2. Februar 2016
Nach dem vielversprechenden Auftakt in Köln, stand am zweiten Rückrundenspieltag das Wiedersehen mit Ex-Trainer Bruno Labbadia sowie Gotoku Sakai an. In der Hinrunde hatte man unverdient und äußerst unglücklich verloren, nachdem Florian Klein des Feldes verwiesen wurde. Die beiden letzten Heimspiele gegen die Rauten entschied man knapp für sich, beide Male in Spielen, in denen eine Niederlage bereits den Abstieg hätte bedeuten können. Ganz so dramatisch stellte sich die Situation relativ früh in der Rückrunde dieses Mal nicht dar und doch war es ein ganz wichtiges Spiel. Mit einem Sieg bestand die Möglichkeit an den HSV heranzurücken und diesen selbst wieder in den Abstiegskampf mit hineinzuziehen.
In der Vorrunde hätte sich der Spielfilm in etwa so abgespielt:
Der VfB mit einer großartigen Leistung und einem mitreißenden Offensivfeuerwerk, spielte den HSV über weite Strecken an die Wand, lediglich am leidigen Thema Chancenverwertung hätte man etwas aussetzen können.
Als nach unermüdlichem Anrennen und Chancen kreieren in der 66. Minute endlich das 1:0 durch ein Eigentor von Aaron Hunt gefallen war, ließ man sich von einem der wenigen Hamburger Angriffe überrumpeln. Nach einer Flanke von links vollstreckte Rudnevs, der sonst nicht einmal ein Scheunentor trifft, per sehenswertem Flugkopfball und mit seinem ersten Saisontreffer zum Ausgleich. Zweikampfmonster Niedermeier, in dieser Situation zaudernd wie ein Kätzchen, kam einen Tick zu spät.
Lediglich vier Zeigerumdrehungen später geschah dann das Unglaubliche. Ilicevic stibitzte Großkreutz den Ball und tunnelt Fehleinkauf Tytoń zum 1:2, welches das Spiel komplett auf den Kopf stellte. Nach kräftezehrendem Spiel auf nassem, tiefem Geläuf hat der VfB am Ende nichts mehr zuzusetzen. Der eingewechselte Kravets setzt einen Ball noch an die Latte, das war’s dann auch schon.
Der VfB erntet Lob, der HSV die Punkte und wusste dabei nicht, wie er mit seinen limitierten Mitteln und fast ohne Torchancen dieses Spiel gewinnen konnte. Zorniger an der Linie raufte sich die Haare, um hinterher in die Mikrofone zu raunzen, dass er nicht wisse, wo er denn noch ansetzen solle, „außer bei der Chancenverwertung“.
Spiele nach diesem Strickmuster gab es zu Beginn der Saison einige. Doch was ist anders geworden seit damals? Wie kommt es, dass wir ein im Grunde gleiches Spiel mit fast gleichem Personal jetzt mit einem neuen Mann an der Seitenlinie auf einmal gewinnen können?
Es mag eine Rolle spielen, dass die Jungs, weil sie sich nicht mehr zu Tode pressen, hinten hinaus mehr Luft und damit auch mehr Konzentration haben. Vielleicht war auch die Wintervorbereitung effektiver, als die im Sommer mit Zorniger, die Mannschaft jedenfalls machte über weite Strecken einen flinken und spritzigen Eindruck.
Kramny macht seine Sache bisher mehr als ordentlich. Er fängt wirklich an, mir zu gefallen. Mit seiner unaufgeregten und pragmatischen Art, ist er fast schon der Gegen-Zorniger. Er lamentiert nicht sondern schafft halt und lässt das spielen, was auch am Ende der Stevens-Ära tolle Spiele und vor allem Punkte brachte. Es genügten einige wenige Kniffe, um den VfB zurück in die Erfolgsspur zu bringen.
Er kommt nicht selbstherrlich rüber, bindet sein Team, einschließlich Führungsspieler, ein, und erarbeitet gemeinsam mit ihnen eine Strategie, wie der VfB im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten auszurichten ist. Er verfolgt dabei nicht Hirngespinste des perfekten Fußballs, sonder macht sich bewusst, dass wir noch immer gerade genug Spieler im Kader haben, die das Fußballspielen nicht erfunden haben.
Im Mittelfeld treten wir eine Spur kompakter auf. Mit Ruppinho an Stelle des verletzten Martin Harnik, setzt er auf einen dritten (eigentlich) zentralen Abräumer und zugleich Antreiber neben Serey Dié und Christian Gentner. Er holte Georg Niedermeier aus der Versenkung zurück, hat in Kevin Großkreutz einen vorbildlichen Fighter dazu bekommen und setzt offensichtlich auf Erfahrung.
Auf der einen Seite erstaunt es mich schon etwas, dass gerade er, als ehemaliger Amas-Trainer, auf keinen „seiner“ Jungs zurückgreift, Schwaab Timo Baumgartl vorzieht und auch Arianit Ferati im Moment überhaupt keine Rolle mehr spielt.
Auf der anderen Seite aber gibt der Erfolg Kramny Recht! Kramny setzt auf Erfahrung, Stabilität und ein harmonisches Miteinander. Offensichtlich schätzt er die Lage so ein, dass die Youngsters mit der derzeitigen prekären Situation mental überfordert sind und man ihnen keinen Gefallen täte, sie weiter zu verheizen. Timo Baumgartl ist so ein Beispiel, obwohl eigentlich schnell und technisch nicht schlecht, war er zum Schluss ein Sicherheitsrisiko, so dass es nachvollziehbar dass ihm derzeit der erfahrene Georg Niedermeier vorgezogen wird.
Und, was man nicht vernachlässigen darf und womit wir wieder beim ersten Abschnitt dieses Textes wären. Kramny hat das notwendige Glück zurückgebracht. Der Fußball ist zwar einfach und manchmal trotzdem nicht erklärbar. Tytoń bekam dieses Gegentor dieses Mal eben nicht durch die Hosenträger und hat sich in den letzten Monaten zum absoluten Leistungsträger und sicheren Rückhalt entwickelt. Selbst jetzt, wo Mitch Langerak einsatzbereit wäre, ist ein Torwartwechsel kein Thema mehr. Kramny hatte nicht nur das Glück, dass Tytoń den VfB im Spiel gehalten hat, er bewies auch noch ein glückliches Händchen bei seinen Einwechslungen. Für mich kamen sie zwar spät, zum Glück jedoch nicht zu spät.
Schon nach der vergebenen Großchance von Timo Werner kurz nach dem Seitenwechsel, sagte ich, dass Kramny ihn im Grunde auswechseln und gegen Kravets, der mir in Belek schon gut gefiel, ersetzen müsste.
Wer in einem Spiel so leichtfertig mit seinen Chancen umgeht, könnte an einem schlechten Tag noch zwei Stunden weiter spielen, ohne ins Tor zu treffen. Ich möchte damit nicht den Stab über Timo Werner brechen. Nach seiner Ausbootung fürs Hertha-Spiel nahm Werner eine positive Entwicklung, an guten Tagen ist er mit seiner Schnelligkeit eine echte Waffe, Samstag jedoch war nicht sein Tag.
Es dauerte noch bis zur 78. Minute, es stand inzwischen 1:1, ehe Kravets zu seinem Heimdebüt kam. Der Ukrainer hat bekanntlich das Ziel, sich über Einsätze beim VfB für eine Kader-Nominierung zur Euro 2016 in Frankreich zu empfehlen. Ein schwieriges Unterfangen, da Timo Werner im Moment kaum aus der Mannschaft wegzudenken ist und auch Daniel Ginczek in absehbarer Zeit zurückkehren dürfte.
So bedarf es schon besonderer Eigenwerbung, um diesen Widrigkeiten zu trotzen und sich in die Mannschaft zu kämpfen. Bereits seine erste Aktion hat mir imponiert. Wenn mich etwas genervt hat bei diesem Kick, war es dieses Klein-Klein-Spiel und dass bei diesem rutschigen Boden keiner (außer bei Standard Didavi) einmal aus der Distanz abgezogen hat. Kravets tat es fast mit seinem ersten Ballkontakt und zwang den guten Adler im HSV-Tor mit einem scharfen 20-Meter-Schuss zu einer Parade.
So zeigte Kravets schon in seiner ersten Szene, dass er Zug zum Tor besitzt. Das Tor wollte aber auch nach seiner Einwechslung nicht fallen. Ein 1:1 wäre psychologisch eine Katastrophe gewesen. Wenn man den Gegner über die komplette Spieldauer beherrscht, sich ein enormes Chancenplus herausspielt, in allen Belangen besser ist, sollte sich das auch im Ergebnis niederschlagen, vor allem, wenn man sich im Existenzkampf am Tabellenende befindet. Kramny sah es wohl nicht anders und setzte in der 88. Minute noch einen Akzent von der Bank aus, Alexandru Maxim kam für Daniel Didavi aufs Feld.
Der Rest ist Geschichte! Erster Ballkontakt Maxim, kurz den Kopf gehoben und Kravets dort erspäht, wo sich ein Mittelstürmer befinden muss, eine gefühlvolle Flanke und ein Kopfball wie ein Strich. Was für ein geiles Tor, was für eine Technik von Kravets, der dem Ball noch enormes Tempo mitgab. Ich hörte am Samstag vermehrt Stimmen, ein solches Tor hätten wir seit Gomez‘-Zeiten nicht mehr gesehen, dem kann ich bei näherem Betrachten nur beipflichten. Sollte dieser Kurzeinsatz Aufschluss darüber geben, was der Ukrainer drauf hat, werden wir noch viel Freude an ihm haben.
Dieses 2:1 setzte den Schlusspunkt unter ein begeisterndes Spiel im strömenden Regen. Die Stimmung auf den Rängen und auch auf dem Rasen war überragend und macht Lust auf mehr. Wie stabil der Aufschwung ist, wird sich zeigen, ich traue dem Braten jedenfalls noch nicht. Dennoch gilt es nun Punkt um Punkt mitzunehmen, um möglichst früh die 40-Punkte-Marke anzupeilen. Die letzten Auftritte stimmen mich schon weitaus optimistischer als ich noch im November war. Die Mannschaft lebt, vor allem scheint die Stimmung mittlerweile hervorragend zu sein, sicherlich nicht nur Kramnys Verdienst, der gemeinsame Abschuss seines Vorgängers schweißte sie wohl zusätzlich zusammen.
