7. Oktober 2016
Wie aus einem Guss!
Oh wie ist das schön, wann hat man diesen Freudengesang zuletzt im Neckarstadion gehört? Gut, vermutlich gegen Hoffenheim, dem bis dato letzten Bundesligasieg und doch fühlt sich die Darbietung vom Montag anders an. Dieser deutliche Sieg verheißt einen Neuanfang, macht Lust auf mehr, könnte eine neue, erfolgreichere Epoche, einleiten. Alles neu, macht der Wolf!
Der VfB musste vor dem Aufeinandertreffen mit der SpVgg Greuther Fürth einige personelle Nackenschläge verkraften. Der wegen Ginczeks andauernder Absenz einzige Stoßstürmer, Simon Terodde, musste wegen eines „kleinen“ Muskelfaserrisses passen und Tobias Werner fehlte wegen muskulärer Probleme im Adduktorenbereich.
Mit Verletzungen muss man leben, mit Verletzungen muss man rechnen, dafür ist der Kader breit zusammengestellt! Dass einem aber mitten im Ligabetrieb Spieler zu ihren Nationalmannschaften abgezogen werden, hat mit einem fairen Wettbewerb nichts mehr zu tun. Takuma Asano wurde vom japanischen Verband angefordert, was die Personalnot im Offensivbereich weiter verschärfte. Auch die Österreicher hatten kein Erbarmen mit dem VfB und beorderten Florian Klein pünktlich zum Treffpunkt der Alpenrepublik.
Dessen Ausfall wiegt bei weitem nicht so schwer wie der von Asano, nicht nur weil bei Klein Welten zwischen eigener Wahrnehmung und Wirklichkeit liegen, sondern auch weil der VfB auf der rechten Seite mit Jean Zimmer, Kevin Großkreutz und Matthias Zimmermann personell ausreichend bestückt ist.
Nachdem unser neuer Trainer Hannes Wolf gegen Bochum wegen Zeitmangels weitestgehend auf die unter Olaf Janßen eingespielte Formation vertraute und die Jungs mit zu viel Neuem nicht überfordern wollte, lagen nun zwischen dem Remis im Ruhrstadion zu Bochum und dem Aufeinandertreffen am Tag der Deutschen Einheit gegen das Kleeblatt neun Tage. Zeit genug, das Team kennenzulernen, sich einen Eindruck zu verschaffen und mit diesen Erkenntnissen das optimale Team für Fürth auszutüfteln.
Auch wenn man geneigt war zu sagen, die Mannschaft stelle sich wegen der Ausfälle von selbst auf, bewies Hannes Wolf Mut. Sowohl Carlos Mané als auch Benjamin Pavard gaben (endlich) ihr Debüt im VfB-Dress. Unter anderem an diesen beiden Spielern hatte sich der Streit zwischen Ex-Coach Jos Luhukay und Sportdirektor Jan Schindelmeiser entladen. Schindelmeiser begründete deren Verpflichtung damit, dass er an die Zukunft des Vereins denken müsse, während Luhukay lieber alte Weggefährten geholt hätte.
So war Jos ein Dorn im Auge, dass sich durch die Neuzugänge die im Kader vertretenen Nationalitäten auf 16 erhöht hätten, worauf er eine Integrationsphase von zwei Monaten prophezeite. Dass die Fußballersprache aber international ist und sich gute Fußballer in jede Mannschaft der Welt einfügen und zurechtfinden, unterstrichen die beiden gegen Fürth eindrucksvoll.
Da wegen der Ausfälle nur noch ein echter Stürmer zur Verfügung gestanden war, entschied sich Hannes Wolf dafür, Borys Tashchy in der Hinterhand zu halten und stellte stattdessen Youngster Berkay Özcan in die vorderste Front.
In der Abwehr erhielt Benjamin Pavard den Vorzug vor Toni Šunjić. Hannes Wolf nimmt man es als bisherigem BVB-Jugendtrainer ab, dass er den vermutlich zukünftig in der Satzung verankerten Leitsatz „Der VfB ist die Heimat der Jungen Wilden und bleibt eine Talentschmiede – wir setzen Vertrauen in den eigenen Nachwuchs“ konsequent beherzigen wird.
Wolf bewies somit bereits in seinem ersten „echten“ Spiel auf der VfB-Bank Mut und schenkte der Jugend sein Vertrauen.
Dass wir seit Jahren ein eklatantes Abwehrproblem haben, ist hinlänglich bekannt. Dass man sich schon längst einen alten Hasen an die Seite von Timo Baumgartl gewünscht hätte, auch. Wenn aber der junge und mit wenig Spielpraxis angetretene Benjamin Pavard seine Leistung vom Montag regelmäßig auch nur annähernd abruft, wäre dieses Abwehrproblem endgültig gelöst.
Mit der Rückkehr Timo Baumgartls kehrte ohnehin etwas mehr Stabilität ins VfB-Spiel ein, auch ihm sind die zehn Punkte aus den letzten vier Spielen maßgeblich mit zu verdanken. Wie aber Pavard sein Debüt zelebrierte, dafür fehlen mir auch nach einigen Tagen Abstand fast noch die Worte.
Was der Junge machte, hatte Hand und Fuß! Sensationell sein Vertikalpass über 50 Meter in den Lauf von Carlos Mané, aus dem das 1:0 schon in der zweiten Spielminute resultierte. Darüber hinaus bestach Pavard durch eine kluge Spieleröffnung und eine gute Technik. In der Defensivarbeit gefiel mir seine Körpersprache, wie er sich den Gegnern in den Weg stellte und dabei einen grimmigen Blick aufsetzte, der dem Gegenspieler gleich einmal suggerierte, „mit mir ist heute nicht gut Kirschen essen“. Ganz großes Kino was dieser Junge bot, verknüpft mit der großen Hoffnung, dass die Tage eines Toni Šunjić in der Stammelf endgültig gezählt sein dürften. Das i-Tüpfelchen und die Krönung einer überragenden Leistung setzte er mit seinem 3:0, welches er mit einer Dynamik erzielte, die man beim VfB schon lange nicht mehr gesehen hatte.
