2. Februar 2016
Nach dem vielversprechenden Auftakt in Köln, stand am zweiten Rückrundenspieltag das Wiedersehen mit Ex-Trainer Bruno Labbadia sowie Gotoku Sakai an. In der Hinrunde hatte man unverdient und äußerst unglücklich verloren, nachdem Florian Klein des Feldes verwiesen wurde. Die beiden letzten Heimspiele gegen die Rauten entschied man knapp für sich, beide Male in Spielen, in denen eine Niederlage bereits den Abstieg hätte bedeuten können. Ganz so dramatisch stellte sich die Situation relativ früh in der Rückrunde dieses Mal nicht dar und doch war es ein ganz wichtiges Spiel. Mit einem Sieg bestand die Möglichkeit an den HSV heranzurücken und diesen selbst wieder in den Abstiegskampf mit hineinzuziehen.
In der Vorrunde hätte sich der Spielfilm in etwa so abgespielt:
Der VfB mit einer großartigen Leistung und einem mitreißenden Offensivfeuerwerk, spielte den HSV über weite Strecken an die Wand, lediglich am leidigen Thema Chancenverwertung hätte man etwas aussetzen können.
Als nach unermüdlichem Anrennen und Chancen kreieren in der 66. Minute endlich das 1:0 durch ein Eigentor von Aaron Hunt gefallen war, ließ man sich von einem der wenigen Hamburger Angriffe überrumpeln. Nach einer Flanke von links vollstreckte Rudnevs, der sonst nicht einmal ein Scheunentor trifft, per sehenswertem Flugkopfball und mit seinem ersten Saisontreffer zum Ausgleich. Zweikampfmonster Niedermeier, in dieser Situation zaudernd wie ein Kätzchen, kam einen Tick zu spät.
Lediglich vier Zeigerumdrehungen später geschah dann das Unglaubliche. Ilicevic stibitzte Großkreutz den Ball und tunnelt Fehleinkauf Tytoń zum 1:2, welches das Spiel komplett auf den Kopf stellte. Nach kräftezehrendem Spiel auf nassem, tiefem Geläuf hat der VfB am Ende nichts mehr zuzusetzen. Der eingewechselte Kravets setzt einen Ball noch an die Latte, das war’s dann auch schon.
Der VfB erntet Lob, der HSV die Punkte und wusste dabei nicht, wie er mit seinen limitierten Mitteln und fast ohne Torchancen dieses Spiel gewinnen konnte. Zorniger an der Linie raufte sich die Haare, um hinterher in die Mikrofone zu raunzen, dass er nicht wisse, wo er denn noch ansetzen solle, „außer bei der Chancenverwertung“.
Spiele nach diesem Strickmuster gab es zu Beginn der Saison einige. Doch was ist anders geworden seit damals? Wie kommt es, dass wir ein im Grunde gleiches Spiel mit fast gleichem Personal jetzt mit einem neuen Mann an der Seitenlinie auf einmal gewinnen können?
Es mag eine Rolle spielen, dass die Jungs, weil sie sich nicht mehr zu Tode pressen, hinten hinaus mehr Luft und damit auch mehr Konzentration haben. Vielleicht war auch die Wintervorbereitung effektiver, als die im Sommer mit Zorniger, die Mannschaft jedenfalls machte über weite Strecken einen flinken und spritzigen Eindruck.
Kramny macht seine Sache bisher mehr als ordentlich. Er fängt wirklich an, mir zu gefallen. Mit seiner unaufgeregten und pragmatischen Art, ist er fast schon der Gegen-Zorniger. Er lamentiert nicht sondern schafft halt und lässt das spielen, was auch am Ende der Stevens-Ära tolle Spiele und vor allem Punkte brachte. Es genügten einige wenige Kniffe, um den VfB zurück in die Erfolgsspur zu bringen.
Er kommt nicht selbstherrlich rüber, bindet sein Team, einschließlich Führungsspieler, ein, und erarbeitet gemeinsam mit ihnen eine Strategie, wie der VfB im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten auszurichten ist. Er verfolgt dabei nicht Hirngespinste des perfekten Fußballs, sonder macht sich bewusst, dass wir noch immer gerade genug Spieler im Kader haben, die das Fußballspielen nicht erfunden haben.
Im Mittelfeld treten wir eine Spur kompakter auf. Mit Ruppinho an Stelle des verletzten Martin Harnik, setzt er auf einen dritten (eigentlich) zentralen Abräumer und zugleich Antreiber neben Serey Dié und Christian Gentner. Er holte Georg Niedermeier aus der Versenkung zurück, hat in Kevin Großkreutz einen vorbildlichen Fighter dazu bekommen und setzt offensichtlich auf Erfahrung.
Auf der einen Seite erstaunt es mich schon etwas, dass gerade er, als ehemaliger Amas-Trainer, auf keinen „seiner“ Jungs zurückgreift, Schwaab Timo Baumgartl vorzieht und auch Arianit Ferati im Moment überhaupt keine Rolle mehr spielt.
Auf der anderen Seite aber gibt der Erfolg Kramny Recht! Kramny setzt auf Erfahrung, Stabilität und ein harmonisches Miteinander. Offensichtlich schätzt er die Lage so ein, dass die Youngsters mit der derzeitigen prekären Situation mental überfordert sind und man ihnen keinen Gefallen täte, sie weiter zu verheizen. Timo Baumgartl ist so ein Beispiel, obwohl eigentlich schnell und technisch nicht schlecht, war er zum Schluss ein Sicherheitsrisiko, so dass es nachvollziehbar dass ihm derzeit der erfahrene Georg Niedermeier vorgezogen wird.
Und, was man nicht vernachlässigen darf und womit wir wieder beim ersten Abschnitt dieses Textes wären. Kramny hat das notwendige Glück zurückgebracht. Der Fußball ist zwar einfach und manchmal trotzdem nicht erklärbar. Tytoń bekam dieses Gegentor dieses Mal eben nicht durch die Hosenträger und hat sich in den letzten Monaten zum absoluten Leistungsträger und sicheren Rückhalt entwickelt. Selbst jetzt, wo Mitch Langerak einsatzbereit wäre, ist ein Torwartwechsel kein Thema mehr. Kramny hatte nicht nur das Glück, dass Tytoń den VfB im Spiel gehalten hat, er bewies auch noch ein glückliches Händchen bei seinen Einwechslungen. Für mich kamen sie zwar spät, zum Glück jedoch nicht zu spät.
Schon nach der vergebenen Großchance von Timo Werner kurz nach dem Seitenwechsel, sagte ich, dass Kramny ihn im Grunde auswechseln und gegen Kravets, der mir in Belek schon gut gefiel, ersetzen müsste.
Wer in einem Spiel so leichtfertig mit seinen Chancen umgeht, könnte an einem schlechten Tag noch zwei Stunden weiter spielen, ohne ins Tor zu treffen. Ich möchte damit nicht den Stab über Timo Werner brechen. Nach seiner Ausbootung fürs Hertha-Spiel nahm Werner eine positive Entwicklung, an guten Tagen ist er mit seiner Schnelligkeit eine echte Waffe, Samstag jedoch war nicht sein Tag.
Es dauerte noch bis zur 78. Minute, es stand inzwischen 1:1, ehe Kravets zu seinem Heimdebüt kam. Der Ukrainer hat bekanntlich das Ziel, sich über Einsätze beim VfB für eine Kader-Nominierung zur Euro 2016 in Frankreich zu empfehlen. Ein schwieriges Unterfangen, da Timo Werner im Moment kaum aus der Mannschaft wegzudenken ist und auch Daniel Ginczek in absehbarer Zeit zurückkehren dürfte.
So bedarf es schon besonderer Eigenwerbung, um diesen Widrigkeiten zu trotzen und sich in die Mannschaft zu kämpfen. Bereits seine erste Aktion hat mir imponiert. Wenn mich etwas genervt hat bei diesem Kick, war es dieses Klein-Klein-Spiel und dass bei diesem rutschigen Boden keiner (außer bei Standard Didavi) einmal aus der Distanz abgezogen hat. Kravets tat es fast mit seinem ersten Ballkontakt und zwang den guten Adler im HSV-Tor mit einem scharfen 20-Meter-Schuss zu einer Parade.
So zeigte Kravets schon in seiner ersten Szene, dass er Zug zum Tor besitzt. Das Tor wollte aber auch nach seiner Einwechslung nicht fallen. Ein 1:1 wäre psychologisch eine Katastrophe gewesen. Wenn man den Gegner über die komplette Spieldauer beherrscht, sich ein enormes Chancenplus herausspielt, in allen Belangen besser ist, sollte sich das auch im Ergebnis niederschlagen, vor allem, wenn man sich im Existenzkampf am Tabellenende befindet. Kramny sah es wohl nicht anders und setzte in der 88. Minute noch einen Akzent von der Bank aus, Alexandru Maxim kam für Daniel Didavi aufs Feld.
Der Rest ist Geschichte! Erster Ballkontakt Maxim, kurz den Kopf gehoben und Kravets dort erspäht, wo sich ein Mittelstürmer befinden muss, eine gefühlvolle Flanke und ein Kopfball wie ein Strich. Was für ein geiles Tor, was für eine Technik von Kravets, der dem Ball noch enormes Tempo mitgab. Ich hörte am Samstag vermehrt Stimmen, ein solches Tor hätten wir seit Gomez‘-Zeiten nicht mehr gesehen, dem kann ich bei näherem Betrachten nur beipflichten. Sollte dieser Kurzeinsatz Aufschluss darüber geben, was der Ukrainer drauf hat, werden wir noch viel Freude an ihm haben.
Dieses 2:1 setzte den Schlusspunkt unter ein begeisterndes Spiel im strömenden Regen. Die Stimmung auf den Rängen und auch auf dem Rasen war überragend und macht Lust auf mehr. Wie stabil der Aufschwung ist, wird sich zeigen, ich traue dem Braten jedenfalls noch nicht. Dennoch gilt es nun Punkt um Punkt mitzunehmen, um möglichst früh die 40-Punkte-Marke anzupeilen. Die letzten Auftritte stimmen mich schon weitaus optimistischer als ich noch im November war. Die Mannschaft lebt, vor allem scheint die Stimmung mittlerweile hervorragend zu sein, sicherlich nicht nur Kramnys Verdienst, der gemeinsame Abschuss seines Vorgängers schweißte sie wohl zusätzlich zusammen.
