12. April 2019
#jazumerfolg war gestern. Die Champions League-Träume der Herren Reschke (Geschichte) und Dietrich (bald Geschichte) sind längst ausgeträumt. Wie sich Erfolg für die Vereinsführung definiert und vor allem weshalb dieser ausschließlich durch größeren finanziellen Spielraum garantiert sein sollte, blieben die Herren der Vereinsführung, hier Reschke selbstredend noch ausgenommen, schon bei der Ausgliederungsdebatte schuldig.
Inzwischen ist das Geld weg und der Geldgeber wird nervös, wie jüngst einer der Daimler-Leute im Aufsichtsrat, Wolfgang Porth, offenbarte, als er in den Katakomben des Neckarstadions Guido Buchwald am liebsten den Kragen umgedreht hätte.
Wirtschaftsbosse, die den Aufsichtsrat dominieren, und ihr Vorsitzender Dietrich sind der festen Auffassung mit Geld gehöre ihnen die Welt und damit auch die Fußballwelt. Dass ein Wirtschaftsunternehmen und ein Fußballunternehmen verschieden ticken, haben diese Herren wohl bis heute nicht realisiert.
Während ein Unternehmenschef Erfolg dadurch erfährt, wenn die Kundschaft mit seinen Produkten zufrieden und die Belegschaft motiviert genug ist, bestmöglich für den Unternehmenserfolg zu arbeiten, am Ende auch noch die Zahlen stimmen, definiert sich Erfolg im Fußballgeschäft in erster Linie über die Ergebnisse, die auf dem grünen Rasen eingefahren werden. Keinen Menschen interessieren in dem Moment hervorragende (nicht sichtbare) Rahmenbedingungen, wenn sich die Jungs auf dem Rasen schlecht wie nie zuvor präsentieren.
Ein weiterer gravierender Unterschied zwischen dem Fußball und der Wirtschaft sind die damit verbundenen Emotionen. Mache ich einen besonders guten Kauf, ziehe ich genauso wenig jubelnd vor die Firmenzentrale, wie ich den Unternehmensboss auspfeifen und alles heißen würde, wenn ich mich über den Tisch gezogen fühle.
So kapiert Dietrich bis heute die Anfeindungen gegen seine Person nicht, „wo er doch alles für den VfB gibt“. Schon die Tatsache, dass der Aufsichtsrat den ehemaligen S21-Sprecher, der sich im Rahmen dieses Jahrhundert-Projektes einen Namen als Spalter gemacht hatte, zum alleinigen Kandidaten für die Präsidenten-Wahl machte, sorgte für Missstimmung. Als Mitglied hatte man keine Wahl, umso beschämender war es, dass er dennoch nur knapp „gewählt“ wurde und am Ende gerade einmal auf 57% der anwesenden und 6 (!) der Gesamtmitglieder kam. Dietrich sollte die Ausgliederung durchdrücken, egal mit welchen Mitteln. Homeoffice-Wahler setzte den Herren im Aufsichtsrat, den wahren Regenten des VfB, zu sehr auf Dialog, mit dem man bei der kritischen Mitgliederschaft jedoch offensichtlich nicht weiterkam. So boxte Dietrich dieses Thema im Eiltempo, zur Unzeit (Aufstiegsrennen 2. Liga) und in einer Zeit durch, in der der VfB als Zweitligist für die wenigsten Geldgeber ein lohnendes Investment gewesen wäre.
Aber, da war ja noch der Daimler, der den Mitgliedern ein 41,-5-Millionen-Zuckerle hinwarf, das (zu) vielen Mitgliedern offenbar den Kopf verdrehte. Dass der Daimler durch diese Einlage keinerlei Risiko eingehen musste, den VfB jedoch mehr als ohnehin schon in die Abhängigkeit vom Nachbarn mit dem Stern trieb, womit auf lange Sicht die Tür für andere interessierte Investoren wie den Automobilhersteller aus Zuffenhausen zugeschlagen wurde, interessierte angesichts der im Trump-Style geführten Propaganda und eines Gratis-Trikots die wenigsten.
Jetzt, wo den Herren der Slogan #jazumerfolg um die Ohren fliegt und der VfB trotz der Millionen-Spritze in Trümmern liegt, wird der Gegenwind für Dietrich und seine Schergen rauer. Wir, die den Ablauf der Mitgliederversammlungen zur Wahl Dietrichs (vom Verein rekrutierte Jubelperser) und zur Ausgliederung (nicht funktionierende Abstimmungsgeräte) noch nicht vergessen haben, sind ohnehin sauer, mittlerweile fühlen sich aber auch jene veräppelt, die an #jazumerfolg geglaubt hatten.
Dass Dietrich höchstselbst es war, der den VfB ohne Not und in Rekordtempo von einer kaum zu toppenden Euphoriewelle in eine tiefe Depression gestürzt hat, sieht er partout nicht ein, wo doch die geschaffenen Rahmenbedingungen so toll sind.
Dass es beim VfB, nicht erst seit Buchwalds „Rücktritt“ aus dem Aufsichtsrat, in den Führungspositionen an Sportkompetenz fehlt, ist bekannt. Ehemalige Sportler mögen nicht immer die hellsten Kerzen auf der Torte sein, doch, sie können es jedoch eher einschätzen, wie eine Mannschaft tickt und was ihr fehlen könnte, als ein Wirtschaftsboss oder auch ein Reschke, der die Mannschaft mehr genervt hat, als dass er zu ihr Vertrauen hätte aufbauen können.
Es war ganz nett und vor allem ungewohnt, nach der Ausgliederung ein paar Milliönchen mehr gehabt zu haben und Spieler an den Neckar gelockt zu haben, die auch zu weitaus größeren Vereinen hätten gehen können, aber, sie funktionieren nicht beim VfB, womit Unsummen auf Nimmerwiedersehen sinnlos verbrannt wurden.
Beim VfB ist seit der Schindelmeiser-Entlassung keinerlei Plan mehr erkennbar, für welchen Fußball er stehen soll. Platzhirsche jenseits der dreißig sollten für Stabilität sorgen, stehen jedoch in erster Linie für das Ausklingenlassen ihrer Karrieren und Altherrenfußball.
Jungnationalspieler hingegen, die man geholt hat, wie Maffeo und Borna Sosa, müssen sich seit Beginn der Saison hinter Platzhirschen wie Beck und Insúa anstellen, obwohl deren Leistungen kaum Anlass dazu gäben. Da eine Fußballerkarriere relativ kurz ist, haben aufstrebende Talente in der Regel keine Zeit zu verschwenden, so dass ich es nachvollziehen kann, dass sie ungeduldig werden, wenn sie überhaupt keine Rolle spielen.
Was man den Jungs versprochen hat, dass sie gen Neckar zogen, weiß ich nicht. Ich kann es mir jedenfalls nicht vorstellen, dass es nur die Karawane Cannstatt war, die sie derart beeindruckt hat, dass sie nirgends anders mehr hinwollten. Man hat ihnen sicherlich nicht verraten, dass wir da Vereinslegenden jenseits der dreißig haben, hinter denen sie sich schön anzustellen haben. Es sind wohl eher politische Gründe (vermeintliche Führungsspieler) zu vermuten, dass so mancher junge Spieler beim VfB kein Bein auf den Boden bekommt und früher oder später resigniert.
Ich möchte die Jungs an dieser Stelle keineswegs frei von jedweder Schuld sprechen. Es gehört sich als Profi nicht, schlechte Stimmung zu verbreiten (Maffeo), in Interviews über den VfB herzuziehen (Maffeo, Sosa) und es gehört sich als hochbezahlter Profi schon gar nicht, auf stur und beleidigte Leberwurst zu schalten und darauf zu vertrauen, im Sommer wieder weg zu sein. Sportlich täten uns beide gut, brächten sie doch wenigstens Geschwindigkeit in unser unerträglich träges Spiel.
Auch einstige Hoffnungsträger wie Akolo, Thommy und Donis spielen nur Nebenrollen, was unter anderem daran liegt, dass Weinzierl, ähnlich wie Korkut vor Jahresfrist, auf einen nahezu geschlossenen Kreis an Spielern setzt. Konnte man Korkut noch wenig vorwerfen, weil die Ergebnisse ja stimmten, fragt man sich bei Weinzierl schon, was einige verbrochen haben, dass sie an seit Wochen formschwachen und dennoch gesetzten Spielern nicht vorbeikommen.
Wie sich der eine oder andere in der Gruppe verhält und ob er überhaupt ein Interesse daran hat, dass der VfB in der Liga bleibt, lässt sich von außen schwer beurteilen. Wenn man jedoch hört, dass für Disziplinlosigkeiten erhobene Strafen in Höhe von mehreren zehntausend Euro einfach nicht gezahlt werden, weil die Rechtsgrundlage fehle und bei als Teambuilding gedachten Mannschaftsabenden das Desinteresse überwiegt, lässt dies auf eine scheiß Stimmung innerhalb der Truppe schließen und macht wenig Hoffnung, dass es diese Jungs sind, die für uns die Kohlen aus dem Feuer holen.
