11. Mai 2014

Danke und “Bedankt” Huub!

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , , – Franky @ 10:30

Danke Huub Stevens für die großartigen zwei Monate und den Klassenerhalt. Aus diesem undisziplinierten Haufen ein Team zu formen – in der kurzen Zeit hätte das kaum ein Anderer geschafft. In den letzten Spielen war wieder so etwas wie eine Ordnung zu erkennen, auch wenn das Einfangen später Gegentore nicht ausgemerzt werden konnte. Die Big-Point-Spiele konnten gewonnen werden und es wurden nach dem Katastrophenkick in Nürnberg die richtigen Schlüsse gezogen. Seit Gross hatten wir endlich wieder einen Trainer, zu dem die Jungs aufschauen und dem sie nicht auf der Nase herumtanzen konnten.
Ich hatte es befürchtet, dass Stevens bei uns „nur“ schnelles Geld machen wollte. In der Situation, als er unterschrieb, nach dieser beispiellosen Negativserie unter Thomas Schneider, dürfte die Nichtabstiegsprämie, die er aushandeln konnte, erklecklich, aber halt der Situation angemessen gewesen sein. Dies stelle ich fest ohne jeglichen negativen Gedanken dabei. Die letzte Patrone, die der Verein zur Verfügung hatte, musste sitzen, um den Totalschaden abzuwenden, daher nachvollziehbar und nicht verwerflich.
Es ist Stevens‘ gutes Recht jetzt zu sagen, „das war’s“. Ich bedauere diese Entscheidung sehr, respektiere sie aber zu 100%. Er hat es sich verdient, mit nunmehr 60 Jahren kürzer zu treten und sich um seine Familie zu kümmern, die sicherlich immer zu kurz kam in den letzten Jahren. Alles Gute Huub Stevens, der Klassenerhalt 2014 wird immer mit Deinem und sonst keinem Namen verbunden sein.
Nun klafft zunächst einmal eine große Leere. Wie geht es weiter? Für mich steht und fällt alles mit der Frage des Sportvorstands. Zum Klassenerhalt beigetragen hat sicherlich unter anderem, dass Stevens Fredi Bobic auf die Tribüne geschickt hat. Ich fand es schon lange schädlich, wie sehr Bobic in Sachen Mannschaftsführung reingeredet hat. Labbadia und Schneider mag das nicht gestört haben, Stevens erkannte früh, dass die Mannschaft seine und sonst keine Ansprache braucht und somit auch wusste, woran sie ist. Bobic wird, wenn er denn den neuen Trainer aussuchen darf, wieder nach einem devoten Mann Ausschau halten, der ihm keine Widerworte gibt, pflegeleicht und einfach froh ist, hier zu sein. In dieses Beuteschema passt Fink genauso wie der Fürther Übungsleiter Frank Kramer, der auch im Gespräch sein soll. Ohne ihm zu nahe treten oder ihn vorverurteilen zu wollen (da ich ihn nicht gut genug kenne), liegt der Verdacht nah, dass er durch die Chance eines solchen Karrieresprungs erst einmal den Unterwürfigen geben würde und Bobic‘ Macht somit ungebrochen wäre.
Thomas Tuchel, der heute dem Vernehmen nach seinen Abschied von Mainz bekannt geben wird, halte ich für unrealistisch. Er redet von einer Pause, die er bräuchte, dann sei sie ihm gegönnt und kein anderer Verein hätte eine Chance. Dazu ist er bei Schalke und auch Red Bull im Gespräch, die ihm sicherlich bessere (finanzielle) Rahmenbedingungen bieten könnten, als der VfB. Außer einer vielleicht emotionalen Verbindung nach Stuttgart durch seine Vergangenheit als Kickers-Spieler und VfB-Jugendtrainer fällt mir nichts ein, was den VfB für ihn derzeit interessanter als Mainz machen könnte. Selbst die Karnevalisten aus Rheinhessen haben uns ja mittlerweile den Rang abgelaufen. Ihn fände ich vielversprechend, weil er ein Wahnsinniger ist, mit dem es sicherlich nie langweilig werden würde. Uns nicht und der Mannschaft erst recht nicht. Da wäre permanent Feuer drin, weil auch kaum einer vorher wüsste, ob er im nächsten Spiel in der Anfangsformation stehen wird oder nicht. Tuchel könnte die Jungs auch mental voran bringen, weil er einen klaren Plan vorgibt und die Spieler wüssten, was sie zu tun haben.
