6. Mai 2012
Der gestrige kam einem perfekten Tag ziemlich nah. Früh morgens ging es schon los zur Saisonabschlussfahrt des OFC Leintal Power aufs Partyfloß des Neckarkäptn, mit dem wir von der Anlegestelle Poppenweiler nach Bad Cannstatt fuhren.
Vor dem Spiel noch ging es weiter auf den Wasen, Pilsbar Grandl. Dann weiter ins Stadion, wo zunächst Stefano Celozzi, Timo Gebhart, Matthieu Delpierre und Khalid Boulahrouz verabschiedet wurden, eine wunderschöne Choreographie zelebriert wurde, der VfB anschließend ein Spiegelbild der Saison ablieferte, indem er am Boden lag und stark zurückgekommen ist, mit anschließender Ehrenrunde, wo der Einzug in die Europa-League Playoffs mit den Fans gefeiert wurde.
Nach dem Spiel dann feierten wir ebenfalls noch mal richtig mit dem OFC United Supporters, indem wir eine Kneipentour durch Cannstatt unternahmen. Heute ist daher erst einmal Regeneration angesagt, allerdings erst, nachdem die Bilder online sind und ein Bericht verfasst wurde.
Wie schon erwähnt, steht das gestrige Spiel für mich exemplarisch für unseren Saisonverlauf. Nach einem guten Beginn folgte ein recht ernüchternder Durchhänger, um am Ende wieder alle Kräfte zu mobilisieren und das Ruder noch herumzureißen. Grund zum jubeln haben wir ohne Zweifel. Der sechste Tabellenplatz ist ein riesen Erfolg, wenn man sich vor Augen führt, wo wir vor Jahresfrist standen. Nach der Floßfahrt 2011 stand das alles entscheidende Spiel gegen Hannover 96 an, in dem wir zum siegen verbannt waren, um nicht abzusteigen. Jetzt dürfen wir uns wieder auf Europa freuen! An dieser Stelle ist es auch einmal an der Zeit, eine Lanze für Bruno Labbadia und sein Team zu brechen, der uns innerhalb von 1 ½ Jahren vom Abstiegsplatz in die Europa League geführt hat. Diese Leistung ist nicht hoch genug zu bewerten, befindet sich der VfB doch noch immer in einer Phase der wirtschaftlichen Konsolidierung. Erst jetzt, im Sommer 2012, ist der VfB befreit von einigen hochdotierten Verträgen und auch Fehleinkäufen, die noch Horst Heldt zu verantworten hatte. Bisher waren Fredi Bobic und damit auch Bruno Labbadia die Hände gebunden, da sie mit Spielern arbeiten mussten, die teilweise ihre Verträge absaßen, die ihnen Shopping-Hotte zugestand.
Jetzt hat der VfB die große Chance den Kader weiter punktuell zu verstärken, das aber nur dann, wenn aus der zweiten Mannschaft kein geeignetes Personal rekrutiert werden kann. Der Kader kann auf ein Normalmaß von 22-25 Spielern verkleinert werden, was dem Trainerteam das arbeiten erleichtern und die Zahl der Tribünenhocker ohne jede Einsatzchance reduzieren würde. Die Transferbilanz von Fredi Bobic liest sich hervorragend, klammert man einmal Camoranesi aus. Ansonsten hat er mit Augenmaß Zugänge präsentiert, die uns allesamt weiter brachten. Von den bisher feststehenden Abgängen sind alle mehr oder weniger nachvollziehbar. Celozzi ist nie richtig in Stuttgart angekommen, Delpierre mit geschätzten 4,2 Millionen Euro Jahressalär zu teuer und auch ohne Aussicht auf die Rückkehr in die Stammformation. Timo Gebhart tut sicherlich eine Luftveränderung gut, für ihn war in Labbadias System kein Platz mehr. Ihm wünsche ich, dass ihn Dieter Hecking in Nürnberg „hinbekommt“. Er muss auf gut deutsch erwachsen werden und mehr durch Leistungen auf dem Platz, als durch seine Präsenz im Nachtleben, von sich reden machen. Am meisten schmerzt mich der Abgang von Khalid Boulahrouz. Ihn mag ich vom Typ her, einer, der Vollprofi durch und durch ist und für Fans immer ein offenes Ohr hatte. Seine Verpflichtung