8. Dezember 2014
…zu allererst vom Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Joachim Schmidt, der einem Dieter Hundt in nichts nach steht und der heimliche Boss auf dem Wasen ist. Der Marionetten um sich herum versammelt, die sich ihren Allerwertesten platt hocken, im Endeffekt aber nichts zu melden haben.
Erlöse uns von Vorstandsmitglied Ulrich Ruf, der als Controller, oder wie sein Titel beim VfB lautet, Finanzvorstand, ein Millionenunternehmen nach wie vor auf dem Reißbrett mit führt, weil die IT-Entwicklung spurlos an ihm vorbeiging. Sein Vertrag läuft ohnehin im Sommer aus, ich hoffe keiner der Betriebsblinden an der Mercedesstraße kommt auf die Idee, diesen noch einmal zu verlängern.
Erlöse uns auch von der angedachten Manager-Lösung Jochen Schneider. Trotz jahrzehntelanger Handlangertätigkeit für unterschiedlichste Sportdirektoren, heißt das noch lange nicht, dass er der Aufgabe als Manager in vorderster Front gewachsen ist. Ich habe ehrlich gesagt die Nase voll von internen Lösungen, es muss ein Profi her, der über den VfB-Tellerrand hinausschauen kann und nicht nur Erfahrung in einem Unternehmen vorweisen kann, das an die Wand gefahren wurde. Schneider mag ein loyaler Zuarbeiter und ein Fachmann im kaufmännischen Bereich und im Vertragsmanagement sein, als Sportdirektor wünsche ich mir einen Mann, der die Branche kennt und den man vor allem auch in der Branche kennt und respektiert und der jede Menge Kontakte und Reputation besitzt.
Robin Dutt, der seit heute als Favorit für den Posten durch die Gazetten geistert, ist so ein Name. Meiner Ansicht aber auch nicht mehr. Als Trainer ist er nach seiner Freiburger Zeit überall gescheitert, auch wenn er es in Leverkusen als Heynckes-Nachfolger nicht leicht hatte. In Bremen hatte er dann mit ähnlichen Problemen zu kämpfen, die ihn beim VfB erwarten würden, nämlich unter Sparzwang eine schlagkräftige Truppe formen zu müssen. Was ihn für mich aber völlig disqualifiziert ist die Art und Weise, wie er zunächst den Sportdirektor-Posten beim DFB annahm und beim erstbesten Angebot aus der Bundesliga gleich wieder schmiss. Offensichtlich hat ihm der Schreibtischjob weniger behagt als die tägliche Arbeit mit einer Mannschaft, so dass ich mir nicht vorstellen kann, dass er den Job dieses Mal aus voller Überzeugung antreten würde. Schon allein die Tatsache, dass er nahe seiner Heimat Leonberg eine Stelle antreten könnte, würde ihn sicherlich ins grübeln bringen, ob damit dem VfB langfristig gedient wäre, wage ich zu bezweifeln.
Wegen der Heimatverbundenheit haben wir schon so manchen geholt, ob auf Spieler- oder Funktionärsebene, so richtig gedankt hat es dem Verein keiner und weitergebracht hat es den Verein auch nicht. Dutt ist bei mir irgendwie unten durch, seitdem er den so wichtigen Job beim DFB, wo er ja Sammer-Nachfolger wurde, nach noch nicht einmal einem Jahr wieder geschmissen hat. Das wäre eine Tätigkeit gewesen, in der strategisches Planen und Gestalten unabdingbar ist und somit umso fataler, wenn man sich jedes Jahr nach einer neuen Lösung umschauen muss. Auch Dutt-Nachfolger Hansi Flick scheint dort mehr Not- als Dauerlösung zu sein, hat die Suche ja auch lange genug gedauert. Natürlich würde ich ihm, wie jedem anderen neuen auch, eine Eingewöhnungszeit einräumen und ihn dann irgendwann einmal nur über seine Tätigkeit beim VfB bewerten, aber, meine 1A-, 1B- und auch 1C-Lösung wäre Dutt nicht.
Erlöse uns auch langsam wieder von Präsidenten Bernd Wahler, von dem sich alle viel mehr versprochen haben. Auch für mich las sich seine Vita wie die der eierlegenden Wollmilchsau. Er war als Adidas-Manager im großen Sport zu Hause, hatte beruflich mit Sportlern, Managern, Trainern, Verbänden und den Endkunden, also den Fans, zu tun. Zudem ist der Präsidentenjob für den VfB-Fan Wahler auch noch eine Herzensangelegenheit, so dass ich nach der fürchterlichen Mäuser-Ära begeistert war aufgrund dessen Wahl. Nach gut 15-monatiger Amtszeit ist die Ernüchterung umso größer. Natürlich war er seit Beginn seiner Amtszeit mehr Krisenmanager denn Gestalter, schafft es aber bis heute nicht, an Präsenz und Autorität zuzulegen und aus dem Schatten des mächtigen Aufsichtsrats herauszutreten. Bei der Pressekonferenz nach der Bobic-Entlassung sah man deutlich, wer das Wort führte (nämlich Dr. Schmidt) und wer brav den Worten lauschte und hier und da zustimmend nickte (nämlich Wahler) Von unserem Präsidenten erwarte ich, dass er in düsteren Tagen wie diesen auch mal auf den Tisch haut und Klartext redet und nicht immer andere vorschickt. Ich, der die gesamte Ära Mayer-Vorfelder mitbekommen hat, bin natürlich anderes gewohnt, was das anbelangt. MV hätte nicht vier lange Jahre (also auch die der Ex-Präsidenten) zugeschaut und Krisen milde weggelächelt, in denen der Verein für Begeisterung zum Verein für Bedeutungslosigkeit mutierte. Wenn er den Zeitpunkt gekommen sah, ließ er sich schon auch mal in der Kabine blicken und las den Spielern (und auch Trainern) die Leviten. Sogenannte Führungsspieler durften im Kultus- und später im Finanzministerium antanzen, um Rechenschaft abzulegen und wenn alles nicht fruchtete, lud er die Mannschaft zu sich in den Muckensturm ein und soff sie unter den Tisch, so dass in den nächsten Tagen schon allein der brummende Schädel daran erinnerte, was von ihnen verlangt wird. Heute werden unsere Spieler zu sehr in Watte gepackt und geschützt bis zum geht nicht mehr. Wie sollen sich da auch überhaupt Persönlichkeiten entwickeln, wie soll ein Spieler überhaupt einschätzen können, was sie uns mit Auftritten wie dem von Samstag antun, wenn sie ständig abgeschottet und vor jeglicher heftiger Kritik geschützt werden.
