28. April 2016
„Wer mir den Eindruck vermittelt, dass er dafür nicht bereit ist, für den haben wir hier keine Verwendung.“ So unser Kapitän Christian Gentner nach der desaströsen Leistung vor Wochenfrist beim FC Augsburg. Was sich fast schon wie ein Rücktrittsgesuch anhörte, entpuppte sich gegen Borussia Dortmund einmal mehr als leere Worthülse. Gentner stand natürlich wieder auf dem Platz, Barba kam (endlich) zu seinem Pflichtspiel-Debüt im VfB-Dress, zudem rückten der noch von einer überstandenen Grippe geschwächte Lukas Rupp und Martin Harnik in die Startformation.
Was ich bereits zum Bayern-Spiel geschrieben habe, traf auch für das Aufeinandertreffen mit der besten Rückrundenmannschaft, Borussia Dortmund, zu: Wer Punkte gegen die Kellerkinder der Liga leichtfertig liegen lässt, muss eben mal gegen einen Großen einen raushauen und sich die Punkte dort (zurück) holen. Auch wenn Dortmund im Vergleich zum VfB derzeit eine Übermannschaft ist, wäre es selten einfacher gewesen, als am Samstag, gegen das Starensemble etwas Zählbares einzufahren.
Der BVB verzichtete in Aubameyang, Gündogan und Mats Hummels gleich auf drei seiner wichtigsten Spieler, hatte das Pokalspiel vom Mittwoch in den Knochen und kann in der Liga vom zweiten Platz nicht mehr verdrängt werden. Daher lag es nahe, dass, wenn man entsprechendes Engagement und die notwendige Gier an den Tag legen würde, der BVB die letzten paar Prozentpunkte vermissen lassen könnte. Schließlich will sich keiner mehr in der Schlussphase der Saison, vor Pokalfinale und Euro, verletzen.
Dafür hätte der VfB jedoch in die Tat umsetzen müssen, was man in der Woche nach Augsburg großspurig angekündigt hatte. Es wurde die Mentalitätsfrage gestellt, kritisiert, dass man den nötigen Biss verbissen ließ und in einem Abstiegsendspiel nicht einmal eine gelbe Karte zu verzeichnen hatte.
Den Aussagen in der Woche nach dem Augsburg-Spiel nach zu schließen, musste man annehmen, die Mannschaft habe verstanden, Dutt habe verstanden, Kramny habe verstanden. Nach dem Spiel musste man konstatieren, keiner hat verstanden.
Nachdem man das Spiel gegen die Bayern bereits im Vorfeld als Bonus-Spiel abgetan und den Spielern daher ein wunderbares Alibi zurechtgelegt hatte, hörte sich Dutt nach Augsburg anders an: „Wir sollten nicht erst in der Woche darauf in Bremen anfangen, punkten zu wollen, sondern schon am Samstag.“ Aha, Robin Dutt! Samstag, nach der Niederlage gegen den BVB, hieß es aus seinem Munde „Das Spiel interessiert mich nullkommanull, mich interessiert nur nächste Woche.“ Und nächste Woche nach der Niederlage bei Werder richtet sich der Blick auf Mainz? Dann auf Wolfsburg? Dann??? Oh, sind ja gar keine Spiele mehr!
Dutt macht sich mit solchen Statements angreifbar und gibt, wie der gesamte Verein, ein klägliches Bild ab. Bereits der Ausruf seiner Achter-Liga war ein Schenkelklopfer und nun das! Unser verstorbener Ex-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder würde sich im Grabe herumdrehen. In seiner Ägide lud er nach solch desaströsen Auftritten die damaligen Führungsspieler in sein Amtszimmer im Neuen Schloss vor und las einem nach dem anderen die Leviten, dass sie „klein mit Hut“ wieder herauskamen und meistens im nächsten Spiel ganz anders auftraten.
Wenn diese Maßnahmen nicht fruchteten, lud MV zum „Teambuilding“ in seinen Weinkeller in den Muckensturm. Vorfelder genoss es in der Mitte „seiner“ Schützlinge zu sein und war so aber auch immer nah am Puls der Zeit und wusste, wie es um den Teamgeist bestellt war.
Auch beim VfB der Gegenwert ist es nun an der Zeit, neue Reizpunkte zu setzen. Gegen den BVB verlor der VfB einmal mehr sang- und klanglos 0:3 und konnte das Spiel gerade einmal 20 Minuten lang vom Ergebnis her offen halten, obwohl schon die ganze Spielanlage einen Klassenunterschied deutlich machte.
Als kurz vor der Pause das 0:2 fiel, war der Käs gegessen. Den Dortmundern bot man ein Trainingsspiel an, wie sie es sich besser nicht hätten wünschen können. Auslaufen nach dem DFB-Pokal quasi. Man ließ den BVB spielen, scheute Zweikämpfe und die Mannen vom VfB schien es nicht einmal zu frustrieren, im eigenen Stadion derart vorgeführt zu werden. Wieder keine gelbe Karte, kein Aufbäumen, man ließ es einfach so geschehen.
Da fragt man sich als „Außenstehender“ schon, wo die Grundtugend des Sportlers, ob in der Freizeit oder professionell, geblieben ist, nämlich die des unbedingten siegen wollen. Solche blutleeren Auftritte sind eine Schande für jeden, der sich das Trikot mit dem Brustring überstreift, und für mich nur ganz schwer zu ertragen. In den 80er- und 90er-Jahren gab es solche Demütigungen höchstens alle ein bis zwei Jahre mal zu beklagen und ebenso lang sprach man davon, in der heutigen Zeit muss man schon dankbar sein, wenn in einem Spiel der Einsatz mal wieder so ist, wie man ihn immer erwarten können sollte.
Hier ist der Verein absolut gefordert, kommende Neuzugänge genau unter die Lupe zu nehmen und sie auch auf ihre charakterlichen Eigenschaften, Elternhaus, Intelligenz, Gruppenverhalten, Identifikation, etc. pp hin zu untersuchen, was logischerweise nicht der Fall sein kann, wenn man Lastminute-Transfers tätigt und sich von der Resterampe bedient. Es ist eine Schande, was sich heutzutage alles VfB-Spieler schimpfen darf, die Quittung dafür lässt sich am aktuellen Tabellenstand ablesen und könnte schlimmstenfalls im Abstieg münden, der, wie so vieles, hausgemacht wäre. Wenn schon der Präsident öffentlich fehlende Mentalität beklagt, kann man zumindest darauf hoffen, dass im Sommer der große Schnitt kommen wird.
Dass die Kurve nach dem frühen 0:3 in der zweiten Halbzeit den Support einstellte, war folgerichtig und der „Leistung“ angemessen. Da auch aus dem Dortmunder Block generell kaum supportet wurde, knapp 300 Ultras wurden von der Polizei während des Spieles festgesetzt und erst nach Spielende wieder entlassen, plätscherte das Spiel in einer tristen Veranstaltung seinem Ende entgegen.
Frühlingsfest, ausverkauftes Haus und dann eine solch erbärmliche Vorstellung. Nicht zu fassen, mit einem solchen Auftreten dürfte kein Punkt mehr zu erringen sein.
Es war kollektives Versagen auf ganzer Linie. Angefangen bei Debütant Barba, der beim ersten Tor zurückzog, wohl in Erinnerung an Niedermeiers Eigentor gegen die Bayern, über Tytoń im Kasten, dessen Fehler sich gerade wieder häufen, einem Florian Klein, der vor allem beim dritten Tor nach Ballverlust lustlos und uninspiriert zurücktrabte, bis nach vorne, wo Kostic Timo Werner zwar oft suchte, jedoch niemals fand.
Seit Serey Dié’s Ausfall ist vor allem unser zentrales Mittelfeld die große Schwachstelle. Auch wenn Dié zuletzt selbst viele Stockfehler unterliefen, stopfte er doch auch viele Löcher und hat ein Gefühl für die Räume, die er zulaufen muss. Rupp und Gentner denken beide in dieser Hinsicht zu offensiv, so dass ich hoffe, dass sich Kramny für das Bremen-Spiel etwas einfallen lässt. Mart Ristl wäre ein Kandidat für die defensive Sechs oder meinetwegen auch Daniel Schwaab, der das auch schon, im Rahmen der sonstigen Alternativen, akzeptabel spielte.
Da Daniel Didavi, bei dem seine Initialzündung nach der Bekanntgabe seines Wechsels leider ausgeblieben ist, sich mehr für Wolfsburg zu schonen scheint, als noch einmal alles für den VfB rauszuhauen, wäre es eine Überlegung, Lukas Rupp auf dessen Position zu stellen.