Armin Veh, unser Meistercoach von 2007 und daher ebenfalls mit emotionaler Bindung zum VfB? Für mich nicht die schlechteste, aber auch nicht die beste Lösung. Er ist notorisch unzufrieden und würde wohl lieber mal zu einem Verein wechseln, bei dem er mit Geld um sich werfen kann und nicht jeden Cent zwei Mal umdrehen muss, wie es derzeit beim VfB der Fall ist. Auch er ist bei Schalke im Gespräch, wo er die alte Seilschaft mit Horst Heldt wieder aufleben lassen könnte. Hier aber stellt sich die Frage, ob Schalke überhaupt einen neuen Trainer braucht. Jens Keller ist zwar nicht die schillernde Figur, die man auf Schalke immer gern sehen würde, hat aber die Königsblauen zum zweiten Mal in Folge in die Champions League geführt. Dazu liegt sein „Marktpreis“ sicherlich unter dem eines Tuchel oder Veh, so dass Schalke eigentlich blöd wäre, würden sie ihn entlassen.
Sollte Veh nicht zu Schalke können und keine Pause machen wollen, kommt unweigerlich doch der VfB ins Spiel. Von allzu sentimentalem Getue im so vom Geld bestimmten Fußball-Business halte ich nichts. Die Dankbarkeit für das Geleistete findet sich auf dem Gehaltsscheck wieder, basta! Veh verfiel nach der Meisterschaft in eine Selbstzufriedenheit und hatte einen unserer teuersten Fehleinkäufe (wenn auch ablösefrei, Handgeld + Wahnsinnsgehalt) zu verantworten. Wegen seines Meisterbonus wurde Veh meiner Meinung nach viel zu spät entlassen. Im Fußballgeschäft ist die Meisterschaft des Vorjahres nun mal nicht mehr viel wert, wenn die neue Saison beginnt. Alle Meriten muss man sich aufs Neue erarbeiten und an der Stelle lähmte uns damals die Selbstzufriedenheit Vehs. Mit Aussagen „ich muss keinem mehr etwas beweisen“ oder damals in Sevilla „wärd ihr halt zu Hause geblieben“ hat er den Meisterkredit bei mir schon vor Jahren aufgebraucht.
Bei seinen folgenden Stationen Wolfsburg und Hamburg konnte er an den Erfolg mit dem VfB nicht mehr im Ansatz anknüpfen und scheiterte früher oder später. Auch seine vollmundige Ankündigung „Der HSV ist ein großer Klub. Es ist eine Ehre für mich, hier zu arbeiten. Wenn ich es nicht schaffe, in Hamburg erfolgreich zu sein, möchte ich in Deutschland keinen anderen Verein als Trainer mehr übernehmen”, so der 49-Jährige. Allenfalls ein Amt als Sportdirektor könne er sich bei einem anderen Klub noch vorstellen, so Veh weiter. Quelle: kicker.de setzte er, wie man heute weiß, auch vier Jahre danach noch nicht in die Tat um.
In der Zeit zwischen seiner Entlassung beim HSV und seiner Inthronisierung beim Zweitligisten Eintracht Frankfurt muss ein Umdenken stattgefunden haben. Nicht nur, dass er in der zweite Liga anheuerte, plötzlich war er nach dem Abstieg der Hessen unter Daum wieder bereit ein Team aufzubauen und mit kleinem Budget zu wirtschaften. Dennoch war seine ganze Zeit in Frankfurt von einer notorischen Unzufriedenheit ob der (fehlenden) wirtschaftlichen Potenz geprägt, so dass ich mir schon die Frage stelle, ob er beim VfB nicht vom Regen in die Traufe käme. Oder kann sich Wahler Veh auch als Sportdirektor vorstellen? Dann stünde Bobic‘ Posten zur Debatte und Veh könnte (für sich endlich) gestalten und müsste nicht mehr jeden Tag auf dem Trainingsplatz stehen. Dann aber gingen wir nach Heldt und Bobic erneut mit einem Managernovizen ins Rennen, was mir schon jetzt Bauchschmerzen bereiten würde.
