsverteidigerposition noch nicht so überzeugt. Er hat schon einige entscheidende Zweikämpfe in der Defensive verloren und bringt nach vorne zu wenig. Vor allem einen erfolgreichen Flankenlauf würde ich mir mal von ihm wünschen. Er kommt aber selten mal bis zur Grundlinie vor, da er meiner Meinung nach, nicht intelligent genug in die Zweikämpfe geht. Aber, er ist ja noch jung und lernt auch täglich dazu. Hoffentlich wird es noch. Persönlich hätte ich mir gewünscht, dass mit Ricardo Osorio noch eine Einigung erzielt hätte werden sollen. Dieser hat Celozzi die letzten Spiele der vergangenen Saison gut vertreten und wollte ja eigentlich nicht weg. Auch über Christian Träsch würde ich auf dieser Position nachdenken, auch wenn Sami Khedira uns verlassen sollte. Sollte Gross seine beiden Außenbahnspieler noch bekommen, könnte man die Doppel-Sechs mit Kuzmanovic und Gentner besetzen und Träschi wieder nach rechts hinten beordern. Sonst müsste zwangsläufig ein Hochkaräter auf die Bank, was man eigentlich nicht machen kann, wenn alle fit und in Form sind. Egal, für wen sich aber Gross entscheidet, wie immer wünsche ich mir nur das Beste für den VfB und sollte Celozzi dem gerecht werden und sich noch steigern, werde ich ihn wie jeden anderen auch unterstützen.

Am Dienstag trainierte schließlich erstmals wieder Arthur Boka mit, dessen WM-Urlaub beendet ist. Er hatte natürlich an dem Vorrundenaus mit der Elfenbeinküste zu knabbern, die abermals die Erwartungen nicht erfüllen konnten. Allerdings hatten sie, wie schon 2006, als sie auf Argentinien, Serbien-Montenegro und Holland trafen, dieses Mal mit Brasilien und Portugal wieder Hämmer in der Gruppe, gegen die sie letztendlich bei der ersten WM auf dem afrikanischem Kontinent den Kürzeren zogen. Zudem bangt Boka um seinen Vater, der während seines Urlaubs schwer erkrankt ist.

Beim VfB kämpft Boka einen Kampf, der schon verloren scheint. Er muss sich auf der Linksverteidiger-Position mit Kristian Molinaro messen. Molinaro war der beste Bundesliga-Abwehrspieler der Rückrunde und ist schlichtweg eine Granate auf dieser Position. Für mich ein Fingerzeig in Bezug auf die Fähigkeiten von Christian Gross, war er doch der erste, der in Gross’ Ära geholt wurde. Boka ist aber auch keiner, den man dauerhaft auf die Bank setzt. Dafür ist er zu teuer. Was aber tun mit ihm? Ich sehe ihn durchaus auch im linken Mittelfeld, er könnte sich durch seine technischen Fähigkeiten auf der linken Seite gut mit Molinaro ergänzen und seine Defensivschwächen kaschieren.

Mit Beginn der Vorbereitung zur neuen Saison wurden vom VfB Daniel Didavi, Patrick Funk und Clemens Walch hochgezogen. Ob sie höheren Ansprüchen genügen, wird sich zeigen müssen. Bislang habe ich da meine Zweifel. Didavi traue ich den Sprung am ehesten zu, allerdings muss er noch körperlich zulegen und an Zweikampfhärte gewinnen. Seine technischen Fähigkeiten sind unbestritten, auch seine Standards kommen oft punktgenau. Er ist aber eher ein Typ Spielmacher, für den in unserem Spiel, siehe auch Elson, kein Platz ist. Für die linke Außenbahn ist er zu langsam. Er wird diese Saison Lehrgeld bezahlen und Edeljoker werden. Vielleicht kommt er das ein oder andere Mal herein und kann dem Spiel Impulse verleihen, wenn mal nach vorne überhaupt nichts geht.