Erlöse uns auch von der Mannschaft, die über Jahre hinweg maßlos enttäuschte und die selbst an maßloser Selbstüberschätzung leidet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Ulles, Gentes, Schwaab, Harniks, Sakais, um nur einige zu nennen, nach der VfB-Zeit woanders noch eine große Zeit haben werden. Wer kam denn groß raus in den letzten Jahren, nachdem er den VfB verließ. Außer den teuer verkauften Spielern, die ihre Klasse hatten und noch immer haben, fällt mir keiner ein, der woanders nach seiner VfB-Zeit groß durchstartete. Es ist doch kein Wunder, dass es für Leute wie Ulle und Gente, die bei uns im Verein so hoch im Kurs stehen, nie irgendwelche ernsthaften Abwerbungsversuche gab. Von dem jetzigen Kader fallen mir spontan die beiden Timos ein sowie die Langzeitverletzten Didavi und Ginczek, die mir noch am ehesten auch im Falle eines Abstiegs wohlgelitten wären. Auch Antonio Rüdiger möchte ich derzeit nicht verteufeln, bin aber nach wie vor überzeugt, dass ihm ein erfahrener Nebenmann fehlt. Seine Qualitäten hat er zweifellos und trotz einiger grober Schnitzer stimmt bei ihm wenigstens noch die Körpersprache auf dem Platz.
Nach schier endlosen Jahren dürftiger Auftritte reift in mir seit Samstag die Erkenntnis, dass nur ein Abstieg diese heilende Wirkung haben kann und nur so der nötige Kahlschlag kommen wird. Ein Bernd Wahler versprach zwar noch im März diesen Jahres, als uns das Wasser bis zum Halse stand, ein „weiter so“ werde und dürfe es nicht geben, es waren leider, wie man heute weiß, nur leere Worthülsen. Im Sommer wurde genau so weiter gemacht und jetzt bekommen wir eben die Quittung dafür. Sollte der Abstieg kommen, wird er zweifelsohne eng mit dem Namen Bernd Wahler verbunden sein. Er kann natürlich nichts für die Sünden der Vergangenheit, er hat aber auch die Gunst der Stunde nicht genutzt, den Verein zu verändern und neu auszurichten, geschweige denn neue Gelder zu generieren. Das von der Vereinsführung gepriesene Allheilmittel Ausgliederung können sie sich derzeit abschminken, diese Personen haben jeglichen Kredit aufgebraucht, so dass die Mitglieder einen Teufel tun werden, mit der 75% Mehrheit für die Ausgliederung zu stimmen.
Der Verein muss jetzt, ohne Ausgliederung, retten, was zu retten ist. Ein Abstieg käme teuer, sehr teuer und würde den VfB womöglich in die Zahlungsunfähigkeit manövrieren, so dass sogar die Lizenz für die zweite Liga in Gefahr sein könnte. Aus wirtschaftlicher Sicht gilt es diesen unbedingt zu vermeiden, aus emotionaler aber freunde ich mich langsam damit an. Es wäre die Möglichkeit, den Verein wieder zu verschlanken und komplett neu aufzustellen. Diese Chance müsste dann aber auch genutzt und allen Beteiligten, die beteuern würden, den „Betriebsunfall“ korrigieren zu wollen, der Laufpass gegeben werden.
Das Spiel am Samstag war der Offenbarungseid schlechthin und eine Bewerbung erster Güte für das Montagspiel bei Sport 1. Man fragt sich, was die Woche übergetan wurde und ob es über „Singen und Klatschen“ hinausging. Hat man sich angesichts, des doch durchaus glücklichen und zu hoch ausgefallenen Sieges beim SC Freiburg, die ganze Woche über auf die Schultern geklopft, oder sich auf das Schalke-Spiel vorbereitet? Hat ein Martin Harnik nach zwei Toren im Breisgau gleich wieder die Bodenhaftung verloren und gemeint, nun ginge es wieder mit halber Kraft? Verlassen sich alle einzig und allein auf Retter Huub, dass der es schon richten würde? Ist es unseren Spielern überhaupt klar, dass auch er auf das Wohlwollen seiner Spieler angewiesen ist? Er ist kein Zauberer, der den Hut hebt und bei dem plötzlich aus Scheiße Gold wird.