Wie gesagt, es gäbe sicherlich schlechtere Lösungen (auf dem Trainerposten) als Veh, wenn er bereit ist, die Gegebenheiten zu akzeptieren und hier mit jungen Spielern etwas aufzubauen. Das A&O ist für mich, dass man sich um die Jungs weit über den Trainingsalltag hinaus kümmert und ein Auge darauf wirft, dass sie professionell leben (vernünftige Ernährung, ausreichend Schlaf bis hin zu deren Freundeskreis bzw. „falschen Freunden“). Vor allem letzteres hat Stevens gut in den Griff bekommen und manche, die möglicherweise weiterhin über die Stränge schlugen, kaum mehr berücksichtigt. Dafür braucht man Respektpersonen, die Disziplinlosigkeiten erkennen und ahnden und somit Achtung vor dem Rest der Mannschaft erlangen, weil im Mannschaftssport Alleingänge schädlich und der Gerechtigkeit abträglich sind. Wohin es führen kann, wenn man nicht genau hinschaut und nur darauf hofft, die Spieler würden die lange Leine auf dem Platz danken, hat man unter Schneider gesehen. Auch das sind Schlüsse, die die hohen Herren in Vorstand und Aufsichtsrat unbedingt ziehen müssen, andernfalls grüßt uns im nächsten Jahr das bekannte Murmeltier.
So ist es gerade nochmal gutgegangen, der berühmte Schuss vor den Bug. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es kaum mehr eine Saison geben wird, in der 28 Punkte zum Klassenerhalt gereicht hätten.
Ich hoffe jetzt auf eine baldige Entscheidung in der Sportdirektorfrage (sofern er überhaupt intern in Frage gestellt wird) und dann einen Trainer, der den VfB wieder dorthin bringen wird, wo er (nach unserem Selbstverständnis) hingehört. Vielleicht sind wir ja heute Abend schon ein stückweit schlauer.

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4. Mai 2014

Gerade nochmal gutgegangen!

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , , , , – Franky @ 13:25

Seit gestern, dem 03. Mai 2014, 17.21 Uhr, steht fest, der VfB gehört auch in der Saison 2014/2015 zum elitären Kreis der Bundesligisten. Trotz der wieder einmal in der Schlussminute eingefangenen Niederlage gegen den VfL Wolfsburg ist Platz 15 eingemeißelt.
Gut, es soll vor dieser Saison der eine oder andere vom internationalen Geschäft gefaselt haben, gar von der Championsleague träumten manche. Die Realität holte uns jedoch schnell ein. Den vermeintlichen Vorteil, im Gegensatz zu den Vorjahren, dass relativ frühzeitig der Kader für die Saison stand, wurde gleich verspielt, indem Bruno Labbadia überhaupt nicht daran dachte, die Vorbereitung zu nutzen, um eine Stammmannschaft einzuspielen. In nahezu jedem Vorbereitungsspiel würfelte Labbadia eine Aufstellung aus und wechselte in der zweiten Halbzeit auch noch komplett durch. So stand von Anfang an keine eingespielte Truppe auf dem Platz, der eine wusste nicht, was der andere machte. Die ersten Pflichtspiele gegen Plovdiv und den BFC Dynamo wurden mehr schlecht als recht erledigt, in den Playoffs gegen Rijeka war international bereits Endstation. Nicht nur, dass man dem deutschen Fußball in Bezug auf die 5-Jahreswertung einen Bärendienst erwies, stand der VfB mit einem Kader, der auf drei Wettbewerbe ausgerichtet war, plötzlich vor einer Saison, in der (nach dem Ausscheiden aus dem DFB-Pokal in Freiburg) „nur“ noch das Alltagsgeschäft Bundesliga zu bewältigen war.
Labbadia, dem Trainer von Bobic‘ Gnaden, der, obwohl heftig in der Kritik stehend, obwohl er ständig über das hiesige Umfeld bruddelte, der für einen „Fußball“ stand, der dem an und für sich schönen Sport in nichts ähnelte, trotz aller Zweifel, trotz brodelnder Stimmung im Umfeld, wurde dieser Labbadia von Bobic kurzerhand mit einem hochdotierten 3-Jahres-Vertrag ausgestattet, um ein halbes Jahr später doch zu der Erkenntnis zu gelangen, dass Labbadia hier fertig hatte.