Bewusst werfe ich dabei nicht den Namen von Alexandru Maxim in den Ring, er ist zwar ein netter Kerl, aber leider absolut nicht in Form, wie er Samstag nach seiner Einwechslung erneut demonstriert hat. Auch ein Torwartwechsel soll inzwischen ein Thema für Bremen sein, was ich nicht einmal so schlecht fände. Es wäre zwar falsch und ungerecht, Tytoń „der Meute“ als Sündenbock zum Fraß vorzuwerfen, aber, alles was Hoffnung auf Besserung schürt und neue Reize setzt, wäre mir gerade recht.
Dass man in dieser langen Woche bis Bremen etwas ändern muss, sah auch der VfB so. So wurde gestern bekannt gegeben, dass man von Mittwoch an ein dreitägiges Trainingslager auf der Ferieninsel Mallorca bestritten würde.
Auf den ersten Blick sieht mir das wie blinder Aktionismus aus, zumal diese drei Tage zwei Reisetage beinhalten und demnach nicht allzu viel trainiert werden kann. Als Fan bin ich noch immer stinksauer über die zuletzt gezeigten „Leistungen“ und darüber, dass man sich ohne Not wieder einmal große Abstiegssorgen machen muss. Daher würde ich der Truppe eher einen Schleifer wie Magath an den Hals wünschen, der sie mit Medizinbällen auf den Monte Scherbelino gejagt hätte, anstatt die Jungs mit einem Trip nach Mallorca zu „belohnen“, zumal wir ohnehin nicht im Geld schwimmen. Wenn dann als Begründung vorgeschoben wird, man wolle „in Ruhe“ arbeiten, zeigt mir nur einmal mehr, dass die Herren Profis in einer ganz anderen Welt leben. Öffentliche Trainingseinheiten sind ohnehin Mangelware und die Journalisten werden ohnehin mitreisen, so dass die fehlende „Ruhe“ wohl am ehesten noch auf die Zaungäste beim Training gemünzt sein dürfte.
Auf der anderen Seite kann dieser „Tapetenwechsel“ natürlich auch Sinn machen. Das Wetter in Deutschland verleitet derzeit nicht unbedingt dazu, freudestrahlend durch die Gegend zu laufen. Die Sonne ist also gut fürs geschundene Gemüt, das Team ist 24 Stunden am Tag zusammen und das Funktionsteam kann ebenso lang an Teambuilding und Psyche arbeiten, und viele Gespräche mit den zuletzt patzenden Stammkräften führen. Wenn sie dann noch gute Bedingungen vorfinden und sich alle wohl fühlen, vielleicht wird ja dann doch noch der Traum von einem “richtigen” Trainingslager auf Mallorca wahr, so dass dies auch für uns Trainingslager-Stammfahrer noch etwas Gutes haben könnte.
Da die Wetterprognose für Deutschland langsam besser wird und es in Bremen bis am Montag auch frühlingshafte Temperaturen geben soll, ist nicht einmal die Gefahr gegeben, dass sie nach ihrer Rückkehr den Kälteschock erleiden und der Rest der Truppe, der noch nicht grippegeschwächt ist, diese auch noch bekommt.
Ob das Trainingslager, das natürlich von vielen und nicht nur von VfB-Fanseite belächelt wird, ein Erfolg ist, weiß man am Montagabend und spätestens nach Saisonende. Setzen sich die indiskutablen Leistungen schon in Bremen fort, fliegt ihnen die Entscheidung für Malle schon recht schnell um die Ohren.
So oder so, der VfB hat bis zum kommenden Montag genügend Zeit, die letzten Wochen aufzuarbeiten und sollte sich dabei endlich mal nicht mehr in die eigene Tasche lügen.
Wurden glückliche Punkte in Ingolstadt und in Darmstadt als Erfolgserlebnisse verkauft und mit der Aussage „den Druck haben die Anderen“ der Fuß vom Pedal genommen, gilt es nun den Schalter wieder umzulegen. Die Stimmen zum Dortmund-Spiel machen mich schon wieder fuchsteufelswild, wenn davon geredet wird, die Zeitpunkte der Dortmunder Tore seien unglücklich und der Knackpunkt gewesen. Für mich war der Knackpunkt die Einfahrt mit dem Bus ins Stadion und spätestens der Anpfiff zum Spiel. Das Team hatte sprichwörtlich die Hosen voll und ließ von Beginn an jede Aggressivität vermissen, die notwendig gewesen wäre, diesem BVB Paroli bieten zu können.
Im Gegensatz zu den letzten Jahren, als der VfB schon fast aussichtslos zurücklag und im Saisonfinale nur noch gewinnen konnte, ist die Lage dieses Mal anders herum. Wir schienen bereits so gut wie gerettet, manch einer träumte gar von Europa, so dass es sich die Mannschaft wieder in ihrer Komfortzone bequem machte, anstatt die Gier beizubehalten und die Erfolgsserie auszubauen bzw. nach der Heimniederlage gegen Hannover eine neue zu starten.
Hatten wir in den letzten Jahren Hoffnungsträger wie Didavi und Ginczek, die nach schweren Verletzungen gerade noch rechtzeitig zurück und vor allem auch in Form kamen, fehlen diese dieses Mal, auch wenn Kevin Großkreutz jetzt verlauten ließ, dass er möglicherweise in dieser Saison noch zurückkehren würde. Selbst wenn, bestünde die Gefahr, dass er zu früh reingeworfen wird, dass er noch lang nicht in Topform zurückkehrt und auch, dass die große Last auf seinen Schultern liegen würde, würden sich doch die Möchtegern-Führungsspieler hinter ihm verstecken.
Das einzige Positive des aktuellen Abwärtstrends ist (hoffentlich), dass für Dutt die eine oder andere angedachte Vertragsverlängerung vom Tisch sein müsste. Ob in der Bundesliga oder in 2. Bundesliga, der große Schnitt muss diesen und nächsten Sommer vollzogen werden, nämlich dann, wenn die Verträge der Gesichter unseres Niedergangs (zumindest denen der Mannschaft) auslaufen bzw. ausgelaufen sind.
Noch sind wir nicht abgestiegen, auch wenn der Vorsprung auf den Relegations- und sogar den direkten Abstiegsplatz 17 dramatisch geschrumpft ist. Noch haben wir es in der eigenen Hand, auch wenn wir ein vermeintlich schwereres Restprogramm als die Konkurrenten haben und auch wenn es aus heutiger Sicht und mit den Eindrücken des Augsburg- und des Dortmund-Spiels kaum vorstellbar ist, dass sich das Team in Bremen gänzlich anders präsentieren wird.
Dort muss das Team ohne die Fanszene auskommen, da diese einvernehmlich, also in Absprache zwischen den Ultras und den offiziellen Fanclubs, zum Boykott dieses Montagspiels ausgerufen hat.
Dem Team würde es gut zu Gesicht stehen, diesen ungewohnten Umstand nicht schon jetzt als Alibi für eine möglicherweise erneut indiskutable Leistung heranziehen zu wollen. In nahezu jedem Auswärtsspiel ist die Unterstützung herausragend, zurückgekommen ist selten etwas.
Eher noch im Gegenteil: auch nach grottenschlechten Vorstellungen wie in Augsburg und gegen Borussia Dortmund reagiert die Mannschaft äußerst ungehalten, wenn ihr aus dem Block keine Zustimmung sondern Pfiffe entgegen hallen. Gegen den BVB trottete das Team dann auch nur missmutig bis zum „Sechzehner“, um nach ein paar Sekunden der Starre abzudrehen und in die Katakomben zu verschwinden. Von Mannschaftsseite aus bestand also kein Redebedarf, von Zusammenhalt und einem „Wir für Euch, Ihr für uns“ drei Spieltage vor Schluss in äußerst prekärer Lage keine Spur.
Dass Dutt die wenig erfreuten Zuschauerreaktionen und das Einstellen des Supports süffisant mit der Aussage „die Leute sind unzufrieden, wir haben aber nächste Woche ein Auswärtsspiel, Montag Abends können uns sowieso kaum Zuschauer begleiten“ kommentierte, zeugt auch nicht von einem Verständnis und der absoluten Wertschätzung der Anhängerschaft gegenüber.
Nachdem das Montagspiel erstmals wie ein Damokles-Schwert über dem Wasen hing, hatte Dutt vor den Mikrophonen die Ansetzung ja noch kritisiert und als Wettbewerbsverzerrung betitelt, um diese dann doch klaglos hinzunehmen. Ich weiß zwar nicht, ob ein offizieller Protest Erfolgsaussichten gehabt hätte, dadurch hätte man sich als Fan aber zumindest verstanden und vertreten gefühlt. So fühlte sich sein erstes Statement halbherzig und wie das berühmte „Pfeifen im Walde“ an und nicht so, als ob diese Ansetzung beim VfB ernsthaft jemanden tangiere.