Ich kann nicht sagen, was beim VfB seit Jahren schiefläuft, weshalb es nicht gelingt, „Verstärkungen“ ins Gefüge zu integrieren und ob hier wer bewusst gegensteuert, um sein (und das seiner Spezies) Standing zu erhalten. Es wäre Aufgabe der Kaderplaner, Spieler nicht nur nach den fußballerischen, sondern auch den menschlichen Qualitäten auszusuchen und derer, die nah am Team sind, Integrationsarbeit, auf und neben dem Platz, zu leisten, damit sich ein Transfer für alle Seiten auszahlt.
Dieser Kaderplaner (bzw. Sportdirektor) wird nun, seit gestern ist es offiziell, Sven Mislintat. Ihm eilt ein hervorragender Ruf voraus, der sich auch an Namen und Wertsteigerungen von Spielern aus seiner Dortmunder Zeit untermauern lässt. Bei seinem Beinamen „Diamantenauge“ zucke ich schon mal reflexartig zusammen, liegt die Zeit des Perlentauchers, der beim VfB krachend gescheitert ist, doch noch keine zwei Monate zurück.
Der kicker empfahl Mislintat „”Nachdem der aktuelle VfB-Kader den Eindruck eines irreparablen Totalschadens macht, gilt es, die wenigen den Erfordernissen genügenden Teile daraus zu retten und den großen Rest komplett auszutauschen“, was einer Herkulesaufgabe gleichen dürfte.
Vergleiche zu Reschke und zu den allgemeinen Vorschusslorbeeren, die schließlich auch Reschke vorauseilten, möchte ich erst einmal nicht ziehen. Mislintat wird vermutlich jene Rolle ausfüllen, die auch Reschke besser gestanden hätte, nämlich im Hintergrund die Strippen zu ziehen, während Hitzlsperger für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.
Dass man bei der offiziellen Pressemitteilung den Satz „”Auch die gute Verbindung von Wolfgang Dietrich zu Sven Mislintat hat dazu beigetragen, Sven vom VfB zu überzeugen” einschieben muss, lässt tief blicken, wie angeschlagen Dietrich ist und macht Hoffnung, dass er nicht mehr allzu viele Stürme als VfB-Präsident überstehen wird.
Unter Schindelmeiser/ Wolf wähnte ich uns, zumindest was das Arbeitsklima anging, auf einem guten Weg. Seit Dietrich und später Reschke das Sagen hatten und von oben herab mit der Dampfhammermethode führen, Kritiker als ahnungslose Vollidioten abgetan wurden und Fake News zum Tagesgeschäft gehören, ist ein Verfall der guten Sitten zu verzeichnen, der bis in die Mannschaft getragen wird. Die „Mannschaft“ präsentiert sich so, wie von oben vorgelebt! Hier gilt es, im Sommer radikal auszumisten, gut dass Mislintat schon zum 01.05. seinen Dienst antritt, es gibt viel zu tun!
Wie es um den Teamgeist und die Leistungsfähigkeit der Mannschaft derzeit bestellt ist, kann es einem nur angst und bange werden. Da sind die Alten, die zwar die profihafte Einstellung haben, auf dem Platz jedoch nur noch ein Schatten ihrer selbst sind und die Jungen, die sich mutmaßlich bei einem Abstieg eher noch finanziell verbessern dürften, weil sie der VfB dann um jeden Preis losbekommen muss, um das seit Reschke sprunghaft gestiegene Gehaltsgefüge wieder auf Normalmaß zu stutzen. Wiederum andere, wie die Leihspieler Esswein und Zuber bringen zwar Mentalität ein, haben es aber, zumindest bei Esswein ist das so, nicht so mit dem Fußball spielen.
In dieser Mannschaft macht derzeit nur Ozan Kabak Spaß! Wissbegierung, ehrgeizig und fußballerisch extrem stark präsentiert sich der seit kurzem 19-Jährige, ihm darf man schon jetzt eine große Karriere prophezeien, wenn er so weiter macht und immun gegen den VfB-Bazillus bleibt, der jeden Profi schlechter werden lässt. Ob und wann seine Karriere in München die Fortsetzung findet und Dietrich/ Reschke damit der nächsten Lüge überführt werden, wird sich zeigen. Bei einem Abstieg jedenfalls dürften sich die Wege im Sommer bereits trennen.
Der Fußball sollte Emotionen schüren und von denen im Idealfall nicht ausschließlich negative.
Über den Ausgleich am Samstag konnte ich mich ebenso wenig freuen, wie darüber, den Abstand zu Nürnberg gehalten zu haben. So wie die Spieler nach dem Schlusspfiff zu großen Teilen auf dem Rasen zusammensackten und wie sie in die Kurve schlichen, hätte man daraus schließen können, sie seien ähnlich entsetzt über den Auftritt gewesen, wie das Gros der Fans.
Doch, weit gefehlt, am Tag danach wurde man dann eines Besseren belehrt. Oder wie ist es zu erklären, dass Andi Beck bei Sport im Dritten zum Besten gibt, es sei das Ziel gewesen, Nürnberg nicht näher heranrücken zu lassen. Super, Ziel erreicht, wurde bestimmt auch noch eine Prämie für dieses Meisterstück ausgelobt!
Des Weiteren schwafelte Beck von Teilerfolg, was das Erreichen des Relegationsplatzes angeht. Wie tief bitte sind unsere Ansprüche gesunken? Wir spielen die mit Abstand schlechteste Saison der Vereinsgeschichte, für die uns nichts anderes als der Abstieg gehört und dann erwarten diese Fußballmillionäre, dass man sie für das Erreichen der (dem Zweitligisten gegenüber ungerechten) Relegation noch feiert? Gewinnt man diese, was zu befürchten ist, wäre es vermutlich ein voller Erfolg und das Saisonziel Nichtabstieg wäre erreicht. Toll, ich hoffe nur, dass sie uns so nicht davonkommen!
Diese Sichtweise des Führungsspielers und Ersatz-Kapitäns Andreas Beck relativiert dann auch die doch zurückhaltenden Reaktionen auf dem Rasen nach dem Schlusspfiff. Nur weil Pfiffe zu hören waren und sich Unmut breit machte, konnten die Jungs ihrer Freude über den gewonnenen Punkt nicht freien Lauf lassen. Es hätte wahrlich auch nicht zur Stimmung im weiten Rund gepasst, hätten sie die Arme hochgerissen und wären vor Freude über den Rasen gehüpft. Das wäre unpassend gewesen, war der Großteil der Zuschauer doch ähnlich entsetzt wie ich.
DER Abstiegsgipfel, Karawane, volles Haus, tolle Choreo, Kaiserwetter und dann ein, vor allem in der ersten Halbzeit, derart lebloses Gekicke, ich war, und bin es immer noch, fassungslos.
Bereits vor dem Hannover-Spiel prophezeite ich, der VfB gewänne noch ganze zwei Spiele, nämlich die gegen die beiden hinter uns platzierten Teams. Vor dem Spiel gegen den Club lehnte ich mich weit aus dem Fenster und glaubte gar an einen 4:0-Sieg, einfach weil ich uns zwar schwach, jedoch nicht so schwach wie den Club sah. Auch wenn dieser mit dem Rückenwind des 3:0 gegen den FC Augsburg angereist kam, dem ersten Sieg seit September 2018, glaubte ich lediglich an ein Strohfeuer und war überzeugt davon, dass der VfB, so schwach er sich auch in dieser Saison präsentiert, die Franken überrennen wird.
Doch, weit gefehlt, es fehlten die Mittel, den tief gestaffelten Gegner in Bedrängnis zu bringen. Mehr noch, am Ende durfte man sich bei Ron-Robert Zieler bedanken, dass man nicht ganz mit leeren Händen dastand. Erbärmlich!
Wer jetzt daher kommt und denkt, Leverkusen liege uns besser, weil sie mehr am Spiel teilnehmen, ist für mich ein unverbesserlicher Optimist.
Ich rechne damit, dass uns Leverkusen überrennen wird. Bayer hat zwar seine letzten drei Spiele allesamt verloren, aber, wenn der VfB eines wirklich kann, dann Aufbaugegner. Bayer hat auch nicht gegen irgendwen verloren, sondern gegen drei spiel- und formstarke Teams, Bremen, Hoffenheim und Leipzig, gegen die der Bosz‘sche Hurra-Fußball nach hinten los ging. Da der VfB offensiv so gut wie keine Gefahr entfacht, werden wir sicherlich kein Kapital aus den Abwehrschwächen der Werkself schlagen können. Bayer bietet nämlich durch sein brutales Pressing schon einiges an, nur, man müsste dazu auch hinter ihre Linien kommen, was ich dem VfB in der derzeitigen Verfassung und dem derzeitigen Personal kaum zutraue.
