18. Januar 2014

Winterpause, Club-WM, Schumi, Hitz, Katar, Sam, Weltfußballerwahl, de Bruyne, Kap der guten Hoffnung

Wie nahezu in jedem Jahr stellt die Bundesliga ihren Betrieb kurz vor Weihnachten ein. Diese Pause hat in Deutschland eine lange Tradition und rührt wohl noch von Zeiten, als die Rasenheizung noch nicht erfunden war, es in den Kurven fast ausschließlich Stehplätze gab und die Stadien noch nicht überdacht waren. Damals machte die Unterbrechung der Saison noch Sinn, fielen doch viele Spiele dem Wetter zum Opfer, sei es, weil der Rasen unbespielbar war oder wegen vereister Zuschauerränge.

Heutzutage aber, wo sich der eigentliche Winter mehr und mehr in die Monate Februar und März verschiebt, wo alle Vereine Rasenheizungen besitzen und Sportmediziner davon abraten, den Körper der Spieler zwei Mal im Jahr von 0 auf 100 und wieder zurück zu bringen, sehe ich für unsere Gefilde keinen Sinn mehr in einer fünfwöchigen Pause.

In England hingegen wird in dieser Zeit eine englische Woche nach der anderen hingelegt, so dass ich mir die bei uns fußballlose Zeit dank Sky Sport mit dem einen oder anderen Kracher von der Insel vertrieben habe. Außerdem war für mich erneut der Mercedes-Benz Juniorcup im Glaspalast in Sindelfingen Pflichtprogramm, wo man die Gelegenheit hat, die Stars von morgen hautnah zu erleben und zudem nicht ganz fußballabstinent sein muss.

Die Winterpause des VfB wurde wegen der unsäglichen Teilnahme der Münchner Bayern an der sogenannten Club-WM in Marokko um eine weitere Woche verlängert. Die Bayern holten sich erwartungsgemäß den Titel und dürfen sich angesichts des fünften Pokals im Kalenderjahr 2013 gepflegt einen rubbeln. Dass bei diesem Teilnehmerfeld wohl auch ein überdurchschnittlicher deutscher Zweitligist gute Siegchancen gehabt hätte, wird sie reichlich wenig interessieren. Die FIFA ist ja bekannt dafür, durch fragwürdige Terminansetzungen in den internationalen Terminkalender einzugreifen, so dass man hierfür den Bayern ausnahmsweise mal nicht die Schuld geben kann.

So ergibt sich nach der Vorrunde also ein schiefes Tabellenbild, wobei es natürlich nicht sehr wahrscheinlich erscheint, dass die Bayern im Nachholspiel am 29. Januar 2014 keine drei Punkte aus dem Neckarstadion mitnehmen werden.

Kurz vor dem Jahreswechsel dann hat mich der Skiunfall von Michael Schumacher schwer erschüttert. Bis heute liegt er im künstlichen Koma. Seine Überlebenschancen scheinen inzwischen zwar gut zu sein, fraglich ist eben das WIE. Welche bleibenden Schäden werden zurückbleiben, wie lang wird sein Weg zurück in ein normales Leben. Wird er den Weg zurück überhaupt wieder schaffen? Und wenn ja, welche Schäden hat sein Gehirn erlitten. Ich drücke ihm, der mir zu einer Zeit, als es noch echte Typen und Konkurrenz in der Formel 1 gab, so viel Freude und spannende Rennen bescherte, beide Daumen, dass seine Genesung gut voranschreitet und er uns in absehbarer Zeit selbst erklären kann, was ihm widerfahren ist.