Auch ohne einen prall gefüllten Gästeblock ist der VfB in der Pflicht zu liefern. In den 1980er- bis hinein in die 1990er Jahre war es gang und gäbe, dass sich bei manchen Spielen kaum mehr als 50 Fans in den Gästeblock „verirrten“ und die damaligen Teams haben auch nicht gejammert, im Gegenteil, sie hatten Herz und rissen sich für den Brustring noch den Allerwertesten auf, so dass sich der heutige Sauhaufen eine Scheibe davon abschneiden könnte.
Dutt rückt von seiner Philosophie weiterhin nicht ab, das Team stärker reden zu wollen, als es tatsächlich ist und gab in Sport im Dritten gar zum Besten, sie würden in Bremen gewinnen, weil „wir können das, weil wir so gut sind“. Dabei erinnerte er an die Siegesserie zu Beginn der Rückrunde, als allerdings noch Kevin Großkreutz und Serey Dié den Laden dicht hielten.
Mein Optimismus, dass der Schalter ohne Impuls von außen noch einmal umgelegt werden könnte, hält sich in Grenzen. Dieser Impuls hätte für mich mal wieder Trainerwechsel geheißen, auch wenn ich eigentlich kein Freund dieses ständigen Alibiverschaffens für eine Mannschaft bin, deren Leistungsbereitschaft sich in engen Grenzen hält.
Gut, jetzt steht das Trainingslager auf Mallorca an, ich hoffe, das Team versteht dieses als „Hallo-Wach-Pille“ und mobilisiert zum Endspurt noch die letzten Reserven, dass nicht nach dem Bremen-Spiel doch noch über die Reißleine nachgedacht werden muss.
Mutig, wenn nicht total unnötig, ist es allemal, wenn Robin Dutt für Kramny eine Jobgarantie schon über das Saisonende hinaus ausspricht. Zorniger musste nach zehn Punkten aus seinen letzten zehn Spielen gehen, Kramny holte im gleichen Zeitraum nur noch deren sieben. Wie schon viele Trainer vor ihm beißt auch er sich an der Hausmacht einiger Akteure die Zähne aus.
Sollte er über das Saisonende hinaus VfB-Trainer bleiben wollen, könnte sich der VfB ein Beispiel am SC Freiburg nehmen, der anno dazumal, noch zu Volker Finkes Zeiten, lieber die komplette Mannschaft austauschte, als den Trainer zu entlassen, weil die Mannschaft ihm nicht mehr folgte.
Bremen wird so oder so DER Charaktertest für unser so labiles Team werden. Vor allem kämpferisch überzeugen die Bremer im Abstiegskampf, zudem weiß der Verein die gesamte Stadt und das Umland bedingungslos hinter sich. Aktionen wie die „Green white wonderwall“ pushen das Team unheimlich, während in Stuttgart Totenstille herrscht und sich nur das direkte Umfeld zu sorgen scheint.
Prangten im Abstiegskampf 2001 riesige Banner an den Einfallstraßen nach Stuttgart, die für eine Aufbruchsstimmung und große Unterstützung im Abstiegskampf sorgten, scheint es der Stadt heuer egal zu sein, in welch prekärer Lage sich sein (einstiges) Aushängeschild befindet. Ob es daran liegt, dass im Rathaus ein Bayern-Fan auf dem Chefsessel sitzt, die Stadt an ihrer Feinstaubdebatte ersticket oder man den VfB bereits aufgegeben hat, man weiß es nicht.
Die Werder-Ultras haben aus Solidarität angekündigt, dieses Montag-Spiel ebenfalls zu boykottieren. Ob sie dies nach der Zuspitzung der Tabellensituation am letzten Spieltag auch noch machen werden und wie viele von ihnen sich daran beteiligen, wird man sehen. Werder macht jedenfalls mobil und verkauft die vom VfB zurückgesandten Karten nun an Werder-Fans, so dass das Stadion nahezu ausverkauft sein dürfte.
Für mich wird der Montag eine harte Probe werden. Nicht dabei zu sein ist schon schlimm und ungewohnt genug, dabei aber auch noch trotz Abonnement auf Sky zu verzichten, wird schwer. Denn, konsequent ist der Boykott auch nur, wenn man dem Bezahlfernsehen keine gute Quote beschert, sonst ist ohnehin alles für die Katz‘.
Der VfB wird wohl mindestens noch vier Punkte aus den restlichen drei Partien benötigen, um sicher Fünfzehnter zu werden und muss mit dem Punkten in Bremen beginnen, um Bremen nicht an uns vorbeiziehen zu lassen. Der letzte Sieg in Bremen datiert aus dem Jahre 2006, was unterstreicht, wie hoch die Trauben für uns im Weserstadion hängen.
So lang wir den Klassenerhalt noch aus eigener Kraft schaffen können, versuche ich positiv zu bleiben und hoffe, das Team kommt geläutert und mit neuem Mut aus Mallorca zurück.
Die Fanszene ruft am Sonntag, 01. Mai 2016, ab 13 Uhr, zum gemeinsamen Marsch vom Cannstatter Bahnhof zum VfB-Trainingsgelände auf, um gegen das Montag-Spiel und die weitere Zerstückelung der Spieltage zu demonstrieren. Dazu sind alle VfBler aufgerufen, ihre Mai-Wanderung zu „verschieben“ und sich der Karawane anzuschließen. Anschließend verfolgen wir gemeinsam die letzten Sequenzen des Trainings und verabschieden den Tross lautstark in den hohen Norden. Damit verpassen wir ihnen noch die letzte Motivationsspritze und zeigen ihnen, dass wir hinter ihnen stehen.
Der Entschluss, gerade jetzt bei diesem eminent wichtigen Spiel, fernzubleiben, fiel allen Beteiligten schwer, war jedoch alternativlos. Zum Zeitpunkt, als der Beschluss gefasst wurde, stellte sich die Situation noch nicht ganz so bedrohlich dar, das Team hatte es mehrfach in der Hand, dieses Spiel zu einem nahezu bedeutungslosen werden zu lassen.
Dies wurde versäumt, anscheinend funktioniert die Truppe nur unter größtmöglichem Druck, den sie nun in Bremen wieder hat. Um diesem standzuhalten bedarf es mehr als den Worten der Vereinspsychologen Laux und Dutt und einem „wir schaffen das“.
Ich ließ mich nach dem Dortmund-Spiel schon dazu hinreißen, dieses Montag-Spiel positiv zu sehen, weil wenigstens das nächste Wochenende nicht versaut wird, Galgenhumor eben.
Allen Umständen zum Trotz versuche auch ich positiv zu bleiben und an das Team zu glauben. Ein Abstieg wäre für den Verein katastrophal und birgt die Gefahr, auf Nimmerwiedersehen vom Oberhaus zu verschwinden.
Andererseits, wir können es ja sowieso nicht ändern, wünscht man sich fast schon eher ein Ende mit Schrecken als den Schrecken ohne Ende, weil die große Befürchtung besteht, dass wir in einem weiteren Bundesligajahr eine noch schlechtere Mannschaft haben würden und sich das Leiden gnadenlos fortsetzen würde.
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23. November 2015
Endlich wurde am Wochenende nach den Terroranschlägen von Paris wieder Fußball gespielt. Es war eine surreale Länderspielpause, geprägt von Angst und Drohungen neuer Anschläge. Die Anschläge in Paris waren mir näher gegangen als einige der sonstigen tagtäglichen Schreckensmeldungen, weil die hässliche Fratze des IS in Mitteleuropa angekommen war, weil ich damit liebäugelte selbst zum Länderspiel nach Paris zu fahren und weil ich Bekannte hatte, die bei dieser Horrornacht live im Stadion dabei waren. Der IS wollte offenbar gezielt die „Kreuzfahrer-Nationen“ Frankreich und Deutschland treffen und fand in diesem Freundschafts-Länderspiel die große Bühne.
Nach gründlichem Abwägen der Fürs und Widers entschloss sich der DFB es Frankreich gleich zu tun und das Prestigeduell gegen die Niederlande in Hannover am darauffolgenden Dienstag stattfinden zu lassen. Vom Grundsatz her war es richtig, möglichst schnell wieder zur Normalität zurückzukehren, auch wenn der sportliche Wert des Aufeinandertreffens diskussionswürdig gewesen wäre. Der Fan wünscht es sich, dass gerade bei Spielen gegen große Fußball-Nationen in Bestbesetzung angetreten und der „Ernstfall“ geprobt wird, ein Wunsch, dem der Bundestrainer und seine hochstrapazierten Nationalspieler leider selten bis nie nachkommen. Sechs Spieler wurden bereits im Vorfeld nach Hause geschickt, andere sollten geschont oder nur wenige Minuten eingesetzt werden. Dann aber wundert sich der DFB noch, dass er Probleme hat, das Stadion vollzubekommen, wenn der Fan zwischen 35 und 100 Euro für eine Eintrittskarte berappen soll für ein Spiel zweier Mannschaften, die in dieser Besetzung sonst nie wieder auflaufen dürften. Das ist der Hauptgrund dafür, dass ich persönlich mir solche Spiele weitestgehend schenke und eben auch nicht nach Paris gefahren bin.
