11. November 2013
Bilder vom Spiel in Freiburg sind jetzt online. Rückblickend war es ein super Sonntagsausflug, obwohl anfangs das Schlimmste zu befürchten war. Nicht nur sportlich, wo der VfB ja im Pokal schon bewiesen hat, dass er auch dazu imstande ist, in Freiburg zu verlieren und wir nach dem Debakel von Dortmund ohnehin nicht einordnen konnten, wo wir stehen. Eine Niederlage lag also im Bereich des Vorstellbaren. Als kurz vor High Noon noch der Pannenbus von Braunschweig am Treffpunkt in Esslingen-Berkheim vorfuhr, lag es allerdings auch im Bereich des Vorstellbaren, die mögliche Niederlage überhaupt nicht live erleben zu können. Trotz vorheriger Beteuerungen seitens des Busunternehmers, uns diesen Bus, dessen (von uns angezeigte) Mängel auf kein DIN A4-Papier passen, nicht mehr zumuten zu wollen, fuhr dieser also wieder vor, als wäre Braunschweig nur ein böser Traum gewesen. Lapidare Begründung: „der einzige Bus mit Winterreifen“. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
. Mir kann jedenfalls keiner erzählen, dass ein auf Personenbeförderung spezialisiertes Unternehmen zu dieser Jahreszeit noch durchweg mit Sommerreifen unterwegs ist. Egal, uns blieb ja nichts anderes übrig, als dieses Vehikel erneut zu besteigen. Wie in letzter Zeit immer, wenn es nach Freiburg geht, fuhren wir nicht die viel frequentierte Strecke über die A8 und A5 nach Freiburg sondern über die A81 und dann über die B31 durchs Höllental. Dies mag bei Wochentag-Spielen eine gute Wahl sein, weshalb wir das auch an einem Sonntag und bei diesen Wetterprognosen machten, verstand ich nicht unbedingt. Wie prognostiziert schneite es im Schwarzwald unaufhörlich, so dass wir einige Zeit mehr krochen denn fuhren und uns die Fahrbahn durch einen Schneepflug bahnen ließen. Zeitweise machte ich mir ernsthafte Sorgen, ob es noch etwas werden würde mit einem Treffen mit Freunden im Biergarten am Stadion oder ob wir abermals auf den letzten Drücker ankommen würden.
Schlagartig aber hatten wir wieder freie Fahrt und der Schneefall ging auch wieder mehr und mehr in Regen über, je näher wir Freiburg kamen. So kamen wir doch noch knapp zwei Stunden vor Spielbeginn an, so dass genug Zeit für das eine oder andere Ganter-Bier und einen netten Plausch mit Freunden war. Wie in Dortmund der Biergarten am Stadion Rote Erde gehört es für mich in Freiburg zum Ritual in den neben dem Stadion gelegenen Biergarten zu gehen und mich auf das Spiel einzustimmen. Aufgrund des strömenden Regens im Breisgau wurden Zelte und Heizstrahler aufgestellt, so dass wir gemütlich überdacht und im Warmen sitzen konnten. Auch wenn die ach so große Rivalität immer groß aufgebauscht wird, dort sitzen Freund und „Feind“ friedlich nebeneinander und prosten sich zu. Es ist ja klar, dass es die eine oder andere Frotzelei gibt, richtig Ärger habe ich dort aber noch nie erlebt.
Ca. 20 Minuten vor Spielbeginn, früh wie selten in letzter Zeit, nahm ich meinen Platz auf der Osttribüne ein. Ich bestellte Karten der teuersten Gäste-Kategorie, weil der Stehblock eine wahre Zumutung ist und die „günstigeren“ Sitzplätze über dem Stehblock kaum billiger waren. Sollte Freiburg in der nächsten Saison noch erstklassig sein, werde ich noch einen Block weiter einrücken und vom Freiburger Kontingent eine Karte nehmen, sofern das über Freunde mit badischer Postleitzahl wirklich hinhaut. Vorteil dabei: eine noch bessere Sicht auf unseren Block und Vollbier.
Bevor es losging und nachdem wir das Badener Lied nieder gepfiffen hatten, gab es eine schöne Choreo im VfB-Block, Thema Heimat & Liebe, mit weiß-roten Brustring- und gelb-schwarzen Rösslefahnen.
Vor dem Spiel hatte ich wirklich Bedenken, wie die 1:6-Klatsche von Dortmund nachwirken würde und dass wir uns, nach einer Niederlage, im Abstiegskampf wiederfinden könnten. Nach den Samstag-Ergebnissen wurde dieses Spiel richtungsweisend wie selten. Mit einem Sieg kann man den Anschluss an die Plätze 5 und 6 einigermaßen aufrecht erhalten, bei einem Remis träte man weiter auf der Stelle und bei einer Niederlage würde uns Freiburg unten mit rein ziehen, der Abstand betrüge dann nur noch zwei Punkte. Ob sich die Mannschaft der Wichtigkeit der Aufgabe bewusst sein würde, war mir nicht so klar. Zu oft versuchen wir es mit Schönspielerei und Hacke, Spitze, eins, zwei, drei. Dass dies bei tiefem und rutschigem Geläuf nicht das probateste Mittel ist, war mir klar. Würde die Mannschaft aber diese Umstände annehmen, würde sie sich dem Kampf der Freiburger entgegen stemmen und sprichwörtlich Gras fressen? Zu oft wurde ich in letzter Zeit enttäuscht, so dass mein Vertrauen ins Team nicht das Größte war.
Der SC Freiburg hat zwar das internationale Gastspiel in Estoril unter der Woche auf dem Spielplan gehabt, eine große Rolle in puncto Müdigkeit dürfte dieses kaum gespielt haben, tritt Streich in Europa ja in schöner Regelmäßigkeit mit einer besseren Reserve und Jugend-Truppe an. Der 5-Jahres-Wertung erweisen die Südbadener damit zwar einen Bärendienst, was sie nicht weiter zu jucken scheint, da sie in absehbarer Zeit wohl sowieso nicht mehr international mitspielen dürfen. Ich bin zwar jetzt kein Freiburg-Insider, denke aber als Außenstehender, dass es dieser Truppe auch nicht geschadet hätte, international mit der ersten und bestmöglichen Garde anzutreten, zumal ja ein großer personeller Umbruch im Sommer stattfand. So hätte sich eher ein Team einspielen können, als bei übertriebener Rotation, und die Chance auf ein Erfolgserlebnis und damit gesteigertes Selbstvertrauen wäre weitaus größer gewesen.
