20. Dezember 2012
Das letzte Spiel des Jahres war ein Spiegelbild der Vorrunde. Wenig souverän schleppten sich die Brustringträger zum Sieg, das Spiel stand auf des Messers Schneide, einmal mehr dürfen wir uns bei Sven Ulreich bedanken, dass wir im DFB-Pokal überwintern.
So stehen unter dem Strich 25 Punkte in der Bundesliga, mit Tuchfühlung zu den Championsleagueplätzen, der Einzug ins Sechzehntelfinale in der Europa League, wo mit Genk eine lösbare Aufgabe wartet und dem Erreichen des Viertelfinales im DFB-Pokal, wo die Hürde zum Halbfinale auch nicht besonders hoch zu sein scheint. So gesehen eine erfolgreiche Halbserie, eine der besten in den letzten Jahren.
Wenn denn die oftmalige spielerische Armut nicht wäre. Hier ist noch viel Luft nach oben. Schaun wir mal, ob uns das Christkind noch eine Verstärkung unter den Baum legt. Große Hoffnungen hege ich in die Rückkehr von Daniel Didavi, der jetzt die große Chance haben wird, sich als Stammspieler zu etablieren und unser Kreativspiel zu beleben.
Maza wird uns wohl verlassen, in dieser Personalie sehe ich, wie Fredi Bobic auch, keinen großen Bedarf nachzurüsten, möchte man den Talenten Antonio Rüdiger, Benedikt Röcker sowie Patrick Bauer, der im Sommer zurück kommt, den Weg nicht verbauen. Es tut sich also etwas bei den Jungen Wilden reloaded. Auch Raphael Holzhauser hat einen großen Schritt nach vorn gemacht, auch wenn er sich im Klaren sein muss, dass er gerade im Defensivverhalten noch sehr viel lernen muss. In dem Karrierestadium, in dem sich Holzhauser befindet, entscheidet sich, ob er das Zeug zum Großen hat, indem er den Ehrgeiz an den Tag legt, sich stetig zu verbessern oder ob er sich damit zufrieden gibt, dass er in der Bundesliga angekommen ist. Wie ich Bruno Labbadia kennen gelernt habe, wird er gerade dies nicht dulden, so dass sich ein vermeintlicher Himmelsstürmer schneller wieder bei den Amateuren wiederfinden könnte, als er denkt.
Ob uns weitere Abgänge bevorstehen bleibt abzuwarten. Kuzmanovic ist ja immer wechselwillig, er sollte eben auch einmal einen Verein bringen und nicht nur Sprüche klopfen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Fredi gesprächsbereit wäre und ihn womöglich sogar für nen Appel und ein Ei gehen lassen würde, alleine schon um ihn von der Gehaltsliste zu bekommen und einen Unruheherd weniger im Team zu haben. Sportlich wäre er kein allzu großer Verlust, außerdem ist er im Sommer sowieso weg.
Der Kader ist groß genug, diesen „Verlust“ aufzufangen, ein gewisses Risiko ist trotzdem immer dabei, wenn man auf lauter Grünschnäbel setzt. Meiner Meinung nach ist dieser Weg dennoch der richtige für den VfB, der sich momentan wohl immer noch keine gestandenen Spieler, die uns sofort weiter helfen, leisten kann.
Jetzt ist erst einmal Pause. Zeit zum Durchatmen, für Fans und Spieler. Das Team kam schon seit Wochen auf dem Zahnfleisch daher, umso wichtiger wird es sein, dass die Mannschaft in der Weihnachtspause den Akku wieder auflädt, um im Trainingslager in der Türkei wieder voll angreifen zu können. Wenn auf diese (spielerisch) durchwachsene Vorrunde eine erneut traditionell starke Rückrunde folgen sollte, ja, träumen ist erlaubt, wer weiß, was dann alles drin ist im Jahr 2013.
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5. März 2012
Samstagnacht 4 Uhr in Stuttgart. Der Wecker klingelt und es heißt Aufstehen. Aufstehen für den VfB, aufstehen für die gut 660 Kilometer nach Hamburg, aufstehen, um den um 5.51 Uhr startenden ICE zu erreichen. Aufstehen für die Tour in meine Lieblingsstadt! Aufstehen für Hamburg, und das zum zweiten Mal innerhalb von 6 Tagen. Aber auch Aufstehen für den Auswärtssieg?