damals mit einem hochdotierten Vertrag war ebenfalls Horst Heldt zuzuschreiben und für mich zu der Zeit nicht nachvollziehbar. Unsere Innenverteidigung stand damals mit Tasci und Delpierre felsenfest, wofür also einen hochbezahlten Bankdrücker verpflichten? Daher kam er lange nicht auf die Beine beim VfB, zumal er durch den Verlust eines Kindes auch privat eine sehr schwere Zeit durchmachte. Jetzt, unter Bruno Labbadia, zum Schluss seiner Ära beim VfB, nahm er die Rolle als Rechtsverteidiger an, die er phasenweise bärenstark interpretierte. Er ist zweikampfstark und zudem blitzschnell, was man ihm kaum zutraut. Leider verletzte er sich nach seiner starken Vorstellung in Sinsheim, als er beide Tore vorbereitete und im Kampf um einen neuen Vertrag keine weiteren sportlichen Argumente mehr liefern konnte. Trotzdem ist es natürlich nachvollziehbar, dass sich Verein und Spieler mit ihren unterschiedlichen (finanziellen) Interessen nicht nahe kamen. Eine Vertragsverlängerung wäre nur in Betracht gekommen, wenn der Spieler auf etwa die Hälfte seines bisherigen Salärs verzichtet hätte. Der Spieler wiederum pocht sicherlich darauf, dass es um „seinen letzten großen Vertrag“ geht und sondiert den Markt, wer ihm mehr bezahlt als der VfB. Alles Gute Kannibale!
Ob uns weitere Spieler mit hochdotierten Verträgen verlassen, wie bspw. Molinaro, Kuzmanovic oder sogar Cacau, werden die nächsten Wochen und Monate zeigen. Ebenso, welche Neuen Bobic aus dem Hut zaubert. Erster „Neuzugang“ ist Daniel Didavi, der zurückkehren soll und sich dem Kampf um einen Platz im Team stellen muss. Kann er dabei Leistungen anbieten, wie zuletzt in Nürnberg, dürfen wir uns auf ihn freuen. Ich denke mal, die über viereinhalb Monate dauernde Sommerpause wird spannend werden wie selten.
Wir werden uns die Zeit bis dahin mit dem ein oder anderen Testspiel vom VfB zum Saisonabschluss verkürzen, beim Länderspiel Schweiz-Deutschland in Basel vor Ort sein und wieder zum Trainingslager reisen, sofern es der Termin zulässt. Und dann bin ich jetzt schon gespannt, wohin uns die Europa League Playoff Auslosung führt. Nach einjähriger Europa League Abstinenz lechzt man förmlich nach dem nächsten internationalen Auftritt. Nicht zuletzt steht dann noch die Europameisterschaft in Polen und der Ukraine an, die wir aufgrund der Gegebenheiten in der Ukraine nicht bereisen werden. Nicht nur die politische, auch die infrastrukturelle Lage und die exorbitant gestiegenen Übernachtungskosten schrecken ab, sich das anzutun.
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19. August 2011
Zunächst einmal muss ich mich an dieser Stelle entschuldigen, da ich in den letzten Wochen und Monaten nicht dazu gekommen bin, den einen oder anderen Bericht zu verfassen.
Die Sommerpause in diesem Jahr war recht kurzweilig. Nach der nervenzehrenden letzten Saison und der endgültigen Rettung am vorletzten Spieltag, war erst einmal „Herunterkommen“ angesagt. Während die Spieler in den letztendlich wohlverdienten Urlaub aufbrachen, vertrieb sich der gemeine Fußballfan die Zeit mit Pokalendspiel, Relegationsspielen, Champions-League-Finale sowie den zum Saisonabschluss angesetzten Länderspielen. Den Jux-Kick in Sinsheim gegen Uruguay musste ich nicht live gesehen haben, das darauf folgende EM-Quali-Spiel in Wien gegen Österreich dagegen schon. Als Mitglied im Fanclub Nationalmannschaft war es ein leichtes an Karten zu kommen und so drückten wir der deutschen Mannschaft, wie schon vor drei Jahren bei der Euro 2008 im Wiener Ernst-Happel-Stadion die Daumen.