Im Februar nun haben wir plötzlich wahre Luxusprobleme und einen schon lang nicht mehr dagewesenen Konkurrenzkampf im Kader. Nicht nur im Tor beharken sich zwei überdurchschnittliche Kandidaten. Auch im Mittelfeld, aus dem es gegen den HSV sage und schreibe drei Spieler in die Sportschau-Elf-des-Tages schafften, nämlich Serey Die, Daniel Didavi und Lukas Rupp, gibt es spätestens dann ein Hauen und Stechen, wenn Martin Harnik sich für die Startelf fitmeldet, vielleicht schon fürs Frankfurt-Spiel. Zu den Dreien gesellen sich noch der ohnehin nie in Frage gestellte Kapitän Christian Gentner sowie Filip Kostic, der mehr und mehr an seine Form der letzten Spiele der Vorsaison herankommt.
Wen möchte man da also für Harnik opfern? Seinen Platzhalter Lukas Rupp vielleicht? Nein, Ruppinho, den nicht einmal „Jubel-Verletzungen“ aus der Bahn werfen, ist mittlerweile einer der Köpfe des Teams geworden.
Der andere, gegen den HSV mal wieder überragend, ist Serey Dié. Was er im strömenden Regen und auf tiefem Geläuf abspulte, unermüdlich Bälle eroberte, angetrieben und eigene Angriffe initiiert hat, war schon phänomenal.
Auch im Sturm ist die Luft für Harnik mittlerweile dünn geworden. Timo Werner sollte weiterhin seine Einsatzzeiten bekommen, ist Kravets tatsächlich das Tier, als das er sich im Samstag dargestellt hat, wird er in die erste Elf drängen und, spätestens Anfang März, sollte auch Ginni wieder ein Thema sein.
Daher wird sich Harnik zunächst einmal hintenanstellen und ähnlich zünden müssen wie Kravets am Samstag, möchte er in absehbarer Zeit seinen Stammplatz zurückerobern. Legt er weiter die Schludrigkeit bei der Ballbehandlung und im Abschluss an den Tag wie in der Vorrunde, dürfte er es schwer haben.
Bliebe noch die Abwehr, die nach wie vor die größte Bau- und Schwachstelle im Team. Wenn Kramny in der Innenverteidigung (freiwillig) auf Schwaab und Niedermeier setzt, weiß man als Beobachter was die Stunde geschlagen haben muss. Mit dieser Besetzung kann es allenfalls um Schadensbegrenzung gehen, darum, im eigenen Strafraum die Lufthoheit zu besitzen und die Bälle wegzudreschen, nicht aber um mindestens genauso wichtige Eigenschaften wie Antizipation und Spieleröffnung. Dass Schwaab sowohl Sunjic als auch Timo Baumgartl vorgezogen wurden, sagt viel darüber aus, welche Wertschätzung diese beiden bei Trainer Kramny haben müssen und ist wohl als Indiz zu werten, dass der Nebenmann des gestern verpflichteten Italieners Federico Barba eher Niedermeier als Baumgartl heißen dürfte.
Barba war zuletzt Reservist in Empoli und ist mit seinen 22 Jahren auch nicht der erfahrene Mann, den man sich gewünscht hätte. Bevor ich ihn nicht spielen gesehen habe, kann ich mir kein Urteil über ihn erlauben. Im heute kurzfristig anberaumten und mit 0:2 verloren gegangenem Test gegen die SG Sonnenhof-Großaspach gab er unter Ausschluss der Öffentlichkeit sein Debüt im VfB-Dress, wobei er sich gleich verletzte. „Verhärtung in der linken Wade“, so die offizielle Sprachregelung. Ich kann nicht sagen, wieso, aber nach dieser Meldung habe ich Barba schon mal für die halbe Rückrunde abgeschrieben, weil die Erstdiagnosen unserer Vereinsärzte zuletzt stets danebenlagen und sich die Verletzungsdauer stets als ungewöhnlich lang erwiesen hat. Sollte dies so eintreten, wäre das natürlich extrem ärgerlich, auch wenn man dann die Kaufpflicht nicht wahrnehmen müsste, weil diese an zehn Einsätze gekoppelt ist.
Großkreutz hat auf der Rechtsverteidigerposition Florian Klein ausgestochen und wird diese Rolle wohl bis auf weiteres ausfüllen. Nach Lukas Rupp hatte er erneut die zweitbeste Laufleistung und gute Zweikampfwerte zu verzeichnen. Macht er so weiter, fußballerisch und von seiner Einstellung zum Profisport her, werden wir noch sehr viel Freude an ihm haben.
Die ersten beiden Spiele der Rückrunde machen Lust auf mehr. Schon jetzt freue ich mich auf Frankfurt, das oft ein gutes Pflaster für uns war und DIE Gelegenheit ist, in der Tabelle weiter in Richtung obere Tabellenhälfte zu klettern. Nicht nur, dass wir die Frankfurter mit einem Sieg überflügeln könnten, auch die Gelegenheit Armin Veh eins auszuwischen sollte den Brustringträgern Flügel verleihen.
Aufgrund der Vorkommnisse beim Spiel gegen Darmstadt 98 werden wir auf einen leeren Frankfurter Fanblock treffen. Da der Block 40 der Eintracht-Fans gesperrt ist, werden sie sich wohl auf der Gegengerade niederlassen und somit noch näher an die VfB-Anhänger heranrücken. Ob da einer diese Kollektivstrafe zu Ende gedacht hat? Ich glaube es nicht.
Und dann war da gestern noch der sogenannte Deadline-Day. Immer wieder verwundert es einen, wie ein Pleiteverein wie der HSV bspw. Drmic von Mönchengladbach loseisen konnte und sich auch noch fast Sanogo von den Young Boys Bern geangelt hätte. Ähnlich wie bei der Posse um Kevin Großkreutz im Sommer, erreichten den HSV die Unterlagen einige Minuten zu spät, so dass der Wechsel platzte. Nichtsdestotrotz, Kühne scheint einmal mehr die Schatulle weit geöffnet zu haben.
Einen solchen Gönner hat der VfB nicht zu verzeichnen, so dass nach der Verpflichtung von Großkreutz und der Leihe von Kravets, allenfalls noch eine weitere Leihe möglich war. Dies wurde kurz vor Ultimo dann bekanntlich Barba, ich bin gespannt auf den Jungen und hoffe auf eine schnelle Integration, auf und neben dem Platz.
Doch, nicht nur Zugänge hatten wir zu verzeichnen, auch Abgänge und dabei zum Glück keinen unserer Leistungsträger. Die Vereinslegende Adam Hlousek, in dem Zorniger schon den nächsten Weltklasseinnenverteidiger gesehen hatte, verließ uns in Richtung Legia Warschau, obwohl er die Woche zuvor noch eine herzzerreißende Liebeserklärung in Richtung VfB und uns Fans abgegeben hat. Dass diese innige Liebe eher einseitig war, zeigte sich dann zum Glück in diesen Tagen. Damit fand Robin Dutt für einen weiteren Einkauf der Kategorie „What the fuck“ aus der Bobic-Ära einen Abnehmer, Chapeau!
Völlig überraschend wurde dann gestern noch kurz vor Schließung des Transferfensters die Bayer-Leihgabe Robbie Kruse an seinen Stammverein „zurückgegeben“. Kruse wurde im Sommer, wohl überstürzt, geholt als Reaktion auf den Ibisevic-Abgang. Ausgiebig gescoutet scheint er nicht geworden zu sein, es war wohl eher ein Transfer aus der Rubrik „nicht schnell genug auf dem Baum gewesen“. Einen Spieler, der in den letzten eineinhalb Jahren gerade einmal zu drei Kurzeinsätzen für Bayer kam und zudem in einem erbärmlichen körperlichen Zustand an den Neckar kam, hätte man sicherlich nicht genommen, wenn genügend Zeit gewesen wäre, dass er sich vorstellen und vorspielen hätte können.
Einen solchen Hänfling habe ich selten auf einem Fußballplatz gesehen. Von einem schwäbischen Bundesligisten, der seiner Fürsorgepflicht nachkommt, hätte ich es fast schon erwartet, dass man ihm jeden Tag eine Schüssel Spätzle mit Soß verabreicht und ihn so Stück für Stück aufpäppelt. Sei’s drum, unter dieses Missverständnis wurde nach fünf Kurzeinsätzen der Schlussstrich gezogen.
Dann war da noch am Deadline-Day der Wechsel unseres Ex-Kapitäns Serdar Tasci zu den Bayern. Durch die russisch-türkischen politischen Spannungen und der Ankündigung Putins, weder Vertragsverlängerungen mit türkischen Spielern zuzulassen noch weitere Türken ins Land zu lassen, erklärte sich Tasci, trotz seines deutschen Passes, schon Ende letzten Jahres solidarisch und kündigte seinen baldigen Abschied an.
Fast zwangsläufig brachte man ihn dann auch mit dem VfB in Verbindung, der ja händeringend auf der Suche nach einem Innenverteidiger ist bzw. war. Aussagen Tascis, wonach er sich eine Rückkehr zum VfB gut vorstellen könne, befeuerte die Gerüchteküche zusätzlich, so dass die ersten Nostalgiker bereits auf den Plan gerufen wurden und den VfB für verrückt erklärten, würde er sich nicht um den gebürtigen Esslinger bemühen.
Dass Tascis Liebe zum VfB schnell wieder erkalten würde, wenn ihm Dutt erklären müsste, dass er allenfalls noch die Hälfte seines früheren Gehalts für ihn bezahlen könnte, damit müssen sich die selbsternannten Fifa-Manager ja nicht auseinandersetzen.
Fakt ist, dass eine Rückkehr Tascis überhaupt nur möglich gewesen wäre, wenn er auf viel Geld verzichtet hätte, welcher Profi macht das schon. Schalke buhlte außerdem mit um Tascis Dienste, so dass königsblau um einiges wahrscheinlicher gewesen wäre, als eine Rückkehr zum VfB, ganz unabhängig davon, ob er sportlich überhaupt ein Gewinn geworden wäre.
Ich bin nicht traurig darüber, dass dieser Wechsel nie ernsthaft ein Thema war und habe daher auch keinen Schmerz, dass er schließlich bei den Bayern gelandet ist.
Im Gegenteil, unverhofft kommt selten oft. Ohne die Verletzungen Boatengs und kurzfristig noch von Martinez wäre Tasci auch bei den Bayern nie ein Thema gewesen.