Dass das Spiel in Hannover letztlich und sehr kurzfristig abgesagt wurde, war bei alldem, was man so hört, sicherlich die richtige Entscheidung, auch wenn Meldungen, nach denen bis zu fünf Bomben im Stadion und an einem Bahnhof gezündet werden sollten, nicht gesichert zu sein scheinen. Der Bundesinnenminister verschweigt die Wahrheit, „weil sie die Bürger verunsichern könnten“, so dass man bis jetzt nicht sicher weiß, ob die Bedrohung tatsächlich so real war oder ob der Staat doch „nur“ kalte Füße bekam, dieses Spiel unter Anwesenheit des halben Bundeskabinetts stattfinden zu lassen.
Diese Spielabsage und die um sich greifende Terrorangst nutzen jetzt (natürlich) die Hardliner aus, um weitere Repressionen rund um Fußballspiele zu fordern und die Einlasskontrollen zu verschärfen. In Frankreich wurden am vergangenen Wochenende Auswärtsfans ausgesperrt, einige fordern „Nacktscanner“ an den Stadioneingängen und weiter reichende Rechte für Polizisten, die so weit gehen sollen, potentielle Unruhestifter rund um Spiele schon mal vorsorglich einzusperren.
Ex-Innenminister Friedrichs findet dabei ebenso Gehör wie der Chef der Polizeigewerkschaft Wendt. Appelle von DFB und Polizei komplett auf den Einsatz von Pyrotechnik zu verzichten und den Anordnungen der Obrigkeit unbedingt Folge zu leisten folgten auf dem Fuße und wurden von großen Teilen der Stadionbesucher goutiert.
Bei all dem beschleicht mich der Eindruck, dass die aktuelle Gefährdungslage einigen in die Karten spielt und sie damit schleichend durchsetzen wollen, was bis vor kurzem noch verpönt war. Daher sollte man innerhalb der Fanszenen bestrebt sein, schnellstmöglich zur Normalität zurückzukehren und sich gegen zusätzliche Repressionen, die bei nachlassender Gefahr sicher nicht mehr zurückgenommen werden, vehement zur Wehr zu setzen.
An den Eingängen zum Neckarstadion fanden erwartungsgemäß verschärfte Leibesvisitationen statt, so dass sich der Einlass verzögerte und das Spiel 15 Minuten später begann. Nach der obligatorischen Gedenkminute für die Opfer der Terroranschläge rollte der Ball dann endlich wieder.
Der VfB, mit einem desaströsen 0:4 bei den Bayern in die Länderspielpause gegangen, hatte gegen das Schlusslicht FC Augsburg die große Chance zur Wiedergutmachung. Auch wenn man in München einem bemitleidenswerten Sparringspartner glich, ist doch eher die unmittelbare tabellarische Nachbarschaft unser Gradmesser als das Starensemble aus Nordösterreich, so dass durch die Niederlage dort im Grunde nicht viel passiert war.
Umso mehr hoffte man auf eine Reaktion der Mannschaft gegen Augsburg und den dritten Heimsieg in Folge. Diese Hoffnungen wurden allerdings frühzeitig jäh zerstört. Von der ersten Minute an sah man eine Augsburger Mannschaft, die unbedingt wollte und einen VfB, der gedanklich noch in der Länderspielpause oder bei der Gedenkminute verweilte.
Vom aggressiven Vorwärtspressing der ersten Spiele war nichts mehr zu sehen. Augsburg betrieb dieses mit Bravour und setzte unsere Abwehrspieler ständig unter Druck. Die VfBler liefen von Beginn an nur nebenher, so dass ich mich schnell im falschen Film wähnte und die schlimmsten Befürchtungen hatte. Der VfB, bei dem Vlachodimos für den wegen eines Magen-Darm-Infektes ausgefallenen Tytoń im Kasten stand, hatte zwar gleich am Anfang eine Kopfball-Chance durch Didavi, die er leichtfertig vergab und die schnell das Ende der VfB-Herrlichkeit bedeutete. Augsburg kombinierte nach Belieben und hatte in Bobadilla und Caiubi die besten Spieler auf dem Platz in seinen Reihen.
Caiubi, vor einigen Jahren mal beim VfB im Gespräch und als zu leicht befunden (!) erfreute sich an jeder Menge Platz im Mittelfeld und zog die Fäden. Seine Seitenwechsel brachten uns stets gehörig in die Bredouille, weil die Unseren nicht gedankenschnell genug waren, auf diese Spielverlagerungen zu reagieren. So klafften auf der jeweiligen Seite riesige Lücken, die den Fuggerstädtern jede Menge Platz boten. Doch nicht nur über die Seiten versprühten die Augsburger Gefahr, auch durch die Mitte ging es locker, wie das 0:1 beweist.
Zunächst verlor Klein ein Kopfball-Duell gegen Caiubi, dann vertändelte Serey Dié den Ball wegen eines technischen Fehlers und Bobadilla spielte den Pass in die Schnittstelle, so dass Esswein freie Bahn auf das Tor von Vlachodimos hatte und diesem keine Chance ließ. Als gerade einmal sechs Minuten später Baumgartl einen an und für sich harmlosen Ball unhaltbar für Vlachodimos zum 0:2 abfälschte, war das Spiel im Grunde schon gegessen.
Der VfB leistete an diesem Samstag den Offenbarungseid ab, kam nicht in die Zweikämpfe, spielte einfachste Pässe ins Nichts und bot in der „Abwehr“ Slapstick pur. Kurz, mit Bundesligafußball hatte die Vorstellung nichts zu tun. Ich bin normalerweise keiner, der schon früh resigniert und das Stadion zu einem frühen Zeitpunkt verlässt, nach dem 0:2 aber war es mir bereits zum Gehen zumute. Die Vorfreude auf dieses Spiel war innerhalb weniger Minuten komplett verflogen. Wut und Hass staute sich in einem auf, weil es unbegreiflich ist, dass ein Profi-Team sich gegen den Tabellenletzten so derart demütigen lässt und nicht einer in der Lage (oder gewillt?) ist, sich gegen die drohende Niederlage zu stemmen.
Man musste sich nur die Körpersprache der Brustringträger anschauen, um festzustellen, dass das an diesem Tag nichts mehr werden würde. Das Schlusslicht führte uns vor und war in allen Belangen überlegen. Bis auf einen Schuss von Insúa hatte der VfB in der ersten Halbzeit keine Tormöglichkeit, im Gegenteil, man fing sich gar noch das 0:3 nach einem Eckball ein.
Toni Sunjic war zu diesem Zeitpunkt bereits gegen Jan Kliment ausgetauscht. Er stand, wie auch Timo Baumgartl, völlig neben sich und steht sinnbildlich für das Dilemma und eine unglückliche Einkaufspolitik. Sunjic hatte die verlorene EM-Relegation zu verkraften und kam zudem angeschlagen von der Nationalelf zurück. Ob dies eine Erklärung für seinen indiskutablen Auftritt ist und er möglicherweise zu früh wieder eingesetzt wurde, weiß man nicht. Bei Sunjic, der in Berlin ein ordentliches Debüt gab und ein Tor erzielte, ist mittlerweile das typische VfB-Symptom zu beobachten. Je länger er da ist, desto schlechter wird er, ähnlich ergeht es derzeit auch Emiliano Insúa.
Sunjic ist nicht der Abwehrrecke, den wir gebraucht hätten. Er ist zu phlegmatisch und muss sich offensichtlich an das Tempo in der Bundesliga erst noch gewöhnen. So trägt er eher zur allgemeinen Verunsicherung bei, als dass er Timo Baumgartl helfen und führen könnte.
Timo Baumgartl ist auch nur noch ein Schatten seiner selbst. Dass er nach der Verpflichtung von Sunjic auf die linke Seite wechseln musste dürfte dabei nur eine untergeordnete Rolle spielen. Er steht bei mir mit seinen 19 Jahren noch unter Welpenschutz. Ihm würde es möglicherweise sogar helfen, wenn wir in der Innenverteidigung personell besser aufgestellt wären und er auch mal eine Pause bekäme. Gerade für die ganz jungen Spieler, die spüren, dass der VfB im Moment an die Wand gefahren wird, leiden doch am meisten unter der Situation und unter der Vorstellung als Absteiger in die VfB-Annalen einzugehen. Allein diese Schreckensvorstellung könnte ihn derart blockieren, dass die Füße nicht mehr machen, was der Kopf gern tun würde. Bei ihm bin ich guter Hoffnung, dass, wenn eine gewisse Sicherheit ins VfB-Spiel zurückkehrt, auch seine Formkurve wieder ansteigen wird.
