10. Juni 2013

VfB Traditionself in Bad Peterstal

Es ist ja nicht so, dass nicht auch wir nach einer langen Saison „urlaubsreif“ wären und gerade einmal eine Woche nach dem Pokalfinale schon wieder nach Fußball lechzen würden.

Dennoch war es gestern eine schöne Gelegenheit, mal wieder einige Legenden aus der Vergangenheit hautnah zu erleben. Wir waren lange am überlegen, ob wir die Strecke in den tiefsten Schwarzwald auf uns nehmen sollten, nachdem wir schon morgens mit Donnerschlägen aufgeweckt wurden und Gewitter über den ganzen Tag verteilt prognostiziert wurden. Ein kurzer Blick auf die Unwetterwarnungen und siehe da, die heftigsten Gewitter waren eher für den Norden Baden-Württembergs erwartet worden, so dass wir uns entschlossen hatten, zu fahren.

Es waren immerhin laut Routenplaner 124 Kilometer zu diesem „Kirmes-Kick“ zu bewältigen, andererseits erwarteten wir einen schönen Sonntagsausflug in eine der schönsten Gegenden Deutschlands. Das Navi lotste uns bis zur Ausfahrt Rottenburg auf der A81 und von dort aus noch einmal rund 65 Kilometer durch die Pampa, vorbei an Freudenstadt und Kniebis nach Bad Peterstal. Dort angekommen wurde uns erst einmal freundlich einer von noch zwei freien Parkplätzen in einem abgesperrten Bereich angeboten. Und von dort gab es einen Shuttle-Service im Kleinbus zum noch etwa einen Kilometer auf einem Berg befindlichen Sportplatz. Angesichts der Steigung und der doch etwas schwülen Witterung ein sehr angenehmer Zug. Oben angekommen erwartete uns ein toller Ausblick ins Tal sowie ein in einem hervorragenden Zustand befindlicher Platz. Der Bereich vor dem Vereinsheim wurde mit Bierbänken und –tischen ausgestattet und wetterfest gemacht, so dass man auch einem kurzen Schauer problemlos trotzen könnte. Der Eintritt war frei, die Preise für Speis und Trank absolut fair, dazu Wurst und Fleisch noch vom heimischen Metzger und keinem wildfremden Caterer, dem sein Profit näher ist als die Zufriedenheit der Kundschaft.

Der erste Eindruck also perfekt. Einen solch idyllisch gelegenen Sportplatz habe ich allenfalls schon einmal beim Trainingslager mit dem VfB in Österreich gesehen, nicht aber in Deutschland, wo ich allerdings ja auch meist in den großen Stadien präsent bin.

Was mir auch noch sehr gelegen kam, war, dass das Sportfest zum 20-jährigen Jubiläum der Sportanlage nicht überlaufen war. Ob Toilette oder Bierstand, nirgends Wartezeiten. Es schien, als ob wir so ziemlich die einzigen Auswärtigen waren. Zu meiner großen Freude bekam ich schon im Vorfeld mit, dass sogar Krassimir Balakow dabei sein würde, ihn sah ich bis dato noch nicht in diesem Team.

Leider kommt es mir so vor, dass die Traditionself vom VfB ein wenig stiefmütterlich behandelt wird, zumindest in der Öffentlichkeitsarbeit. Ein kurzer Artikel auf dem Internet-Auftritt vom VfB im Vorfeld eines solchen Events würde sicherlich den einen oder anderen dazu animieren, ehemalige Legenden einmal wieder hautnah zu erleben und einem Dorfverein zu einer noch größeren Einnahme verhelfen. Auch mir passiert es hin und wieder, dass ich erst im Nachgang mitbekomme, wo die Traditionself zu Gast war und es mich dann schabt, weil ich gerade Zeit und Lust gehabt hätte. So bleibt nur hin und wieder der Blick auf die VfB-Seite unter Teams/ Traditionself, wo die Termine gelistet sind.

Verantwortlicher und Organisator der VfB Traditionself ist Peter Reichert, als Spieler Deutscher Meister 1984 mit dem VfB und langjähriger, beliebter und geschätzter Fanbetreuer. Hin und wieder schnürt er auch selbst für das Team die Fußballschuhe, gestern leider nicht. Als Trainer fungieren unser Aufstiegstrainer Jürgen Sundermann und der mit maroden Knochen leider nicht mehr zum kicken befähigte Karl-Heinz Förster, 86-facher Deutscher Nationalspieler, Deutscher Meister 1984 mit dem VfB, Französischer Meister, sowie Europameister, eine absolute Legende und oft zu Unrecht als „Treter mit dem Engelsgesicht“ bezeichnet.

