2. Februar 2016

Kramny kommt an!

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , , , , , , , – Franky @ 22:51

Nach dem vielversprechenden Auftakt in Köln, stand am zweiten Rückrundenspieltag das Wiedersehen mit Ex-Trainer Bruno Labbadia sowie Gotoku Sakai an. In der Hinrunde hatte man unverdient und äußerst unglücklich verloren, nachdem Florian Klein des Feldes verwiesen wurde. Die beiden letzten Heimspiele gegen die Rauten entschied man knapp für sich, beide Male in Spielen, in denen eine Niederlage bereits den Abstieg hätte bedeuten können. Ganz so dramatisch stellte sich die Situation relativ früh in der Rückrunde dieses Mal nicht dar und doch war es ein ganz wichtiges Spiel. Mit einem Sieg bestand die Möglichkeit an den HSV heranzurücken und diesen selbst wieder in den Abstiegskampf mit hineinzuziehen.
In der Vorrunde hätte sich der Spielfilm in etwa so abgespielt:

Der VfB mit einer großartigen Leistung und einem mitreißenden Offensivfeuerwerk, spielte den HSV über weite Strecken an die Wand, lediglich am leidigen Thema Chancenverwertung hätte man etwas aussetzen können.

Als nach unermüdlichem Anrennen und Chancen kreieren in der 66. Minute endlich das 1:0 durch ein Eigentor von Aaron Hunt gefallen war, ließ man sich von einem der wenigen Hamburger Angriffe überrumpeln. Nach einer Flanke von links vollstreckte Rudnevs, der sonst nicht einmal ein Scheunentor trifft, per sehenswertem Flugkopfball und mit seinem ersten Saisontreffer zum Ausgleich. Zweikampfmonster Niedermeier, in dieser Situation zaudernd wie ein Kätzchen, kam einen Tick zu spät.

Lediglich vier Zeigerumdrehungen später geschah dann das Unglaubliche. Ilicevic stibitzte Großkreutz den Ball und tunnelt Fehleinkauf Tytoń zum 1:2, welches das Spiel komplett auf den Kopf stellte. Nach kräftezehrendem Spiel auf nassem, tiefem Geläuf hat der VfB am Ende nichts mehr zuzusetzen. Der eingewechselte Kravets setzt einen Ball noch an die Latte, das war’s dann auch schon.

Der VfB erntet Lob, der HSV die Punkte und wusste dabei nicht, wie er mit seinen limitierten Mitteln und fast ohne Torchancen dieses Spiel gewinnen konnte. Zorniger an der Linie raufte sich die Haare, um hinterher in die Mikrofone zu raunzen, dass er nicht wisse, wo er denn noch ansetzen solle, „außer bei der Chancenverwertung“.

Spiele nach diesem Strickmuster gab es zu Beginn der Saison einige. Doch was ist anders geworden seit damals? Wie kommt es, dass wir ein im Grunde gleiches Spiel mit fast gleichem Personal jetzt mit einem neuen Mann an der Seitenlinie auf einmal gewinnen können?
Es mag eine Rolle spielen, dass die Jungs, weil sie sich nicht mehr zu Tode pressen, hinten hinaus mehr Luft und damit auch mehr Konzentration haben. Vielleicht war auch die Wintervorbereitung effektiver, als die im Sommer mit Zorniger, die Mannschaft jedenfalls machte über weite Strecken einen flinken und spritzigen Eindruck.

Kramny macht seine Sache bisher mehr als ordentlich. Er fängt wirklich an, mir zu gefallen. Mit seiner unaufgeregten und pragmatischen Art, ist er fast schon der Gegen-Zorniger. Er lamentiert nicht sondern schafft halt und lässt das spielen, was auch am Ende der Stevens-Ära tolle Spiele und vor allem Punkte brachte. Es genügten einige wenige Kniffe, um den VfB zurück in die Erfolgsspur zu bringen.

Er kommt nicht selbstherrlich rüber, bindet sein Team, einschließlich Führungsspieler, ein, und erarbeitet gemeinsam mit ihnen eine Strategie, wie der VfB im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten auszurichten ist. Er verfolgt dabei nicht Hirngespinste des perfekten Fußballs, sonder macht sich bewusst, dass wir noch immer gerade genug Spieler im Kader haben, die das Fußballspielen nicht erfunden haben.

Im Mittelfeld treten wir eine Spur kompakter auf. Mit Ruppinho an Stelle des verletzten Martin Harnik, setzt er auf einen dritten (eigentlich) zentralen Abräumer und zugleich Antreiber neben Serey Dié und Christian Gentner. Er holte Georg Niedermeier aus der Versenkung zurück, hat in Kevin Großkreutz einen vorbildlichen Fighter dazu bekommen und setzt offensichtlich auf Erfahrung.

Auf der einen Seite erstaunt es mich schon etwas, dass gerade er, als ehemaliger Amas-Trainer, auf keinen „seiner“ Jungs zurückgreift, Schwaab Timo Baumgartl vorzieht und auch Arianit Ferati im Moment überhaupt keine Rolle mehr spielt.

Auf der anderen Seite aber gibt der Erfolg Kramny Recht! Kramny setzt auf Erfahrung, Stabilität und ein harmonisches Miteinander. Offensichtlich schätzt er die Lage so ein, dass die Youngsters mit der derzeitigen prekären Situation mental überfordert sind und man ihnen keinen Gefallen täte, sie weiter zu verheizen. Timo Baumgartl ist so ein Beispiel, obwohl eigentlich schnell und technisch nicht schlecht, war er zum Schluss ein Sicherheitsrisiko, so dass es nachvollziehbar dass ihm derzeit der erfahrene Georg Niedermeier vorgezogen wird.

Und, was man nicht vernachlässigen darf und womit wir wieder beim ersten Abschnitt dieses Textes wären. Kramny hat das notwendige Glück zurückgebracht. Der Fußball ist zwar einfach und manchmal trotzdem nicht erklärbar. Tytoń bekam dieses Gegentor dieses Mal eben nicht durch die Hosenträger und hat sich in den letzten Monaten zum absoluten Leistungsträger und sicheren Rückhalt entwickelt. Selbst jetzt, wo Mitch Langerak einsatzbereit wäre, ist ein Torwartwechsel kein Thema mehr. Kramny hatte nicht nur das Glück, dass Tytoń den VfB im Spiel gehalten hat, er bewies auch noch ein glückliches Händchen bei seinen Einwechslungen. Für mich kamen sie zwar spät, zum Glück jedoch nicht zu spät.