Der VfB trat im Vergleich zum Dortmund-Spiel mit Niedermeier für Sakai und Rausch für Boka an. Durchaus logische Wechsel, auch wenn der von Boka verletzungsbedingt erfolgte. Die ersten beiden Chancen im Spiel hatte Freiburg, ehe der VfB durch einen Doppelschlag durch Ibisevic und Timo Werner die Weichen früh auf Sieg stellten. Nach dem 1:0 fragten wir schon, ob das jetzt ein gutes Omen wäre, nach den verspielten frühen Führungen der letzten Wochen. Als dann allerdings gut eine Minute später schon das 2:0 folgte, war ich fürs erste beruhigt und sah das Spiel in die richtige Richtung laufen. Von nun an kontrollierte der VfB weitestgehend souverän das Spiel und ließ Ball und Gegner laufen. Je länger aber die Partie lief, desto mehr kehrte wieder der alte Schlendrian ein. Durch unkonzentrierte Abspiele, unnötige Ballverluste ließen wir einen am Boden liegenden Gegner plötzlich wieder ins Spiel zurück zu finden anstatt aufs Spiel den Deckel drauf zu machen.
Von den Rängen kam auf Freiburger Seite fast nichts mehr. Außer dem allseits bekannten „Stuttgarter Arschlöcher“ und plumpen Versuchen, den Schiedsrichter zum einen oder anderen Elfmeterpfiff zu bewegen war auf der anderen Seite nichts zu hören. Im VfB-Block dagegen Dauersupport pur. Apropos Elfmetersituationen: Haggui spielte klar den Ball, Leitner und Niedermeier sprang der Ball jeweils aus kurzer Distanz an die Hand. Es ist sicherlich nicht weg zu diskutieren, dass solche Elfer auch schon gegeben wurden, andererseits wäre es auch schade gewesen, wenn dem Spiel durch solche Zufallsprodukte noch eine (unverdiente) Wende gegeben worden wäre. Freiburg allerdings hätte sich auch nicht beklagen dürfen, wenn Felix Klaus nach einer knappen halben Stunde schon wegen rohen Spiels des Feldes verwiesen worden wäre. So gesehen, und nach dem zurückgenommenen Elfmeterpfiff von Dortmund mehr als ausgleichende Gerechtigkeit.
Im Laufe der zweiten Halbzeit dann machte sich Sven Ulreich, unsere Nummer Eins, vor der Freiburger Fankurve keine neuen Freunde, als er nach einer vermeintlichen Berührung eines Freiburgers theatralisch zu Boden sank. Was einen baumlangen Kerl dazu treibt, eine solch alberne Schauspieleinlage abzuliefern (und Ähnliches ein paar Minuten später noch zu wiederholen), verstehe ich nicht. Die Jungs hatten es gestern doch überhaupt nicht nötig, durch solch unlautere Mittel einen Platzverweis zu provozieren. Und selbst wenn, solche Schauspieleinlagen verurteile ich, bei eigenen Spielern wie bei Gegnern. Das soll ein Spieler mal in England machen, der ist für immer und ewig unten durch beim Publikum und wird verhöhnt von Nord nach Süd. Ein solch unfaires Gebaren ist mir auch bei Ibisevic seit längerem ein Dorn im Auge, ich hoffe, dass dieses „Verhalten“ auch ein Thema ist, das das Trainerteam mal anspricht.
Kurz durfte Freiburg dann noch an einer Aufholjagd schnuppern, als der kurz zuvor eingewechselte Hanke zum 1:2 traf. Doch, keine 5 Minuten später, erkämpfte sich unser Youngster Timo Werner an der Mittellinie den Ball, dribbelte durch zwei Freiburger hindurch und stand plötzlich frei vor Baumann. Obwohl sowohl Maxim als auch Ibisevic mitgelaufen waren und frei standen, machte Werner die Kiste eiskalt selbst. Wehe dem, er hätte diese Chance versemmelt, dann hätte er sich wohl von Ibisevic etwas anhören dürfen. So aber zeugte die Aktion von Selbstvertrauen und einer Sicherheit, die für einen 17-jährigen schon fast unheimlich ist. Mit dem 1:3 entschied er nicht nur die Partie sondern schwang sich auch zum jüngsten Bundesliga-Doppeltorschützen aller Zeiten auf. Dieser Junge macht einfach Spaß. Hoffentlich gelingt es, ihn langfristig zu binden und mit einer festgeschriebenen Ablöse zu versehen, die entweder niemand zu zahlen bereit ist oder uns auf einen Schlag finanziell in andere Sphären bringen kann. Gut zu wissen, dass sein Berater Karl-Heinz Förster dem VfB wohlgesonnen ist, und ihn hoffentlich nicht zu früh vom VfB weg transferieren möchte. Zunächst ist sowieso das Wichtigste, dass der Junge in seinem gewohnten Umfeld die Schule gut zu Ende bringt und weiterhin behutsam aufgebaut wird.
So steuerten wir also einem letztendlich ungefährdeten Auswärtssieg entgegen, wie eingangs erwähnt, immens wichtig. Dieser Sieg gegen einen äußerst verunsicherten Gegner ist ebenso schwer einzuordnen wie das Debakel bei einem in Galaform spielenden BVB. Die Wahrheit dürfte irgendwo dazwischen liegen. Der VfB hat nach wie vor Probleme auf den Außenverteidigerpositionen, wobei mir gestern Rausch und Schwaab deutlich besser gefallen haben als Boka und Sakai in Dortmund. Dazu ist für mich derzeit Kvist kaum noch vermittelbar, zu statisch und defensiv orientiert sein Spiel, ansonsten sehe ich uns gar nicht so schlecht aufgestellt. Wohin die Reise geht wird sich wohl schon gegen Gladbach nach der Länderspielpause zeigen. Der VfB muss dringend seine Heimschwäche ablegen, vielleicht kommen dafür die bislang auswärts weitestgehend erfolglosen Gladbacher gerade recht.
Gleich nach dem Spiel ging es dann mit dem Bus zurück in die Heimat. Dieses Mal Gott sei Dank ohne Panne, gegen 23.30 Uhr erreichten wir ES-Berkheim, in Anbetracht des Sonntag-Abend-Spiels noch eine akzeptable Zeit, auch wenn ich heute wieder arbeiten musste.
Beim nächsten Spiel gegen Gladbach werde ich leider nicht im Neckarstadion sein. Es wird damit das einzige Spiel, ob daheim oder auswärts, das ich in der Vorrunde verpassen werde. Mich zieht es mit ein paar Kumpels nach Glasgow und Edinburgh. Auslöser der Buchung war eigentlich das Motörhead-Konzert, welches inzwischen leider aufgrund einer Erkrankung des Frontman Lemmy abgesagt wurde. Leider sind die Terminierungen auf der Insel auch nicht immer fangerecht, schon gar nicht, wenn man gerne hoppen würde. In allen Ligen wurden sämtliche Spiele auf den Samstag terminiert, so dass wir uns lediglich die Partie Celtic-Aberdeen anschauen können. So werden wir eben wohl sonntags noch das Stadion und den Stadionpub der Hearts besuchen und einfach eine gute Zeit haben. Ihr, die gegen Gladbach im Stadion seid, schreit einfach für mich mit und bringet an Sieg hoim.
