Noch Mitte Dezember maß man der anstehenden Präsidentenwahl beim VfB Stuttgart 1893 e. V. keinerlei Bedeutung zu.
Es schien klar, dass der amtierende Präsident Claus Vogt nach knapp einjähriger Probezeit, in der er es geschafft hat, die von Dietrich und seinen Schergen tief gespaltene Fangemeinde wiederzuvereinen, das Votum für eine weitere Amtszeit erhalten würde, in der er sich endgültig beweisen würde können.
Dann kam kurz vor dem Jahreswechsel Thomas Hitzlsperger mit seinem offenen Brief, der einem Frontalangriff auf Vogt glich, ums Eck und stürzte den VfB (mal wieder) ins Chaos.
Hitzlsperger hat eine Situation heraufbeschworen, in der es nur Verlierer geben kann. Hitzlsperger überschätzte dabei offensichtlich sein eigenes Standing und rechnete damit, Vogt würde klein beigeben und den Kampf gegen die (so offensichtlich seine Selbstwahrnehmung) Lichtgestalt von vornherein als aussichtslos einordnen.
Da hat Hitzlsperger allerdings die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Vogt denkt gar nicht daran, zurückzuziehen und sollte das auch nicht tun, ist er es doch, der von den Mitgliedern einen Auftrag erhielt und nicht Thomas Hitzlsperger.
Wieviel Kalkül hinter Hitzlspergers Vorstoß steckte, lässt sich noch immer nicht abschließend einordnen. Immer mehr drängt sich der Verdacht auf, dass Hitzlspergers einzige Intension war, Claus Vogt zu beschädigen, so dass eine weitere Amtszeit ausgeschlossen ist und er, ist dieses Ziel erst erreicht, generös auf seine Kandidatur verzichten könnte. Es muss auch ihm klar gewesen sein, dass es jeglichem Demokratieverständnis widerspricht, gleichzeitig Vorstandsvorsitzender der AG und e. V.-Präsident sein zu wollen, vor allem nach den Beteuerungen am Rande der Ausgliederung, welch wichtige Rolle der e. V. auch weiterhin spielen soll.
Hitzlsperger hat den gesamten Verein in ein Dilemma gebracht. Der Vereinsbeirat hat nun die undankbare Aufgabe, bestenfalls die Streithähne zu trennen und keinen der beiden aufzustellen, womit Hitzlspergers Ziel erreicht wäre. Ich hätte ehrlich gesagt ein Problem damit, sollte diese Dampfhammermethode tatsächlich am Ende von Erfolg gekrönt sein.
Hitzlspergers Entschuldigung auf der offiziellen (AG-) Webseite, nachdem er auf seiner privaten Domain gegen Vogt gepöbelt hat, ist für mich scheinheilig und nimmt keinerlei Druck vom Kessel. Die Vorwürfe stehen weiterhin im Raum, von seiner Kandidatur nahm er auch keinen Abstand, also, hat sich rein gar nichts dadurch geändert. Im Gegenteil, der Vereinsbeirat mahnte davor schon beide Streithähne an, öffentliche Statements in der Zeit der Kandidatenfindung zu unterlassen, so dass Vogt nicht einmal auf diese Worte reagieren und kundtun darf, ob er die Entschuldigung annimmt, und ob theoretisch eine künftig vertrauensvolle Zusammenarbeit noch denkbar wäre. Da Hitzlsperger für sein öffentliches Statement vom Vereinsbeirat nicht gemaßregelt wurde, darf man durchaus daraus schließen, dass Hitz noch immer Narrenfreiheit genießt.
Dieser Tage meldete sich dann wieder der Vereinsbeirat zu Wort, bezeichnend dabei, dass diese „Mitgliederinformation“ zuerst in der BILD-Zeitung zu lesen war, ehe die Mitglieder die Mail erhielten, und tat kund, dass vor der Veröffentlichung der Ergebnisse der Untersuchungen im Datenskandal keine Kandidaten zur Wahl vorgeschlagen werden würden und, dass eine externe Personalvermittlungsagentur mit der Suche eines weiteren Kandidaten betraut werden würde.