Schon nach der vergebenen Großchance von Timo Werner kurz nach dem Seitenwechsel, sagte ich, dass Kramny ihn im Grunde auswechseln und gegen Kravets, der mir in Belek schon gut gefiel, ersetzen müsste.

Wer in einem Spiel so leichtfertig mit seinen Chancen umgeht, könnte an einem schlechten Tag noch zwei Stunden weiter spielen, ohne ins Tor zu treffen. Ich möchte damit nicht den Stab über Timo Werner brechen. Nach seiner Ausbootung fürs Hertha-Spiel nahm Werner eine positive Entwicklung, an guten Tagen ist er mit seiner Schnelligkeit eine echte Waffe, Samstag jedoch war nicht sein Tag.

Es dauerte noch bis zur 78. Minute, es stand inzwischen 1:1, ehe Kravets zu seinem Heimdebüt kam. Der Ukrainer hat bekanntlich das Ziel, sich über Einsätze beim VfB für eine Kader-Nominierung zur Euro 2016 in Frankreich zu empfehlen. Ein schwieriges Unterfangen, da Timo Werner im Moment kaum aus der Mannschaft wegzudenken ist und auch Daniel Ginczek in absehbarer Zeit zurückkehren dürfte.

So bedarf es schon besonderer Eigenwerbung, um diesen Widrigkeiten zu trotzen und sich in die Mannschaft zu kämpfen. Bereits seine erste Aktion hat mir imponiert. Wenn mich etwas genervt hat bei diesem Kick, war es dieses Klein-Klein-Spiel und dass bei diesem rutschigen Boden keiner (außer bei Standard Didavi) einmal aus der Distanz abgezogen hat. Kravets tat es fast mit seinem ersten Ballkontakt und zwang den guten Adler im HSV-Tor mit einem scharfen 20-Meter-Schuss zu einer Parade.

So zeigte Kravets schon in seiner ersten Szene, dass er Zug zum Tor besitzt. Das Tor wollte aber auch nach seiner Einwechslung nicht fallen. Ein 1:1 wäre psychologisch eine Katastrophe gewesen. Wenn man den Gegner über die komplette Spieldauer beherrscht, sich ein enormes Chancenplus herausspielt, in allen Belangen besser ist, sollte sich das auch im Ergebnis niederschlagen, vor allem, wenn man sich im Existenzkampf am Tabellenende befindet. Kramny sah es wohl nicht anders und setzte in der 88. Minute noch einen Akzent von der Bank aus, Alexandru Maxim kam für Daniel Didavi aufs Feld.

Der Rest ist Geschichte! Erster Ballkontakt Maxim, kurz den Kopf gehoben und Kravets dort erspäht, wo sich ein Mittelstürmer befinden muss, eine gefühlvolle Flanke und ein Kopfball wie ein Strich. Was für ein geiles Tor, was für eine Technik von Kravets, der dem Ball noch enormes Tempo mitgab. Ich hörte am Samstag vermehrt Stimmen, ein solches Tor hätten wir seit Gomez‘-Zeiten nicht mehr gesehen, dem kann ich bei näherem Betrachten nur beipflichten. Sollte dieser Kurzeinsatz Aufschluss darüber geben, was der Ukrainer drauf hat, werden wir noch viel Freude an ihm haben.

Dieses 2:1 setzte den Schlusspunkt unter ein begeisterndes Spiel im strömenden Regen. Die Stimmung auf den Rängen und auch auf dem Rasen war überragend und macht Lust auf mehr. Wie stabil der Aufschwung ist, wird sich zeigen, ich traue dem Braten jedenfalls noch nicht. Dennoch gilt es nun Punkt um Punkt mitzunehmen, um möglichst früh die 40-Punkte-Marke anzupeilen. Die letzten Auftritte stimmen mich schon weitaus optimistischer als ich noch im November war. Die Mannschaft lebt, vor allem scheint die Stimmung mittlerweile hervorragend zu sein, sicherlich nicht nur Kramnys Verdienst, der gemeinsame Abschuss seines Vorgängers schweißte sie wohl zusätzlich zusammen.

Im Februar nun haben wir plötzlich wahre Luxusprobleme und einen schon lang nicht mehr dagewesenen Konkurrenzkampf im Kader. Nicht nur im Tor beharken sich zwei überdurchschnittliche Kandidaten. Auch im Mittelfeld, aus dem es gegen den HSV sage und schreibe drei Spieler in die Sportschau-Elf-des-Tages schafften, nämlich Serey Die, Daniel Didavi und Lukas Rupp, gibt es spätestens dann ein Hauen und Stechen, wenn Martin Harnik sich für die Startelf fitmeldet, vielleicht schon fürs Frankfurt-Spiel. Zu den Dreien gesellen sich noch der ohnehin nie in Frage gestellte Kapitän Christian Gentner sowie Filip Kostic, der mehr und mehr an seine Form der letzten Spiele der Vorsaison herankommt.
Wen möchte man da also für Harnik opfern? Seinen Platzhalter Lukas Rupp vielleicht? Nein, Ruppinho, den nicht einmal „Jubel-Verletzungen“ aus der Bahn werfen, ist mittlerweile einer der Köpfe des Teams geworden.

Der andere, gegen den HSV mal wieder überragend, ist Serey Dié. Was er im strömenden Regen und auf tiefem Geläuf abspulte, unermüdlich Bälle eroberte, angetrieben und eigene Angriffe initiiert hat, war schon phänomenal.

Auch im Sturm ist die Luft für Harnik mittlerweile dünn geworden. Timo Werner sollte weiterhin seine Einsatzzeiten bekommen, ist Kravets tatsächlich das Tier, als das er sich im Samstag dargestellt hat, wird er in die erste Elf drängen und, spätestens Anfang März, sollte auch Ginni wieder ein Thema sein.

Daher wird sich Harnik zunächst einmal hintenanstellen und ähnlich zünden müssen wie Kravets am Samstag, möchte er in absehbarer Zeit seinen Stammplatz zurückerobern. Legt er weiter die Schludrigkeit bei der Ballbehandlung und im Abschluss an den Tag wie in der Vorrunde, dürfte er es schwer haben.