Anfang Januar wurde dann wahr, was sich schon monatelang abgezeichnet hat. Borussia Dortmund verliert nach Mario Götze auch Robert Lewandowski an die Münchner Bayern. Anders als bei Götze,  für den die Bayern 37 Millionen auf den Tisch des gelb-schwarzen Hauses blätterten, geht Lewandowski ablösefrei und erliegt wie so viele vor ihm dem Lockruf des Geldes. Das zeigt wieder einmal auf, dass die Bayern aufgrund ihrer jahrzehntelangen Dominanz finanziell noch immer Lichtjahre von der zurzeit zweiten Kraft im deutschen Fußball entfernt sind. Dies unterstreicht eine von der französischen Zeitung L’Équipe veröffentlichte Gehaltstabelle der bestbezahlten Trainer der Welt. Auf dieser steht Pep Guardiola mit schlanken 17 Millionen Euro Jahresverdienst unangefochten auf Platz 1 und verdient demnach knapp sieben Millionen Euro mehr als ein gewisser Jose Mourinho. Jürgen Klopp steht auf dieser Liste mit 4,3 Millionen Euro auf Rang neun. Ähnlich groß dürfte auch die Diskrepanz dessen sein, was die Bayern einem Lewandowski bezahlen zu dem, was Borussia Dortmund hat bieten können, um deren Gehaltsgefüge nicht komplett aus den Fugen geraten zu lassen. Ob es dem zumindest nationalen Fußball förderlich ist, solche Wahnsinnsgehälter zu bezahlen, sei dahin gestellt. Die Schere zwischen den Bayern und dem Rest der Liga driftet immer weiter auseinander, die Liga droht zum Langeweiler zu verkommen. International gesehen sieht es natürlich anders aus. Dort gibt es keine 50+1-Regelung, dort leisten sich mehr und mehr Medienmogule, Scheichs und russische Öl-Oligarchen Vereine, die sie mit Milliarden-Investitionen vom Mauerblümchen zum strahlenden Glamour-Girl hochpuschen und, wenn sie die Lust verlieren, auch wieder fallen lassen, siehe den CF Málaga oder auch Machatschkala. Es wird also höchste Zeit, dass das internationale Financial Fairplay zu greifen beginnt und auch einmal ein „Großer“ aus den lukrativen Wettbewerben ausgeschlossen wird.

Einen Tag später stirbt die portugiesische Fußball-Legende Eusebio, der schwarze Panther, im Alter von 71 Jahren. Eusebio zelebrierte den Fußball zu einer Zeit, in der es noch Vereinstreue gab und ein Spieler wusste, wo sein Zuhause ist. Er spielte 15 Jahre lang für Benfica Lissabon, das ihm im darauffolgenden Spiel gegen den FC Porto gedachte, indem sein Namenszug die Trikots aller Spieler zierte.  Seine größte Zeit hatte er bei der Weltmeisterschaft 1966 in England, als er mit neun Toren Torschützenkönig des Turniers wurde und somit erheblichen Anteil am dritten Platz der Portugiesen für sich verzeichnen konnte. In Portugal wird er auch posthum DER Volksheld schlechthin bleiben!

Der 8 . Januar war für die „Sauregurkenzeit Winterpause“ ein ereignisreicher Tag. Zunächst wurde der Wechsel des Jung-Nationalspielers Sidney Sam von Bayer 04 Leverkusen zum Ligakonkurrenten Schalke 04 bekannt gegeben. Auf den ersten Blick ein Transfercoup, der den Königsblauen gelungen ist, zumal Sam eine festgeschriebene Ablösesumme von 2,5 Millionen Euro in seinem Vertrag stehen habe. Ein wahres Schnäppchen also, wobei, wie immer bei solchen Geschäften, über die Kosten des Gesamtpakets Stillschweigen vereinbart wurde. So darf über die Höhe eines möglichen Handgelds und seines Gehalts nur spekuliert werden kann. Schalke wird sich mächtig strecken haben müssen, um diesen Fisch an Land zu ziehen, wen jucken da noch die über 170 Millionen Euro Verbindlichkeiten. Auf der einen Seite sicherlich ein riskantes Spiel, das aber natürlich auch aufgehen kann, wenn man sieht, dass man mittlerweile in der Gelddruckmaschinerie Champions League mindestens 20 Millionen Euro (Gruppenphase) bis zu rund 80 Millionen Euro (Finale) „verdienen“ kann. Sollte allerdings die Champions League mehrmals verpasst werden, könnten hochdotierte Verträge der Herren Huntelaar, Boateng, Sam, Farfan, Höwedes, um nur einige zu nennen auch schnell zur Zahlungsunfähigkeit führen. Ein Vabanque-Spiel also.

