21. Dezember 2015

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer

Wer hätte das für möglich gehalten? Nach einer, zumindest nach dem frühen Rückstand, couragierten Leistung gegen den Championsleague-Achtelfinalisten VfL Wolfsburg und dem letztlich verdienten 3:1-Erfolg verlässt der VfB erstmals seit dem 11. Spieltag die Abstiegsplätze und „überwintert“ auf einem Nicht-Abstiegsplatz. Der 15. Tabellenplatz, den man in der Vorrunde fünf Mal inne hatte, stellt zugleich die beste (!) Platzierung in der laufenden Saison dar.

Obwohl der VfL Wolfsburg zu den schwächsten Auswärtsteams der Liga zählt und gerade einmal drei Auswärtstore zustande brachte, ließ dieses Spiel im Vorfeld das Schlimmste befürchten. Die Qualität des Werksclubs ist hinlänglich bekannt, in der Vorsaison setzte es zudem eine 0:4-Heimpleite. Damals hatten sie zwar noch Kevin de Bruyne in ihren Reihen, aber, die Draxlers, Kruses und Schürrles sind ja auch nicht zu verachten.

Da der VfB in der laufenden Saison nur gegen die vermeintlichen Abstiegskandidaten Hannover 96, Darmstadt 98 und den FC Ingolstadt mit Ach und Krach gewonnen hat und gegen Teams aus der oberen Tabellenhälfte teils derbe Niederlagen einstecken musste, hätte ich vor diesem Spiel keinen Pfifferling auf die Brustringträger gesetzt. Mittlerweile fahre ich gut damit, nichts von der Truppe zu erwarten, so dass die Enttäuschung hinterher nicht allzu groß ist, daher war ich mir im Vorfeld schon recht sicher, dass der VfB nach 2010/2011 zum zweiten Mal mit erbärmlichen zwölf Punkten in die Winterpause gehen würde.

Zum letzten Spiel des Jahres fanden sich 47.343 Zuschauer im Neckarstadion ein, was angesichts der zuletzt gezeigten „Leistungen“ und der nicht vorhandenen Attraktivität der Betriebssportgruppe Wolfsburg nicht sonderlich verwunderlich war. Der Gästeblock war mit etwa 400 Seelen lächerlich schwach besetzt. Vielleicht fragen wir einmal Herrn Allofs, welche Anstoßzeit ihm denn für dieses Spiel genehm gewesen wäre, nachdem er den schwachen Besuch in der heimischen Arena bei Championsleague-Spielen mit den fanunfreundlichen Anstoßzeiten begründet hatte.

Die Trainerfrage schien, schenkte man den Gazetten Glauben, schon vor dem Spiel entschieden zu sein. Jürgen Kramny würde aller Voraussicht nach einen Cheftrainervertrag erhalten, nur ein Debakel würde die Vereinsoberen womöglich noch zum Umdenken bewegen. Die „Mannschaft“ hatte es also in der Hand, ob sie mit Kramny weitermachen will, oder auch ihn zum Abschuss freigeben würde.

Anfangs sah es auch so aus, als nähmen die Dinge ihren vorbestimmten Lauf. Der VfB igelte sich hinten ein und überließ Wolfsburg den Ball, mit dem Vorhaben aus einer kompakten Defensive heraus vorne Nadelstiche zu setzen. Dies misslang in den ersten Minuten gründlich, da man überhaupt keinen Zugriff auf das Spiel bekam. Bereits nach knapp einer Viertelstunde gingen die Wölfe in Führung. Kruse scheiterte mit einem Flachschuss an Tytoń, der zur Seite und in den Fuß von Caligiuri abwehrte, dieser wartete in aller Seelenruhe ab, bis Arnold herangerauscht kam und den Ball im Tor versenkte. Da war sie wieder, die Schlafmützigkeit unserer Defensivabteilung.

Die Wolfsburger wurden mit der Führung im Rücken erstaunlich passiv, so dass der VfB zu ersten zaghaften Kombinationen und damit besser ins Spiel kam. Nur acht Minuten später spielte der bärenstarke Lukas Rupp Daniel Didavi frei, der nicht lange fackelte und mit einem Traumtor aus 20 Metern in den Winkel den Ex-VfBler Diego Benaglio düpierte. Was für ein Tor, wunderschön und eminent wichtig und damit der Brustlöser für ein doch noch starkes Spiel. Knapp zehn Minuten später passte Gentner aus einer Kontersituation heraus auf Timo Werner, der in den Strafraum hinein sprintete und mit einem scharfen Querpass Filip Kostic bediente, welcher nur noch einzuschieben brauchte. Nach einer halben Stunde war das Spiel gedreht, von den Wölfen kam fast nichts mehr, im Gegenteil, noch vor dem Pausenpfiff hatte der VfB durch einen Pfostenschuss von Rupp und durch Timo Werner, der allein auf Benaglio zulief, hochkarätige Chancen, das Ergebnis höher zu gestalten.

Zur Halbzeit rieben wir uns verwundert die Augen, weil das wirklich mal wieder nach Fußball aussah. Direkt nach dem Seitenwechsel steckte Klein, der nach überstandener Verletzung für den angeschlagenen Serey Dié ins Team rückte, auf Didavi durch, der erneut nicht lange fackelte und das Leder zum 3:1 in die Maschen drosch.

Gab Didavi, der zuletzt verletzt fehlte und für Alexandru Maxim in die Startelf rückte, sein Bewerbungsschreiben für eine Anstellung beim VfL Wolfsburg ab? Ich hoffe es nicht! Trotz großer Anfeindungen in den sozialen Netzwerken und der ihm unterstellten Undankbarkeit, hoffe ich nach wie vor, dass uns Didavi erhalten bleibt. Didavi ist sicher nicht der Typ Söldner, für den ihn viele halten. Zunächst wurde er, weil Labbadia nichts mit ihm anzufangen wusste, nach Nürnberg ausgeliehen, um nicht zu sagen abgeschoben. Dort erfuhr er plötzlich die Wertschätzung, übrigens unter Trainer Dieter Hecking, die ihm beim VfB nicht zuteilwurde. Einen Teammanager, wie ihn heute Günther Schäfer mimt, gab es damals noch nicht. Schäfer hat unter anderem die Aufgabe, Kontakt zu verliehenen Spielern zu halten, sie über die Geschehnisse beim VfB auf dem Laufenden zu halten und sie frühzeitig darüber aufzuklären, wie der VfB mit ihnen plant. Immer und überall sollen sie sich als Teil vom VfB fühlen und sich nicht entfremden. Genau das geschah aber, als Didavi in Nürnberg war. Bis zwei, drei Wochen vor Saisonende hatte sich vom VfB kein Verantwortlicher gemeldet, so dass sich Dida wie das fünfte Rad am Wagen vorgekommen sein musste und nicht wusste, wie es weiter geht.
Lediglich seine in der Schlussphase der Leihe erlittene schwere Verletzung verhinderte, dass er damals schon verkauft wurde. Damit ihn während seiner schweren Zeit keine Zukunftsängste plagen und er seine Reha ohne Zeitdruck angehen konnte, wurde sein Vertrag mit einem vergleichsweise geringen Gehalt bis 2016 verlängert. Sein Salär wurde zwar wohl inzwischen nach oben angepasst, dennoch verpasste es der VfB zu jener Zeit, als sich Didavi im Klassenkampf der Vorsaison zum Leistungsträger aufgeschwungen hat, seine Vertragsverlängerung auf die Prio-1-Liste zu setzen.

Seit dem Bosman-Urteil ist es oberste Managerpflicht, Verträge von Spielern, die man halten möchte, frühzeitig zu verlängern und möglichst nicht ohne die letzte Gewissheit ins letzte Vertragsjahr zu gehen. Der VfB schob diese Personalie auf die lange Bank und hat nun den Salat. Didavi hat sich in den Fokus gespielt und kann bei Bayer Leverkusen oder dem VfL Wolfsburg, die beide um ihn buhlen, sicher das Doppelte an Gehalt einstreichen, wie es ihm der VfB zu bieten imstande ist. Klarer Anfängerfehler von Robin Dutt!

Jetzt fehlen dem VfB die guten Argumente für eine Vertragsverlängerung, nicht nur finanziell, sondern auch sportlich! Allein der Tradition und Fankultur wegen, wird Didavi nicht zum bleiben zu bewegen sein. Und trotzdem darf der VfB nichts unversucht lassen.

Um in eine erfolgreichere Zukunft zu steuern, muss es der VfB lernen, sich den Begebenheiten der Branche zu beugen und auf Spieler einzugehen, die um ein Vertragsangebot flehen, und darf sie nicht ständig auf einen Zeitpunkt vertrösten, den der Verein für richtig hält. Dann nämlich fangen Spieler und deren Berater an, sich abzuwenden und Alternativen abzuklopfen.

Bei Filip Kostic ist der Fall wohl ähnlich gelagert. Anstatt ihm ein Bleiben wirklich schmackhaft zu machen, reibt sich Dutt bei den kolportierten 18 Millionen Euro Ablöse die Hände und setzt Kostic damit schon de facto auf die Verkaufsliste. Abgesehen davon, dass man bei Toni Rüdiger ähnliche Erlöse erwartete und es wegen des Transfer-Hick-Hacks kein Zurück mehr gab, verkauft man in erster Linie Qualität und einen Spieler, der die Fans zu Begeisterungsstürmen hinreißen kann.

Hier erwarte ich vom VfB, dass er sich bis an die Decke streckt und den beiden, sowie irgendwann auch Daniel Ginczek, marktgerechte Gehälter bietet, dass die Spieler zumindest anerkennen, dass der VfB sein möglichstes tut. Robin Dutt hat ganz klar formuliert, dass der VfB dahin kommen wolle, Leistungsträger halten zu können, diesen Worten müssen auch Taten folgen.

Natürlich wird der VfB immer von Vereinen wie Wolfsburg, Leverkusen oder Schalke finanziell ausgestochen werden, dem einen oder anderen Spieler aber ist es womöglich schon genug, wenn er in der vereinsinternen Gehaltstabelle weit oben angesiedelt ist und er daran die Wertschätzung für ihn ablesen kann. Klar ist auch, dass es viele Spieler gibt, die es tatsächlich nur interessiert, wo sie am meisten verdienen können, ich hoffe jedoch, dass nicht alle so ticken. Immerhin wissen sie beim VfB, was sie hier haben, welchen Stellenwert sie innerhalb des Teams haben, während bei einem Wechsel in ein Starensemble einige Unwägbarkeiten vorhanden wären und sie sich erst einmal dort durchbeißen müssten.

Ich hoffe nicht, dass die Situation bereits so verfahren ist, dass eine Vertragsverlängerung unmöglich ist. Didavi ist hier zuhause, kommt aus einem bodenständigen Elternhaus und kam sicher lang nicht auf den Gedanken, den VfB zu verlassen. Merkt er aber, dass sich der VfB nur halbherzig um ihn bemüht, kann man es ihm nicht verdenken, sollte er sich anderweitig orientieren.