Bliebe noch die Abwehr, die nach wie vor die größte Bau- und Schwachstelle im Team. Wenn Kramny in der Innenverteidigung (freiwillig) auf Schwaab und Niedermeier setzt, weiß man als Beobachter was die Stunde geschlagen haben muss. Mit dieser Besetzung kann es allenfalls um Schadensbegrenzung gehen, darum, im eigenen Strafraum die Lufthoheit zu besitzen und die Bälle wegzudreschen, nicht aber um mindestens genauso wichtige Eigenschaften wie Antizipation und Spieleröffnung. Dass Schwaab sowohl Sunjic als auch Timo Baumgartl vorgezogen wurden, sagt viel darüber aus, welche Wertschätzung diese beiden bei Trainer Kramny haben müssen und ist wohl als Indiz zu werten, dass der Nebenmann des gestern verpflichteten Italieners Federico Barba eher Niedermeier als Baumgartl heißen dürfte.

Barba war zuletzt Reservist in Empoli und ist mit seinen 22 Jahren auch nicht der erfahrene Mann, den man sich gewünscht hätte. Bevor ich ihn nicht spielen gesehen habe, kann ich mir kein Urteil über ihn erlauben. Im heute kurzfristig anberaumten und mit 0:2 verloren gegangenem Test gegen die SG Sonnenhof-Großaspach gab er unter Ausschluss der Öffentlichkeit sein Debüt im VfB-Dress, wobei er sich gleich verletzte. „Verhärtung in der linken Wade“, so die offizielle Sprachregelung. Ich kann nicht sagen, wieso, aber nach dieser Meldung habe ich Barba schon mal für die halbe Rückrunde abgeschrieben, weil die Erstdiagnosen unserer Vereinsärzte zuletzt stets danebenlagen und sich die Verletzungsdauer stets als ungewöhnlich lang erwiesen hat. Sollte dies so eintreten, wäre das natürlich extrem ärgerlich, auch wenn man dann die Kaufpflicht nicht wahrnehmen müsste, weil diese an zehn Einsätze gekoppelt ist.

Großkreutz hat auf der Rechtsverteidigerposition Florian Klein ausgestochen und wird diese Rolle wohl bis auf weiteres ausfüllen. Nach Lukas Rupp hatte er erneut die zweitbeste Laufleistung und gute Zweikampfwerte zu verzeichnen. Macht er so weiter, fußballerisch und von seiner Einstellung zum Profisport her, werden wir noch sehr viel Freude an ihm haben.

Die ersten beiden Spiele der Rückrunde machen Lust auf mehr. Schon jetzt freue ich mich auf Frankfurt, das oft ein gutes Pflaster für uns war und DIE Gelegenheit ist, in der Tabelle weiter in Richtung obere Tabellenhälfte zu klettern. Nicht nur, dass wir die Frankfurter mit einem Sieg überflügeln könnten, auch die Gelegenheit Armin Veh eins auszuwischen sollte den Brustringträgern Flügel verleihen.

Aufgrund der Vorkommnisse beim Spiel gegen Darmstadt 98 werden wir auf einen leeren Frankfurter Fanblock treffen. Da der Block 40 der Eintracht-Fans gesperrt ist, werden sie sich wohl auf der Gegengerade niederlassen und somit noch näher an die VfB-Anhänger heranrücken. Ob da einer diese Kollektivstrafe zu Ende gedacht hat? Ich glaube es nicht.

Und dann war da gestern noch der sogenannte Deadline-Day. Immer wieder verwundert es einen, wie ein Pleiteverein wie der HSV bspw. Drmic von Mönchengladbach loseisen konnte und sich auch noch fast Sanogo von den Young Boys Bern geangelt hätte. Ähnlich wie bei der Posse um Kevin Großkreutz im Sommer, erreichten den HSV die Unterlagen einige Minuten zu spät, so dass der Wechsel platzte. Nichtsdestotrotz, Kühne scheint einmal mehr die Schatulle weit geöffnet zu haben.

Einen solchen Gönner hat der VfB nicht zu verzeichnen, so dass nach der Verpflichtung von Großkreutz und der Leihe von Kravets, allenfalls noch eine weitere Leihe möglich war. Dies wurde kurz vor Ultimo dann bekanntlich Barba, ich bin gespannt auf den Jungen und hoffe auf eine schnelle Integration, auf und neben dem Platz.

Doch, nicht nur Zugänge hatten wir zu verzeichnen, auch Abgänge und dabei zum Glück keinen unserer Leistungsträger. Die Vereinslegende Adam Hlousek, in dem Zorniger schon den nächsten Weltklasseinnenverteidiger gesehen hatte, verließ uns in Richtung Legia Warschau, obwohl er die Woche zuvor noch eine herzzerreißende Liebeserklärung in Richtung VfB und uns Fans abgegeben hat. Dass diese innige Liebe eher einseitig war, zeigte sich dann zum Glück in diesen Tagen. Damit fand Robin Dutt für einen weiteren Einkauf der Kategorie „What the fuck“ aus der Bobic-Ära einen Abnehmer, Chapeau!

Völlig überraschend wurde dann gestern noch kurz vor Schließung des Transferfensters die Bayer-Leihgabe Robbie Kruse an seinen Stammverein „zurückgegeben“. Kruse wurde im Sommer, wohl überstürzt, geholt als Reaktion auf den Ibisevic-Abgang. Ausgiebig gescoutet scheint er nicht geworden zu sein, es war wohl eher ein Transfer aus der Rubrik „nicht schnell genug auf dem Baum gewesen“. Einen Spieler, der in den letzten eineinhalb Jahren gerade einmal zu drei Kurzeinsätzen für Bayer kam und zudem in einem erbärmlichen körperlichen Zustand an den Neckar kam, hätte man sicherlich nicht genommen, wenn genügend Zeit gewesen wäre, dass er sich vorstellen und vorspielen hätte können.

Einen solchen Hänfling habe ich selten auf einem Fußballplatz gesehen. Von einem schwäbischen Bundesligisten, der seiner Fürsorgepflicht nachkommt, hätte ich es fast schon erwartet, dass man ihm jeden Tag eine Schüssel Spätzle mit Soß verabreicht und ihn so Stück für Stück aufpäppelt. Sei’s drum, unter dieses Missverständnis wurde nach fünf Kurzeinsätzen der Schlussstrich gezogen.

