20. Juli 2019
Was man letzte Woche und auch zu Beginn der Mitgliederversammlung am vergangenen Sonntag nicht zu hoffen wagte, ist seit Montag Realität. Wolfgang Dietrich hat seinen Rücktritt erklärt!
Zunächst plagten mich leichte Gewissensbisse, weil wir auf der Rückfahrt vom Jubiläumsspiel in Basel noch das Testspiel der VfB Amateure beim SV Endingen/ Kaiserstuhl (0:2) mitnahmen. Dieses war zwar zur besten Frühschoppen-Zeit 11 Uhr angesetzt, angesichts von mindestens zwei Stunden Fahrt nach Stuttgart, war es jedoch klar, dass wir vor 15 Uhr nicht da sein würden.
Exakt pünktlich zum ersten Redebeitrag der Aussprache trafen wir dann schließlich ein und konnten konstatieren, alles richtig gemacht zu haben. Auf die Rechtfertigungen der Vereinsoberen, Ausnahme den Vortrag von Thomas Hitzlsperger, war ich ohnehin nicht scharf gewesen, hat man die sich ständig wiederholende Leier doch schon so oft gehört.
Was dann folgte, war eine denkwürdige Aussprache mit hervorragenden Rednern. Überwiegend kritisch der Vereinsführung und Wolfgang Dietrich gegenüber, die einzigen Fürsprecher kamen so gut wie alle aus den Abteilungen des Vereins. Hut ab vor denen, die sich aufs Podium trauten und die, es wirkte fast wie abgesprochen, sämtliche Kritikpunkte an Dietrich fast ohne Wiederholungen abarbeiteten.
Diese Aussprache hatte etwas von einem „Weichklopfen“ Wolfgang Dietrichs. Er wurde immer dünnhäutiger und ungehaltener, und musste feststellen, dass keine besoffenen Querulanten auf ihn eindroschen, sondern Mitglieder jedweden Alters und jedweder Fangruppierung.
Ausnahmslos sachlich wurde argumentiert und Dietrich damit der Zahn gezogen. Versuchte er sich anfangs noch mit den oft gehörten Phrasen zu rechtfertigen, wurde er im Verlauf der Aussprache immer schmallippiger.
Einen völlig neuen Sachverhalt brachte die Aussprache dann aber doch hervor. Wurden die Kritiker, mich eingeschlossen, nicht müde nachzufragen, weshalb vor seiner Wahl den Mitgliedern wichtige Entscheidungsgrundlagen verschwiegen wurden, schob er dies plötzlich darauf, dass die DFL untersagt hätte, die Mitglieder darüber zu informieren, dass Dietrich noch weit in seine Amtsperiode hinein Ausschüttungen der Quattrex bzw. dessen Töchter erhalten könne.
Sollte dieser neue Anhaltspunkt den Tatsachen entsprechen, würde dies an der Wählertäuschung zwar nichts ändern, würde aber einen neuerlichen Schatten über die Machenschaften der DFL werfen. Dann nämlich würde sie bewusst gegen ihre eigenen Statuen verstoßen (lassen) und Interessenskonflikte im Hinterzimmer legitimieren. Mit ähnlichem Gebaren dürfte seinerzeit Red Bull Leipzig die Lizenz für die Bundesliga erteilt worden sein. Ein Fall für die Presse, diesem Verdacht nachzugehen!
Nach 14 von 28 Rednern folgte unweigerlich der Antrag auf Beendigung der Debatte. Nachdem sich die Leih-Tablets aufgehängt hatten und es nicht gelang, alle Handys gleichzeitig ins WLAN-Netz einzuloggen, die Abstimmung auf Beendigung der Aussprache also nicht ordnungsgemäß erfolgen konnte, wurden die zwei Antragsteller gebeten, ihren Antrag zurückzuziehen und die Aussprache fortzusetzen. In den gut dreißig Minuten bis zum Gelangen zu dieser Erkenntnis, hätte man gleich die Redebeiträge fortsetzen können.
Gut, dass die Beendigung nicht erwirkt werden konnte, denn, Rainer Adrion, Ex-U21-Trainer vom VfB, Interimstrainer bei den Profis, U21-Nationaltrainer sowie Jugendkoordinator mit Inneneinsicht in den Verein schritt ans Podium und rechnete schonungslos ab. Hinterfragte die DNA des Clubs, die Philosophie. Kritisierte, dass diese von Trainern vorgegeben werde, die im Schnitt gerade einmal siebeneinhalb Monate (!) im Amt seien und kritisierte Dietrich für seine jüngsten Personalentscheidungen. Weiter merkte er an, dass auch Thomas Hitzlsperger dies nicht allein bewältigen könne und ein Korrektiv im Verein benötige, um auf Kurs zu bleiben.
Adrion redete sich derart in Rage, dass er sich auch von Dietrichs Anmahnung bzgl. der abgelaufenen Redezeit und dass doch auch er sich an die Regeln zu halten habe, nicht einschüchtern ließ und Dietrich entgegnete, „Herr Dietrich, wenn Sie sich mal an alle Regeln halten würden…”.
Daraufhin johlte die Menge und reagierte mit Standing Ovations, womit erstmals an diesem Tag das Gefühl aufkam, dass ernsthafte Chancen bestünden, Dietrich an jenem denkwürdigen Sonntag abwählen zu können. Paradox an Adrions Redebeitrag war, dass er in diesen einstieg mit der Anmerkung, dass er nicht wolle, dass Dietrich abgewählt werde.
Adrions Inhalte goutierte ich nicht einmal zu hundert Prozent, weil Thomas Hitzlsperger und Sven Mislintat doch gerade dabei sind, einige der genannten Punkte abzuarbeiten und sich auch personell breiter aufzustellen.
Dietrich war zu diesem Zeitpunkt schon die Kinnlade heruntergefallen, womit er auch nicht mehr schlagfertig genug war, Adrion genau dies zu entgegnen.
Die Ausführungen hatten, auch wenn einiges schon gesagt und beantwortet war, ein besonderes Gewicht, hat Adrion doch den Blick hinter die Kulissen. Sein Auftritt war derart beeindruckend, dass es nicht wenige gibt, die sich ihn als Dietrich-Nachfolger wünschen.
Als Adrion das Podium wieder verließ, spürte man zum ersten Mal an diesem Tag so etwas wie Stadionatmosphäre. Der Kessel war aufgeheizt, die Dietrich raus Rufe wurden immer lauter.
Dass es zwei Redner später dann zur Farce kam und die Versammlung mangels funktionierendem WLAN abgebrochen werden musste, spottet jeder Beschreibung. Noch bei VfB im Dialog unter der Woche erklärte Wolfgang Dietrich „wir sind kein Chaosklub“ und dann so etwas. Peinlich, dilettantisch, nicht mal zweitligareif präsentierte sich der Club mit den hervorragenden Rahmenbedingungen.
Stunden zuvor rühmte sich Standup-Comedian Stefan Heim noch, Kosten an externen Dienstleistern eingespart zu haben, offenbar am falschen Ende. Wie bereits durchsickerte, die offizielle Bestätigung steht noch aus, verzichtete der VfB auf die Leihe des Hardware-Equipments vom Dienstleister, um Kosten zu sparen, zudem sei das eingerichtete WLAN-Netz lediglich für geschlossene Räume ausgelegt gewesen und nicht fürs Stadion, in dem das WLAN auch an Spieltagen sehr zu wünschen übrig lassen soll. Unentschuldbar, dass für ein solches Szenario kein Plan B existierte.
So wurden wir unverrichteter Dinge nach Hause geschickt und, das unterstreicht das verloren gegangene Vertrauen zur Vereinsführung, nicht wenige vermuteten dahinter die Absicht, die Abstimmung ein anderes Mal, in einer weniger aufgeheizten Atmosphäre, durchführen lassen zu wollen, weil der Ausgang plötzlich ungewisser denn je war.
Wer Wahlkampf und Verunglimpfung der Fans im Trump-Style durchführt, wenn schon die Abstimmung zur Ausgliederung fragwürdig war und viele Geräte „ganz plötzlich“ nicht funktionierten, braucht man sich nicht zu wundern, dass sämtliches Vertrauen über die Jahre verloren gegangen ist.
Noch ein paar Worte zur Mitgliederversammlung an sich, die mich aufgeregt haben. Auf einer Mitgliederversammlung, wo ausschließlich Dunkelrote versammelt sind, erschließt sich es mir nicht, weshalb es dort zum einen reservierte Plätze für die „besseren Dunkelroten“ sowie ein VIP-Bereich für eben diese gibt, in dem Alkohol ausgeschenkt wurde, während das Fußvolk mit alkoholfreiem Bier abgespeist wurde.
Hier fordere ich gleiche Rechte für alle. Wenn man sich schon den ganzen Sonntag für eine solche letztendlich blamable Veranstaltung Zeit nimmt, sollte man es sich auch einigermaßen gut gehen lassen und wenigstens das eine oder andere saure oder süße Radler genießen können.
Auch ist es extrem nervig, wenn man für ein Getränk und eine Wurst JEWEILS gut 20 Minuten anstehen muss, weil nur je zwei Stände für 4.500 Leute geöffnet haben. Persönlich hat es mich auch aufgeregt, dass man keine Rucksäcke hinein nehmen durfte, weshalb ich meinen Rucksack im Auto lassen musste.
Da wir wegen der späten Anreise im hintersten obersten Eck des Parkhauses gerade noch einen Parkplatz ergatterten, war es mir zu späterer Stunde, als die Sonne weg war, zu blöd, aus- und wieder einzuchecken, um ein Jäckchen zu holen. Resultat, eine fette Erkältung, die mit der Grund ist, weshalb ich seit Dienstag immer wieder an diesem Beitrag herumdoktere und stets irgendwann „keinen Kopf“ mehr hatte.
Wenn schon mit einer derart langen Veranstaltung gerechnet werden muss, sollte es gestattet sein, mitnehmen zu können, was man brauchen könnte, zumal im Neckarstadion bei 4.500 Leuten ja kein Platzproblem entsteht, wenn ein Rucksack etwas größer ist. Zudem ist es eine Frechheit, nach Gebrauch des Gutscheins für ein Mineralwasser über 4 Euro berappen zu müssen und sich nicht etwas mitbringen zu dürfen. Abzocke am eigenen Mitglied, schämt Euch!
Des altehrwürdigen VfB unwürdig war sowohl die Organisation als auch das abrupte Ende der Veranstaltung, womit man sich einmal mehr zum Gespött machte, dieses Mal nicht nur in der Fußballwelt, sondern generell.
Wolfgang Dietrich erklärte tags drauf auf Facebook seinen Rücktritt, offenbar ohne vorher den VfB zu informieren. Aufgrund einiger nebulöser Formulierungen hielt ich den Post zunächst für einen Fake und wartete gebannt auf die offizielle Bestätigung des VfB Stuttgart, die gut eine Stunde später erfolgte.
Wie Dietrich sein Amt ausführte und verstand, so las sich auch seine Rücktrittserklärung. Draufhauen auf seine Kritiker ohne eigene Fehler zu benennen oder einzuräumen, so hat man Dietrich in den vergangenen drei Jahren kennengelernt.
Interessant an seinem Rundumschlag, dass er, der stets die Einstimmigkeit im Verein hervorhob, sich darüber beklagt, ihm habe die Unterstützung gefehlt, sich bestimmten Interessen entgegenzustellen.
