26. Mai 2019
Nach dem 2:2 im Relegationspokal-Hinspiel gegen den 1. FC Union Berlin legte sich die Altherrenriege um Christian Gentner und Mario Gomez gleichermaßen mit Teilen der Fans an.
Völliges Unverständnis herrschte über die Unzufriedenheit vieler, hielt man sich durch das Ergebnis doch fürs Rückspiel noch alle Chancen offen. Gomez meinte, 2019 sei es nicht mehr so, dass man einen Zweitligisten 3:0 putze, von mir hinein interpretiert möchte er uns damit signalisieren, dass wir doch gefälligst zufrieden sein sollen, mit dem was sie uns bieten, und am besten die Klappe halten sollen. Oder, anders ausgedrückt, er möchte, bis Montag Zeit zu gewinnen.
In einer Saison, vor der Präsident Wolfgang Dietrich vollmundig erklärt hat, er halte gerade seine letzte Rede, in der die Abwärtsspirale der letzten Jahre eine Rolle spiele, dass man dritte Kraft in Deutschland werden wolle, erwartet ausgerechnet Gomez, der beim VfB dem Vernehmen nach soviel „verdient“, wie kein anderer je zuvor, diesen hohen Preis aber nie zu rechtfertigen wusste, dass wir die Protagonisten in Ruhe lassen sollen.
Der VfB spielt die schlechteste Saison der Vereinsgeschichte, hat das erste Relegationsspiel vergeigt und wirkt in seiner Selbstwahrnehmung noch immer so, als hätten wir den 25. Spieltag und noch genug Zeit, die Dinge wieder gerade zu rücken.
Welchen vernünftigen Grund gibt es denn, auch jetzt, eine Minute vor zwölf, noch die Ruhe zu bewahren und darauf zu vertrauen, dass es diese scheiß Truppe schon irgendwie richten wird? Schließlich haben wir lediglich die Chance auf den Klassenerhalt, weil Nürnberg und Hannover 96 noch schlechter waren und diese ungerechte Relegation überhaupt wieder eingeführt wurde. Mit 28 Punkten wäre einzig und allein der Abstieg verdient.
So aber darf man sich noch an den Strohhalm Relegation klammern und geht diese an, als ob man noch zehn Spiele Zeit hätte. Man darf sich bei Zieler bedanken, dass wir überhaupt noch im Rennen sind. Da soll man dann noch applaudieren und darauf vertrauen, dass es dieser Sauhaufen im Rückspiel schon richten wird? Never!
Ich für meinen Teil komme noch aus einer Zeit, in der es keinen Dauer-Singsang der Ultras gab. Früher hat man sein Team unterstützt, mal stimmte der eine ein Lied an, dann ein anderer, und wenn am Ende des Tages die Leistung gestimmt hat, hat man geklatscht, wenn nicht, gepfiffen und, wenn es beschämend war, wurden gegnerische Ballstafetten mit frenetischem Beifall bedacht und das eigene Team verhöhnt. Die Männer damals haben das ausgehalten!
Die Profigeneration heutzutage, weiß doch überhaupt nicht mehr, wie gut es ihr geht. Früher, in zugigen und zu einem Viertel gefüllten Stadien, mussten sich die Spieler die Zuneigung erst verdienen, während heute in Hightech-Tempeln 90 Minuten lang dauersupportet wird, und das, wo die Darbietungen mit Fußball schon lange nichts mehr zu tun haben.
Wenn dann schrille Misstöne kommen, spielt man beleidigte Leberwurst, anstatt sich an die eigene Nase zu fassen und es das nächste Mal besser zu machen. Mimosen allenthalben und gerade die sollen uns retten? Ich schrieb es schon Anfang des Jahres, wir haben nur diese eine „Mannschaft“ und mit der sind wir wohl hoffnungslos verloren!
Das Unheil dieser Saison begann bereits am 18. August in Rostock, als man beim Drittligisten in der ersten Runde des DFB-Pokals ausschied. Gomez sah die Gründe für die Niederlage in einem Spiel fast ohne VfB-Torchance so „Wir müssen den Kopf oben behalten und einfach hungriger darauf sein, den Ball im gegnerischen Tor unterzubringen. Vielmehr kann man der Mannschaft nicht vorwerfen“. Dennis Aogo meinte unter anderem „Wir werden aus dem Spiel definitiv unsere Lehren ziehen„.
Ok, schauen wir auf Mainz, erster Bundesligaspieltag. 0:1-Niederlage, Tayfun Korkut beschwichtigte „Wir sind in einer Entwicklungsphase, die Zeit braucht und noch nicht abgeschlossen ist.“ Die Liga sei extrem eng und bis zum letzten Spiel ein Marathon, und verwies auf die Aufholjagd in der Rückrunde der Vorsaison.
Nach der Niederlage gegen die Bayern hörte Christian Gentner sich dann so an „Wir müssen nun kritisch mit uns sein, aber auch sachlich bleiben. Beim nächsten Spiel in Freiburg wollen wir dann einen anderen Auftritt zeigen.“.
Zwischen Bayern und Freiburg folgte die Länderspielpause, in der man bereits den Trainer hätte wechseln müssen, gaben doch schon die Vorbereitung und die ersten drei Pflichtspiele darüber Aufschluss, dass Korkut mit der von Reschke zusammengekauften Truppe nichts anfangen konnte.
Nach dem ersten Punktgewinn in Freiburg und vor dem Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf zeigte sich Korkut fast schon euphorisch. „Den Punkt aus Freiburg wollen wir am Freitag mit einem Dreier vor unseren Fans veredeln“, hieß es.
Neben einer guten Grundstimmung in der Kabine und einer innerhalb der Mannschaft herrschenden Homogenität zieht der Trainer auch aus der Reaktion seines Teams nach dem frühen Rückstand im baden-württembergischen Duell beim SC Freiburg viel Positives. Im Breisgau habe sich der VfB mit fantastischen Fans und viel Unterstützung zurückgekämpft.
„Fakt ist, dass wir drei Tore geschossen, viele positive Momente gehabt und einen Punkt aus Freiburg mitgenommen haben. Darauf wollen wir aufbauen und mit einem Sieg den nächsten Schritt machen.“ Den Fakt, dass der VfB nach der Freiburger Großchance zum 2:0 mausetot gewesen wäre, verschwieg der Deutsch-Türke geflissentlich.
Gegen Düsseldorf habe dann die Effektivität gefehlt und man habe „ein paar Konterchancen zugelassen“. In Wirklichkeit war der VfB mit dem 0:0 sehr gut bedient, hätte Zieler nicht einen absoluten Sahnetag gehabt, wäre dieser Abend richtig bitter geworden.
Nach diesem Spiel traf ich unseren Zeugwart „Meuschi“ im Bus und fragte lediglich, was los sei mit dem VfB. Als er dann mit der überzogenen Erwartungshaltung kam, fiel ich völlig vom Glauben ab.
Mit derartigen Statements könnte ich endlos weitermachen, sie gleichen sich alle. Immer der Verweis aufs nächste Spiel mit der Beruhigungspille, „wir sind auf einem guten Weg“. Offene Selbstkritik, härtere Saiten, Schluss mit der Wohlfühloase, Fehlanzeige. Alle auf dem Wasen leiden unter Realitätsverlust.
Nach dem Offenbarungseid von Hannover, als die „Mannschaft“ Korkut endgültig im Regen stehen ließ, kam Markus Weinzierl. Dieser hatte zunächst das Alibi, dass sein Auftaktprogramm so schwer war.
Da aber Weinzierl selbst schneller in die Kritik geriet, als er schauen konnte, war die „Mannschaft“ wieder fein raus und es ließ sich wunderbar darauf ausruhen.
War Korkut zu lieb und tat das, was man bei diesem charakterlosen Haufen tunlichst unterlassen sollte, nämlich ihnen zu vertrauen und somit sein Schicksal in ihre Hände zu legen, war Weinzierl von Anfang unbeliebt.
Akribischer Arbeiter zwar, der bei einer Profimannschaft gewisse Dinge voraussetzt, die er beim VfB nicht vorgefunden hat. Einen homogenen Kader und eine gewisse Professionalität der Spieler zum Beispiel.
Als er merkte, dass dem nicht so ist und es selbst mit den Grundtugenden bei diesem Sammelsurium von Ich-AG’s weit her ist, war er bereits verbrannt. Er versuchte zwar, die Zügel anzuziehen, ließ dabei jedoch eine klare Linie vermissen.
Die einen sanktionierte er schön öffentlichkeitswirksam und ließ sie vor aller Augen ihre (Straf-)Runden drehen, während er bei anderen Verfehlungen bewusst weg sah oder sie zumindest unter der Decke hielt. Somit war er der Gruppe gegenüber weder konsequent noch gerecht und hätte viel früher entlassen werden müssen.
Nico Willig kam also zu spät, so dass ihm nichts blieb, außer für die letzten Spiele den Pokalmodus auszurufen und zu versuchen, die Relegation zu erreichen.
Es ist hypothetisch, darüber zu schwadronieren, wo wir stehen würden, hätte man Weinzierl bereits im Januar den Laufpass gegeben. Schlechter jedenfalls würden wir mit Sicherheit auch nicht da stehen.
So kann Willig gerade noch den Scherbenhaufen verwalten und auf das Gute im Profi hoffen. Am besten er geht heute noch in die Kirche und zündet eine Kerze an, dass er sich auf diese Truppe wirklich verlassen kann, bezweifle ich nämlich.
Wie beim Kapitän wird die größte Sorge der meisten sein, wo sie unterkommen und wo es noch mehr zu „verdienen“ gibt, anstatt sich wenigstens einmal in dieser Saison bedingungslos reinzuhängen und Herz zu zeigen.
Mario Gomez wurde für den Vorbericht des Relegationsspiels von Eurosport gefragt, ob denn jeder verstanden habe, worum es jetzt geht, vor einem Relegationsspiel wohlgemerkt. Er rang bei der Suche nach einer ehrlichen Antwort zuerst nach Worten, um dann ein zaghaftes „ich glaube schon“ herauszulassen.
Sehr beruhigend und genau das widerspiegelnd, was wir im Hinspiel zu sehen bekamen. Eine auch gegen den Zweitligisten verunsicherte Truppe, die sich nicht mal recht konzentrieren kann, wenn ihr (und vor allem dem VfB) das Wasser bis zum Hals steht.