Eine Konsequenz der Sam-Verpflichtung könnte sein, dass das angebliche Interesse von Schalke 04 an einer Verpflichtung von Ibrahima Traore erloschen ist. Traore pokert hoch! Wie ich bereits kommentiert habe, halte ich es für einen großen Management-Fehler überhaupt mit Traore in die Saison gegangen zu sein, wohlwissend, dass er im Sommer ablösefrei ist. Als Folge des Bosman-Urteils hätte entweder der Vertrag bis zum Ende der Sommer-Wechselperiode verlängert sein müssen oder man hätte ihn verkaufen müssen, um noch eine Ablösesumme zu kassieren. Außer Schalke soll ja auch der (neureiche) AS Monaco interessiert gewesen sein.  So kann er jetzt im Sommer ablösefrei gehen, eine Einigung scheint sich nicht abzuzeichnen. Traore ist einer dieser Spieler, die es nicht zu schätzen wissen, welchen Traumberuf mit welchen Traumbezügen sie ausüben dürfen. Einmal stänkert er gegen die Fans, die nach unterirdischen Leistungen nicht zu Begeisterungsstürmen bereit sind, ein anderes Mal schadet er dem Verein, wenn er seine Nerven nicht im Griff hat und vom Platz fliegt. Dazu legt er pro Halbserie ein, zwei wirklich starke Spiele hin, um dann wieder völlig ab- und unterzutauchen. Er macht aus seinen zweifellos vorhandenen Anlagen viel zu wenig. Daher ist es völlig richtig von Fredi Bobic, sich von Traore und seinem Berater Neubauer nicht unter Druck setzen zu lassen und den Forderungen nicht nachzugeben. Meiner Meinung nach überschätzt sich Traore maßlos und wäre kein so schmerzlicher Verlust, wenn eine Einigung nicht zustande käme. Schmerzlich wäre lediglich, dass er ablösefrei ginge, was sich ein Verein wie der VfB eigentlich nicht leisten kann.

Dann die Sensation der Winterpause schlechthin. Hitz, the Hammer, unser Thomas Hitzlsperger also, ist schwul. Von langer Hand vorbereitet gab er der Wochenzeitung „Die Zeit“ ein Interview und gibt sein Coming Out öffentlich bekannt. Mich persönlich hat die Meldung nicht überrascht, zu seiner Stuttgarter Zeit bekam man ja auch schon das eine oder andere mit. Dass sein Coming Out jedoch x Sondersendungen wert war, hat mich schon überrascht und irgendwann auch genervt. Alleine diese Sensationslüsternheit zeigte doch, dass es für noch aktive Fußballer höchst fahrlässig wäre, sich zu outen. Schade eigentlich, passt aber genau zur verlogenen Scheinwelt Fußball-Bundesliga, in der alle Beteiligte (Spieler, Trainer, Funktionäre, Berater, Journalisten…) gut voneinander leben und einen Teufel tun werden, offene Geheimnisse auszuplaudern, weil sie sonst vom Rest der Szene geächtet und sich somit ins eigene Fleisch schneiden würden. An meiner Wertschätzung für Hitzlsperger hat sich durch diese Nachricht nichts geändert, ich mag ihn als Menschen und werde ihn für immer verehren, weil er uns mit seinem sensationellen Ausgleich gegen Energie Cottbus 2007 den Weg zur Meisterschaft geebnet hat. Jeder soll, sofern er seinen Mitmenschen nicht schadet, leben wie er möchte. Im Fußball kommt es viel mehr auf das Mannschaftsgefüge an und auf die Leistung auf dem Platz. Wenn die stimmt und die sexuelle Orientierung für die Mitspieler keine Rolle spielt, ist doch alles in Ordnung. Sollte ein schwuler Fußballer diesbezüglich aber von den Kollegen gemobbt werden, würde der Sachverhalt komplexer werden und der Verein wäre gefordert, dagegen zu wirken. In der Fankurve, da bin ich überzeugt davon, gäbe es keine Ressentiments gegen schwule Fußballer im eigenen Verein, es zählt immer an erster Stelle, was der Spieler bereit ist für den Verein zu geben und wie die Leistung ist. Dies sind Tugenden, die dem Fan in Zeiten des Söldnertums wichtig sind und nicht, ob ein Spieler, schwarz, weiß oder gelb, hübsch oder hässlich und eben schwul oder heterosexuell ist.

