29. März 2016

Die Geister, die ich rief – „Against modern football“

Nach der Niederlage gegen Bayer 04 Leverkusen befinden wir uns noch immer in einer dieser unsäglichen Bundesligapausen, in denen die Nationalspieler in aller Herren Länder ausschwärmen um für ihre Heimatländer aufzulaufen und sich für die Kontinentalwettbewerbe zu qualifizieren oder sich für Euro und Olympia einzuspielen.

„Die Mannschaft“ durfte sich in Berlin gegen England blamieren, sowohl auf dem Platz als auch die „Fans“ auf der Tribüne, die sich von 4.000 Engländern stimmungstechnisch in Grund und Boden singen ließen.

Der „moderne“ Fußball hat uns längst erreicht. Länderspiele, in denen es um nichts geht, von einer Mannschaft, bei der 90% ihren Euro-Kaderplatz ohnehin sicher haben, was will man da erwarten. Und doch bauscht der DFB ein solches Aufeinandertreffen zu einem Mega-Event auf, preist den Klassiker an, den man sich nicht entgehen lassen darf.

Ich tue mir solche Heimländerspiele allenfalls noch an, wenn sie auf dem heiligen Rasen des Neckarstadions stattfinden. Schon das Länderspiel vor zwei Jahren gegen Chile in Stuttgart war für mich eine Art Kulturschock, einfach weil der „normale“ Fan, der Woche für Woche in den Arenen der Republik unterwegs ist, sich das kaum antut und daher überwiegend die Klatschpappenfraktion zugegen war, die der Auffassung ist, wie in der Oper hätten sie auch hier Anrecht auf eine Gegenleistung für ihr Geld.

Bei derartigen Testspielen erlaubt sich Joachim Löw das, wofür Tests eigentlich geschaffen sind, er testet. Er schickt dabei Formationen aufs Feld, die so nie wieder zusammen auflaufen werden, er schont Stammkräfte und wechselt in der zweiten Halbzeit auch noch wild durcheinander. Dass dadurch das Zusammenspiel nicht perfekt funktioniert und am Ende, wegen der Wechsel, der zuvor schon kaum vorhandene Spielfluss, weiter empfindlich gestört wird, liegt in der Natur der Sache.

Und da beißt sich die Katze eben in den Schwanz. Der DFB denkt überhaupt nicht daran, günstige Familienpakete zu schnüren oder solche Kirmes-Kicks zum halben Preis anzubieten – nein, er langt auch dabei in die Vollen, schließlich erwirbt man ja ein Premium-Produkt.

Die nicht vorhandene Fankultur wird dadurch deutlich, dass man bei solchen Spielen unzählige Leute mit verwaschenen Shirts sämtlicher Vereine und vorangegangener Turniere sieht, Hauptsache sie haben einen Sport- oder Fußballbezug. Sommermärchen-Public-Viewer kramen die Utensilien von anno dazumal hervor und erfreuen sich, einmal live bei „Schwarz, Rot, Geil“ dabei zu sein. Das alles sind Konsumenten und keine Fans und schon gar nicht welche, die den Anspruch hätten, den Engländern stimmungstechnisch Paroli zu bieten.

Dass die ganze Veranstaltung auch noch fanunfreundlich gestaltet ist, zeigt sich in der späten Anstoßzeit um 20.45 Uhr, obwohl zu erwarten war, dass viele Familien mit Kindern zugegen sein würden. Auch an dieser Stelle macht es sich bemerkbar, dass die Interessen der Fernsehanstalten über denen der Fans stehen, schließlich stellen die Fans, auch wenn sie teuer dafür bezahlen, nur noch geduldetes Beiwerk dar.

Der Fanclub Nationalmannschaft ist ein weiteres Ärgernis für den normalen Fußball-Fan. Karten für Länderspiele, vor allem auswärts und bei großen Turnieren, bekommt man ausschließlich, wenn man dort eine Mitgliedschaft abgeschlossen hat, weshalb inzwischen die Kartellwächter auf den Plan gerufen sind und ermitteln.

Der Fanclub Nationalmannschaft, sinnigerweise „powered by Coca Cola“, zeichnet eigentlich für die Stimmung im Stadion verantwortlich. Außer einer vom DFB gesponserten und durchgestylten Choreographie, zu der die Gelegenheitsstadiongänger auch noch per riesigem Banner “Bitte zum Einlauf der Mannschaften die Pappfolien/Pappschnitte hochhalten.” eine Anleitung an die Hand bekamen, war von den deutschen Fans so gut wie nichts zu vernehmen.

Gut, oder besser schlecht, die Ehrung Mesut Özils als Nationalspieler des Jahres und die englische Hymne wurden von zarten Pfiffen begleitet und der Versuch einer La Ola, für die beim englischen Block Endstation war, waren die einzigen Augenblicke, als die „Fans“ aus sich herausgingen.

Die Engländer zeigten sich das ganze Spiel über viel kreativer und sangen außer ihrer Nationalhymne, auch während des Spiels, mit Inbrunst den Newcastle United Klassiker „Don’t take me home please, don’t take me home, I just don’t wanna go to work. I wanna stay here and drink all ya beer, please don’t take me home”, der auch den deutschen Stadionbesuchern noch eine ganze Weile nicht aus den Ohren gegangen sein dürfte.

Ob sich die Protagonisten auf dem Rasen vom lethargischen Publikum herunterziehen ließen oder die lustlose Vorstellung einiger sonstiger Leistungsträger die Zuschauer verstummen ließen, lässt sich nicht sagen. Deutschland verspielte jedenfalls am Ende die 2:0-Führung und verlor 2:3, was zum einen nicht unverdient war, ich ihren Fans auf der anderen Seite aber auch wirklich gönnte.

Den Klassiker Deutschland gegen England, zu dem dieser Test aufgebauscht wurde, gibt es höchstens bei einem WM- oder EM-Turnier, nicht aber mitten in einer Phase des Testens und des Umbruchs und kurz vor den entscheidenden Wochen der Bundesliga- oder Europacupsaison.

Mir gehen solche Kicks total am Arsch vorbei. Entscheidend werden die Wochen der Vorbereitung nach dem Championsleague-Finale sein, in denen Löw der Truppe den Feinschliff verpassen und die richtige Formation finden wird. Alles, was zwischen den großen Turnieren stattfindet, ist Kokolores und unwichtig, so auch das heute noch anstehende Spiel gegen Italien in München.

Spötter nennen die Arroganz-Arena das nördlichste Stadion Italiens. Dieses wird heute wohl fest in italienischer Hand sein, werden wohl nicht nur viele Italiener aus Italien anreisen sondern auch noch etliche aus allen Teilen Mitteleuropas, um die seltene Chance zu nutzen, ihre Squadra Azzurra live zu erleben.

Da die Niederlage in dem Prestigeduell den einen oder anderen der DFB-Verantwortlichen doch auch schmerzte und um den zahlenden Zuschauer nicht noch mehr zu verprellen, wurden dieses Mal nicht noch vielbeschäftigte Leistungsträger nach Hause geschickt, um sie zu schonen, da muss man dann, wie bei Manuel Neuer, schon eine Magenverstimmung vorschieben und die Fußballwelt für dumm verkaufen, um nicht bereits im Vorfeld die Unwichtigkeit des nächsten Tests offenzulegen. Stünde ein Pflichtspiel der Bayern an, würde Neuer wohl mit Sicherheit auflaufen können.

Mir ist es egal, wie der Kick gegen Italien, gegen das Deutschland seit 1995 nicht mehr gewonnen hat, ausgeht, vielmehr beschäftigt mich der weitere Weg des VfB und das Abschneiden nach der Pause in Darmstadt.

Ich kann mich in der jüngeren Vergangenheit an wenige Spiele erinnern, die richtungsweisender gewesen waren. Gewänne der VfB, wäre er so gut wie durch auf dem Weg zum Klassenerhalt und hätte noch sechs Matchbälle, einen weiteren Punkt zu ergattern, der endgültig reichen dürfte.

Gewinnen wir aber nicht oder verlieren gar das Spiel, sehe ich wahre Zitterwochen auf uns zukommen. Nur Phantasten rechnen sich aus den kommenden beiden Heimspielen gegen die Bayern und den BVB etwas aus.

Nach dem Bayern-Spiel geht es am 30. Spieltag zum FC Augsburg, der von der Papierform her schlagbar wäre und dem im bisherigen Saisonverlauf lediglich zwei Heimsiege gelangen.

Aber, zuletzt setzte es gegen den FCA sechs Niederlagen am Stück. Dass sie fast jedes Mal dem Trainer den Job kosteten ist dabei kurios. Ob in der Denke der Verantwortlichen dabei eine Rolle spielt, dass die Fuggerstädter, die in dieser Saison immerhin Europa League spielen durften, noch als Underdog angesehen werden und man nicht wahrhaben möchte, dass sie uns längst den Rang abgelaufen haben? Sind unterschwellig noch Fredi Bobic‘ Worte im Ohr, der einmal meinte, würden die Augsburger absteigen, steige ein kleines Boot ab, während wir ein Tanker der Liga seien?