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31. August 2013
Auch zwei Tage nach dem Europa League Aus gegen den HNK Rijeka bin ich noch ein wenig fassungslos über die Art und Weise, wie man das internationale Geschäft her geschenkt hat. Dass wir uns in der Nachspielzeit nach verlorenem Zweikampf von Traoré einen Konter einfangen, das noch nach eigenem Eckball, darf einfach nicht passieren. In der Verlängerung, denke ich, hätten wir uns durchgesetzt, da die Kroaten sichtlich platt waren.
Schon das 0:1 war eine pure Slapstick-Einlage von Ulreich und Röcker, als Ulreich offensichtlich zu spät rief, dass er herauskommt und Röcker, der beim Mann stand, über den Haufen rannte. Derzeit kann der VfB einfach nicht so viele Tore schießen wie man hinten leicht her gibt. Diese Fehler werden im Profifußball bestraft und müssen umgehend abgestellt werden.
Das Aus in der Europa League nehme ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge hin. Lachend deshalb, da es meiner Meinung nach dem Team mit dem neuen Trainer Thomas Schneider gut tun wird, diese Dreifachbelastung nicht zu haben und unter der Woche konzentriert arbeiten zu können. Wie schon des Öfteren von mir kritisiert, hat es Labbadia in der Vorbereitung versäumt, Automatismen einzustudieren und sich DIE Stamm-Elf herauskristallisieren zu lassen. Für Schneider beginnt jetzt quasi die Vorbereitung aufs Neue, allerdings mit dem Manko, dass er schon gewaltig unter Druck steht, Ergebnisse liefern zu müssen. Nochmals danke für (fast) nichts an dieser Stelle, Bruno!
Thomas Schneider wird einiges ausprobieren müssen, bis er das Team so aufgestellt sieht, dass es funktioniert. Ratsam wäre dafür sicherlich noch das eine oder andere lockere Testspiel unter der Woche anzusetzen, um diesen Prozess zu beschleunigen und der Mannschaft die Gelegenheit zu geben, sich den aufgestauten Frust von der Seele ballern zu können. Zeit dafür wäre ja jetzt vorhanden.
Nach schier endlos langen Monaten, in denen William Kvist in der Versenkung verschwunden ist, brachte ihn Schneider von Beginn an. Einen charakterlich einwandfreien Spieler wie Kvist in diesem „Stil“ abzuservieren, was sich Labbadia dabei gedacht hat, ist für mich auch im Nachhinein noch eine Frechheit. Ich finde, er hat ein gutes Spiel gemacht und wird unserem Spiel sicherlich wieder etwas mehr Stabilität verleihen.
Ein weiterer positiver Nebeneffekt des Ausscheidens ist, dass wir von nun an wohl öfter zur klassischen Bundesligazeit Samstags um 15.30 Uhr ran dürfen und Sonntagspiele für uns (hoffentlich) nur dann angesetzt werden, wenn wir auf einen Europaleague-Teilnehmer treffen.
Das weinende Auge bzgl. des Ausscheidens betrifft den Wegfall der immer wieder tollen Reisen, wie zuletzt nach Rijeka. Jetzt, da es klar ist, dass es unser letztes internationales Spiel in dieser Saison war, bin ich sehr froh, mich noch kurzfristig dafür zu entschieden haben.
Ferner bedauere ich unser Ausscheiden, weil ich Thomas Schneider zum Einstand ein baldiges Erfolgsgeheimnis gewünscht hatte, das dem gesamten Team Elan und Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben hätte geben können.
Und, zu guter Letzt steht jetzt zu befürchten, dass Deutschland in der UEFA-5-Jahres-Wertung ein schlechtes Jahr hinlegen könnte. Der VfB hätte bei der Auslosung in Topf 1 gelegen und sicherlich einfachere Gruppen erwischt wie Eintracht Frankfurt und der SC Freiburg. Abgesehen davon, dass es nach den bisherigen Saisoneindrücken gut möglich ist, dass sich beide in der zweiten Tabellenhälfte wiederfinden könnten, sind diese beiden Teams natürlich auch nicht gerade Aushängeschilder des deutschen Fußballs. Der VfB derzeit natürlich auch nicht, aber wir haben uns ja auch nicht sportlich qualifiziert sondern sind in den Wettbewerb geschlupft wie einst Alemannia Aachen und Union Berlin, durch die vom DFB auferlegte Lucky-Loser-Regelung, um den DFB Pokal aufzuwerten.
So bleibt für die 5-Jahres-Wertung auf der einen Seite zu hoffen, dass unsere vier Champions League Teilnehmer die Kohlen aus dem Feuer holen werden. Auf der anderen Seite gönne ich es Vereinen wie dem FC Schalke auch wiederum nicht, die hochverschuldet immer neue Transfers im zweistelligen Millionenbereich stemmen und Gehälter zahlen, bei denen es „normalen“ Vereinen schwindlig wird, dass sich diese Clubs durch die Gelddruckmaschine Championsleague auch noch sanieren dürfen. Denen würde ich eher einmal einen Neuanfang in Liga 2 wünschen!
Wenn wir schon einmal bei Schalke sind, wo ein gewisser Horst Heldt sein Unwesen treibt: Nicht einmal 24 Stunden nach dem bitteren Aus gegen Rijeka erreichte uns die nächste Hiobsbotschaft. Unser Kapitän Serdar Tasci verlässt den VfB nach 14 Jahren in Richtung Spartak Moskau. Im ersten Moment war diese Meldung für mich ein Schock! Bei näherem Hinsehen und nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen habe, sehe ich das nüchterner und pragmatisch. Tasci war einer der letzten Spieler, der mit einem Vertrag aus der Ära Heldt ausgestattet war. Sein Jahressalär betrug geschätzt 3,5 Millionen Euro pro Jahr, welches man jetzt einspart und sich somit etwas Luft im Etat verschafft. Die Ablösesumme soll zwischen drei und vier Millionen betragen, was mir ebenfalls auf den ersten Blick wenig erscheint. In den letzten Jahren liebäugelte Tasci ja immer wieder mit einem Wechsel ins Ausland, damals noch waren Summen im Bereich von 12-13 Millionen im Gespräch. Tasci war jedoch immer einer, der wusste, was er am VfB hat und sich dann immer für den VfB und gegen einen internationalen Club der zweiten Garde entschieden hat, was sein gutes Recht war. Er wartete stets auf ein Angebot eines absoluten Top-Clubs, das leider nie kam. Leider darum, weil es eine Win-Win-Situation gewesen wäre. Tasci hätte ich eine Karriere wie die von Sami Khedira gegönnt, der VfB wäre fürstlich entschädigt worden und hätte die Summe reinvestieren können. Aus unterschiedlichsten Gründen war Tasci nie zur rechten Zeit am rechten Ort. In seinen besten Jahren betonte er stets, das Ausland könne warten, er wolle sein gewohntes Umfeld nicht aufgeben, der VfB sei sein Verein. Dann kam die für ihn so unglücklich gelaufene WM 2010 in Südafrika, als er lediglich im Spiel um Platz 3 gegen Uruguay in der Nachspielzeit ran durfte. Danach begann der schleichende Niedergang vom VfB mit Abstiegskampf und einer Übergangssaison nach der nächsten, wo es ihm dann unmöglich war, sich in den Blickpunkt zu spielen und auch er mit seinen Leistungen nie mehr an vergangene Zeiten anknüpfen konnte. Zudem hatte er immer wieder mit Blessuren zu kämpfen, weshalb er es pro Bundesligasaison in den letzten Jahren auf ca. 27 Spiele im Schnitt brachte. Wenn man in Betracht zieht, dass es nach jeder Verletzung einige Zeit braucht, bis man wieder der Alte ist, bis man seinen (Stamm-)Platz wieder eingenommen hat, bis das Zusammenspiel mit dem Nebenmann wieder funktioniert, hatten wir noch einige Spiele mehr an seiner Verletzungsanfälligkeit zu leiden als während seiner bloßen Abstinenz.