Ob Sunjic nach dieser frühen Auswechslung erst einmal weg vom Fenster ist oder Zorniger ihm in Dortmund wieder vertrauen wird, werden wir sehen. Sollte Sunjic nicht verletzungsbedingt ausgewechselt worden sein, sondern weil er taktische Vorgaben nicht umgesetzt hat und völlig neben der Spur stand, würde es mich nicht wundern, wenn er zunächst mal außen vor wäre und in Dortmund wieder einmal Adam Hlousek sein Unwesen treiben darf. Georg Niedermeier wird mutmaßlich weiterhin keine Rolle spielen, Stephen Sama traut man den Schritt zu den Profis offensichtlich (noch) nicht zu. So oder so, in der Innenverteidigung muss im Winter gehandelt werden, alles andere wäre blauäugig. Dafür wird man Geld in die Hand nehmen müssen, das vermutlich erst vorhanden sein dürfte, wenn ein Leistungsträger in der Offensive verkauft wird.
Da fällt mir, so sehr ich ihn eigentlich mag, zunächst einmal Daniel Didavi ein. Was er in den letzten Wochen spielt ist für mich unerklärlich. Wie unmotiviert und alibimäßig er seine Freistöße in aussichtsreicher Position auch am Samstag wieder über den Kasten zirkelte, einfach nur erbärmlich.
Er scheint mit den Gedanken derzeit überall zu sein, nur nicht beim VfB. Sollte an der Einigung mit Leverkusen etwas dran sein, muss man ihn abgeben, sofern Bayer im Winter bereit ist, noch Geld auf den Tisch des Hauses zu legen. In der derzeitigen Verfassung, mit der derzeitigen Körpersprache hilft er uns nicht weiter und sollte in der Startelf durch Alexandru Maxim ersetzt werden, der durch seine Vertragsverlängerung zumindest vordergründig so etwas wie Vereinsverbundenheit demonstriert hat und entsprechend eine größere Motivation an den Tag legen könnte als derzeit Dida.
Auch Filip Kostic ist seit dem angeblichen Interesse von Schalke 04 nur noch ein Schatten seiner selbst. Kostic hat ja bereits verlauten lassen, dass er sich zu Höherem berufen fühle als mit dem VfB gegen den Abstieg zu kämpfen. Dutt hat vor der Saison verkündet, man werde keinen festbinden und jeder Spieler, der nicht gerne für den VfB auflaufe, könne dies mitteilen, dann fände man schon eine Lösung. Kostic dürfte der erste sein, der von dieser Option Gebrauch macht. Bereits seit September, unmittelbar nach Ende der Transferperiode, wirkt er extrem unmotiviert und ist von seinen Leistungen der Rückrunde meilenweit entfernt.
Unzufriedene Spieler senken die Stimmung zusätzlich und sollten lieber abgegeben werden, als dass sie Mannschaftskameraden weiter herunterziehen. Natürlich muss der Erlös stimmen und man darf sich nicht über den Tisch ziehen lassen, nur weil die aufnehmenden Vereine wissen, dass der VfB Geld braucht und den Spieler XY möglichst sofort loswerden möchte.
Ein großes Problem in der bisherigen Halbserie sind die lange Verletztenliste und der dünn besetzte Kader. Ob Kruse, Ginczek, Gentner, Rupp, Kostic oder Serey Dié, alle mussten gleich wieder voll ran, sobald sie wieder unfallfrei geradeaus laufen konnten.
So wirkt ein Serey Dié nach all seinen Wehwehchen noch immer nicht richtig fit und hatte zudem von der Länderspielpause lange und kraftraubende Flüge hinter sich, muss aber Woche für Woche ran, da er eigentlich unverzichtbar ist. In der Verfassung der letzten beiden Spiele aber hilft er uns auch nicht weiter. Sein aggressives Zweikampfverhalten war kaum zu vorhanden, eher im Gegenteil. Die Bayern waren schlicht zu schnell für ihn, so dass er dort wenigstens nicht Gefahr lief, sich seine fünfte gelbe Karte einzufangen. Gegen Augsburg jüngst, irrte auch er orientierungslos umher und versuchte so gut es ging die sich auftuende Löcher zu stopfen, war jedoch überfordert und wurde von seinen Mitspielern im Stich gelassen.
Bitter, dass er sich ausgerechnet gegen Augsburg und zu einem Zeitpunkt, als das Spiel ohnehin schon verloren war, seine fünfte gelbe Karte und damit die Sperre für das Spiel in Dortmund einhandelte.
Sein „Partner“ Christian Gentner, seines Zeichens Kapitän, war, wie schon bei der Demontage in München kaum zu sehen und war vor allem kein Kapitän, der Zeichen setzte und imstande gewesen wäre, die Truppe wachzurütteln. Eines unserer großen Probleme der letzten Jahre darf weiterhin unbeirrt im Mittelfeld seine Pirouetten ziehen.
Vom Hurrastil der ersten Spiele ist nicht mehr viel übrig geblieben. Die Aufstellungen zuletzt gleichen eher den schlimmsten Stevens-Zeiten mit sieben eher defensiv orientierten Spielern, drei (!) offensiven und eben Gentner (!?). Allein die nominelle Aufstellung gibt also noch keinen Aufschluss darüber, ob eine Mannschaft hinten dicht ist oder eben nicht. Es liegt an der Qualität, an der fußballerischen und auch an der geistigen, dass es der VfB seinen Gegnern derzeit so leicht macht, Tore gegen uns zu schießen.
Für mich war am Samstag nach dem 0:4 Schluss. Wer erwartet hatte, der VfB zeige in dem Spiel noch eine Reaktion und käme mit neuem Elan aus den Katakomben wurde bitter enttäuscht. Es kam nichts, es war eine kollektive Leistungsverweigerung der gesamten Mannschaft, für die es keine Entschuldigung gibt. Eine Frechheit was den 55.000 (!) Zuschauern bzw. denen die es mit dem VfB hielten da zugemutet wurde. Als ich bereits im Cancun war schwappte die La-Ola-Welle durchs Stadion und das „Oh, wie ist das schön“ ertönte, die eigene „Mannschaft“ wurde also verhöhnt. Wer möchte es den Unentwegten, die dieses Elend bis zum Schluss verfolgt haben, verdenken.
Ist es sonst Daniel Schwaab, der, auch als Zeichen unserer mangelnder personeller Alternativen, neuerdings wieder Woche für Woche seine limitierten Fähigkeiten zur Schau tragen darf und gegen Augsburg einmal eine indiskutable Vorstellung ablieferte, der sich genötigt sieht, das Stuttgarter Publikum zu kritisieren, übernahm diesen Part am Samstag Florian Klein.
Zunächst verweigerte die Mannschaft den Gang zu jenen in die Kurve, die sich dieses Elend bis zum Schluss angeschaut haben, um sich dann doch von Robin Dutt noch „überreden“ zu lassen, sich den Fans zu stellen. Dass dies, wie so oft, nur halbherzig und bis zum Elfmeterpunkt erfolgte, ist eine Randnotiz. Florian Klein begründete die Reaktion der „Mannschaft“ damit, dass sie verwirrt gewesen wären und sich nicht alles gefallen lassen müssten. Diese Erwähnung wäre nicht notwendig gewesen, dass die „Mannschaft“ an diesem Tag verwirrt war, davon durften sich 55.000 im Stadion schon vorher ein Bild machen.
Da ist er also wieder, der Riss zwischen Fans und „Mannschaft“ und wenn ihr mich fragt, ich habe kein Patentrezept wie dieser dauerhaft zu kitten ist. Das oft vielgescholtene und als zu anspruchsvoll verschriene Stuttgarter Publikum erwartet doch gewiss keine Wunderdinge von dieser Truppe. Was wir erwarten sind lediglich die Grundtugenden, die man von einem Profi erwarten können muss, welche da sind
- ein hohes Maß an Identifikation mit dem Verein,
- eine ordentliche Berufsauffassung,
- Leistungsbereitschaft,
- Kampfgeist,
- Konzentration,
- Teamfähigkeit,
- Laufbereitschaft,
- Spielfreude,
- Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen,
- Bereitschaft, seinen Nebenleuten zu helfen,
- Siegeswille
- und nicht zuletzt Anweisungen der Vorgesetzten Folge zu leisten.
Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir es mit überwiegend stark limitierten Berufsfußballspielern zu tun haben und erwarten nicht mehr, als dass sich jeder am Riemen reißt und uns eine sorgenfreiere Saison beschert als die letzten beiden. Keiner, außer vielleicht unser Präsident, träumt von der Europa- oder Championsleague. Nach den glanzlosen und glücklichen Arbeitssiegen gegen Ingolstadt und Darmstadt lagen wir uns in den Armen und freuten uns über drei Punkte. Wie diese zustande kamen, interessierte niemanden mehr, weil man sich bewusst war, dass diese Mannschaften unbequem zu bespielen sind und sich vor allem schon ganz andere Mannschaften an ihnen die Zähne ausgebissen haben. Wenn unsere Truppe also nur im Rahmen ihrer Möglichkeiten agiert und sich das Glück erarbeitet, hat der VfB-Fan ein feines Gespür dafür, was er von der „Mannschaft“ erwarten kann und honoriert dies entsprechend.
Am Samstag trat jedoch das große Problem zutage, dass keine dieser Grundtugenden erkennbar waren und das Publikum entsprechend verärgert war. Es war ein lethargischer, blutleerer Auftritt aller Mannschaftsteile, so dass ich mich schon ernsthaft frage, welche Reaktion ein Florian Klein denn gerne gehabt hätte. Oft genug wurden schäbige Auftritte, bei denen mir schon der Kragen platzte, von den Ultras noch mit Beifall bedacht. Irgendwann aber ist jede Geduld am Ende und der Kredit eben auch mal aufgebraucht.
Diese Vorstellung ist für mich durch nichts zu entschuldigen, so dass man daher auch nicht einfach zur Tagesordnung übergehen kann. Bislang konnte man allen vorherigen Spielen, ausgenommen dem Spiel bei den Bayern, Positives abgewinnen. Gute Spiele wurden verloren, in den (wenigen) schlechten Spielen wurde gepunktet. Bis dahin war für mich alles in Ordnung.
Dieser Samstag jedoch verändert vieles. Die „Mannschaft“ zeigte einmal mehr ihr wahres Gesicht, nämlich jenes, das bisher schon etliche Trainer ihren Kopf kostete. Kollektivversagen, mangelnde Lauf- und Einsatzbereitschaft, unerklärliche Böcke und Stockfehler, garniert mit Interviews wie dem von Christian Gentner: „Wir machen nach wie vor zu viele Fehler. In den einzelnen Mannschaftsteilen wird zu wenig kommuniziert. Dementsprechend passt die Abstimmung nicht.“ Fehlervermeidung, Kommunikation, Abstimmung, Attribute, die doch ein Trainer abstellen muss. Nachtigall, ick hör dir trapsen.
Auch wenn es jeder Profi bestreiten wird, dass es das gibt, dass eine Mannschaft gegen den Trainer spielt. Für das Augsburg-Spiel fällt mir keine andere Erklärung ein, zumal wir ja gebrannte Kinder sind und die Herren Veh, Babbel, Groß, Schneider nach ähnlichen Leistungsabfällen gefeuert werden. Huub Stevens wäre es vermutlich nicht anders ergangen, wenn er denn geblieben wäre oder bleiben hätte dürfen.
Ich hoffe, dass dieser Hilferuf der „Mannschaft“ ausnahmsweise vom Präsidium ignoriert wird und nicht schon wieder ein Trainer dran glauben muss. Das Problem ist die „Mannschaft“ und dabei vor allem jene Spieler, die schon einige Jahre dabei sind und den Mannschaftsrat besetzen. Das sind doch diejenigen, die zum Schluss gefragt werden und für den Trainer den Daumen heben oder auch senken und vor allem sind es jene, die sich in ihrer Wohlfühloase bedroht fühlen, sobald da ein Übungsleiter ist, der das Leistungsklima im Verein verbessern möchte.
Von diesen Spielern, für die es teilweise wie Dutt sich charmant ausdrückte keinen Markt gibt, muss man sich so schnell wie möglich trennen. Es muss ein neues Leistungsklima geschaffen und eine neue Hierarchie entwickelt werden. Das geht nicht von heute auf morgen, den einen oder anderen schmerzhaften Rückschlag werden wir hinnehmen müssen, aber, lieber ein Ende mit Schrecken als einen Schrecken ohne Ende.
Wenn wir jetzt wieder den Trainer wechseln, drehen wir uns wohl weiter und endlos im Kreis. Ein Trainerwechsel würde den Spielern Beine machen, sie würden sich neu positionieren, das Alibi Trainer, hinter dem es sich so schön verstecken lässt, fiele weg und plötzlich klappen wieder die einfachen Dinge. Super, mentale Blockade gelöst, da könnte wohl kommen, wer will.
Doch, ist das die Lösung? Für mich nicht! Ich sähe es lieber, wenn wir uns im Winter verstärken könnten, anstatt die wenigen vorhandenen Mittel für die nächste Trainerabfindung und eine neu ausgelobte Nichtabstiegsprämie für den nächsten im Amt aufwenden müssten. Die „Mannschaft“, allen voran, die die letzten vier, fünf Jahre entscheidend mitgeprägt haben, gehört gnadenlos vom Hof gejagt. Auftritte, wie jener vom Samstag, sind eines Brustringträgers nicht würdig.
Nach einer derartigen Darbietung muss Tacheles und auch über Sanktionen geredet werden. Den trainingsfreien Montag hätte ich gestrichen, die Spieler, wie von Huub Stevens schon praktiziert, zum Ganztagesdienst gebeten. Auch Sanktionen gegen permanente Miesmacher könnten ein probates Mittel sein, ebenso wie Prämieneinfrierungen, die es zu Zeiten MV’s schon mal gegeben hatte, rechtlich aber schwierig durchzusetzen sein dürften. Der „Mannschaft“ muss nach einer solch dargebotenen Leistungsverweigerung klar werden, dass ein „Weiter so“ nicht mehr geduldet wird.
Dutt und Zorniger müssen bei den Einzelgesprächen genau hinhören und ggf. den Teampsychologen Laux zurate ziehen, wer für die Truppe ein Problem ist und wer nicht (mehr) bereit ist, sein letztes Hemd für den Verein (und damit auch für den Trainer) zu geben. Ich hoffe auf einige Veränderungen in der Startelf für Dortmund und dass Zorniger den Mut besitzt, einige Platzhirsche von zuletzt durch hungrige Reservisten und/ oder Jungs von den Amateuren zu ersetzen. In ähnlicher Besetzung wie der vom Samstag sehe ich für die restlichen Saisonspiele schwarz. Dieser Offenbarungseid gepaart mit mangelnder Selbstkritik und der Kritik am bisher so geduldigen Publikum schlägt für mich dem Fass den Boden aus.
Meine Elf für Dortmund, je nach Form- und Fitnesszustand könnte in etwa so aussehen und wäre ein Zeichen an die Arrivierten, dass es so wie am Samstag einfach nicht geht.
Tytoń – Heise, Sama, Niedermeier (?), Insúa – Rupp, Rathgeb – Ferati, Maxim -Tashchy, Werner
Mir ist selbst klar, dass man den Jungs gerade in Dortmund damit höchstwahrscheinlich keinen Gefallen tun würde, aber, an der Aufstellung kann man schon mal ablesen, auf welchen Positionen für mich derzeit Änderungsbedarf besteht.
Zorniger steht für mich weiterhin nicht zur Debatte, auch wenn es mir selbst mittlerweile und angesichts unserer prekären Tabellensituation lieber wäre, er würde das eine oder andere Mikrofon meiden. Dass er kein Fettnäpfchen auslässt und auch als Abstiegskandidat so rüberkommt, als habe er die Weisheit mit Löffeln gefressen, gibt seinen Gegnern nur unnötig Futter. Das ist zwar sein Naturell und es würde sicherlich auch gut rüber kommen, wenn wir auf einem Europapokalplatz stehen würden, so aber wirkt er größenwahnsinnig. Weniger reden, dafür aber eine Formation finden, die weniger leichte Gegentore zulässt, damit wäre allen kurzfristig geholfen.
Gerade für das Spiel in Dortmund muss er das Team stabilisieren und nicht ähnlich naiv wie in München ins offene Messer laufen lassen. Nach einem Heimsieg gegen Augsburg wäre Dortmund ein Bonus-Spiel gewesen, jetzt aber, nach diesem Debakel, ist es ein Charaktertest. Die heutige Krisensitzung hatte zum Ergebnis, dass man sich eine Wiederholung einer Leistungsverweigerung à la Augsburg nicht mehr bieten lassen und es danach (erst) Konsequenzen geben würde. Die Presse interpretiert dies als ein „Ultimatum für Zorniger“ oder „seine letzte Chance“. Wenn es tatsächlich so wäre, wäre es ein fatales Zeichen an die „Mannschaft“ und ein Freibrief den nächsten unliebsamen Trainer loswerden zu dürfen.