Sowohl Bruno Labbadia als auch Alexander Zorniger wurden unmittelbar nach Niederlagen gegen Augsburg entlassen, Armin Veh trat nach einer Heimniederlage gegen den FCA entnervt zurück und auch für Thomas Schneider war nach einer 1:4-Heimklatsche das Ende eingeläutet.

Ich will zwar den Teufel nicht an die Wand malen, aber, ich halte einen erneuten Trainerwechsel beim VfB nicht für gänzlich ausgeschlossen. Die Mannschaft befindet sich in einer schleichenden Abwärtsspirale, die an Fahrt aufnehmen würde, sollten wir in Darmstadt nicht gewinnen. Würde die Konkurrenz in den nächsten drei Spielen dagegen fleißig punkten und der VfB den Abstiegsplätzen bedrohlich nah kommen, könnte sich Dutt durchaus gezwungen sehen, doch noch den letzten Joker zu ziehen, den man sich durch die Installation der vermeintlichen Billiglösung Kramny aufgespart hatte. Selbstredend hoffe ich, dass dieses Szenario nicht eintritt und Kramny die Mannschaft auch auf die kommende Bundesligasaison vorbereiten darf.

Der VfB zeigt sich zuletzt wieder auffallend oft in seinem alten Strickmuster. Die „Leistungen“ bei den Niederlagen in Mönchengladbach und gegen Bayer Leverkusen waren indiskutabel und auch in Ingolstadt holte man nur mit sehr viel Glück einen Punkt. Kevin Großkreutz fehlt an allen Ecken und Enden, vermeintliche Führungsspieler wie Gentner, Schwaab, Niedermeier und Klein, über deren Vertragsverlängerungen fatalerweise schon nachgedacht wird, ziehen sich gegenseitig herunter anstatt das Schiff wieder auf Kurs zu bringen. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, kann nichts wirklich ausgeschlossen werden. Kramny ist dabei erstmals in seiner Amtszeit richtig gefordert, war doch nach dem Kapitel Zorniger viel ein Selbstläufer, da den Spielern mal wieder das Alibi Trainer genommen wurde. Er muss es jetzt schaffen, dem Team den alten Schlendrian auszutreiben, sonst könnte es auch für ihn nach dem Augsburg-Spiel ein böses Erwachen geben.

Das auf Augsburg folgende Auswärtsspiel führt uns zu Werder Bremen. Auch was diesen Gegner betrifft, ist man geneigt zu sagen, machbar.

Das Hinspiel hat man nach einer 1:0-Pausenführung und einer hochüberlegenen Vorstellung in der ersten Halbzeit nach dem Pausenpfiff noch hergeschenkt, so dass wir uns mit einem Zähler zufrieden geben mussten. Die Bremer wissen wohl heute noch nicht, wie ihnen geschah, aber, nun gut. Auf der anderen Seite aber ist der VfB in Bremen seit der Meistersaison 2006/2007 sieglos, so dass man auch an der Weser nicht automatisch davon ausgehen kann, dass sich unsere vermeintlich höhere Qualität dort durchsetzen wird.

Dieses Unterfangen muss möglicherweise ohne einen Großteil der reisefreudigen Stuttgarter Fans angegangen werden, da die DFL aus einer Bierlaune heraus, dieses Aufeinandertreffen am 32. Spieltag auf einen Montag terminiert hat.

Es war von vornherein bekannt, dass am 1. Mai keine Bundesligaspiele stattfinden würden, da die Polizeikräfte andernorts benötigt werden. Soweit, so gut. Darauf konnten wir uns ja einstellen. Der Rahmenterminkalender der DFL, der ein Wegweiser durch die Bundesligasaison ist und darstellt, an welchen Tagen Bundesliga, 2. Liga, 3. Liga gespielt wird und an welchen Länder- oder Europacupspiele anstehen, wies für dieses Wochenende Bundesligaspiele am 29. und 30.04. aus, so dass wir, als die Preise bei der Deutschen Bahn noch moderat waren, Bremen von Freitag bis Sonntag buchten, um auf der „sicheren Seite“ zu sein.

Was die Herren von der DFL gesoffen oder geraucht haben, gerade dieses Spiel mit der längsten Entfernung an diesem Spieltag, auf den Montag zu terminieren, von dem an diesem Spieltag vorher nie die Rede war, erschließt sich mir in keinster Weise. Den einzigen Schluss, den man dabei ziehen kann bzw. muss ist der, dass den Herren die Fans total am Arsch vorbei gehen. Wenn es denn schon ein Montagspiel, vor allem so kurzfristig ins Programm genommen, sein muss, was läge dann näher als Darmstadt 98 gegen Eintracht Frankfurt, das zudem noch unter Ausschluss der Gästefans ausgetragen wird, dafür auszuwählen? Während die Arenen von Werder und dem VfB 625 Kilometer trennen sind es vom Böllenfalltor zum Frankfurter Waldstadion gerade einmal gut 30 Kilometer.

Hegt man für dieses Aufeinandertreffen bei einem Abendspiel Sicherheitsbedenken, sollten möglicherweise trotz Sperrung des Gästeblocks Frankfurter Ultras anreisen, hätte auch noch die Möglichkeit bestanden, Hoffenheim gegen Ingolstadt auf den Montag zu legen.

Die Entfernung betrüge „nur“ 260 Kilometer, was jedoch die wenigsten ernsthaft tangieren würde, weil Ingolstadt ohnehin kaum Fans mitbringt. Auf seiner Facebook-Präsenz beharrt Sky Deutschland zwar darauf, für die Ansetzungen nicht (mit-)verantwortlich zu sein und doch geht es bei der Ansetzung wohl in erster Linie um einen Testlauf und um die Attraktivität eines Exklusiv-Spiels an einem Montagabend auszuloten. Hoffenheim-Ingolstadt brächte mutmaßlich eine kaum messbare Einschaltquote, während zwei Traditionsvereine wie Werder und der VfB eher ziehen und die Leute vor die Sky-Receiver locken dürften.

Es ist eine bodenlose Frechheit die Interessen der Fans derart mit Füßen zu treten und sich um ihre Belange null Komma null zu scheren. Der Fan ist ja in keinster Weise blauäugig und sieht schon die weitere Zerstückelung des Spielplans in naher Zukunft auf sich kommen.

Der Unterschied zu dieser Terminierung ist dann aber, dass die möglichen Montagstermine im Rahmenterminkalender schon zu Beginn der Saison festgelegt sind und man eben tatsächlich bis zur endgültigen Terminierung mit der (Urlaubs-)Planung warten muss. Im speziellen Fall aber hat man tatsächlich den Eindruck, die Sesselpupser bei der DFL würden willkürlich die Faninteressen konterkarieren und sich jetzt noch über ihre ach so tolle Idee totlachen.

Dem ganzen wird nur dadurch noch die Krone aufgesetzt, dass auch dies noch nicht die endgültige Terminierung sein könnte und wir diese circa zehn Tage vor dem Spiel noch mitgeteilt bekommen. Auch wenn einem sonst von außen eingetrichtert wird, als Deutscher habe man international den deutschen Clubs die Daumen zu drücken, sind wir VfBler in der nächsten Championsleague-Runde alle „Vikingos“, wenngleich Real auf diesen schwäbischen Zuspruch nicht angewiesen sein und Wolfsburg ohnehin aus der Champions League schmeißen wird.

Sollte zusätzlich zum Wolfsburger Ausscheiden auch noch der BVB den FC Liverpool, mit seinem ehemaligen Trainer Jürgen Klopp, bezwingen, dürfte das Aufeinandertreffen Wolfsburgs und vom BVB am 32. Spieltag auf den Montag verlegt werden und wir stattdessen doch noch Samstags ran dürfen. Bis dahin hat eine Stornierung unserer bisherigen Buchung also überhaupt keinen Sinn. Schwierig wird es allerdings, sollte es beim Montagstermin bleiben. Die Preise bei der Deutschen Bahn zehn Tage vor Fahrtantritt wird man sich dann nicht mehr leisten können und die DFL tritt sicher nicht für die Differenzkosten ein.

Robin Dutt hat sich ganz gut positioniert und auch auf den Wettbewerbsnachteil hingewiesen, der in einem möglicherweise vorentscheidenden Spiel um den Klassenerhalt gegeben wäre, wenn anstatt gut 2.000 Fans lediglich höchstens 500 den Weg an die Weser antreten würden. Sollte es bei der Terminierung auf Montag, dem 2. Mai, bleiben, hoffe ich, dass Dutt offiziell Beschwerde einlegt und weiter darauf drängt, dieses Montags-Spiel abzublasen.

Von einem angedachten Boykott aufgrund dieser Ansetzung durch die VfB-Ultras halte ich übrigens nichts. Ich werde es dennoch versuchen, kurzfristig Urlaub zu bekommen und den VfB in Bremen zu unterstützen, weil ein Boykott aufgrund dieser bis jetzt einmaligen Montagsansetzung nichts bringen und vor allem die Herren bei der DFL vom eingeschlagenen Weg auch nicht abbringen wird.
Dafür müsste man schon weitreichendere Aktionen auf die Beine stellen und zukünftige Montagstermine generell boykottieren und auf Arbeitskreise mit allen Beteiligten drängen, die um eine Rückkehr zur mal kurz praktizierten 300km-Regel bemüht sind.