Sollte der Verein die Ära Dietrich aufarbeiten, wäre es interessant zu wissen, wen Dietrich mit jenen meinte, die „sich schon seit langem an den gut gefüllten Töpfen unseres Vereins bedienen wollen.“ Zielt er auf Ex-Spieler ab, die wie die Mücken „unterkommen“ möchten oder auf Spielerberater, die fröhlich ein- und ausgehen, jedoch nur ihre eigenen Interessen im Sinn haben.
Wohltuend in den Tagen danach ist es, wie sehr die meisten Medien die Qualität der Wortbeiträge auf der Mitgliederversammlung loben und die Kritik als berechtigt würdigen.
Da stellt man sich höchstens beiläufig die Frage, weshalb die meisten erst jetzt Dietrichs Amtszeit- und -führung kritisieren und nicht schon lang vorher.
Meist waren es nur die Ultras, Blogs und Podcasts mit vergleichsweise geringer Reichweite, die Missstände und das fehlende Vertrauen in die Vereinsführung anprangerten, die Medien hielten sich oft vornehm zurück.
Die Proteste während der gesamten Amtszeit Dietrichs wurden lang nicht groß thematisiert und schon gar nicht hinterfragt oder verstanden. Erst seit den Enthüllungen über Dietrichs noch bestehende Verstrickungen im Quattrex-Firmengeflecht, veröffentlicht im Kicker im April diesen Jahres, kam Bewegung in die Angelegenheit und der Wind für Dietrich wurde rauer.
Kritiker wurden bis zuletzt als kriminelle Drogensüchtige verunglimpft, die weder Namen noch Gesicht preisgeben. Vielleicht war Dietrich auf der MV auch deshalb so schockiert, weil ihm plötzlich ganz normale Menschen, nüchtern und mitten im Leben stehend, gegenüber standen und ihm die Leviten lasen.
Das oben erwähnte „Weichklopfen“ Dietrichs, man kann es auch als „in die Enge treiben“ formulieren, hört sich zugegebenermaßen hart an. Wenn man sich jedoch die Art und Weise ins Gedächtnis ruft, wie die Vereinsführung bis zuletzt mit Kritikern umgegangen ist und sie diffamiert, Strafanzeigen gegen eigene Fans gestellt hat, an die Ignoranz denkt, mit der Kritiker abgekanzelt wurden, war eine solche Veranstaltung wohl die einzige Möglichkeit „ihn“ loszuwerden.
Dietrich beklagte sich in seiner Rücktrittserklärung über Häme und Hass, dabei war er es doch, der sich lediglich als Prellbock sah, die Kritik inhaltlich an sich abprallen ließ und immer betonte, er halte das aus. Dietrich hätte sich das alles ersparen können, wäre er nach dem Abstieg zurückgetreten.
Nimmt man Kritiker nicht ernst, kommt es auf der Mitgliederversammlung, dem einzigen Vereinsorgan das man hat, um sich Luft zu verschaffen, zur Generalabrechnung. Dort bekam er die Wirkungstreffer ab, die er sich im Laufe seiner Amtszeit und vor allem im letzten Jahr seiner Amtszeit verdient hat! Mein Mitleid hält sich in engen Grenzen, wie man in den Wald hinein ruft, schallt es zurück!
Nun also ist der Weg frei für einen Neuanfang, wenngleich der VfB weit mehr Probleme hat(te), als „nur“ Wolfgang Dietrich.
Dietrich hatte den öffentlichen Angriff Porths auf Ehrenspielführer Guido Buchwald, aus dem Buchwalds Rücktritt aus dem Aufsichtsrat resultierte, völlig unterschätzt und Porth verteidigt, anstatt einem Vereinsidol, das im Gegensatz zu Porth schon einiges für den VfB geleistet hat, den Rücken zu stärken.
Auch diese Rechnung bekam Dietrich am Sonntag präsentiert, als Guido Buchwald wie ein Hero gefeiert wurde, während Porth bei jeder Erwähnung ein gellendes Pfeifkonzert entgegenschlug.
Um sein Image wieder aufzupolieren, wäre der VfB gut beraten, auch bei der Besetzung von Posten, die dem Investor zustehen, auf eine gute Kinderstube und damit eine bessere Außendarstellung zu achten. Porth, der sich nicht als Kontrollorgan versteht, sondern sich immer wieder auch ins operative Geschäft einmischt, ist spätestens seit dem Vorfall mit Guido Buchwald nicht mehr tragbar.
Kaum ist Dietrich weg, schießen Spekulationen über mögliche Nachfolger ins Kraut. Viele Twitter-User wollen Cem Özdemir ermutigen, für das Amt zu kandidieren, der Schorndorfer Bürgermeister hat sich selbst ins Spiel gebracht, selbst Günther Oettinger bringt sich ins Spiel, „yes, we are all sitting in one boat“. Einen Politiker hielte ich für eine schlechte Idee, soll „der Neue“ doch die Mitgliederschaft wiedervereinen und nicht womöglich in politische Lager spalten.
Da sich zuletzt auch Wirtschaftsbosse auf dem Präsidentensessel als Fehlbesetzung erwiesen haben, könnte ich mir einen Ex-Profi wie Guido Buchwald noch am ehesten für das (repräsentative) Amt vorstellen.
Auch der Name Jürgen Klinsmann schwebt wieder einmal über dem Cannstatter Wasen. Fakt ist wohl, dass Klinsmann allenfalls als (allmächtiger) Vorstandsvorsitzender, nicht aber als Präsident kommen würde. Da Porth ihn bereits öffentlich diskreditiert hat und eine Zusammenarbeit dieser beiden wohl ausgeschlossen ist, würde sich ganz nebenbei ein anderes Problem wohl von alleine lösen, denn, sollte Klinsmann zu bekommen sein, müsste die Daimler AG im Interesse des VfB einen anderen Mann in den Aufsichtsrat entsenden.
Als Vorstandsvorsitzender wäre Klinsmann Vorgesetzter von Thomas Hitzlsperger. Da müsste vorab geklärt sein, ob Klinsmann mit dem von Hitz und Mislintat eingeschlagenen Weg konform ginge, oder er nicht auch dort alles auf Anfang stellen würde.
Hitzlsperger, das spürte man auf der Mitgliederversammlung, genießt das uneingeschränkte Vertrauen der Mitglieder und hat eine echte Chance verdient, den sportlichen Bereich nach seinen (und denen von Sven Mislintat) Vorstellungen umkrempeln zu dürfen.
Die Empathie und Sympathie, die Thomas Hitzlsperger verkörpert, bleiben dem VfB hoffentlich noch lange erhalten. Natürlich wird er auch er am Ende am sportlichen Erfolg oder Misserfolg gemessen werden müssen, aber, noch ist es viel zu früh den Stab darüber zu brechen.
In der Abstiegssaison konnte er nur noch verwalten und weniger gestalten, zumal die von Dietrich vorgegebene Priorität offensichtlich war, Markus Weinzierl nicht entlassen zu wollen, womit Hitz die Hände gebunden waren. Mit der Verpflichtung von Sven Mislintat, Tim Walter, der Neuausrichtung des Kaders und der damit einhergehenden neuen Spielphilosophie beginnt erst seine Zeitrechnung.
Daher wünsche ich mir jemanden an der Spitze, der diesen eingeschlagenen Weg auf sportlicher Ebene mitträgt und ein gutes Händchen mitbringt, Vorstand und Aufsichtsrat der AG neu aufzustellen und mit mehr Sportkompetenz auszustatten. Ob das dann ein Klinsmann wird, der das für unter 5 Millionen Euro jährlich sicher nicht machen würde, oder ein anderer, da bin ich zunächst unvoreingenommen und gespannt, was kommt.
Skeptisch bin ich bei Namen wie Thomas Berthold, der bislang noch nicht bewiesen hat, ob er mehr kann, als nur schlau daher reden. Anhören sollte sich der Vereinsbeirat bzw. die AG natürlich alles, auch, wer alles hinter dem „Team Berthold“ steckt. Meine erste Befürchtung ist eben, dass einer, den man in den letzten Jahrzehnten eher wenig beim VfB gesehen hat, „sich an den gut gefüllten Töpfen des Vereins bedienen“ wollen könnte und die Herkulesaufgabe völlig unterschätzt. Nur, wer dem VfB über die letzten Jahrzehnte nahestand bzw. gut informiert wurde, kennt den Filz und kann einschätzen, wo anzusetzen ist.
Nach der wochenlangen Schlammschlacht, ist es nun an der Zeit, den Fokus wieder aufs Sportliche zu legen. Nächsten Freitag beginnt die Zweitligasaison mit dem Spiel gegen den Mitabsteiger Hannover 96, einer echten Standortbestimmung.
Ich kann es nur immer wieder betonen, wie angetan ich von Thomas Hitzlsperger, Sven Mislantat und Tim Walter bisher bin. Wie zugänglich und diskussionsbereit sie sich präsentieren, wie wenig sie sich im Vergleich zu ihren Vorgängern abschotten, wie es neuerdings menschelt. Das Team finde ich nach meinen bisherigen Eindrücken hervorragend zusammengestellt.
Hungrige entwicklungsfähige Zweitligafußballer, die wissen wie der Hase läuft und die gewillt sind, als Team zusammenzuwachsen sind mir allemal lieber, als Ex-Größen, die ihre besten Tage schon hinter sich haben.
Der Kader Stand jetzt hat für mich das Potential für den direkten Wiederaufstieg. Mit dem einen oder anderen Abgang ist sicher noch zu rechnen. Persönlich bin ich über so gut wie jeden Absteiger froh, wenn er sein Glück woanders versucht. In einigen Fällen dürfte dies eine ordentliche Ablöse bescheren und Gehalt einsparen, während Mislintat die Planstelle(n) mit hungrigem und charakterstarkem Personal neu besetzen könnte, was den Neuanfang beschleunigen könnte. Bitter, dass sich unsere Sturmhoffnung Sasa Kalajdzic gestern bei der Generalprobe gegen den SC Freiburg womöglich schwer verletzt hat, eventuell wird man da noch nachlegen müssen.
Ich bin sehr erleichtert, dass das Thema Dietrich nun vom Tisch ist und dieser neuen Truppe um Tim Walter hundertprozentige Unterstützung zuteil wird. Proteste, die uns die letzte Saison begleitet haben und die bei einem Verbleib Dietrichs in die nächste hinüber genommen worden wären, hätten auf die neue, junge Truppe bestimmt einschüchternd gewirkt. Da ich guter Hoffnung bin, dass auf dem Rasen etwas wächst, freut es mich sehr, dass die Jungs unser Stadion und die Atmosphäre am nächsten Freitag von seiner besten Seite erleben werden.
Ich wünsche es mir und hoffe es sehr, dass die Fangemeinde von nun an wieder zusammenwächst und an einem Strang zieht. Letztlich geht es uns allen doch nur um das Wohl des VfB Stuttgart. Ferner hoffe ich, dass man Tim Walters Spielstil weniger kritisch gegenüber steht wie einst dem von Alexander Zorniger. Dessen offensive Ausrichtung birgt defensiv ähnliche Gefahren, so dass sich unser Torhüter des öfteren eins gegen drei Situationen gegenüber sehen dürfte.