Wer’s glaubt, wird selig. Seit Ende September gab es keinen Auswärtssieg mehr. Mit Ausnahme des 2:2 in Leverkusen setzte es auswärts fast nur noch Niederlagen. So hielt sich mein Optimismus an diesem noch dunklen Samstagmorgen schwer in Grenzen. Woher also die Motivation nehmen, aufzustehen? Diese Frage stellt sich ein Fan gewöhnlich nicht, will man doch dabei sein, wenn sein Verein antritt. Als Fan malt man aber auch nicht schwarz, sondern hofft darauf, dass jede (Negativ-) Serie auch einmal ein Ende haben wird. Dazu kommt natürlich, dass bei so einer Tour der Spaß neben dem Fußball auch nicht zu kurz kommt. Dass wir in Hamburg einige Bekannte treffen würden, war ausgemachte Sache. Zufall war es aber, dass wir schon am Hauptbahnhof Stuttgart einige Freunde trafen, mit denen wir die komplette Fahrt in den hohen Norden schon feuchtfröhlich im Bistrowagen der Deutschen Bahn verweilten, so dass die Zeit wie im Flug, ähm Zug, verging. Um 11.34 Uhr erreichten wir pünktlich den Hamburger Hauptbahnhof, von wo aus wir die vorab gecheckte Verbindung mit der U3 bis zur Station „St. Pauli“ nahmen und alsbald in unserem Hotel, dem Holiday Inn Express Reeperbahn, einchecken konnten. Noch einen kurzen Snack im Maredo auf der sündigen Meile eingeworfen und wir machten uns auch schon auf den Weg zur Imtech-Arena, wie das Volksparkstadion neuerdings heißt. Gegen 14 Uhr trafen wir dort ein und überlegten gerade, ob wir schon rein gehen sollten, als die Ultras mit ihren Fahnen und Doppelhaltern um die Ecke kamen. Dies war dann Anlass genug, noch schnell hinein zu huschen, da sich deren Einlass erfahrungsgemäß zeitlich in die Länge zieht. Drinnen trafen wir dann gleich einige Mädels und Jungs vom OFC Roter Brustring Hamburg (RBHH), die schon fast traditionell zu „ihrem“ Heimspiel im Anschluss an das Spiel eine Barkassenfahrt auf der Elbe, inklusive Transfer vom Stadion zum Anleger, veranstalten. Zum dritten Mal in Folge habe ich uns dafür angemeldet. Lustig fand ich ja die Anekdote, dass die OFC-Mitglieder sich beim Einlass rechtfertigen mussten, weil sie „Hamburg“ in ihrem Logo haben und der Ordnungsdienst sie wohl am liebsten zu den Heimfans gesteckt hätte. Je näher der Spielbeginn rückte, desto mehr Bekannte trafen ein, so dass die Zeit rasend schnell um ging und wir uns langsam mal einen guten Platz im Stehblock suchen mussten. Relativ weit oben noch hörte ich es nach uns rufen, so dass wir uns gleich zu unseren Berkheimern gesellten. Im Stehblock war es natürlich wieder schwierig, vernünftige Fotos von unseren Ultras zu machen. Das nahm ich aber in Kauf, da vernünftige Geradentickets kaum unter 60 Euro zu haben waren und die auch wesentlich teureren Plätze über und neben dem Fanblock keinen besonderen Mehrwert diesbezüglich geboten hätten.
Gut elf Stunden nach dem Aufstehen, blickten wir also auf das weite Rund hinab und ich erinnerte mich daran, welch enttäuschende Vorstellungen der VfB in den vergangenen Jahren an gleicher Stelle abgeliefert hatte. Die letzten vier Vergleiche wurden allesamt verloren, wobei mir zwei davon in besonders schlechter Erinnerung sind. Als Meister setzte es 2007 eine herbe 1:4 Schlappe, der VfB in Gelb-Schwarz und mit einem gewissen R. S. aus N. im Kasten, der es unnachahmlich verstand, völlig hirn- und planlos durch seinen Strafraum zu irren, so dass auch der abgeklärteste Abwehrspieler dessen Welt nicht verstand. Gut, sagte ich mir schon damals, ohne Torwart verliert man auch in Hamburg… In der letzten Saison dann als unser rumänischer, noch von Heldt und Veh per DVD-Studium gesichteter und verpflichteter, „Wunderstürmer“ Ciprian Marica schon nach 16-Minuten Schiri Stark mit dem A-Wort bedachte und des Feldes verwiesen wurde. Eigentlich hat er ja Recht, dachte ich mir damals, trotzdem für einen Fan frustrierend, wenn man einmal durch fast ganz Deutschland fährt und dann auf dem Absatz wieder kehrt machen könnte, weil nach einer solchen Undiszipliniertheit in der Anfangsphase ein positives Ergebnis ziemlich unwahrscheinlich geworden war.