Selbst in dieser Konstellation jetzt ist Tasci mehr Notnagel als einer mit der Chance auf einen Stammplatz im Münchner Starensemble. Vielleicht tue ich ihm ja unrecht, weil ich ihn seit seinem Abgang nicht mehr spielen gesehen habe. In Anbetracht seiner damaligen Schnelligkeitsdefizite und seines damaligen Leistungsstands müsste sich bei den Bayern schon auch Badstuber noch verletzen, was ja leider nicht einmal so abwegig ist. Den Posten neben dem einzigen etatmäßigen Innenverteidiger können immer „fachfremde“ Mannen wie Xabi Alonso, Alaba oder auch Kimmich bekleiden, so dass für Tasci meist nur die Bank bleiben dürfte.
Somit hat er für die verbleibenden 15 Bundesligaspiele, plus Pokal, plus Champions League, einen Vertrag als Standby-Profi unterschrieben, fürstlich dotiert und mit der Chance sich ein, zwei oder drei Titel auf seine nächsten Autogrammkarten schreiben zu dürfen. Besser konnte es für ihn kaum laufen, zumal Kumpel Ulle sicher dafür sorgen wird, dass sie auf der Bank nebeneinander sitzen dürfen. Dieses Standing traue selbst ich Ulle zu, es sich in den letzten Monaten erarbeitet zu haben. Ich gönne es Serdar, dass er zumindest raus aus Russland ist, wo er sich zuletzt weder wohl noch sicher gefühlt hatte und hege überhaupt keinen Groll, dass er „ausgerechnet“ zu den Bayern gewechselt ist.
Anders als einige Trolls im Netz, die ihn schon jetzt als geldgeilen Söldner beschimpfen, weil er nicht zum geliebten VfB zurückgekommen ist und auch weil der VfB in dieser Personalie nicht in Konkurrenz zu den Bayern getreten ist.
Dieselben Trolle sind es dann wohl auch, die Cacaus Rückkehr zum VfB II bejubeln und ihn schon wieder auf dem Sprungbrett zu den Profis wähnen.
Cacaus Zeit in der Bundesliga ist jedoch schon lang abgelaufen. Mich wundert es immer wieder, wie schnell der Fan vergisst.
Schon vergessen, wie seine Leistungen förmlich explodiert sind, als der VfB drauf und dran war, ihm keinen Vertrag mehr zu geben? Wie er um Wertschätzung flehte, um einen hoch dotierten, weil letzter großer, Vertrag kämpfte?
Wie er seit seiner Vertragsunterschrift mehr und mehr abbaute und zum Schluss fast nur noch verletzt war? Er stieg zu einem der Top-Verdiener im Verein auf und brachte so gut wie keine Gegenleistung mehr?
Selbst als dieser Vertrag endlich ausgelaufen war, heulten noch viele herum, weil man ihn nicht noch einmal verlängerte.
Wie für Tasci, so gilt auch für Cacau: man küsst das Wappen „seines“ Vereins, solang dieser ordentlich, wenn nicht überbezahlt. Sobald man aber dem Leistungsabfall und Alter entsprechend das Gehalt gravierend nach unten anpassen möchte, ist es vorbei mit der großen Liebe.
Deshalb zog Cacau gen Japan, wurde dort allerdings nicht glücklich. Seither hält er sich mehr oder weniger regelmäßig bei unseren Amateuren fit und unterschrieb folgerichtig jetzt einen Vertrag bei den Amas. Das aber sicherlich auch nicht nur, weil er den VfB außerordentlich liebt, sondern weil er keine in Frage kommende Alternative gefunden hatte.
Einige sollten sich von der Romantik im Profifußball wirklich mal verabschieden.
Nicht dass man mich falsch versteht. Ich bin selbst Cacau-Fan und kann nichts Schlechtes über ihn sagen. Es ist ja nicht so, dass er nach der Vertragsverlängerung mit Absicht schlecht gespielt hätte oder für seine Verletzungen etwas konnte. Selbst die Wertschätzungs-Debatte damals konnte ich nachvollziehen, wenn Cacau als Teil der Meistermannschaft von 2007 gerade mal ein Drittel oder die Hälfte dessen überwiesen bekam, was man Marica und Pogrebnjak in den Rachen schmiss.
Aber, die Zeit lässt sich halt nicht zurückdrehen. Ich finde es schön, dass er jetzt für die Amas aufläuft, vielleicht verhilft er ihnen zu einem Schub, vielleicht auch zu endlich besseren Zuschauerzahlen. Nur, Cacau jetzt dafür zu preisen, dass er wieder nach Hause gekommen ist und Tasci ist der Söldner, weil er zu den Bayern wechselte, darüber kann ich schmunzeln und würde mit einem Augenzwinkern glatt behaupten, hätte Cacau ein Angebot der Bayern vorliegen gehabt, würde er heute seinen Spind an der Säbener Straße einräumen.
Und dann ist da dieser Tage auch noch Fredi Bobic, der für Sky den Deadline-Day kommentierte. Dabei trat er abermals gegen den VfB nach. Zorniger ist weg, also, neue Zielscheibe, Kramny. Die Stuttgarter Nachrichten zitieren den Einzelhandelskaufmann aus dem Hallschlag wie folgt“ „Ich halte ihn für einen guten Trainer, aber ich habe ihn jetzt in der Bundesliga nicht für den Trainer gehalten.“ Was seine Persönlichkeit und die Weiterentwicklung des Fußballs angehe, müsse Kramny noch ein bisschen mehr bringen. „Das wird die Frage sein – wird er diesen nächsten Schritt machen können?“
Da können wir doch nur hoffen, dass sich Kramny in Bobic‘ Fehleinschätzungen der letzten Jahre einreiht und als Bundesligatrainer durchstartet. Bobic lässt keine Gelegenheit aus, seinen früheren Arbeitgeber zu diskreditieren. Ich hoffe, man verfolgt in der Branche seinen zur Schau getragenen schlechten Charakter mit Stinkstiefelmentalität ganz genau und hält weiter sämtliche Türen für ihn geschlossen.
Eine Legende demontiert sich mehr und mehr selbst. Leuchteten vor Jahren noch meine Augen, als ich Bobic hörte und an das magische Dreieck dachte, ist mittlerweile nur noch Verachtung übrig geblieben für die beleidigte Leber-, ähm, Bratwurst.
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15. Mai 2015
Schön, dass nach Mainz gerade einmal zwei Arbeitstage anstanden und wir die letzten drei Tage mit (VfB-) Freunden im Badischen verbringen konnten. Eine komplette Woche im Geschäft unter Hochspannung wäre sicher schwer zu ertragen gewesen.
Morgen steht er also an, DER Showdown, DAS Abstiegsendspiel oder, wie es der VfB-Tross nennt, das Halbfinale. Die Spannung ist unerträglich, von “so gut wie gerettet” bis “sicher abgestiegen” ist alles möglich. Um diese innere Unruhe und Anspannung bis zum Anpfiff nicht alleine in sich hineinfressen zu müssen, hat der OFC Leintal-Power ’05 die tradionelle Saisonabschlussfahrt auf dem Partyfloß angesetzt. Jedes Jahr, auch für mich ein, wenn nicht DAS Saisonhighlight, vor allem in Zeiten, in denen Glanzvorstellungen auf dem Rasen zur Rarität geworden sind.
So trifft man sich bereits morgen früh um 8.45 Uhr, um zum Anleger nach LB-Poppenweiler kutschiert zu werden und um dort das Floß zu besteigen. Da man sich nie sicher kann, nicht doch in einen kleinen Stau zu geraten, deckt man sich vorsorglich am Bahnhof Ludwigsburg mit Kaltgetränken ein, so dass der Tag schon einmal einen feuchtfröhlichen Anfang nimmt. Auf dem Floß dann werden, die Erfahrung der letzten Jahre lehrt es, die guten Vorsätze wie “erstmal ein Radler”, “nicht durcheinander trinken” oder “iss was” schnell über Bord in den Neckar geworfen, weil einem doch immer wieder mal unerwartet etwas hingestellt wird und man ja nicht abweisend wirken möchte.
Der Tag nimmt damit also schon einen mehr als launigen Anfang mit sauguten Leuten an Bord. Natürlich dreht sich bei dieser Fahrt fast alles um den VfB, man analysiert, fachsimpelt, sinniert und hin und wieder kommt dann auch die missliche Tabellenlage ins Spiel. Man singt und lacht und genießt das Beisammensein mit Gleichgesinnten. Aber, die Zeit wie auch die Schleusen Aldingen, Mühlhausen, Cannstatt rasen an einem vorbei, so dass ich mir keine kurzweiligere Art des dem Spiel entgegenfieberns vorstellen könnte.
Alle Jahre wieder melde ich mich für die Floßfahrt an, weil es einfach geil ist und weil ich es noch geiler finde, wenn ein Fanclub ein solches außergewöhnliches Event von Fans und für Fans veranstaltet und damit einen Beitrag zum Zusammenhalt und zum besseren Kennenlernen innerhalb der Fanszene leistet. Ich weiß das sehr zu schätzen und halte mir daher den Vormittag des letzten Saisonspiels stets und gerne frei.
Wenn wir nicht gerade in Seenot geraten, die Schleusenwärter streiken oder sonstige unvorhergesehenen Ereignisse eintreten, legen wir etwa drei Stunden vor Spielbeginn in Stadionnähe an und haben einen Großteil der (Warte-) Zeit bereits hinter uns gebracht, so dass es bald ans Eingemachte geht.
Wie schon vor den Siegen gegen Bremen und gegen Mainz heizen DIE FRAKTION vor dem Spiel ein und stimmen die Fangemeinde auf den Heimsieg ein.
Dann gehts also gegen den unter Bruno Labbadia wiedererstarkten HSV ins Alles-Oder-Nichts-Spiel. Eigentlich, ich gebe es ehrlich zu, gab es schon Gegner, vor denen ich mehr gezittert habe. Der HSV wäre eigentlich fällig. Schon die Witz-Rettung in der letzten Saison und dann dieser Komödienstadel in dieser, dazu noch dieser Anti-Fußball, der von den Rauten dargeboten wird. Wenns nach all dem ginge, könnte es nur heißen, ab in Liga 2.
Aber: in Sachen Komödienstadel stehen wir dem HSV inzwischen überhaupt nicht mehr nach. Auch, in Sachen verdientem Abstieg, man muss ehrlich bekennen, wer den Schuss letzte Saison nicht gehört hat, wer mit Armin Veh als vermeintlichem Heilsbringen so naiv in die Saison ging, auch der würde eigentlich nach unten gehören.