Es folgte Thomas Schneider, der B-Jugend-Trainer, der zunächst einen guten Start hinlegte. Manche munkeln, dass er in der Anfangszeit noch von der Ordnung, die unter Labbadia durchaus herrschte, profitiert hatte. Je mehr er dann aber selbst verantwortlich zeichnete, desto katastrophaler wurden die Auftritte. Die ersten sieben Bundesligaspiele noch ungeschlagen, wobei am Ende der Serie drei unnötige Unentschieden gegen Bremen, in Hamburg und gegen Nürnberg dabei waren, folgte das 1:6 in Dortmund, das noch unglücklich zustande kam. 1:0 geführt, einen Elfer, der das 2:2 bedeuten hätte können, kurz vor der Pause nicht bekommen und dann abgeschossen worden. Danach gewann man vor der Winterpause noch in Freiburg und gegen Hannover 96, lieferte aber auch grottenschlechte Spiele ab, wie bspw. auf Schalke. Mit 18 Punkten ging man in die Winterpause, schon damals erinnerte ich daran, dass dies die Bilanz eines Abstiegskandidaten ist und lediglich dadurch kaschiert wurde, weil es eben noch ein paar noch schlechtere Mannschaften in der Liga gab.
Das Trainingslager in Südafrika ließ man sich von der DFL sponsern, über den sportlichen Wert konnte schon damals trefflich gestritten werden. Im Verlauf der weiteren Runde offenbarte sich dann, dass man die Hausaufgaben nicht machte. Der VfB kam aus der Winterpause nicht verbessert und machte dazu auch keinen austrainierten Eindruck. Es begann die Serie der späten (Joker-) Gegentore und der „unglücklichen“ Niederlagen. Der Verdacht erhärtete sich, dass Schneider zwar ein guter B-Jugendtrainer sein mag, einer ausgebufften Profitruppe jedoch nicht vermitteln kann, worauf es ankommt. In der B-Jugend dauern die Spiele lediglich 80 Minuten und nach diesen 80 Minuten stellte der VfB regelmäßig den Spielbetrieb ein. Dazu kam, dass es Schneider nicht schaffte, Disziplin in den Haufen zu bekommen. Die einen waren weitaus mehr Könige der Nacht als auf dem Platz, andere wie Ibisevic tanzten Schneider auf der Nase herum und erkannten ihn nicht als ihren Chef an. Hier hätte Schneider, schon lang vor Ibisevic Undiszipliniertheit gegen Augsburg, Exempel statuieren und ein solch vereinsschädigendes Verhalten unterbinden müssen. Schneider war für das Haifischbecken Bundesliga offensichtlich zu nett und glaubte an das Gute im Spieler, nämlich, dass die lange Leine irgendwann mit Leistung zurückgezahlt werden würde. Weit gefehlt! Auch nach seinem Platzverweis war Ibisevic ein Fremdkörper im Spiel und regelmäßig ein Totalausfall auf dem Platz. Offensichtlich „arbeitete“ er daran, wie schon bei seinen vorigen Stationen auch, für sich gewinnbringend das Trikot wechseln zu dürfen. Eines hat er jetzt schon geschafft, von uns Fans will ihn kaum einer mehr beim VfB sehen. Der Verein muss nun Verhandlungsgeschick beweisen und ihn nicht (wie viele andere vor ihm) weit unter Wert abgeben.
Schneider hat es also verpasst, sich als Bundesligatrainer zu beweisen. Schon seit Leverkusen, der dritten „unglücklichen“ Niederlage binnen einer Woche, war es mir klar, dass wir mit Schneider kein Spiel mehr gewinnen würden und der Verein zum zweiten Mal in dieser Saison zum Handeln gezwungen sein würde.
Man sagt ja „lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende“, dennoch hat sich der VfB lang davor gescheut, seine Entscheidung pro Schneider als Fehlentscheidung zuzugeben. Erst nach dem 2:2 gegen Braunschweig zog man erneut die Reißleine und installierte den eine Woche zuvor bei PAOK Saloniki geschassten Huub Stevens als Cheftrainer.