Daher sehe ich den Weggang, auch zum jetzigen Zeitpunkt, als legitim an. Er wird sich nach seiner Karriere sicherlich nicht vorwerfen lassen wollen, nicht alles versucht zu haben. Ob jetzt Spartak Moskau der richtige Verein für ihn ist und ob der Wechsel nicht schon etwas mit Torschlusspanik (trotz seiner erst 26 Jahre) zu tun hat, vermag ich nicht zu beurteilen. Da der Vertrag im Sommer 2014 ausläuft, gab es im Grunde nur zwei Alternativen. Entweder Tasci verlängert zu deutlich reduzierten Bezügen oder er verlässt den Verein noch in der jetzigen Wechselperiode. Ob ihm der Abgang durch die Unstimmigkeiten in Bezug auf die Art der Behandlung seiner Verletzung, leichter fiel als das sonst der Fall gewesen wäre, ist reine Spekulation.
Im Sinne eines guten Umgangs miteinander und seiner unbestrittenen Verdienste um den Verein hoffe ich, dass es alleine seine Entscheidung war und ihn nicht der VfB dazu gedrängt hat, um überhaupt noch etwas für ihn einzunehmen.
Dies hätte Tasci, der 14 Jahre für den VfB die Knochen hingehalten hat, nicht verdient. Ich wünsche Serdar alles Gute! In die VfB-Geschichtsbücher hat er sich durch den Gewinn der Meisterschaft 2007 für immer eingetragen und wird somit auch immer ein Teil des VfB bleiben.
Der Titel dieses Werks mag wenig sentimental klingen, ist aber durchaus ernst gemeint. Das Lebbe geht weiter, hat schon Stepi, der gestern 65 wurde, so treffend formuliert und so ist es auch. Der VfB wird den Betrieb nicht einstellen, denn schon am Sonntag wartet das nächste Spiel. Ich hoffe, dass der VfB die Summe, die man jetzt eingenommen hat, noch vor dem Ende der Transferperiode am kommenden Montag reinvestieren kann. Jedoch bitte nicht in einen Panikkauf von der Resterampe, sondern in jemanden, der uns wirklich sofort weiter hilft und seine Bundesligatauglichkeit möglichst auch schon unter Beweis gestellt hat. Tasci hinterlässt eine Lücke in der Innenverteidigung, zudem hat Röcker noch erhebliche Probleme, sich an das Bundesliganiveau anzupassen, so dass Handlungsbedarf besteht. Umso bittere, dass man im Sommer Patrick Bauer und einige Zeit davor schon Ermin Bicakcic abgegeben hat, beide könnten uns sicherlich in dieser Situation weiter helfen. Stattdessen ist man offensichtlich an Vilson, einem 24-jährigen Brasilianer aus der zweiten brasilianischen Liga interessiert. Mit 24 Jahren wird er, so steht zu befürchten, kein bislang unentdecktes Talent sein. Dazu die Sprachbarriere, wo es doch gerade in der Innenverteidigung wichtig ist, sich gut zu verständigen. Hier bin ich skeptisch, denke aber, die Verantwortlichen werden wissen, was sie tun. Sollte er tatsächlich kommen, mache ich mir ein eigenes Bild und mosere nicht im Vorfeld schon rum, bevor er das erste Mal das Trikot mit dem roten Brustring übergestreift hat.
Alle Jungs, die auf dem Platz stehen und auch der neue Trainer Thomas Schneider benötigen jetzt die volle Unterstützung von uns Fans. Rijeka war ja schon ein guter Anfang in diese Richtung, wobei bei diesem Spiel fast ausschließlich (leidensfähigere) Dauerkarteninhaber im Stadion waren. Es wird sehr schwer werden am Sonntag, Hoffenheim hat leider wieder zur alten Stärke zurückgefunden. Ich könnte immer noch vor Wut schreien, dass der BVB dieses Projekt nicht in die zweite Liga befördert hat. Daher müssen wir uns auch morgen wieder mit dieser Plage beschäftigen. Die einzige Niederlage bislang gegen Hopps Spielzeug setzte es in der Vorsaison, damals blamabel und chancenlos.
Für morgen bin ich optimistischer auch wenn ich mir der Schwere der Aufgabe bewusst bin. Das 5:1 in Hamburg sollte Warnung genug sein, auch wenn der HSV derzeit auch nicht gerade ein tolles Bild abgibt. Beim Spiel gegen Rijeka war ein Aufwärtstrend zu erkennen, eine bessere Spielanlage, mehr Engagement als bisher, es gilt im Grunde „nur“ die angesprochenen individuellen Böcke tunlichst zu vermeiden und endlich einmal wieder zu null zu spielen, dann ist morgen der erste Heimsieg drin.