Als ich dann am Samstag in der Stuttgarter Zeitung am Rande der Berichterstattung zum Pokalsieg unserer U19 (herzlichen Glückwunsch, well done, Jungs!) folgenden Abschnitt über Statements von Thomas Hitzlsperger las, frage ich mich, ob die ganze AG überhaupt verstanden hat, um was es geht:
“Es sei nicht immer leicht gegen einen Zweitligisten antreten zu müssen, weil man diese Teams nicht so gut kenne wie jene aus der ersten Liga, sagte Hitzlsperger am Freitagabend unserer Redaktion: „Aber jetzt wissen wir endgültig, was auf uns zukommt und können die Dinge bei Union vielleicht ein bisschen besser einschätzen. Das ist eine kompakte Truppe, die kämpferisch extrem stark ist und mit viel Leidenschaft spielt.“
Was bitteschön sind denn das für Aussagen? Im Jahre 2019 in einer immer gläsernen Welt und mit TV-Fußball rund um die Uhr muss man das Hinspiel über sich ergehen lassen, um zu erkennen, mit welchem Gegner man es zu tun hat? So sehr ich Hitz schätze, aber hier erweckt er den Eindruck, irgendwelche bösen Kräfte hätten ihn fünfzig Jahre in die Vergangenheit gebeamt.
Obwohl der Relegationsplatz seit Dezember in Stein gemeißelt war, schien man sich nicht ernsthaft mit der drohenden Relegation auseinandergesetzt und gar einen der möglichen Gegner beobachtet zu haben. Mit was für einer unangebrachten Hochnäsigkeit ging man diese Aufgabe bitteschön denn an? Da fehlen mir die Worte und bekanntlich kommt Hochmut ja vor dem Fall.
Das Spiel gegen den 1. FC Union war ein Spiegelbild der bisherigen Saison. Wenig spielerische Linie, viel zu langsam im Spielaufbau und hinten offen wie ein Scheunentor.
Einzig Donis’ Antritt, als es wirklich einmal schnell ging, bescherte uns die Führung, um 70 Sekunden später zu pennen und sich den Ausgleich einzufangen. Im Stadion habe ich dieses Tor gar nicht gesehen, war ich doch noch mit dem Abklatschen meiner Nebenleute beschäftigt.
Die erneute Führung durch Gomez, mehr Zufallsprodukt denn erzwungen, glichen die Unioner nach einem Eckball aus. Beide Gegentore spiegelten die Anfälligkeit der Unseren wider und waren einmal mehr nicht bundesligatauglich.
Bundesligatauglich an diesem Donnerstagabend war einzig und allein die Kulisse. Ausverkauftes Haus an einem lauen (fast schon) Sommerabend, eine Lautstärke im Stadion, wie ich sie seit der Meisterschaft kaum mehr im Neckarstadion erlebt habe.
Ein hervorragender Rahmen, selbst in der Untertürkheimer Kurve und bei uns auf der angrenzenden Haupttribüne Seite wurde viel gestanden und supportet. Das schwierige Umfeld wollte, kann aber den Ball leider nicht selbst ins Tor schießen.
Auch der Union-Block konnte beeindrucken. Zunächst einmal war ich überrascht, dass nicht das komplette Gästekontingent abgerufen wurden, doch auch die, die kamen, legten einen super Auftritt hin, sowohl optisch als auch akustisch.
Das Feld war bereitet, die Fans bereit zur Versöhnung. Zu Beginn der Halbzeiten war jeweils noch ein Plan und ein gewisser Wille erkennbar, ein Indiz dafür, dass Willig die richtigen Worte fand und sich die Spieler diese auch einige Minuten lang merken konnten. Mit zunehmender Spieldauer aber wurde Union Berlin mutiger und ein Klassenunterschied war immer weniger erkennbar.
Dass es dann zu ersten Unmutsbekundungen kommt, ist doch allzu verständlich. Die Spieler, die sich darüber beklagen verwechseln offensichtlich Aktion und Reaktion. Hätte das Team einen ordentlichen Auftritt hingelegt, hätten sie keinen Grund zu missmutigen Reaktionen geliefert und man würde man sie vermutlich feiern, so aber, bekommen sie völlig zurecht ihr Fett weg.
Ich habe keinerlei Verständnis dafür, wenn sogenannte Führungsspieler nach einem Spiel, bei dem es laut wie lange nicht war, „die Stimmung“ kritisieren, weil ihnen beim Gang in die Kurve einzelne Gesten nicht gefielen.
Ist denen überhaupt bewusst, welche Scheiße wir uns nun schon ein Jahr lang anschauen? Dass das Preis-Leistungsverhältnis bei Ihnen überhaupt nicht stimmt? Die sollen weniger labern und mehr liefern! Gerade Gentner und Gomez hinken doch den Ansprüchen meilenweit hinterher.
Gentners größte Sorge derzeit ist, dass sein Vertrag wohl zurecht nicht mehr verlängert wird, während Gomez mit allem hadert, mit seinen Mitspielern aber auch mit sich selbst.
Der Fußball ist in den letzten Jahren athletischer geworden, Bundesliga-Stammspieler werden immer jünger, so dass man mittlerweile mit 33, 34 Jahren mehr denn je zum alten Eisen gehört.
Diese Spieler mit Führungsanspruch, die nicht mit Leistung vorangehen (können), werden die Kohlen für uns nicht aus dem Feuer holen. Sollte Willig keine Eingebung in diese Richtung bis zum Spiel bekommen, sehe ich schwarz.
Durch das Kritisieren der eigenen Fans haben Gentner und Gomez zudem ein unnötiges Fass aufgemacht und die Truppe zusätzlich unter Druck gesetzt. Die eine oder andere Geste, der seit langem schwelende Konflikt zwischen „Mannschaft“ und Fans und die allgemeine Wut über die Darbietungen der ganzen Saison lassen erahnen, was im Falle des Abstiegs los sein dürfte.
Es gibt nicht wenige, die ausnahmslos alle nach dieser Saison nicht mehr im Brustring-Trikot sehen wollen, so dass zu befürchten ist, dass es eskaliert, sollte der VfB am Montagabend abgestiegen sein. Da dies den meisten Spielern bewusst sein wird, ist zu befürchten, dass jeder einzelne zusätzlich einen schweren Rucksack mit sich herumträgt und Leichtfüßigkeit nicht zu erwarten sein wird.
Wie die Weicheier, die nur dann Gefühle zeigen, wenn es ihnen selbst an den Kragen könnte, mit diesem Druck umgehen, werden wir sehen. Ich traue es ihnen nicht zu und sehe jetzt schon elf Nervenbündel über den Fußballplatz der Alten Försterei taumeln.
So liegt es für mich völlig allein am 1. FC Union, ob dieser die Nervenstärke besitzt, seinen Weg zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Gelingt es, den Ausfall seiner Gelbgesperrten zu kompensieren und wie im Hinspiel seine Chance nach vorne zu suchen, dürfte es nach den letzten Eindrücken nur einen Sieger geben, nämlich den 1. FC Union.
Beim VfB fällt es mir schwer, jemanden auszumachen, der für uns die Kohlen aus dem Feuer holen könnte. Weltmeister Pavard patzte ebenso wie der erfahrene Insúa, Kabak lieferte sein bislang schwächstes Spiel im VfB-Trikot ab, Castro leistete sich ungewöhnlich viele schlampige Zuspiele, während bei Donis wiederum Licht und Schatten ständig wechseln und er nach einem gelungenen Sprint diesen am liebsten bis zum Schlusspfiff feiern und den weiteren Dienst einstellen würde.
So holt uns Verlauf und Bewertung der bisherigen Spiele auch in den Relegationsspielen wieder ein. Ständig bekamen wir gute Phasen vorgerechnet, an die es anzuknüpfen gelte, kein einziges ordentliches und über 90 Minuten konzentriert gestaltetes Spiel konnte verzeichnet werden. Zudem gelang erst ein einziger Auswärtssieg, während Union nur eine Heimniederlage zu beklagen hat.
Warum zum Teufel soll im allerletzten Spiel alles besser werden, was in 36 Spielen nicht funktioniert hat?
Diese jämmerliche Ansammlung von Egoisten, denen das Wohl des VfB nicht annähernd so wichtig ist wie uns? Ein Trainer, der keine andere Möglichkeit hat, sich in Floskeln zu üben (angeschlagener Boxer), ein Sportdirektor, der Union vor dem Hinspiel nicht einzuschätzen wusste oder doch der Präsident (Ohne Optimismus geht es nicht; Berlin hat jetzt auch Druck!).
Alles Blabla, wie es uns bereits die gesamte Saison über begleitet, nur Durchhalteparolen. Kein Vertrauen in die (nicht vorhandene) eigene Stärke, nur Hoffen, Bangen, Zeitgewinnen, um sich am Montag möglichst schnell und ohne sich zu stellen, in den Urlaub zu verabschieden. Egal, wie es ausgeht, Hauptsache die eigene Haut retten.
Ich habe keine große Hoffnung mehr für morgen. Klar muss der VfB “nur” bei einem Zweitligisten gewinnen, um auch nächstes Jahr Bundesliga spielen zu dürfen. Da wir uns aber weiterhin schwer tun, Torchancen zu kreieren und hinten zu jeder Zeit für einen Lapsus “gut” sind, sehe ich uns keinen Deut besser aufgestellt, als beim Pokalspiel in Rostock. Mit unserem behäbigen Fußball und der Ideenlosigkeit im Spiel nach vorne, beißt man sich an jeder gut organisierten Mannschaft in den ersten drei Ligen die Zähne aus. Daher lasse ich mich von den neuesten Durchhalteparolen auch nicht mehr einlullen und würde es eher als Sensation ansehen, wenn wir nicht absteigen. Schaun mer mal, bitter, bitterer, VfB!
#Dietrichraus
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13. Mai 2019
Der VfB hat sich nun am Samstag tatsächlich für das von Nico Willig ausgerufene Relegationspokalfinale qualifiziert.
Dabei hat die Wundertüte VfB beim Sieg gegen die mit Championsleague-Ambitionen angetretenen Wölfe positiv überrascht und ihr bestes Saisonspiel hingelegt. Man ist geneigt zu fragen, warum nicht immer so? Mit Leidenschaft, Hingabe und einem Hauch von Spielkultur ließ man den Mannen von der Autostadt keine Chance und ist nun von Platz 16 nicht mehr zu verdrängen.
Als Fan fühle ich mich dabei von der Truppe reichlich verarscht. Für mich ist es schlimmer, zu erkennen, dass das Team kann, wenn es will, und eben offensichtlich in der Mehrzahl der Spiele „nur“ nicht wollte.
Die Gefühle würden geradezu Achterbahn fahren, wäre man noch mit derartigen Emotionen dabei, die jahrelang in einem steckten. Aber, diese sind bei mir inzwischen raus! Bei dieser Ansammlung von Ich-AGs, die jegliche Identifikation mit dem Verein und seinen Fans vermissen lassen, fällt es von Jahr zu Jahr schwerer, eine innige Bindung zu ihnen aufzubauen.