Für mich einerseits viel zu spät, andererseits hätte man Stevens kaum früher bekommen. Dass nach Schneider, der vieles einfach laufen ließ, auch das, was nicht lief, ein erfahrener Mann kommen musste, der Disziplin in den Laden bringt, war mir klar. Daher stand ich von Anfang an hinter der Entscheidung, auch wenn es mir zu Beginn schwer fiel, Stevens losgelöst von seiner Schalker Vergangenheit zu sehen, für die er steht wie kaum ein anderer. Erstmals in dieser Saison verspürte ich in mir so etwas wie Aufbruchsstimmung, auch wenn das Kapitel Schneider zu sehr in die Länge gezogen wurde. Seit Christian Gross hatte ich zum ersten Mal wieder ein gutes Gefühl, was unseren Cheftrainer anging. Ich war sehr skeptisch, ob der Schnitt nicht zu spät erfolgte und mir nicht sicher, ob Stevens zaubern und die Mannschaft von heute auf morgen wieder in die Spur bringen könnte. Als Indiz der in mir geweckten Aufbruchsstimmung wollte ich mir die erste Trainingseinheit des „Retters“ nicht entgehen lassen und war von seiner Präsenz auf Anhieb angetan. Klare Anweisungen auf dem Platz, neue Trainingsformen und Vertreter unserer Spaßfraktion, wie Traore, Boka und Maxim, die voll bei der Sache waren und sich nicht getrauten, ihre üblichen Faxen zu machen. Er brachte sofort Zug und Konzentration rein. Stevens ist ein Disziplinfanatiker, bezeichnend, dass er vor Vormittagseinheiten ein gemeinsames Frühstück einführte, weil er früh erkannt hat, dass es einigen Spielern an der nötigen Professionalität fehlt(e).
Das erste Spiel in Bremen brachte ein Remis, über das man sich nicht freuen konnte, weil uns abermals ein später Ausgleichstreffer um den verdienten Lohn brachte. „Verdient“ setze ich mal in Ausrufezeichen, weil es wieder die alte Leier war. Nach eigener Führung zu wenig getan, die letzte Gier, die Führung auszubauen, ging uns schon einige Zeit ab. Dramatisch, dass wir zu allem Überfluss aufgrund des HSV-Sieges auf Platz 17 zurückfielen.
Was folgte, war dennoch ein klarer Aufwärtstrend. Überlebenswichtige und erzitterte Siege gegen den HSV und Freiburg, eine knappe Niederlage gegen den Vizemeister BVB nach 2:0-Führung, Punktgewinne in Gladbach und Hannover, dazwischen der eindrucksvolle 3:1-Sieg gegen Huub’s Ex-Verein Schalke. Lediglich die 0:2-Niederlage in Nürnberg war ein heftiger Ausrutscher nach unten. Nürnbergs einziger Sieg aus den letzten 10 Spielen und eine ganz schwache Vorstellung unseres VfB. Auf der Heimfahrt in die Nacht, es war ja ein Mittwochabend-Spiel, hätte ich keinen Pfifferling auf den VfB mehr gesetzt. Diese Saison bot viele Tiefpunkte, dieser tat aber richtig weh.
Da wir mittlerweile aber einen Fußballlehrer auf der Kommandobrücke haben, arbeitete er diese Niederlage schonungslos auf und zog die richtigen Schlüsse. Der dauerverletzte Daniel Didavi, der sich die Wochen davor Spielpraxis bei den Amateuren holte, stand gegen den BVB völlig überraschend in der Startelf, genauso wie der im Winter verpflichtete Ecuadorianer Carlos Gruezo. Stevens hat hier zwei aus dem Hut gezaubert, mit denen wohl keiner (mehr) ernsthaft gerechnet hatte. Interessant, dass Stevens in Gruezo den einzigen „richtigen“ Sechser im Kader sieht und damit indirekt und offen die Kaderzusammenstellung unseres Vorstands kritisiert hat. Seit diesen personellen Maßnahmen war die nötige Stabilität zurückgekehrt und die Auftritte wurden ansehnlicher. Dass das Selbstvertrauen noch immer nicht zurück gekehrt ist, merkte man in den Auswärtsspielen in Gladbach und Hannover, wo man die Siege, die auf dem Silbertablett bereit lagen, nicht holte. Auf der anderen Seite haben wir diese Spiele auch nicht verloren, was Wochen zuvor sicherlich passiert wäre, ein Indiz zurückgekehrter Stabilität.
Der Punkt in Hannover war letztlich der entscheidende im Kampf um den Klassenerhalt. Anfangs war ich enttäuscht über das 0:0 am Freitagabend, auf der anderen Seite wies ich aber auch darauf hin „abwarten, was der Punkt noch wert sein kann“. Durch die Ergebnisse, die dann samstags und sonntags folgten waren wir faktisch gerettet, auch wenn der Teufel ein Eichhörnchen ist, und man sich nie sicher sein darf, solang rechnerisch noch etwas passieren kann.
