10. Dezember 2018
Der Chronistenpflicht wegen auch vom dürftigen Auftritt in Ostholland ein paar Bilder unter http://www.frankys-stadionpics.de/bilder/thumbnails.php?album=698.
Der VfB präsentierte sich einmal mehr erschreckend schwach und blieb im 14. Bundesligaspiel zum 10. (!) Mal ohne Treffer. Die einzige gute Chance bot sich Mario Gomez nach Traumpass von Castro, der jedoch kläglich an Sommer scheiterte. Da helfen auch keine Ausreden von Gomez, dass sich ihm so wenig Chancen bieten. Gerade deshalb muss er eine 100%-Quote hinlegen und die erste sich ihm bietende Hundertprozentige verwerten. Müßig zu diskutieren, ob das Spiel dann eine andere Richtung genommen hätte. Gladbach strotzte zu Beginn wegen der jüngsten Niederlage in Leipzig nicht vor Selbstvertrauen und wäre hinten durch den Ausfall von Ginter möglicherweise verwundbar gewesen, wenn man es denn erst einmal versucht hätte, sie zu verwunden.
An Gomez allein lag’s jedoch nicht, dass der VfB einmal mehr ein Spiel völlig emotionslos, saft- und kraftlos, lustlos, uninspiriert über sich ergehen ließ.
Schließlich ist es doch keine Schande beim bis dato besten Heimteam der Liga und Tabellenzweiten als Verlierer nach Hause zu fahren. Doch, es ist eine Schande, zum x-ten Mal mindestens eine Klasse schlechter als der Gegner zu sein, es ist eine Schande in einer Liga, in der jeder jeden schlagen kann, der Einzige zu sein, der offensichtlich nicht dazu in der Lage ist.
Welche Berge Wille, Teamgeist und der Glaube an sich selbst versetzen kann, unterstrich am Samstag der SC Freiburg, der personell sicher nicht besser als der VfB besetzt ist und dennoch das Millionenteam von Red Bull vom Platz fegte. Solch ein Wirkungstreffer fehlt dem VfB in dieser Saison.
Unser Glück, da bleibe ich dabei, ist in dieser Saison, dass mit Nürnberg und Düsseldorf zwei gefühlte Zweitligisten am Start sind, deren Mittel stark begrenzt sind, sich im Winter wirkungsvoll zu verstärken, um eine bessere Rückrunde spielen zu können. Auch Hannover 96 dümpelt mehr schlecht als recht durch die Liga und ist zudem von einem erheblichen Punktabzug bedroht.
Wäre die Liga nur einen Tick stärker, läge der VfB mit solchen Darbietungen und dem desaströsen Torverhältnis schon hoffnungslos zurück und der Baum würde lang vor Heiligabend lichterloh brennen.
So aber lässt sich die Situation noch immer wunderbar schönreden, ist ja nichts passiert, wir sind doch absolut in Schlagdistanz. Beim Verfassen dieser Worte würde ich am liebsten in die Tastatur beißen, so schäbig ist es, wie wir für dumm verkauft werden sollen.
Im Gegensatz zur “Konkurrenz” werden sie unserem fröhlichen rheinländischen Ramschhändler die letzten Ausgliederungsmillionen in die Hand drücken, so dass er weiter sein Unwesen treiben und die Kohle vollends versenken kann.
Vielleicht stehen ja auch wider Erwarten keine Mittel zur Verfügung, weil man sich ja offensichtlich in vielversprechenden Sondierungsgesprächen mit Gentner, Aogo und Beck über deren auslaufende Verträge befindet, was uns mindestens auch im nächsten Jahr die Fortsetzung dieses lahmarschigen Altherrenfußball garantieren dürfte.
In Mönchengladbach freilich kam einiges für den VfB zusammen, was ich jedoch nicht als Ausrede für die Niederlage gelten lasse. Wer zum wiederholten Mal im gesamten Spiel nur eine einzige nennenswerte Torchance herausspielt, hat den Sieg nicht verdient und braucht nicht zu lamentieren, wie ungerecht doch die Fußballwelt ist.
Zuerst verletzte sich Dennis Aogo, der nach theatralischem Schwächeanfall vor seiner Auswechslung zu allem Überfluss noch die gelbe Karte vor die Nase gehalten bekam, dann Beck, später Pavard und auch Timo Baumgartl wirkte in den Schlussminuten angeschlagen.
Eric Thommy bekam in Gladbach mehr Spielzeit als noch gegen den FC Augsburg zugestanden, als er ein- und wieder ausgewechselt wurde. Er selbst empfand dies offensichtlich als zuviel des Guten und holte sich deshalb völlig überflüssig die gelb-rote Karte ab.
Sinnbildlich für die schier ausweglose Situation des VfB dann die Verletzung Pavards, der sich den Muskelfaserriss bei seinem Eigentor zuzog.
Großer Gewinner der Partie war Santiago Ascacibar, der sich gegen Augsburg seine fünfte gelbe Karte abholte, um völlig entspannt den Superclásico seines Heimatlandes, der aus bekannten Gründen in Madrid ausgetragen wurden, anschauen und dabei, wie es sich gehört, feinste Asado genießen zu können. Alles richtig gemacht, Wadenbeißer!
Langsam stellt sich die Frage, ob wir am Samstag gegen Hertha BSC Berlin überhaupt noch elf fitte und einsatzberechtigte Spieler auf den Platz bekommen. Normalerweise würde man ja meinen, es sei nun DIE Chance für den einen oder anderen aus unserer U21, die sich ohnehin seit Samstag in der Winterpause befindet. Doch, auch aus dem Unterbau sticht keiner hervor oder drängt sich gar für höhere Aufgaben auf. Unsere Amateure taumeln der Oberliga entgegen, auch hier offenbart sich eine totale Fehleinschätzung Reschkes, der zusammen mit Dietrich unseren geliebten VfB in einer nie dagewesenen Form herunterwirtschaftet und zerstört.
Der zweite Doppelabstieg nach 2016 ist im Bereich des Möglichen und dürfte wohl nur verhindert werden können, weil, siehe oben, in den jeweiligen Ligen mit ungleichen Waffen gekämpft wird und der VfB mehr Geld als die Konkurrenz einsetzen wird, um Versäumnisse des Sommers zu kaschieren.
Für die restlichen Vorrundenspiele sehe ich schwarz. Auch wenn Hertha- und Schalke oft gern gesehene Gäste waren und die Statistik für den VfB spricht, weiß ich nicht, wie wir gegen sie in der derzeitigen Situation punkten sollten.
Es gibt weit und breit kein leichter ausrechenbares Team als den VfB, so dass ich denke, dass unsere kommenden Gegner allesamt abgezockt genug sein dürften, unsere Schwächen (von denen es unzählige gibt) gnadenlos auszunutzen. In der Offensive findet der VfB so gut wie überhaupt nicht statt, während man in der Defensive ein Abwehrverhalten im Stile einer Schülermannschaft an den Tag legt.
Wenn ich schon wegen nicht stattfindender Offensive bestenfalls ein 0:0 zu ermauern versuche, darf sich das Team hinten keine Aussetzer wie in Leverkusen und jetzt in Mönchengladbach erlauben.
Dass der wohl kleinste Spieler auf dem Platz, Raffael, in der 69. Minute mutterseelenallein im Fünfmeterraum stehen und einköpfen darf, spottet in unserer prekären Situation jeder Beschreibung.
Wie sich Neuhaus beim 2:0 im Strafraum den Ball unbedrängt in aller Seelenruhe auf den rechten Fuß zurechtlegen darf, ist einfach nicht bundesligatauglich. So viel Zeit gewährt dir in der Bundesliga nur der VfB.
Das ist Einstellungssache und mit einer solchen Einstellung gewinnt man kein Spiel. Erbärmlich! Erbärmlich für die Fernsehzuschauer, vielleicht noch etwas erbärmlicher für uns Fans, die das Ganze live und hautnah im Stadion miterleben mussten.
Insgesamt war es eine absolut trostlose Veranstaltung am Niederrhein. Das lustlose Gekicke auf dem Rasen ist man mittlerweile ja schon gewohnt, dass es auch auf den Rängen weitgehend ruhig geblieben ist, jedoch nicht.
Mit vielen optischen Akzenten war auf Seite der VfB-Fans ohnehin nicht zu rechnen, weil von der Heimobrigkeit bis auf Trikot und Schal so ziemlich alles untersagt wurde, aufgrund der schön anzuschauenden Pyro-Aktion in der letzten Saison.
Dass unsere Ultras ihren Stimmungsboykott aus dem Augsburg-Spiel auch auswärts in Gladbach fortsetzen würden, damit war allerdings nicht zu rechnen. Wenigstens mit ihrer Anwesenheit und dem einen oder anderen Schlachtgesang hätten sie uns schon beglücken dürfen.
Doch, es kam anders, motivierter als das Team auf dem Rasen traten unsere Jungs in den Nahkampf mit Gladbacher Fans und wurden daraufhin umgehend des Landes Nordrhein-Westfalen verwiesen.
Ok, ich ziehe es etwas ins Lächerliche, weil ich wenig Verständnis für solche Scharmützel habe. Offensichtlich verpassten die Busse der Ultras die richtige Ausfahrt und befanden sich daher im „Feindesgebiet“. Da Provokationen der Gladbacher Ultras, die die Busse schnell bemerkten, nicht ausblieben, stiegen unsere Ultras aus, woraufhin es zu Schlägereien, Flaschenwürfen und schließlich einem Pfefferspray-Einsatz der Polizei gekommen sei soll. So jedenfalls lesen sich die Medienberichte.
Ich als etwas gesetzterer Fan stelle mir dabei hauptsächlich zwei Fragen. Weshalb dreht man nicht einfach um und schlägt die richtige Route ein? Im Stadionverkehr mit einem Bus zwar nicht die einfachste, aber wohl sicherste Lösung, zumal Polizei und Ordnungsdienst in der Regel daran gelegen sein sollte, ein Aufeinandertreffen von gegnerischen Ultras zu verhindern und somit sicher der übrige Verkehr gestoppt worden wäre.
Zweite Frage, die sich mir aufdrängt, weshalb öffnet ein Busfahrer überhaupt die Türen, wenn abzusehen ist, was dann passiert?
Oder ist gar an der Theorie etwas dran, die Polizei NRW sei auf der Suche nach Argumenten für ihr neues Polizeiaufgabengesetz jedes Mittel recht und sie provoziere gar Vorfälle und verletzte Beamten, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen?