Bei den Spielansetzungen, die der DFL-Spielplanleiter Götz Bender verbricht, reden alle mit, nur nicht die Fans. Stößt man bei solchen Bemühungen bei der DFL auf taube Ohren und erfährt auch keine Unterstützung durch den eigenen Verein, wäre es am vielversprechendsten mit den Fanszenen anderer Vereine zusammenzuarbeiten und Spiele gemeinsam zu boykottieren, so dass komplette Fankurven leer bleiben und dadurch das Alleinstellungsmerkmal der Bundesliga im Vergleich zu anderen europäischen Ligen, nämlich die Stimmung in den Stadien, spürbar verloren geht.

Erst dann würde es den raffgierigen Institutionen um DFB, DFL, Sky wirklich an den Geldbeutel gehen, weil ohne Stimmung auf Dauer auch das Interesse der Fernsehzuschauer nachlassen würde.
Noch haben die Fans in Deutschland einen nicht zu unterschätzenden Einfluss, was ja auch die Aktionen zu „12:12 – ohne Stimme keine Stimmung“ gezeigt haben. Mit diesen Pfründen gilt es zu wuchern, was jedoch auch nur dann funktioniert, wenn alle gemeinsam für die Sache einstehen.

Um auf unser Spiel bei Werder zurückzukommen, bliebe bei der Montag-Ansetzung der komplette VfB-Block leer, fehlte der Mannschaft die so dringend benötigte Unterstützung, was in einem solch wichtigen Spiel kontraproduktiv sein und einmal mehr den Eindruck erwecken würde, „die“ Ultras köchelten mal wieder nur ihr eigenes Süppchen.

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22. Januar 2013

England-Tour 2013, Leicester, Newcastle, Burslem (Port Vale)

Am Freitag hieß es Goodbye Stuttgart, Welcome in England. Wir landeten pünktlich in Manchester und bekamen so unseren Wunschzug nach Leicester mit Umstieg in Sheffield. Eine gute Stunde vor Spielbeginn erreichten wir schließlich Leicester Central Station und bemerkten schnell, dass die Engländer nicht wirklich auf Schnee eingestellt waren. Viele waren mit Sommerreifen unterwegs, so dass auf den vereisten Straßen nichts ging, womit sich auch der Plan erledigt hatte, den Weg zum Hotel mit dem Taxi zu bewältigen. Also machten wir uns mit dem Gepäck zu Fuß auf den Weg zum knapp zwei Kilometer entfernten Holiday Inn Express Hotel, das direkt neben dem Stadion liegt. Auch der Fußmarsch stellte sich als beschwerlich heraus, da die Gehwege nicht geräumt und ebenfalls sehr glatt waren, ein Hoch auf die schwäbische Kehrwoche. ;-) . Dennoch erreichten wir pünktlich das Hotel und damit auch das Stadion und trennten uns kurzzeitig, damit die einen einchecken, die anderen die hinterlegten Tickets organisieren konnten. Nette Geste des Leicester Football Club: mit den Eintrittskarten zum Spiel erhielten wir einen Gutschein für wahlweise einen „Pie“ oder ein Bier im Stadion. Noch pünktlich, kurz vor dem Einlauf der beiden Mannschaften konnten wir unsere Plätze einnehmen und waren doch etwas enttäuscht, dass beim Spitzenspiel der 2. Liga, oder wie sie in England heißt, Championship, nur gut 8.000 Zuschauer da waren, spielte doch immerhin der dritte gegen den fünften. Bei zu Beginn dichtem Schneetreiben und eisigen Temperaturen, die Fühltemperatur lag bei minus acht Grad, erarbeitete sich Leicester ein optisches Übergewicht, ohne zu klaren Torchancen zu kommen. Die Gäste hatten hin und wieder gute Konterchancen, die aber zumeist Caspar Schmeichel, Sohn der Torwartlegende Peter Schmeichel (FC Bayern, FC Bayern, weißt Du noch, weißt Du noch, 1999….) zunichtemachte.
Das Spiel plätscherte mehr oder weniger dahin, so dass es nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig war, hier Augenzeuge zu sein. Leider gab aber der Spielplan auch nicht mehr her als diesen Kick. Uns waren die Anstrengungen des Anreisetages auch anzumerken, zumal das Einstimmen beim Treffpunkt in Zuffenhausen schon sehr feucht-fröhlich verlief… ;-) . Trotzdem waren wir natürlich froh, ein wenige englische Stadionatmosphäre aufschnappen zu können, hin und wieder wurde es auch richtig laut, so dass uns die Leicester, Leicester-Gesänge noch in den Ohren klingen. Im Stadion herrscht hökschte Disziplin, wie Jogi Löw sagen würde. Überall Rauchverbot, an das sich jeder hält. Ebenso ist es verboten, sein Bier mit auf die Zuschauerränge zu nehmen. In der Halbzeit war dann ein Stadiontor offen, wo sich die Raucher bei eisigem Wind und starkem Schneefall versammelten und das eiskalte Stadionbier „genossen“. So übertrieben ich so manches Verbot in England fand, so beeindruckt war ich, wie sich die Engländer daran halten. Wohl eine positive Begleiterscheinung dessen war allerdings, dass man mit der Eintrittskarte durch ein Drehkreuz ging und weit und breit kein Ordner zu sehen war, der einen hätte durchsuchen wollen. Anfangs hatte ich Bedenken, dass durch die ganzen Verbote und Beschränkungen, die der englische Fußballfan hinnehmen muss, die Kontrollen umso strenger wären, was sich als unbegründet erwies. Ich machte mir anfangs ernste Sorgen, ob ich meine Cam mit hinein nehmen darf oder ob sie mir, wie von den Narren in Mainz, abgenommen werden würde. Wie gesagt, diesbezüglich alles im grünen Bereich. Trotzdem ist die Fankultur, wie man sie auf der Insel antrifft, nicht mein Ding. Keine Fahnen, fast keine Banner, kein Stimmungsblock, den man auf Anhieb wahrnimmt. Fankultur braucht Freiräume, die den Fans in England aufgrund der Vorkommnisse in den 80ern und mit Einführung der Premier League genommen wurden. Beeindruckend wird es allerdings dann, wenn die Grüppchen, verteilt im ganzen Stadion, zusammen Alarm machen, dann entsteht auch in einem fast leeren Stadion plötzlich ein bemerkenswerter Lärmpegel.
Nach dem eiskalten Halbzeitbier, das, wie erwähnt erst einmal ausgetrunken werden musste, gingen wir wieder hinein und sahen 20 Minuten vor Schluss schließlich den Führungstreffer für Leicester, der aufgrund der Spielanteile nicht unverdient war. Danach stellte die Hausherren jedoch den Angriffsfußball ein, so dass Middlesbrough immer stärker wurde und Chance um Chance vergab. Die beste kurz vor Schluss, als Schmeichel einen Elfmeter hielt und spätestens bei dieser Szene zum Held des Spieles wurde. Kurz darauf war Schluss und die Leicester-Fans traten in Scharen den Heimweg an. Schon faszinierend, wie sich das Stadion in Minutenschnelle leerte. Wir schossen noch ein paar Erinnerungsfotos und suchten nach einem Stadion-Cheeseburger gleich den erstbesten Pub auf, um uns aufzuwärmen. Als dort kein Bier mehr ausgeschenkt wurde, machten wir uns wieder per pedes auf den Weg in die Innenstadt, wo jetzt nicht wirklich der Bär steppte. Die urigen Pubs hatten schon geschlossen, so dass wir schließlich in einer Art Disco landeten, wo es noch etwas zu trinken gab und wir den Tag ausklingen ließen.

