Die launische Diva VfB Stuttgart vom Neckar trifft heute um 15.30 Uhr also auf die launische Diva vom Main. Eintracht Frankfurt gegen den VfB Stuttgart, ein schon immer brisantes emotionsgeladenes Spiel. Anfang bis Mitte der 90er-Jahre war es stets ein Spitzenspiel, in den letzten Jahren reiste der VfB meist als großer Favorit an, doch in dieser Saison ist es ein Abstiegsduell. Der VfB bleibt auch nach 23 Spieltagen auf seinen 19 Pünktchen sitzen, die Eintracht hat zwar acht Punkte auf dem Konto, jedoch im Jahr 2011 noch kein einziges Tor erzielt und könnte durch einen VfB-Sieg mit unten rein gezogen werden. Im Hinspiel verlor der VfB zu Hause durch äußerst fragwürdige Schiedsrichter-Entscheidungen mit 1:2. Der Gipfel dabei war das nicht gegebene Tor von Cacau zum 2:2 kurz vor Schluss.
Der VfB präsentiert sich fraglos launig in diesen Tagen. Dem Offenbarungseid gegen Nürnberg folgte eine zumindest über 60 Minuten ansprechende Leistung in Lissabon. Auch in Leverkusen wäre mehr drin gewesen als das 2:4. Die Leistung insgesamt war in Ordnung, allerdings präsentierte sich unsere Abwehr einmal mehr löchrig wie Schweizer Käse. So fanden von insgesamt sieben Torschüssen der Pillendreher vier den Weg ins VfB-Tor. Bruno Labbadia monierte auch, dass wir gar nicht so viele Tore schießen können wie wir einfangen und kündigte an, einen Torwartwechsel vorzunehmen. Meiner Meinung nach vollkommen angebracht, da Sven Ulreich einfach noch nicht so weit ist. Klar wird es ihm von seinen Vorderleuten auch nicht einfach gemacht. Ulreich macht mir allerdings oft einen übernervösen Eindruck, was sich auch auf seine Vorderleute zu übertragen scheint. Vieles wirkt bei ihm aufgesetzt. Er weiß zwar, was er zu tun hat aber nicht, wie er es umsetzen kann. Beispiel: Spieleröffnung!
An anderer Stelle hatte ich allerdings auch schon bemerkt, dass es mir lieber gewesen wäre, wir hätten während der Transferperiode im Januar einen gestandenen Keeper geholt, da ich Sven Ulreich die nötige Nervenstärke im Abstiegskampf nicht zutraue. Er ist zwar sicherlich einer der wenigen im “Team”, dem die Situation spürbar an die Nieren geht. Am Willen liegt es bei ihm nicht. Und, er wäre sicher auch einer der wenigen, die bei einem Abstieg für einen Neuaufbau bereit stünden. Ob er auf Dauer eine Nummer 1 in einem Bundesliga-Tor sein kann, muss er noch beweisen. Ich habe schon meine Zweifel, was seine Klasse betrifft. Andere junge Torhüter in der Bundesliga scheinen mir da weiter zu sein.
