26. Juli 2019
Heute schreibe ich meinen ersten Blog, indem die Abwärtsspirale und Wahrheitsbeugungen der letzten Jahre unter Wolfgang Dietrich keine Rolle mehr spielen werden!
Genau zwei Monate ist es her, seit wir in der Alten Försterei zu Köpenick den ebenso verdienten wie bitteren Gang in die 2. Liga antreten mussten.
Persönlich traf mich der Abstieg nicht sonderlich, weil mein Herz für den VfB ligaunabhängig schlägt, weil man es mit 28 Punkten nicht verdient hat, in der Liga zu bleiben, und, weil auch in der 2. Liga ordentlich Fußball gespielt wird und die Wahrscheinlichkeit groß ist, das eine oder andere Spiel mehr zu gewinnen.
Der 2016 verwendetet Spruch „eine neue Liga ist wie ein neues Leben“ gilt freilich nun beim zweiten Abstecher kurz hintereinander nicht mehr. Man wird auf sehr viel Altbekanntes treffen. Neu sind lediglich Regensburg und Osnabrück, während wir mit Kiel und Wehen-Wiesbaden schon im Pokal die Klingen kreuzten. Das 0:5 in Dresden war 2016/2017 das einzige Spiel, welches ich (wegen einer Hochzeit) verpasste, so dass auch das relativ neu für mich sein wird, hat die „Arena“ mit dem alten Rudolf-Harbig-Stadion (bis 2007) doch nicht mehr viel gemein.
Dennoch freue ich mich auf so gut wie alle Grounds, die nicht so hochglanzpoliert sind wie in der Bundesliga und in denen oft noch einheimisches Bier und regionale Fleisch- und Wurstspezialitäten kredenzt werden können. Zudem haben wir wieder zwei echte Derbys vor uns, sparen Berlin aus und dürfen stattdessen gleich Mal in die schönste Stadt Deutschlands, nach Stuttgart natürlich, Hamburg.
Sportlich sehe ich uns nach meinen bisherigen Eindrücken hervorragend aufgestellt. Die Chemie zwischen Thomas Hitzlsperger, Sven Mislintat und unserem neuen Trainer Tim Walter scheint zu stimmen. Nach Dietrichs und Reschkes Größenwahn mit irrsinnigen Gehältern und Verträgen, ist Vernunft eingekehrt. Spieler werden nach Charakter und dem Willen, sich verbessern zu wollen ausgewählt und nicht, weil sie einst einen großen Namen hatten. Darauf wird geklotzt und nicht gekleckert. Der VfB hätte sicherlich die Möglichkeit, einen Großteil der Transfereinnahmen zu reinvestieren, will es unter der neuen Führung aber nicht, weil man zur Politik der kleinen Schritte zurückgekehrt ist und die Teamchemie nicht vergiften will.
Sollte sich bis zum 31.08. noch Handlungsbedarf ergeben, wird man immer auch handlungsfähig sein. Unter normalen Umständen aber, da bin ich ganz bei Sven Mislintat, sollte man mit diesem Kader oben mitspielen und wieder aufsteigen können.
Mit Vorschusslorbeeren sollte man, schon überhaupt, wenn das erste Spiel noch nicht einmal angepfiffen ist, sehr vorsichtig sein. Aber, wie ich Tim Walter bislang erlebt habe, kann ich nur bestätigen, welch sensationeller Typ er ist. Zuckerbrot und Peitsche im Training, er kann streng aber auch sehr herzlich sein. Er ist direkt, die Spieler wissen, woran sie bei ihm sind.
Ich denke, bislang gibt es keinen einzigen, der ein schlechtes Wort über ihn verlieren würde. Da wünscht man ihm gerade, dass man hier in Stuttgart einfach mal den handelnden Personen vertraut und nicht gleich alles in Frage stellt, sollte der Start holprig verlaufen.
Dass die ständige Abkehr von einer Philosophie kontraproduktiv ist und uns erst dahin gebracht hat, wo wir jetzt stehen, weiß man. Walter ist ein authentischer Typ, von sich und seinem System überzeugt, der „nur“ die richtigen Spieler braucht, die für ihn durchs Feuer gehen. Was das angeht, habe ich derzeit ein richtig gutes Gefühl, wurden doch sehr gute und charakterlich einwandfreie Typen geholt.
Oft werden Vergleiche zu Zorniger angestellt. Auch den habe ich gemocht, ihm hätte ich gerne mehr Zeit eingeräumt damals. Aber, diese beiden Trainer sind doch grundverschieden. Einzige Parallele ist vielleicht, dass beide einen sehr offensiven Ansatz wähl(t)en und es hinten das eine oder andere Mal nach Harakiri aussieht. Ansonsten schuf sich Zorniger von Anfang viele Feinde, bei der Journaille angefangen. Da ist Tim Walter ein anderer Typ. Zu jedem freundlich, zugänglich und mit dem Schalk mit Nacken. Im Gegensatz zu Zorniger möchte Walter überzeugen und die Leute mitnehmen, während Zorniger dies schon voraussetzte, allein weil er Alexander Zorniger war.
Ein ähnlich gutes Gefühl wie jetzt hatte ich beim letzten Zweitligaaufenthalt unter Schindelmeiser/ Wolf. Auch damals wurde mit den vorhandenen Mitteln verantwortungsbewusst umgegangen, auch damals war, zumindest nach dem kurzen Intermezzo von Jos Luhukay, ein relativ unerfahrener Trainer da, der die Leute einfangen und mitnehmen konnte.
Die jüngste Pressekonferenz von Tim Walter war ein Genuss und macht richtig Bock auf den Saisonstart. An die Auftritte an gleicher Stelle von Weinzierl und Korkut mag ich gar nicht denken, Schlaftabletten wäre noch zu freundlich ausgedrückt, wenn man den Vulkan Tim Walter dagegen erlebt.
In den sozialen Netzwerken lese ich viele Stimmen, die ihr Unverständnis darüber äußern, dass der VfB die immensen Transfereinnahmen nicht im Ansatz reinvestiert hat. Leute, wir sind 2. Liga, zumindest in dieser Saison. Für die nächste garantiert uns kein Mensch, dass wir dann wieder Bundesligaluft schnuppern.
Also ist die Devise zunächst, ein aufstiegsfähiges Team an den Start zu bringen, das nicht auseinanderzubrechen droht, sollte der direkte Wiederaufstieg verpasst werden. Da bin ich ganz bei der neuen sportlichen Leitung, schwäbisch konservativ mit dem zu kalkulieren, was dir die 2. Liga einbringt und, sollte der Aufstieg gelingen, nächste Saison wieder mehr zu investieren.
Mit der jetzigen Kaderzusammenzustellung und den Neuzugängen habe ich ein sehr gutes Gefühl. Zweitligaerprobte Spieler, die wissen wie der Hase läuft und bereit für den nächsten Schritt sind, junge fußballerisch starke Talente und eben auch erfahrene Spieler, die uns erhalten blieben.
Badstuber und Gomez bekam man schon allein wegen ihrer irrwitzigen Verträge und ihres Alters nicht los, wobei auch hier Tim Walter ganz der Pragmatiker ist und die Situation annimmt, wie sie ist. Mit Badstuber ließ er sich auf eine Machtprobe ein, dieser weiß jetzt, wer der Chef ist und Mario Gomez wird von Walter über den Klee gelobt, wie wichtig er für die Jungen sei, wie toll er seine Rolle annehme und wie froh er einfach sei, einen Mario Gomez in der Mannschaft zu haben.
Für mich ein extrem kluger Schachzug. Bis vor Kurzem empfand ich Gomez ob seines Gehaltes und seines Alters eher als Last für das Team, mittlerweile traue ich es ihm sogar zu, der Mann für die ganz wichtigen Tore in dieser Saison werden zu können.
Gonzalo Castro und Daniel Didavi werden ebenfalls sehr eingebunden, vor allem Letzteren habe ich schon lange nicht mehr so fit und so motiviert gesehen wie in der Vorbereitung. Da ich schon immer ein Faible für Dida hatte, würde ich mich freuen, wenn er dies alles auch in der Liga zeigt und vor allem verletzungsfrei bleibt.
Bei wieder anderen wie Kempf und Ascacíbar mache ich drei Kreuze, wenn sie am 01.09. noch da sind. Nicolás González, der mit Argentinien bei den panamerikanischen Spielen weilt und der von vielen bereits abgeschrieben ist nach seiner unglücklichen Saison, soll anscheinend auch ein Verkaufskandidat sein, zumindest jemand, der Begehrlichkeiten weckt und Millionen einbringen könnte. Bei ihm würde es mich freuen, wenn er einen zweiten Anlauf wagen würde, hält doch Tim Walter große Stücke auf ihn. Auch da vertraue ich dem Trainer, dass er ihn hinbekommen könnte.
Die Mischung passt meiner Ansicht nach, doch, entscheidend ist aber heute auf dem Platz. Zum Eingewöhnen weht ein Hauch von Bundesliga durch Cannstatt. Flutlichtspiel gegen den Mitabsteiger, weit über 50.000 Zuschauer, Exklusiv-Spiel auf Sky.
Zuvor gibt es bei hochsommerlichen Temperaturen die Karawane Cannstatt mit dem Motto „alle in Weiß“. Ich sag’s Euch gleich, mir zu heiß zum Mitlaufen. Bin froh, wenn die Karawane von dannen gezogen ist und die Cannstatter Wirte wieder hinterherkommen. Erst dann wird’s gemütlich, dann wird sich richtig eingestimmt, auf das heißeste Spiel des Jahres. Mein Tipp: 3:2!