Auch Carlos Mané legte bei seinem ersten Einsatz im Brustring-Trikot los wie die Feuerwehr. Dem schnellen 1:0 ließ er nur zwei Minuten später das 2:0 folgen. Nicht nur wegen seiner beiden Tore war Mané eine absolute Bereicherung im VfB-Spiel. Pfeilschnell und spielintelligent, kaltschnäuzig im Torabschluss und (wenn Terodde und/ oder Ginczek wieder fit sind) auch ein guter Vorbereiter. Aus höchster Bedrängnis vermag er sich zu befreien und noch brauchbare Flanken in die Mitte zu schlagen, dieser Auftritt machte Lust auf mehr. Zusammen mit Kevin Großkreutz gab er auf der rechten Seite ein starkes, technisch beschlagenes Duo ab.
Anto Grgić schließlich, auch einer der schwer integrierbaren Neuen, bereitete das 4:0 durch Gentner wegen seiner Beharrlichkeit vor, als er einem scheinbar schon verlorenen Ball noch einmal nachsetzte, und dem Kapitän die Gelegenheit eröffnete, etwas für seine eigene Statistik zu tun.
Gentner, wie auch Maxim, hatten phasenweise sichtlich Probleme, mit dem zweitweise dargebotenen Hochgeschwindigkeitsfußball Schritt zu halten. Diese Probleme wurden dann zwar durch Maxims Torbeteiligung am 3:0 und Gentners 4:0 kaschiert, könnten aber in der Zukunft noch ein Thema werden, vor allem in puncto Schnelligkeit und Kondition liegt die Messlatte bei Wolf nämlich sehr hoch.
Für den Anfang und Wolfs erstes Heimspiel aber war es ein Spiel, wie aus einem Guss. Es war nicht nur die individuelle Klasse der Neuen, die diesen Sieg bescherte. Die Ordnung auf dem Platz war eine andere, es waren ständig Anspielstationen vorhanden, das Team half sich auf dem Platz, so dass es den Jungs immer wieder gelang, sich aus einer Umklammerung zu befreien und das Spielfeld breit zu machen. Jammerschade, dass es nicht gleich weiter geht, sondern erst noch eine Länderspielpause ansteht.
Doch es wird in dieser spielfreien Woche nicht nur auf internationalem Parkett um die WM-Teilnahme 2018 gekämpft, nein, auch die mit Spannung erwartete Mitgliederversammlung steht an.
Mir steht es selbstredend überhaupt nicht zu, anderen Mitgliedern Ratschläge mit auf den Weg zu geben, das muss jeder mit sich selbst ausmachen, wie er abstimmt.
Und doch kann ich hier meine Meinung kundtun und das werde ich auch.
Gestern war ich bei #vfbimdialog in der Würth-Soccer-Lounge im Neckarstadion zugegen und konnte mir erstmals selbst ein Bild von Wolfgang Dietrich machen. Bisher war ich unentschieden und eher der Auffassung, Dietrich als Präsident wäre zumindest mal besser als überhaupt kein Präsident.
Diese Meinung habe ich nach seinem gestrigen Auftritt revidiert. Er ist DER Kandidat des in Ungnade gefallenen Aufsichtsrates und spricht unverblümt auch deren Sprache.
Viele Statements von Dietrich hören sich für mich an, als habe er sie auswendig gelernt und spreche den Leuten nach dem Mund, damit sie ihn auch ja wählen. Wenn Themenkomplexe, zu denen er sein „Sprüchchen“ schon aufgesagt hat, näher hinterfragt werden, neigt er zu einer gewissen Dünnhäutigkeit, so dass ich befürchte, dass sich der VfB was das Binnenklima betrifft einen Gerd E. Mäuser II ins Haus holen würde.
Vieles wirkte auf mich aufgesetzt, so dass ich befürchte, dass wir Herrn Dietrich erst nach seiner Wahl richtig kennen lernen. Mit diesen Eindrücken kann ich ihn beim besten Willen nicht wählen, wenngleich ich schon davon ausgehe, eben, weil er der einzige Kandidat ist, dass er die erforderliche einfache Mehrheit auch bekommt.
Gut vorbereitet war Dietrich in allen Punkten, zu denen Fragen wegen seines Werdegangs und möglicher Interessenskonflikte zu erwarten waren und die er während seiner Wahlkampftour wohl auch bereits dutzendfach beantwortet hat.
Weniger kompetent wirkte er bei der Kenntnis des Sponsorenpools. Dass die Mercedes-Benz Bank unser Hauptsponsor ist und nicht Mercedes Benz, weiß so ziemlich jeder, der den VfB im Herzen trägt. Dietrich nicht, er nannte mehrfach Mercedes-Benz als unseren Hauptsponsor und griff dadurch der angestrebten Ausgliederung (unabsichtlich) bereits vor.
Zu einer möglichen Ausgliederung befragt, gab Dietrich an, völlig unvoreingenommen zu sein, um im gleichem Atemzug eine schnellstmögliche Entscheidung zu fordern, mit dem Hinweis der Finanzvorstand Heim brauche Planungssicherheit. Mein kaufmännisches Grundwissen sagt mir, als Finanzvorstand plane ich die fixen Einnahmen ein und lasse die variablen und unsicheren Einnahmen bei einer Budgetplanung außen vor. Wo ist also das Problem? Herr Dietrich merkte dazu jedoch richtig an, dass eine Ausgliederung nicht das Allheilmittel ist, wenn weiterhin so schlecht gewirtschaftet wird, wie in den letzten Jahren.
Als Bundesligist hätte uns eine Ausgliederung wohl maximal 50 Millionen Euro in die Kassen gespült, als Zweitligist wären es kaum mehr als 25 Millionen Euro. Im heutigen Fußball-Geschäft sind das Peanuts-Beträge, die man schon mit einem einzigen misslungenen Transfer in den Sand setzen könnte. Der VfB würde mit einem solchen Geldregen kaum mehr anfangen, als irgendwelche Löcher zu stopfen, so dass dieses Geld versickern würde wie schon viele Millionen zuvor und das zu einem für die Mitglieder sehr hohen Preis.
Der VfB müsste unter einer neuer Führung zunächst einmal liefern und Vertrauen gewinnen, bevor überhaupt darüber nachgedacht wird, sich vollends seinen ach so tollen Sponsoren hinzugeben.
25 Millionen Euro hätten in den letzten Jahren von innen heraus erwirtschaftet werden können, wenn man Didavi und Harnik rechtzeitig verkauft hätte oder wenn man Filip Kostic nicht völlig ohne Not eine Ausstiegsklausel in den Vertrag gekritzelt hätte. Über Kimmich, Leno und viele andere zu schwadronieren, damit möchte ich erst gar nicht anfangen.