Daher waren wir gut beraten, die neu erweckte Heimstärke auch gestern zu zeigen und selbst den noch fehlenden Punkt zu holen, um sich nicht auf die Bayern verlassen zu müssen, die nach der Klatsche gegen Real Madrid beim HSV Charakter zeigen mussten. Für uns ging es gegen die Millionentruppe von VW Wolfsburg, die noch um die CL-Qualifikation kämpfen. Leider zeigten die Wölfe recht früh, welche Substanz in ihrer zusammengekauften Truppe steckt und das Geld eben manchmal doch Tore schießt. De Bruyne erzielte nach einer knappen Viertelstunde das 0:1. Danach plätscherte das Spiel vor sich hin. Wolfsburg zeigte die bessere Spielanlage, dem VfB fehlten die Mittel richtig dagegen zu halten. In der zweiten Halbzeit war der VfB besser im Spiel, kam auch zum Ausgleich, um in der Schlussminute doch noch, nach haarsträubendem Fehler vom eingewechselten Boka, den Nackenschlag zum 1:2 hinnehmen zu müssen.
Nach dem Spiel verabschiedeten sich Traore, Boka und Cacau, die den Verein verlassen werden, von den Fans. Traore blühte unter Stevens auf und hat gewiss seinen Anteil am Klassenerhalt. Dennoch weine ich ihm keine Träne nach, steht er doch maßgeblich für ein abgehobenes Söldnertum. Ein Spieler, der die Realität nicht kennt, wie Otto Normalbürger sein tägliches Leben zu meistern hat, stellt sich hin und möchte ernsthaft glauben machen, dass er mit zwei Millionen Euro Jahresgehalt, Probleme sähe seine Familie zu ernähren. Ein Spieler, der die eigenen Fans mehrfach beleidigt hat, weil das Publikum grottenschlechte Darbietungen nicht goutiert hat, sondern in seinen Augen die Frechheit besaß, den Unmut in Form von Pfiffen kundzutun. Auch sein Abgang von Augsburg war schon unrühmlich, in Zukunft muss der Verein einfach mehr auf den Charakter der Spieler schauen und zukünftige Zugänge in dieser Hinsicht durchleuchten. Wie bei Ibisevic wiederholt sich auch bei ihm Geschichte. Mönchengladbach wird sicherlich auch eines Tages diesbezüglich seine helle Freude an ihm haben.
Arthur Boka, dem man schon letztes Jahr „nur“ einen leistungsbezogenen Einjahresvertrag gab, verlässt den VfB nach acht Jahren. In diesen acht Jahren wechselten regelmäßig Licht und Schatten ab, unumstrittener Stammspieler war er selten. Links hinten für mich falsch aufgehoben, da er defensiv große Schwächen hat, was er gestern wieder unter Beweis stellte. Anfangs mit Ludovic Magnin, später mit Molinaro hatte er stets gute Konkurrenz auf der Position und konnte sich selten festspielen. Im linken offensiven Mittelfeld hatten wir meistens bessere, so machte er für mich die besten Spiele in der letzten Saison neben Kvist auf der Doppel-Sechs. Ich mochte ihn trotzdem, ein schillernder Paradiesvogel, aber auch ein Kämpfer, dem ich für die Zukunft in Málaga alles Gute wünsche.
Und, schließlich, nach elf Jahren wird uns auch Cacau verlassen. „Time to say goodbye“, irgendwann ist eben für jeden Schluss. Man kennt die Interna nicht, man weiß nicht, welche Gehaltsvorstellungen Cacau noch hatte, klar ist, die 3,5 Millionen Jahressalär, die er seit seinem letzten Vertragspokerhickhack, als er quasi schon einmal weg war, einstreicht, durfte man ihm bei weitem nicht mehr geben. Ob er einen großen Wert für den Zusammenhalt in der Mannschaft besitzt und er somit weiterhin wertvoll gewesen wäre, auch da habe ich meine Zweifel. Gerade nach seinem Sommermärchen 2010 machte er eher den Eindruck eines Egomanen und steckte förmlich mit seiner schlechten Laune an, wenn es nicht wunschgemäß lief. Zudem war er in letzter Zeit viel und langwierig verletzt und hat nicht mehr die Spritzig- und Schnelligkeit, die im modernen Fußball gefordert ist. Daher ist der Abschied für mich nachvollziehbar und richtig. Ihn durchzuschleppen, „nur“ weil er ein verdienter Spieler ist, halte ich für falsch und finanziell unverantwortlich. Nun wünsche ich ihm, dass er bei der Vereinswahl ein glückliches Händchen hat und noch einmal aufblühen wird. Ihm wird eine Luftveränderung sicherlich gut tun und, wer weiß, vielleicht sehen wir ihn ja in absehbarer Zeit in unserem Trainerstab wieder.