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20. Mai 2017
Eine Ruhmestat war es nicht gerade, was der VfB da in Hannover abgeliefert hat, aber, diese knappe Niederlage sollte wider vorherigem Erwarten für den Aufstieg reichen, weil Arminia Bielefeld den bis dahin so konstanten Kontrahenten Eintracht Braunschweig mit 6:0 aus der Schüco-Arena schoss. Bereits jetzt legendär dazu, die Rede von Bielefelds Co-Trainer Carsten Rump, die er vor dem Spiel in der Kabine hielt und in der er an die Ehre seiner Mannschaft und die Verpflichtung den Fans und ihrer Familien gegenüber appellierte. Insbesondere der Part, indem er darauf verwies, dass seine Ansprache gefilmt werde, und sie an die Spielerfrauen weiter versendet werde, verlieh den Arminen offensichtlich Flügel.
Der mögliche, vielleicht sogar gemeinsame Aufstieg, in und mit Hannover beeinflusste unsere Reiseplanungen für dieses Spiel schon Ende Februar/ Anfang März diesen Jahres. Nachdem ein Bekannter den Vorschlag ins Spiel brachte, man könne doch in der Düsseldorfer Altstadt schon vorfeiern und von dort aus Sonntags nach Hannover fahren, hatte ich den genialen Einfall, dass man dann auch gleich aus Malle einfliegen könnte. Gesagt, getan!
Dass man das vor einem Spiel im Norden schon mal machen kann, haben zwei Gesichter unseres Niedergangs, nämlich Dutt und Kramny, im Vorjahr ja bereits vorgemacht. Der sportliche Ertrag danach war zwar bescheiden, immerhin aber ließen sie sich in den paar Tagen die Sonne auf den Bauch scheinen und konnten derart abschalten, dass sie hinterher den Schalter nicht mehr fanden.
Für die Nichtabstiegsbemühungen vom VfB war das Trainingslager am Ballermann daher eher kontraproduktiv, was jedoch nicht zwangsläufig für uns Fans gelten muss.
Im Gegensatz zur Absteigertruppe von damals nahmen wir unser Trainingslager bierernst. Zwischen Aue und Hannover konnten wir so unsere Gedanken sortieren, absolvierten intensive Einheiten im Bierkönig und führten anregende Gespräche, immer mit dem großen gemeinsamen Ziel des direkten Wiederaufstiegs vor Augen. Wir schworen uns auf die beiden letzten Herausforderungen in der 2. Liga ein und rüsteten uns für harte Tour nach Hannover, inklusive Rückfahrt mit dem Bus, sowie für die Fahrt auf dem Stuttgarter Partyfloß vor dem letzten Saisonheimspiel gegen die Würzburger Kickers.
So schlugen wir also Mittwochabend unser Trainingslager auf Mallorca auf und flogen leicht übernächtigt am Sonntag früh, Abflug 8.15 Uhr, direkt weiter in die Leinestadt.
Dort angekommen hatte unser auf Malle überraschend zu uns gestoßener Tonga-Tonga-Mann einen Bekannten organisiert, der uns VIP-Shuttle-like mit einem Mercedes Vito mit Ledersitzen und genügend Raum für uns vier und unser Gepäck, vom Flughafen abholte.
Auf dem Wagen prangte auf beiden Seiten das 96er-Wappen, doch drinnen lief uns zu Ehren „VfB, ein Leben lang“. Die Logistik also perfekt, fuhren wir in die Stadt, bekamen gar noch eine Stadtrundfahrt inklusive Erklärungen zu einigen Gebäuden geboten, genossen die Aussicht auf das Stadion vom Maschsee aus und fanden unser Ziel schließlich im Waterloo-Biergarten unweit des Stadions. Nach gut und reichlich Speis und Trank begaben wir uns dann auf den Weg zu den Fanbussen, um unser Gepäck loszuwerden.
Das war schon einmal die erste nette Begegnung mit einem Hannover-Fan, weitere sollten folgen. Unsere Plätze hatten wir auf der Osttribüne, von der aus man gut in beide Fankurven fotografieren kann. Da Hannover 96 für dieses Spiel der beiden Top-Aufstiegsfavoriten am vorletzten Spieltag keine Probleme hatte, das Stadion „nur“ mit 96-Fans voll zu bekommen, wurden Karten lediglich in norddeutsche Postleitzahlengebiete verkauft und es den VfB-Fans somit erschwert, an Karten in anderen Bereichen zu kommen.
Da ich einen Bekannten habe, der bei Hannover 96 beschäftigt ist, klappte es bei uns mit Tickets schon über den Mitgliederverkauf des Gastgebers.
Daher saßen wir also, wie in jedem Jahr, auf der Osttribüne, dieses Mal nicht so mittig wie sonst, inmitten von Hannover 96 Fans. Verstreut sah man zwar VfBler um uns herum, jedoch bei weitem nicht so viele, wie da gewesen wären, hätte man sich aus Stuttgart aus unbegrenzt mit Karten eindecken können.
Hannover gehört seit dem Umbau des Stadions zu meinen Lieblingsspielen. In den 80er-Jahren, also lange Zeit vor Billigfliegern, ICE, Socialmedia und Onlinepreisvergleichen, war Hannover DAS „Graue-Maus-Spiel“ schlechthin, wo ich eigentlich nur mal zugegen war, wenn es einen gerade ohnehin in den Norden verschlagen hatte. Ich kann mich an ein tristes 0:2 im Februar 1989 erinnern, 15.000 Zuschauer im alten zugigen Niedersachsenstadion, geschätzt kaum mehr als 100 Unentwegte im Gästeblock. Damals war Hannover noch so etwas wie die Höchststrafe für einen Fan.
Doch, das ist lange her, seitdem hat sich Hannover herausgeputzt. Das zur WM 2006 umgebaute Stadion ist zu einem Stimmungstempel geworden, wenn denn alle auch mitmachen und an einem Strang ziehen. Die kühlen Norddeutschen können ganz schön aus sich herausgehen, wie man in jenen Zeiten gesehen und gehört hat, als Hannover international vertreten war.
Als die Ultras im Clinch mit Klub-Mäzen Martin Kind lagen und demonstrativ Spiele der Profis mieden und nur die Amateure unterstützten, war die Atmosphäre eher gespenstisch. Das hat sich wieder gebessert, wenngleich die „Kind muss weg“-Rufe wohl nie verstummen werden, solang der Hörgeräte-Fabrikant durch sämtliche Hintertürchen versucht, die 50+1-Regel zu kippen und zu untergraben. Am Sonntag sollte dieser schwelende Konflikt, ebenso wie der Schatten, den unsere außerordentliche Mitgliederversammlung am 01.06. vorauswirft, kein Thema sein und alles dem Ziel des direkten Wiederaufstiegs untergeordnet werden.
Wir freundeten uns sogleich mit unseren direkten Nebensitzern an und stellten schnell fest, dass aktive Fußballfans doch auf einer Wellenlänge funken, auch wenn sie verschiedene Farben tragen. Einer der drei 96er war früher Mitglied der inzwischen aufgelösten Hannoveraner Ultras-Gruppierung Brigade Nord 99. Schnell stellten wir fest, dass wir einen gemeinsamen, mich betreffend durch Mail-Kontakt, Bekannten haben, dem ich vor einigen Jahren zwei Mal Bilder für den Ultras-Jahreskalender zur Verfügung stellte. So klein ist die Welt.
Die Chemie stimmte also, das Bier floss in Strömen, musste nur noch das (für beide Seiten!?) passende Ergebnis her. Von der Atmosphäre im Stadion war ich auch am Sonntag wieder begeistert, und das beide Fankurven betreffend. Einmal mehr ein Spiel, dessen äußerer Rahmen bundesligareif war, weshalb ich auch beiden Vereinen den Aufstieg gönne.
Nach dem jahrelangen Herumdümpeln in der Abstiegszone der Bundesliga gab es nicht wenige Fanszenen, die uns schon lange den Abstieg an den Hals wünschten. Deren Wunsch wurde dann ziemlich genau einem Jahr (endlich) erhört, doch, dieselben höre ich jetzt rufen, dass sie uns wieder herbeisehnen, weil ein adäquates Gegenüber im Gästeblock und dessen Auftritte für so manchen in der Kurve eben doch mehr wiegen, als die bloßen Darbietungen auf dem Platz. Fast schon neidisch blickte da so manche Kurve der Bundesliga hinab in die 2. Liga, die der VfB bereicherte wie kaum ein Absteiger zuvor. Wir füllten die Stadien, ob daheim oder auswärts, während man bei Bundesligaübertragungen leere Ränge wie schon Jahre nicht mehr ausmachen konnte.
Ähnlich wird es wohl auch mit dem Wunsch nach dem Abstieg des HSV ablaufen. Was man an ihm hat, merkt man erst, wenn er tatsächlich einmal nicht mehr da ist. Mir persönlich würde es schon genügen, wenn sie diese unsägliche Uhr endlich abmontieren würden, das Auswärtsspiel im Volkspark möchte ich auf keinen Fall missen.
Der VfB trat in Hannover mit derselben Aufstellung an wie schon in der Vorwoche beim 3:0 gegen Erzgebirge Aue, also auch mit Florian Klein in der Startelf. Von Beginn an war vom Elan der vorigen Wochen, in denen man immerhin fünf Siege in Folge einfuhr, wenig zu sehen. Die Bemühungen um Spielkontrolle wurden von den 96ern energisch gestört, was zu vielen Ballverlusten und ersten Chancen für Hannover führte. Die Mittelfeld-Zentrale der Niedersachsen um Anton und Bakalorz zog den VfB-Bemühungen um ein kontrolliertes Spiel nach vorne schnell den Zahn, während Terodde bei Salif Sané in (für uns nicht so) guten Händen und kaum ins Spiel eingebunden war. Die Passwege waren zugestellt, so dass auch Maxim nicht so zur Geltung kam wie in den letzten Wochen. Der VfB kam in der ersten Hälfte lediglich zu einem (!) Torabschluss durch Brekalo und fing sich zu allem Überfluss kurz vor der Pause auch noch den Rückstand ein.