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28. April 2013
Gestern war wieder einer dieser Tage bei dem ich ein deutliches Kribbeln verspürte. Das Hannover-Spiel, Sonntag 17.30 Uhr, hatte ich leider sausen lassen müssen, da es mit dem Job nicht vereinbar war. So war das letzte Auswärtsspiel schon wieder eine gefühlte Ewigkeit her. Es stand so etwas wie ein (schwäbisches) Derby an, wenn auch ein ganz junges. Gegen den FCA hatte der VfB noch nie verloren, weder in der Bundesliga noch in den 70er-Jahren in der 2. Liga Süd. Zugegebenermaßen lief man sich aber auch noch nicht allzu oft auf Augenhöhe über den Weg. Beim VfB gibt die Entwicklung der letzten Wochen durchaus Anlass zur Hoffnung auf bessere Zeiten. Seit dem Frankfurt-Spiel, als Arthur Boka erstmals als Sechser den in dieser Saison schwach agierenden William Kvist ersetzte, als Alexandru Maxim, damals Reservist, sich als Standardspezialist in die Stammelf spielte, ist spürbar eine Weiterentwicklung festzustellen. Seitdem ist so etwas wie Spielkultur zu erkennen und die Ergebnisse stimmen auch. Der Ausfall von Kapitän Serdar Tasci konnte durch Antonio Rüdiger gut kompensiert werden. Georg Niedermeier schwang sich zum Turm in der Schlacht auf, natürlich mittlerweile durch den Abgang von Maza wieder gestärkt und unumstrittene Stammkraft und Abwehrchef. Diese Entwicklung gab mir Anlass zur Hoffnung, dass sich das Team zum Saisonende hin weiter steigern kann, und womöglich noch Chancen auf die Qualifikation für die Europa League über die Liga schaffen kann. Dies könnte keine oder eine verkürzte Qualifikationsphase zur Europa League nach sich ziehen, als wenn wir als unterlegener Pokalfinalist teilnehmen würden.
Los ging es gestern gegen 10.30 Uhr mit dem RWS-Bus. Wir erreichten das Stadion schon sehr frühzeitig gegen 13 Uhr. Da es in Augsburg am Stadion, wie eigentlich rund um alle neuen „Arenen“, so gut wie nichts gibt, wo es sich aufzuhalten lohnen würde, entschloss ich mich noch in die Stadt zu fahren und Kumpels zu treffen, die zudem noch meine Eintrittskarte bei sich hatten. Ich machte mich also auf zur Tram-Station, wo allerdings gähnende Leere herrschte und es eine gefühlte Ewigkeit dauerte, bis die erste Bahn ankam. Als diese an mir vorbei fuhr, sah es aus, als ob die Leute teilweise „quer liegen“ würden, andere waren an die Scheiben gepresst, total überfüllt, ob dies den Sicherheitsauflagen entspricht, wage ich mal zu bezweifeln. Zunächst sah ich diese Überfüllung als Folge davon an, dass ewig keine Bahn gen Stadion fuhr und sicherlich an allen Haltestellen das Gedränge groß gewesen wäre. Als dann aber die Polizei auffuhr und sich zur Eskorte formierte, war mir schnell klar, dass hier das Commando Cannstatt und andere Insassen des Sonderzugs eintrafen. Ein Bekannter sprang mir schnell entgegen, der aufgrund der heißen Temperaturen in der Bahn glitschig wie ein Aal war.
Skandalöse Umstände wenn hier Fußballfans wie Vieh behandelt werden und diese bis zum geht nicht mehr in eine Straßenbahn gepresst werden. Dass der eine oder andere, aufgrund von Platzangst, von Erstickungsängsten, Hitzewallungen oder Geruchsbelästigungen mit Reaktionen wie Sachbeschädigungen oder Beleidigungen reagiert, kann ich nachvollziehen. Ich war auch schon mal, in Nürnberg, zur falschen Zeit am falschen Ort und wurde ebenfalls, wo ich nur auf eine Bahn wartete, aufgrund meiner VfB-Utensilien gegen meinen Willen in eine Bahn gepresst, woraufhin auch meine gute Laune verflogen war. Die ganzen Umstände, rund um eine Auswärtsfahrt, werden immer menschenunwürdiger, es scheint fast, als würde man seine Menschenrechte beim Verlassen der eigenen Stadt zurücklassen. Sei es, dass man gezwungen wird, in dieser einen Bahn mitzufahren, ob man möchte oder nicht, sei es auch dass Strafen ohne Verfahren und Ermittlungen verhängt werden, sei es, dass man sich von auswärtigen Ordnungsdiensten und –hütern alles gefallen lassen muss, weil sie doch „am längeren Hebel“ sitzen und man sich nach Widersetzungen gegen noch so irrsinnige Anweisungen des Ground verwiesen werden könnte und ein Verfahren, das ein Stadionverbot nach sich ziehen könnte, am Hals hätte. Also, gilt es Ruhe zu bewahren und alles in sich hinein zu fressen. Hier bin ich ehrlich gesagt froh schon ein gesetzteres Alter erreicht zu haben und ruhiger zu sein, als vor 20 Jahren. Damals war der Rebell in mir noch weitaus ausgeprägter als heute, wo ich es, wenn auch sehr zähneknirschend, einsehe, dass man bestimmte Dinge einfach nicht zum positiven ändern kann, so schwachsinnig sie sind, welch Schikane sie auch darstellen.
Den Tramfahrer konnte ich überreden, mit der Bahn in die Stadt zurück fahren zu dürfen, obwohl es eigentlich eine Leerfahrt hätte werden sollen und die Tram offensichtlich abgestellt und einer Grundreinigung unterzogen werden sollte. Aufgrund dieser Verzögerungen, war es leider schon 14.30 Uhr als ich im Brauhaus 1516 ankam, wo meine Kumpels bereits warteten. Viel Zeit war also nicht mehr, zumal sich der Weg vom Stadion in die Innenstadt als zeitaufwändiger als gedacht erwies. Kurz nach 15 Uhr entschlossen wir uns dann, eines derer Taxis zu nehmen, die scharenweise am Bahnhof auf Kundschaft warteten. Ich hatte die Hoffnung noch nicht gänzlich aufgegeben, rechtzeitig zum Intro auf den Rängen meinen Platz eingenommen zu haben. Der Taxifahrer machte uns allerdings wenig Hoffnung auf ein schnelles Ankommen, er fuhr diese Tour zum vierten Mal an diesem Tag und war spürbar genervt, von den Staus, die er schon hinter sich hatte. Also motivierten wir ihn, sein Bestes zu geben und auf die Tube zu drücken. Unser Kutscher, ein Kroate, tat sein Bestes, uns auf dem schnellsten Weg zum Stadion zu bringen. Wir hatten großes Glück, kein Stau weit und breit, wir wurden direkt vors Stadion gefahren, gerade einmal 20 Meter neben unserem Eingang. Die Einlasskontrolle war zu meiner großen Freude sehr relaxt, nicht einmal meine Kamera wollten sie sehen, was heutzutage leider nicht mehr selbstverständlich ist. Pünktlich zur Zelebration der Augsburger Mannschaftsaufstellung nahmen wir unsere Plätze ein. Beim Verlassen des Brauhauses hätte ich mir dies nie und nimmer vorstellen können.
Nachdem der VfB wieder einigermaßen in der Spur zu sein schien, gab Trainer Labbadia dem Kader (und sicherlich sich selbst auch!) drei Tage frei, um nach der englischen Woche mit dem Einzug ins Pokalfinale, die Köpfe frei zu bekommen und regenerieren zu können.
