27. April 2010

Interview mit Alexander Hleb: “Ich will mit dem VfB Platz drei”

Der VfB Stuttgart ist die beste Rückrundenmannschaft in der Fußball-Bundesliga – und der wiedererstarkte Alexander Hleb hat einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet. Das Selbstvertrauen des 28-Jährigen ist mittlerweile so groß, dass er sich mit einem Platz in der Europa League nicht zufriedengeben will.

Herr Hleb, Ihr Jahr beim VfB ist bald wieder vorbei. Ziehen Sie doch mal ein Fazit.

Es ist schnell gegangen. Aber noch ist es nicht so weit. Noch bin ich hier – und abgerechnet wird erst zum Schluss. Schließlich können wir noch einiges erreichen.

Sie treffen nun noch auf Bochum, Mainz und Hoffenheim. Was ist da das Ziel?

Nachdem wir schon die letzten fünf Spiele gewonnen haben, sage ich, wir wollen noch drei Siege. Das wäre eine schöne Serie.

Und dann?

Ich will den dritten Platz. Mit weniger möchte ich mich nicht zufriedengeben. Damit hätten wir das Vorjahresergebnis wiederholt und könnten erneut die Qualifikation zur Champions League bestreiten. Nach dem Verlauf der Hinrunde wäre das eine riesige Sensation. Die Chancen sind da. Wir geben alles und greifen an.

Der Rückstand auf Bremen und Leverkusen beträgt jedoch vier Punkte – und auch Dortmund hat drei Zähler mehr als der VfB.

Natürlich haben wir es nicht mehr selbst in der Hand, weil wir im Herbst viel verpasst haben. Da haben wir wichtige Punkte verloren, und das hängt uns nach. Deshalb müssen wir jetzt auf die anderen schauen. Aber wir können die Konkurrenten unter Druck setzen – und das werden wir auch.

Dazu würden Sie am Ende Ihres Engagements in Stuttgart wahrscheinlich auch gerne noch ein Tor schießen, nachdem Sie in dieser Bundesligasaison noch nicht getroffen haben?

Ja, am besten sogar das entscheidende Tor am letzten Spieltag. Das wäre ein Traum.

Haben Sie in der Realität eigentlich schon Ihre Koffer gepackt und den Möbelwagen bestellt für die Fahrt zu Ihrem neuen Club?

Dafür ist es noch zu früh. Ich wüsste ja noch nicht einmal, wohin ich den Möbelwagen schicken muss.

Vielleicht zu Inter Mailand oder zu Manchester City, die an Ihnen interessiert sind.

Jetzt warten wir mal die letzten drei Spiele ab. Dann muss ich zu meiner weißrussischen Nationalmannschaft. Anschließend mache ich dann Urlaub – und den Rest muss mein Berater für mich regeln.

Ist auch eine Rückkehr zum FC Barcelona möglich, wo Sie ja noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2012 haben?

Ich werde sogar auf jeden Fall zuerst wieder nach Barcelona gehen. Mein Berater ist mit den Leuten dort in Kontakt.

Inter Mailand und Manchester City haben Sie auch schon vor einem Jahr umworben. Warum haben Sie sich damals für den VfB entschieden?

In der Saison zuvor war ich in Barcelona oft verletzt und habe nicht so regelmäßig gespielt wie erhofft. Um wieder die nötige Sicherheit zu bekommen, wollte ich deshalb dahin, wo ich mich heimisch fühle und wo ich viele Freunde habe. Das gab für mich letztlich den Ausschlag.

Das dürfte auch jetzt ein Argument dafür sein, um Sie in Deutschland zu halten.

Natürlich kann ich mir das sehr gut vorstellen. Ich spreche die Sprache und bräuchte keine Eingewöhnungszeit. Außerdem gefällt mir die Bundesliga. Aber man muss sehen, was wird.

Fest steht, dass der VfB am Freitag in Bochum antritt. Können Sie sich noch an das Hinspiel erinnern?

Wir kassierten in der letzten Minute durch einen Freistoß das 1:1. Es gab Proteste der Fans – und es war der letzte Arbeitstag unseres Trainers Markus Babbel.

Unter dem Nachfolger Christian Gross ist der VfB die beste Rückrundenmannschaft. Wie erklären Sie sich den Wandel?