Felix Klaus, der auch schon im Hinspiel für den endgültigen Knockout gesorgt hatte, lief unbehelligt übers halbe Spielfeld, ehe ihm Timo Baumgartl mehr Geleitschutz gab, als dass er ihn angriff. Dieser kam dann mühelos zum Abschluss und ließ auch Mitch Langerak bei seinem Schuss an den Innenpfosten keine Abwehrchance.
Überschwänglicher Jubel machte sich bei den 96ern breit, zumal zu diesem Zeitpunkt Bielefeld bereits mit 2:0 gegen Eintracht Braunschweig führte und man damit den Lokalrivalen nicht nur überholte sondern auch distanzieren konnte. Den Druck hatten nämlich mal wieder die Anderen, nämlich Hannover 96, die dieses Spiel unbedingt gewinnen mussten, während dem Brustring bereits ein Unentschieden genügt hätte. Dies ließ sich auch durchaus am Engagement auf dem Platz erkennen. Während die Hannoveraner um ihr Leben rannten, ging der VfB im Wissen, im nächsten Spiel noch einen zweiten Matchball in der Hinterhand zu haben, (zu) relaxed an die Sache heran.
Im Fußball gibt es immer wieder Gegner, die einem „ums Verrecken“ nicht liegen. In dieser Saison war Hannover ein solcher. Schon im Hinspiel war ein eklatanter Leistungseinbruch gegen die Niedersachsen zu beklagen und auch am Sonntag beim Rückspiel war nichts zu sehen von dem, was den VfB in den Wochen zuvor stark gemacht hat. Wenn an der Floskel, dass man nur so gut spielen kann, wie es der Gegner zulässt, etwas dran sein sollte, dann trifft dies auf die beiden Begegnungen gegen 96 komplett zu. Hannover ließ den VfB nicht zur Geltung kommen und offenbarte im Umschaltspiel, dass der VfB im Defensivverhalten von einer Bundesligatauglichkeit weit entfernt ist.
Die Körpersprache bei Hannover sah anders aus als die vom VfB. Martin Harnik, über den man sagen kann, was man will, merkte man es, wie auch schon im Hinspiel, an, dass er gewillt war, es seinem langjährigen Arbeitgeber und auch seinen Fans, die ihn zum Schluss mit Schimpf und Schande davon gejagt hatten, zu zeigen. Er legte jenes Engagement an den Tag, welches man sich von seinem Freund und unserem Kapitän Christian Gentner gewünscht hätte. Wie immer, wenn es beim VfB nicht läuft, tauchte dieser nämlich gänzlich unter und ergab sich, wie die gesamte Mannschaft, seinem Schicksal.
Unter Breitenreiter sind die 96er noch stabiler geworden und lassen wenige Torchancen des Gegners zu. Da reicht es dann eben nicht mit halber Kraft ins Spiel zu gehen und abwartend zu agieren. Das Team wirkte, als hätte es schon beim Anpfiff die Hosen voll gehabt, was neuerdings charmanter so formuliert wird, der VfB habe übergroßen Respekt vor dem Gegner gehabt.
Hannover kaufte dem VfB den Schneid ab, weil es gieriger, williger, bissiger, ja, auch motivierter wirkte und sich vor allem vor keinem Zweikampf scheute. Mit zunehmender Spieldauer, als das Braunschweiger Debakel Konturen annahm, kam hinzu, dass es der Stuttgarter Bequemlichkeit ganz entgegen kam, dass ein 0:1 gar kein ganz so schlechtes Ergebnis mehr war. Wozu sich also noch extrem schinden, wenn man auch mit dieser knappen Niederlage so gut wie durch ist?
War es einfach nur intelligent, die Hannoveraner nicht mehr als nötig zu reizen und sich mit ihnen auf den knappen Sieg quasi zu einigen, oder war es die noch immer latent vorhandene Bequemlichkeit, gerade mal so viel zu tun, wie unbedingt erforderlich ist? Wäre man mehr Risiko gegangen und hätte sich auskontern lassen, wäre dem Team von Hannes Wolf mit Sicherheit Dummheit unterstellt worden.
Ich sehe beides gegeben! Für die Verantwortlichen zählt sicherlich in erster Linie die Tabelle, die uns vor dem letzten Spiel in einer ausgezeichneten Ausgangsposition ausweist. Und doch gilt es, dem Verein die Mentalität auszutreiben, immer nur das Notwendigste zu tun, anstatt nach dem maximal Möglichen zu streben. Mit ein wenig mehr Willen, sich dem Gegner zu stellen und sich gegen ihn zu stemmen, wäre durchaus die Chance da gewesen, den Sack auch schon letzte Woche zuzumachen.
Ich anerkenne die Leistung der Hannoveraner zwar und sehe es auch so, dass es keine Schande war, gegen sie zu verlieren. Die Art und Weise aber, wie die Mannschaft in diesem ersten Endspiel aufgetreten ist, ärgert mich trotzdem immer noch sehr.
Wenn man die Chance hat Großes zu erreichen, wenn trotz erschwerter Kartenvergabe zwischen 8.000 und 9.000 Fans die weite Reise auf sich nehmen, dann hätte ich schon ein Mehr an Konzentration, Engagement und Siegeswillen erwartet. Es war über weite Strecken eine lethargische Vorstellung, so dass es am Sieg der 96er überhaupt nichts zu deuteln gab, im Gegenteil, hätte nicht Mitch Langerak einen so guten Tag gehabt, hätte die Niederlage noch deutlich höher ausfallen können.
Am Ende jubelten die Hannoveraner, als hätten sie die Meisterschaft gewonnen, während es auf VfB-Seite doch eher verhalten zuging und der Frust über die Leistung der Mannschaft überwog.
Vielleicht weil wir inmitten der Jubelarien saßen und unseren neuen Bekannten den Sieg auch durchaus gönnten, verließ ich das Stadion mit einer anderen Gefühlslage als wohl die meisten, die im VfB-Bereich standen. Auch ich hatte da zunächst in erster Linie die Tabelle im Blick und hier hat der VfB, trotz der Niederlage, sein Saisonziel zu 99,9% erreicht. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, ließen wir uns jetzt noch die Butter vom Brot nehmen. Faktisch sind wir so gut wie durch, die Freude darüber überwog zunächst einmal.
Jan Schindelmeiser und Hannes Wolf ordneten den Auftritt selbst schon richtig ein und werden dafür sorgen, dass im Team, das am Sonntag gegen Würzburg am Start ist, kein Einziger mit dem Bewusstsein den Rasen betritt, schon durch zu sein und nicht mehr alles geben zu müssen.
Das Hinspiel gegen die Würzburger Kickers, das gleichzeitig auch der letzte Sieg der Unterfranken war, sollte Warnung genug sein, dass man mit halber Kraft gegen keinen Gegner dieser Liga bestehen kann. Der VfB muss Revanche nehmen und Würzburg schlagen, damit wir erst gar nicht mit Rechenspielen beginnen müssen. Hannover 96 hat die deutlich schwerere Aufgabe beim SV Sandhausen zu bewältigen und muss dort in den gesperrten Prib und Harnik auf zwei Leistungsträger verzichten. Wie schwer diese Aufgabe wird, dürfte davon abhängen, ob Sandhausen, das seit dem vorigen Spieltag gerettet ist und für das es also um nichts mehr geht, bereit ist, an die Schmerzgrenze zu gehen und sich ordentlich von seinem Anhang in die Sommerpause zu verabschieden.
Dass man sich gegen Ende der Saison, wenn einige Vereine nur noch um die goldene Ananas spielen, am besten nur auf sich selbst verlässt, weil kuriose Ergebnisse an der Tagesordnung sind, wurde uns schon einige Male schmerzhaft vor Augen geführt. Die Mutter aller Wettbewerbsverzerrungen erlebten wir 2004, als am vorletzten Spieltag der schon feststehende Meister SV Werder Bremen im Vollsuff gegen Bayer Leverkusen, mit denen wir noch um den Einzug in die Champions League rangen, zu Hause 2:6 unterlag.
So ist es auch sehr ungewiss, was man vom KSC in Braunschweig erwarten darf. Die Braunschweiger werden sich in der Pflicht sehen, Wiedergutmachung für das 0:6 zu betreiben und versuchen, durch frühe Tore die Kontrahenten unter Druck zu setzen. Was man vom Gegner und hoffentlich nicht Sparringspartner Karlsruher SC dort halten kann, wird man sehen. Reißt sich der seit langem feststehende Absteiger noch einmal zusammen und nimmt am Spiel teil oder sehen die Badener dieses Spiel als willkommene Gelegenheit, dem Erzrivalen eins auszuwischen und gehen 0:10 unter?
Da alle Spieler um neue Verträge und für neue Vereine vorspielen wollen, glaube ich nicht, dass sie sich bewusst abschießen lassen. Dennoch, der VfB wäre am Sonntag gut beraten, die Sache selbst zu regeln und sich die Radkappe, die es in der 2. Liga für den Meister gibt, aus eigener Kraft zu sichern. Dann fühlt sich auch sicher der Aufstieg, den man vor Wochenfrist noch nicht zu feiern bereit war, besser an und man geht mit einem guten Gefühl in die Sommerpause.
Jetzt, wo die Konstellation ist, wie sie ist, hat natürlich der Tickethandel zu überhöhten Preisen Hochkonjunktur. Anfang April fand der Mitgliedervorverkauf beim VfB statt. Jeder, der einigermaßen in der Fanszene vernetzt ist und jemanden kennt, der jemanden kennt, der Mitglied ist, hatte damals die Chance, Tickets zu regulären Preisen zu ergattern.