Im Februar nun haben wir plötzlich wahre Luxusprobleme und einen schon lang nicht mehr dagewesenen Konkurrenzkampf im Kader. Nicht nur im Tor beharken sich zwei überdurchschnittliche Kandidaten. Auch im Mittelfeld, aus dem es gegen den HSV sage und schreibe drei Spieler in die Sportschau-Elf-des-Tages schafften, nämlich Serey Die, Daniel Didavi und Lukas Rupp, gibt es spätestens dann ein Hauen und Stechen, wenn Martin Harnik sich für die Startelf fitmeldet, vielleicht schon fürs Frankfurt-Spiel. Zu den Dreien gesellen sich noch der ohnehin nie in Frage gestellte Kapitän Christian Gentner sowie Filip Kostic, der mehr und mehr an seine Form der letzten Spiele der Vorsaison herankommt.
Wen möchte man da also für Harnik opfern? Seinen Platzhalter Lukas Rupp vielleicht? Nein, Ruppinho, den nicht einmal „Jubel-Verletzungen“ aus der Bahn werfen, ist mittlerweile einer der Köpfe des Teams geworden.
Der andere, gegen den HSV mal wieder überragend, ist Serey Dié. Was er im strömenden Regen und auf tiefem Geläuf abspulte, unermüdlich Bälle eroberte, angetrieben und eigene Angriffe initiiert hat, war schon phänomenal.
Auch im Sturm ist die Luft für Harnik mittlerweile dünn geworden. Timo Werner sollte weiterhin seine Einsatzzeiten bekommen, ist Kravets tatsächlich das Tier, als das er sich im Samstag dargestellt hat, wird er in die erste Elf drängen und, spätestens Anfang März, sollte auch Ginni wieder ein Thema sein.
Daher wird sich Harnik zunächst einmal hintenanstellen und ähnlich zünden müssen wie Kravets am Samstag, möchte er in absehbarer Zeit seinen Stammplatz zurückerobern. Legt er weiter die Schludrigkeit bei der Ballbehandlung und im Abschluss an den Tag wie in der Vorrunde, dürfte er es schwer haben.
Bliebe noch die Abwehr, die nach wie vor die größte Bau- und Schwachstelle im Team. Wenn Kramny in der Innenverteidigung (freiwillig) auf Schwaab und Niedermeier setzt, weiß man als Beobachter was die Stunde geschlagen haben muss. Mit dieser Besetzung kann es allenfalls um Schadensbegrenzung gehen, darum, im eigenen Strafraum die Lufthoheit zu besitzen und die Bälle wegzudreschen, nicht aber um mindestens genauso wichtige Eigenschaften wie Antizipation und Spieleröffnung. Dass Schwaab sowohl Sunjic als auch Timo Baumgartl vorgezogen wurden, sagt viel darüber aus, welche Wertschätzung diese beiden bei Trainer Kramny haben müssen und ist wohl als Indiz zu werten, dass der Nebenmann des gestern verpflichteten Italieners Federico Barba eher Niedermeier als Baumgartl heißen dürfte.
Barba war zuletzt Reservist in Empoli und ist mit seinen 22 Jahren auch nicht der erfahrene Mann, den man sich gewünscht hätte. Bevor ich ihn nicht spielen gesehen habe, kann ich mir kein Urteil über ihn erlauben. Im heute kurzfristig anberaumten und mit 0:2 verloren gegangenem Test gegen die SG Sonnenhof-Großaspach gab er unter Ausschluss der Öffentlichkeit sein Debüt im VfB-Dress, wobei er sich gleich verletzte. „Verhärtung in der linken Wade“, so die offizielle Sprachregelung. Ich kann nicht sagen, wieso, aber nach dieser Meldung habe ich Barba schon mal für die halbe Rückrunde abgeschrieben, weil die Erstdiagnosen unserer Vereinsärzte zuletzt stets danebenlagen und sich die Verletzungsdauer stets als ungewöhnlich lang erwiesen hat. Sollte dies so eintreten, wäre das natürlich extrem ärgerlich, auch wenn man dann die Kaufpflicht nicht wahrnehmen müsste, weil diese an zehn Einsätze gekoppelt ist.
Großkreutz hat auf der Rechtsverteidigerposition Florian Klein ausgestochen und wird diese Rolle wohl bis auf weiteres ausfüllen. Nach Lukas Rupp hatte er erneut die zweitbeste Laufleistung und gute Zweikampfwerte zu verzeichnen. Macht er so weiter, fußballerisch und von seiner Einstellung zum Profisport her, werden wir noch sehr viel Freude an ihm haben.
Die ersten beiden Spiele der Rückrunde machen Lust auf mehr. Schon jetzt freue ich mich auf Frankfurt, das oft ein gutes Pflaster für uns war und DIE Gelegenheit ist, in der Tabelle weiter in Richtung obere Tabellenhälfte zu klettern. Nicht nur, dass wir die Frankfurter mit einem Sieg überflügeln könnten, auch die Gelegenheit Armin Veh eins auszuwischen sollte den Brustringträgern Flügel verleihen.
Aufgrund der Vorkommnisse beim Spiel gegen Darmstadt 98 werden wir auf einen leeren Frankfurter Fanblock treffen. Da der Block 40 der Eintracht-Fans gesperrt ist, werden sie sich wohl auf der Gegengerade niederlassen und somit noch näher an die VfB-Anhänger heranrücken. Ob da einer diese Kollektivstrafe zu Ende gedacht hat? Ich glaube es nicht.
Und dann war da gestern noch der sogenannte Deadline-Day. Immer wieder verwundert es einen, wie ein Pleiteverein wie der HSV bspw. Drmic von Mönchengladbach loseisen konnte und sich auch noch fast Sanogo von den Young Boys Bern geangelt hätte. Ähnlich wie bei der Posse um Kevin Großkreutz im Sommer, erreichten den HSV die Unterlagen einige Minuten zu spät, so dass der Wechsel platzte. Nichtsdestotrotz, Kühne scheint einmal mehr die Schatulle weit geöffnet zu haben.
Einen solchen Gönner hat der VfB nicht zu verzeichnen, so dass nach der Verpflichtung von Großkreutz und der Leihe von Kravets, allenfalls noch eine weitere Leihe möglich war. Dies wurde kurz vor Ultimo dann bekanntlich Barba, ich bin gespannt auf den Jungen und hoffe auf eine schnelle Integration, auf und neben dem Platz.
Doch, nicht nur Zugänge hatten wir zu verzeichnen, auch Abgänge und dabei zum Glück keinen unserer Leistungsträger. Die Vereinslegende Adam Hlousek, in dem Zorniger schon den nächsten Weltklasseinnenverteidiger gesehen hatte, verließ uns in Richtung Legia Warschau, obwohl er die Woche zuvor noch eine herzzerreißende Liebeserklärung in Richtung VfB und uns Fans abgegeben hat. Dass diese innige Liebe eher einseitig war, zeigte sich dann zum Glück in diesen Tagen. Damit fand Robin Dutt für einen weiteren Einkauf der Kategorie „What the fuck“ aus der Bobic-Ära einen Abnehmer, Chapeau!
Völlig überraschend wurde dann gestern noch kurz vor Schließung des Transferfensters die Bayer-Leihgabe Robbie Kruse an seinen Stammverein „zurückgegeben“. Kruse wurde im Sommer, wohl überstürzt, geholt als Reaktion auf den Ibisevic-Abgang. Ausgiebig gescoutet scheint er nicht geworden zu sein, es war wohl eher ein Transfer aus der Rubrik „nicht schnell genug auf dem Baum gewesen“. Einen Spieler, der in den letzten eineinhalb Jahren gerade einmal zu drei Kurzeinsätzen für Bayer kam und zudem in einem erbärmlichen körperlichen Zustand an den Neckar kam, hätte man sicherlich nicht genommen, wenn genügend Zeit gewesen wäre, dass er sich vorstellen und vorspielen hätte können.
Einen solchen Hänfling habe ich selten auf einem Fußballplatz gesehen. Von einem schwäbischen Bundesligisten, der seiner Fürsorgepflicht nachkommt, hätte ich es fast schon erwartet, dass man ihm jeden Tag eine Schüssel Spätzle mit Soß verabreicht und ihn so Stück für Stück aufpäppelt. Sei’s drum, unter dieses Missverständnis wurde nach fünf Kurzeinsätzen der Schlussstrich gezogen.
Dann war da noch am Deadline-Day der Wechsel unseres Ex-Kapitäns Serdar Tasci zu den Bayern. Durch die russisch-türkischen politischen Spannungen und der Ankündigung Putins, weder Vertragsverlängerungen mit türkischen Spielern zuzulassen noch weitere Türken ins Land zu lassen, erklärte sich Tasci, trotz seines deutschen Passes, schon Ende letzten Jahres solidarisch und kündigte seinen baldigen Abschied an.
Fast zwangsläufig brachte man ihn dann auch mit dem VfB in Verbindung, der ja händeringend auf der Suche nach einem Innenverteidiger ist bzw. war. Aussagen Tascis, wonach er sich eine Rückkehr zum VfB gut vorstellen könne, befeuerte die Gerüchteküche zusätzlich, so dass die ersten Nostalgiker bereits auf den Plan gerufen wurden und den VfB für verrückt erklärten, würde er sich nicht um den gebürtigen Esslinger bemühen.
Dass Tascis Liebe zum VfB schnell wieder erkalten würde, wenn ihm Dutt erklären müsste, dass er allenfalls noch die Hälfte seines früheren Gehalts für ihn bezahlen könnte, damit müssen sich die selbsternannten Fifa-Manager ja nicht auseinandersetzen.
Fakt ist, dass eine Rückkehr Tascis überhaupt nur möglich gewesen wäre, wenn er auf viel Geld verzichtet hätte, welcher Profi macht das schon. Schalke buhlte außerdem mit um Tascis Dienste, so dass königsblau um einiges wahrscheinlicher gewesen wäre, als eine Rückkehr zum VfB, ganz unabhängig davon, ob er sportlich überhaupt ein Gewinn geworden wäre.
Ich bin nicht traurig darüber, dass dieser Wechsel nie ernsthaft ein Thema war und habe daher auch keinen Schmerz, dass er schließlich bei den Bayern gelandet ist.
Im Gegenteil, unverhofft kommt selten oft. Ohne die Verletzungen Boatengs und kurzfristig noch von Martinez wäre Tasci auch bei den Bayern nie ein Thema gewesen.