Wir haben auch gekämpft, als Markus Babbel noch da war. Aber damals fehlte uns das nötige Glück. Glück ist ein wichtiger Faktor. Denken Sie nur daran, wie sich der FC Bayern kürzlich in der Champions League gegen Florenz durchgesetzt hat. Oder an den Sieg von Inter jetzt gegen Barça.

Gibt es neben dem Glück noch weitere Unterschiede zwischen dem VfB im Herbst 2009 und dem VfB im Frühling 2010?

Ja, den neuen Trainer. Christian Gross hat uns gutgetan. Er ist ein gewiefter Taktiker und lebt total für den Fußball. Jetzt funktioniert wieder alles in der Mannschaft. Das Selbstvertrauen ist wieder da.

Das überrascht, weil Sie von Gross anfangs in jedem Spiel ausgewechselt wurden und darüber nicht glücklich waren. Wie ist das Verhältnis heute?

Wir mussten uns eben zunächst aneinandergewöhnen. Inzwischen ist es viel besser geworden und ganz normal. Schließlich wollen wir beide dasselbe: Erfolg. Christian Gross weiß ganz genau, warum er nach Stuttgart gekommen ist – nicht allein, um den Abstieg zu verhindern. Er kann sich hier nach oben orientieren und jedes Jahr in die Champions League kommen.

Wenn Sie zurückblicken – haben Sie in dieser Saison auch Fehler gemacht?

Das ist keine Frage. Vielleicht war ich aus meiner Zeit in Barcelona und Arsenal ein bisschen verwöhnt. Da konnten wir auf dem Platz die meisten Probleme mit spielerischen Mitteln lösen. Hier beim VfB funktioniert das nicht immer. Da muss man auch viel kämpfen und rennen, von vorne nach hinten und von hinten nach vorne. Das habe ich womöglich ein wenig unterschätzt. Ich hätte mehr Gas geben und mich vielleicht mehr in die Mannschaft einbringen müssen.

Welche Perspektiven hat der VfB?

Wenn es gelingt, die Mannschaft weitgehend zusammenzuhalten und noch punktuell zu verstärken, ist immer ein Platz in der Champions League drin. Dann kann der VfB sogar mit den Bayern mithalten. Wenn man an Spieler wie Ribéry, Robben, Gomez oder Olic denkt, ist dort die Qualität zwar vielleicht noch etwas höher, anscheinend sind die Bayern auch stabiler als wir, aber gravierend sind die Unterschiede nicht.

Wie wichtig wäre es für die Entwicklung des VfB, Sami Khedira und Cacau zu halten?

Sami muss meiner Meinung nach sowieso bleiben. Ich denke, er braucht noch zwei Jahre, bis er reif ist für einen Wechsel zu einem noch größeren Verein. Wenn er diesen Schritt jetzt schon macht, glaube ich, käme das noch zu früh.

Und Cacau?

Er fühlt sich mit seiner Familie wohl in Stuttgart. Der VfB sollte auf jeden Fall versuchen, ihn zu halten.

Sie verlassen den VfB definitiv. Wen empfehlen Sie dem Club als Nachfolger?

Franck Ribéry oder Cristiano Ronaldo wären nicht schlecht. Im Ernst: ich bin zuversichtlich, dass der Verein den richtigen Spieler findet.

(STZ 23.4.2010)

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21. März 2010

Barcelona-Tour mit deftiger Niederlage im Camp Nou

Bereits am Montag nachmittag begann unser 4-tägiger Trip zum Champions League Achtelfinale in Barcelona. Die günstigen Flüge ab Stuttgart waren schnell vergriffen, so dass wir mit unserer 8-köpfigen Gruppe einen Direktflug ab dem Euroairport Basel-Freiburg-Mulhouse buchten, Kostenpunkt für Anita und mich: 70 Euro pro Person, wobei die Preise stark variierten und bei jedem etwas anders waren. Um nicht mitten in der Nacht die Fahrt von Stuttgart nach Basel antreten zu müssen und schon kaputt in Barcelona anzukommen, entschlossen wir uns, bereits am Montag loszufahren und 3km vom Flughafen entfernt in Blotzheim im Elsaß zu übernachten. Der Vorteil dabei, außer, dass wir relativ ausgeruht den Flug antreten konnten war der, dass wir das Auto kostenlos auf dem Hotelparkplatz stehen lassen konnten und mit einem Kleinbus sowohl zum Flughafen gebracht wurden, als auch wieder abgeholt wurden. Der Ort selbst hat so gut wie überhaupt nichts zu bieten. Gut die Hälfte aller Geschäfte und Restaurants ist wohl schon seit Jahren geschlossen. So waren wir froh, wenigstens bei einem Pizza-Express, hinein sitzen zu können und noch etwas zum Essen zu bekommen. Danach tranken wir im Hotel-Restaurant noch ein, zwei Bierchen und gingen relativ früh ins Bett, schließlich sollte die Nacht gegen halb sechs schon wieder zu Ende sein.