Gute zwei Wochen später bereits nahm der VfB-Tross, noch ohne seine Nationalspieler, den Trainingsbetrieb wieder auf. Die ersten Eindrücke konnten wir dann bereits am 24.6. beim Test in Brackenheim gewinnen, wo aufgrund der Abwesenheit zahlreicher Kaderspieler auch einige „Jungspunde“ zum Einsatz kamen. Am 9. Und 13.7. schauten wir uns noch die Tests in Kirchheim und bei den Kickers an, ehe es am 14.7. bereits zum Trainingslager nach Längenfeld ging. Dort weilten wir für die gesamte Dauer des VfB-Trainingslagers und waren auch natürlich auch bei den während des Aufenthalts angesetzten Testspielen mit von der Partie. Höhepunkt des Trainingslagers war natürlich das Fanfest, zu dem sich erstmals das komplette Team inklusive des Trainerstabs einfand und aus dem Nähkästchen plauderte. An unseren Tisch gesellten sich Sven Ulreich, Georg Niedermeier und der neue Torwarttrainer Andreas Menger.
Als Bruno Labbadia im Dezember als neuer VfB-Trainer vorgestellt wurde, war ich zunächst sehr skeptisch, ob er der richtige wäre. Für mich war er eher ein Sprücheklopfer, eher ein Lebemann, als einer, der den verfahrenen Karren wieder in die richtige Richtung steuern könnte. Doch, wie jedem Trainer, der beim VfB auf die Kommandobrücke tritt, gab ich ihm natürlich eine faire Chance und hoffte, dass er Erfolg haben würde. Schließlich war er nach 12 Punkten aus 16 Spielen und zwei verschlissenen Trainern so etwas wie die letzte Patrone, die Fredi Bobic hatte. Dass Bruno Labbadia mit seinem Trainerteam den VfB mit einer starken Rückrunde vor dem Abstieg rettete rechne ich ihm unheimlich hoch an. Labbadia predigte von Beginn an, das Team und die Fans müssten wieder zu einer Einheit werden und es ginge nur ZUSAMMEN. Dass diese Worte keine leeren Worthülsen sind, erfuhren wir im Trainingslager, um wieder zum vorigen Thema zurück zu kehren. Dass zum Fanfest der komplette Tross anrückte, war Bruno Labbadia zuzuschreiben, ebenso der unheimlich offene Umgang mit den Fans während der Zeit in Längenfeld sowie der unkomplizierte Umgang der Spieler mit den Anwesenden. Man merkte, dass er eine positive Grundstimmung verbreitet und mit gutem Beispiel voran geht. Es sind Kleinigkeiten, wie, dass die Trainer vorne weg marschieren, wenn es die etwa 300-400 Meter vom Mannschaftshotel zum Sportplatz und wieder zurück geht, und nicht mit dem Bus fahren, wie noch in Donaueschingen bspw. unter Gross. Ich habe noch keinen Trainer erlebt, der so akribisch auf dem Trainingsplatz arbeitet und auch so viele Übungen selbst mitmacht, um nach der Einheit noch ein Kleinfeld aufzubauen, auf dem er mit Eddy Sözer Fußballtennis spielt, während sich der Rest im Hotel bereits auf das Abendessen freut. Von seiner offenen Art war ich sehr angetan und so nahm er auch auf dem Fanfest kein Blatt vor den Mund. Diesem Trainer drücke ich wirklich die Daumen, dass er zunächst einmal den Herbst beim VfB übersteht und möglichst noch lange das Sagen beim VfB hat. Ich denke, zusammen mit Fredi Bobic, könnte er, mit ein bisschen Glück, eine kleine Ära prägen.
