27. Juni 2010

Schweinsteiger: Entscheidung am Sonntag

Bundestrainer Joachim Löw muss im Achtelfinale gegen England am Sonntag (16 Uhr) auf Stürmer Cacau verzichten. Der Stuttgarter zog sich im Training eine Bauchmuskelzerrung zu. “Die Verletzung lässt einen Einsatz nicht zu”, sagte Teammanager Oliver Bierhoff am Samstag. Ob die angeschlagenen Bastian Schweinsteiger und Jerome Boateng einsatzfähig sind, entscheidet sich erst kurz vor dem Spiel, wie Bundestorwartrainer Andreas Köpke wissen ließ.

“Beide haben ein reduziertes Programm absolviert”, berichtete Köpke nach dem Abschlusstraining am Samstagnachmittag in Bloemfontein: “Es wird morgen einen letzten Test geben und dann nach Rücksprache mit den Ärzten entschieden”. Bierhoff gab sich vor der abschließenden Einheit “zuversichtlich, dass beide einsatzfähig sind. Wir denken momentan aber nicht an einen Ausfall von Schweinsteiger”, so Bierhoff, der den Münchner als “die zentrale Figur” bezeichnete. Sollte Schweinsteiger ausfallen, wäre dies laut dem DFB-Manager ein weiterer Rückschlag für die Löw-Elf. “Aber es ist auch eine Stärke dieser Mannschaft, solche Sachen wegzustecken”, so Bierhoff.

Am Freitag absolvierten Schweinsteiger, der an einer Muskelverhärtung im Oberschenkel laboriert, und Boateng (Wadenverhärtung) im Teamquartier Velmor Grande eine Laufeinheit “unter ärztlicher Aufsicht” (Bierhoff).

Sollte Schweinsteiger für den Klassiker gegen den Erzrivalen ausfallen, wäre Toni Kroos wohl erste Wahl. Der künftige Münchner wurde bereits beim 1:0 gegen Ghana für den verletzten Vize-Kapitän eingewechselt. “Toni hat Selbstvertrauen. Nach seiner Einwechslung gegen Ghana hat er gezeigt, dass er da ist”, sagte Löw. Ob der Hamburger Marcell Jansen auf der linken Abwehrseite zum Einsatz kommt, “hängt davon ab, ob Boateng spielen kann und ob Schweinsteiger spielen kann”, meinte Köpke, etwas zu einzelnen Positionen zu sagen sei daher “schwierig”. Löw gab zu bedenken, dass “Jansen nun schon seit drei Monaten kein Spiel mehr in der Startelf bestritten hat”. Seinen letzten Pflichtspieleinsatz hatte er vor der WM am 21. März in der Bundesliga beim 2:2 gegen Schalke.

Cacau fällt gegen England aus

Wieder mal eine schlechte Nachricht für Joachim Löw. Der Bundestrainer muss im Klassiker gegen England am Sonntag ohne Cacau auskommen. Der Angreifer zog sich im Training eine Bauchmuskelzerrung zu. Im Sturm wird nach dem Ausfall von Cacau Miroslav Klose nach abgesessener Gelb-Rot-Sperre wieder in die Startelf zurückkehren. Wobei davon auszugehen war, dass auch ohne Cacaus Verletzung Klose wieder in die erste Elf zurückgekehrt wäre.

Trotz des englischen Elfmeter-Traumas ist Oliver Bierhoff nicht unbedingt scharf auf ein erneutes Elfmeterschießen gegen den Erzrivalen: “Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass Deutschland immer im Elfmeterschießen gewinnt. Wir wollen das schon vorher klären.”