Ich weiß, dass viele Fans der Auffassung sind, dass man Reisende nicht aufhalten soll, ich sehe es, zumindest im aktuellen Fall Didavi, anders. Um nicht ständig gegen den Abstieg zu kämpfen oder gar tatsächlich einmal abzusteigen, muss der VfB alles in seiner Macht stehende tun, die wenigen Qualitätsspieler die man hat, zu halten. Gelänge dies im einen oder anderen Fall könnte es eine Signalwirkung auch für andere Spieler haben, genauso wie im umgekehrten Fall.

Zurück zum Spiel, Timo Werner hatte noch eine weitere Chance im eins gegen eins gegen Diego Benaglio, das er erneut verlor, danach verflachte die Partie zunehmend. So etwas wie Spannung kam erst wieder auf, als Sunjic nach rüdem Foul mit gelb-rot vom Platz musste und dies einem Weckruf für die Autostädter gleichkam. Die Wölfe erhöhten den Druck, der VfB igelte nur noch am eigenen Strafraum ein und kam so gut wie nicht mehr zu Entlastungsangriffen. Der VfB hatte zwar noch Glück, dass Schiedsrichter Brych ein plumpes Foul von Schwaab an Dost im Strafraum nicht ahndete und Sebastian Jung aus zwei Metern über das leere Tor köpfte, ansonsten verteidigte der VfB mehr oder weniger geschickt den Vorsprung und brachte ihn schließlich über die Zeit.

Dieses Spiel bot ein Spiegelbild vieler Spiele in dieser Saison und war dennoch etwas anders, weil es erfolgreich gestaltet werden konnte. Spiele nach diesem Strickmuster haben wir bereits einige gesehen. Wenn man unsere Offensive spielen lässt, blitzt immer wieder mal enormes Potential auf, genauso wie uns defensive Aussetzer immer wieder um den durchaus verdienten Lohn bringen können. Am Samstag hatten wir endlich einmal das nötige Quäntchen Glück auf unserer Seite, dass nicht jeder Fehler zum Gegentor führte, so dass die Wölfe irgendwann, auch in Überzahl, nicht mehr so richtig an sich glaubten. Tytoń, der mit Rupp und Didavi bester VfBler war, mausert sich mehr und mehr zum Rückhalt und braucht sich in dieser Form auch vor Mitch Langerak nicht zu verstecken, der wohl in der Winterpause ins Mannschaftstraining zurückkehren dürfte.
Die größten Sorgen im Team macht nach wie vor die Vierer-Abwehr-Kette. Niedermeier stand am Rande eines Platzverweises, Sunjic flog durch eine Dummheit vom Platz, so dass er beim Rückrundenauftakt in Köln fehlen wird, und Schwaab, nicht nur in der Elfersituation ohne weitere Worte. Er ist weder Innen- noch Rechtsverteidiger, hat ein schlampiges Passspiel, kann nicht flanken und ist ungeschickt in seinen Zweikämpfen. Mir fiele kein anderes Bundesligateam ein, in dem er Stammspieler wäre.

Georg Niedermeier spielt sich derzeit wieder fest, seit Jürgen Kramny übernommen hat. Sicherlich ein nachvollziehbarer Schachzug Kramnys, da bei neuem Trainer die Karten stets neu gemischt werden. Timo Baumgartl, der derzeit dem Druck nicht gewachsen zu sein scheint, ist zunächst einmal außen vor. Niedermeier, am Samstag fast mit einem erneuten Eigentor, stellt wegen seiner Übersetzung und weil er zu langsam ist, immer ein Sicherheitsrisiko dar, ist dafür aber einer, der mit Herz und Leidenschaft dabei ist und nie aufgibt. Bei ihm stimmt die Körpersprache! Herz, Leidenschaft und Körpersprache sollte man von einem Berufsfußballer als selbstverständlich erachten, dass beim VfB solche Grundtugenden erwähnenswert sind, sagt viel über den Zustand dieser „Mannschaft“ aus.

Daher wird, sofern im Winter machbar, dringend ein starker Innen- aber auch ein Rechtsverteidiger benötigt. Auch ein Stoßstürmer als Ersatz für den Langzeitverletzten Daniel Ginczek würde uns gut zu Gesicht stehen. Ob der Markt etwas Brauchbares und für den VfB bezahlbares hergibt, wird sich zeigen. Es sollten jedenfalls Spieler sein, die uns sofort weiterhelfen und nicht eine monatelange Eingewöhnungszeit benötigen.
Den finanziellen Spielraum erhöht haben dürfte die Ernennung von Jürgen Kramny zum Cheftrainer. Es war zwar letztendlich die logische Entscheidung, weil Kramny es schaffte, das Team defensiv halbwegs zu stabilisieren und offensichtlich auch gut mit der „Mannschaft“ bzw. sie mit ihm kann.

Auf der anderen Seite ist sie auch eine große Gefahr, weil Kramny keine Erfahrung im Bundesliga-Abstiegskampf aufweist und weil die „Mannschaft“ so schwierig ist.

Möglicherweise hat sie gegen Wolfsburg tatsächlich für ihn gespielt, um einen Schleifer wie bspw. Felix Magath zu verhindern und um sich ihre Wohlfühloase zu erhalten.

Was zum Beispiel, wenn die „Mannschaft“, wie in den letzten beiden Jahren, die ersten sechs, sieben Rückrundenspiele sieglos bleiben sollte und man dann doch noch einen Feuerwehrmann installieren müsste? Dann hätte man die große Chance vertan, einem neuen Trainer die Möglichkeit des Wintertrainingslagers und des offenen Transferfensters zu geben, um selbst noch Einfluss nehmen zu können. Wie man es dreht und wendet, hätte wenn und aber. Der Aufschrei wäre genauso groß, wenn man Kramny zurück ins zweite Glied gestuft hätte und der neue Mann mit einer Niederlagenserie gestartet wäre.

In diese Zwickmühle brachte man sich selbst. Vor dem Augsburg-Spiel stand man noch voll und ganz hinter Alexander Zorniger. Erst nachdem die „Mannschaft“ beschloss die Zusammenarbeit mit ihm zu beenden, indem sie eine 90-minütige Horrorshow inszenierte und Dutt durch den Fanausschuss (Montags; Dienstags dann die Entlassung) klargemacht wurde, weitere Darbietungen wie diese lasse man sich bieten, schmiss man ziemlich überstürzt den Trainer raus, dessen Philosophie lange Zeit als alternativlos betitelt wurde, hatte aber dummerweise keinen Plan B in der Tasche. Professioneller wäre es gewesen, sich vor der Entlassung Zornigers nach ernsthaften Alternativen zu erkundigen. Es hat aber den Anschein, dass man sich bis zuletzt darauf verlassen hat, dass mit Kramny der Umschwung erfolgen würde, so dass wohl noch mit keinem Kandidaten ernsthafte Gespräche geführt wurden. Am Ende entwickelte sich eine Eigendynamik, so dass tatsächlich nur noch ein Debakel gegen Wolfsburg eine andere Lösung auf der Trainerbank zur Folge gehabt hätte.

Ich hoffe, dass es gut geht und die „Mannschaft“ nicht auch ihn schafft. Ihm gleich einen Cheftrainer-Vertrag bis 2017 zu geben ist jedenfalls sportlich. Kramnys Art gefällt mir bis jetzt. Er ist ein netter Typ, hemdsärmelig, kumpelhaft, in Interviews noch sympathisch nervös. Da er über Jahre ordentliche Arbeit bei den Amateuren abgeliefert hat, hat er sich diese Aufstiegschance verdient. Es liegt an ihm, was er daraus macht und wie er die „Mannschaft“ anpackt, sollte sie mal wieder in ihren alten Schlendrian verfallen.

Die Spielweise unter ihm erinnert bisweilen an den „Fußball“ unter Labbadia und Stevens, was aber hauptsächlich der Tatsache geschuldet sein dürfte, dass Sicherheit und die Verringerung der Anzahl der Gegentore oberste Bürgerpflicht war nach dem Harakiri-Fußball in der Zorniger-Ära. Mehr gibt diese „Mannschaft“ eben auch nicht her.

Der Sieg gegen Wolfsburg darf nicht zur Selbstzufriedenheit und einem „Wir sind wieder wer“ führen. Dass die „Mannschaft“ zu solchen Vorstellungen imstande ist, wenn man sie gewähren lässt und sie ihre Torchancen nutzt, ist bekannt. Leider sind solche Vorstellungen meist Eintagsfliegen, weil die „Mannschaft“ nach einem herausragenden Spiel zur Bequemlichkeit neigt, anstatt sich umgehend auf die nächste Aufgabe zu fokussieren. Die drei Siege hintereinander zum Saisonfinale 2014/2015 waren eine absolute Seltenheit, ansonsten muss man schon weit zurückdenken, um auf zwei Erfolge hintereinander zu kommen. Daher darf der Sieg gegen Wolfsburg nicht zu hoch gehängt werden, er muss erst einmal bestätigt werden, um nicht in die Kategorie „auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn“ einsortiert zu werden. Dennoch sollte der Sieg für die Rückrunde und auch für das Viertelfinale im DFB-Pokal gegen Borussia Dortmund Selbstvertrauen geben, da es zum ersten Mal gelang einen Großen zu schlagen.

Die Wolfsburger waren an diesem Samstagabend ein dankbarer Aufbaugegner, der dem VfB die Räume anbot, die er benötigte, um glänzen zu können.

Gegen Köln zum Rückrundenauftakt wird es ein ganz anderes Spiel werden. Die Kölner werden dem VfB nicht den Gefallen tun und bedingungslos stürmen, sondern eher im Gegenteil, abwarten und auf unsere Fehler warten. In solchen Spielen zeigt sich dann, ob der VfB an Reife zugelegt hat und einem Gegner auf Augenhöhe, im Gegensatz zur Vorrunde, eben nicht in die Karten spielt. Gelingt das, spielt man schlimmstenfalls 0:0 und hat zumindest keinen weiteren Boden gegenüber der direkten Konkurrenz verloren.

Der Sieg gegen Wolfsburg tut zwar unheimlich gut, darf aber das Vorhaben, die „Mannschaft“ in der Pause zu verstärken, keineswegs beeinträchtigen. Blutauffrischung tut Not. Am dringlichsten wäre die Verpflichtung eines Abwehrchefs, der jedoch während der Saison und für schmales Geld kaum zu bekommen sein dürfte. Mittelfristig muss die derzeitige „Mannschafts-„Hierarchie durchbrochen, ein neuer Mannschaftsrat gebildet und ein neuer Kapitän bestimmt werden. Erst wenn alte Erbhöfe und gute Verbindungen nichts mehr zählen, wird auf dem Wasen endlich ein gesunder Konkurrenzkampf und ein Leistungsklima zurückkehren, welches man in den letzten fünf, sechs Jahren so sehr vermisst hat.
Kramny muss dieses Übel spätestens im Sommer, sofern die Rückrunde erfolgreich verläuft und er dann noch im Amt ist, an der Wurzel packen und Härte zeigen. Die Politik betreibenden Cliquen innerhalb der „Mannschaft“, die ihr eigenes Süppchen kochen, müssen zerschlagen werden und man sollte sich von jenen Spielern trennen, die namentlich für die jahrelange Misere und unzählige Trainerwechsel stehen. Ich hoffe, Kramny erhält dafür den notwendigen Rückhalt und von Dutt, diese Dinge voranzutreiben.