Nachdem sich schon am Samstag in Duisburg ein Rostocker Ultras-Bus „verfahren“ hat und mit Krefelder Ultras aufeinandertraf, soll dasselbe Schicksal nun unseren Stuttgarter Jungs widerfahren sein?
Komischer Zufall innerhalb von 24 Stunden im selben Bundesland. Nichtsdestotrotz habe ich für Gewaltausbrüche kein Verständnis und hätte unseren Jungs einen kühleren Kopf gewünscht. So bestätigen sie leider das Klischee des gewaltbereiten Fußballfans, was nicht gut für die gesamte Szene und vor allem nicht gut für die Stimmung im Stadion ist.
Ich bin zwar jetzt keiner, der einen Kausalzusammenhang zwischen dem Support und der Leistung auf dem Rasen herstellt, sonst nämlich wären wir uneinholbar Tabellenführer, aber, ich bin einer, der ins Stadion geht wegen der Atmosphäre und den vielen Freunden und Bekannten, die man trifft und schon lange nicht mehr wegen dem lustlosen Ballgeschiebe auf dem Rasen.
Die Atmosphäre ging somit gänzlich ab, auch auf Seiten der Gladbacher, die erst nach dem Führungstreffer aufwachten. Somit war der äußere Rahmen dem Niveau des Spiels angemessen, was dann auch wieder zusammenpasste.
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2. November 2016
Der Schock über das 0:5 in Dresden dürfte beim VfB noch eine Weile nachwirken. Diese Schmach und vor allem die Art und Weise, wie es dazu kam, beschäftigen Chef-Trainer Hannes Wolf noch immer. Mir gefällt es, wie akribisch das Trainerteam die Geschehnisse aufarbeitet und wie es die Spieler dabei in die Pflicht nimmt und an deren Eigenverantwortlichkeit appelliert. Der Trainer stellt sich dabei nicht stoisch vor die Spieler und packt sie in Watte, während er sämtliche Schuld auf sich lädt, sondern formuliert klar und deutlich, dass seine Einflussmöglichkeiten während der Spiele beschränkt sind und die Entscheidungen vorwiegend auf dem Platz getroffen werden müssen.
Wolf analysiert den Einbruch gegen Dresden wie folgt, nämlich dass das 1:0 zwar so zwar fallen kann, nicht aber passieren darf, was sich danach abspielte. Das Team hadere mit Umständen, die sie nicht beeinflussen kann, wie, dass ein Spieler am Boden lag und der Gegner den Ball nicht ins Aus beförderte oder auch darüber, dass der Schiedsrichter nicht konsequent genug gegen die Härte der Dynamos einschritt, anstatt sich auf das Wesentliche zu besinnen und konzentriert weiter zu spielen. Deshalb fielen unmittelbar im Anschluss an das 1:0 die Tore zwei und drei, womit das Spiel bereits zur Pause gelaufen war. Wolf ist noch immer geradezu geschockt, wie das Team auseinander gefallen war, so dass sich dieses Negativerlebnis fest bei ihm eingebrannt hat und er die Seinen bis auf weiteres kritisch beäugen dürfte.
In Phasen wie den acht Minuten vor der Pause in Dresden offenbart sich, wie fragil das VfB-Gebilde nach Jahren des Misserfolgs und Jahren, in denen die Spieler stets geschützt wurden, noch immer ist. Um Wolf klar aufzuzeigen, wo der Hebel hauptsächlich anzusetzen ist, könnte dieses Debakel in einiger Zeit vielleicht sogar als lehr- und hilfreich in die Annalen eingegangen sein. Der VfB braucht Kerle, echte Männer auf dem Platz, die die vielen Youngster im Team in schwierigen Phasen mitnehmen und mit Ruhe und Besonnenheit vorneweg gehen.
Das 4:3 in der Vorsaison in Leverkusen war ein Paradebeispiel der Machtlosigkeit eines Trainers, wenn das Unheil einmal seinen Lauf genommen hat. Viele machen diese Niederlage noch immer am damaligen Trainer Zorniger fest, doch, es gibt auch Gegenstimmen wie die von Didi Hamann, der dazu meinte, dass ihm zu seiner Zeit ein Trainer erzählen haben könne, was er wollte, bei einer 3:1-Führung auswärts hätte er als Abräumer die Mittellinie nicht mehr überquert. Dazu bedarf es jedoch einer gewissen Spielintelligenz, die beim VfB nach wie vor nicht gegeben ist.
Ob das Dresden-Debakel den Ausschlag dafür gab, ein paar Tage später den letztjährigen Team-Psychologen Philipp Laux zurück an den Neckar zu holen? Auf jeden Fall zeigt sich auch in diesem Fall wieder wie grundverschieden die Auffassungen Luhukays und Schindelmeisers gewesen sein müssen und wie antiquiert Luhukay unterwegs war. Im heutigen Fußball gehört ein Psychologe ebenso zum Staff wie der Konditionstrainer und der Koch, so dass es nachvollziehbar ist, jetzt, wo Luhukay Geschichte ist, die Rolle rückwärts in der Personalie Laux vollzogen zu haben. Beurteilen kann ich ihn freilich nicht. In der letzten Saison, als das Team sehenden Auges dem Abstieg entgegen taumelte, hätte man sich gewünscht, dass da einer ist, der ihnen Ängste nimmt und Mut zuspricht, nur, inwiefern Kramny auf seine Dienste setzte und ob er von den Spielern überhaupt in Anspruch genommen wurde, darüber gibt es leider wenige Informationen.
Gegen die Münchner Löwen war also Wiedergutmachung Pflicht! Dass die VfB-Fans auch nach einem 0:5 in Dresden heiß auf die 2. Liga sind, zeigte die abermals überragende Zuschauerzahl von 55.100. Beim ersten Pflichtspiel-Aufeinandertreffen mit den Löwen seit dem März 2004 legte der VfB los wie die Feuerwehr und führte bereits nach 18 Minuten mit 2:0 durch Tore von Berkay Özcan und Simon Terodde.
Özcan durfte mal wieder für Maxim ran und rechtfertigte seine Nominierung mit einem starken und technisch feinen Spiel. Terodde war wieder beschwerdefrei und knipste sofort, wie man es von ihm kennt.
Nachdem die Löwen in der 35. Spielminute per Freistoß zum schmeichelhaften Anschlusstreffer kamen, war bereits der Endstand perfekt. Das Spiel lebte fortan nur wegen des Zwischenstandes von der Spannung, ansonsten war das eine sehr einseitige Angelegenheit.
Da der VfB eine Vielzahl hochkarätiger Chancen fahrlässig liegen ließ, während die 60er kaum ernsthafte Torannäherungen verzeichnen konnten, blieb die Begegnung bis in die Schlussminuten hinein spannend. So hatte der VfB sogar noch Glück, dass den Münchnern in der Nachspielzeit ein regulärer Treffer aberkannt wurde und der Sieg über die Zeit gebracht werden konnte. Glück in diesem Zusammenhang ist allerdings relativ, weil dem VfB zuvor ein klarer Handelfmeter verweigert wurde und das schwache Schiedsrichtergespann uns auch sonst nicht wohlgesonnen war.
Emotionaler Höhepunkt des Abends war dann aber die Einwechslung von Daniel Ginczek knapp zehn Minuten vor Spielende. Begleitet von Standing Ovations und Gänsehaut bei wohl den meisten im weiten Rund, betrat Ginni exakt 392 Tage nach seinem letzten Pflichtspiel den Rasen des Neckarstadions. Dass Daniel Ginczek noch nicht so weit für ein Spiel über 90 Minuten ist und langsam herangeführt werden muss, versteht sich von selbst. Ich hoffe sehr, dass seine Leidenszeit nun zu Ende ist und er von größeren Rückschlägen in der Zukunft verschont bleibt. Mit einem fitten Ginczek wären wir wohl nicht abgestiegen, die Aussichten auf den Aufstieg dürften mit einem spätestens zur Rückrunde komplett fitten Ginczek sprunghaft ansteigen.
Die Wiedergutmachung war also gelungen, auch wenn das eine oder andere Törchen mehr unserem geschundenen Torverhältnis sehr gut getan hätte. Freitag-Spiele finde ich eigentlich richtig geil, sofern man sie denn gewinnt. Das Wochenende beginnt gerade, der Abend ist auch nach Schlusspfiff gegen 20.30 Uhr noch lang genug, man kann den Sieg das ganze Wochenende über auskosten und sich zudem genüsslich die Hände reiben, wenn die Konkurrenz an den Folgetagen Federn lässt.
Sieg feiern? Hätten wir gerne ausgiebiger gemacht, doch, was gibt es Besseres, als zwischen dem Ligaspiel gegen 1860 und dem Pokalspiel in Gladbach kurz mal nach Palma de Mallorca zu jetten.
Weil wir schon mal dort waren, ließen es sich meine zwei Mitstreiter und ich nicht nehmen, das LaLiga 2-Spiel RCD Mallorca gegen AD Alcorcón zur besten Frühschoppen-Zeit, Sonntag 12 Uhr, anzuschauen.
Dass beim Aufeinandertreffen des 16. gegen den 18. keine fußballerische Feinkost zu erwarten sein würde, war uns klar, ging es doch mehr das Drumherum. Leider wurde es nicht das erhoffte Frühschoppen-Spiel, denn, mit alkoholfreiem Bier macht kein Frühschoppen so richtig Spaß.
7.884 Zuschauer im Iberostar Estadi kamen im Grunde nur bei den drei Elfmetern auf ihre Kosten, ansonsten war es ein Aufeinandertreffen Not gegen Elend, bei dem Mallorca wenigstens einen Elfer zum 1:0-Endstand versenken konnte. Um den einen oder anderen Gästefan ausfindig zu machen, wäre ein Tor der Gäste hilfreich gewesen. Zwischen 100 und 150 RCD-Ultras mühten sich nach Kräften um Stimmung und gaben unermüdlich Gas; fast dagegen an spielte ein mit Musikinstrumenten ausgestattetes Oktett auf der Haupttribüne.
Blendet man das fußballerische Unvermögen auf dem Rasen einmal aus, war es ein gelungener Trip in die Hauptstadt der Ferieninsel bei sommerlichen Temperaturen. Da nach längerer Wartezeit auch endlich noch ein Taxi kam, waren wir rechtzeitig zurück im Bierkönig zur Closing-Show von Mia Julia am frühen Abend.
Wir als Allesfahrer legen den Urlaub meist so, möglichst kein VfB-Spiel verpassen zu müssen. Deshalb hieß unsere Ziel-Destination an besagtem Dienstag auch nicht Stuttgart, sondern Düsseldorf, um rechtzeitig zum Pokalspiel in Mönchengladbach zurück zu sein.