Selbst in dieser Konstellation jetzt ist Tasci mehr Notnagel als einer mit der Chance auf einen Stammplatz im Münchner Starensemble. Vielleicht tue ich ihm ja unrecht, weil ich ihn seit seinem Abgang nicht mehr spielen gesehen habe. In Anbetracht seiner damaligen Schnelligkeitsdefizite und seines damaligen Leistungsstands müsste sich bei den Bayern schon auch Badstuber noch verletzen, was ja leider nicht einmal so abwegig ist. Den Posten neben dem einzigen etatmäßigen Innenverteidiger können immer „fachfremde“ Mannen wie Xabi Alonso, Alaba oder auch Kimmich bekleiden, so dass für Tasci meist nur die Bank bleiben dürfte.
Somit hat er für die verbleibenden 15 Bundesligaspiele, plus Pokal, plus Champions League, einen Vertrag als Standby-Profi unterschrieben, fürstlich dotiert und mit der Chance sich ein, zwei oder drei Titel auf seine nächsten Autogrammkarten schreiben zu dürfen. Besser konnte es für ihn kaum laufen, zumal Kumpel Ulle sicher dafür sorgen wird, dass sie auf der Bank nebeneinander sitzen dürfen. Dieses Standing traue selbst ich Ulle zu, es sich in den letzten Monaten erarbeitet zu haben. Ich gönne es Serdar, dass er zumindest raus aus Russland ist, wo er sich zuletzt weder wohl noch sicher gefühlt hatte und hege überhaupt keinen Groll, dass er „ausgerechnet“ zu den Bayern gewechselt ist.
Anders als einige Trolls im Netz, die ihn schon jetzt als geldgeilen Söldner beschimpfen, weil er nicht zum geliebten VfB zurückgekommen ist und auch weil der VfB in dieser Personalie nicht in Konkurrenz zu den Bayern getreten ist.
Dieselben Trolle sind es dann wohl auch, die Cacaus Rückkehr zum VfB II bejubeln und ihn schon wieder auf dem Sprungbrett zu den Profis wähnen.
Cacaus Zeit in der Bundesliga ist jedoch schon lang abgelaufen. Mich wundert es immer wieder, wie schnell der Fan vergisst.
Schon vergessen, wie seine Leistungen förmlich explodiert sind, als der VfB drauf und dran war, ihm keinen Vertrag mehr zu geben? Wie er um Wertschätzung flehte, um einen hoch dotierten, weil letzter großer, Vertrag kämpfte?
Wie er seit seiner Vertragsunterschrift mehr und mehr abbaute und zum Schluss fast nur noch verletzt war? Er stieg zu einem der Top-Verdiener im Verein auf und brachte so gut wie keine Gegenleistung mehr?
Selbst als dieser Vertrag endlich ausgelaufen war, heulten noch viele herum, weil man ihn nicht noch einmal verlängerte.
Wie für Tasci, so gilt auch für Cacau: man küsst das Wappen „seines“ Vereins, solang dieser ordentlich, wenn nicht überbezahlt. Sobald man aber dem Leistungsabfall und Alter entsprechend das Gehalt gravierend nach unten anpassen möchte, ist es vorbei mit der großen Liebe.
Deshalb zog Cacau gen Japan, wurde dort allerdings nicht glücklich. Seither hält er sich mehr oder weniger regelmäßig bei unseren Amateuren fit und unterschrieb folgerichtig jetzt einen Vertrag bei den Amas. Das aber sicherlich auch nicht nur, weil er den VfB außerordentlich liebt, sondern weil er keine in Frage kommende Alternative gefunden hatte.
Einige sollten sich von der Romantik im Profifußball wirklich mal verabschieden.
Nicht dass man mich falsch versteht. Ich bin selbst Cacau-Fan und kann nichts Schlechtes über ihn sagen. Es ist ja nicht so, dass er nach der Vertragsverlängerung mit Absicht schlecht gespielt hätte oder für seine Verletzungen etwas konnte. Selbst die Wertschätzungs-Debatte damals konnte ich nachvollziehen, wenn Cacau als Teil der Meistermannschaft von 2007 gerade mal ein Drittel oder die Hälfte dessen überwiesen bekam, was man Marica und Pogrebnjak in den Rachen schmiss.
Aber, die Zeit lässt sich halt nicht zurückdrehen. Ich finde es schön, dass er jetzt für die Amas aufläuft, vielleicht verhilft er ihnen zu einem Schub, vielleicht auch zu endlich besseren Zuschauerzahlen. Nur, Cacau jetzt dafür zu preisen, dass er wieder nach Hause gekommen ist und Tasci ist der Söldner, weil er zu den Bayern wechselte, darüber kann ich schmunzeln und würde mit einem Augenzwinkern glatt behaupten, hätte Cacau ein Angebot der Bayern vorliegen gehabt, würde er heute seinen Spind an der Säbener Straße einräumen.
Und dann ist da dieser Tage auch noch Fredi Bobic, der für Sky den Deadline-Day kommentierte. Dabei trat er abermals gegen den VfB nach. Zorniger ist weg, also, neue Zielscheibe, Kramny. Die Stuttgarter Nachrichten zitieren den Einzelhandelskaufmann aus dem Hallschlag wie folgt“ „Ich halte ihn für einen guten Trainer, aber ich habe ihn jetzt in der Bundesliga nicht für den Trainer gehalten.“ Was seine Persönlichkeit und die Weiterentwicklung des Fußballs angehe, müsse Kramny noch ein bisschen mehr bringen. „Das wird die Frage sein – wird er diesen nächsten Schritt machen können?“
Da können wir doch nur hoffen, dass sich Kramny in Bobic‘ Fehleinschätzungen der letzten Jahre einreiht und als Bundesligatrainer durchstartet. Bobic lässt keine Gelegenheit aus, seinen früheren Arbeitgeber zu diskreditieren. Ich hoffe, man verfolgt in der Branche seinen zur Schau getragenen schlechten Charakter mit Stinkstiefelmentalität ganz genau und hält weiter sämtliche Türen für ihn geschlossen.
Eine Legende demontiert sich mehr und mehr selbst. Leuchteten vor Jahren noch meine Augen, als ich Bobic hörte und an das magische Dreieck dachte, ist mittlerweile nur noch Verachtung übrig geblieben für die beleidigte Leber-, ähm, Bratwurst.
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22. April 2014
Dass sich Cacau große Verdienste um den VfB erworben hat, steht außer Frage. Ihn jetzt aber, nach einem einzigen zweifelsohne guten Spiel von Anfang an als Heilsbringer zu feiern und seine Vertragsverlängerung zu fordern, halte ich für übertrieben.
2010 schon stand Cacau kurz vor dem Absprung. Damals legte er seine beste Halbserie überhaupt für den VfB hin, so dass sich die Vereinsführung gezwungen sah, seine hohen Gehaltsforderungen zu erfüllen und den Vertrag zu verlängern, um das Hochkochen der Fanseele zu verhindern. Schließlich war einem damals schon ein rackernder Cacau, der dem Brustring verbunden ist und mit dem VfB Meister wurde, lieber als irgendwelche Legionäre wie Marica und Pogrebnjak, die auch nicht weniger einstrichen, als das was Cacau forderte.
Mittlerweile aber haben sich die Zeiten beim VfB geändert. Die Personalkosten wurden in den letzten Jahren halbiert, der Schmalhans ist nun Küchenmeister beim VfB. Aus diesem Grunde wäre es nur logisch, wenn nach Serdar Tasci, der mit kolportierten 3,5 Millionen Euro Jahresgehalt bis letzten Sommer der Top-Verdiener war, auch Cacau mit einem Jahressalär von 3 Millionen Euro von der Gehaltsliste gestrichen werden würde.
Seien wir doch mal ehrlich! Stimmt das Preis-/ Leistungsverhältnis bei Cacau noch? Mehr und mehr muss Cacau seinen 33 Jahren Tribut zollen und verletzungsbedingt pausieren. In den letzten 1 ½ Jahren stand er ungefähr die Hälfte der Zeit nicht zur Verfügung. Auch davor, also unmittelbar nach seiner Vertragsverlängerung und in den Jahren danach begann sein schleichender Leistungsabfall. Wenn er zuletzt zum Einsatz kam, merkte man ihm an, dass er lang nicht mehr die Spritzigkeit besitzt wie früher. Ob er diese durch regelmäßige Einsätze je wieder erlangen kann, wage ich zu bezweifeln.
Ich finde, dass ihm sein Höhenflug bei der WM 2010 in Südafrika nicht gut getan hat. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als er beim Pokalspiel in Babelsberg seinen ersten Einsatz nach dem WM-Urlaub hatte und seine Mitspieler beim eigenen Torjubel wegschubste. Diese Aktion wirkte auf mich arrogant, als wähne er sich über seinen Mitspielern, die die Spiele davor in der Vorbereitung mehr schlecht als recht absolvierten und zudem in Babelsberg in Rückstand gerieten. Mit solchen Aktionen stellte er sein Licht über den Scheffel der Mannschaft, was ihm keine neuen Freunde einbrachte. Im Gegenteil, mal geriet er mit Gentner, dann mit Ulreich aneinander, weil er sich durch seinen Eigensinn mit aller Gewalt erneut ins Blickfeld von Joachim Löw spielen wollte, schließlich stand die Kadernominierung für 2012 an.
Cacau blieb schon lang den Beweis seines Wertes für die Mannschaft schuldig. Dass er jetzt, wo er gerne wieder einen neuen, schönen Vertrag hätte, besonders Gas gibt und womöglich erneut auf die Tränendrüse der Fans drückt, wundert mich nicht sonderlich. Ich hoffe nur, dass unsere Vereinsführung diesem Werben nicht erliegt, zumindest nicht zu diesen Konditionen.
Dass wir uns nicht falsch verstehen, ich beurteile an dieser Stelle lediglich das Preis-/ Leistungsverhältnis. Ich mag Cacau nach wie vor und würde ihn auch durchaus gern in der nächsten Saison noch im VfB-Trikot sehen. Das jedoch nur, wenn er mit einer Reduzierung seiner Bezüge um mindestens 50% und mit einer Rückstufung zum Standby-Profi einverstanden wäre. Über kurz oder lang wird Timo Werner die Planstelle als alleinige Spitze einnehmen, ich denke, daran führt kein Weg vorbei. Das bedeutet, dass Cacau in der nahen Zukunft allenfalls als Stürmer zwei oder drei fungieren kann und sich damit arrangieren müsste.