Wenn nicht, heißt es spätestens im Herbst 2016 wieder „Bye, bye, Jürgen Kramny“ und wir drehen uns weiter fleißig im Kreis.
Ich wünsche allen Lesern besinnliche Weihnachtsfeiertage, einen guten Rutsch und eine erholsame Winterpause. Die Realität holt uns spätestens zum 23. Januar wieder ein.

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19. Dezember 2015

Der VfB, ein hoffnungsloser Fall!

Nach dem Spiel beim 1. FSV Mainz 05 übernahm der VfB zum 13. Mal im Kalenderjahr 2015 die rote Laterne, so oft wie noch nie zuvor in seiner Vereinsgeschichte. Wir stellen die schlechteste Abwehr der Liga und weisen die schlechteste Tordifferenz aller Bundesligisten auf. Wurden wir zu Saisonbeginn noch für unsere Spielweise, die bedauerlicherweise zu wenig Punkte brachte, gelobt, kehrt der VfB unter Interimstrainer Jürgen Kramny zu einem Fußball zum Abgewöhnen zurück, der zwar mehr defensive Stabilität bringt, mit der man vorne dafür aber auf den lieben Gott angewiesen ist. Zwei dadurch aufeinanderfolgende nicht verloren gegangene Bundesligaspiele gegen biedere Mannschaften aus dem Tabellenkeller und dem Mittelfeld, werden uns als Trendwende verkauft, Jürgen Kramny zum Heilsbringer hochgelobt.

Meine Euphorie darüber hält sich in Grenzen. Gegen Werder Bremen wurde eine 1:0-Pausenführung leichtfertig aus der Hand gegeben, weil nach vorne die Ideen fehlten und man nur auf Sicherung der knappen Führung bedacht war, in Mainz stellte man die Offensivbemühungen in der zweiten Halbzeit gar komplett ein und war (zu) früh mit einem Remis zufrieden. In beiden Spielen offenbarte der VfB große konditionelle Mängel und war nach etwa einer Stunde nicht mehr imstande noch einmal zuzusetzen.

Willkommene Abwechslung zum tristen Bundesliga-Alltag bot am Mittwoch der DFB-Pokal. Eintracht Braunschweig wurde uns zugelost, ein Heimspiel, Flutlicht! Und die große Chance ins Viertelfinale des noch immer attraktiven und prestigeträchtigen Wettbewerbs einzuziehen. Dennoch fanden sich gerade einmal 21.950 Zuschauer im Neckarstadion ein, wovon noch gut 2.000 aus Niedersachsen angereist waren. Das mag ein Stuttgarter Phänomen sein, dass solche „Sonderlocken“ wie Europa League- und DFB-Pokal-Spiele unter der Woche und in der dunklen Jahreszeit nicht angenommen werden, wenn der Gegner nicht gerade Bayern München heißt. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Ob frühe oder späte Anstoßzeit, wer arbeiten muss und auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist, hat so oder ein Problem. Aufs Auto umzusteigen ist für viele angesichts der zuletzt gezeigten Leistungen keine ernsthafte Alternative, weil im Stadion wenigstens der Promillespiegel stimmen sollte. Außerdem hat der VfB ein sehr großes Einzugsgebiet, ob Bodensee, Baden, Franken oder Hessen und sogar noch darüber hinaus, ohne mindestens einen Tag Urlaub zu nehmen ist ein Stadionbesuch an einem Werktag für viele Dauerkarteninhaber nicht möglich. Das Weihnachtsgeschäft und der Weihnachtsstress tun bei vielen noch ihr übriges.

Und dann gibt es eben auch sehr viele Stammbesucher, die es nicht einsehen, für diese Magerkost noch zusätzlich zu bezahlen und bleiben lieber zu Hause. Daher wurde bereits im Vorfeld vom VfB kommuniziert, dass aufgrund der erwarteten Zuschauerzahl die komplette Untertürkheimer Kurve sowie die Oberränge von Haupt- und Gegentribüne gesperrt bleiben und Karten für diese Bereiche vor Ort unbürokratisch umgetauscht werden würden.

Schon der Vorverkauf für dieses Spiel ließ lang auf sich warten. Seit 1.11. war der Gegner bekannt, vom 27.11. bis 2.12. (4 Werktage lang!) wurde den Dauerkarteninhabern das Vorkaufsrecht auf ihren Platz eingeräumt, danach startete dann der freie Verkauf. Da ich lang nicht wusste, welche Preise der VfB für die Treuesten der Treuen ausrufen würde und ich es nicht eingesehen hätte, für diesen Kick den Normalpreis für meinen Haupttribünenplatz zu bezahlen, bestellte ich über den Fanclub einen Kurvensitzplatz, weil ich da wenigstens weiß, dass nichts schief geht.
Weshalb dieser Vorverkauf so spät gestartet ist und dann in aller Hektik durchgepeitscht werden musste, erschließt sich mir nicht. Man war jedenfalls schon geneigt, beim VfB nachzufragen, ob sie auch mitbekommen haben, dass wir im Achtelfinale stehen. Durch den spät gestarteten Verkauf ergaben sich dann auch noch (hausgemachte) logistische Probleme, wie man auf der VfB-Facebook-Seite von Usern nachlesen kann, die ihre Karten nicht oder erst nach dem Spiel erhalten haben.

Der Umtausch der Karten vor Ort gestaltete sich dann auch nicht so einfach, wie im Vorfeld kolportiert, habe gehört, dass Leute rund ums Stadion geschickt wurden und dadurch den Anstoß verpassten. Wir verpassten ihn auch, weil sich 15 Minuten vor Spielbeginn riesige Schlangen am Einlass gebildet hatten und es nur sehr schleppend voranging. Am Vortag wurden die beiden frühen Spiele mit fünfzehnminütiger Verspätung angepfiffen wegen des großen Zuschauerandrangs. Seitens des VfB hielt man es wohl nicht für nötig, einen derartigen Antrag zu stellen. War es dem VfB selbst peinlich, es nicht zu schaffen, diese vergleichsweise geringe Zuschauerzahl abfertigen zu können oder geschah dies aus purer vorweihnachtlicher Nächstenliebe, damit sich die zu spät Kommenden das Elend nicht komplett anschauen mussten?

Man weiß es nicht, jedenfalls hatte ich dadurch nicht nur den Einlauf der Mannschaften, eine kleine Choreo des Braunschweiger Anhangs und eine Pyroshow der Gästefans, sondern auch das 0:1 verpasst. Vor dem Spiel erhoffte ich mir eine Initialzündung und dass man sich über das Pokal-Spiel wichtiges Selbstvertrauen für das letzte Vorrundenspiel gegen den VfL Wolfsburg holen würde. Diese Hoffnungen erfuhren früh einen Dämpfer. Dazu wäre eine eigene schnelle Führung wichtig gewesen, anhand derer man sich hätte in einen Rausch spielen können. Jetzt durfte man sich also auf ein ausgeglichenes Pokalspiel auf Augenhöhe einstellen, weil die Braunschweiger zunächst einmal Blut geleckt hatten und erkannten, wie verwundbar wir sind. Auch wenn dem 0:1 ein leichter Schubser an Georg Niedermeier vorausgegangen war, der ihn aus dem Tritt brachte, war das Tor für mich nicht irregulär. Niedermeier kam schon stabiler daher und muss sich mit seiner Statur nicht so einfach düpieren lassen.

Die Reaktion des VfB indes konnte sich sehen lassen. Man nahm das Zepter in die Hand und kam zu ersten guten Chancen. Eine Viertelstunde nach dem Rückstand konnte der VfB durch Georg Niedermeier, der damit seinen „Fehler“ wieder gutmachte, egalisieren.

Danach aber verfiel der VfB in den unter Kramny praktizierten alten Trott. Behäbiges Ballgeschiebe in den eigenen Reihen, um hinten nichts anbrennen zu lassen, war oberste Maxime.

Werner hatte dann noch eine gute Torchance und wurde zudem kurze Zeit später im Strafraum gelegt. Alexandru Maxim schoss den fälligen Foulelfmeter, scheiterte aber kläglich am guten Braunschweiger Schlussmann Gikiewicz. Der Pole hielt auch danach überragend gegen Rupp und Timo Werner, so dass es mit dem 1:1 in die Halbzeitpause ging. Nach dem Wechsel entwickelte sich ein Spiel mit offenem Visier und Chancen hüben wie drüben, ein Klassenunterschied war nicht zu erkennen.

Robin Dutt spielte das zwar nach der Partie herunter und erfand die Formel es habe der Bundesliga-18. gegen den -23. gespielt. Meiner Meinung nach muss man für die Bewertung aber nicht nur die desaströse Tabellensituation des VfB heranziehen sondern auch berücksichtigen, dass der VfB einen in etwa doppelt so hohen Saisonetat aufzuweisen hat wie die Braunschweiger.

Nach einer Stunde ging dem VfB dann mal wieder die Puste aus, so dass die Begegnung dem Ende der regulären Spielzeit entgegenplätscherte. Als leidgeprüfter Fan, der dieses Gekicke derzeit ohnehin nur schwerlich und mit reichlich Bierzufuhr ertragen kann, wünschte man sich selbstredend nichts sehnlicher als einen mindestens dreißigminütigen Nachschlag, der einem dann auch nicht erspart bleiben sollte.

In der Verlängerung besann sich der VfB zunächst wieder darauf, den Vorwärtsgang einzulegen, um sich nicht im Elfmeterschießen blamieren zu müssen, so dass Georg Niedermeier eine doppelte Kopfballchance hatte. Fünf Minuten später lag der Ball dann endlich im Braunschweiger Gehäuse, als der eingewechselte Youngster Tashchy mustergültig auf Timo Werner flankte und dieser nur noch einzunicken brauchte. Die erlösende Führung war endlich da und damit auch der Glaube daran, dass der Kelch des Elfmeterschießens an uns vorüberziehen würde. Doch da hatten wir die Rechnung ohne unsere Abwehr gemacht. In der 110. Minute konnte Ademi im VfB-Strafraum schalten und walten wie er wollte, sich den Ball in aller Seelenruhe zurecht legen und schließlich einnetzen. 2:2 und zehn Minuten waren noch zu spielen. Drei Minuten später hatte der VfB Riesenglück, dass Schiedsrichter Sippel das Foul von Niedermeier an Ademi nicht sah und den Braunschweigern den fälligen Elfmeter verweigerte. Das wäre mutmaßlich der Knockout gewesen und es wäre den Protagonisten hinterher schwer gefallen, irgendetwas an diesem Spiel zu beschönigen. So aber traf Sunjic in der 118. Minute und hielt den VfB damit im Wettbewerb. Ich weiß nicht, worüber ich im Stadion mehr jubelte, über den Siegtreffer oder darüber, endlich heim zu können, jedenfalls war es das dann und ein weiteres nervenaufreibendes um nicht zu sagen nerviges Spiel mit dieser „Mannschaft“ war Geschichte. Im Viertelfinale wartet Borussia Dortmund, angesichts der zuletzt gezeigten VfB-Leistungen wohl wie ein Freilos für den BVB.