Schließlich prescht an diesem Tag auch noch der FIFA-Generalsekretär Valcke vor und äußert seine Einschätzung, die WM 2022 in Katar würde im Winter zwischen dem 15. November und dem 15. Januar stattfinden. Ich habe die Hoffnung noch nicht vollständig aufgegeben, dass Katar die WM wieder entzogen werden könnte. Diese Möglichkeit dürfte allerdings wohl nur eintreten, wenn nachgewiesen werden könnte, dass die Vergabe der WM nicht mit rechten Dingen vonstattenging. Sollte das nicht möglich und niemand bereit sein, hier noch einmal richtig zu recherchieren, um alle Zweifel auszuräumen, es also bei Katar bleiben, ist es sicherlich vernünftiger im Winter als im Sommer (bei bis zu 70°) zu spielen. Wie das in der Realität aussieht möchte uns die FIFA erst nach der WM in Brasilien mitteilen. Schwachsinnig ist eine WM in Katar auf alle Fälle, ein Land ohne Fußballkultur, in dem die Menschenrechte mit Füßen getreten werden, die in Zeiten des Klimaschutzes die Stadien herunter kühlen, um es Spielern und Zuschauern erträglich zu machen. Traurig, dass nur noch der schnöde Mammon regiert. Wer weiß, ob nicht das IOC, sollte die FIFA nach dem Turnier Milliardengewinne veröffentlicht haben, die Chance wittert, dort noch eine Winterolympiade durchzuführen. In den Emiraten hat man es schließlich ja und nach der Nachhaltigkeit fragt bei den mafiös strukturierten Sportverbänden ohnehin schon lange niemand mehr.

Am Anfang dieser Woche stand schließlich noch die Weltfußballerwahl an. Nadine Angerer wurde Weltfußballerin des Jahres. Sicherlich verdient, war sie doch maßgeblich am Europameistertitel unserer Fußball-Frauen beteiligt, auch wenn meine Favoritin Philipp Lahm gewesen wäre. Silvia Neid wurde die Ehre der Weltfrauentrainerin zuteil und die Bayern räumten noch an anderer Stelle ab, Jupp Heynckes wurde Trainer des Jahres. Völlig verdient und ein würdiges Ende seiner so ruhmreichen Spieler- und Trainerkarriere.

Bei den Männern hatte erwartungsgemäß Cristiano Ronaldo die Nase vorn und nicht der von den Bayern so vehement geforderte Franck Ribery. Allen im Vorfeld der Veranstaltung von Hoeneß & Co. aufgestellten Verschwörungstheorien zum Trotz gewann der im Jahr 2013 herausragendste Fußballer den Ballon d’Or. Auch wenn Ribery mit der Mannschaft alles gewonnen hat und sicherlich auch einen Anteil an den Triumphen hat, kommt er an die individuelle Klasse eines Cristiano Ronaldo nicht heran. Die Bayern können einen Ausfall Riberys leichter kompensieren, als Real den von Ronaldo, der nahezu jedem Spiel seinen Stempel aufdrückt. Auch wenn die Leistungen der Vorjahre vielleicht nicht unbedingt in die Wahl des Spielers des Jahres 2013 hineinspielen dürfen, hat es sicher auch eine Rolle gespielt, dass Ronaldo sich in den letzten Jahren stets hinter Lionel Messi anstellen musste. Dass in einem Jahr, in dem Messi nicht ganz so überragend war wie in den Jahren zuvor, teilweise Verletzungen geschuldet, teilweise auch dem Altern der Barca-Granden geschuldet, die ihr dominantes Spiel im Jahr 2013 nicht mehr so durchbrachten wie in den Vorjahren und zudem in der Champions League sang- und klanglos gegen die Bayern ausschieden, dass dieser Umstand dazu genutzt wird, Ronaldo auf Nummer 1 zu hieven, ist für mich sogar nachvollziehbar.

