1. April 2013

Unglückliche Heimniederlage gegen den Deutschen Meister

Nach der Länderspielpause und einer gefühlten Ewigkeit mal wieder hatte der VfB ein Heimspiel zur traditionellen Fußballzeit, Samstag 15.30 Uhr, vor der Brust. Voller Vorfreude und auch mit einem gewissen Optimismus machte ich mich an diesem Samstag schon sehr frühzeitig auf zu einem Bierchen und Fachsimpeleien mit Freunden. Diese Rituale gehören dazu wie das Treiben auf dem grünen Rasen und können an einem Samstag-Nachmittag natürlich weitaus genüsslicher angegangen werden als bei Sonntag-Spielen.

Durchaus optimistisch deswegen, weil der VfB dem BVB zuletzt vier Mal in Folge ein Remis abringen konnte, weil, durch die Länderspielpause und den Wegfall der Dreifachbelastung ein wenig Zeit zum durchschnaufen war und weil der VfB zuletzt durch den Auswärtssieg bei Eintracht Frankfurt den Tabellendruck etwas abmildern und sich Selbstvertrauen zurück holen konnte.

Das Stadion war seit längerem mal wieder ausverkauft, was einmal mehr verdeutlicht, dass zum VfB viele Leute eher wegen dem Gegner als wegen dem VfB kommen. Ein Phänomen, das nun mal so ist. Vor allem in Zeiten, des sportlichen Misserfolgs, in einer Saison, in der sich eine emotionslose Partie an die nächste reiht, in der sich Verein und Mannschaft immer mehr vom Publikum entfremden, in denen man für immer weniger Gegenleistung immer mehr Geld bezahlen soll, da ist ein Stadionbesuch einfach nicht mehr so selbstverständlich wie vielleicht noch vor einigen Jahren.

Und die VfBler, die zu Hause blieben, ermöglichten den unzähligen Gelb-Schwarzen sich einen Platz inmitten des weiten Runds zu sichern. Dies hatte zur Folge, dass sicherlich rund 10.000 BVB-Fans das Neckarstadion bevölkerten. Dortmunder möchte ich nicht sagen, da es unter denen doch sehr geschwäbelt hat.

Im Vergleich zum Frankfurt-Spiel änderte Labbadia die Anfangsformation gleich auf vier Positionen. Tasci wegen Grippe, Kvist und Molinaro gesperrt fielen ebenso aus wie der verletzt von der Nationalelf zurückgekehrte Shinji Okazaki. Für diese rückten Rüdiger hinten rechts, Felipe, Maxim und Harnik ins Team. Der VfB begann engagiert und hatte durch Niedermeier und Traore erste gute Tormöglichkeiten, hatte aber auch Glück, dass Reus in der Anfangsphase an Sven Ulreich scheiterte. Der VfB war von Beginn an im Spiel und es entwickelte sich, wie so oft in letzter Zeit gegen den BVB, ein Spiel mit offenem Visier. Man merkte den Brustringträgern an, dass sie sich etwas vorgenommen hatten und keineswegs dem scheinbar übermächtigen Gegner das Feld kampflos überlassen wollten. Anders als in so vielen Spielen zuvor , als man verhalten ins Spiel ging und erst einmal abwartete, den Sicherheitsrückpass dem Steilpass stets vorzog, war auf einmal Bewegung und Kampfgeist drin, was sich auch aufs Publikum projizierte. Gerade bei uns, Haupttribüne Seite Richtung Untertürkheimer Kurve, wo man oft den gegnerischen Anhang lauter hört als den unseren, wo sich gegnerische Fans in großer Anzahl tummeln, wo sich zuletzt eine unfassbare Lethargie und Gleichgültigkeit breit machte, gerade hier spürte ich, wie sich das Feuer vom Rasen auf die Ränge übertrug und Gift wie lange nicht mehr drin war.

Dass, wenn David gegen Goliath spielt, der vermeintlich kleine auch einmal zu unlauteren Mitteln greifen muss um nicht Katz und Maus mit sich spielen zu lassen, liegt in der Natur der Sache. Dass die Dortmunder Spieler, die meist unheimlich flink auf den Beinen sind, das eine oder andere Mal auch rustikal ausgebremst werden müssen, ist doch normal in diesem Sport. Wie sehr würde man sich aufregen, würde man sich sang- und klanglos ergeben und hätte nach dem Schlusspfiff nicht eine gelbe Karte zu verzeichnen.

Ich betone hierbei rustikal und meine nicht brutal oder fies. Die Aktion von Martin Harnik gegen Schmelzer fand ich überflüssig, da, so wie der Ball kam, eigentlich keine Gefahr mehr entstehen konnte. Wenn man sich die Fernsehbilder anschaut, sieht man auch, dass Harnik schon vor dem „hohen Fuß“ Körperkontakt mit Schmelzer hatte, also genau wusste, dass er „in der Nähe“ war und es einfach nicht so ist, wie er hinterher zum Besten gab, dass er ihn nicht gesehen hätte. Ob jetzt der Fuß hoch oder der Kopf zu tief war, ist müßig zu diskutieren. In dieser Situation hätte er nicht so einsteigen brauchen, fertig. Allerdings, dieses Vergehen wurde richtigerweise mit Gelb sanktioniert, eine härtere Strafe wäre überzogen gewesen. Es war Harniks fünfte Gelbe Karte, so hat er jetzt auch ausreichend Zeit, darüber nachzudenken, ob das hat sein müssen.

Und, Marcel Schmelzer, nichts für ungut. Der BVB hat Erfahrungen mit Gesichtsverletzungen und wird sicherlich die bestmögliche Versorgung gewährleisten können. Dass man auch mit Nasenbeinbruch nicht so schwer gehandicapt ist wie bei einem Fußbruch zeigt derzeit unsere Winterneuerwerbung Alexandru Maxim. Er stand erstmals in der Bundesliga in der Startelf und wird dort hoffentlich nicht so schnell wieder rausfliegen, auch wenn er damit Brunos Wunschelf sprengen sollte. Er ist DER Lichtblick in Zeiten fußballerischer Armut, ist er doch ein Spieler, dessen Freund der Ball ist und der einzige weit und breit in unserem Kader, Raphael Holzhauser mit Abstrichen ausgenommen, der es vermag einen Eckball bzw. Freistoß zum eigenen Mann und vor allem über den ersten Abwehrspieler hinweg zu bringen. Bei ihm geht mir derzeit das Herz auf und nicht umsonst gilt er als der „Mario Götze Rumäniens“. Ich bin guter Hoffnung, dass wir an ihm noch viel Freude haben werden und freute mich riesig, dass er es war, der sich für seine starke Leistung mit dem zwischenzeitlichen Ausgleich belohnte.

Brunos Wunschformation wurde unter anderem durch Kvists Gelbsperre gesprengt. Ob ein Kausalzusammenhang zwischen Kvists Sperre und dem neuen Angriffsschwung besteht? Für mich liegt dieser „Verdacht“ nahe, war das VfB-Spiel doch plötzlich viel schneller und ansehnlicher. Wenn man sich die Verfassung des dänischen Nationalspielers zuletzt vor Augen führt, war seine Sperre für das Team mehr Segen als Fluch.