Zurück in der Neuzeit: als die Mannschaftsaufstellung vom VfB verlesen wurde, atmete ich zunächst auf, dass der VfB gegenüber dem Sieg gegen Freiburg unverändert antrat. Aufatmen deshalb, weil ich hoffte, dass Labbadia auch nach dem Ablauf von Molinaro’s Rotsperre Gotoku Sakai in der Mannschaft lassen würde. Dieser mausert sich immer mehr zu einer echten Verstärkung und harmoniert prächtig mit Shinji Okazaki auf der linken Seite. Ansonsten bestand auch wenig Grund zu tauschen, was bedeutete, dass Georg Niedermeier trotz Rippenprellung spielen konnte und Cacau, trotz Treffer in der Woche im Länderspiel gegen Frankreich, abermals auf der Bank saß.
Der VfB begann äußerst konzentriert und war zunächst einmal auf Sicherheit bedacht. Die ersten Chancen vergab Hajnal für den VfB, während die VfB-Abwehr sicher stand und nicht zu durchbrechen war. Nach 20 Minuten begannen wir schon den Teufel an die Wand zu malen. Der VfB hatte auch in einigen zurückliegenden Auswärtsspielen ganz gefällig angefangen und brach nach einem Gegentor dann auseinander. Anders jedoch jetzt in Hamburg. Mitte der zweiten Halbzeit brachte uns Vedad Ibisevic mit einer Klasseaktion in Führung. Wer jetzt wütende und stürmende Hamburger erwartete, wurde enttäuscht, der VfB erspielte sich weitere Chancen und erhöhte nur 8 Minuten nach dem 1:0 durch Kuzmanovic per Elfmeter auf 2:0. Der einzige Aufreger aus VfB-Sicht erfolgte erst kurz vor dem Pausenpfiff, als der HSV einen Freistoß in aussichtsreicher Position zugesprochen bekam. Ulreich hatte aber mit Petric‘ Schüsschen keine Problem. So konnten wir mit einer beruhigenden Führung das Pausenbier genießen, so richtig trauen wollte dem Braten aber noch niemand. Man kennt ja den VfB. Doch dieser kam auch mit Elan aus der Pause. Rajkovic, der schon den ersten Elfer verursachte, legte Harnik elfmeterreif im Strafraum. Kuzmanovic verwandelte auch den zweiten Elfer sicher, so dass eigentlich nichts mehr anbrennen sollte.
In der 54. Minute dann schließlich die endgültige Entscheidung in diesem einseitigen Spiel. Sven Ulreich sprintete in Richtung Eckfahne, um einen Ball abzuschirmen und ihn ins Aus trudeln zu lassen, als plötzlich wie von einer Tarantel gestochen Paulo Guerrero angerauscht kam und ihn aufs übelste abgrätschte. Schon im Stadion hatte man gesehen, dass der Peruaner vorsätzlich eine schwere Verletzung unseres Keepers in Kauf genommen hat. In Anbetracht der Eskapaden dieses Skandal-Spielers ringt sich das Sportgericht hoffentlich zu einem äußerst harten Urteil durch und zieht Guerrero für eine lange Zeit aus dem Verkehr. Fürs erste ist ein Strafmaß von acht Spielen gefordert, gegen das der HSV Einspruch eingelegt hat. Der HSV versucht das brutale Einsteigen zu bagatellisieren und vergleicht das Einsteigen Guerreros mit dem Platzverweis von Ottl, für das er nur drei Spiele Sperre erhielt. Dieser Vergleich hinkt allerdings gewaltig. Abgesehen davon, dass ich die drei Spiele für Ottl auch als zu wenig empfand, war bei seiner Aktion noch irgendwie der Ball in der Nähe. Außerdem war das Tackling Ottls knapp über der Grasnarbe, während Guerrero angestürmt kam und im Stile eines Weitspringers Ulreich umsenste. Wäre das getroffene Bein sein Standbein gewesen, es wäre mit Sicherheit durch gewesen und unser Ulle hätte die nächsten sechs bis neun Monate in der Reha verbringen müssen. Dass Guerrero immer wieder das Kind im Manne zeigt, beweisen seine trotzigen Aussagen nach dem Spiel „er ist ja wieder aufgestanden und hat weiter gespielt“. Das spielt beim Sportgericht nur eine untergeordnete Rolle, zumal er nicht wegen rohem Spiels sondern wegen einer Tätlichkeit gesperrt wurde. Dass Guerrero von einigen HSV-Fans noch gefeiert wurde zeugt vom Niveau dieser geistigen Tiefflieger.