Auch in Sachen Nationalmannschaft ist Ronaldo für Portugal viel wertvoller als Ribery für Frankreich. Ronaldo schoss die Selecao fast im Alleingang zur WM nach Brasilien, während Ribery in Frankreich nach wie vor um die Anerkennung kämpft, die er bei den Bayern genießt. Zu schwankend seine Leistungen, zu sehr wirken noch die Eskapaden der WM 2010 nach. Ein Übriges taten einige ungeschickte Interviews um die Vorkommnisse von 2010 zu beschwichtigen. Während Ronaldo für Portugal ein Volksheld ist, ist Ribery eher geduldeter Ausländer in der eigenen Nationalmannschaft.

Das Ronaldo-Gebashe in Deutschland kann ich in keinster Weise nachvollziehen. Wann immer Ronaldo in Deutschland auftaucht wird er gnadenlos ausgepfiffen, wofür ich mich schon fast fremdschäme. Ich freue mich, wenn ich einen solchen Weltklassefußballer live erleben darf und habe höchsten Respekt vor seinem Leistungsvermögen. Seit er 2003 als Jungspund mit Manchester United im Neckarstadion auflief verfolge ich mit Interesse seinen Weg. Mit jetzt 29 Jahren hat er kürzlich sein 400. Tor seiner Profikarriere erzielt, herausragend also. Und, in den letzten Jahren ist er immer mannschaftsdienlicher geworden, was sowohl Real Madrid als auch der portugiesischen Nationalmannschaft zugutekommt. Er hat möglicherweise das Pech nicht in eine ganz große Fußballnation hineingeboren worden zu sein, dennoch hat die portugiesische Nationalmannschaft auch im Laufe seiner Karriere einige Achtungserfolge zu verzeichnen und zählt bei jedem Turnier stets zu den Geheimfavoriten. Im Nationalteam ist es sein Pech, dass es so scheint, alle Last würde ihm aufgebürdet werden, unter der er manchmal zu zerbrechen droht. Bei Real freilich sieht es ein wenig, aber nicht viel anders aus. Auch dort ist er der Mann, auf den alle schauen, auch wenn er überragende Nebenleute wie Xabi Alonso, Benzema, Bale, Di Maria, Isco, Modric uvam. hat. Reals Form steht und fällt mir der von Cristiano Ronaldo.

Bemerkenswert und bewundernswert finde ich auch seinen Lebensweg. Aus den Slums von Funchal auf der Atlantik-Insel Madeira schaffte er über National Funchal mit 12 Jahren den Sprung in die Jugendakademie von Sporting Lissabon und damit auch in eine neue Welt. Dort entdeckte ihn im Sommer 2003 Sir Alex Ferguson, als Sporting Manchester United anlässlich der Eröffnungsfeierlichkeiten des José-Alvalade-Stadions in Lissabon mit 3:1 besiegte. Für 17,5 Millionen Euro wechselte der damals 18-jährige also auf die Insel nach Manchester und reifte fortan unter Sir Alex zum mit weltbesten Fußballer. Ronaldo mag oft arrogant und wehleidig rüber kommen, ich denke, er hat sich einfach im Laufe der Jahre ein dickes Fell zugelegt und lässt nicht alles, was auf ihn herein prasselt, an sich heran kommen. Ein Spieler, der in den letzten 2 ½ Saisons in Spanien, einer der besten der Ligen der Welt, genau 100 Tore geschossen hat (Stand 17.01.2014), darf einfach zu den ganz großen der Branche gezählt werden.

