23. Februar 2016

Und schon wieder nicht verloren, VfB!

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , , – Franky @ 20:30

Dass es bei der Terminierung des Spiels in der Arena auf Schalke auf einen Sonntag hinauslaufen würde, war wegen der Europaleague-Teilnahme der Schalker klar. Dass es aber gerade ein Abendspiel um 17.30 Uhr sein musste und das Aufeinandertreffen von Leverkusen und Borussia Dortmund um 15.30 Uhr stattfand, obwohl die beiden Stadien gerade einmal 80 Kilometer auseinander liegen, verdeutlicht einmal mehr, dass den Planern die Fanbelange am Hintern vorbeigehen und die TV-Quote wichtiger ist.

So war es vorprogrammiert, dass der Trip nur mit Urlaub zu bewältigen war oder man montags in Schule und Geschäft entsprechend kleine Augen haben würde. Dennoch wurden die Schwaben von etwa 2.500 Anhängern begleitet, eine stattliche Zahl in Anbetracht der Anstoßzeit.

Ich fuhr mit den Jungs und Mädels vom RWS Berkheim mit. Unsere Kutscher entschieden sich für die untypische Route über die Sauerlandlinie, anstatt der A3 zu folgen, weil sie der Auffassung waren, diese wäre verkehrsgünstiger und nur unwesentlich weiter.

So weit, so gut. Als wir aber dann aber, kurz nach Witten, die Autobahn verließen und uns im Stadtverkehr (Sonntags zum Glück nicht so von Belang) von Bochum, Herne und was ich noch was für verwegenen Flecken wiederfanden, kam uns die Sache dann doch spanisch vor.

Ein Navi ist ja schön und gut, sofern man den Anweisungen auch folgt. Das taten unsere etwas betagteren Busfahrer jedoch nicht, so dass wir uns ein ums andere Mal verfranzten und vor jeder Abzweigung das Lotteriespiel folgte, in welche Richtung wir denn fahren sollten.

Ich saß direkt hinter dem Fahrer und hatte das Navi stets im Blick, so dass ich mich schon allein darüber wunderte, weshalb die Rest-Entfernung zwischenzeitlich wieder anstieg und ich mich fragte, ob unser Kutscher wohl auch die richtige Zieladresse eingegeben hatte. Als wir dann auch noch am Bochumer Rewir-Power-Stadion vorbei fuhren, wurden Erinnerungen an unsere Hoffenheim-Fahrt vor ein paar Jahren wach, als wir plötzlich in der Ortsmitte von Hoffenheim standen, weil der damalige (vielleicht war es ja derselbe) Fahrer anstatt des Betonklotzes an der Autobahnraststätte das Dietmar-Hopp-Stadion in Hoffenheim eingegeben hatte.

So war die Erleichterung groß, als die Arena erstmals angeschrieben und kurze Zeit später auch der Weg zum Gästebusparkplatz beschildert war, so dass sich diese Tort(o)ur dem Ende zuneigte.

Ironie des Schicksals war dann doch tatsächlich, dass wir mit der „gewählten“ Route wohl alles richtig gemacht hatten, da lediglich jene Busse schon angekommen waren, die eine ähnliche Route wie wir wählten und die wir zuvor schon auf einem Rastplatz getroffen hatten, alle anderen standen in einem Mega-Stau auf dem Weg zum Stadion und trudelten erst gut 45 Minuten später ein.

Zunächst wollte ich noch auf Freunde warten, verwarf dieses Vorhaben dann aber, als es gerade noch eine Stunde bis zum Anpfiff war. An einer Gabelung trennen sich dann die Wege derer, die zum Gästestehblock müssen und jener, die einen Sitzplatz hatten.

Am VfB-Fan-Mobil, das direkt vor der Gazprom-Tribüne seinen Platz gefunden hatte, traf ich dann noch einige Bekannte und entschloss mich spontan ein Bier mitzutrinken. Dabei schwelgten wir in der Vergangenheit und waren uns einig darüber, dass zu Parkstadion-Zeiten das VfB-Fan-Mobil, inmitten des Schalker Fanbereichs, wohl schneller gebrannt hätte, als man hätte gucken können.