Am Dienstag morgen dann frühstückten wir in dem Captain Hotel sehr gut und wurden gegen 7 Uhr zum Flughafen gebracht, da bereits um 8.25 Uhr der Flug ging. Die Maschine hob auch pünktlich ab und nach einer Flugzeit von 1:20 Stunden landeten wir in Barcelona. Endlich dort, nachdem wir schon seit Ende Dezember diesem Trip entgegen gefiebert hatten. Wir nahmen den Bus zum zentral gelegenen Plaça de Catalunya, welchen wir nach einer Fahrzeit von etwa 30 Minuten erreichten. Von dort liefen wir die Rambla hinunter Richtung Mittelmeer, tranken nahe des Yachthafens noch einen Kaffee und checkten dann in unserem Hotel Oasis ein. Die Zimmer waren schön und ausreichend ausgestattet. Für einen Preis von 50 Euro für ein Doppelzimmer inklusive Frühstück kann man wirklich nicht meckern.

Danach erkundeten wir die City mit seinen engen Gassen zu Fuß. In Blotzheim hatte ich meine Winterjacke im Auto zurück gelassen und wollte in Barcelona endgültig mit dem Winter abschließen. Dass es hier noch eine Woche zuvor 20 Zentimeter Neuschnee und den stärksten Wintereinbruch seit 25 Jahren gegeben hatte, konnte man sich angesichts des milden Klimas und des strahlend blauen Himmels gar nicht mehr vorstellen. Lediglich der Wind, der am Dienstag noch böig auffrischte, ließ es zeitweise etwas kühl erscheinen.

Anita und ich waren ja bereits beim letzten Spiel in Barcelona im Dezember 2007, so dass wir die Innenstadt schon einigermaßen kannten. Allerdings entdeckten natürlich auch wir aufgrund der vielen engen verwinkelten Gassen einiges neues. Barcelona hat schon ein beeindruckendes Flair, ist aber auch eine laute, hektische Stadt. Immer, wenn man sich über die Stadt Barcelona informiert, wird natürlich vor Nepp und Taschendieben gewarnt, so dass wir vorsichtig waren und bspw. den Geldbeutel nicht wie sonst in der Gesäßtasche hatten. Wir blieben Gott sei Dank vor so unliebsamen Erlebnissen verschont, von einigen anderen bekamen wir aber mit, dass sie beklaut wurden.

Jedenfalls erkundeten wir die City an diesem Dienstag zu Fuß und schauten uns auch schon mal das  Maremagnum, auf einer Halbinsel direkt am Hafen gelegen, wo sich auch ein großes Einkaufs- und Vergnügungszentrum befindet, an, wo am Spieltag der große Fantreffpunkt eingerichtet wird. Einige VfBler waren natürlich auch schon am Dienstag in der Stadt, doch der Großteil, vor allem die “Bronze- und Silberreisenden” werden gegen Mittwoch nachmittag eintreffen. Nach dem Stadtbummel suchten wir noch ein Lokal, in dem wir alle Platz hatten, das nicht so verraucht war und wo wir möglichst noch die Speisekarte lesen können. Schließlich kehrten wir in einer Gasse in ein Lokal ein, die Speisekarte dort war zwar auch nur auf spanisch, man konnte sich aber im wahrsten Sinne des Wortes ein Bild von den Speisen machen, da sie auf der Karte abgebildet waren. Ich entschied mich für ein Rindersteak mit Pommes, welches dann aber doch besser abgebildet war, als das, das man mir brachte. Es ähnelte leider mehr einer Schuhsohle. Aber: Hauptsache was im Magen. Danach tranken wir noch ein paar Bier in unserer Hotelbar und gingen danach aufs Zimmer. Hier einige Impressionen von der Katalanenmetropole:

Orangenbaum in Barcelona

Krumme Geschäfte?