Wenn sie noch da wären, würde es mich wahnsinnig machen, wenn nach einem 0:6 in Augsburg mit darauffolgendem Trainerwechsel Mönchengladbach förmlich niedergerungen wird, um eine Woche später im Berliner Olympiastadion wie eine Seniorengruppe beim Weinwandertag aufzutreten und wieder eine Woche später formstarken Wölfen nicht den Hauch einer Chance zu lassen.
Gerade der Berlin-Trip, zu dem ich morgens hingeflogen und abends mit dem Zug zurückgefahren bin, ließ mich extrem erbosen, und spätestens nach diesem kann mich dieser charakterlose Sauhaufen einfach mal.
In einer Saison ist immer mal ein blutleerer Auftritt drin, doch, in der Fülle, wie uns diese durch die Saison begleiten, ist jeder einzelne eine absolute Frechheit und eine Beleidigung für unser Wappen und unser Trikot!
Ich bin durch mit dieser Truppe, egal, wie die Saison noch endet. Daher machte mich der Auftritt vom Samstag eher aggressiv und gingen mir die Freudengesänge in der Kurve während des Spiels gehörig auf den Sack. Im Ansatz war es richtig, gegen Mönchengladbach auszurufen, „verdient Euch diese Kurve“, doch, damit ist es eben nach zwei, drei gelungenen Ballannahmen nicht getan. Charakter und Mentalität sind gefragt, dass diese Tugenden im Kader mit dem Fernglas gesucht werden müssen, ist allgemein bekannt.
Daher erwarte ich von dieser Truppe bis zum Saisonende nur noch eines: dass sie auftreten, wie man es von hochbezahlten Profis erwarten können muss. Alles dem Beruf unterordnen, sich ins Team einzuordnen und sämtliche persönliche Eitelkeiten hintenanzustellen.
Auch wenn es danach hoffentlich für mindestens 80% dieser Trümmertruppe heißt, Briefmarke auf den Arsch, und fort, darf die Zukunftsplanung in den nächsten zwei Wochen keine Rolle spielen und schon gar keine Ausrede sein.
Diese Jungs haben so viel kaputt gemacht in dieser Saison, zwei Trainer verschlissen und einen Sportdirektor, glänzten vor allem durch Undiszipliniertheiten und nicht durch Leistung auf dem Platz, tanzten Fans und Bossen auf der Nase herum, bildeten Grüppchen anstatt ihren Anteil zu leisten, dass eine Mannschaft entstehen kann, all das darf nicht in Vergessenheit geraten und ungesühnt bleiben, auch wenn die verbleibenden drei Spiele gewonnen und die Klasse erhalten werden sollte.
Christian Gentner äußerte sich nach dem Wolfsburg-Spiel erbost darüber, dass seine eigene Zukunft ungeklärt sei und er demnach nicht wisse, wie es mit ihm persönlich weitergehe. Ich finde, um es milde auszudrücken, interessant, dass sich jetzt ausgerechnet der Kapitän in Stellung bringt, in einer Phase, für die Thomas Hitzlsperger ausgerufen hat, JEDER müsse seine persönlichen Befindlichkeiten hintenanstellen. Durch dieses Vorpreschen wirkt Gentner gerade wie einer, der Wasser predigt und Wein trinkt, wenn er sich doch sonst als so ein Teamplayer präsentiert.
LeGente, wie er sich in den sozialen Netzwerken selbst nennt, wird auch von manchen Medien beim VfB ein Legendenstatus zugeschrieben, den er für mich nicht innehat. Meister 2007 wurde er als Greenhorn, sein Anteil an der Meisterschaft ist überschaubar. Danach folgte er dem Lockruf des Geldes und wechselte in die Autostadt, seit seiner Rückkehr zum VfB geht es gefühlt nur noch bergab. Der Abwärtstrend nahm an Rasanz zu, seit er 2013 die Kapitänsbinde übergestreift bekam.
Wie das obige Beispiel zeigt, scheint sein eigenes Ego doch extremer ausgeprägt zu sein, als er uns weismachen möchte. Da ich keinen Einblick in das Innenleben der Mannschaft habe, fußen meine Schilderungen auf Eindrücken, die ich als Außenstehender gewonnen habe.
Da ist zunächst der Eindruck, dass Gentner ohne die Macht seines Beraters Jürgen Schwab, der beim VfB ein und aus geht, nie zu der Führungsrolle innerhalb des Teams gekommen wäre, die er seit Jahren begleitet.
Zu Zeiten von Fredi Bobic, dessen Kumpel und Geschäftspartner Schwab ist, wurde Gentner, wie auch der zweite Schwab-Schützling Sven Ulreich, in den Unantastbarkeits-Status erhoben.
Während der Ära Gentner verschlief der VfB die Entwicklung hin zum modernen Fußball, in der jeder Verein, der vorankommen wollte und etwas auf sich hielt, lauf-, zweikampf- und spielstarke sowie handlungsschnelle Spieler im zentralen Mittelfeld installierte, während beim VfB der gepflegte Rück- und Querpass Einzug erhielt.
Spieler, die diesen Typus verkörperten, spontan fällt mir Zdravko Kuzmanović ein, wurden ihrer Stärken beraubt, weil sie sich die Bälle immer nur hinten abholen mussten und keiner größer werden durfte als der König, so dass sie entnervt von dannen zogen, weil in der Ära Gentner das Leistungsprinzip ad absurdum geführt wurde.
Als Menschen schätze ich Christian Gentner sehr, einer der Etikette besitzt und ein netter und freundlicher Typ ist.
Jedoch gehört für mich mehr dazu, als langjährige Vereinstreue (gab es für ihn seit seiner Rückkehr überhaupt Interessenten/ Angebote?), um als Vereinslegende in die Annalen eingehen zu können.
In einer Truppe, in der es menschlich nicht stimmt und die sich spinnefeind ist, hat auch der Kapitän versagt. Die Truppe der Gegenwart ist ja beileibe nicht die erste in der Ära Gentner, die vom Potential mehr könnte, dieses aber nicht zeigt, weil es im Team nicht stimmt. Wenn man dann noch hört, dass es auf Mannschaftsabenden zum großen Aufbruch kommt, während der Kapitän eine Ansprache halten möchte, ist dies mehr als ein Indiz dafür, dass Gentes Zeit als Kapitän abgelaufen ist.
Sven Mislintat und Thomas Hitzlsperger täten gut daran, es sich genau zu überlegen, ob man Gente noch einmal einen neuen Vertrag, möglicherweise als Standby-Profi, gibt oder ob nicht auch der Kapitän dem nötigen Neuanfang im Wege stehen würde.
Mit Legendenbildung, die allein darauf fußt, dass einer lang im Verein war, tue ich mich schwer. Als VfB-Fan seit 1974, der Buffy Ettmayer noch kicken gesehen, die Entwicklung von Hansi Müller und den Förster-Brüdern begleitet, der Jürgen Klinsmann bewundert und über Asgeir Sigurvinsson gestaunt hat. Als einer der Respekt davor hatte, wie sich Dieter Hoeneß, Erwin Hadewicz und Guido Buchwald, die nicht mit dem allergrößten Talent gesegnet waren, durchgebissen und zu unverzichtbaren Größen entwickelt haben, als einer, dessen Allzeit-Lieblingsspieler Karl Allgöwer ist, der die Waldhof-Connection Gaudino und Fritz Walter liebte, der stolz war, als es MV gelang Matthias Sommer oder Carlos Dunga an den Neckar zu lotsen, für den Günne Schäfers Rettungstat in Leverkusen heute noch unfassbar ist, der wegen des Magischen Dreiecks aus dem mit der Zunge schnalzen nicht mehr raus kam, fällt es mir schwer, Christian Gentner in diese Hall of Fame aufzunehmen.
Die Jungen Wilden Magaths und die von einer Euphoriewelle getragenen Meister von 2007 spare ich an dieser Stelle aus, weil die Erinnerungen wohl bei allen noch frisch genug sind. Auch da waren es andere, an die man sich gerne zurückerinnert.
Auf einen der Meister von 2007 möchte ich dann aber doch noch eingehen: Timo Hildebrand. Unvergessen seine Parade in Bochum, als er zu einem wichtigen Baustein der Meisterschaft wurde und sich unsterblich gemacht hat. Dennoch ist es mir auch bei ihm zu weit hergeholt, ihn als VfB-Legende zu betiteln.
Noch mehr als seine Rettungstat in Bochum bleibt mir das ständige Transfertheater in Erinnerung. Er, mit tatkräftiger Unterstützung seines Beraters Bukovac, damals so etwas wie eine persona non grata beim VfB, tanzten der VfB-Führung jahrelang auf der Nase herum, weil sie sich zu höherem als dem VfB berufen sahen.
So schlug Hildebrand mehrmals Angebote zur Vertragsverlängerung aus, ehe dem VfB der Kragen platzte und die Verhandlungen Ende 2006 (endlich) für gescheitert erklärte. Ich war seinerzeit erleichtert, weil sich dieses Theater schon jahrelang hingezogen hat. Hildebrands Plan, Kahns Nachfolger bei den Bayern zerschlug sich, so dass er sich nach der Meisterschaft dem FC Valencia anschloss. Bei einem Verein, in dem es drunter und drüber ging und bei dem der nur hartgesottenen Ché (so werden die Fans von Valencia genannt) bekannte Deutsche einen schweren Stand gegenüber Vereinslegende Santiago Cañizares hatte, wurde Hildebrand nie richtig glücklich.
Zur selben Zeit stümperte ein Raphael Schäfer im VfB-Tor umher, wo schnell klar geworden ist, dass es sich hierbei um ein millionenschweres Missverständnis handelte. Seit dem Nürnberger Pokalsieg hatte es Schäfer ohnehin bei großen Teil der Fans verschissen, seine nicht vorhandenen Leistungen taten ihr übriges, dass die Zeichen schnell auf Trennung standen und ihm zeitweise sogar der junge Ulreich vor die Nase gesetzt wurde.
Im Sommer 2008 hätte die große Möglichkeit bestanden, wieder zueinander zu finden. Der VfB wäre wohl einer Rückkehraktion gegenüber nicht abgeneigt gewesen. Ich für meinen Teil hätte sie damals auch begrüßt, schließlich wusste man wenigstens, was man an Timo hatte und zudem hätte die Möglichkeit bestanden, geläutert einen beiderseitigen Neuanfang zu wagen. Doch Herr Hildebrand war sich damals zu fein, sich (und uns) seinen Wechselfehler einzugestehen und wollte sich in Valencia durchbeißen.
Mich ärgert dessen Sturheit bis heute. Zwar folgten zwei super Jahre mit Jens Lehmann als unserer Nummer eins, auch einer, über den ich stolz war, dass er das VfB-Trikot trug. Die Verpflichtung Lehmanns für zwei Jahre war damals mit der Zusage verknüpft, dass Ulreich von Lehmann lernen solle und danach die Nummer die Eins werde. Diese Zusage war an keinerlei Bedingungen, wie zum Beispiel einer vorausgesetzten Entwicklung, geknüpft, so dass wir fortan ein ständiges Torhüterproblem hatten.