Wie überall, wo moderne Arenen aus dem Boden gestampft werden, ging dies auch auf Schalke nicht ohne eine einschneidende Verteuerung der Eintrittskarten einher. Dadurch verschwanden viele der Kuttenträger, die sich die Preise nicht mehr leisten konnten oder die Arena nicht als ihre neue Heimat angenommen haben und die Event-Fans eroberten Schalke. Wurde man als Gästefan früher vom Oberrang aus mit Bierdosen beworfen und am Vorbeigehen von Rentnern bespuckt, geht es dort mittlerweile weitaus gesitteter zu, so dass weder das Fan-Mobil noch der weiß-rot gekleidete Fan Größeres zu befürchten haben musste.

Trotz langer Warteschlangen vor den Eingangskontrollen war ich im Nu drin, schnell noch die Knappenkarte aufgeladen, ein Bier geholt und schon ging es hinein in die Turnhalle, deren Dach erwartungsgemäß geschlossen war, war die Witterung doch ziemlich fies. Böiger Wind und Nieselregen, da macht der Schalker unseren Volkssport Nummer 1 eben im Handumdrehen zur Indoor-Veranstaltung.

Dass von den VfB-Fans eine Choreographie geplant war, sah man sofort. Zu meiner Freude, war der teuerste Block aus dem VfB-Kontingent bei weitem nicht ausverkauft, so dass fast freie Platzwahl herrschte. Der auf meiner Karte aufgedruckte Platz befand sich nämlich direkt an der Glasscheibe zum Gästeblock, so dass ich von dort aus überhaupt kein Bild unseres Anhangs hätte schießen können. Die Choreo betraf einmal mehr das Bekenntnis der Fanszene zum eingetragenen Verein und dem Willen, diesen Status auch über den Sommer hinaus beizubehalten.
Der VfB trat auf Schalke erwartungsgemäß wieder mit Didavi, der am Spieltag seinen 26. Geburtstag feierte, anstelle von Maxim an und ansonsten mit derselben Aufstellung wie bereits in den bisherigen Rückrundenspielen. Dass ein Geheimnis der zuletzt an den Tag gelegten Stabilität die Kontinuität in den Aufstellungen ist, sah man beim Pokalspiel gegen den BVB, als Kramny davon abrückte.

Auch wenn es in der zweiten Reihe mittlerweile durchaus Härtefälle gibt, hat Kramny keinen Grund, an dieser so erfolgreichen Mannschaftszusammenstellung zu rütteln. Auf der einen Seite ist es zwar verwunderlich, dass ausgerechnet diejenigen, die Kramny noch von den Amateuren am besten kannte, nun unter ihm überhaupt keine Rolle mehr spielen. Andererseits aber sah man allzu oft, dass der eine oder andere Youngster noch zu grün hinter den Ohren und vor allem dem großen Druck im Abstiegskampf nicht gewachsen ist. Nach dem Wild-West-Fußball der Zorniger-Ära setzt Kramny nun in erster Linie auf Stabilität und das Erreichen der kurzfristigen Ziele, anstatt das Team perspektivisch aufzustellen und Gefahr zu laufen, im Abstiegsstrudel unterzugehen.

Den neuen Teamgeist unterstrich die Mannschaft beim Einlauf dadurch, dass sie unisono in Einlaufjacken mit der Nummer 33 aufs Feld lief und somit ein weiteres Signal in Richtung Daniel Ginczek sandte, dass die Mannschaft in Gedanken bei ihm und seiner schweren Verletzung ist.

Der VfB startete selbstbewusst ins Spiel und hätte bereits nach sechs Minuten durch Gentner in Führung gehen können, wenn Fährmann, der Held des Hinspiels, nicht so stark pariert hätte. Auch Timo Werner, der insgesamt wieder einen starken Auftritt hinlegte, jedoch an seiner Abschlussschwäche dringend arbeiten muss, hätte unsere Farben in Führung bringen können.

Stattdessen erlaubte sich unsere Abwehr einen folgenschweren und kollektiven Blackout bei Belahandas Kopfballtor aus 15 Metern Torentfernung. Danach war der VfB erst einmal geschockt und sichtlich um Ordnung bemüht, während die Schalker mehr Spielanteile hatten, ohne jedoch zu hochkarätigen Chancen zu kommen. Tauchten sie dann doch mal vor dem VfB-Tor auf, war spätestens bei Tytoń Endstation, der erneut seine gute Form unter Beweis stellte und nicht nur nach Kräften die Bälle hielt, sondern auch immer wieder versuchte, das Spiel schnell zu machen.

Je näher das Spiel dem Halbzeitpfiff entgegensteuerte, desto mehr übernahmen die Gäste vom VfB das Kommando und drängten nun auf den Ausgleich, ließen jedoch noch die Passgenauigkeit im letzten Drittel vermissen.