Typisch für Barcelona

La Rambla

Der Mittwochmorgen begann natürlich mit dem Frühstück im Hotel, welches leider nicht so berauschend war. Die Brötchen waren nicht besonders frisch, es gab lediglich 3 Marmeladensorten und keinen Honig, Nutella oder dergleichen. Eier gab es keine, insgesamt eine sehr dürftige Auswahl, vor allem wenn man das Frühstück mit dem am Vortag im Elsaß verglich. Nach dem Frühstück fuhren wir mit der Metro, direkt an unserem Hotel lag die Station Barceloneta, zur Plaça Espanya, wo wir mit dem Bus den Olympia-Berg hinauffuhren. Das Olympiastadion von 1992 hatte zu unserer Freude geöffnet, so dass wir einen Blick hinein ins weite Rund werfen konnten. Um die Mittagszeit hatten Anita und ich dann genug, wir machten uns auf den Weg zurück zum Hotel, da wir ab gegen 13 Uhr Geli und Carle erwarteten, die erst am Spieltag mit Germanwings von Stuttgart aus anreisten. Außerdem stieg auch langsam das Fußballfieber. Angesichts der um die Mittagszeit zu erwartenden Schwaben-Invasion, hatte ich auch keinen Nerv mehr für Besichtigungs-Touren und wollte langsam zum gemütlichen Teil übergehen.

Die anderen wollten noch das Spanische Dorf aufsuchen, das zur Weltausstellung von 1929 errichtet wurde. Wie wir später erfuhren, wurde dieses Vorhaben wieder verworfen, da der Eintritt angesichts der wenigen Zeit, die zur Besichtigung blieb, zu teuer war.

Anita und ich warteten also in der Hotel-Bar und tranken das, wie ich finde, recht gute spanische Bier. Geli und Carle waren aber immer noch nicht da, als auch die anderen schon zurück vom Olympia-Berg kamen. Dann erfuhren wir, dass die beiden kurzerhand auf ein anderes, allerdings noch besseres Hotel umgebucht wurden, so dass wir uns beim Fantreffpunkt verabredeten. Dieser war bereits voller Schwaben und wir trafen jede Menge Bekannte. Auch Heiko war mit seinen Murgtalschwaben bereits dort, nachdem sie über Palma de Mallorca angereist waren. Am Fantreffpunkt selbst waren jede Menge Unterhaltungsmöglichkeiten für die VfB-Fans eingerichtet, wie Tischkicker und eine Showbühne. Wir hielten uns nicht sehr lange auf, zumal Geli und Carle auch noch gerne etwas von der Stadt sehen wollten und wir auch noch vor dem Spiel etwas essen gehen wollten.

Also machten wir uns auf den Weg zurück in die City und aßen in einem italienisch angehauchten Reataurant, in dem es merkwürdigerweise nicht einmal eine Pizza gab, zu mittag. Das Essen war auch nicht besonders, für mich gab es eine Penne Bolognese, vor allem war die Portion sehr dürftig. Die Spanier tischen doch erst zum Abendessen ordentlich auf.

Als wir das Lokal wieder verließen trafen wir dann noch Hautzi und Tom, mit denen wir dann gleich mal ein Begrüßungsbierchen trinken gingen. Danach gingen wir dann zurück zum Hotel, wo wir noch vorsichtshalber warme Klamotten für abends einpackten (am Vorabend war es schließlich aufgrund des Windes recht frisch) und uns wieder mit dem Rest unserer Truppe trafen.

Direkt vor unserem Hotel befand sich eine Bushaltestelle, von der drei Linien bis zum Stadion Camp Nou verkehrten. Also fuhren wir gegen 18.30 los, nicht ohne noch ein Foto von unserer Hotelbar und unserer “Reisegruppe” machen zu lassen. Auf der Fahrt sahen wir dann noch unseren Mannschaftsbus, eskortiert von Polizisten.