Er mag vom Herrgott mit einem außergewöhnlichen Talent ausgestattet worden sein, keine Frage, dennoch ist ihm auch nichts in den Schoß gefallen. Sämtliche Trainer, unter denen Ronaldo gearbeitet hat und arbeitet, loben stets seine außergewöhnliche Bereitschaft zu Sonderschichten, sei es in der Körperpflege, im Fitnessraum oder auf dem Platz. Er erarbeitet sich seinen Status sprichwörtlich und hat eben den Ehrgeiz stets der Beste zu sein. 2013 hat er es geschafft, herzlichen Glückwunsch!

Gestern vermeldete dann schließlich noch der VfL Wolfsburg Vollzug im Transferhickhack um Kevin De Bruyne. Transfers jenseits der 20 Millionen stellen für die Autostädter schon lang kein Problem mehr dar. Beunruhigend für mich als Fan ist aber, dass sich die Wölfe nach der Meisterschaft 2009 nun erneut anschicken, die Spitze aufzumischen und dorthin auf einem guten Weg zu sein scheinen. Mit Allofs und Hecking wird dort mittlerweile weniger Geld verbrannt als in früheren Jahren und punktuell ein Team aufgebaut, das das Zeug dazu hat auf lange Sicht unter den Top 3 der Liga mitzumischen. Wieder ein (Werks-)Club mehr, der Traditionsvereinen den Weg an die Geldtöpfe versperrt, der mit dafür verantwortlich ist, dass es mittlerweile ein Ding der Unmöglichkeit ist, Top-Spieler über viele Jahre in seinen Reihen zu halten. Jeder, der seinen Gehaltsscheck über alles stellt (und das sind die meisten) wird also im Zweifel die hässliche traditionslose Stadt Wolfsburg einem anderen Ort vorziehen. Mittlerweile scheinen nicht einmal mehr die Frauen ihr Veto einlegen zu können (oder es wird nicht erhört), wie noch zu Zeiten eines Valdas Ivanauskas, dessen bessere Hälfte die Autostadt nach dem „Vorstellungsgespräch“ fluchtartig verließ und klar machte, dort setze sie keinen Fuß mehr hin. Mit Wolfsburg wird in den nächsten Jahren zu rechnen sein, zumindest so lang es dem Mutterkonzern VW wirtschaftlich gut geht.

Der VfB schlug sein Trainingslager vom 6. bis 16. Januar erstmals im fernen Südafrika auf. Als Botschafter der Deutschen Fußballliga, versüßt mit 200.000,– Euro Prämie, ließ sich der Tross nicht zwei Mal bitten und flog ans Kap der Guten Hoffnung. In Kapstadt sollte sich der VfB sowohl optimal auf die Rückrunde vorbereiten als auch als Botschafter des deutschen Fußballs auftreten.

Wenn man den Eindrücken und Erlebnisberichten so zuhört, scheint beides gelungen zu sein. Intensive Trainingseinheiten mit jeder Menge Abwechslung, wie einem Besuch von Robben Island, wo Nelson Mandela fast zwanzig Jahre einsaß und einem Township. Touristische Aktivitäten also, die die Jungs vom Trainingsstress ablenkten und auch zum nachdenken anregen sollten.

Sicherlich eine gute Sache und hoffentlich nicht das letzte Mal. Wie es sich sportlich auszahlt wird man sehen. Wie man hört, hat sich Moritz Leitner in der Zentrale festgespielt und auch Mo Abdellaoue soll eine gute Frühform haben. Zudem hätten sich die jungen Spieler gut integriert, seien aber auch an ihre körperlichen Grenzen gestoßen. In der Hierarchie gab es auch neue Weichenstellungen, Vedad Ibisevic anstelle des zuletzt oft zum Ersatz degradierten Schorsch Niedermeier begleitet zukünftig das Amt des Vizekapitäns. Kleines Indiz dafür, dass sich möglicherweise auch die Gesamthierarchie langsam verändert. Unsere vermeintlichen Führungsspieler wie Sven Ulreich, Christian Gentner, Schorsch Niedermeier und Cacau schwächeln allesamt bzw. kommen in die Jahre. Wenn Christian Gentner eine Leistungssteigerung fordert, sollte er sich zuerst an die eigene Nase fassen. Ich bin ja schon einmal froh, dass unsere Schlafwagenzentrale Gentner-Kvist schon zur Hälfte gesprengt wurde und mit Leitner mehr Dynamik in die Zentrale einkehrte. Aber auch Gentner muss sich sputen und Bälle handlungsschneller und konzentrierter verteilen um im schneller gewordenen Spiel weiter mithalten zu können. Rani Khedira lauert auf seine Chancen und hat sicherlich den Ehrgeiz einen Mann wie Gentner auf Dauer zu verdrängen. Auch Sven Ulreich ist für mich nicht mehr unumstritten. So lang jedoch ständig „Ulle, Ulle, Ulle-„ Rufe durchs Stadion hallen, werden sich die Verantwortlichen davor hüten in dieser Sache ein Fass aufzumachen, solang eine Aufstellung noch zu vertreten ist.