Nach der Aktion war der weitere Spielverlauf fast zur Nebensache geworden. Das Ding war gelaufen, der VfB steuerte einem ungefährdeten Auswärtssieg entgegen und wir in der Kurve standen noch immer unter dem Eindruck des Brutalo-Fouls an Ulreich. Die HSV-Fans waren gar nicht mehr zu hören, es schallten nur noch VfB-Freudengesänge und hin und wieder ein mit Inbrunst gesungenes Scheiß HSV durchs Stadion. Mehr als 2.500 Brustringträger übernahmen das Kommando im Volkspark und verabschiedeten die nach Hause eilenden Rauten mit einem freundlich gemeinten „Auf Wiedersehen“. Der VfB derweil erspielte sich Chance um Chance, am Ende laut Kicker-Statistik 0:10, und hätte weitaus höher gewinnen können. Einer ging dann doch noch rein: Martin Harnik, derzeit bester Torjäger der Rückrunde, trug sich auch noch in die Torschützenliste ein und vollendete zum auch in dieser Höhe völlig verdienten 0:4, seinem 14. Saisontor.
Schrieb ich letzte Woche noch, dass man die Saison eigentlich langsam ausklingen lassen kann, sind jetzt plötzlich die Europa League Plätze in Reichweite. Sollte Fürth im Pokalhalbfinale an Dortmund scheitern, was ja nicht komplett ausgeschlossen ist, dürfte bereits der siebente Tabellenplatz zur Europa League Teilnahme reichen. Drei Punkte trennen uns von Hannover, vier von Bremen auf dem 6. Platz. Und, diese beiden treffen am Wochenende aufeinander, was bedeutet, dass wir, vorausgesetzt eines eigenen Sieges gegen Kaiserslautern, aufgrund des besseren Torverhältnisses Hannover überholen könnten, sollten die in Bremen verlieren. Verrückt, wie schnell das mit der 3-Punkte-Regelung geht. Vor 2 Wochen sah ich uns noch bis zum Ende gegen den Abstieg spielen, da sich eine unterirdische Leistung an die nächste reichte. Plötzlich, 17 Tore aus den letzten fünf Spielen, sind wir die Torfabrik der Liga. Eigentlich bin ich ja kein großer Freund der Europaleague. Die Reisen haben zwar schon ihren Reiz, die vielen Sonntagspiele nerven aber und als Tabellensiebenter würde man sicherlich bereits schon im Juli gegen den Meister aus Kasachstan um den Einzug in die nächste Qualifikationsrunde kämpfen, was eine vernünftige Saisonvorbereitung erschweren und ein richtiges Trainingslager, in dem alle Nationalspieler mit von der Partie sind, unmöglich machen würde. Andererseits hat der Umstand früh schon Wettbewerbsspiele zu haben manchen Mannschaften auch schon genutzt. Scheint also auch eine Kopfsache zu sein. Dem VfB unter Christian Gross hat eine solche Vorbereitung vor zwei Jahren nicht gut getan. Aber natürlich stehen die Chancen jetzt recht gut, angesichts der kommenden Gegner Lautern, in Sinsheim und gegen den Club. Und, der VfB macht mittlerweile wieder einen stabileren Eindruck als noch vor ein paar Wochen. Wird diese Stabilität in die nächsten Wochen mitgenommen, steigert sich auch das Selbstvertrauen des Teams, was Hoffnung auf weitere Heldentaten macht. Hamburg war jedenfalls eine wunderschöne Heldentat, auch aus dem Grund, dass wir damit unseren Freunden, die dem FC St. Pauli nahe stehen, eine riesen Freude machen konnten.
Nach dem Spiel ging es dann bestens gelaunt Richtung Bus des RBHH und von dort zum Anleger Nähe Baumwall. Noch kurz formiert für ein Gruppenbild und schon ging’s los. Die Barkassenfahrt war wieder richtig klasse organisiert und hat großen Spaß gemacht. Der Käpt’n hatte ein Einsehen und legte kurzerhand an, damit sich die Herren erleichtern konnten und das enge Schiffsklo ein wenig entlastet wurde. Es wurde viel gesungen und gelacht und Flensburger (zumindest von mir) getrunken. Auch die VfB-Fanbetreuung war mit Klenky und Christian vertreten, auch eine Reminiszenz an den Beistand von Oben, dem Beinamen des OFC’s, der die VfB-Farben in der Hansestadt hoch hält. Die Fahrt war wie immer sehr kurzweilig, für eine Hafenrundfahrt zwar sehr lang, trotzdem ging sie für alle viel zu schnell zu Ende.