Da Cacau nicht dumm ist und seine Situation vermutlich ähnlich einzuschätzen weiß, finde ich diese Aussicht nicht einmal utopisch. Wie sein Standing in der und damit der Wert für die Mannschaft ist, müssen die beurteilen, die nah drin sind. Ich halte ihn nach wie vor für charakterlich einwandfrei und auch einen Musterprofi, wie ihn sich jeder Trainer nur wünschen kann. Die WM-Teilnahme, der Aufstieg vom Claudemir Jeronimo Barreto zum Bundes-Helmut, haben ihm möglicherweise die Sinne vernebelt, so dass er in dieser Zeit zu verbissen und zu ehrgeizig war. Nach seinen langen Verletzungspausen und vermutlich auch keinen besseren Optionen für ihn, traue ich es ihm zu, dass er geläutert ist und seine ihm noch verbleibende Zeit als Profi einfach weiter genießen möchte. Wenn er seinen Ehrgeiz in positive Energie umwandelt, unseren vielen jungen Spielern ein Vorbild in Sachen Berufsauffassung gibt, kann er auch in neuer Rolle eine große Stütze sein.
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3. März 2014
Gestern bin ich seit langem mal wieder mit einem gewissen Optimismus zu einem Spiel gefahren. Nicht weil ich plötzlich von unserer Truppe und der sportlichen Leitung überzeugt wäre, aber, das Spiel gegen Hertha war zumindest in kämpferischer Hinsicht ein Fortschritt und außerdem gaben die Hessen schon des Öfteren unseren Aufbaugegner. Das emotionale Europaleague-Aus der Eintracht, das schwere Donnerstag-Spiel in den Knochen, taten ein Übriges. Und, ein klein wenig Fußballsachverstand darf man den Verantwortlichen ja schon auch unterstellen, was die Hoffnung nährte, dass sie nicht ohne Grund, trotz dieser unvergleichlichen Negativserie, an Bobic und Schneider festhielten.
So war Frankfurt für mich ein Schlüsselspiel, das wir unter keinen Umständen verlieren durften. Personell konnte Schneider auf den wiedergenesenen Kapitän Gentner und den nach Gelb-/Rot-Sperre zurückgekehrten Moritz Leitner zurückgreifen. Zudem stand Cacau erstmals nach 1 ½ Jahren wieder in der Anfangself. Nach druckvollem Beginn der Eintracht fand der VfB nach zwanzig Minuten zunehmend zu mehr Sicherheit und versuchte das Mittelfeld durch schnelles Konterspiel zu überbrücken, was uns nach einer guten halben Stunde das 0:1 durch Martin Harnik einbrachte. Groß war natürlich der Jubel und die Erleichterung, dennoch traute man dem Braten nicht so recht, zumal ernsthafte Torabschlüsse beim VfB weiterhin eine Seltenheit sind. Zu oft kommt der letzte Pass nicht an oder wird ein entscheidender Zweikampf verloren. Die Fehlpassquote und Zweikampfbilanz sprachen auch in diesem Spiel wieder eindeutig für den Gegner.
In der zweiten Halbzeit ließ sich der VfB mehr und mehr hinten rein drängen, ohne groß in Gefahr zu geraten, weil man noch weitestgehend gut stand und war im Sturm fast nicht mehr vorhanden. Glück hatten wir, als Aytekin nach vermeintlichem Foul von Cacau schon auf Elfmeter entschied, sein Assistent an der Linie aber intervenierte und er diesen schließlich (mutig) zurücknahm. Nicht einmal solche Umstände, die uns in die Karten spielen und den Gegner demotivieren könnten, vermögen wir in dieser Zeit auszunutzen. Trotz allem muss Alexandru Maxim in der 78. Minute das 2:0 machen und der Fisch wäre geputzt gewesen. Boka hat sich mit einer klasse Willensleistung gegen Zambrano den Ball erkämpft und passte mustergültig auf den mitgelaufenen Rumänen, doch diesem versprang der Ball, so dass er aus drei Metern den Ball nicht etwa im leeren Tor unterbrachte sondern meterweit vorbei schoss. Haste Scheiße am Fuß, hast scheiße am Fuß könnte man sagen, ich sage, es sind diese (späten) unsäglichen Konzentrationsmängel, die uns vermutlich die Liga kosten werden. So kam es, wie ich es befürchtet hatte und wie es im Grunde kommen musste. Nach einem erneut katastrophalen Abschlag von Ulreich, der wie ein Bumerang zurück kommt, hebt Rüdiger das Abseits auf und sage und schreibe drei Frankfurter haben freie Bahn. Frankfurts Joker Rosenthal war es schließlich, der zum Ausgleich vollendete. Ein Tor, wie ich es in der Bundesliga noch überhaupt nicht gesehen habe, so ein dilettantisches Abwehrverhalten, auch das wird uns letztenendes das Genick brechen. In der 90. Minute schließlich ließ sich unser selbst ernannter Führungsspieler Georg Niedermeier mit einem Beinschuss im Strafraum düpieren, so dass Alex Meier leichtes Spiel hatte und den Frankfurter Siegtreffer markieren durfte.
Der VfB stellt mit mittlerweile 49 Gegentoren nach dem HSV die zweitschlechteste Abwehr, auch wenn diese den Namen eigentlich nicht verdient hätte. 2,13 Gegentore pro Spiel, so viele kannst Du vorne gar nicht schießen, schon gar nicht, wenn man es kaum schafft Überraschungsmomente zu schaffen und niemand den Mut hat auch mal aus der zweiten Reihe abzuziehen.
So war die achte Niederlage in Folge und die elfte aus den letzten zehn Spielen besiegelt. Mal wieder schlichen die Spieler wie begossene Pudel in die Kurve um sich regungslos die immer lauter werdenden Schimpftiraden der treuen Fans anzuhören. Einige, wie Traore, der schon die Tage zählt, bis er uns verlassen darf, drehten gleich wieder ab, andere ließen sich noch auf das eine oder andere Gespräch ein.
Schneider trottete, die Hände in den Taschen vergraben, hinterher und scheint mit seinem Latein am Ende zu sein.
Klar kann er die Dinger, wie die hundertprozentige von Maxim, nicht selbst versenken. Auch klar, dass er einem gestandenen Spieler wie Ulreich nicht noch erklären müssen sollte, wie man Abstöße schlägt und dass er zu seiner Zeit noch anders zu Werke gegangen ist, als es Niedermeier beim 2:1 tat.
Dennoch wirft das bisherige Wirken Schneiders Fragen auf. Weshalb darf Sakai Woche für Woche seine Bundesligauntauglichkeit unter Beweis stellen? Unbedrängte Fehlpässe, gepaart mit katastrophalem Stellungsspiel, in dieser Verfassung hat er auf dem Platz nichts zu suchen. Kein Zufall schließlich, dass der entscheidende Treffer über Sakais Seite fiel. Das weiß inzwischen jeder Gegner, wo wir besonders leicht zu knacken sind.
Weshalb verhindert ein Gentner die Einwechslung von Haggui? Wer hat das Sagen? Kann es nicht doch sein, wie man immer wieder hört, dass die Mannschaft Schneider nicht ernst nimmt?
Auch die Wechsel erfolgten zu spät. Erfahrene Trainer nutzen diese auch einmal als eine Art „Auszeit“, um dem Gegner den Schwung in einer Drangphase zu nehmen, nicht so Schneider. Er hat ein Gottvertrauen und hofft, es werde schon irgendwie gutgehen.
Ich kann nur immer wieder betonen, dass es mir um Schneider Leid täte, wenn er als schwächstes Glied der Kette seinen Spind räumen müsste. Sein Talent, ein guter Trainer zu werden, möchte ich ihm nicht absprechen, sicherlich sammelt er derzeit Erfahrungen fürs weitere „Trainer-Leben“, ob er jedoch in der Lage ist, den Bock umzustoßen, ich glaube es nicht. Das Grundübel ist die Mannschaft, in sich zerstritten, eine profihafte Einstellung (auf und außerhalb des Platzes) vermissen lassend, die es nicht schafft, wenigstens als Zweckgemeinschaft zu funktionieren und sich neunzig und nicht nur achtzig Minuten zu konzentrieren. (Mindestens) einer pennt immer, was zu der Flut von Gegentoren führt und die uns verzweifeln lässt.
Bobic, der diese nicht harmonierende Truppe zusammengestellt hat, wird als der Totengräber des VfB in die Geschichte eingehen. Anscheinend gibt es auf der Geschäftsstelle keine Streitkultur mehr, seit Bobic auf den meisten Posten „seine“ Leute installiert hat. So hat er sich den Status als Alleinherrscher erarbeitet bzw. an sich gerissen, und es scheint, dass ihm der Erhalt dieses Status‘ mehr wert ist als das Wohl des VfB. Spieler, die unbequeme Wahrheiten aussprachen wurden nach und nach aussortiert, zuletzt William Kvist, der in der jetzigen Situation eine Stütze sein könnte.
So kämen wir bei einem Trainerwechsel wohl eher vom Regen in die Traufe. Leute wie Stanislawski und Fink würden in Bobic‘ Beuteschema passen, sind es doch eher stille Vertreter der Zunft und würden den Job mit Kusshand übernehmen. Alte Weggenossen wie Balakow und Soldo, die als Duo im Gespräch sind, würden ihm ebenso ähnlich sehen, sind es doch Freunde vergangener Tage, denen man zu gern einen gut dotierten Posten verschaffen würde.
Im Gegensatz dazu würde sich ein Bobic sicherlich nicht den von mir favorisierten Gross (den er ja selbst entlassen hat) ins Haus holen, abgesehen davon, dass es sich Gross sicher auch nicht antun würde, noch einmal unter Bobic zu arbeiten. Wenn Gross, dann als starker Mann und anstelle von Bobic.
Auch Stevens oder Schaaf, die für ihre knorrige Art bekannt sind, wären Alphatiere, die sich von Bobic nicht sagen lassen würden, wie der Hase hier zu laufen hat. Aufgrund ihrer großen Erfahrung wäre es ihnen zwar zuzutrauen, den Karren wieder flott zu bekommen, jedoch, wie es scheint, ist Bobic sein Machterhalt wichtiger als der Klassenerhalt.
Morgen also sollen Aufsichtsrat und Vorstand entscheiden, ob es tatsächlich mit Schneider weiter gehen und er gegen Braunschweig die neunte Niederlage in Folge anpeilen darf. Ich hoffe, man sieht den Tatsachen ins Auge und erkennt dass die Zusammenarbeit Mannschaft – Trainer vermutlich irreparabel beschädigt ist. Dann muss gehandelt werden und zwar sofort.