Nachdem wir einige Zeit im Stau standen und sich die Fahrdauer recht lange hinzog, erreichten wir doch den Fußballtempel schlechthin, das Camp Nou, das größte Fußballstadion in Europa. Da ich ja vor 2 Jahren schon dort war und wußte, dass die Gästefans ganz oben eingepfercht werden, war ich lange am überlegen, ob ich mich um Karten in einem anderen Sektor bemühen sollte. Ich ließ es aber dann sein, zum einen, weil wir ja doch zusammen bleiben wollten. Dann weiß man nicht bei internationalen Spielen, ob man mit VfB-Fanklamotten überhaupt woanders reingelassen wird, dazu kommt, dass die Kartenpreise für den 2. Rang wohl bei etwa 125 Euro lagen. So schossen wir noch kurz ein Gruppenfoto vor dem Stadion und begaben uns zum Eingang. Die Organisation war mit deutschen Maßstäben nicht zu vergleichen, jedenfalls wurde ich, bis ich mal im Treppenhaus war, sicher drei Mal durchsucht.

Dann sahen wir zu, dass wir den Weg nach oben hinter uns brachten. Schier endlos kamen uns die Stufen vor. Zu allem Überfluß klingelte unterwegs noch mein Handy, so dass ich auf dem mühsamen Weg auch noch telefonieren durfte. :-) Als wir an unserem Platz ankamen, kramte ich natürlich sofort meinen Fotoapparat heraus und schoß ein erstes Foto.

Das Camp Nou ist schon ein beeindruckendes Stadion. Zwar alt, an manchen Stellen baufällig und ohne Dach, aber die Tradition ist hier zu riechen, wenn man sich vor Augen führt, welche Fußball-Schlachten hier seit 1957 stattgefunden haben. Allerdings ist vom Gästeblock aus, der sich von der Kurve bis zur Mitellinie erstreckt, der Blick über die Stadt fast besser als der aufs Spielfeld. Im Gegensatz zu unserem letzten Gastspiel haben die Katalanen auch noch ein Fangnetz gespannt, weshalb natürlich viele Bilder nichts geworden sind. Wenn man allerdings knipst wie ein Bekloppter, kann man dies verschmerzen, und bekommt immer noch genügend vorzeigbare Pics hin. :-)

Lange Zeit erschien es so, dieses Spiel würde kaum einen Spanier interessieren, da das Stadion sich nur sehr langsam füllte. Die Spanier aber, das hatten wir auch schon in Sevilla festgestellt, kommen erst pünktlich zum Anpfiff und verlassen das Stadion nach dem Schlußpfiff sofort wieder. Es herrscht eben eine andere Fankultur dort. Im Gegensatz aber zu unserem letzten Spiel im Camp Nou, als das Stadion aufgrund der damaligen Tabellensituation in der Gruppenphase (Barca sicher erster, wir sicher letzter) bedeutungslos und das Stadion daher nur halbvoll war, bekam dieses Achtelfinalspiel die Kulisse, die es verdient hatte. Das Stadion war nahezu voll, spätestens als die FC Barcelona Hymne ertönte, hatten die Katalanen ihre Plätze eingenommen.

Nach dem Einlauf der Mannschaften wurde wie immer bei Championsleaguespielen die obligatorische Championsleaguehymne eingespielt, die es mir noch immer (so routiniert sind wir ja diesbezüglich nicht) eiskalt den Rücken hinunter laufen läßt.

Nach dem 1:1 im Hinspiel, vor allem nach der in der ersten Halbzeit dargebotenen Leistung, konnte ich mir ein Weiterkommen unter besonderen Umständen durchaus vorstellen. Wobei es natürlich gegen die weltbeste Fußballmannschaft ging und hier hätte wirklich alles Glück für uns zusammen kommen und die Leistung jedes einzelnen stimmen müssen. Man machte sich Mut, zum Beispiel damit, dass Barca wenige Wochen zuvor gegen Almeria an gleicher Stätte 2:2 gespielt hatte, genau das Ergebnis, das uns reichen würde. Es wäre aber notwendig gewesen,

- das Spiel der Katalanen im Ansatz zu zerstören,

- die Passwege von Barca konsequent zuzustellen,

- eigene unnötige Ballverluse zu vermeiden,

- nach vorne eigene Nadelstiche zu setzen,

- den Ballzauberern den Spaß am Spiel zu verderben, indem man ihnen permanent auf den Füßen steht und mit einer gesunden Härte begegnet.

- und, wie Gross betonte, Jens Lehmann müßte das Spiel seines Lebens machen.