Wichtig ist, dass eine Weiterentwicklung zu erkennen ist und man Geduld hat, bis auch der letzte im Team Walters System verinnerlicht hat. Ein Déjà-vu zu Zorniger befürchte ich dennoch nicht. Zum einen verzeiht die 2. Liga den einen oder anderen Fehler mehr, zum anderen ist die Zeit der Spieler hoffentlich vorbei, die nur von Trainer zu Trainer denken und denen bewusst ist, dass sie nur genug gegen den Strom schwimmen müssen, um den Trainer schnell wieder los zu sein. Der VfB braucht jetzt Kontinuität, dafür drücke ich Tim Walter beide Daumen. Die letzten beiden Tests jedenfalls machen Lust auf mehr, das sieht schon überhaupt nicht mehr nach dem VfB der letzten Jahre aus. Ballbesitz, Ballstafetten und schön herausgespielte Tore, wann hat man das zuletzt gesehen?
Bis zur nächsten Mitgliederversammlung im Dezember stehen wir nun ohne (gewählten) Präsidenten da. Da der VfB auch ohne Dietrich voll handlungsfähig ist und in einem Sportverein noch immer das Geschehen auf dem Platz das Wichtigste ist, hoffe ich, dass sich die Medienlandschaft bis zum Ligastart kommende Woche beruhigt und nicht tagtäglich neue Säue fürs Präsidentenamt durchs Dorf getrieben werden.
Etwas problematisch finde ich die Verlautbarung, dass der im Dezember gewählte Präsident nur bis zum Ende der regulären Amtszeit Wolfgang Dietrichs gewählt werden soll. Wer lässt sich darauf ein, den Übergangspräsidenten zu spielen?
Nichtsdestotrotz darf sich der VfB bis zur Wahl eines neuen Präsidenten kein Führungsproblem andichten lassen. Den sympathischsten VfB der jüngeren Vergangenheit erlebten wir zwischen dem Amtsantritt Jan Schindelmeisers und der Wahl Wolfgang Dietrichs, als sich kein Präsident ins Tagesgeschäft einmischte und Transferclous, wie der von Benjamin Pavard, gelangen.
Christian Prechtl hat es auf der Mitgliederversammlung richtig angemerkt, dass, wenn die Strukturen und Rahmenbedingungen doch so hervorragend sind, es nicht sein könne, dass alles zusammenbreche, wenn Dietrich nicht mehr auf seinem Stuhl sitzt. Dem ist nichts hinzufügen, ich bin sehr erleichtert, dass „Er“ weg ist!
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15. Februar 2019
Der Auftritt zuletzt bei Fortuna Düsseldorf sollte dem Letzten die Augen geöffnet haben, wie es derzeit um den VfB bestellt ist.
Das war unterirdisch und nicht bundesligatauglich. Gegen eine Fortuna, die zweifellos in dieser Saison schon Duftmarken gesetzt hat, die aber auch ihr letztes Heimspiel sang- und klanglos gegen Leipzig mit 0:4 verloren hatte, derart unterzugehen, hätte selbst ich als derzeitiger Dauerpessimist nicht für möglich gehalten.
Auch wenn uns der Kapitän erst kürzlich weismachen wollte, dass Spiele gegen direkte Konkurrenten keine Endspiele seien, war dies ein Sechs-Punkte-Spiel in Reinkultur. Der Abstand zur Fortuna betrug sieben Punkte, bei einem Sieg wären es nur noch deren vier gewesen und nach dieser auch in der Höhe hochverdienten Niederlage sind es eben zehn.
Das muss man sich mal vor Augen führen. Düsseldorf, wie Nürnberg gefühlter Zweitligist, hängt einen VfB, der fast 50 Millionen Euro in neues Personal investiert hat, um Längen ab.
Bei einem Verein wie Düsseldorf muss jeder Transfer sitzen, wenn nicht, bekommt er ein Problem, während beim VfB müde darüber gelächelt wird, wenn „mal ein Flop dabei ist“ (10 Millionen Euro schwer).
Alle Achtung, was Friedhelm Funkel geschaffen und welches Kollektiv er auf den Platz gebracht hat. Dieses Zehn-Punkte-Polster könnte unter anderem daher rühren, dass man jedes Spiel wie ein Endspiel angeht und in Partien, die für uns Bonus-Spiele darstellen, Punkte hamstert. Während wir gegen die ersten sieben der Tabelle keinen einzigen Punkt holten, punktete Düsseldorf in München, Leipzig und Hoffenheim, gewann zuhause gegen Hoffenheim und Dortmund und hat daher sehr gute Karten im Kampf um den Klassenerhalt.
Dass Teamgeist Berge versetzen kann, sah man am Sonntag ganz deutlich. Während bei uns Lauf-, Leistungs- und Kampfbereitschaft komplett fehlten, pflügten die Fortunen von Beginn an den Rasen um. Ein Matthias Zimmermann, bei uns gescholten und für zu leicht befunden, wuchs in eine Führungsrolle, war überall auf dem Platz zu finden und pushte seine Mitspieler, während die Unseren ohne jegliche Gegenwehr dem Debakel entgegen stolperten.
Ein derartiges Auftreten beschmutzt unsere Farben, es tut weh, diese Leistungsverweigerer unser Trikot spazieren tragen zu sehen. Wenigstens Daniel Didavi dachte an die mitgereisten Fans und meinte, im Grunde müssten sie uns Geld zurückzahlen (ob Taten folgen? We will see – ich würde auch zum Grillen kommen!).
Zum Glück entschlossen wir uns, zum Spiel nicht nur hin- und gleich wieder zurückzufahren, sondern verbrachten ein schönes Wochenende mit Freunden in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt. Somit war die 90-minütige Demütigung im schmucken Rheinstadion „nur“ eine weniger schöne Episode eines ansonsten herausragenden langen Wochenendes.
Die Frage, die mir nach vier äußerst dürftigen Darbietungen in der Rückrunde unter den Nägeln brennt, lautet, was trainieren die eigentlich. In der Winterpause stießen zwei Neuzugänge zu uns, wir haben viel weniger Verletzte als vor Weihnachten und den Bildern nach zu urteilen, stimmten Stimmung und Trainingsintensität in La Manga.
Offensichtlich brachten die Disziplinarstrafen von Maffeo, Donis und Borna Sosa nicht den erhofften Effekt, wonach sie danach geläutert und wieder vollwertige Teammitglieder sein sollten. Es scheint eher ins Gegenteil umzuschlagen, dass sie sich noch mehr in den Schmollwinkel verziehen und schlechte Stimmung verbreiten.
Ich glaube nicht, dass es besonders klug von Reschke und Weinzierl war, die Spieler öffentlich an den Pranger zu stellen! Die (Jung-)Profis präsentieren sich seitdem wie bockige kleine Kinder, denen man den Lolly weggenommen hat.
Dass es im Team nicht stimmt, zeigt sich Woche für Woche auf dem Platz. Wir haben keine Einheit, kein Miteinander, die Jungs reden nicht untereinander, womit auch erklärt ist, weshalb nach einem Rückstand kein Aufbäumen stattfindet.
Wir haben mehr und minder begabte Einzelspieler. Führungsspieler, die ihrer zugedachten Rolle gerecht werden und nicht genug mit sich selbst zu tun hätten, Fehlanzeige! Der Frust scheint bei allen tief zu sitzen, deutlich an den Platzverweisen zuletzt von Mario Gomez und Nicolás González abzulesen. Benjamin Pavard indes bettelte zuletzt gegen Freiburg und in Düsseldorf gleich zwei Mal um Rot, so dass ihm eine Denkpause sicher gut tun würde.
Seit Reschke den Dienst antrat, maß man der charakterlichen Eignung der Spieler keinerlei Bedeutung mehr zu. Hier ein Tipp, dort ein Tipp und dort einer, der gerne wieder daheim bei Muttern futtert, und fertig war er, der Trümmerhaufen von Mannschaft 2018/2019.
Was gibt Anlass zur Hoffnung? Derzeit sehr wenig. Teamgeist lässt sich nicht verordnen, da ist die Gruppe gefragt, sich im Sinne des VfB und seiner Fans zusammenzuraufen.
Doch, wer ist überhaupt gewillt, den Kampf anzunehmen, bei dieser Ansammlung von Legionären? Die Älteren wie Beck, Gomez, Didavi und Gentner lassen zwar nicht die Identifikation mit dem VfB vermissen, aufgrund ihrer „Leistungen“ oder Verletzungsanfälligkeit sind sie es aber nicht, die das Ruder für uns herumreißen können.
Das Gros des Kaders aber gehört der Generation Fußballer an, denen der Arbeitgeber, der ihnen ihr fürstliches Gehalt überweist, egal ist, und die sich selbst am nächsten sind. Für die meisten dürfte zudem gelten, Abstieg = Gehaltserhöhung. Der VfB wird zwar wieder weismachen, dass alle Verträge in der 2. Liga Bestand hätten. Dies jedoch nur auf dem Papier.
Wie beim letzten Abstieg würde jeder gehen (dürfen), der Geld einbringt. Dabei ist es dann mutmaßlich auch egal, dass man einen Spieler mit einem Marktwert von 15 Millionen Euro für acht Millionen Euro hergibt, Hauptsache man bekommt einen Großverdiener von der Gehaltsliste.
Über die „Ersparnis“ von sieben Millionen freut sich dann aber nicht der aufnehmende Verein, sondern der Spieler, der diese Differenz als Handgeld einstreicht. So gesehen fragt man sich, ob Spieler ohne emotionale Bindung zum Verein überhaupt motiviert sind, den Abstieg zu vermeiden oder ob dieser ihnen gerade recht käme. Aus diesem Blickwinkel sind wir bereits jetzt verloren, da nützt es auch nichts mehr, dass der Mann, der diesen Kader zu verantworten hat, in den vorzeitigen Ruhestand geschickt wurde.
Ob Weinzierl, dessen Kommunikationsdefizite schon zum Scheitern beim FC Schalke geführt haben sollen, der Richtige ist, die Spieler bei der Ehre zu packen, wage ich zu bezweifeln.
Ich würde es mir zwar wünschen, dass wir ohne weiteren Trainerwechsel auskommen, doch deutet derzeit wenig darauf hin, dass sich die verfahrene Situation noch kitten lässt.
Es ist ja beileibe nicht „nur“ die miserable Bilanz von Markus Weinzierl. Es ist kaum erkennbar, wie er spielen lassen möchte, wenn er ständig und auch während der Spiele die Formation ändert, weil die Spieler seine Vorgaben nicht erfüllen, sie ihnen zu hoch sind und/ oder sein „Plan“ nicht aufgeht.
Aufgrund der dürften Rückrundenbilanz mit einem Punkt aus vier Spielen, sah sich der VfB (zurecht) zum Handeln gezwungen. Die Frage war eigentlich nur, wer zuerst dran glauben muss, Trainer oder Sportdirektor. Da man Reschke nach zwei Fehlgriffen nicht auch noch den nächsten Trainer aussuchen lassen wollte, traf es den Rheinländer, den der Aufsichtsrat von seinem Vorstandsposten „abberief“.
Reschke war für mich neben Dietrich der zweite große Unsympath im Verein und reiht sich historisch zu Egon Coordes und Winfried Schäfer in die Personae non gratae der langen VfB-Historie ein.
Weil Wolfgang Dietrich Schindelmeiser misstraute, dieser es sich getraute, dem großen Maestro Widerworte zu geben und weil Schindelmeiser in der öffentlichen Wahrnehmung deutlich besser weg kam, als er selbst, tauschte er ihn gegen den von Dieter Hoeneß empfohlenen Clown aus Frechen aus.