Eine andere Maßnahme, zu der Bruno Labbadia buchstäblich gezwungen wurde, war, Antonio Rüdiger als Rechtsverteidiger aufzustellen und Gotoku Sakai links verteidigen zu lassen. Eine personelle Rochade, die ich mir schon nach dem Bayern-Spiel gewünscht hätte, als Rüdiger großartig gegen Ribery spielte, und, nachdem Sakai zurückkehrte, sofort wieder auf der Bank oder Tribüne verschwand. Gerade junge Spieler verstehen doch die Welt nicht mehr, wenn sie nach starken Leistungen sofort wieder aus dem Team genommen werden, wenn vermeintliche Leistungsträger von Sperren, Verletzungen oder Afrika-Cup zurückkehren. Ein Trainer sollte doch immer zuerst die formstärksten Spieler bringen und gute Leistungen belohnen, anstatt blind seiner inneren Überzeugung zu folgen, und sich Woche für Woche von SEINEN Lieblingen enttäuschen zu lassen. Diesbezüglich erinnert mich Labbadia oft an Giovanni Trapattonis legendäre Wutrede bzw. den Auszug davon „Ein Trainer ist nicht ein Idiot“.  Bei solch sturem Festhalten an manchen Spielern bin ich (dann) gegenteiliger Meinung!

Doch nun zurück zum Spiel. Für Schmelzer kam Piszczek, der eigentlich für die Champions League Partie in Málaga geschont werden sollte, ins Spiel. Ausgerechnet der polnische Rechtsverteidiger war es dann, der fünf Minuten nach seiner Einwechslung seine Farben in Führung köpfte. So gesehen war der Tritt von Harnik gegen Schmelzer für den BVB ein „Glückstritt“. Beim VfB war die Aufregung groß, war dem Freistoß, der dem 0:1 voranging doch ein unberechtigter Einwurf für Dortmund vorausgegangen.   Bei aller Aufregung aber, eine vom BVB schon hundertfach gesehene Freistoßvariante darf man auch besser verteidigen…

So rächte sich in einem bis dato ausgeglichenen Spiel mit verteilten Torchancen, hüben wie drüben, die erneut schludrige Chancenverwertung vom VfB, die sich wie ein roter Faden durch die Saison zieht. Ibisevic, meist auf sich alleine gestellt, bekommt zu wenig Futter, um sein Torkonto erhöhen zu können, er fällt derzeit meist lediglich dadurch auf, dass er Bälle gut behaupten kann. Mangelndes Engagement kann man ihm nicht vorwerfen, fast unermüdlich wirft er alles in den Ring, was er zur Verfügung hat. Wenn er sich Tore nicht selbst vorbereitet, trifft er aber (zur Zeit) nicht. Schade, dass er knapp im Abseits stand, als er Weidenfeller per Kopf überwunden hatte.

Stattdessen hätten aber Georg Niedermeier und vor allem Traore treffen müssen. Möchte man ein solches Spiel gegen einen starken Gegner gewinnen, dann muss man einfach die Kiste machen und 1:0 in Führung gehen. So fiel der Treffer auf der anderen Seite, was den VfB allerdings dieses Mal nicht lähmte und zurück warf. Nicht zuletzt, weil sie in Maxim endlich mal wieder einen kreativen Kopf auf dem Platz hatten, gelang es, dem BVB ein über weite Strecken ausgeglichenes Spiel zu bieten.

Nach einer guten Stunde Spieldauer kam der VfB dann zum verdienten Ausgleich durch Maxim, der zu diesem Zeitpunkt in der Luft lag. Knackpunkt des Spiels war dann die gelb-rote Karte für Georg Niedermeier nach 70 Minuten. In meinen Augen einfach nur dumm dieses Einsteigen, wenn man bereits gelbverwarnt ist. Dieses Foul wäre vom einen oder anderen Referee auch mit glatt rot bestraft worden, daher auch ist es auch müßig darüber zu diskutieren, dass die erste gelbe Karte für Niedermeier keine war. Der Schorsch wirkte nicht nur in dieser Szene übermotiviert und machte seinem Spitznamen „Niederstrecker“ alle Ehre. Unschön, was dann geschah, als Götze im Fallen eine Bewegung mit seiner Hand in Richtung Schorsch machte, ihn wohl auch im Gesicht „streichelte“, der Schorsch sich aber danach wälzte, als habe ihm Mike Tyson seine gefürchtete Schlaghand ins Gesicht gedonnert. Diese Theatralik im „modernen“ Fußball widert mich einfach an, ob es jetzt ein Gegner ist oder wie in diesem Fall ein eigener Spieler. Wir haben doch gestandene Mannsbilder auf dem Platz und keine Memmen, also sollten sie sich auch wie Mannsbilder benehmen und nicht sämtliche guten Sitten vergessen, nur um sein eigenes Strafmaß abmildern zu wollen oder eine Bestrafung für den Gegenspieler herausschinden zu wollen. Was mich betrifft kann der Schorsch damit keinen Eindruck machen, ich fand das nur peinlich.

Schlimm ist eben, wo wir schon bei Schauspielerei sind, dass diese mittlerweile zum guten Ton in der Bundesliga gehört. Wie oft sieht man Spieler, die sich bei gegnerischem Ballbesitz herum wälzen, um zu erwirken, dass irgendeiner den Ball raus spielt und plötzlich wieder „fit“ sind, wenn die eigene Mannschaft den Ball gewinnt. Um diesem Treiben Einhalt zu gebieten, plädiere ich dafür, gnadenlos weiter zu spielen, zumindest von der gegnerischen Mannschaft, ohne dabei irgendetwas von verletztem Fairplay zu faseln. Wo ist denn das Fairplay, wenn 60.000 Zuschauer im Stadion durch den Verfall der Sitten verarscht werden und das Spiel dazu noch unnötig verlangsamt wird.

So war die Hinausstellung Niedermeiers gerechtfertigt, ebenso wie die gelbe Karte für Götze. Für meinen Geschmack war das noch zu wenig, um hier eine Hinausstellung Götzes zu fordern. Allerdings hat mir der Schiedsrichter Aytekin insgesamt zu einseitig gepfiffen, bspw. hätte Gündogan ebenso gelb oder dann später auch gelb-rot sehen können bzw. müssen, in Situationen, als es weniger um den Ball ging, als bei der Aktion von Niedermeier, wo immerhin die Absicht unterstellt werden konnte, er wolle den Ball spielen. Auch muss man nicht zwingend bei jedem Körperkontakt gegen die wendigen Leichtgewichte Reus und Götze auf Freistoß für den BVB entscheiden. Diese wiederum forderten stets gestenreich, genauso wie die Dortmunder Bank und vor allem im Tor Ramona Weidenfeller Karten gegen den VfB. Dieses ständige Reklamieren, Gestikulieren und Rumgeheule, um den Schiri auf seine Seite zu bekommen, hätte genauso sanktioniert gehört. Der VfB hätte noch einen Handelfmeter bekommen können, dazu war die gelbe Karte für eine vermeintliche Schwalbe gegen Boka völlig überzeugen. Ich hatte manchmal den Eindruck, dass der DFB dem Schiedsrichtergespann die Mission erteilt hatte, die Liga noch ein wenig „spannend“ zu halten und dass der VfB eben die Bayern nicht schon zum frühzeitigen Meister machen sollte.

Der VfB hat meiner Meinung nach über weite Strecken das getan, was er tun musste. Er begegnete dem BVB mit Einsatz, Kampf und Leidenschaft, Tugenden, die wir lange vermisst hatten. Daher verteufele ich keineswegs das eine oder andere harte Einsteigen, dies war notwendig, um dem BVB Paroli zu bieten und in gewisser Weise auch um sich Respekt zu verschaffen.