Nach einem angenehmen Nachmittag in der Düsseldorfer Altstadt, ging es am frühen Abend nach Mönchengladbach. Die Rückfahrt plante ich mit dem RWS-Bus ein, so dass ich in diesem nach dessen Ankunft mein Gepäck verstaute und es hinein in den Borussia-Park ging. Nach Mönchengladbach fahre ich immer gerne, hat man dort doch wenig Probleme beim Einlass und auch das Ordnungs- und Bedienpersonal im Stadion empfinde ich meist als routiniert und entspannt.
Direkt nach der Auslosung, bei der das Los auf Mönchengladbach fiel, sah ich das Erreichen des Achtelfinales als aussichtsloses Unterfangen an. Zu groß inzwischen die Unterschiede zwischen dem Championsleague-Teilnehmer und dem Zweitligisten. Zu stark deren quirlige Offensive gegenüber unserer schlafmützigen Abwehr. Aber, Gladbach schwächelt derzeit und rettet sich mehr durch die englischen Wochen, als, dass es seine spielerische Leichtigkeit auf den Platz bringen würde.
Zuletzt kamen sie gegen schwache Hamburger nicht über ein 0:0 zu Hause hinaus und gewannen bei Celtic Glasgow in der Championsleague mit 2:0, was jedoch nicht unbedingt ein Maßstab ist, verlor Celtic doch beim FC Barcelona vor ein paar Wochen noch mit 0:7.
In der Bundesliga gegen Schalke, den HSV und die Bayern blieben die Borussen zuletzt drei Mal in Folge torlos, so dass ihr Selbstvertrauen auf jeden Fall nicht überbordend groß gewesen sein dürfte. Der VfB ist hingegen eine Wundertüte und kann an guten Tagen durchaus mit den Großen mithalten.
Ein Galaauftritt war also nicht von vornherein auszuschließen, allerdings genauso wenig wie ein Debakel, wenn man naiv in Gladbacher Konter rennen bzw. die Gladbacher Treffer selbst auflegen würde. Da die Gladbacher Defensive derzeit ebenfalls nicht vor Selbstvertrauen strotzt, traute ich es vor allem unseren schnellen Offensivkräften zu, die Elf vom Niederrhein in Verlegenheit zu bringen.
Deshalb war ich im Vorfeld des Spiels enttäuscht darüber, dass der ganz große Fokus eher auf dem Derby gegen den KSC als auf dem nächsten Spiel zu liegen schien. Zudem sendete der VfB Signale aus, die darauf schließen ließen, dass man nicht wirklich alles auf die Karte Weiterkommen setzen werde.
Terodde, Pavard und Ginczek ließ man zu Hause, da angeschlagen bzw. die Belastung zu hoch (Ginczek), zudem ging man den ungewohnten Weg der Anreise erst am Spieltag, was auch den Spielern den Eindruck vermitteln musste, dass dieses Spiel weniger wichtig als andere sei.
Ich bin ja schon ein Freund von Kosteneinsparungen rund ums Team, vor allem, was die Auswahl der Hotels angeht, dann aber bitte konsequent und durchgängig und nicht nur, wenn man sich für ein lästiges Pokalspiel unter der Woche nichts ausrechnet.
Es ist zwar hypothetisch darüber zu philosophieren, ob der VfB eine Runde weiter gekommen wäre, wenn man den Auftritt im Borussia-Park positiver und als große Chance verkauft hätte, als Fan hätte ich mich dann jedenfalls nicht etwas verschaukelt gefühlt. Der Pokal ist ja nicht nur der kürzeste Weg nach Europa, sondern birgt pro weiterer erreichter Runde eminent hohe Einnahmemöglichkeiten, die den Handlungsspielraum eines Zweitligisten entscheidend vergrößern könnten.
Dass es geplant war, Ginczek zu Hause zu lassen, war nachvollziehbar und dennoch hätte ich ihn, nachdem Terodde kurzfristig ausgefallen war, nachnominiert, um ggf. bei einem Rückstand in der Schlussphase personell nachlegen zu können und den Gladbachern schon allein durch seine Anwesenheit Respekt einzuflößen.
Der Hauptfokus lag aber offensichtlich auf dem Derby, wobei für mich ein Weiterkommen im Pokal einen Derbysieg auch nicht ausgeschlossen hätte. Aber, sei’s drum, dem VfB fehlte ohne seine etatmäßigen Knipser einmal mehr die Durchschlagskraft, sonst wäre in der Tat mehr drin gewesen. So war man hauptsächlich darauf bedacht, mit Anstand zu verlieren und sich nicht wie in Dresden auseinander nehmen und abschießen zu lassen.
Zwei Konter-Tore der Gladbacher besiegelten schließlich das Aus in der 2. Runde. Dem VfB muss man vorwerfen, zu bieder vorgespielt zu haben und dass es einfach nicht reicht, bis zum Sechzehner nett mitzuspielen, wenn man dabei vergisst, sich in Abschlusssituationen zu bringen.
Die Anreise erst am Spieltag soll noch zu Zeiten von Jos Luhukay festgelegt worden sein, ob Wolf diese Planung noch umwerfen wollte oder ob auch sein Fokus hauptsächlich auf dem Derby lag, darüber ist nichts bekannt. Anzunehmen ist es aber schon, dass Aufstellung und Kader bei einem Ligaspiel anders ausgesehen hätten.
Als einer der knapp 1.300 Unentwegten und einer von dreien mit der wohl weitesten Anreise zum Spiel, hätte ich mir für dieses Alles-Oder-Nichts-Spiel mehr Ernsthaftigkeit gewünscht.
Ein Spielrhythmus Freitag-Dienstag-Sonntag, sollte von Profis schon einmal ausgehalten werden können, zumal in dieser Zeit ja dafür mehr regeneriert denn trainiert wird und nur eines dieser Spiele wirkliche Reisestrapazen mit sich gebracht hätte. Der eine oder andere überbelastete Spieler hätte auch gegen Bielefeld oder Aue heraus rotiert werden können, aber doch bitte nicht in einem Alles-Oder-Nichts-Spiel.
Das vierte Spiel binnen neun Tagen führte uns dann in die verbotene Stadt nach Ostfrankreich zum Derby. Nach den bürgerkriegsähnlichen Zuständen rund um das Derby im Wildpark 2009, wünschte ich mir, trotz einer gewissen Derby-Affinität, dass sich die Wege mit dem KSC so schnell nicht mehr kreuzen würden. Damals versagte die Obrigkeit komplett. Am Bahnhof Durlach und vor dem Block wurden die VfB-Fans einkesselt und wie Vieh behandelt, während den KSC-„Fans“ und deren Verbündeter weitestgehend freies Geleit gewährt wurde.
Daraus hat die Staatsmacht offensichtlich gelernt. Die Strategie der rigorosen Fantrennung ging am Sonntag auf. Sicherlich auch aufgeschreckt durch Mord- und Jagdaufrufe von KSC-Anhängern schon Wochen vor dem Derby, fuhr das Land Baden-Württemberg bis zu 1.500 Beamte in Kampfmontur und sogar Wasserwerfer auf. Normalerweise sehe ich es lieber, wenn sich die Polizei unauffällig im Hintergrund verhält, weil vieles nicht so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird. Hier aber hielt ich das Aufgebot für angemessen, einfach um die Sicherheit der vielen tausend „normalen“ Stadiongängern, der Frauen und Kinder zu gewährleisten.
Man wusste nicht, was einen erwarten würde, Feuerwerksgeschosse in den Block, Angriffe auf Fanbusse oder den Mannschaftsbus, alles schien denkbar. Deshalb war diese Null-Toleranz-Strategie die einzig richtige an diesem Sonntag.
Auch wenn 2009 auch bei mir noch nachwirkt und ich diese Jagdszenen, wie ich sie selten erlebt habe, wohl auch nie vergessen werde, kam es für mich nie ernsthaft in Betracht, mich diesem Wahnsinn zu beugen und auf das Spiel zu verzichten.
Verbale Scharmützel und die einen oder anderen handfesten Auseinandersetzungen brachten die Derbys gegen den KSC schon immer mit sich. Ein Derby ist ja auch kein Kindergeburtstag, die Antennen sollten jederzeit ausgefahren sein, wenn man in nichts hineinkommen möchte.
Dass man mittlerweile aber befürchten muss, wie 2009 geschehen, dass Feuerwerksraketen auf Menschenmengen abgefeuert werden, und dass Horden wild gewordener Karlsruher, Herthaner, Straßburger auf alles los gehen, was weiß-rot trägt und dabei nicht einmal vor Frauen und Kindern Halt machen, geht für mich eindeutig zu weit.
Früher konnte man noch relativ unbehelligt mit dem Zug anreisen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Stadion gelangen, was heute fast undenkbar ist, zumindest mit VfB-Devotionalien geschmückt.
Außer der zunehmenden Verrohung der Sitten gab es aber auch Protagonisten bei den Vereinen, die den Hass aufeinander weiter schürten. Vor allem Winfried Schäfer ist hierbei hervorzuheben, der früher keine Gelegenheit ausließ, darüber zu lamentieren, dass sich die Badener ihren Erfolg hart erarbeiten müssten, während den Schwaben aus der Landeshauptstadt alles in den Allerwertesten geschoben werden würde. Schäfer stilisierte Derbys stets zum Krieg hoch und forderte die Seinen selbst beim Hallenturnier in der Schleyerhalle dazu auf, die Brustringträger umzuhauen, was ich persönlich erlebte, als ich mal unweit der Trainerbank stand.
Nicht zuletzt deshalb war für mich die Verpflichtung des Langhaardackels aus Ettlingen 1998 ein absolutes No-Go und Grund genug meine Mitgliedschaft zu kündigen und für die anstehende Saison keine Dauerkarte mehr zu nehmen. Später erhitzte dann noch die Affäre um Maik Frantz und Mario Gomez die Gemüter, aus der Frantz, man betrachte nur seine persönliche Abstiegs-Serie, als klarer Verlierer hervorging.
Nach all diesen Vorzeichen war es dann ganz großes Kino von der DFL, dass die Berliner Hertha an diesem Sonntag um 15.30 Uhr gerade einmal 60 Kilometer entfernt in Sinsheim spielte.
Ich hatte es bereits zu den Ausschreitungen rund um das Hertha-Spiel in Stuttgart geschrieben, manchmal muss man den Eindruck bekommen, dass die DFL solche Konstellationen bewusst sucht, und es auf Ausschreitungen ankommen lässt, um Gründe geliefert zu bekommen, die Zügel noch weiter anzuziehen. Da die Polizei die Fanlager konsequent trennte, kann ich jedoch nicht einmal sagen, ob sich Berliner KSC-Freunde zum Mob hinzugesellt haben. Von dem Fanmarsch der Karlsruher, bekam ich genau so wenig mit, wie davon dass sie ein Plüsch-Krokodil verbrannten und ihnen offensichtlich einer dabei abging.