Nach Schalke, Nürnberg und dem VfB haben sich seit dieser Woche auch Hannover 96 und der FC Augsburg in dieser Saison sowohl vom Trainer als auch vom Sportchef getrennt. Alle Mitkonkurrenten wechselten den Trainer in diesem Kalenderjahr, einzig beim VfB wird sich vor der zweiten Trainerentlassung in dieser Saison (noch) gescheut. „Wir ziehen das gemeinsam durch“, so unisono zu hören von Thomas Hitzlsperger und Markus Weinzierl.
Für mich stellt es ein Armutszeugnis dar, dass Weinzierl nur deshalb weiter Dienst tun darf, weil Woche für Woche keine Bewegung im Tabellenkeller ist und dem VfB wohl nach wie vor schlimmstenfalls die Relegation droht.
Rationale Gründe an Weinzierl festzuhalten, fallen mir keine ein. Seine Bilanz ist niederschmetternd (4S, 4U, 13N) und genügten, dieses Missverständnis zu beenden. Weinzierl wirkt noch immer aufreizend distanziert zum VfB und verscherzt es sich mit immer mehr Spielern. Zum einen werden sie öffentlich denunziert, andere sind völlig außen vor, während wieder andere Woche für Woche aufs Neue auf dem Platz herumstümpern dürfen.
Da Weinzierl „sein“ Team gefunden zu haben scheint, dieses jedoch keinen Erfolg verspricht wie man jedes Wochenende aufs Neue vorgeführt bekommt, habe ich in dieser Konstellation keine Hoffnung, dass wir den Klassenerhalt aus eigener Kraft schaffen.
Ob ein Trainerwechsel zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt noch irgendeinen Effekt hätte, kann keiner mit Gewissheit vorhersagen. Für mich wäre er ein kleiner Hoffnungsschimmer für die Schlussphase der Saison.
Wie diverse Medien im Zusammenhang mit der Mislintat-Verpflichtung berichteten, solle der Trainer für die nächste Saison bereits feststehen. Das würde das Zaudern in der Trainerfrage zwar begründen, nicht jedoch plausibel erklären. Ein Trainer, von dem die Mannschaft weiß, dass er nur noch ein paar Wochen hier ist, verliert automatisch an Autorität, erst recht bei einem solchen Sauhaufen.
Wohl dem Verein, der einen Huub Stevens im Verein hat und diesen als Interimslösung präsentieren kann. So einen haben wir leider nicht. Andi Hinkel hat jüngst die Amateure übernommen und sollte auch nicht verheizt werden und für Jürgen Sundermann‘s Herz wäre dieser Stressjob vermutlich auch nichts mehr. So dürfte Weinzierl allein mangels Alternativen und weniger wegen rationaler Gründe die Saison als VfB-Trainer überleben, es sei denn, es setzt noch eine Klatsche, die zum Handeln zwingt.
Was den Abstieg 2016 angeht, ist man heute so schlau, sich einzugestehen, dass es ein Fehler war, bis zum Schluss an Jürgen Kramny festzuhalten, es wäre aber nicht der VfB, würde man dieselben Fehler nicht immer wieder machen. Am Ende des Tages kann zwar nicht immer der Trainer schuld sein, die Spieler stehen in der Pflicht, doch, auch diese scheinen nach einem neuen Impuls zu lechzen.
Die Kaderzusammenstellung ist unter aller Sau. Noch Reschke hat es im Winter versäumt, eine Alternative zu Daniel Didavi sowie einen torgefährlichen Stürmer zu verpflichten. Beides fliegt uns derzeit um die Ohren, weil an Gomez das Alter zehrt, Gonzalez zwar Einsatzwillen zeigt, ihm die nötige Härte für die Bundesliga aber noch fehlt und weil Didavi nur noch ein Schatten früherer Tage ist. Wenn er denn überhaupt mal einsatzbereit ist, wirkt er, als wenn er mit Medikamenten vollgepumpt sei und offenbart, dass ihm die Fitness komplett abgeht. Mangels kreativer Alternativen muss er sich so der Öffentlichkeit präsentieren, da kann man nur hoffen, dass er nicht eines Tages noch umkippt.
So gibt es für mich derzeit wenig Hoffnung auf noch den einen oder anderen Punkt in den verbleibenden Spielen, so dass einem nichts anderes übrigbleibt, weiter auf die Schwäche der Konkurrenz und einen machbaren Relegationsgegner zu hoffen. Eine desaströse Momentaufnahme für die VfB Stuttgart AG, in die uns die Egoisten vom Aufsichtsrat und auf dem Präsidentensessel da hineinmanövriert haben. Spätestens nach dieser Saison, aus der wir womöglich mit einem blauen Auge kommen, ist Kehrwoche angesagt, denn, auch beim VfB stinkt der Fisch vom Kopf!
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10. Januar 2018
Was hatte man zum Ende der Vorrunde nicht den Eindruck, dass man sich nur irgendwie in die Winterpause retten und alle Hoffnung auf Besserung in die Transferphase im Januar und die Rückrunde legen müsse.
Zu sehr offenbarte die Vorrunde, dass bei der Kaderzusammenstellung letzten Sommer so einiges schief lief und es eher suboptimal ist, mitten in der Vorbereitung den Sportdirektor zu wechseln.
Setzten Schindelmeiser/ Wolf auf junge, dynamische Spieler, die unser Spiel ankurbeln sollten, Marke Mangala, Burnić und einige andere mehr, folgte mit Reschke die Zeitenwende, indem er Altstars an den Neckar lotste, die sich bereits im Spätherbst ihrer Karriere befinden.
Wurde Schindelmeiser zum Vorwurf gemacht, er habe Maxim verkauft, ohne positionsgetreuen Ersatz verpflichtet zu haben, machte Reschke in den drei Wochen seines Wirkens während der Sommertransferphase auf der vakanten Position des Zulieferers unserer Stürmer, richtig, NICHTS.
Unsere Offensive war insgesamt dünn besetzt, wenn man weiß, dass mit Carlos Mané ohnehin in der Vorrunde nicht zu rechnen war und Daniel Ginczeks Fitnesszustand seit jeher fragil ist. Wenn dann noch die wenigen anderen Offensivkräfte, wie Akolo und Donis, immer mal wieder mit Blessuren zu kämpfen haben und ausfallen, oder ihre Bundesligatauglichkeit über weite Strecken schuldig bleiben (Asano), ist der einzige Mann im Sturm, den wahrlich so gut wie nichts erschüttern konnte, die ärmste Sau im VfB-Spiel. Simon Teroddes Leiden haben ein Ende, er wurde nach Köln abgegeben und durch Mario Gomez ersetzt.
Auf dem Papier liest sich die Verpflichtung für den VfB toll. Einer DER Ausnahmetorjäger der letzten zehn Jahre stürmt wieder für den VfB. In der Vorsaison hat er den VfL Wolfsburg mit seinen 16 Toren fast im Alleingang in die Relegation und schließlich zum Klassenerhalt geschossen, doch, dort hatte er Zulieferer in seinen Reihen, unter anderem einen am Neckar Altbekannten, Daniel Didavi.
Der wahre Husarenstreich Michael Reschkes wäre es gewesen, Dida gleich mit zurück in die gute Stube zu holen. Doch, die Hoffnung wird nun allein auf Mario Gomez liegen müssen, denn Reschke hat verlauten lassen, der Kader sei seiner Auffassung nach stark genug, und dass höchstens noch auf Verletzungen in den ersten Rückrundenspielen reagiert werden würde.
Für mich spielt Reschke, wenn er denn mit dieser Aussage keine Nebelkerze gezündet hat, schwäbisch (oder besser, rheinisch) Roulette. Es kann gut gehen, genauso gut wie die Vorrunde hätte gut gehen können. Ist sie aber nicht, weil im Fußball immer mit Unwägbarkeiten gerechnet werden muss und man nicht unbedingt vom Optimalfall ausgehen kann.
Auf zwei Positionen drückt meiner Meinung nach besonders der Schuh. Das kreative Mittelfeld habe ich bereits angesprochen, doch, auch hinten rechts sollte man dringend nachbessern. Außer Michael Reschke, der Andi Beck über den grünen Klee lobt, sieht jeder, dass Beck DER Bremser in unserem Spiel ist und vor allem in dem in der Vorrunde vorwiegend praktizierten System mit einer Fünferkette, die schnelle Außenverteidiger bedingt, schlichtweg an seine Grenzen stößt.
Wie Reschke und Dietrich auf die Idee gekommen sind, Beck überhaupt zurück zu holen, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. Als Schindelmeiser noch die Geschicke leitete, bekam so mancher Bauchschmerzen, weil das Team zu jung, unerfahren und möglicherweise für die Bundesliga zu grün gewesen sei. Dann, unter Reschke, kamen nacheinander Badstuber, Aogo, Beck und Gomez, wohingegen die drei Letztgenannten eben nicht nur Erfahrung mitbringen, sondern sich auf dem absteigenden Ast befinden, während Badstuber „nur“ extrem verletzungsanfällig ist.