Aus diesem Blickwinkel kann ich auch die Aussage von Labbadia unterschreiben, dass die Dortmunder keineswegs unter Artenschutz stehen. Wir sind sicherlich nicht dafür zuständig, dass die Dortmunder am Mittwoch gegen Málaga eine schlagkräftige Elf auf dem Platz haben, auch wenn ich natürlich hoffe, dass der BVB diese Hürde nimmt. Der VfB kämpft ums Überleben in der Liga und kann auf solche Sentimentalitäten in der derzeitigen Situation keine Rücksicht nehmen.

Dass Klopp hinterher die überharte Gangart vom VfB und die eine oder andere Schramme seiner Kicker beklagte liegt ja mit daran, dass sie sich ebenfalls mit allem, was sie haben, ins Getümmel werfen und ordentlich austeilen. Diese Spielweise hat sie in den letzten Jahren so erfolgreich gemacht, also sollte jetzt auch nicht gejammert werden, wenn der VfB gut dagegen hielt.

Als VfB-Fan ging ich trotz der Niederlage, die leider in Unterzahl nicht mehr verhindert werden konnte, zufrieden von dannen. Der VfB hat einiges ins Spiel investiert und hätte den einen Punkt sicherlich auch verdient gehabt. Sollte es gelingen, diese neu entdeckten Tugenden auch bei den kommenden Spielen in die Waagschale zu werfen, ist mir nicht bange. Mindestens gegen zwei Drittel der Liga würde eine solche Leistung zum Sieg reichen und diese aufopferungsvolle Hingabe belohnt werden.

Für den VfB wird es in den restlichen Spielen darum gehen, den Abstand auf Relegationsplatz 16 zu halten und mit der Abstiegszone nichts mehr zu tun zu bekommen. Die Spiele werden aber weniger und unten scheint das kurze Aufmucken des FC Augsburg schon wieder beendet zu sein. Alle anderen, die in der Tabelle hinter uns platziert sind, punkten ebenfalls nicht gerade furchteinflößend, so dass das Thema Abstiegsgefahr hoffentlich bald ad acta gelegt werden kann.

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18. März 2013

“Wir haben uns endlich einmal belohnt”

Erleichterung pur. Der VfB holte in Frankfurt einen immens wichtigen Dreier, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass Augsburg tags zuvor beim HSV gewann und somit der Relegationsplatz bei Anpfiff nur noch fünf Punkte entfernt war. Der VfB mit vier Pflichtspielniederlagen in Folge, die Hessen mit fünf Spielen ohne eigenem Tor, die Folge war ein anfangs zerfahrenes Spiel ohne Torszenen. Der VfB hatte nach gut einer Viertelstunde die erste Chance, als Ibisevic einen Ausflug von Kevin Trapp nicht bestrafen konnte. Just im Gegenzug kassierte der VfB das 0:1 durch Aigner. Ein Tor aus dem Nichts also, das einmal mehr verdeutlichte, welch große Probleme wir in der Viererkette haben. Die Frankfurter verpassten es in der Folge gegen nun noch mehr verunsicherte Schwaben das zweite Tor nachzulegen. Der VfB war zwar kämpferisch da, doch wie schon in den letzten Wochen und Monaten fehlte die Genauigkeit, so dass gewonnene Bälle sofort wieder verloren wurden. Zu dieser Zeit hätte ich keinen Pfifferling mehr auf den VfB gewettet, war es doch ein Spiegelbild der bisherigen Saison und war zuletzt doch so oft ein 0:1 Rückstand gleichbedeutend mit der Niederlage.

Unverändert kam der VfB aus der Pause und auch zurück ins Spiel. Schwegler legte Boka, den Labbadia überraschend im defensiven Mittelfeld neben Kvist aufbot, elfmeterreif, Ibisevic verwandelte eiskalt, 1:1. Von da an wurde die Partie munterer, beiden Teams merkte man an, dass sie gewinnen wollten. Die besseren Chancen hatte zunächst die Eintracht, das Tor aber erzielte der VfB. Der kurz zuvor eingewechselte Alexandru Maxim schlug die bis dahin mit Abstand beste Ecke des Spiels direkt auf den Kopf von Schorsch Niedermeier, der brachial und mit Anlauf einköpfen konnte. Sein erstes Tor seit zwei Jahren, ein ganz wichtiges in der derzeitigen Situation vom VfB. Damit baute der VfB seine Serie in Frankfurt aus, wo man seit 2001 nicht mehr verloren hatte und verbesserte sich in der Tabelle auf Platz 12 bzw. auf Platz 9 der Teams, die das Mittelfeld und die Abstiegszone der Liga bilden. Die Bayern, Dortmund und Leverkusen spielen in einer anderen Liga, der überwiegende Rest darf sich gar noch Hoffnungen auf Platz vier und damit die Champions League Qualifikation machen. Paradox, dass dieser vierte Platz plötzlich näher ist als der Relegationsplatz.

Dennoch ist der VfB natürlich gut beraten, den Blick weiterhin nach unten zu richten und vor allem nur von Spiel zu Spiel zu denken. Jetzt steht erst einmal die Länderspielpause mit den Spielen der Nationalelf gegen Kasachstan auf dem Programm. Für den VfB bzw. die überraschend wenigen Spieler, die nicht zu ihren Nationalteams geladen wurden, die Gelegenheit nach der Vielzahl von englischen Wochen die Seele baumeln zu lassen, den Resetknopf zu drücken und den Akku wieder ein wenig aufzuladen. Denn, nach der Länderspielpause geht es gleich weiter gegen den Deutschen Meister Borussia Dortmund. Also sofort gegen eine Mannschaft mit einer unfassbar hohen Qualität, die man einfach gerne spielen sieht. Ein gutes Gefühl gibt einem aber auch, dass nicht nur wir vor dem BVB einen Heidenrespekt haben sondern wohl auch wir nicht zu den allerliebsten Gegnern der Dortmunder zählen. Immerhin endeten die letzten vier Liga-Duelle allesamt Remis, so dass kein Grund besteht, die Punkte von vornherein abzuschreiben.

Der VfB muss natürlich einen (sehr) guten Tag erwischen und auch das nötige Quäntchen Glück haben, um am Ende nicht mit leeren Händen da zustehen, doch, wer weiß, vielleicht setzt dieser Sieg in Frankfurt wieder neue Kräfte frei. Da der VfB in dieser Saison eher als Serientäter bekannt ist, war dies vielleicht ein neuer Anfang.

Was aber auch klar sein dürfte, ob der Absenz des Großteils des Kaders kann vor dem Dortmund-Spiel natürlich wenig daran gearbeitet werden, die Abstimmungsprobleme in der Defensive abzustellen. Ich möchte ja nicht unken, ob die Sperren von Molinaro, der Aigner vor dem 0:1 laufen ließ, und Kvist, der sich zwar verbessert zeigte, aber dennoch sehr verunsichert wirkt, ein Schlüssel zu einem guten Resultat sein könnten. Ein Maxim z. B. drängt in die Startelf. Er kann etwas am Ball und vor allem Standards. Ich bin guter Dinge, dass wir noch sehr viel Freude an ihm haben werden.