Das nehme ich Hildebrand bis heute übel, genauso wie, dass er danach nicht mehr richtig auf die Beine kam und bei einem scheiß Verein nach dem nächsten anheuerte. Herzensentscheidungen schienen es jedenfalls keine gewesen zu sein, es wirkte stets, ob bei Hoffenheim, Schalke oder Frankfurt, so, als dass er nur froh war, untergekommen zu sein. Ob als Nummer eins oder zwei, egal, der Biss schien ihm in Spanien abhandengekommen zu sein.
Als der VfB 2009 zur selben Zeit wie Hoffenheim sein Trainingslager in Leogang absolvierte, trafen wir die Kraichgauer beim Joggen. Wir, das könnt ihr mir glauben, begrüßten die vielen Ex-VfBler äußerst freundlich. Nicht umsonst blieben Tobi Weis und Andi Beck für einen kurzen Plausch stehen und selbst Ralf Rangnick huschte ein Lächeln übers Gesicht, während Hildebrand verschämt auf den Boden blickte, weil ihm die Begegnung offensichtlich peinlich war. Dies bestärkte mich in meiner Meinung über Hildebrand, dass er „falsch“ und berechnend ist.
Dieser Hildebrand, der sich vor den Ausgliederungskarren spannen ließ, ohne zum damaligen Zeitpunkt überhaupt VfB-Mitglied gewesen zu sein, möchte jetzt also als Nachfolger von Thomas Hitzlsperger fürs VfB-Präsidium kandidieren. Dass ich nicht lache! Denkt er etwa, er habe sich nun genug eingeschleimt und würde mit offenen Armen empfangen werden? Warum? Nur weil er keiner ordentlichen Tätigkeit nachgehen möchte? Was hat er außerhalb des Fußballplatzes vorzuweisen? Was sollte ihn dazu befähigen? Was hat er vor, außer es sich auf Kosten von uns allen in den VIP-Katakomben bequem zu machen?
Ich jedenfalls werde ihn nicht wählen und hoffe, dass seine Bewerbung schon am Veto des Vereinsbeirats scheitert. Hildebrand erweckt bei mir auch hier wieder den Eindruck unterkommen zu wollen, klappt es bei uns nicht, heuert er eben in Hoffenheim an.
Um den Status einer Vereinslegende zu erlangen, bedarf es mehr, als langjähriger Spieler zu sein oder seinen Anteil an einem Titel zu haben. Auch ein Spieler, um den Bogen zurück zur sportlichen Gegenwart zu spannen, der uns zum Klassenerhalt schießt, hat nicht zwangsläufig das Zeug zur Vereinslegende.
Hier erinnere ich mich gerne an ein Ultras-Spruchband „Nichts erreicht, nur verhindert“. Nur um das Verhindern geht es jetzt noch am Ende dieser desaströsten Saison. Ich hoffe, dass bei Hitz und Mislintat die Ursachenforschung in vollem Gange ist und der VfB zur neuen Saison ein völlig neues und auch sympathischeres Gesicht erhält.
Wir Fans sind zwar leidensfähig, doch auch die Leidensfähigkeit hat ihre Grenzen. Ich kann mich nicht erinnern, in nunmehr 45 Jahren Fanjahren, ein Saisonende so herbeigesehnt zu haben wie dieses. Noch drei Spiele…
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15. April 2019
Wer kennt ihn nicht, den Kollegen, der die Ruhe weg hat, obwohl es um ihn herum lichterloh brennt und alle anderen in Aufruhr sind. So kommt mir Thomas Hitzlsperger gerade vor. Panik und Endzeitstimmung überall, während Hitz die Devise ausgibt, „Ruhe bewahren“.
Ein Sieg aus den letzten 14 (!) Spielen, vier Siege, vier Unentschieden, 15 Niederlagen, seit Markus Weinzierl unser Trainer ist und wir sollen Ruhe bewahren? Seit dem Augsburger Sieg gestern scheint der Relegationsplatz das Höchste der Gefühle zu sein, und es ist alles gut?
Hitzlsperger, wie die meisten seiner Amtsvorgänger seit Rolf Rüssmann absoluter Novize in diesem Metier, sollte man Anfängerfehler zugestehen. Besonders klug war es sicherlich nicht, nach dem enttäuschenden Remis gegen den Club Markus Weinzierl mittels „wir ziehen das gemeinsam durch“ eine Jobgarantie auszusprechen. Nach dem erneut an Harmlosigkeit kaum zu überbietenden Auftritt gegen Bayer 04 Leverkusen fliegen ihm diese Worte bereits um die Ohren.
So relativierte er inzwischen diese Jobgarantie und meinte, „ein paar Tage müsse jetzt Ruhe sein“, was Spekulationen den Raum öffnet, Augsburg könnte das endgültige Endspiel für Weinzierl sein.
Der nette Herr Hitzlsperger ist wahrlich nicht zu beneiden. Nach dem Tollpatsch und Unsympathen Reschke von Dietrich bewusst installiert, um dem VfB ein sympathischeres Gesicht zu verleihen und selbst ein wenig aus der Schusslinie zu kommen, muss er, trotz aller Treuegelübde, Kante zeigen und diese unangenehme Personalentscheidung treffen. Es hilft keinem weiter, das Unvermeidliche weiter vor sich herzuschieben. Handeln ist gefragt!
Nicht nur das schwierige Umfeld und die Fußball AG sollen laut Hitz Ruhe bewahren, sondern in erster Linie die Mannschaft. Dort sind schon während der gesamten Rückrunde Selbstauflösungstendenzen zu verzeichnen, die nach Reschkes Entlassung nur kurz Pause hatten. Bettelten damals schon Spieler (Pavard, Gonzalez, Ascacibar) um Platzverweise, flog am Samstag Santiago Ascacibar mit einer Unsportlichkeit sondergleichen vom Platz.
Auch wenn Santi das ganze Spiel über immer wieder mit Kai Havertz aneinander geraten und auch böse gefoult worden war, rechtfertigt das seine Spuckattacke in keinster Weise. Ein Profi muss sich dahingehend im Griff haben, zumal spucken eine Demütigung der ekligsten Sorte darstellt.
Da Santi auch nach der roten Karte nicht zu bändigen war, den Schiedsrichter leicht stieß und Havertz an den Kragen wollte, dürfte die Saison für den kleinen Argentinier beendet sein. Ein Bärendienst also, den er uns und seinem Team damit erwiesen hat. Er, noch einer der wenigen, denen man in puncto Einsatz nie etwas vorwerfen konnte, wird uns sehr fehlen. Bitter! Als Ersatz dürfte nun Dennis Aogo bereit stehen, doppelt bitter!
Unangebracht ist es allerdings, wenn selbsternannte Experten den Stab über ihn brechen und dabei soweit gehen, wie Peter Neururer beim Fußball-Stammtisch bei Sport 1, „Spucker“ hätten keinen Platz in unserer Gesellschaft oder auch Spieler von Leverkusen, die verbal nachtreten. Gerade in der Bundesliga ist schon seit Jahren ein Verfall der Sitten zu verzeichnen, so dass diese Leute erst einmal vor der eigenen Haustür kehren sollten. Es wird doch nur noch geschauspielert und betrogen, was genauso zu verurteilen ist.
Santi Ascacibar wird seine Strafe bekommen und damit sollte es dann auch gut sein. So wenig Verständnis ich für Santis Aussetzer habe, so sehr fehlt mir bei dessen Beurteilung die Verhältnismäßigkeit. Für Casteels‘, im BILD-Jargon würde man sagen Brutalo-Foul an Christian Gentner gab es weder Karte, noch Elfmeter, noch Videobeweis, noch eine nachträgliche Bestrafung, obwohl man durchaus von vorsätzlicher Körperverletzung sprechen konnte.
Ruhe bewahren sollten laut Hitzlsperger aber auch alle anderen. Kempf gerät mit Co-Trainer Beller aneinander, Zuber beschwert sich (berechtigt) lautstark über seine Auswechslung und Mario Gomez muss offensichtlich von Weinzierl der Kopf gewaschen werden. Dieser war bestimmt nicht „amused“, als Weinzierl in der Vorwoche referierte, hätte Gomez die Hälfte seiner Großchancen genutzt, stünden wir jetzt besser da! So sieht alles nach Auflösungserscheinungen aus, getreu dem Motto, rette sich, wer kann.
Es gibt wenig, was Hoffnung auf Besserung, zumindest in der derzeitigen Konstellation mit Weinzierl als Trainer, macht. Mit 21 Punkten nach 29 Spielen stünde man in einer normalen Spielzeit zehn Punkte hinter dem rettenden Ufer als bestenfalls Siebzehnter und die Trainerfrage hätte sich längst beantwortet. Einzig die Schwächen von Hannover und Nürnberg sind es, die Weinzierl noch im Amt halten.
Ob er selbst darüber so glücklich ist, darüber hege ich so langsam meine Zweifel. Seine immer wiederkehrenden Durchhalteparolen, seine Aufstellungen, die taktische Ausrichtung, seine Wechsel, nichts lässt eine Strategie, den VfB aus der Krise zu führen, erkennen. Weinzierl hat den Schalter beim Team nie gefunden und ist längst gescheitert, so dass man beide Seiten voneinander erlösen sollte.
Wie am Rande der Mislintat-Bekanntgabe des Öfteren zu lesen war, soll der Trainer der kommenden Saison ja bereits feststehen. Dann wäre es umso unverständlicher, den VfB mit Weinzierl ungebremst ins Verderben rasen zu lassen. Das würde erklären, dass inzwischen von Teilen des Teams der offene Aufstand geprobt wird. Wer soll schon einem Respekt entgegenbringen, der ohnehin nur noch ein paar Wochen hier ist.
Von einem externen Feuerwehrmann, der fünf bzw. sieben Spiele lang tätig ist und dann das Feld wieder räumt, halte ich wenig. Ich favorisiere nach wie vor eine interne Lösung, jedoch weder Hinkel, der die Amateure retten soll, noch Willig von den U19-Junioren, der ebenfalls eine wichtige Mission zu erfüllen hat und vor dem dieser Sauhaufen von Mannschaft wohl auch nicht den nötigen Respekt hatte.
Für meinen Vorschlag auf Facebook, Günther Schäfer als Teamchef zu installieren, wurde ich von manchen belächelt, andere goutierten ihn. Mein Gedanke dabei ist, dass ein Verein wie der VfB genügend ausgebildete Trainer für die tägliche Arbeit und auch taktische Ausrichtung beschäftigt. Ein Günther Schäfer als Teamchef stünde an vorderster Front und wäre für die richtige Ansprache ans Team prädestiniert. Er lebt den VfB wie kaum ein anderer, weiß wie der Hase auf dem Fußballplatz läuft und ist nah genug dran, um einzuschätzen, wie das Team tickt und wo die Probleme tatsächlich liegen.