Mir wäre es auch am allerliebsten, wenn sich Ulle stabilisieren und wieder ein großer Rückhalt werden würde. Nur, ich habe große Zweifel und spreche ihm einfach die Klasse ab. Auf der Linie und in der Reaktionsschnelligkeit hat er zweifellos seine Stärken, das wars dann aber auch schon fast. Im Dirigieren der Vorderleute, im Herauslaufen, in der Spieleröffnung, in der Körpersprache und Ausstrahlung, in der Strafraumbeherrschung, im Antizipieren von Situationen, fast überall ist sein Spiel ausbaubar. Das sind teilweise Dinge, die ein Torwart in die Wiege gelegt bekommt, die er intuitiv lösen muss. Schaut man sich die Gegentore in den letzten eineinhalb Jahren an, sind viele auf die mangelnde Abstimmung zwischen Innenverteidigung und Torhüter zurückzuführen. Ein durchsetzungsfähiger Schlussmann, wie wir ihn mit Jens Lehmann davor hatten, stellt die Mitspieler notfalls auch selbst an den Platz, wo er sie gern hätte, Ulle brüllt sich zwar die Seele aus dem Leib, hat wohl aber nicht das Selbstbewusstsein auch einmal selbst Hand anzulegen und sich durchzusetzen.

Und auch der Niedermeier Schorsch, in den letzten Jahren unumstrittener Stammspieler und zeitweise gar Torjäger, hat derzeit einen schweren Stand. Durchaus nachvollziehbar, sind doch Schwaab und Rüdiger technisch und in der Spieleröffnung besser. Niedermeier machte zuletzt vermehrt seinem Spitznamen Niederstrecker alle Ehre, ging eher grobmotorig zu Werke und ist dadurch immer für eine Karte und/oder unnötigen Freistoß oder Elfmeter gut.

Auf rechts dürfte weiterhin Sakai gesetzt sein. Bei ihm habe ich die Hoffnung, dass er über Weihnachten den Reset-Knopf gedrückt hat und einen neuen Anfang findet. Er hat ja schon gezeigt, dass er es besser kann. Auf links hat derzeit Rausch die Nase vorn im Zweikampf mit Boka, dessen auslaufender Vertrag im Sommer dem Vernehmen nach nicht verlängert wird. Ganz außen vor mittlerweile ist Cristian Molinaro, der gar nicht in Südafrika dabei war und auf Vereinssuche sein soll.

Auf den Außen sehe ich derzeit Martin Harnik und Timo Werner (anstatt dem abwanderungswilligen Traore). Harnik zeigte in Südafrika sprichwörtlich Biss und hatte bereits Ende der Vorrunde ansteigende Form. Werner im linken Mittelfeld deshalb, dass der zweite Platz im Sturm für Mo Abdellaoue frei ist. Nur wenn Abdellaoue auch spielen darf, hat er die Chance seine gute Frühform zu konservieren und weiter Selbstvertrauen zu trauen. Er ist ein sensibler Spieler, der das Vertrauen des Teams und des Trainers spüren muss, dann können wir durchaus noch viel Freude mit ihm haben. Hinter den Spitzen sollte wieder Maxim gesetzt sein, der zum Ende der Vorrunde müde wirkte und auch draußen saß.