Nach Jahren des Dahinsiechens und dem folgerichtigen Abstieg wurden mit Jan Schindelmeiser und kurze Zeit später auch Hannes Wolf die Weichen in eine vielversprechende Zukunft gestellt. Die beiden verstanden es, die notwendige Euphorie zu entfachen und verhalfen Dietrich maßgeblich zur Ausgliederung der Fußball-Abteilung in eine AG.
Dieser Stuttgarter Weg sorgte nicht nur regional für Bewunderung, sondern entfachte Begeisterung weit außerhalb des Einzugsgebiets. Wir wurden als Verein gesehen, der seine Hausaufgaben nach dem Abstieg gemacht hat und das „schwierige Umfeld“ genoss plötzlich ein hohes Ansehen dafür, wie es in den bittersten Stunden zum Verein stand.
Alles war super, alles war toll, bis zum Tag der Schindelmeiser-Entlassung! Nach dem Barner-Artikel in den Stuttgarter Nachrichten, der einen im Nachhinein betrachtet, auf die bevorstehende Entlassung vorbereiten sollte, behauptete Dietrich mir gegenüber, an dem Artikel wäre überhaupt nichts dran und dass lediglich sich benachteiligt fühlende Spielerberater schlechte Stimmung verbreiten wollten. Ich fragte ihn direkt, ob man sich um Jan Schindelmeiser Sorgen machen müsse. Gut, damals regte ich mich noch auf, dass mir der Präsident ins Gesicht gelogen hat. Mittlerweile kennen wir den beim VfB salonfähig gewordenen Begriff der Wahrheitsbeugung, da erscheint das Ganze dann doch in einem netteren Gewand – nicht!
Abgesehen davon, dass man die Arbeit eines Sportdirektors nach Ende der Transferfrist erst abschließend bewerten kann und somit Anfang August noch überhaupt kein Grund zur Panik bestanden hat, war der Zeitpunkt, den Sportdirektor zu wechseln, denkbar ungünstig, um nicht zu sagen dumm.
Wolf und Schindelmeiser hatten einen Plan, wie das Abenteuer Bundesliga anzugehen war, Reschke konterkarierte diesen total und besorgte Spieler, die vielleicht Wolfgang Dietrich haben wollte, der Trainer jedoch bestimmt nicht. So war auch das Ende von Hannes Wolf eingeleitet, der ein halbes Jahr später das Handtuch schmiss.
Es ist jetzt müßig darüber zu diskutieren, ob Schindelmeiser und Wolf zu blauäugig in die Bundesliga gegangen wären, weil der Kader zu jung und zu unausgewogen besetzt war. Das „schwierige Umfeld“ hat den beiden Vertrauen entgegengebracht und nicht die Nerven verloren, zumal das Transferfenster noch gut drei Wochen geöffnet war. Man hatte zu dieser Zeit einfach die Hoffnung, dass der VfB seine Lektion habe, während es nun noch schlimmer aussieht, wie vor dem Abstieg 2016.
Dass Dietrich in Reschke den totalen Gegenentwurf zu Jan Schindelmeiser holte, zeugt davon, dass Dietrich keinen Plan hat(te) und seine Versprechen im Zuge des „Make VfB great again“-Wahlkampfes zur Ausgliederung erstunken und erlogen waren.
Diese „Mannschaft“, die keine ist, und die scheinbar unaufhaltsam dem Abstieg entgegen taumelt, hat sich Dietrich zuzuschreiben. Gegensätzlicher wie die Vorstellungen von Schindelmeiser und Reschke nicht sein konnten, so stellt sich nun der Kader dar. Ein bisschen Wolf, ein bisschen Korkut, ein bisschen Weinzierl, es passt nicht zusammen!
Buchwald hat mit seiner jüngst erneuerten Kritik Recht. Dass er diese gerade jetzt, wo Reschke weg ist, noch einmal bekräftigt, kann nur in Richtung Dietrich gemünzt sein, der Reschke totale Narrenfreiheit ließ.
Nahezu alles, wovor wir Skeptiker im Zuge der Ausgliederungs-Debatten gewarnt hatten, ist eingetreten. Erstes Problem schon einmal die Unglaubwürdigkeit Dietrichs. Dann mahnte man an, das Votum nicht an seinerzeit handelnden Personen festzumachen, da es eine Entscheidung „fürs Leben“ werde. Ich hatte Bauchschmerzen, als die Rede davon war, wie hoch unser Gehaltsniveau steigen müsse, um wieder konkurrenzfähig zu sein. Lang war Gentner DER Top-Verdiener mit kolportierten 2,5 bis 3 Millionen Euro, mittlerweile soll ein Mario Gomez zwischen 5 und 6 Millionen Euro „verdienen“. Für was? Dann doch lieber ein junges, hungriges und bezahlbares Team aufbauen, in dem die Motivation steckt, irgendwann in höhere Sphären aufzusteigen.
Man kann Reschke zwar nicht vorwerfen, dass er nur Oldies geholt hat, mit unserem einstigen Image, ein Ausbildungsverein zu sein, hatten seine Transfers von jüngeren Spielern jedoch auch nichts zu tun. Gerade den extrem teuren Top-Talenten, die von großen Vereinen kamen, fehlt scheinbar der Antrieb, den Abstiegskampf im kalten deutschen Winter anzunehmen.
Das sind Jungs, die denken, etwas erreicht zu haben, schon allein, weil sie teuer waren und vermutlich auch mehr „verdienen“ als der eine oder andere vorgesehene Führungsspieler. Der Neidfaktor dürfte in diesem zerstrittenen Kader eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen.
Ein gesundes Wachstum, wie es Schindelmeiser präferierte, gab es unter Reschke nicht mehr. Dieser dachte, es genüge, einen Traktor zu frisieren, um an den Porsches dieser Welt vorbei zu kommen.
Dann hole ich lieber Jungs wie Pavard und Mané, die zunächst einen Bruchteil des Geldes kosten und die sich „hocharbeiten“ müssen. Die Mär, die uns die Ausgliederungspropaganda weismachen wollte, dass es dem VfB mit ein paar Millionen mehr auf dem Konto wieder gelänge, Spieler halten zu können, hatte ich schon damals ins Reich der Fabel verwiesen, weil nahezu jeder Profi seinen Wechsel zu erzwingen versucht, wenn es woanders mehr zu „verdienen“ gibt.
Nicht genug, dass Reschke, kaum da, Gentner in den Stand eines Heiligen erhob. Kritiker seiner ersten Transfers Badstuber, Aogo, Beck stempelte er als ahnungslose Vollidioten ab, womit er bei mir auf Anhieb ähnlich unten durch war wie Dietrich.
Reschkes peinliche Auftritte alle aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Den dicksten Hund leistete er sich bei seiner legendären Schalte ins Aktuelle Sportstudio und zu dessen Studiogast Hannes Wolf, als er einem Millionenpublikum verriet, die Taktik von Hannes Wolf mit ihm überarbeiten zu wollen und damit den Hannes wie einen Schulbuben aussehen ließ, der in die Ecke gestellt wurde.
Dieser Mann war in der zweiten Reihe, wo er bei Leverkusen und den Bayern wirken durfte, genau richtig aufgehoben. Auf die Öffentlichkeit losgelassen hat ihn bislang nur der VfB, auch das Dietrichs Werk. Dass Hannes Wolf danach das Handtuch schmiss und Reschke Korkut holte, weil er nahe des Stadions wohnt, rundete sein Wirken ab. Eines der größten Trainertalente Deutschlands wurde durch die personifizierte Erfolgslosigkeit ersetzt, das muss man sich noch einmal auf der Zunge zergehen lassen.
Reschke wunderte sich wahrscheinlich noch darüber, dass das Entsetzen in der Anhängerschaft groß war. Anfangs profitierte Korkut noch sehr von Wolfs Vor- und Grundlagenarbeit und schien das Glück gepachtet zu haben. Die Rückrunde, nach der wir fast noch in die Europaleague gestürmt wären, war von den Ergebnissen her tatsächlich sensationell, dennoch gab es keinen vernünftigen Grund, im Überschwang der Gefühle Korkuts Vertrag frühzeitig zu verlängern.
Genauso dusselig war es, Reschkes Klausel, seinen Vertrag auflösen zu können, wenn man mit seiner Arbeit unzufrieden wäre, einfach und ohne Not zu streichen.
Ein millionenschwerer Fehler Dietrichs, der zwar abzuwiegeln versucht, man werde eine für den VfB gute Lösung finden, doch, ich glaube nicht, dass Reschke Geld zu verschenken hat, schon gar nicht, wenn man nicht im Guten auseinander gegangen ist.
Für Gefühlsduseleien sind wir Fans zuständig. Von einem Unternehmer, der die Verantwortung für den Herzensverein Zehntausender Menschen übernommen hat, erwarte ich rationales Handeln und Weitsicht. Deshalb schart man Experten um sich und dann zählen auch keine Ausreden wie „da haben doch alle geklatscht“.
Doch, Dietrich maßt es sich eben an, seinen Experten in ihren Bereich hineinzureden, so dass er sich dann auch nicht aus der Verantwortung stehlen darf. Der Sonnenkönig sonnt sich gerne im Erfolg seiner Leute und zeigt mit dem Finger auf sie, wenn sie den Erfolg nicht vorweisen. Schlechter (Führungs-)Stil!
Ein ehemaliger Firmenchef wie Dietrich mag zwar über ein paar Milliönchen anders denken als Otto Normalbürger, wie man ja bereits feststellen durfte, als er die versenkten zehn Millionen für Maffeo damit abtat, ein Flop sei immer mal drin. Hier zehn Millionen, bei Korkuts und Reschkes Abfindungen etwa die Hälfte davon, Top-Gehälter für Spieler, die keine Gegenleistung (mehr) bringen, ich kann mir nicht vorstellen, dass das die Vorstellung des Ankerinvestors Daimler war, wie der VfB mit seinem Geld umzugehen hat. Vielleicht aber ja doch, sitzen doch genügend Vertreter dieses Konzerns im Kontrollgremium Aufsichtsrat!
Jetzt, wo Reschke Geschichte ist, würde ich gerne über seine Fehler und Verfehlungen kein Wort mehr verlieren, doch, ich befürchte, diese werden uns in den nächsten Jahren mehrfach einholen.
Als Reschkes Nachfolger im Amt des Sportvorstandes wurde Thomas Hitzlsperger vorgestellt. Positiv daran ist zunächst einmal, dass auf den größten Unsympathen seit Winfried Schäfer ein netter jugendlich gebliebener Herr folgt, der dem VfB ein sympathischeres Gesicht verleihen wird. Der 36-jährige ist eine Vereinslegende, schon allein wegen seines so eminent wichtigen und noch schöneren Tores zum 1:1 beim Meisterstück gegen Cottbus 2007. Ihm dürfte der Vertrauensvorschuss der Fanbasis gewiss sein!
Ob nett und sympathisch jedoch reichen wird, den Scherbenhaufen, den Reschke hinterlässt, aufzukehren, wird die Zeit erweisen.
Fakt ist zunächst einmal, dass seit Rolf Rüssmann, mit Ausnahme von Jan Schindelmeiser, nur Novizen diesen Posten bekleideten. Ob Briem/ Schneider, Heldt, Bobic, Dutt, Reschke oder nun Thomas Hitzlsperger, alle betraten Neuland. Man könnte fast meinen, das auf die Fahnen geschriebene „Ausbildungsverein“ gelte in der heutigen Zeit beim VfB hauptsächlich für Sportdirektoren.