Nachdem es beim FC Augsburg den Trainer-Effekt gab und dieser kurzerhand das Bonusspiel in Frankfurt gewann (was erlaube FCA?), geht es einzig und allein noch um den Relegationsplatz, den ich weiterhin nicht groß gefährdet sehe, weil sich auch der 1. FC Nürnberg mit dem Siegen sehr schwer tut und das schwerere Restprogramm als der VfB hat.
Auf das Leverkusen-Spiel möchte ich gar nicht groß eingehen, weil es das Spiegelbild etlicher Partien in dieser Saison war. Vorne harmlos und gerade einmal mit einem einzigen Torschuss in 90 Minuten, während hinten immer einer für eine Dämlichkeit gut bzw. schlecht ist.
Duplizität der Ereignisse: wie schon in Dortmund war es Gonzalo Castro, der an der Strafraumgrenze einen völlig unnötigen Strafstoß verursachte, welcher schließlich das Spiel zugunsten der Werkself entschied. Diese spielentscheidende Szene unterstreicht einmal mehr, welchen Seuchenvogel wir uns mit Markus Weinzierl ins Haus geholt haben. Setzt alles daran, seinen Schlüsselspieler rechtzeitig für das Spiel fit zu bekommen und dann ist es ausgerechnet er, der so dämlich foult, dass dem Schiri nichts anderes übrig bleibt, als Elfmeter zu pfeifen. Ein Schelm, der sich etwas dabei denkt, dass Castro die beiden Elfmeter in ähnlicher Art und Weise ausgerechnet gegen seine Ex-Vereine verschuldet hat.
Was uns gestern zu Diskussionen am Rande des Spiels unserer Amateure gegen Hoffenheim II anregte, war die Überlegung, seit wann es eigentlich für Vergehen im Strafraum, die keine Torchance betreffen, nicht mehr indirekten Freistoß gibt…
Sollte man tatsächlich mit Weinzierl in das Spiel in Augsburg gehen, dürfte Augsburg einmal mehr der Job-Killer für einen VfB-Trainer werden. Augsburg, das monatelange Querelen zwischen Trainer Baum und dem Team durchstand und in der letzten Woche doch die Reißleine zog, wirkte in Frankfurt wie von einer Zentnerlast befreit. So ist für den VfB bei den bayerischen Schwaben das Schlimmste zu befürchten. Ich freue mich dennoch auf das Spiel. Schöner Platz, wie schon in den letzten Jahren auf der Haupttribüne, super Sicht auf Spielfeld und Gästeblock, „richtiges“ Bier und genügend Zeitpuffer, um vor und nach dem Spiel das Brauhaus 1516 direkt am Bahnhof aufsuchen zu können. So lässt es sich auswärts, trotz der lächerlichen Darbietungen, bestens aushalten.
Seit gestern gibt es außer dem sportlichen Brandherd möglicherweise auch noch einen außerhalb des Platzes. Der kicker beleuchtet noch einmal das Firmengeflecht von Quattrex und führt auf, wie Dietrich an den Erlösen partizipiert.
Brisant ist, dass die Quattrex unter anderem Investor von Heidenheim und Union Berlin, zwei möglichen Relegationsgegnern des VfB, ist, und somit mittelbar ein Interessenskonflikt vorliegen könnte, sollten wir gegen einen der beiden in der Relegation antreten müssen. Demnach stünde der erste Gewinner der Relegationsspiele, egal wie sie ausgehen, bereits vor Anpfiff fest: Wolfgang Dietrich.
Was an den kicker-Recherchen wirklich neu ist und ob Tatsachen vor der DFL verschleiert wurden, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen. Sollte dem so sein, dürfte eine drakonische Strafe bis hin zum Lizenzentzug drohen und, das Gute daran, Wolfgang Dietrich nicht mehr zu halten sein.
Es ist also leichter gesagt, als getan, Ruhe zu bewahren, wenn es an allen Ecken und Enden lodert und man mit dem Löschen der Brandherde nicht mehr hinter her kommt.
Da passt es ins Bild, dass just nachdem Thomas Hitzlsperger eindringlich an alle appelliert hat, das eigene Ego hinten an zu stellen, Benjamin Pavard zum Medizincheck nach München rauscht. Sein gutes Recht zwar, am trainingsfreien Tag, er wird dadurch mutmaßlich am Samstag nicht schlechter spielen und doch stellt man sich die Frage, ob ein Profi so etwas wie Taktgefühl besitzt.
Der VfB scheint, wohin man schaut, am Ende zu sein. Hoffentlich ist diese Saison bald rum, mich macht sie müde!
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30. Januar 2019
Das neue Jahr beginnt für den VfB wie das alte aufgehört hat – mit zwei Niederlagen. Jene gegen die Münchner Bayern war dabei natürlich eingeplant, ganz im Gegensatz zu der zuhause in der Vorwoche gegen Mainz 05.
Trainer Weinzierl änderte sein Team gleich auf fünf Positionen und trat mutiger auf als zuletzt. Beck ersetzte Castro, Insúa Borna Sosa, Neuzugang Kabak lief anstelle von Timo Baumgartl auf, dazu kamen noch Nicolás González und Donis für Aogo und Mario Gomez. Ob Timo Baumgartl tatsächlich Schwindelgefühle plagten oder er doch wegen der Bonus-Spiel-Aussage zum Zuschauen verdammt wurde, mag ich nicht zu beurteilen. Aufgrund dieser stellte ich letzte Woche bekanntermaßen die Charakterfrage und „riet“ Markus Weinzierl, alle zuhause zu lassen, die sich von vornherein aufzugeben scheinen.
Bemerkenswert war der Startelf-Verzicht von Mario Gomez, der realistisch eingeordnet hatte, dass wir gegen die Bayern eher schnelle Konterspieler statt eines Strafraumstürmers brauchen könnten.
Bemerkenswert in doppelter Hinsicht, denn, wenn man bei seiner Aussage „Deswegen habe ich dem Trainer auch gesagt, er soll die anderen beiden spielen lassen„ zwischen den Zeilen liest, hätte sich Gomez von selbst aufgestellt, wobei wir bei der Grundsatzfrage wären, ob es im Profifußball Stammplatzgarantien gibt und weshalb Christian Gentner nicht auch mal eine derartige Selbstreflektion erfährt.
Die Aufstellung las sich für mich vielversprechender als in den letzten Wochen. Umso ärgerlicher war es daher, dass man bereits nach fünf Minuten den Überblick im eigenen Strafraum verlor und in Rückstand geriet. Bitter, in einem Spiel, von dem man schon nichts anderes als eine hohe Niederlage erwartete, dermaßen früh die Bestätigung dafür zu erhalten. So machte ich gerade einmal in den ersten fünf Minuten ein paar Bilder, ehe uns der Spielstand und die Hoffnung, im Paulaner Fantreff Voll- statt Light-Bier serviert zu bekommen, in die Katakomben trieb und wir den Rest des Spiels auf dem Bildschirm verfolgten.
Eigentlich ist der Fantreff Heim-Fans vorbehalten, da wir neutral gekleidet waren und Emotionen ohnehin kaum mehr vorhanden sind, fielen wir dort nicht einmal auf. Bei bayerischem Schweinebraten mit Kren und Weizenbier aus dem Glas (verflixt, doch Light!) schauten wir dem Treiben zu. Früher wäre dies noch unvorstellbar gewesen, da staute sich Tage vorher der Schaum vor dem Mund und jeder dahergelaufene Lederhosenträger wurde beleidigt. Diese Luft ist raus, emotionslos wie die Darbietungen auf dem grünen Rasen lasse ich dieses ungleiche Duell inzwischen über mich ergehen.
Somit wichen wir der nasskalten Witterung aus und sahen einen VfB, der eine Reaktion zeigte und wider Erwarten (zunächst) nicht einbrach. Im Gegenteil, wegen der Passivität der Münchner Bayern, kam der VfB immer besser ins Spiel und erzielte mit einem Traumtor von Donis den Ausgleich. Eben jener Donis hatte sogar noch die Führung auf dem Fuß, war aber offensichtlich zu überrascht, dass der Ball zu ihm durchkam, so dass er Neuer überhastet anschoss. Daher ging es immerhin mit einem achtbaren Remis in die Halbzeitpause.
Nach dem Seitenwechsel änderten sich dann wieder die Kräfteverhältnisse. Die Bayern brachten den Ex-VfBler Serge Gnabry für Martinez und mit Gnabry kam der Angriffsschwung zurück, während der VfB zu passiv aus den Katakomben kam und die Protagonisten den Anschein erweckten, sich auf einer ordentlichen ersten Hälfte ausruhen zu wollen.
Eben jener Gnabry spielte zehn Minuten nach der Pause Gentner an, welcher sehenswert zur Bayern-Führung verwandelte. War vermutlich nicht so gewollt, unser viertes Eigentor in dieser Saison, doch, hätte Weinzierl Gentner auch mal eine Pause verordnet, wäre Gentner nicht im Weg gestanden und das Tor wäre so nicht gefallen. Weshalb Gente, auch wenn er noch so formschwach ist, jedes Mal in der Startformation steht, begreife ich nicht. Ist es die Stammplatzgarantie oder liegt der Grund gar darin, dass Gentner und Weinzierl denselben Berater haben?
Ich hoffe, trotz aktueller Dementis, dass bis zum Ende der Transferperiode der dringend benötigte spielstarke Mittelfeldspieler noch kommt und Weinzierl sich traut, Gentner auch mal draußen zu lassen. Ich kann immer wieder nur betonen, dass ich Gentner als Typen und als Menschen sehr schätze, auf dem Platz aber selten etwas mit ihm anfangen konnte.
Schon 2010, als er aus Wolfsburg zurückkehrte, hatte ich den Wechsel im Blog kritisiert und jetzt, neun Jahre später, reden viele von einer Vereinslegende.
Warum denn überhaupt? Was hat Gentner mit dem VfB erreicht? Meister 2007 als Ergänzungsspieler, dann der Wechsel nach Wolfsburg wegen des Geldes und weil beim VfB kein Platz für ihn war und seit seiner Rückkehr geht es stetig bergab.
Warum dann? Weil er Kapitän ist? Seit er 2013 über Nacht nach Tascis Abgang wie die Jungfrau zum Kinde zur Kapitänsbinde kam, hat der Abwärtstrend an Rasanz zugelegt und hat sich die Verweildauer der Trainer mindestens halbiert.
Warum sonst? Weil er der dienstälteste VfB-Profi ist? Weil er beim Abstieg geblieben ist? Dann bitte möchte ich wissen, ob jemals ein Angebot für ihn vorlag.