Im Zuge der Ausgliederungspropaganda wurden Erwartungen geweckt, der VfB könne mit mehr Geld im Säckel seine Spieler halten und auf der anderen Seite Spieler für den VfB begeistern, von denen wir ohne Ausgliederung nicht zu träumen wagten.
Ob die Mitglieder, die der „Make VfB great again“-Propaganda gefolgt waren und für die Ausgliederung gestimmt haben, sich diesen Kurswechsel gewünscht haben, ist fraglich. Bislang kamen in der Ära Reschke ausschließlich Spieler (Ausnahme Ascacibar, den der VfB jedoch schon vorher auf dem Zettel hatte), die fürstliche Gehälter beziehen, jedoch keinen Wiederverkaufswert mehr haben.
Unter Spielern mit Erfahrung stelle ich mir welche im besten Fußballeralter vor, 27, höchstens 28 Jahre alt, um die herum es sich lohnt, eine Mannschaft aufzubauen. Aber doch nicht 32-jährige Auslaufmodelle, mit denen man gerade mal im Halbjahreszyklus planen kann, die Gehaltsressourcen binden und am Ende der Vertragslaufzeit ihre Karriere (ablösefrei) beenden.
Becks Rückkehr habe ich von Beginn an nicht nachvollziehen können. Verwunderlich, dass Wolfgang Dietrich beim Klang seines Namens zwar nostalgische Gefühle überkommen, Beck jedoch nie in einem Atemzug mit den Jungen Wilden genannt wird.
Beck konnte sich in seiner ersten Zeit beim VfB nicht durchsetzen und kam vor allem nicht an Ricardo Osorio vorbei. Dem Konkurrenzkampf entzog er sich und ging dort hin, wo es 2007 das meiste Geld zu „verdienen“ gab, nämlich zum ungeliebten Nachbarn ins Kraichgau.
Dort verbrachte er die Blütezeit seiner Karriere und, als er den Zenit weit überschritten hatte und in Hoffenheim sein Stammplatz in Gefahr war, „floh“ Beck in die Türkei. Dass es ihn nun zurück in die Heimat zog, dürfte in der politischen Lage am Bosporus begründet sein. Für mich zwar nachvollziehbar und doch hätte es nicht unbedingt der VfB sein müssen, der ihm das Gnadenbrot zum Karriereausklang verabreicht.
Mario Gomez ist der nächste in der Reihe derer, die „daheim“ die Karriere ausklingen lassen möchten. Sportlich wird uns Mario sicherlich mehr weiterhelfen, als es Andreas Beck bislang getan hat. Er will unbedingt zur WM im Sommer in Russland und wird sich bestmöglich versuchen einzubringen, um dieses hehre Ziel auch zu erreichen.
Bei Gomez muss man abwarten, ihn bewerte ich dann, wenn man weiß, was er geleistet hat (oder auch nicht). Ich kritisiere noch nicht einmal, dass man ihn zurückgeholt hat, sondern habe lediglich Bauchschmerzen damit, dass man einen 32-jährigen auf Anhieb zum Top-Verdiener macht, der trotz Einbußen im Vergleich zu Wolfsburg noch immer vier Millionen Euro jährlich einstreichen soll.
Des Weiteren kam Gomez für Terodde, Torjäger gegen Torjäger, während das eigentliche Problem, das der mangelnden Zulieferung, noch immer nicht gelöst wurde. Denn, selbst ein Super-Mario wird sich die Bälle nicht noch selbst auflegen können.
Sollte der Fußball der Rückrunde dem der Vorrunde ähneln, getreu dem Motto Safety-First, sehe ich die Gefahr, dass der geborene Torjäger Mario Gomez zunächst verzweifeln und schließlich resignieren wird. Steht er auf ähnlich verlorenem Posten wie es bei Simon Terodde und auch Daniel Ginczek bei seinen wenigen Einsätzen der Fall war, dürfte er seine Felle im Hinblick auf die WM davon schwimmen sehen, was seiner weiteren Motivation sicher nicht förderlich wäre.
Mit Rückholaktionen hatte der VfB selten ein glückliches Händchen. Ob bei Trainern wie Sundermann und Veh, bei denen vor Augen geführt wurde, dass sich die goldene Zeit nicht zurückdrehen lässt, wie auch bei Spielern.
Bei Aleks Hlebs Rückkehr war selbst ich euphorisch und erwarb noch während seines ersten Trainings das Trikot mit der Nummer 23, ein für alle mal das letzte, das ich mit einem Spielernamen beschmutzen, ähm, beflocken ließ. Er war das Paradebeispiel des satten Spielers! Wie nach und nach herauskam, bewog ihn nicht seine vorgeheuchelte Heimatliebe zur Rückkehr, sondern, dass er vom VfB auch weiter sein stattliches Barça-Gehalt überwiesen bekam. Nachdem seine Leistungen auch noch zu wünschen übrig ließen und er öfter in den Besenwirtschaften des Remstals als auf dem Trainingsplatz anzutreffen war, war ich nur noch sauer auf diesen verwöhnten Rotzlöffel.
In die Riege der für mich nicht nachvollziehbaren Rückholaktionen fiel übrigens auch die von Christian Gentner. Seinerzeit waren wir im defensiven Mittelfeld mit Kuzmanovic und Träsch ordentlich aufgestellt. Links oder zentral offensiv war Didavi vorgesehen, so dass es für Gentner zur damaligen Zeit eigentlich keinen Platz im Team gegeben hat. Doch, schon damals, wog das Wort eines einflussreichen Spielerberaters mehr als die sportliche Notwendigkeit, so dass man auch Gente gnädig wieder aufnahm.
Marc Ziegler war eine dankbare Nummer zwei hinter für Sven Ulreich, ohne jegliche Ambitionen, Ulle ernsthaft herauszufordern.
Beck durfte nun bereits ein halbes Jahr lang unter Beweis stellen, dass er sich nahtlos in diese Aufzählung einreiht, während wir bei Gomez erst noch abwarten müssen. Schießt er uns zum Klassenerhalt und knüpft an alte Zeiten an, hat sich der Aufwand gelohnt, wenn nicht, kann Dietrichs und Reschkes Retrokurs endgültig als gescheitert angesehen werden.
Mir fehlt bei Reschkes Wirken bislang die Nachhaltigkeit. Die Amateure möchte er unwiderruflich auslöschen, Talente werden abgegeben anstatt aufgebaut (die nächsten vermutlich, Grgic und Ofori) und im Gegenzug wird eine Altherrenmannschaft „aufgebaut“, die dem immer schneller werdenden Bundesligafußball früher oder später Tribut zollen wird.
Setzt Reschke diesen Kurs fort, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis Serdar Taşçı und Sami Khedira wieder anheuern. Geht Reschke weiterhin die Phantasie bei seinen Transferaktivitäten ab und setzt er weiter auf „Altbewährtes“, scheint selbst eine Verpflichtung von Bastian Schweinsteiger, den Reschke aus München bestens kennte, nicht ausgeschlossen. Dessen Vertrag in Chicago lief vor wenigen Tagen aus, er würde exakt in Reschkes Beuteschema passen. Nicht dass ich einen wie Schweinsteiger nicht gerne mal im VfB-Trikot sehen würde, doch, auch er würde das Gehaltsgefüge sprengen und den finanziellen Rahmen weiter eindämmen.
Meine Bedenken in Bezug auf die Ausgliederung und dem daraus resultierenden Groß-Mann-Denken bewahrheiten sich immer mehr. Diejenigen, die damals für „ja“ stimmten, vertrauten in erster Linie dem Kurs von Jan Schindelmeiser, die vorhandenen Mittel vernünftig einzusetzen und auf Nachhaltigkeit zu setzen.
Seit Reschke das Zepter schwingt, wird hingegen das Geld mit offenen Händen ausgegeben und das für Spieler, die beim Worst-Case-Szenario Abstieg dem VfB wohl kaum erhalten bleiben und auch nicht zu bezahlen sein dürften.
Selten bis noch nie war mein Empfinden so wie in dieser Woche, dass ich mich auf den Rückrundenstart in wenigen Tagen überhaupt nicht freue. Freuen tue ich mich allenfalls über die vielen Leidensgenossen, die man vor und nach dem Spiel trifft, nicht aber auf das Spiel.
Ich habe ziemlichen Bammel und wenig Hoffnung, dass wir gestärkt aus der kurzen Pause heraus kommen könnten. Die fünf Niederlagen aus dem Dezember liegen einfach noch zu schwer im Magen.
Mein einziger Hoffnungsschimmer auf einen guten Rückrundenstart ist, dass Wolf im Trainingslager vorwiegend auf ein 4-2-3-1 gesetzt hat und die Rückrunde möglicherweise etwas mutiger angehen wird. Hoffen wir, dass ihn bis Samstag der Mut nicht schon wieder verlässt.