Der VfB spielte wie meistens mit Christof Weber im Tor, der aus der Jugend des VfB hervorging und beim VfB über die zweite Mannschaft nicht hinauskam. Als Rechtsverteidiger galt es einen „Neuzugang“ willkommen zu heißen, Andreas Hinkel, Emporkömmling der Jungen Wilden Vol. 1, wie die Zeit vergeht, wenn schon Andi für die AH spielberechtigt ist. Es spricht jedoch für ihn als intelligenten Kopf, dass er mit 32 Jahren nicht auf Teufel komm raus im Profifußball bleiben wollte und ihm das Reservistendasein beim SC Freiburg wohl die Augen geöffnet hat, dass es nach seinem Kreuzbandriss für die ganz großen Weihen wohl nicht mehr reichen würde. Ein Spieler wie er, der emotionale Stationen wie den VfB, den FC Sevilla und Celtic Glasgow erlebt hat, zieht also jetzt die Karriere nach der Karriere vor, anstatt sich bei einem zweit- oder drittklassigen Verein noch ein paar Meriten zu verdienen. Chapeau, nicht jeder schätzt sein Leistungsvermögen so realistisch ein wie er. Es freut mich, dass er zum VfB zurückgekehrt ist und ich wünsche ihm viel Erfolg für seine Trainerkarriere beim VfB. „Stammspieler“ bei der Traditionself ist ebenfalls der Deutsch-Portugiese Victor Lopes, wie Christof Weber „nur“ Jugend- und Amateurspieler beim VfB. Weiterer Eckpfeiler der Elf ist der mittlerweile 57-jährige Bernd Förster, der mit den Bayern, allerdings als Ergänzungsspieler, schon große Erfolge feierte, bevor er beim VfB anheuerte. Als VfB-Spieler wurde er, wie Bruder Karl-Heinz, Deutscher Meister und Europameister. Vor der Abwehr spielte der zur Zeit des Öfteren als Präsidentschaftskandidat ins Gespräch gebrachte Karl Allgöwer, mit 129 Toren nach wie vor unser Rekordtorschütze und auch 1984 zu Meisterehren gekommen. Mehr als Spaßvogel denn als Leistungsträger fungiert der bereits 66-jährige Buffy Ettmayer, den ich leider als aktiven Spieler beim VfB nicht mehr erleben durfte. In persönlicher Erinnerung ist er mir dennoch, damals wie heute als Spaßvogel, bei diversen Hallenturnieren, die es ja früher jedes Jahr in der Schleyerhalle gab. Maurizio Gaudino (Meister 1992), Roland Mall (von 1971 bis 1976 beim VfB aktiv), Jürgen Hartmann (langjährige Arbeitsbiene im Mittelfeld beim VfB und danach beim HSV), Jörg Wolff (16 Bundesligaspiele in den 80ern für den VfB) und Silvio „Meise“ Meißner, von 2000 bis 2008 Publikumsliebling auf dem Wasen, komplettieren das Mittelfeld.

Im Sturm liefen auf: Fritz „Wo isch mei Kanon“ Walter, Torschützenkönig 1992 und damit mit maßgeblichem Anteil an der Meisterschaft, Achim Glückler, ehemaliger VfB-Jugendspieler mit einem einzigen Bundesligaspiel in der Saison 1983/84, so dass er sich ebenfalls Deutscher Meister schimpfen darf. Auch im Kader Andi Buck, von 1990 bis 1997 beim VfB aktiv und damit Meister 1992 und Pokalsieger 1997 mit dem VfB sowie Sreto Ristic, der eine eher durchwachsene Zeit beim VfB verlebte.

Wie eingangs schon erwähnt, Höhepunkt war für mich die Anwesenheit von Krassimir Balakow, dem Eckpfeiler des magischen Dreiecks, das uns in den 1990er-Jahren zu Begeisterungsstürmen hinriss. Seine Ballfertigkeit hat er auch gestern das eine oder andere Mal eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Wenn ich jetzt den einen oder anderen vergessen habe, der gestern mit gekickt hat, ist dies keine böse Absicht, sondern liegt eher daran, dass ein solches Spiel keiner Agentur, keiner (VfB-) Webseite auch nur eine kleine Randnotiz wert ist. So bin ich mir letztendlich auch nicht sicher, wie das Spiel ausgegangen ist, ich denke 2:8 oder 2:9, jedoch ohne Gewähr.

Das Ergebnis stand aber auch nicht im Vordergrund. Es ging darum, den Zuschauern das eine oder andere Kabinettstückchen zu zeigen und Spaß zu haben. Den merkte man den Akteuren förmlich an, ist es doch auch für sie eine willkommene Gelegenheit zur körperlichen Ertüchtigung und um alte Weggefährten wieder zu sehen. So gehen diese Anlässe für unsere Traditionself auch immer damit einher, dass hinterher noch ein gemütliches Beisammensein angesetzt ist und man den Tag in fröhlicher Runde ausklingen lässt.

Wir haben diesen Tag auch sehr genossen, da wirklich alles gestimmt hat. Das Wetter, das Drumherum an der Anlage, die Freundlichkeit der Menschen und der ehemals Aktiven, die gerne für den einen oder anderen Smalltalk und ein Erinnerungsfoto zu haben waren.

Ich finde, die „alten Herren“ haben durchaus noch eine gewisse Aufmerksamkeit verdient, zumal Spieler wie bspw.  unser Wasenkarle für immer zu meinen Helden gehören werden. Bei denen weiß man schließlich woran man ist und was sie für den Verein geleistet haben, was bei der aktuell aktiven Generation nicht der Fall ist. Die können heute noch von uns hochgejubelt werden und heuern morgen beim FC Bayern an, so dass sie ein für allemal versch… haben.

Nicht dabei waren dieses Mal leider Hansi Müller und Guido Buchwald, die es sich auch nicht nehmen lassen, wenn es die Zeit erlaubt, sich noch einmal das Trikot mit dem Brustring überzustreifen. Was die Aufstellungen angeht, ist es schon jedes Mal, eine spannende Frage, wer denn dabei ist und ob es einen Überraschungsgast gibt. Wie gestern Bala stand vor einigen Jahren in Eltingen z. B. auf einmal Frank Verlaat auf dem Platz.

Mal sehen, am nächsten Wochenende gastiert das Team in Besigheim, sollten wir nicht gerade kurzfristig im Urlaub sein, wird auch dieses Spiel in Betracht gezogen.

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