Daher ist mir Vereinslegende viel zu hoch gegriffen. Als Vereinslegenden sehe ich Robert Schlienz, Karlheinz Förster, Asgeir Sigurvinsson, Hermann Ohlicher, Karl Allgöwer, Guido Buchwald, Günne Schäfer, das magische Dreieck, Zvonimir Soldo bis hin zu Thomas Hitzlsperger, um nur einige zu nennen, die alle mit dem VfB etwas erreicht haben, nicht aber Spieler, deren größter „Verdienst“ ist, dem Verein über eine lange Zeit erhalten geblieben zu sein.
Dass Gentner den VfB lebt und liebt, steht außer Frage. Auf dem Platz jedoch sollte er Jüngeren und Handlungsschnelleren das Feld überlassen. In München wieder ist er mir mitunter negativ, um es klar zu sagen, feige, aufgefallen. Traut sich nicht oder kann es nicht, Situationen spielerisch aufzulösen und bringt dadurch Mitspieler in die Bredouille, weil er nur froh ist, den Ball schnell wieder los zu sein. So spielt doch kein Leader. Gerade die vielen jungen Spieler im Kader bräuchten Führungsspieler, zu denen sie aufgrund ihrer Leistung aufschauen können und die sich auf dem Platz nicht verstecken, wenn es nicht wie erhofft läuft.
Weshalb ich zu diesem Thema mal wieder deutlich meine Meinung sagen muss, liegt darin begründet, dass Reschke sich offensichtlich ernsthaft damit auseinandersetzt, Gentners (wie auch Becks) Vertrag zu verlängern. Womöglich denkt er sich dabei noch, ALLE lieben Gente und dass er in Zeiten der sportlichen Katastrophe mit Gentes Vertragsverlängerung „das schwierige Umfeld“ besänftigen könnte. Deshalb positioniere ich mich und weiß, dass viele meiner VfB-Freunde ähnlich über diese Personalie denken, und hoffe darauf, dass die aktuelle seine letzte Saison als Kapitän und Stammspieler ist. Gerne sehe ich ihn wieder in der Fanbetreuung oder als Teammanager, als Mensch und Typ ist er mir sympathisch und stets freundlich.
Doch, um zurück zum Spiel zu kommen: González hatte zwar noch den Ausgleich auf dem Fuß, was jedoch auch die einzige VfB-Chance in der zweiten Hälfte darstellte, so dass unterm Strich ein 4:1 für die Bayern steht und man sich einmal mehr vier Gegentore eingefangen hat. Damit stehen bislang sagenhafte 42 Gegentore zu Buche, was einem Wert von 2,21 pro Spiel entspricht. Zum Vergleich, in der letzten Saison kassierte man in 34 Spielen lediglich 36 Gegentore, was den Grundstein zum Klassenerhalt bedeutete.
Kabaks Debüt machte Mut, er ist ein Kämpfer, mit gutem Timing im Zweikampf und einem gutem Auge und klärte mehrere Male in höchster Not. Hoffentlich lässt er sich nicht, wie schon viele vor ihm, auf das Niveau der Anderen herunterziehen und konserviert seine Stärken. Kempf ist zur festen Größe geworden und nicht mehr wegzudenken, so dass es interessant wird, wie die Abwehrreihe denn aussehen wird, wenn Baumgartl und vor allem Pavard wieder einsatzbereit sind. Dann hat Weinzierl die Qual der Wahl und sollte sich auf eine Formation festlegen, damit endlich Automatismen zu erkennen sind und die Abstimmung besser funktioniert. Derzeit hat die Abwehr, in welcher Zusammensetzung auch immer, nur die Bezeichnung „Hühnerhaufen“ verdient.
Ich bin gespannt, was bis zum Deadline-Day noch passiert, ob ein Pavard noch da sein wird, ein Badstuber, und erst recht ein Maffeo. Stand heute, so Reschke, sei es unwahrscheinlich, dass sich noch etwas tut, warten wir es. Beklagte man in der Vorrunde den dünnen Kader, stehen nun drei Zugängen zwei Abgänge gegenüber. Zudem legte man Badstuber und Maffeo nahe, sich einen neuen Verein zu suchen, so dass es, selbst wenn kein Abnehmer für sie gefunden wird, fraglich ist, ob sie in der Rückrunde überhaupt noch einmal für uns auflaufen werden.
Berkay Özcan (wie auch Sarpei) hat uns bereits in Richtung seines alten Trainers Hannes Wolf verlassen. Bei Özcan war offenbar plötzlich Eile geboten, weil er den Angaben zufolge im Sommer für weit weniger Ablöse hätte gehen können, wenn er 500 Minuten Einsatzzeit nicht erreicht. Wer sich solche Klauseln ausdenkt, ist mir schleierhaft. Die genaue Ausformulierung würde mich dabei brennend interessieren, war Özcan doch über weite Phasen der Vorrunde verletzt. Reduziert sich diese Anzahl dann entsprechend? Was, wenn ein Spieler seinen Wechsel erzwingen möchte und sich ständig krank meldet, um unter dieser Marke zu bleiben?
Unabhängig davon, dass Reschke mal wieder gelogen hat, als bei der Vertragsverlängerung verkündet wurde, es existiere keine Ausstiegsklausel, dachte ich, Reschke sei Profi, woran sich beim Aushandeln solcher Klauseln zweifeln lässt.
Dem Spieler Özcan trauere ich hingegen nicht nach. Er ist ein netter Kerl und kam mir in Gesprächen im Trainingslager eher schüchtern und demütig als großkotzig vor. Weshalb ich den Wechsel dennoch nicht nachvollziehen kann, ist, weil Reschke in der Vorrunde noch unser mangelndes Kreativpotential und die fehlende Alternative zum dauerverletzten Daniel Didavi damit begründet hat, der „leider auch verletzte“ Özcan wäre als Didavis Backup vorgesehen gewesen. Jetzt haben wir die Situation, dass der Backup weg, Didavi weiterhin ein höchst unsicherer Kanonist ist und für die Position hinter den Spitzen auch kein neuer Mann geholt wurde. Logisch!
Erster Abgangskandidat ist Pablo Maffeo, bis zur Verpflichtung von Ozan Kabak Rekord-Einkauf des VfB. Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender Dietrich diskreditierte den Spieler zuletzt öffentlich auf einer Veranstaltung der Backnanger Kreiszeitung, betitelte ihn als Flop, der „quer im Stall“ stehe.
Es gehört sich für einen VfB-Präsidenten nicht, Personal öffentlich zu kritisieren, mit Nutzvieh zu vergleichen und nicht zuletzt durch derartige Aussagen Kapital der VfB AG zu vernichten. Dietrich träumt zwar davon, jene zehn Millionen Euro, die man in Maffeo investiert hat, zurück zu bekommen, was reichlich unrealistisch sein dürfte, wenn man den Jungen als ungezogenen und faulen Bengel ins Schaufenster stellt.
Dass Reschke zunächst einmal zehn Millionen Euro in den Sand gesetzt hat, sieht Dietrich gelassen, „es gehöre dazu, dass man einen solchen Flop dabei hat“.
Es ist ja auch nicht sein eigenes Geld, sondern das des VfB. Vielleicht sollte man einem Menschen wie Dietrich einmal vor Augen führen, wie viel 10.000.000 Euro für die zahlende Kundschaft sind und dass es sich um Mittel handelt, die dem VfB an anderer Stelle fehlen.
Egal wer die Dreier-, Vierer- oder Fünferkette bildet, die Gegentorflut muss eingedämmt werden, ansonsten dürfte es auch gegen Freiburg und in Düsseldorf schwierig werden, den Befreiungsschlag zu landen. Es offenbarte sich gegen die Bayern erneut, dass wir Probleme bekommen, sobald der Gegner das Tempo anzieht und dies im Kopf erst dann realisieren, wenn es zu spät ist. Auf der Aufstellung bei den Bayern könnte aufgebaut werden, nimmt man die langsamen Beck und Gentner heraus.
Gefährlich an der phasenweise ordentlichen Vorstellung in München ist, dass es wieder von allen Seiten heißt, auf dieser Leistung ließe sich aufbauen und dass das Team viel zu stark sei, um sich nicht aus dem Abstiegs-Schlamassel zu befreien.
Freiburg wird um die Schwächen und das mangelnde Selbstbewusstsein wissen und versuchen, dies gnadenlos auszunutzen. Gegen die einstigen Breisgau-Brasilianer wird es ein völlig anderes Spiel werden, in dem der VfB gefordert sein wird, das Spiel zu machen, was ihm nun mal überhaupt nicht behagt. Dennoch muss ein Sieg her und die Chancen dafür stehen auch nicht schlecht. Zum einen lag uns Freiburg in den letzten Jahren, zum anderen hat auch Freiburg nach dem Rückrundenstart gegen einen Negativtrend anzukämpfen und wird demzufolge nicht mit übergroßem Selbstvertrauen anreisen. Gegen Freiburg und in Düsseldorf stehen extrem wichtige Schlüsselspiele auf dem Programm, stehen wir danach noch immer ohne Rückrundensieg da, muss das Saisonziel wohl auf Platz 16 nach unten korrigiert werden.
Der Sonnenkönig entpuppt sich mit seiner Großmannssucht immer mehr als der Totengräber des VfB und weit und breit scheint keiner gewillt, ihn zu stoppen. Wer nicht für ihn ist, ist gegen ihn. Ein Jan Schindelmeiser, der lieber den ersten vor dem zweiten Schritt machen wollte und den Herren dem Vernehmen nach ins Gesicht gesagt hat, dass sie keine Ahnung haben und sich doch besser auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren sollen, wurde „entsorgt“, nachdem der Moor seine Schuldigkeit getan hatte und weil er zu unbequem war.
Einem Guido Buchwald, der im Aufsichtsrat wohl gegen Windmühlen kämpft und als letzten Ausweg den Gang an die Öffentlichkeit sah, wurde ein Maulkorb verpasst. Dass es nicht die feine englische Art war, Kritik nach außen zu tragen, darüber gibt es keine zwei Meinungen. Wenn aber de facto der Präsident zu mächtig ist und im Aufsichtsrat das letzte Wort hat, wenn die Sponsorenvertreter im Aufsichtsrat, die Dietrich durchdrückten, zu allem Ja und Amen sagen, Hauptsache man schließt keine Sponsorenverträge mit Konkurrenzunternehmen ab, so lang dürften die Mehrheitsverhältnisse geklärt sein.
So sehr der Machtmensch Dietrich allem und jedem misstraut, so sehr lässt er dem einstigen Superhirn der Liga, Michael Reschke, Narrenfreiheit. War ein Schindelmeiser nicht mehr tragbar, weil er mit Leuten, die keinen Fußballsachverstand mitbrachten, potentielle Transfers nicht im Detail durchgesprochen hatte, scheint es Dietrich genehmer zu sein, wenn Reschke in karnevalistischer Manier die Vorzüge von Ü30-Auslaufmodellen anpreist, die ein Vielfaches an Gehältern kosten, wie jene, die Schindelmeiser ausgelobt hatte.