Wir zogen danach noch weiter auf den Kiez und wurden dort noch einmal so richtig gefeiert. Die am Kiez ansässigen bzw. dort verkehrenden stehen nun mal eher zu ihrem Stadtteilclub als zum HSV, so dass wir noch zig Hände schüttelten und sich die meisten mit uns freuten. Ein rundum gelungener Ausflug also. Wäre „Hamburg, meine Perle“ nicht gerade DER HSV-Song, ich würde das heute noch summen, mit dem geilen Gefühl des Auswärtssieges im Kopf.
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24. Januar 2011
Der VfB Stuttgart kann immerhin einen Punkt bei Borussia Dortmund erobern. Pogrebnjak erzielt kurz vor Schluss noch das 1:1 (1:0). Dabei verpasste es der Tabellenführer, die Partie rechtzeitig zu entscheiden.
Spielverlauf:
Die Dortmunder tauchten bereits in der dritten Spielminute das erste Mall gefährlich vor dem Tor des VfB Stuttgart auf. BVB-Stürmer Robert Lewandowski kam völlig freistehend zum Abschluss. Doch sein Schuss verfehlte das Gehäuse von Torhüter Sven Ulreich deutlich.
Auf der Gegenseite sorgte Stuttgarts Stürmer Pawel Pogrebnjak für erste Aufregung (6. Minute). Der Russe versuchte, im Duell mit Dortmunds Schlussmann Roman Weidenfeller einen Elfmeter zu schinden. Der Pfiff von Schiedsrichter Brych blieb allerdings zu recht aus. In der Folge zeigten die Dortmunder die bessere Spielanlage, doch die besseren Chancen hatten zunächst die Stuttgarter: Erst prüfte Christian Gentner nach einer Kuzmanovic-Ecke Dortmunds Torhüter Weidenfeller per Kopf (14.) und nur wenige Minuten später kam Sven Schipplock ebenfalls frei zum Kopfball (18.), der allerdings das Tor deutlich verfehlte. Schipplock war für den verletzten Cacau » in die Mannschaft gerückt. Das war auch die einzige personelle Veränderung beim VfB im Vergleich zum Sieg gegen Mainz .
Nach 20. Minuten zog sich der VfB Stuttgart dann zunehmend zurück und überließ dem BVB das Spiel. Folgerichtig erarbeiteten sich die Dortmunder auch mehr Torchancen. Erst suchten Nuri Sahin (21.) und Marcel Schmelzer (24.) mit Distanzschüssen aus halblinker Position den Abschluss – ohne Erfolg. Dann verlieren Stuttgarts Abwehrspieler Delpierre und Molinaro den Ball leichtsinnig an Jakub Blaszczykowski. Der Pole legt sich den Ball allerdings zu weit vor, sodass ihm Stuttgarts Torhüter Sven Ulreich die Kugel vom Fuß schnappen kann (28.). Und auch in der 30. Minute gingen die Dortmunder zu fahrlässig mit einer Torchance um: Aus aussichtsreicher Position will Sahin auf Stürmer Lewandowski passen, statt selbst den Torabschluss zu suchen.
Dortmunder lassen viele Chancen ungenutzt
Doch kurz vor der Halbzeit waren die Dortmunder dann doch noch erfolgreich. Nach einer schnellen Kombination von Sahin über Kevin Großkreutz schiebt Mario Götze zur Führung der Gastgeber ein (42.). Den Schlusspunkt der ersten Halbzeit setzte dann Lewandowski, der Ulreich mit seinem Kopfball zu einer Rettungstat zwang.
VfB-Trainer Bruno Labbadia reagierte in der Halbzeitpause auf das enttäuschende Auftreten seiner Mannschaft in der Offensive und wechselte für den unauffälligen Arthur Boka Timo Gebhart ein. Am Spielverlauf sollte sich dadurch allerdings nicht viel ändern. Die Dortmunder gaben den Takt vor und kamen durch Großkreutz zur nächsten Chance (50.). VfB-Torhüter Sven Ulreich kann aber noch entscheidend stören. In der 56. Minute vergab dann Lewandowski aus elf Metern eine weitere aussichtsreiche Chance. Und auch Sahins abgefälschter Schuss aus 20 Metern verfehlte das VfB-Tor nur um Zentimeter (60.).
In der 61. Minute machte dann endlich der VfB-Angriff wieder auf sich aufmerksam. Doch Schipplock kann eine Vorlage von Molinaro aus kurzer Distanz nicht im gegnerischen Tor unterbringen. Die Dortmunder konnten in der Folge ihre Überlegenheit nicht in weitere Tore ummünzen und ließen zu viele Chancen ungenutzt. Wie auch in der 75. Minute als Barrios das Tor verfehlte. Das sollte sich rächen: Fünf Minuten vor Spielende erzielte Stuttgarts Pogrebnjak den etwas überraschenden Ausgleich, der den Roten einen wichtigen Punkt im Abstiegskampf sichert.