Am Ende des Trainingslagers nahmen wir auf der Rückfahrt dieselbe Route wie das Team, nämlich nach Aalen, um dem Test gegen den englischen Zweitligisten Nottingham Forrest beizuwohnen. Knapp eine Woche später fand dann bereits der Pflichtspielauftakt in die Saison 2011/12 mit dem Pokalspiel in Wiesbaden statt. Der VfB gewann mit 2:1 und stand in der 2. Runde. Ich, der auch vor Jahresfrist in Babelsberg Augenzeuge war, fand den Auftritt relativ souverän und sah uns während der 90 Minuten nie ernsthaft in Gefahr. Im Vergleich zu anderen oberklassigen Teams, allen voran Leverkusen, Wolfsburg und Bremen, gaben wir uns zum Auftakt keine Blöße und dürfen weiterhin vom Pokalsieg träumen. Der nächste Gegner FSV Frankfurt dürfte auch keine größere Hürde auf dem Weg dorthin sein.
Und schon ging sie also richtig los, die neue Saison. Am 6.8.2011, jenem für den VfB so historischen Tag, rollte zunächst die inzwischen schon traditionelle Karawane Cannstatt gen Stadion. Es war erneut ein sehr farbenfroher, stimmungsvoller Auftakt in die Heimspielsaison. Die Fans zogen ein in die neue Cannstatter Kurve, die von nun an als weiße Wand von sich reden machen soll. Nach zwei Jahren Baustelle und dadurch recht trister Stimmung machte schon der erste Einsatz Lust auf mehr. Das Stadion ist ein richtiges Schmuckkästchen geworden und hat das Zeug dazu, eine Festung zu werden. Die Stimmung war schon vor dem Spiel prächtig, was aber während der 90 Minuten im Spiel gegen Schalke 04 abging, übertraf meine Erwartungen. Der Schalker Anhang war während des gesamten Spiels kaum zu hören, erst recht nicht, nachdem wir ihnen zum Auftakt drei Buden eingeschenkt hatten und nach dem ersten Spieltag von der Tabellenspitze grüßten. Das Team war im Vergleich zur Vorsaison nur um Nuancen verändert. Ein Christian Träsch, in den letzten beiden Jahren noch der Inbegriff des Arbeitstiers, wurde überhaupt nicht vermisst, was mich schon zu der rhetorischen Frage hinreißt, „Who the fuck is Träsch?“. Sowohl Boulahrouz, der die Position des Rechtsverteidigers inzwischen auch im Kopf angenommen hat, als auch William Kvist als Partner von Kuzmanovic auf der Doppel-Sechs, boten eine starke Leistung. Maza, der kurzfristig für die Innenverteidigung verpflichtete Mexikaner, harmonierte mit dem nach Verletzung zurückgekehrten Serdar Tasci so prächtig, dass es nicht auffiel, dass die beiden erstmals zusammen spielten. Auf den weiteren Positionen spielten ausschließlich Akteure, die bereits im Vorjahr zum Team gehörten. Trotzdem wirkt die Mannschaft viel stabiler als in der letzten Saison. Es scheint, als habe man den Zusammenhalt im Team und die Form der Rückrunde, in die neue Saison hinüber retten können. Auch der Zusammenhalt ist ein Schlüssel des Erfolgs von Labbadia. In der Vorrunde noch ein zerstrittener Haufen von Ich-AG’s, schaffte man es, auch mit einer Maßnahme wie der Suspendierung von Marica, dass wieder an einem Strang gezogen wird. Es erwartet ja kein Mensch, dass elf Freunde auf dem Platz stehen. Erwarten darf man aber, dass alle nach demselben Ziel streben und sich auf dem Platz helfen. Labbadia gibt sowohl das Ziel als auch den Weg dorthin vor, was die Spieler auf dem Fanfest auch bestätigten. Wenn die Mannschaft so auftritt wie über weite Strecken gegen Schalke, dürfen wir uns auf eine schöne und vor allem entspanntere Saison als die letzte freuen. Es erwartet ja kein Mensch, dass wir sofort wieder ganz oben angreifen, was der Fan aber erwarten kann, ist, dass die Spieler dem Profifußball alles unterordnen und als Team auftreten. Hier sehe ich die Mannschaft auf einem guten Weg. Ein großes Plus ist dazu natürlich das fertige Stadion. Ich hoffe, dass fast alle Spiele ausverkauft sein werden und die Stimmung das Team weiter pusht, um endlich wieder eine Heimmacht zu werden. Der gelungene Auftakt ist schon einmal Gold wert, um mit Selbstvertrauen an die nächsten Aufgaben heranzugehen.