Ob eine Vereinsführung ruhig und ohne Störfeuer von außen arbeiten kann, hängt stark, wenn auch nicht ausschließlich, vom sportlichen Erfolg oder Misserfolg ab. Dass es mit Hannover und Nürnberg tatsächlich zwei Teams gibt, die noch schlechter sind, als der VfB und der VfB daher nicht schon längst abgeschlagen Tabellenletzter ist, hat man also alleine diesem Umstand zu verdanken. Dass der VfB mit Abstand seine schlechteste Saison der Bundesliga-Historie spielt, geht dabei ein wenig unter, was bislang noch Glück für Dietrich & Co. war.
Nachdem Reschkes zweiter Trainerwechsel nun ebenfalls verpufft ist, die Außendarstellung des VfB eine Katastrophe ist, man Spieler öffentlich an den Pranger stellt und über allem die sportliche Talfahrt steht, legen die Proteste gegen Dietrich wieder an Fahrt zu.
Die „Dietrich raus“ Rufe werden lauter, das Problem ist nur, dass es ihn in seiner Loge nicht anficht. Nur wegen unfreundlicher Transparente wird dieser Präsident das Feld nicht räumen, da bräuchte es mehr, bis hin zu handfesten Protesten, ähnlich denen von 2009. Um weiteres Unheil vom VfB abzuwenden, bräuchte es eine starke Opposition mit einem überzeugenden Kandidaten, die zum Ziel hat, diesen Präsidenten zu stürzen, bevor es zu spät ist und der VfB in der Bedeutungslosigkeit verschwindet.
Von den hervorragenden Rahmenbedingungen redet ein Dietrich immer nur, entscheidend ist bei einem Fußball-Unternehmen auf dem Platz und daran muss sich Dietrich messen lassen. Angesichts von Investitionen in Höhe von fast 50 Millionen Euro ist der Ertrag desaströs und Dietrich dafür hauptverantwortlich.
Dietrichs Marionette auf dem Sportdirektoren-Posten war zu Gast bei Sky90. Ich befand mich zu der Zeit noch auf der Heimfahrt aus München und kann deshalb nur einordnen, was ich in Ausschnitten mitbekommen habe. Ein Pavard-Verkauf noch in dieser Transferperiode stünde nicht zur Debatte und er stehe „total“ hinter Trainer Weinzierl.
Bei einem Mann, der seine Lügen als Wahrheitsbeugung zu legitimieren versucht, sollten in beiden Fällen die Alarmglocken schrillen, wobei ich Pavards schnellen Abgang sogar noch befürworten würde.
Personelle Alternativen haben wir genügend in der Abwehr, zudem hat auch Pavard eine schwache Vorrunde gespielt. Ihn nehme ich, im Gegensatz zu vielen VfB-Fans die ihm unterstellen schon seit dem Sommer nicht mehr mit vollem Herzen beim VfB zu sein, in Schutz.
Er ist nach wie vor ein sehr junger Spieler, auf den durch den WM-Gewinn so einiges einprasselte. Dann kommt er zurück und jeder, vielleicht sogar er selbst auch, denkt, als Weltmeister müsse er besondere Dinge machen und in eine Führungsrolle schlüpfen. Diesem Anspruch wurde er zu keiner Zeit gerecht und verletzte sich zu allem Überfluss auch noch schwer.
Auch die gespielte Rückendeckung für Markus Weinzierl erscheint nach neun Niederlagen in zwölf Spielen geflunkert, hat sich Reschke doch ähnlich zu Hannes Wolf und Tayfun Korkut geäußert, kurz bevor er ihnen den Arschtritt gab.
Weinzierl mag ich eigentlich als Typen und hoffe, dass er mit dem VfB die Kurve kriegt, schließlich wünsche auch ich mir endlich mal Kontinuität auf dem Trainerposten.
Als sehr daneben empfinde ich allerdings dessen öffentliche Diskreditierung seiner, vornehmlich jungen, Spieler. Grundsätzlich begrüße ich es ja, wenn ein Trainer die Zügel anzieht und disziplinarische Maßnahmen ergreift, wenn der eine oder andere aus der Reihe tanzt und nicht mitzieht. Befasst man sich aber mit seinen früheren Stationen, hat Weinzierl in einigen Fällen nicht durch sonderlich gute Menschenführung geglänzt, so dass sich einige seiner Ex-Spieler bei ihm ungerecht behandelt fühlten, was der erste Schritt wäre, seine Mannschaft zu verlieren, was in unserer derzeitigen Situation fatal wäre.
Wenn ein Maffeo mit großen Hoffnungen zum VfB gekommen ist, sich jedoch hinter einem Andreas Beck anstellen muss, der seinen Zenit längst überschritten hat, kann ich seinen Frust schon ein Stück weit verstehen.
Dass er aber so schnell aufgibt und sich nicht integrationswillig zeigt (glaubt man zumindest der öffentlichen Schelte), zeugt von schlechtem Charakter. Ob man sich gezielt auch nach dem Menschen Maffeo erkundigt hat oder ob man sich das Talent allein schon deshalb angelte, weil der Tipp von Pep Guardiola, zu dem Reschke eine Freundschaft pflegt, kam, wäre interessant zu wissen. Offensichtlich hat man nicht genau genug hingeschaut und vermutlich auch bei der Integration der Jungen, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, Fehler gemacht.
Reschke, der seine Kritiker vor nicht allzu langer Zeit als ahnungslose Vollidioten betitelte, appellierte in der Sendung ferner auch an den Zusammenhalt. An Unterstützung der Fanszene mangelt es nach wie vor nicht, rund 7.500 VfBler, die selbst das zu erwartende Debakel von München nicht abschreckte, dort hinzufahren, sprechen Bände.
Dass es in naher Zukunft kein „Zusammen“ zwischen weiten Teilen der Fans und der Vereinsführung geben kann, hat sich Spalter Dietrich durch seine Amtsführung selbst zuzuschreiben. Wer ohne Gegenkandidat und nur wegen der Anwesenheit einiger hundert Jubelperser gerade einmal gut 57% der Stimmen auf sich vereint, großmundig ankündigt, Präsident aller VfBler sein zu wollen, das Amt dann aber autokratisch bekleidet, wie will dieser Mann Vertrauen gewinnen.
Einer, der von den vollmundigen Versprechungen der Ausgliederungspropaganda zu großen Teilen nichts mehr wissen will, der die Gesichter der erfolgreichen Ausgliederungskampagne entsorgt hat, als er sie für seine Zwecke nicht mehr gebraucht hatte und der einem im persönlichen Gespräch ins Gesicht lügt, anstatt einfach mitzuteilen, „dazu möchte ich nichts sagen“, der versprochen hatte, Hannes Wolf niemals zu entlassen, um seine Demontage durch die Schindelmeiser-Entlassung höchstpersönlich zu initiieren, soll man vertrauen? Ich hoffe, die Kurve gibt keine Ruhe, bis Dietrich Geschichte ist.
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14. Januar 2019
Gerade einmal vier Wochen nach dem unterirdischen Auftritt gegen Schalke 04 erwartet der VfB am kommenden Samstag den Tabellenzwölften aus Mainz.
Selten kam mir eine Pause gelegener als diese, quasi noch nie, war sie mir gar zu kurz, wie es dieses Mal der Fall ist. Noch habe ich keine richtige Lust auf das ewig gleiche planlose Gewürge, welches beim VfB noch immer der Sportart Fußball zugerechnet wird.
Meine Grundstimmung nach fast vier Wochen ohne Niederlage ist schon mal besser, wenngleich ich, sagen wir es mal so, gedämpft optimistisch an die ersten Spiele nach der Winterpause gehe.
Trainingslager, aus denen eine entspannte lockere Atmosphäre und gute Stimmung nach Hause transportiert wurden, hatten wir schließlich schon mehr als genug, als dass ich mich davon blenden lassen würde. Entscheidend ist Samstag 15 Uhr 30 auf dem Platz, da MUSS bereits gewonnen werden, um die Initialzündung zu schaffen und Selbstvertrauen zu tanken. Dies möglichst auch noch in überzeugender Manier, um erhobenen Hauptes nach München zu fahren und nicht, wie beim Hinspiel geschehen, schon im Vorfeld die weiße Fahne zu hissen und den Bayern den Sieg zu schenken.
Mit ordentlichen Auftritten zu Beginn kann sie geschafft werden, die Wende, warten danach doch mit Freiburg, Düsseldorf und kurze Zeit später Hannover 96 Teams, die man eigentlich hinter sich lassen sollte. Vertröstet man uns jedoch nach Punktverlusten gegen Mainz und München weiter damit, wie lang denn die Saison noch sei, wäre das der Anfang vom Ende, denn, in erster Linie muss der VfB Vertrauen in seine eigene Stärke gewinnen, womit automatisch fahrige Leichtsinnsfehler minimiert werden.
Diese, Pech an der einen oder anderen Stelle und fatale Fehleinschätzungen der sportlichen Leitung zu Beginn der Saison brachten uns erst in diese missliche Lage.
Der nicht kompensierte Abgang von Daniel Ginczek und, nicht nur was ihn betrifft, das Abgeben von Mentalitätsspielern, die dem Mannschafts- und Leistungsklima gut taten, sind zunächst zu nennen. Des Weiteren wurde in Gonzalo Castro ein vermeintlicher Führungsspieler geholt, der weit über den Zenit ist und sich seinen Führungsanspruch angesichts seines derzeitigen Leistungsvermögens und dem Gusto der bisherigen Platzhirsche von vornherein abschminken konnte. Die Zeiten der Standfußballer sind längst vorbei, wann kapieren das die Verantwortlichen beim VfB endlich?
Mit Holger Badstuber verlängerte man den Vertrag um drei Jahre, was ich sehr begrüßte, war er doch ein wichtiger Baustein in der so gegentorarmen Rückrunde. Auch er erhebt den Anspruch Führungsspieler zu sein und beißt sich an der in Stein gemeißelten Hierarchie die Zähne aus.
Die Meister von 2007, Beck, Gomez, Gentner, dazu Dennis Aogo, haben, so zumindest mein Eindruck von außen, überhaupt kein Interesse, dass da jemand größer zu werden droht, als sie es sind, so dass wir Fans uns die Hoffnungen wohl abschminken dürfen, dass sich etwas Grundsätzliches ändert, ehe nicht die eine oder andere Karriere (endlich) zu Ende ist.