(kicker.de)

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26. Juni 2010

Bloß kein Druck

Das Feuerwerk ist schon von weitem zu sehen. Bunte Raketen steigen in den Nachthimmel von Pretoria, als sich der Bus des deutschen Nationalteams am späten Mittwochabend dem Mannschaftshotel nähert. Und vor dem Eingang warten die freudig erregten Angestellten und klatschen nach der Rückkehr ihrer prominenten Gäste begeistert in die Hände. Sie behalten vorerst ihre Arbeit – zumindest bis Montag herrscht in der Nobelherberge Velmore weiter Hochbetrieb.Selbstverständlich ist das nicht gewesen. Viel jedenfalls fehlte nicht, und der deutsche Tross hätte bereits gestern seine Koffer gepackt und wäre in die Heimat zurückgeflogen. Ein 1:0-Arbeitssieg im letzten Gruppenspiel gegen Ghana hat dies verhindert und den Deutschen den Einzug ins Achtelfinale beschert. Es war der bislang schwächste Auftritt der DFB-Elf in Südafrika – und nicht nur der Kapitän Philipp Lahm kannte dafür den Grund: “Wenn eine Mannschaft so viel Druck hat, dann ist es schwierig, Fußball zu spielen.”

Also doch: der Druck. Tagelang hatten vor dem Spiel alle im deutschen Lager forsch verkündet, dass es nicht einmal den Anflug von Nervosität gebe und es jeder Einzelne gewohnt sei, auch unter großem Druck seine Leistung zu bringen. Mut machten sie sich gegenseitig – und merkten dann, dass es eben doch nicht so einfach ist, ein Spiel zu gewinnen, wenn die Blamage droht, die das erstmalige Scheitern einer deutschen Mannschaft in einer WM-Vorrunde bedeutet hätte.

Spürbar weich waren die Knie der jungen Spieler schon beim Einlauf in die riesige Hauptarena dieser WM, die Soccer City von Johannesburg – noch weicher wurden sie während des Spiels. Ein frühes Tor wollten die Deutschen schießen, das war die Marschroute, doch als dies nicht gelang, verkrampften sie von Minute zu Minute mehr. “Wir hatten Angst davor auszuscheiden”, sagt der Innenverteidiger Arne Friedrich, einer der wenigen, die sich von der Wucht und der Bedeutung dieses Moments nicht beeindrucken ließ.

Lahm: “England ist in der Favoritenrolle”

Mesut Özil hingegen war zunächst das Paradebeispiel dafür, wie ein Hochbegabter Fußball spielt, wenn ihn die Furcht vor dem Scheitern lähmt. Verängstigt schlich der Regisseur über den Platz, selbst die einfachsten Flachpässe gingen daneben. Dann jedoch drosch ausgerechnet er den Ball zum Siegtor ins Netz. Eine Befreiung war es nicht nur für Özil – auch allen anderen soll dieser verkrampfte 1:0-Sieg die Leichtigkeit zurückbringen, mit der die deutsche Elf gegen Australien ins Turnier gestartet ist. “Der Rucksack war groß und schwer”, sagt der Assistenztrainer Hansi Flick: “Jetzt wird es einfacher, weil wir unser Minimalziel erreicht haben. Die Erfahrung des Ghana-Spiels wird uns jetzt helfen.”

Wahrscheinlich sind die Trainer nicht traurig darüber, dass es im Achtelfinale nicht gegen die Amerikaner, sondern gegen England geht. Das ist zwar der schwerstmögliche Gegner, doch hat er, anders als die US-Auswahl, den großen Vorteil, dass ein Sieg keine Pflicht ist. “Wir haben jetzt mehr zu gewinnen als zu verlieren”, sagt der Angreifer Cacau , der gegen Ghana kein schlechtes Spiel machte, allerdings auch zeigte, dass er in der Rolle der einzigen Spitze nicht die Idealbesetzung ist. Nicht nur aufgrund der drohenden Ausfälle der muskelverletzten Bastian Schweinsteiger und Jerome Boateng heißt die neue Strategie nun: bloß keinen Druck aufbauen, bloß keine Erwartungen schüren. Flugs haben alle die Bürde des Gewinnenmüssens den Engländern zugeschoben. Es ist ein durchschaubares, angesichts der Erfahrung des Ghana-Spiels aber auch sehr nachvollziehbares Vorgehen.