Dann war da noch am Deadline-Day der Wechsel unseres Ex-Kapitäns Serdar Tasci zu den Bayern. Durch die russisch-türkischen politischen Spannungen und der Ankündigung Putins, weder Vertragsverlängerungen mit türkischen Spielern zuzulassen noch weitere Türken ins Land zu lassen, erklärte sich Tasci, trotz seines deutschen Passes, schon Ende letzten Jahres solidarisch und kündigte seinen baldigen Abschied an.

Fast zwangsläufig brachte man ihn dann auch mit dem VfB in Verbindung, der ja händeringend auf der Suche nach einem Innenverteidiger ist bzw. war. Aussagen Tascis, wonach er sich eine Rückkehr zum VfB gut vorstellen könne, befeuerte die Gerüchteküche zusätzlich, so dass die ersten Nostalgiker bereits auf den Plan gerufen wurden und den VfB für verrückt erklärten, würde er sich nicht um den gebürtigen Esslinger bemühen.
Dass Tascis Liebe zum VfB schnell wieder erkalten würde, wenn ihm Dutt erklären müsste, dass er allenfalls noch die Hälfte seines früheren Gehalts für ihn bezahlen könnte, damit müssen sich die selbsternannten Fifa-Manager ja nicht auseinandersetzen.

Fakt ist, dass eine Rückkehr Tascis überhaupt nur möglich gewesen wäre, wenn er auf viel Geld verzichtet hätte, welcher Profi macht das schon. Schalke buhlte außerdem mit um Tascis Dienste, so dass königsblau um einiges wahrscheinlicher gewesen wäre, als eine Rückkehr zum VfB, ganz unabhängig davon, ob er sportlich überhaupt ein Gewinn geworden wäre.

Ich bin nicht traurig darüber, dass dieser Wechsel nie ernsthaft ein Thema war und habe daher auch keinen Schmerz, dass er schließlich bei den Bayern gelandet ist.

Im Gegenteil, unverhofft kommt selten oft. Ohne die Verletzungen Boatengs und kurzfristig noch von Martinez wäre Tasci auch bei den Bayern nie ein Thema gewesen.

Selbst in dieser Konstellation jetzt ist Tasci mehr Notnagel als einer mit der Chance auf einen Stammplatz im Münchner Starensemble. Vielleicht tue ich ihm ja unrecht, weil ich ihn seit seinem Abgang nicht mehr spielen gesehen habe. In Anbetracht seiner damaligen Schnelligkeitsdefizite und seines damaligen Leistungsstands müsste sich bei den Bayern schon auch Badstuber noch verletzen, was ja leider nicht einmal so abwegig ist. Den Posten neben dem einzigen etatmäßigen Innenverteidiger können immer „fachfremde“ Mannen wie Xabi Alonso, Alaba oder auch Kimmich bekleiden, so dass für Tasci meist nur die Bank bleiben dürfte.

Somit hat er für die verbleibenden 15 Bundesligaspiele, plus Pokal, plus Champions League, einen Vertrag als Standby-Profi unterschrieben, fürstlich dotiert und mit der Chance sich ein, zwei oder drei Titel auf seine nächsten Autogrammkarten schreiben zu dürfen. Besser konnte es für ihn kaum laufen, zumal Kumpel Ulle sicher dafür sorgen wird, dass sie auf der Bank nebeneinander sitzen dürfen. Dieses Standing traue selbst ich Ulle zu, es sich in den letzten Monaten erarbeitet zu haben. Ich gönne es Serdar, dass er zumindest raus aus Russland ist, wo er sich zuletzt weder wohl noch sicher gefühlt hatte und hege überhaupt keinen Groll, dass er „ausgerechnet“ zu den Bayern gewechselt ist.

Anders als einige Trolls im Netz, die ihn schon jetzt als geldgeilen Söldner beschimpfen, weil er nicht zum geliebten VfB zurückgekommen ist und auch weil der VfB in dieser Personalie nicht in Konkurrenz zu den Bayern getreten ist.

Dieselben Trolle sind es dann wohl auch, die Cacaus Rückkehr zum VfB II bejubeln und ihn schon wieder auf dem Sprungbrett zu den Profis wähnen.
Cacaus Zeit in der Bundesliga ist jedoch schon lang abgelaufen. Mich wundert es immer wieder, wie schnell der Fan vergisst.
Schon vergessen, wie seine Leistungen förmlich explodiert sind, als der VfB drauf und dran war, ihm keinen Vertrag mehr zu geben? Wie er um Wertschätzung flehte, um einen hoch dotierten, weil letzter großer, Vertrag kämpfte?

Wie er seit seiner Vertragsunterschrift mehr und mehr abbaute und zum Schluss fast nur noch verletzt war? Er stieg zu einem der Top-Verdiener im Verein auf und brachte so gut wie keine Gegenleistung mehr?

Selbst als dieser Vertrag endlich ausgelaufen war, heulten noch viele herum, weil man ihn nicht noch einmal verlängerte.

Wie für Tasci, so gilt auch für Cacau: man küsst das Wappen „seines“ Vereins, solang dieser ordentlich, wenn nicht überbezahlt. Sobald man aber dem Leistungsabfall und Alter entsprechend das Gehalt gravierend nach unten anpassen möchte, ist es vorbei mit der großen Liebe.

Deshalb zog Cacau gen Japan, wurde dort allerdings nicht glücklich. Seither hält er sich mehr oder weniger regelmäßig bei unseren Amateuren fit und unterschrieb folgerichtig jetzt einen Vertrag bei den Amas. Das aber sicherlich auch nicht nur, weil er den VfB außerordentlich liebt, sondern weil er keine in Frage kommende Alternative gefunden hatte.

Einige sollten sich von der Romantik im Profifußball wirklich mal verabschieden.

Nicht dass man mich falsch versteht. Ich bin selbst Cacau-Fan und kann nichts Schlechtes über ihn sagen. Es ist ja nicht so, dass er nach der Vertragsverlängerung mit Absicht schlecht gespielt hätte oder für seine Verletzungen etwas konnte. Selbst die Wertschätzungs-Debatte damals konnte ich nachvollziehen, wenn Cacau als Teil der Meistermannschaft von 2007 gerade mal ein Drittel oder die Hälfte dessen überwiesen bekam, was man Marica und Pogrebnjak in den Rachen schmiss.