Abgesehen davon, dass Hitzlsperger den Verein in die Nähe der Zahlungsunfähigkeit rückte und jetzt sowohl Kosten für die Prüfung, ob Hitzlspergers Kandidatur rechtens ist, als auch für die weitere Kandidatenfindung als unmittelbare Folge Hitzlspergers Präsidentschaftsambitionen weitere bestimmt nicht unerhebliche Kosten anfallen, offenbart das Vorgehen, dass der Vereinsbeirat nicht gedenkt, Vogt UND Hitzlsperger als Kandidaten ins Rennen schicken zu wollen.
Hitzlspergers Ansinnen hat auch den Vereinsbeirat in eine kaum lösbare Verlegenheit gestürzt. Stellt man keinen der beiden zur Wahl, käme dies einem Misstrauensvotum gegen Vogt gleich und wäre ein Affront all jenen gegenüber, die Vogt gewählt und damit das Vertrauen ausgesprochen haben. Zudem wäre der Putschversuch Hitzlspergers erfolgreich zum Abschluss gebracht worden. Mission completed, würde man dann im Lager Hitzlsperger konstatieren können.
Wird Vogt, wie man es eigentlich erwarten darf, als Kandidat zugelassen und glaubt Hitzlspergers Worten, setzte sich der „Riss durch den Verein“ fort und eine fruchtbare Zusammenarbeit aller Gremien scheint nahezu ausgeschlossen.
Um diese Entscheidung(en) ist der Vereinsbeirat nicht zu beneiden und kann dabei ebenfalls nur verlieren. Seit der einstigen Nibelungentreue zu Wolfgang Dietrich sind Erhard und Maintok aus dem Vereinsbeirat vielen ohnehin nicht gut gelitten, erweckten sie doch stets den Eindruck, der AG näher als dem Verein, dessen Mitglieder sie zu vertreten haben, zu stehen.
Dieser verworrenen Situation sollte alsbald der Stecker gezogen und die Mitgliederversammlung auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Momentan wird das Pferd von hinten aufgezäumt. Erst soll man sich für die Kandidatur zum e. V.-Präsidenten bewerben, dann tritt Hitzlsperger in den Ring und ändert die Vorzeichen komplett, dann sollen (Teil-)Ergebnisse des Datenskandals vorliegen und danach wird (mindestens) ein Kandidat aus dem Hut gezaubert, der Stand jetzt weder Mitglied sein, noch einen VfB-Bezug haben muss.
Noch immer schwebt der Datenskandal über allem! Noch immer stehen Vorwürfe im Raum, Hitzlsperger wäre fremdbestimmt von all jenen, die seinen steilen Aufstieg erst möglich gemacht haben. Noch immer werde ich den Verdacht nicht los, dass Vogt von allen, die Konsequenzen aus dem Datenskandal zu befürchten haben, gemobbt wird und ihm die Arbeit derart erschwert wird, dass es ihm gar nicht möglich ist, Ergebnisse zu liefern, sind doch Alleingänge, wie immer betont wird, beim VfB überhaupt nicht mehr möglich. Vogt sitzt mit den Herren Gaiser und Mutschler im Präsidium, zwei Männern also, die maßgeblich an der Ausgliederung mitgewirkt und möglicherweise auch ihre Finger im Datenskandal haben. Was, wenn diese Vogts Bemühungen, Projekte auf den Weg zu bringen, gezielt torpedieren? Dann ist es ein leichtes, mit dem Finger auf Vogt zu zeigen, er kriege nichts auf die Kette, sollte er allein auf weiter Flur und auf verlorenem Posten zu stehen.
Deshalb sollte über Präsidentschaftskandidaten erst nachgedacht werden, wenn Ergebnisse der Fa. Esecon auf dem Tisch liegen. Und zwar Endergebnisse und nicht „hopplahopp“ zustande gekommene Flickschusterei, um die Kosten nicht weiter ausufern zu lassen und die möglichst wenig personelle Opfer fordern. Wir Mitglieder haben ein Recht auf die ganze Wahrheit und darauf, dass es fortan beim VfB mit rechten Mitteln zugeht und Mitglieder nicht weiter systematisch hinters Licht geführt werden. Es geht um Vertrauen in alle Gremien, ob Präsidium, Vereinsbeirat, Aufsichtsrat, Vorstand.