Für Carlos Mané zum Beispiel besitzt man Medienberichten zufolge eine Kaufoption über 15 Millionen Euro. Sollte er, mit seiner Technik, seiner Schnelligkeit, seiner Spielintelligenz und seinem Torabschluss weiter so bestechen wie am Montag gegen Greuther Fürth, könnte der Junge eine Granate werden und in Dimensionen eines Leroy Sané vorstoßen, der im Sommer für 50 Millionen Euro zu Manchester City gewechselt ist.
Natürlich darf man den Jungen nicht unter Druck setzen und muss seine weitere Entwicklung abwarten, daher soll dies nur als Beispiel dienen, wie es im Profifußball möglich ist, Gelder zu generieren, ohne für ein paar Peanuts seine Seele zu verkaufen.
Dietrich betonte auch, wie wichtig ihm ein guter Umgang untereinander, mit den Spielern und auch den Ex-Spielern wäre, um bei einer Frage, bei der es um den Umgang mit dem lieben Geld ging, unter anderem zu meinen, dass man es vermeiden müsse, Spieler mit einer Abfindung „davon zu jagen“. Ob dies sein gewöhnlicher Sprachjargon ist und er darunter einen guten Umgang mit Ex-Spielern versteht, würde man ja bald erfahren, wenn er denn gewählt werden sollte.
Bei jedem seiner Auftritte unterstreicht Dietrich, dass er Gegenwind aushalten könne und davon nicht umfalle. Wenn er dann in anderem Zusammenhang erklärt, er könne auch auf „Teile der Fans“ verzichten, lässt das nach meinem Verständnis tief blicken. Er kann es dabei nur auf die Ultras und damit eine Spaltung der gesamten Fanszene abgesehen haben…
Dieser Verdacht würde es schon wieder logisch erscheinen lassen, dass die Wahl des Aufsichtsrats auf Wolfgang Dietrich gefallen ist, und das nicht, obwohl er seit Stuttgart 21 den Ruf eines Spalters inne hat, sondern WEIL er ihn inne hat.
Für den Aufsichtsrat ist er DER Kandidat, der die Ausgliederung mit dem Kopf durch die Wand versucht durchzuboxen und sich nebenbei noch des „Problems“ mit den Ultras entledigt. Nicht mit mir!
Ich kritisiere das Wahlprozedere nicht per se. Hätte der Aufsichtsrat den Mitgliedern die eierlegende Wollmilchsau vorgeschlagen, die alle erforderlichen Eigenschaften mitbringt und die Mitgliederschaft eint und nicht spaltet, hätte ich damit schon leben können. Was jetzt aber, so kurz vor der Wahl, alles heraus kommt und was man alles zwischen den Zeilen lesen kann, macht mich wütend.
Dieser Kandidat ist rein ein Kandidat des Aufsichtsrats und nicht für die Mitglieder. Der Kandidat eines Aufsichtsrats, dessen Entlastung unwahrscheinlich und dessen Abwahl möglich ist. Es hätte den Herren gut zu Gesicht gestanden, erst reinen Tisch zu machen und ggf. Konsequenzen zu ziehen und dann über einen neuen Präsidenten befinden zu lassen.
Ob ich dem Aufsichtsrat „nur“ die Entlastung verweigere oder für dessen Abwahl stimme, lasse ich für mich noch offen. Wie ich mich auch entscheiden werden, die 75% der Stimmen für eine Abwahl werden nie und nimmer zusammen kommen, so dass ich mir auch in keinem Fall einen Kopf machen müsste, dazu beigetragen zu haben, den Verein „in Schutt und Asche zu legen“.
Der Aufsichtsrat versucht derzeit alles, sich rein zu waschen und von seiner besten Seite zu zeigen. Nahezu täglich erscheinen von den Haus –und Hofberichterstattern der Stuttgarter Käseblätter sympathische Home-Stories, so dass man sie eigentlich nur liebhaben können muss und knuddeln möchte.
Martin Schäfer nehme ich seine Statements zudem fast ab und verübele es ihm auch nicht, dass er nach dem Abstieg vier Tage mit der Familie auf Mallorca verbrachte, wie er bei #vfbimdialog so rührend berichtete. Auch ein Top-Manager hat ein Anrecht auf ein Privatleben, zudem stand er ja in ständigem Kontakt mit seinen Kollegen. Mit Schäfer im Aufsichtsrat kann ich auch durchaus etwas anfangen, er ist ein sympathischer Typ und scheint ganz und gar nicht abgehoben zu sein.
Wilfried Porth hingegen hatte ich jüngst schon für seinen Auftritt bei Sport im Dritten kritisiert, weil er sämtliche Schuld an den Geschehnissen der jüngsten Vergangenheit, versuchte, auf die Vorgänger abzuwälzen.
Natürlich zeichnet der Aufsichtsrat in dieser personellen Besetzung nicht für die Einstellung von Robin Dutt verantwortlich, aber, als Kontrollorgan ist man auch nicht eingeschritten, als der VfB rasant dem Abstieg entgegen steuerte und als Dutt stoisch an Kramny festhielt. Dazu bemerkte Porth am Dienstag bei #vfbimdialog, dass gebruddelt werde, wenn ein Aufsichtsrat sich einmischt und Personal zu schnell entlässt, wie auch, wenn lange an Mitarbeitern festgehalten wird.
Falsch, Herr Porth! Von einem Aufsichtsrat darf man erwarten, dass dieser mit Weitblick agiert und nicht erst dann einschreitet, wenn das Kind schon im Brunnen liegt. Mir fallen einige Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit ein, als zu spät die Reißleine gezogen wurde.
In der deutschen Fußballszene macht schon länger die Runde, „die Fans“ würden beim VfB das Personal vom Hof jagen. Und warum? Weil die Vereinsführung immer erst dann handelt, wenn das Fass übergelaufen ist die feinen Herren im Nadelstreifenanzug es mit der Angst vor dem Mob aus der Kurve zu tun bekommen, Bochum 2009 lässt grüßen. Immer erst, als man dachte, es knallt, wurde in der jüngeren Vergangenheit gehandelt. So war es bei der Labbadia-Entlassung, bei der Bobic-Entlassung, bei der Schneider-Entlassung und zuletzt auch bei Zorniger.
Obwohl sich Dietrich und auch der Aufsichtsrat auf die Fahnen geschrieben haben, nur noch nach vorne zu blicken, und damit, was den Aufsichtsrat betrifft, unangenehmen Fragen zur Vergangenheit aus dem Weg zu gehen, ließ sich Porth dann am Dienstag doch, bemerkenswerterweise, aus der Reserve locken und trat gegen Luhukay nach.