Trotzdem hoffe ich natürlich, dass wir mit zwei Siegen den Kopf noch aus der Schlinge werden ziehen können. Die Offensive macht derzeit Mut und noch mehr Spaß. Mit dieser Spielfreude, diesen Ideen, den Räumen, die ein Kostic und auch Didavi schaffen, kann dem HSV beizukommen sein. Ein Kostic in der Form vom Mainz-Spiel, spielt dem Westermann Knoten in die Beine, dass dieser noch in der Nacht danach Karussell fährt. Dida wieder auf dem Platz zu sehen tut gut und in der Mitte steht endlich wieder ein Stürmer, der weiß wo das Tor steht. Und auch Harnik, der Mann zwischen Genie und Wahnsinn, ist immer für die eine besondere Aktion gut. Serey Die gegen Mainz wieder bärenstark, bei ihm muss man eben hoffen, dass er von Schiri Gräfe (mein Gott!!!) nicht zu früh gelb sieht.
Die halbe Mannschaft also macht durchaus Mut und sollte in der Lage sein, die Schwächen der Hintermannschaft zu kaschieren oder zu übertünchen und einfach ein Tor mehr schießen als der Gegner. Gegen Mainz sah es doch einigermaßen vielversprechend aus, auch wenn sie nicht allzu sehr gefordert waren, was aber auch am Spiel gegen den Ball der kompletten Mannschaft lag.
Mit einem ähnlichen Willen wie gegen Mainz wird der HSV geschlagen, ohne Wenn und Aber. Ob das gestrige “Affentheater” noch zusätzlich motivierende oder eher hemmende Wirkung hat, wird man sehen. Ich unterstütze Stevens, diesem Haufen auch mal in den Allerwertesten zu dappen, wenn sie nach einem Sieg schon wieder auf Wolke sieben schweben und den Ernst der Lage verkennen. Es kann ja auch kein Zufall sein, dass wir bald zwei Jahre lang keine zwei Siege in Folge einfuhren. Die Wortwahl mutet merkwürdig an, kann aber natürlich Sprachproblemen geschuldet sein.
Der zweite Sieg in Folge muss jetzt zweifellos her, jede Serie geht einmal zu Ende. Die Vorzeichen sind doch klasse. Rückenwind vom Sieg gegen Mainz, volles Haus und eine mit Sicherheit unschlagbare Atmosphäre und die Chance eine verkorkste Saison aus eigener Kraft noch retten zu können.
Ein Abstieg wäre verheerend. Natürlich beschwören ihn einige fast herbei, “weil sich ja sonst doch nix ändert”, weil die Vereinsführung offensichtlich aus gröbsten Fehlern nichts lernt und man in gewisser Weise zu seinem Glück gezwungen werden will. Aber, was soll heilend sein bei einem Abstieg? Mit 1975 sind die Ligen nicht mehr zu vergleichen. Abgesehen davon, dass es noch zwei zweite Ligen gab und es der VfB dennoch erst im zweiten Jahr schaffte, wieder hoch zu kommen, würde es ungleich schwerer. Spieler wie Dieter Hoeneß, K. H. Förster, Hansi Müller und viele andere mehr konnten sich fast unbeobachtet zu Nationalspielern entwickeln, die Medienpräsenz war eine andere, Internet und Privatfernsehen gab es noch nicht. Heutzutage kennt europaweit jeder unsere Talente bis mindestens zur B-Jugend hinab, so dass die Geier ein und aus gehen würden, um die Jungs von anderen Vereinen überzeugen und abwerben zu wollen. Wie oben aufgeführt, haben wir schon ein paar vielversprechende Spieler, die ich so langsam in mein Herz schließe, die wären dann alle weg. Uns würde gerade bleiben, was die Anderen nicht wollen,nicht die besten Voraussetzungen, um gleich wieder hoch zu kommen.
Dutt ist so oder so gefordert im Sommer, der Umbruch muss her, Spielern, die uns bereits jahrelang nicht weiter bringen, muss der Abgang nahegelegt werden, ohne Rücksicht auf irgendwelche vermeintlichen Verdienste oder Identifikation mit dem Verein. Diese haben wir alle, jedoch ohne uns Woche für Woche auf den Platz zu stellen.
Soll heißen, der Abstieg muss unbedingt vermieden werden, um nicht um Jahre bis Jahrzehnte zurückgeworfen zu werden.
Daher, morgen alles geben, alles aus sich herausholen, forza VfB. Bin heiß wie Frittenfett.
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18. Dezember 2014
Nach dem Schalke-Spiel fiel mein Blog zugegebenermaßen etwas drastisch aus, weniger des Ergebnisses wegen, als mehr wegen des Auftretens unserer Truppe. Derbe Pleiten gab es auch früher schon, jedoch nicht in unschöner Regelmäßigkeit wie zurzeit. Lagen früher einige Jahre oder gar Dekaden zwischen zwei Debakeln setzte es in den letzten beiden Jahren schon zwei 1:6-Klatschen auswärts in München und in Dortmund, gegen die man zwar auch mal so hoch verlieren kann, jedoch nicht in der Art und Weise, wie es geschah. Viel schlimmer aber, das 0:4 gegen Schalke 04 war im siebten Heimspiel die fünfte Heimniederlage sowie das zweite 0:4 auf eigenem Terrain binnen fünf Wochen. Diese statistischen Fakten belegen, wie weit es mit dem VfB gekommen ist. War es früher die pure Freude ins Neckarstadion zu gehen, sparte man sich den Besuch anfangs von seinem Taschengeld ab oder ging, wenn das Geld knapp war, erst zur zweiten Halbzeit „runter“, als kein Eintritt mehr verlangt wurde, liefert man heute seine Knete für die Dauerkarte schon im Mai brav ab und kauft damit die Katze im Sack. Aufgrund einiger Aktionen, die der VfB in den letzten Jahren abzieht, bin ich sehr verärgert. Versprach man uns im letzten Jahr eine schonungslose Aufarbeitung der Vorsaison, von der nichts zu sehen war oder verramschte Eintrittskarten für 2,50 Euro oder wie zuletzt zum halben Preis. Als Dauerkartenkunde hat man von solchen Aktionen nichts. Ich bin wirklich geneigt, im nächsten Jahr erst einmal abzuwarten, ob sich im Verein etwas ändert, bevor ich meinen teuren Haupttribünenplatz wieder nehme.
Früher, vor Bosman, war mehr Identifikation seitens der Spieler mit dem Verein vorhanden, mehr Schwaben hatte man sowieso in der Mannschaft, aber, es war eben auch eine andere Zeit mit ehrbareren Spielern, die nicht ausschließlich ihr Gehaltsscheck interessierte, sondern die auch bereit waren und sich verpflichtet fühlten, etwas dafür zu leisten. Und, wer diese Pflicht aus den Augen verlor, dem las Gerhard Mayer-Vorfelder ganz schnell die Leviten. Heutzutage haben wir es mit einer Generation zu tun, „komm ich heut nicht, komm ich morgen“, die es vermeintlich geschafft haben, die es sich ohne große Gegenleistung in der Wohlfühloase VfB Stuttgart 1893 e. V. bequem machen und sich einen feuchten Kehricht darum scheren, für wen sie „arbeiten“, wie viel Herzblut bei den Fans und auch den (anderen) Mitarbeitern im Spiel ist und vor allem was in all denen zerbrechen würde, wenn sie den Karren weiterhin sang- und klanglos dem Abgrund entgegen rasen lassen. Darum bleibe ich dabei, dass man, sollte es auch ein zweites Mal gelingen, den Kopf noch aus der Schlinge zu ziehen, den VfB auf allen Ebenen runderneuern muss und vor allem bei der Spielerauswahl nicht nur den Fokus darauf zu legen hat, ob sie einigermaßen mit dem Ball umgehen können, sondern auch darauf, wie der Mensch tickt, welche Einstellung er mitbringt, ob er privat gefestigt und vor allem ob er teamfähig ist. Nur wenn das gegeben ist, wir wieder elf Spieler auf dem Platz haben, die bereit sind Gras füreinander zu fressen, Eifersüchteleien und Animositäten untereinander für neunzig Minuten ausblenden, kann es wieder eine Freude sein, den Spielen beizuwohnen. Früher ging man noch ins Stadion, um den Alltagsfrust auszublenden, heutzutage hat sich das umgekehrt, kommt man schon missgestimmt aus dem Wochenende, zumindest, was den VfB anbelangt. Der VfB hat ein riesen Potential an treuen Fans, die sich die ganze Sch… die letzten Jahre fast klaglos angetan haben, unterschätzen und es sich mit ihnen verscherzen sollte es der VfB aber nicht, irgendwann reißt jeder Geduldsfaden!
Mit Retter „Huub“ ist zumindest ein wenig Schluss mit lustig was die Mannschaft anbelangt. Er setzt, wie in der Vorsaison, auf teambildende Maßnahmen wie dem gemeinsamen Frühstück vor dem Training und achtet auch penibelst darauf, dass „seine Jungs“ wie Profis leben, sich ausgewogen ernähren und vor allem genug und das richtige zur rechten Zeit essen. Auch setzt Stevens, im Gegensatz zu Vorgänger Veh, auf Stabilität und hat lieber Arbeiter als Künstler auf dem Platz. Die ersten „Opfer“ dieser Personalrochaden scheinen in Leitner, Kostic und Maxim gefunden. Leitner und Maxim hatten es bereits bei Stevens‘ erster Amtszeit schwer. Gerade Leitner, dessen Leihgeschäft eine einzige Enttäuschung ist, wurde zuletzt überhaupt nicht mehr berücksichtigt, während Maxim sich durch seine starke Leistung nach der Einwechslung in Mainz den Startelfeinsatz in Hamburg verdient hat.
Wie zu lesen ist, denkt Alexandru Maxim an eine Flucht im Winter, trotz laufenden Vertrages bis 2017. Ich hoffe, der VfB wird einen Teufel tun, Maxim ziehen zu lassen. Wenn, dann müsste schon ein unmoralisches Angebot im ordentlichen zweistelligen Millionenbereich her, dass ich sagen würde, o. k. da kann man nicht nein sagen. Andernfalls soll sich der Junge durchbeißen. Die Fähigkeiten dazu hat er, er schlägt starke Standards, hat einen guten Schuss und ein gutes Auge für den Mitspieler. Ich sehe ihn gerne spielen und bin auch der Auffassung, dass eine funktionierende Mannschaft einen Spieler wie Maxim verkraften können muss, der eben nicht alle Wege nach hinten macht, durch Geniestreiche vorne aber dafür der Mannschaft hilft. Eine Hand wäscht die andere, das muss Stevens an die Truppe ran bringen. Natürlich steigen Maxims Aktien nicht unbedingt, wenn der leider oft langwierig verletzte Daniel Didavi zurückkehrt, dann muss er aber, wie im Mannschaftssport üblich, um seinen Platz kämpfen und nicht gleich bei den ersten Schwierigkeiten davonlaufen.