So wie ihn „seine Jungs“ am Samstag im Stich ließen, dürfte es eigentlich nicht verwundern, wenn, zwei Wochen nach dem Rücktritt Armin Vehs der nächste sagen würde „macht Euren Scheiß allein“. Ein Trainer muss doch an der Linie verzweifeln, wenn er sieht, wie man einen Gegner förmlich zum Tore schießen einlädt. Wie schon in Bremen wurde das Spiel in erster Linie durch Standardsituationen des Gegners entschieden. Ich bemängele ja schon lang, dass wir zu wenig geistige Überflieger in der Mannschaft haben, was sich in solchen Situationen dann auf dem Platz zeigt. Standards zu verteidigen lernt man in der Jugend, arbeitet im Training darauf hin, legt Zuordnungen fest, etc. Wer da nicht aufpasst, dies nicht umsetzen kann, dem fehlt es eben im Kopf, vor allem, wenn Fehler in solcher Häufigkeit vorkommen. Wie Harnik, sicherlich noch geschwächt durch zu viele La-Ola-Wellen unter der Woche, seinen ihm bei Ecken zugeteilten Gegenspieler Choupo-Moting gewähren ließ, spottet jeder Beschreibung. Unabhängig davon erinnerte ich mich auch am Samstag wieder an einen Jens Lehmann im Tor, dessen Hoheitsgebiet der Straf- und vor allem der 5-Meter-Raum, war. In den zwei Jahren, in denen Lehmann unser Tor hütete, konnte man bei gegnerischen Ecken wegschauen, so wenig Gefahr bestand, so sicher pflückte er die Ecken runter. Dass Ulle, wie der Reporter in der Sport 1 Nachbetrachtung, bester Stuttgarter war, da möchte ich nicht einmal widersprechen, allerdings nur deshalb, weil man keinen einzigen positiv herausheben könnte.
Das Spiel war also bereits nach acht Minuten so gut wie verloren, daher möchte ich auch gar nicht näher darauf eingehen. Einzig noch, dass sich zu allem Überfluss kurz vor Schluss Antonio Rüdiger schwer verletzt hat und vermutlich über Monate ausfallen wird, ist noch eine Erwähnung wert. Vielleicht hat diese Verletzung ja auch ihr Gutes, nämlich das, dass der Verein in der Innenverteidigung in der Winterpause zum handeln gezwungen sein dürfte, so dass doch noch ein gestandener (intelligenter) Verteidiger geholt wird, der uns die dringend benötigte Stabilität verleihen kann.
Ich bin am Samstag seit langem mal wieder vorzeitig gegangen. Es war etwa die 70. Minute, in der ich mich fragte, was ich hier noch soll. Arbeitsverweigerung auf ganzer Strecke, kein Kampfgeist, zweikampfschwach, kein Spielwitz, ein Klassenunterschied. Zudem habe ich gefroren wie ein Hund, unsere Weihnachtsfeier im 1893 stand vor der Tür, also sind wir schon mal vorgegangen. Dort hörte ich bei einigen Freunden am Abend deutlich wie selten heraus, vor allem bei denen, die zu jedem Heimspiel einen Anreiseweg von 100-200 Kilometern zurückzulegen haben, dass sie am überlegen sind, sich überhaupt noch mal eine Dauerkarte zu holen und ob sie sich gar die nächsten Heimspiele noch antun sollen. Ich kann es keinem verdenken, zu blutleer die Vorstellungen, zu viele Baustellen im Verein, zu wenig Leidenschaft zu erkennen, momentan ist der VfB eher ein Verein, der Leiden schafft als einer, der Freude macht.
Der VfB läuft derzeit ernsthaft Gefahr, noch viel mehr treue Fans zu verlieren als dem Verein in den letzten Jahren ohnehin schon den Rücken zugekehrt haben. Leidensfähigkeit kann man denen nicht absprechen. Es ist nur so, dass viele es mittlerweile so sehen, dass man die Wochenenden sinnvoller gestalten kann, als sich Woche für Woche ein Frusterlebnis nach dem nächsten abzuholen. Nach Jahren des Missmanagements und dem Für-Dummverkaufen der Fans ist keine Hoffnung auf Besserung mehr vorhanden. Man hat innerlich schon fast abgeschlossen und hofft nur noch, dass man bald erlöst werden möge.
Der Verein siecht seit Jahren auf der Intensivstation vor sich hin und weit und breit ist niemand in Sicht, der den Verein gesundet oder der endlich den Stecker zieht. Das schlimmste derzeit ist für mich tatsächlich, dass ich die Hoffnung mittlerweile begraben habe, dass sich in der jetzigen Konstellation jemals irgendetwas Grundlegendes ändern wird, die Mannschaft dann aber, wenn man es überhaupt nicht erwartet, plötzlich wieder zuckt, um im nächsten Spiel dann wieder auf der ganzen Linie zu versagen. So befindet man sich wahrhaftig permanent in einem grausamen Wechselbad der Gefühle, das immer schwerer zu ertragen ist. Auch heute, zwei Tage nach dem Debakel gegen Schalke, wäre mir inzwischen ein Ende mit Schrecken lieber als der Schrecken ohne Ende.
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13. Oktober 2014
Gut eineinhalb Wochen ist die unnötige Niederlage von Berlin schon wieder her. Wegen des anstrengenden Wochenendes und einer noch stressigeren Woche kam ich leider nicht früher dazu, meine Eindrücke und Erlebnisse zu schildern.
Wir machten uns am frühen Morgen des Tags der Deutschen Einheit auf den Weg nach Berlin, jedoch nicht, um den Feierlichkeiten zu selbigem in der Hauptstadt beizuwohnen, sondern, um den VfB zu unterstützen, der, wie schon fast traditionell, das Freitagabend-Spiel im 625 Kilometer entfernt liegenden Berliner Olympiastadion zu bestreiten hatte. Die Fahrt dorthin verlief feuchtfröhlich, ohne besondere Zwischenfälle und ohne Verspätung, so dass wir wie geplant gegen 14.45 Uhr unser Domizil am Berliner Kaiserdamm, nur drei U-Bahn-Stationen vom Olympiastadion entfernt gelegen, erreichten und uns kurz darauf in einer Pizzeria mit Freunden treffen konnten. Ein paar Bier und ein paar leckere Bruschetta später begaben wir uns in Richtung Stadion.