Martin Schäfer gelang es nicht, Herrn Porth in seinem Eifer zu bremsen. Porth gab nicht nur zu, dass er am Tag vor Luhukays Rücktritt dem ehemaligen Trainer mit auf den Weg gegeben hatte „entweder du ordnest dich ein oder deine Tage hier sind gezählt“. Nein, er feuerte nach und gab Luhukay die alleinige Schuld, dass es nicht funktioniert hat, weil sich der Trainer bei den Einstellungs-Gesprächen ganz anders dargestellt habe.
Auch wenn die Aussagen nicht wirklich schlimm sind, sind sie meiner Meinung nach äußerst dumm. Sollte es der Wahrheit entsprechen, dass Luhukay aus freien Stücken zurückgetreten ist und uns nicht doch eine Entlassung verschwiegen wurde (man könnte ja sonst Unfähigkeit des Aufsichtsrats/ Vorstands unterstellen…), hat man sicherlich vertraglich festgelegt (oder es gibt den Ehrenkodex), öffentlich keine schmutzige Wäsche zu waschen. So gibt es hier jetzt im Grunde zwei logische Möglichkeiten: entweder Luhukay verklagt den VfB auf die Zahlung einer Vertragsstrafe oder aber, er feuert zurück, um seine Ehre zu bewahren. Beides könnten wir im Moment gebrauchen wie’s Bauchweh!
Wie bereits im letzten Blog klargestellt, möchte ich gegen Luhukay nicht nachtreten. Er ist ein Aufstiegstrainer, nur, es hat eben hier, spätestens seit der Schindelmeiser-Verpflichtung, überhaupt nicht (mehr) zusammengepasst. Punkt!
Vernetzt, wie man in der heutigen Fußball-Welt als Verantwortungsträger eigentlich sein sollte, hätte man sich Informationen zu Luhukay einholen können. Dann wäre man darauf gestoßen, dass Luhukay schon öfters mal aus verletzter Eitelkeit hingeschmissen hat und als eigenbrötlerisch gilt.
In dieser kurzen Liaison haben sich beide Seiten nicht mit Ruhm bekleckert, so dass der gesamte VfB gut daran täte, die Akte Luhukay als Missverständnis abzuheften und es damit gut sein zu lassen.
Dass der Aufsichtsrat am Sonntag tatsächlich zum Teufel gejagt wird, kann ich mir, wie gesagt, nicht vorstellen. Die Drohungen über mögliche Folgen bei #vfbimdialog waren deutlich und dürften beim einen oder anderen Mitglied das Ziel der Einschüchterung erreicht haben.
Dass dem VfB von heute auf morgen der Boden unter den Füßen weggezogen werden würde, glaube ich nicht. Alle Sponsoren sind vertraglich gebunden und könnten allenfalls fristgerecht ihre Sponsoring-Verträge kündigen, es sei denn, der VfB hätte sich für diesen Fall auf ein Sonderkündigungsrecht eingelassen.
Außerdem soll am Sonntag auch über einschneidende Satzungsänderungen abgestimmt werden. Da über diese nur im Gesamtpaket befunden werden kann, werden diese auch von mir auch.
Schon das Thema Briefwahl stößt mir sauer auf. Damit bezweckt der Verein wohl vor allem, die Ultras zu schwächen, die es immer wieder schaffen, ihre Mitgliederschar zu motivieren zur Mitgliederversammlung zu kommen und dem Diktat des Vereins somit eine ernstzunehmende Opposition entgegen steht.
Es ist zwar nichts dagegen einzuwenden, dass auswärtige Mitglieder mehr in die Entscheidungsprozesse des Vereins mit eingebunden werden sollen, ABER, sie sollten wenigstens der Versammlung beiwohnen und sich ein eigenes Bild vom Versammlungsverlauf machen können. Wenn schon nicht persönlich, meinetwegen online, wenn die Technik in unabhängige Hände gegeben und das Ganze notariell begleitet wird, denn, Vertrauen in die Gremien des Vereins zu setzen ist derzeit mindestens so schwierig, wie an die Championsleague in ein paar Jahren zu glauben. Ein weiterer Nachteil der Möglichkeit zur Briefwahl wäre der, dass während einer MV keine Anträge mehr eingereicht werden könnten.
Da für mich bereits dieser eine Punkt der geplanten Satzungsänderung ein No-Go ist, muss ich auf die anderen, die Mitgliederrechte teils gravierend beschneidenden Punkte, auch nicht näher eingehen.
Zu diesem Thema tauchte heute auf der Facebook-Seite „Für eine neue Vereinsführung des VfB Stuttgart 1893“ ein interessanter und sich fundiert recherchiert lesender Artikel auf, der die geplanten Satzungsänderungen in seine Einzelteile zerpflückt. Dort heißt es unter anderem über das Mitglied, welches in Eigenregie eine Änderung der Satzungsänderung vorgeschlagen haben will, „Allerdings ist Dirk Freiland sehr gut befreundet mit Haver & Mailänder, die wiederum die Planung und Organisation der Mitgliederversammlung des VfB durchführen.“ Ein Schelm, der nicht Böses dabei denkt, das mit dem Vertrauen in den Verein ist nun mal so eine Sache.
Auffallend vehement versuchen Vorstand und Aufsichtsrat ihren Präsidenten, ihre Aufsichtsrats-Kandidaten, ihre Satzungsänderungen und schließlich auch die Stärkung der bisherigen Sponsoren durchzudrücken, so dass bei mir alle Alarmglocken schrillen.
Was den Stuttgarter Blätterwald dazu getrieben hat, für diesen Inner Circle eine peinliche Propaganda zu betreiben, ist mir rätselhaft. Da es im Fußball-Profi-Business stets ein Geben und Nehmen ist und ich den Protagonisten nicht über den Weg traue, kann ich nur mutmaßen, dass man ihnen versprochen hat, sie künftig wieder mehr mit Informationen zu füttern, nachdem der Informationsfluss nach Hansi Müllers Rücktritt vom Aufsichtsratsposten abrupt beendet war.
Derzeit sickert erfreulich wenig durch, was für uns aller Ehren wert, für die Medien aber höchst unerfreulich ist.
