Schön, dass nach Mainz gerade einmal zwei Arbeitstage anstanden und wir die letzten drei Tage mit (VfB-) Freunden im Badischen verbringen konnten. Eine komplette Woche im Geschäft unter Hochspannung wäre sicher schwer zu ertragen gewesen.
Morgen steht er also an, DER Showdown, DAS Abstiegsendspiel oder, wie es der VfB-Tross nennt, das Halbfinale. Die Spannung ist unerträglich, von “so gut wie gerettet” bis “sicher abgestiegen” ist alles möglich. Um diese innere Unruhe und Anspannung bis zum Anpfiff nicht alleine in sich hineinfressen zu müssen, hat der OFC Leintal-Power ’05 die tradionelle Saisonabschlussfahrt auf dem Partyfloß angesetzt. Jedes Jahr, auch für mich ein, wenn nicht DAS Saisonhighlight, vor allem in Zeiten, in denen Glanzvorstellungen auf dem Rasen zur Rarität geworden sind.
So trifft man sich bereits morgen früh um 8.45 Uhr, um zum Anleger nach LB-Poppenweiler kutschiert zu werden und um dort das Floß zu besteigen. Da man sich nie sicher kann, nicht doch in einen kleinen Stau zu geraten, deckt man sich vorsorglich am Bahnhof Ludwigsburg mit Kaltgetränken ein, so dass der Tag schon einmal einen feuchtfröhlichen Anfang nimmt. Auf dem Floß dann werden, die Erfahrung der letzten Jahre lehrt es, die guten Vorsätze wie “erstmal ein Radler”, “nicht durcheinander trinken” oder “iss was” schnell über Bord in den Neckar geworfen, weil einem doch immer wieder mal unerwartet etwas hingestellt wird und man ja nicht abweisend wirken möchte.
Der Tag nimmt damit also schon einen mehr als launigen Anfang mit sauguten Leuten an Bord. Natürlich dreht sich bei dieser Fahrt fast alles um den VfB, man analysiert, fachsimpelt, sinniert und hin und wieder kommt dann auch die missliche Tabellenlage ins Spiel. Man singt und lacht und genießt das Beisammensein mit Gleichgesinnten. Aber, die Zeit wie auch die Schleusen Aldingen, Mühlhausen, Cannstatt rasen an einem vorbei, so dass ich mir keine kurzweiligere Art des dem Spiel entgegenfieberns vorstellen könnte.
Alle Jahre wieder melde ich mich für die Floßfahrt an, weil es einfach geil ist und weil ich es noch geiler finde, wenn ein Fanclub ein solches außergewöhnliches Event von Fans und für Fans veranstaltet und damit einen Beitrag zum Zusammenhalt und zum besseren Kennenlernen innerhalb der Fanszene leistet. Ich weiß das sehr zu schätzen und halte mir daher den Vormittag des letzten Saisonspiels stets und gerne frei.
Wenn wir nicht gerade in Seenot geraten, die Schleusenwärter streiken oder sonstige unvorhergesehenen Ereignisse eintreten, legen wir etwa drei Stunden vor Spielbeginn in Stadionnähe an und haben einen Großteil der (Warte-) Zeit bereits hinter uns gebracht, so dass es bald ans Eingemachte geht.
Wie schon vor den Siegen gegen Bremen und gegen Mainz heizen DIE FRAKTION vor dem Spiel ein und stimmen die Fangemeinde auf den Heimsieg ein.
Dann gehts also gegen den unter Bruno Labbadia wiedererstarkten HSV ins Alles-Oder-Nichts-Spiel. Eigentlich, ich gebe es ehrlich zu, gab es schon Gegner, vor denen ich mehr gezittert habe. Der HSV wäre eigentlich fällig. Schon die Witz-Rettung in der letzten Saison und dann dieser Komödienstadel in dieser, dazu noch dieser Anti-Fußball, der von den Rauten dargeboten wird. Wenns nach all dem ginge, könnte es nur heißen, ab in Liga 2.
Aber: in Sachen Komödienstadel stehen wir dem HSV inzwischen überhaupt nicht mehr nach. Auch, in Sachen verdientem Abstieg, man muss ehrlich bekennen, wer den Schuss letzte Saison nicht gehört hat, wer mit Armin Veh als vermeintlichem Heilsbringen so naiv in die Saison ging, auch der würde eigentlich nach unten gehören.