Sollte sich in der Winterpause nicht grundlegend etwas ändern, ist es schwer vorstellbar, wie wir bis zum Februar dem BVB ein echter Gegner und nicht nur Sparringspartner sein sollten, auch wenn in einem Heimspiel immer alles möglich ist.

Der VfB müsste sich (mal wieder) runderneuern, was aufgrund der Finanzknappheit jedoch ein utopischer Wunsch bleiben dürfte. Erst in dieser Woche wurde ein ebenso interessanter wie alarmierender Artikel vom Finance-Magazin veröffentlicht, der offenlegt, wie Kennzahlen vom VfB geschönt werden und wie es finanziell tatsächlich um unseren Herzensclub bestellt ist. Dieser gibt auch Einblicke darüber, wie schlecht der VfB mit vergleichsweise viel Personal im Vergleich zu anderen Vereinen wirtschaftet und wie lang wir bereits in einem boomenden Markt rückläufige Umsätze verbuchen. Da auf dem Wasen noch immer alles rosarot gemalt und der Fan für dumm verkauft wird, misst man sich dann eben nicht mehr mit den Besten, sondern mit dem 23. der Bundesliga, den man in einem typischen Pokal-Fight wahrlich niedergerungen habe. ;-)

Als Fan stelle ich fest, dass wir mit Hängen und würgen die nächste Runde erreicht haben und Braunschweig mit uns auf Augenhöhe war.
Robin Dutt hat bereits verlauten lassen, dass im Winter möglicherweise ein Spieler gekauft oder zwei ausgeliehen werden könnten, was gemessen am derzeitigen Leistungsvermögen der Truppe, viel zu wenig wäre. Wir haben Handlungsbedarf in allen Mannschaftsteilen, es muss endlich Schluss sein mit dem Vorgaukeln angeblicher Qualität und rigoros ausgemistet werden.

Die einzigen wirklichen Qualitätsspieler Didavi und Kostić sind gedanklich schon fort oder wie Ginczek verletzt. Es gibt niemanden, der das Zepter an sich reißt, wenn es, was es ja oft tut, schlecht läuft. Wir benötigen Spieler mit Charisma, die der Truppe von Anfang neues Leben einhauchen, so wie es Serey Dié vor Jahresfrist getan hat.

Timo Werner hat in der Vorrunde einen Sprung gemacht und kann sich vor allem wegen seiner Schnelligkeit noch zu einer wahren Waffe entwickeln. Da Karl-Heinz Förster gestern auf der Geschäftsstelle des VfL Wolfsburg gesichtet wurde und dementierte, wegen Daniel Didavi dort gewesen zu sein, könnte Timo Werner, den der VfB offensichtlich bereits im Sommer wie Sauerbier angeboten hatte, dort Gesprächsthema gewesen sein.
Robin Dutt ist offensichtlich dabei, Tafelsilber zu verkaufen und alles und jeden, der noch Geld einbringen könnte, auf dem Markt anzubieten. Was uns bleibt, sind die Schwaabs und Hlouseks, gute Nacht, VfB!

Christian Gentner ist sowohl als Kapitän als auch als gesetzter Spieler auf der wichtigsten Position im modernen Fußball eine absolute Fehlbesetzung. Ihm fehlt Handlungsschnelligkeit, im fehlt Mut, im fehlt in gewisser Weise auch das Spielverständnis, wann er Tempo herausnehmen und wann er das Spiel schnell machen müsste. Zudem ist er ein Verfechter des körperlosen Spiels und keiner der richtig dazwischenhaut und dem Gegner mal weh tut. Es kann kein Zufall mehr sein, dass es, angefangen mit Zdravko Kuzmanovic, kein Spieler schaffte sein Level neben ihm zu halten geschweige denn ihn auf die Ersatzbank zu verdrängen. Aufgrund alter Erbhöfe und seiner guten Vernetzung bei den „richtigen Leuten“ im Verein, ist Gentner DIE Konstante, was mit verhindert, dass endlich ein leistungsorientiertes Klima auf dem Wasen einkehrt.

Dann bringt Kramny in Mainz Allzweckwaffe Hlousek für Kostic, um das Ergebnis zu sichern, Schwaab darf Woche für Woche seine Unfähigkeit unter Beweis stellen und der Niederstrecker ist auf einmal wieder unverzichtbarer Bestandteil der ersten Elf, obwohl er mangels Schnelligkeit ständig Gefahr läuft, durch dumme Fouls die eigene Mannschaft zu schwächen. Einzig Tytoń, Rupp und Timo Werner zeigen in den letzten Wochen und Monaten so etwas wie aufsteigende Tendenz. Alle anderen befinden sich in einem gefährlichen Sog, ziehen sich gegenseitig runter und stecken sich durch ihre eigene Unsicherheit gegenseitig an.

Trotz aller gegenteiligen Beteuerungen haben wir keine Mannschaft im ursprünglichen Wortsinn auf dem Platz sondern eher elf Einzelkämpfer, wobei man „Kämpfer“ lieber in Anführungszeichen setzt. Dass es in der Mannschaft nicht stimmen kann, macht öffentlich geäußerte Kritik an den Mannschaftskameraden, zuletzt von Didavi und Gentner, deutlich. Es ist ja eigentlich als positiv zu bewerten, wenn sich Spieler Gedanken machen und offensichtlich selbst nicht zufrieden sind, mit dem Käse, den sie spielen, würden sie selbst mit Leistung vorangehen, wäre es allerdings noch lobenswerter.

Wie die Stuttgarter Medien meinen zu wissen, steht es bereits so gut wie fest, dass Jürgen Kramny nach dem Wolfsburg-Spiel offiziell zum Cheftrainer ernannt wird. Einzig, ein Debakel gegen die Wölfe könnte die Vereinsführung noch zum Umdenken bewegen.

Da frage ich mich, haben die Herren im Vorstand den Schuss nicht gehört? Wir stehen am Abgrund, Hoffnungslosigkeit macht sich breit, und der Verein offenbart in schonungsloser Offenheit, dass er keinen Plan hat. Wer Präsident Bernd Wahler letzten Sonntag bei Sport im Dritten gesehen hat, sah einen erbärmlichen und farblosen Auftritt des VfB-Präsidenten. Viel geschwätzt, nichts gesagt und vor allem hat er keine Lösungen aufgezeigt und nicht den Eindruck erweckt, er wisse, was zu tun wäre. Er hat tatsächlich einzig und allein die Ausgliederung im Kopf und lässt Dutt machen und vertraut darauf, dass er das schon gut machen werde. Nur, wo Dutt ist, ist unten! Schwache Chefs umgeben sich mit noch schwächeren Mitarbeitern. Bezeichnend, dass Wahler bei SiD die Nichtentlastung des Vorstands weglächelte und meinte, dies sei ja auf 2014 bezogen gewesen. Wie lang ist Herr Wahler nochmal schon im Amt? Wenn ich dieses Auftreten sehe, frage ich mich hingegen, wie lang ist Herr Wahler NOCH im Amt. Auf allen Ebenen bietet der VfB ein einziges Trauerspiel, so dass das nächste personelle Beben nicht mehr in allzu ferner Zukunft liegen dürfte.
Dutt steht nach Zornigers Entlassung, bei der Faneingebungen letztlich wohl der letzte Funken waren, mehr denn je auf dem Prüfstand. Er muss zeigen, dass er alles menschenmögliche dafür tut, den VfB in der Liga zu halten. Dabei darf es dann weder um dieselben anwaltlichen Verstrickungen gehen, noch darum, sich möglichst einen „schwachen“ Trainer zu holen, der nur dankbar ist, da sein zu dürfen und keine Widerworte gibt. Es muss einer sein, der weiß, wie man den Karren aus dem Dreck bekommt und den oberen Herren auch die Meinung geigt. Ich fürchte nur, dass Dutt sich darauf nicht einlassen wird. Er „probiert“ Kramny und wenn er nicht zündet, kann man ja immer noch reagieren. Dass es dann bereits zu spät sein könnte und einem neuen Mann die Möglichkeit des Wintertrainingslagers und der Transferperiode dadurch versagt bliebe, möchte Robin Dutt nicht wahrhaben.

Der VfB wirkt momentan so, als wäre er entscheidungsunfähig. Die Rumpf-Mannschaft im Aufsichtsrat hält sich zurück, Wahler, ohne weitere Worte und Robin Dutt soll das Schiff auf Kurs halten, obwohl er als Sportdirektor-Novize und gescheiterter DFB-Sportdirektor und Bundesliga-Trainer den Nachweis seiner Tauglichkeit für diese Herkulesaufgabe erst noch erbringen muss.

Mir wird es angst und bange beim Gedanken daran, dass man nicht nur die letzten vier Bundesliga-Spiele unter Kramny an Zeit verloren hat, sondern, dass man wohl gewillt ist, gerade so weiter zu machen.

Sollte die Kasse wirklich so leer sein, dass wir uns weder einen ordentlichen Trainer noch Verstärkungen für den Kader leisten können, sollen die Herren doch einmal auf die andere Straßenseite der Mercedesstraße gehen und um ein Darlehen betteln.

Ein Abstieg, der in der derzeitigen Konstellation wahrscheinlicher denn je ist, käme ein Vielfaches teurer als jetzt quasi in Vorleistung zu gehen, um alles dafür getan zu haben, den Super-GAU noch abzuwenden.

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14. Dezember 2015

Zurück in die Zukunft!