Hitzlsperger geht die Aufgabe optimistisch und voller Tatendrang an. Wie er zu Protokoll gab, hat er großen Respekt und Demut vor der Aufgabe. Hitz ist lernfähig und -willig und ein absoluter Teamplayer, so dass mein Gefühl zunächst einmal nicht schlecht ist, und ich denke, der VfB könnte eine gute Wahl getroffen haben. Hitzlsperger wird sich ein starkes Team mit fähigen Leuten aufbauen müssen, das ihn tatkräftig unterstützt und auf das er sich verlassen kann.
Dass manch einer es als großes Risiko erachtet, in der momentan schwierigen Situation alle Hoffnung auf Besserung in einen Neuling zu setzen, kann ich nachvollziehen.
Doch, im Fußballgeschäft lassen sich Zeitpunkte oft schwer planen. Sollte Hitz seine Zukunft nicht als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums gesehen haben, hätte man möglicherweise riskiert, dieses Aushängeschild zu verlieren, hätte man den Posten extern besetzt und Hitzlsperger von einem anderen Verein ein ähnliches Angebot erhalten. Einen Sportdirektor soll er noch an die Seite bekommen, so dass Hitz die Funktion des Managers dem Vernehmen nach nur kommissarisch bekleiden wird.
Wie er in der Pressekonferenz anklingen ließ, gehe es ihm bis Saisonende in erster Linie darum, Trainer Weinzierl zu unterstützen und mit ihm zusammen den Klassenerhalt zu schaffen.
Ob ein neuer Sportvorstand DER Impuls im Abstiegskampf sein wird, um die verfahrene Situation aufzulösen, da habe ich doch erhebliche Zweifel.
Die „Mannschaft“ spielte zuletzt so, als würde sie gegen Trainer spielen. Es wird zwar immer wieder behauptet, das mache keine Mannschaft und schon gar nicht über eine so lange Zeit, doch, wenn man die Auftritte zuletzt betrachtete, konnte man es sich auch kaum vorstellen, dass sie wirklich so schlecht ist. Dass der eine oder andere fußballerische Defizite hat, weiß man.
Dass aber Kampf, Einsatz, Spielfreude, Leistungsbereitschaft, also sämtliche Attribute, die ein Sportler im Blut haben sollte, gänzlich fehlten, gibt schwer zu denken. Ist es wirklich so, dass das Team Motivationsprobleme hat oder müssen in den Köpfen Blockaden gelöst werden? Da das Team bereits längere Zeit und nicht nur, seit Weinzierl Trainer ist, peinliche Auftritte en masse hinlegt, könnte auch Reschke das Problem gewesen sein.
Wo kommen wir denn hin, wenn ein Sportdirektor, der selbst den Trainerschein hat, regelmäßig in der Kabine Ansprachen hält, so dass die Spieler nicht mehr wissen, ob sie auf den Trainer oder auf den Sportdirektor hören sollen. Ob dies so krass vorgefallen ist, wie man hört, und weshalb außer Wolf kein anderer Übungsleiter den Bettel von selbst hinschmiss, verstünde ich dann nicht so ganz.
Jedenfalls haben die Spieler jetzt ein Alibi weniger und Weinzierl dürfte von nun an alleine für die Ansprachen zuständig sein. Dumm eben, dass es am Samstag gleich gegen die formstarken Leipziger geht und gegen diese, mit welcher Einstellung auch immer, kein Kraut gewachsen sein dürfte.
Nach der zu erwartenden Niederlage müsste man Weinzierl aufgrund von dessen niederschmetternden Bilanz von elf Niederlagen in 15 Spielen im Grunde entlassen.
Da hat Dietrich den Schwarzen Peter zunächst einmal elegant an Thomas Hitzlsperger übertragen, der als eine seiner ersten Amtshandlungen vermutlich nicht umhinkommt, Weinzierl seine Papiere zu überreichen.
Noch hat Hitzlsperger ein paar Tage Zeit, das Innenleben des Teams zu beobachten und zu beurteilen. Nach Leipzig ist er gefordert, eine Entscheidung zu treffen, pro oder kontra Weinzierl, beneiden tue ich den neuen Sportvorstand bei dieser Entscheidung nicht.
Ob ein neuer Trainer noch helfen könnte und vor allem, wer das dann sein sollte, ich weiß es nicht. Bei allen den verfügbaren Trainern ist mir kein einziger bekannt, der für Aufbruchsstimmung stehen könnte und am Ende der Saison seinen Platz auch freiwillig wieder räumen würde.
Einen wie Christoph Daum 1991, als man nach dem Trainerwechsel sofort einen wie verwandelt aufspielenden VfB sah, sehe ich weit und breit nicht.
Ein über den Sommer hinaus gehendes Engagement mit einem der üblichen Verdächtigen abzuschließen hielte ich für grob fahrlässig, wenn man denn nicht zu 100% von ihm überzeugt ist und dieser nur als Feuerwehrmann, nicht aber zum Baumeister eines neuen VfB etwas taugt.
Im Sommer muss Bilanz gezogen und mit einem neuen Trainer, der zu einer dann hoffentlich wieder vorhandenen Vereinsphilosophie passt, der x-te Neuanfang gestartet werden. Mein Favorit auf diesen Job wäre Andi Hinkel, wobei ich inständig hoffe, dass man für den Rest dieser Saison die Finger von ihm lässt, um nicht Gefahr zu laufen, ihn durch einen Abstieg zu verbrennen.
Hitzlsperger steht hier also vor einer extrem schwierigen Entscheidung. Im Abstiegsjahr hielt man bis zum Schluss an Kramny fest, obwohl es eigentlich jedem klar war, dass er die Kurve nicht mehr kriegen wird.
Bei Weinzierl bin ich genauso skeptisch, würde ihn jedoch erst ersetzen, wenn ich von einer Alternativlösung überzeugt wäre (und diese nicht Hinkel hieße!). Hitzlsperger kann man bei dieser Entscheidung nur ein glückliches Händchen wünschen.
Wolfgang Dietrich wähnt sich indes fein raus. Ob die Wahl auf Hitz als Sportvorstand nicht aus reinem Kalkül getroffen wurde, damit er ihm nicht als Konkurrent für den Präsidentenposten gefährlich wird? Zutrauen würde man es Dietrich.
Da Dietrich der Hauptverantwortliche unserer prekären Situation ist und er, der Kontinuität versprochen hat, eine Hire and Fire „Strategie“ fährt, muss der Schuss mit Hitzlsperger auch für ihn sitzen. Geht dieser Schuss nach hinten los und/ oder wir steigen ab, muss für ihn (spätestens) Schluss sein.
Ich hoffe, Hitzlsperger weiß sich intern durchzusetzen und Dietrich die Meinung zu geigen, wenn es mal wieder mehr um den persönlichen Machterhalt und weniger um das Wohle des VfB geht.
Eine schlagkräftige Opposition im Verein mit dem Ziel, Dietrich aus seinen Ämtern zu bekommen, wäre wünschenswert, allein mit Spruchbändern in der Kurve wird man sich dieses Problem-Bärs nicht entledigen. Drohungen seitens Aufsichtsrat und Vorstand, Gegner ihrer Pläne wöllten den Verein in Schutt und Asche legen, ziehen heute nicht mehr, das hat Herr Dietrich durch die Verpflichtung von Reschke und mit Unterstützung des Aufsichtsrats schon selber hinbekommen. Nun geht es darum, zu retten, was zu retten ist, dem nötigen (erneuten) Neuanfang würde Machtmensch Dietrich nur im Wege stehen.
Mögliche Nachfolger scheinen sich auch bereits ins Gespräch zu bringen oder gebracht zu werden. Da wäre zum einen der Trainer des morgigen Gegners, Ralf Rangnick. Normalerweise total unrealistisch, dass er sein gemachtes Nest in Leipzig verlässt und den erforderlichen Neuanfang beim VfB leitet, der ihn einst mit Schimpf und Schande davongejagt hat. Heimgezahlt hat er uns dies mehrmals schon, nicht zuletzt durch das Abwerben unserer einstigen Koryphäen im Nachwuchsbereich, Albeck und Schrof oder auch Spielern wie Kimmich und Werner.
Vielleicht aber wird ja auch Rangnick altersmilde und möchte in die Nähe seiner Backnanger Heimat zurückkehren, dann würde er zumindest bei mir offene Türen einrennen. Was wir an Rangnick hatten, erkannte man erst Jahre später, war er es doch, der den Grundstein für die Jungen Wilden setzte. In welcher Funktion man sich Rangnick vorstellen könnte, völlig offen, alleine ihn wieder hier zu wissen, vermittelte mir schon ein gutes Gefühl.
Bekannt ist, dass sich Jürgen Klinsmann vermehrt ins Gespräch bringt und bereit wäre, einen Posten beim VfB zu übernehmen. Sollte Klinsmann seine Zelte in den USA wirklich abbrechen und seinem Heimatverein helfen wollen, wäre es fahrlässig, sich mit ihm nicht über mögliche Tätigkeitsfelder zu unterhalten.
Ihn könnte ich mir sehr gut als Präsidenten vorstellen, der dem VfB sein seit Jahren um sich greifendes Bequemlichkeits-Gen auszutreiben und den VfB leistungsfähiger und leistungsgerechter aufstellen könnte. Dass er ein mitunter unbequemer Reformator ist, weiß man aus DFB-Zeiten.
Zudem würde der VfB nach Dietrich/ Reschke durch Klinsmann/ Hitzlsperger ein extremes Face-Lifting erfahren; diese Kombination hätte das Zeug dazu, den gespaltenen Club zu einen, damit wieder alle an einem Strang ziehen. Dietrich hat für verbrannte Erde gesorgt, unter ihm ist der Riss in der Anhängerschaft nicht mehr zu kitten.
Ich hoffe, der VfB lässt diese Chance nicht verstreichen, denn, ewig wird Klinsmann nicht auf den Anruf des VfB warten! Wie gesagt, ideale Zeitpunkte gibt es im Fußball-Geschäft nicht. Sollte Klinsmann jetzt bereit sein, dem VfB zu helfen, machen Sie den Weg frei, Herr Dietrich. Sie betonen ja stets, nur zum Wohle des VfB zu handeln.
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5. November 2018
Freitagabend, Flutlicht und ein fast volles Haus. Da muss doch das Herz eines jeden Fußballprofis vor Freude hüpfen, wenn man nach einer anstrengenden Trainingswoche von der Leine gelassen wird und zeigen darf, was man(n) drauf hat.
Auch als Fan liebe ich Freitagabendspiele. Einen schöneren Opener ins Wochenende kann man sich kaum vorstellen. Bei Zeiten Feierabend machen, Freunde treffen, sich aufs Wochenendbier freuen und zugleich mit Gleichgesinnten aufs Spiel einstimmen, bevor es schließlich ins Wohnzimmer Neckarstadion geht.
Gewinnt man das Auftaktspiel des Bundesligawochenendes auch noch, darf man sich erfreuen, wie die Konkurrenz Federn lässt, bekommt das Dauergrinsen nicht mehr los und hat ein ganzes Wochenende lang Zeit, sich von den Strapazen der Siegesnacht zu erholen.
Soweit die Theorie und die Glücksmomente, die ein Fan-Leben für einen bereit hält, wenn es denn läuft. Die Praxis sieht derzeit, bei mir zumindest, anders aus. Am liebsten würde ich an Spieltagen in Cannstatt sitzen bleiben, gehe aber dennoch, jedoch mit einer negativen Grundstimmung, „runter“.