Liegen danach Fakten auf dem Tisch, wer Dreck am Stecken und wer ein reines Gewissen hat, sollte die Präsidentschaftskandidatur neu ausgeschrieben werden. Durch Hitzlspergers verbale Blutgrätsche in Form einer Kandidatur, die möglicherweise rechtlich, zumindest aber moralisch nicht zulässig ist, änderten sich die Vorzeichen im „Wahlkampf“ gravierend, und das leider erst, nachdem die Bewerbungsfrist verstrichen war.
Vielleicht hatte ja im Rahmen der Ausschreibung ein Mitglied seine Kandidatur in Erwägung gezogen, wegen des zu erwartenden Erdrutschsiegs von Claus Vogt, die Kandidatur aber nicht eingereicht? Vielleicht gibt es da draußen ja jemanden, dem der VfB am Herzen liegt, der die Voraussetzungen erfüllt und gegen Zeh (oder Mister X) gerne antreten würde?! Vielleicht hätte gar Christian Riethmüller noch einmal den Hut in den Ring geworfen, hätte er gewusst, wie Vogt abserviert werden soll?!
Bevor eine teure Headhunting-Agentur einen Clown auftut, der gegen Zeh antritt, sollte doch den Mitgliedern noch einmal, unter völlig anderen Vorzeichen, die Chance auf eine Kandidatur eröffnet werden.
Bis hier hin hatte ich gestern den Beitrag vorgeschrieben, hatte dann keinen Kopf mehr, wollte heute noch Korrektur lesen und den Beitrag veröffentlichen. Danach sollte noch ein Lamentieren über die Situation und, dass von zwei Sympathieträgern am Ende höchstens einer übrig bleiben kann, folgen.
Es ginge jedoch nicht um den VfB, würde sich die Situation binnen weniger Stunden nicht gravierend ändern. Die STN/STZ veröffentlichten nämlich in Person von Marko Schuhmacher einen Artikel, dessen Inhalt reichlich Zündstoff in sich birgt. Darin werden Vogts Ausführungen, wonach der Auftrag an die Fa. Esecon von der AG eingegrenzt werden sollte und torpediert wurde, bestätigt. Ermittlungen, die die damalige Rolle der Herren Mutschler, Heim und Röttgermann beträfen, würden von genau denselben Personen manipuliert bzw. hätten sie „nachhaltig Einfluss“ genommen.
Die versprochene lückenlose und transparente Aufklärung wird ad absurdum geführt, wenn Befragungen im Beisein ein- und desselben Rechtbeistands erfolgen und somit Aussagen abgesprochen werden. Einer lückenlosen Aufklärung widerspricht zudem, wenn angeforderte Unterlagen einen internen Freigabeprozess durchlaufen müssen und somit einer Verschleierung Tür und Tor geöffnet ist. Thomas Hitzlsperger wird in dem Artikel mit Vorwürfen konfrontiert, dass er es abgelehnt habe, die Zugänge der beurlaubten Schraft und Fischer sperren zu lassen, was ich ja bereits in meinem letzten Blog angeprangert hatte.
Insgesamt harter Tobak also, der die Zukunft des kompletten AG-Vorstands in Frage stellt. Ist dann noch zwischen den Zeilen zu lesen, dass Riky vom STR-Podcast von Hitzlsperger kontaktiert und aufgefordert wurde, die kritische Berichterstattung zu unterlassen, was der Grund für die Podcast-„Pause“ sein dürfte, lässt das tief blicken, was den Umgang mit Andersdenkenden angeht.
Hitzlsperger hat Vogt in seinem offenen Brief vorgeworfen, die Existenz des Vereins aufs Spiel zu setzen! Hat er damit etwa gemeint, wenn weiter so vehement um die Fortsetzung der Ermittlungen gerungen wird, dass dann nicht mehr viel von den in Verantwortung stehenden Personen übrigbleibt? Oder geht es gar um justiziable Enthüllungen und noch um viel mehr als „nur“ Datenweitergabe?