Ich setze lieber auf Kontinuität und sehe noch keinen Handlungsbedarf. Unter den Fans scheinen sich bisher noch die Zorniger-Befürworter und –Gegner die Waage zu halten, so dass sich der öffentliche Druck in Aktionismus zu zerfallen zum Glück noch in Grenzen hält.
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28. März 2014
Ich gebe es zu. Auch ich habe auf der Rückfahrt von Nürnberg in den Abgesang unseres VfB in die 2. Liga mit eingestimmt. Zu erschütternd die Vorstellung, zu hilflos die Körpersprache der Spieler, die es letztlich richten müssen.
Wer hoffte, aus dem Ende der Sieglosserie gegen den HSV wäre neuer Mut geschöpft worden, musste sich prompt eines Besseren belehren lassen. Gegen einen Gegner, der seinerseits mit vier Niederlagen am Stück angetreten ist, ließ man sich nach einer Viertelstunde bereits nach und nach den Schneid abkaufen und nahm den Abstiegskampf gelinde gesagt nicht an. Der VfB war an Passivität nicht zu überbieten und überließ den Nürnbergern fast kampflos das Feld. Zwei einigermaßen ernsthafte Torschüsse in 90 Minuten, in einem solch existentiell wichtigen Spiel, dafür fehlen mir eigentlich immer noch die Worte.
Wenn die einzelnen Spieler schon nicht wegen uns Fans, schon gar nicht wegen sich selbst, für ihre fürstliche Entlohnung alles daran setzen, den größtmöglichen Schaden vom Verein abzuwenden, dann sollten sie wenigstens für die Firma VfB, für die Mitarbeiter, denen sie tagtäglich begegnen, kämpfen. Ein Abstieg würde u. a. Personalabbau auf der Geschäftsstelle und in anderen Bereichen bedeuten, und das von Leuten, denen es bei weitem nicht so gut geht, wie den Herren Profis.
Immer mehr beschleicht mich das Gefühl, dass diese Truppe in dieser Zusammenstellung untrainierbar ist. In der Winterpause hätte man vielleicht noch entgegensteuern können, den einen oder anderen faulen Apfel aussortieren und stattdessen einen willigen Leitwolf holen können. Welchen Wert bspw. ein Julian Schuster in Freiburg für diese Rasselbande dort hat fasziniert mich immer wieder. Er wäre ein Spieler gewesen, dessen Vertrag ausgelaufen wäre (er hat kürzlich erst verlängert), dem man eventuell eine Rückkehr hätte schmackhaft machen können. Dies ist jetzt nur ein Beispiel, dass ein charakterlich einwandfreier Spieler mit Führungsqualitäten nicht unbedingt teuer sein muss!
Alles lamentieren hilft uns jetzt aber nicht weiter. Nach Schließen des Transferfensters war klar, dass Schneider, Bobic & Co. diesem Kader ihr Vertrauen schenkten und wir wohl oder übel damit über die Runden kommen müssen. Auch wenn momentan wenig für den Klassenverbleib spricht, muss bis zum letzten Blutstropfen und solang der Käs rechnerisch noch nicht gegessen ist, alles versucht werden, um das Unheil abzuwenden.
Mein heutiger Titel „Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden“ sollte in der Kabine aufgehängt werden, damit es sich jeder verinnerlicht. Jeder Tag ist ein neuer Anfang, jeder Anpfiff eröffnet ein neues Spiel mit zunächst einmal den gleichen Chancen für beide Mannschaften. Jedes Spiel beginnt bei 0:0, kein Team, außer vielleicht den Bayern, ist unschlagbar. Jeder hat mal einen schlechten Tag, warum nicht gegen uns. Diesen hat jedoch kein Team von vornherein. Jede Mannschaft, die den Platz betritt, hat zunächst einmal vor, diesen wieder als Sieger zu verlassen. Wir müssen es uns erarbeiten, dass ein Gegner nachlässt und sich im Laufe des Spiels womöglich mit einer Niederlage anfreundet. Das geht allerdings nur über bedingungslosen Einsatz, volle Konzentration und mit der Bereitschaft Fehler der Mitspieler auszubügeln und über die Schmerzgrenze. Tugenden, die uns zuletzt völlig abgingen, die man aber von einem Profi erwarten kann und auch erwarten muss. Da es alle schon gezeigt haben, dass sie es besser können, ist auch bei uns noch nicht aller Tage Abend.
Ich habe mal zusammenfasst, was meiner Ansicht nach für und was gegen den Abstieg spricht und dabei natürlich das so wichtige Spiel morgen gegen Borussia Dortmund in den Vordergrund gestellt.
Pro: wer in Nürnberg so blutleer agiert, hat es nicht begriffen und hat keine Existenzberechtigung in der Bundesliga. Gentner (einige haben es nicht begriffen) und Rüdiger (nur 90% gegeben) mit ihren Statements machen mir Angst.
Der VfB hat in dieser Saison noch kein überzeugendes Spiel über 90 Minuten abgeliefert.
Die vielen späten Gegentore, die vielen Jokertore des Gegners, ein Indiz von schlechter Kondition und fehlender geistiger Frische und Flexibilität. Im Trainingslager wurde zwar Robben Island besichtigt, genügend trainiert aber nicht.
In der Winterpause wurde ein potentieller Stabilisator wie Kvist abgegeben. Moli, der zumindest für die Stimmung im Team gut war, verkauft und keinen Ersatz geholt. Wir haben keine Mannschaft auf dem Platz, die sich hilft, lauter kleine Grüppchen und Ich-AG’s, denen es größtenteils wohl wirklich am A… vorbei geht, wenn der VfB absteigt. Die heuern eben beim nächstbesten Club an und treiben dort ihre Spielchen weiter.
Das ist auch das, das mir am meisten Angst macht. Viele werden jetzt schon mit dem Kopf mehr beim nächsten Arbeitgeber sein, als hier ihre verdammte Pflicht zu tun.
Kontra:
Wir haben noch vier Heimspiele. Mit vier Heimsiegen wären wir ziemlich sicher gerettet. Der Heimfluch muss besiegt werden, Hamburg als guten Anfang sehen. Ganz wichtig, morgen gegen Dortmund: agieren wir wie das Kaninchen vor der Schlange, kassieren wir die nächste Packung. Gelingt es aber Präsenz in den Zweikämpfen zu zeigen, hart und nicht unfair, einfach den Dortmundern klar zeigen, dass es den Sieg nicht umsonst gibt, wer weiß, ob dann nicht der eine oder andere lieber zurückzieht, möchte er doch am Dienstag bei Real dabei sein. Gut möglich auch, dass Klopp, der sich bei den jüngsten Aufeinandertreffen massiv über unsere harte Gangart beschwert hat, den einen oder anderen vorsorglich gleich draußen lässt. Das müssen wir ausnutzen. Gestern hat mich stutzig gemacht, dass viele meinten „wer weiß, vielleicht holen wir ja einen Punkt gegen den BVB“. Zum einen helfen uns nur noch Siege weiter, zum anderen darf man aber gerade das der Mannschaft nicht vermitteln. Eher mal Videoanalyse betreiben, wie es der HSV geschafft hat, 3:0 gewinnen, übrigens auch vor einem CL-Spiel. Das muss der Anspruch sein, die Heimspiele zu gewinnen. Selbst die Bayern hatten wir ja lange am Wickel!
Wenn man den Worten von Bobic gestern Glauben schenken darf, hat die Mannschaft Stevens nach dem Nürnberg-Spiel so richtig kennengelernt. Absolute Fokussierung auf den Beruf, keine Privattermine bis auf weiteres und ein rauer Umgangston herrschen wohl seitdem. Hat die Mannschaft auch nur einen Hauch von Charakter, wird sie anders auftreten als in Nürnberg.
ZUSAMMENHALTEN, die Fans werden, wie gegen Hamburg ja auch, wie ein Mann hinter der Mannschaft stehen und alles mögliche versuchen, der Mannschaft zu helfen. An der Unterstützung wird es bei allen restlichen Spielen nicht mangeln. Auf der anderen Seite bleiben die Dortmunder Ultras lieber zu Hause und schauen ihre Amateure gegen Preußen Münster, Protestaktion wegen der überhöhten Eintrittspreise und, aus ihrer Sicht, Top-Zuschlag in jedem Spiel. Der Gästeblock wird zwar dennoch voll sein, gibt ja auch genügend Majas hier um die Ecke, ob die gleiche Stimmung dort herrschen wird, sie sich sogar wegen Uneinigkeit kloppen, werden wir sehen. Wir sind das Heimteam, also haben die sowieso keine Chance, akkustisch die Oberhand zu gewinnen.