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , – Franky @ 10:19

Nicht Fisch, nicht Fleisch, möchte man meinen. Beim 1. FSV Mainz 05, der zuletzt gut drauf war und wo auch schon andere verloren haben, einen Punkt mitzunehmen wäre so schlecht nicht, hätte man in der Woche zuvor Werder Bremen geschlagen. So treten wir in der Tabelle nicht nur auf der Stelle, nein, wir haben mal wieder, auch daran hat man sich nach einigen Jahren Abstiegskampf fast schon gewöhnt, die rote Laterne wieder in unseren Händen.
Der VfB spielte auswärts erstmals zu null und findet zurück zu einem System, das er kann. Aus einer kompakten Abwehr heraus ließ man nicht viel anbrennen, beraubt sich damit aber seiner offensiven Stärken.
Im dritten Spiel unter Jürgen Kramny bot er das dritte Innenverteidiger-Duo auf, das dieses Mal aus Toni Šunjić und Georg Niedermeier bestand. Ein folgerichtiger Schachzug, wirkte der junge Timo Baumgartl in den letzten Wochen und Monaten doch meist überfordert und dem zunehmenden Druck nicht gewachsen. Šunjić und Niedermeier machten ihre Sache ordentlich und werden wohl auch in den letzten beiden Spielen des Kalenderjahres den Vorzug vor Timo Baumgartl erhalten.
Auch dem zweiten Youngster im Team, Timo Werner, würde man die eine oder andere Pause wünschen, er wirkt überspielt und ist als alleinige Spitze überhastet und kann kaum mal einen Ball festmachen. Hier rächt es sich, dass wir für den verletzungsanfälligen Daniel Ginczek keinen ernsthaften Backup mehr im Kader haben.
Vedad Ibišević wäre so einer gewesen. Nach dem Trainingslager in St. Gallen hatte ich schon meine Eindrücke geschildert, dass Ibišević Gas gegeben und bei weitem nicht wie ein Fremdkörper im Team gewirkt hat. Unter neuem Trainer besteht doch meistens auch für die Sündenböcke von gestern eine faire Chance auf einen Neuanfang. Nicht so bei Dutt/ Zorniger. Wie bei Georg Niedermeier auch, hat sich dieses „kongeniale“ Duo auch bei Ibišević (zu) schnell festgelegt, dass dieser keine Rolle mehr spielen würde, so dass ihm wohl auch in höchster Not keine Einsatzzeiten spendiert worden wären.
Da Bobic seinen Vertrag zur Unzeit verlängert hat, an der Ibišević schon bei weiten Teilen der Fans unten durch und der Inbegriff des raffgierigen Söldners war, Ibišević damit mit Abstand auch noch Top-Verdiener beim VfB war, war es logisch, dass er im letzten Sommer ganz oben auf der Verkaufsliste stand. Es fand sich jedoch (logischerweise) kein Abnehmer, der ihm auch nur ansatzweise sein VfB-Gehalt und auch noch eine Ablöse bezahlt hätte, so dass man ihn kurz vor Transferschluss an die Berliner Hertha verliehen hat und dem Vernehmen nach noch große Teile seines fürstlichen Gehalts selbst übernimmt.
An der Stelle hört mein Verständnis dafür dann auf. Da hätte man ihn lieber behalten und ihm noch die eine oder andere Chance geben sollen. Was ein Ibišević in einem System mit zwei Stürmern wert sein kann, zeigt sich aktuell bei Hertha BSC, wo er, trotz seiner zwischenzeitlichen Fünf-Spiele-Sperre, maßgeblichen Anteil am dritten Platz hat. Viele sind ja froh, dass er weg ist, weil er eine Drecksau ist, ich meine, gerade unsere Truppe, die in vielen Situationen zu brav ist, könnte eine Drecksau, zumindest in der Hinterhand, gut vertragen.
Martin Harnik fällt wohl, wie auch Daniel Ginczek, noch bis in den März hinein aus, Jan Kliment wurde als Perspektivspieler geholt und hilft uns (noch) nicht entscheidend weiter, während der Lastminute-Transfer Robbie Kruse mehr verletzt als einsatzbereit ist.
Wirklich überraschend kommt das nicht, hat Kruse doch seit Ende 2013 doch gerade einmal vier Bundesligaspiele (als Einwechselspieler; 46 Einsatzminuten!) für Bayer Leverkusen absolviert. Einen solchen Spieler zu holen birgt ein hohes Risiko, einen solchen Spieler holt man eben dann nicht, wenn man in der Offensive ohnehin dünn besetzt ist und auf dessen Dienste angewiesen wäre.
Da er am letzten Tag der Transferperiode vom VfB verpflichtet wurde, unterstelle ich mal, dass der Spieler weder gescoutet wurde, noch ein Probetraining absolviert hat und geschweige denn, dass man mit ihm an einem Tisch saß, um die Perspektiven und seine Fitness zu besprechen. Wenn man ihn, wie in der zweiten Halbzeit in Mainz, so anschaut und sieht, dass er nichts auf den Rippen hat und sich demzufolge körperlich nicht durchsetzen kann, möchte man ihm wünschen, dass er endlich richtig im Schwabenland ankommt und mehr Spätzle isst.
Im Sturm krankt es also gehörig, weil wegen des alten neuen Defensivstils, die Offensivkräfte zu spät nachrücken und ein Timo Werner damit allein auf weiter Flur ist. Filip Kostic war auch in Mainz nur ein Schatten seiner selbst ist. Er hat offensichtlich abgeschlossen mit dem VfB und wird den Verein möglicherweise im Winter schon verlassen.
Dem VfB wird wohl ohnehin nichts anderes übrig bleiben, als Qualität zu verkaufen und Transfererlöse zu generieren, um die größten Schwachstellen im Team anzugehen und zu verstärken. Die Schwaabs, Niedermeiers und Hlousek werden kein Geld bringen, sofern man überhaupt darüber nachdenkt, sie abzugeben.
Es bräuchte mindestens einen Abwehrchef und einen Stoßstürmer, aber auch ein überdurchschnittlicher Rechtsverteidiger und ein Sechser, der die Chefrolle im zentralen Mittelfeld übernehmen könnte, würden uns gut zu Gesicht stehen. Dutt steht mächtig unter Druck, da es sich mehr und mehr abzeichnet, dass wir mit dem vorhandenen Kader nicht konkurrenzfähig sind, zumindest dann nicht, wenn Leistungsträger langfristig ausfallen.
Die Wintereinkäufe müssen einschlagen, es müssen Spieler sein, die sofort weiterhelfen und nicht aus dem Lazarett eines anderen Vereins kommen. Stefan Kießling, der unter der Woche ins Gespräch gebracht wurde, wäre so einer, wobei man sich die Frage stellt, wenn man ihn am Samstag spielen gesehen hat, weshalb gerade er sich den VfB antun sollte. Er dürfte bessere Möglichkeiten haben, sowohl sportlich als auch finanziell. Wir müssen uns derzeit damit abfinden, dass der VfB für große Namen unattraktiv geworden ist, so wie der Verein inzwischen heruntergewirtschaftet wurde. Unattraktiv allein wäre gar nicht das große Problem, nur, unattraktiv und finanziell klamm zu sein, macht es schier unmöglich auch nur ansatzweise einen Kracher für den VfB zu begeistern.
Didavi, der ebenfalls mit dem Kopf nicht bei der Sache zu sein scheint, fehlte in Mainz angeschlagen, wohl auch, weil man ihn noch gegen Bremen zu einem Einsatz gedrängt habe, so jedenfalls die BILD-Zeitung. Für ihn tut mir diese neuerliche Katastrophensaison besonders Leid. Aus seinem Umfeld ist immer wieder zu vernehmen, dass er den Verein nicht um jeden Preis wechseln wolle, man aber auch noch nicht ernsthaft mit ihm bzgl. einer Vertragsverlängerung gesprochen habe. Das ganze Tohuwabohu aber und wohl auch der zwischenmenschliche Umgang untereinander vertreiben die guten Spieler, was uns bleibt sind dann noch die Schwaabs, Gentners & Co., die es sich hier so schön eingerichtet haben. Mittlerweile wäre eine Vertragsverlängerung Didavis eine große Überraschung, weil man ihm den Abgang auch nicht schwer macht. Von Vereinsseite nicht und auch von Seiten der Fans nicht, die ihn allzu schnell vorverurteilen und ihm fehlende Dankbarkeit unterstellen.
Für Didavi rückte Maxim ins Team, während Gentner, Serey Dié und Lukas Rupp im Mittelfeld die Räume eng machen sollten. Vor allem Serey Dié ist zurzeit nur noch eine billige Kopie dessen, was wir schon von ihm sahen. Eine Rolle mag spielen, dass er, unverzichtbar wie er eigentlich ist, oft schon angeschlagen aufs Feld geschickt wurde, ein anderer Grund ist für mich auch der Kapitän Christian Gentner, der ihn mit schlampigen Zuspielen ein ums andere Mal in die Bredouille bringt und Dinge tut, mit dem ein Mitspieler nicht unbedingt rechnen muss.
Serey Dié machte sein schwächstes Spiel im VfB-Dress und musste bereits zur Pause für Robbie Kruse weichen.
Zurück in die Zukunft lautet die Devise des VfB unter Jürgen Kramny. Nichts mehr ist übrig vom spektakulären Fußball, den Dutt und Zorniger vor der Saison propagierten. Es ist eine Rückkehr zum Stevens-Style, nicht schön, aber zwischendurch mit dem einen oder anderen Pünktchen auf der Habenseite. Die einen feiern den Punktgewinn, für mich ist er zu wenig. Mich erinnerte die Vorstellung und vor allem die letzte Viertelstunde, als man nur noch den Punkt sichern wollte, an den Auftritt im Februar in Köln. Damals wie heute mit einem Negativlauf ins Spiel gegangen und ein schweres Heimspiel vor der Brust, bei dem man nicht unbedingt Punkte einplant, fehlte der unbedingte Siegeswillen. Die erste Halbzeit wird von einigen Protagonisten, Fans und Medien gefeiert, mir war auch das zu wenig. Zwei ernsthafte Torschüsse, die noch aus der Distanz und ansonsten das Spiel, das man vom VfB kennt. Unzählige Stockfehler, die auf Konzentrationsmängel hindeuten, sind einer Profimannschaft nicht würdig. Es mag ja sein, dass man die Politik der kleinen Schritte wählt, und sich schon daran ergötzt auswärts ohne Gegentor geblieben zu sein. Da wir mit Schalke 04 letztmals 2013/2014 einen „Großen“ besiegen konnten und die Kluft zwischen oberer und unterer Tabellenhälfte immer größer wird, sind es dann eben Mannschaften wie Augsburg, Bremen und Mainz, die man schlagen muss, um da unten jemals noch herauszukommen. Zwei Lichtblicke im Team gab es in Mainz zu verzeichnen, Lukas Rupp und Przemysław Tytoń machten ihre Sache sehr ordentlich. Letzterer bewahrte und einmal vor einer Niederlage und stabilisiert sich mittlerweile auf akzeptablem Niveau.
Ich bin froh, wenn das Spiel gegen die Wölfe absolviert ist und endlich Klarheit darüber herrscht, welcher Trainer uns ins Jahr 2016 führen wird. Durch die Interimslösung mit Jürgen Kramny wurde die Chance auf eine schnelle Initialzündung vertan, das Team hat sich taktisch umgestellt und spielt das was sie über Jahre schon gespielt hat, nämlich behäbig, abwartend, langweilig und ist in erster Linie darauf ausgerichtet, das Spiel des Gegners zu zerstören. Destruktiv hätte man es früher genannt, heute heißt es eben erfolgsorientiert. Greift man diese These auf, dass das Team nichts anderes spielen kann, könnte man es tatsächlich mit Kramny so weiterlaufen lassen. Er wäre die billigste Lösung und man hätte noch einen frei, sollte dieser Schuss nach hinten los gehen. Bei der „Mannschaft“ scheint er ein gutes Standing zu haben und er ist einer, der den VfB lebt und sicher alles dafür tun wird, den VfB da unten herauszuführen. Aus der Mainzer Trainerschmiede kamen schließlich schon andere, anfangs unterschätzte!
Seine Art ist wohl auch fast die einzige, mit der man diese Weicheier zu Leistungsbereitschaft und zu einem Miteinander bewegen kann, durch eine freundliche und klare Ansprache und wenn man ja nicht zu viel von ihnen verlangt. Die Wahrscheinlichkeit eines großen Kaderumbruchs und dass Führungsspieler abrasiert werden ist im Winter derart gering, so dass jedem neuen Trainer zunächst nichts anderes übrig bleiben würde, die teaminterne Hierarchie so zu belassen wie sie ist und den Mannschaftsrat hinter sich zu bringen.
Da die „Mannschaft“ als untrainierbar gilt, könnte man es wirklich so belassen wie es derzeit ist, es sei denn, eine „große“ Lösung wäre realistisch und bspw. ein Lucien Favre wäre zu bewegen, das Engagement hier anzunehmen, was ich jedoch fast für ausgeschlossen halte.
Ich persönlich würde mir zwar eher einen Feldherrn wünschen, der den Jungs den Marsch bläst und mit eisernem Besen durch den Kader fegt, aber, ob unsere Mimöschen einem solchen Typen folgen oder sich nicht doch gleich von vornherein solchen Methoden verschließen würden, das ist die große Frage. Letztlich geht es um den VfB Stuttgart, möchte man meinen, und dass dem Wohl des Vereins alle persönlichen Eitelkeiten unterstellt werden sollten, dass bei diesem charakterlosen Sauhaufen aber eine profihafte Einstellung, bedingungsloser Einsatz und (sogar ihre eigene) Ehre Fremdwörter sind, ist hinlänglich bekannt.
Felix Magath ist noch immer auf dem Markt. Viele haben ihm nicht vergessen, wie schändlich er uns 2004 unter Androhung eines Babyjahres und trotz laufenden Vertrages in Richtung Nordösterreich verlassen hat, mir gefällt seine Art noch immer. Seine Methoden mögen antiquiert sein, topfit waren seine Mannschaften jedoch immer. Und, an der Fitness gilt es in der Winterpause zu arbeiten, es ist schließlich kein Zufall, dass wir regelmäßig schlechtere zweite als erste Halbzeiten spielen. Magath wüsste sicherlich, auf was er sich hier einlassen würde und dass ihm, was Zukäufe angeht, die Hände gebunden wären, wäre aber in Bezug dessen unrealistisch, dass er nach einer großen Machtfülle strebt und Robin Dutt überflüssig machen würde.
Seit gestern hat sich auf verschiedenen Portalen ein anderer Favorit herauskristallisiert. Thomas Schaaf solle nach dem Wolfsburg-Spiel einen Vertrag unterzeichnen. Für mich auf den ersten Blick keine Lösung, die begeistert. Er war Bremen, er ist Bremen und er ist in Frankfurt gescheitert, weil er es dort nicht geschafft hat, das Team defensiv zu stabilisieren. Man erinnere sich an unser 5:4 im Waldstadion. Wir brauchen aber genau einen scharfen Analytiker, der das Team im Defensivverhalten verbessert und die Balance zwischen den Mannschaftsteilen wiederherstellt.
Seine knorrige, eigenbrötlerische Art dürfte zum VfB genauso wenig passen wie zur Eintracht, auch weil er mit Dutt einen Trainer auf der Bank sitzen hat, der, um es vorsichtig auszudrücken, sich mehr einbringt, als es einem Schaaf recht sein dürfte.
Sollte dem so sein, und der Nachfolger Kramnys bereits in den Startlöchern stehen, während man Kramny eine ehrliche Chance vorgaukelt, wäre dies auch nicht die feine englische Art.
Aber, wir sind der VfB Stuttgart, ein ehrlicher Umgang mit der Öffentlichkeit und untereinander ist schon lange passé. Der VfB gibt in allen Bereichen ein derart schlechtes Bild ab, so dass gute Spieler und Trainer lieber einen Bogen um den Cannstatter Wasen machen, anstatt eine Rolle in diesem Kasperletheater zu übernehmen. Dutt lässt man vor sich wursteln, weil in Vorstand und Aufsichtsrat keine sportliche Fachkompetenz zu finden ist und die geplante Ausgliederung noch immer sämtliche Kräfte bündelt.
Ich habe mittlerweile resigniert, vom Aufbruch im Sommer ist nichts mehr zu spüren, einmal mehr geht es nur um Schadensbegrenzung. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese auch ein drittes Mal gelingt, sehe ich als gering an. Irgendwann sind wir fällig, sollte es im Mai 2016 so weit sein, ich bin schon mal drauf vorbereitet.