Aber, die Zeit lässt sich halt nicht zurückdrehen. Ich finde es schön, dass er jetzt für die Amas aufläuft, vielleicht verhilft er ihnen zu einem Schub, vielleicht auch zu endlich besseren Zuschauerzahlen. Nur, Cacau jetzt dafür zu preisen, dass er wieder nach Hause gekommen ist und Tasci ist der Söldner, weil er zu den Bayern wechselte, darüber kann ich schmunzeln und würde mit einem Augenzwinkern glatt behaupten, hätte Cacau ein Angebot der Bayern vorliegen gehabt, würde er heute seinen Spind an der Säbener Straße einräumen.

Und dann ist da dieser Tage auch noch Fredi Bobic, der für Sky den Deadline-Day kommentierte. Dabei trat er abermals gegen den VfB nach. Zorniger ist weg, also, neue Zielscheibe, Kramny. Die Stuttgarter Nachrichten zitieren den Einzelhandelskaufmann aus dem Hallschlag wie folgt“ „Ich halte ihn für einen guten Trainer, aber ich habe ihn jetzt in der Bundesliga nicht für den Trainer gehalten.“ Was seine Persönlichkeit und die Weiterentwicklung des Fußballs angehe, müsse Kramny noch ein bisschen mehr bringen. „Das wird die Frage sein – wird er diesen nächsten Schritt machen können?“

Da können wir doch nur hoffen, dass sich Kramny in Bobic‘ Fehleinschätzungen der letzten Jahre einreiht und als Bundesligatrainer durchstartet. Bobic lässt keine Gelegenheit aus, seinen früheren Arbeitgeber zu diskreditieren. Ich hoffe, man verfolgt in der Branche seinen zur Schau getragenen schlechten Charakter mit Stinkstiefelmentalität ganz genau und hält weiter sämtliche Türen für ihn geschlossen.

Eine Legende demontiert sich mehr und mehr selbst. Leuchteten vor Jahren noch meine Augen, als ich Bobic hörte und an das magische Dreieck dachte, ist mittlerweile nur noch Verachtung übrig geblieben für die beleidigte Leber-, ähm, Bratwurst.