Eigentlich wollten wir noch im Biergarten direkt vor dem Stadion Freunde treffen, da wir aber auf der falschen Seite ankamen und es auch im Stadioninnern Vollbier gibt, gingen wir sofort hinein ins altehrwürdige und denkmalgeschützte Stadion.
Erst später fiel mir ein, dass ich eigentlich noch Karten zum verkaufen gehabt hätte, da ich kurz vor Abreise noch zwei Eintrittskarten auf der Gegengeraden gewonnen hatte. Wenn schon, denn schon, dachte ich mir und nahm diesen Platz dann selbstverständlich auch ein, versprach er doch eine bessere Perspektive zum fotografieren. Schade eben, dass ich dadurch einige Leute, die man sonst immer trifft im Gästeblock, dieses Mal nicht sehen konnte. Aber, einen Tod muss man eben sterben. Der Platz war jedenfalls super, unsere Reihe fast leer, von den insgesamt in Stuttgart verlosten 20 Karten waren offensichtlich nur vier in Anspruch genommen worden.
Noch heute kann man den verlorenen Punkten hinterher trauern, denn, viel einfacher als bei der alten Dame dürfte es in den nächsten Wochen nicht werden, das Punktekonto aufzubessern. Man hatte die Berliner gut im Griff, die Führung lediglich durch einen höchstfragwürdigen Elfmeter aus der Hand gegeben, als Antonio Rüdiger anfangs der zweiten Halbzeit die Geduld verlor und mit dem Kopf durch die Wand einen Angriff starten wollte. Das Ende ist bekannt, Ballverlust, schulmäßiger Hertha-Konter und das (vor-) entscheidende 2:1 für die Hertha, die wohl selbst nicht wusste, wie ihr geschah. Bis dahin hatte der VfB das Spiel gut und die Hertha wartete „nur“ darauf, bis der allgegenwärtige Fehlerteufel seinen Auftritt hatte.
Bezeichnend diese Aktion für Toni Rüdiger. Zuletzt hatte ich ihn ja gelobt, dass er, seit er sich zum Stamm des Kaders der Nationalmannschaft zählen darf, eine stärkere Präsenz zeigt, gewillt ist Verantwortung zu übernehmen und vor allem eine Körpersprache an den Tag legt, die man sich vom Rest der Truppe wünschen würde. Dass er mit 21 Jahren (noch) überfordert ist, die Führungsrolle in der Mannschaft zu übernehmen, liegt auf der Hand. Er sollte zunächst sein eigenes Spiel verbessern und daran arbeiten seine Fehlerquote zu minimieren, hat er doch auch schon gegen Köln das vorentscheidende Tor maßgeblich mit verursacht. Dennoch liegt es mir fern, Rüdiger zum Sündenbock für die Niederlage in Berlin abzustempeln. Es ist doch traurig genug, dass es sonst keinen gibt in unserer Mannschaft, der Verantwortung übernimmt und voran geht.
Ein Christian Gentner trägt im Aktionsradius eines Bierdeckels die Kapitänsbinde spazieren, während sich Jungspunde im Team aufopfern und es wenigstens versuchen, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. DIE Achse im VfB-Spiel muss sich erst noch finden.
Hier, so finde ich, sind wir auf gar keinem ganz so schlechten Weg. Spielerisch sind Fortschritte erkennbar. Kirschbaum als Ulle-Nachfolger macht seine Sache ordentlich und strahlt eine wohltuende Sicherheit aus.
Rüdiger befindet sich in einer Entwicklung und kann durchaus in absehbarer Zeit Abwehrchef werden, allerdings hielte ich es nach wie vor für notwendig, ihm einen erfahrenen Haudegen an die Seite zu stellen. Rüdiger und Schwaab bildeten bei der fürchterlichen Niederlagenserie unter Thomas Schneider weitestgehend unsere Innenverteidigung, Ergebnis bekannt. Hier hat es der VfB durch seine nicht erfolgte Saisonnachbereitung einfach versäumt, an den Stellschrauben zu drehen, die schon lang als die Achillesferse des VfB bekannt waren. Ich wünsche es mir, dass Rüdiger auf dem Boden bleibt und an seinen Schwächen arbeitet. Es ist sicherlich nicht einfach für den Jungen die Bodenhaftung zu wahren, wenn er, wie heute geschrieben, als einer der heißesten Transferkandidaten gehandelt wird und angeblich selbst der FC Chelsea seine Fühler nach ihm ausgestreckt habe.
Im zentralen Mittelfeld sind Romeu, Gruezo und zuletzt auch Leitner Lichtblicke, während Gentner im modernen Fußball eigentlich ein Auslaufmodell ist. Es nützt nichts, sinnlos Kilometer abzuspulen. Uns nützt auch ein Kapitän nichts, den man im Spiel 90 Minuten so gut wie nicht wahrnimmt. Ich bin mir relativ sicher, dass er die nächste „Ikone“ ist, die dem „neuen“ VfB zum Opfer fallen wird. Auch Vedad Ibisevic, dem ich allerdings in Berlin eine verbesserte Form attestiere und der das 0:1 schön vorbereitet hat, wird sich sehr bald einer neuen Konkurrenzsituation stellen müssen, denn, Daniel Ginczek scharrt schon mit den Hufen.
