3. November 2014

Eigentlich gar nicht so schlecht, wenn…

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , , , – Franky @ 22:07

…es beim Fußball nicht um das nackte Ergebnis ginge. Die Spielanlage gegenüber dem Saisonbeginn stark verbessert, gelingt es mittlerweile sogar zu einer Vielzahl von Torchancen zu kommen, die ausreichen könnten, ein Spiel zu gewinnen.
Leider stand beim Gegner VfL Wolfsburg Diego Benaglio wie ein Fels in der Brandung zwischen den Pfosten, der immer dann, als man dachte, jetzt ein Tor und das Spiel könnte noch gedreht werden, zur Stelle war und Spieler und Fans gleichermaßen zur Verzweiflung trieb.
Auf der anderen Seite machte Thorsten Kirschbaum im VfB-Tor erneut eine unglückliche Figur. Beim richtungweisenden 0:1 ließ er Perisic die Lücke, um an ihm vorbei einzuschieben. Ein guter Torwart verkürzt da den Winkel, zumal dieser ohnehin recht spitz war.
Zum wiederholten Mal führte also nach guter Anfangsphase der erste Torschuss des Gegners zum Rückstand. Natürlich ist es ein bisschen früh, nach vier Spielen den Stab über Thorsten Kirschbaum zu brechen. Natürlich würde bei dieser „Abwehr“ wohl jeder Torwart der Welt öfter hinter sich greifen müssen als ihm lieb ist. Aber, einen positiven Schub hätte ich mir vom Torwartwechsel schon erhofft. Diese Maßnahme trifft man ja nicht von heute auf morgen, Armin Veh wird sich schon länger seine Gedanken gemacht haben. Der Fehler Ulles in Dortmund war letztlich der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte und ihn darin bestärkte, den Wechsel trotz des Standings Ulles bei weiten Teilen der Fans jetzt vollziehen zu können. Normalerweise leckt ein Torhüter, der seit er hier ist, stets auf eine Verletzung oder Sperre von Sven Ulreich „hoffen“ musste, seinem Trainer die Füße ob des Mutes seines Trainers. Normalerweise bringt man sich bei einer solchen Gelegenheit ein, konzentriert sich und setzt alles daran, überhaupt keine Zweifel aufkommen, dass diese Entscheidung die einzig richtige war.
Normalerweise, aber, was ist beim VfB schon noch normal? Wie man es aus den letzten Jahren auch von „Feld-Reservisten“ kennt, keiner drängt sich wirklich auf, keiner ist tatsächlich besser, als diejenigen, die uns davor den letzten Nerv kosteten. Es ist zum verzweifeln!
Jetzt haben wir auch noch ein hausgemachtes Torwartproblem. Zwei nervenschwache Schlussleute, die beide nicht den Eindruck erwecken, dem Druck im Haifischbecken Bundesliga gewachsen zu sein. Dass sie es nicht können, behaupte ich nicht einmal. Beide haben ein Kopfproblem, denken zu viel und treffen dadurch meist die falsche Entscheidung, wo doch gerade beim Torhüter Intuition so wichtig wäre.
Wie schon öfter ausgeführt, sehe ich Ulle seit über zwei Jahren nicht nur stagnieren sondern sich verschlechtern. Nachdem Ulle 2011 im Tief steckte und kurzfristig gar degradiert war, bekam er mit Efthimios Kompodietas einen Life Kinetik Trainer. Warum dieser den Verein verließ weiß ich nicht. Danach trimmte er die Nationalmannschaft auf Handlungsschnelligkeit und ist mittlerweile bei Arminia Bielefeld gestrandet. Bei der Life Kinetik geht es unter anderem darum, bei einer Handlung, die man tätigt, bereits die nächste im Kopf zu haben. Dies ist zweifelsohne ein Teilaspekt des von mir so oft strapazierten Antizipierens, einer Eigenschaft, die einem Torhüter gegeben sein muss. Wo kann der Ball hinfliegen, was mache ich dann, oder auch, ich fange einen Ball und weiß im gleichen Moment schon, wo ich ihn hinwerfe. Manuel Neuer, der Eftis Dienste im Kreis der Nationalmannschaft in Anspruch nehmen durfte, ist ein Paradebeispiel für diese so wichtige Handlungsschnelligkeit.