Mir ist es auch klar, dass es ein schmaler Grat ist, auf dem gewandelt wird. Verlässt man den eingeschlagenen Weg mit einem jungen unerfahrenen Trainer, der das Konzept mit trägt, vermehrt auf den eigenen Nachwuchs zu setzen? Holt man einen Trainer-Fuchs wie z. B. Stevens, der sicherlich eher auf erfahrene Kräfte setzen würde, als auf unsere Grünschnäbel? Nimmt man den Abstieg bewusst in Kauf, weil keine andere Lösung den Erfolg garantieren würde? Oder setzt man noch einmal alle Hebel in Bewegung, um es wenigstens versucht zu haben? Je länger man wartet, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Unheil noch abgewendet werden kann. Langsam aber sicher laufen uns die Spiele davon. Diesbezüglich kann man es fast bedauerlich finden, dass der SC Freiburg und der Hamburger SV sich ebenfalls nicht mit Ruhm bekleckern und (noch) hinter uns stehen. Hätten die etwas konstanter gepunktet und uns auf den vorletzten Platz verdrängt, wäre sicherlich schon die Reißleine gezogen worden.
Will man weiterhin bedingungslos an Schneider festhalten, notfalls mit ihm in die zweite Liga gehen, dann sollen die Vereinsoberen doch gleich einmal ein schlüssiges Konzept vorlegen. Bislang hört man nur von Horrorszenarien, die einen den Untergang vom VfB befürchten lassen im Falle des Worst Case. Stand jetzt dürfte so gut wie kein Spieler feststehen, der bereit ist, auch im Unterhaus die Stiefel für den VfB zu schnüren, ganz abgesehen davon, ob wir sie überhaupt noch sehen wollten. Geschweige denn kann sich noch niemand vorstellen, mit welchem Budget man dieses Abenteuer angehen müsste, in welchen Bereichen es Einschnitte geben müsste, ob wir die Raten fürs Stadion und fürs Nachwuchszentrum noch stemmen könnten, und, und, und. Würde es uns einmal jemand erklären, dass auch im Falle des Abstiegs nicht aller Tage Abend wäre, vielleicht kann man sich die zweite Liga dann auch schon mal schön reden. Vielleicht wäre es wert abzusteigen, schon allein, um nächste Saison keinen einzigen Spieler von der derzeitigen Zweckgemeinschaft mehr sehen und ertragen zu müssen. Ganz ehrlich, in dieser Truppe habe ich keinen Lieblingsspieler mehr, das gab es in meiner Zeit als VfB-Fan eigentlich noch nie. An die Spieltermine müsste man sich gewöhnen und reichlich Urlaub opfern, dafür gäbe es aber mal wieder jede Menge neuer Stadien und neue Eindrücke. Wir würden einige Auswärts- zu Heimspielen machen, wobei dann zu hoffen wäre, dass bis dahin der Heimkomplex abgelegt werden konnte. Vielleicht gelänge es, wie nach dem Abstieg 1975, eine spielstarke Mannschaft mit jungen Spielern, überwiegend aus der Region, zusammenzustellen, der es wieder Spaß macht, zuzuschauen, mit der man sich ein Stück weit identifizieren kann, die vor hat, den VfB wieder dorthin zu bringen, wo er hingehört, nämlich in die Bundesliga. Bei den Fans würde sich die Spreu vom Weizen trennen und die Dauerkarte (vermutlich) günstiger werden. Ich als Fan würde den Kopf nicht in den Sand stecken und wäre auch im Unterhaus so oft es geht dabei.
Seit gestern habe ich mich fast schon mit dem Abstieg abgefunden und kann mir derzeit nicht einmal vorstellen, wie wir Braunschweig schlagen wollen. Die stellen sich zu elft hinten rein, der VfB findet keine Lösungen dieses Abwehrbollwerk zu knacken und ein oder zwei Abwehrfehler fabrizieren wir sowieso jedes Mal.
Entweder es geschieht etwas, das noch einmal eine Aufbruchsstimmung entfachen könnte oder wir gehen sang- und klanglos (r)unter. Die Hoffnungen mit der derzeitigen Konstellation habe ich gestern endgültig zu Grabe getragen.
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24. August 2013
Der Titel dieses Werks mag befremdlich klingen, es ist aber der Song, der uns in Rijeka ständig in den Ohren klang und der auch irgendwie bezeichnend ist, für das was wir mittlerweile alle paar Tage dargeboten bekommen.
So waren es auch weniger die jüngsten Auftritte der Mannschaft, die mich bewogen hatten, mit acht RWSlern die 750 Kilometer lange Strecke an die Adria-Küste anzutreten, als vielmehr das Drumherum, das tolle Stadion, die vielen Bekannten, die man jedes Mal trifft und ein Tag am Meer, vom dem wir sicherlich noch eine Weile zehren werden.
Treffpunkt unserer Truppe war Mittwoch 21 Uhr auf dem P&M-Platz Esslingen, wo wir unser feuerrotes Stadtmobil beluden, etwa 20 Minuten später fort kamen und in die Nacht hinein fuhren. Ich hatte es mir so schön ausgemalt, dass ich irgendwann todmüde in den Schlaf fallen würde, um am Spieltag dann einigermaßen fit zu sein. Denkste, dazu war die Stimmung einfach zu gut, zu gutes (wohl gekühltes) Bier an Bord, eine gute Anlage mit lauter Musi im Busle und zu guter Letzt will man natürlich auch für Unterhaltung der Fahrer sorgen, dass diese fit bleiben und wir gut ankommen. So sind mir auf der ganzen Fahrt gerade einmal für eine halbe Stunde die Augen zugefallen. Wir kamen super durch und konnten nachts natürlich auch auf die Tube drücken. So weit, so gut. An der kroatischen Grenze dann aber wurde jeder, der einigermaßen nach Fußballfan aussah, herausgezogen, was die Freude auf Kroatien schon einmal etwas trübte. Wir mussten, wie einige andere auch rechts heranfahren und es geschah erst einmal nichts. Nur, wenn man mal aussteigen wollte oder sich beim Grenzpolizisten beklagte, dass man eine Notdurft verrichten müsse, wurden sie sofort pampig und taten kund, wenn wir Probleme bekommen wollten, könnten wir sie kriegen. Arroganter Arsch dachte ich mir. Ein Mädchen einer ebenfalls an der Grenze gestrandeten Gruppe stieg kurz aus, um Freunde zu begrüßen und wurde mit einem harschen „schleich di“ vom Grenzer zurück ins Vehikel beordert.
Als es immer mehr Autos wurden, die den Platz belagerten, wurden wir schließlich, nach etwa 45 Minuten anhand der Ausweise, die vorher eingesammelt wurden, einzeln aufgerufen und mussten unsere Taschen öffnen. Dass dies eine reine Schikane-Aktion war, wurde schnell klar, weil der Grenzer gar nicht gründlich durchsuchte, sondern nur und im wahrsten Sinne des Wortes oberflächlich schaute, ohne selbst Hand anzulegen. Schließlich kam dann eines unserer Mädels dran, wo direkt beim Aufmachen der Tasche ein lila BH heraus blitzte, der dem scheinbar so strengen Ordnungshüter dann endgültig die Sinne vernebelte. Danach ging nämlich alles ganz schnell, wir durften aufs Klo und dann auch endlich weiterfahren. Wie ich später erfuhr hatten wir noch Glück im Unglück, andere wurden bis zu drei Stunden schikaniert und weitaus gründlicher gefilzt.
Dennoch kostete uns diese unnötige Schikane-Aktion den Sonnenaufgang am Meer! Gegen 7.30 Uhr kamen wir dann in Rijeka an, haben dann schnell kroatische Kuna organisiert und sind frühstücken und Kaffee trinken gegangen. Da wir in unserem Hostel erst ab 13 Uhr einchecken konnten und sich abzeichnete, dass es ein sonniger und heißer Tag werden würde, schnappten wir unsere Badesachen und gingen auf die Suche nach einem Strand. Der Parkwächter unseres Parkplatzes schickte uns in südliche Richtung, was wir, ganz ahnungslose Touristen, dann auch befolgten. Außer einem riesen Frachtschiff und Kränen sahen wir auch nach längerem Marsch überhaupt nichts, was auch nur annähernd an einen Strand erinnern würde. Dann fragten wir auf dem Weg noch eine ältere Dame, die uns zwar einerseits bestätigte, auf dem richtigen Weg zu sein, allerdings auch zu bedenken gab, dort ginge es nur zum Hundestrand. Egal, was die Vierbeiner erfreut kann Zweibeinern nicht schaden. . Dass Rijeka nicht mit einer Vielzahl von schönen Stränden gesegnet ist, hatte ich im Vorfeld schon gelesen, dafür hätten wir unsere Zelte in Opatija aufschlagen müssen. Am Hundestrand gingen dann ein paar von uns ins Wasser, ich selbst ließ es sein, da es mir ohne Badesandalen doch zu steinig war. Sah aber verlockend aus, muss ich zugeben. Hitze und strahlender Sonnenschein, da hätte mir eine Abkühlung auch gut getan. Nebenan vergnügten sich ein paar Hunde, die sich allerdings nicht darüber beklagten, den Strand mit uns teilen zu müssen.
Einer der Hundehalter organisierte uns dann schließlich ein Taxi, das uns in zwei Fuhren zurück zum Parkplatz brachte. Einige von uns bekamen schon wieder Hunger, so dass wir uns auf die Suche nach einem Speiselokal begaben. An allzu vielen Restaurants kamen wir nicht vorbei, so dass wir schließlich in Kroatien in einem mexikanischen Lokal landeten. Ich selbst hatte zum einen noch keinen großen Hunger, zum anderen freute ich mich eher auf einen kroatischen Grillteller, als dass ich bei brütender Hitze das scharfe Essen beim Mexikaner zu mir nehmen wollte. So aßen alle anderen dort, nur ich nicht, was ich dann aber auch nicht bereute, kamen der eine oder andere doch ganz ordentlich ins Schwitzen. Wenn man so in die Gesichter schaute, schien ein Teil der Mahlzeiten nahe der Schmerzgrenze gewesen zu sein. Dennoch waren die Stuttgarter Jungs eisern und aßen ihren Teller auf. Zur Belohnung gab es einen Schnaps auf Kosten des Hauses, der nicht minder scharf gewesen war.