Ich hoffe, dass dies nicht die einzigen Abgänge sein werden. Der Kader gehört runderneuert. Abdellaoue steht angeblich vor einer Rückkehr nach Hannover, Sakai hat gestern wieder seine Bundesligauntauglichkeit unter Beweis gestellt, was Sararer kann oder auch nicht, nach diesem Jahr bin ich nicht schlauer, auch einige andere dürften auf der Kippe stehen. Allerdings hoffe ich, dass keine weiteren unumstößlichen Tatsachen geschaffen werden, bevor feststeht, welcher Trainer in der nächsten Saison das Zepter schwingen wird.
Nach Feiern ist mir heute nicht zumute. Erleichterung ob des geschafften Klassenerhalts ist vorhanden, mehr aber auch nicht. Zu enttäuscht bin ich über die Fehlentwicklungen in den letzten Jahren. Die Aufbruchsstimmung, die vor Jahresfrist vorhanden war, ist verpufft und einer Ernüchterung gewichen. Bernd Wahler muss sich jetzt beweisen, muss seinen großen Worten Taten folgen lassen. Es gehört von oben nach unten aufgeräumt. An erster Stelle wird sich Fredi Bobic erklären müssen. Die Vertragsverlängerung mit Labbadia, fehlende Transfererlöse, wenn man Spieler lieber ablösefrei gehen lässt, anstatt rechtzeitig Verträge zu verlängern oder Spieler zu verkaufen, da fehlt ihm die Weitsicht. Seine Nähe zur Mannschaft und damit ein Stück weit das untergraben der Autorität des Trainers unter Labbadia und Schneider fand ich schon lang schädlich. Daher nicht verwunderlich, dass er seit Stevens‘ Amtsantritt von der Tribüne aus und nicht mehr von der Bank die Spiele verfolgt. Uns dann weiszumachen (oder auch vorlügen), er hätte von oben den besseren Überblick, ist an Lächerlichkeit nicht zu überbieten.
Dann hat er in den nunmehr fast vier Jahren seines Wirkens nach und nach altbewährte Kräfte durch eigene Spezies ersetzt, die dankbar für den lukrativen Job sind und es nicht wagen würden, ihrem Gönner zu widersprechen und kontrovers zu diskutieren. Wie man hört soll es eine Streitkultur an der Mercedesstraße nicht mehr geben, aufkeimende Kritik einfach abgeschmettert werden. Es gibt niemanden, der (Entscheidungen von) Bobic kontrolliert und vor allem mit ihm auf Augenhöhe diskutieren könnte. Hier hat sich Bobic eine Machtfülle geschaffen, die dem VfB schadet. Sein Vorstandskollege Ruf, der noch heute, im Jahr 2014, auf die Dienste eines Computers verzichten soll, sehnt langsam aber sicher seine Rente herbei und wird einen Teufel tun, durch Querdenken und Aufbegehren seinen Posten zu riskieren.
Auch im Aufsichtsrat stehen Veränderungen an. Das bisherige Gremium zeichnet sich durch eine Ja-Sager-Mentalität und wirtschaftliche (Eigen-) Interessen aus, und dient nicht unbedingt immer dem Wohle des VfB. Ich hoffe, der VfB hat endlich mal den Mut, auch unbequeme Leute wie Karl Allgöwer einzubinden und nicht nur die einen Schulterklopfer durch andere zu ersetzen. Guido Buchwald steht ja zur Debatte. Nichts gegen unseren Diego, ob er aber einer wäre, der unbequeme Wahrheiten ausspricht und sie auch knallhart vertritt, da habe ich meine großen Zweifel.
Die Mitgliederversammlung jedenfalls dürfte interessant werden. Der VfB täte gut daran, sich bis dahin neu aufgestellt zu haben, wenn nicht, dürfte die MV recht turbulent werden.
