25. August 2014

Punktgewinn im Borussia-Park!

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , , , – Franky @ 20:22

Acht Tage nach diesem unsäglichen und peinlichen Pokal-Aus in Bochum ging es für uns erneut tief in den Westen, in den Borussia-Park nach Mönchengladbach. Eigentlich ein sehr gutes Pflaster für den VfB, haben wir dort doch in den letzten acht Partien nicht verloren (vier Siege, vier Unentschieden) und weist der VfL Borussia gegen uns zuhause seine schlechteste Bilanz gegen alle Bundesligisten auf. Kein Grund also bange zu machen vor diesem Saisonauftakt. Wenn, ja wenn da nicht die desolate Vorstellung in Bochum gewesen wäre. Im Ruhrstadion war nichts zu erkennen, das Mut für den anstehenden Bundesligaauftakt machen könnte, entsprechend bedient war ich unmittelbar nach dem Spiel. Komischerweise wich mein schlechtes Gefühl für die kommende Bundesligasaison und insbesondere für das Spiel im Borussia-Park von Tag zu Tag einer gewissen Zuversicht. Natürlich bin ich mir im klaren darüber, dass es ein schwieriges Jahr werden dürfte, aber auch, dass wir nach und nach besser werden würden, sollte der Start auch noch so miserabel ausfallen.
Was war passiert? Zunächst war da ja am Sonntag das Krombacher-Spiel in Fellbach, von dem ich ausführlich berichtete. Bei den meisten Spielern meinte ich zu erkennen, dass sie dieser Auftakt gewurmt, getroffen, erschrocken hat. Einige sprach ich ja direkt darauf an, so dass ich mir einbilde, hier mit keinem gespielten Verhalten konfrontiert worden zu sein. Dann schließlich noch ein kleiner Plausch mit Armin Veh, der eingehend um Geduld bat, dies jedoch mit einer Entschlossenheit zum Ausdruck brachte, so dass ich ihm nur Recht geben konnte.
Geduld ist das Zauberwort in dieser Umbruchphase. Meiner Meinung nach hatten wir seit Christian Gross keinen richtigen Trainer mehr (außer Huub Stevens natürlich). Über die Zeit von Jens Keller lege ich mal den Mantel des Schweigens. Bruno Labbadia bin ich dankbar, dass er uns in der schwierigen Zeit 2010/2011 vor dem Abstieg gerettet hat, für mehr aber nicht. Danach gab es das eine oder andere Zwischenhoch mit einem Einzug in die Europaleague oder dem aufgrund eines unglaublichen Losglück erreichten Pokalfinale. Unterm Strich vermochte Labbadia die Mannschaft aber nicht weiter zu entwickeln, so dass seine Zeit eher als die des schlechtesten Fußballs in der langen VfB-Historie in die Geschichte eingegangen ist. Außerdem wurde Labbadia nachgesagt, Spielerfrauen hinterher zu stellen, so dass es nicht verwunderlich ist, dass dies beim einen oder anderen Spieler Leistungsverweigerung zur Folge hatte. Danach kam das Greenhorn Thomas Schneider, der von einigen Führungsspielern nicht für voll genommen wurde und auch nichts unternahm, um seine Autorität zu stärken. Er ließ es laufen, fast bis ins Verderben. Huub Stevens, unser Rettungsanker, war zu kurz da und verabschiedete sich nach erfüllter Mission gleich wieder. Er schaffte es aber in sehr kurzer Zeit aus diesem Sammelsurium aus Grüppchen und Ich-AG’s eine funktionierende Einheit auf den Platz zu schicken, die binnen kurzer Zeit die notwendigen Punkte einfuhr, um in der Liga zu bleiben.
Über die Kaderzusammenstellung des Fredi Bobic und der möglichen Bevorzugung der Schützlinge seines Freundes und Beraters Schwab habe ich mich schon oft genug geäußert, trotzdem komme ich auch an dieser Stelle nicht umhin den Vorstand Sport für die im Kader herrschenden Zustände zu kritisieren.