Nach der Pause entwickelte sich phasenweise ein offener Schlagaustausch mit Chancen auf beiden Seiten. Die zuletzt so starken Rupp, Kostic und Geburtstagskind Didavi fielen in dieser Partie leistungsmäßig eher ab, was jedoch in einer homogener gewordenen Mannschaft von den Teamkollegen aufgefangen werden konnte.

War es bis in den Dezember hinein noch an der Tagesordnung, dass sich der eine auf den anderen verließ und jeder schon froh war, wenn man scheinbar ein Alibi vorzuweisen und der Nebenmann die Rolle des Sündenbocks innehatte, reißt man jetzt seine Mitspieler mit und springt für sie in die Bresche. Auf Schalke stach vor allem unsere Zentrale um Christian Gentner und Serey Dié hervor, die viele Bälle abfingen und eigene Angriffe ankurbelten. Auch Insúa zeigte sich stark verbessert, leider in Kombination mit einer schwächeren Partei von Filip Kostic. Haben beide gemeinsam einen Sahnetag, gibt es auf der linken Seite kaum ein besseres Pärchen in der Bundesliga.

Daniel Didavi, dem ich es gewünscht hätte, nach abgesessener Sperre und an seinem Geburtstag zum Matchwinner zu avancieren, fiel leider in erster Linie durch seine fünfte gelbe Karte auf, die ihn gegen Hannover 96 gleich noch einmal zum Pausieren zwingt.

Kramny zog seine Schlüsse aus Frankfurt und nahm seinen Spielmacher dieses Mal rechtzeitig runter. Bereits gelbverwarnt kam er rüde angerauscht, hat den Gegenspieler aber zum Glück nicht richtig getroffen. Ich schlug bei dieser Situation schon die Hände über dem Kopf zusammen, Kramny sah es ähnlich und tauschte Dida umgehend gegen Alexandru Maxim aus.

Binnen weniger Minuten kamen dann auch noch Kravets für Timo Werner und Martin Harnik für Serey Dié, was eindeutig als Zeichen zu werten war, dass man mit aller Macht noch etwas mitnehmen wollte.

Hier gefällt mir Jürgen Kramny bisher sehr gut. Seine Wechsel machen durchweg Sinn und vor allem wechselt er so rechtzeitig, um den Reservisten die Gelegenheit zu geben, noch etwas zu bewegen und dem Spiel ihren Stempel aufzudrücken.

Vor allem Maxim merkte man an, dass er sich etwas vorgenommen hatte. Zunächst scheiterte er mit einem Seitfallzieher knapp, kurz darauf köpfte Gentner eine Maxim-Ecke aufs lange Eck, Fährmann konnte nur abklatschen und Martin Harnik staubte aus kürzester Entfernung zum vielumjubelten und vor allem hochverdienten Ausgleich ab. Unser einziges Tor an diesem Abend bekam ich zu meinem Leidwesen „nur“ am Bierstand mit, als mir gerade ein kühles Blondes kredenzt wurde und ich das „Scheiße“ des Mannes hinter dem Tresen mit einem lauten „Yeahhhhhh“ erwiderte und ihm die Faust entgegen ballte.

Auf den Bildschirmen im Innenraum sah ich nicht nur das Tor in der Wiederholung, ich sah auch, dass der Torschütze dieses Mal auf seinen sonst zur Schau getragenen T(h)or-Jubel verzichtete, und stattdessen mit je drei Fingern die 33 Ginczeks symbolisierte, ein feiner Zug des Österreichers, der sich nach seiner Verletzung selbst hintenanstellen muss und dies wegen der Erfolge des Teams auch einsieht und die Aufstellungen des Trainers somit mitträgt. Dieses Tor wird ihm gut tun und weiter Auftrieb geben, schon nach seiner Einwechslung gegen Hertha gefiel er mir gut.

Im Gegensatz zu früheren Zeiten ließ sich der VfB nach dem Ausgleich nicht wieder zurückfallen und verfiel in Selbstzufriedenheit, im Gegenteil, das Team drängte nun auf die durchaus verdiente Führung. Schalke wurde immer müder, schließlich hatten sie das EL-Spiel in der Ukraine samt Reisestrapazen in den Knochen, der VfB versuchte den Vorteil der Ausgeruhtheit nun auszuspielen und Kapital daraus zu schlagen. Chancen waren vorhanden, einen Elfmeter hätten wir auch wieder bekommen können, doch, am Ende stand das 1:1, insgesamt leistungsgerecht, wenn man beide Halbzeiten zur Beurteilung heranzieht.