Entscheidende Szene:
Der VfB Stuttgart erzielte mit seinem besten Spielzug, eingeleitet durch den eingewechselten Gebhart und mit der Hacke von Kuzmanovic auf Pogrebnjak abgelegt, doch noch den Ausgleich.
Kommentar:
Der VfB Stuttgart hielt zunächst gut mit, stand in der Defensive sicher und erarbeitete sich durchaus gute Chancen. Bis zur Pause konnten die Roten ihre Defensive dann allerdings zu wenig entlasten. Vor allem im Angriffsspiel läuft beim VfB nicht viel zusammen. Ungenauigkeiten im Passpiel machen es dem Gegner oft zu leicht, den Ball zurückzuerobern. Letztlich profitierten sie auch davon, dass der BVB zu fahrlässig mit seinen Chancen umgegangen ist.
Borussia Dortmund:
Weidenfeller – Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer – Sahin, da Silva – Blaszczykowski (63. Barrios), Götze, Großkreutz (86. Feulner) – Lewandowski )90. Stiepermann).
VfB Stuttgart:
Ulreich – Funk, Tasci, Delpierre (63. Niedermeier), Molinaro – Träsch, Kuzmanovic – Gentner, Boka (46. Gebhart) – Schipplock (70. Harnik), Pogrebnjak.
Tore:
1:0 Götze (42.), 1:1 Pogrebnjak (85.)
Schiedsrichter:
Dr. Felix Brych (München)
Zuschauer:
80.720
(Stuttgarter Zeitung online 22.1.2011)
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30. Oktober 2010
Die Freude musste raus – und so konnte Zdravko Kuzmanovic nicht anders, als sich verbotenerweise das Trikot vom Leib zu reißen. Die Gelbe Karte sah der Mittelfeldspieler, doch das war ihm egal. Denn entscheidend war, dass Kuzmanovic in dieser 79. Spielminute das zweite Tor geschossen und so berechtigte Zweifel am Sieg des VfB beseitigt hatte.
Mit 2:0 (1:0) besiegten die Stuttgarter am Sonntagabend den FC St. Pauli und feierten damit vor 40.000 Zuschauern im neunten Bundesligaspiel den zweiten Sieg. Vom letzten Tabellenplatz ist der VfB dadurch auf Rang 14 geklettert und bleibt unter dem neuen Coach Jens Keller ungeschlagen. Der Trainerwechsel hat also vorerst die erhoffte Wirkung erzielt. Allerdings zeigte sich auch gegen den Aufsteiger, dass dem VfB weiterhin sehr viel Arbeit bevorsteht.
In allen Mannschaftsteilen hatte Keller sein Team im Vergleich zum 1:0-Sieg unter der Woche gegen Getafe verändert. In der Innenverteidigung kehrte Serdar Tasci für Khalid Boulahrouz zurück, der wegen einer Muskelverletzung kurzfristig nicht einmal auf der Bank saß. Timo Gebhart ersetzte im Mittelfeld Mauro Camoranesi – ein klares Signal an den Italiener, der bislang weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. Und im Sturm erhielt diesmal Pawel Pogrebnjak den Vorzug – sehr zum Verdruss von Ciprian Marica, der am Donnerstag gegen Getafe den Siegtreffer erzielt hatte.
Vom neuen Selbstvertrauen seiner Spieler, von dem Jens Keller zuletzt gesprochen hatte, war dann aber herzlich wenig zu sehen. Im Gegenteil: der Aufsteiger aus St. Pauli war es, der in der Anfangsphase das deutlich bessere Spiel zeigte. Unerschrocken suchten die Hamburger den Weg nach vorne, während dem VfB die Verunsicherung und Nervosität deutlich anzumerken war. Und so fragte man sich, ob es von der Stuttgarter Seite eine gute Idee gewesen war, diese Partie mit derart großer Bedeutung aufzuladen.
Vom “wichtigsten Spiel meiner Karriere” hatte gar Christian Gentner gesprochen – und man mag sich lieber nicht vorstellen, wie es aussieht, sollte der VfB in der Schlussphase der Saison immer noch im Abstiegskampf stecken. Der große Druck jedenfalls lähmte sichtbar (nicht nur) Gentners Beine, bis zu seiner verletzungsbedingten Auswechslung kurz vor der Pause gelang dem Mittelfeldspieler fast nichts. Sehr schmeichelhaft war es, dass der VfB zu diesem Zeitpunkt mit 1:0 in Führung lag. Im Anschluss an einen Eckball von Gebhart hatte der Verteidiger Georg Niedermeier mit einem Kopfball ins Tor getroffen (19.) – es war die erste gefährliche Szene vor dem Pauli-Tor. Sicherheit gab allerdings auch die Führung nicht.