Armin Veh, das zeigt auch die Absetzung von Sven Ulreich, macht vor Namen, alten Verdiensten oder dem Standing im Verein keinen Halt und ist auf der Suche nach der bestfunktionierenden Mannschaft. Somit haben wir jetzt eine Situation wie schon seit vielen, vielen Jahren nicht mehr, nämlich, dass allein die Leistung zählt. Veh hat es sich in den Kopf gesetzt, den VfB wieder in angenehmere Tabellengefilde zu führen und hier nicht zu scheitern. Für einen Trainer ist es doch ein leichtes irgendwo ein Himmelfahrtskommando zu übernehmen, einiges zu probieren und gegen Windmühlen anzukämpfen, um sich dann mit einer fetten Abfindung oder unter weiterem Kassieren der Bezüge wieder entlassen zu lassen. Das hat Veh ganz sicher nicht vor. Für ihn ist der VfB eine Herzensangelegenheit, also wird er weiter kämpfen und sämtliche Register ziehen. Sollte, wie man munkelt, an der Möglichkeit etwas dran sein, dass Veh vor hat, auf Sicht den Posten des Sportdirektors zu übernehmen und man womöglich Thomas Tuchel als Trainer auf den Wasen locken möchte, auch dann wäre es eminent wichtig, dass Veh sich nicht verbiegen lässt und vor allem nicht an Widerständen aus dem Verein und dem Umfeld scheitert und damit verbrannt wäre. Ich drücke ihm fest die Daumen, dass das Umfeld geduldig bleibt und dass wir mit ihm die Kurve bekommen. Natürlich probiert er einiges, natürlich macht er dabei auch Fehler, dennoch sehe ich Bewegung wie lange nicht in der ersten Elf und bin daher weiter guter Dinge, dass wir schon bald die Früchte dieses Umbruchs ernten können.
In Sachen Bobic-Nachfolge ist fürs Erste Ruhe eingekehrt. Wie man vernimmt, gibt Jochen Schneider den Manager auf Probe, mindestens bis zur Winterpause. Damit kann ich persönlich gut leben, wenn Veh als eine Art Teammanager fungiert und Schneider lediglich in Sachen PR mehr in den Vordergrund tritt. Wie schon öfter von mir thematisiert, ist einfach der Zeitpunkt für die Managersuche beschissen, so dass eine wirklich große Lösung erst nach Ende der Saison möglich sein dürfte. Gute Leute wachsen nicht auf den Bäumen, gescheiterte Manager (z. B. Kreuzer) oder erneut ein Anfänger (Lehmann, Kahn, Effenberg, etc.…) würden meine Kopfschmerzen, die mir mein Verein sowieso schon bereitet, eher noch verstärken. Der einzige der Namen, die bisher so durch die Presse geisterten, der einen gewissen Charme versprüht, wäre Jan Schindelmeiser. Ich gebe es zu, dass ich zunächst erschrocken bin, als ich seinen Namen las, den ich in erster Linie mit dem Nachbarn von der Autobahnraststätte in Verbindung bringe. Bei näherem Hinschauen und einem genaueren Blick auf seine Vita aber, brächte er eine große Eignung für diesen vakanten Posten mit. Und, es wäre ein Mann mit Erfahrung im Fußball-Business und ohne Stallgeruch. Ob sich unsere Granden eine solche Lösung ernsthaft vorstellen können, bezweifle ich allerdings. Es ist ja sooo wichtig, dass man den Verein und die ach so eigenen Abläufe darin kennt, ein Außenstehender würde da gar nicht durchblicken. So lang sich Vorstand und Aufsichtsrat nicht neuen Wegen öffnen, wird sich grundlegend in näherer Zukunft nichts ändern.
In der Bundesligapause fand auf dem Trainingsgelände des VfB ein Trainingsspiel gegen den Landesligisten Germania Bargau statt. Dieses Spiel wurde auf der VfB-Seite nicht beworben, allerdings konnte man auf der Seite von Bargau, regionalen Sportseiten und auch Tageszeitungen wie dem Schwarzwälder Boten Kenntnis davon erlangen. Als Austragungsort war das Robert-Schlienz-Stadion angegeben, zur besten Frühschoppenzeit, Samstagmorgen 11 Uhr. Trotz Wasen-Besuchs am Vortag standen wir rechtzeitig auf, um uns diesen Kick nicht entgehen zu lassen, was einigermaßen schwer fiel. Da die Bundesligapause meist langweilig ist, einfach etwas fehlt, und wenn man die Gelegenheit hat, die Daheimgebliebenen am Ball zu sehen, ist es fast klar, dass man diese nicht auslässt. Das böse Erwachen folgte auf dem Fuß. Angekommen auf dem Trainingsgelände war das Robert-Schlienz-Stadion verwaist, also pilgerten wir weiter in Richtung Trainingsplatz, wo wir von der Straße aus Action vernommen hatten. Dort standen wir vor verschlossenen Türen, ein Ordner wies uns ab, weil ich eine VfB-Jacke an hatte. Bargauer dagegen wurden rein gelassen.
Da verstand ich mal kurz die Welt nicht mehr. Als Allesfahrer darf man einem solchen Kirmeskick nicht beiwohnen, Gäste dagegen schon? Wo ist da die Logik? Laut Ordner „wollte der Trainer ein Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit“.
Mir erschließt sich der Sinn dieser Aussperrung überhaupt nicht, da es sich wohl kaum um einen ernsthaften Test handeln konnte, wenn mehr als zehn Nationalspieler fehlen. Es dürfte ja wohl nicht möglich gewesen sein, etwas einzuspielen, das Leverkusen im nächsten Spiel das Fürchten lehren soll. Ich war wirklich perplex und verzichtete spontan auf den Fanshop-Besuch, weil ich in diesem Moment vom VfB nichts mehr sehen und hören mochte. Das Spiel endete 7:1 und hatte eine gute und eine bittere Nachricht im Köcher. Daniel Ginczek traf vierfach und kommt immer besser in Schuss, während der große Pechvogel Daniel Didavi einen Muskelbündelriss erlitt und erneut vier bis sechs Wochen fehlen wird. Ganz, ganz bitter für ihn und auch für das Team, ist er doch zum Taktgeber unseres Spiels herangereift. Gute Besserung, Dida, kann man da nur sagen.