Allein mit destruktiver Ausrichtung und dem Hoffen auf den lieben Gott oder neuerdings Mario Gomez, wird die Klasse nicht zu halten sein. Die ersten drei Rückrundenspiele sind für mich wegweisend. Gelingt in diesen kein Sieg, sehe ich schwarz, was den Klassenerhalt angeht. Dieser sollte angesichts des schweren Restprogramms tunlichst bis zum 30. Spieltag eingetütet sein, so dass es sich von selbst verbietet, sich jetzt noch einzuspielen oder langsam in die Rückrunde hinein zu finden. Der VfB muss auf Anhieb voll da sein und die Punkte jetzt holen.
Reschke hat allerdings die Ruhe weg, was ich in keinster Weise nachvollziehen kann. Bessert er von der Reste- oder doch Reschkerampe (?) erst nach, wenn Ende Januar das Kind schon im Brunnen liegt, sehe ich große Probleme, die Kurve dann noch zu kriegen.
Mich interessiert im Übrigen auch der überhitzte Transfermarkt und dass es schwierig sei, im Winter Spieler zu bekommen, die einen sofort weiter bringen, überhaupt nicht. Reschke hatte ein halbes Jahr lang Zeit an kreativen Möglichkeiten zu feilen, Handlungsbedarf besteht schließlich nicht erst seit Ende der Vorrunde. Er ist in der Pflicht zu liefern und das so bald wie möglich!
Mit fast unverändertem Kader der Vorrunde ist es ein sehr riskantes Vabanque-Spiel mit vielen Risiken. Reschke setzt zwar große Hoffnungen in die Rückkehr von Carlos Mané und Daniel Ginczek. Meine sind in Bezug auf diese beiden eher gedämpft. Es würde an ein Wunder grenzen, wäre Mané sofort wieder der Alte und wenn beide nahezu verletzungsfrei durch die Rückrunde kämen. Auch DER Fixpunkt in der Abwehr, Holger Badstuber, könnte von heute auf morgen komplett wegbrechen. Wir können ja schon fast drei Kreuze machen, dass er bislang immer nur relativ kurz ausgefallen war, was allerdings nicht immer so bleiben muss. Reschke setzt in diesen Tagen alles auf Rot, wenn er sich da mal nicht verzockt.
Der Preis des schwäbischen Roulettes könnte im schlimmsten Fall mit dem Abstieg bezahlt werden müssen und wäre dann um ein Vielfaches höher, als er es jetzt noch wäre, würde man die Truppe vernünftig verstärken. Ein neuerlicher Abstieg wäre deutlich verheerender als der letzte und würde in einen kompletten Neuanfang münden. Soweit darf es der Verein nicht kommen lassen, noch wäre Zeit, an den entscheidenden Schrauben zu drehen.
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26. Dezember 2017
Kurz vor dem Jahreswechsel ist es an der Zeit, Bilanz zu ziehen und das Fußballjahr Revue passieren zu lassen.
Für den VfB war es ein sehr bewegendes Jahr. Zunächst trug das Trainingslager in Lagos Früchte, als man nach zwei Niederlagen vor Weihnachten zum Rückrundenstart eine Siegesserie hinlegte und dadurch den Grundstein für den späteren Aufstieg legte.
Diese Serie bekam eine Delle und schlug einige Spiele lang ins Gegenteil um, nachdem dem VfB nach der nächtlichen Eskapade von Kevin Großkreutz am Rosenmontag nichts anderes übrig blieb, als sich vom Weltmeister zu trennen.
Sein Ausflug mit VfB-Jugendspielern im Schlepptau in den überschaubaren Stuttgarter Rotlichtbezirk schadete nicht nur dem Renommee des Vereins, sondern schwächte uns auch sportlich. Mit dem Derbysieg gegen den KSC freilich endete diese Schwächephase zur rechten Zeit und fortan ließ sich der VfB vom großen Ziel Aufstieg nicht mehr abbringen.
Mit dem Heimsieg gegen die Würzburger Kickers am 21. Mai war dieser dann schließlich perfekt. Die große Jubel-Party konnte beginnen. Zunächst auf dem Rasen, später mit den Fantastischen Vier auf dem Wasen. Persönlich war ich weder auf dem Rasen noch auf dem Wasen sondern feierte gemächlich in den bekannten Lokalitäten rund um den Cannstatter Bahnhof. Mir war das zu viel Tamtam, welches noch im Eintrag ins Goldene Buch der Stadt gipfelte, für das eigentlich Selbstverständliche.
Von den Möglichkeiten her, die der VfB im Gegensatz zu, mit Ausnahme Hannover 96, allen anderen Zweitligisten hatte, musste der Aufstieg ein Selbstläufer werden. Daher fiel es mir persönlich schwer, einer Mannschaft, in der sich noch einige Absteiger des Vorjahres befanden und einem Verein, der mich über lange Jahre so enttäuscht hatte, in dieser Stunde zu huldigen. Betriebsunfall korrigiert, mehr nicht.
Da das Zweitligajahr vom Anfang bis zum Schluss eine absolut geile Sache und willkommene Abwechslung zum tristen Bundesliga-Alltag war, kam gar fast so etwas wie Wehmut auf, wenngleich es mir natürlich auch klar war, dass ein zweites Jahr im Unterhaus nicht wirklich erstrebenswert gewesen wäre. Noch mehr Boden nach oben zu verlieren und nie mehr den Anschluss zu schaffen, die Wahrscheinlichkeit, dass dies eingetreten wäre, wäre sehr groß gewesen.
Der Verein machte es freilich geschickt, die bei vielen vorhandene Euphorie für sich zu nutzen und auf dieser Welle die Ausgliederung durchzudrücken.
Bei mir überwog, auch in der Stunde des Triumphs, die Wut darüber, dass mein VfB überhaupt in diese Situation gekommen war. Nach der Meisterschaft 2007 machte man so ziemlich alles falsch, was man falsch machen konnte. Sportdirektoren wurden erst ein KFZ-Mechaniker, dann ein Einzelhandelskaufmann und schließlich ein zweitklassiger Fußballlehrer, der das Werk seiner beiden Vorgänger dann vollendete. Diese (von den Präsidenten möchte ich gar nicht erst anfangen) wirtschafteten, „kontrolliert“ vom Aufsichtsrat, den Verein herunter und machten aus einem stolzen Champions League Teilnehmer einen Absteiger. Nicht nur, dass wir zurecht abgestiegen waren, vor allem wegen der fatalen Außendarstellung des Vereins und des Umfelds über etliche Jahre, in denen die Fanszene als Trainer- und Sportdirektoren-Killer wahrgenommen wurde, schien es so, dass dieser Abstieg dem VfB ligaweit wie sonst nur noch dem HSV gegönnt wurde.
Die zweite Liga bot also nicht nur die Chance, sich sportlich und finanziell zu konsolidieren, sondern auch jene, das Image aufzupolieren. Letzteres gelang eindrucksvoll! In der 2. Liga waren wir DER Garant für gut gefüllte Stadien, in der Bundesliga wurden wir deshalb schon nach kurzer Zeit wieder vermisst.
Nach dem Abstieg und nach Robin Dutt wurde in Person von Jan Schindelmeiser erstmals wieder ein Mann auf der Kommandobrücke präsentiert, der den Job des Sportdirektors von der Pike auf gelernt hat.
Schindelmeiser machte während seiner nur ein gutes Jahr dauernden Zeit beim VfB fast alles richtig. Einziges Manko war, was wiederum der damals noch vorhandenen Vereinsführung zuzuschreiben ist, dass Schindelmeiser, obwohl seit Jahren verfügbar, erst im Juli vorgestellt wurde und bis da hin einige Personalentscheidungen, einschließlich der Verpflichtung von Luhukay, schon gefallen waren.
Schindelmeiser schaffte es dennoch bis zum Transferschluss einen aufstiegsfähigen Kader an den Start zu bringen, wobei allerdings seine und die Auffassungen von Luhukay, wie der Aufstieg zu bewerkstelligen sein würde, auseinandergingen, weshalb der Holländer schließlich seinen Hut nehmen musste.
Schindelmeiser eierte nicht lang herum und zog schnell Konsequenzen aus den Dissonanzen, welche aus heutiger Sicht betrachtet, einer glücklichen Fügung des Schicksals gleich kamen. Auch in der Trainerfrage bewies Schindelmeiser Kreativität und griff nicht einfach auf einen zufällig auf der Liste der arbeitslosen Fußballlehrer befindlichen altbekannten Fußballlehrer zurück. Er schaffte es, Hannes vom BVB loszueisen, der drei Mal in Folge Deutscher Meister mit deren Jugendteams wurde, jedoch noch nie eine Profimannschaft trainiert hatte. Das zeugte davon, dass Schindelmeiser einen Plan hatte, wie er den VfB der Zukunft sah und bereit war, auch unkonventionelle Wege zu gehen, um seine Ziele zu erreichen.