Vor dem eigenen Tor brannte es derweil mehrmals lichterloh. Erst kratzte der glänzend aufgelegte Sven Ulreich einen verdeckten Schuss von Matthias Lehmann von der Torlinie (23.). Und als auch der VfB-Torhüter chancenlos gewesen wäre, verhinderte die Unterlatte bei einem 25-Meter-Schuss von Carlos Zambrano den Ausgleich (31.). Zumindest das Glück, das zuletzt gefehlt hatte, stand dem VfB diesmal also zur Seite, und das nicht nur im ersten Abschnitt.
Auch nach der Pause zeigte sich zunächst, warum der VfB vor dem Spiel Letzter und St. Pauli Sechster war. Die Hamburger kamen auch weiter gefährlich vors VfB-Tor. Wieder fehlten nur Zentimeter zum Ausgleich, als Tasci einen Heber von Max Kruse per Fallrückzieher von der Torlinie zurück ins Feld bugsierte (55.). Immerhin hielt der VfB mit großem Einsatz dagegen – und kam nach schöner Vorarbeit des eingewechselten Marica zum erlösenden 2:0. Schon am Mittwoch (20.30 Uhr) geht es für den VfB in der zweiten Pokalrunde in Chemnitz weiter. Übermut ist Fehl am Platz – in Runde eins kegelte der Regionalligist den FC St. Pauli aus dem Wettbewerb.
Stuttgart:
Ulreich – Celozzi, Tasci, Niedermeier, Boka (85.Molinaro) – Träsch, Kuzmanovic – Gebhart, Gentner (38. Harnik) – Cacau – Pogrebnjak (71. Marica).
St. Pauli:
Kessler – Lechner, Zambrano, Thorandt, Oczipka – Boll (63. Bruns), Lehmann – Kruse (58. Naki), Asamoah (83. Takyi), Bartels – Ebbers.
Schiedsrichter:
Welz (Wiesbaden).
Tore:
1:0 Niedermeier (19.), 2:0 Kuzmanovic (79.).
(STZ 24.10.10)
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26. September 2010
Einfallslos, mutlos und chancenlos hat sich der VfB Stuttgart vor heimischen Publikum gegen Bayer Leverkusen präsentiert. Folgerichtig haben die Leverkusener das Spiel mit 1:4 (0:2) für sich entschieden. Durch diese Niederlage rutschten die Stuttgarter auf den letzten Tabellenplatz und blicken schweren Wochen entgegen.
Spielverlauf:
Von Beginn an dominierten die Gäste aus Leverkusen das Geschehen vor 38.300 Zuschauern in der Stuttgarter Mercedes-Benz-Arena. In den ersten 15 Minuten konnte sich die Werkself keine nennenswerten Torchancen erarbeiten. Doch in der 19. Minute schlugen die Leverkusener den VfB mit ihren eigenen Stärken. Haben die Roten vier ihrer elf Saisontore mit dem Kopf erzielt und sorgten damit für einen Ligaspitzenwert, köpfte erst Leverkusens Abwehrhüne Sami Hyypiä in der 19.Minute ein nach einem Freistoß von Tranquillo Barnetta. Und nur zwei Minuten später schlugen die Gäste erneut zu: Michal Kadlec flankt erneut von der linken Seite auf Mannschaftskollegen Arutro Vidal, der den Ball ebenfalls mit dem Kopf zum 2:0 im Tor unterbringt.
Wer dachte, dass es nun nicht mehr schlimmer für den VfB kommen könnte, irrte. Erst verfehlt Barnetta aus 16 Metern das Gehäuse von VfB-Torhüter Sven Ulreich nur knapp (26.Minute) und in der 31. Minute foulte Mauro Camoranesi den einschussbereiten Barnetta kurz vor der Strafraumgrenze. Schiedsrichter Florian Meyer blieb nichts anderes übrig und zeigte dem Italiener die Rote Karte.
Camoranesi mit schwacher Leistung
Camoranesi verabschiedete somit mit einer äußert schwachen Leistung. Nie konnte der 33-Jährige seinen jungen Mannschaftskollegen den nötigen Halt geben und leitete mit einem Foul bereits die Führung der Gäste ein. Den anschließenden Freistoß von Eren Derdiyok parierte VfB-Torhüter Sven Ulreich stark. Mit zwei Toren Rückstand und einem Spieler weniger auf dem Feld tauchten die Stuttgarter in Person von Martin Harnik in der ersten Halbzeit doch noch vor dem Leverkusener Tor auf. Der Österreicher schoss allerdings aus zehn Metern weit vorbei (37.).