Nichts von alledem trat ein. Das Team erstarrte aus Ehrfurcht wie das Kaninchen vor der Schlange. Kein einziger der Brustringträger brachte Normalform oder versuchte das Heft in die Hand zu nehmen. Die ersten paar Minuten noch waren Ansätze zu erkennen, spätestens mit dem 1:0 durch den überragenden Weltfußballer des Jahres Lionel Messi waren die guten Vorsätze dahin. Dieser lief mit dem Ball über 30,40 Meter, von einem Spalier von vier VfBlern begleitet, bis er die Lücke erspähte und unhaltbar für Jens Lehmann in den Winkel einschoß. Wäre man nicht VfBler und ginge es nicht um den Einzug ins Viertelfinale der Champions League, könnte man sich an so einer Aktion durchaus erfreuen. So aber waren wir erstmal stinksauer, vor allem auch, weil auch danach kein Aufbäumen zu erkennen war. Der VfB ließ die Katalanen gewähren wie sie wollten, stand bei Ballbesitz von Barca immer zu weit weg und schritt nicht energisch genug ein. Dazu kamen dilettantische Ballverluste, die man sich gegen einen solch übermächtigen Gegner einfach nicht erlauben darf. Ist es doch gerade die Kunst, Bälle mit enormem Kraftaufwand wieder zurück zu erobern. Für Barcelona war das eher ein Trainingsspielchen, so schwach war der VfB. Ein Chancenverhältnis am Ende von 13:0 sagt eigentlich alles aus. Der VfB hatte Glück, dass den Katalanen nicht daran gelegen war, den VfB zu demütigen, sonst hätte das Debakel noch weitaus schlimmer ausfallen können.

Das spanische Publikum hatte natürlich seine Freude am eigenen Team. Schon in der Stadt wurden wir von den meisten eher belächelt, weil niemand ernsthaft daran gedacht hatte, wir könnten Barca in Verlegenheit bringen. Weshalb man den VfB von Anfang an nicht richtig ernst genommen hatte, wurde auf dem Rasen eindrucksvoll deutlich. Barcelona ist für uns mehr als nur eine Nummer zu groß. Daher war die Stimmung auf den Rängen auch nicht überschwänglich. Für einige Sekunden wurde des öfteren die Barce Vereinshymne angestimmt, die auch sofort wieder verstummte. Dann hatten sie noch 2, 3 weitere Lieder drauf und die paar Fahnenschwenker hinter dem Tor rissen das Gesamtbild der katalanischen Fankultur auch nicht mehr besonders heraus. Für uns war es das Spiel des Jahres, für die Katalanen eher Business as usual. Das Spiel plätscherte aus unserer Sicht dem Achtelfinal-Aus entgegen. Pedro, abermals Messi und Bojan sorgten schließlich für das 4:0, mit dem wir noch gut bedient waren. Barca ließ über die gesamte Spieldauer Ball und Gegner laufen und geriet nicht einmal ernsthaft in Gefahr. Zeitweise konnten sie es sich erlauben, auf den Außen Spieler zu postieren, die überhaupt nicht am Spielgeschehen teilnahmen, weil die ganze Barca-Mannschaft insgesamt so ballsicher ist und vom VfB auch nicht ernsthaft gestört wurde. Einzelkritik möchte ich mir weitestgehend ersparen, weil alle VfBler sich nicht mit Ruhm bekleckerten. Einzig über Jens Lehmann, der leider auch nicht das Spiel seines Lebens machte, möchte ich mich auslassen. Er wandelte mal wieder am Rande der Hinausstellung. Nachdem er wegen Reklamierens gelb gesehen hatte, weigerte er sich einen von Ibrahimovic ins Tor geschossenen Ball zu holen und hätte für diese Aktion durchaus noch einmal gelb sehen können. Klar ärgerten ihn auch im Camp Nou die Balljungen. Trotzdem sollte er sich im Alter von 40 Jahren besser im Griff haben und nicht ständig Publikum und Gegner gegen uns aufbringen. So schadet er dem eigenen Team und ist ein schlechtes Vorbild unsere jungen Spieler. Mittlerweile bin ich froh, wenn im Sommer dieses Kapitel beendet wird.

Nach dem Spiel gab es dann noch die obligatorische Blocksperre. Wir wurden gut 30 Minuten nicht hinaus gelassen, diese Zeit wurde dann natürlich für Gesänge genutzt. Trotz des zuvor Gesehenen wurde der VfB gefeiert und wir feierten uns selbst. Dabei wurde wir über “Ihr werdet nie Deutscher Meister” bis zur Umba ein großes Repertoire abgespult. Auch der VfB-Wechselgesang und die Welle durften nicht fehlen. Beeindruckend war das Echo im bereits leeren Stadion. Unsere Sangeskünste lockten dann auch wieder einige Zuschauer heraus, die sich um die Ehrentribüne herum druckten.