Nach einer sehr kurzen Nacht und gutem Frühstück im Hotel verließen wir Leicester mit dem Zug um 9.04 Uhr wieder, um unsere nächste Station Newcastle anzuvisieren. Nach einem Umstieg in Derby erreichten wir Newcastle im Nordosten Englands planmäßig gegen 12.30 Uhr. Unser Domizil in Newcastle, wohl DER Partystadt Nordenglands, war das Jury’s Inn Hotel, etwa 200 Meter vom Bahnhof gelegen. Kurz eingecheckt und auch schon wieder los auf die Piste. In einem gemütlichen Pub stärkten wir uns mit einem wirklich klasse Barbecue-Burger mit Pommes, bevor wir in Richtung des St. James Parks gingen. Dieser liegt mitten in der Stadt, kaum einen Kilometer vom Bahnhof entfernt.
Eigentlich sollte unser Trip in unserer Winterpause stattfinden, eine Woche vor dem Rückrundenstart vom VfB. Als im Juli aber der Spielplan heraus kam, verschoben wir den Trip um eine Woche nach hinten, da an diesem Spieltag die vermeintlich besseren Spiele lockten. So war die Ernüchterung groß, als Anfang November die endgültige Terminierung stand und wir feststellen mussten, dass alle „guten“ Spiele samstags um die gleiche Zeit stattfanden. Wir hatten noch die Möglichkeit gehabt, samstags um 13 Uhr das 2. Liga-Spiel Derby County-Nottingham Forrest anzuschauen, um danach zum 17 Uhr Spiel West Brom-Aston Villa zu hetzen. Bei letzterem aber erfuhren wir, dass die Wahrscheinlichkeit Karten zu bekommen sehr gering wäre, da es sich um ein „Derby des Hasses“ handeln würde und höchstwahrscheinlich kein freier Ticketverkauf stattfinden würde. Auch der Traum von der Anfield Road zerplatzte, weil es unmöglich erschien zu vernünftigen Preisen Karten für sechs Leute zu bekommen und wir das Risiko nicht eingehen wollten, den Kick im Stadion Pub verfolgen zu müssen.
So entschieden wir uns für die sichere Variante Newcastle. Sicher deshalb, weil einer der Mitreisenden geschäftlichen Kontakt nach Newcastle pflegt und über diesen Kontakt sicher Karten zu bekommen waren. Natürlich war der St. James Park mehr als nur Plan B, bin ich doch schon seit langem fasziniert von der Atmosphäre, die bei Fernsehübertragungen so rüber kommt. Schade nur, dass es dieses Mal ein Duell im Tabellenkeller war, genau der 16. gegen den 19.
Also wollen wir auch nicht meckern über die Spiele an diesem Wochenende, schade nur, dass in der Premier League beide Sonntagspiele in London stattfanden und zudem Spitzenspiele waren, wo es mit Karten auch reichlich schwierig bis unmöglich geworden wäre. Außerdem wollten wir ehrlich gesagt neben dem Fußball der englischen Pubkultur frönen anstatt permanent im Zug zu sitzen.
Der englische Kartenbesteller meinte es gut mit den Gästen aus Germany und bestellte für uns Karten auf der Haupttribüne mit Zugang zum Platinum Club, einem riesigen beheizten VIP-Bereich. Es war jetzt nicht VIP im eigentlichen Sinne, da die Speisen und Getränke bezahlt werden mussten, dennoch klasse für uns zum aufwärmen kurz vor dem Spiel sowie in der Halbzeit. Typisch britisch durften dann auch diverse Wetten auf Ergebnis, Torschützen, etc. nicht fehlen, die in dieser Lokalität noch kurzfristig abgegeben werden konnten. Angesichts dieser angenehmen Umgebung und dem Pre-Match-Bier verpassten wir doch glatt den Anpfiff und die ersten 3,4 Minuten. ;-) . Dann schließlich nahmen wir unsere gepolsterten Sitze auf der Haupttribüne, Seite, ein und waren zunächst einmal angetan davon, dass, anders als tags zuvor in Leicester, das Stadion so gut wie ausverkauft war. Knapp 50.000 Zuschauer beim Kampf gegen den Abstieg, Respekt. Die Atmosphäre war wieder typisch britisch. Oftmals relativ ruhig, aber wehe sie legen alle auf einmal los, dann wird’s richtig laut!
Ohrenbetäubend der Geräuschpegel natürlich nach dem verdienten 1:0-Führungstreffer in der 35. Minute. In der ersten Halbzeit hatte man nicht den Eindruck, dass Newcastle gegen Reading, wo Pavel Pogrebnjak die alleinige Spitze war, ernsthaft gefährdet wäre. Newcastle war spielbestimmend, die Angriffe der Gäste blieben meist im Ansatz stecken. In der zweiten Halbzeit dann wurde Reading mutiger. Zunächst noch machte Pavel P. seinem Ruf als Chancentod alle Ehre als er den Ball völlig freistehend in die Wolken drosch. Als jedoch in der 70. Minute ein gewisser Alan Le Fondre eingewechselt wurde kippte das Spiel. Eine Minute nach seiner Einwechslung traf er zum Ausgleich, weitere sechs Minuten später zur Führung für Reading. Newcastle merkte man danach die Nervosität an, denn sie kamen kaum mehr gefährlich vors Gästegehäuse. Erst in der Nachspielzeit, die bemerkenswerte fünf Minuten dauerte, merkte man dem Heimteam den unbedingten Willen wieder an, als es aber leider schon zu spät war.
Auch bei diesem Spiel leerte sich das Stadion blitzschnell. Kaum jemand ließ seinen Unmut über die Leistung seiner Mannschaft heraus. Pfiffe waren lediglich gegen den Trainer Alan Pardew bei einer Auswechslung zu vernehmen. Wir machten dann noch einige Erinnerungsfotos vom inzwischen leeren Stadion, unter anderem mit dem Banner „Pro Altes VfB-Wappen“, den wir kurzfristig auf die Insel mitnahmen. Danach verließen auch wir das Stadion und diskutierten kurz, da der Mannschaftsbus von Reading (schien übrigens ein stinknormaler Reisebus gewesen zu sein…) zum Einstieg bereit stand, ob Pavel Pogrebnjak wohl zu einem Bild mit unserem Banner bereit wäre. Nach der schmutzigen Wäsche, die er nach seinem Abschied über den VfB gewaschen hat, verwarfen wir diese Überlegung jedoch gleich wieder. Wir verließen den Haupttribünenbereich und liefen vorbei an Shearer’s Bar, die 2005 zu Ehren der Clublegende Alan Shearer diesen Namen erhielt, um noch dem zweistöckigen Fanshop eine Stippvisite abzustatten und uns dort umzusehen.
Danach gingen wir in den Strawberry Pub, einer traditionellen englischen Fußballkneipe, die naturgemäß, auch aufgrund der Lage gegenüber dem Stadion, an Spieltagen proppenvoll ist. Dort hatten wir erstmals an diesem Wochenende freies WLAN, so dass jeder eifrig am tippseln war und abcheckte, was wir die letzten 24 Stunden verpasst hatten.
Dass der VfB seinen Rückrundenauftakt in Wolfsburg in den Sand gesetzt hat, bekamen wir allerdings schon vorher durch SMS-Standleitungen mit. Mich hat es angesichts der Statistik dort und der dünnen Personaldecke vom VfB, die zur Verfügung stand, nicht wirklich überrascht, so dass uns diese Auftaktniederlage auch nicht wirklich heruntergezogen hat.
Nach einigen Bierchen im Strawberry’s zogen wir weiter: zu meinem Leidwesen nach Chinatown, wo die anderen unserer Gruppe auch einkehrten. Da ich persönlich europäische Kost bevorzuge und prinzipiell nicht asiatisch esse, begab ich mich in Rosies Bar, direkt auf der anderen Straßenseite und trank lieber noch ein Bier. Diese Entscheidung bereute ich allerdings auch nicht, war es doch der Hammer, was dort los war. Party, super Musik, dazu Vorfälle, die man selten so geballt in so kurzer Zeit erlebt. Ein Baum von einem Mann, Glatzkopf, harter Junge, fällt plötzlich mit dem Bier in der Hand um, hat sein Glas jedoch so geschickt gehalten, dass er kaum etwas verschüttete. Eine „Dame“ musste kurzfristig reanimiert werden, ihr Freund (und auch ich) befürchtete, sie wäre am abnibbeln, um dann, als zehn Minuten später die Sanitäter da waren, diese nur anzulächeln, nach dem Motto, alles halb so wild. Die haben sie aber vorsorglich doch mitgenommen… Bei einem Pärchen in der Ecke musste man befürchten, es ginge gleich zur Sache, so waren diese mit sich beschäftigt. Bis, ja bis ein offensichtlich etwas zurückgebliebener Mann, der vorher schon jeden abklatschte und diejenigen, die sich nicht früh genug abwandten auch noch umarmen wollte, dieser schnappte sich den Newcastle des Pärchens, der um einen Stuhl hing, um dann fluchtartig das Lokal zu verlassen. Der männliche Part des Pärchens blies dann zur Verfolgungsjagd auf die Straße. Es war also wie Kino, bis die anderen wieder kamen. Da es weiterhin lustig war und die Einheimischen richtig gut drauf waren, blieben wir dort noch recht lang.
Danach ging es weiter in diverse andere Pubs. Das gute an Newcastle ist, dass sich alles in einem Bereich bis etwa 1,5 Kilometer vom Hauptbahnhof und damit auch von unserem Hotel abspielt. Bemerkenswert das Partyvolk auf der Insel, was uns auch schon in Leicester aufgefallen war. Bei Schneefall, Minusgraden und noch eisigem Wind, laufen viele dort kurzärmlig und im Minirock rum. Dazu haben wir unzählige Mädels gesehen, deren Absätze nicht hoch genug sein konnten und die sich auf den eisglatten bzw. mit Schneematsch bedeckten Gehwegen einen abstöckelten. :-)
In einem Pub wollte mir noch einer weismachen, er wäre Paul Gascoigne. Eine gewisse Ähnlichkeit hatte er ja schon, mit einem Begleiter Marke Leibwächter war er auch unterwegs, trotzdem war er es wohl nicht ganz. So hatten wir in Newcastle einen richtig tollen Tag und auch Abend. Als wir dann gegen halb zwei Uhr wieder in der Nähe des Hotels waren und in einem Lokal mit Regenbogenflagge landeten, verabschiedete ich mich als erster, hatten die beiden ersten Tage doch schon reichlich Körner gekostet. ;-)

