Völlig unerwartet haben die Bayern am Samstag nach dem Triple auch das Double verpasst und stehen nun als Dubbl da.
Die Bayern waren, wie schon gegen uns, ein Schatten ihrer selbst. Man merkt, dass sie in die Jahre gekommen sind und vor allem die Krücken in der Abwehr schnell vorgetragenen Konterangriffen nach einer langen Saison nicht mehr gewachsen sind. Wenn dann auch noch vorne ein inzwischen 35-jähriger Franck Ribéry weniger durch Tempodribblings denn durch bemitleidenswertes Hängenbleiben und sich fallen lassen auffällt und sich ein Lewandowski wohl endgültig bei einem Verein wähnt, der an der Championsleague nicht nur teilnehmen darf, sondern sie auch gewinnen kann, kommt es vor, dass die Bajuwaren nicht einmal mehr ihrem großen Trainer Jupp Heynckes einen würdigen Abschied zu bescheren imstande sind.
Wäre diese bittere Niederlage für die Bayern nicht schon bitter genug gewesen, verspielten sie nach dem Schlusspfiff weiteren Kredit, indem sie entgegen der Gepflogenheiten nicht bis zum Spalier geblieben sind, sondern beleidigt in den Katakomben verschwanden.
Für den Gipfel der Peinlichkeiten sorgte dann der selbsternannte beste Stürmer Deutschlands, indem er seine Silbermedaille respektlos ins Publikum warf. Da dieses Wurfgeschoss durchaus jemanden hätte schwer verletzen können, hoffe ich, dass der Sittenwächter unter den Fußballverbänden, der DFB, Ermittlungen aufgenommen hat und endlich auch Stadionverbote gegen die Rüpel auf dem Platz verhängt. Die Sportgerichtsbarkeit des DFB dürfte ohnehin allerhand zu tun haben und gegen sich selbst ermitteln, verhinderte er doch als Veranstalter das Einschmuggeln von Pyrotechnik beider Fanszenen ins Stadion nicht.
Jogi Löw darf sich bestätigt fühlen, den Flegel Sandro Wagner noch rechtzeitig vor der WM ausgebootet zu haben. Wagner war für mich ohnehin schon immer überschätzt und durfte sich glücklich schätzen, als Lückenbüßer beim Confed-Cup an der großen weiten Fußballwelt einmal schnuppern zu dürfen. Bei einem WM-Turnier aber, an dem sechs, sieben Wochen lang bestmögliche Harmonie innerhalb des Trosses herrschen sollte, kann man Stinkstiefel, die sich selbst über das Team stellen schlicht nicht gebrauchen.
Bayern-Niederlagen an sich sind ja schön, liefern sie doch Bilder der Bosse Rummenigge und Hoeneß zum Genießen, die man so schnell nicht vergisst.
Für mich als Fan, der den VfB gerne nächste Saison in der Europaleague-Qualifikation gesehen hätte, war es ohnehin befremdlich, den Bayern die Daumen drücken zu müssen. Fast grotesk war es dann, dass die Bayern in der letzten Minute der Nachspielzeit trotz Hinzuziehens des Video-Assistenten einen glasklaren Elfmeter nicht zugesprochen bekamen und somit das letzte Fünkchen Hoffnung auf eine EL-Teilnahme zerplatzt war. Dass in gefühlt tausend Jahren bei einem Spiel ohne VfB-Beteiligung EINMAL der FC Bayern benachteiligt wird und der VfB der Dumme ist, ist an Absurdität kaum zu überbieten.
Unabhängig davon, dass die Europaleague in der kommenden Saison ohne den VfB stattfinden wird, gönne ich der Frankfurter Eintracht den Pokalsieg von Herzen. Genau 30 Jahre nach dem letzten Triumph wieder ein Titel, der in die Mainmetropole geht, herzlichen Glückwunsch. Wenn man die Bilder der Triumphfahrt vom Flughafen zum Römer gesehen hat, wie eine ganze Stadt den Helden von Berlin huldigte, konnte man sich eigentlich nur mitfreuen.
Da der VfB die EL-Teilnahme nicht mehr in der eigenen Hand hatte und auf „fremde“ Ergebnisse angewiesen war, hält sich meine Enttäuschung in Grenzen. Bitter ist es eben, dass die Bayern wohl in zehn Versuchen gerade eines solcher Endspiele gegen einen absoluten Underdog vergeigen und das ausgerechnet dann, wenn der VfB durch einen Bayern-Sieg in den Europapokal einziehen würde.
Hätten wir uns qualifiziert, hätte es mich sehr gefreut. Vor allem den VfB auswärts, ob auf den Balkan, in den Ostblock oder nach Skandinavien zu begleiten und zu repräsentieren, danach lechzt vor allem der Allesfahrer nach fünf Jahren europäischer Abwesenheit geradezu.