Philipp Lahm sagt: “England hat lauter Weltklasseleute und ist in der Favoritenrolle.” Cacau sagt: “Da sind wir nur Außenseiter.” Und Joachim Löw sagt: “Dieser Gegner ist brandgefährlich.” Den Einwand, dass die Engländer in der Vorrunde noch mehr Probleme als sein Team gehabt hätten und sich nur als Zweite qualifiziert haben, lässt er nicht gelten: “Jeder weiß, dass sie sich im Laufe eines Turniers steigern können.” Forsche Töne gibt es dann doch noch – natürlich kommen sie von Thomas Müller. Zwar war auch er gegen Ghana wirkungslos, sein Selbstvertrauen aber findet er schnell zurück. Er kenne die Geschichte der deutsch-englischen Klassiker nur ein bisschen, er kenne “Gary Lineker und solches Zeugs”, sagt Müller. Das interessiert ihn aber nicht, wichtig sei nur, “dass wir die heutigen Engländer wegputzen”.

(STZ 25.6.10)

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25. Juni 2010

Flick: “Für Schweinsteiger und Boateng wird es kritisch”

Die Erleichterung über den 1:0-Erfolg gegen Ghana und dem damit verbundenen Achtelfinaleinzug war dem Co-Trainer des DFB-Teams, Hansi Flick, deutlich anzumerken. Sorgen machte hingegen, was er auf der Pressekonferenz in Erasmia zu verkünden hatte. Für das Prestigeduell gegen England drohen zwei wichtige Spieler auszufallen. “Für Schweinsteiger und Boateng wird es kritisch”, so Flick.

Beide Akteure hatten sich beim abschließenden Gruppenduell in Johannesburg Blessuren zugezogen. Bastian Schweinsteiger musste wegen einer Verletzung am hinteren Oberschenkel ausgewechselt werden, für ihn kam in der 81. Minute Toni Kroos ins Spiel. Auch für Jerome Boateng war die Partie vorzeitig zu Ende, Marcell Jansen vertrat den Linksverteidiger ab der 73. Minute. Der zukünftige Spieler von Manchester City leidet an einer Verhärtung in der Wade.

Sollte das Duo ausfallen, wären die eingewechselten Spieler eine Option auf die Startelf. “Toni Kroos ist mit Sicherheit eine Alternative, aber wir sind einfach optimistisch, was Bastian Schweinsteiger betrifft”, so Flick. Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt habe aber bereits erklärt, dass die Zeit knapp werde. Besser sieht es beim Torschützen Mesut Özil aus, der am Mittwoch umgeknickt war. “Bei ihm ist alles in Ordnung”, so Flick, der England in die Favoritenrolle steckte. “Sie haben noch nicht alles gezeigt”, so Löws Assistent über Deutschlands Achtelfinalgegner. Dass das DFB-Team dort überhaupt steht, hat es auch zu einem guten Anteil Manuel Neuer zu verdanken, der gegen Ghana überzeugen konnte. “Wir sind das Spiel als Mannschaft sehr positiv angegangen. Ich habe an mich geglaubt und wollte Ruhe ausstrahlen. Das wollte ich zeigen und das ist mir glaube ich auch geglückt”, so der Schalker Keeper. Generell zufrieden mit der Team-Leistung gegen Ghana war er aber nicht. “Wir wissen, dass wir gestern nicht unser bestes Spiel gemacht haben.” Selbstkritisch ging auch Arne Friedrich mit der Leistung des Teams ins Gericht. “Ich denke, wir haben kein gutes Spiel gemacht, das wird gegen England nicht reichen”, so der Abwehrspieler, der selbst eine gute WM spielt und konstante Leistungen abruft. Friedrich habe Schwächen in allen Mannschaftsteilen gesehen. “Gegen England muss eine Steigerung her”, so Friedrich. Seinen kriselnden Abwehrpartner Per Mertesacker (kicker-Notenschnitt 4,33) nahm er indes in Schutz. “Er weiß, dass es noch nicht seine WM ist. Aber Per ist ein überragender Spieler.”

(kicker.de)

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