Nach zuvor fünf Siegen in Folge stellte man sich nun, nach einem Remis auf Schalke, durch das die Siegesserie gerissen ist, tatsächlich die Frage, ob es ein gewonnener oder ob es ein verlorener Punkt war.

Ich war schon unmittelbar nach dem Schlusspfiff mit dem Punkt zufrieden. Vor dem Spiel hätte ich für diesen blind unterschrieben, noch zu präsent waren die Erinnerungen an die Vorsaison und den gefühlten Abstieg an gleicher Stätte. Noch ordne ich uns als ein Team ein, dessen vorrangiges Ziel ist, nicht abzusteigen, so dass ein Punkt bei einem Championsleague-Aspiranten einen Bonuspunkt darstellt, den man nicht unbedingt auf der Rechnung haben musste. Wir haben jetzt nacheinander gegen zwei Teams des oberen Tabellendrittels vier Punkte geholt und keines der Duelle verloren hat. Alle Achtung, darauf kann das Team stolz sein!

Behält man diese Spielfreude, die Leistungsbereitschaft, das Selbstvertrauen, den Teamgeist und die eingekehrte Selbstverständlichkeit bei, muss einem vor den nächsten Spielen nicht bange sein. Der VfB stellt nach wie vor die beste Rückrundenmannschaft und hat nun am Samstag gegen das abgeschlagene Schlusslicht Hannover 96 die große Chance seine Serie auszubauen.

Dass dies kein Selbstläufer wird, konnte man letzte Woche beobachten, als die 96er denkbar knapp im Westfalenstadion dem BVB mit 0:1 unterlagen. Doch Vorsicht, Hannover ist vielleicht das schwerste Spiel der letzten Wochen. Die 96er reisen mit der Negativserie von acht Niederlagen in Folge an, Neu-Trainer Schaaf holte mit seiner Mannschaft noch keinen einzigen Punkt. Der VfB tut gut daran, das Spiel mit der gleichen Seriosität anzugehen wie die vorherigen Aufgaben und darf die 96er auf keinen Fall unterschätzen, und dem Ruf des Aufbaugegners neue Nahrung geben. Vorsicht also!

Kramny kam es auf Schalke durchaus gelegen, dass längst nicht alles Gold ist, was glänzt und noch einige Dinge verbesserungswürdig sind. Vor allem darf die Mannschaft nicht zu ihrer früheren Denke zurückkehren, dass es nun von ganz alleine läuft. In der ersten Halbzeit auf Schalke sahen Körpersprache und Spielanlage zu selbstgefällig aus, so dass Kramny gut daran tut, rechtzeitig dazwischen zu grätschen. Wehret den Anfängen! Positiv festzuhalten ist aber, dass Kramnys Halbzeitansprache gefruchtet hat und sich das Team selbst aus diesem Sog herausgezogen hat.
Daniel Didavi wird dem Team gegen Hannover 96 also erneut fehlen. Dass er sich tatsächlich auf Abschieds-Tournee befinden soll, an diesen Gedanken kann und will ich mich nicht gewöhnen. Zu sehr mag ich ihn als Typen und als technisch beschlagenen Spieler, als dass ich ihn abschreiben würde, bevor sein Abgang offiziell verkündet wurde.

Im Grunde seines Herzens möchte er doch auch überhaupt nicht weg, ihn quält wohl lediglich sein inneres Ich, das sich fragt, ob er in zehn Jahren auf eine Karriere kontinuierlichen Abstiegskampfes zurückblicken möchte oder ob er es nicht wenigstens versucht haben sollte, sich bspw. in Leverkusen oder Wolfsburg durchzusetzen, wo die Wahrscheinlichkeit größer ist, Jahr für Jahr Championsleague zu spielen als beim VfB.
Dass sich Didavi nicht schon längst gegen den VfB entschieden hat, liegt am Spaßfußball, den die Mannschaft zu zelebrieren imstande ist und daran, welche Schlüsselrolle er bei diesem einnimmt. Immer wieder blitzt es auf, das Potential dieser Truppe. So zum Ende der letzten Saison, so über weite Strecken der Vorrunde, als man zwar in aller Munde war, aber die Ergebnisse nicht eingefahren wurden oder auch im Moment, wo man, bis auf die Bayern und den BVB, scheinbar jeden Gegner dominieren und auch besiegen kann.