Unser Bus kam unbehelligt am Busparkplatz nahe des Gästeblocks an. Wir hatten uns Karten im Block E3 besorgt, der hinter dem Tor gelegen ist und nicht zum Gästefanbereich gehört. Da auf den Karten aufgedruckt war, dass Gästefan-Kleidung in diesem Bereich nicht zulässig ist, waren wir völlig neutral gekleidet und als VfBler auf den ersten Blick nicht erkennbar. Auf dem Weg zum Block, auf dem uns VfBler und KSCler entgegenkamen, kam es zu keinen Provokationen, die aufgrund der hohen Polizeipräsenz jedoch wohl auch sofort unterbunden worden wären.
Am Eingang in den Block musste ich mir dann noch die Blöße gegeben, auf die Frage „VfB oder KSC?“ mit „KSC“ zu antworten. Im Vorfeld hatte ich mitbekommen, dass viele VfBler das Restkontingent der Blöcke E3 und E4 aufgekauft haben, weil es der KSC mit einem Zuschauerschnitt von gerade einmal knapp 14.000 Zuschauern vor dieser Begegnung es nicht einmal zum Derby schafft, sein Stadion mit eigenen Leuten komplett zu füllen.
Da im Sitzplatz-Block des Gästebereiches noch genügend Platz war, agierten die Ordnungskräfte konsequent und beorderten VfBler, die als solche zu erkennen waren, ohne große Diskussionen dort hin. Im Block traf ich dann allerdings doch viele neutral gekleidete VfBler, die mir verschmitzt entgegen grinsten. Zunächst einmal ließ man den VfBler eher verhalten heraus hängen, was sich jedoch noch ändern sollte.
Glück für uns war, dass die Ordner im Block, als es langsam auf den Spielbeginn hin ging, nicht herum stressten, dass man seine Plätze einnehmen müsse. So konnte ich das Spiel weitestgehend „frei“ verfolgen und war nicht gezwungen auf einer der stark verschmutzten Sitzschalen Platz zu nehmen. Anita wollte ihre sauber schrubben, kapitulierte dann aber doch irgendwann einmal. Ich habe selten ein dreckigeres Stadion gesehen!
Das Intro hatte dann noch eine martialische Botschaft auf einer Choreographie der Badener zu bieten, in denen der Hoffnung Ausdruck verliehen wurde, „das Schlachtfeld als Sieger zu verlassen“, während aus dem VfB-Block roter Rauch aufstieg und das Stadion kurzerhand in unsere Farben hüllte. Da kam dann wenigstens für kurze Zeit knisternde Derby-Atmosphäre auf, die ich über weite Strecken an diesem Tag vermisste.
KSC-VfB ist ja auch nicht mehr das Derby früherer Tage, als man sich noch auf Augenhöhe begegnete. Wir geben derzeit ein hoffentlich nur einjähriges Gastspiel in der 2. Liga und doch sind wir als gefühlter Erstligist dem Abstiegskandidaten KSC in allen Belangen (Etat, Kader, Infrastruktur, Fanpotential, etc.) weit überlegen. Wie jedes 2. Liga-Spiel bisher, hatte auch dieses für mich eher Pokal- denn Derbycharakter.
Diese Überlegenheit galt es auf dem Platz zu zeigen, was anfangs schon einmal gelang. Nachdem dem KSC die Anfangsphase gehörte, nutzte der VfB gleich seine erste Torannäherung zur Führung. Berkay Özcan bewies Übersicht und schlug einen Ball weit auf die linke Seite, Mané ließ die Flanke direkt zu Asano abtropfen und der Japaner vollendete ebenfalls direkt.
Alle drei erwiesen sich dabei als handlungsschnell und zeigten damit, wie dem KSC beizukommen war. Takuma Asano gelang dabei sein erstes Tor im Trikot mit dem Brustring. Vor allem Mané und Asano als wieselflinke Flügelzange wirbelten die Karlsruher Abwehr ein ums andere Mal durcheinander und bewiesen, dass sie, wenn sie sich mal richtig akklimatisiert haben, zu einer echten Waffe werden können.
Faszinierend war es dann, wie viele auf den ersten Blick nicht als VfB-Fans erkenntliche Leute aufsprangen und den Treffer feierten. Selbst bei „Steht auf, wenn ihr Schwaben seid“ erhob sich annähernd ein Drittel im Block, so dass schnell die letzte Scheu verflogen war, auch ungeniert schwäbisch zu schwätzen.
Dennoch blieb es erfreulich ruhig im Block und es kam zu keinerlei Provokationen oder unschönen Szenen, zumindest habe ich keine mitbekommen. Die Hardcores sitzen dann doch auf der anderen Seite und, außer dass wir uns über das Tor oder später den Sieg freuten, ließen wir sie ja auch in Ruhe.
Bedauerlich war es dann im weiteren Spielverlauf, dass der VfB einmal mehr nicht konsequent genug auf das 0:2 spielte, hauptsächlich auf Sicherheit bedacht war und die Karlsruher kommen ließ.
Vor allem der mit der chronisch imaginären inneren Handbremse versehene Kapitän Christian Gentner ging ein des Öfteren nicht auf die Schnelligkeit von Mané und Asano ein und wählte wie gewohnt den Rück- oder Querpass anstatt die Gunst der Stunde zu nutzen und das Spiel schnell zu machen.
Mit Gentner hatte man acht mehr oder weniger defensiv denkende Akteure auf dem Platz, woraus sich einmal mehr ein Spiel des Ergebnis Verwaltens entwickelte, anstatt dass man dem limitierten Underdog schon früh den Garaus gemacht hätte, indem man ein „einfach“ ein zweites Tor nachgelegt hätte.
Da man den KSC kommen ließ, entwickelte sich ein durchaus packendes Derby mit Chancen hüben wie drüben.
Šunjić ließ seinem starken Spiel gegen die Münchner Löwen ein durchwachsenes folgen und hatte seine besten Szenen im gegnerischen Strafraum. Nur knapp scheiterte er bei seiner Kopfball-Doppelchance in der 24. Minute.
Kaminski feierte endlich sein Debüt im VfB-Dress und legte zunächst auf der Sechs, später in der Innenverteidigung einen soliden Auftritt hin. Luhukays Wunschspieler, an dem vor der Saison auch der KSC interessiert war, wurde ja bereits früh als Fehleinkauf tituliert, und das von „Fans“, die ihn sehr wahrscheinlich noch nie kicken gesehen haben. Ich wunderte mich eher darüber, dass er bis Sonntag außen vor war, weil ich beim Trainingslager in Grassau meinte erkannt zu haben, dass Kaminski/ Baumgartl als Innenverteidiger-Duo die Nase vorn haben würden. Durch Baumgartls Ausfall zu Saisonbeginn waren diese Planspiele dann jedoch schnell wieder über den Haufen geworfen. Jedenfalls zeigte Kaminski auf Anhieb, dass er eine ernstzunehmende Option auf einen Startelfplatz sein kann.
Auch bei seinen Einwechslungen bewies Hannes Wolf ein glückliches Händchen. Zur Pause brachte er Simon Terodde für Toni Sunjic, Kaminski rückte für ihn in die Innenverteidigung und Özcan zurück ins Mittelfeld. Ehe der KSC sich versah und sich auf die Personalrochaden einstellen konnte, stand es 0:2. Emiliano Insúa flankte butterweich auf den Kopf von Terodde, dessen unwiderstehlicher Kopfball-Torpedo scharf im Netz des von Orlishausen gehüteten Karlsruher Kastens einschlug. Terodde kostete den Moment aus und feierte seinen Treffer vor dem noch von Rauchschwaden eingehüllten VfB-Block.
Der KSC, der kaum in nennenswerte Abschlusssituationen kam, lag am Boden und kam doch völlig überraschend und unverhofft ins Spiel zurück. Bei einer Flanke von rechts war Insúas Arm im Weg, so dass es folgerichtig Elfmeter gab. Nach der heutigen Regelauslegung war der Elfer berechtigt, auch wenn ich mich in solchen Situationen immer wieder aufs Neue aufrege und mir die gute alte Zeit zurückwünsche. Damals gab es Elfmeter für absichtliches Handspiel, nicht aber für „angeschossen“. Alles lamentieren half nichts, Stoppelkamp traf vom Punkt und das Spiel war wieder spannend. Obwohl der KSC offensiv nachlegte, hatte die VfB-Defensive den Gegner weiterhin gut im Griff und ließ wenig bis überhaupt nichts zu.
Dennoch dauerte es bis zur 86. Minute, ehe der eingewechselte Maxim, erneut nach Flanke von Insúa, im Strafraum zwei Haken schlug und die Kugel zum erlösenden 1:3 unter die Latte drosch. Kleine Anekdote am Rande: just in diesem Moment war ich in einem dieser einladenden Dixi-Klos zugange und befürchtete schon, wegen der enormen Lautstärke des Torjubels, der Ausgleich wäre gefallen. Erst als mir auf dem Rückweg in den Block zahlreiche enttäuscht dreinblickende Karlsruher entgegen kamen, wurde es mir bewusst, dass die Entscheidung gefallen war und wie viele VfBler sich tatsächlich auch außerhalb des Gästeblocks Karten besorgt hatten.
Wenig später war Schluss! Das Derby war gewonnen, die VfB-Ultras entrollten ein „Derby-Sieger“-Banner und die Party konnte beginnen.
Den VfBlern wurde nach dem Spiel dann noch eine gut halbstündige Blocksperre verordnet. Auch diese war nachvollziehbar, um nicht mit Karlsruhern ins Gehege zu kommen. Wir durften freilich sofort hinaus und hatten noch den einen oder anderen netten Plausch mit aus Stuttgart herbei beorderten Polizeikräften, die sich zum einen mit uns über den Sieg freuten und zum anderen sichtlich erleichtert darüber waren, dass ihr Arbeitstag bis hier hin recht entspannt verlief. Bis zur Autobahn bekamen wir dann noch Geleit eines Raureiters, so dass sich auch die Abreise ohne Zwischenfälle ereignete.
Auch heute fühlt sich dieser Derbysieg noch richtig gut an, wenngleich es auch für diesen Sieg „nur“ drei Punkte gibt.