Die nächsten Wochen mit den Spielen gegen den BVB, in Hannover und gegen Mönchengladbach werden aufzeigen, wohin wir unseren Blick in der Tabelle zu richten haben. Ich kann es mir nach wie vor nicht vorstellen, dass wir mit den in dieser Saison gezeigten Leistungen noch viele Spiele gewinnen werden. Dieser Sieg nimmt natürlich jetzt Labbadia ein wenig aus der Schusslinie. In ruhigere Fahrwasser kommt er jedoch nur, wenn das Team konstant mehr Herz, Konzentration, Einsatzfreude und Spielkultur zeigt, als über weite Strecken seiner bisherigen Amtszeit. Die Zuschauerzahlen zuletzt sollten eigentlich Warnung genug sein, dass sich vor allem der Kunde, der sich teure Karten auf der Haupt- oder Gegentribüne kauft, Gedanken über das Preis-/ Leistungsverhältnis macht und lieber fern bleibt, als sich wegen Darbietungen wie zuletzt über sein rausgeschmissenes Geld aufzuregen. Wie bereits erwähnt, mittlerweile bin ich mehr als skeptisch, ob mit Trainer Labbadia diesbezüglich eine nachhaltige Verbesserung möglich ist. Seit zwei Jahren wird eigentlich nur auf Situationen reagiert anstatt agiert, ist das meiste (von außen betrachtet) auf Zufall aufgebaut. Auch gestern hätte das Spiel leicht in die andere Richtung laufen können, daher möchte ich den Sieg auf keinen Fall überbewerten. Es war ein Sieg der Moral zum richtigen Zeitpunkt und hoffentlich die Wende zum Besseren.

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26. April 2011

Der VfB auf dem Weg zum Klassenerhalt

Nachdem der VfB dem Hamburger SV am Samstag eindrucksvoll drei Eier ins Osternest gelegt hatte, kann der VfB den restlichen drei Spielen mit einiger Zuversicht entgegen sehen. Der direkte Abstieg scheint inzwischen unwahrscheinlich zu sein bei sieben Punkten und dem deutlich besseren Torverhältnis Vorsprung auf die beiden Schlusslichter Mönchengladbach und den FC St. Pauli. Auf Platz 16 allerdings beträgt der Vorsprung nach wie vor „nur“ vier Punkte, die Wolfsburg angesichts seiner Qualität und angesichts seines Restprogramms durchaus noch aufholen kann. Zwar kann ich mir gut vorstellen, dass die Wölfe in Bremen verlieren, die ja ihrerseits letzte Zweifel am Klassenerhalt beseitigen können, die darauf folgenden Partien gegen dann möglicherweise bereits gerettete Lauterer und in Hoffenheim, für die es um nichts mehr geht, werden sie aber wahrscheinlich gewinnen. Die sonst noch hinter dem VfB platzierten Kölner und Frankfurter wären mit einem einzigen Sieg am VfB vorbei, wenn dieser seinerseits keinen Sieg mehr einfährt.

Daher wäre der VfB gut beraten, mit einem Sieg am Samstag in Sinsheim den Sack weitestgehend zuzumachen, um nicht an den letzten beiden Spieltagen gegen die Champions League Kandidaten Hannover 96 und Bayern München zum Siegen verdammt zu sein. Schaut man sich den Trend der letzten Wochen von Hoffenheim und dem VfB an, stehen die Chancen sicherlich gut, dort (erstmals) zu gewinnen. Ungeschlagen sind wir ja noch gegen das Dorf, allerdings gelang auch erst ein Sieg aus fünf Partien. Die Formkurve beim VfB zeigt zum Saisonende, fast schon traditionell, nach oben. Hatte ich vor zwei Wochen noch bemängelt, dass jeder unserer Punkte aus der Rückrunde mit sehr viel Glück und wenig überzeugend zustande kam, darf ich mich jetzt revidieren und sagen, dass zuletzt in Köln und gegen den HSV wieder richtig Fußball gespielt wurde und beide Siege hochverdient waren. Nicht zuletzt hängt diese Leistungssteigerung auch mit der Rückkehr von Cacau zusammen, der schon in Köln einen couragierten Auftritt hinlegte, gegen den HSV aber wieder fast zu alter Leistungsstärke fand. Obwohl er eigentlich schon lange auf den Operationstisch gehören würde, stellt er sich in den Dienst der Mannschaft und des Vereins und spielt mit schmerzstillenden Spritzen trotz seiner „weichen Leiste“, solang ihn seine Füße tragen.

Vor Wochen äußerte ich bereits die Hoffnung, dass er die ihm entgegen gebrachte gesteigerte Wertschätzung noch in dieser Saison zurückzahlen könne und so doch noch seinen Anteil am Klassenerhalt haben würde. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass er am Samstag, nicht nur wegen seiner beiden Tore, ein wichtiger Mosaikstein auf dem Weg zum Sieg war. Er war für die Hamburger ein ständiger Unruheherd und unheimlich präsent auf dem Platz. Das erste Tor nach 6 Minuten, als er vor dem von Frank Rost gehüteten Kasten die Ruhe bewahrte, war der Türöffner für einen wunderschönen Nachmittag an diesem Ostersamstag. Endlich gelang in einem Heimspiel mal wieder ein frühes Tor! Sein zweiter Treffer war Produkt eines schönen Spielzugs und der glänzenden Vorarbeit von Martin Harnik. Den zweiten und damit vorentscheidenden Treffer markierte Christian Gentner, der erst gut 60 Sekunden zuvor eingewechselt wurde. Ich gebe zu, auch ich war wenig erfreut, als die Trainerbank das Signal zu seiner Einwechslung gab. Zu sehr hat mich Gentner in dieser Saison bereits enttäuscht. Ja, sauer war ich, als über Monate in Bezug auf seine Person das Leistungsprinzip quasi außer Kraft gesetzt war, weil er IMMER in der Anfangsformation stand. Nun, in Köln und auch gegen den HSV kam er „nur“ von der Bank. Ob auch dies ein Schlüssel der beiden Erfolge war, dies zu beantworten wäre hypothetisch… Das Tor jedenfalls hat er klasse gemacht und damit das Spiel entschieden. Allerdings bestätigte er mit diesem Geistesblitz auch seinen Ruf, nur in einer Mannschaft, in der es gut läuft, glänzen zu können. Den Pass bekam er vom glänzend aufgelegten Tamas Hajnal, dessen Mitwirken in den beiden letzten Spielen zu einer deutlichen Qualitätssteigerung beitrug.

Insgesamt war es eine gute Mannschaftsleistung. Erwähnen möchte ich allerdings noch Sven Ulreich, der zwar wenig beschäftigt war, wenn er gebraucht wurde aber glänzend zur Stelle war. Bruno Labbadia scheint jetzt, nachdem gegen den HSV die gleiche Mannschaft wie in Köln auflief, seine Formation gefunden zu haben. Hoffen wir, dass wir bis Saisonende von weiteren Verletzungen oder Sperren verschont bleiben, zu fragil scheint das Gebilde zu sein, um weitere Rückschläge ohne weiteres wegstecken zu können.