Beim ersten Auswärtsspiel der Saison, Samstag Abend in Mönchengladbach, waren wir (natürlich) auch mit von der Partie. Die Erinnerungen an unseren letzten Auftritt im Borussia-Park im Februar waren noch mehr als präsent. Bei einem 0:2-Pausenrückstand und dem 18. Platz in der „Blitztabelle“ fand bei der Halbzeitanalyse mit vielen bekannten Leidensgenossen bereits der Abgesang auf Liga 1 statt. Nach einer phänomenalen Aufholjagd gewannen wir noch 3:2 und die Gladbacher lagen am Boden. Dass am Ende beide die Klasse halten würden, darauf hätte an diesem Abend sicher niemand gewettet. So standen wir beide uns am Samstag unter gänzlich anderen Vorzeichen gegenüber. Der VfB nach dem Sieg gegen Schalke, Gladbach nach dem Überraschungsdreier in München, jeweils mit breiter Brust. Dass es nicht leicht werden würde, war mir von vornherein klar. Seit Favre bei Gladbach das Zepter übernommen hat, kommt die Borussia gut organisiert daher. Aus der Schießbude Borussia ist ein schwer bezwingbares Bollwerk geworden. Vor dem Spiel kassierte Gladbach saisonübergreifend in acht Spielen gerade einmal drei Gegentore. Großen Anteil an dieser Serie hat der junge Torhüter Marc-Andre ter Stegen, den Favre Ende der letzten Saison ins kalte Wasser schmiss und der großen Anteil am Klassenerhalt der Borussia hatte. Erwartet schwer wurde der Auftritt auch. In einem offenen Spiel zweier Mannschaften mit Selbstvertrauen hatte der VfB ein optisches Übergewicht, was aber leider nicht in Tore umgemünzt werden konnte. Die Gladbacher gingen durch einen zweifelhaften Elfmeter in Führung, den Kvist an dem bekanntermaßen schnell fallenden Reus verursacht haben soll. Geht das schon wieder los, mag man sich als VfB-Fan angesichts der Fehlentscheidungen zu Ungunsten des VfB in der Vorsaison fragen. Doch anders als in der letzten Saison wirkt der VfB so stabil, einen Rückstand wegstecken zu können und so dauerte es keine fünf Minuten ehe der VfB durch Cacau nach intelligenter Vorarbeit von Gentner ausgleichen konnte. Danach hatte man den Eindruck, der VfB begnüge sich lieber mit dem Spatz in der Hand, als risikoreich nach der Taube auf dem Dach zu streben und war mit dem einen Punkt zufrieden. Auch nach der gelb-roten Karten zehn Minuten vor Schluss für Brouwers wollte oder konnte der VfB den Schalter nicht mehr umlegen, und den Sieg erzwingen. Gladbach stand weiterhin gut und ließ den VfB zu keinen weiteren Chancen kommen. Alles in Allem kann der VfB auch gut mit dem Punkt leben. Der VfB hat nach zwei Spieltagen vier Punkte gesammelt, so viele wie in der letzten Saison nach acht Spieltagen eingefahren waren. Auch hier halte ich es mit Labbadia und finde, nach den Erfahrungen des letzten Jahres tut uns ein wenig Demut gut. Noch weiß keiner wie sich die Saison entwickeln wird, allererstes Ziel sollte sein, mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben. Dann spielt man in dieser engen Liga automatisch in der oberen Tabellenhälfte mit.