Zu unterirdisch bislang die Vorstellungen, angefangen mit Rostock, zu dilettantisch die Fehler, die regelmäßig zu Toren führen, zu bemitleidenswert mit anzusehen, wie aussichtslos das Unterfangen ist, einem Rückstand hinterherzurennen. Immer wenn man dann denkt, schlimmer geht’s nimmer, setzt es den nächsten Tiefpunkt.
Wie schon beim 0:4 gegen Dortmund bin ich auch gegen die Frankfurter Eintracht in der Halbzeit gegangen, weil die Gefühlslage schwer in Richtung „verarschen kann ich mich auch selbst“ ging.
Dann doch lieber den Cannstatter Gastwirten Gutes tun, als sich das Herumgestümpere auf dem Rasen anzutun, schließlich fehlen die Lichtblicke, die Hoffnung auf eine Aufholjagd machen würden.
Es tut weh, unheimlich weh, den VfB von einem Debakel zum nächsten zu begleiten und keinerlei Ansatzpunkte zu finden, die Hoffnung auf zeitnahe Besserung machen würden. Im Grunde bin ich keiner, der das Geschehen vorzeitig verlässt. Schon die Chronistenpflicht als Fanfotograf und die Spannung, wie der Empfang der „Mannschaft“ in der Kurve nach dem Spiel denn ausfallen würde, sind Motivation genug, bis zum Schluss auszuharren und noch ein paar Bilder zu machen.
Gegen Dortmund war ich unheimlich sauer, weil man Weinzierl in seinem ersten Spiel derart im Regen stehen ließ, man zum propagierten Neuanfang schlafmützig ins Spiel ging und Konzentration schon in der dritten Minute nicht vorhanden war. Das schreibe ich dem elendigen Charakter dieser Truppe zu, zumal die Gegentore zwei und drei ja auch nicht lang auf sich warten ließen.
Gegen Frankfurt fielen die beiden Gegentore direkt vor meiner Nase, so dass ich den Dilettantismus und das nicht vorhandene Abwehrvorhalten aus nächster Nähe bewundern durfte. Mir fiel dazu wirklich nichts mehr ein, das hatte mit Bundesliga nichts zu tun.
Was mir das Bleiben zuletzt besonders erschwerte, war, außer den grottenschlechten Darbietungen auf dem grünen Rasen, dass sich in meinem Bereich auf der Haupttribüne Richtung Untertürkheimer Kurve etliche Gästefans mit Tickets eindecken und bei solchen Spielverläufen für mich nur schwer ertragbare Partys feiern.
DIE Fankneipe für DIE Fans, den A-Block, hat man ja sinnigerweise in der Kurve untergebracht, zu der man mit Tickets von außerhalb der Cannstatter Kurve während der Spiele keinen Zugang hat. Das wäre sonst eine Alternative, mit Gleichgesinnten bei einem schnellen Bier das Geschehen verarbeiten zu können im Stadion zu bleiben.
Ich aber sitze, hauptsächlich wegen der Bilder, relativ „allein“ auf der anderen Seite und höre den Gästeblock meist lauter als die Cannstatter Kurve. So bin ich regelmäßig mittendrin im „Karneval in Stuttgart“, nach dem es mir so überhaupt nicht ist.
Feiern dann noch Gästefans in „meinem“ Block und posaunen ihre Freude zu impulsiv raus, provozieren oder versperren einem die Sicht bei „Steht auf, wenn ihr… seid“, gehe ich lieber, bevor ich einen Kropf bekomme oder zu pöbeln beginne.
Der Stachel sitzt also derzeit so tief, dass ich lieber das Stadion verlasse, als mir Demütigung um Demütigung live anzutun. Als Fan kann man sich nur verarscht fühlen, einmal mehr null Schüsse aufs Tor von Kevin Trapp (der hätte mit mir ein Bier trinken gehen können…) unterstreichen die hoffnungslose Unterlegenheit unseres Teams. Es ist auch bei weitem nicht so, dass man beim vorzeitigen Verlassen des Stadions Gefahr laufen würde, eine sensationelle Aufholjagd zu verpassen.
Nein, der Gegner richtet sich irgendwann ein und ist mit dem Ergebnis zufrieden, der VfB ist zufrieden, wenn der Gegner endlich Ruhe gibt und das Debakel im Rahmen bleibt, so dass man sich ein solch ungleiches Duell auch sparen kann. Zur Gewohnheit soll das bitte nicht werden. Ich erwarte schließlich auch keine Siegesserie, was ich jedoch erwarte, ist ein Team, das sich für den Brustring zerreißt und sich zusammenreißt. Diesen Eindruck hat man nicht. Reschke räumte nach diesem Spiel erstmals öffentlich ein, dass sowohl die Fitness fehlt, als auch, dass es Probleme mit dem Mannschaftsgeist gebe, auf gut deutsch, sie sind sich spinnefeind und weit davon entfernt, als Team aufzutreten.
Von der ersten Minute an war am Freitag zu sehen, dass unser Team sowohl körperlich als auch fußballerisch hoffnungslos unterlegen war. Wenn dann noch die Einstellung fehlt und sich gestandene Ex-Nationalspieler wie Holger Badstuber abkochen lassen, wie ein Breitensportler am Sonntag nach durchzechter Nacht, dann gute Nacht. Ich fühlte mich extrem verarscht und war fassungslos, dass das aberkannte Tor nicht Warnschuss genug war, sich endlich zusammenzureißen und den Frankfurtern das Leben schwerer zu machen.
Dass außer Badstuber auch die anderen erfahrenen Spieler wie Mario Gomez das Tor nicht treffen oder Ron-Robert Zieler zum wiederholten Male vor die Füße eines Gegenspielers abklatscht, runden den desolaten Zustand dieser Truppe ab. Vom sogenannten Kapitän möchte ich schon überhaupt nicht mehr sprechen, dem fehlt für mich schon lang die Daseinsberechtigung in einer Bundesligamannschaft.
Die Frage, die sich anhand dieser desaströsen Darbietungen stellt, ist, nachdem es den erhofften Trainereffekt nicht gegeben hat, ob Korkut die Truppe tatsächlich so kaputt trainiert hat, wie sie sich präsentiert und folglich in der Rückrunde der letzten Saison nur von Wolfs Grundlagenarbeit profitierte. Die Einheiten in Grassau jedenfalls waren ein Witz und nicht bundesligalike. Kaum ein Training dauerte länger als 45 Minuten. Da man als Unbeteiligter nicht mitbekommt, wie im Hotel, bei Waldläufen oder auf dem Fahrrad geschwitzt wird, maß ich dem allein noch nicht die ganz große Bedeutung zu, war es doch schließlich auch extrem heiß.
Erst jetzt, wo offenkundig wird, dass die Fitness komplett fehlt, man von der ersten Minute an dem Geschehen hinterherläuft und nach einem Rückstand nicht mehr zulegen kann, wird aus diesen Beobachtungen ein Schuh. Fehlt die körperliche Frische, macht sich das auch mental bemerkbar, nur so lassen sich die sich wiederholenden stümperhaften Aussetzer im Ansatz erklären.
Gentner bestritt nach dem Spiel zwar, dass es ein „gravierendes Fitnessproblem“ gäbe, doch, was könnten die sonstigen Gründe für die derzeit nicht vorhandene Konkurrenzfähigkeit sein?
Hätten wir nicht erst den Trainer gewechselt, könnte man meinen, das Team spiele gegen den Trainer. Oder spielen sie etwa gegen Reschke? Kommt er beim Team ähnlich unsympathisch rüber wie bei den meisten Fans. Stößt es dem Team etwa sauer auf, dass Reschke dem Trainer gerne „Ratschläge“ gibt und somit in dessen Kompetenzbereich eingreift?
Was ist dran an Jürgen Klinsmann, dessen Name seit ein paar Tagen über dem Wasen schwebt? Ist es Zufall, dass Buchwald gerade jetzt gegen Reschke wettert, wo sein Kumpel Jürgen Klinsmann in Planung sein soll, seine Zelte in Kalifornien abzubrechen?
Die Lichtgestalt Klinsmann hätte auch für mich einen gewissen Charme, keine Frage. Nur, welches Amt sollte er denn bekleiden? Trainer? Bitte keine erneute Diskussion. Bei diesem Sauhaufen, den Weinzierl vorgefunden hat, lässt sich dessen Arbeit erst nach der Winterpause bewerten, wenn er eine Vorbereitung absolviert hat und bei Kaderveränderungen mitreden durfte. Wie jeder Trainer, der mitten in der Saison übernimmt, muss er in erster Linie die Missstände verwalten. Zudem sind ihm die Hände gebunden, weil der Kader zu dünn besetzt und sehr verletzungsgeplagt ist.
Klinsmann als Sportdirektor? Jein! Ja, weil dieser unerträgliche Reschke von der Bildfläche verschwinden würde, nein, weil wir nach Heldt, Bobic, Dutt und Reschke wieder jemanden auf den elementar wichtigen Posten hieven würden, der ein solches Amt noch nie bekleidet hat. Wir verstehen uns zwar als Ausbildungsverein, aber doch bitte nicht auf den Führungspositionen!
Bliebe noch Klinsmann für Dietrich. Auch das würde ich sofort unterschreiben, weil Klinsmann ein Sympathieträger wäre, der den VfB nach außen gut repräsentieren würde. Die Außendarstellung derzeit ist katastrophal, schon alleine deshalb würde Klinsmann dem VfB gut tun. Zudem hat Klinsmann das Zeug zum Reformer und könnte dem VfB wieder eine Identität verschaffen, die uns derzeit abgeht. Dass es jedoch soweit kommt, ist schon deshalb utopisch, weil Dietrich den Sonnyboy wohl hauptsächlich gerne auf den Wasen locken würde, um sich selbst aus der Schusslinie zu nehmen und weiter wie bisher machen zu können.
Daher glaube ich weder, dass Dietrich seinen Posten freiwillig vor Ende seiner Amtszeit räumen wird und auch nicht, dass er Reschke entlassen und sich damit die Blöße geben würde, eingestehen zu müssen, dass Reschke, für den Schindelmeiser weg musste, ein riesiger Fehler war.
Denkbar wäre es, dass Dietrich Klinsmann als Sportdirektor installiert und Reschke ins zweite Glied als Kaderplaner zurückversetzt werden würde. Dann aber, ich habe es angesprochen, hätten wir erneut einen Sportdirektor ohne Erfahrung und einen schlauen Herrn Reschke im Hintergrund, der nicht nur den Trainer sondern auch Klinsmann mit schlauen Ratschlägen beglücken würde.
Für mich ist jede dieser Konstellationen problembehaftet und ich glaube auch nicht, dass sich Klinsmann darauf einlassen würde. Er wird einen Machtanspruch mitbringen und gestalten anstatt sich ein- bzw. unterordnen zu wollen. Ihm dürften die Türen in Fußball-Deutschland ohnehin offen stehen, so dass ich denke, dass seine Verbundenheit zum VfB allein nicht ausreichen dürfte, ihn zurück an den Neckar zu lotsen.
Matthias Sammer, Eurosport-Experte beim Spiel gegen die Eintracht, war (wie wir alle) entsetzt von dem, was er zu sehen bekam. Er meinte unter anderem:
“Die meisten – nicht alle – haben nicht die notwendige körperliche Verfassung. Wenn das reguläre Training nicht reicht, muss ich als erfahrener Profi abends meine Turnschuhe anziehen und mir die Füße wund laufen. Wenn du das Selbstvertrauen nicht hast, dann arbeiten Spieler wie Franck Ribéry, Arjen Robben, Rafinha – die arbeiten [wenn sie körperlichen Rückstand haben,] als gäbe es kein morgen. Wenn die körperliche Verfassung nicht stimmt, wird nie, nie etwas funktionieren.”