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10. Dezember 2015

Was nun, Herr Dutt?

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , – Franky @ 20:32

Der VfB spielt gerade seine schlechteste Vorrunde der Vereinsgeschichte, die „Mannschaft“ hat mit Alexander Zorniger mal wieder einen Trainer weggemobbt und was macht Robin Dutt? Er wartet sprichwörtlich auf den Weihnachtsmann.

Nach Zornigers Demission und dem damit verbundenen Abrücken vom eingeschlagenen und lange als alternativlos betitelten Weg, ist Dutt mehr denn je in der Pflicht zu liefern. Seine Saisonabschluss-PK und seine großen Worte bei Zornigers Vorstellung klingen mir noch in den Ohren und waren nach derzeitigem Stand wieder einmal nur leere Worthülsen.

Was Zorniger letztlich das Genick brach war seine Sturheit und dass er keinen Plan B besessen zu haben schien, seine Außendarstellung und das öffentliche Kritisieren seiner Spieler, wobei er letzteres ja zuletzt weniger tat. Für mich sind das alles Kriterien gewesen, an denen man hätte arbeiten können. Zorniger war ein Trainer, der zum VfB passte und die Motivation besaß, den VfB aus dem Tal der Tränen zu holen und besser zu machen. Er war es, der es Ulreich nahelegte, sich zu verändern, ihm hätte ich es auch zugetraut, dass er das Gesicht der „Mannschaft“ über kurz oder lang grundlegend verändert hätte.

So bleibt das Kardinalproblem bestehen. Der VfB hat zwar viele Indianer, jedoch keinen Häuptling. Diejenigen, die kraft ihres Amtes im Mannschaftsrat Führungsrollen innehaben, sind entweder Dauerreservisten und/ oder haben ihren Zenit scheinbar überschritten. Diesen Spielern geht es in erster Linie um die Wahrung ihres eigenen Status Quo, so schießen sie gegen jeden, der ihre Wohlfühloase anzutasten versucht, wodurch sie sich grundlegenden Neuerungen per se verschließen, was uns seit Jahren auf der Stelle treten lässt.

Welche Rolle Robin Dutt bei Zornigers Entlassung spielte, ob der Trainer in ihm hoch kam und er Zorniger „Tipps“ gab, wie er die Mannschaft doch besser auf- und einzustellen haben, wäre interessant zu wissen. Bei Stevens hatte dieser Eingriff in die Kernkompetenzen eines Fußballtrainers ja wohl ihre heilende Wirkung gehabt, Zorniger jedoch wollte die Ausrichtung der „Mannschaft“ partout nicht verändern, was dann letztlich zur Trennung führte.

Eigentlich ein Jammer, sahen wir doch über weite Strecken der Vorrunde begeisternde Vorstellungen wie schon lange nicht mehr. Bis zum Bayern-Spiel konnte man auch nicht erkennen, dass die „Mannschaft“ dem Trainer nicht folgen würde, die Körpersprache auf dem Platz jedenfalls war passabel. Was letztendlich dazu geführt hat, dass die „Mannschaft“ Zorniger gegen Augsburg durch eine kollektive Leistungsverweigerung die Gefolgschaft verweigerte, vermag ich nicht zu beurteilen. Und selbst nach diesem Spiel richtete sich der Zorn der Fans mehr gegen die „Mannschaft“ als gegen den Trainer, Trainer raus Rufe waren keine zu vernehmen.

Die „Mannschaft“ wurde durch die La Ola und die Gesänge „Oh, wie ist das schön“ verhöhnt, nicht der Trainer. Der Verein freilich interpretiert diese Reaktionen falsch und sah sich gezwungen, die Reißleine zu ziehen. Ich hätte es mir gewünscht, dass man sich irgendwie in die Winterpause rettet und dann den Personalumbau gnadenlos fortsetzt und sich von Spielern trennt, die nicht mitziehen und nur ihr eigenes Süppchen kochen. Der nächste auf der Trainerbank wird genau mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben, wenn es von Vereinsseite nicht zugelassen wird, die bestehende Hierarchie aufzubrechen und altgediente „Führungsspieler“ fortzuschicken.

Mit Zorniger musste, wie man die Mechanismen des Geschäfts kennt, das schwächste Glied in der Kette gehen, obwohl Dutt ihm zuvor, auch am Tag nach dem Augsburg-Spiel noch, die Nibelungentreue geschworen hat. Dutt wurde am Vortag von Zornigers Entlassung vor den Fanausschuss zitiert und scheint dort Denkanstöße erhalten zu haben, die ihn schließlich in der Trainerfrage umdenken ließen. Spötter würden an dieser Stelle sagen, „die Fans“ haben den Nächsten davongejagt, für mich war dies aber eine Fehlinterpretation Dutts, personelle Konsequenzen in der „Mannschaft“ hätten auch schon genügt.

Dass der Trainerwechsel Dutt und den VfB unvorbereitet traf wird darin deutlich, dass kein Feuerwehrmann parat stand und Jürgen Kramny nicht früh genug auf dem Baum war. Jürgen Kramny, der seit 2011 solide Arbeit bei den Amateuren leistet(e) und die Jungs seither stets in der 3. Liga gehalten hat, wurde als Interimstrainer installiert. Für welchen Spielstil er steht, kann ich, der immer, wenn die Gelegenheit besteht, Spiele der Amas besucht, nicht sagen. Die Spielanlage wirkt oftmals eher chaotisch und zufällig denn strukturiert, was aber natürlich auch der Tatsache geschuldet ist, dass er Jahr für Jahr ein neues Team formen und sich dieses im Lauf der Runde erst noch einspielen muss. Durch diese personelle Fluktuation, auch mittels temporärer „Verstärkung“ von oben, lässt sich auf Dauer auch keine Mannschaft einspielen. So gehe ich an den Trainer Kramny absolut neutral hin. Ein netter Kerl ist er, er sitzt bei Heimspielen normalerweise im Block neben uns und ist auch für ein kurzes Pläuschchen stets zu haben.

Und dennoch traue ich es ihm nicht zu, bei den Profis über den Status des Interimstrainers hinauszukommen. Dafür ist er in meinen Augen mittlerweile zu betriebsblind und auch zu obrigkeitshörig, möchte er doch diesen Posten unbedingt behalten. Für Dutt wäre dies mit Sicherheit die billigste und auch pflegeleichteste Lösung.

Personell hat er in seinen bisherigen beiden Spielen nicht viel geändert, mal abgesehen davon, dass Georg Niedermeier aus der Versenkung wieder aufgetaucht ist und zumindest wieder dem Kader angehört. Das Team steht erwartungsgemäß nicht mehr ganz so hoch, was mehr Kompaktheit im Defensivverbund verspricht, uns aber auf der anderen Seite auch zu weniger Torchancen kommen lässt. Das Spiel ist langweiliger geworden, es wird wieder, wie einst unter Labbadia, sehr viel hinten herum gespielt.

Von einem Trainerwechsel verspreche ich mir mehr. Aufbruchsstimmung, Motivation, unermüdlichen Einsatz und auch den einen oder anderen überraschenden Wechsel in der Startelf. Belässt man fast alles beim alten, hätte man auch den alten belassen können.