In Euphorie breche ich jedoch nicht aus. Könnte ich den Wiederaufstieg gegen den Derbysieg eintauschen, würde ich es tun. Bei vielen hat man den Eindruck, dieser Derbysieg stünde über allem, für mich nicht. Inzwischen kämpfen wir doch mit völlig ungleichen Waffen, so dass alles andere als ein Sieg einer Blamage gleichgekommen wäre.
In dieser 2. Liga, in der es dem VfB von der Papierform möglich sein sollte, gegen jeden Gegner zu gewinnen, warten ganz andere Kaliber auf den VfB, als dass man diesen Sieg gegen eine Durchschnittstruppe höher einordnen sollte, als er tatsächlich ist. Gut tut es dagegen, dass die Karlsruher sich nun kleinlauter geben und auf den Abstiegskampf konzentrieren dürften, anstatt Giftpfeile nach Bad Cannstatt zu schicken.
Ein Derby verliert den Reiz, je weiter die Schere auseinander gedriftet ist. Ein Blick nach Schottland genügt, auch dort wurde der 5:1-Sieg der Bhoys gegen den Aufsteiger Glasgow Rangers jüngst nicht überschwänglich gefeiert, auch das Old Firm ist nicht mehr das, was es einmal war, weil Celtic den Rangers in den letzten Jahren in Siebenmeilenstiefeln enteilt ist.
Auch die Atmosphäre auf den Rängen empfand ich für ein Derby enttäuschend. Wie üblich, seit es die Ultras gibt, wird mir zu wenig auf das Spiel, den Gegner, den Spielverlauf Bezug genommen und wird die Mehrheit im Block mit dem Einheits-Dauer-Singsang eingeschläfert und nicht so recht zum mitmachen bewegt. Dies galt im Übrigen für beide Fan-Lager. Die Ultras machten ihr Ding, während es im Rest des Stadions für ein Derby bemerkenswert emotionslos vonstattenging. Da auch auf dem Platz wenig Gift und Galle versprüht wurde, sprang der Funke aber auch nicht so recht über.
Ein Sieg gegen den Rivalen tut zwar gut, als Gradbesser für die nächsten Spiele darf er jedoch nicht her halten. Wer jetzt meint, die Füße hochlegen zu können und er habe bereits etwas erreicht, ist fehl am Platz und dürfte es mit Hannes Wolf zu tun bekommen.
Gegen Bielefeld im nächsten Heimspiel muss der Auswärtssieg beim KSC vergoldet werden. Die nächsten Wochen werden schließlich nicht einfacher. Nach Bielefeld folgt die Länderspielpause und danach geht’s zu Eisern Union nach Berlin.
In den letzten Jahren hatte der VfB meist Probleme nach einer Länderspielpause und setzte das darauf folgende Spiel fürchterlich in den Sand, jüngstes Beispiel, das 0:5 in Dresden. Diesem Trend muss der VfB trotzen, möchte er endlich seiner Favoritenrolle in der Liga gerecht werden. Der VfB ist so langsam wieder in der Spur, der Angriff auf die Tabellenspitze darf, nicht zuletzt aufgrund der jüngsten Patzer der Konkurrenz, in den nächsten Wochen gerne weitergehen.
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27. September 2015
Der Heimkomplex setzt sich fort, viertes Heimspiel, vierte Niederlage! Zum vierten Mal mit einem deutlichen Chancen-Plus, aber auch zum vierten Mal den Gegner durch zu naives Abwehrverhalten zum Siegen eingeladen. Wieder einmal weist uns nahezu jede Statistik als bessere Mannschaft aus. Ob Passquote, gewonnene Zweikämpfe oder die Torschussstatistik, es ist schon grotesk, wie es der VfB immer wieder schafft, diese sonst so aussagekräftigen Parameter ad absurdum zu führen.
Dieses Spiel führte uns wieder einmal schmerzhaft vor Augen, dass wir ein riesen Qualitätsproblem in der Abwehr haben. Einzig Insúa hebt das Niveau (defensiv) ein wenig an. Przemyslaw Tytoń ist (noch) keine Verstärkung, was die Nachfolge von Sven Ulreich betrifft, was schon viel über seine bisherigen „Leistungen“ aussagt. Keines der drei gestrigen Gegentore kann man ihm direkt anlasten, dennoch hätte bspw. ein Jens Lehmann die Flanke, die zum 0:1 führte, mühelos herunter gepflückt und das wohl auch jetzt noch im gesetzten Alter und ohne Training. Dass man in solchen Situationen Ulreich aber auch nicht hinterher zu weinen braucht, ist selbstredend klar, dieser klebte ja ähnlich auf der Linie wie Tytoń. Bitter, dass Mitch Langerak weiterhin auf unbestimmte Zeit ausfallen wird und Odisseas Vlachodimos auch nicht der Heilsbringer auf dieser Position ist.
Die Fehlerkette, die zum wohl spielentscheidenden Rückstand führte, ist aber natürlich länger. Der Ball war eine Ewigkeit in der Luft, zudem kennt man die Standards von Raffael zur Genüge, das muss einfach besser (bzw. überhaupt) verteidigt werden und auch Granit Xhaka darf im Leben nicht so frei am Fünfmeter-Raum zum Kopfball kommen.
Die Innenverteidigung mit Toni Sunjic und Timo Baumgartl wirkt schlecht abgestimmt, Sunjic lässt sich mittlerweile auch schon von der allgemeinen Verunsicherung anstecken, Respekt, gerade einmal drei Spiele hat er dafür benötigt. Timo Baumgartl hingegen wird immer mehr zum Bruder Leichtfuß und wirkt mehr und mehr verunsichert. Eigentlich täte ihm eine Pause einmal gut, umso bitterer ist es, dass wir in der Innenverteidigung keine ernsthafte Alternative zu den beiden haben. Daniel Schwaab und Georg Niedermeier scheinen mehr denn je von der Stammelf entfernt zu sein und überhaupt kein Vertrauen zu genießen, allein beim Gedanken an Adam Hlousek als mögliche Alternative bekomme ich schon Panikattacken.
Auch Florian Klein befindet sich derzeit in einem schon länger währenden Tief und wird seiner Rolle als Führungsspieler in keinster Weise gerecht. Schwere Stellungsfehler (wie beim 0:2) gepaart mit fahrigen Abspielen lassen auch ihn zu einem Unsicherheitsfaktor in einer ohnehin schon verunsicherten Truppe werden. Zu Klein haben wir jedoch ebenfalls keine ernsthafte Alternative im Kader, der ihm mal Druck machen könnte. Nominell steht Daniel Schwaab zwar parat, der zwar seit seiner Verpflichtung braver und ruhiger Gehaltsempfänger ist, auf dem Platz aber selten überzeugen konnte und für mich eher Innen- als Außenverteidiger ist.
Auch wenn Defensivarbeit im Offensivbereich beginnt, auch wenn wir außer Serey Dié im Mittelfeld keine weitere Bank haben, die gedankenschnell eine gesunde Balance aus Absicherung nach hinten und Ankurbelung nach vorne verkörpert, steht eine Blutauffrischung in der Viererkette in der Prioritätenliste an oberster Stelle und kann im Normalfall erst im Wintertransferfenster erfolgen. Ob man allerdings bis zum Winter warten möchte und warten kann müssen die Verantwortlichen mit sich ausmachen. Als Fan auf der Tribüne ist es äußerst ärgerlich mitzuerleben, wie einem durch ein solch amateurhaftes Abwehrverhalten ständig die Butter vom Brot gekratzt wird. Was einen dabei fast schon verzweifeln lässt, ist, dass mit diesem Kader wenig Hoffnung auf baldige Besserung besteht. Natürlich liegt es bei der Fülle an Torchancen, die erarbeitet werden, immer auch im Bereich des Möglichen, dass wir mal ein Spiel 4:3 oder 5:4 gewinnen, sehr wahrscheinlich ist das wiederum auch nicht. Im Gegenteil, mit dem neuen Hurra-Stil rennen wir jedem Gegner derzeit ins offene Messer, der sich darauf verlassen kann, dass der VfB seine Chancen fahrlässig liegen lässt und es auf der anderen Seite ob der hohen Verteidigungsstrategie fast zwangsläufig zu Kontersituationen in Überzahl kommt.
Reift in den Verantwortlichen jedoch die Erkenntnis, dass dieser Kader und speziell der Abwehrverbund Bundesligaansprüchen wider Erwarten doch nicht genügt, lohnt sich womöglich ein Blick auf die Liste der arbeitslosen Fußballer, die man auch außerhalb einer Transferperiode auch noch unter Vertrag nehmen könnte.
Prominenteste Namen auf dieser Liste (in Deutschland) und in Bezug auf unseren Problem-Stellen wären Alexander Madlung für die Innenverteidigung und Patrick Ochs für die des Rechtsverteidigers. Beide haben eine ordentliche Vergangenheit, über ihr derzeitiges Leistungsvermögen und wie sie momentan im Saft stehen, weiß man natürlich wenig. Eine Überlegung wert wäre es meiner Ansicht nach schon, diese beiden spätestens zur Bundesligapause einzuladen und sie im Training unter die Lupe zu nehmen. Bei allem Jugendwahn und sich auf die Fahnen geschriebenem Grundsatz, Lücken lieber aus den eigenen Reihen zu schließen, als Leute von außerhalb zu holen, die die Qualität nicht spürbar anheben, steht uns das Wasser schon fast bis zum Hals, so dass man nichts unversucht lassen sollte, um das Abwehrproblem zu beheben.
Eine andere Baustelle ist man offensichtlich noch immer nicht bereit ernsthaft anzugehen. Christian Gentner, der gestern sein 200. Bundesligaspiel für den VfB absolvierte und zur Feier des Tages auch (ins eigene Tor) traf, gehört durch Carlos Gruezo oder Lukas Rupp ersetzt, die beide mehr Dynamik versprühen und auch durch eine größere Spielintelligenz und Handlungsschnelligkeit bestechen. In schwierigen Zeiten wie diesen, in denen mehr und mehr der Trainer hinterfragt wird, darf vor unpopulären Maßnahmen nicht Halt gemacht werden. Unsere ärmste Sau auf dem Platz ist doch derzeit Serey Die, der aber nicht überall sein kann und tatkräftige Unterstützung im defensiven Mittelfeld dringend gebrauchen könnte.
Auch offensiv ist derzeit längst nicht alles Gold was glänzt. Daniel Ginczek reibt sich zwar bewundernswert auf, powert sich aus, ihm fehlt aber seine alte Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Symptomatisch, wie er aussichtsreich in der 1. Halbzeit ein Luftloch schlug.