Dass Sammer das nicht nur so hingesagt hat, sondern als aktiver Profi selbst mit gutem Beispiel voranging, belegt eine Anekdote aus seiner Stuttgarter Zeit. Er wohnte damals nur wenige Meter von meinen Eltern in Remseck-Aldingen entfernt und war oft am Neckar zwischen Hofen und Aldingen beim Joggen anzutreffen. Als er dieser Freizeitbeschäftigung eines Tages auch in Neckarrems nachging und sah, dass auf dem Sportplatz Fußball gespielt wurde, fragte er höflich, ob er mitspielen dürfe. Dann verstärkte er die ortsansässige A-Jugend in einem Kick gegen die AH, der mein Vater angehörte und hatte großen Spaß dabei.
Ob es diesen Ansporn und diese Lust sich zu bewegen beim Großteil der heutigen Generation noch gibt, wage ich zu bezweifeln. In der jetzigen Situation wäre es für jeden Einzelnen angebracht, mehr als das Nötigste zu tun, um ein Level zu erreichen, mit dem man in der Bundesliga wieder konkurrenzfähig ist. Diese Konkurrenzfähigkeit sehe ich nicht, im Gegenteil, ich bin überzeugt davon, dass das Pokal-Aus in Rostock kein Zufall war und wir auch heute noch gegen jede Drittligamannschaft den Kürzeren ziehen würden, weil es einfach an allem fehlt.
Unseren Nationalspielern wäre es anzuraten, auf ihre Berufung zu verzichten und stattdessen die 13 Tage zwischen Nürnberg und Leverkusen zu nutzen, für den Verein, der sie fürstlich bezahlt, 24 Stunden am Tag da zu sein und Defizite aufzuarbeiten.
In dieser Verfassung sehe ich selbst für Nürnberg schwarz, und erst recht für die darauf folgenden Begegnungen. Wenn es „normal“ läuft und Weinzierl nicht das Unmögliche schafft, im laufenden Spielbetrieb das Team fit zu bekommen, könnten diese fünf Punkte unsere Marke zur Winterpause sein, was fast schon gleichbedeutend mit dem Abstieg wäre. Dieser wäre hausgemacht und wir stünden vor dem nächsten Neubeginn. Da die Ausgliederungsmillionen größtenteils in alternde Ex-Größen ohne Wiederverkaufswert investiert und somit verbrannt wurden und wohl jeder, der ein paar Euro einbringt, verkauft werden würde, mag ich mir heute die Situation im Sommer noch überhaupt nicht ausmalen.
Ein Jammer, wie man durch Lügen, Intrigen und falsche Personalentscheidungen nach dem Aufstieg so schnell so tief fallen konnte und dass es im Verein noch immer kein Regulativ gibt, welches Fehlentwicklungen schon im Ansatz anspricht und nicht hinterher erst auf schlau macht, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.
Trotz meines Pessimismus bin ich auf Nürnberg gespannt. Bis zum Frankfurt-Spiel war ich noch der Auffassung, dass es unser Glück sei, dass es Vereine wie Nürnberg und Düsseldorf gibt, die man auf jeden Fall hinter sich lassen könne.
Dieser Meinung bin ich nach dem Debakel gegen zugegebenermaßen sehr starke Frankfurter nicht mehr. Ich hoffe, das Team straft mich Lügen und dass wir doch etwas Zählbares aus dem Frankenland mitbringen, allein, mir fehlt der Glaube.
Ich kann Fußball schauen, was ich will, ich sehe derzeit keinen uninspirierteren, langsameren und mit mehr Anfängerfehlern gespickten Fußball wie den vom VfB, so dass ich mir die Wende zwar wünsche, jedoch nicht mehr (so früh) an sie glaube.
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3. April 2010
Der Erfolg trägt in Mönchengladbach derzeit vor allem einen Namen: Roel Brouwers. Der niederländische Innenverteidiger trumpft zum einen in der Abwehr auf und setzt mit seinen nunmehr sieben Saisontoren auch in
der Offensive immer wieder Ausrufezeichen. Brouwers hat in den vergangenen Monaten wie viele seiner Teamkollegen einen Schritt nach vorne gemacht. „Roel spielt eine super Saison“, befand Borussia-Kapitän Filip Daems jüngst nach dem 1:0-Sieg über den Hamburger SV, bei dem der Abwehrmann das Tor des Tages erzielt hatte. Neben Brouwers entwickelten sich in dieser Spielzeit auch Akteure wie Michael Bradley, Dante oder Tobias Levels zu echten Leistungsträgern der Fohlen-Elf, die als Tabellenzwölfter eigentlich mit dem Abstiegskampf nichts mehr zu tun haben sollte. Rein rechnerisch wäre das Undenkbare zwar noch möglich, aber aus sportlicher Sicht spricht nichts dafür, dass Borussia noch einmal um den Ligaerhalt zittern müsste. Zu stark präsentierte sich die Elf vom Niederrhein in den vergangenen Wochen. Zehn Punkte Vorsprung auf Relegationsplatz 16 hat sich das Frontzeck-Team erspielt. Kontinuierlich erarbeitete sich der Vorjahres-Aufsteiger in den letzten Monaten den Ruf, eine Mannschaft zu sein, die eine ordentliche Rolle in der Bundesliga spielen kann und die vor allem eines hat: Viel Perspektive. Ex-VfBler Michael Frontzeck und Sportdirektor Max
Eberl ist es gelungen, bei der Kaderzusammenstellung auf eine gute Mischung aus erfahrenen Spielern und hungrigen Youngstern zu achten. Frontzeck gibt jungen Spielern aus dem eigenen Nachwuchs auch regelmäßig
Chancen, im Profi-Team Fuß zu fassen und vielleicht sogar auf den Spuren von Marco Reus zu wandeln. Der technisch versierten U21-Nationalspieler, der im vergangenen Sommer von Rot-Weiss Ahlen verpflichtet worden ist, zählt inzwischen zu den Stammkräften und ist mit seinen fünf Toren auch der bisher erfolgreichste Stürmer der Borussia. Vieles scheint dieser Tage also wunschgemäß zu laufen in Mönchengladbach. Einzig die Spielbilanz auf fremden Plätzen bereitet noch Kopfzerbrechen. Denn in der Auswärtstabelle stehen die Gladbacher nur auf dem 17. Rang. Gerade einmal zehn Punkte konnten in 14 Gastspielen eingefahren werden – zu wenig um einen einstelligen Tabellenplatz anzupeilen, aber gerade noch ausreichend, wenn man wie die Borussia vor heimischer Kulisse regelmäßig Siege feiert.
Top Facts: Die heutige Paarung im Fokus
1 Borussia gewann nur eines der letzten 23 Aufeinandertreffen mit dem VfB (zwölf Niederlagen, zehn Remis). Im April 2005 siegten die Fohlen zu Hause mit 2:0.
2 Der letzte Gladbacher Sieg in Stuttgart liegt über 15 Jahre zurück. Nach einem 0:2-Rückstand gewannen die Borussen 1994 noch mit 4:2.
3 Gladbachs Roel Brouwers ist mit seinen sieben Saisontreffern der torgefährlichste Verteidiger der gesamten Liga. Der letzte hat sich das Frontzeck-Team erspielt. Kontinuierlicherarbeitete sich der Vorjahres-Aufsteiger Abwehrspieler, dem so viele Saisontore gelangen, war Frank Fahrenhorst, der in der Spielzeit 2003/04 sieben Mal für den VfL Bochum traf.
4 In den letzten elf Begegnungen zwischen beiden Teams fielen nur einmal mehr als zwei Treffer, beim 3:1-Auswärtserfolg des VfB in der Vorsaison.
5 Am 15. August 1987 musste Borussia Mönchengladbach gegen den VfB die höchste Auswärtsniederlage in der Bundesliga einstecken. Gegner war damals der VfB. Beim 6:0 im Neckarstadion erzielte Jürgen Klinsmann
einen lupenreinen Hattrick.
6 Aus den letzten sechs Spielen holte die Elf von Christian Gross 13 Punkte und ist zudem mit 25 gesammelten Zählern die beste Rückrundenmannschaft.
7 Borussen-Coach Michael Frontzeck spielte von 1989 bis 1994 auf dem Wasen. Beim Gewinn der Meisterschaft 1992 avancierte der gebürtige Mönchengladbacher zum VfB-Dauerbrenner und stand bei allen 38 Spielen
der Saison auf dem Platz.
Gesamtbilanz:
79 Spiele, 32 VfB-Siege, 25 Unentschieden und 22 Mönchengladbach-Siege, bei einem Torverhältnis von
133:101 für den VfB Stuttgart.
Heimbilanz des VfB gegen Borussia Mönchengladbach:
20 VfB-Siege, 10 Unentschieden und 9 Heimniederlagen bei einem Torverhältnis von 85:40 für den VfB.
(Stadion Aktuell 3.4.10)
in den letzten Monaten den Ruf, eine
Mannschaft zu sein, die eine ordentliche Rolle
in der Bundesliga spielen kann und die vor
allem eines hat: Viel Perspektive. Ex-VfBler
Michael Frontzeck und Sportdirektor Max
Eberl ist es gelungen, bei der Kaderzusammenstellung
auf eine gute Mischung aus erfahrenen
Spielern und hungrigen Youngstern
zu achten. Frontzeck gibt jungen Spielern
aus dem eigenen Nachwuchs auch regelmäßig
Chancen, im Profi-Team Fuß zu
fassen und vielleicht sogar auf den Spuren
von Marco Reus zu wandeln. Der technisch
versierten U21-Nationalspieler, der im vergangenen
Sommer von Rot-Weiss Ahlen
verpflichtet worden ist, zählt inzwischen zu
den Stammkräften und ist mit seinen fünf
Toren auch der bisher erfolgreichste Stürmer
der Borussia. Vieles scheint dieser
Tage also wunschgemäß zu laufen in Mönchengladbach.
Einzig die Spielbilanz auf
fremden Plätzen bereitet noch Kopfzerbrechen.
Denn in der Auswärtstabelle stehen
Der Erfolg trägt in Mönchengladbach derzeit
vor allem einen Namen: Roel Brouwers.
Der niederländische Innenverteidiger trumpft
zum einen in der Abwehr auf und setzt mit
seinen nunmehr sieben Saisontoren auch in
der Offensive immer wieder Ausrufezeichen.
Brouwers hat in den vergangenen Monaten
wie viele seiner Teamkollegen einen Schritt
nach vorne gemacht. „Roel spielt eine super
Saison“, befand Borussia-Kapitän Filip Daems
jüngst nach dem 1:0-Sieg über den Hamburger
SV, bei dem der Abwehrmann das Tor
des Tages erzielt hatte. Neben Brouwers entwickelten
sich in dieser Spielzeit auch Akteure
wie Michael Bradley, Dante oder Tobias
Levels zu echten Leistungsträgern der Fohlen-
Elf, die als Tabellenzwölfter eigentlich
mit dem Abstiegskampf nichts mehr zu tun
haben sollte. Rein rechnerisch wäre das Undenkbare
zwar noch möglich, aber aus sportlicher
Sicht spricht nichts dafür, dass Borussia
noch einmal um den Ligaerhalt zittern müsste.