Das demütige Gerede vieler, Europa käme zu früh, wir müssten schauen, wo wir herkommen und davon, dass wir als EL-Teilnehmer erster Abstiegskandidat seien, ist für mich großer Quatsch. Da hat wohl die jahrelang von oben herab gepredigte Demut, das sich retten von einem Übergangsjahr zum nächsten auf weite Teile der Fans abgefärbt.
Für mich zerbrechen sich da zu viele den Kopf der Vereinsführung. Diese hätte einen Kader auf die Beine stellen müssen, der der Doppelbelastung sowohl physisch als auch mental gewachsen gewesen hätte sein müssen, während der Fan sich doch einfach mal über die Abwechslung und das Privileg Deutschland international vertreten zu dürfen, hätte freuen können.
Pragmatisch wie ich bin sehe ich natürlich auch Positives an der Nichtteilnahme. Die Heimspiele vor 15.000 Zuschauern hätten mich weniger erfreut, ebenso wie die vielen Sonntag- oder gar Montagspiele, die eine Teilnahme zur Folge gehabt hätte. Auch dass Leipzig diese Ochsentour ab Ende Juli jetzt bestreiten „darf“ und mit ihren handgezählten „Fans“ auf Fanszenen, die nicht „ohne“ sein dürften, treffen wird, das gönne ich ihnen. Denke, die sind weitaus weniger begeistert, als wir es gewesen wären.
Die Saison 2017/2018 ist nun Geschichte, nachdem sich gestern auch der VfL Wolfsburg den Verbleib in der Liga gesichert hat. Wann werden diese unsäglichen Relegationsspiele endlich wieder abgeschafft? Es ist ein ungleicher Kampf, in dem sich fast immer der Bundesligist durchsetzt und für seine grottenschlechten Darbietungen letztlich noch belohnt wird, während der unterlegene Zweitligist danach fast immer mit einem großen personellen Aderlass zu leben hat und nicht selten in der Folgesaison gegen den Abstieg kämpft oder gar absteigt, siehe Eintracht Braunschweig.
Für den VfB endete die Saison auf einem für einen Aufsteiger hervorragenden siebten Platz, wenngleich nach dem letzten Aufstieg sogar Platz vier heraussprang. In den allgemeinen Tenor „danke für eine geile Saison“ möchte ich jedoch nicht einstimmen, weil in der schwächsten Bundesliga aller Zeiten noch bedeutend mehr drin gewesen wäre. Ohne Zweifel, die Rückrunde war richtig geil, sensationell sogar, doch, um die Saison komplett zu bewerten gehören aber nun mal zwei Halbserien.
Die Vorrunde hat mir nämlich eher wenig Spaß bereitet. Ein einziger Auswärtspunkt und destruktiver Fußball über fast das gesamte Halbjahr bleiben hängen. Im Nachhinein betrachtet erfolgte der Trainerwechsel zu spät und wurde nur so lang hinausgezögert, weil der Heimnimbus oder auch der ordentliche Auftritt zu Hause gegen die Bayern Hannes Wolf ein ums andere Mal retteten.
Schade, dass Wolf offensichtlich zu großen Respekt vor dieser Liga hatte und nicht mutiger spielen ließ. So begann man meist erst mit Offensivfußball, als das Kind bereits im Brunnen lag, sprich, man einem Rückstand hinterherlaufen musste. Das Positivste an der Vorrunde war noch, dass man der einen oder anderen Negativserie ein Ende setzte, ob Wolfsburg, Augsburg oder Köln, seit dieser Saison sind diese keine Angstgegner mehr.
Die Rückrunde allerdings hat dann gerockt, vor allem das Ende, so dass ich es jetzt schon kaum erwarten kann, bis es Ende August endlich wieder weitergeht. Die Auftritte, der Zusammenhalt des Teams und auch die individuelle Klasse einiger lassen mich hoffnungsfroh auf die neue Saison blicken. Noch immer hoffe ich, dass Holger Badstuber bleibt und für Pavard nicht ein unmoralisches Angebot ins Haus flattert, bei dem der VfB nicht anders kann, als dieses anzunehmen und den Franzosen ziehen zu lassen. Hier ist die Fußball-AG gefragt, ihren hehren Versprechungen vor der Ausgliederung Taten folgen zu lassen und die derzeit funktionierende Mannschaft zusammenzuhalten. Dann und ergänzt durch „interessante Neuzugänge“ stünde ein vielversprechendes Gerüst, so dass wir uns vor den wenigsten Bundesligisten verstecken müssten.