Danach bezogen wir unser Hostel, in dem zwei Zimmer für uns reserviert waren. Für die Mädels ein Dreibett-, für uns Männer ein Sechsbettzimmer. Ich muss ja zugeben, dass so etwas überhaupt nicht mehr mein Ding ist. In diesem Fall aber, ich konnte erst kurzfristig dieser Truppe zusagen, da ich zuvor noch bei anderen im Wort stand, war alles schon so gebucht und ich dachte, eine Nacht geht das schon. Im Zimmer legten wir uns dann für etwa 1 ½ Stunden ab und konnten noch einmal duschen, bevor es auf die Piste und in Richtung Stadion gehen sollte.
Irgendwann nach 16 Uhr zogen wir dann los und fragten uns zum Restaurant Gardens durch, das in den Faninfos empfohlen wurde. Schließlich musste ich ja auch noch etwas essen, da zuvor schon kommuniziert worden war, dass es im und am Stadion nichts zu futtern gäbe. Das Gardens war die richtige Wahl, ich aß Cevapcici mit Pommes und Reis, eine ordentliche Portion, die als Grundlage genügen sollte und richtig schmackhaft. Der am heftigsten Chili Con Carne Geschädigte bekam dann noch zwei Saucieren voller Senf hingestellt, um sein Sodbrennen zu bekämpfen. Dort verweilten wir einige Zeit und tranken noch das eine oder andere kroatische Bier, bevor wir uns Gedanken machten, wie wir ins Stadion kommen würden. Taxis bekamen wir keine, schon gar nicht für neun Leute, also fragten wir uns zum Bus durch, der in Richtung des Stadions fuhr. In den Faninfos waren leider keine Informationen darüber zu finden, wie man zum Stadion gelangen könnte. Es wurde einfach davon ausgegangen, dass man sich schon irgendwie am Fansammelplatz einfinden und von dort zum Stadion eskortiert werden würde. Aufgrund der Umstände und des Schlafdefizites der durchgemachten Nacht, war uns das aber alles zu früh, so dass wir den Weg individuell in Angriff nahmen.
Vom ersten Bus der Linie 1, der zum Stadion fahren würde, sahen wir gerade noch die Rücklichter, so dass wir knappe 20 Minuten auf den nächsten warten mussten. Als dieser heranfuhr war schon eine Horde Rijeka-Fans drin, doch es gelang uns, uns noch gerade so hinein zu quetschen. Hier war so eine Art Commando Kindergarten unterwegs, wobei uns dabei schon ein Eindruck vermittelt wurde, wie heißblütig die Rijeka-Fans sein würden. Auf der ganzen Fahrt wurde gehüpft und gesungen, was das Zeug hielt. Dort hallte uns auch erstmals dieses ominöse „Stuttgart, Stuttgart, auf Wiedersehen“ entgegen. Wir fanden es lustig und mussten unsere losen Utensilien wie Schals und Mützen eisern verteidigen, was nicht allen von uns gelang. Getauscht hätte ich ja noch, aber einfach so bei erstbester Gelegenheit meine Sachen zu verschenken, da bin ich zu sehr Schwabe. . Die Busfahrt war schier endlos und eigentlich wären Ohropax angesagt gewesen, so laut war es schon während der Fahrt. Es wurde ja nicht nur gesungen sondern noch mit allem gegen den Bus getrommelt, was irgendwie Lärm machte, u. a. hatte einer eine abgesägte Regenrinne oder ein ähnliches Utensil dabei. Die Temperatur im Bus dürfte bei etwa 60 Grad Celsius gelegen haben, so dass ich mein frisch angezogenes Trikot hätte auswinden können, so patschnass wie es war. Die Busfahrt war aber dennoch ein super Erlebnis, die Stimmung freudig und frotzelnd, jedoch überhaupt nicht feindselig. Wir hoffen alle, dass hiervon auch noch ein Video in den Weiten des Handyspeichers auftaucht… .
Nachdem wir das Ziel erreicht hatten, wollten einige noch Erinnerungsbilder mit uns machen, dem wir selbstverständlich auch eingewilligt hatten. Danach liefen wir dem Pulk hinterher, wurden aber schon sehr bald von Ordnungshütern daran gehindert, weiter zu laufen. Ich hätte das Stadion gerne noch von oben fotografiert, wir wurden aber nicht mehr durchgelassen. Die Polizisten wiesen uns den weiten Weg in Richtung unseres Gästeeingangs und eskortierten uns bis dahin, immer scharf und bestimmend beobachtend, dass nicht einer würde ausscheren wollen.
Als wir ankamen, gab es am Getränkestand außerhalb des Stadions schon nichts mehr zu trinken, was mich ziemlich ärgerte nach dem Flüssigkeitsverlust während der Busfahrt. Vor dem Stadion hatten wir dann noch einige Bekannte getroffen und beobachtet, wie fünf VfBler festgenommen und in einen Polizeibus verfrachtet wurden. Wie sich später herausstellte anscheinend, weil sie zwei Promille Alkohol im Blut hatten. Nach dem Spiel sammelte das CC im Block Geld ein, um diese fünf VfBler auslösen zu können, damit diese wie geplant abends noch die Heimreise antreten konnten. Wir gaben auch unseren Obolus, kann es doch im Grunde im treffen. Ob wegen Alkohol, einem bösen Blick, dem überschreiten eines bestimmten Bereiches, Zaun hinauf klettern, um ein gutes Foto zu bekommen oder einfach nur, weil man zu einer falschen Zeit am falschen Ort ist. Seine Grundrechte gibt man mit dem Kauf einer Eintrittskarte ab, der Grundsatz „ohne Beweis keine Verurteilung bzw. Strafe“ ist für Fußballfans scheinbar weltweit außer Kraft gesetzt, man ist mehr und mehr der Willkür eines Staates und seiner Exekutive ausgesetzt. Daher war es für mich eine Selbstverständlichkeit, meinen Teil dazu beizutragen. You are not alone, WIR sind die Kurve!
Danach gingen wir etwa 20 Minuten vor Spielbeginn hinein ins Stadion. Wie immer hatte ich auch dieses Mal wieder Bedenken, ob es am Einlass Stress wegen meiner Kamera würde. Auch hier ist man absolut der Willkür der Leute am Einlass ausgesetzt. Die Faninfos auf der VfB-Seite bzw. diese, die der VfB von den Kroaten bekamen, waren mehr als dürftig. Zum einen waren sie in Englisch gehalten. Für mich ja kein Problem, dennoch hätte sich der VfB auch die Mühe machen können, diese zu übersetzen und nicht einfach ungefiltert online zu stellen. Zum anderen stand dort drin weder etwas davon, dass es Beschränkungen bzgl. Kameras geben würde, noch, dass es eine Promillegrenze geben würde. Wie ich gehört habe, habe diese bei 0,8 Promille gelegen. Auch davon, dass man keine Feuerzeuge mitnehmen dürfte, habe ich nichts gelesen. Am Einlass musste ich meine Hosentaschen leeren und prompt haben sie mir, wie vielen anderen auch, Feuerzeuge abgenommen, viel Spaß damit, ihr Kroaten. Ihr ward ja so gründlich, dank Feuersteinen gab es dennoch ordentlich Feuer im Stadion. Meine Kameratasche hat sie dagegen überhaupt nicht interessiert.
Auch wenn wir relativ spät rein kamen, war doch noch genügend Platz im Block, um sich einen guten Platz auszusuchen. Ein neues Stadion ist für mich nach wie vor immer etwas Besonderes und ich freue mich jedes Mal aufs Neue wie ein kleines Kind darauf. Dort in Rijeka aber erwartete uns noch etwas mehr. Ein Stadion, zwischen einer Felswand und dem Meer gebaut, das schon eine einzigartige Lage hat. So postierte ich mich in der ersten Halbzeit auch so, dass ich einen Platz mit Meerblick hatte und hoffte auf das eine oder andere schöne Bild davon. Es war ein Ausblick zum Genießen und die Stimmung war auch schon recht gut. Die gut 900 VfBler hatten allerdings allergrößte Mühe, den heißblütigen Kroaten stimmlich etwas entgegen zu setzen. Dieses gelang eigentlich mehr visuell denn akustisch. Auf diesen langen Reisen merkt man vielen doch die Strapazen an, vor allem denjenigen, die wie wir die ganze Nacht auf der Autobahn unterwegs waren und schon das eine oder andere Bierchen intus hatten.
Ein Übriges tut die fast schon gleichgültige Haltung die viele derzeit haben, wenn es um den VfB geht. Jedes Spiel ein Spiegelbild dessen, was man schon seit Monaten zu sehen bekommt, emotionslos auf dem Rasen, emotionsloser als normalerweise auch auf den Rängen. Man fährt zum Spiel, erwartet aber nichts, außer vielleicht dass das Team, zumal live übertragen im Free TV und in der Prime Time, uns nicht allzu sehr blamieren möge, wie schon so oft geschehen. Derzeit herrscht eine negative Grundstimmung rund um den VfB, wie ich sie schon lange nicht mehr erlebt habe. Die Aufbruchsstimmung, die die Wahl von Wahler für kurze Zeit erzeugt hat, wie verpufft. Der triste Alltag hat uns wieder, es macht keinen Spaß mehr, dieser Truppe bei der Ausübung ihres Berufes zuzuschauen. Wir sind es leid Woche für Woche dieselben Ausreden und Spielanalysen zu hören. Alleine für die Aussage von Labbadia, wir würden in einer Ergebniskrise stecken und für die ordentlichen Leistungen nicht belohnt werden, gehört Bruno eigentlich links und rechts eine an die Backen, damit er einmal seine Bruno-Brille absetzt und den Tatsachen ins Auge blickt. Ich habe schon lange keine ordentliche Leistung mehr vom VfB gesehen, insofern bekommt der VfB derzeit das, das er verdient, nämlich null Punkte! Wie der „Trainer“ redet, so spielt die Mannschaft. Wie das Kaninchen vor der Schlange macht man sich auch vor der, bei allem Respekt, allenfalls dritten kroatischen Kraft vorher in die Hose, anstatt einfach mal konzentrierten, mutigen, engagierten Fußball zu spielen. Ich bin der festen Überzeugung, dass es mit diesem Trainer überhaupt nichts mehr werden kann. Wie sagt man so schön, lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Und dieser Schrecken, bisher noch ohne Ende, begleitet uns schon eine gefühlte Ewigkeit. Wie aufgeregt war ich früher, wenn es ins Stadion ging, kaute schon einen Tag vorher an meinen Fingernägeln und konnte die Dramatik während des Spiels kaum aushalten. Und jetzt? Emotionslos! Ich erwarte nichts! Und das tolle daran? Meine Erwartungen werden bestätigt! Ich bekomme nichts geboten! Super, Ziel erreicht.
