Spanien ist am Ziel! Der Europameister von 2008 schnappt sich auch den WM-Titel. Obwohl das Finale von Johannesburg auf ganz schwachem Niveau stattfand, sah es mit Spanien den verdienten Sieger. Iniesta nutzte seine Chance in der 116. Minute und schoss die Iberer zum ersten Weltmeisterschaftstitel in ihrer Geschichte.
Der niederländische Trainer Bert van Marwijk stellte nach dem 3:2 gegen Uruguay seine Startformation auf zwei Positionen um: Van der Wiel ersetzte wieder Bouhlarouz und de Jong spielte für de Zeeuw – im Halbfinale war das Duo gelbgesperrt.
Spaniens Coach Vicente del Bosque dagegen brachte im Vergleich zum 1:0 gegen Deutschland die selbe Startelf. Beide Finalmannschaften traten in der identischen taktischen Formation an, nämlich im 4-2-3-1-System.
Das Spiel begann mit einer flotten Anfangsviertelstunde, vor allem von Seiten der Spanier. Die Iberer attackierten die Niederländer schon in deren Hälfte und hätten bei Ramos’ Kopfball in der 5. Minute beinahe schon gejubelt, aber Stekelenburg rettete das zu-Null mit einer Klasse-Parade.
Oranje attackiert, La Roja verliert die Linie
Derart in Schwung bestimmte der Europameister das Geschehen: Xavi, Iniesta und Xabi Alonso zogen auch gegen die Niederländer ihr gefürchtetes Passspiel auf. Im Gegensatz zum Deutschland-Spiel im Halbfinale suchte die Marwijk-Elf allerdings den direkten Zweikampf und fand ihn auch. Dabei übertrieben es die Niederländer mehrfach, van Bommel mähte Iniesta brutal von hinten um (22.), de Jong sprang in Kung-Fu-Manier Xabi Alosno in den Brustkasten (28.). Beide Male strafte der englische Schiedsrichter Howard Webb mit Gelb – und ließ dabei große Milde walten.
Durch die zahlreichen kleineren und größeren Fouls – auch van Persie, Sergio Ramos und Puyol sahen den Gelben Karton – war auf jeden Fall Spaniens Rhythmus arg gestört, so dass nur noch Pedros Distanzschuss aus der 38. Minute für die Spanier zu Buche stand.
Die Niederländer andererseits enttäuschten speziell im Vorwärtsgang. Aus der Defensive schlug das Oranje-Team auf die einzige Spitze van Persie oder Kujt und Robben fast nur lange Bälle, doch diese kamen kaum an. Gefährlich wurde die Marwijck-Elf so nicht, da sie auch die zweiten Bälle seltenst eroberte. Allein in der Nachspielzeit fasste sich Robben ein Herz und schoss vom rechten Strafraumeck aufs kurze Eck, doch Spaniens Keeper Casillas wehrte zur Ecke ab. Am Gesamteindruck, dass die ersten 45 Minuten wenig mit einem WM-Finale gemein hatten, änderte diese Szene aber nichts.
Villa und Robben haben es auf dem Fuß
Auch die zweite Hälfte begann mit schaurigem Fußball. Die Niederlande war rein auf Zerstören aus, und die Spanier offenbarten überraschend viele kleinere Fehler. Doch in der 62. Minute blitzte dann aus dem Nichts die Genialität Sneidjers auf. Der Inter-Profi schickte Robben durch die Gasse steil, der alleine auf Casillas zusteuerte. Der Keeper wartete lange und konnte in höchster Not mit dem Fuß klären.
Danach schleppte sich das Spiel weiter, Spanien ohne Linie, die Niederlande ohne den Ehrgeiz, nach vorne zu spielen. Es blieb ein zerfahrenes Duell, in dem die Defensivreihen dominierten. Allerdings nicht in der 69. Minute, als Heitinga im eigenen Fünfer über den Ball trat und Villa nur noch einschieben musste, doch der spanische Goalgetter traf nur Heitingas Bein. Ein weiterer Aufreger war Sergio Ramos’ Kopfstoß nach einer Ecke, als er mutterseelenallein drüberköpfte (78.).
Apropos Aufreger: Bei einem Zweikampf zwischen Iniesta und van Bommel stieg der Niederländer dem Spanier erst auf den Fuß, dann revanchierte sich Iniesta ohne Ball, doch beide durften ohne Strafen weitermachen. Kurz darauf wäre van Marwijks Plan beinahe aufgegangen, denn nach einem Befreiungschlag verlängerte van Persie in den Lauf von Robben. Der Bayern-Spieler lief Puyol davon, der leicht an Trikot zupfte, doch dann scheiterte der Niederländer wieder am herausstürzenden Casillas (83.).
Verlängerung startet mit Elfmeter-Szene
Kurz nach dem Beginn der Verlängerung stand erneut Schiedsrichter Webb im Fokus, als er Heitingas Attacke gegen Xavi als nicht-elfmeterwürdig beurteilte (92.). Kurioserweise wurde das Spiel nun flotter. Der eingewechselte Fabregas wurde von Iniesta wunderbar freigespielt, doch der Arsenal-Profi scheiterte freistehend an Keeper Stekelenburg (95.). Sekunden später hatte Mathijsen zum Held werden können, doch sein Kopfball ging nach Robbens Ecke knapp drüber (96.).
Iniesta schießt Spanien zum ersten WM-Titel
Im zweiten Abschnitt der Verlängerung musste dann doch der erste bereits verwarnte Niederländer frühzeitig zum Duschen. Heitinga zerrte den durchgebrochenen Iniesta an der Schulter und sah dafür die Ampelkarte (109.). In den verbleibenden Minuten versuchte Spanien die nummerische Überzahl doch noch zu nutzen und wurde spät belohnt: Fabregas sah den frei stehenden Iniesta, der mit einem wuchtigen Schuss aus zehn Metern ins lange Eck die Entscheidung herbeiführte (116.) – die Iberer sind erstmals in ihrer Historie Fußball-Weltmeister.
Die Niederländer dagegen verlieren nach 1974 (1:2 gegen Deutschland) und 1978 (1:3 gegen Argentinien) auch ihr drittes WM-Finale.
(kicker.de)