Armin Veh muss mit dem vorhandenen Spielermaterial zurechtkommen, viel Geld für Veränderungen ist nicht vorhanden, wo wir erneut auf Fredi Bobic zu sprechen kommen. Im Fußballmanagergeschäft ist den Guten eine gewisse Weitsicht gegeben, die unserem Manager-Novizen gänzlich fehlt. Vieles wirkt, als lebe man einfach in den Tag hinein. Bei kaum einem dazu geholten Spieler in den letzten Jahren hat sich sein Marktwert während der Zeit beim VfB erhöht. Stattdessen machten es sich viele Spieler in der Wohlfühloase VfB richtiggehend bequem und saßen über kurz oder lang ihren Vertrag ab. So haben wir auch jetzt wieder Ladenhüter, die sich beim VfB fast in Vergessenheit gespielt (bzw. –trainiert) haben und für die es so gut wie keine Interessenten gibt. Es ist absehbar, dass Fredi Bobic auch am Ende dieser Transferperiode kostspielige Auflösungsverträge unterzeichnen wird, nur um Leute von der Gehaltsliste zu bekommen und einen geordneten Trainingsbetrieb zu gewährleisten.
Veh muss vieles aus den Köpfen bekommen, was sich dort in den letzten Jahren festgesetzt hat und sich über kurz oder lang auch vom einen oder anderen Platzhirsch trennen, der uns nicht weiterbringt bzw. bei dem er Zweifel hegt, ob er seinen Weg bedingungslos mitzugehen bereit ist.
So fand ich die Pressekonferenz vor der Abreise ins Hotel nach Düsseldorf sehr bemerkenswert. Veh hat u. a. mangelnden Teamgeist und Grüppchenbildung als Hauptprobleme ausgemacht, was im Grunde genau das ist, das ich schon seit längerem predige. Das Team muss nicht aus elf Freunden bestehen, aber, es sollte eine funktionierende Einheit sein, die sich zwischenmenschlich versteht und die letztendlich bereit ist, sich gegenseitig auf dem Platz zu helfen. Wenn er das hinbekommt, nicht immer die elf besten Einzelspieler aufs Feld zu schicken, sondern diejenigen, die als Team am besten funktionieren, ist meiner Ansicht nach schon viel gewonnen. Auch sein Zitat „Mentalität schlägt Talent“, dass manch einer Respekt einfordere, der überhaupt nicht wisse, was dieser bedeutet, finde ich klasse und den richtigen Ansatz. Zudem schätzt er die Lage realistisch ein und mahnt das Umfeld, diesen schwierigen Weg mitzugehen und das Team mit Erwartungen und Phantastereien nicht zu überfordern.
Bei Armin Veh, wie ich ihn auch in Schruns und im Zillertal erlebt habe, habe ich ein richtig gutes Gefühl, dass er den VfB wieder dorthin führen kann, wo wir ihn alle gerne sehen würden. Im Gegensatz zu den meisten anderen Trainern, die für ein Engagement in Frage gekommen wären, ist er jedenfalls keiner, der das Himmelfahrtskommando einfach so übernommen hat und dem es egal wäre, im Herbst mit einer Millionenabfindung gefeuert zu werden. Ihm ist daran gelegen, den VfB aus der Talsohle herauszuholen und geht dieses Unternehmen mit voller Tatkraft, Lust und Leidenschaft an, weil es ihm tatsächlich eine Herzensangelegenheit ist.
Ich schätze die Situation als äußerst schwer und zerfahren ein. Nicht nur, dass wir es uns endlich eingestehen müssen einen qualitativ schwächeren Kader zu haben als mindestens die Hälfte der Liga. Dieser Kader muss Vehs Spielphilosophie verinnerlichen, der „Labbadia-Fußball“ muss raus aus den Köpfen, die Hierarchie ihm Team gehört hinterfragt, ob vermeintliche Führungsspieler nicht mindestens ein Teil des Problems sind, der Kader muss ausgedünnt werden und aber gleichzeitig um Verstärkungen ergänzt werden. Eine Mammutaufgabe also, die nicht von heute auf morgen zu bewältigen ist.
Eine knappe Woche hat der Transfermarkt noch geöffnet, es bleibt zu hoffen, dass sich hier noch etwas tut und Spieler ohne jegliche Perspektive abgegeben werden und ein gestandener Abwehrspieler, der sofort weiterhilft, geholt werden können. Dass ein Marco Rojas zu Greuther Fürth verliehen wurde, finde ich etwas schade, war doch gerade er erfolgreichster Torschütze in der Vorbereitungsphase. Natürlich kann sich das Leihgeschäft als Win-Win-Situation entpuppen, wenn Rojas in Fürth einschlägt, was ich ihm durchaus zutraue, und er gestärkt zurückkommt. Die Erfahrung zeigt aber leider auch nach solchen Leihgeschäften, dass sich der Spieler schon bald mit seinem neuen Verein mehr identifiziert als mit dem VfB, weil er dort die Anerkennung erfährt, die ihm beim VfB gefehlt hat.