Gut, hinterher ist man immer schlauer, nach dem gestrigen Spiel kann man zu der Ansicht gelangen, dass die Jungs innerlich schon auf Urlaub getrimmt waren und vor allem das Spiel in Augsburg als unwichtig erachteten. Der VfB begann mit derselben Aufstellung wie beim letzten Spiel gegen Freiburg, dieselbe Einstellung jedoch fehlte von Beginn an. Dem FCA merkte man gleich an, dass sie um jeden Zentimeter fighten würden und sich mit Vehemenz gegen den drohen Abstieg stemmen würden. Der VfB dagegen begann wieder einmal viel zu abwartend und überließ dem Gegner die Initiative, was bei uns einfach selten erfolgversprechend ist. So ließen die ersten guten Chancen der Gastgeber nicht lange auf sich warten und die Brust wurde noch breiter. Breit genug war sie eigentlich sowieso schon, weil eine hervorragende Rückrunde hingelegt wird und zwei Wochen davor Eintracht Frankfurt aus dem Stadion gefegt wurde. Dies war dem VfB jedoch nicht Warnung genug, zu behäbig wurde zu Werke gegangen. Nach dem Spiel sind die Augsburger schon die viertbeste Rückrundenmannschaft, und weisen nach jämmerlichen neun Punkten in der Vorrunde, eine Bilanz auf, die aller Ehren wert ist.
Der Auftritt des VfB dagegen erinnerte eher an einen lustigen Betriebsausflug. Sie ließen sich den Schneid abkaufen und machten nicht den Eindruck, als würden sie es schaffen, die Spannung (bis zum Pokalfinale) hochzuhalten. Dies wäre eine Charakterfrage gewesen, offensichtlich ist dieser Charakter bei unserer Truppe jedoch nicht vorhanden, was wir allerdings schon vorher wussten, wenn man sich diese Saison re vu passieren lässt. Daher können wir wirklich froh sein, wenn die Saison zu Ende ist und wir nicht noch ernsthaft unten rein rutschen. Es kann uns ja theoretisch noch der Relegationsplatz drohen, auch wenn nicht unbedingt davon auszugehen ist, dass Augsburg bei den Bayern gewinnt. Von der notwendigen Grundspannung für den Ligabetrieb war gestern wenig zu spüren. Klar hatte der VfB die eine oder andere Chance und hätte kurz nach der Pause durch Martin Harnik in Führung gehen müssen. Klar hat Schiedsrichter Gräfe wieder einmal ein Spiel zerpfiffen. Wenn man aber ehrlich ist, war das Spiel nur deshalb bis weit in die zweite Hälfte offen, weil die Augsburger einmal mehr ein Problem mit der Chancenverwertung hatten. Bei einem Torschussverhältnis von 22:7 für einen Abstiegskandidaten kann man nicht wirklich von einer unglücklichen Niederlage reden.
In Augsburg waren einfach zu viele Spieler überfordert, dem Kampfgeist der Augsburger etwas entgegen zu setzen und luden sie schließlich durch haarsträubende Fehler zum Tore schießen ein. Angefangen bei Ulle, der (mindestens) am ersten Gegentor schuld war, Rüdiger, dieses Mal schwach, leitete das zweite ein, Okazaki, nach seiner Einwechslung nicht bundesligatauglich, schließlich verlor den Ball zum endgültigen Knockout. Harnik schon seit Monaten nur noch ein Schatten seiner selbst. Natürlich hat er die Messlatte letzte Saison hoch gelegt, so dass man von ihm mehr erwartet, als er in den letzten Monaten auf den Platz bringt. Er selbst sieht sich wohl schon in England und kokettiert immer wieder mit einem Wechsel auf die Insel. Gemessen am gestrigen Spiel ließe sich noch der eine oder andere ebenfalls aufführen.
Labbadia höchstpersönlich gab Mitte der zweiten Halbzeit dann noch das komplett falsche Signal, in der er die beiden einzigen Aktivposten Traore und Maxim auswechselte und sein Team damit unnötig schwächte.
Letztendlich war es viel zu wenig, was uns die Jungs geboten haben. Uns und natürlich auch den anderen Kandidaten im Abstiegskampf. Dass Hoffenheim durch unsere Niederlage auf dem Abstiegsplatz verbleibt, ist eine positive Begleiterscheinung, die wohl jeder VfB-Fan goutieren wird. Vereinen wie Werder Bremen und Fortuna Düsseldorf haben wir jedoch einen Bärendienst erwiesen. Die sind jetzt wieder mittendrin statt nur dabei im Abstiegskampf. Ich bin grundsätzlich weder Freund eines Auslaufenlassens am Ende der Saison, wenn es um nichts mehr geht, genauso wenig wie der eines übertriebenen Rotationsprinzips, wie es Bayern und Dortmund momentan an den Tag legen. Deren Qualität ist allerdings groß genug, ihre Spiele trotzdem zu gewinnen, so dass von Wettbewerbsverzerrung keine Rede aufkommen muss. Wenn aber ein VfB so leidenschaftslos daherkommt, zudem nach einer dem Vernehmen nach nicht (ausreichend) vorhandenen Vorbereitung, kann ich den Unmut der anderen Abstiegskandidaten verstehen, haben wir doch Augsburg zum Rekordsieg ihrer Bundesligazugehörigkeit verholfen. Andererseits bräuchte sich gerade Werder Bremen nicht darüber zu beklagen, hatten sie doch 2004 als feststehender Meister ein 2:6 zu Hause gegen Leverkusen, das mit uns um die CL-Qualifikation buhlte, hingelegt, ein Ergebnis, das zwei Wochen zuvor natürlich nie und nimmer zustande gekommen wäre. Am letzten Spieltag dann überholte uns Leverkusen schließlich im direkten Duell, dem letzten mit Felix Magath auf unserer Trainerbank, bevor er zu den Bayern wechselte. Wenn man sich die finanzielle Diskrepanz zwischen Champions League und dem damaligen UEFA-Cup anschaut, hat uns diese Abschenken der Bremer richtig Geld gekostet.
Spätestens seit damals ärgert es mich sehr, wenn sich Mannschaften, für die es um nichts mehr geht, einfach hängen lassen.
Beim VfB muss diese Saison nach dem Finale in Berlin gnadenlos aufgearbeitet und tunlichst vermieden werden, dieser Saison Schönes abzugewinnen, weil wir ins Finale eingezogen und für die Europa League qualifiziert sind. Zu gut meinte es die Losfee in beiden Wettbewerben mit uns, um dass man das Erreichen des Pokalfinales im DFB-Pokal bzw. des Achtelfinals in der Europa League überbewerten sollte. Der Alltag in der Bundesliga war trist, die Leistungen oft erschreckend schwach, sowohl spielerisch als auch vom Engagement her, dazu wurden einige sang- und klanglose Niederlagen hingenommen, die richtig weh taten.