Finanziell kann der VfB natürlich mit Werksclubs wie Wolfsburg und Leverkusen nicht mithalten, und dennoch darf der VfB sein Licht nicht unter den Scheffel stellen. Er hat Didavi andere Argumente, wie z. B. eine offensive Spielphilosophie, ein großes Stadion, begeisterungsfähige Fans und nicht zuletzt „Heimat“ zu bieten.

Das alles sind jedoch „weiche“ Beweggründe, die einen Spieler wie Didavi noch zum Bleiben bewegen könnten. Dafür dass diese letztlich den Ausschlag geben, muss sich der Verein strecken und alles daran setzen, Fixpfeiler der Mannschaft zu halten, auch wenn von besser betuchten Vereinen unmoralische Angebote ins Haus flattern sollten.

Fällt das Gerippe auseinander, stehen wir im Sommer erneut vor einem Übergangsjahr und drehen uns ewig weiter im Kreis. Deshalb verteufele ich Didavi auch nicht oder werfe ihm gar Undankbarkeit vor, wie es viele Fans tun, sondern kann seine Gedankengänge ganz gut nachvollziehen.
Eine Fußballerkarriere ist eben endlich, bei ihm ganz besonders, der momentan das bisher so selten erlebte Glücksgefühl hat, über einen längeren Zeitraum hinweg schmerzfrei zu sein und das tun zu dürfen, was er am besten kann und was ihm am meisten Spaß macht, Fußball zu spielen.
Wie bereits schon öfter von mir thematisiert, darf man die causa Didavi auch nicht nur einseitig sehen. Der VfB hat sich im Umgang mit ihm rund um seine Leihe zum Club auch nicht mit Ruhm bekleckert und in der Rückrunde der letzten Saison die Möglichkeit einer Vertragsverlängerung versäumt. Noch ist es offensichtlich nicht zu spät für Spieler und Verein, sich aufeinander zuzubewegen, machen, bitte!

Für Didavi dürfte gegen Hannover Alexandru Maxim in die Startelf rücken. Ich wünsche es ihm, dass er Eigenwerbung betreiben kann und endlich auch einmal glänzt, wenn er beim Anpfiff auf dem Platz steht. Er befindet sich in zweierlei Maße in einem Dilemma. Zum einen kommt er an einem fitten Didavi nicht vorbei und zum anderen machte er seine besten Spiele für uns meist als Einwechselspieler. Er steht sinnbildlich für den neuen Teamgeist, da er seine Rolle als Reservist scheinbar klaglos annimmt und, wenn er denn eingewechselt wird, gleich auf Betriebstemperatur und voll da ist. In Bezug auf die zweite Garde scheint Kramny ein besonderes Händchen zu haben, sie bei Laune zu halten und jedem Einzelnen zu vermitteln, dass sie wichtiger Bestandteil des großen Ganzen sind. Schafft Kramny es, auch bei den Leuten, die momentan hintenanstehen, die Stimmung und die Spannung hochzuhalten, ist schon sehr viel gewonnen, was die Beibehaltung des derzeit guten Teamgeists angeht.

In dieser Hinsicht scheint Robin Dutt Wort zu halten und Spieler, bevor man sie verpflichtet, auf ihre zwischenmenschlichen Fähigkeiten und ihre Teamfähigkeit hin zu hinterfragen. Leute wie Serey Dié, Lukas Rupp, Emiliano Insúa und auch Kevin Großkreutz brachten einen neuen Geist in die Truppe. Da Kramny offensichtlich mehr Wert auf einen guten Teamgeist legt als es Zorniger getan hatte, war Belek Gold wert. Seither sind die Jungs in ihrem Miteinander kaum wiederzuerkennen.

Großkreutz goss ja bereits vor dem Aufeinandertreffen mit seinen speziellen „Freunden“ aus Herne-West Öl ins Feuer, als er von einer in Vorbereitung befindlichen Choreo des Schalker Anhangs ein Bild postete und den Schalkern mit auf den Weg gab, diese beim Spiel jetzt nicht mehr präsentieren zu müssen. Während des Spiels wurde er dann bei jedem Ballkontakt beleidigt und ausgepfiffen, was seiner Leistung glücklicherweise keinen Abbruch tat. Er verrichtete gewohnt solide seinen Job.

Großkreutz‘ Konter folgte auf dem Fuße via Instagram, indem er diejenigen, die ihn ausgepfiffen hatten, dazu einlud, das „Großkreutz-Museum“ besichtigen zu dürfen, um wenigstens einmal Tuchfühlung zur Meisterschale zu haben.