Möglicherweise wäre es an der Zeit, die Trainingsmethoden zu überdenken. Momentan sind unsre beiden ersten Torhüter kaum bundesligatauglich, weshalb ich inzwischen Andreas Menger, den viel gelobten Torwarttrainer, in Frage stelle. In den letzten beiden Jahren schaffte er es nicht die Torhüter besser zu machen, noch eine Konkurrenzsituation und ein Reizklima zu schaffen. Da fragt man sich, nach welchen Kriterien Mengers Arbeit beurteilt wird bzw. ob sie überhaupt kritisch hinterfragt wird? Das Gerücht, dass Ulle unter dem Schutzmantel Bobics seinen Dienst verrichtete schwebte ja seit Beginn von Bobics Managertätigkeit wie ein Damoklesschwert über dem Wasen. Wenn dem so war hatte folglich auch niemand ein wirkliches Interesse, auf dieser Position einen Konkurrenzkampf zu schüren, was im Leistungssport nicht gerade motivations- und leistungsfördernd und vor allem nicht zielführend ist.
Dass Menger diese vermeintlichen Vorgaben von oben offensichtlich klaglos hingenommen hat, spricht nicht unbedingt für ihn und erweckt den Eindruck, dass er nur ein weiterer VfB-Mitarbeiter ist, der glücklich damit ist, untergekommen zu sein, sein Auskommen zu haben, ob sein Job Sinn macht und Befriedigung verschafft oder eben auch nicht. Bobic liebte ja diese pflegeleichten Mitarbeiter, die keinen Stunk machen und die Klappe halten. Ein Mann, der etwas auf sich hält und in seinem Job Fortschritte sehen und die Früchte ernten möchte, macht es wie die Herren Albeck und Schrof, die, weil sie bei Bobic und Labbadia auf Granit bissen, das Weite suchten und beim Brause-Club in Leipzig anheuerten.
Die Frage ist, wie es jetzt weitergehen soll, nachdem schon der zweite Torwart in dieser Saison bewiesen hat, dem immensen Druck nicht gewachsen zu sein und vor allem dem Team keine Stabilität verleihen zu können.
Ob man dem jungen Vlachodimos einen Gefallen tun würde, ihn jetzt schon ins kalte Wasser zu schmeißen, ist eine heikle Frage. Er ist ein junger Kerl, zudem ein Hänfling, macht aber schon seit längerem mit konstant guten Leistungen bei unseren Amateuren auf sich aufmerksam.
Es ist ein schmaler Grat, ob man einen Youngster ins kalte Wasser schmeißt oder wie lang man ihn heranführen soll. Wir haben schon des Öfteren junge Leute so lang an die großen Aufgaben herangeführt und in Watte gepackt, bis sie ungeduldig wurden und letztlich schon keine Lust mehr auf den VfB hatten. Ein junger Mann kann aber auch reifen und sich stählen, an den höheren Aufgaben wachsen. Um hier eine Prognose abgeben zu können, dafür kenne ich Vlachodimos zu wenig, wie weit er schon gereift ist, ob er mit beiden Beinen auf dem Boden steht und wie es um sein Nervenkostüm bestellt ist. Eigentlich sollten dies die Verantwortlichen beurteilen, in die ich allerdings mit Ausnahme von Trainer Veh inzwischen fast jegliches Vertrauen verloren habe.
Leno, laut Menger zum Zeitpunkt seines Abgangs schlechter (!) als Ulle, stellt inzwischen unsere ersten beiden Torhüter problemlos in den Schatten. Er besticht nicht nur durch seine Leistungen auf der Linie, auch seine Ausstrahlung, seine Körpersprache sind für sein Alter schon sehr gut. Max Merkel prägte einmal den Spruch „Torhüter und Linksaußen haben alle eine Macke“. Auf die Torhüter gemünzt hieß das früher, dass sie Einzelkämpfer waren und oft mehr taten und ehrgeiziger waren als die Feldspieler. Heutzutage, wo Torhüter keine Konkurrenten sondern Partner sind, sich nicht gegenseitig Druck machen sondern helfen sollen, sie keine Ansprüche stellen sondern die Klappe halten sollen, gibt es diese Spezies natürlich nicht mehr in dieser Form. Trotzdem, wenn ich mir so manchen Keeper anschaue und unsere beiden daneben stelle, kommen sie mir schon besonders weichgespült vor.