Den meisten, die jetzt angekrochen kommen, unterstelle ich, dass es sich zu 90% um „Feierbiester“ handelt, die auf einmal dabei sein wollen, wenn die große Party ansteht und die den VfB in den letzten Jahren links liegen gelassen haben. Mit solchen habe ich keinerlei Mitleid und kann nur sagen, geht auf den Wasen und habt Spaß.
Wenn aber einige dieser Leute jetzt auf die Idee kommen, sich in den als „GÄSTEBLOCK“ deklarierten Bereich der Würzburger einzunisten und im Block eines gerade abgestiegenen Vereins ihre Aufstiegsparty feiern möchten, fehlt mir jegliches Verständnis.
Diese Leute legen eine egoistische Denkweise an den Tag und lassen jeglichen Respekt vor dem Gegner vermissen. Wenn man das Treiben in den Ticketbörsen verfolgt, ist mit solchen „Fans“ zu Hunderten zu rechnen. Ich hoffe sehr, dass schon am Einlass knallhart, notfalls mit Ausweiskontrollen, kontrolliert und ausgesiebt wird und diejenigen, die es in den Block hinein schaffen, Bekanntschaft mit „härteren“ Würzburger Jungs machen. Anders haben es diese Trottel nicht verdient.
Vor einem Platzsturm indes, im Falle des Titelgewinns, bittet der VfB abzusehen. Die Zeiten haben sich geändert. Mit 1992 ist die Situation zum einen nicht zu vergleichen, weil der Sturm schon vor dem offiziellen Schlusspfiff erfolgte und weil der Sicherheitswahn damals bei weitem noch nicht so ausgeprägt war. In die heutige Zeit projiziert hieße das wohl Spielwiederholung und eine Strafe, die sich gewaschen hat. Das muss nicht sein, zumal diejenigen, die jetzt dazu aufrufen, der Bitte vom Verein nicht nachzukommen, wohl in erster Linie die Intension haben, selbstdarstellerisch Selfies auf dem Platz zu schießen.
Mir ist es schon deshalb nicht nach einem Platzsturm, weil wir nicht Deutscher Meister werden, sondern „nur“ aufsteigen werden. Der Aufstieg war Pflicht und ist so etwas von selbstverständlich, wenn man sich nur die Budgets der Liga anschaut und sieht, mit welch ungleichen Mitteln dort ums Überleben gekämpft wird.
Dass man jedes Spiel dennoch seriös angehen musste und gegen fast jeden Gegner auch verlieren hätte können oder verloren hat, steht außer Frage. Da möchte ich die 2. Liga nicht kleiner reden, als sie ist, zumal die Umstellung auf die Liga für langjährige Bundesligarecken nicht ganz so einfach war.
Doch, man durfte, ja man musste sogar nach Jahren des Niedergangs und des Missmanagements vom Verein erwarten können, dass eine Mannschaft an den Start gebracht wird, die das Zeug zum direkten Wiederaufstieg hat. Alles andere wäre schlicht nicht vermittelbar gewesen.
Ich habe drei Meisterschaften gefeiert, einen Pokalsieg, zwei weitere Finals in Berlin erlebt und durfte zwei europäischen Endspielen beiwohnen. Diese Erfolge waren alle weniger selbstverständlich als dieser Aufstieg. Daher drehe ich nach Schlusspfiff gewiss auch nicht durch und bin von einem Platzsturm genauso weit entfernt wie der VfB derzeit von seiner sechsten Deutschen Meisterschaft.
Richtig feiern werde ich zum Ende der nächsten Saison, wenn der VfB es tatsächlich geschafft haben sollte, die letzten Bundesligajahre vergessen zu machen.
Wenn wir eine Mannschaft sehen, die körperlich und geistig fit genug ist, den Anforderungen der Bundesliga gerecht zu werden.
Eine Mannschaft, die nicht als Kanonenfutter zu den „Großen“ reist, sondern auch dort zu punkten imstande ist, wenn man, um in Wolfs Worten zu sprechen, „das Momentum“ auf seiner Seite hat.
Ich feiere dann, wenn wir nicht mehr um die 30-Punkte-Marke herum krebsen und uns daran ergötzen, dass es drei noch schlechtere Teams in der Liga gibt, sondern wenn der VfB aus seinen Möglichkeiten das Maximum herausholt und in jedem Spiel zumindest alles gegeben hat.
Wird die Mannschaft weiter punktuell und intelligent verstärkt und bewahrt die Spielstärke, die in Phasen in dieser Saison immer wieder aufblitzte, traue ich es dem Team zu, eine gute Rolle in der Bundesliga zu spielen und am Ende Platz 7-10 anpeilen zu können. Ich habe die große Hoffnung, dass wir gestärkt aus dem Abstieg hervorgehen und in ein paar Jahren davon sprechen, der Abstieg sei das Beste gewesen, was dem VfB hat passieren können.
Natürlich nehme ich die Feierlichkeiten am Sonntag auch gerne mit und werde ausnahmsweise auch ein Bierchen mehr darauf trinken. Los geht es bereits um 9 Uhr mit dem Treffen zur Fahrt auf dem Partyfloß. Dann freue ich mich auf das Spiel und die (hoffentlich) anschließende Feier im Stadion.
Den Cannstatter Wasen einschließlich womöglich wieder den Fanta 4 und der Präsentation der Mannschaft wird man als Stadiongänger zwar wohl vergessen können, weil auf dem Gelände lediglich 60.000 Menschen zugelassen sein sollen.
Bedauerlich zwar für uns und nicht zu ändern und doch wirft es wieder die Fragen auf, was der Stadt Stuttgart die Menschen wert sind, wenn sie just für den Tag des wahrscheinlichen Aufstiegs in der Innenstadt eine Radsternfahrt genehmigt.
Zum Public Viewing wird mit 30.000 bis 40.000 Besuchern gerechnet, plus jene 60.000 im Stadion, plus sicherlich vielen, vielen, die das Spiel in Sportsbars oder zu Hause anschauen und nach Spielende auch noch zum feiern gen Wasen strömen werden, um diese hautnah in sich aufsaugen zu können.
Am Ende könnte man hier locker mit 150.000 Leuten konfrontiert sein, mit denen der Stadt ihre Organisation um die Ohren fliegen dürfte.
Wie schon bei abgesagten Public Viewings zu Welt- und Europameisterschaften in den letzten Jahren wird dabei von einem Minimum an Interessierten ausgegangen und sich davor gescheut, in Vorleistung zu gehen und alleine durch eine perfekte Organisation Leute zu mobilisieren. Anschauen werde ich es mir trotzdem mal und lasse mich auch gerne positiv überraschen. Bislang aber ließ die Organisation, wenn Stadt und VfB etwas gemeinsam ausrichteten, stets zu wünschen übrig. Viel zu wenig Platz, viel zu wenig Bierstände, viel zu wenig Toiletten und ein Gedränge sondergleichen. 2007 hat mich das noch aufgeregt, als kein Durchkommen war, morgen, zur Feier der 2. Liga-Meister, nehme ich es, wie es kommt, notfalls werden eben die umliegenden Gastronomiebetriebe unterstützt.
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13. Dezember 2016
Nach der Rückkehr aus Aue und den Erlebnissen dort und bei den anderen Auswärtsspielen im Laufe dieser 2. Liga-Saison machte sich (zugegeben scherzhaft) in der Woche eine Stimmung breit, ob es nicht viel schöner wäre, in den Niederungen der 2. Liga weiterhin zu verweilen und der Bundesliga nicht besser die kalte Schulter zu zeigen.
Hier ist Tradition Trumpf, hier riecht man noch den Schweiß der Spieler, hier wirkt alles improvisiert und nicht auf Hochglanz getrimmt, hier ist das Stadionbier günstiger, die Wurst vom ortsansässigen Metzger und nicht vom überregionalen Caterer, hie und da backt die Präsidentengattin noch den Kuchen und der Spirelli-Topf in Aue ist hausgemacht.
Die 2. Liga rockt, die 2. Liga ist wirklich geil. Man kassiert höchstens alle zehn Spiele eine Klatsche wie jene in Dresden, man fährt nicht alle zwei Wochen wie ein gebeutelter Hund von einem Auswärtsspiel zurück. Da die Qualität in der Liga schwer zu wünschen übrig lässt, gewinnt man viele der schlechteren Spiel, so dass man beinahe dauergrinsend durch diese neue Zweitliga-Welt huscht.
Außerdem, auch wichtig für die geschundene VfB-Seele, wir haben noch nicht einmal Weihnachten und der Klassenerhalt ist schon beinahe perfekt. Wann gab’s das zuletzt?
Einziger Wermutstropfen sind die fanunfreundlichen Anstoßzeiten, die es vor allem den auswärtigen VfBlern schwierig machen, alle Spiele besuchen zu können. Und doch war das Neckarstadion für ein Montagabend-Spiel auch gestern wieder respektabel gut gefüllt.
So stellt sich durchaus die Frage, ob wir diese geile Welt wegen eines Aufstiegs im Mai schon wieder verlassen wollen, oder ob wir es uns doch nicht lieber im Unterhaus länger bequem machen sollen.
Schon einige Jahre wurden wir VfB-Fans von einem Übergangsjahr zum nächsten vertröstet, um uns später eintrichtern zu lassen, dass der brutalen Qualität der Liga mehr Demut entgegenzubringen sei und wir uns vor Augen führen sollten, wo wir denn her kommen. Es wurden keine sportlichen Ziele mehr ausgegeben und das Geld stand über der Qualität der Mannschaft. Die einzigen Ziele waren auf Verhinderung ausgerichtet, nicht aber darauf, etwas erreichen zu können.