Nach Mainz fuhren wir mit dem RWS-Bus. Zu diesem „Topspiel der Woche“, Samstag 18.30 Uhr, hatte ich unser Ticket direkt beim Heimverein bestellt und saß auf der Haupttribüne, der besseren Perspektive zum fotografieren wegen aber auch, weil man sich außerhalb des Gästekäfigs einfach besser bewegen kann und „freier“ ist. Mainz 05 steckt in einer Negativspirale von sechs sieglosen Spielen, der VfB kam mit der Hypothek des 0:4 gegen Schalke 04 in die Coface-Arena, in der wir seit dem Umzug der Mainzer vom Bruchweg-Stadion noch keinen Punkt geholt haben. Da mein Vertrauen in die Truppe sowieso auf den Nullpunkt gesunken ist und ich die herausragenden Nehmerqualitäten des Aufbaugegners VfB zur Genüge kenne, hatte ich kein besonders gutes Gefühl vor dem Spiel, um es milde auszudrücken.
Mit Shinji Okazaki steht zu dem noch ein Ex-VfBler in den Mainzer Reihen, ist zu allem Überfluss auch deren bester Torschütze, so dass, wenn man den VfB kennt, davon auszugehen war, dass er, wie fast jeder Ex-Spieler, auch gegen uns treffen würde. Okazaki ist für mich ein Sinnbild der Ära Bobic/ Labbadia. Ich bemängelte oft, dass unter Labbadia das Leistungsprinzip außer Kraft gesetzt war, er seine Mannschaft im Kopf hatte und diese auch so aufstellte, wenn nichts Gravierendes vorgefallen war. So brachte man auch im „Fall Okazaki“ auf Teufel komm raus Stoßstürmer Ibisevic, und war er noch so lustlos oder formschwach und setzte stattdessen Okazaki überhaupt nicht ein oder wenn, dann nicht auf seiner besten Position. Ich hatte es seinerzeit schon thematisiert, dass Okazaki des Öfteren als bester Torschütze mit Selbstvertrauen aus einer Vorbereitung kam, um dann zum Auftakt, doch wieder auf der Bank zu versauern. Okazaki, der sich sowieso in einem ihm fremden Kulturkreis zurechtzufinden hatte, hatte zu allen sportlichen Problemen in Labbadia noch einen Trainer, der den Reservisten nicht einmal erklärt hat, weshalb er nicht auf sie setzt und, wie ich hörte, nur mit den „Stammkräften“ gesprochen hat. Dadurch hatte es ein sensibler Spieler wie Okazaki doppelt schwer nachzuvollziehen, in welch falschem Film er sich befand Ich fand es außerordentlich schade, wie es gelaufen ist und mag ihn nach wie vor, unvergessen sein Tor gegen Schalke beim ersten Spiel im fertig umgebauten Stadion oder sein Fallrückziehertor in Hannover.
Große Lust auf den VfB verspürte ich zudem nicht, als wir im Dauerregen von Mainz an unserem Platz angekommen waren. Direkt vor unserem Block auf der Haupttribüne Seite waren die Nasen von Sky Hellmann, Didi Hamann, Metzelder und Loddar schon kräftig am analysieren, als wir nach unzähligen Gesprächen im eingezäunten Busparkplatzbereich und auch im Innenraum des Stadions an unserem Platz angekommen waren. Nach YNWA und schöner Schalparade ging es hinein ins Spiel. Die Aufstellung von Stevens erstaunte dann doch. Dass er nach dem Schalke-Debakel auf gleich fünf Positionen wechselte war nachzuvollziehen, dass er aber Mit Werner, Ginczek und wohlwollend auch noch Gentner gerade einmal drei Offensivkräfte aufbot, überraschte dann doch. So war es nicht verwunderlich, dass sich der VfB hinten reindrängen ließ und vorne in der ersten Halbzeit überhaupt nicht stattfand. Dennoch bedurfte es für die Mainzer eines Standards. Geis verwandelte den Freistoß aus 22 Metern sehenswert direkt, wobei Okazaki Ulreich schlitzohrig die Sicht versperrte. Kurz nach Wiederbeginn hatte Ginczek die erste VfB-Chance, diese war jedoch hochkarätig, lief er doch alleine auf den Mainzer Schlussmann Karius zu. Karius, der aus der Torwartschmiede des VfB stammt, reagierte glänzend mit einem Reflex. Danach war es aber wieder für lange Zeit vorbei mit der VfB-Herrlichkeit. Die Mainzer übernahmen wieder die Initiative und waren dem 2:0 näher als der VfB dem Ausgleich. Erst durch die Hereinnahmen von Maxim und Kostic kam der VfB zu mehr Ballkontrolle und folglich auch zu Torchancen. Die aber, die zum Ausgleich führte, war im Grunde überhaupt keine. Kostic‘ als Flanke gedachter Ball kullerte am Ende an Freund und Feind vorbei ins Tor. Sein erster Bundesligatreffer, kurios, aber egal. Danach wurde der VfB mutiger und hätte bei genaueren Zuspielen sogar noch den Sieg davon tragen können. Doch, auch die Mainzer hatten den Sieg in Person von Okazaki vor Augen, dessen Ball in der Nachspielzeit von Christian Gentner noch von der Linie gerettet werden konnte. So stand am Ende ein alles in allem glücklicher Punkt auf der Haben-Seite. Nach der Negativserie in Mainz in den letzten Jahren gewann ich diesem durchaus Positives ab, auch wenn man sich als Schlusslicht der Tabelle natürlich von dort nicht weg bewegt, wenn man seine Spiele nicht gewinnt. Stevens hob die Stabilität hervor, die seine Umstellungen gebracht hatten, das war nach dem indiskutablem Auftritt gegen Schalke auf jeden Fall ein Fortschritt und nicht der falscheste Ansatz.
Wer über die Überbelastung der armen Spieler jammert, sollte die Fans in einer englischen Woche auch nicht außer Acht lassen, vor allem dann nicht, wenn es in dieser zwei Mal auswärts zur Sache geht. Keine 72 Stunden nach dem Abpfiff in Mainz wurde der VfB schon wieder in Hamburg gefordert. Für uns hieß dies, Sonntag gegen 0 Uhr ziemlich geschafft zu Hause gewesen, den Sonntag mehr oder weniger zum regenerieren und ausruhen genutzt, um sich dann am Montagmorgen auf den Weg nach Hamburg zu machen. Wir hatten zwar einen angenehme Zeit für unseren Flug gewählt, nämlich 10 Uhr morgens, trotzdem hieß es früh aufzustehen, um den Weg zum Flughafen und die Prozeduren dort ohne großen Zeitdruck hinter sich zu bringen. Wird Hamburg erfahrungsgemäß hart, war mir eigentlich daran gelegen, gemütlich in den Tag zu starten, wohlwissend, dass der Abend sicher lang werden würde. Weit gefehlt, wenn man Bekannte am Flughafen trifft und von denen zum Frühschoppen animiert wird. So wurde die Wartezeit schon feuchtfröhlich hinter sich gebracht.
Da wir bereits zig Mal in Hamburg waren und die meisten Sightseeing-Ziele schon hinter uns haben, war es uns relativ egal, dass das Wetter an diesen drei Tagen zu keinen Outdoor-Aktivitäten, abgesehen vom Spiel, einlud. Irgendwo drinnen, sei es im Hotel oder am Montagnachmittag in der Pils-Börse, war es da doch am gemütlichsten. Montagabend dann aber hatten wir eine Verabredung in Hamburg-Altona auf dem Ottenser Weihnachtsmarkt zum Glühwein mit Schuss trinken. Dieser Abend war ein gelungener Opener für den Hamburg-Aufenthalt und klang im Schweinske Altona noch nett aus. Die ersten Verluste gab es dabei auch zu verzeichnen, ohne jetzt Namen zu nennen, ich war’s definitiv nicht.
Nach (zu) kurzer Nacht starteten wir dann mit einem sensationell reichhaltigen Frühstück in unserem Hotel Novotel Hamburg City Alster in den Tag. Für den Nachmittag hatte der Hamburger VfB-Fanclub Roter Brustring Hamburg (RBHH) zum Warmup auf Hamburgs geilsten Weihnachtsmarkt, den Santa Pauli am Spielbudenplatz, mitten auf der Reeperbahn, geladen. Dort verabredeten wir uns mit anderen VfBlern, die auch schon angekommen waren, um uns aufs Spiel einzustimmen. Es war windig und nasskalt, Hamburger Wetter eben. Ich finde es immer wieder schön und bin dankbar dafür, wie sich die Jungs vom RBHH ins Zeug legen und eine gemeinsame Anlaufstelle für die VfB-Fans, die im Lauf der Zeit natürlich immer mehr wurden, schaffen. Leider machten die Terminierungen für „ihr“ Heimspiel einer neuerlichen Barkassenfahrt, die bei Samstag-Terminen traditionell für VfB-Fans nach dem Spiel stattfindet, in den letzten Jahren einen Strich durch die Rechnung, aber, der Treff auf dem Santa Pauli hatte auch etwas und war schön und stimmungsvoll. Bemerkenswert dabei war, dass es sich eine Reisegruppe aus dem Sponsorenpool des VfB mit Norbert Haug, dem ehemaligen Motorsport-Chef von Mercedes Benz, sowie Buffy Ettmayer ebenfalls nicht nehmen ließ, beim Treff vorbei zu schauen. Noch schnell Fotos mit beiden gemacht und ein wenig mit Buffy gesmalltalkt, der ja für beide Vereine am Ball war, und schon gab es das Kommando zum gemeinsamen Abmarsch und zur gemeinsamen Fahrt mit S-Bahn und Shuttle-Bus zum Stadion. Dort trafen wir auch noch zahlreiche Freunde und Bekannte. Schon bemerkenswert, dass zu einem Spiel in Hamburg unter der Woche noch gut 1.500 VfBler anreisen. Der harte Kern ist eben überall dabei, wer konnte, war dabei, schließlich bekommt auch nicht jeder in der Vorweihnachtszeit frei, sonst wären es noch einige mehr geworden. Langsam bin ich es müßig, mich über die Terminierungen von Spielen aufzuregen, bei denen die Vereine mehr als 300 Kilometer auseinander liegen. Dass nur solche Vereine bspw. sonntags gegeneinander spielen, bei denen die Entfernungen kürzer sind, wird ja schon lange außer Acht gelassen. Und, dass es in einer Saison mit drei englischen Wochen, den VfB alle drei Mal erwischt, auswärts ran zu müssen, dazu noch in Dortmund, Hamburg und Köln, was man alles gerne mal mit Übernachtung macht, ist schade und unterstreicht den nicht vorhandenen Stellenwert der Fans im Handeln der DFL.