Timo Werner hat sein Tor in Hannover und das wiedergekehrte Vertrauen in seine Leistungsstärke sichtlich gut getan, er ist wieder im Kommen und dürfte Martin Harnik fürs erste verdrängt zu haben. Harnik ist ein Schatten seiner selbst, was nicht zuletzt an seiner ungeklärten Vertragssituation liegen dürfte. Es ist ein Teufelskreis derzeit, zum einen wollte er abwarten, wie die Entwicklung des VfB verlaufen würde und ob er sich dann ggf. eine Vertragsverlängerung vorstellen könnte. Zum anderen beschäftigt ihn dies offensichtlich so stark, dass er einen großen Anteil daran hat, dass die Entwicklung nicht wie erwünscht verläuft. Die Zeichen stehen im Moment ganz klar auf Trennung.
Ähnlich auch die Personalie Daniel Didavi. Auch er wollte abwarten, nachdem man ihm einen sofortigen Wechsel zu Bayer Leverkusen verwehrt hatte. Dieser stand kurz vor Schließung des Transferfensters noch zur Debatte, seitdem, namentlich seit dem 1:4 gegen Eintracht Frankfurt ist er für mich auch nur noch ein Schatten seiner selbst. Der für mich beste Fußballer in Reihen des VfB setzt zwar nach wie vor Akzente und reibt sich auch in der Defensivarbeit auf, aber, er trägt den Kopf sichtbar unten, von der Spielfreude der ersten Spiele ist er weit entfernt. Es ist einfach traurig zu sehen, wie sehr die Schere zwischen arm und reich, zwischen einem „normalen“ Bundesligaverein und einem Werksclub und Champions League Dauergast inzwischen auseinander gegangen ist. Der VfB kann sich noch so strecken und seinem besten Spieler drei Millionen Euro Jahresgehalt anbieten, wenn dann aber ein reicher Verein kommt und dem Spieler bis zu acht (!) Millionen Euro anbietet, hast Du als VfB keine Chance und beim Spieler selbst beginnt das große Kopfkino. Ich werde den Eindruck nicht los, dass Dida der Kopf gehörig verdreht wurde und er dadurch nicht mehr voll bei der Sache ist. Ihm unterstelle ich nicht einmal Söldnertum, hat er doch eine hohe Identifikation mit dem VfB. Dennoch werden in ihm Zweifel hoch kommen, ob er nicht eine große Chance verpasst hat, was ihn zusätzlich blockieren könnte.
Auch Filip Kostic war Objekt der Begierde und erscheint mir seither unzufrieden mit der Gesamtsituation zu sein. Die Leichtigkeit ist ihm abhanden gekommen. Zudem verzettelt er sich zu oft in Einzelaktionen, auf die sich die gegnerischen Teams inzwischen eingestellt haben, er war schon wirkungsvoller für das VfB-Spiel wie zuletzt. Zu allem Überfluss zog er sich gestern auch noch einen Muskelfaserriss zu und wird in Sinsheim ausfallen. Ich bin schon wieder am Punkt angelangt, dass ich nach der Niederlagenserie den Ausfall eines gesetzten Spielers auch als Chance begreife für denjenigen, der ins Team rückt, vor allem, weil unser Spiel zunächst schwerer auszurechnen ist und die Mitspieler seines Eigensinns überdrüssig zu sein scheinen.
Wir sind an einem gefährlichen Punkt angelangt. Eigensinn, latente Unzufriedenheit und dadurch immer öfter auch fehlendes Vertrauen zum oder Hadern mit dem Nebenmann. Diesen Tendenzen muss das Trainerteam, evtl. auch unter zu Rate ziehen des Sportpsychologen Laux, schnellstens entgegen wirken. Es wird ja bereits gemunkelt, die Chemie zwischen Mannschaft und Trainer stimme nicht, Nachtigall ick hör dir trapsen. Sollte dem so sein und vor allem, sollte dies nicht nur Bank- oder Tribünenhocker betreffen, wäre das womöglich schon wieder der Anfang vom Ende der Zorniger-Ära. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass die Mannschaft, in wechselnder Besetzung, einen Trainer im Herbst zum Abschuss freigibt.
Dutt und Zorniger müssen hier genau in die Mannschaft hinein horchen und etwaigen Tendenzen in eine solche Richtung vehement entgegenwirken. Der VfB tut gut daran, sich vom eingeschlagenen Weg mit Zorniger nicht abbringen zu lassen und den Teamumbau einhergehend mit dem Systemwechsel konsequent weiterzuverfolgen.
Ein Trainer kann die Torchancen nicht selbst verwerten und er ist auch nicht dafür verantwortlich, wenn hochbezahlte Profifußballer anfängerhafte Fehler machen. Seine Möglichkeiten beschränken sich darauf, die fußballerisch beste, vielleicht zugleich nervenstärkste, Truppe auf den Platz zu schicken. Der VfB muss nun bestrebt sein, sich mit einem blauen Auge und noch drei oder vier Siegen in die Winterpause retten und dann personell nachbessern.
Wir befinden uns doch erst am Anfang des Umbruchs, der zwar Zeit braucht, dessen Preis jedoch auf keinen Fall der Abstieg sein darf. Hier muss die Balance zwischen Aufbauarbeit und Konkurrenzfähigkeit gefunden werden. Behält die Mannschaft die Offensivpower bei, ist mir dabei auch nicht bange. Die große Gefahr ist nur die, dass die Verunsicherung immer größer wird und Versagensängste weiter zunehmen werden, je mehr Niederlagen eingesteckt werden müssen. Würde dies offensichtlich zu Tage treten, würden langsam aber sicher die Mechanismen des Geschäfts greifen, und Rufe nach einem neuen Trainer, der die mentalen Blockaden löst, würden lauter werden.
Ich hoffe nicht, dass dieser Fall eintritt, dann träten wir weiter auf der Stelle und im nächsten Sommer würde das ganze Theater wieder losgehen. Und jährlich grüßt das Murmeltier…
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11. Februar 2015
Nachdem das Buchprojekt endlich Konturen annimmt und sich in der Schlussphase befindet, finde ich endlich mal wieder Zeit, die aktuelle Lage unseres VfB zu kommentieren.
Die Winterpause verlief einigermaßen unspektakulär und doch machte sie mir zunächst einmal Sorgen. Unser Super-Talent Joshua Kimmich, mit Rückkaufoption an RB Leipzig verkauft, erklärte klipp und klar, dass er nicht mehr zum VfB zurückkehren wolle. Wer mochte es ihm verdenken? Er hatte es niemals vor, so früh sein hiesiges und familiäres Umfeld zu verlassen, wurde damals aber von Fredi Bobic und Bruno Labbadia dazu gedrängt, indem sie ihm nicht einmal einen Platz in der zweiten Mannschaft, also in der 3. Liga, zugestehen wollten. Er selbst wäre diesen Umweg gerne gegangen, um sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Eine Leihe (bzw. Verkauf mit Rückkaufoption), oder besser Abschiebung, zu einem anderen Verein birgt immer das Risiko, dass der Spieler sich woanders wohler fühlt, und innerlich mit seinem Stammverein abschließt. Das war bei Julian Schieber so, das war auch zeitweise bei Daniel Didavi so, der am Ende nur froh war und es auch sein konnte, dass der VfB, als er mit einer schweren Verletzung vom Club zurück kam, ihm beigestanden hat und seinen Vertrag verlängerte, so dass er keine Zukunftsängste haben brauchte.
Bei der U19-Europameisterschaft fiel mir Kimmich sehr positiv auf, so dass ich mich sehr auf ihn freute und natürlich hoffte, dass der VfB auch hingeschaut hat und die Rückkaufoption in Anspruch nimmt.
Spieler, die man so leichtfertig fortschickt, erfahren in einem fremden Umfeld auf einmal Dinge, die es beim VfB schon lang nicht mehr gibt. Wertschätzung des Vereins, Wertschätzung der eigenen Fans und ein leistungsorientiertes Umfeld, wo eben der spielt, der besser ist und sich im Training aufgedrängt hat. Bei uns aber ist die Stammmannschaft seit Jahren ein mehr oder weniger geschlossener Kreis mit ein paar Positionen, die aus unterschiedlichen Gründen unantastbar sind. Sei es eine besondere Lobby, Stammplatzgarantien oder auch schädliche Geschäftsbeziehungen von (Ex-)Manager Bobic mit Spielerberater Schwab (Gentner, Ulreich). Solche Verstrickungen und das daraus resultierende jahrelange Durchschleppen von manchen Spielern sind für mich maßgeblich mitverantwortlich für die Misere, wie wir sie in den letzten Jahren hatten und haben.
Hätten solche Garantien oder „Freundschaftsdienste“ keine Rolle gespielt, stünde möglicherweise heute Leno im Tor und zwei der vielen schon neben und wegen Gentner gescheiterten Nebenmänner, nicht zuletzt wären die Chancen für einen Joshua Kimmich ungleich größer gewesen, es ins Team zu schaffen. An dieser Stelle zitiere ich mal User homer aus dem offiziellen VfB-Forum, wie ich finde, ein sehr guter Ansatz zur Personalie Gentner: „Bekommt Gentner einen reinen Abräumer neben sich gestellt (Kvist), wird nach kurzer Zeit dieser kritisiert, weil er kein Spiel aufbauen kann, obwohl es dann eigentlich Gentners Aufgabe war. Bekommt Gentner einen Spielorganisator, der feine Bälle von hinten heraus spielen kann zur Seite (Oriol, Leitner), hagelt es schon bald Kritik, dass diese keine Zweikämpfe gewinnen. Dabei wäre das dann Gentners Aufgabe. So oder so, Gentner kam immer gut raus aus der Situation…“.
Dies sind nur einige Nachwirkungen der Ära Bobic, die uns vermutlich noch eine ganze Weile beschäftigen werden.
Durch den Verkauf Kimmichs an den FC Bayern, der sogar noch die unendliche Güte besaß, einen Teil der Ablöse Cash auf den Tisch des Hauses zu legen, wurde verhindert, dass ob der notorischen Geldarmut gar ein Leistungsträger im Winter verkauft werden musste, „nur“ um die laufenden Kosten bis Saisonende zu sichern. So kam der VfB zu diesem Geld wie die Jungfrau zum Kinde und hat natürlich auch gleich zugegriffen, um Löcher zu stopfen, wie es schön hieß. Auch wenn viele Kimmich eine Karriere wie Sami Khedira zutrauen und der „Abgang“ höchst schmerzlich ist, blieb dem Verein im Grunde keine andere Wahl. Es bringt ja auch nichts, einen unwilligen Spieler zu holen, außerdem, wenn Bayern ruft, hat man als VfB Stuttgart im Grunde sowieso keine Chance, den Spieler zu halten. Das Tischtuch wurde bei seinem Wechsel nach Leipzig zerschnitten, daher war das Verhältnis jetzt nicht mehr zu kitten, schade!