Schindelmeisers Transfers waren von sehr viel Phantasie geprägt. Jung und hungrig sollten sie sein, notfalls geliehen und in jedem Fall die Qualität steigernd. Spieler mit Wertsteigerungspotential, die kurzfristig helfen, unsere Ziele zu erreichen, langfristig aller Voraussicht nach aber nicht zu halten sein werden. Die 2. Liga war dabei das ideale Experimentierfeld, um die Jungs zu entwickeln. Dort wurde nicht gleich jeder Fehler bestraft und Niederlagen waren lang nicht so schmerzhaft, weil wir als der große Aufstiegsfavorit in jedem Spiel in der Lage waren, den Bock umgehend wieder umzustoßen.
So war ich allein vom Aufstieg weit weniger geflasht als viele andere und bin weit entfernt, die Aufstiegsmannschaft in den Heldenstatus zu hieven. Meine Helden bleiben die Aufsteiger von 1977, die das Husarenstück in einer viel schwierigeren Zeit vollbracht hatten und, weil es meine erste Saison war, in der ich regelmäßig „runter“ ging und in die auch mein allererstes Auswärtsspiel (0:0 bei den Münchner Löwen) fiel.
Ich war freilich mit meiner reservierteren Einordnung des Aufstiegs eher in der Minderheit. Der Verein schaffte es, obwohl der Aufstieg ein absolutes Muss war, im Umfeld eine Euphorie zu entfachen und den Fans und Mitgliedern vorzugaukeln, dass die Voraussetzungen geschaffen seien, zukünftig wieder im Konzert der Großen mitzuspielen, wenn denn endlich die Ausgliederung durch ginge.
Unter dem Hashtag #jazumerfolg wurde jeder diskreditiert, der anderer Auffassung war und der die Ausgliederung zum damaligen Zeitpunkt kritisch hinterfragte bzw. unter den gegebenen Voraussetzungen (noch) nicht haben wollte.
Dass eine Ausgliederung irgendwann, schon allein aus steuerrechtlichen Gesichtspunkten, hat kommen müssen, war auch mir klar. Ich fand den Zeitpunkt falsch und habe keinerlei Vertrauen in diese Vereinsführung, die uns, wie sich immer häufiger zeigt, mit falschen Versprechungen hinters Licht geführt hat.
Ich warnte immer wieder, wer für ja stimme, kaufe die Katze im Sack, weil lediglich die 41,5 Millionen Euro vom Nachbarn mit dem Stern Fakt und alles andere Luftschlösser seien.
Die Taxierung des Unternehmenswertes auf 300 Millionen Euro als Zweitligist erschien mir viel zu hoch angesetzt, zumal laut Stefan Heim dieser mit Erwartungen in die Zukunft (also vielen Unbekannten) zustande kam. Dass ein Unternehmen wie Daimler Benz, das beim VfB fest verankert ist und den Aufsichtsrat beherrscht, diese Summe zur Verfügung stellt, sagt meines Erachtens nichts über den Wert des VfB aus, sondern war, wie so vieles, ein Köder, den man den Mitgliedern hingeworfen hat, damit diese auch ja „richtig“ abstimmen.
Für mich war die außerordentliche Mitgliederversammlung eine reine Farce. Verglich ich schon das Werben für die Ausgliederung mit Trumps Wahlkampf (make VfB great again), verkam der eigentlich ernste Abend zunächst zu einer Jubelshow um die „Aufstiegshelden“, um dann mit Verspätung zu beginnen und offensichtlich auf Zeit zu spielen, die Aussprache per Beschluss beenden zu lassen, bis hin zu fragwürdig funktionierenden Abstimmungsgeräten. Ich bekomme heute noch Schaum vor den Mund, wenn ich an diesen Abend zurück denke.
Hatte man im Erklärbär-Video für die Ausgliederung noch betont, man wolle Investoren aus der Region gewinnen, scheint nun, wo die Mitglieder abgestimmt haben, keine Rede mehr davon zu sein. Hatte man bei jeder Veranstaltung, bei der für die Ausgliederung geworben wurde, Jan Schindelmeiser und Hannes Wolf vor den Karren gespannt und mit diesen beiden um das Vertrauen der Mitglieder geworben, setzte man Schindelmeiser kurze Zeit später vor die Tür.
War es doch gerade er, der dafür stand, vernünftig zu wirtschaften, auf dem Spielermarkt keine verrückten Sachen zu machen und Spieler mit Wertsteigerungspotential zu holen, war es offensichtlich schon vor der außerordentlichen Mitgliederversammlung beschlossene Sache, Schindelmeiser durch Michael Reschke zu ersetzen.
Schindelmeiser wurde vorgeworfen, eigenbrötlerisch zu sein und Transfers im Alleingang zu tätigen. Um Schindelmeisers Rausschmiss nicht scheinbar aus heiterem Himmel tätigen zu müssen und die Öffentlichkeit darauf vorzubereiten, warf man den Stuttgarter Nachrichten einige Interna hin und lieferte die Steilvorlage, Schindelmeiser anzuzählen. Die Gefälligkeitsjournalisten des Haus- und Hofberichterstatters ließen sich nicht zwei Mal bitten und hauten einen Artikel mit schweren Vorwürfen gegen Schindelmeiser und einem Bericht über atmosphärische Störungen auf der Geschäftsstelle raus. Ob an den Vorwürfen ein Fünkchen Wahrheit dran war, sei dahin gestellt.
Ein ganz so schlechtes Standing kann Schindelmeiser bei seinen Kollegen ja nicht gehabt haben, wenn man hört, dass über 100 Kollegen zu seinem Ausstand gekommen waren. Dass der Presse nicht gepasst haben dürfte, dass Schindelmeiser vieles lieber für sich behielt, liegt auf der Hand. Seit er weg ist, scheint auch die Stuttgarter Journaille wieder bestens informiert zu sein…
Der Artikel erschien Mitte Juli und damit sicher rein zufällig kurz nach Ende der Einspruchsfrist gegen das Abstimmungsergebnis zur Ausgliederung. Als ich Wolfgang Dietrich am Rande des Trainingslagers in Neustift im Stubaital ansprach, ob man sich um die Zukunft von Jan Schindelmeiser beim VfB sorgen müsse, verneinte er und schob den Inhalt des Artikels auf unzufriedene Spielerberater. Vertrauensbildend war auch dieses Gespräch selbstredend nicht!
Dass die angeblichen atmosphärischen Störungen nicht plötzlich auftraten, sondern seit Anfang des Jahres geschwelt haben sollen, konnte man aus dem Artikel herauslesen. Da Michael Reschke schon im Juni bei den Bayern um die Freigabe für den VfB ersucht haben soll, erhärtet sich der Verdacht, dass der Rausschmiss von Schindelmeiser über längere Zeit geplant war und man lediglich noch abwartete, bis die Einspruchsfrist gegen die Ausgliederung abgelaufen war. Schließlich waren es ja weniger die Herren Heim, Röttgermann und Dietrich, denen die Mitglieder die Daimler-Millionen
anzuvertrauen bereit waren, als dass es Jan Schindelmeiser gewesen ist.
Da man Schindelmeiser, den Sportdirektor auf Zeit, weiter Transfers tätigen ließ und Reschke, der zu gegebener Zeit kommen sollte, offensichtlich eine ganz andere Philosophie in Sachen Neuverpflichtungen verfolgt, ließ man den VfB sehenden Auges ins Verderben rennen, um ja die Ausgliederung nicht im letzten Moment noch zu gefährden. Das Resultat: 17 Punkte, 13 Tore und gerade einmal zwei Pünktchen vor einem Abstiegsplatz.
Standen Hannes Wolf und Jan Schindelmeiser für kreative Transfers von nahezu unbekannten und entwicklungsfähigen Spielern mit einer ungeheuren Power im Tank, drehte sich die Philosophie mit dem Amtsantritt von Michael Reschke um 180°.
Hieß es vor Reschke noch, dass Neuzugänge jung, wild und entwicklungsfähig sein sollen und fühlte sich Wolf bei der Entwicklung dieser Jungs in seinem Element, hat Reschke bislang nur Spieler geholt, die ihren Zenit schon überschritten haben, im Gehaltsranking aber weit oben angesiedelt sein dürften.
Bei Holger Badstuber scheiden sich ja die Geister, ob diesen noch Jan Schindelmeiser wollte und der Streit an dieser Personalie schließlich eskalierte, oder ob Michael Reschke diesen als Antrittsgeschenk mitgebracht hat.
Schenkt man den Aussagen Dietrichs in Neustift in puncto „notwendige Erfahrung in der Innenverteidigung“ Glauben, äußerte er am Beispiel von Neven Subotic, dass man solch satte Spieler, die bereits alles erreicht hätten, nicht verpflichten wolle, weil er nicht glaube, dass sie noch den nötigen Ehrgeiz mitbrächten und zudem verletzungsanfällig seien.
Die Verpflichtung von Badstuber wäre auch hier eine totale Kehrtwende, so dass ich davon ausgehe, dass diesen Transfer noch Schindelmeiser eintütete, zumal die Bekanntgabe des Transfers fast zeitgleich mit der Bestätigung der Personalie Reschke einher ging.