Schließlich noch ein paar Worte zu unserem Berlin-Trip. Unweit unseres Hotels befindet sich das Cancun, ein mexikanisches Restaurant und Cocktailbar, bei dem wir uns schon vor einem Jahr bestens aufgehoben fühlten und wo es bis weit in die Nacht Essen und Getränke vom feinsten gibt. Da wir Samstags relativ früh raus mussten, wollten wir nicht mehr in die Stadt oder ins vom Berliner Fanclub „CKB08“ betriebenen Rössle nach Neukölln fahren, sondern verweilten in „Bettnähe“ und hofften auf mehr als nur eine Mütze voll Schlaf.
Weit gefehlt, trotz der Niederlage wurde der Abend noch richtig lustig, so dass wir erst gegen halb fünf Uhr im Zimmer waren. Gut zwei Stunden später klingelte der Wecker schon wieder, da uns unsere Tour weiter nach Hamburg führen sollte. Auf dem Programm stand das 2. Liga-Spiel FC St. Pauli-Union Berlin.
Mein zweiter Verein, spätestens seit unseren UEFA-Cup-Spielen gegen Celtic Glasgow, mit denen St. Pauli eine Fanfreundschaft verbindet, sind ja die braunweißen, zumindest wenn sie in einer anderen Liga spielen als wir.
Der gemeinsame Abstiegskampf 2010/2011 war da schon eine harte Probe dieses besonderen Verhältnisses und für das zu meinen Freunden beim magischen FC. Sonst aber finde ich es ziemlich wohltuend, wie anders St. Pauli im Vergleich zu „normalen“ Profivereinen ist.
Wegen der unchristlichen Anstoßzeit um 13 Uhr verließen wir Berlin also gegen 8.30 Uhr und traten die 1 ½-stündige Fahrt im ICE an. Sichtlich übermüdet und dennoch voller Vorfreude waren wir unterwegs. Nach Ankunft in der Hansestadt kurz das Gepäck in unser Bestwestern Hotel gebracht und schon ging es weiter in Richtung Kiez.
Bereits beim Umstieg in die U3 hatten wir den ersten Bekannten getroffen, mit ihm zogen wir weiter in die neu errichteten Fanräume im Bauch der neuen Gegengeraden. Dort bekamen wir gleich mal eine Einführung, wie sich jeder Fanclub dort einbringen durfte und welche Devotionalien der alten Stadiongaststätte dort ihren neuen Platz fanden.
Ganz interessant, zudem war das Astra, das schon wieder extrem gut mundete, für Stadionverhältnisse recht günstig. Kurz noch die hinterlegten Eintrittskarten abgeholt und schon ging es hinein ins Millerntorstadion. Diese Paarung hatte ich schon lang mal auf dem Zettel, pflegen diese beiden Fanszenen nach gegenseitigen Unterstützungsaktionen, als die Clubs finanziell am Tropf hingen, ein recht gutes Verhältnis miteinander. Einer der wenigen Ost-Vereine, die am Millerntor wohl gelitten und gerne gesehen sind. So war außer dem Spiel also auch noch ein gemeinsamer Umtrunk mit den Union-Fans zu erwarten. Wir hatten Sitzplätze auf der Süd, oberhalb des Ultra-Blocks und inmitten der braun-weißen Fangemeinde. Die Stimmung war während des gesamten Spiels bombastisch, der Spielverlauf tat ein Übriges. Nach einer Notbremse, der daraus resultierenden Roten Karte und dem verwandelten Elfmeter Mitte der ersten Halbzeit war das Spiel quasi entschieden. Es dauerte dann zwar noch bis zur 73. Minute, ehe St. Pauli mit dem 2:0 das Spiel endgültig entschied, große Spannung kam dennoch nicht auf, zu überlegen war St. Pauli, zu wenig hatten die Unioner entgegen zu setzen. Beiden Teams stand vor dem Spiel das Wasser bis zum Hals, so dass die Erleichterung über den am Ende deutlichen 3:0-Sieg überall spürbar war.
Die Union-Ultras hängten in der Halbzeit ihre Zaunfahnen ab und stellten den Support ein, offensichtlich jedoch nicht wegen der Leistung der eigenen Mannschaft. Angeblich gab es vor dem Block Tumulte zwischen einigen St. Pauli-Fans und Berliner Stadionverbotlern, woraufhin einige Ultras das Stadion verlassen wollten, von der Polizei jedoch daran gehindert wurden. In Folge dessen soll es zu einem massiven Pfeffersprayeinsatz der Wachtmeister im Gästeblock gekommen sein, was die Ultras dazu bewegte, den Block geschlossen zu verlassen. In der ersten Halbzeit noch machten sie richtig Alarm.
In den St. Pauli-Bereichen dagegen herrschte 90 Minuten lang Dauersupport. Im Gegensatz zum Neckarstadion wird auf allen Tribünen mitgemacht, im Gegensatz zu unseren Ultras werden von den St. Pauli Ultras fast nur Lieder angestimmt, die der eigenen Mannschaft huldigen, sie nach vorne peitschen und manchmal auch voller Selbstironie getragen sind. Sind bei uns gefühlte 80% der Songs, in denen sich die Ultras selbst feiern oder den Gegner verunglimpfen, wird diesem in St. Pauli meistens Respekt entgegengebracht. Natürlich lassen sich diese beiden Vereine und vor allem die Stadien schlecht miteinander vergleichen, dennoch würde ich mir ein wenig Umdenken in der Fanszene wünschen. Ich stelle jedes Mal dort fest, dass schon die Grundstimmung eine bessere ist, was vielleicht auch daran liegen mag, dass nicht jeder das Stadion mit dem Messer zwischen den Zähnen betritt.