Unter Jan Schindelmeiser, dem man bisher eine ausgezeichnete Arbeit attestieren kann, blieben die jüngsten Verpflichtungen bis zur Vollzugsmeldung fast völlig unter Verschluss. Da diese sportlich einzuschlagen scheinen und dem VfB einen enormen Qualitätsschub verliehen haben, besteht nun die große Hoffnung, dass der VfB endlich seiner Favoritenrolle in der 2. Liga gerecht wird und in der Tabelle zum Überholvorgang ansetzt.
Unruhe im Verein ist sicherlich nicht förderlich für die Protagonisten im sportlichen Bereich, meiner Meinung nach jedoch unvermeidlich.
Man darf sich von Vorstand und Aufsichtsrat nicht einlullen lassen, nur weil wir durch die Korrektur eigener Fehlentscheidungen und einem 4:0-Sieg gegen die SpVgg Greuther Fürth vermeintlich in die Erfolgsspur zurückgekehrt sind.
Der VfB ist nach 39 Jahren ununterbrochener Bundesligazugehörigkeit abgestiegen und steht noch immer am Tiefpunkt. In der ersten Mitgliederversammlung, auch wenn sie bewusst in eine vermeintlich ruhigere Zeit nach hinten verschoben wurde, muss die Abrechnung mit den Verantwortlichen (die noch da sind) erfolgen.
Verständlich, dass sich sowohl Dietrich als auch der Aufsichtsrat dagegen wehren, zurückzublicken, weil es „niemandem weiterhilft“. Es hilft vielleicht niemandem weiter und doch haben die Mitglieder ein Anrecht darauf, zu erfahren, was getan wurde und vor allem, ob man es beim nächsten Mal möglicherweise besser machen würde.
Vorstand und Aufsichtsrat geht spürbar die Düse, dass sie inzwischen bei zu vielen Mitgliedern jeglichen Kredit verspielt haben. Nur so ist es zu erklären, dass man mit Werbe-Post und Mails bombardiert wird und hier schon, wie es mein Fanclub-Präsident formuliert hat, ein Spam-Charakter erkennbar ist. Die Mitglieder werden derzeit hofiert, werden von einer Veranstaltung zur nächsten eingeladen und die Medien hat man offensichtlich auch bearbeitet, damit sie der Werbeveranstaltung den vermeintlich neutralen Touch geben.
Paradoxerweise wird dieser Aufwand betrieben, um einen einzigen Präsidentschafts-Kandidaten ins Amt zu hieven, um als Aufsichtsrat weiter auf seinem Posten zu kleben und um durch die Satzungsänderung einschließlich einer weiteren Beschneidung von Mitgliederrechten, den Weg zur Ausgliederung durch die Hintertür zu ebnen.
Ich hoffe sehr, dass sich die Mehrheit der Mitglieder durch derartige Kampagnen nicht einlullen lässt und dass zahlreiche Redebeiträge, pro und contra, zur Meinungsfindung beitragen. Vor allem jenen Mitgliedern, die mit den sozialen Medien nicht so firm sind, könnten dadurch im letzten Moment noch die Augen geöffnet werden.
Auch ich lasse mich gerne noch im einen oder anderen Punkt umstimmen, wenn es unerwartete Wendungen geben sollte. Auf jeden Fall sollte jedes Mitglied bestmöglich vorbereitet auf die Versammlung gehen und für das abstimmen, was es meint, was für den VfB am besten ist.
Das vereint uns, die Fangemeinde, wir wollen alle nur das Beste für unseren VfB, wollen keinen Posten und wollen auch nicht die Position unseres Arbeitgebers durch eine bestimmte Wahl halten oder ausbauen. Wir sind unabhängig, VfB Stuttgart, das sind wir! Also, alle zur Mitgliederversammlung kommen und Euer Stimmrecht wahrnehmen!
So oder so, ich stelle mich auf eine äußerst hitzige Versammlung ein und entscheide kurzfristig, ob ich einen Schlafsack mitnehme.
Nach den getroffenen Entscheidungen, nach etwaigen Weichenstellungen, nach den fälligen Abstrafungen darf der Verein sehr gerne zur Ruhe kommen und sich wieder ausschließlich auf die sportlichen Ziele konzentrieren. Vorher nicht!
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11. September 2016
Sportliche Tiefpunkte gibt es immer wieder. Daher sollte man mit dem Einsatz von Negationswörtern vorsichtig umgehen und sie nicht überstrapazieren, schließlich ist meist noch immer Luft nach unten, wie man gerade beim VfB in den letzten Jahren erfahren musste.
Rudi Völler und „Weißbier“-Waldemar Hartmann führten anno 2003 eine der prominentesten Tiefpunktdebatten, als Völler anprangerte, dass der deutschen Nationalmannschaft immer neue Tiefpunkte angedichtet werden würden und er die ganze Scheiße nicht mehr hören könne. Nach einem 0:0 auf Island, beim damaligen Tabellenführer war das (O-Ton Netzer: keiner weiß, wie sie das geworden sind). Der Deutsche Fußballbund zog damals seine Schlüsse, investierte in die Ausbildung von Fußballern, machte Jugend-Internate zur Pflicht für jeden Profi-Verein und läutete dadurch das Ende der Rumpelfußballer-Generation um die Ramelows, Jeremies‘ und Janckers ein, was die ersten Früchte bereits 2006 sprießen ließ und uns elf Jahre später den Weltmeistertitel bescheren sollte. Mit einem „weiter so“ wären die Erfolge der letzten zehn Jahre jedenfalls nicht möglich gewesen.
Auch der VfB durchlebte schon mehrere Tiefpunkte. Der Abstieg 1975 war ein solcher, der 2016 sicherlich auch. Die Abstiege resultierten aus Fehlentwicklungen von Jahren und jeweils des einen Spieljahrs, indem man nicht mehr regulierend eingreifen konnte.
Tiefpunkte an einzelnen Spielen festzumachen, ist da schon schwieriger, vor allem heutzutage, wo der Fußball so schnelllebig geworden ist und wo jede noch so derbe Schmach wenige Tage später wieder wett gemacht werden kann, ohne dass allzu viel davon hängen bleibt. Klatschen, an denen man am gefühlten Tiefpunkt stand, gab es einige, so erinnere mich an ein 0:4 zu Hause gegen Bochum in den 80er-Jahren oder auch an das noch gar nicht so lang zurückliegende 1:4 gegen Greuther Fürth. Danach folgte stets Business as usual, so dass solche Schlappen keine Einschnitte in die Vereinschronik bedeuteten.