Badstuber ließ man zu Beginn auf dem Platz alleine bzw. schickte ihn in Laufduelle, in denen er zum Scheitern verurteilt war, so dass er fortan nicht mehr auf die Beine kam. Stimmt es dann in der Mannschaft nicht, ist jeder in erster Linie mit sich selbst beschäftigt anstatt einem Spieler mit angeknackstem Selbstbewusstsein wieder auf die Beine zu helfen, ist es nach einem solch missratenen Start schwer, wieder in die Spur zu finden.
Offensichtlich wurde Badstubers Vertrag nur verlängert, weil man bereits im Sommer mit dem Abgang des Weltmeisters Benjamin Pavard rechnete. Ein millionenschwerer Irrtum, der so manches Unternehmen die Existenz kosten würde, während ein Reschke weiterhin fröhlich das Geld des VfB auf den Kopf hauen darf. Diese Fehleinschätzung katapultierte beide Spieler in eine Lose-Lose-Situation.
Pavard zerbrach an den Erwartungen an einen Weltmeister, die für einen jungen Spieler nicht angebracht waren. In einem funktionierenden und stabilen Korsett hätte er herausstechen können, nicht jedoch in einem Team, in dem die vermeintlichen Führungsspieler keine Verantwortung übernehmen und selbst nur Mitläufer sind. Im Nachhinein war es sicher ein Fehler, Pavard nicht schon im Sommer nach München zu verkaufen.
Seit einigen Tagen nun steht sein Wechsel nach München endgültig fest. Schade, dass er noch verletzt ausfällt, für alle Seiten wäre ein sofortiger Vereinswechsel wohl die beste Lösung. Da kann man fast darauf hoffen (auch wenn ich im Grunde niemandem eine Verletzung wünsche…), dass noch im Januar ein Bayern-Verteidiger längerfristig ausfällt und die Nordösterreicher Handlungsbedarf bekommen!
In der Innenverteidigung sind wir mit Baumgartl und Kempf ordentlich besetzt, dahinter lauern der Youngster Aidonis und Holger Badstuber, sowie ab Sommer wieder Kaminski.
Dass ein Michael Reschke an vorderster Front nicht vermittelbar ist, unterstrich er dieser Tage einmal mehr. Völlig ohne Not plapperte er heraus, dass man, sofern Badstuber oder sein Berater auf den VfB zukämen, Gesprächsbereitschaft über einen sofortigen Wechsel signalisieren würde. Selbst wenn dem so sei, damit drückt man den Preis, schafft eine schlechte Atmosphäre mit dem Spieler, heizt das brodelnde Umfeld unnötig selbst noch auf und läuft zudem Gefahr, dass ein Wechsel letzten Endes alternativlos ist und man trotz Abgang weiterhin einen Großteil seines üppigen Gehaltes stemmen muss. Derweil ruderte Reschke in dieser Personalie gleich wieder zurück, was mich immer mehr an der Zurechnungsfähigkeit der rheinischen Frohnatur zweifeln lässt.
Mich stört ungemein, wie auch von Fanseite mit Holger Badstuber umgegangen wird. Er ist ein ehrgeiziger Spieler, wie er jedem Team eigentlich gut tun sollte, weshalb er beim VfB derart ins Abseits geraten ist, kann ich nur schwer nachvollziehen, zumal er nicht der einzige ist, dem im Verlauf der Vorrunde amateurhafte Fehler unterlaufen sind. Allein die Tatsache, dass er von einem Championsleague-Club träumte, um beim VfB zu landen, kann es doch nicht sein. Ein Spieler, der etwas erreichen möchte und für den Stillstand Rückschritt bedeutet, ist mir doch tausend Mal lieber, als ein Anderer, der es sich in der Wohlfühloase schön eingerichtet hat und in beinahe zehn Jahren nicht ein einziges Mal Begehrlichkeiten anderer Vereine geweckt hat. Finde den Fehler, neige ich da zu sagen.
Einige Baustellen sind also geblieben, andere behoben. Das Lazarett hat sich gelichtet, so dass Markus Weinzierl deutlich mehr Alternativen zur Verfügung stehen, als er sie seit seinem Amtsantritt hatte. Weinzierl wirkt sehr engagiert und motiviert und gerade so, als dass seine eigentliche Arbeit erst mit dem Trainingsauftakt Anfang Januar begonnen habe. Das lasse ich sogar gelten, nachdem er einen unausgewogenen, verunsicherten, verletzungsgebeutelten und zudem mit Fitnessdefiziten gespickten Kader übernommen hat, der ihm kaum Möglichkeiten bot, im laufenden Spielbetrieb Grundsätzliches zu verändern und an den (unzähligen) Schwachstellen zu arbeiten.
Weinzierls Ansätze gefallen mir. Der Konkurrenzkampf wird neu entfacht (hoffentlich auf ALLEN Positionen), die Spieler werden mehr in die Pflicht genommen und er arbeitet daran, dass unser Spiel schneller, ansehnlicher und nicht zuletzt erfolgreicher wird.
Die bisher feststehenden Neuzugänge, Alexander Esswein und Steven Zuber, sollen für „sein“ Spiel wichtige Mosaiksteine sein. Wie es um die Stimmung im „schwierigen Umfeld“ und um das Vertrauen in die Arbeit von Michael Reschke bestellt ist, offenbarte sich am Shitstorm, der nach der Verpflichtung Essweins, der in der Hinrunde nur für die Hertha-Amateure aufgelaufen ist, sich Bahn brach. Auch ich musste im ersten Augenblick schmunzeln, weil so mancher Hochkaräter als Verstärkung gehandelt wurde, und es dann „nur“ Esswein wurde.
Bei näherer Betrachtung und weil ich dem Sachverstand und der Menschenkenntnis von Markus Weinzierl vertraue, finde ich diesen Zugang nicht einmal so verkehrt. Esswein galt lange als hoffnungsvolles Talent und hatte seine beste Zeit unter Markus Weinzierl beim FC Augsburg.
Weinzierl weiß, was er an Esswein hat und traut es ihm zu, Schnelligkeit und Wucht in unser Spiel zu tragen, Attribute, die wir dringend benötigen. Dass ein Spieler bei einem Trainer mal außen vor ist, wie Esswein bei Pal Dardai, kommt in den besten Vereinen vor und sagt nicht zwingend etwas über das Leistungsvermögen aus, wenn man nicht weiß, was zwischenmenschlich zwischen beiden vorgefallen war. Esswein wird Weinzierl das Vertrauen, das er ihm schenkt, zurückzahlen wollen. Wenn er dann noch, wie kolportiert wird, ein Mentalitätsspieler ist, kann er sich schnell in die Herzen des schwierigen Umfelds spielen.
Steven Zuber könnte das Pendant Essweins auf der linken Seite werden. Der dynamische Linksfuß und wohl beste Techniker im Schweizer Nationalteam ist sehr schnell, so dass auch er kurzfristig weiterhelfen dürfte, wenn denn seine „leichte“ Kapselverletzung wirklich eine leichte ist und er möglichst schon spätestens in München zur Verfügung steht.
Diese Leihe ohne Kaufoption untermauert freilich den Eindruck, dass es in dieser Saison lediglich noch ums Verhindern geht und nicht darum, die Mannschaft weiterzuentwickeln.
Fürs erste setzt Weinzierl auf die Achse Zieler, Kempf, Aogo, Gentner, Gomez, was hoffentlich nicht fünf Stammplatzgarantien gleich kommt. Das sollte eher einem Vertrauensvorschuss mit der Erwartung, dass die Genannten mehr Verantwortung übernehmen, gleichgesetzt sein.
Eine Achse ist in jedem Team wichtig, so dass ich hoffe, auch wenn man über den einen oder anderen Namen streiten kann, dass diese funktioniert und dem Team die nötige Stabilität verleiht.
Unter der fehlenden Stabilität hatten vor allem unsere jungen hochgehandelten Talente zu leiden, weil jeder vermeintliche Leistungsträger mehr mit sich selbst zu tun hatte, anstatt den Youngstern Halt geben zu können.
Maffeo und Borna Sosa bspw. traue ich es zu, den arrivierten Beck und Insúa Feuer unterm Hintern zu machen und auch Pavard würde eher zu alter Stärke zurückfinden, wenn es in der Mannschaft wieder besser läuft. Nicolás González, wegen seines Einsatzwillens für mich noch einer der wenigen Lichtblicke der Vorrunde, dürfte einen weiteren Schub bekommen, sollte Didavi endlich beschwerdefrei sein und unser Spiel, nicht zuletzt durch die Neuzugänge, offensiv variabler und damit unberechenbarer werden.
Dennoch hoffe ich, dass im Winter noch ein Stürmer zu uns stoßen wird, in erster Linie deshalb, weil ich es für grob fahrlässig hielte, unsere einzigen Hoffnungen auf Tore in den 33-jährigen Mario Gomez zu setzen. Auch ein Backup für Didavi stünde uns gut zu Gesicht, Berkay Özcan traue ich diese Rolle noch nicht zu.
Dass unter Weinzierl eine neue Zeitrechnung begonnen hat sieht man nicht nur daran, dass Donis für wiederholte Undiszipliniertheiten öffentlichkeitswirksam sanktioniert wurde, sondern auch daran, dass endlich wieder ein Trainer da ist, der den Unterbau nicht nur in den höchsten Tönen lobt, sondern auch die jungen Wilden zu befördern bereit ist, wenn er sie reif für höhere Aufgaben sieht.
Ganz so schwarz sehe ich also nicht und hoffe, dass Weinzierl sich nicht verbiegen lässt. Wenn er es ist, der sich an uralte Erbhöfe wagt und den seit Jahren nötigen Umbruch vollzieht, wird er bei mir wohl für immer einen Stein im Brett haben. Dazu wünsche ich ihm das nötige Glück und dem Umfeld Geduld. Bei der „Konkurrenz“ sehe ich uns nach wie vor als nicht sehr abstiegsgefährdet an, weil ich es mir nicht vorstellen kann, dass wir eine ähnlich verkorkste Rückrunde spielen werden.
Nürnberg, Düsseldorf und die mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem deftigen Punktabzug betroffenen Hannoveraner sollte man mindestens hinter sich lassen können, so dass das größte Unheil wohl abgewendet werden kann.
Wie ihr seht, ich gehe vorsichtig optimistisch in die Rückrunde und hoffe, dass ich mir die Winterpause nicht bereits am Samstagabend wieder zurücksehne. Wie immer nach einer Vorbereitung versuche ich mit Vorfreude, Optimismus, Vertrauen ins Trainerteam und einigermaßen unvoreingenommen heranzugehen und habe vor allem die Hoffnung, dass endlich der Weinzierl-Effekt eintritt und der Fußball ansehnlicher wird. Niemand erwartet Siege in Serie, ein Team, das aufopferungsvoll kämpft und sichtlich zusammenhält, würde mir fürs Erste schon reichen. Ist das denn zu viel verlangt?
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