Patrick Funk tat sich im Trainingslager auch als Standardspezialist hervor. Er ist aber ein weiterer Spieler, der um eine Position auf der Doppel-Sechs kämpft, dem Zentrum, das bei uns, auch wenn Sami Khedira uns verlässt, noch immer überfüllt ist.

Clemens Walch schließlich wäre ein Mann für die Außenbahn, wo ja händeringend jemand gesucht wird und die Konkurrenz ebenfalls sehr groß ist. Besonders aufgefallen ist er mir während des Trainingslagers nicht, er wirkte auf mich wie ein Platzhalter für die noch im WM-Urlaub verweilenden Spieler. Er ist mittlerweile 23 Jahre alt und müsste den Durchbruch jetzt schaffen, wenn er seiner Karriere einen Schub versetzen möchte.

Unser Maskottchen Fritzle ließ sich dann auch noch, ebenso wie unser Fanbetreuer Peter Reichert, am Trainingsplatz blicken. An diesem Tag machte sich eine Delegation auf in die Nachsorgeklinik Tannheim, der der VfB bei seinen Aufenthalten im Schwarzwald schon traditionell einen Besuch abstattet. Außer Fritzle und Peter Reichert bestiegen auch Christian Träsch, Marc Ziegler, Sebastian Rudy, Martin Harnik und Timo Gebhart den Kleinbus.

Bei der letzten Trainingseinheit in Donaueschingen am Mittwoch morgen stand noch ein lockeres Training mit Teambildungsübungen auf dem Programm, wo es lustige Figuren zu bestaunen gab. Die Spieler hatten dabei sichtlich Spaß.

Christian Gentner war die letzten Tage leicht angeschlagen und musste individuell trainieren. Er wird beim Testspiel gegen die Kickers ebenso fehlen, wie die erst zur Mannschaft gestoßenen Boka und Kuzmanovic, dem verletzten Delpierre und den WM-Urlaubern. Auch Sven Ulreich wird das Testspiel nicht bestreiten, er wird von Marc Ziegler vertreten.

Zum Abschluss, also vor unserer Rückfahrt nach Stuttgart, ließ ich mich noch mit meinen derzeitigen Lieblingsspielern Moli und Träschi ablichten. Da wir an diesem Mittwoch fast die letzten Mohikaner am Trainingsplatz waren, blieb auch noch Zeit für ein kurzes Gespräch mit den beiden.

Danach galt es Abschied nehmen von Donaueschingen. Schon abends hatten wir ja den nächsten Termin, Derby gegen die Kickers auf den Golan-Höhen im ungeliebten Degerloch.

Das Trainingslager war wieder sehr schön. Auch wenn mir die Gegebenheiten und auch die Umgebung in Leogang im letzten Jahr besser gefielen. Im nächsten Jahr dürfte wieder eine normale Vorbereitung stattfinden. Hoffentlich erreicht der VfB seine Ziele dann direkt und muss nicht bereits im Juli in die Qualifikation einsteigen. Dann klappt es vielleicht auch wieder mit einem Trainingslager in Österreich. So schön es auch war, richtige Urlaubsstimmung kommt doch nicht auf, wenn man gerade mal 1 1/2 Stunden von zu Hause weg ist.

Für uns stand danach wie gesagt das Derby gegen die Kickers an, darauf folgt ein Ruhetag und am Freitag geht es schon nach Hamburg. Mehr dazu demnächst an gleicher Stelle.

VN:F [1.9.7_1111]
Rating: 10.0/10 (1 vote cast)
VN:F [1.9.7_1111]
Rating: +2 (from 2 votes)
Die letzten Tage des Trainingslagers in Donaueschingen, 10.0 out of 10 based on 1 rating

Keine Kommentare »

Noch keine Kommentare

RSS Feed für Kommentare zu diesem Artikel. | TrackBack URI

Hinterlasse einen Kommentar

XHTML ( You can use these tags):
<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong> .