Nach den ganzen Vorgängen rund um die Ausgliederung, dem für dumm verkaufen und der Manipulation von Mitgliedern, fragwürdigen Abstimmungsergebnissen schon seit der Dietrich-„Wahl“ bis hin zum WLAN-Gate, fragt man sich natürlich schon, wo wurde damals schon betrogen und was war wirklich Zufall. Das Vertrauen in die handelnden Personen ist jedenfalls tief erschüttert.
Sollten die Vorwürfe, die spätestens seit gestern im Raum stehen, stimmen, muss es Rücktritte hageln und Vogt muss rehabilitiert werden. Dabei möchte ich noch einmal klarstellen, dass ich nicht einmal an der Person Vogt hänge, aber der Gerechtigkeitsfanatiker in mir hochkommt. Seit der Ausgliederung war es klar, dass der e.V.-Präsident nicht viel mehr als ein Grüßgott-August ist und die Musik in der AG spielt. Vogt ist aber hoch anzurechnen, dass er zu seinem Versprechen steht, der Sache auf den Grund zu gehen, was mit unseren Mitgliederdaten wirklich geschah. Welcher Sumpf aus der Geschichte dann entstanden ist, ist ihm nicht anzulasten.
Von Hitzlsperger bin ich schon jetzt, egal was noch folgt, tief enttäuscht. Wie wohl die meisten sah ich ihn lange, mit Vogt zusammen, als das sympathische Gesicht und gute Gewissen des VfB an. Er verkörpert Werte und hat sicherlich nicht zu Unrecht das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen. Dass er, wie es sich jetzt darstellt, auch nur machtgeil ist, und jene, die ihm den steilen Aufstieg binnen kürzester Zeit ermöglicht haben, schützt, und Mitgliederrechte mit Füßen tritt, hätte ich noch vor wenigen Wochen nicht für möglich gehalten.
Sollte sich bewahrheiten, dass auch er den Ermittlungen im Wege stand, die Vorwürfe gegen Vogt größtenteils haltlos sind und lediglich in dieser Schärfe formuliert werden, um ihn aus dem Weg zu räumen, wäre das Rufmord und Hitzlsperger wäre der Lüge (oder in VfB-deutsch Wahrheitsbeugung) überführt.
Nach den neuen im Raum stehenden Vorwürfen sollte der Vereinsbeirat den Auftrag zur Präsidentenfindung umgehend stoppen und den Abschlussbericht von Esecon abwarten.
Ein weiterer gemeinsamer Weg mit Vogt UND Hitzlsperger wird immer unwahrscheinlicher. Sollte sich die Schlinge vollends zuziehen, war es das wohl mit Hitzlsperger bei uns, was ich sehr bedauern würde, weil wir doch auch einen Hoffnungsträger verlieren würden.
Entgegen der Befürchtung vieler, mit Hitz ginge auch Mislintat und der vielversprechende Weg im sportlichen Bereich wäre gefährdet, stellte Mislintat Sonntag bei Sport 1 klar, seine Vertragsverlängerung sei nicht an bestimmte Personen gekoppelt gewesen. Er fühle sich vielmehr den Spielern, die er geholt hat, und deren gemeinsamen Weg er weiterhin mit bestreiten wolle, verpflichtet. Ich denke, er schielt noch immer auf den Posten des Vorstands Sport, so dass uns das „Diamantenauge“ erhalten bleiben dürfte, selbst wenn Hitzlsperger nicht mehr tragbar sein sollte.
Was auch immer kommen mag, man kann es nicht oft genug schreiben. WIR, die Fans, sind der VfB, handelnde Personen kommen und gehen, WIR bleiben. Zum Schluss möchte ich noch aufgreifen, was Ron Merz am Sonntag bei SWR Sport gesagt hat, auch ich bin weder Team Vogt noch Team Hitzlsperger, ich bin #TeamVfB.