Ich hatte verstanden, seit geraumer Zeit wurde für mich der sportliche Erfolg immer zweitrangiger, Hauptsache, ich hatte Spaß. Da die fußballerischen Darbietungen diesen selten brachten, waren die Hin- und Rückfahrten und das Meet and Greet mit den Leidensgenossen am Stadion die eigentlichen Highlights der Touren mit dem VfB. So erlebte ich die Bundesliga in den letzten Jahren, nun, in der 2. Liga ist der Spaß am Drumherum geblieben, durch die gestiegene Anzahl von Siegen kam allerdings der Spaß im Stadion und am Fußball zurück, wie geil ist das denn?
Möchte ich diese neuen Glücksgefühle wirklich aufs Spiel setzen? Wieder zurück in die Hochglanzliga, in der es bei der Hälfte der Spiele nur noch um die Höhe der Niederlage geht? Wo mittlerweile bald 30 Punkte als die erstrebenswerte Marke gelten, weil das die Punkte sind, die sich die wenigen Abstiegskandidaten untereinander abnehmen?
Nein, will ich nicht! So jedenfalls nicht. Wenn der VfB aufsteigt, muss gewährleistet sein, dass man sich auch noch von den allerletzten Altlasten befreit hat, dass eine spielintelligente Truppe die Vorgaben des Trainers umsetzt, sie hungrig ist und auch in Drucksituationen mit dem Ball umzugehen weiß. Dem bisherigen Saisonverlauf nach zu urteilen sind wir davon meilenweit entfernt, so dass ein Aufstieg zu früh käme, wenn nicht in der Winterpause (und im Sommer nochmal) radikal nachgebessert wird.
Der VfB versucht seit geraumer Zeit durch Regionalversammlungen und #vfbimdialog näher an die Fans heranzurücken und fährt seit der Mitgliederversammlung einen bemerkenswerten Kuschelkurs.
So stimmt man nun in den Tenor mit ein, dieser geilen Liga nicht zwangsläufig nach nur einem Jahr schon wieder den Rücken zukehren zu müssen. Christian Gentner hat das noch nicht ganz verstanden, wenn ihm Platz zwei erstrebenswerter erscheint, als der Platz an der Sonne, denn, auch als Zweiter „müsste“ man wieder hoch. Und selbst der neue Präsident Dietrich verkündete jüngst, ein zweites Jahr in der Traditionsliga wäre überhaupt kein Problem. Dann sind wir uns ja einig!
Die Mannschaft, die gegen Hannover 96 auf dem Platz stand, nahm diese Steilvorlage dankend an und legte ein Kollektivversagen vom Feinsten an den Tag. Wie immer, wenn man die Zügel zu locker lässt und die Truppe für irgendetwas lobt, greift sie wieder um sich, die alte Bequemlichkeit.
Weshalb auch den Schwung mitnehmen und gegen 96 einen Bigpoint im Kampf um den Aufstieg landen? Da blamiert man sich doch lieber zur Prime-Time vor ganz Fußball-Deutschland bis auf die Knochen und liefert weitere Argumente, weshalb man einfach Angst haben muss, lediglich als Kanonenfutter für die „Großen“ aufzusteigen.
Ich möchte die Leistung der Niedersachsen in keinster Weise schmälern, an deren verdientem Sieg gibt es überhaupt nichts zu deuteln.
Und doch hätte man mit einer derartigen Auf- und Einstellung wohl gegen jeden anderen Ligakonkurrenten auch verloren. Vom VfB sah man nichts, aber auch rein gar nichts, was es rechtfertigen würde, Ansprüche auf die Aufstiegsplätze zu erheben. Das komplette Spiel war gespickt von Stock- und Abspielfehlern, ich kann mich an keinen gut vorgetragenen Angriff erinnern, alles nur Stückwerk und auf Kommissar Zufall ausgerichtet. Obwohl die Temperaturen weiß Gott nicht so frostig waren wie zuletzt gegen den Club und in Aue wirkte es auf mich, so, als wären einige Protagonisten auf dem Platz festgefroren, weil sie den Aktionsradius einer Schildkröte an den Tag legten und dem Hannoveraner Pressing nichts entgegen zu setzen hatten.
Kapitän Gentner (wenigstens in dieser Statistik geht er vorneweg) fabrizierte fast doppelt so viele Fehlpässe wie der Zweite in dieser unrühmlichen Rangliste und hätte bereits während der ersten Hälfte ausgewechselt gehört, weil er einfach völlig neben sich stand. Immerhin, sein Ziel, Platz zwei, hat er an diesem Abend erreicht.
Das Paradoxon war dann schließlich, dass wir trotz dieser unterirdischen Darbietung gar noch gewinnen hätten können, wenn Daniel Ginczek seine Hundertprozentige kurz nach seiner Einwechslung verwertet hätte. Dies wäre des Guten eindeutig zu viel gewesen, wenngleich wir natürlich auch einen unverdienten Sieg dankend mitgenommen hätten. Aber, auch ein Punkt wäre Gold wert gewesen, um Hannover in der Tabelle auf Distanz zu halten.
Ob diese Denke, dass ein Punkt gegen „die Angreifer von der Leine“ durchaus genug sein würde, Hannes Wolf zu dieser vorsichtigen, um nicht zu sagen ängstlichen Aufstellung veranlasste? Die Vermutung liegt nahe. Wir begannen mit einer Fünfer-Abwehrkette, die bei Ballbesitz zu einer Dreier-Kette werden sollte und opferten dafür einen (kreativen) Zehner.
Ob Özcan oder Maxim, einen ballsicheren Mann mit Spielmacherqualitäten hätte es gebraucht, um selbst initiativ zu werden und nicht ständig am hinterherlaufen zu sein. Wenn dann auch noch Großkreutz und Insúa einen rabenschwarzen Tag erwischen, Zimmermann wie Falschgeld herumläuft und Gentner nur durch Ballverluste auffällt, läuft das Spiel von Beginn in die falsche Richtung.
Schon die frühe Führung resultierte mehr aus einem glücklichen Gestochere heraus, als dass der Treffer herausgespielt gewesen wäre und war zu diesem Zeitpunkt bereits glücklich.
Harnik hatte kurz davor die Chance zur Führung, als Großkreutz das Abseits aufhob, er jedoch über seine eigenen Beine fiel. Dass er bei dieser Aktion hämisch ausgelacht wurde, war zu erwarten, stachelte ihn jedoch zusätzlich an, so dass er kurze Zeit später zur Stelle war und den Ausgleich markierte.
Ich kann wenig damit anfangen, dass nahezu jeder Ex-Spieler von uns, wenn er auf der anderen Seite aufläuft, gnadenlos ausgepfiffen wird. Mir ist er in dem Moment egal wie jeder andere Spieler des Gegners auch. Dass man einigen Spielern, die mit dem VfB abgestiegen sind und nur deshalb das Weite suchten, Söldnertum vorwirft und sie in Stuttgart nicht mehr wohlgelitten sind, ist verständlich. Aber, bei Martin Harnik ist der Fall eben anders gelagert, weil sein Vertrag ausgelaufen war und es bereits vor dem Abstieg feststand, dass dieser nicht verlängert wird, was nicht (nur) von Harnik ausging. Man wurde sich nicht mehr einig, ein ganz normaler Vorgang im Bundesligageschäft also.
Nach dem Ausgleich hatte Asano noch eine Großchance in der ersten Halbzeit und Ginni die schon erwähnte in der zweiten, das war es dann aber auch schon mit der offensiven VfB-Herrlichkeit an diesem gebrauchten Tag.
Da die Partie in der zweiten Spielhälfte mehr und mehr verflachte, freundete man sich schon mit der Punkteteilung an, wenngleich ich stets den Eindruck hatte, wenn noch ein Tor fällt, dann eher für Hannover.
Doch dann kam schließlich der große Auftritt von Mitch Langerak. Bei #vfbimdialog stellte „mein“ Fanclub-Präsi an Hannes Wolf die Frage, weshalb Mitch Langerak seine Abschläge „immer“ ins Aus befördere, ob denn das nicht trainiert würde. Dass Wolf darauf nicht antworten und öffentlich keine Einzelkritik betreiben würde, war klar, von daher war diese Frage eigentlich überflüssig.
Und doch muss der Mitch #vfbimdialog geschaut und sich in seiner lockeren australischen Art gesagt haben: O. K. Gesagt, getan, in besagter 87. Spielminute schlug Langerak die Kugel nur knapp an die Auslinie und fand dort Alexandru Maxim. Dieser, offensichtlich verdutzt, weil die Kugel ankam und generös wie er ist, war der Ansicht, Langerak habe eine zweite Chance verdient und spielte den Ball zurück. Da an diesem Abend wenig wirklich mit Fußball zu tun hatte, missriet auch diese Rückgabe, so dass Karaman dem abgefälschten Ball hinterher sprintete und Langerak ihn von den Beinen holte.
Dann folgte der Total-Blackout des ansonsten gut haltenden Australiers. Der Elfmeterpfiff blieb zur Verwunderung Aller aus, doch das realisierte Langerak offensichtlich nicht. Stattdessen stellte er den Spielbetrieb ein und deutete mit beschwichtigenden Gesten an, „kein Elfer“, anstatt einfach weiterzuspielen, solang das Spiel nicht durch einen Pfiff unterbrochen war. So lamentierte er eine gefühlte Ewigkeit, anstatt sich einfach die Kugel zu schnappen und abzuschlagen, von mir aus auch ins Aus. Das Ende vom Lied ist bekannt, der Ball kam in die Mitte und Felix Klaus schob den Ball ins leere Tor ein zum Hannoveraner Auswärtssieg. Ein ganz bitterer Schlusspunkt unter eine ganz schwache Partie.