Der VfB hat jetzt unter Bruno Labbadia 24 Punkte geholt, also doppelt so viele als seine Vorgänger. Eine beachtliche Bilanz allerdings leider noch immer nicht genug. In Sinsheim muss der dritte Sieg in Folge her. Hoffenheim ist allerdings derzeit schwer ausrechenbar. Für sie geht es um nichts mehr. Dem Noch-Trainer mit dem unaussprechlichen Namen muss keiner mehr etwas beweisen, der Klassenerhalt ist geschafft, die Europa-League-Plätze zu weit weg. Ob die Armada an Ex-VfB-Spielern, die inzwischen im Kraichgau ihr Geld verdient, sich ernsthaft einen VfB-Abstieg wünscht, bezweifle ich. Aber: das Spiel wird von den Verantwortlichen und deren Fans zu einem Derby, zu einem Baden-Württembergischen Klassenkampf hochstilisiert, so dass die Atmosphäre dort wieder einmal sehr aggressiv sein dürfte. Hier gilt es für das Team von Bruno Labbadia die Ruhe zu bewahren und sich von der Hektik nicht anstecken zu lassen. Der VfB tut gut daran, erneut konzentriert und aggressiv ins Spiel zu gehen und die Hoffenheimer nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. Wenn man diesen die Lust am Spiel nimmt, werden sie sicherlich, ähnlich wie der HSV am Samstag, die letzte Konsequenz vermissen lassen, über die Schmerzgrenze zu gehen. Nach dem die Saison für beide Teams über weite Strecken unter gänzlich anderen Vorzeichen stand, hat der VfB mit einem Sieg am Samstag die Möglichkeit, bis auf einen Punkt in der Tabelle an Hoffenheim heran zu rücken. Wer hätte das noch in der Weihnachtspause gedacht.

Am Samstag werden wir wieder bewusst mit dem Bus anreisen. Aussteigen vor dem Gästeblock, rein in den Käfig, drei Punkte einsacken und diesen Ort schnell wieder verlassen. So kann ich mir das Gepöbele seitens der Modefans auf ein Minimum reduzieren. Die meinen, Wunder was sie wären, dabei sind sie nur ein durch die Hopp-Millionen aufgeblähter Dorfverein. Und wenn man sie dann fragt, mit welchem Fähnlein sie noch vor fünf Jahren herum gelaufen sind, kommt das große Schweigen. Man, bin ich froh, dass ich schon in den 70er-Jahren zum VfB gekommen bin und es für mich unvorstellbar wäre, je einmal das Wappen zu wechseln. Retortenvereine wie Hoffenheim, Wolfsburg und neuerdings auch Red Bull Leipzig, die künstlich von milliardenschweren Mäzenen hochgepuscht werden, braucht wirklich keine Sau!

Schade, dass in der neuen Saison Holger Stanislawski dort hin wechselt. Er war mir bisher immer sympathisch, ich habe ernsthafte Bedenken, ob ich ihn als Trainer mit blauem Trainingsanzug noch weiter leiden kann. Das Statement von dem Dorf-Manager Tanner Hoffenheim und Stani hätten die ähnliche Philosophie, nämlich mit bescheidenen Mitteln erfolgreich zu sein, klingt für mich wie Hohn. Erinnert sei daran, dass Hoffenheim 2007 als Zweitligist bedeutend mehr in Transfers investierte als der VfB als Champions League Teilnehmer, dass Salihovic einst ein Angebot der Bayern ausschlug, weil er in Hoffenheim einen besser dotierten Vertrag erhielt und zuletzt daran, dass ein internationaler Top-Spieler wie Ryan Babel in den Kraichgau wechselte, und das sicherlich nicht wegen der guten Luft dort.

So lang solche Kunstprojekte im Profifußball mitmischen, dürfte es auf Sicht immer schwieriger werden, sich für die internationalen Plätze zu qualifizieren. Wobei ich auch sagen muss, so schön die Auslandsreisen mit dem VfB auch sind. Einzig die Champions League ist attraktiv und lukrativ. Die Europa League hingegen ist finanziell für die Vereine unattraktiv und für solche, die keinen großen konkurrenzfähigen Kader haben, auch in gewisser Weise gefährlich. Es ist sicherlich kein Zufall, dass Vereine wie Nürnberg oder Hertha BSC im Jahr ihrer EL-Teilnahme abstiegen und wir beinahe bis zum letzten Spieltag zittern müssen.

Ich bin froh, wenn der VfB in der Liga bleibt, dass wir nächste Saison wieder überwiegend freitags und samstags spielen dürften und die Flut der Sonntagspiele den Europaleague-Teilnehmern vorbehalten bleibt. So gesehen hätte diese Seuchensaison auch ihr Gutes. Der VfB könnte sich konsolidieren und gestärkt aus der Krise heraus kommen.

Also, VfB! In Sinsheim siegen und Oben Bleiben!