Eigentlich ja schön, wenn man nach dem größten Dreckskick nicht einmal enttäuscht nach Hause geht. Man schont seine Nerven und läuft nicht griesgrämig durch die Gegend, man kann mit Kollegen und Bekannten über den VfB lästern und fühlt sich nicht einmal mehr getroffen, weil sie ja Recht haben.
Jetzt aber mal halblang, bis hierher und nicht weiter!!! Kanns das sein? Muss ich tatenlos mit ansehen, wie mein geliebter VfB, so den Bach runter geht? Zur Lachnummer der Nation verkommen ist? Von handelnden Personen, Verdienste in der Vergangenheit hin oder her, herunter gewirtschaftet wird. Dass von einem Übungsleiter, dessen größter sportlicher Erfolg der Klassenerhalt eines Traditionsvereins, seines Zeichens Gründungsmitglied der Bundesliga und so etwas wie zum Inventar der Liga gehörend, ist, dass dieser Verein, früher immer für attraktiven Angriffsfußball stehend, schleichend zur grauen Maus verkommen ist? Immer hoffend, der Gegner möge den einen entscheidenden Fehler machen und wir das Spiel mit einem dreckigen 1:0 gewinnen. Wenn die Klarheit ins Spiel zurück kommt, werden wir auch gegen einen länger im Spielbetrieb steckenden brutal schwer zu bespielenden Gegner wie Rijeka weiter kommen können.
Das kann doch nicht der Anspruch sein. Mit Fußball a` la Labbadia wird das Stadion leer gespielt und anderen Sportarten oder Vereinen werden Zuschauer zugespielt, weil dies nur noch Hartgesottene ertragen können oder wollen. Und dies mehr deswegen, weil wir alle so etwas wie eine große Familie sind, und sich das Leid unter Leidensgenossen besser ertragen lässt.
Der Verein muss jetzt handeln! Wenn Fredi Bobic nicht zeitnah Klartext redet und sich von Labbadia deutlichabgrenzt, steht auch er für mich zur Disposition. Für mich ein VfBler durch und durch, jetzt wäre er aber in der Pflicht Schaden vom Verein abzuwenden.
Die Vertragsverlängerung mit Labbadia, das auch noch bis 2016, war der größte Stuss, den er vollbracht hat. Ohne Not. Zu einer Zeit, als wir gerade mal wieder eine grottenschlechte Vorrunde mit historischen Blamagen, u. a. gegen Bayern und das Dorf, hinnehmen mussten. Zu einer Zeit also als sich schon eine gewisse Bruno-Müdigkeit breit machte.
Dass er jetzt auch seinen eigenen A… retten und vermeiden möchte, den Trainer rauszuschmeißen, weil durch den langfristigen Vertrag eine erkleckliche Abfindung fällig ist, mag aus seiner Sicht verständlich sein.
Im Sinne und zum Wohle des VfB ist das sicherlich nicht. Wir sind gerade dabei, die nächste Saison in den Sand zu setzen. Daher muss meiner Meinung nach jetzt gehandelt werden und nicht erst dann, wenn fast nichts mehr zu retten ist, und es nur noch um Schadensbegrenzung geht. Dies wird dann nämlich zusätzliche Millionen kosten, weil ein VfB der langweiligen Ergebnisfußball spielt und zu stark für die Abstiegsplätze und zu schwach für die oberen Regionen ist, keinen mehr interessiert. 40.000 Zuschauer im ersten Heimspiel gegen einen Championsleague-Teilnehmer sollten Alarmsignal genug sein, dass die Leute den Labbadia-Fußball leid sind. Wenn diejenigen, die jetzt schon fern bleiben und diejenigen, die nach und nach leise servus sagen, sich einmal für andere Wochenendbeschäftigungen entschieden haben, dürfte es, auch mit einem Trainer, schwer werden, diese zurück zu gewinnen. Labbadia selbst dürfte einen nicht unerheblichen Anteil daran haben, dass zum Heimspielauftakt nur eine gefühlte Minuskulisse den Weg ins Stadion fand. War doch er es, der trotz einiger Neuzugänge weiterhin alles madig machte und suggerierte, man brauche weiterhin nichts zu erwarten, bzw. erst dann, wenn noch Neymar oder Messi verpflichtet werden. Nach dieser Aussage gäbe es für Bobic eigentlich nur zwei Möglichkeiten, entweder Bruno entlassen oder Messi (respektive Neymar) holen. Andernfalls, und das wurde schon gegen Leverkusen vor Augen geführt, haben wir eine Saison wie die letzte zu erwarten. Emotionslos, ohne Spielfreude, ohne Spielwitz, mitunter konfus aber bestimmt nicht einfallsreich im kreieren von Torchancen, einfach gearbeiteter (schlecht anzuschauender) Fußball. So stehen die Chancen schlecht, die Heimschwäche der letzten Saison abzulegen.
Im Spiel hat sich der VfB mal wieder, wie es Gentner formulierte, nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Es stand halt der VfB auf dem Platz, wie ihr wisst „Stuttgart international, kann man nur besoffen sehn“. Demnach müsste man im Grunde von der UEFA Schmerzensgeld dafür verlangen dürfen, dass im Stadion nur alkoholfreies Bier ausgeschenkt wird. Im Grunde war das Gekicke einmal mehr nicht zu ertragen. Fehlpässe hüben wie drüben mit der einen oder anderen Halbchance, der dann hinterher nachgetrauert wurde. Schon bei der Aufstellung konnte man eigentlich nur die Hände über dem Kopf zusammen schlagen. Maxim wieder draußen, dafür Cacau, derzeit offensichtlich formschwach und viel zu langsam, im Spiel. Molinaro, eigentlich auf der Verkaufsliste, darf abermals ran und seine Schwächen offenbaren. Dass der sich (schon gegen Plovdiv) international festspielen durfte, auch ein Bärendienst (hoffentlich bald eine Hinterlassenschaft) von Labbadia für den VfB. Ein international beschäftigter Verein, wird ihn jetzt sicherlich nicht mehr holen, zumal ihm Bruno jetzt auch immer wieder die Gelegenheit gibt, unter Beweis zu stellen, was er alles unter ihm verlernt hat.
Harnik durfte ebenfalls wieder ran, obwohl seit Wochen und Monaten nur ein Schatten seiner selbst. Weshalb wir einen solch großen Kader besitzen, wenn das Leistungsprinzip und Konkurrenzkampf außer Kraft gesetzt sind, erschließt sich mir nicht.
Was Kvist verbrochen hat, würde mich schon auch einmal interessieren. Dass er die Bremse im VfB-Spiel war, hatte ich früher ja kritisiert. Eine Denkpause – schön und gut. Es dauerte ja ewig, bis Labbadia ihn überhaupt mal draußen ließ. Dass er aber jetzt so immens außen vor ist, hat er nicht verdient. Er ist ein guter Fußballer, das ist unbestritten. Ein Trainer hätte ihm ausgetrieben, den Blick nur zurück zu richten und defensiv zu denken, die Unsicherheit, die er zum Schluss hatte, hätte genauso bekämpft werden können, notfalls mit einem Mentaltrainer. Dass es sich Labbadia jetzt aber leistet, einen unseren, vom Marktwert her, wertvollsten Spieler so nieder zu machen, dass er überhaupt keine Rolle mehr spielt, das hat Kvist nicht verdient. Gerade jetzt, wo es in der Mannschaft hinten und vorne nicht stimmt, wäre die Zeit für ein Comeback reif, auch, um nicht noch mehr an Wert zu verlieren. Auch so ein Fall von Geldverbrennung Marke Labbadia. Kvist, kürzlich noch mit einem Marktwert von 7,5 Mio. gelistet, jetzt auf 5,5 Mio. taxiert und, sollte sich ein Abnehmer finden, dürfte er sicherlich für noch einiges weniger wechseln, nur um ihn von der Gehaltsliste zu haben.
Auch in Rijeka war das Geschehen auf den Rängen weitaus interessanter und sehenswerter als das auf dem grünen Rasen. Wirklich eine geile südländische Atmosphäre, die uns die Armada (Ultras des HNK Rijeka) dort beschert hat. Eine Choreographie, die während des Spiels beginnt und etwa 5 Minuten dauerte, sieht man nicht alle Tage. Dazu geile Pyroshows, hüben wie drüben. Der Spielverlauf an sich ist hinlänglich bekannt und es auch nicht wert, näher darauf einzugehen.
Nach dem Leverkusen-Spiel tat Bobic die „Bruno raus“-Rufe damit ab, dass das Gros der wahren Fans zum gesamten Team stehen würde und diese nur vereinzelt zu hören wären. In Rijeka aber rief es schon fast der gesamte Block, und dies fern der Heimat, was dem Verein zu denken geben sollte. Unsere „Bruno raus“-Rufe wurden von den Kroaten mit einem herzlichen „Bruno, Bruno, auf Wiedersehen“ beantwortet. Klasse!
Eine bizarre Situation gab es noch, als die Mannschaft in die Kurve kam. So gut wie keiner klatschte, damit konnten die Spieler nichts anfangen. Sie standen wie angewurzelt da und wir starrten uns gegenseitig an.
Dass im Stadion überhaupt keine Durchsage auf Deutsch kam, zeugt nicht von allerbester Gastfreundschaft. Die Blocksperre nach dem Spiel dauerte sage und schreibe 1 ¼ Stunden und das ohne auch nur einen kleinen Hinweis weshalb und weswegen. Dass hier alles so schön ruhig geblieben ist, war wohl alleine dem milden Sommerabend, der Besonnenheit und auch der Trägheit der mitgereisten Schwaben geschuldet.
Als wir endlich herausgelassen wurden, waren die Wege, die wir gehen durften, klar vorgezeichnet. Wie eine Herde Schafe wurden wir vom Stadion weg getrieben und mussten eine Steigung hoch gehen, die an die Substanz ging. Wer eine kurze Rast einlegen wollte, wurde immer weiter und weiter getrieben, ohne jede Gnade seitens der Polizei. Wir sahen ein altes Pärchen, wo der Mann die Frau fast den Berg hoch schob, weil sie nicht mehr konnte. Menschenverachtend, wie hier mit einem umgesprungen wurde. Oben angekommen wurden wir daran gehindert, zum Bus zu gelangen, der uns die gut sechs Kilometer in die Stadt gebracht hätte. Andere durften nicht in Richtung ihrer Autos laufen oder erst, nachdem sie oberkörperfrei sich ihrer Trikots entledigt hatten. Taxis waren weit und breit keine zu sehen, so dass viele den langen Weg in die Stadt zu Fuß auf sich nahmen. Die Kroaten hatten das nämlich auch so gut getimt, dass wir erst „frei“ waren, als der letzte Bus weggefahren war. Manchmal wünschte man sich, die gegnerischen Fans (die aber ja nichts dafür können) würden bei uns genauso behandelt werden.