Hoffentlich besitzt Langerak die mentale Stärke, dass ihm dieser Blackout keinen Knacks für die Ewigkeit versetzt. Vor allem mit dem Fuß ist sein Spiel sehr fehlerbehaftet, wenn er jetzt noch zu viel anfängt zu denken, anstatt intuitiv zu agieren, dann befürchte ich ein Torwartproblem auf uns zukommen.
Dass in der Nachspielzeit Timo Baumgartl auch noch die Rote Karte sah, macht das letzte Spiel 2016 in Würzburg nicht gerade einfacher.
Der Platzverweis mag ja regelkonform gewesen sein und doch ist die Frage berechtigt, weshalb Schiedsrichter Brych nicht einfach abgepfiffen hat. Das Spiel war entschieden, wenige Sekunden nur noch zu spielen, der Ball in der VfB-Spielhälfte. Weshalb profitieren die einen Vereine vom Fingerspitzengefühl des Schiedsrichters und weshalb hat man als VfB-Fan stets den Eindruck, wenn sich einem Pfeifenmann die Chance eröffnet, uns einen reinzuwürgen, dass er das dann auch tut. Schon als ich las, dass Brych unser Spiel leiten würde, bekam ich Schnappatmung, hat er uns doch schon fast jedes Mal verpfiffen.
Es ist einfach ein Trauerspiel, was für Gestalten sich derzeit Bundes-, oder 2. Liga-Schiedsrichter schimpfen dürfen. Dass das Schiedsrichterwesen ein großes Nachwuchsproblem hat, ist bekannt. Aber, muss man deshalb wirklich JEDEN nehmen?
Doppelt ärgerlich ist die Entscheidung des Selbstdarstellers dann, wenn der Gegner vom Fingerspitzengefühl profitiert, was einem selbst verwehrt blieb. Zwei Situationen hätten dazu berechtigt, Oliver Sorg mit Gelb-Rot vom Platz zu schicken, dort blieb der Karton dann aber stecken. Die Niederlage mache ich in keinster Weise am Schiri fest, die haben wir uns selbst zuzuschreiben und doch ist es eben ärgerlich, wenn der Gegner phasenweise mit zwölf Mann „spielt“.
Baumgartl, der bis dorthin eine starke Leistung geboten hatte, werden wir beim Aufsteiger schmerzlich vermissen. Dort gilt es noch einmal alles in die Waagschale zu werfen und eine couragierte Leistung abzurufen.
Uns erwartet in Unterfranken ein weiteres jener Zweitliga-Spiele mit Pokal-Charakter. Kleines Stadion, euphorisches Publikum und nicht der Glitzer der großen Fußballwelt, der sich unsere Kicker trotz Auftritten wie gestern weiter zugehörig fühlen.
Die Würzburger Kickers mit ihrem Trainer Bernd Hollerbach, der schon als Spieler kein Kind von Traurigkeit war, sind äußerst unangenehm zu bespielen. Dort wird’s 90 Minuten lang von einem aggressiven Gegner auf die Socken geben.
Ähnlich wie gestern gegen Hannover 96, werden wir körperliche Nachteile haben und dürften das Publikum schnell gegen uns aufgebracht haben, wenn unsere Fliegengewichte bei jeder Windbö gleich umfallen und flehend nach dem Schiri trachten. Dort werden kämpferische Tugenden gefragt sein und das Spielerische muss zunächst hintenan stehen.
Nach der Vorrunde ist es an der Zeit eine Zwischenbilanz zu ziehen. Nach dem Spiel in Würzburg wissen wir dann auch, ob die Niederlage gegen Hannover ein Ausrutscher war oder eine Trendwende einläutete.
Ich stimme (noch) nicht ein in den Chor derer, die die gestrige Niederlage mit jener Ende Februar gleich setzen und einen ähnlichen Absturz befürchten. Im Februar verloren wir ein hoch überlegen geführtes Spiel aufgrund eigener Überheblichkeit. Danach geriet man in den Abwärts-Sog und hatte Leute wie Dutt und Kramny am Ruder, die den Druck den Anderen zuschoben und der Mannschaft Alibi um Alibi lieferten, bis die Spirale nicht mehr aufzuhalten war.
Heute haben wir mit Hannes Wolf einen Trainer im wahrsten Sinne des Wortes, der den Finger in die Wunde legt und die Truppe besser machen will, anstatt Missstände nur zu verwalten. Zudem sind wir heute in der 2. Liga, wo stärkere Gegner wie Hannover 96 nicht kommen werden.
Wenn es etwas Positives zu gestern hervorzuheben gibt, dann doch dieses, dass wir gegen die vermeintlich zweitbeste Mannschaft der Liga trotz einer abgrundschwachen Vorstellung nur hauchdünn verloren haben.
An Hannes Wolf nagt noch immer die Niederlage in Dresden und auch die gestrige gegen Hannover 96 dürfte Spuren bei ihm hinterlassen. Es ist ja schon die gesamte Runde zu beobachten, dass wir entgegen der Erwartungen vieler nicht mit Siebenmeilenstiefeln durch die Liga pflügen, sondern uns jeden Sieg bisher hart erarbeiten mussten. Das Top-Spiel des gestrigen Abends versprühte schon ein wenig Bundesliga-Flair und lieferte die Erkenntnis, bundesligareif sind wir noch lange nicht.
Vielleicht können wir ja froh sein, unseren „alten“ VfB gestern noch einmal erlebt zu haben. Auch wenn es phasenweise an Folter grenzte, wäre das Resultat aus genau solchen Spielen, dass die Herren Schindelmeiser und Wolf jetzt erst recht schon im Winter personell nachlegen und vor allem unsere zweikampfschwache, passunsichere und langsame Mittelfeldzentrale überdenken, könnte man für diesen Auftritt am Ende des Tages auch noch dankbar sein.
Gerade was defensive Mittelfeldspieler angeht, hat Wolf in den letzten Jahren in Dortmund herausragende Pärchen erlebt, so dass Zimmermann/ Gentner sicherlich nicht seinem Ideal entsprechen und er gewillt sein dürfte, nachzubessern. Auch auf anderen Postionen wie defensiv außen oder offensiv zentral ist noch sehr viel Luft nach oben.
Auf die erste Transferperiode, auf die Hannes Wolf Einfluss nehmen kann, bin ich sehr gespannt. Immer vorausgesetzt, was der „Wintermarkt“ hergibt und wie auf der anderen Seite die Nachfrage nach unseren potentiellen Abgängen ist, hoffe ich auf eine lebhafte Fluktuation, um der Truppe Stück für Stück diesen alten VfB auszutreiben.
Die Mentalität der schnellen Selbstzufriedenheit und dass man sich zu schnell mit zu wenig zufrieden gibt, anstatt nach dem Maximum zu streben, sitzt offensichtlich noch tief verwurzelt im Inneren des Vereins und der Mannschaft. Erst wenn diese Verkrustungen endgültig aufgebrochen sind, wenn der VfB mal wieder die nächste Stufe erklimmt und sich nicht stets selbst im Weg steht, sind wir auch reif für höhere Weihen, für die Bundesliga. Der Zustand hier und jetzt ist 2. Liga, da sind wir gut aufgehoben, da gehören wir Stand jetzt auch hin.
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12. Dezember 2016
DER Meilenstein auf dem Weg zum Abstieg war sicherlich die 1:2-Heimniederlage gegen Hannover 96 am 27.02. diesen Jahres. Der VfB befand sich gerade wieder in der Spur, als es diese unnötige Niederlage gegen das zu jenem Zeitpunkt abgeschlagene Schlusslicht setzte.
Altmeister Thomas Schaaf verwirrte damals Trainer-Greenhorn Kramny mit einer so nicht erwarteten Aufstellung. Und doch führte man mit 1:0 und ließ zunächst glasklarste Chancen zum 2:0, später dann zum 2:1, liegen. Timo Werner war das Sinnbild dieses unsäglichen Auftritts, spätestens seit jenem Spiel sprachen ihm viele die Bundesligareife ab. Ich titelte damals, optimistisch wie ich bin, „Noch kein Beinbruch“, im Nachhinein aber muss man konstatieren, dass es doch einer war und die Mannschaft danach, von einem Zwischenhoch gegen uns ins Messer rennende Hoffenheimer einmal abgesehen, nicht mehr auf die Beine kam. Ich kann mich an wenige unnötigere Niederlagen als diese erinnern. 22:12 Torschüsse, 17:1 Ecken und doch verliert man am Ende durch zwei Schulz-Tore, ein Spieler übrigens, der gefühlte zehn Jahre zuvor nicht traf.
Heute gilt es die Suppe, die man sich damals eingebrockt hat, wieder auszulöffeln. Die Vorzeichen sind komplett andere jetzt. Top-Spiel der Woche, nicht mehr in der Bundesliga sondern im Unterhaus. Es treffen DIE beiden Aufstiegskontrahenten aufeinander. Als langjährige Erstligisten kann für beide Teams der Anspruch nur jener sein, den Betriebsunfall umgehend zu korrigieren und sofort wieder aufzusteigen. Beide sind dem Rest der Liga finanziell um Lichtjahre überlegen. Der VfB hatte beim Abstieg, da er keinen Mäzen wie Martin Kind in der Hinterhand hat, einen noch größeren Aderlass als die 96er zu verzeichnen, sich mittlerweile jedoch gefangen und augenscheinlich eine Frischzellenkur vollzogen, die nötig wie unumgänglich war.
Hannover 96 hatte zu Beginn der Runde den Vorteil, bereits während der letzten Saison die Aufstiegshoffnung Daniel Stendel als Trainer installiert zu haben und Leistungsträger wie Salif Sané trotz lukrativer Angebote gehalten zu haben, während der VfB zunächst darauf angewiesen war, Transfererlöse von knapp 40 Millionen Euro zu generieren. Dadurch kamen die Niedersachsen besser in die Saison, zumal der VfB, Ruhe ist schließlich ein Fremdwort, einen Trainer und einen Sportdirektor in ihren Reihen hatten, die überhaupt nicht miteinander sprachen.