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22. April 2011

Wiederauferstehung in Kölle

Was hatte ich Bedenken vor dem Spiel bei den heimstarken Kölnern. Einem Team, das unter dem Kölner Urgestein Frank Schäfer wieder zu einer echten Einheit geworden war. In dem ein Lukas Podolski zum Kapitän ernannt wurde und seitdem (endlich) auch im Verein sein Potential ausschöpft. Das sich vor Wochenfrist beim ärgsten Rivalen nach der 0:4-Hinspiel-Heimpleite auch auswärts mit 1:5 abschlachten ließ. Das unter der Woche sichtlich mit den Füßen scharrte, um diese Schmach baldmöglichst ausmerzen zu können. Diese Kölner sollten also gegen unsern gegen Kaiserslautern noch auseinander gefallenes Team, die Möglichkeit zur baldigen Wiedergutmachung und zur Versöhnung mit den Fans erhalten.  Es gab eigentlich vor dem Spiel wenig, was für den VfB sprach. Die Kölner hatten zuletzt sieben (!) Heimspiele in Folge für sich entscheiden können, der VfB wiederum konnte in dieser Saison nur selten überzeugen. In der Rückrunde unter Bruno Labbadia entwickelte sich der VfB zwar zum emsig Punkte sammelnden Eichhörnchen. Doch, wenn man ehrlich ist, hätte jedes Spiel, in dem Punkte eingefahren wurden, auch ganz anders laufen können. Den Begriff Glück möchte ich an dieser Stelle gar nicht so sehr überstrapazieren, nachdem wir in der Vorrunde durch viel Pech und/ oder Schiedsrichterfehlentscheidungen erst in diese missliche Lage gerieten. Daher sehe ich dieses Glück in der Rückrunde viel eher als ausgleichende Gerechtigkeit und auch, wie Labbadia immer betont, die Belohnung für den immensen Aufwand an, der betrieben wird. Dass wir die nötigen Punkte zum Klassenerhalt nicht mit Glanz und Gloria einfahren würden, dürfte jedem klar sein, dem der VfB am Herzen liegt. In dieser Saison dürfen wir keine gehobene Spielkultur einfordern. Dazu sind in den vergangenen Transferperioden zu viele Fehler gemacht worden. Es wurden Leistungsträger und Identifikationsfiguren abgegeben und selten Neue geholt, die in deren Fußstapfen treten konnten, geholt. Zudem wirken sich die vielen Trainerwechsel negativ aus. Jeder Trainer durfte, im Rahmen der kaum vorhandenen Möglichkeiten, seine Wunschspieler holen. Diese Trainer sind schon lang Geschichte, die Spieler, die sie holten, aber noch vertraglich gebunden. Die Zusammensetzung des Kaders in dieser Saison passt vorne und hinten nicht. Wir haben lauter Indianer und keine Häuptlinge, die Spieler passen weder charakterlich noch von der Spielweise her zusammen. Das sind die wahren Gründe für den Absturz. Hier muss in der Sommerpause der Hebel angesetzt werden und ein Umbruch her. Ich wünsche mir hierzu von der Vereinsführung und vom Management „Eier“, diesen radikal einzuleiten. Nach dem Klassenerhalt, darf es einfach nicht wieder heißen „Ende gut, alles gut“. Die Saison muss knallhart analysiert werden und man muss sich von dem ein oder anderen Spieler trennen, der den VfB nicht weiter bringt, auch wenn der ein oder andere unter Wert abgegeben werden muss. Der VfB muss wieder eine unverwechselbare Identität bekommen und seiner Philosophie ein Ausbildungsverein zu sein, folgen. Es muss wieder ein Kollektiv entstehen, wo der eine für den anderen bereit ist, durchs Feuer zu gehen.
Als wir am vergangenen Samstag die Fahrt nach Köln antraten, spielten wir fast jedes Horrorszenario durch, das an diesem Spieltag eintreten könnte. Siegesgewiss waren wir jedoch nicht. Auch wenn Köln in den letzten Jahren stets ein gutes Pflaster für den VfB war, die Gesamtsituation ist doch in dieser Saison eine ganz andere. Wir fuhren als Außenseiter nach Köln und rechneten mit dem schlimmsten. Wie bereits in der letzten Saison bestellte ich unsere Eintrittskarten beim 1. FC Köln direkt. Der VfB bekam für sein Auswärtskontingent lediglich Stehplatzkarten sowie Sitzplätze über dem Stehblock. Diese Sitzplätze sind zum einen recht teuer, für das, dass man den Fanblock kaum sieht und hinter dem Fangnetz sitzt. Zum anderen saß ich dort schon einmal hinter einer total zerkratzten Plexiglasscheibe, die der natürliche Feind eines jeden Fotografen ist. Die Plätze auf der Gegengerade waren nur unwesentlich teurer und boten beste Sicht, auf den Platz und zu unseren Fans. Weiterer Pluspunkt, wir „belasteten“ unser Auswärtskontingent nicht. In unserem Block dürften je zur Hälfte FC- und VfB-Fans gewesen sein, gute Stimmung war also garantiert. Ich muss auch betonen, dass es eine sehr freundschaftliche Atmosphäre war, kein Gestänkere, nicht einmal, als wir uns bei „Steht auf, wenn ihr Schwaben seid“ erhoben.
Das Rhein-Energie-Stadion  in Köln gehört zu meinen absoluten Lieblingsstadien. Die Stimmung dort, die enthusiastischen Fans, das Kölner Vereinslied mit der rotweißen Schalparade, allgemein ein wenig Karnevals-Flair, die Cheerleaders beim Einlaufen. All das sauge ich auf, bevor die Protagonisten den Platz betreten.
Als die Mannschaftsaufstellung verlesen wurde, keimte bei mir zum ersten Mal Hoffnung auf Besserung auf. Tamas Hajnal stand in der Anfangsformation, der Winterneuzugang, der in den vergangenen Spielen schmerzlich vermisst wurde. Erwartungsgemäß durfte auch Cacau als alleinige Spitze ran, der den gelbgesperrten Pavel Pogrebnjak gut vertrat. Da ich einen stürmischen 1. FC Köln erwartete war mir wichtig, dass der VfB ruhig und sachlich beginnt und die Kölner vom eigenen Tor weit weg hält. Dies gelang in der ersten Halbzeit überraschend gut. Diese plätscherte so dahin mit wenig zwingenden Aktionen auf beiden Seiten. Die Kölner machten einen überraschend leblosen Eindruck und boten über weite Strecken Sommerfußball. Der VfB hatte auch schon in der ersten Halbzeit mehr vom Spiel und mehr Möglichkeiten als der FC. Mehr und mehr gewannen wir den Eindruck, dass dort tatsächlich etwas zu holen sein könnte, ein Tor musste eben her.
Kurz nach dem Seitenwechsel parierte Rensing einen Kopfball von Okazaki glänzend. Der Japaner war erneut ein Aktivposten, muss auf sein erstes Tor aber weiter warten. Wenig später trabte Christian Träsch über den halben Platz, wurde nicht angegriffen und fasste sich schließlich ein Herz. Dessen Gewaltschuss schlug im Kölner Tor ein und versetzte die VfB-Ecke in einen kollektiven Freudentaumeln Schätzungsweise 6.000 VfB-Fans waren mit von der Partie und machten das Auswärts- zeitweise zu einem Heimspiel. Als zwei Minuten später Harnik die Kopfballverlängerung von Tasci ins Tor spitzelte gab es kein Halten mehr. Ein geschenkter Handelfmeter durch Kuzmanovic brachte schließlich das 0:3 und damit die Vorentscheidung. Der VfB ließ zwar die Gastgeber noch einmal hoffen, als sie Novakovic den Anschluss zum 1:3 ermöglichten, wirklich in Gefahr geriet der so lebenswichtige Dreier nicht mehr. Der VfB bot eine insgesamt gute und couragierte Leistung, auch dank den neu ins Team gekommenen Hajnal und Cacau.
Was ich schon vor Monaten predigte scheint sich ins Bewusstsein des Teams eingebrannt zu haben. Wenn einem zu Hause die Mittel fehlen, einen Gegner auszuspielen, muss man sich die Punkte auswärts holen. In der Vorrunde gelang kein einziger Auswärtssieg, in der Rückrunde nun schon derer vier. Jedoch sehe ich dies auch nicht als den einzigen Grund an, weshalb es zu Hause derzeit schlechter läuft. Die Baustelle ist nach wie vor ein riesen Manko. Die Gästefans hört man fast in jedem Spiel besser als die eigenen, zumindest ist das bei unseren Plätzen auf der Haupttribüne Seite so. So verschärft sich der altbekannte Umstand noch, dass das Stuttgarter Publikum besonders kritisch ist. Kann in einem geschlossenen Rund, in dem die Fangesänge durchs Stadion hallen, das Geraune und Gebruddle der Eventfans einigermaßen kompensiert werden, funktioniert das in der Baustelle überhaupt nicht.
Auswärts jedoch stehen die eigenen Fans wie ein Mann hinter dem Team und supporten im Normalfall über die gesamte Spieldauer hinweg. Zu Hause verteilen sich die „wahren Fans“ über sämtliche Bereiche im Stadion. Ich bin guter Hoffnung, dass die mit Beginn der neuen Saison wieder besser wird und unser Stadion wieder zu einer Festung wird. Noch zwei Heimspiele, dann haben wir das Gröbste überstanden.
Jetzt steht aber wieder mal ein Heimspiel an, am Ostersamstag gegen den Hamburger SV. Dieser hat noch eine Minimalchance auf einen Europa League Platz und möchte diese nutzen. Allerdings bestimmen derzeit eher die Vorstandsquerelen als die Kicker die Schlagzeilen. Wenigstens einigte man sich jetzt mit dem Veh-Nachfolger Michael Oenning auf eine weitere Zusammenarbeit über das Saisonende hinaus.  Der HSV wird ebenfalls von großen Verletzungsproblemen geplagt. Zudem ist es fraglich, ob sich die Spieler auf das Sportliche konzentrieren können, wenn die Medien für die nächste Saison immense Gehaltseinsparungen kolportieren. Der ein oder andere Großverdiener wird sich sicherlich hinterfragen, ob es für ihn noch Sinn macht, sich den Hintern aufzureißen, um als Dank im Sommer den Laufpass zu bekommen. So stehen die Vorzeichen für den VfB nicht einmal schlecht, wenn es gelingt noch einmal so aggressiv aufzutreten und konzentriert auf die Chance zu warten. Wenn es gelingt die Hamburger vehement zu bearbeiten, könnten diese bei den sommerlichen Temperaturen schnell die Lust verlieren. Für Bruno Labbadia ist es eine Reise in die Vergangenheit. Vor fast genau einem Jahr wurde er beim HSV entlassen und hinterließ einige verbrannte Erde. Der ein oder andere Spieler ist nicht sehr gut auf ihn zu sprechen. Einen Nachteil für uns sehe ich darin aber nicht, eher könnte es sein, dass der ein oder andere Hamburger etwas übermotiviert daher kommt. Dafür kennt Bruno die Hanseaten in und auswendig und weiß hoffentlich, wie man ihnen den Zahn zieht.
Nach meiner Rechnung fehlen uns noch höchstens vier Punkte zum Klassenerhalt, der VfB täte gut daran, die ersten drei davon bereits am Samstag einzufahren. Auf ein frohes Osterfest!