Fragt sich, welche Argumente sich durchsetzen. Ich bin von der Mannschaft und damit von fast allen Spielern maßlos enttäuscht, aber die müssen es eben jetzt für uns richten. Notfalls noch eine attraktive Nichtabstiegsprämie ausloben (wäre zumindest weitaus günstiger als ein Abstieg), die den Spielern Beine macht, anders erreicht man einen Großteil der Söldner leider nicht mehr. Trotzdem sehe ich bei den vier Heimspielen durchaus eine Chance, nur, morgen muss einfach mal ein deutliches Signal gesetzt werden. Über den Kampf ins Spiel finden und nicht versuchen, den Dortmundern in technischer Hinsicht ebenbürtig zu sein. Da liegen nämlich Welten zwischen dem Champions League Finalisten und unseren Rumpelfußballern!
Mein Fazit: die Lage ist düster und doch nicht ganz aussichtslos!
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26. Mai 2013
Bilder vom CL-Finale in Wembley sind jetzt online. Außerdem kurze Eindrücke aus West Ham und Millwall. Es war mal wieder ein genialer Trip. London, eine tolle Stadt, die Insel an sich, immer wieder eine Reise wert. Wembley, ein geniales Stadion. Super Anbindung an die Jubilee Line, am Einlass keinerlei Probleme und mit der Rolltreppe bis in den Oberrang. Was will man mehr. Hammer Atmosphäre, leider mit dem falschen Sieger. Bayern-Dusel eben mal wieder, vom Schiri begünstigt und dann kurz vor der Verlängerung so ein Tor, ausgerechnet vom für den Oskar nominierten Schauspieler Nummer 1. So ungerecht kann Fußball sein. Ich streite ja nicht ab, dass die Bayern den Titel aufgrund der überragenden Saison verdient haben, wie der Sieg zustande kam jedoch ist skandalös. Hoffentlich hat Herr Gräfe genau hingeschaut und rückt dies am Samstag gerade und stellt mal auch einen Bayern vom Platz.
Für Samstag sind meine ohnehin schon gedämpften Erwartungen durch den Bayern-Sieg auf den Nullpunkt gesunken. Das Niveau des gestrigen Spiels war eine andere Liga, als die, in der der VfB derzeit spielen kann. Streckenweise war ich wirklich begeistert vom antizipieren, der Handlungsschnelligkeit, der (Spiel-)Intelligenz von fast allen Protagonisten. Alles Attribute, die der VfB im Jahr 2013 einfach nicht hat und am Samstag sicherlich auch nicht herbei zaubern kann. Wir dürften nur annähernd eine Chance haben, wenn es gelingt KEINE Fehler zu machen, stets hoch konzentriert und den Bayern auch gedanklich mal einen Schritt voraus zu sein. Die Bayern werden gierig sein und alles daran setzen, das Triple zu holen, der VfB muss von Beginn an unterstreichen, dass der Pott nach Stuttgart gehört und den Bayern notfalls auch weh tun. In London war es schon einmal eine harte Probe, als „neutraler“ Zuschauer nicht dazwischen zu grätschen, wenn man dem überheblichen Geschwätz der Lederhosenträger gelauscht hat. Wir wollten jedoch keinen Stress und uns nicht unnötig aufregen, also haben wir die Pub-Auswahl so getroffen, um wenigstens dort keinen Bayern-Büffel über den Weg zu laufen. Am Samstag in Berlin wird sich das sicherlich nicht vermeiden lassen. Es war ja schon immer schwierig die Nordösterreicher zu ertragen. In diesem Jahr aber schweben sie in noch höheren Sphären und werden sicherlich neben und hoffentlich auf dem Rasen auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Dieses arrogante Gehabe, mich graut es jetzt schon wieder…
So dumm und arrogant die Aussage von Rummenigge auch ist, die Bayern würden auch mit 1,8 Promille gegen den VfB gewinnen, so traurig ist es, dass er damit wahrscheinlich sogar Recht hat.
Natürlich hoffe ich, dass der VfB am Samstag das Unmögliche möglich macht, allein, mir fehlt der Glaube und auch das Vertrauen in diese Mannschaft und deren Trainer.
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3. April 2010
Eigentlich sollte die Veranstaltung am Dienstag im Clubhaus des VfB Stuttgart dazu dienen, Jens Lehmann (40) als WM-Experten für den Bezahlfernsehsender Sky vorzustellen. Der Torwart wird in Südafrika mindestens fünfmal im Einsatz sein, unter anderem bei den deutschen Spielen gegen Serbien und Ghana. So weit das eigentlich vorgesehene Protokoll. Aber dann nutzte Lehmann die Gelegenheit, um alle Spekulationen über seine sportliche Zukunft zu beenden. Dass er beim VfB nicht weitermachen wird, stand schon länger fest. Jetzt aber schließt er auch einen Vereinswechsel aus. Das war’s also, Lehmann hört nach dieser Saison auf.
Zuletzt hatte er überlegt, die Karriere vielleicht doch noch einmal um ein Jahr zu verlängern, “wenn sich etwas ganz Exotisches ergibt”, sagte Lehmann. Das wäre ein Engagement in der amerikanischen Profiliga gewesen, was ihn durchaus gereizt hätte. Anfragen lagen ihm offenbar vor, aber dann wäre er von seiner Familie getrennt gewesen, die am Starnberger See lebt. Deshalb hat er in den vergangenen Wochen Gespräche mit seiner Frau Conny und den drei Kindern geführt. Das Ergebnis hat Lehmann am Dienstag verkündet.
Borussia Mönchengladbach, Hertha BSC, Bayer Leverkusen, VfL Bochum, Mainz 05 und 1899 Hoffenheim werden die letzten Gegner sein, ehe der Vorhang fällt. “Was danach kommt, weiß ich noch nicht ganz genau”, sagt er. Vorstellbar ist aber, dass er seine Tätigkeit für Sky über die WM hinaus fortsetzt – wobei Lehmann nicht Lehmann wäre, wenn er sich kein Hintertürchen offen lassen würde. Für den Fall, dass ihn der Bundestrainer Joachim Löw doch noch in seinen WM-Kader berufen sollte, sei der Ausstieg bei Sky sicher möglich, sagt Lehmann. Roman Steuer, der Sportchef des Senders, sitzt neben ihm, nickt und verweist darauf, dass man auch schon Ottmar Hitzfeld zweimal anstandslos aus einem Vertrag freigegeben habe.
“Zunächst ein bisschen Abstand”
Dass Lehmann bei der WM zwischen den Pfosten steht, wird jedoch aller Voraussicht nach sein Wunschtraum bleiben. Denn Löw hat sich auf René Adler, Manuel Neuer und Tim Wiese festgelegt – und wer in seinen Augen der Beste aus diesem Trio ist, will Lehmann nicht verraten. Das hebt er sich für seinen Job als Experte auf.
So ist für die Zeit nach der WM nur klar, dass Lehmann erst einmal ausgiebig Urlaub machen wird. Da will er dann entscheiden, ob er der Bundesliga erhalten bleibt. “Ich glaube, dass ich zunächst ein bisschen Abstand brauche, aber ich liebe den Fußball”, sagt er. Im Hinterkopf hat er eher eine Anstellung als Manager denn ein Amt als Trainer. Denn dazu müsste er zunächst die notwendige Lizenz erwerben. Drei Jahre würde es dauern, bevor er einen Proficlub betreuen könnte. Diese Perspektive findet Lehmann “nicht so attraktiv”. Deshalb fordert er den Verband zu einem Umdenken auf, “weil es sonst sehr schwierig wird, so verdienstvolle Spieler wie Michael Ballack oder auch Christoph Metzelder für die Trainerarbeit zu gewinnen”.
Die beiden gehörten wie Lehmann zu der Mannschaft, die bei der WM 2006 den dritten Platz belegte und zwei Jahre später noch Vizeeuropameister wurde – die Höhepunkte in den 61 Länderspielen, die der Keeper bestritten hat. Darüber schreibt Lehmann natürlich auch in seiner Biografie, die Mitte Mai erscheint. Die weiteren Inhalte bleiben unter Verschluss, aber keiner müsse befürchten, dass er schmutzige Wäsche wasche, sagt Lehmann. Das sei auch bei Sky nicht sein Plan. Sachlich wolle er da das Geschehen analysieren, sagt er, “ich bin gespannt darauf, ob mich die Leute in dieser Rolle auch akzeptieren”.
(STZ 30.3.10)
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