Wir haben den Besuch im ausverkauften Millerntor sehr genossen. Abends auf dem Kiez verließen uns dann aber leider irgendwann einmal die Kräfte und die Müdigkeit gewann die Oberhand. War zwar schade, jedoch nicht zu vermeiden. Wäre ich in diesem Jahr nicht schon zwei Mal in Hamburg gewesen, stünde das vierte Mal Hamburg im Dezember nicht schon wieder fast vor der Tür, hätte es mich sicherlich richtig genervt, so war es gerade noch zu verkraften, gegen 22 Uhr in Richtung Hotel aufzubrechen zu müssen.
Schließlich wurde gestern noch die SWR-Dokumentation „Fußballfieber – der VfB Stuttgart und seine Geschichte ausgestrahlt“. Als einer der Gewinner beim SWR-Gewinnspiel durfte ich beim Preview beim SWR am vergangenen Dienstag dabei sein und mir den Streifen schon vorab zu Gemüte führen. Johannes Seemüller moderierte, Talkgäste waren Hansi Müller, Günther Schäfer, Lothar Weise sowie die für die Doku verantwortlich zeichnenden SWR-Sportjournalisten Jens Ottmann und Thomas Wehrle. Da ich an diesem Tag höllische Rückenschmerzen hatte, war lang nicht klar, ob ich mir das tatsächlich antue. Im Nachhinein kann man fast sagen, dass es mir gereicht hätte, die Doku sonntags im Fernsehen anzuschauen. Da ich direkt vom Geschäft dort hin ging, hätte ich mir wenigstens einen kleinen Imbiss und ein Bierchen dazu gewünscht, doch leider, außer einem Sektempfang gab es nichts für Gaumen und Leber. Mir ist zwar klar, dass man das jetzt nicht unbedingt erwarten konnte, aber, darauf hoffen durfte man ja schon, wenn schon so mit Exklusivität geworben wird. Die Doku war absolut sehenswert, vor allem an die Sternstunden, die ich selbst hautnah miterlebt habe, erinnert man sich immer wieder gerne zurück und genießt die Bilder dazu. Ehrensache, dass gestern der HDD-Receiver einprogrammiert wurde und der Streifen aufgehoben wird.
Die Talkrunde war relativ kurz, aber aufschlussreich und amüsant. Bei Hansi Müller, als Aufsichtsrat und Würdenträger, wirkte es für mich aufgesetzt, als er meinte „der VfB ist noch immer ein geiler Club“. Auch befremdlich und realitätsfern fand ich, als er von regelmäßig 50.000 und mehr Zuschauern schwärmte. Gerade als Amtsträger sollte ihm doch bewusst sein, dass der Verein drauf und dran ist sein Klientel vollends zu vergraulen und weniger als 40.000 zahlende Zuschauer keine Seltenheit mehr sind. Lothar Weise, VfB-Spieler von 1958-1963 und Siegtorschütze im Pokalfinale 1958 gegen Fortuna Düsseldorf plauderte von der guten alten Zeit, als VfB noch „Vorbild für Bayern“ bedeutete und die Bayern keine Chance gegen den VfB hatten. Und, dass heutzutage der beste VfB-Spieler keine Chance mehr hätte, bei den Bayern zu spielen.
Wie er bei Heimspielen noch bis zwei Stunden vor Spielbeginn an seiner Tankstelle den Tankwart gab, ehe seine Frau das Kommando zur Abfahrt ins Neckarstadion gab.
Und, schließlich war da noch „Günne“ Günther Schäfer, mein Held der Meistermannschaft 1992, der durch seine unfassbare Rettungsaktion das 2:0 für Leverkusen verhinderte und dadurch den Titel erst möglich machte. Er gefiel mir am besten, beschrieb, wie er bei einem seiner ersten Trainings bei den Profis von Bernd Förster umgesenst wurde, was ihm drei Wochen Verletzungspause einbrachte. Wie er nach dieser Pause sich dann jenen Bernd Förster schnappte und ihn ebenfalls niederstreckte. Wie er am Blick des Gefoulten erschrak und „Wunder was“ dachte, was er wohl gleich mit ihm anstellen würde. Und, wie überrascht er dann gewesen ist, als Förster ihm die Hand reichte und trocken meinte „ich bin der Bernd“. Diese Anekdote sollte verdeutlichen, wie die damaligen Platzhirsche ihr Revier verteidigt haben, aber auch, wie man sich als Jungspund selbst Respekt im Mannschaftskreis erarbeiten konnte. Weiter führte Schäfer aus, wie wichtig ihm als Verantwortlichem der Fußballschule Respekt ist, wie er versucht, den Jungs Werte zu vermitteln und den Wächter gibt, ob die Jungs diese auch annehmen.
Hier schließt sich für mich wieder der Kreis zu unserer aktuellen Spielergeneration, zu unserer Profimannschaft, hat doch Armin Veh in jüngster Vergangenheit gerade bemängelt, die Jungs heutzutage wüssten überhaupt nicht mehr, was Respekt bedeute, würden ihn unberechtigterweise einfordern, diesen anderen jedoch nicht entgegenbringen. Bleibt zu hoffen, dass Günne den Jungs etwas von seinen Werten vermitteln kann. Er war für mich der Inbegriff von Vereinstreue, gepaart mit steter Leistungsbereitschaft und Loyalität. Einen solchen Mann sucht man schon seit längerer Zeit, vermutlich seit Soldo, in unseren Reihen vergeblich!