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19. März 2015

VfB weiter im Sinkflug

Die tolle Krombacher-Fan Tour wurde lediglich durch das Spiel getrübt. Ansonsten muss man sagen, alles richtig gemacht. Am Freitag um 10 Uhr ging es bereits vor der Schleyer-Halle los, natürlich mit reichlich Krombacher-Bier an Bord. Der Veranstalter hatte seine Rechnung zunächst ohne die Mitfahrer gemacht, denn, nach gerade mal knapp zwei Stunden war das Bier aufgebraucht und das Bus-Klo dafür voll. Für Nachschub wurde jedoch schnell gesorgt, so dass einer lustigen Weiterfahrt nichts mehr im Wege stand. Gegen 16 Uhr bereits erreichten wir unser Domizil in Attendorn, im Sieger Land gelegen. Weshalb sie ausgerechnet VfB-Fans ins Sieger Land brachten, war uns nicht so ganz klar, vielleicht war es ja ein gutes Omen. Begrüßt wurden wir mit einer leckeren Gulaschsuppe und Krombacher Bier vom Fass, was ebenfalls in unserem All-Inclusive-Arrangement enthalten war. Von dort ging es dann wenig später weiter ins knapp 100 Kilometer entfernt gelegene Leverkusen, das wir zu einer guten Zeit erreichten. Es blieb genügend Zeit noch in die gegenüber der BayArena gelegene „Pille“ zu gehen, wo wir die RWSler und noch einige andere bekannte Gesichter trafen. Diese Location mit ihrem großen Biergarten, für mich immer ein Muss, wenn wir in Leverkusen sind, wobei mir Leverkusen sowieso immer gut gefällt. Werksclub hin oder her, dort ist doch noch mehr Tradition vorhanden als bspw. bei VW und SAP, mit den Fans dort hatte ich noch nie Probleme und auch in Bezug auf Einlass und Ordnungspersonal hebt sich Leverkusen für mich von vielen anderen Away-Stadien positiv ab. Zudem ist Leverkusen selten ausverkauft, so dass ich dort schon traditionell direkt meine Eintrittskarte bestelle und auf der Gegengerade sitze. Mein Eingang liegt, logistisch perfekt, kaum mehr als 50 Meter vom Eingang der Pille entfernt, so dass ich, wo die Stehplatzkarteninhaber schon lang weg waren, noch gemütlich ein Bierchen trinken konnte. Am Einlass hatte ich erwartungsgemäß auch mit meiner Bridge-Kamera keine Probleme, so dass es gleich hinein in dieses schmucke Stadion ging. Den Platz hatte ich mir bei der Bayer 04 Saalplanung perfekt ausgesucht, Reihe 1 und direkt am Gang. Vorne kann man sein Bier auf die Bande stellen, das man auch noch rasend schnell bekommt. Es gibt zwar im Stadion die Bayer-Card als Bezahlkarte, man hat aber auch die Möglichkeit, wenn der Geld Chip aufgeladen ist, mit EC-Karte zu bezahlen. Diese Bezahlart lasse ich mir gerne gefallen, da es sie in ein paar anderen Stadien auch schon in dieser Form gibt. Als „Bayer-Kunde“ konnte ich erstmals in einem Stadion das freie WLAN testen und konnte feststellen, wenn auch ein bisschen langsam, aber, es funktionierte.
Auch bis dahin, alles richtig gemacht. Dann allerdings kam das Spiel, welches sich zwar gut anließ, aber, wenn man keine Tore macht, rächt es sich meist hinten und wenn man die Gegentore dann noch herschenkt, setzt es eben auch bei einem Club wie Bayer 04, der mit den Köpfen schon beim Championsleague-Rückspiel bei Athletico Madrid war, eine 0:4-Klatsche, mit der man am Ende noch gut bedient war.
Es ist eigentlich unbegreiflich, wenn man sich die erste halbe Stunde vor Augen führt, in der der VfB sein Heil mutig in der Offensive suchte und Leverkusen keinen Zugriff auf das Spiel bekam. Bis eben zu jener 32. Minute, als erst Hilbert Timo Werner entwischte, von Sakai nicht an der Hereingabe gehindert wurde, Ulle den Ball, der halbhoch (!) durch den 5-Meter-Raum flog, nicht abfing, Klein zu allem Überfluss Schwaab anschoss und schließlich Gentner, Kostic und Dié am Ball vorbeiliefen, anstatt dass auch nur einer der Dreien die Kugel weg aus der Gefahrenzone befördert hätte. Wendell sagte danke und erzielte die Leverkusener Führung. Slapstick pur, eigentlich müsste man alle daran Beteiligten für den Comedy-Preis nominieren. Zum Lachen eigentlich, wenn es nicht so traurig wäre. Vorne ein zahnloser Tiger und hinten schießt man sich die Dinger selten rein, so ist es eigentlich nicht möglich, die Klasse zu halten.
Ich hatte erst einmal genug gesehen und ging Bier holen. Schwupps, kaum draußen, Jubel und die Tor-Hymne „Whatever you want“, die mir auch am Tag danach noch in den Ohren klingen sollte. Damit war das Ding gelaufen, ein Doppelschlag nach vielversprechender Anfangsphase, also, blieb ich erstmal in den Katakomben und steckte mir eine Zigarette an. Die BayArena ist ja, wie Hoffenheim auch, ein reines Nichtraucherstadion. Im Gästeblock mag dies keinen interessieren, in den anderen Bereichen des Stadions jedoch schon. Und, als Gast, der nicht die Intension hatte, negativ aufzufallen, hielt ich mich natürlich auch daran. Danach ging ich dann wieder auf meinen wirklich tollen Platz, wo ich die „Mannschaft“ kurze Zeit später auseinanderfallen sah.
Beim 3:0 spielte Bellarabi Gotoku Sakai Knoten in die Beine. Und überhaupt, was – erlaube – Sakai? An allen Gegentoren maßgeblich beteiligt, von Hilbert ein ums andere Mal wie ein Anfänger überlaufen, weshalb er nach unzähligen bundesligauntauglichen Auftritten immer wieder in der Startformation auftaucht, ist mir ein Rätsel. Natürlich rege ich mich auch über Hlousek auf, die beiden nehmen sich nicht viel. Hlousek wurde in dieser Woche seit längerer Zeit mal wieder in den Kreis der tschechischen Nationalmannschaft berufen, dieser Nationalmannschaft muss es wirklich schlecht gehen, mag man sich denken.
Dass Rausch, der bei den Amateuren vor sich hindümpelt so viel schlechter sein soll als diese beiden, kann ich mir nicht vorstellen. Bei dieser Misere auf der linken Seite trauert man selbst noch einem Arthur Boka nach. Er hatte zwar auch große Defizite im Defensivverhalten, war aber nach vorne wirkungsvoller und vor allem war ein Kämpfer, der mal dazwischengehauen hat, während Sakai ob der Fußballkunst seiner Gegenspieler, nur staunend und mit offenem Mund zuschaut.
Dies nur eine verbesserungswürdige Planstelle in der Anfangsformation von vielen. Die Torwartfrage stellt sich nach wie vor. Ich hoffe, dass der VfB im Sommer handelt und Vlachodimos das Vertrauen schenkt oder notfalls von extern jemanden holt. Dass Leno der eindeutig bessere Torwart ist, konnte man auch am Freitag wieder sehen. Er ist fußballerisch sowieso stärker, spielt aber auch besser mit, hat ein besseres Stellungsspiel und eine stärkere Ausstrahlung. Einer von sehr, sehr vielen Fehlern und Fehleinschätzungen der letzten Jahre, wobei bei dieser persönliche Seilschaften vor leistungsorientiertem Denken gingen.