Nach dem glücklichen Punktgewinn von Mainz wusste ich auch vor Hamburg nicht so recht, was wir zu erwarten hätten. Hamburg ist im Aufwind und hat die letzten drei Heimspiele allesamt gewonnen, auf der anderen Seite machte mir Mut, dass der VfB in den letzten Jahren öfter mal in Hamburg gewann, obwohl die Gesamtauswärtsbilanz dort nach wie vor verheerend schlecht ist. Stevens brachte im Gegensatz zum Mainz-Spiel den wieder einsatzbereiten Harnik und Maxim für Ginczek und Werner. Das Spiel begann mit einem engagierten HSV, der anfangs die Spielregie übernahm, erste Chancen gab es aber hüben wie drüben. Der VfB war präsenter als noch in Mainz im ersten Durchgang, hatte aber große Probleme mit dem guten Hamburger Pressing in der Anfangsphase, das den VfB immer wieder zu Ballverlusten verleitete. Den ersten unschönen Aufreger gab es in der 20. Minute, als Van der Vaart Georg Niedermeier fernab des Spielgeschehens von hinten um rempelte. Gelb wäre das Mindeste in dieser Situation gewesen, alleine wegen dieser Dummheit des Niederländers wäre auch die rote Karte akzeptabel gewesen. Jeder im Stadion sah es, „nur“ eben die vier Schiedsrichter hatten Tomaten auf den Augen.
Als Sky-Kultreporter Rolf „Rollo“ Fuhrmann von Van der Vaart wissen wollte, was ihn bei dieser Aktion geritten hätte, rastete er vor laufender Kamera aus und fragte Rollo, ob er schlecht geschlafen habe. Ein arroganter A… , früher begnadeter Fußballer, heute ein Altstar, der mehr durch Eskapaden neben und Handgreiflichkeiten auf dem Platz auffällt, denn durch fußballerische Glanzpunkte. Wer den HSV nicht mag, muss sich eigentlich wünschen, dass Van der Vaart noch lang sein Unwesen im HSV-Team treibt. Er macht nur noch ganz selten den Unterschied aus, ist sonst eher Mitläufer denn Leistungsträger, blockiert aber einen Stammplatz, weil, einen Van der Vaart setzt man doch nicht auf die Bank.
Nach dieser Situation war es aber zum Glück vorbei mit der HSV-Herrlichkeit. Die Fehlpässe auf Hamburger Seite häuften sich, das Publikum wurde ungeduldig und pfiff die Rothosen aus, während der VfB mehr und mehr Spielkontrolle und Sicherheit erlangte und Chance um Chance kreierte. Schön herausgespielt war dann auch das 0:1. Klein nahm einen Fehlpass von Van der Vaart (danke!) auf, passte zu Harnik und nahm Tempo auf. Harnik auf Maxim, der den Ball bekam, weil Behrami stolperte. Maxim mit Auge und Übersicht auf Klein, der inzwischen in Position gelaufen war und gegen die Laufrichtung von Drobny einschob. Riesen Jubel im Block und auf dem Feld, spätestens ab diesem Zeitpunkt, war mir klar, hier geht heute was. Kurz darauf war Halbzeit. Aus der Kabine kam der VfB nicht nur früher als der HSV sondern auch besser. Beinahe hätte es 0:2 gestanden, Harnik und Niedermeier verpassten, jetzt auf unserer Seite, haarscharf das erlösende Tor.
Mittlerweile hatte ich ein richtig gutes Gefühl, zu desolat präsentierte sich der HSV, ein weiteres Tor lag in der Luft, dann hätte ich mir durchaus auch ein 0:4 wie 2012 vorstellen können, weil die VfB-Brust breiter und der HSV immer hilfloser wurde. Doch plötzlich übernahm Schiedsrichter Brych die Hauptrolle und schickte Georg Niedermeier wegen einer vermeintlichen Notbremse mit glatt Rot vom Platz. Nie und nimmer war das eine Notbremse, Sakai wäre noch zur Stelle gewesen. Dass Niedermeier nur die Mindestsperre von einem Spiel erhielt, unterstreicht meine Sicht der Situation, kommt sie doch einem Freispruch gleich. Um seine Schiris zu schützen verhängt der DFB diese „Mindestsperre“, schwachsinnig dieses „Gesetz“, aber ein Gesetz ist nun mal so schwachsinnig wie die Herren, die es beschließen.
Im Fußball gelten eben andere Gesetze wie im normalen Leben, Fußballer werden trotz erwiesener Unschuld verurteilt, Fans werden Restriktionen auferlegt, ihrer Freiheit beraubt, präventiv einfach mal als potentielle Straftäter angesehen, von Polizeikonvois begleitet und sind der Willkür dieser ausgesetzt. Fast schon aberwitzig in Hamburg wie eine Gruppe VfBler, die meinetwegen dem Ultras-Lager zuzurechnen sind und deren Zug erst früh morgens zurück nach Stuttgart fuhr, die also noch eine schöne Nacht auf dem Hamburger Kiez verbringen wollten, in der S-Bahn und bis auf den Kiez Polizeigeleit bekamen. Wir fuhren zufälligerweise mit der gleichen Bahn in die Stadt und fanden es nur lächerlich und beschämend. Keine Ahnung, bis wohin die Jungs begleitet wurden, auf die Toilette sicherlich auch noch, als wir die Gruppe nachts um 3 Uhr wieder trafen, war von den bis an die Zähne bewaffneten Turtles nichts mehr zu sehen.
Nach der roten Karte, um wieder zum Spiel zurück zu kommen, war es natürlich ein ganz anderes Spiel. Der HSV versuchte Druck aufzubauen und die Überzahl zu nutzen, der VfB war „nur“ noch darauf bedacht, den Vorsprung über die Zeit zu retten. Das machten sie überraschend gut und geschickt, der HSV kam auch in Überzahl und offensiver Wechsel kaum zu nennenswerten Torchancen. Der VfB zwar nach wie vor mit manch haarsträubendem Ballverlust, wenn auch im Vergleich zu etlichen Spielen zuvor, stark minimiert, aber, dieses Mal mit einer kämpferisch absolut überzeugenden Vorstellung. Der Sieg war insgesamt hochverdient und macht auf einmal Mut, den Klassenerhalt schaffen zu können. Huub Stevens weiß, was zu tun ist und findet langsam „seine“ Formation. Auf Schönspielerei kommt es in diesen Tagen nicht an, wir müssen von Spiel zu Spiel denken und in Eichhörnchenmanier Punkte sammeln.
Gelänge gegen Paderborn der zweite Heimsieg der Saison, hätte man mit dann 19 Punkten eine solide Basis für die Rückrunde gelegt. Aber, Vorsicht vor Paderborn, einfach nur bemerkenswert, was die Underdogs für eine Saison spielen. Mit großem Kampf- und Teamgeist spielen sie den einfachen Ball, eben das was sie können. Diesbezüglich könnten sich unsere Jungs eine Scheibe davon abschneiden und demütig zum kleinen Einmaleins des Fußballs zurück kehren, erst Sicherheit in die Aktionen bekommen, anstatt mit Hacke, Spitze, eins zwei drei den Ball zu vertändeln und in Konter zu laufen. Diesen Schlendrian treibt Stevens ihnen nach und nach aus und berücksichtigt Spieler, die diese Lektion partout nicht lernen möchten, seltener oder überhaupt nicht mehr.
Gegen Paderborn erwarte ich kein mitreißendes Spiel, eher ein Taktikgeplänkel und auf beiden Seiten die primäre Vorgabe, keine Fehler zu machen und ein Gegentor herzuschenken Solche Spiele kennen wir noch aus der Rückrunde der Vorsaison, als Stevens bei seiner ersten Amtszeit fast so etwas wie eine neue Heimstärke auf den Wasen zurückbrachte, die letztlich auch die Basis für den Klassenerhalt war. Mir wäre es auch völlig egal, wenn wir einem Grottenkick beiwohnen und (erst) in der 88. Minute den 1:0-Siegtreffer bejubeln dürften, Hauptsache, wir geraten nicht in Rückstand. Dann nämlich dürfte es gegen tiefstehende Ostwestfalen sehr schwierig werden, das Spiel noch zu drehen.
Ein Silberstreif am Horizont ist der unerwartete Auswärtssieg in Hamburg allemal, auch zwei Tage später noch tut er verdammt gut.
Nachdem wir den Volkspark verlassen und endlich einen Busshuttle bekommen hatten, wurde der Abend im Kreise von Freunden und angesichts eines runden Geburtstags noch richtig lustig und lang. Am Mittwoch, bei erneut sehr bescheidenem Wetter, besuchten wir noch das sehenswerte Miniatur-Wunderland, bevor es abends zurück ins Königreich Württemberg ging. Tolle Tage liegen hinter uns und bereits übermorgen geht es schon wieder in unser geliebtes Neckarstadion. Ein fast volles Haus, davor und danach diverse Treffen auf ein Saisonabschlussbierchen mit Freunden, was kann es Schöneres geben?
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23. März 2014
Endlich, der erste Sieg nach zuvor zehn (!) sieglosen Spielen. Endlich mal wieder zu null, was uns in den letzten 18 (!) Spielen nicht mehr gelungen war.
Ein Gegentor in zwei Spielen unter der Leitung von unserem neuen Mann an der Seitenlinie, Huub Stevens, liest sich sehr positiv. Seine Maxime „die Null muss stehen“ zeigt bereits nach knapp zwei Wochen Amtszeit Wirkung. Der VfB wirkt jetzt schon kompakter und organisierter, als noch unter Schneider. Mit Stevens habe ich erstmals seit Christian Gross wieder ein gutes Gefühl, was den Trainer angeht, ist er doch einer, der Respektperson ist, dem keiner etwas vormachen kann, der mit Argusaugen darüber wacht, dass Disziplin herrscht. Einen solchen Typen braucht die Mannschaft. Einen, der gerecht ist, vor dem die Spieler Respekt haben, dem die Spieler Glauben schenken und trotzdem nicht auf der Nase herumtanzen. Dann nämlich würden sie ihn richtig kennen lernen.