Nach einem abermals super Frühstück im Hotel Jury’s Inn hieß es wieder Sachen packen und ab zum Bahnhof. An diesem Sonntag stand die Fahrt ins etwa 310 Kilometer entfernte Stoke-on-Trent an. Wie schon berichtet gab es weder in der Premier League noch in einer der unteren Ligen ein interessantes Spiel, das man sich hätte reinziehen können. Da wir in Newcastle schon nahe der schottischen Grenze waren, kam in der Woche vor dem Trip der Gedanke auf, ob man nicht nach Glasgow fahren soll und sich dort das Erstliga-Sonntagspiel FC Motherwell-St. Johnstone anschauen solle. Diesen Gedanken verwarfen wir dann aber wieder, da jeder schon einige Male in Glasgow war und dieser Kick womöglich die weite Anreise nicht wert gewesen wäre. Bevor man ganz planlos gewesen wäre, hätte man die Strecke sicher auf sich genommen, doch wir hatten eine noch bessere Alternative in petto.
Seit der WM 2006 pflegt der Organisator dieses Trips regen Kontakt zu Freunden aus Burslem, der Heimat des dort ansässigen Port Vale F.C. Dies war eigentlich das Hauptanliegen, diesen Trip zu planen. Da es mit einem Treffen bei unseren vorigen Stationen in Leicester und Newcastle nicht geklappt hat, war es beinahe eine Verpflichtung, der Einladung zu folgen und (ohne Spiel) nach Burslem zu reisen. So buchten wir also ein paar Tage vor der Abreise das George Hotel mitten in der Stadt. Nicht so gut wie die beiden Hotels davor, aber noch akzeptabel und, wichtig, zentral gelegen. Dies wussten wir spätestens dann zu schätzen, als wir nachts vom letzten Pub aus nur noch auf die andere Straßenseite mussten. ;-)
Aber der Reihe nach. Nach Umstiegen in York und Manchester Picadilly erreichten wir nach knapp drei Stunden Zugfahrt den Bahnhof von Stoke-on-Trent, wo wir gleich ein Bild mit dem Banner aufnahmen. Ursprünglich wollte man uns vom Bahnhof abholen, doch machte das Schneechaos rund um Stoke einen Strich durch die Rechnung. Es hatte dort geschneit wie seit 20 Jahren nicht mehr, und wir waren dabei. ;-) So nahmen wir uns für die etwa sieben Kilometer lange Strecke ein Taxi und rutschten gen Burslem. Burslem ist ein Stadtteil von Stoke-on-Trent und hat knapp 15.000 Einwohner. Lemmy Kilmister von Motörhead ist dort geboren, Robbie Williams dort aufgewachsen. Robbie Williams hat sich 2006 mit 240.000 Pfund beim Club eingekauft und ist seitdem mit Abstand Mehrheitseigner. Port Vale’s großer Lokalrivale und meist gehasste Club ist Stoke City, mit denen man noch in den 90ern und bis 2002 in einer Liga spielte und bei gemeinsamer Ligazugehörigkeit eine ausgeglichene Bilanz aufweist. Derzeit ist Port Vale Tabellenführer der League 2, der vierthöchsten Spielklasse in England und hat damit gute Chancen nach einer Mammutsaison mit 46 Spieltagen den Sprung in die League 1 zu schaffen.
In Burslem bezogen wir kurz unser Quartier und gingen dann über die Straße in den Pub Queens Head, den mit den Engländern vereinbarten Treffpunkt. Einige davon hatte ich schon im November 2008 beim Länderspiel Deutschland-England in Berlin kennenlernen dürfen und wusste daher schon, dass uns sicherlich ein warmherziger Empfang bereitet werden würde. Dies bewahrheitete sich auch und so nahm ein denkwürdiger Aufenthalt seinen Lauf. Es stellte sich bald heraus, dass uns eine (Pub-)Tour erwarten würde, die wir uns, als wir in Burslem aus dem Taxi stiegen, nicht hätten vorstellen können. Im Queens Head schauten wir uns das zweite Sonntagspiel der Premier League, Tottenham-ManU, an. Danach zogen wir weiter in den kleinsten Pub der „Stadt“, Post Office Vaults. Von dort ging es weiter ins Leopard Pub, wo ein Alleinunterhalter für Stimmung sorgte, um dann schließlich im Roebuck richtig abzurocken. Dort erwartete uns ein Livekonzert vom Feinsten, hard, heavy und zum Schluss noch richtig punkig mit Klassikern von The Clash und den Sex Pistols. Als die Band aufhörte wurde uns bewusst, dass bei all dem tollen Rahmenprogramm kein Essen eingeplant war. Die Uhr zeigte schon fast auf 23 Uhr, so dass wir noch schnell zum einzigen (zumindest in Sichtweite befindlichen) Fastfood-Laden im Ort, dem Kentucky Fried Chicken, gingen und eine kleine Box Chicken Nuggets mit Pommes zu uns nahmen. Danach ging es weiter zu unserem Ausgangspunkt, dem Queens Head. Inzwischen war es nach 23 Uhr und der Laden hatte geschlossen. Eigentlich, jedoch nicht für uns. Wir wurden hinein gelassen, die Türen verriegelt, die Zapfhähne versiegelt. Man muss ja schließlich das Spiel, das einem der Gesetzgeber aufzwingt, auch schön mitspielen. Die Zapfhähne und alle sonstigen Getränke standen natürlich bei Bedarf zur Verfügung. ;-) Später wurden sogar noch Aschenbecher auf den Tisch gestellt und wir feierten ein klasse Fest mit einigen Einheimischen. Der Wirtin behagte es zunächst sichtlich nicht, doch, ich ließ mir berichten, dass hier erst zu gemacht werden würde, wenn auch der letzte Gast beschlossen hat, zu gehen. Während wir feierten war die Hausherrin schon eifrig am um uns herum zu putzen und Staub zu saugen. Sie taute schließlich schnell auf, als sie sich mit dem Gedanken anfreundete, dass unser Durst wohl nicht so schnell zu stillen sein würde. Gegen 2.30 Uhr gingen wir dann auf unser Zimmer, das auch nur der Vernunft geschuldet, weil wir uns am nächsten Morgen schon wieder um 8.30 Uhr zum Frühstück treffen wollten. Die letzten zwei Gäste verließen um 4 Uhr das Lokal, Respekt an das Wirtsehepaar und vielen Dank für einen tollen Abend.
Da wir das Hotel ohne Frühstück gebucht hatten, trafen wir uns zur besagten Uhrzeit in der Sandwich-Bar gegenüber dem Hotel. Ein Witzbold unserer Truppe hatte mir italienischen Kaffee dort versprochen, worauf ich mich auch prompt freute. Allerdings hatte ich den Laden am Tag davor nicht wahrgenommen und hatte die Hoffnung die Sandwich-Bar wäre eine richtige Frühstücks-Bar mit, Luxus, Sitzgelegenheiten. In Wahrheit war es aber wirklich ein Laden im ursprünglichen Sinne mit Ladentheke. Hinter der Theke wurde gewerkelt und Sandwiches mit diversen Zusammenstellungen belegt. Immerhin gab es auch einen Kaffee, der jetzt mit deutschem Bohnenkaffee natürlich nicht zu vergleichen war, bei mir als Kaffeejunkie aber seinen Zweck erfüllte. Er war stark genug und machte wach. Die Sandwiches waren sehr gut und auch noch sehr günstig. So kamen wir zu einem Frühstück, das etwa ein Drittel dessen kostete, was es im Hotel gekostet hätte und das sicherlich besser war, zumindest, wenn man den Hotelbewertungen Glauben schenken darf. Um halb zehn hatten wir eine Verabredung am Vale Park, dem Stadion des Port Vale F. C. Dieses hat derzeit eine Kapazität von 19.052 Plätzen, bei Heimspielen pilgern auch in der vierten Liga zwischen 4.000 und 5.000 Besucher in den Vale Park. Der Rekordbesuch betrug bei einem FA-Cup-Spiel gegen Aston Villa im Jahre 1960 sogar einmal 49.768 Zuschauer. Wir bekamen dort eine exklusive Stadionführung geboten und bekamen sowohl die Kabine als auch die V.I.P.-Lounge zu sehen. Zuvor waren wir im Fanshop, an dem sich wohl sogar der VfB eine Scheibe abschneiden könnte. Für den Shop eines Viertligisten sensationell. Dort deckten wir uns mit dem einen oder anderen Andenken ein, so erwarb ich ein T-Shirt und einen Schal, den ich sicherlich tragen werde, wenn unsere Freunde den in Aussicht gestellten Wasen-Besuch wahr machen.
Nach der ausgiebigen Stadion-Besichtigung wurden wir dann noch in einem Audi 8-Sitzer zum Bahnhof nach Stoke gefahren, von wo aus wir zurück nach Manchester fuhren.
Nahe des Bahnhofs, im Bulls Head Pub, vertrieben wir uns mit WLAN und Bier noch die Zeit, bis wir schließlich zum Manchester Airport weiter fuhren, von wo aus um 15.50 Uhr unser Flug nach Stuttgart ging. Anfangs hatten wir in Anbetracht des über weite Teile Englands herrschenden Schneechaos Bedenken, dass alles planmäßig laufen würde, erst recht, als wir auch von Flugausfällen in Stuttgart erfuhren. Diese Bedenken erwiesen sich Gott sei Dank als unbegründet, alles lief planmäßig, so dass wir Montag gegen 18.45 Uhr wieder in Stuttgart aufsetzten, aufgrund der Enteisung der Maschine in Manchester, gerade einmal 15 Minuten nach Plan.
So ging ein tolles verlängertes Wochenende zu Ende, das nach Wiederholung schreit. In weiser Voraussicht werde ich daher meine restlichen Britischen Pfund nicht zurück tauschen, da ich sie in nicht allzu ferner Zukunft sicherlich wieder gebrauchen kann.