Ein zweiter Gewinner der Vorbereitung war für mich Sercan Sararer, der stets frischen Wind brachte, wenn er eingewechselt würde. Ihn würde ich behalten und darauf hoffen, dass er im zweiten Jahr durchstartet, wenn das Tischtuch nach seinen Eskapaden der Vorsaison nicht schon komplett zerschnitten ist.
Jetzt habe ich doch wieder etwas weit ausgeholt um zu veranschaulichen, weshalb ich Armin Veh zu seinen bisherigen Einschätzungen Recht gebe und dass ein riesiger Berg an Problemen vorhanden und abzuarbeiten ist.
Daher ist meine Erwartungshaltung derzeit äußerst überschaubar. Ich freue mich, wenn Veh die Probleme anpackt und Klartext redet und bin mit kleinen Fortschritten schon zufrieden, immer unter der Prämisse, nicht erneut in den Abstiegskampf zu geraten. Zudem wäre ich begeistert, wenn unser Fußball Schritt für Schritt ansehnlicher und wieder selbstverständlicher werden, die Spielfreude zurückkehren und wir wieder schönere Heimspiele zu sehen bekommen würden, zunächst einmal völlig unabhängig von den Ergebnissen.
Den Bus nach Mönchengladbach bestieg ich somit gestern wider Erwarten mit dem guten Gefühl, womöglich etwas Zählbares aus dem Westen mitnehmen zu können. Der Mannschaft, der man in Bochum fehlenden Charakter vorwerfen musste, traute ich es zu, diese Schmach nicht auf sich sitzen lassen zu wollen. Sie haben mächtig Gegenwind bekommen unter der Woche, außerdem hat Armin Veh die Zügel noch einmal angezogen. Gladbach hatte am Donnerstagabend noch ein schweres Auswärtsspiel in Sarajevo in der Europa League-Qualifikation, so dass darauf zu hoffen war, dass sie körperlich nicht ganz so frisch und mit dem Kopf womöglich schon beim Rückspiel am kommenden Donnerstag sein würden. Und, was außerdem Hoffnung machte, ist die Tatsache, dass der VfB eine Wundertüte ist und hin und wieder zu nicht für möglich gehaltenen Leistungssteigerungen fähig ist.
Knapp 2.000 VfBler begleiteten den VfB an einem Sonntag Spätnachmittag, schon bemerkenswert aufgrund der zuletzt gezeigten Darbietungen. Beim VfB begann Alexandru Maxim anstelle des serbischen Neuzugangs Kostic im Vergleich zum Bochum-Spiel. Gladbach ergriff zu Beginn die Initiative, wie es sich für eine Heimmannschaft gehört. Vor allem über die linke Seite des Ex-Vfblers Traoré wurde mächtig Betrieb gemacht, ohne dass es richtig gefährlich wurde. Der VfB versuchte früh zu stören und den Ball zu erobern, schenkte diesen durch schnelle Ballverluste oft aber wieder unnötig her. Im Großen und Ganzen legte der VfB eine ordentliche erste Halbzeit hin und ließ lediglich zwei Gladbacher Chancen zu. Im Spielaufbau aber zeigte der VfB abermals große Probleme, so dass es insgesamt einfach zu wenig ist, was an offensiven Glanzlichtern gesetzt wird. Wenn man in 90 Minuten gerade einmal zwei Mal ernsthaft aufs Tor schießt, muss schon die Abwehr bombensicher stehen, um einen Sieg davon tragen zu können.
Dennoch ging der VfB durch einen dieser Torschüsse am Beginn des zweiten Durchgangs durch Maxim in Führung und ließ uns lange vom Auswärtssieg träumen. Gentner hatte schön die Abwehr überlobbt und Maxim in Szene gesetzt, der alle Zeit der Welt hatte, um konzentriert und sicher abzuschließen. Die Freude und Erleichterung im Block war spürbar, hatten doch die wenigsten auch nur einen Pfifferling auf den VfB gesetzt, nach der großen Enttäuschung in Bochum. Gladbach erhöhte danach den Druck, wechselte offensiv und schnürte den VfB zeitweise ein, so dass der Ausgleich eigentlich nur noch eine Frage der Zeit war. Dem VfB gelang es kaum noch für Entlastung zu sorgen. Einzig in der 84. Minute hatte Christian Gentner noch die Chance, den Deckel drauf zu machen, scheiterte aber leider am Gladbacher Keeper Sommer. Dann kam es wie es kommen musste: der Weltmeister Christoph Kramer erzielte noch den von den Gladbachern vielumjubelten Ausgleich. Überfällig auf jeden Fall, hatte Gladbach doch zuvor bereits einige hochkarätige Einschussmöglichkeiten ausgelassen. Diese Szene aber, die zum 1:1-Endstand führte, sah für mich schon ein wenig bizarr aus. Sie erinnerte mich an eine Strafecke im Feldhockey, Diagonalball an den Elfmeterpunkt, ein Haufen von Spielern nahe der Torlinie, aber niemand beim Schützen, einmal mehr also ein dilettantisches Abwehrverhalten der Mannschaft.