Hatte man unter Schneider noch den Eindruck eines Laissez-faire-Führungsstils gibt Stevens einfachste Dinge vor, die einzuhalten sind. Sei es die Einführung der Pflicht des Tragens von Schienbeinschonern auch beim Training, sei es ein gemeinsames Frühstück vor Vormittags-Trainingseinheiten, weil der Trainer früh schon festgestellt hat, dass es, vor allem den vielen Junggesellen im Team, daran mangelt, einen professionellen Lebensstil an den Tag zu legen. Er achtet auf Details, ändert eingefahrene Abläufe, und schafft es so bereits in kürzester Zeit neue Reize zu schaffen. Den Spielern wird durch diese Maßnahmen der Beginn einer neuen Zeitrechnung suggeriert und es ihnen ermöglicht, auch relativ kurz vor Saisonende den Reset-Knopf zu drücken.
Wie bei den meisten Trainerwechseln gibt es auch bei uns schon nach zwei Spielen Gewinner und Verlierer zu verzeichnen. Der große Gewinner bisher ist zweifellos Ibrahima Traore, der sich wieder ins Team gespielt hat und den Siegtreffer gegen den HSV mit großem Einsatz mustergültig vorbereitet hatte. Ein Spieler, der es sich mit den Fans bereits verscherzt hat, und sich auf Abschiedstournee befindet ist nun ebenfalls ein großer Hoffnungsträger wie Vedad Ibisevic, der erstmals nach seiner Sperre von fünf Spielen wieder zur Verfügung stand. Nach seiner Hinausstellung gegen Augsburg und seinen durchwachsenen Leistungen davor, wollte ich den Bosnier eigentlich schon gar nicht mehr im Trikot mit dem roten Brustring auflaufen sehen, hege jetzt aber, fünf sieglose Spiele später, die Hoffnung, dass er alles daran setzen möchte, seine Dummheit wieder gutzumachen und uns aus der Gefahrenzone zu schießen. Etwas ernüchtert muss man nach dem HSV-Spiel feststellen, dass er ähnlich unglücklich agierte als vor seiner Sperre. Trotzdem muss man konstatieren, dass dem VfB in den letzten zwei Jahren gerade einmal ein einziger Sieg gelang, als Ibisevic nicht auf dem Platz stand. Das unterstreicht schon seinen Wert fürs Team, sei es als Leistungsträger oder auch „nur“ als Glücksbringer. Acht Spiele hat er noch Zeit, seinen Teil dazu beizutragen, den VfB in der Liga zu halten.
Verlierer bisher sind höchstens die Youngster Timo Werner (vorwiegend aufgrund seines Abitur-Stresses), Rani Khedira und Robin Yalcin, die allerdings ja noch viel Zeit haben, ihre Bundesligatauglichkeit unter Beweis zu stellen. Fraglich ist, ob man ihnen einen Gefallen tun würde, sie auf Teufel komm raus zu bringen wie es Schneider tat, wenn der Druck so immens groß ist, wie im Moment. Auch Alexandru Maxim fand sich unter Stevens zunächst auf der Bank wieder. Gestern bewies Stevens ein glückliches Händchen und wechselte mit ihm den Sieg ein. Es war genau richtig nach dem Platzverweis von Calhanoglu die Offensive zu beleben, in der bis dahin vieles Stückwerk blieb. Es scheint fast so, dass mit Stevens ein Stück weit das Glück zurück kehrt, gelang Maxim doch unser erstes Jokertor seit einer gefühlten Ewigkeit, übrigens nach schöner Vorarbeit des Duos Westermann/ Traore. Bislang kassierten wir in schöner Regelmäßigkeit Tore von gegnerischen Einwechselspielern, gestern lief es endlich einmal wieder andersrum.
So durften wir uns gestern über einen existentiell wichtigen Sieg freuen, auch wenn das Spiel selbst mit Sicherheit das schlechteste in den letzten Monaten war. Der Rückfall auf Platz 17 am vergangenen Wochenende hat sichtlich Spuren hinterlassen. Auch dem letzten im Team wurde klar, dass es das fast schon gewesen sein dürfte, wenn man den HSV nicht schlagen würde. Diese Situation lähmte sichtlich, jeder hatte schwere Beine, jeder scheute das Risiko. Nach dem 1:0 trat noch ein weiteres Phänomen zutage. Die Angst vor der eigenen Courage bzw. vor dem Sieg. Die Aussicht darauf, gepaart mit der Erinnerung an viele späte Nackenschläge in der jüngsten Vergangenheit lähmten zusätzlich. Jeder war einfach nur froh, den Ball an den am nächsten stehenden Mitspieler wieder abgeben zu können, keiner traute sich mehr etwas zu. Auf der Tribüne wurde ich schier verrückt bei diesem Nervenspiel. Dass es am Ende reichte lag sicherlich daran, dass der VfB in Überzahl leichteres Spiel hatte und mit dem HSV ein Team auf Augenhöhe mit ähnlich großer Verunsicherung gegenüber stand.
Mund abwischen, abhaken und an Nürnberg denken. Der VfB hat mit Stevens einen relativ guten Start erwischt, vier Punkte aus zwei Spielen, die überlebensnotwendig und hoffentlich nicht doch zu wenig sind. In Bremen bot das Team eine gute Leistung und hatte das Spiel weitgehend im Griff, gab es jedoch unnötig durch einen Freistoß noch aus der Hand. Die Leistung gegen den HSV war an und für sich unterirdisch, was zählt sind einzig und allein die drei Punkte. Ich habe gestern kaum jemanden getroffen, der auf dem Zustandekommen des Sieges herumhackte, vielmehr war es jedem klar, wie groß der Druck war, der auf dem Team lastete. Der Start unter Stevens ist geglückt, wenn auch gegen die beiden derzeit wohl, neben Braunschweig, schwächsten Teams der Liga. Dies soll die Auftritte jedoch nicht schmälern, haben wir doch in letzter Zeit oft genug gerade die Sorgenkinder der Liga wieder aufgebaut.
Es ist klar, dass wir einpacken müssten, würden wir bis Saisonende nur noch Spiele wie das gestrige hinlegen. So dermaßen verunsicherte Gegner wie den HSV werden wir kaum mehr vorfinden.
In Nürnberg gibt es sicherlich schon wieder ein ganz anderes Spiel. Die Nürnberger, derzeit ebenfalls nicht mit riesengroßem Selbstvertrauen ausgestattet, stehen nach der derben Heimniederlage gegen Frankfurt erstmals seit dem 18. Spieltag wieder auf einem direkten Abstiegsplatz und werden einiges investieren und das Spiel machen müssen. Sie stehen mit dem Rücken zur Wand und werden mit ähnlich vollen Hosen ins Spiel gehen wie wir gestern gegen den HSV
Uns wiederum wird der Sieg einen Schub und neues Selbstvertrauen geben, so dass ich durchaus hoffnungsfroh nach Nürnberg fahren werde. Der Club steht, trotz einer bemerkenswerten Aufholjagd in den ersten Rückrundenspielen, auf dem Relegationsplatz. Egal, wie es ausgeht, beide Teams befinden sich auch danach noch in der Abstiegsverlosung. Wegweisende Wirkung könnte der Spieltag jedoch schon haben, stehen sich doch der 16. gegen den 14. und der 17. gegen den 15 gegenüber.
Anders als nach Schneiders Amtsantritt, der nach der Ära Labbadia wenig veränderte, dem in den ersten Spielen gegen Hoffenheim (indisponierter Sparringspartner) und Hertha (Ulles einziges sehr gutes Spiel in dieser Saison) großes Glück in die Karten spielte, hat man bei Stevens schon den Eindruck, dass er den Laden ganz schön umkrempelt. Meine Enttäuschung über Schneider und darüber, dass er die Spieler an der langen Leine ließ, nicht zu Beginn Exempel statuiert hatte, um an Respekt zu gewinnen, und es einfach laufen ließ, auch wenn es nicht lief, habe ich schon öfter zum Ausdruck gebracht. Im Nachhinein betrachtet hätte man Labbadia auch gleich behalten können, anstatt ein solch unerfahrenes Trainerteam zu installieren, das mehr oder weniger alles beim alten beließ und schleichend schlechter und chaotischer wurde. Vor Labbadia hatte das Team wenigstens noch einen gewissen Respekt!
Ich sehe es im Übrigen nicht so, wie von vielen kritisiert, dass man mit Stevens automatisch auch den Stuttgarter Weg und das „nach oben bringen“ von Talenten verlassen muss. Dieser bedingt ja nicht gleichzeitig einen jungen Trainer, der den jungen Spielern keine Stütze ist. Stevens coacht intensiver an der Linie als Schneider und greift ein, wenn er Dinge sieht, die ihm nicht gefallen, und das bevor das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist. Ich habe den Eindruck, dass Stevens unserer immer noch jungen und grün hinter den Ohren befindlichen Mannschaft eine Hilfe an der Linie ist. So einen Mann braucht es einfach, wenn man auf dem Platz keine Spieler hat, die den Laden zusammenhalten.
Auch die große Nähe Fredi Bobics zur Mannschaft hatte ich kürzlich bemängelt. Nicht, dass es unbedingt schädlich sein würde, wenn der Sportdirektor weiß, wie das Innenleben der Mannschaft ist, aber, die eigentliche Ansprache zur Mannschaft sollte dem Trainer vorbehalten bleiben. Kein Zufall in diesem Zusammenhang sicherlich, dass Fredi Bobic seit Stevens‘ erstem Spiel das Geschehen von der Tribüne aus verfolgt. Auch wenn er uns dummen Fans glauben machen möchte, er habe von oben den besseren Überblick, sei die Frage erlaubt, weshalb ihm das in den letzten 3 ½ Jahren nicht aufgefallen war.
Es sind Kleinigkeiten wie diese, die meine Hoffnung schüren, aus dieser Saison noch mit einem blauen Auge heraus zu kommen. Stevens arbeitet akribisch an Details und lässt scheinbar keinen Stein auf dem Anderen. Dadurch kommt automatisch Leben in den Laden, wo man kürzlich noch Angst haben musste, in totaler Lethargie zu erstarren. Im Training geht es weitaus lauter und ernsthafter zu als noch zu Thomas Schneiders Zeit. Bezeichnend auch, dass in dieser Woche eine Art Konditions- und Zirkeltraining angesetzt war, Übungen, die man eigentlich in der Vorbereitung und nicht mitten in der Saison macht, und für mich als Indiz zu werten sind, dass man in Südafrika seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Die vielen Konzentrationsschwächen und Gegentore in der Schlussphase können ja auch nicht nur Zufall sein.
Wie man heraushören kann, bin ich also bisher sehr angetan von der Person Huub Stevens und kann es mir, trotz anderslautender Berichte, sehr gut vorstellen, dass er, den Klassenerhalt vorausgesetzt, auch in der neuen Saison unser Trainer sein könnte.