Trotzdem hoffe ich natürlich, dass wir mit zwei Siegen den Kopf noch aus der Schlinge werden ziehen können. Die Offensive macht derzeit Mut und noch mehr Spaß. Mit dieser Spielfreude, diesen Ideen, den Räumen, die ein Kostic und auch Didavi schaffen, kann dem HSV beizukommen sein. Ein Kostic in der Form vom Mainz-Spiel, spielt dem Westermann Knoten in die Beine, dass dieser noch in der Nacht danach Karussell fährt. Dida wieder auf dem Platz zu sehen tut gut und in der Mitte steht endlich wieder ein Stürmer, der weiß wo das Tor steht. Und auch Harnik, der Mann zwischen Genie und Wahnsinn, ist immer für die eine besondere Aktion gut. Serey Die gegen Mainz wieder bärenstark, bei ihm muss man eben hoffen, dass er von Schiri Gräfe (mein Gott!!!) nicht zu früh gelb sieht.
Die halbe Mannschaft also macht durchaus Mut und sollte in der Lage sein, die Schwächen der Hintermannschaft zu kaschieren oder zu übertünchen und einfach ein Tor mehr schießen als der Gegner. Gegen Mainz sah es doch einigermaßen vielversprechend aus, auch wenn sie nicht allzu sehr gefordert waren, was aber auch am Spiel gegen den Ball der kompletten Mannschaft lag.
Mit einem ähnlichen Willen wie gegen Mainz wird der HSV geschlagen, ohne Wenn und Aber. Ob das gestrige “Affentheater” noch zusätzlich motivierende oder eher hemmende Wirkung hat, wird man sehen. Ich unterstütze Stevens, diesem Haufen auch mal in den Allerwertesten zu dappen, wenn sie nach einem Sieg schon wieder auf Wolke sieben schweben und den Ernst der Lage verkennen. Es kann ja auch kein Zufall sein, dass wir bald zwei Jahre lang keine zwei Siege in Folge einfuhren. Die Wortwahl mutet merkwürdig an, kann aber natürlich Sprachproblemen geschuldet sein.
Der zweite Sieg in Folge muss jetzt zweifellos her, jede Serie geht einmal zu Ende. Die Vorzeichen sind doch klasse. Rückenwind vom Sieg gegen Mainz, volles Haus und eine mit Sicherheit unschlagbare Atmosphäre und die Chance eine verkorkste Saison aus eigener Kraft noch retten zu können.
Ein Abstieg wäre verheerend. Natürlich beschwören ihn einige fast herbei, “weil sich ja sonst doch nix ändert”, weil die Vereinsführung offensichtlich aus gröbsten Fehlern nichts lernt und man in gewisser Weise zu seinem Glück gezwungen werden will. Aber, was soll heilend sein bei einem Abstieg? Mit 1975 sind die Ligen nicht mehr zu vergleichen. Abgesehen davon, dass es noch zwei zweite Ligen gab und es der VfB dennoch erst im zweiten Jahr schaffte, wieder hoch zu kommen, würde es ungleich schwerer. Spieler wie Dieter Hoeneß, K. H. Förster, Hansi Müller und viele andere mehr konnten sich fast unbeobachtet zu Nationalspielern entwickeln, die Medienpräsenz war eine andere, Internet und Privatfernsehen gab es noch nicht. Heutzutage kennt europaweit jeder unsere Talente bis mindestens zur B-Jugend hinab, so dass die Geier ein und aus gehen würden, um die Jungs von anderen Vereinen überzeugen und abwerben zu wollen. Wie oben aufgeführt, haben wir schon ein paar vielversprechende Spieler, die ich so langsam in mein Herz schließe, die wären dann alle weg. Uns würde gerade bleiben, was die Anderen nicht wollen,nicht die besten Voraussetzungen, um gleich wieder hoch zu kommen.
Dutt ist so oder so gefordert im Sommer, der Umbruch muss her, Spielern, die uns bereits jahrelang nicht weiter bringen, muss der Abgang nahegelegt werden, ohne Rücksicht auf irgendwelche vermeintlichen Verdienste oder Identifikation mit dem Verein. Diese haben wir alle, jedoch ohne uns Woche für Woche auf den Platz zu stellen.
Soll heißen, der Abstieg muss unbedingt vermieden werden, um nicht um Jahre bis Jahrzehnte zurückgeworfen zu werden.
Daher, morgen alles geben, alles aus sich herausholen, forza VfB. Bin heiß wie Frittenfett.
15. Mai 2015
Auf gehts Jungs aus Cannstatt!
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