Verlassen haben uns Brunos Lieblingsspieler Tunay Torun, von dem ich in 1 ½ Jahren nicht gesehen habe, für was der eigentlich gut sein sollte und Benedikt Röcker, zu dessen bevorstehendem Abschied ich mich nach dem Wolfsburg-Spiel bereits geäußert habe. Vom vierten potentiellen Abgang Patrick Funk hört man wenig, außer dass möglicherweise Red Bull Leipzig an ihm interessiert wäre. Vom Millerntor auf die VfB-Tribüne und dann zum Plastikverein nach Leipzig, ich habe schon von reizvolleren Karriereleitern gehört…

Wenn wir schon bei den Abgängen sind: immer wieder lese ich davon, dass für Harnik, Ibisevic und jetzt für Maxim Interessenten bereit stünden, die mal fünf, mal sechs Millionen bereit wären zu bezahlen. Ich hoffe, der VfB wird da nicht schwach und schwächt sich somit wieder einmal selbst. Fünf Millionen Euro hätte ich mir im Fall Traore, ein Jahr vor Vertragsende, gefallen lassen. Bei längerfristigen Verträgen aber sollte Fredi solche Gebote mit einem müden Lächeln abtun. Im Fall Maxim mutmaßt die STZ, der VfB würde sich das Angebot von Fenerbahce sicherlich anhören. Dazu meine klare Meinung: bloß nicht, Maxim hat das Zeug zu einer Granate, wenn er natürlich den Beruf mit dem notwendigen Ernst und der notwendigen Beharrlichkeit auszuüben bereit ist seine Partylust ein wenig hinten anstellt. Auch hier fände ich den gebotenen Betrag von 6 Millionen Euro einfach lächerlich. Mit einer solchen Transferpolitik kommen wir nie auf einen grünen Zweig.

Meine Vorfreude auf die Rückrunde ist riesig. Ich kann es kaum erwarten, heute in einer Woche wieder meinen Platz im Neckarstadion einzunehmen und das Team zu unterstützen und siegen zu sehen. Als Saisonziel gibt der VfB einen einstelligen Tabellenplatz aus, was meiner Ansicht nach vernünftig ist und die Protagonisten nicht zu sehr unter Druck setzen sollte. Lieber in Ruhe am Team der Zukunft basteln, lieber in der zweiten Halbzeit ein hoffnungsvolles Talent einwechseln als einen Spieler, der uns im Sommer sowieso verlässt. Lieber auch einmal Lehrgeld bezahlen und im gesicherten Mittelfeld landen, anstatt mit aller Macht (und ausschließlich erfahrenem Personal) zu versuchen, Platz 6 zu ergattern. Lieber Spieler bringen, die einen hoffnungsfroh stimmen und denen man Fehler verzeiht, als welche die dem Motto „tausend Mal gespielt, tausend Mal ist nix passiert“ gerecht werden. Wenn das die Philosophie ist, die für #aufbruch1893 steht, wird auch die Gunst des Publikums zurück gewonnen werden können, wird die Hütte mal wieder voll sein und zu einer Festung werden.

Der Worte sind während der Winterpause genug gewechselt, entscheidend ist jetzt wieder auf dem Platz. Es wird sich zeigen, wie weit her es ist mit dem guten Teamspirit vom Kap, wenn wir es wieder mit 16 Haupt- und fast genau so vielen Nebendarstellern zu tun haben. Wer hat Geduld auf seine Chance zu warten, wer stänkert? Interessante Fragen, die uns im zweiten Halbjahr begleiten und auf deren Beantwortung ich gespannt bin.

Das Programm schon in den ersten acht Tagen hat es in sich. Gegen Mainz, gegen die Bayern und dann in Leverkusen. In der Vorrunde starteten wir mit drei Niederlagen in die Saison, was uns immerhin von Bruno Labbadia erlöste. Einen solchen Fehlstart gilt es unbedingt zu vermeiden, um nicht zu Beginn schon wieder den Druck zu haben, den man eigentlich von der Mannschaft nehmen wollte.

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