Weitaus derber fühlen sich aber Niederlagen an, die schon vom regionalen Charakter her ein No Go sind. Im ersten Zweitligajahr 1975/1976 beispielsweise das 2:3 im heimischen Neckarstadion gegen den SSV Reutlingen: Mit dem kürzlich verstorbenen Karl Bögelein an der Linie, der von Istvan Sztani übernahm, traf man als indiskutabler Tabellenzwölfter auf den „Lokalrivalen“ und verlor vor nicht einmal 2.000 zahlenden Zuschauern zu Hause mit 2:3. Es war das „Sahnehäubchen“ auf eine grottenschlechte erste Saison in der 2. Liga Süd, die der VfB als Elfter abschloss.
Spätestens an diesem Tag muss es unserem damals erst ein Jahr im Amt befindlichen Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder klar geworden sein, dass der Umbruch nach dem Abstieg zu halbherzig ausgefallen war und der komplette Verein samt Kader noch einmal auf links gedreht werden muss.
MV verpflichtete im Sommer in einer Nacht- und Nebelaktion und auf Anraten des großen Hennes Weisweiler den jungen, hungrigen, enthusiastischen Trainer Jürgen Sundermann aus der Schweiz und setzte vermehrt auf die Jugend, während bis auf Hermann Ohlicher fast alle Absteiger den Verein verließen. Das Ende vom Lied ist bekannt. Die Rasselbande mit erfahrenen Haudegen wie Dragan Holcer und Hermann Ohlicher und vielen jungen Spielern aus der Region, wie Hansi Müller, Karl-Heinz Förster und Dieter Hoeneß, rockte die Liga und sorgte für Begeisterungsstürme im Schwabenland. In diese Saison fiel dann auch mein allererstes Auswärtsspiel, ein 0:0 bei den Münchner Löwen, 78.000 Zuschauer im Olympiastadion, davon bis zu 35.000 VfB-Fans, damals wie heute noch ein Wahnsinn für das Unterhaus.
Der Tiefpunkt gegen Reutlingen hatte somit wohl auch sein müssen. Ein Jahr später kehrte der VfB in die Bundesliga zurück, wurde auf Anhieb als Aufsteiger Vierter, Zweiter, Vierter und 1984 schließlich zum dritten Mal Deutscher Meister.
Die Trendwende, sowohl beim DFB, als auch beim VfB, ist eng mit dem Namen Gerhard Mayer-Vorfelder verknüpft. Beim DFB brachte er schon nach der peinlichen Euro 2000 erste Projekte der Jugendförderung auf den Weg und installierte 2004 das Gespann Klinsmann/ Löw, beim VfB ging er mit der Verpflichtung von Sundermann den unkonventionellen Weg und hatte ein gutes Gespür dafür, wann eine Ära zu Ende war und er Dinge grundlegend ändern musste.
Heidenheim ist für mich ein weiterer Tiefpunkt. Jahrelang gehörte der VfB zum Inventar der Bundesliga, während Heidenheim, früher noch als SB Heidenheim, meist in der Oberliga Baden-Württemberg vor sich hin dümpelte. Es sind gerade diese Spiele, vor denen man im Vorfeld schon gewarnt hatte, die jeder Einzelne beim VfB auch mental annehmen muss. Für den VfB ist es ein gefühltes Pokalspiel, während das Aufeinandertreffen für den Gegner das Spiel des Jahres bedeutet und jeder nur allzu gern dem großen Favoriten ein Schnippchen schlagen möchte.
Den Tiefpunkt stellt für mich gar nicht die Niederlage an sich dar. Gegen Heidenheim kann man durchaus auch mal verlieren. Es verdient großen Respekt wie der Nachbar von der Ostalb dabei ist, sich in der 2. Liga zu etablieren. Ich finde es herausragend, wie lang und mit welchem Erfolg Frank Schmidt schon die Geschicke dort leitet und dass er mit Marc Schnatterer einen Kapitän in seinen Reihen hat, auf den er sich verlassen kann und der vor allem überall auf dem Platz zu finden ist. Ich hätte beide mit Kusshand für die 2. Liga genommen und blicke fast schon neidisch zu solchen Vereinen, wenn ich mich mal wieder in unserer Kapitäns-Debatte verstricke.
Dies also die rein objektive Sichtweise, aus der eine Niederlage eines noch überhaupt nicht gefestigten VfB gegen Heidenheim nicht unrealistisch erschien. Dennoch, ich gebe es zu, habe ich mich im Vorfeld in keiner Sekunde mit einer möglichen Niederlage gegen Heidenheim befasst. Die kam in meiner Denke einfach nicht vor.
Es war doch alles bestellt. Der Kader wurde zum Ende der Transferperiode noch einmal verstärkt, bestes Spätsommerwetter, sensationelle 52.200 Zuschauer und durchaus auch Rückenwind durch den 2:1-Sieg beim SV Sandhausen. Heidenheim mobilisierte ebenfalls die Massen und brachte gut 4.000 Fans mit, so dass der äußere Rahmen perfekt war.
Wenn dann aber der Trainer der gleichen Elf das Vertrauen schenkt, die sich mit Ach und Krach durch den August rettete und in keinem der bisherigen Spiele überzeugen konnte, stellte dies für mich die erste Enttäuschung des Tages dar. Die Geschichte ist bekannt, der VfB verlor völlig verdient und nach indiskutabler Leistung 1:2 und zeigte zu keiner Zeit, dass er in der derzeitigen Verfassung Ansprüche auf einen der vorderen beiden Plätze erheben kann. Heidenheim war besser organisiert, cleverer, auch bissiger und motivierter, was das eigentlich Schlimme ist. Daher rede ich vom Tiefpunkt, wenn es in einem solchen Spiel, von dem man weiß, was es auch für die Fans bedeutet, nicht einmal die Grundtugenden auf den Platz bringt.
MV wäre dazwischen gegrätscht und hätte Trainer und Team, einen nach dem Anderen, zusammengefaltet. MV lebt leider nicht mehr, wer also soll es richten, wer soll den VfB wieder dorthin bringen, wo er eigentlich hingehört, wer haut dabei auf den Tisch, wer spricht ein Machtwort, wer geht unbeirrt den richtigen Weg und lässt sich durch Seilschaften, Errungenschaften, Gewohnheitsrechten und Gegenwind nicht davon abbringen bzw. bricht diese auf? Ich sehe weit und breit keinen im Verein, der mir diese Hoffnung geben würde.