Wir hatten das Glück, dass wir einen Bekannten aus dem Fanclub getroffen hatten, der uns in zwei Fuhren mit dem Auto zu unserem Hostel brachte. Wie Aussätzige wurden wir dort behandelt, Gastfreundschaft sieht anders aus.
In der Stadt dann schließlich fanden wir in fußläufiger Nähe kein Lokal mehr, wo wir etwas zum trinken bekommen hätten. Zum Glück hatten wir noch Kühltaschen voller Bier im Zimmer. Damit machten wir uns in der Fußgängerzone breit und hatten noch einen sehr lustigen Abend. Immer wieder kamen Rijeka-Fans vorbei und intonierten ihr „Stuttgart, Stuttgart, auf Wiedersehen“, das wir mittlerweile schon mitsangen. Einige blieben dann noch bei uns und wir feierten gemeinsam bis tief in die Nacht. Da war dann auch die Zeit gekommen, meinen Schal gegen einen Rijeka-Schal zu tauschen.
Schade, dass es bei einem solchen Spiel nicht möglich ist, zusammen mit dem Gegner in der Fankneipe des Stadions oder Drumherum ein Bier zu trinken und sich kennen zu lernen. Das wäre eine Art von Völkerverständigung und würde so manche Aggressivität herausnehmen. Ich glaube nicht, dass es bei diesen beiden Fanlagern zu größeren Problemen gekommen wäre. Sicherlich gibt es auf beiden Seiten Provokateure, diese gilt es eben in die Schranken zu weisen und auch einmal des Lokals zu verweisen. Aber, bei Fußballspielen macht es sich die Obrigkeit immer sehr einfach und nimmt gleich alle in Sippenhaft.
Am nächsten Morgen, abermals nach ziemlich wenig Schlaf, ließen wir den Tag langsam anklingen und starteten erst gegen 12.15 Uhr in Richtung Heimat. In Spittal, Österreich, machten wir dann noch eine ausgedehnte „Mittagspause“, aßen und tranken etwas in einem schönen Biergarten und waren schließlich gegen 22.30 Uhr wieder in Esslingen.
Es war ein rundum gelungener Trip mit klasse Leuten. Es hat alles zusammengepasst, jederzeit gerne wieder. Jetzt erst einmal erholen, aber auch davon zehren. Morgen hat uns der Alltag dann schon wieder, es geht nach Augsburg.
Als treuer Fan mag man es ja kaum aussprechen. Wie ich mich schon über das Lastminute-Tor in Rijeka zu einem „guten“ Auswärtsergebnis nicht erfreuen konnte, wäre ich auch bei einem Sieg bei den bayerischen Schwaben nicht euphorisch, würde das Leiden unter Bruno doch nur weiter verlängert werden. Traurig, wie weit es schon gekommen ist…
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6. Mai 2012
Der gestrige kam einem perfekten Tag ziemlich nah. Früh morgens ging es schon los zur Saisonabschlussfahrt des OFC Leintal Power aufs Partyfloß des Neckarkäptn, mit dem wir von der Anlegestelle Poppenweiler nach Bad Cannstatt fuhren.
Vor dem Spiel noch ging es weiter auf den Wasen, Pilsbar Grandl. Dann weiter ins Stadion, wo zunächst Stefano Celozzi, Timo Gebhart, Matthieu Delpierre und Khalid Boulahrouz verabschiedet wurden, eine wunderschöne Choreographie zelebriert wurde, der VfB anschließend ein Spiegelbild der Saison ablieferte, indem er am Boden lag und stark zurückgekommen ist, mit anschließender Ehrenrunde, wo der Einzug in die Europa-League Playoffs mit den Fans gefeiert wurde.
Nach dem Spiel dann feierten wir ebenfalls noch mal richtig mit dem OFC United Supporters, indem wir eine Kneipentour durch Cannstatt unternahmen. Heute ist daher erst einmal Regeneration angesagt, allerdings erst, nachdem die Bilder online sind und ein Bericht verfasst wurde.
Wie schon erwähnt, steht das gestrige Spiel für mich exemplarisch für unseren Saisonverlauf. Nach einem guten Beginn folgte ein recht ernüchternder Durchhänger, um am Ende wieder alle Kräfte zu mobilisieren und das Ruder noch herumzureißen. Grund zum jubeln haben wir ohne Zweifel. Der sechste Tabellenplatz ist ein riesen Erfolg, wenn man sich vor Augen führt, wo wir vor Jahresfrist standen. Nach der Floßfahrt 2011 stand das alles entscheidende Spiel gegen Hannover 96 an, in dem wir zum siegen verbannt waren, um nicht abzusteigen. Jetzt dürfen wir uns wieder auf Europa freuen! An dieser Stelle ist es auch einmal an der Zeit, eine Lanze für Bruno Labbadia und sein Team zu brechen, der uns innerhalb von 1 ½ Jahren vom Abstiegsplatz in die Europa League geführt hat. Diese Leistung ist nicht hoch genug zu bewerten, befindet sich der VfB doch noch immer in einer Phase der wirtschaftlichen Konsolidierung. Erst jetzt, im Sommer 2012, ist der VfB befreit von einigen hochdotierten Verträgen und auch Fehleinkäufen, die noch Horst Heldt zu verantworten hatte. Bisher waren Fredi Bobic und damit auch Bruno Labbadia die Hände gebunden, da sie mit Spielern arbeiten mussten, die teilweise ihre Verträge absaßen, die ihnen Shopping-Hotte zugestand.
Jetzt hat der VfB die große Chance den Kader weiter punktuell zu verstärken, das aber nur dann, wenn aus der zweiten Mannschaft kein geeignetes Personal rekrutiert werden kann. Der Kader kann auf ein Normalmaß von 22-25 Spielern verkleinert werden, was dem Trainerteam das arbeiten erleichtern und die Zahl der Tribünenhocker ohne jede Einsatzchance reduzieren würde. Die Transferbilanz von Fredi Bobic liest sich hervorragend, klammert man einmal Camoranesi aus. Ansonsten hat er mit Augenmaß Zugänge präsentiert, die uns allesamt weiter brachten. Von den bisher feststehenden Abgängen sind alle mehr oder weniger nachvollziehbar. Celozzi ist nie richtig in Stuttgart angekommen, Delpierre mit geschätzten 4,2 Millionen Euro Jahressalär zu teuer und auch ohne Aussicht auf die Rückkehr in die Stammformation. Timo Gebhart tut sicherlich eine Luftveränderung gut, für ihn war in Labbadias System kein Platz mehr. Ihm wünsche ich, dass ihn Dieter Hecking in Nürnberg „hinbekommt“. Er muss auf gut deutsch erwachsen werden und mehr durch Leistungen auf dem Platz, als durch seine Präsenz im Nachtleben, von sich reden machen. Am meisten schmerzt mich der Abgang von Khalid Boulahrouz. Ihn mag ich vom Typ her, einer, der Vollprofi durch und durch ist und für Fans immer ein offenes Ohr hatte. Seine Verpflichtung damals mit einem hochdotierten Vertrag war ebenfalls Horst Heldt zuzuschreiben und für mich zu der Zeit nicht nachvollziehbar. Unsere Innenverteidigung stand damals mit Tasci und Delpierre felsenfest, wofür also einen hochbezahlten Bankdrücker verpflichten? Daher kam er lange nicht auf die Beine beim VfB, zumal er durch den Verlust eines Kindes auch privat eine sehr schwere Zeit durchmachte. Jetzt, unter Bruno Labbadia, zum Schluss seiner Ära beim VfB, nahm er die Rolle als Rechtsverteidiger an, die er phasenweise bärenstark interpretierte. Er ist zweikampfstark und zudem blitzschnell, was man ihm kaum zutraut. Leider verletzte er sich nach seiner starken Vorstellung in Sinsheim, als er beide Tore vorbereitete und im Kampf um einen neuen Vertrag keine weiteren sportlichen Argumente mehr liefern konnte. Trotzdem ist es natürlich nachvollziehbar, dass sich Verein und Spieler mit ihren unterschiedlichen (finanziellen) Interessen nicht nahe kamen. Eine Vertragsverlängerung wäre nur in Betracht gekommen, wenn der Spieler auf etwa die Hälfte seines bisherigen Salärs verzichtet hätte. Der Spieler wiederum pocht sicherlich darauf, dass es um „seinen letzten großen Vertrag“ geht und sondiert den Markt, wer ihm mehr bezahlt als der VfB. Alles Gute Kannibale!
Ob uns weitere Spieler mit hochdotierten Verträgen verlassen, wie bspw. Molinaro, Kuzmanovic oder sogar Cacau, werden die nächsten Wochen und Monate zeigen. Ebenso, welche Neuen Bobic aus dem Hut zaubert. Erster „Neuzugang“ ist Daniel Didavi, der zurückkehren soll und sich dem Kampf um einen Platz im Team stellen muss. Kann er dabei Leistungen anbieten, wie zuletzt in Nürnberg, dürfen wir uns auf ihn freuen. Ich denke mal, die über viereinhalb Monate dauernde Sommerpause wird spannend werden wie selten.
Wir werden uns die Zeit bis dahin mit dem ein oder anderen Testspiel vom VfB zum Saisonabschluss verkürzen, beim Länderspiel Schweiz-Deutschland in Basel vor Ort sein und wieder zum Trainingslager reisen, sofern es der Termin zulässt. Und dann bin ich jetzt schon gespannt, wohin uns die Europa League Playoff Auslosung führt. Nach einjähriger Europa League Abstinenz lechzt man förmlich nach dem nächsten internationalen Auftritt. Nicht zuletzt steht dann noch die Europameisterschaft in Polen und der Ukraine an, die wir aufgrund der Gegebenheiten in der Ukraine nicht bereisen werden. Nicht nur die politische, auch die infrastrukturelle Lage und die exorbitant gestiegenen Übernachtungskosten schrecken ab, sich das anzutun.
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