Auf die Einzelkritik aller Spieler möchte ich nicht näher eingehen und mich heute auf zwei beschränken. Die Vertragsverlängerung mit Vedad Ibisevic versteht wohl keiner so recht, außer vielleicht Fredi Bobic. Sollte sie lediglich den Sinn gehabt haben, nicht Gefahr zu laufen, dass auch dieser Spieler uns eines Tages ablösefrei verlässt, lass ich das noch gelten. Das Leistungsprinzip sollte jedoch auch für ihn gelten. Wer die Hoffnung hatte, die Vertragsverlängerung würde ihm einen Schub verleihen, dürfte jetzt schon wieder ernüchtert und verärgert sein. Nach wie vor fällt er mehr durch unnötige Fouls und lamentieren als durch Torgefahr auf, so auch beim nicht gegebenen 0:1, als er davor völlig unnötig einen Gegenspieler umstieß. Ich wünsche es mir, dass er nicht die kolportierte Stammplatzgarantie besitzt und mit Ginczek nach überstandenem Kreuzbandriss bald einen ernsthaften Konkurrenten für die Position des Stoßstürmers erhält.
Auf Sven Ulreich habe ich mich ja bereits seit längerem eingeschossen. Auch gestern für mich wieder mit mehr Schatten als Licht und ein ständiger Unsicherheitsfaktor. Ihm würde eine Pause gut tun, auch wenn es mir bewusst ist, dass die Gesamtsituation schon recht zerfahren sein muss, bis man die Nummer 1 und den bei Teilen der Fanszene noch immer mit Denkmalstatus behaften Ulle aus dem Kasten nimmt. Nüchtern betrachtet aber, trägt ein verunsicherter Torwart maßgeblich zur allgemeinen Verunsicherung bei. Wenn man schon eine ambitionierte Nummer 2 wie Kirschbaum holt, wenn man sich als Torwartschmiede Nummer eins der Nation sieht, mit Andi Menger den angeblich besten Torwarttrainer beschäftigt, sollte man sich auch einmal der T-Frage stellen, um die im Schatten stehenden Keeper nicht vollends zu vergraulen!
Da für mich eine neue Zeitrechnung begonnen hat, wehre ich mich gegen Phrasen wie „und täglich grüßt das Murmeltier“. Es ist nur so, wie oben beschrieben, dass die Jungs einer Kopfwäsche unterzogen werden müssen, alles was bisher war, muss da raus und auf null gestellt werden. Auch rede ich trotz des späten Gegentreffers nicht von zwei verlorenen Punkten sondern sehe es positiv, dass der Ausgleich nicht schon früher gefallen ist. Dann wären wir gestern nämlich mit ziemlicher Sicherheit als Verlierer vom Platz gegangen. Diesen Punkt, den wahrlich nicht jeder auf der Rechnung hatte, gilt es mitzunehmen und als Achtungserfolg zu werten, aus dem Kraft und Zuversicht für die nächsten Aufgaben gezogen werden kann. Am Samstag gastiert (endlich) mal wieder der 1. FC Köln im Neckarstadion, ein Verein, gegen den wir 1996 zum letzten Mal ein Heimspiel gewinnen konnten und der somit sicherlich zu unseren Angstgegnern gezählt werden kann. Allerdings schlugen wir sie 2012 im DFB-Pokal knapp mit 2:1 und Köln reist sicherlich nicht als Favorit an. Da gilt es nachzulegen und den Punkt von Gladbach zu vergolden, um den besten Saisonstart seit Jahren in Stein zu meißeln. Wichtig dürfte sein, das Aufbauspiel und das Spiel in die Spitze zu verbessern, um für Überraschungsmomente zu sorgen und zu Torchancen zu kommen.
Für eine Prognose ist es mir heute noch zu früh. Wenn es die Zeit zulässt, werde ich in dieser Woche mal wieder beim Training vorbeischauen und freue mich auf den Samstag, wenn es wieder heißt „Karawane Cannstatt“ und danach ab ins Stadion, und das zur besten Zeit, Samstag 15:30!

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