Ob es der designierte VfB-Präsident Wolfgang Dietrich zu leisten imstande ist, kann ich noch nicht beurteilen. Ich teile die Anti-Haltung der Ultras nicht, die schon im Vorfeld und wohl ohne sich richtig mit der Personalie auseinandergesetzt zu haben, diesen Kandidaten ablehnen. Auch gestern wieder wurde auf Spruchbändern vor allem angeprangert, dass die Wahl keine demokratische ist, weil es keinen Gegenkandidaten ist. Ob sie dem Aufsichtsrat Vorschläge eingereicht haben, ist mir leider nicht bekannt, möglich wäre das wohl gewesen.
Wer soll denn ein weiterer geeigneter Kandidat sein? Guido Buchwald, dessen Funktionärskarriere eher mit überschaubarem Erfolg verlief? Karl Allgöwer, sicher DIE Ikone im Stuttgarter Fußball, aber, kann er einen Verein führen? Aus dem Umfeld ist zu hören, dass er wenig kompromissbereit und kein Teamplayer ist, weshalb seine Beratertätigkeit auch schon wieder Geschichte ist.
Die Problematik bei einem Gegenkandidaten ist die, dass wohl die wenigsten diesen Traumjob haben, der es ihnen erlaubt, Wahlkampf um das Amt des VfB-Präsidenten zu betreiben und, sollten sie gewählt werden, von heute auf morgen alles stehen und liegen lassen zu können oder aber bei nicht erfolgter Wahl im Beruf weiter wie bisher machen zu können.
Dietrich hat den Vorteil, dass er mit 68 Jahren diesen Job nicht mehr nötig hat und er das Amt ehrenamtlich und doch in Vollzeit ausüben könnte. Seine ersten Statements, wie er den VfB zurück in die Spur führen möchte, lesen sich so schlecht für mich nicht, so dass ich ihn nicht vornherein ablehne, sondern zunächst die eine oder andere Vorstellungsrunde mitmachen und mir dann ein Bild von ihm machen werde. Wichtig ist erst einmal, dass wir überhaupt wieder eine Führung bekommen und der Controller (Heim) und der Ticket- und Trikotverkäufer (Röttgermann) die längste Zeit ganz oben die Geschicke bestimmt haben.
Dass Dietrich innerhalb des Vereins moderieren wolle, hat er ja bereits verlauten lassen. Ohne der „Wahl“, die im Grunde überhaupt keine ist, jetzt schon vorgreifen zu wollen, ist dies die oberste Präsidentenpflicht und wäre schon jetzt notwendiger denn je.
Dass es von den Herren im Aufsichtsrat und der Rumpfvorstandschaft unglücklich war, den Trainer- vor dem Sportdirektorposten zu besetzen, habe ich bereits des Öfteren kritisiert. Dies kann für mich lediglich dadurch entschuldigt werden, dass Luhukay aufgrund seiner Referenzen die bestmögliche Wahl gewesen zu sein scheint, weiß er doch wie Aufstieg geht.
Schindelmeiser kam einige Wochen später und scheint ganz und gar nicht mit Luhukay auf einer Wellenlänge zu funken. Die Neuzugänge, die Schindelmeiser kurz vor Transferschluss an Land gezogen hat, sollen nicht gerade Wunschspieler Luhukays gewesen sein, wie dieser offen zugibt.
Hat sich ein jeder von uns Fans einen enormen Qualitätsschub durch die Neuen erhofft, dämpft Luhukay die Erwartungen, und kritisiert, dass sich im Kader zu viele Nationalitäten tummeln würden und dass die Integration der Neuen dauern würde. Als Außenstehender kann ich diese Denke nicht nachvollziehen, sagt man doch immer „gute“ Fußballer würden sich verstehen und die Fußballersprache sei international.
Luhukay legt sich also ein Alibi zurecht und erbittet sich Zeit, die man ihm nicht gewähren kann und auch nicht darf. Er muss jetzt, wo der Kader vollständig ist, damit beginnen zu liefern und darf das Ziel des sofortigen Wiederaufstiegs niemals aus den Augen verlieren. Alles andere als der Wiederaufstieg käme einer mittleren Katastrophe gleich und würde die große Gefahr mit sich bringen, es sich im Unterhaus gemütlich zu machen und dort auf Jahre festzusitzen.
Nach dem fünften Pflichtspiel der Saison ist noch immer kein Spielsystem, kein Plan, keine Handschrift des Trainers erkennbar. Die „Leistungen“ sind eine nahtlose Fortsetzung der Katastrophen-Spiele in der Bundesliga, in der ebenfalls alles auf Zufall bedacht und keine Struktur im Spiel vorhanden war.
Gegen den 1. FC Heidenheim, mit dem sich die Wege in einem Pflichtspiel zuvor noch nie kreuzten, blamierte sich der VfB auf ganzer Linie. Immer wenn der VfB die große Chance hat, Rückenwind aus einer Euphoriewelle zu ziehen, sich vorne festzusetzen, die Fans mitzunehmen kommt mit Sicherheit der Rückschlag oder in diesem Fall der nächste Tiefpunkt.
Von den Neuen stand lediglich der Japaner Asano im Kader, von den Verletzten kehrte auch nur Kevin Großkreutz zurück. Die ersten Saisonspiele, weitestgehend mit den gleichen Aufstellungen, boten katastrophale fußballerische Magerkost, was durch zwei glückliche Siege und dem Weiterkommen im Pokal kaschiert wurde. Für mich damals kein Grund Alarm zu schlagen, weil der VfB in der Spur und die Hoffnung auf Besserung ab September da war. Ich hätte es mir gewünscht, dass Luhukay seine Startformation nun kräftig durcheinanderwirbelt.
Doch, was macht Luhukay, vertraut den gleichen, die mit Mühe und Not in Sandhausen gewannen und schon dort nichts von jener Dominanz versprühten, die man vom gefühlten Erstligisten oder dem FC Bayern der 2. Liga eigentlich erwarten würde. Der VfB ist nun mal mit Hannover 96 der Krösus der Liga, so dass man dies auf dem Platz auch sehen können muss.