Der Inbegriff einer Initialzündung nach einem Trainerwechsel ist für mich, als Christoph Daum von Willi Entenmann übernahm und das Team danach nicht wiederzuerkennen war. Der Daum von 1990 hatte das Feuer und übertrug dieses auf die Mannschaft, unvergessen Daums erstes Spiel gegen seine alte Liebe 1. FC Köln, das wir nach 0:2-Rückstand in ein 3:2 drehten, so dass damals ein Ruck durch den ganzen VfB gegangen war.

Dutt und Kramny sind der Meinung, dass es mit einer freundlicheren Ansprache an die „Mannschaft“ schon getan wäre, verkennen dabei aber, dass es gerade der Charakterschwäche dieser „Mannschaft“ zu verdanken ist, dass Trainer um Trainer verschlissen wird. Meiner Meinung nach ist dort eher ein Feldherr gefragt, der mit harter Hand führt und die „Mannschaft“ notfalls einkaserniert, wenn sie nicht spurt. Nett zugeredet haben ihnen schon viele, gebracht hat es freilich nichts.

Worauf wartet Dutt dann eigentlich noch? Ob bei Kramny wider Erwarten der Schubert-Effekt eintritt und die Elf von Sieg zu Sieg eilt? Dass die „Mannschaft“ sich endlich mal rafft und das dauerhaft? Dass Gentner urplötzlich Führungsqualitäten an den Tag legt und sein Team mitreißt?
Für mich braucht es einen Impuls von außen und das so schnell wie möglich. Den hätte ich mir so sehr schon für das wichtige Auswärtsspiel morgen bei Mainz 05 gewünscht. Da in den bisherigen beiden Spielen unter Kramny kein wirklicher Aufwärtstrend und auch keine erfolgversprechende Besserung im Defensivverhalten erkennbar waren, blieb für mich der Aha-Effekt nach dem Trainerwechsel aus.

Manch einer wollte ja beim Dortmund-Spiel eine Steigerung und vor allem eine andere Körpersprache erkannt haben. Leute, wenn das der Maßstab ist und man sich schon daran aufgeilt, dass das Auftreten ein anderes als das erbärmliche gegen Augsburg war, dann gute Nacht.

Es waren allenfalls zwanzig ordentliche Minuten in Dortmund, und die zu einem Zeitpunkt, als man schon 3:0 hätte hinten liegen können. Zu einem Zeitpunkt, als Dortmund mit dem Europa League Spiel in Krasnodar (Russland) in den Knochen und einer sicheren Führung im Rücken einen Gang herunterschaltete fängt der VfB mit Fußballspielen an? Ich selbst, ohnehin von Augsburg noch sauer auf die „Mannschaft“ war jedenfalls so bedient, dass ich nach einer halben Stunde in die Stadionkneipe nebenan gegangen bin und den Rest des Trauerspiels auf Sky angeschaut habe.

Gegen Bremen folgte dann eine im Rahmen unserer Möglichkeiten akzeptable erste Halbzeit, nicht überragend, aber o. k. und vor allem ergebnisorientiert, was in diesem Sechs-Punkte-Spiel auch legitim war. Dann aber kam die „Mannschaft“ aus den Katakomben heraus und trottete über den Platz, als hätten sich Schlaftabletten im Pausentee befunden. Man bettelte förmlich um den Ausgleich, der dann auch fiel und konnte hinterher über den einen Punkt fast noch glücklich sein. Weniger als diesen Punkt hätte Zorniger vermutlich aus diesen beiden Spielen auch nicht geholt.

Bremen war, wie auch Augsburg ein eminent wichtiges Sechs-Punkte-Spiel, das man ohne Wenn und Aber gewinnen hätte müssen. Diese Gegner sind unsere Kragenweite und vor allem auch diejenigen, mit denen wir überhaupt noch konkurrenzfähig sind. Mainz hat zwar gerade einen Lauf, wäre aber auch ein Gegner, bei dem man an einem guten Tag punkten kann. Umso bedauerlicher, dass sich Dutt auch nach dem müden 1:1 gegen Bremen nicht zum Handeln gezwungen sah und einem neuen Trainer mit Mainz womöglich einen Bilderbuchstart beschert hätte.

Langsam aber sicher keimt in mir die Befürchtung auf, dass Dutt entweder keinen Plan hat wie es weitergehen soll oder dass er noch immer ernsthaft darauf hofft, die Interimslösung Kramny werde zu einer Billig-Dauer-Lösung.

Für diese Zauderei in einer Phase, in der uns das Wasser bis zum Hals steht und in der man kaum Hoffnung hat, dass die „Mannschaft“ in der derzeitigen Konstellation überhaupt ein Spiel gewinnen wird können, hätte ich im Nachhinein höchstens Verständnis, wenn man zum 1.1. die „große“ Trainerlösung präsentiert, mit einem Namen, der erst in der Winterpause übernehmen möchte, wie zum Beispiel Favre.

Lucien Favre, auch wenn man es sich kaum vorstellen kann, dass er sich den VfB in seiner derzeitigen Verfassung antun würde, ist so lang mein absoluter Favorit, bis er vom Markt ist. Hier darf sich der VfB zumindest nicht vorwerfen lassen müssen, nicht alles versucht zu haben.

Auch Pierluigi Tami, der bei den Grasshoppers aus Zürich herausragende Arbeit leistet, wäre ein interessanter Mann. Er muss sich entscheiden, ob er das unterschriftsreif vorliegende Vertragsangebot bei GC annimmt oder ob er mit seinen 58 Lenzen eine neue Herausforderung im Ausland annimmt und, falls ja, ob er sich gerne auf den Schleudersitz beim VfB setzen würde oder doch bessere Optionen hat.

Mit Schweizern und „gefühlten“ Schweizern auf der Trainerbank hat der VfB fast nur gute Erfahrungen gemacht. Über Jürgen Sundermann, den man von GC loseiste, Helmut Benthaus, der vom FC Basel kam, Rolf Fringer, dem wir immerhin den späteren und auch zuvor in der Schweiz tätigen Jogi Löw zu verdanken haben, bis hin zu Christian Gross standen die Schweizer für Innovation, Fußballsachverstand und Erfolg.

Da jeden Tag eine andere Sau durchs Dorf getrieben wird, geisterte heute zur Abwechslung der Name Dirk Schuster durch die Gazetten. Ihn finde ich einen äußerst interessanten Mann, der sowohl beim Nachbarn von den Golan-Höhen als auch aktuell bei Darmstadt 98 hervorragende Arbeit leistete bzw. noch leistet. Einige verbohrte VfBler würden ihn vermutlich schon deshalb ablehnen, da er als Spieler eine KSC- und als Trainer eine Kickers-Vergangenheit hat. Für mich wären dies überhaupt keine K.O.-Kriterien, wären „wir“ früher schon so eingestellt gewesen, hätte es wohl weder einen Karl Allgöwer, noch einen Jürgen Klinsmann, noch einen Guido Buchwald und auch keinen Fredi Bobic bei uns gegeben. Ich hoffe trotzdem, dass diese Meldung eine Ente ist und Dirk Schuster sein Werk in Darmstadt fortsetzt.

Mit den anderen üblichen Verdächtigungen konnte ich mich noch immer nicht anfreunden, im Gegenteil, die meisten auf der Liste machen mir nur Angst.

Da heute zu lesen war, Dutt wolle seinen ehemaligen Assistenten Damir Buric an den Neckar lotsen und da sein alter Torwarttrainer schon da ist, liegt die Vermutung nah, Dutt bringe, wie einst Bobic, „seine“ Leute unter, was es einem starken Trainer umso schwerer machen würde, bei uns einzusteigen. Murat Yakin (den ich nicht haben wollte) habe schon abgesagt, weil er eben nicht seinen Trainerstab hätte mitbringen dürfen. Es ist ein schmaler Grat auf dem Dutt sich damit bewegt, schon bei Christian Gross war es der Anfang vom Ende, als ihm eigene (Vertrauens-)Leute verwehrt wurden. Eine solche Denke, dass die Co-Trainer gefälligst aus dem Verein zu stammen haben, kann ja nur darauf gemünzt sein, dass die nächste Trainerentlassung nicht ganz so teuer wird. Absurd!

So steigt in mir die Befürchtung, dass Dutt eher einen ruhigen und pflegeleichten Trainer verpflichten wird, der zunächst einmal froh und dankbar ist, wieder untergekommen zu sein, anstatt sich mit einem Alpha-Tier auseinanderzusetzen und die Signale auf Aufbruch zu stellen.
Dutt ist sich hoffentlich im Klaren darüber, dass seine Position mit der nächsten Trainerverpflichtung steht und fällt. Noch eine solche Fehleinschätzung wie die Zornigers wird Dutt sich nicht leisten können. Misslingt dieser vermeintlich letzte Schuss, dürfte er kaum mehr zu halten und der VfB nicht mehr zu retten sein.

Wir stehen also vor einer eminent wichtigen zukunftsweisenden Entscheidung und Dutt hat die Ruhe weg. Wahler taucht weiter unter und lässt Dutt machen, geballte Fußballkompetenz, die Dutt bei der Trainersuche zur Seite stehen würde, sucht man beim VfB weiterhin vergebens. Unser Schicksal liegt in gewisser Weise nun in den Händen von Dutt, dem, angesichts eines großzügigen Vierjahres-Vertrags, noch am wenigsten passieren kann, sollte es schief gehen fällt er noch am weichsten, einfach grotesk.

Dutt ist sich der Tragweite der Entscheidung bewusst und zögert diese hinaus, während wir ungebremst dem Abgrund entgegen rauschen und wertvolle Zeit verlieren. Wenn das nur (wieder) mal gut geht…

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24. November 2015

Trainer-Wechsel-Dich-Spiel geht weiter!

Jetzt also doch! Alexander Zorniger ist nicht mehr Trainer beim VfB Stuttgart. Haben es die Stuttgarter Medien und die Zorniger-Gegner also einmal mehr geschafft, der „Mannschaft“ ein wunderbares Alibi für ihre zuletzt erbärmlichen Leistungen zu verschaffen.

Dass Zorniger ein unbequemer Typ ist, der sich nicht verbiegen und nicht rein reden lässt, wusste man, wenn man sich mit der Person Zorniger schon bei RB Leipzig befasst hat. Dass er seinen Spielstil stets als „alternativlos“ bezeichnete, Spieler öffentlich anzählte und partout nicht bereit war, an bestimmten Stellschrauben zu drehen und seine Spielidee dem zur Verfügung stehenden Spielermaterial anzupassen, war ungeschickt, wenn nicht dumm.

Dadurch machte sich Zorniger angreifbar, so dass die Trennung keine große Überraschung mehr ist. Und dennoch stimmt sie mich traurig, wenn nicht sogar wütend.