Als wir endlich das Stadion verlassen durften und wieder am Erdboden angekommen waren, liefen wir zur nächsten U-Bahnstation und waren gegen Mitternacht wieder in der City, wo wir natürlich gleich Ausschau hielten, wo wir noch etwas zu trinken bekommen. In der ersten Botega war uns der Frust über das Wie des Ausscheidens noch deutlich anzusehen. Leider schloß diese Location bereits nach unserem zweiten Bier, so dass wir uns noch im unserem Hotel nahen Irish Pub weiter vergnügten.

Dort fand eine St. Patrick’s Day Party statt und wir kriegten uns erstmal nicht mehr ein, weil alle mit so lustigen Hüten herumliefen.

Bei uns lockerte die Stimmung dann mehr und mehr auf und irgendwann war das Spiel kein Thema mehr. Wir hatten noch eine Menge Spaß und feierten weiter, bis der Pub dann leider auch schon gegen 2 Uhr schloß. Da wir bereits am Donnerstag unseren anstrengenden Rückreisetag hatten, beließen wir es dabei und gingen zurück zum Hotel Oasis.

Nach dem erneut dürftigen Frühstück machten wir uns mit Metro und Zug auf in Richtung Barcelona Airport, wo gegen 12 Uhr unser Flieger zurück nach Basel abhob. Dort wurden wir wie vereinbart vom Flughafen abgeholt und zurück zu unserem ersten Hotel in Blotzheim gebracht. Die Heimfahrt war dann noch sehr nervenaufreibend, da just an unserem Rückreisetag hier auf der A5 eine Großbaustelle eingerichtet wurde, die uns etwa 2 Stunden Stop and Go Verkehr einbrachten. Hauptsache ist aber natürlich, dass wir alle wieder gesund und munter heimgekommen sind.

Insgesamt war es eine schöne Reise. Barcelona mit seinem mediterranen Flair hat schon etwas, auch wenn wir bereits das 2. Mal dort verweilten. Das Spiel war zum Vergessen, das Drumherum wie immer lohnenswert. Vermutlich können wir uns bereits jetzt auf eine Saison ohne internationalen Spiele einstellen. Ich gewinne diesem Umstand zunehmend Positives ab. Wir können uns konsolidieren und in einer Saison ohne Dreifachbelastung vielleicht auch wieder mal ganz oben angreifen, und das von Beginn der Saison an. Nicht zuletzt schont es natürlich auch den Geldbeutel. Wir nehmen es aber wie es kommt und wären natürlich auch in der Saison 2010/11 international am Start. In diesem Sinne, adios Europa und bis zum nächsten Mal.

Viele Grüße

Franky

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14. März 2010

Hleb will gehen

Category: Presse — Tags: , , , , , – Franky @ 10:15

Alexander Hleb sieht für sich keine Zukunft beim VfB Stuttgart. “Die Wahrscheinlichkeit, in Stuttgart zu bleiben, ist gleich Null”, sagte der weißrussische Fußball-Nationalspieler völlig verärgert über seine erneut frühe Auswechslung beim 2:1-Sieg der Schwaben in der Bundesliga gegen Eintracht Frankfurt. “Keine Ahnung, was er von mir sehen will. Er ist nicht zufrieden”, kritisierte Hleb seinen Trainer Christian Gross. Und ergänzte: “Ich weiß nicht, wie viele Monate er mir noch gibt.”

Abgesehen vom Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen den FC Barcelona, der Hleb in dieser Saison an die Stuttgarter ausgeliehen hat, durfte der 28 Jahre alte Spielmacher beim VfB noch nie durchspielen. Gross wechselte ihn in neun Bundesliga-Partien immer nach 55 oder maximal 74 Minuten aus. Der Coach wehrte sich gegen den Vorwurf, Hleb mit diesen Maßnahmen zu demontieren. “Ich will die Spiele mit Alex gewinnen”, sagte der Schweizer. Gross fordert von Hleb noch mehr Engagement, Tordrang und Spielgestaltung.

(STZ online 28.2.10)

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