Veh, der (selbst-)bewusst den Finger in die Wunde legt, hält nicht hinterm Berg und macht sich damit in der Vereinsführung nicht nur Freunde. Er spricht deutlich an, wo er Defizite sieht, was in den letzten Jahren schief gelaufen ist und auch, dass man doch bitteschön auf seinen Erfahrungsschatz zurückgreifen soll anstatt über ein weiteres Expertengremium nachzudenken. In die Managersuche wäre er gern eingebunden, was von Teilen des Aufsichtsrats offensichtlich nicht gerade goutiert wird. Jene Ordnungshüter also, die seit Jahren in erster Linie ihre eigenen Interessen vertreten, befürchten in Bezug auf Veh/ Hübner Vetterleswirtschaft. Interessant, um nicht zu sagen, saukomisch, und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Hier scheint es auf einen Machtkampf hinauszulaufen, den ein Trainer bei dieser Vereinsstruktur eigentlich nur verlieren kann. Wahler ist zwar froh Veh zu haben und möchte ihm möglichst auch den einen oder anderen machbaren Wunsch erfüllen, beißt damit beim Aufsichtsrat aber mehr und mehr auf Granit. Das allerdings nicht nur, weil dieser Veh nicht zu mächtig sehen möchte, sondern auch weil Bernd Wahler beim Aufsichtsrat nicht mehr so richtig wohlgelitten ist. Einmal mehr ein Beispiel, wer unseren Verein (heimlich) regiert.
Veh wiederum ist ein Alphatier, der sich nicht verbiegen lässt und tut und sagt, was er für richtig hält. Eine gefährliche Konstellation! Sollte Veh mit falschen Versprechungen gelockt worden sein und ihm jetzt noch Steine in den Weg gelegt werden, ist die latente Gefahr vorhanden, dass er die Brocken hinschmeißt. Das hat er schon zwei Mal in seiner Karriere gemacht, will der VfB es vermeiden, dass er es ein drittes Mal tut, sollte er vorsichtig sein.
Wenn man schon so wenig Fachkompetenz im Verein hat, muss man seinem Trainer ein Stück weit vertrauen. Wenn er potentielle (finanzierbare) Zugänge vorschlägt sollte das Bemühen erkennbar sein, dass man ihm diesen Wunsch versucht zu erfüllen und nicht halbherzig auf halber Strecke aufgeben oder sich anderweitig umschauen.
Genau so verhält es sich mit dem Sportdirektor. Ob es jetzt gerade Bruno Hübner werden muss, mit dem Veh in Frankfurt harmonisch zusammenarbeitete, sei dahingestellt. Eingebunden werden sollte der Trainer aber schon, schließlich muss die Chemie stimmen zwischen den beiden, die am Ende des Tages so eng zusammenarbeiten sollen.
Vor vier Jahren setzte man Christian Gross Fredi Bobic vor die Nase, die von Anfang nicht miteinander konnten. Bei Gross‘ Wunschspieler Petric, der schon fast hier war, ließ man den Transfer leichtfertig platzen, was dem Trainer schlussendlich vor Augen führte, welche Wertschätzung er im Verein erfuhr, nämlich so gut wie keine. Das Ende ist bekannt!
Nimmt der Aufsichtsrat also wieder seine Blockadehaltung ein, ist zu befürchten, dass sich auch die Amtszeit von Armin Veh schon wieder dem Ende zuneigt. Dann heißt wieder so schön, „verschiedene Auffassungen“ hätten zur Trennung geführt. Ob Veh eines Tages selbst hinwirft oder der Verein die schlechte Tabellensituation, die ausschließlich den Fehlentwicklungen der letzten Jahre geschuldet ist, als willkommene Gelegenheit aufnimmt, den Dickkopf Veh loszuwerden, sei dahin gestellt. Vielleicht versucht man ihn ja auch „nur“ hinauszuekeln, um nicht die den Etat noch immer belastenden Abfindungszahlungen an die Herren Mäuser, Labbadia, Schneider und Bobic die an Veh folgen lassen zu müssen.
Dieses Szenario ist von mir bewusst düster ausgeführt, es wäre aber typisch für den VfB, wenn es genau so ablaufen würde. Bei uns sind ja Fehler bekanntlich dazu da, sie immer wieder zu machen, anstatt aus ihnen zu lernen.