Bereits morgen steht der nächste Härtetest an. Gegen Bayer Leverkusen setzte es in der letzten Saison eine 1:4-Heimniederlage, wir sollten also gewarnt sein. Leverkusen ist sehr holprig in die Saison gestartet. Einem 0:2 in Mainz folgte ein glückliches 1:0 gegen Bremen. Dutt scheint noch nicht recht in Leverkusen angekommen, so dass ich mir die Frage stelle, ob ein Championsleague-Teilnehmer für ihn nicht eine Nummer zu groß ist. Gegenüber Stars wie Ballack („es muss eine Ehre sein, bei Bayer auf der Bank zu sitzen“) oder Rolfes (Dutt schmeckte die Kritik nach dem Mainz-Spiel nicht) spielt er gekünstelt den dicken Maxe, so dass er mich mit seinem Verhalten stark an Ralf Rangnicks Anfangszeiten und seine Dissonanzen mit Krassimir Balakov erinnert. Sehr nervös agierte er auch in der Torwartfrage. Leverkusen verpflichtete als Ersatz für den noch lange verletzten Rene Adler Yelldell aus Duisburg, den Dutt schon von seiner Zeit bei den Stuttgarter Kickers kennt. Als dieser im Pokalspiel patzte, stand in Mainz die bisherige Nummer 2 Giefer zwischen den Pfosten. Dieser leitete dann durch einen schlimmen Fehler die Niederlage ein, woraufhin man auf einmal beim VfB vorstellig wurde und Bernd Leno bis zum Jahresende ausgeliehen bekam. Ich wünsche Bernd Leno in der Bayer-Stadt viel Glück, dass er sich auf höchstem Niveau beweisen kann und dass er noch stärker wieder zurückkehrt. Nicht auszudenken aber, sollte Leverkusen am Samstag durch eine schlechte Torhüterleistung, den Kürzeren ziehen. Die Transferperiode läuft ja noch knapp zwei Wochen, vielleicht wird dann einfach Torwart Nummer fünf geholt, die Werksclubs sind in Sachen Kadergröße ja nicht so zimperlich. So hat Leverkusen also jede Menge (hausgemachte) Probleme und wird sicherlich nicht mit übergroßem Selbstvertrauen in unsere schmucke Arena reisen. Dies gilt es auszunutzen. Der VfB muss von vornherein zeigen, wer Herr im Haus ist und dass es für Bayer nichts zu holen gibt. Wenn der VfB von vornherein mit dem bislang gezeigten Willen, der Mentalität und Konzentration zu Werke geht, ist mir nicht bange. Spielen lassen dürfen sie sie aber nicht. Leverkusen hat auch nach dem Abgang von Vidal noch exzellente Einzelspieler, die es in Schach zu halten gilt.
Wir Fans werden den VfB auch morgen, bei den zu erwartenden schwül-heißen Temperaturen, nach vorne pushen und unser Möglichstes tun, damit wir auch morgen um 17.20 Uhr noch eine makellose Heimbilanz vorweisen können. Unsere Spieler sollen, wie schon gegen Schalke, beim Einlauf aufgrund der Atmosphäre eine Gänsehaut bekommen und im Spiel, für sich, für den Verein und nicht zuletzt für uns Fans, alles geben und das Spiel für sich entscheiden. Ich bin guter Dinge, auf geht’s VfB!
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29. Juli 2010
Gerade am Wochenende, wo wir einen großen Ansturm an Trainingskiebitzen erwartet hatten, machte sich der VfB zur Enttäuschung vieler sehr rar. Am Samstag unternahm das Team eine Radtour, nachmittags stand die obligatorische sportärztliche Untersuchung auf dem Programm. Es stand also überhaupt kein öffentliches Training auf dem Programm.
Uns kam dies nicht einmal ungelegen, hatten wir doch bereits vor längerer Zeit eine Besichtigung mit anschließendem Essen und Umtrunk bei der Fürstenberg-Brauererei gebucht. Die Führung lohnte sich und anschließend wurde man für die Geduld bei abermals großer Hitze mit einem kühlen Fürstenberg belohnt.