Ich weiß nicht, ob jemals schon 32 Punkte zum Klassenverbleib gereicht haben. Diese Bilanz ist für einen Verein wie den VfB erbärmlich und nur dazu ausreichend den Worst Case Abstieg abzuwenden, weil es drei noch blindere Mannschaften in der Liga gibt.
Die Fehlentwicklungen der letzten Jahre müssen nun schonungslos aufgearbeitet werden. Für mich steht und fällt vieles mit der Trainerfrage. Möchte Stevens weitermachen? Dann wäre meiner Meinung nach alles andere als eine Vertragsverlängerung mit ihm schwer vermittelbar. Es kann aber natürlich auch sein, dass er das Engagement von Anfang an als Kurzzeitbeschäftigung angesehen hat, eine erkleckliche Nichtabstiegsprämie einstreicht und sich dann verabschiedet, um mit mittlerweile 60 Jahren kürzer zu treten und das Leben mit seiner Frau genießen zu können. Das müsste man natürlich respektieren.
Sollte er hier aber Blut geleckt haben und weiter machen wollen, bin ich hundertprozentig für eine Verlängerung mit Stevens. Er hat einen Plan und weiß, was zu tun ist. Könnte er bei der Kaderplanung mitwirken, hätte ich ein gutes Gefühl, weil er sicherlich schon jetzt im Kopf hat, welche Mosaiksteinchen fehlen, um eine Mannschaft auf den Platz zu schicken, die eine bessere nächste Saison hinlegen kann. Zudem gefällt mir Stevens als Typ. Klare Worte, ein wenig Ironie und vor allem authentisch.
Wenn Stevens nicht mehr möchte, böte dies auf der anderen Seite die Chance für einen Neuanfang. Unser Meistertrainer Armin Veh wäre wieder frei, zum 1.7. könnte man notfalls auch jemanden aus einem bestehenden Vertrag holen.
Wichtig ist, ab heute, wo Planungssicherheit herrscht, müssen die Weichen in die Zukunft gestellt werden und das möglichst schnell und trotzdem mit Bedacht und Weitsicht.
Planspiele, wie vor Wochen kolportiert, mit Rangnick als Sportdirektor und Tuchel als Trainer haben für mich einen großen Charme. Dabei stellt sich die Frage, was Rangnick als Supervisor bei Redbull noch vor hat. Salzburg ist überlegen Meister, Leipzig steigt auf, wenn sie die Auflagen der DFL erfüllen können, was ich nicht hoffe!
Hat er damit seine Ziele erreicht oder ist er erst fertig, wenn er den nächsten Retortenclub in die Bundesliga geführt hat? Ist für ihn Geld alles oder ist seine Heimatverbundenheit und Liebe zum VfB größer?
Vor der Saison posaunte Bobic in die Welt hinaus, dass er sich an diesem Kader messen lassen würde, was ihm jetzt (zu Recht) um die Ohren gehauen wird. Seit er bei uns das Zepter schwing, ging es kontinuierlich bergab. Zuletzt fehlte ihm das glückliche Händchen in Trainerentscheidungen und Spielerverpflichtungen. Fehlentscheidungen, gepaart mit einer Beratungsresistenz sind eine explosive Mischung.
Wenn jetzt Tacheles geredet wird, muss die Personalie Bobic auf die Tagesordnung und über eine Ablösung nachgedacht und ggf. auch vollzogen werden. Er ist schließlich das Gesicht des VfB und somit auch das Gesicht des Niedergangs. Diese Saison und das glückliche Ende sollten der rechtzeitige Schuss vor den Bug gewesen sein, so weiter machen wir bisher, können sie nicht mehr auf dem Wasen, was ja auch schon Wahler vor einiger Zeit zum Besten gab. Jetzt kommt die Zeit des Handelns, Wahler, mach es!
Heute mache ich mal den Guardiola und erkläre die Saison für beendet. Aufgrund einer Familienfeier wird München mein einziges Auswärtsspiel in dieser Saison sein, das ich verpassen werde. Das Bedenkliche daran: es fällt mir überhaupt nicht schwer. Abgesehen von der sportlichen Bedeutungslosigkeit des Kicks, ist München eines meiner unbeliebtesten Stadien überhaupt. Dazu noch als Staffage für die Meisterfeierlichkeiten zu dienen, darauf habe ich schlicht und einfach keine Lust. Diese Saison hat Nerven gekostet, jetzt kann man (als Fan) zum gemütlichen Teil übergehen und gespannt sein, wie es beim VfB weitergehen wird.

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