Nun bin ich, ich gebe es zu, dramatisch abgedriftet, war doch das eigentliche Thema das 0:4 gegen den VfL Wolfsburg. Und trotzdem ist eigentlich anfangs alles gesagt, vielversprechende Offensivaktionen, haarsträubende Ballverluste im Mittelfeld (Romeu, Niedermeier, Leitner), die zu Gegentoren führten, eigener Torwartfehler, starke Torwartleistung auf der Gegenseite, fertig war das 0:4. Unglaublich, wie wir den Gegner zum Toreschießen einluden, so etwas hat die Bundesliga vermutlich zuletzt zu Zeiten von Tasmania Berlin gesehen. Bis zur Winterpause müssen wir wohl oder übel mit diesen Protagonisten leben, dann aber sollte tunlichst Qualität hinzu verpflichtet werden.
Was für mich äußerst befremdlich war, war, dass mir am Samstag das 0:4 so wenig ausgemacht hatte. Wie die meisten im weiten Rund war ich zwar enttäuscht darüber, dass wir nichts Zählbares mitgenommen haben, einigermaßen zufrieden war ich aber mit der Leistung und der Moral der Mannschaft.
Erst am Sonntag dann, als ich hörte, zweithöchste Heimniederlage der Vereinsgeschichte, fragte ich mich, was die unterirdischen Darbietungen aus den letzten Jahren mit mir gemacht haben, um nach einem 0:4 noch Beifall zu klatschen. Wie tief sind die Ansprüche mittlerweile gesunken. Waren unter Labbadia Heimspiele an der Tagesordnung, bei denen es komplette Halbzeiten gab, in denen wir nicht einmal aufs Tor schossen, war am Samstag wenigstens Bewegung und Zug nach vorne drin. Statt eines langweiligen 1:0 gingen wir mit wehenden Fahnen 0:4 unter. Hurra kann man da nur sagen.
Ich zwar kein unverbesserlicher Optimist, aber, durchaus Realist. Dass die Saison extrem schwer werden wird, war mir klar, spätestens, als erkennbar wurde, dass die schonungslose Aufarbeitung der Vorsaison einfach mal ausgefallen war.
Ich vertraue Armin Veh nach wie vor und räume ihm die Zeit ein, die er benötigt, um der Mannschaft ein neues Gesicht zu verleihen. Ihm muss die Chance gegeben werden, Spieler, die uns nicht weiterbringen, fortzuschicken und andere, auch welche seines Vertrauens, hinzuholen. Ich spüre im Vergleich zu den Vorjahren schon eine Veränderung und anerkenne, dass Veh einiges ausprobiert. Es ist nur bedauerlich, dass ihm bisher das Glück fehlt und keine seiner Änderungen eine spürbare Verbesserung bringt. Der Gesamteindruck ist eben nichts wert, wenn man zuhause 0:4 verliert. Stümperhafte Fehler im Spielaufbau, keine Absicherung nach hinten, eine Grundordnung nicht mehr vorhanden, so lässt sich die Abwehr ein ums andere Mal auskontern. Das sind Situationen, die die Mannschaft auf dem Platz regeln muss. Veh sagt sicherlich nicht, „rennt alle blindlings nach vorne“.
Es klingt zwar nach Durchhalteparole, wenn Veh gebetsmühlenartig wiederholt, diese anfängerhaften Fehler müssten abgestellt werden, trifft es aber doch irgendwie. Gegen die Wölfe wurde der VfB wegen dieser weit unter Wert geschlagen.
Auf Bremen freue ich mich, auch wenn es so etwas wie ein Schlüsselspiel wird. Ganz schwer, Bremen im Aufwind, wir nervlich angeschlagen. Ein frühes Gegentor und alle Dämme könnten brechen. Auf der anderen Seite aber auch die Chance einen Bigpoint zu setzen und sich Selbstvertrauen vor den wichtigen Spielen gegen Augsburg und in Freiburg zu holen. Spannend wird’s auf jeden Fall, nicht nur das Spiel sondern auch, wie wir hoch kommen, sollte der GDL tatsächlich daran gelegen sein, erneut für ein Wochenende den Bahnverkehr in Deutschland lahmzulegen.

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