Marc Ziegler hatte ich schon in seiner ersten Zeit beim VfB die ganz große Torwartkarriere nicht zugetraut und er hatte mich auch bei den Testspielen in dieser Saison nicht überzeugt, als er auflaufen durfte. Dennoch erhoffte ich mir durch diese Maßnahme noch einmal ein Zeichen. Dass dann diese Maßnahme sofort wieder verpuffte, als Ziegler gegen Lissabon bewußtlos liegen blieb, ist natürlich großes Pech. Bruno Labbadia scheint das große Pech mit nach Stuttgart gebracht zu haben. Jede als Zeichen an die Mannschaft verstandene Maßnahme verpufft ins Wirkungslose, wie auch die Suspendierung Maricas. Dass sich am Tag danach Pogrebnjak mit Rippenbruch abmeldet, Harnik und Cacau ständig an Aduktorenproblemen laborieren und somit der Youngster Sven Schipplock auf einmal fast der einzig gesunde Stürmer ist, damit konnte zum Zeitpunkt der Suspendierung noch keiner rechnen. Für mich ist diese allerdings jetzt purer Aktionismus und schwächt den VfB eher, als dass es etwas bringt. In der Wintertransferperiode wäre die Gelegenheit da gewesen, sich vom ein oder anderen Stinkstiefel zu trennen und das Gefüge des Kaders zu korrigieren. Gerade über Marica hatte ich aus gut unterrichteter Quelle erfahren, soll ein Angebot von Galatasaray Istanbul vorgelegen haben. Warum der VfB dem nicht entsprochen hat, kann ich mir nicht erklären. Unsere Vereinsführung hatte wohl gehofft, die 8 Millionen Euro, die man 2007 für diesen Söldner gezahlt hatte, wieder zu bekommen. Dabei muss man einfach froh sein, einen solch miserablen Charakter von der Gehaltsliste zu haben. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Vielleicht scheiterte ein eventueller Transfer auch daran, dass in der Zeit, in der man eigentlich Trnsfers einfädelt, nämlich zum Trainingsbeginn bzw. zum 1.1., unser Manager-Azubi im Urlaub in New York weilte? Selbst wenn mit den heutigen Möglichkeiten der Kommunikation über die Neuen Medien vieles möglich ist, ein schlechtes Zeichen an die Mannschaft und die Fans war dieser Ego-Tripp von Bobic allemal. Dennoch wäre ich dafür alle Kräfte zu bündeln und auch Marica zu begnadigen. Gerade, sollte Pogrebnjak weiter ausfallen, könnte er mit seiner Schnelligkeit weiter helfen.
So kann ich mich nur immer wieder wiederholen. Im Sommer hatte Gross einen Torwart, einen Innenverteidiger und einen schnellen Außenbahnspieler gewünscht und nichts von alledem bekommen, weil es unsere Fußballfachleute in Vorstand und Aufsichtsrat ja besser gewußt hatten. Als sich in der Vorrunde der Absturz abzeichnete wurden uns sowohl von Bobic, als auch von Staudt Veränderungen im Kader in Aussicht gestellt doch nichts Nennenswertes geschah, zumindest nicht auf den Positionen, wo es notwendig gewesen wäre. Man ließ sich einlullen von einer kämpferisch guten Leistung im Pokal gegen die Bayern (wie tief sind wir gesunken, wenn wir schon mit Grundtugenden, die man von einem Profi erwarten muss, nämlich, dass er in JEDEM Spiel bis an die Schmerzgrenze geht, mit stehenden Ovationen bedenken???) und von den ersten beiden Rückrundenspielen gegen Mainz und in Dortmund als überraschend vier Punkte eingefahren wurden. Wie diese zustande kamen, wurde nicht hinterfragt. Es waren äußerst glückliche Punktgewinne, die wir gerne mitgenommen haben, aber auch nicht mehr. Dass die Probleme tiefgründiger sind, als dass sie durch Handauflegen von Labbadia schnell mal gelöst werden könnten, sollte nach 12 Pünktchen in der Vorrunde jedem klar gewesen sein. Für mich haben wir jetzt die Situation, dass wir keineswegs stärker geworden sind, als das was uns im August in den Spielen gegen Molde, Bratislava und Babelsberg vor Augen geführt wurde.