Weshalb Timo Baumgartl nach seinem Fehler gegen den BVB plötzlich total außen vor ist und Schwaab das Vertrauen geschenkt wird, kann ich auch nicht nachvollziehen. Schwaab, der sich gerne mal mit den Fans, die die einzigen sind, die alles geben, anlegt und selbst Woche für Woche eine schwache Vorstellung an die nächste reiht, würde bei mir allenfalls noch ein Notnagel sein. Spätestens nach diesem Slapstick vom Freitag, an dem sämtliche Arrivierten einschließlich der Führungs-Ikone Gentner beteiligt waren, verbietet es sich eigentlich, dem Jungen Nervenstärke abzusprechen. Er war bei seinen Spielen immer einer der Wenigen, dem man Ballfertigkeit attestieren konnte und der den Kopf dabei noch oben hatte. Von Jugend und Amateuren ist er auch einen besser mitspielenden Torwart gewohnt, der besser antizipiert und schneller dem Ball entgegen kommt, wenn ein Rückpass zu kurz gerät, wie es Ulle gegen den BVB getan hatte.
Insgesamt bleibt festzustellen, dass im Grunde jeder Einzige in der Startformation austauschbar wäre, kein Einziger ist dabei, der das Prädikat Leistungsträger verdienen würde.
Hoffnungsträger sind stets diejenigen, die ausfielen und wieder einsatzbereit sind, bis sie eben dann auch wieder enttäuscht haben. So hoffe ich derzeit auf eine baldige Rückkehr von Antonio Rüdiger und Daniel Didavi, wobei ich bei Letzterem nicht wirklich dran glaube, dass er noch mal auf die Beine kommt.
Ein Impuls fürs Team wäre eine Rückkehr sicherlich, ging es doch auch in der letzten Saison erst aufwärts, als er (und Gruezo) in die Mannschaft kamen. Auch auf Martin Harnik dürfen wir gegen die Frankfurter Eintracht wieder hoffen. Vielleicht haben ihm diese zwei Spiele Sperre gut getan, dass er jetzt frischer im Kopf ist und sich wieder über die volle Distanz konzentrieren kann. In den letzten Spielen, in denen er zum Einsatz kam, fiel er in einer schwachen Mannschaft eher noch ab. Seine Torgefährlichkeit vergangener Jahre könnten wir derzeit jedenfalls gut gebrauchen.
Nicht nur bei Harnik, auch beim Rest des Teams, ist ein riesiges Kopfproblem auszumachen. Ich schrieb schon vor einiger Zeit, die Jungs bräuchten einen guten Psychologen, der ihnen die Angst vor der eigenen Courage austreibt. Wie sie derzeit auftreten, wird es ganz, ganz schwer werden mit dem Klassenerhalt. Natürlich sind wir nominell besser als Paderborn und Freiburg besetzt, natürlich sind die beiden noch in Schlaginstanz, natürlich würde ein einziger Sieg genügen, um (zunächst und bei gleichzeitiger Niederlage der anderen) an beiden vorbeizuziehen.
Aber, die beiden haben, im Gegensatz zu uns, ein Team im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Platz, die füreinander durch dick und dünn gehen, was in der Endphase ein entscheidender Faktor werden könnte. Bei uns haben es viele noch immer nicht kapiert, dass es nur gemeinsam geht, dass sie sich helfen und auch mal den Fehler des Anderen bereit sein müssen auszubügeln. Freiburg hat jetzt zwei machbare Heimspiele vor der Brust, was bedeutet, wir müssen gegen die Frankfurter Eintracht unbedingt gewinnen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Man kann sich einfach nicht darauf verlassen, dass dieses Schneckenrennen im Tabellenkeller endlos so weitergeht.
Wie es aussieht, wird Stevens auch gegen die Eintracht noch auf der Bank sitzen. Nach der ersten halben Stunde von Leverkusen sicherlich eine nachvollziehbare Entscheidung. Auf der anderen Seite könnte ein neuer Impuls in Form eines neuen Übungsleiters der Truppe noch einmal einen Schub verleihen, mir kommt das ganze derzeit sehr eingefahren vor, die Reaktion auf eine Niederlage ist stets die gleiche, nämlich „abhaken, hart weiter arbeiten und es im nächsten Spiel besser machen“. Nur, uns laufen die „nächsten Spiele“ weg, da waren’s nur noch neun.
Durch die völlig unnötige (so frühe und vermeintliche) Einstellung Zornigers als Trainer für die nächste Saison, hat sich der VfB dieser letzten Patrone beraubt und wird, wenn’s dumm läuft, sang- und klanglos runter gehen. Mir kommt es derzeit so vor, man nimmt den Abstieg mit Stevens jetzt bewusst in Kauf, denn, selbst wäre man von Stevens nicht mehr überzeugt, was sollen die Herren denn tun? Zum einen ist die Kasse sowieso klamm, fraglich, ob man sich die Abfindung überhaupt leisten könnte. Zum anderen, begänne Zorniger schon jetzt, mitten im Abstiegskampf, hätte man womöglich einen Trainer mit einem langfristigen Vertrag ausgestattet, der im Mai seine Koffer wieder packen müsste, denn, mit dem Abstieg wäre er auf dem Wasen höchstwahrscheinlich verbrannt.
Oder aber, man holt einen Übergangstrainer, der, sollte er erfolgreich sein und den Abstieg verhindern können, sich im Nu einen Heldenstatus hier erarbeiten würde, so dass Zorniger auch dann eine schwere Hypothek belasten dürfte. Da weiter kein Dementi zu dieser Personalie vom VfB kommt, gehe ich einfach mal davon aus, dass es Fakt ist, dass der Wechsel Zornigers zum VfB bereits in trockenen Tüchern ist. Stevens selbst wird nicht aufgeben, dazu ist er zu sehr Kämpfer, zudem ist er sicherlich auch nicht bereit, auf Geld zu verzichten. So dümpeln wir also weiterhin vor uns hin, ohne Hoffnung auf grundlegende Besserung.
Natürlich kommt mit Frankfurt jetzt ein Gegner, der prädestiniert dazu wäre, gegen ihn die Trendwende zu schaffen. Im Hinspiel haben wir ihnen fünf Dinger eingeschenkt, zudem bekamen sie selbst in Köln die Bude voll, die das Tore schießen auch nicht gerade erfunden haben.
Jedoch, wir haben in Frankfurt auch vier Tore kassiert, offensiv sind sie gefährlich und haben in Alex Meier den derzeitigen Top-Torjäger der Liga in ihren Reihen. Ein Tier vorne, das schwer auszurechnen und zu verteidigen ist, der seine Tore mit jedem Körperteil und von innerhalb und außerhalb des Strafraums erzielt. Da ich mir immer nicht so ganz im Klaren bin, in wie weit sich unsere Spieler mit ihren kommenden Gegenspielern beschäftigen, an Ulle schon einmal der Tipp, es tunlichst zu vermeiden so weit wie sonst vor seinem Kasten zu stehen. Er hat in dieser Saison schon einige Tore gefangen, die zu vermeiden gewesen wären, wenn sein Stellungsspiel besser wäre, Meier hat das Auge und das Gefühl im Fuß genau solche (Stellungs-) Fehler auszunützen.
Man wird der Eintracht aber auch nicht gerecht, wenn man alles auf Meier reduziert. Er muss ja auch von seinen Mitspielern in Szene gesetzt werden und auch das machen bspw. Aigner und Inui vorzüglich. Gerade ein Aigner, an dem Veh schon zu VfB-Zeiten interessiert war und den er schließlich zur Eintracht holte, wird sich auf unsere Sakais und Hlouseks jetzt schon freuen.