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      Dritter und letzter Teil unserer England-Tour.
      Nach einem abermals super Frühstück im Hotel Jury’s Inn hieß es wieder Sachen packen und ab zum Bahnhof. An diesem Sonntag stand die Fahrt ins etwa 310 Kilometer entfernte Stoke-on-Trent an. WiMehr anzeigen

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      Zweite Station, Newcastle.
      Nach einer sehr kurzen Nacht und gutem Frühstück im Hotel verließen wir Leicester mit dem Zug um 9.04 Uhr wieder, um unsere nächste Station Newcastle anzuvisieren. Nach einem Umstieg in Derby erreichten wir Newcastle im Nordosten Englands planmäßig gegen 12.30 Uhr. Unser Domizil in Newcastle, wohl DER Partystadt Nordenglands, war das Jury’s Inn Hotel, etwa 200 Meter vom Bahnhof gelegen. Kurz eingecheckt und auch schon wieder los auf die Piste. In einem gemütlichen Pub stärkten wir uns mit einem wirklich klasse Barbecue-Burger mit Pommes, bevor wir in Richtung des St. James Parks gingen. Dieser liegt mitten in der Stadt, kaum einen Kilometer vom Bahnhof entfernt.
      Eigentlich sollte unser Trip in unserer Winterpause stattfinden, eine Woche vor dem Rückrundenstart vom VfB. Als im Juli aber der Spielplan heraus kam, verschoben wir den Trip um eine Woche nach hinten, da an diesem Spieltag die vermeintlich besseren Spiele lockten. So war die Ernüchterung groß, als Anfang November die endgültige Terminierung stand und wir feststellen mussten, dass alle „guten“ Spiele samstags um die gleiche Zeit stattfanden. Wir hatten noch die Möglichkeit gehabt, samstags um 13 Uhr das 2. Liga-Spiel Derby County-Nottingham Forrest anzuschauen, um danach zum 17 Uhr Spiel West Brom-Aston Villa zu hetzen. Bei letzterem aber erfuhren wir, dass die Wahrscheinlichkeit Karten zu bekommen sehr gering wäre, da es sich um ein „Derby des Hasses“ handeln würde und höchstwahrscheinlich kein freier Ticketverkauf stattfinden würde. Auch der Traum von der Anfield Road zerplatzte, weil es unmöglich erschien zu vernünftigen Preisen Karten für sechs Leute zu bekommen und wir das Risiko nicht eingehen wollten, den Kick im Stadion Pub verfolgen zu müssen.
      So entschieden wir uns für die sichere Variante Newcastle. Sicher deshalb, weil einer der Mitreisenden geschäftlichen Kontakt nach Newcastle pflegt und über diesen Kontakt sicher Karten zu bekommen waren. Natürlich war der St. James Park mehr als nur Plan B, bin ich doch schon seit langem fasziniert von der Atmosphäre, die bei Fernsehübertragungen so rüber kommt. Schade nur, dass es dieses Mal ein Duell im Tabellenkeller war, genau der 16. gegen den 19.
      Also wollen wir auch nicht meckern über die Spiele an diesem Wochenende, schade nur, dass in der Premier League beide Sonntagspiele in London stattfanden und zudem Spitzenspiele waren, wo es mit Karten auch reichlich schwierig bis unmöglich geworden wäre. Außerdem wollten wir ehrlich gesagt neben dem Fußball der englischen Pubkultur frönen anstatt permanent im Zug zu sitzen.
      Der englische Kartenbesteller meinte es gut mit den Gästen aus Germany und bestellte für uns Karten auf der Haupttribüne mit Zugang zum Platinum Club, einem riesigen beheizten VIP-Bereich. Es war jetzt nicht VIP im eigentlichen Sinne, da die Speisen und Getränke bezahlt werden mussten, dennoch klasse für uns zum aufwärmen kurz vor dem Spiel sowie in der Halbzeit. Typisch britisch durften dann auch diverse Wetten auf Ergebnis, Torschützen, etc. nicht fehlen, die in dieser Lokalität noch kurzfristig abgegeben werden konnten. Angesichts dieser angenehmen Umgebung und dem Pre-Match-Bier verpassten wir doch glatt den Anpfiff und die ersten 3,4 Minuten. ;-) . Dann schließlich nahmen wir unsere gepolsterten Sitze auf der Haupttribüne, Seite, ein und waren zunächst einmal angetan davon, dass, anders als tags zuvor in Leicester, das Stadion so gut wie ausverkauft war. Knapp 50.000 Zuschauer beim Kampf gegen den Abstieg, Respekt. Die Atmosphäre war wieder typisch britisch. Oftmals relativ ruhig, aber wehe sie legen alle auf einmal los, dann wird’s richtig laut!
      Ohrenbetäubend der Geräuschpegel natürlich nach dem verdienten 1:0-Führungstreffer in der 35. Minute. In der ersten Halbzeit hatte man nicht den Eindruck, dass Newcastle gegen Reading, wo Pavel Pogrebnjak die alleinige Spitze war, ernsthaft gefährdet wäre. Newcastle war spielbestimmend, die Angriffe der Gäste blieben meist im Ansatz stecken. In der zweiten Halbzeit dann wurde Reading mutiger. Zunächst noch machte Pavel P. seinem Ruf als Chancentod alle Ehre als er den Ball völlig freistehend in die Wolken drosch. Als jedoch in der 70. Minute ein gewisser Alan Le Fondre eingewechselt wurde kippte das Spiel. Eine Minute nach seiner Einwechslung traf er zum Ausgleich, weitere sechs Minuten später zur Führung für Reading. Newcastle merkte man danach die Nervosität an, denn sie kamen kaum mehr gefährlich vors Gästegehäuse. Erst in der Nachspielzeit, die bemerkenswerte fünf Minuten dauerte, merkte man dem Heimteam den unbedingten Willen wieder an, als es aber leider schon zu spät war.
      Auch bei diesem Spiel leerte sich das Stadion blitzschnell. Kaum jemand ließ seinen Unmut über die Leistung seiner Mannschaft heraus. Pfiffe waren lediglich gegen den Trainer Alan Pardew bei einer Auswechslung zu vernehmen. Wir machten dann noch einige Erinnerungsfotos vom inzwischen leeren Stadion, unter anderem mit dem Banner „Pro Altes VfB-Wappen“, den wir kurzfristig auf die Insel mitnahmen. Danach verließen auch wir das Stadion und diskutierten kurz, da der Mannschaftsbus von Reading (schien übrigens ein stinknormaler Reisebus gewesen zu sein…) zum Einstieg bereit stand, ob Pavel Pogrebnjak wohl zu einem Bild mit unserem Banner bereit wäre. Nach der schmutzigen Wäsche, die er nach seinem Abschied über den VfB gewaschen hat, verwarfen wir diese Überlegung jedoch gleich wieder. Wir verließen den Haupttribünenbereich und liefen vorbei an Shearer’s Bar, die 2005 zu Ehren der Clublegende Alan Shearer diesen Namen erhielt, um noch dem zweistöckigen Fanshop eine Stippvisite abzustatten und uns dort umzusehen.
      Danach gingen wir in den Strawberry Pub, einer traditionellen englischen Fußballkneipe, die naturgemäß, auch aufgrund der Lage gegenüber dem Stadion, an Spieltagen proppenvoll ist. Dort hatten wir erstmals an diesem Wochenende freies WLAN, so dass jeder eifrig am tippseln war und abcheckte, was wir die letzten 24 Stunden verpasst hatten.
      Dass der VfB seinen Rückrundenauftakt in Wolfsburg in den Sand gesetzt hat, bekamen wir allerdings schon vorher durch SMS-Standleitungen mit. Mich hat es angesichts der Statistik dort und der dünnen Personaldecke vom VfB, die zur Verfügung stand, nicht wirklich überrascht, so dass uns diese Auftaktniederlage auch nicht wirklich heruntergezogen hat.
      Nach einigen Bierchen im Strawberry’s zogen wir weiter: zu meinem Leidwesen nach Chinatown, wo die anderen unserer Gruppe auch einkehrten. Da ich persönlich europäische Kost bevorzuge und prinzipiell nicht asiatisch esse, begab ich mich in Rosies Bar, direkt auf der anderen Straßenseite und trank lieber noch ein Bier. Diese Entscheidung bereute ich allerdings auch nicht, war es doch der Hammer, was dort los war. Party, super Musik, dazu Vorfälle, die man selten so geballt in so kurzer Zeit erlebt. Ein Baum von einem Mann, Glatzkopf, harter Junge, fällt plötzlich mit dem Bier in der Hand um, hat sein Glas jedoch so geschickt gehalten, dass er kaum etwas verschüttete. Eine „Dame“ musste kurzfristig reanimiert werden, ihr Freund (und auch ich) befürchtete, sie wäre am abnibbeln, um dann, als zehn Minuten später die Sanitäter da waren, diese nur anzulächeln, nach dem Motto, alles halb so wild. Die haben sie aber vorsorglich doch mitgenommen… Bei einem Pärchen in der Ecke musste man befürchten, es ginge gleich zur Sache, so waren diese mit sich beschäftigt. Bis, ja bis ein offensichtlich etwas zurückgebliebener Mann, der vorher schon jeden abklatschte und diejenigen, die sich nicht früh genug abwandten auch noch umarmen wollte, dieser schnappte sich den Newcastle des Pärchens, der um einen Stuhl hing, um dann fluchtartig das Lokal zu verlassen. Der männliche Part des Pärchens blies dann zur Verfolgungsjagd auf die Straße. Es war also wie Kino, bis die anderen wieder kamen. Da es weiterhin lustig war und die Einheimischen richtig gut drauf waren, blieben wir dort noch recht lang.
      Danach ging es weiter in diverse andere Pubs. Das gute an Newcastle ist, dass sich alles in einem Bereich bis etwa 1,5 Kilometer vom Hauptbahnhof und damit auch von unserem Hotel abspielt. Bemerkenswert das Partyvolk auf der Insel, was uns auch schon in Leicester aufgefallen war. Bei Schneefall, Minusgraden und noch eisigem Wind, laufen viele dort kurzärmlig und im Minirock rum. Dazu haben wir unzählige Mädels gesehen, deren Absätze nicht hoch genug sein konnten und die sich auf den eisglatten bzw. mit Schneematsch bedeckten Gehwegen einen abstöckelten. :-)
      In einem Pub wollte mir noch einer weismachen, er wäre Paul Gascoigne. Eine gewisse Ähnlichkeit hatte er ja schon, mit einem Begleiter Marke Leibwächter war er auch unterwegs, trotzdem war er es wohl nicht ganz. So hatten wir in Newcastle einen richtig tollen Tag und auch Abend. Als wir dann gegen halb zwei Uhr wieder in der Nähe des Hotels waren und in einem Lokal mit Regenbogenflagge landeten, verabschiedete ich mich als erster, hatten die beiden ersten Tage doch schon reichlich Körner gekostet. ;-)