So ist meine Hoffnung auf den Klassenverhalt sehr gedämpft. Ich traue es der Mannschaft kaum zu, das Ruder herumzureißen. Gegen Lissabon, wohlgemerkt schon eine Klassemannschaft, ging das Team sang- und klanglos unter. Ob man jetzt befreiter aufspielen kann, da die Doppelbelastung wegfällt, muss sich erst noch zeigen. Spielerisch war es einmal mehr ein Offenbarungseid. Ich hoffe, dass heute Tasci zurückkehrt, was Georg Niedermeier seit seiner festen Verpflichtung spielt, ist gelinde gesagt unterirdisch. Aus der Abwehr wurde gegen die Portugiesen kein einziger ansehnlicher Angriff aufgebaut. Es wurde nur quer und dann zurück zum Torwart gespielt, der die Bälle nach vorne und meist in die Füße des Gegners drosch. Auch unser defensives Mittelfeld schafft es derzeit nicht, Angriffe nach vorne zu tragen. Selbst Träschi, in der Vorrunde noch weitestgehend eine Bank, lässt sich jetzt mehr und mehr von den Unsicherheiten seiner Mitspieler anstecken. Die Neuzugänge Hajnal und Okazaki waren zwar stets bemüht, schafften es aber auch nicht, die Stürmer in Szene zu setzen. So klaffen zwischen den Mannschaftsteilen einfach zu große Lücken. Mit diesem Spiel sind wir für jeden Gegner leicht auszurechnen, was meine Hoffnungen für heute nicht gerade bestärkt. Ich befürchte, wir könnten der ideale Aufbaugegner für die Hessen sein. Lasst sie ein Tor schießen und damit den Knoten platzen, wird es gefährlich für uns, zumal bei uns schon des öfteren nach einem Gegentor alle Dämme gebrochen sind.
Wenn man gestern die Dortmunder bei den Bayern gesehen hat, blutet einem fast das Herz. Wie die mit einem hohen läuferischen Aufwand und einer Passgenauigkeit, dazu einer Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor, die Allianz-Arena gestürmt haben, hat mich schwer beeindruckt. Die Jungs waren ständig in Bewegung und schafften es, Robben zu zweit oder dritt zu attackieren, ohne zu viele Räume für die anderen Bayern-Spieler entstehen zu lassen. Passwege wurden konsequent und fast über 90 Minuten zugelaufen, so dass die Bayern zu so wenig Torabschlüssen kamen, wie zu Hause schon lange nicht mehr.
Ich hoffe, unsere Jungs haben sich das angeschaut und nehmen die Erkenntnis mit, dass sich dieser Aufwand auszahlt. Unser Spiel ist viel zu statisch und mit wenig Überraschungsmomenten gespickt. Wir sind allzu leicht auszrechnen. Es ist ja ein offenes Geheimnis, dass man sowohl unsere Viererkette als auch unsere Doppel-Sechs einfach nur ständig attackieren muss, um Ballverluste zu provozieren. Wenn man dann noch schnell nach vorne spielt, geht beim VfB schnell jegliche Ordnung verloren. Es treten technische Unzulänglichkeiten zutage, die man eigentlich bei Profi-Fußballern nicht vermuten sollte. Es ist ja nicht so, dass ich lauter Messis auf dem Platz erwarte. Aber, wenn man schon mit der Ballbehandlung Probleme hat, sollte wenigstens der läuferische Einsatz und die Konzentration vorhanden sein. Sollte es am Ende gut gehen, hat man im Sommer die Gelegenheit notwendige Korrekturen vorzunehmen.
Für heute habe ich mal trotz meiner Schwarzmalerei mutig 3:4 getippt, auch, weil ich mir alles andere als einen Sieg nicht ausmalen möchte. Die Frankfurter, wie wir auch, haben massive Abwehrprobleme, so dass es durchaus denkbar ist, dass aus jeder halbwegs Halbchance eine Bude herausspringt. Der VfB ist zum Siegen verdammt, durch eine Niederlage würde der Rückstand auf Platz 16 schon auf fünf Punkte anwachsen. Für uns wäre es wichtig, endlich mal wieder den Anschluss zu schaffen, um an einem Spieltag mal wieder die Chance zu haben, bei optimalen Ergebnissen, die Abstiegsplätze zu verlassen. Dies könnte dann durchaus als zusätzliche Motivation dienen.
Wir sind, wie immer in dieser Saison, vor Ort, um 10 Uhr geht es mit dem Bus los. Alle Daheimgebliebenen: drückt fest die Daumen. Auch WIR würden gerne einmal wieder mit einem Erfolgserlebnis die Heimreise antreten.