Die einen mögen urteilen, dass Schweigen manchmal eben doch Gold sei, ich fand den Konter großartig, zumal diese Nebenkriegsschauplätze seinen Leistungen auf dem Platz offensichtlich nicht schaden. Es ist doch gut zu wissen, einen echten Typen in unserer Mannschaft zu haben, der sich nicht alles gefallen lässt und der auch für die Medien interessant ist und das Geschreibsel über ihn auch aushält. Sind wir in den letzten Jahren nach und nach zur grauen Maus mutiert, haben wir nun endlich wieder einen echten Typen in unseren Reihen, für mich wieder der erste seit Jens Lehmann.
Mit dem Abstieg werden wir aller Voraussicht nach nichts mehr zu tun bekommen, es sei denn, es käme noch ein totaler Einbruch. Hoffenheim wird wohl leider erneut dem Abstieg von der Schippe springen, da sie es unter dem Trainer-Greenhorn Nagelsmann zu schaffen scheinen, ihre Qualität auf den Platz zu bringen, aber, es gibt ja auch noch einige andere Teams in der Verlosung, die den Abstieg unter sich ausmachen können. Der VfB hat 28 Punkte auf seinem Konto, in den beiden letzten Jahren standen wir zum gleichen Zeitpunkt mit 19 bzw. 18 Punkten da und hatten bei weitem nicht so viele positive Ansatzpunkte wie jetzt.

Für unser Nervenkostüm wäre es wünschenswert, den Klassenerhalt schnellstmöglich klarzumachen. Einen Tag wie den 23. Mai letzten Jahres in Paderborn möchte wohl keiner mehr unbedingt miterleben. Diese Achterbahnfahrt der Gefühle, von zu Tode betrübt zu himmelhochjauchzend, um in der letzten Minute doch noch fast des Klassenerhalts beraubt worden zu sein. Rückblickend war es zwar ein geiler Tag, vor allem, wenn man an die ekstatischen Ausbrüche unmittelbar nach dem Schlusspfiff zurückdenkt, bei höherer Dosis, also jährlicher Wiederholung, dürften diese Gefühlsexplosionen aber wohl keinem Organismus wirklich gut tun!

Daher wäre es schön, der VfB tut uns einfach den Gefallen und beseitigt die letzten Zweifel bereits in den nächsten Spielen. Drei Siege gegen Hannover 96, Hoffenheim und in Ingolstadt würden vermutlich schon genügen, um aller Sorgen entledigt zu sein.
Doch, was dann? Wenn ich offen darüber schwadroniere, für den Fall der Europacup-Qualifikation Urlaubstage aufzusparen, werde ich angegangen, wir sollten doch wissen, wo wir her kämen, dass ich nicht zu spinnen anfangen solle und dass wir doch alle schon zufrieden sein müssten, am Ende nicht in der allerengsten Abstiegsverlosung dabei zu sein.

Paradox mutet dann an, dass ich dem Gegenüber in allen Punkten Recht geben muss. Ich verlange ja auch gar keinen Europacup-Platz, er kann aber durchaus „passieren“. Hat man in der Bundesliga frühzeitig mit dem Abstieg nichts zu tun, ist man automatisch Europacup-Anwärter, ob man will oder nicht. Und, sollte in den letzten Spielen die Möglichkeit noch immer gegeben sein, wäre man blöd, man würde nicht alles in die Waagschale werfen, um zuzugreifen.

Der VfB steht derzeit acht Punkte vor dem Relegationsplatz, aber „nur“ sechs Zähler hinter Schalke 04 auf Platz 6. Als beste Rückrundenmannschaft mit der logischerweise besten Formkurve aller Teams kann das Ziel doch nur sein, die Serie auszubauen und von Spiel zu Spiel zu denken. Was am Ende dabei herauskommt, wird man sehen.

Die Fahrt in den Pott hat sich, wie fast immer, wenn man dem Brustring hinterher reist, gelohnt. Auf der Rückfahrt nahmen wir dann die gewöhnliche Route. Als wir endlich den Stadionstau hinter uns ließen und rollten, verlief die Fahrt ohne größere Zwischenfälle, so dass ich um 2.30 Uhr im Bett lag. Etwas unchristlich zwar wenn der Wecker bereits um 7 Uhr wieder schellt, aber, siehe oben, der Optimist spart sich seine Urlaubstage und baut vor.

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