Dann wurde am Dreikönigstag Robin Dutt als Bobic-Nachfolger vorgestellt. Ich gebe es zu, mein Favorit war er nicht. Nach wie vor halte ich es ihm vor, dass er den elementar wichtigen Posten des Sportdirektors beim DFB beim erstbesten Angebot eines Bundesligisten, hingeschmissen hatte. Das war für mich erstens schlechter Stil und zweitens das Verhalten eines Menschen, der nicht weiß, was er will. Natürlich ist er jetzt beim VfB wieder näher an einer Mannschaft dran, als er das beim DFB war, aber, seine Aufgaben dürften dort auch vor der Unterschrift schon bekannt gewesen sein. Selbstredend brachte sich der VfB selbst in diese Bredouille, mitten in einer Saison, den Sportdirektor wechseln zu müssen, weil unter die Personalie Fredi Bobic nicht wie von vielen erwartet und gefordert schon im Mai 2014 der Schlussstrich gezogen wurde. So brachte man sich wieder einmal selbst unter Zugzwang und musste aus den Resten, die der Markt hergab, die bestmögliche Lösung suchen. Einen Stefan Reuter anzubaggern, der beim FC Augsburg einen tollen Job verrichtet, hielt ich nicht nur für aussichtslos sondern auch für stillos. Ein Manager, der während der Saison alles stehen und liegen lässt, um wegen ein paar Euro fuffzig mehr woanders anzuheuern, wäre wohl alles nur nicht loyal und vertrauenswürdig.
Ich hätte, aus Mangel an wirklich guten Alternativen, damit leben können, wenn Jochen Schneider und Huub Stevens zusammen die Planungen vorangetrieben und den neuen Mann zum 1.7. erst präsentiert hätten. Dann hätte man sich durchaus (jetzt schon) darum bemühen können, jemanden, wie Reuter oder auch Schmadtke, um nur zwei potentielle Kandidaten zu nennen, aus ihrem Vertrag zu bekommen. Wäre man sich einig geworden, hätte der neue Mann ja trotzdem in Entscheidungen, die neue Saison betreffend, eingebunden werden können.
Hätte, wenn und aber, jetzt haben wir Dutt und ich drücke die Daumen, dass es gut wird und wieder aufwärts geht. In Sachen Verzahnung Nachwuchs – Amateure – Profis eilt ihm aus Freiburg ja ein guter Ruf voraus. Ist diese Durchgängigkeit wieder eine Selbstverständlichkeit und schafft er es die Leistungskultur in unserem Verein wieder zum Leben zu erwecken, wäre schon viel gewonnen. Wünschenswert wäre es auch, wenn dieser Sportdirektor seinen Urlaub dann nehmen würde, wenn die Arbeit getan ist und nicht im Juli. Bei zukünftigen Neuverpflichtungen soll ja in Zusammenarbeit mit dem Scouting, Management und Trainerstab eine Einstimmigkeit erzielt und erst dann jemand verpflichtet werden, wenn diese gegeben ist. Es wäre schon ein bahnbrechender Fortschritt, wenn von nun an die Spieler, die an den Neckar gelotst werden, auf ihren Charakter hin, ihr privates Umfeld, ihre (Spiel-)Intelligenz und weitere Kriterien durchleuchtet würden und man keine Spieler mehr ausschließlich nach einem DVD-Studium oder einem Telefonat aus New York City verpflichtet. Bisher hört man von Dutt beim VfB nur Gutes, ich hoffe, es bleibt so und wünsche ihm ein gutes Händchen und viel Erfolg.
Meine Vorbehalte habe ich jetzt bei Seite geschoben, ich wünsche mir einfach, dass Dutt uns wieder in ruhigere Fahrwasser führt und wir alle gemeinsam wieder bessere Zeiten erleben, angefangen natürlich mit dem Nichtabstieg. Vor Ablauf seiner ersten 100 Tage verbietet sich eine Beurteilung sowieso, nach ein, zwei Transferperioden kann man ein erstes Zwischenfazit ziehen.
In diesem Jahr waren wir erstmals im Wintertrainingslager in Lagos. Das Wetter ließ zu wünschen übrig, angeblich hatte es sechs Wochen lang nicht geregnet, bis der VfB dann kam. Wir hatten jeden Tag Regen, mal mehr, mal weniger und böigen Wind, so dass es zwar wärmer als in Deutschland war, nicht aber so warm, wie wir es uns gewünscht hätten. Stevens‘ Training hatte mir sehr gut gefallen, die Jungs haben richtig Gas geben müssen. Stevens, mal locker, mal streng, eine gute Mischung. Chima Onyeike und „Papa“ haben die „Mannschaft“ richtig schwitzen lassen, so dass sie eigentlich konditionell auf der Höhe sein sollten. Es fallen eben die extremen technischen Unzulänglichkeiten, die man auch in den Spielen sieht, auf und, da ich schon verschiedene Mannschaften in verschiedenen Trainingslagern gesehen habe, kann ich auch sagen, dass die Stimmung schon besser war als derzeit in der Truppe, aber, das sieht man ja auch bei den Spielen auf dem Platz. Wenn man dann noch manche Torschusstrainings sah, bei denen die meiste Laufarbeit Zeugwart Micha Meusch, der die Bälle suchen und einsammeln musste, kann es einem schon etwas angst und bange werden. Symptomatisch für dieses Trainingslager bei nicht ganz so optimalen Wetterbedingungen und kaum vorhandenen Testgegnern war dann noch, dass das erste von nur zwei Testspielen (leider auf der Hotelanlage, ohne Tribüne, vor allem ohne Bierstand!) gegen die albanische Spitzenmannschaft K.F Laci ins Visier der albanischen Wettmafia geraten ist und sich somit das 5:0 als wertlos herausstellte. War aber schon auch eine komische Taktik der Albaner, die in der zweiten Halbzeit ihre Viererkette an der Mittellinie postiert hatten. Von der Fanbetreuung war Klenky vor Ort, der uns etwa 25 Fans dann noch im Namen des VfB in die Bar des Mannschaftshotels auf ein paar Kaltgetränke eingeladen hatte. Von den Spielern war der Kapitän angekündigt, gekommen sind dann (bis zum Beginn des Mannschafts-Abendessens) zusätzlich noch Schorsch Niedermeier, Ulle, Flo Klein, Timo Werner und Mart Ristl. War ein kurzes Aufeinandertreffen, aber wirklich nett, auch wenn man schon den Eindruck bei so manchem hatte, dass er froh war, als es endlich vorüber war. Gerade in diesen düsteren Zeiten ist eben auch da nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen sondern man hinterfragt schon das eine oder andere, wenn man schon mal die Gelegenheit dazu hat.
Positiv herausgestochen haben für mich in Lagos eigentlich ausschließlich die Youngsters. Von den überraschend Mitgenommenen Jugend- und Amateurspielern haben mich vor allem Ristl und Sama überzeugt, auch Vlachodimos machte einen starken Eindruck. Er hat etwas Katzenartiges wie einst Gerhard Heinze. Timo Werner besticht für mich durch sein normales Auftreten. Anfangs hatte kaum einer seine Lippen zu einem Guten Morgen auseinandergebracht, nicht so Timo Werner, der uns gleich ein, „hallo, Servus“ entgegenwarf. Auch Meuschi (und den anderen Teambetreuern) gegenüber, dem die meisten ihr Zeug nur hinwerfen, pflegt er einen normalen Umgang, reicht es ihm hin oder legt es noch zusammen und trägt auch jeden Tag als einer der wenigen Spieler einen Kasten Ensinger zurück ins Hotel. Es sind so Kleinigkeiten, die aber auf eine gute Erziehung, ein gutes Elternhaus schließen lassen und einen, der nicht meint, ihm gehöre die Welt und dass er etwas Besseres sei. Ich finde ihn einen klasse Burschen und hoffe inständig, dass er hier bei seinem Traumverein sein Glück findet und seine sportlichen Ziele erreichen kann. Es wäre ein Jammer, ihn verlieren zu müssen, nur, weil der Verein durch jahrelange Misswirtschaft an die Wand gefahren wurde. Natürlich steckt er im Formtief derzeit, ihn muss man aber stützen, weiß man doch, was er drauf hat. Läuft es in der Mannschaft wieder besser, spielen wir sicherer, kann auch er seine Stärken wieder besser ausspielen. Es ist immer schwer für einen Teenager die Bürde des großen Hoffnungsträgers zu tragen, der das Ruder herumreißen soll, verkehrte Welt bei uns, eigentlich sollten diesen Part die erfahrenen Spieler einnehmen…
Robin Dutt indes hat mit Serey Die, dem frischgebackenen Afrikameister, seinen ersten Neuzugang an Land gezogen. Anscheinend hatte er ihn schon zu seiner Freiburger Zeit auf dem Zettel, damals war er unbezahlbar. Da er bei seinem Ex-Club FC Basel in Ungnade gefallen ist, war er jetzt zum Schnäppchenpreis zu haben. Ihm eilt der Ruf des „Enfant terrible“ voraus, der immer „gut“ für eine rote Karte ist. Einige Szenen habe ich auch bereits vom Afrika-Cup gesehen, die das untermauern. Ich hoffe mal, dass er, der ja den europäischen aus Basel gewöhnt sein sollte, sich ein wenig zügelt, nicht dass er gleich wieder fehlt, bevor wir ihn richtig kennenlernen durften. Ein Spielertyp, der uns bisher fehlt, ist er auf jeden Fall, zweikampfstark, ein Kampfschwein und brutal schnell zudem und das trotz seiner schon 30 Jahre auf dem Buckel. Ich freue mich auf ihn und bin gespannt, wer aus unserem Hochgeschwindigkeitsmittelfeld für ihn weichen muss. Hoffentlich reicht es bereits für Hoffenheim, wenn er bereit ist. Wie man es vom VfB aber kennt, wird er sicherlich erst einmal einsam seine Runden an Clubheim drehen, anstatt mit der Mannschaft nach Sinsheim zu fahren. Ein Spielertyp, der uns gefehlt hat, ist er auf jeden Fall. Ob er auf Anhieb eine Führungsrolle einnehmen kann, wird man sehen. Verständigen kann er sich nur auf Französisch, aber, man weiß ja, die Fußballersprache ist international.