Santiago Ascacíbar, der sympathische Giftzwerg im defensiven Mittelfeld, soll ebenfalls von Schindelmeiser aufgespürt worden sein, so dass sich Reschke diesen Wechsel wohl auch nicht zu 100% auf die Fahnen schreiben darf. Blieben noch Aogo, Beck und, seit ein paar Tagen, Mario Gomez.
Mit Verlaub, um auf diese Namen zu kommen, braucht man nicht die Super-Spürnase schlechthin im deutschen Fußball, wie Reschke ja oft bezeichnet wird. Aogo ist 30 Jahre alt, war arbeitslos und kam in den letzten beiden Jahren auf gerade einmal 30 Spiele für Schalke 04.
Andreas Beck, 32 Jahre alt und ehemals Junger Wilder dürfte wegen der politischen Lage froh gewesen sein, dass ihn der VfB von Beşiktaş Istanbul losgeeist hat. Mit 32 Jahren noch einmal beim Heimatverein einen gut dotierten Vertrag unterschreiben dürfen, wer hätte da schon „nein“ gesagt?
Der VfB scheint sich auf dem Nostalgie-Trip zu befinden. Ich finde es ja schön, wenn sich Präsident Dietrich um die Helden vergangener Tage kümmert, sie zu Spielen einlädt und versucht, deren Netzwerke zu nutzen. Eine Traditionself fürs Ligageschäft muss allerdings nicht sein.
Nach Beck kommt mit Mario Gomez ein weiterer Meister von 2007 zurück, bei Sami Khedira scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis er heim ins, ach lassen wir das, kehrt.
Ich sehe diese Entwicklung sehr skeptisch. Mit Rückholaktionen hatte der VfB selten ein glückliches Händchen und nostalgische Gefühle bergen bei Vertragsverhandlungen die Gefahr, den Blick auf die Realität zu verlieren. Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen, die Spieler sind zehn Jahre älter geworden und nicht mehr die gleichen, die sie waren, als sie einst in die weite Welt hinauszogen. Wäre die alte Liebe fünf Jahre früher neu aufgeflammt, o. k., so aber wirkt deren Rückkehr auf mich wie ein bequemes ausklingen lassen der Karriere und das auch noch für ein stattliches Gehalt. Bei Beck hat sich die Skepsis bislang bewahrheitet, über Gomez reden wir in einem halben Jahr nochmal.
Dass die Mannschaft nicht ausschließlich mit jungen Wilden die Bundesliga rocken kann, steht außer Frage. Und doch hatte ich nach den Trainingslagern in Grassau und Neustift ein sehr gutes Gefühl mit den Burnić’, Mangalas, Akolos und wie sie alle heißen. Wolf, der unter Jürgen Klopp und Thomas Tuchel hospitierte stand doch einst für laufintensiven Hochgeschwindigkeitsfußball, Schindelmeiser stellte ihm, soweit möglich, das Spielermaterial zur Verfügung und war damit noch nicht fertig, zum Zeitpunkt, als er entlassen wurde.
Was ihm angelastet wurde, war, dass er Alexandru Maxim für ein Nasenwasser an einen Mitkonkurrenten gegen den Abstieg verhökert und keinen adäquaten Ersatz für ihn geholt hatte.
Reschke hätte noch drei Wochen Zeit gehabt, dieses Versäumnis zu beheben, passiert ist jedoch nichts. Mir fehlt ein Zehner für den tödlichen Pass, einer, der die Stürmer mit Vorlagen füttern kann, auch wenn ein klassischer Spielmacher im System von Hannes Wolf nicht vorgesehen zu sein scheint.
So war in der Vorrunde Sicherheitsdenken Trumpf, was zwar zu einer akzeptablen Anzahl an Gegentoren, jedoch auch zu einer völlig unakzeptablen an eigenen Toren geführt hat. Über weite Strecken wurde, vor allem auswärts, Fußball zum Abgewöhnen geboten. Stets wurde hinten Beton angerührt und vorne sollte der liebe Gott helfen. Doch, mit lediglich drei offensiv und acht defensiv denkenden Spielern auf dem Platz ist nun mal kein Offensiv-Feuerwerk zu erwarten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Hannes Wolf mit dem Fußball, den er spielen ließ, selbst so glücklich war und auch nicht, dass dieser den Spielern Spaß gemacht hat. Wenn man den eigentlichen Sinn des Spiels Tore zu erzielen hinten anstellt und erst beginnt, ernsthaft nach vorne zu spielen, wenn man zurück liegt, kann das auf Dauer nicht befriedigend sein. Umso erstaunlicher, dass bislang so wenig Misstöne aus der Kurve zu vernehmen waren und die Leute der AG weiterhin die Bude einrennen.
Vor allem unsere Offensivkräfte mussten dabei die Lust am Fußball verlieren. Erstes „Opfer“, Simon Terodde. Noch in der zweiten Liga wegen seiner 25 Tore gefeiert, wurde ihm zuletzt die Bundesligatauglichkeit abgesprochen. Für mich zu Unrecht, weil er wenige bis überhaupt keine brauchbaren Bälle serviert bekam und sich zudem die gegnerischen Abwehrreihen fast einzig und allein auf ihn konzentrieren konnten. Dass ihn das nicht zufrieden stellte und er die Flucht ergriff, dafür habe ich Verständnis.
Dass offiziell aber Heimweh vorgeheuchelt wird und der VfB ob seiner Verdienste im Aufstiegsjahr den einzigen fitten Stürmer ziehen lässt, dafür nicht. Einen Spieler, für den vor anderthalb Jahren noch fünf Millionen Euro auf den Tisch des Bochumer Hauses gelegt wurden, für kolportierte zwei Millionen Euro, dazu noch an einen Konkurrenten im Abstiegskampf, abzugeben, ist in meinen Augen unvernünftig und wirtschaftlich unklug.
Für Gefühlsduselei und die Heimwehnummer, wenn sie denn tatsächlich stimmen sollte, ist in der Bundesliga kein Platz. Die Spieler bekommen alle genug Schmerzensgeld, ein Blick auf den Gehaltszettel sollte genügen, das Heimweh wenigstens ein weiteres halbes Jahr auszublenden. .
Entsprechend groß war der Aufschrei unter den Fans, so dass sich die Vereinsführung dazu genötigt sah, noch vor Weihnachten den Transferhammer schlechthin zu verkünden. Mario Gomez kehrt zurück auf den Wasen und soll, vorbehaltlich der sportärztlichen Untersuchung, in der Rückrunde für den VfB auf Torejagd gehen. Da die genannte Untersuchung erst Anfang Januar erfolgen soll, der Wechsel also durchaus auch noch scheitern könnte (keine Sorge, diese Blöße würde sich der VfB wohl kaum geben…), wirkt auf mich die (frühzeitige) Bekanntgabe des Transfers wie eine vorweihnachtliche Beruhigungspille.
Auch was die Rückkehr von Mario Gomez angeht, hält sich meine Freude in Grenzen. Ich bin zwiegespalten, ob er uns denn mit seinen nunmehr 32 Lenzen noch entscheidend weiterhilft. Auch er wird Vorlagen brauchen, um uns zum Klassenerhalt zu schießen. Das eigentliche Problem wurde somit also nicht gelöst, sondern, es wurde ein Strafraumstürmer durch einen anderen ersetzt.
Dabei bin ich einer derjenigen, die Gomez den Wechsel zu den Bayern und seine Aussagen drum herum nie wirklich krumm genommen haben. Dass man im Profi-Business, auch wenn ein Wechsel noch so fix ist, zu diesem erst Stellung beziehen darf, wenn sich alle Seiten über den Zeitpunkt der Bekanntgabe geeinigt haben, ist klar. Gomez, damals noch ein junger Kerl, äußerte sich unbedacht, für mich noch lange kein Grund, ihm ewig böse zu sein. Gomez hatte sich wenigstens, im Gegensatz zu vielen anderen Spielern, die wir für vergleichsweise wenig Geld oder gar ablösefrei
verloren haben, auf einen Vertrag eingelassen, der dem VfB das Heft des Handelns überließ und uns schließlich eine Rekordablöse von 35 Millionen Euro bescherte.
Daher habe ich Gomez auch nie ausgepfiffen, als er gegen den VfB spielte. Die unsäglichen Pfiffe gegen Ex-Spieler, zuletzt ja auch gegen Bernd Leno und Sven Ulreich, finde ich allgemein beschämend, und, sie helfen ja auch nicht weiter. Eher das Gegenteil ist der Fall. Die Spieler treiben die Pfiffe zu Höchstleistungen an, Gomez hatte in unschöner Regelmäßigkeit gegen den VfB getroffen, während Leno und Ulreich ihren Kasten zuletzt sauber hielten.