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29. Juli 2010
Gerade am Wochenende, wo wir einen großen Ansturm an Trainingskiebitzen erwartet hatten, machte sich der VfB zur Enttäuschung vieler sehr rar. Am Samstag unternahm das Team eine Radtour, nachmittags stand die obligatorische sportärztliche Untersuchung auf dem Programm. Es stand also überhaupt kein öffentliches Training auf dem Programm.
Uns kam dies nicht einmal ungelegen, hatten wir doch bereits vor längerer Zeit eine Besichtigung mit anschließendem Essen und Umtrunk bei der Fürstenberg-Brauererei gebucht. Die Führung lohnte sich und anschließend wurde man für die Geduld bei abermals großer Hitze mit einem kühlen Fürstenberg belohnt.
Nach dem Essen und Trinken im Fürstenberg Bräustüble gingen einige ins nahegelegene Freibad, ich entschloss mich, mit Geli und Konrad in ein Cafe zu gehen und einen Skat zu dreschen. Nachdem Konrad uns verlassen musste, um die Heimfahrt mit dem Zug anzutreten, zogen wir weiter Richtung Hirschen, wo sich bald weitere Skatspieler fanden, um die Zeit bis zum Spiel um Platz 3, Deutschland gegen Uruguay, zu überbrücken. Bald war uns klar, dass über einen gepflegten Skat nichts ging, schon gar nicht das Spiel um die Goldene Ananas bei der WM. Zu tief saß noch die Enttäuschung über die Niederlage gegen Spanien. So blieben wir im Biergarten sitzen, waren aber aufgrund der nicht überhörbaren Reaktionen der Fußballgucker stets auf der Höhe des Geschehens. Erst ein aufziehendes Gewitter zwang uns, die Runde zu unterbrechen, und so sahen wir uns noch die 2. Hälfte des Spiels an. Schnell stellten wir fest, dass wir die erste Hälfte eines munteren und daher sehenswerten Spieles verpassten, das dank Sami Khediras Kopfballtor zu einem versöhnlichen Abschluss einer für die deutsche Mannschaft tollen WM führte. Kleinere Tumulte gab es im Hirschen selbst, als sich ein Besucher durch kurz aufkommende Schlachtgesänge unsererseits gestört fühlte. Dafür hatten wir natürlich null Verständnis, ging es doch um das emotionsgeladene Fußballspiel und nicht etwa um Springreiten, das in Donaueschingen Tradition hat.
Auch für Sonntag morgen war keine Trainingseinheit angesetzt, stattdessen wechselten einige Profis das Metier und dienten als Fotomodelle für die neue VfB-Kollektion. Für uns, die die ganze Woche Trainingslager eingeplant hatten, war es weniger schlimm, dass am Wochenende fast überhaupt nichts stattgefunden hat. Für viele aber, die keinen Urlaub hatten und über das Wochenende Eindrücke vom Trainingslager sammeln wollten und die 140 Kilometer von Stuttgart absolvierten, war es natürlich enttäuschend.
Sonntag abend dann schließlich stand wieder eine Einheit auf dem Programm. Mit dabei auch erstmals Kuzmanovic, der seinen Urlaub um eine knappe Woche verkürzte, um mit dem VfB wieder voll angreifen und seinen WM-Frust vergessen zu können. Vorbildliche Berufsauffassung nennt man so etwas. Auch Jochen Schneider, der durch den unrühmlichen Abgang von Horst Heldt wieder mehr in den Fokus gerückt ist, war erstmals auf dem Trainingsplatz zu sehen und stellte sich gleich einmal zu unserer Fahne in Position.
Nach einem kurzen Aufwärmprogramm stand ein Trainingsspielchen auf dem Plan, in dem es durchaus hitzig zur Sache ging.
Ja, wo laufen sie denn???
Bei immer noch großer Hitze hatten wir Zuschauer wie immer jede Menge Spaß. Schließlich musste sich nur die Mannschaft schinden und nicht wir.
Kuzmanoiv trainierte zunächst noch individuell, um seinen Trainingsrückstand schnell aufzuholen.
Nach getaner Arbeit merkte man den Jungs die Strapazen an. Viele stöhnen vom härtesten Trainingslager, das sie je mitgemacht haben. Ich kann es nur mit Leogang vor Jahresfrist vergleichen und stellte auch fest, dass bedeutend mehr Zug drin war, als im letzten Jahr. Hoffentlich zahlt es sich aus und hoffentlich ist die Mannschaft auf den Punkt fit. Es gilt in der kommenden Saison, endlich einmal wieder einen besseren Start hinzulegen, nicht dass wir im November die nächste Trainerdiskussion führen müssen.
Dann erblickten wir schließlich noch Erwin Staudt, der sich den Abstecher ins nahegelegene Donaueschingen auch nicht nehmen ließ. Ihm, und auch Jochen Schneider und dem neuen Sportdirektor Fredi Bobic, wünsche ich, dass die neuen Außenbahnspieler, die sich der Trainer wünscht, bald verpflichtet werden können. Es ist doch jedes Jahr das gleiche: der Trainingsbetrieb läuft bereits auf Hochtouren und wir haben noch immer nicht die komplette Mannschaft beisammen. Gerade in dieser Phase, wenn es darum geht, sich einzuspielen und auch menschlich näher zusammen zu rücken, gerade da wäre es wichtig, die Neuen zu integrieren.
Abends dann stand, wie könnte es anders sein, im Hirschen das WM-Finale mit unserem Khalid Boulahrouz an, das die Spanier verdient, aber erst in der Verlängerung, gewannen und somit erstmals Weltmeister wurden. Ein würdiger Weltmeister, aber, wie weiter unten kommentiert, doch mit recht viel Dusel erst so weit gekommen.
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