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    28. Juni 2010

    Müller schießt England ab


    Deutschland setzte sich im Klassiker gegen England eindrucksvoll mit 4:1 durch und setzte damit ein ganz dickes Ausrufezeichen. Wieder einmal war es ein geschichtsträchtiges Spiel, in dem Klose mit der brasilianischen Fußball-Legende Pele gleichzog, England erstmalig vier Tore gegen Deutschland kassierte, aber auch vom Schiedsrichter benachteiligt wurde – außerdem spielte sich Thomas Müller bei der Gala-Vorstellung ins Rampenlicht.

    Bundestrainer Joachim Löw brachte Klose, der beim 1:0 gegen Ghana Gelb-Rot-gesperrt gefehlt hatte, wieder von Beginn an. Cacau musste wegen einer Bauchmuskelzerrung passen. Die angeschlagenen Schweinsteiger (muskuläre Probleme) und Boateng (Wade) wurden rechtzeitig fit. Englands Coach Fabio Capello hingegen setzte auf exakt dieselbe Elf, die 1:0 gegen Slowenien gewonnen hatte.

    Der gegenseitige Respekt war beiden Mannschaften von Beginn an anzumerken. So tasteten sich die Kontrahenten in der ersten Viertelstunde weitestgehend ab und waren hauptsächlich auf Fehlervermeidung bedacht. Das aktivere und spielerisch bessere Team war dabei die DFB-Auswahl. Allerdings fehlte es den Löw-Schützlingen zunächst an Zug zum Tor, so dass Özils Chance vom rechten Fünfereck, die James in der vierten Minute parierte, lange Zeit die einzige ernsthafte Möglichkeit des dreifachen Weltmeisters war.

    Doch auch von den Engländern, die stark über die Physis kamen und in den Zweikämpfen sehr präsent waren, kam offensiv kaum etwas. Dies lag vor allem an zahlreichen Fehlpässen und ideenlosen Angriffsversuchen. Meist ging es durch die Mitte, während über die Außen nahezu nichts kam. In der 20. Minute leitete schließlich ein präziser Abstoß von Neuer die Führung ein: Der Ball landete bei Klose, der in seinem 99. Länderspieleinsatz Upson abschüttelte und aus zehn Metern ins rechte untere Eck einnetzte (20.). Der Bayern-Stürmer stand beim Zuspiel zwar im Abseits, allerdings existiert dieses laut Reglement bei Abstoß, Ecke und Einwurf nicht. Folglich gab an seinem 50. Länderspieltreffer und seinem 12. WM-Tor nichts zu mäkeln. Zugleich zog Klose damit in der ewigen Torjägerliste bei Weltmeisterschaften mit Brasiliens Fußball-Legende Pele nach Treffern gleich.

    Die “Three Lions” reagierten rasch und intensivierten ihre Angriffe. Hierdurch eröffneten sich Freiräume für die deutschen Akteure, die teils mit sehenswerten Kombinationen bei Kontern weiter die besseren Gelegenheiten kreierten. In der 31. Minute scheiterte Klose aber noch an James, während es nur eine Minute später Podolski besser machte. Müller bewies tolle Übersicht und passte über Johnson hinweg nach links zum Kölner, der aus spitzem Winkel James tunnelte und ins rechte Eck einschoss.

    Deutschland schien alles in der Hand zu haben, doch England schaffte noch den Anschlusstreffer: Gerrard flankte von rechts in die Mitte, wo Mertesacker und Boateng Upson nicht angingen. Der Innenverteidiger stieg hoch und köpfte aus fünf Metern unter die Latte ein. Auch Neuer sah dabei nicht wirklich gut aus. Nur eine Minute später fiel sogar noch das 2:2! Lampard zog aus 17 Metern ab. Das Leder prallte an die Unterkante der Latte und klar hinter die Linie, von dort erneut an die Latte und anschließend in die Arme von Neuer. Zum Glück für das DFB-Team verweigerte Schiedsrichter Jorge Larrionda aus Uruguay den klaren Treffer, so dass die Löw-Elf mit der knappen 2:1-Führung in die Pause gehen durfte.

    Ohne personelle Wechsel ging es nach dem Seitenwechsel, dafür mit einer DFB-Elf, die sich zu weit nach hinten zurück zog und weite Teile des Feldes den Engländern überließ. Diese nahmen das Angebot an und näherten sich durch Milner (48.) und Gerrard (49.) dem gegnerischen Gehäuse an. Kurz darauf hatte Lampard mit einem gewaltigen Freistoß aus 35 Metern erneut Pech, als das Leder nur an die Oberkante der Latte knallte (52.).

    Der Druck der Briten wurde von Minute zu Minute größer, während Deutschland nur noch selten für Entlastung sorgen konnte. Allerdings stellte sich die deutsche Abwehr zusehends besser auf die wütenden Angriffe der Engländer ein und sorgte schließlich in 67. Minute vor die Vorentscheidung. Bei einem Freistoß waren die “Three Lions” zu weit aufgerückt und wurden eiskalt ausgekontert: Müller passte auf Schweinsteiger, der Johnson austanzte und zum mitgelaufenen Youngster zurückpasste. Müller vollendete schließlich aus 15 Metern halbrechter Position fulminant ins kurze Eck.

    Nur zwei Minuten danach hätte Müller sein Torekonto ausbauen können, dieses Mal zielte er aber ein Stück zu weit nach rechts. In der 70. Minute machte es Müller wieder besser: Bei einem Konter ließ Özil Barry ganz locker stehen, drang dann in den Strafraum ein und legte quer zu Müller – 4:1. England zeigte sich danach geschockt, nichts war mehr vom zuvor an Tag gelegten Offensivdrang zu sehen. Deutschland hatte nun keine Mühe mehr, die Begegnung zu kontrollieren. Neuer bekam nur noch einmal etwas zu tun: Zehn Minuten vor dem Ende hatte Gerrard aus 14 Metern gegen den Schalker-Keeper das Nachsehen. Das war dann aber auch die letzte nennenswerte Aktion der Partie.