Nach dem Essen und Trinken im Fürstenberg Bräustüble gingen einige ins nahegelegene Freibad, ich entschloss mich, mit Geli und Konrad in ein Cafe zu gehen und einen Skat zu dreschen. Nachdem Konrad uns verlassen musste, um die Heimfahrt mit dem Zug anzutreten, zogen wir weiter Richtung Hirschen, wo sich bald weitere Skatspieler fanden, um die Zeit bis zum Spiel um Platz 3, Deutschland gegen Uruguay, zu überbrücken. Bald war uns klar, dass über einen gepflegten Skat nichts ging, schon gar nicht das Spiel um die Goldene Ananas bei der WM. Zu tief saß noch die Enttäuschung über die Niederlage gegen Spanien. So blieben wir im Biergarten sitzen, waren aber aufgrund der nicht überhörbaren Reaktionen der Fußballgucker stets auf der Höhe des Geschehens. Erst ein aufziehendes Gewitter zwang uns, die Runde zu unterbrechen, und so sahen wir uns noch die 2. Hälfte des Spiels an. Schnell stellten wir fest, dass wir die erste Hälfte eines munteren und daher sehenswerten Spieles verpassten, das dank Sami Khediras Kopfballtor zu einem versöhnlichen Abschluss einer für die deutsche Mannschaft tollen WM führte. Kleinere Tumulte gab es im Hirschen selbst, als sich ein Besucher durch kurz aufkommende Schlachtgesänge unsererseits gestört fühlte. Dafür hatten wir natürlich null Verständnis, ging es doch um das emotionsgeladene Fußballspiel und nicht etwa um Springreiten, das in Donaueschingen Tradition hat.
Auch für Sonntag morgen war keine Trainingseinheit angesetzt, stattdessen wechselten einige Profis das Metier und dienten als Fotomodelle für die neue VfB-Kollektion. Für uns, die die ganze Woche Trainingslager eingeplant hatten, war es weniger schlimm, dass am Wochenende fast überhaupt nichts stattgefunden hat. Für viele aber, die keinen Urlaub hatten und über das Wochenende Eindrücke vom Trainingslager sammeln wollten und die 140 Kilometer von Stuttgart absolvierten, war es natürlich enttäuschend.
Sonntag abend dann schließlich stand wieder eine Einheit auf dem Programm. Mit dabei auch erstmals Kuzmanovic, der seinen Urlaub um eine knappe Woche verkürzte, um mit dem VfB wieder voll angreifen und seinen WM-Frust vergessen zu können. Vorbildliche Berufsauffassung nennt man so etwas. Auch Jochen Schneider, der durch den unrühmlichen Abgang von Horst Heldt wieder mehr in den Fokus gerückt ist, war erstmals auf dem Trainingsplatz zu sehen und stellte sich gleich einmal zu unserer Fahne in Position.
Nach einem kurzen Aufwärmprogramm stand ein Trainingsspielchen auf dem Plan, in dem es durchaus hitzig zur Sache ging.
Ja, wo laufen sie denn???
Bei immer noch großer Hitze hatten wir Zuschauer wie immer jede Menge Spaß. Schließlich musste sich nur die Mannschaft schinden und nicht wir.
Kuzmanoiv trainierte zunächst noch individuell, um seinen Trainingsrückstand schnell aufzuholen.
Nach getaner Arbeit merkte man den Jungs die Strapazen an. Viele stöhnen vom härtesten Trainingslager, das sie je mitgemacht haben. Ich kann es nur mit Leogang vor Jahresfrist vergleichen und stellte auch fest, dass bedeutend mehr Zug drin war, als im letzten Jahr. Hoffentlich zahlt es sich aus und hoffentlich ist die Mannschaft auf den Punkt fit. Es gilt in der kommenden Saison, endlich einmal wieder einen besseren Start hinzulegen, nicht dass wir im November die nächste Trainerdiskussion führen müssen.
Dann erblickten wir schließlich noch Erwin Staudt, der sich den Abstecher ins nahegelegene Donaueschingen auch nicht nehmen ließ. Ihm, und auch Jochen Schneider und dem neuen Sportdirektor Fredi Bobic, wünsche ich, dass die neuen Außenbahnspieler, die sich der Trainer wünscht, bald verpflichtet werden können. Es ist doch jedes Jahr das gleiche: der Trainingsbetrieb läuft bereits auf Hochtouren und wir haben noch immer nicht die komplette Mannschaft beisammen. Gerade in dieser Phase, wenn es darum geht, sich einzuspielen und auch menschlich näher zusammen zu rücken, gerade da wäre es wichtig, die Neuen zu integrieren.
Abends dann stand, wie könnte es anders sein, im Hirschen das WM-Finale mit unserem Khalid Boulahrouz an, das die Spanier verdient, aber erst in der Verlängerung, gewannen und somit erstmals Weltmeister wurden. Ein würdiger Weltmeister, aber, wie weiter unten kommentiert, doch mit recht viel Dusel erst so weit gekommen.
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