Unsere Ultras hatte nach dem 3:0 kurz nach der Pause die Schnauze voll, hängten ihre Fahnen ab, stellten das Supporten ein und verließen den Block. Eine verständliche Reaktion und längst überfällig. Ist ja fast schon bemitleidenswert unseren einst so stolzen VfB als Sparringspartner sehen zu müssen, der dem Gegner in allen Belangen unterlegen ist und wo man jederzeit Angst haben muss, dass dieser mühelos noch einen Gang aufschalten könnte. Auch für die Fanszene ist es derweil ein schmaler Grat, wie man sich verhalten soll. Alle sind stinksauer, in jedem Einzelnen, dem der Verein so am Herzen liegt, brodelt es gewaltig, so dass es eine Frage der Zeit ist, bis sich dieser Frust so richtig entlädt. Aber, die Fans sind auch pragmatisch. Man sieht natürlich auch, welche nervlichen Wracks da auf dem Platz stehen, draufhauen, bringt da wohl am allerwenigsten. Derzeit haben wir es mit einer ähnlichen Gefühlslage wie in der Vorsaison zu tun, auch damals siegte am Ende der Pragmatismus. Wenn man als Fanszene eine Erkenntnis von damals mitnehmen und aus etwaigen Fehlern lernen möchte, so vielleicht aus diesem, dass man ruhig blieb, als das Ziel, der Klassenerhalt, erreicht war. Hätte man damals vehement auf die (versprochene) Aufarbeitung der Saison gepocht und Konsequenzen gefordert, vielleicht hätte man damals schon Fredi Bobic aus dem Amt drängen können und uns wäre diese Saison erspart geblieben.
Nach dem Spiel ging es direkt zum Busparkplatz, unser Busfahrer Ahmet hatte schließlich mehrfach darauf hingewiesen, dass er Punkt 23 Uhr abfahren würde. Dort noch die Jungs und Mädels vom RWS und von Leintalpower getroffen und ein Bier zusammen getrunken, ging es dann weiter in Richtung Hotel. Vier Businsassen hatten Ahmets Durchsage wohl nicht ernst genommen, fehlten bei der Abfahrt und wurden für 200 Euro kostengünstig von einem Taxi zum Hotel chauffiert. ;-) Im Hotel gab es bedauerlicherweise nichts mehr zu essen, so dass wir uns abermals an die Flüssignahrung halten mussten und dies feuchtfröhlich bis in die Morgenstunden auch taten. Nach einem tollen Frühstück ging es dann am Samstagmorgen weiter zur Brauereibesichtigung und Verköstigung in die Krombacher Brauerei, von wo es dann gegen 14.45 Uhr wieder in die Heimat ging. Gegen 19.30 Uhr waren wir zurück an der Schleyer-Halle, von wo es nicht etwa heim zum Regenerieren ging sondern direkt ins Jugendhaus nach Neugereut, wo das CC97 seinen 18. Geburtstag und damit seine Volljährigkeit feierte. Auch dort wieder jede Menge Bekannte getroffen, es wurde trotz der Tabellensituation vom VfB ein schöner und lustiger Abend.
Die Sicherheitsthematik kocht nach den Vorkommnissen rund um unser Hertha-Spiel sowie den Geschehnissen um das Spiel KSC gegen Red Bull Leipzig wieder hoch.
Eigens dafür sah sich Sport im Dritten dazu genötigt, das Thema zu erörtern und talkte mit Christoph Ruf (freier Journalist und Kenner der Fanszene), Rüdiger Seidenspinner von der Polizeigewerkschaft und Ingo Wellenreuther (Präsident KSC). Dazu wurde ein Interview mit einem „Stuttgarter Hooligan“ eingespielt, wie es sich gehört und dass die Leute vor dem Fernseher schön Angst bekommen, von hinten, mit Kapuzenpulli und nachgesprochener Stimme. Dieser war für mich schon einmal völlig fehl am Platze, da es ja nicht um irgendwelche Hooligan-Kämpfe auf der grünen Wiese ging, sondern um Vorkommnisse in Cannstatt, von denen nicht erwiesen ist, wer daran beteiligt war, also ob Hooligans, Ultras, Normalos, ja, nicht einmal ob wir von welchen aus dem VfB-, dem KSC- oder dem Hertha-Lager sprechen.
Beim zweiten Themenkomplex handelte es sich um KSC-Kinder, die dem Mannschaftshotel von Red Bull einen Besuch abstatteten, der sich inzwischen auch als weitaus weniger dramatisch herausstellte, wie ursprünglich von Ralf Rangnick geschildert.
Diese Runde hätten sich die Macher vom SWR schenken können, weil nicht mit einer Silbe versucht wurde zu erörtern, wie sich solche Vorfälle vermeiden ließen, nämlich beispielsweise durch cleverere Terminierungen, besonnenere Beamten und auch einer Kennzeichnungspflicht der Beamten, um den schwarzen Schafen darunter endlich den Garaus zu machen. Einzig der freie Journalist in der Runde räumte ein, dass es unverhältnismäßige Einsätze von Beamten gibt, die auch durchaus solche „Gelegenheiten“ nutzten, um sich auszutoben. Mir liegt es dabei fern, irgendwelche Sachbeschädigungen oder Angriffe auf Personen, die sich rund ums Hertha-Spiel ereignet hatten, schönzureden. Wie jeder Verein haben auch wir „Fans“ in unseren Reihen, die im Schutz der Menge und der Dunkelheit Straftaten begehen, weil das Entdeckungsrisiko relativ klein ist. Ich selbst lehne Gewalt und Vandalismus ab und hoffe, dass man die wenigen Hirnverbrannten schnappt und zur Rechenschaft zieht, sind es doch unter anderem diejenigen, denen wir die vielen Restriktionen rund um ein Fußballspiel „zu verdanken“ haben. Gerade aber weil man weiß, dass es die gibt, dass sie nicht aussterben, im Gegenteil, sie auch nachgeboren werden, wäre es wünschenswert, dass auf der Gegenseite die schwarzen Schafe vom Dienst suspendiert werden und man Polizeieinsätze erlebt, die auf Deeskalation abzielen. Dazu gehören ausgeklügelte Polizeistrategien mit wirklichen Kennern des Fanverhaltens und nicht irgendwelche Hardliner, die meinen, dann geht man eben mit Schlagstock und Pfefferspray in die Menge rein. Gerade dann „erreicht“ man nämlich solch chaotische Zustände, wie sie in Stuttgart vorgefallen sind. Dann trifft es auch viele Unbeteiligte und auch als „normaler“ Fan solidarisiert man sich mit den eigenen Leuten eher als mit der prügelnden Staatsmacht.
Dass sich Präsident Wahler, um den man sich zuweilen schon Sorgen macht, wo er sich rumtreibt, zu diesem Thema aus der Deckung wagte, als noch überhaupt nicht geklärt war, welche Darstellungen über die Vorkommnisse überhaupt der Wahrheit entsprechen, passt derzeit ins Bild, das der VfB abgibt. Erst einmal werden die eigenen Fans an den Pranger gestellt, anstatt Ursache und Wirkung zu durchleuchten. Man würde sich wünschen, Wahler äußerte sich mit solch klaren Worten zur inzwischen wieder einmal beispiellosen sportlichen Talfahrt und er würde Lösungsansätze aufzeigen. So aber überlässt er dies vollkommen dem Novizen und immer etwas unbeholfen erscheinenden Robin Dutt, während der VfB das schlechteste Jahr seiner bald 122-jährigen Vereinsgeschichte hinlegt. Das sind dann immer die Momente, in denen ich in Nostalgie schwelge und mich nach Gerhard Mayer-Vorfelder zurücksehne. Er nahm sich als Präsident stets das Recht heraus, den Jungs die Leviten zu lesen und sie an ihre Verantwortung dem Verein, den Fans, der Stadt und dem Umfeld zu erinnern, ob es dem Trainer und Manager passte oder auch nicht. Als Fan wusste man damals immer, dass es einen gibt, der Emotionen vorlebt und dem ein Niedergang nicht egal ist. Derzeit hat man aber den Eindruck, man lässt jeden vor sich hin wursteln, ob Trainer oder Manager, und, wenn das nächste Spiel verloren wird, hofft man einfach auf das übernächste. Es ist diese Lethargie, die mich wahnsinnig werden lässt und wenig Hoffnung auf ein gutes Ende macht.

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