Von der vergangenen Saison in Erinnerung bleiben, dürfte am nachhaltigsten die Einführung des Videoassistenten. Der VfB hat von ihm profitiert, wie kaum ein anderes Team. Vor allem nach dem Heimspiel gegen Köln stellte ich mir die Frage, ob es denn gerechter gewesen wäre, durch einen unberechtigten Elfmeter kurz vor Schluss zu verlieren, anstatt dieses gefühlt ewige Warten auf eine endgültige Entscheidung in Kauf zu nehmen. Die Geschichte ist bekannt, der Elfer für Köln wurde zurückgenommen und im Gegenzug gelingt Akolo durch ein Kullertor der Siegtreffer für den VfB.
Ich war schon immer ein Verfechter des Videobeweises, gerade wegen solcher Szenen und weil im Fußball einzelne Tore über Millionen entscheiden können. Auf der anderen Seite ist der Videobeweis, wie er in der Premierensaison praktiziert wurde, eine einzige Farce.
Die Entscheidungen dauern zu lang und es ist oft nicht einheitlich, wann sich der Mann am Ohr denn zu melden hat. Emotionen gehen verloren, weil man kaum mehr unvermittelt jubeln kann, sondern erst noch abwarten muss, ob der Referee ein Signal bekommt. Das Problem am Videoassistenten ist, dass dieser eben auch nur ein Schiedsrichter ist, der schon auf dem Platz nicht den richtigen Durchblick hat. Wird dann auch noch ein und dieselbe Szene von drei Schiedsrichtern dreimal verschieden bewertet, kann die beste technische Neuerung nicht funktionieren. Bestes Beispiel das Pokalendspiel, der eine gibt den Elfer, der andere nicht, also sind wir genauso weit wie ohne Videobeweis, so dass man diesen in dieser Form schleunigst wieder abschaffen sollte.
Schauen wir, wie sich der Videoassistent bei der WM, wo in der Regel bessere Schiedsrichter eingesetzt sind, bewähren wird. Meine Vorfreude auf die WM in Russland hält sich noch in Grenzen. Immer neue Vorwürfe über Staatsdoping, Einschränkung der Pressefreiheit und eine FIFA, die das alles nicht anzugehen scheint, weil es schließlich völlig egal ist, wie schmutzig das Geld ist, das man „verdient“.
Dazu eine deutsche Mannschaft, in der, nicht nur die Bayern, die Protagonisten auf dem Zahnfleisch daher kommen. Ich hoffe, Jogi Löw bringt die Truppe, wie es ihm bislang immer gelungen ist, auch dieses Mal rechtzeitig wieder auf Vordermann.
Zudem ist es mir sauer aufgestoßen, dass der DFB die Herren Özil und Gündogan nach deren Treffen mit „ihrem Präsidenten“ nicht suspendiert hat. Ich bin ohnehin noch vom alten Schlag und spreche von der Nationalmannschaft und nicht von „Die Mannschaft“, so erwarte ich, dass Spieler, die den Adler auf der Brust tragen, sich mit den Gepflogenheiten und Werten unseres Landes identifizieren und sich mindestens genauso deutsch wie türkisch fühlen, die Entscheidung für Deutschland also nicht nur wegen der größeren Erfolgsaussichten getroffen wurde.
Dass diese sich vor den Wahlkampfkarren von Erdogan spannen lassen, einem Despoten, der keine Gelegenheit auslässt über Deutschland zu wettern und unser Land mit dem Nasenring durch die Manege zieht, dafür fehlen mir die Worte. Dass sich die beiden, immerhin erwachsenen, Männer der Tragweite ihres Handelns nicht bewusst waren, kann mir keiner erzählen.
Das nationale Interesse des Traums von der Titelverteidigung muss derart groß sein, dass sich selbst unser Bundespräsident instrumentalisieren lässt, schön Wetter zu machen und diese beiden Integrationsaushängeschilder medienwirksam ins Schloss Bellevue einlädt. Wie lang dauert es eigentlich beim Otto-Normalverbraucher, einen Termin beim Staatsoberhaupt zu bekommen?
Ich für meinen Teil möchte diese beiden nicht mehr im Nationalelftrikot sehen und hoffe, dass die deutschen Fans sie gnadenlos auspfeifen werden. Es widerstrebt zwar meinem Naturell, eigene Spieler während des Spiels auszupfeifen, doch hier sehe ich keine andere Möglichkeit, dem DFB und den beiden Spielern klarzumachen, dass der mögliche sportliche Erfolg nicht über allem steht.
Löw hat, man denke nur an Kuranyi und Kruse, Spieler wegen vergleichsweiser Lappalien aus dem Dunstkreis der Nationalmannschaft verbannt. Hier und jetzt, wenn ein Exempel statuiert werden müsste, kneift der gute Jogi, handelt es sich doch um vermeintliche Schlüsselspieler. Fußball ist halt doch nur ein verlogenes Geschäft.
Ich wünsche Euch eine schöne Sommerpause und mir einen nicht allzu heißen Sommer. Macht’s gut, man sieht und liest sich!