Dass Gomez, wenn er denn fit bleibt, auch mit 32 Jahren noch zu den Top-Stürmern Deutschlands gehört, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Schon allein die Tatsache, dass er sich noch ernsthafte Hoffnungen auf die WM 2018 machen darf, unterstreicht, welchen Hochkaräter sich der VfB geangelt hat. Mir geht es lediglich gegen den Strich, dass der VfB offensichtlich seine Philosophie in so kurzer Zeit auf links dreht und auf ein Gehaltsgefüge zusteuert, das mir gefährlich erscheint. Gomez dürfte, ähnlich wie Beck, auf Anhieb zu den Top-Verdienern gehören, und nicht allzu viele Abstriche gegenüber seinem letzten Gehalt in Wolfsburg machen müssen. Wenn er uns zum Klassenerhalt schießt und somit kurzfristig weiter hilft, ist das gut angelegtes Geld, sollten ihm immer aber, wie zuletzt des Öfteren, muskuläre Probleme zu schaffen machen und er nicht regelmäßig zur Verfügung stehen, hätten sich meine Bedenken bewahrheitet.
Hört man Reschke so reden, begründen sich seine Hoffnungen auf eine bessere Rückrunde vor allem in der Rückkehr von Mané, Donis, Ginczek und jetzt auch Gomez. Für mich ein Vabanquespiel, vor allem bei Mané und Ginczek. Ginczek dauerhaft einzuplanen verbietet sich aufgrund seiner Verletzungshistorie von selbst, bei Mané muss man abwarten, wie das Knie reagiert, ob er fit bleibt und wie lang er braucht, um zu alter Stärke zurückzufinden. Für mich wäre es schon optimistisch gedacht, darauf zu hoffen, dass von den Vieren pro Spiel wenigstens zwei zur Verfügung stehen.
Reschke muss in der kurzen Winterpause, am besten bis zum Trainingsauftakt, liefern und die Problemzonen im Kader beheben. „Sein“ Rechtsverteidiger Andreas Beck blieb in der Vorrunde alles schuldig, was ihn einst ausgezeichnet hat und auch Dennis Aogo, der hauptsächlich wegen der Verletzung von Insúa geholt wurde, erbrachte noch nicht den Beweis uns wirklich weiter helfen zu können.
Deshalb sehe ich den größten Handlungsbedarf auf den Außenverteidigerpositionen und im kreativen Mittelfeld. Will Hannes Wolf weiter mit einer Fünferkette spielen , brauchen wir schnelle und konditionsstarke Flügelflitzer auf beiden Seiten, die auch noch in hohem Tempo brauchbare Flanken schlagen können. Im Wintertransferfenster dürfte es schwierig sein, bezahlbare Spieler, die uns sofort weiterhelfen würden, zu bekommen. Das allerdings darf für Reschke keine Ausrede sein, liefert er nicht, sehe ich für die Rückrunde schwarz.
Ich bin von der Vorrunde sehr enttäuscht, nicht nur der Spielweise wegen, sondern auch von dem, was unterm Strich herauskam. 17 Punkte aus 17 Spielen sind die Bilanz eines Absteigers. Es nutzt dabei nichts, sich daran zu ergötzen, dass vier Teams noch schlechter platziert sind und es macht auch die Bilanz nicht besser. Eine Heimniederlage zum Rückrundenauftakt gegen Hertha BSC Berlin könnte bereits ausreichen, auf Platz 17 und damit einen direkten Abstiegsplatz zurückzufallen.
Natürlich hat dem VfB im einen oder anderen Spiel das Quäntchen Glück gefehlt, um den einen oder anderen Punkt mehr zu holen, auf der anderen Seite aber hingen auch alle Siege, ausgenommen der gegen Freiburg, am seidenen Faden, so dass der VfB unterm Strich zurecht da steht, wo er steht. Ich war schon immer ein Gegner vom Fußball, der aufs reine Zerstören ausgelegt ist, und nun spielt mein VfB, der jahrzehntelang als ein Verein für begeisternden Angriffsfußball angesehen war, eben diesen.
Mir ist bewusst, dass wir Aufsteiger sind, wo wir her kommen, erst einmal kleine Brötchen backen, Demut zeigen, etc. pp. müssen. Und doch ist dieses Gerede für mich nicht zielführend und darf schon gar nicht als Alibi für die bislang gezeigten Leistungen herhalten. Wir sind eben kein normaler Aufsteiger, vergleichbar mit Braunschweig, Fürth oder Darmstadt, sondern einer, dem gerade ein Jahr Bundesliga fehlt und der vom Budget her im Mittelfeld der Liga angesiedelt ist. Für die gegebenen Voraussetzungen war mir das Gezeigte insgesamt zu wenig.
Ein Rätsel ist für mich in diesen Tagen Hannes Wolf. Mich würde sehr interessieren, welchen Fußball er sich mit dem VfB in der Rückrunde vorstellt. Ist der bislang gezeigte Sicherheitsfußball nur der personellen Not geschuldet, oder fehlt ihm tatsächlich der Mut, etwas forscher an die Sache heranzugehen. Safety first als Devise ist zunächst ja nicht verwerflich, kritisch zu hinterfragen ist diese allerdings, wenn sie komplett zu Lasten der Offensive geht und diese so gut wie nicht vorhanden ist. Manchmal wünsche ich mir tatsächlich ein wenig Zorniger in Wolf. Gerade in den Spielen auswärts bei der direkten Konkurrenz hätte ich mir eine mutigere Herangehensweise gewünscht.
Tausend Mal probiert, tausend Mal ist nichts passiert, so lassen sich die Auswärtsauftritte in der laufenden Saison beschreiben. Da muss man doch irgendwann mal etwas ändern und nicht immer und immer wieder auf die gleichermaßen erfolglose wie unattraktive Ausrichtung setzen.
Nach wie vor halte ich sehr viel von Wolfs erfrischender Art, auf Dauer aber wäre dieser Fußball schwer zu ertragen. Nach dem Pokal-Aus in Mainz nahm Dietrich erstmals die sportliche Leitung ausdrücklich in die Pflicht, weil die Einstellung einiger nicht gestimmt habe. Ob die Luft für Wolf dünner wird und an den Gerüchten, Thomas Tuchel stünde bereits in den Startlöchern, ein Fünkchen Wahrheit dran ist, wird die Zukunft zeigen. Ich jedenfalls hoffe weiterhin auf Kontinuität auf dem Trainerposten!
Jedoch wirkt Wolf auf mich seit der Schindelmeiser-Entlassung nicht mehr ganz so locker und unbeschwert. Die Symbiose zwischen den beiden hatte offensichtlich gepasst, sein Verhältnis zu Reschke wirkt merklich abgekühlter.
Für mich ist Reschke nach wie vor ein Mann für die zweite Reihe, der er sowohl bei Bayer Leverkusen als auch bei den Bayern war. Es ist schon extrem zum fremdschämen, wenn er ein Mikrofon vor die Nase gehalten bekommt. Schindelmeiser wurde vorgeworfen, seine Transfers im stillen Kämmerlein ausgeklügelt zu haben, was einigen redseligen Gestalten in Vorstand und Aufsichtsrat und auch der Stuttgarter Presse nicht gefallen haben dürfte. Reschke hingegen, der rheinische Dampfplauderer, lässt Öffentlichkeit und Presse gleichermaßen an seinen Gedankengängen teilhaben, was uns beim Romero-Transferpoker auf die Verliererstraße gebracht haben dürfte. Wenn man nicht in trockenen Tüchern befindliche Transfers alle paar Tage öffentlich kommentiert und Wasserstandsmeldungen über Größenordnungen des Transfers gibt, braucht man sich nicht zu wundern, wenn größere Vereine auf den Plan treten und einem den Spieler vor der Nase wegschnappen. Schindelmeiser wird gewusst haben, weshalb er nur engste Mitarbeiter in seine Pläne eingeweiht hat, seit er weg ist, haben die Maulwürfe wieder Hochkonjunktur.
Reschke lässt auch bisher zu anderen Themen kaum ein Fettnäpfchen aus. Die Amateure, Heiligtum vieler VfB-Fans, sollen völlig von der Bildfläche verschwinden, Kritiker seiner Transfers betitelte er als Vollidioten und nach der Niederlage gegen Leverkusen wünschte er sich elf „Donisse“ auf dem Platz. Fragwürdig, wie solche Aussagen auf den Rest des Teams wirken, zumal es eher brotlose Kunst war, die Donis an diesem Abend auf den Platz brachte. Nach dem unnötigen Pokal-Aus in Mainz kündigte Reschke Einzelgespräche an, weil auch er mit der Einstellung einiger Akteure nicht einverstanden war. Mit reden allein ist es jedoch nicht getan, Reschke muss den Kader verstärken. Weniger schwätzen, mehr schaffen, auf gut schwäbisch.
Spannende Wochen stehen uns also bevor, in denen man hoffentlich nicht auf Zeit spielt und den 31. Januar und damit das Schließen des Transferfensters zu fest im Blick hat. Bis dahin sind bereits drei richtungsweisende Spiele in der Rückrunde Geschichte und der VfB könnte, wenn er denn so weiter macht wie zuletzt, schon entscheidendes Terrain verspielt haben.
Ich wünsche uns allen noch einige besinnliche Tage und ein erfolgreiches Jahr 2018. Wir lesen uns!
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