Pfeifkonzert zur Halbzeit
Danach machten VfB-Anhänger zur Halbzeit ihrem Unmut Luft und verabschiedeten ihre Mannschaft mit einem Pfeifkonzert in die Kabine. Dies schien Eindruck bei den Akteuren hinterlassen zu haben. Die Stuttgarter kamen deutlich engagierter aus der Kabine und verkürzten in der 53. Minute per Freistoß durch Zdravko Kuzmanovic auf 1:2. Das Aufbäumen der Stuttgarter blieb allerdings nur von kurzer Dauer. Zwar setzten die Gastgeber auf eine Karte, vernachlässigten ihre Defensivarbeit und versuchten Druck aufzubauen, doch zu ideenlos und ungenau präsentierten sie sich in ihren Angriffsbemühungen. Darüber hinaus nutzten die Leverkusener die entstandenen Lücken in der VfB-Defensive aus und kamen zu hochkarätigen Chancen.
Eine davon nutzte Hanno Balitsch in der 69. Minute zum 3:1, nachdem er nur eine Minute zuvor noch völlig freistehend an Sven Ulreich gescheitert war. Ein Treffer von Pawel Pogrebnjak sorgte noch einmal für einen kurzen Hoffnungsschimmer. Allerdings erkannte Schiedsrichter Meyer den Treffer wegen eines vorangegangen Handspiels nicht an (78.). Und so machte Bayer Stürmer Sidney Sam schließlich mit seinem Treffer zum 4:1 zwei Minuten vor Spielende die Blamage der Stuttgarter perfekt. Leverkusen feierte seinen zwöften Auswärtserflog in Stuttgart in der Bundesligageschichte. Nirgends hat die Werkself öfter gewonnen.
Entscheidende Szene:
Als Mauro Camoranesi in der 31. Minute aufgrund seiner Notbremse die Rote Karte sah, dürften nur noch die mutigsten VfB-Anhänger auf einen erfolgreichen Nachmittag gehofft haben. An dieser Situation wurde aber auch deutlich, dass sich selbst ein Routinier wie Camoranesi nicht als Führungsspieler in einer völlig verunsicherten Stuttgarter Mannschaft erweist.
Beste Spieler:
Bei einer schwachen Leistung wurde ein Spieler zur Stütze, der in den ersten Saisonspielen auch nicht immer als der sicherste galt: Torhüter Sven Ulreich. Doch gegen Leverkusen verhinderte das VfB-Eigengewächs zunächst in der ersten Halbzeit in mehreren Situationen einen höheren Rückstand und sorgte somit dafür, dass die Roten zu Beginn der ersten Halbzeit noch einmal kurz auf einen Punktgewinn hoffen konnte. Und auch in Halbzeit entschärfte er einige Chancen der Leverkusener.
Kommentar:
Der VfB Stuttgart ist erst aufgewacht als schon alles verloren war. In der gesamten ersten Halbzeit konnte die Mannschaft von Christian Gross keine ernsthaften Torchancen erspielen. Das Aufbäumen in der zweiten Halbzeit, der auch der Anschlusstreffer von Kuzmanovic fiel, war nur von kurzer Dauer. Das Stuttgarter Angriffspiel blieb ideenlos und zu ungenau. Das Spiel machte außerdem deutlich, dass dem VfB eine Führungspersönlichkeit auf dem Spielfeld fehlt. Mit Mauro Camoranesi verabschiedete, derjenige Spieler bereits nach 31. Minuten vom Platz, der in diese Rolle hätte schlüpfen können. Der VfB scheint schweren Zeiten entgegen zu gehen.
VfB Stuttgart:
Ulreich – Träsch, Delpierre, Tasci, Boka – Camoranesi, Kuzmanovic, Gentner, Harnik – Pogrebnjak, Cacau.
Bayer 04 Leverkusen:
Adler – Schwaab, M. Friedrich, Hyypiä, Kadlec – Renato Augusto, Reinartz, Vidal, Barnetta, Balitsch – Derdiyok.
Schiedsrichter:
Florian Meyer (Burgdorf).
Zuschauer:
38.300
Tore:
0:1 Hyypiä (19.), 0:2 Vidal (21.), 1;2 Kuzmanovic (53.), 1:3 Balitsch (69.), 1:4 Sam (88.)
(STZ online 25.9.2010)
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