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15. April 2011

Ist der VfB noch zu retten?

Knapp eine Woche ist vergangen, seit dem brutal ernüchternden 2:4 gegen den 1. FC Kaiserslautern. Langsam finde ich meine Worte wieder, es muss ja schließlich auch weiter gehen! Wie optimistisch sind wir doch die paar Schritte vom SSC ins Neckarstadion gegangen, optimistisch nach den Ergebnissen der Konkurrenz, dass sich der VfB ein kleines Polster auf die Abstiegsplätze verschaffen könnte. Es war DIE Chance bis auf Platz 13 vorzudringen. Nach zuvor fünf nicht verlorenen Spielen in Folge, war der Glaube an den Befreiungsschlag vorhanden. Was sich dann aber in den 90 Minuten auf dem grünen Rasen abspielte, spottet jeder Beschreibung.
Der VfB geriet nach einer durchwachsenen Anfangsphase früh in Rückstand, weil Boulahrouz gegen Lakic nicht engagiert genug ins Kopfballduell ging und sich wie ein Leichtgewicht im „Luftkampf“ wegdrücken ließ. Dass ein früher Rückstand Gift sein würde, war mir schon vor dem Spiel klar. Diesen galt es eigentlich unter allen Umständen zu vermeiden. Trotzdem kam der VfB durch einen glücklichen, wenn auch berechtigten Strafstoß zurück ins Spiel. Kuzmanovic besorgte den Ausgleich und hatte wenig später einen Geistesblitz, als er mit dem Außenrist einen Zuckerpass Molinaro in den Lauf spielte, dieser bis an die Grundlinie durchlief und scharf in die Mitte passte, wo Pogrebnjak den Ball mit all seiner körperlichen Wucht einnetzen konnte. Plötzlich führte der VfB 2:1 und alles schien auf einmal für die Schwaben zu sprechen.
Was den Jungs dann in den Pausentee getan wurde, würde mich interessieren. Anstatt selbst- und siegesbewusst aus der Kabine zu kommen und auf das dritte Tor zu spielen, versteckte sich jeder so gut er konnte und überließ den Pfälzern, bei denen übrigens ein gewisser Christian Tiffert glänzend Regie führte, komplett die Initiative. So kam es wie es kommen musste. Mitte der zweiten Halbzeit setzte der Lauterer Trainer Marco Kurz, in Stuttgart auch kein Unbekannter, alles auf eine Karte und brachte in Jimmy Hoffer einen weiteren Stürmer. Dass der schnell ist und auf Kontersituationen am Rande der Abseitslinie lauert, sollte sich auch bis ins Stuttgarter Team herumgesprochen haben. Hat es sich aber wohl nicht, wenn man sich das 2:2 ansieht, als ein langer Ball von Tiffert in den Lauf von Hoffer genügte, die VfB-Abwehr zu überspielen. Ulreich kam heraus und wurde von Hoffer überlobbt. Alte Torwartweisheit, „wenn er raus kommt, muss er ihn haben“. Was dann folgte war eine Demütigung fürs Schwaben-Herz. Nach einem Eckball von Tiffert kam abermals Lakic mit Anlauf und köpfte mit Wucht in die Mitte des Tores. Weder Harnik, der bei Standards für ihn eingeteilt war, noch Ulreich waren hier Herr der Lage. Ausgerechnet Lakic, dem seine ersten Tore in der Rückrunde gelangen, der schon von den eigenen Fans angefeindet wurde, nachdem er sich in der Winterpause mit dem Trikot seines künftigen Arbeitgebers, des VfL Wolfsburg, ablichten ließ. Das 2:4 schließlich, das ein katastrophaler Fehlpass von Träsch begünstigte, war für mich nicht mehr spielentscheidend.
Der VfB ließ sich also von einem eigentlich im Vergleich minderbemittelten Gegner, einem direkten Konkurrenten im Abstiegskampf, abschlachten. Die Pfälzer, die außer Kampf- und Teamgeist nicht viel in die Waagschale werfen können, haben dem VfB die Grenzen aufgezeigt.
Erschreckend schwach war abermals ohne Hajnal die Zentrale. Kuzmanovic tat sich in der ersten Halbzeit zwar als Lenker des Spiels hervor, tauchte in der zweiten aber genau so ab, wie der Rest der Mannschaft. Die Einwechslungen von Boka, Cacau und Gebhart verpufften wirkungslos. Gentner, der eigentliche Vertreter von Hajnal auf der 10er-Position war über weite Strecken überhaupt nicht zu sehen. Mich beschleicht mehr und mehr das Gefühl, dass er im Vertrag eine Stammplatzgarantie stehen hat. Anders kann es nicht sein, dass ein solch formschwacher Spieler Woche für Woche mit dazu beitragen darf, den VfB dem Abgrund Stück für Stück näher zu bringen. Wie schon vor Wochenfrist vorgeschlagen, hätte ich auf dieser Position lieber Didavi als Gentner gesehen. Auch die Einwechslung von Cacau, der an einer weichen Leiste laboriert und offensichtlich weder fit noch in Form ist, konnte ich nicht nachvollziehen. Er fand auch überhaupt nicht ins Spiel, hatte keine nennenswerte Aktion, außer vielleicht eine, als er, sinnbildlich für die Gesamtsituation beim Jagen nach dem Ball über seine eigenen Beine flog.

Schipplock, immerhin der Siegtorschütze in St. Pauli und drei Tage vor dem Spiel zweifacher Torschütze für unsere zweite Mannschaft in der 3. Liga gegen Wehen-Wiesbaden, stand auch parat und wäre wahrscheinlich mit mehr Selbstvertrauen ins Spiel gekommen, als Cacau, dem man auch die fehlende Spielpraxis anmerkt. So war ich also auch mit den Entscheidungen der sportlichen Leitung nicht einverstanden. Am Samstag nach dem Spiel hatten wir schon geunkt, eigentlich wäre es mal wieder an der Zeit für einen Trainerwechsel. J Jedoch im Ernst, diese letzte Patrone haben wir verschossen. Die Misere mache ich jetzt wirklich nicht am Trainer fest, der ja am allerwenigsten für den zusammengewürfelten Haufen an verschiedenen Spielertypen und Charakteren kann. Allerdings bin ich auch nicht davon überzeugt, dass Labbadia der richtige für diese Mission ist.
Jetzt gilt es für die letzten fünf Spiele die Kräfte zu bündeln und darum, dass wir Fans und das Team zusammenstehen. Es wird schwer genug. Morgen in Köln, die zuletzt sieben (!) Heimsiege in Folge eingefahren haben, muss ein Sieg her. Fragt mich nicht wie, aber er muss einfach gelingen. Die Kölner ließen sich am vergangenen Wochenende beim Lokalrivalen Mönchengladbach mit 1:5 abschlachten und brennen auf Wiedergutmachung vor eigenem Publikum. Die werden sicherlich mit gefletschten Zähnen den Rasen betreten und darauf hoffen, uns überrennen zu können. Hier wird sicherlich aus VfB-Sicht wichtig sein erst einmal Ruhe zu bewahren und kein frühes Gegentor zu kassieren. Sonst könnte es ein bitterböser Nachmittag für uns werden.