So kam es, wie es kommen musste, Luhukay wurde gegangen oder ging freiwillig, man weiß es nicht so ganz genau, und Hannes Wolf wurde installiert. Abgesehen vom 0:5 in Dresden präsentiert sich die Mannschaft seither anders, frischer. Wolf tut dem Verein gut, bringt frischen Wind und neue Ideen hinein und ist ein akribischer Arbeiter, dem jedes noch so kleine Detail wichtig ist. Nach Dresden hat der VfB fünf Siege und ein Remis bei Union Berlin zu verzeichnen und nahm in der letzten Woche erstmals den Platz an der Sonne ein, den es heute zu verteidigen gilt.
Auch Hannover ist seit fünf Ligaspielen ohne Niederlage und vor allem zu Hause eine Macht. Auswärts gelangen den Niedersachsen jedoch erst zwei Siege, so dass sie momentan auf dem Relegationsplatz stehen und ihren eigenen Ansprüchen etwas hinterher hinken dürften.
Das Team von der Leine reist mit seinem Top-Torjäger Martin Harnik an, der sieben Saison-Tore und davon fünf in den letzten fünf Spielen auf seinem Konto hat. In Stuttgart ist der Österreicher zuletzt jedoch eher als Chancentod in Erscheinung getreten, so dass es kaum zu befürchten ist, dass er im letzten halben Jahr aus der Ferne gelernt hat, wo denn die Tore im Neckarstadion angebracht sind. Mir wird dieses Duell auch zu sehr auf ein Spiel VfB gegen Harnik reduziert. Wenn wir 3:2 gewinnen und Martin Harnik die beiden 96er-Tore schießt, ist mir das völlig egal, dann freue ich mich einfach, dass wir gewonnen haben.
Mittlerweile bin ich wieder sehr optimistisch, was den VfB und vor allem auch das heutige Spiel angeht. Ich vertraue Hannes Wolf, dass er sich ausgiebig mit Hannover 96 beschäftigt hat und weiß, wie ihnen beizukommen ist. Ich vertraue Wolf, dass er auch während des Spiels, sei es durch eine Ansprache, sei es durch Wechsel oder Rochaden auf dem Feld, auf Geschehnisse reagieren und alles für den Sieg tun wird. Ich vertraue auf das Potential, das in unserer Truppe, vor allem offensiv, steckt und ich freue mich, dass Daniel Ginczek in den Kader zurückkehren wird. Ich vertraue unserer neu entdeckten Heimstärke, die sich darin ausdrückt, dass wir zu Hause lediglich gegen Heidenheim (noch unter Luhukay) den Kürzeren zogen und darauf, dass uns Hannover zu Hause eigentlich liegt (von den letzten acht Heimspielen gewannen wir sechs).
Komischerweise hatte ich vor dem Spiel gegen Heim-Angstgegner weitaus mehr Bammel als vor dem heutigen. Einfach des Gesetzes der Serie wegen und weil Nürnberg aus einer starken Serie herauskam. Wie so oft schon in dieser Saison setzte es auch an diesem Abend die Erkenntnis, dass Bundesliga und 2. Liga zwei Paar Stiefel sind und Serien aus Bundesligazeiten nicht zwangsläufig in der 2. Liga bestätigt werden müssen. In der 2. Liga reichten uns schon des Öfteren fehlerbehaftete Auftritte, die die Gegner nicht zu bestrafen vermochten, zum Sieg, so dass diese 2. Liga die ideale Spielwiese ist, sich zu konsolidieren und langsam für die Bundesliga einzuspielen. Natürlich fehlt noch einiges, möchte man als ernsthafter Konkurrent und nicht als Sparringspartner der Großen zurückkehren, aber auch diesbezüglich werden Jan Schindelmeiser und Hannes Wolf in der Wintertransferperiode erste Weichen stellen.
Für einen Fußballlehrer wie Hannes Wolf könnte die Situation indes reizvoller kaum sein. Die Ergebnisse stimmen und doch bieten die Auftritte noch jede Menge Steigerungspotential. Ein 4:0 in Aue wird daher auch richtig eingeordnet werden und dem Umstand, dass wir dort nicht unbedingt das bessere Team waren, bei der Trainingsarbeit Rechnung getragen. Dort entschied die individuelle Klasse, vor allem unserer schnellen Außen Asano und Mané die Partie, und die brutal an den Tag gelegte Effizienz, als man von fünf Torchancen vier verwerten konnte. In weiten Phasen des Spiels war man zu passiv, was in einem Auswärtsspiel jedoch nicht allzu verwerflich ist, wenn man es denn so klar gewinnt wie letzten Sonntag.
Heute kommt zwar kein „normaler“ Zweitligist ins Neckarstadion und dennoch gilt bange machen nicht. Der VfB kann mittlerweile mit breiter Brust aus den Katakomben treten und wird dies auch tun. Es gilt, Hannover auf Distanz zu halten und die Spitzenreiterposition zu untermauern. Alles ist angerichtet, wir sind heiß und das Team wird heiß sein, beim letzten Heimspiel des Jahres noch einmal Werbung in eigener Sache zu betreiben und auch ein Stück weit für die vergangenen zwölf Monate zu entschädigen. Der VfB rechnet mit 45.000 Zuschauern, aufgrund des Montagabend-Termins nicht die ganz große Kulisse und doch noch immer sehr beachtlich.
Es gilt den Rückenwind der letzten Wochen mitzunehmen und alles dafür zu tun, dass sich der Kreis schließt, dessen Unheil mit der Heimniederlage Ende Februar ihren Lauf genommen hat.
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29. Februar 2016
Die schlimmsten Befürchtungen wurden am Samstag im Neckarstadion leider bestätigt. Der VfB wurde seinem Ruf als Aufbaugegner einmal mehr gerecht und unterlag nach zuletzt acht nicht verlorenen Spielen in Folge dem Schlusslicht Hannover 96, das seinerseits acht (!) Niederlagen am Stück hatte hinnehmen müssen.
Wie konnte es nur dazu kommen? Vielleicht spielte ins Unterbewusstsein doch mit hinein, dass man dem abgeschlagenen Schlusslicht hochüberlegen sein sollte und Hannover unter Schaaf ja ohnehin nichts auf die Kette bringen würde. Waren es diese 10% weniger, die man in die Waagschale warf und die diese schließlich zu Gunsten der 96er senkte? War es Unvermögen oder fehlendes Glück oder fehlte doch unser Spielmacher Daniel Didavi an allen Ecken und Enden?
Ich finde, von allem etwas. Alexandru Maxim war einmal mehr kein gleichwertiger Ersatz für Dida. Seine besten Spiele macht er, wohl sehr zu seinem Leidwesen, als Einwechselspieler, so dass der VfB schon jetzt seine Rückschlüsse ziehen sollte und im Falle eines Weggangs von Didavi, einen möglichst gleichwertigen Ersatz parat haben sollte. Bei 17:1 Ecken und 22:12 Torschüssen, 60% Ballbesitz und einer ordentlichen Passquote muss einfach mehr herausspringen, als dieses mickrige von Werner erzielte Törchen. Die Ecken, ob von Maxim oder später von Kostic waren meist sichere Beute des guten und großgewachsenen 96-Keepers Zieler, der die hereingeschlagenen Bälle mühelos herunterpflücken konnte, sofern die Pille es überhaupt bis zu ihm schaffte und nicht schon beim ersten Abwehrspieler Endstation war. Großchancen von Timo Werner und Filip Kostic wurden leichtfertig vergeben, so dass am Ende zwei Unachtsamkeiten in der Abwehr genügten, um zwei vermeidbare Tore zu kassieren und am Ende mit leeren Händen dazustehen. Kommt dann noch Pech dazu und kann Sorg zwei Mal auf der Linie klären, geht der Schuss eben auch mal nach hinten los, alte Fußballerweisheit.
Die schlechte Chancenverwertung war grotesk und erinnerte an die ersten Saisonspiele unter Zorniger. Hier muss der Hebel angesetzt werden, auch wenn es fraglich erscheint, ob aus Timo Werner noch ein echter Goalgetter wird. Er rackert, reibt sich auf, ist durch seine Schnelligkeit eine Waffe, aber, den Torabschluss hat er nicht erfunden. Er verstolperte DIE Chance zum 2:1 in Mittelstürmerposition kläglich, so dass Stimmen lauter werden, die einen echten Mittelstürmer wie Kravets oder auch Martin Harnik in der Sturmmitte fordern und Timo Werner eher auf Außen oder gar auf der Ersatzbank sehen möchten.
Meine Geduld mit ihm ist noch lang nicht am Ende. Er ist noch jung (wird nächsten Sonntag 20!) und hat als Eigengewächs bei mir einen Bonus, zudem lebt er den VfB und identifiziert sich mit ihm, wie kaum ein zweiter im derzeitigen Kader. Er hat in dieser Saison einen gewaltigen Sprung gemacht und ist noch lang nicht am Ende seiner Entwicklung, so dass man nicht schon jetzt den Stab über ihn brechen sollte.
Vielleicht täte ihm eine Denkpause in Mönchengladbach gut, fallen lassen darf man ihn aber nicht. Immerhin erzielte er ja auch den vielumjubelten Führungstreffer, halb mit dem Kopf, halb mit der Schulter, als die Hannoveraner ihn bei einem Maxim-Freistoß sträflich frei ließen. Damit schraubte er sein Torekonto auf fünf hoch, und hat bereits jetzt so viele Treffer erzielt wie noch nie zuvor in seiner Bundesligakarriere.