Eben deshalb, weil man wusste, worauf man sich einlässt, man wusste um die bestehenden Probleme, man wusste um den Scherbenhaufen aus der Bobic-Ära, der noch lange nicht aufgekehrt ist und nicht zuletzt wusste man, wo man herkommt und dass man zwei Mal in Folge den Abstieg nur äußerst knapp vermieden hat. Daher beunruhigt mich der derzeitige 16. Tabellenplatz in Schlagdistanz zumindest auf Platz 12 noch in keinster Weise. Dem Projekt Neubeginn muss(te) Zeit eingeräumt werden, der Kader von Transferfenster zu Transferfenster verbessert werden.
In den letzten Jahren hatten wir weitaus beängstigendere Phasen mit katastrophaleren Spielen. Richtig schlecht waren im Grunde nur die beiden letzten Spiele gegen Bayern und gegen Augsburg. Zu Beginn der Saison spielten wir einen begeisternden Fußball, der die Hoffnung nährte, die Talsohle durchschritten zu haben und wieder nach oben blicken zu können. Durch Unvermögen in der Offensive und mangelnde Qualität im Defensivverhalten brachten wir uns stets um den verdienten Lohn und kamen in eine gefährliche Negativspirale. Dann kam großes Verletzungspech hinzu, vor allem der langfristige Ausfall Daniel Ginczeks traf uns bis ins Mark. Da rächte es sich dann, Vedad Ibisevic kurz vor Schließung der Transferperiode noch zu Hertha BSC transferiert zu haben, denn, einen ernsthaften Backup für Ginni sucht man im Kader vergebens. Wenn man dann noch Spieler in seinen Reihen hat, die sich zu höherem berufen fühlen und seit Ende August offensichtlich nicht mehr richtig bei der Sache sind, wird eben ein Qualitätsdefizit offenkundig, das in den Regionen, in denen sich der VfB bewegt, zwischen Abstieg und Nichtabstieg entscheiden kann.

Interimscoach Jürgen Kramny wird der 7. (!) Trainer sein, der sein Glück seit Beginn der Saison 2013/2014 beim VfB sucht. Wir hatten dabei unterschiedlichste Trainertypen aller Couleur beschäftigt, den verbissenen Labbadia, den jungen Wilden Thomas Schneider, den knorrigen Huub Stevens, den Kumpel-Typ Armin Veh, wieder Stevens bis hin zum Konzepttrainer Zorniger.

Keiner dieser Trainertypen hatte dauerhaften Erfolg und biss sich an diesem Kader ohne echten Führungsspieler die Zähne aus. Die Probleme müssen also tiefer sitzen und können nicht immer am jeweiligen Trainer festgemacht werden, der freilich stets das schwächste Glied in der Kette ist und seinen Hut nehmen muss.

Woran liegt es, dass nach wie vor kein echtes Leistungsklima auf dem Wasen einkehrt? Für mich heißt das große Problem zunächst einmal Christian Gentner, nicht von ungefähr Kapitän seit September 2013, also just jenem Zeitpunkt, an dem die Misere so richtig begonnen hat. Er und weitere selbst ernannte Führungsspieler wie Harnik, Niedermeier, Klein und Schwaab haben sich ihre Wohlfühloase eingerichtet und senken, sofern im Mannschaftsrat, stets den Daumen, wenn man sie befragt ob der Trainer denn noch der richtige wäre. Ihnen geht es nie an den Kragen, immer muss der Trainer dran glauben. So lang nicht da der Hebel angesetzt wird, wird sich bei unserem Herzensverein wohl nie etwas ändern.
Das Augsburg-Spiel war Leistungsverweigerung in Reinkultur, ich hätte erwartet, dass es personelle Konsequenzen innerhalb der „Mannschaft“ gibt und sich der eine oder andere Leistungsverweigerer in Dortmund auf der Tribüne wiederfindet.

Der Zorn des Publikums entlud sich eindeutig auf das Team und nicht auf den Trainer. Ich bin gespannt, ob vor dem Dortmund-Spiel noch ein Statement der Ultras kommt, wie man diese Pappenheimer zu empfangen hat. Wenn sie nach dem Warmlaufen in die Kurve kommen und sich ihren obligatorischen Beifall abholen (wollen), sollte ihnen ein Pfeifkonzert entgegen hallen, das sich gewaschen hat. Ob das jetzt vor diesem wichtigen Spiel zielfördernd wäre, sei dahingestellt. Ich für meinen Teil kann ich nach diesem Debakel nicht zur Tagesordnung übergehen.
Bei Alexander Zorniger bedanke ich mich für sein Engagement und seine Motivation den VfB besser zu machen. Ihm hat man angemerkt, wie sehr er brannte, leider vermochte er es nicht, sich ständig zu hinterfragen und Schlüsse daraus zu ziehen. Lernt er das noch könnte er durchaus eine interessante Karriere vor sich haben.

Mit Zorniger wurden auch seine Assistenten Trulsen und Reutershahn sowie Torwarttrainer Andreas Menger freigestellt. Vor allem die Demission Mengers war überfällig, wenn man sich die Torhüterleistungen der letzten Jahre vor Augen führt. Seit er auf einem Fanfest allen Ernstes behauptete, zum Zeitpunkt des Abgangs von Bernd Leno wäre Sven Ulreich der bessere Torhüter gewesen, war mir klar, dass er unsere Torhüter nicht weiter bringen wird. Dies war für die mich noch die beste Nachricht des heutigen Tages.

Dass auch André Trulsen gehen muss und das noch bevor der neue Cheftrainer samt seiner Assistenten feststeht, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Er ist noch nicht lang da, in Stuttgart sesshaft geworden und ein guter Typ. Seine Entlassung wäre zunächst einmal nur schlüssig, wenn das Verhältnis zur „Mannschaft“ zerrüttet wäre, was ich mir nicht vorstellen kann.

Seit dem heutigen Tag ist Robin Dutt für mich angezählt. Er hat Zorniger angeschleppt, lange bevor absehbar war, ob es sinnvoll gewesen wäre, mit Huub Stevens weiter zu machen. Er hat in Absprache mit Zorniger Transfers getätigt, die weitestgehend noch nicht eingeschlagen haben, um es dezent auszudrücken. Er wusste, auf was er sich mit Zorniger einlässt, um ihn heute als „beratungsresistent“ zu bezeichnen. Für Dutt war der eingeschlagene Weg bis heute genauso alternativlos wie für Zorniger, so dass sein nächster Schuss auf der Trainerposition jetzt sitzen muss und auch die Wintertransfers glücklicher ausfallen müssen als zuletzt.

Dass man die Trainerentlassung heute als eine „Trennung in gegenseitigem Einvernehmen“ verkauft, weist für mich daraufhin, dass man Dutt aus der Schusslinie herausnehmen möchte, was nicht so richtig geglückt ist. Dass Zorniger bereits in Leipzig eine von oben vorgegebene Kursänderung nicht bereit war mitzugehen, dürfte Dutt nicht entgangen sein. In Stuttgart entstand nun exakt dieselbe Situation, von Zorniger wurde verlangt, sich zu verbiegen, was dieser nicht mitgemacht hat. An der Sturheit, die man ihm auch in Leipzig vorwarf, ist diese Liaison also schlussendlich auch beim VfB gescheitert.

Die nächsten Tage dürften spannend werden, was die Trainersuche angeht. Es werden ja schon heute unglaublich viele Säue durchs Dorf getrieben und Namen genannt, vor denen es einem angst und bange werden kann.

Die meistgenannten Kandidaten sind derzeit wohl Jos Luhukay und Markus Gisdol. Vor allem letzterer käme mit seiner Auffassung von Fußball der von Alex Zorniger recht nahe und hätte zudem eine Stuttgarter Vergangenheit, was bei uns ja auch immer sehr gerne gesehen ist. Ob er nur wenige Wochen nach seinem Aus beim Dorfverein aus dem Kraichgau schon wieder bereit wäre bei einem Abstiegskontrahenten anzuheuern weiß man nicht. Kann ich mir nicht recht vorstellen, zumal er von Hopp sicherlich weiterhin fürstlich entlohnt wird.

Luhukay ist bereits länger arbeitslos und stünde sicherlich gerne bereit, halte da aber auf den ersten Blick nicht viel davon, er ist für mich mehr DER 2. Liga-Trainer. In die Gilde der sog. Konzepttrainer (haben alle anderen eigentlich kein Konzept?) gehört auch Tayfun Korkut, den die STZ als Favoriten sieht. Mich schüttelt es zwar gerade kurz, ernsthaft damit befassen würde ich mich ohnehin erst, wenn die Tinte trocken wäre.
Robin Dutt selbst? Unwahrscheinlich, damit würde er sich sein eigenes Grab schaufeln, auch wenn wir dann ein Gehalt sparen würden. Eine Horrorvorstellung.

Felix Magath? Gab in Sport im Dritten seine Bewerbung ab. Müsste sein zuletzt erreichtes Gehaltsniveau aufgeben und damit klar kommen, dass die zur Verfügung stehenden Mittel stark begrenzt sind. Sehr unwahrscheinlich, würde zudem Dutts ursprüngliche Vorhaben ad absurdum führen und, wenn er weiter Trainer und Manager in Personalunion sein will, Dutt überflüssig machen.

Der nette Herr Slomka? Bitte nicht, kann mit dem nix anfangen, blau steht ihm besser.

Favre? In der Schweiz gehe das Gerücht um, er wäre mit Galatasaray so gut wie einig. Auch sonst kann ich es mir nicht vorstellen, vor allem weil er sich dann von Dutt sicher nicht erklären lassen würde, wie Fußball funktioniert. Ich befürchte, zu stark, zu eigenbrötlerisch, zu introvertiert und vor allem kein Konzepttrainer, was ihn gemäß Anforderungsprofil ohnehin disqualifiziert. Mir würde er gefallen, auch wenn ich es mir bei ihm vorstellen kann, dass er noch eine gewisse Zeit benötigt, sich von den intensiven Gladbach-Jahren zu erholen und den Akku wieder richtig aufzuladen. Wenn verfügbar wäre es schon fahrlässig, sich nicht mit ihm zu beschäftigen.

Heute, nach dieser doch plötzlichen Zorniger-Entlassung, fühle ich mich sowieso leer, machtlos, wütend und zwar deshalb weil wieder einmal die „Mannschaft“ gewonnen hat und für ihr desaströses Auftreten durch die Befreiung vom unbeliebten Trainer auch noch belohnt wird.
Daher ist mir zunächst einmal die Entscheidung wirklich egal. Ich bin mir sicher, egal wer zukünftig an der Seitenlinie sitzt, die Jungs werden plötzlich wieder laufen, einen Pass spielen, einen Ball stoppen und das Tor treffen können und am Ende mit dem Abstieg nichts zu tun haben.
Ob das einer der oben genannten sein wird oder doch ein Überraschungskandidat wie Lothar Matthäus oder Jens Lehmann? Ich werde es nehmen, wie es kommt, ist ja sowieso nur von kurzer Dauer.

Der neue Name dürfte in jedem Fall Aufschluss geben, wie es um die Kompetenz von Robin Dutt aussieht, nämlich dann, wenn es keiner dieser sogenannten Konzepttrainer werden sollte, scheint sich der Aufsichtsrat durchgesetzt und den Anfang vom Ende der Ära Dutt eingeläutet zu haben.

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