11. Februar 2017

DFB & Red Bull – Die Freundschaft!

Category: Presse — Franky @ 09:58

Der DFB-Kontrollausschuss fordert drakonische Strafen für Borussia Dortmund angesichts der Vorkommnisse beim Bundesligaspiel gegen Red Bull Leipzig am vergangenen Wochenende. Gut, gekoppelt zwar an frühere „angebliche“ Verfehlungen und eine im vergangen Jahr zur Bewährung ausgesprochene Strafe und dennoch erscheint mir die Sperrung der kompletten Südtribüne für ein Spiel unverhältnismäßig hart zu sein. Die in Kombination geforderte Geldstrafe von 100.000 Euro lassen wir mal dahin gestellt, entspricht dies doch eher gerade einmal dem Wochengehalt eines Top-Spielers.

Diese Strafe beträfe lediglich die Vorkommnisse innerhalb des Stadions, also das Zeigen unzähliger Schmäh-Banner gegen das Konstrukt Leipzig, auf die Geschehnisse vor dem Stadion hat der DFB kein Zugriffsrecht. Schon diese, man spricht von sechs oder acht Verletzten, werden für mich überdramatisiert, angesichts der Masse von 81.000 Zuschauern, die sich rund um das Westfalenstadion tummelten.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: jeder Verletzte ist einer zu viel und doch stellt sich die Frage, ob diese Übergriffe nicht zu verhindern gewesen wären. Man beklagt sich, dass Steine und Flaschen auf Familien mit Kindern geflogen seien, die sich inmitten des Leipziger Mobs befanden, der, Augenzeugenberichten zufolge, auch nicht zimperlich war, was Beleidigungen gegen Dortmunder Fans anging und teils vermummt über die Strobel-Allee zog.

Da frage ich mich, was reitet verantwortungsbewusste Eltern mit Kindern sich zu diesen zu gesellen und nicht einfach für eine Weile, bis man im Block ist, wie es auswärts manchmal ratsam ist, wenn man in nichts hinein kommen möchte, den Schal versteckt zu halten, um unbehelligt von dannen ziehen zu können.

Wie in jüngster Vergangenheit oft, ist auch die Rolle der Polizei und deren Strategie zu hinterfragen, weshalb die Fangruppierungen an unübersichtlicher Stelle überhaupt aufeinander treffen konnten. Weshalb waren bei einem Spiel, bei dem nach Vorkommnissen im Hinspiel mit Anfeindungen zu rechnen war, gerade einmal 237 Beamte im Einsatz, während zu Revier-Derbys gegen den FC Schalke schon mal 1.500 Beamte herangezogen werden? Aber, wie gesagt, das spielt beim Strafmaß überhaupt keine Rolle.

Reden wir also über die Banner im Stadion. Hunderte Banner wurden hochgehalten, lediglich sieben (!) davon mit weit unter die Gürtellinie gehendem Inhalt. Auch hier verurteile ich Banner, die auf den Burnout von Ralf Rangnick anspielen, also persönlich werden, heiße den Rest des Protestes und Plakate wie „Bullenschweine“, wenn es denn den Red Bull Konzern betrifft, weiter für angebracht.

Zusätzlich zur Anklage steht, dieses Spiel betreffend, laut DFB-Homepage „Zudem wurden gefüllte Bierbecher Richtung Innenraum geworfen und Leipziger Spieler mit einem Laserpointer irritiert.“ Auch das allein rechtfertigt für mich noch nicht ein solches Strafmaß, zumal es sich da um Einzeltäter handelt, die ermittelt und zur Rechenschaft gezogen gehören, und es nicht in Ordnung ist, eine gesamte Fanszene, wir reden immerhin von 30.000 Fans, kollektiv zu bestrafen.

Weiter zur Anklage stehen Schmähgesänge im Dezember gegen Hoffenheim, einem weiteren Liebling der traditionalistischen Fanszenen. Was soll denn der Schwachsinn? Was ist denn ein Stadionbesuch ohne Schmähgesänge bitteschön? Wir wollen doch keine englischen Verhältnisse im deutschen Fußball, wo irgendwann der Ordner einen des Innenraums verweist, wenn man „Karlsruh, Karlsruh, wir scheißen Euch zu“ singt. Lächerlich dieser Haufen, Fußball-Mafia mit totalitärer Basta-Politik!