Die Rückrunde ist bereits wieder drei Spieltage alt. War es nun ein Fehlstart oder einfach nur dem schweren Startprogramm geschuldet? Einen Punkt mehr als zu Beginn des Jahres 2014 haben wir ja bereits gesammelt. Gegen Gladbach und Bayern rechnete ich jedenfalls schon vorher mit einer Niederlage. Gegen Gladbach fiel sie sogar knapper aus, als ich es befürchtet hatte. Der Beginn war katastrophal, so dass man schnell hätte in Rückstand liegen können, wenn nicht müssen. Danach wurde Gladbach dann schwächer, so dass das Spiel ausgeglichen war und sogar auch der VfB in Führung hätte gehen können. Just dann, als man nicht unbedingt mit der Gladbacher Führung rechnen musste, kam sie. Dämlich dabei, dass sich der VfB auskontern ließ. Irgendwie lernt die Mannschaft nicht aus den Fehlern der Vergangenheit. Dennoch hatte man noch Chancen und in der Nachspielzeit durch Georg Niedermeier DIE Chance schlechthin. Den muss er machen, unglaublich die Kugel aus vier Metern an die Latte zu hämmern. Dennoch war das Spiel ein Spiegelbild der Hinrunde. Unglaubliche Schwächen bei gegnerischen Standards und Konteranfälligkeit auf der einen, Harmlosigkeit im Angriff auf der anderen Seite, weil es eben so gut wie nie gelingt, hinter die gegnerische Abwehrreihe zu kommen. Dies verhindert zum einen das behäbige Spiel aus dem Mittelfeld, das oft beim eigenen anstatt beim gegnerischen Torwart endet oder technische Unzulänglichkeiten wie ungenaue Pässe oder Fehler beim Ballstoppen, die einem Angriff den Schwung nehmen. Das sind die sogenannten Basics, die ein Profi eigentlich drauf haben müsste.
Danach ging es nach Köln, endlich mal wieder, immer wieder ein Highlight die Atmosphäre in diesem Stadion und auch die Stadt. Die letzten sieben Bundesligaspiele in der Domstadt verlor der VfB nicht, zudem ist Köln nach dem VfB zweitschlechteste Heimmannschaft. Wenn nicht jetzt, wann dann, war man geneigt zu sagen, sollte es mit einem kleinen Befreiungsschlag klappen, zumal die nächsten Aufgaben gegen Bayern, in Hoffenheim, gegen Dortmund und in Hannover kaum einfacher werden dürften. Meine Hoffnung darauf bekam schon den ersten Dämpfer, als ich die Mannschaftsaufstellung vernommen hatte. Eine Offensive mit lediglich Sararer und Harnik fand ich von vornherein ein wenig dürftig und zeugte nicht unbedingt davon, dass man das Spiel unbedingt gewinnen wollte. Man hatte zwar durch Harnik und Leitner zwei Chancen, was aber in 90 Minuten insgesamt zu wenig ist. Weitere Offensivkräfte wie Ibisevic und Maxim wechselte Trainer Stevens erst in der 87. Und in der 90. Minute ein, so dass es schon den Anschein erweckte, Stevens wäre tatsächlich bei schwachen Kölnern mit dem 0:0 zufrieden, was ich nicht nachvollziehen konnte. Die Defensive stabiler aufzustellen als es Armin Veh tat, ist zwar ein probates Mittel, wenn diese neue Stabilität jedoch dann Offensivakteure und weitestgehend Offensivaktionen ausschließt, ist das Ganze nicht mit anzuschauen und zudem nicht sehr erfolgversprechend. Für mich war das folgerichtige 0:0 in Köln eindeutig zu wenig.
Dann kamen die Bayern. Auch wenn es nicht das befürchtete Debakel gab, auch für ein 0:2 und eine unerwartet gute Abwehrleistung gibt es keine Punkte. Die Bayern taten nicht mehr als nötig und siegten, so dass sie ihr Ziel erreicht hatten. Bereits nach dem Hinspiel gab es Pappenheimer, die sich dafür feiern lassen wollten, weil es kein Debakel gab, auch dieses Mal gab es überwiegend lobende Stimmen aus der Mannschaft. Ich lese, man habe Pech gehabt, wenig zugelassen usw. Einen Torschuss, den von Sakai, haben wir in 90 Minuten zustande gebracht, Manuel Neuer musste keinen einzigen Ball halten, so kann man einfach nicht gewinnen. Und wenn man sich dann bei dem 0:1 wie auf dem Bierdeckel ausspielen lässt, Ulle zudem zu weit vor dem Tor steht, liegt man eben zurück und es ist doppelt schwer noch etwas Zählbares zustande zu bringen. Dann noch das 0:2 und die Bayern konnten das Ergebnis kraftschonend verwalten. So waren alle zufrieden, der VfB dass ja die Abwehr so toll stand und die Bayern, weil sie ihren ersten Rückrundensieg mühelos einfahren konnten. Alle? Nein, ich war nicht zufrieden. Natürlich hatte ich nicht ernsthaft dran geglaubt, dass wir den Bayern weh tun könnten, aber, ich bin eben auch Zeitzeuge früherer Schlachten und gebe mich nicht damit zufrieden, als Sparringspartner lediglich ein blaues Auge und keinen K. O.-Schlag versetzt bekommen zu haben. Verloren ist verloren, wir dümpeln weiterhin mit 18 Punkten im Keller vor uns hin, uns fehlen weiterhin noch sechs Siege, um gute Chancen auf den Klassenerhalt zu haben.
Nur, gegen wen sollen die gelingen? Wir haben zwar einige direkte Konkurrenten noch zu Gast im Neckarstadion, ob das jetzt gut ist in Anbetracht von zuletzt sechs (!) Heimspielen ohne eigenes Tor, sei dahingestellt. Spiele, wie das in Köln, wo einem in Anbetracht der unterirdischen Leistung des Gegners die Punkte auf dem Silbertablett serviert werden, müssen ohne Wenn und Aber gewonnen werden, soll das zarte Pflänzchen Hoffnung weiter blühen. Ich versuche es, positiv zu denken und daran zu glauben, dass es Huub ein zweites Mal richten wird. Nur gibt es derzeit sehr wenig, das mir Hoffnung macht. Der VfB ist die Mannschaft in der Liga, die den langweiligsten und langsamsten Fußball praktiziert, für die der Spielaufbau ein Fremdwort ist und die aus ihren einfachen Fehlern einfach nicht zu lernen imstande ist. So wird es sehr, sehr schwer.
Ob es ausgerechnet an der Autobahnraststätte Sinsheim am Samstag die Wende geben wird? Hoppenheim ist zwar noch schlechter in die Rückrunde gestartet als der VfB, hat aber spielerisch weit mehr zu bieten als wir, so dass zu befürchten ist, dass wir einmal mehr der ideale Aufbaugegner für einen am Boden liegenden Gegner sind. In ähnlicher tabellarischer Situation setzte es dort im letzten Jahr ein sang- und klangloses 1:4, damals allerdings noch im Hurra-Stil mit Thomas Schneider an der Linie. Hoffnung macht mir allenfalls, dass das Stadion in weiß-roter Hand sein wird. Wie viele andere auch, habe ich mein Ticket beim Heimverein direkt bestellt. Auch Stand heute gibt’s da noch Tickets, so dass auch jetzt noch VfBler die Chance haben, sich an diesem Kontingent zu bedienen, greift zu! Ob die Mannschaft diese Unterstützung als Auftrag betrachtet oder sich wie in einem Heimspiel wähnt und dann nicht einmal mehr ein Tor zustande bringt, warten wir es ab. Im Grunde kann es nur besser werden!
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26. November 2013
Bilder von der Heimniederlage gegen Gladbach sind jetzt online. Auch wenn ich in Glasgow war, Bilder gibt’s trotzdem, da sich Anita erbarmt hat meinen Part zu übernehmen.
Wir haben das Spiel in der Horseshoe-Bar in Glasgow angeschaut. Da sonst kein weltbewegender Live-Sport zu dieser Zeit auf dem Plan stand und der Schotte an sich freundlich ist, hat sich der Barkeeper auf Anfrage gleich bemüht, den Sender zu finden, der unseren geliebten VfB überträgt. Auf BT Sport2 ist er dann fündig geworden. Verblüfft war ich gleich, dass, wie von Sky gewohnt, eine dreiköpfige Expertenrunde das Geschehen diskutieren würde. Da dieser Kick außer uns niemand in der Bar interessiert hat, kann ich auch nicht sagen, was diese Experten von unserem Gekicke hielten.
Ich jedenfalls war erst einmal bedient und ernüchtert. So erbärmlich unser Spiel, so chancenlos, so überlegen der Gegner. Da musste ich erst einmal schwer (das Lager weg-) schlucken, um wieder zum gemütlichen Teil übergehen zu können. Freitagspiele könnten so schön sein, wenn man gewinnt und sich wegen der verlorenen Punkte der Konkurrenz einen grinsen kann. Wenn man aber sang- und klanglos verliert, wenn man sich nach dem Spiel (mal wieder) an keinen ernsthaften Schuss erinnern kann, den der gegnerische Torwart parieren musste und das gegen einen Gegner, der uns binnen drei Jahren aber sowas von den Rang abgelaufen hat. Wenn der VfB auf einen gut organisierten Gegner trifft, ist Ratlosigkeit angesagt, weil wir weder ein Aufbauspiel von hinten noch ballsichere Spieler haben, die ein Spiel beruhigen können und die Anderen durch ihre Nervosität nicht anstecken. So habe ich wenig Hoffnung, dass sich in der Vorrunde noch die große Wende einstellt. Mit Leistungen wie zuletzt ist sowohl in Schalke und Wolfsburg, als auch zu Hause gegen den FC Bäh (Ende Januar) mit dem Schlimmsten zu rechnen. Umso wichtiger wären dazwischen Heimsiege gegen Hannover und Mainz, um nicht in gefährlicheres Fahrwasser abzudriften. Ich hoffe, dass Thomas Schneider das Team in Südafrika zusammenschweißen und einspielen kann und wir in der Rückrunde endlich mal seine Handschrift zu sehen bekommen. Bislang erinnert fast alles noch an tristeste Bruno-Zeiten, was aber eher als Kritik an Präsidium und Management denn an Thomas Schneider zu interpretieren ist, weil sie es versäumt haben, dem schleichenden Abwärtstrend (trotz Pokalfinale) zum 30.06. ein Ende zu bereiten.
Gladbach wird mein erstes und einziges Spiel der Vorrunde sein, das ich verpasst habe. Sowohl in der Turnhalle als auch bei VW bin ich dabei und hoffe, dass die Leistungen und Ergebnisse besser ausfallen mögen als mein Gefühl für den Rest des Jahres!
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