Zu stark präsentierte sich die Elf vom Niederrhein
in den vergangenen Wochen. Zehn
Punkte Vorsprung auf Relegationsplatz 16
die Gladbacher nur auf dem 17. Rang. Gerade
einmal zehn Punkte konnten in 14 Gastspielen
eingefahren werden – zu wenig um
einen einstelligen Tabellenplatz anzupeilen,
aber gerade noch ausreichend, wenn man
wie die Borussia vor heimischer Kulisse regelmäßig
Siege feiert.
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30. Dezember 2009
4.1.2009
Der Vertrag mit Pavel Pardo wurde aufgelöst.
Aufgrund seiner Verdienste beim VfB, vor allem seiner tollen Saison 2006/2007, legte der Verein Pavel keine Steine in den Weg, um bei “seinem” Verein CF América anzuheuern. Pavel kam auf 71 Bundesligaspiele, in denen er 4 Tore erzielte. Alles Gute Pavel Pardo.
6.1.2009
Manuel Fischer wird zur TUS Koblenz in die 2. Liga verliehen.
8.1.2009
Start des Trainingslagers in Portimão,
mit dabei Neuzugang Timo Gebhart sowie die Youngsters Patrick Funk und Julian Schieber.
10.1.2009
3:2-Sieg im Test gegen Ajax Amsterdam,
Torschützen des VfB waren Lanig, Schieber und Hitzlsperger.
13.1.2009
3:2-Sieg nach 0:2-Rückstand gegen Rot-Weiß Oberhausen,
Torschützen 2x Bastürk und Gomez
14.1.2009
Arthur Boka verlängerte seinen Vertrag vorzeitig bis 2012
17.1.2009
Rückkehr des VfB-Trosses aus Portugal
20.1.2009
2:2 im Test gegen den SC Freiburg in der Mercedes-Benz-Arena,
Der VfB sucht noch nach seiner Form für die Rückrunde. Die Schwaben kamen am Dienstagabend in einem Testspiel gegen den Zweitligisten SC Freiburg nicht über ein 2:2 (1:1) hinaus. Vor 1200 Zuschauern in der Mercedes-Benz Arena rettete der eingewechselte Brasilianer Elson den Gastgebern mit einem Traumtor in der 83. Minute das Remis. Angreifer Mohamadou Idrissou (37./56. Minute) erzielte beide Treffer für die Breisgauer. Torjäger Mario Gomez (44.) hatte zum zwischenzeitlichen 1:1 getroffen. (aus STZ online)
21.1.2009
Schieber (bis 2011), DiDavi und Träsch (beide bis 2012) verlängern ihre Verträge
27.1.2009
1:5 gegen die Bayern: Der mutlose VfB erlebt ein Debakel
Spielbericht STZ online: Der VfB Stuttgart hat das erste Pflichtspiel im neuen Jahr verloren. Der Fußball-Bundesligist unterlag am Dienstagabend im Achtelfinale des DFB-Pokals dem FC Bayern mit 1:5 (0:3). “Wir waren viel zu ängstlich”, sagt der Teamchef Markus Babbel.
So haben sich weder der Teamchef Markus Babbel noch seine Mannschaft den Einstieg nach der Winterpause vorgestellt. Es sollte ein großer Abend für den VfB Stuttgart in der Mercedes-Benz-Arena werden. Alles schien bereitet. Das heimische Stadion war mit 55 500 gespannten Zuschauern ausverkauft, die Spieler hatten sich einiges vorgenommen – und dann das. Der VfB ließ sich vom FC Bayern München vorführen, die Fußballer vom Wasen schlichen nach der 1:5-Lektion gegen den Rekordmeister vom Platz.
Zurück blieben mehr Fragen als Antworten. Denn erstmals gab es im sechsten Pflichtspiel unter Babbel eine Niederlage, und es ist schwer abzusehen, wie der Teamchef und die Mannschaft dieses Debakel bis zum Rückrundenstart am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach verarbeiten werden. Vor Selbstvertrauen werden die Stuttgarter jedenfalls nicht mehr strotzen. Dabei schien Babbel der Mannschaft nach der Trennung von Armin Veh den Glauben an die eigene Stärke wieder eingeimpft zu haben. Nun aber griffen die Maßnahmen von Babbel erstmals nicht.
Um die Münchner zu verblüffen, hatte sich der VfB-Teamchef taktisch etwas einfallen lassen. Er stellte im Angriff weder Ciprian Marica noch Julian Schieber neben Mario Gomez, sondern er zauberte Yildiray Bastürk für die Anfangself hervor. Den verletzungsanfälligen Türken hatte niemand mehr so richtig auf der Rechnung gehabt, doch nach einer guten Vorbereitung vertraute Babbel ihm – und der kleine Mittelfeldmann erhielt den Auftrag, den groß gewachsenen Bayern-Innenverteidigern in vorderster Reihe mit Dribblings Probleme zu bereiten. Allerdings kam die Nummer zehn der Stuttgarter in der neue Rolle nicht zurecht.
Die zweite Überraschung für die Bayern dürfte gewesen sein, dass der VfB so ziemlich alles vermissen ließ, was ihn seit dem Amtsantritt von Babbel am 23. November 2008 ausgezeichnet und noch vor wenigen Wochen im Bundesligaduell gegen die Münchner zum 2:2 geführt hatte. Diesmal fehlte es jedoch an Leidenschaft und Aggressivität, dafür leisteten sich die Gastgeber Fehlpässe in Serie. Vor allem Roberto Hilbert brachte kaum einen Ball zum Mitspieler, und nur Thomas Hitzlsperger hielt dagegen.
Das war aber deutlich zu wenig, wie sich schnell zeigte. Nach einem Patzer von Arthur Boka erzielte Bastian Schweinsteiger das 1:0 (14.). Der VfB hatte sich noch nicht von dem Schock erholt, da landete das Spielgerät wieder im Tor. Franck Ribéry schloss einen Angriff erfolgreich ab (16.) – und der Stuttgarter Schlussmann Jens Lehmann tobte, fassungslos über die Lethargie der Mitspieler.
Dann bekam Lehmann die Kugel doch erstmals zu fassen, ausgerechnet nach einem Elfmeter (21.). Ribéry hatte nach einem Handspiel von Boka in arroganter Weise versucht, den Ball lediglich in die Mitte zu lupfen. Der VfB-Keeper durchschaute das Spiel des Franzosen jedoch und fing den Ball locker.
Doch wer gehofft hatte, der VfB würde eine Trotzreaktion zeigen und sich aufbäumen, weil die Bayern versuchten, ihn lächerlich zu machen, sah sich getäuscht. Das Team blieb emotionslos, die zarten Angriffsbemühungen verfingen sich in der Münchner Defensive, und es entwickelte sich eine Partie, wie sie der FC Bayern liebt: Ball und Gegner kontrollieren – und dann zuschlagen. Luca Toni vollendete nach Vorarbeit von Ribéry zum 3:0 (43.).
Nach der Pause brachte Babbel mit Marica einen zweiten gelernten Stürmer – und der Rumäne stand gleich im Mittelpunkt. Wegen Abseits wurde sein Treffer aber nicht anerkannt (47.). Nichts war es also mit mehr Spannung und schon gar nicht mit einer Wende. Nach einem Foul von Lehmann an Zé Roberto verwandelte Schweinsteiger den Strafstoß sicher (54.). Das Debakel war perfekt, doch die Elf des Bayern-Trainers Jürgen Klinsmann hatte noch nicht genug. Mühelos erzielte Zé Roberto das fünfte Tor (59.).
“Wir waren viel zu ängstlich”, sagte Babbel. Immer wieder hatte er versucht, seine Schützlinge von der Seitenlinie aus anzutreiben, und wie versteinert erlebte er von der Bank aus erstmals die Machtlosigkeit eines Trainers. Was zum einen an der Stärke des Gegners lag, zum anderen aber auch an der Schwäche der eigenen Elf, für die Mario Gomez traf (84.). Die von Personalsorgen geprägte Vorbereitung mag da einen Erklärungsansatz für die unterirdische Leistung bieten, eine Entschuldigung liefert sie jedoch nicht. Die Gründe für das Versagen muss nun Babbel suchen – und das möglichst schnell.
30.1.2009
Georg Niedermeier wird für 1 1/2 Jahre vom FC Bayern ausgeliehen
31.1.2009
VfB gewinnt 2:0 gegen Bor. M’Gladbach
STZ online: Vier Tage nach der 1:5-Pleite gegen Bayern München hat der VfB Stuttgart einen weiteren Rückschlag mit viel Mühe verhindern können. Die Mannschaft von Teamchef Markus Babbel kam zum Auftakt der Bundesliga-Rückrunde gegen Schlusslicht Borussia Mönchengladbach trotz einer erneut enttäuschenden Leistung zu einem 2:0 (0:0).
Für die ambitionierten Schwaben war es im Kampf um einen Platz im internationalen Geschäft ein wichtiger Erfolg. Für Gladbach, das in der Winterpause rund fünf Millionen Euro in vier Neuzugänge investiert hatte, war es im Abstiegskampf ein weiterer Rückschlag. Für die fünfte Borussen-Niederlage in Folge sorgten der Rumäne Ciprian Marica (67.) und Nationalspieler Mario Gomez mit seinem achten Saisontor (86.).
41.300 Zuschauer erlebten allerdings eine spielerisch schwache Bundesliga-Partie mit viel Kampf und noch mehr Krampf. Dem VfB war nach der Demontage gegen die Bayern die Verunsicherung deutlich anzumerken. Zwar agierten die Schwaben überlegen, aber oft zu harmlos und statisch, um Gladbach in Verlegenheit zu bringen.
Allerdings trafen die Gastgeber auch auf eine von Trainer Hans Meyer sehr defensiv eingestellte Borussen-Elf, in der Nationalspieler Marko Marin und Oliver Neuville zunächst auf der Bank saßen. Die Gladbacher zogen sich bei Angriffen des VfB weit zurück, Neuzugang Tomas Galasek spielte dabei sogar eine Art Libero hinter der Viererkette. Der neue Borussen-Keeper Logan Bailly musste in der ersten Hälfte deshalb auch nur einmal eingreifen, als er gegen Gomez aus kurzer Distanz parierte (36.).
Dagegen hatte VfB-Torhüter Jens Lehmann, der nach seiner Kritik an Mitspielern und Trainer eine Geldstrafe erhalten hatte, vor der Pause zwei brenzlige Situationen zu überstehen. In der neunten Minute verpasste Rob Friend, die einzige echte Gladbacher Spitze, eine Hereingabe von Karim Matmour nur um Zentimeter. Dann schoss der Kanadier freistehend über das Stuttgarter Gehäuse (29.). Nach dem Wechsel erhöhte der VfB den Druck und hätte mit Hilfe des nicht immer sicher wirkenden Bailly in der 55. Minute fast die Führung erzielt. Den Kopfball von Gomez kratzte Steve Gohouri aber von der Linie. Auf der anderen Seite verfehlte ein Kopfball von Roel Brouwers (60.) nach einer Unsicherheit von Lehmann nur knapp das Ziel, ehe Marica nach einem Stellungsfehler in der Gladbacher Defensive für das erlösende 1:0 sorgte.
Bei Stuttgart konnten Khedira und Gomez noch am ehesten gefallen. Gladbach hatte in Matmour seinen auffälligsten Spieler.
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