Die personelle Situation beim VfB spitzt sich langsam aber sicher zu. Zwar signalisiert Hajnal, dass er in Köln wieder in die Anfangsformation rücken kann. Doch Pogrebnjak fehlt gelbgesperrt und Gebhart mit doppeltem Bänderriss für den Rest der Saison. Wir haben kaum einen Spieler im Kader, den kein Wehwehchen plagt und der einen topfitten Eindruck macht. Außer vielleicht Gentner, der geschickt jedem Körperkontakt ausweicht und sich damit keiner großen Verletzungsgefahr aussetzt.

Cacau soll morgen von Anfang an spielen, in Erinnerung an seinen letzten Auftritt in Köln, als ihm beim 1:5 in der letzten Saison vier Tore gelangen, erhofft man sich dadurch die Wiedergeburt des „alten Cacau“. Seit der VfB ihm gesteigerte Wertschätzung entgegen brachte und seine Bezüge mit den Top-Verdienern im Verein anglich, scheint er einen zentnerschweren Rucksack mit sich rumzuschleppen und die Leichtigkeit verloren zu haben. Diese Bemerkung bezieht sich allerdings auf die erste Saisonhälfte, als er zu viel wollte und ihm nichts gelang und er dann aus diesem Fahrwasser nicht mehr heraus kam. Cacaus Rückrunde ist nicht zu bewerten, da er seit dem Trainingslager an Verletzungen laboriert und seither auch fast nur zu Kurzeinsätzen gekommen ist.

Harnik wird im rechten Mittelfeld benötigt, so bleibt Schipplock die einzige Alternative auf der Bank für den Sturm. Marica ist laut den Verantwortlichen weiterhin kein Thema. In dieser Situation wäre ich für eine Begnadigung von Marica gewesen, der mit seiner Schnelligkeit gerade auswärts für Gefahr sorgen könnte. Allerdings erfährt man ja auch nicht genau, was genau vorgefallen ist, dass er so außen vor ist, wie im Moment. Ein wenig mehr Ehrlichkeit und Klartext würde den Clubverantwortlichen gut zu Gesicht stehen. So kann nur über die wahren Gründe spekuliert werden. Man munkelt, er hätte in der Wintertransferperiode ein lukratives Angebot aus der Türkei gehabt, durfte nicht wechseln und ging dann in die Offensive. Wäre es so, hätte ich kein Verständnis für die Vereinsführung, hat man doch immer betont, Spieler die nicht voll und ganz mitziehen und mit dem Herzen bei der Sache sind, gehen könnten. Ist also Marica der Stinkstiefel, der im Kader sein Unwesen trieb? Wir, die zahlenden Fans, werden es wohl nie erfahren….

Angesichts der angesprochenen Probleme und des fehlenden spielerischen und menschlichen Verständnisses der Jungs untereinander fehlt mir mittlerweile der Glaube an eine Serie zum Saisonende. Die Mannschaft stellt derzeit ein sehr fragiles Gebilde dar. Es ist kein System zu erkennen, keiner möchte den Ball haben und der, der den Ball hat, hat teilweise vier Gegenspieler um sich, ohne dass sich ein Mitspieler hin bequemt, um ihm zu helfen. Diese Situation habe ich insbesondere beim bemitleidenswerten Pavel Pogrebnjak gegen Kaiserslautern mehrfach beobachtet. Hier geht es also um Laufarbeit, auch um das Antizipieren, Eigenschaften, die man bei Profis voraussetzen müsste, die derzeit nicht von unseren Kickern nicht abrufbar sind. Es sind im Spiel in allen Mannschaftsteilen Unsicherheiten zu sehen, die einem Angst machen. Die Mannschaft hat sich im Vergleich zur Vorrunde, als wir gegen Fußballgrößen wie Molde, Bratislava, Babelsberg und Chemnitz nur mit Mühe und Not gewonnen haben, null komma null weiter entwickelt. Der einzige Unterschied zwischen Vor- und Rückrunde ist der, dass das Glück zurückgekehrt ist und es die Schiedsrichter besser mit uns meinen. Keiner der 18 Punkte in der Rückrunde wurde geholt, weil wir die bessere Mannschaft waren, bei jedem dieser 18 Punkte war mehr oder weniger Glück dabei. Daher beschleicht mich das ungute Gefühl, dass es irgendwann einmal aufgebraucht ist. Ich hoffe, Kaiserslautern war nicht der Anfang einer Serie von Spielen, in denen es zu unseren Ungunsten läuft. Ich möchte den Teufel nicht an die Wand malen. Aber dieser Mannschaft, die in ihrem Innersten keine ist, nehme ich nicht ab, dass sie alles dafür tut, den Abstieg zu vermeiden. Ich glaube nicht, dass vom Stamm mehr als 2, 3 Spieler auch in der 2. Liga die Kickstiefel für den VfB schnüren würden. Sollten Gehaltskürzungen dann unumgänglich sein, werden sogar die 2, 3 Spieler in meinen Augen fraglich sein, So weit sind wir Gott sei Dank noch nicht. Noch haben die Spieler (mindestens) fünf Gelegenheiten zu zeigen, dass sie es wert sind, den Brustring zu tragen und auch sich selbst den Makel eines Abstiegs zu ersparen.
Morgen folgt also in Köln der nächste Akt. Ich freue mich sehr auf das Stadion und die Stimmung dort, die hoffentlich nur vor dem Spiel karnevalistische Züge hat. Wir werden dort übernachten und abends noch (hoffentlich in Hochstimmung) ein wenig die Kölner Altstadt unsicher machen. Der VfB wird wieder von etwa 4.500-5.000 Fans unterstützt werden, uns gar nicht mitgezählt, weil wir beim FC direkt die Karten bestellt haben. Ich hoffe auf ein Team, das gewillt ist, nach der derben Heimpleite gegen die Pfälzer, eine Trotzreaktion zu zeigen und bis zum Umfallen kämpft. Nur so werden wir eine Chance haben, dort zu bestehen. Die Kölner werden durch ihre Heimserie vor Selbstvertrauen nur so strotzen und angeführt von einem in den letzten Wochen und Monaten überragenden Podolski darauf brennen, letzte Zweifel an ihrem Klassenerhalt zu zerstreuen. Für uns ist es die Chance, die Kölner noch ein wenig mit unten rein zu ziehen. Sollten wir morgen nicht gewinnen, ist meine Hoffnung auf einen Nichtabstiegsplatz wohl auf dem Nullpunkt. Ich glaube zwar nicht unbedingt daran, dass Gladbach und St. Pauli (oder folgt da jetzt eine Trotzreaktion nach Stanis angekündigtem Abschied?) noch an uns vorbei ziehen, mehr als der Relegationsplatz dürfte dann aber kaum drin sein, wenn man sich das Restprogramm von uns undvon Wolfsburg anschaut. Dann liefe es womöglich vier Jahre nach dem Sieg in Bochum, der das Tor zur Meisterschaft entscheidend weit aufstieß, an gleicher Stätte auf ein Relegationsspiel um die Existenz hinaus. Ironie des Schicksals!

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