Dies ist jedoch noch Zukunftsmusik. Im Sommer wird so oder so alles rund um den VfB auf den Prüfstein gestellt werden und auch der eine oder andere Kopf in Vorstand und/ oder Aufsichtsrat rollen müssen. Jetzt gilt es zunächst einmal weiter zusammenzuhalten und in den nächsten Spielen die Weichen auf Bundesliga auch in der Saison 2014/2015 zu stellen. Das Spiel in Nürnberg ist nicht minder wichtig und ebenso richtungsweisend wie das gegen den HSV. Beim Club, mittlerweile wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen, sahen wir oft gut aus, von 31 Heimspielen in der Bundesliga gewannen die Clubberer lediglich neun gegen den VfB, auch von unseren letzten fünf Auswärtsspielen am Valznerweiher ging nur eines verloren. Die Statistik und die derzeitige Formkurven stimmen mich optimistisch, den zweiten Bigpoint binnen weniger Tage einfahren zu können. Ob es ein Vorteil für uns ist, einen Tag mehr Regeneration zu haben, wird sich zeigen.
Am Donnerstag schließlich geht es mit „aktuellen und ehemaligen“ VfB-Spielern auf den Neckar, sponsered by Krombacher. Darauf freue ich mich riesig, habe ich doch von einigen Leuten, die auch schon an Bord waren, gehört, dass dies ein ganz tolles Event wäre. Sollte der VfB im Max-Morlock-Stadion seinen zweiten Dreier in dieser Woche respektive in diesem Jahr einfahren, wird die Stimmung sicherlich im wahrsten Sinne des Wortes „überbordend“ sein.
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21. Oktober 2013
Bilder vom Tor-Festival in Hamburg sind jetzt online. Es war mal wieder ein denkwürdiger Trip in die Hansestadt, auch wenn ich im Nachhinein feststellen muss, dass vier Tage Hamburg schon heftig sind. Am Donnerstag war richtiges Sauwetter angesagt, da blieb uns fast nichts anderes übrig, als nach kurzen Fußmärschen im Regen bei nächster Gelegenheit wieder einzukehren. Kontrastwetter dann am Freitag, strahlend blauer Himmel, angenehme Temperaturen, die einluden mal nach Blankenese rauszufahren, im Botanischen Garten vorbei zu schauen und an den Landungsbrücken zu flanieren. Abends dann eine Kiezführung mit Titten-Tina, einschließlich eines Blicks in den Boxkeller der Ritze. Hat sich gelohnt. War interessant und amüsant! Beim Gang durch die Herbertstraße mussten die Damen eben einen Umweg nehmen, that’s life! .
Samstags dann trafen nach und nach immer mehr VfBler ein, unsere Freunde schon früh morgens, so dass wir nach einem guten Frühstück zu einer rund 15-stündigen Kneipentour aufbrachen und aus vielen Kiezkneipenperspektiven heraus das Treiben auf der sündigen Meile bzw. deren Seitenstraßen erleben durften. Da wir alle nicht so verschrocken sind, mussten wir zwischendurch auch einmal nachsehen, ob sich in Lokalen wie dem Goldenen Handschuh und Elbschlosskeller je etwas ändern würde, was nach diesem Wochenende ganz klar zu verneinen ist. Was man dort erlebt, muss leider der Zensur zum Opfer fallen. Mutige Neugierige sollten sich einfach selbst davon überzeugen.
Am Spieltags morgen dann stand der Frühschoppen mit dem Hamburger OFC Roter Brustring Hamburg ab 11 Uhr in der Sportsbar Loop in HH-Bahrenfeld auf dem Programm. Einige VfBler, einschließlich unserer Fanbetreuung Klenky und Christian, hatten sich dort zum Essen und Vorglühen versammelt. Leider wurde uns wieder ein Sonntagsspiel verordnet, so dass eine Barkassenfahrt, wie schon in der letzten Saison, nicht zustande kam. Deshalb würde ich mir das Spiel beim HSV (oder gar dem FC St. Pauli!?) mal an einem der letzten beiden Spieltage, also Samstag 15:30, wünschen.
Trotzdem hat es wieder viel Spaß gemacht, leider kamen auch von unseren Bekannten weniger als erwartet zum Treffpunkt, die Kieznacht hatte bei einigen ihren Tribut gefordert.
Von HH-Bahrenfeld ist es lediglich eine S-Bahn-Station bis Othmarschen, von wo aus Shuttle-Busse zum Volksparkstadion verkehren. Kurze Wege, so haben wir es doch gerne! Nach der Ankunft am Stadion blieb noch Zeit im Bistro Picknick das eine oder andere Bierchen zu trinken und sich mit Freunden zu treffen.
Dann ging es also hinein zum eigentlich Highlight und Anlass des Hamburg-Trips. Für mich ist und bleibt es das Volksparkstadion, dann laufe ich schon überhaupt nicht Gefahr, bei den vielen Namenswechseln durcheinander zu kommen. Hamburg ist seit Jahren ein Pflicht-Auswärtsspiel für mich. Zum einen wegen unserer Freunde aus Hamburg und Umgebung, wegen der Stadt an sich, wegen dem Kiez und nicht zuletzt auch wegen dem Stadion. Mir gefällt es immer sehr gut dort, weil ich mich dort auch als Auswärtsfan gut behandelt fühle. Man ist nicht total abgeschottet von den HSV-Fans, kauft an denselben Kiosken sein Vollbier wie die HSVer und auch die Einlasskontrollen sind relativ entspannt. So geht’s doch auch!
Nach zwei Siegen in Folge in Hamburg sollte an diesem fast Spätsommertag der dritte Auswärtsdreier bei den Rauten folgen. Das Spiel begann vielversprechend, denn, wir hatten kaum Platz genommen, schon traf Maxim überlegt zum 0:1. Leider zog sich der VfB danach etwas zurück und ließ den HSV ins Spiel kommen. Der HSV übernahm die Initiative, kam aber noch nicht zu klaren Chancen, unsere Verteidigung stand anfangs ganz gut. Das änderte sich nach gut 20 Minuten. Sakai, wieder einmal zu weit aufgerückt, musste hinten rechts von William Kvist vertreten werden, der gleich doppelt patzte und den starken Arslan an den 5-Meter-Raum passen ließ, wo sich Lasogga nicht zwei Mal bitten ließ und zum Ausgleich traf. Ein Warnschuss zur rechten Zeit, besann sich der VfB danach doch wieder mehr auf die Offensive. Eine Viertelstunde nach dem Ausgleich schlug Maxim einen Freistoß in den Strafraum und genau auf den Kopf unseres Käpt’n Christian Gentner, der zur 2:1-Halbzeitführung einnetzte. Auch danach hatte es wieder den Anschein, der VfB wolle sich auf der Führung ausruhen. Dennoch hätte der VfB kurz nach dem Seitenwechsel auf 3:1 erhöhen können, als Ibisevic eine Hereingabe von Ibrahima Traore knapp verfehlte. Danach verlor der VfB völlig den Faden, kassierte das 2:2 durch Beister und ließ danach Chancen im Minutentakt zu, so dass einem angst und bange werden konnte. In diese Drangphase hinein fiel das zu diesem Zeitpunkt dann doch überraschende 3:2 für den VfB. Die Freude darüber währte allerdings lediglich drei Minuten, bis van der Vaart zum Endstand traf.
Besagter van der Vaart provozierte dann wohl unseren Jungspund Antonio Rüdiger, der sich daraufhin zu einer Tätlichkeit hinreißen ließ. Dass der in die Jahre gekommene van der Vaart solche Mittel für notwendig erachtet, hat er ja bereits im Februar dieses Jahres zugegeben, als er eine Rote Karte für Lewandowski durch Schauspielerei provozierte. Ich hoffe es, glaube es aber nicht, dass das DFB-Sportgericht bei der Urteilsfindung auch recherchiert, wie gravierend die Provokation war und ob eine Sperre für van der Vaart möglicherweise auch in Frage kommen könnte.
Ob er Rüdiger jetzt „Nigger“ genannt hat, wie in manchen Foren zu lesen ist (eine seriöse Quelle darüber habe ich nicht gefunden) oder ihm sonstige Nettigkeiten entgegengeworfen hat, meiner Meinung nach muss sich Antonio Rüdiger besser in den Griff bekommen. Dies war seine vierte Rote Karte in seinen letzten dreißig Pflichtspielen, was eindeutig zu viel ist. Als Wiederholungstäter – schon bei seiner Roten Karte gegen Fürth ging es nicht um den Ball – erwartet ihn eine Sperre von vermutlich vier bis fünf Spielen. Da bald wieder Schorsch Niedermeier zurückkehren wird und mit Haggui noch ein bundesligaerfahrener Recke bereit steht, dürfte Rüdigers Stammplatz, auch nach Ablauf der Sperre, erst einmal futsch sein. Er wird sich wieder ganz hinten anstellen müssen und hat zunächst einmal viel Zeit, über seine Dummheit(en) nachzudenken. Der VfB hat ja ein Gespräch mit Rüdiger angekündigt. Ich wünsche mir, dass es dabei nicht nur um das übliche Blabla wie „Bärendienst für die Mannschaft“ geht, sondern man auch versuchen wird, der Sache auf den Grund zu gehen, weshalb sich der Spieler in manchen Situationen so gehen lässt. Wie man so hört, soll er ja auch Probleme außerhalb des Platzes haben. Er ist ein begnadetes Talent, sollte sich aber mehr aufs fußballerische konzentrieren. Dass man ihn (noch) nicht abzuschreiben braucht sieht man an den Boatengs, die am Anfang ihrer Karrieren auch mehr durch Kapriolen außerhalb des Platzes und Aussetzern auf dem Platz aufgefallen sind, als durch fußballerische Höchstleistungen. Beide legen inzwischen eine bemerkenswerte Karriere hin.
So müssen wir am Ende mit dem einen Punkt zufrieden sein, auch wenn das nach dreimaliger Führung und drei Auswärtstoren schwer fällt. Vor dem Spiel noch sagte ich, dass wir, wenn wir schon die Heimspiele nicht gewinnen, wenigstens auswärts gewinnen sollten. Nach diesem Spiel jetzt ist ein Heimsieg gegen den Club schon fast wieder Pflicht, möchte man den Anschluss an Platz vier nicht verlieren. Ich finde nicht, dass die Hoffnung darauf zu hoch gegriffen ist. Lassen wir einmal die Bayern, den BVB und Bayer Leverkusen außen vor, ist die Liga ausgeglichen wie selten, so dass, mit ein wenig Konstanz, auch mehr als die (finanziell) unattraktive Europa League drin sein könnte.
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