    Deutschland trifft nun am kommenden Samstag, den 3. Juli um 16.00 Uhr in Kapstadt im Viertelfinale auf Argentinien, das Mexiko mit 3:1 ausschalten konnte – eine Neuauflage der WM 2006!

    (kicker.de)

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    27. Juni 2010

    Schweinsteiger: Entscheidung am Sonntag

    Bundestrainer Joachim Löw muss im Achtelfinale gegen England am Sonntag (16 Uhr) auf Stürmer Cacau verzichten. Der Stuttgarter zog sich im Training eine Bauchmuskelzerrung zu. “Die Verletzung lässt einen Einsatz nicht zu”, sagte Teammanager Oliver Bierhoff am Samstag. Ob die angeschlagenen Bastian Schweinsteiger und Jerome Boateng einsatzfähig sind, entscheidet sich erst kurz vor dem Spiel, wie Bundestorwartrainer Andreas Köpke wissen ließ.

    “Beide haben ein reduziertes Programm absolviert”, berichtete Köpke nach dem Abschlusstraining am Samstagnachmittag in Bloemfontein: “Es wird morgen einen letzten Test geben und dann nach Rücksprache mit den Ärzten entschieden”. Bierhoff gab sich vor der abschließenden Einheit “zuversichtlich, dass beide einsatzfähig sind. Wir denken momentan aber nicht an einen Ausfall von Schweinsteiger”, so Bierhoff, der den Münchner als “die zentrale Figur” bezeichnete. Sollte Schweinsteiger ausfallen, wäre dies laut dem DFB-Manager ein weiterer Rückschlag für die Löw-Elf. “Aber es ist auch eine Stärke dieser Mannschaft, solche Sachen wegzustecken”, so Bierhoff.

    Am Freitag absolvierten Schweinsteiger, der an einer Muskelverhärtung im Oberschenkel laboriert, und Boateng (Wadenverhärtung) im Teamquartier Velmor Grande eine Laufeinheit “unter ärztlicher Aufsicht” (Bierhoff).

    Sollte Schweinsteiger für den Klassiker gegen den Erzrivalen ausfallen, wäre Toni Kroos wohl erste Wahl. Der künftige Münchner wurde bereits beim 1:0 gegen Ghana für den verletzten Vize-Kapitän eingewechselt. “Toni hat Selbstvertrauen. Nach seiner Einwechslung gegen Ghana hat er gezeigt, dass er da ist”, sagte Löw. Ob der Hamburger Marcell Jansen auf der linken Abwehrseite zum Einsatz kommt, “hängt davon ab, ob Boateng spielen kann und ob Schweinsteiger spielen kann”, meinte Köpke, etwas zu einzelnen Positionen zu sagen sei daher “schwierig”. Löw gab zu bedenken, dass “Jansen nun schon seit drei Monaten kein Spiel mehr in der Startelf bestritten hat”. Seinen letzten Pflichtspieleinsatz hatte er vor der WM am 21. März in der Bundesliga beim 2:2 gegen Schalke.

    Cacau fällt gegen England aus

    Wieder mal eine schlechte Nachricht für Joachim Löw. Der Bundestrainer muss im Klassiker gegen England am Sonntag ohne Cacau auskommen. Der Angreifer zog sich im Training eine Bauchmuskelzerrung zu. Im Sturm wird nach dem Ausfall von Cacau Miroslav Klose nach abgesessener Gelb-Rot-Sperre wieder in die Startelf zurückkehren. Wobei davon auszugehen war, dass auch ohne Cacaus Verletzung Klose wieder in die erste Elf zurückgekehrt wäre.

    Trotz des englischen Elfmeter-Traumas ist Oliver Bierhoff nicht unbedingt scharf auf ein erneutes Elfmeterschießen gegen den Erzrivalen: “Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass Deutschland immer im Elfmeterschießen gewinnt. Wir wollen das schon vorher klären.”

    (kicker.de)

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    26. Juni 2010

    Bloß kein Druck

    Das Feuerwerk ist schon von weitem zu sehen. Bunte Raketen steigen in den Nachthimmel von Pretoria, als sich der Bus des deutschen Nationalteams am späten Mittwochabend dem Mannschaftshotel nähert. Und vor dem Eingang warten die freudig erregten Angestellten und klatschen nach der Rückkehr ihrer prominenten Gäste begeistert in die Hände. Sie behalten vorerst ihre Arbeit – zumindest bis Montag herrscht in der Nobelherberge Velmore weiter Hochbetrieb.Selbstverständlich ist das nicht gewesen. Viel jedenfalls fehlte nicht, und der deutsche Tross hätte bereits gestern seine Koffer gepackt und wäre in die Heimat zurückgeflogen. Ein 1:0-Arbeitssieg im letzten Gruppenspiel gegen Ghana hat dies verhindert und den Deutschen den Einzug ins Achtelfinale beschert. Es war der bislang schwächste Auftritt der DFB-Elf in Südafrika – und nicht nur der Kapitän Philipp Lahm kannte dafür den Grund: “Wenn eine Mannschaft so viel Druck hat, dann ist es schwierig, Fußball zu spielen.”

    Also doch: der Druck. Tagelang hatten vor dem Spiel alle im deutschen Lager forsch verkündet, dass es nicht einmal den Anflug von Nervosität gebe und es jeder Einzelne gewohnt sei, auch unter großem Druck seine Leistung zu bringen. Mut machten sie sich gegenseitig – und merkten dann, dass es eben doch nicht so einfach ist, ein Spiel zu gewinnen, wenn die Blamage droht, die das erstmalige Scheitern einer deutschen Mannschaft in einer WM-Vorrunde bedeutet hätte.

    Spürbar weich waren die Knie der jungen Spieler schon beim Einlauf in die riesige Hauptarena dieser WM, die Soccer City von Johannesburg – noch weicher wurden sie während des Spiels. Ein frühes Tor wollten die Deutschen schießen, das war die Marschroute, doch als dies nicht gelang, verkrampften sie von Minute zu Minute mehr. “Wir hatten Angst davor auszuscheiden”, sagt der Innenverteidiger Arne Friedrich, einer der wenigen, die sich von der Wucht und der Bedeutung dieses Moments nicht beeindrucken ließ.

    Lahm: “England ist in der Favoritenrolle”

    Mesut Özil hingegen war zunächst das Paradebeispiel dafür, wie ein Hochbegabter Fußball spielt, wenn ihn die Furcht vor dem Scheitern lähmt. Verängstigt schlich der Regisseur über den Platz, selbst die einfachsten Flachpässe gingen daneben. Dann jedoch drosch ausgerechnet er den Ball zum Siegtor ins Netz. Eine Befreiung war es nicht nur für Özil – auch allen anderen soll dieser verkrampfte 1:0-Sieg die Leichtigkeit zurückbringen, mit der die deutsche Elf gegen Australien ins Turnier gestartet ist. “Der Rucksack war groß und schwer”, sagt der Assistenztrainer Hansi Flick: “Jetzt wird es einfacher, weil wir unser Minimalziel erreicht haben. Die Erfahrung des Ghana-Spiels wird uns jetzt helfen.”

    Wahrscheinlich sind die Trainer nicht traurig darüber, dass es im Achtelfinale nicht gegen die Amerikaner, sondern gegen England geht. Das ist zwar der schwerstmögliche Gegner, doch hat er, anders als die US-Auswahl, den großen Vorteil, dass ein Sieg keine Pflicht ist. “Wir haben jetzt mehr zu gewinnen als zu verlieren”, sagt der Angreifer Cacau , der gegen Ghana kein schlechtes Spiel machte, allerdings auch zeigte, dass er in der Rolle der einzigen Spitze nicht die Idealbesetzung ist. Nicht nur aufgrund der drohenden Ausfälle der muskelverletzten Bastian Schweinsteiger und Jerome Boateng heißt die neue Strategie nun: bloß keinen Druck aufbauen, bloß keine Erwartungen schüren. Flugs haben alle die Bürde des Gewinnenmüssens den Engländern zugeschoben. Es ist ein durchschaubares, angesichts der Erfahrung des Ghana-Spiels aber auch sehr nachvollziehbares Vorgehen.

    Philipp Lahm sagt: “England hat lauter Weltklasseleute und ist in der Favoritenrolle.” Cacau sagt: “Da sind wir nur Außenseiter.” Und Joachim Löw sagt: “Dieser Gegner ist brandgefährlich.” Den Einwand, dass die Engländer in der Vorrunde noch mehr Probleme als sein Team gehabt hätten und sich nur als Zweite qualifiziert haben, lässt er nicht gelten: “Jeder weiß, dass sie sich im Laufe eines Turniers steigern können.” Forsche Töne gibt es dann doch noch – natürlich kommen sie von Thomas Müller. Zwar war auch er gegen Ghana wirkungslos, sein Selbstvertrauen aber findet er schnell zurück. Er kenne die Geschichte der deutsch-englischen Klassiker nur ein bisschen, er kenne “Gary Lineker und solches Zeugs”, sagt Müller. Das interessiert ihn aber nicht, wichtig sei nur, “dass wir die heutigen Engländer wegputzen”.

    (STZ 25.6.10)

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