Trotzdem soll dies die Vorfreude auf das große Finale in Berlin nicht schmälern. Wenn ich denn aus der Ticketlotterie erfolgreich herausgehen werde, wird es nach 1986, 1997 und 2007 mein viertes Finale mit dem VfB werden. Die Aussichten auf „meinen“ zweiten Pokalsieg nach 1997 sind sicherlich überschaubar, doch muss auch dieses Spiel erst einmal gespielt werden. Um den in dieser Saison übermächtigen Bayern ernsthaft Paroli bieten zu können, muss auf jeden Fall ein Sahnetag her. Es muss der gleiche Biss an den Tag gelegt werden wie gegen den BVB vor ein paar Wochen, auch wenn es den großen Bayern weh tun sollte. Legt man eine Passivität an den Tag wie in beiden bisherigen Saisonduellen gegen die Bayern oder wie auch gestern, dann werden wir wohl einer historischen Schmach beiwohnen müssen. Bis dahin jedoch ist es noch ein weiter Weg. Einiges dürfte auch vom Abschneiden der Bayern in der Champions League abhängen. Nach einer Final-Niederlage in Wembley gegen den BVB könnten unsere Chancen sprunghaft ansteigen, weil dann bei dem einen oder anderen Bayern-Spieler die große Leere aufkommen dürfte. Auch wird man bis dahin sehen, ob es der VfB schafft, die Spannung hochzuhalten. Der VfB hat nach dem letzten Spieltag zwei Wochen Zeit, sich auf Berlin vorzubereiten. Ich hoffe, sie nutzen diese Zeit, um zu trainieren, trainieren, trainieren. Freie Tage scheinen das falsche Signal ans Team zu sein!
Wenn man sich die Namen vor Augen führt, die beim VfB schon so gut wie fix sein sollen für die kommende Saison, macht es mir durchaus Hoffnung, dass die mageren Jahre vorbei sein könnten. Leute wie Schwaab, Rausch, Leitner und Lasogga haben zum Teil schon das Zeug dazu, die Qualität anzuheben und den Konkurrenzkampf auf einem höheren Niveau anzuheben. Spannend würde dann werden, wer uns im Gegenzug verlassen wird. Allerdings hege ich immer große Zweifel, wenn ich höre, an wem Interesse bestehen würde, jedoch noch kein Vertrag unterzeichnet ist. Dieser Status ruft bekanntlich andere Vereine auf den Plan, die ein paar Euro fuffzig mehr bieten können und die Spieler zum „umdenken“ bewegen könnten.
Wenigstens ist Sararer bereits fix. Aus dem Frankenland, von Leuten, die den Spieler besser kennen als ich, wurde mir bereits zu diesem Transfer gratuliert und in Aussicht gestellt, dass wir uns auf ihn freuen dürften.
Für mich war das Augsburg-Spiel das letzte Auswärtsspiel des VfB in dieser Saison, Schalke lasse ich aus, da wir sonntags am Millerntor beim Spiel FC St. Pauli (mit Paddy Funk) gegen das seit diesem Wochenende als Aufsteiger feststehenden Eintracht Braunschweig (Glückwunsch Ermin Bičakčić!) zu Gast sein werden. Ich war lange am überlegen, samstags noch Schalke mitzunehmen und von dort aus nach Hamburg zu fahren. Das wäre insgesamt jedoch ziemlich stressig geworden. Außerdem ist in Hamburg an besagtem Wochenende auch einiges, wie u. a. der Hafengeburtstag geboten und zählt auch die Turnhalle nicht unbedingt zu meinen Lieblingsstadien. Angesichts der Leistung von gestern hält sich meine Enttäuschung heute auch in Grenzen, mich so entschieden zu haben.
Auch danach warten noch einige Highlights, auf die ich mich freue, wie die inzwischen schon traditionelle Floßtour mit dem OFC Leintalpower 05 vor dem letzten Heimspiel, dem Champions League Finale in London, wofür ich in der Verlosung endlich einmal erfolgreich war und schließlich das DFB-Pokalfinale in Berlin.
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26. Oktober 2012
Zwei Punkte aus drei Spielen in dieser Todesgruppe! Man schnalzte ja schon bei der Auslosung mit der Zunge, als uns die Glücksfee mit dem FC Kopenhagen, Steaua Bukarest und Molde FK die Creme de la Creme der diesjährigen Europaleague-Saison zugelost hatte. Nach Halbzeit der Gruppenphase hat der VfB immerhin erst einmal verloren und blieb demzufolge in zwei von drei Spielen unbesiegt! In Anbetracht der beinahe unlösbaren Aufgaben wurde von Trainer und Manager schon vor dem schweren Spiel in Molde, trainiert von Bayern-Alptraum Solskjaer, an die Mannschaft und die Öffentlichkeit das Signal gesendet, sich mal lieber auf die Bundesliga zu konzentrieren, anstatt sich irgendwelchen Träumereien hinzugeben und ernsthaft in dieser Gruppe an ein Weiterkommen zu glauben.
*Ironiemodus aus*
In Molde (wenigstens wissen wir jetzt, wo das liegt) nahm die Mannschaft diese Botschaft auf und verlor mehr oder weniger sang- und klanglos 0:2. Gegen biedere Dänen aus Kopenhagen schickte Labbadia zwar die auf dem Papier derzeit stärkste Mannschaft ins Rennen. Mehr als ein torloses Remis gab es aber auch hier nicht zu ernten. Einmal mehr ging dem VfB Torgefahr fast gänzlich ab, einmal mehr schaffte es der VfB nicht, eine gut organisierte Defensive durch schnelles Spiel auszuhebeln. Insgesamt war der Auftritt zu pomadig, trist, den äußeren Verhältnissen angepasst. Fredi Bobic meinte ja schon gegen Bukarest, angesprochen auf den geringen Zuschauerzuspruch, „die Europa League werde vom Stuttgarter Publikum nicht angenommen“. Und, er sollte Recht behalten. 15.300 zahlende Zuschauer gegen den dänischen Traditionsclub FC Kopenhagen, von dem William Kvist im letzten Jahr zum VfB wechselte. Wie viele Besucher es tatsächlich waren? Ich denke, noch einige weniger. Zu unattraktiv die Anstoßzeit um 21.05 Uhr unter der Woche, zu herbstlich das Wetter, zu gering die eigenen Ambitionen, zu wechselhaft die Leistungen der Herren Profis, zu wenig vergnügungssteuerpflichtig derzeit der Fußball unseres VfB. So hatte sicherlich jeder, der weg blieb seine Gründe und auch nicht viel falsch gemacht.