Auf der anderen Seite lud der VfB Christian Schultz freimütig zum Toreschießen ein. Schultz, dem in den letzten vier Saisons gerade einmal jeweils ein Treffer gelang und der in dieser Saison vorher noch überhaupt nicht getroffen hatte, wurde gegen den VfB zum Doppelpacker, weil sowohl Schwaab als auch Großkreutz bei beiden von Kiyotake hereingeschlagenen Standards nicht auf der Höhe waren. Diese beiden Unkonzentriertheiten beraubten uns schließlich der Punkte, die gegen das Schlusslicht ohne Wenn und Aber eingeplant waren. Unterm Strich war es eine sehr ärgerliche und vermeidbare Niederlage und sie ist dennoch kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken.
Auch wenn der VfB ein klares Chancenplus zu verzeichnen hatte, ganz unverdient war der Hannoveraner Sieg auch wieder nicht. Schon vor dem 0:1 hatten die 96er die bessere Spielanlage zu bieten und wurden durch Distanzschüsse gefährlich, die dankbare Beute von Tytoń waren.
Mit der allerersten Chance ging der VfB dann (überraschend) in Führung, wodurch sich das Schlusslicht aber nicht hängen ließ. Für den VfB war das Spiel der Hannoveraner schwer zu durchschauen, da sie ohne echten Stürmer antraten und unsere Innenverteidigung um Schwaab und Niedermeier in der Luft hing und mit den vielen Freiheiten nicht wirklich etwas anzufangen wusste. Hier hatte Schaaf Kramny offensichtlich ausgetrickst, bis sich der VfB einigermaßen darauf einstellte, stand es auch schon 1:1.
Rühmte ich letzte Woche noch die Auswechslungen Kramnys, kamen mir die Wechsel dieses Mal zu spät. Vor allem die Herausnahme von Serey Dié konnte ich nicht nachvollziehen, war er doch bis zu diesem Zeitpunkt DER Antreiber, der es wenigstens noch versuchte, durch die Mitte Räume zu schaffen. In Anbetracht dessen, dass unsere Innenverteidiger ohnehin beschäftigungslos waren, hätte man, bei ein wenig mehr Flexibilität, auch auf eine Dreierkette umstellen und das Signal auf Attacke stellen können.
Ich hatte letzte Woche schon geschrieben, dass dies wohl das schwerste Spiel der letzten Wochen werden und einen echten Charaktertest darstellen würde, ernsthaft vorstellen konnte ich es mir aber auch nicht, dass ausgerechnet wir diejenigen sein würden, die Hannover zum Leben erwecken würden. Aber, so ist der Fußball und speziell der in der Bundesliga. Die Leistungsdichte ist enorm, ein Nachlassen oder gar ein Unterschätzen des Gegners wird gnadenlos bestraft. Und doch müsste man nicht darüber philosophieren, ob der VfB zu leichtfertig an die Aufgabe herangegangen ist, wenn aus dem Chancenplus Kapital geschlagen worden wäre.
Der VfB war drauf und dran die Herzen der Gelegenheitsstadionbesucher zurückzuerobern und verzeichnete mit 54.356 Zuschauern den besten Besuch seit langem. Hoffen wir, dass diese sich wegen der Niederlage nicht umgehend wieder abwenden und dem Verein und der Mannschaft wieder die kalte Schulter zeigen. Für Spektakel und guten Fußball ist in dieser Saison stets gesorgt, dass dies nicht immer mit einem befriedigenden Ergebnis einhergeht, bringt unser Lieblingssport so mit sich. Alles in allem war auch der Auftritt gestern wieder ein aufregender und zwar in jeder Hinsicht. Wenn der VfB im Rollen ist und ein Angriff nach dem anderen auf des Gegners Tor zurollt, ist das aufregend mitzuerleben, die Fehler in der Abwehr, die Hannover schließlich jubeln ließen, regten mich dann aber auch gewaltig auf.
Nach dieser großartigen Serie von acht Spielen ohne Niederlage, befinden wir uns nun in einer leichten Abwärtsspirale mit zuletzt zwei Spielen ohne Sieg. Den Punkt auf Schalke hätte man gegen Hannover versilbern können, während man jetzt doch eher den beiden verlorenen Punkten nachtrauert, vor allem, wenn man gesehen hat, wie Schachtjor Donezk die Knappen unter der Woche auseinandergenommen hat.
Die nächste Gelegenheit, diesen leichten Negativtrend zu stoppen, besteht bereits am Mittwoch im Borussia-Park zu Mönchengladbach. Es dürfte ein ganz schweres Spiel bei der drittbesten Heimmannschaft, die noch um die Championsleague-Qualifikation kämpft, werden.
Allerdings ist Gladbach auch ein extrem gutes Pflaster für uns, die letzte Niederlage im Borussia-Park liegt bereits knapp elf Jahre zurück, zuletzt holten wir dort vier Siege und fünf Unentschieden.
Nach dieser Niederlage besteht für Kramny durchaus Anlass, seine bisher meist unumstößliche Aufstellung zu überdenken. Wer ist frisch genug? Gönnt man Werner, Rupp und/ oder Insúa, die allesamt am Samstag überspielt wirkten, mal eine Pause? Geht man das Unternehmen Auswärtssieg mit frischeren Kräften an und zwingt Gladbach, ein hohes Tempo mitzugehen? Immerhin haben die Borussen noch einen Tag weniger zur Regeneration zur Verfügung, so dass sich am Ende, wie bereits auf Schalke, auszahlen könnte, noch zulegen zu können.
Kravets und/ oder Harnik drängen langsam aber sicher ins Team, während Didavi seinen angestammten Platz wieder einnehmen dürfte. Vielleicht dürfen die beiden genannten ja mal zusammen von Beginn an ran. Während man Werner 1:1 ersetzen könnte, fiele dies bei Rupp schwerer. Auch in den zuletzt nicht so überragenden Spielen, leistete er als Balleroberer und mit seinem guten Spielverständnis wertvolle Dienste fürs Team.
Die Gefahr bei einer übertriebenen Rotation besteht allerdings, dass etwas an Stabilität verloren geht, wie man beim Pokalspiel gegen den BVB leidvoll miterleben musste, wobei der Einschnitt damals gravierender war, weil man durch die Hereinnahme von Langerak und Šunjić die zuletzt funktionierende Abwehrformation auseinander gerissen hatte.
Auf der anderen Seite belohnt man gute Trainingsleistungen derer, die momentan etwas außen vor sind, am ehesten damit, dass diese belohnt werden und sie auch dann die Chance haben, ins Team zu rücken, wenn sich nicht gerade einer verletzt hat oder gesperrt ist.
Dieser Rückschlag ist (noch) kein Beinbruch, mit 28 Punkten stehen wir momentan noch voll im Soll. Das Team als Ganzes ist jetzt gefragt, die gute Stimmung und den respektvollen Umgang untereinander auch dann aufrecht zu erhalten, wenn nicht alles eitel Sonnenschein ist und Gegenwind aufkommt. Hier wird sich zeigen, ob die Truppe an Charakterstärke gewonnen hat im Vergleich zum Vorjahr und ob die Trotzreaktion aus der Mannschaft heraus erfolgt.
Die Tabellensituation stellt sich noch komfortabel dar, was allerdings schon wieder anders aussehen könnte, sollten wir aus Mönchengladbach mit leeren Händen zurückkehren und auch gegen Hoffenheim, an dem sich gestern schon der BVB bis zur roten Karte extrem die Zähne ausgebissen hat, verlieren. Dieses Szenario ist nicht ganz unrealistisch, auf der anderen Seite aber hat der VfB in dieser Saison außer den großen Zwei schon jeden Gegner, zumindest phasenweise, an die Wand gespielt, so dass in fast jedem der ausstehenden Spiele eine reelle Siegchance besteht.
Vor einem neuerlichen totalen Absturz, den viele schon wieder prophezeien, habe ich keine Angst. Niederlagen gehören zum Spiel dazu, noch haben wir genügend Möglichkeiten es besser zu machen, noch ist der Vorsprung auf den Relegationsplatz beruhigend groß und vor allem, von Hoffenheim vielleicht einmal abgesehen, stehen durchweg deutlich limitiertere Truppen hinter uns, als dass man vor irgendeinem Team im Tabellenkeller Schiss haben müsste.
Daher wird der VfB weiter seinen Weg gehen und, da nicht am Samstag, eben in den nächsten Spielen die nötigen Punkte einfahren, um die letzten Zweifel am Klassenerhalt zu beseitigen und die notorischen Schwarzseher zu besänftigen.
Mittlerweile herrscht ein ganz neuer Geist in der Truppe, wir haben wieder den einen oder anderen Typen im Team. Qualität, vor allem offensiv, ist vorhanden und, was uns die letzten Jahre total abging, es herrscht Spielfreude. Die einen pushen, die anderen berauschen sich an ihrem atemberaubenden Spiel, und mit Kramny steht ein Mann an der Linie, der den richtigen Ton zu treffen scheint und ein feines Gespür dafür hat, wie er die Mannschaft anzupacken und auch jetzt wieder aufzurichten hat. Das alles sind Faktoren, die mich zuversichtlich stimmen, dass wir in dieser Saison lang nicht so lang zittern müssen wie in den beiden Vorjahren.
Eine Rückrundenserie gilt es zumindest in Mönchengladbach zu verteidigen. Wir punkteten bisher ausschließlich gegen jene Mannschaften, gegen die wir in der Vorrunde mit leeren Händen dastanden und verloren nun just gegen das Team, gegen das in den ersten sieben Saisonspielen der einzige Siege heraus sprang. Gegen Gladbach setzte es Ende September eine 1:3-Niederlage, also, durchaus als gutes Omen zu werten!
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