Als VfB-Fan, zumal wir in dieser Saison nicht in Dortmund antreten, könnte mir eine solche Strafandrohung (noch ist sie das) am Allerwertesten vorbei gehen.

Und doch sehe ich hier den Anfang eines massiven Niederschlagens von Protesten gegen ein Projekt, das wie kein zweites gegen die von den Fußballhütern selbstauferlegte 50+1-Regel verstößt und dem man in den letzten Jahren Hintertür für Hintertür geöffnet hat. Als Fan eines Traditionsvereins kommt man sich dabei schlicht verarscht vor!

Schon die Lizenzvergabe an Leipzig für die 2. Liga war eine Farce! Während die DFL ernsthafte Bedenken anmeldete und einer Verweigerung der Lizenz für dieses Marketingkonstrukt durchaus nicht abgeneigt war, wurde im DFB geklüngelt, was das Zeug hielt. Zitat aus der Süddeutschen vom 9. Mai 2014: „Der DFB war Leipzig bisher eher wohlgesonnen, was auch an günstigen Beziehungen liegen dürfte. Ulrich Wolter, Geschäftsführer von RB Leipzig, war bis Sommer 2012 Geschäftsführer der Wirtschaftsdienste GmbH des DFB. Helmut Sandrock, DFB-Generalsekretär, arbeitete einst als Geschäftsführer für Red Bull Salzburg. Die verlangten Auflagen sollen nun beim DFB für Unmut gesorgt haben.“

Jetzt sieht sich der DFB offensichtlich an der Zeit angekommen, härtere Saiten aufzuziehen. Man steht in engem Austausch mit der Red Bull Vorstandschaft, die vehement fordert, besser geschützt zu werden und dass die Proteste massiver niederzuschlagen seien als bisher.

In Leipzig funktioniert das ja schon ganz gut. Da werden im Stadioninneren überhaupt keine Protestbanner geduldet, die DDR-Vergangenheit lässt grüßen! Dort kommt es schon mal vor, dass Fans Protest-Devotionalien mit Gewalt abgenommen und Fanfotografen ihr Material entwendet wird. Die Einlass-Prozedur soll dort noch menschenunwürdiger wie in den meisten anderen Stadien stattfinden und sich in eine nicht akzeptable Länge hinziehen, so dass sich in Leipzig ernsthaft jemand wundert, dass man die nicht haben möchte?

Auch wenn der DFB jetzt mit der Dampfhammer-Methode kommt und Leipzig sich in der Opferrolle so wohl zu fühlen scheint, darf der Protest gegen dieses Konstrukt nie abflauen. Persönlich habe ich mich weder mit Hoffenheim noch Wolfsburg abgefunden und werde das weiterhin auch nicht tun. Noch immer kann ich deren Anhänger nicht für voll nehmen, die Leipziger, selbst ernannten Saubermänner des Sports, erst recht nicht.

Wenn jetzt auch noch Vereinsobere gebrandmarkt werden und mundtot gemacht werden sollen, die die „Vereinsstruktur“ von Red Bull Leipzig kritisieren oder zumindest kritisch hinterfragen, wie jüngst Hans-Joachim Watzke, dem man eine Mitschuld an den Geschehnissen und dem Hass, der den Leipzigern entgegenschlug, zuschieben möchte, weiß man, was die Stunde geschlagen hat. Ein jeder soll ja in den Kuschelmodus umschalten, möchte man nicht, dass der böse DFB kommt und Richter spielt. Für mich ein skandalöses Vorgehen und der Versuch des Niederschlagens jeglichen Widerstands ohne sachliche Auseinandersetzung.

Die Atmosphäre in deren Stadion erinnert mehr an eine nordamerikanische Popcorn-Veranstaltung als an ein Bundesligaspiel, auch darauf kann ich liebend gern verzichten und wenn das Leipziger Eventpublikum noch so nach dem großen Fußball lechzt. Immer und überall muss man diesen Dahergelaufenen zeigen, wie unerwünscht sie sind und darf auch seine „hasserfüllte Fratze“ zeigen, in die der Dortmunder Polizeioberste angeblich geblickt hat.

Sollten wir im nächsten Jahr wieder in der Bundesliga spielen, werde ich mich mit jeder Form des Protestes unserer Fanszene solidarisieren und sicher auch, ohne Gewalt, jeden Gästefan spüren lassen, dass ich einzig und allein Verachtung für ihn übrig habe. #neinzurb

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