Der VfB war zwar spielbestimmend, ließ selbst fast überhaupt nichts zu und hätte in ein, zwei Situationen auch einen Elfer bekommen können, vielleicht auch müssen. Dennoch entschuldigt das für mich nicht das einfallslose Gewürge auf dem Rasen. Die „Roten“ hatten mehr Ballbesitz und setzten sich, speziell in der 2. Halbzeit, vermehrt über die Außen das ein oder andere Mal durch. Jedoch, entweder es kam der letzte Pass nicht an oder die Flanken landeten bei den Dänen oder gingen ins Nirgendwo.
Unserer Mannschaft merkt man keine Spielfreude an, der Fußball wird mehr gearbeitet denn gespielt, was sich auch im Zuschauerzuspruch widerspiegelt. Es wird lediglich das Pensum abgespult und darauf gehofft, das erlösende Tor möge irgendwann fallen, dass man, Labbadia-O-Ton, am Ende einen dreckigen 1:0-Sieg verbuchen kann und damit wenigstens die Punkteausbeute passt. Von Spielfreude oder gar Spielkultur, die eignen würden den Funken vom Rasen auf die Ränge überspringen zu lassen, ist im Herbst 2012, wenn überhaupt, nur ansatzweise etwas zu sehen. Nach einem ordentlichen Auftritt wie in Hamburg wird man umgehend wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.
Das Team wirkt mir auch nach zwei Monaten Spielbetrieb in der noch jungen Saison wenig stabil, auch eine Weiterentwicklung ist nicht erkennbar. Trostlose Nullnummern sind ebenso wenig ausgeschlossen, wie Klatschen a` la Bayern oder Hoppenheim. Ich bin gespannt, welches Gesicht die Mannschaft am Sonntag gegen Eintracht Frankfurt zeigen wird oder ob sie uns gar eines präsentiert, das wir in dieser Saison noch überhaupt nicht gesehen haben. Es wird nicht einfacher werden. Die Eintracht ist sensationell gestartet und derzeit Bayern-Jäger Nummer 1. Im Gegensatz zum VfB haben sich die Hessen im Rahmen ihrer Möglichkeiten hervorragend verstärkt und für kleines Geld Top 2. Liga-Spieler verpflichtet, Dazu verfügen sie über ein großes Reservoir an Eigengewächsen wie Jung und Rode, die bereits jetzt in den Dunstkreis der Nationalmannschaft gerieten und in Alex Meier über einen hervorragenden Goalgetter. Armin Veh scheint von seinem hohen Ross, auf dem er nach dem Meistertitel mit dem VfB gesessen hat, herunter gestiegen zu sein und macht bei der Eintracht aus der (finanziellen) Not eine Tugend und liefert bislang hervorragende Arbeit ab.
Beim VfB fällt leider Torun, der gegen Kopenhagen in der 2. Halbzeit ein Aktivposten war, erneut drei Wochen lang aus, zudem sind Sakai und Gentner fraglich, sollen aber spielen können. Es wird einmal mehr ein richtungsweisendes Spiel für den VfB werden. Nach zuletzt sieben Punkten in Folge in der Bundesliga könnte sich der VfB ans obere Tabellendrittel heran pirschen, bei einer Niederlage andererseits würde der Heimkomplex anhalten und ein weiterer Absturz in der Tabelle drohen, in Anbetracht der kommenden Spiele in Dortmund, gegen Hannover und in Mönchengladbach.
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11. April 2012
Endlich mal wieder ein neues Stadion! Die Vorfreude war groß, die Ernüchterung vor Ort um so größer. Wie die meisten anderen neuen Stadien auch, erinnerte der Bau eher an ein Einkaufszentrum denn an einen Fußballtempel. Auch die Atmosphäre im Inneren ist doch sehr ausbaufähig. Die gut 3.000 VfBler machten bei weitem mehr Alarm als die Heimfans. Bei einem Verein, der erstmals im Oberhaus spielt, ist das aber wohl normal, muss die Fankultur erst noch wachsen. Noch ist zu viel Eventpublikum vorhanden, das zu Zweiligazeiten entweder nictht im Stadion war oder nach München gefahren ist.
Aber, letztenendes ist mir das auch egal, weil wir ja ausschließlich gekommen sind, um unseren VfB zu unterstützen. Und dieser tat das, was die letzten Wochen Programm ist: Mit Vollgas Richtung Europa League stürmen. Aller Anfang ist schwer, so auch der gestern, als wir, wie schon gegen Mainz, durch einen frühen Elfmeter in Rückstand gerieten. Diese Hallowachpille tat dem VfB erneut gut. Es brauchte ein wenig, um gegen die kampfstarken Augsburger ins Spiel zu kommen, mit Tascis Ausgleich nach Hajnal-Ecke aber zeigte der VfB wieder eine gnadenlose Effektivität, die uns auch schon in den letzten Wochen auszeichnete. Als Harnik dann zehn Minuten später unsere Farben in Führung schoss, war den Augsburgern der Zahn weitestgehend gezogen. Sie setzten den VfB zwar weiter unter Druck, waren im Abschluss aber meist zu harmlos, um die Wende herbeizuführen. Kampf und Aggressivät alleine reichen im Frühjahr 2012 eben nicht, um dem VfB den Schneid abzukaufen. Mit zunehmender Spieldauer mussten die bayerischen Schwaben ihrem Anfangstempo Tribut zollen und dem VfB gelang es, sie weiter vom eigenen Kasten fernzuhalten. In der Schlussphase traf dann noch unser Torgarant der letzten Wochen, Vedad Ibisevic, nach glänzendem Zuspiel vom wiedererstarkten Christian Gentner, zur Entscheidung: 1:3. Gentner ist sicherlich erster Anwärter auf den Platz neben Kvist auf der Doppelsechs gegen Bremen, wo Kuzmanovic gelbgesperrt fehlen wird.
Im Kampf um Platz fünf hat sich der VfB jetzt eine glänzende Ausgangsposition erarbeitet, die es am kommenden Freitag gegen Werder Bremen zu untermauern gilt. Mit Leistungen wie zuletzt muss dem VfB vor niemandem in der Liga mehr bange sein, auch wenn der Sieg gestern weniger mit spielerischer Leichtigkeit, sondern eher durch dagegen halten und Effektivität errungen wurde. Bremen ist zu Hause ja einer unserer Lieblingsgegner und sollte auch am Freitag keine unüberwindbare Hürde darstellen. Das gestrige 2:2 in Unterzahl gegen Mönchengladbach ist schwer einzuschätzen, haben doch auch die Gladbacher gerade nicht ihre stärkste Phase. Insgesamt sehe ich unseren nächsten Gegner auf dem absteigenden Ast und daher machbar. Bilder davon und ein Kurzbericht folgen am nächsten Samstag.
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