Wenn wir schon vom FC Bayern der 2. Liga sprechen, wünschte ich mir eine „Mir-send-mir“-Mentalität, eine Selbstverständlichkeit, mit der man den Rasen betritt und den Gegner niederringt. Es ist aber eher das Gegenteil der Fall. Wie zu schlimmsten Bruno- und auch Kramny-Zeiten ist der Fußball verhalten, behäbig, abwartend. Es wird stets abgewartet, was der Gegner so drauf hat, anstatt selbst das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen. Mit einer solchen Ausrichtung dürfte es schwer werden, überhaupt Punkte einzuheimsen, denn, anders als in der Bundesliga, wird uns in der 2. Liga kein einziger Gegner den Gefallen tun, uns mit offensiver Ausrichtung ins offene Messer zu laufen. Auch die vermeintlichen Spitzenmannschaften suchen ihr Heil in der Defensive und lauern auf unsere Fehler, die mit Krampen wie Klein, Sama und Sunjic in der Truppe auch nicht lange auf sich warten lassen.
Abgesehen von einer von Zimmer in der fünften Minute kläglich vergebenen Chance fand der VfB offensiv nicht statt. Terodde hängt vorne in der Luft und bekommt keine Bälle, so dass Heidenheim wenig Mühe hatte, den VfB vom eigenen Tor fernzuhalten.
Heidenheim war bei seinen eigenen Vorstößen zielstrebiger und gefährlicher, so dass das 0:0 zur Pause schon eher schmeichelhaft für den VfB war.
Beim VfB bot sich, wen wundert’s bei DER Aufstellung, das gewohnte Bild. Die Viererkette hinten durchweg nicht bundesligatauglich. Insúa, Klein, Sunjic zu langsam und Ausgangspunkte der beiden Gegentore, Sama völlig von der Rolle.
Luhukay muss sich schon fragen lassen, weshalb er den Jungen mit den sichtbar wackeligen Knien 90 Minuten lang durchspielen ließ und ihn nicht schon früh durch Kaminski ersetzte. Luhukay muss sehr wenig Vertrauen in sein Personal haben, wenn er sich davor scheut, ein nicht funktionierendes Gebilde durch die Hereinnahme des einen oder anderen derzeitigen Kaderauffüllers zu verändern.
Legt er hier seine Sturheit nicht ab und ist nicht bereit, variabler zu agieren und den Gegner auch mal zu überraschen, muss man kein Prophet sein, um die nächste Trainerdiskussion bereits jetzt zu diesem frühen Zeitpunkt riechen zu können.
Da Luhukay offensichtlich kein Kommunikator ist und patzig in die Mikrofone blafft, er müsse nichts erklären, wird er die Rätsel, die er uns aufgibt, wohl irgendwann mit ins Grab nehmen.
Auch Zimmermann hat für mich bislang bei keinem seiner Auftritte den Nachweis erbracht, ein Zweitligaspieler zu sein. Wie Sama mit den Amateuren abgestiegen, soll er nun einer der neuen Hoffnungsträger sein?
Da kann man nur hoffen, dass Hosogai schnell zurückkehrt, der übrigens mit einem Muskelfaserriss bereits vier Wochen lang ausfällt. Man hat sich ja schon fast daran gewöhnt, dass beim VfB die Rekonvaleszenzzeiten um einiges länger ausfallen, als bei anderen Vereinen.
Dennoch, sollte der neue Präsident denn einmal sämtliche Prozesse und Abläufe innerhalb des Vereins und seiner Tochtergesellschaften durchleuchten, wäre auch die medizinische Abteilung einmal kritisch zu hinterfragen. Da im Verein bereits seit einiger Zeit viele (wirtschaftliche) Dinge wichtiger als der sportliche Erfolg sind, würde es mich nicht einmal mehr wundern, wenn die Zielvorgabe für unsere medizinische Abteilung nicht lauten würde, die Spieler schnellstmöglich dem Team zurückzuführen, sondern eine optimale Auslastung der VfB-Reha-Welt mindestens genau so wertig gewichtet ist.
Ich weiß nicht, ob ich es mir einbilde, aber, seit es die Reha-Welt gibt und es sich einer der ersten prominenten Kicker namens Yildiray Bastürk sich dort so richtig bequem machte, scheinen viele diese Welt gar nicht mehr verlassen zu wollen. Jedes noch so keine Kinkerlitzchen wird eine gefühlte Ewigkeit auskuriert, wobei man die ursprünglich getroffenen Ausfallzeit-Prognosen der Ärzte der Erfahrung nach getrost mal zwei nehmen kann, um auf die tatsächliche Ausfallzeit zu kommen.
Sollte auch Hosogai diesen Wellness-Bereich weiter in Anspruch nehmen wollen und sich sein Comeback noch weiter hinausziehen, wäre Luhukay gut beraten, es auch mal mit nur einem Sechser zu probieren und variabler zu agieren. Ich begrüße es ja grundsätzlich, wenn der VfB Youngster herausbringt, die sich in der ersten Elf freischwimmen, aber, um jeden Preis, nur weil sie jung sind, da geht der Schuss manchmal auch nach hinten los, vor allem, wenn die Mannschaft keine Einheit bildet.
Bei Sama, der ohnehin erst mal keine Rolle mehr spielen sollte, wenn Baumgartl fit und Pavard einsatzbereit ist, wird es interessant sein zu beobachten, ob ihm der Auftritt vom Freitag einen Knacks versetzt, der hängen bleibt.
Eine weitere Baustelle bleibt auch Maxim, dem oft eine unprofessionelle Einstellung, ein unprofessioneller Lebenswandel und auch eine gewisse Verweichlichung vorgeworfen werden. Wenn der x-te Trainer in ihm keinen Mann für 90 Minuten sieht, akzeptiere ich die Entscheidung des Trainers grundsätzlich, vor allem, wenn die Ergebnisse stimmen.
Ist die Nichtberücksichtigung jedoch auf die mangelnde Kommunikationsfähigkeit und Kompromissbereitschaft des Trainers zurückzuführen und mündet in einen Kleinkrieg zum Schaden des Vereins, bekomme auch ich ein Problem mit dem Trainer. Persönliche Animositäten oder der Zwang dem öffentlichen Druck allein „zum Bossen“ nicht nachzukommen, wären zum Schaden des großen Ganzen und seinem Standing im Team sicherlich auch nicht förderlich.
Wir haben erst vier Spieltage hinter uns, die Saison ist noch lang. Eigentlich zu früh für eine Trainerdiskussion. Aber, Luhukay macht sich mit seiner Art, mit seinen Aufstellungen, mit seiner Außendarstellung, mit dem Schlechtreden der Neuzugänge und als Spaßbremse mitten in einer Phase großer Euphorie keine Freunde. Stimmt dann noch die Chemie zwischen ihm und dem Sportdirektor nicht, hat dieser ganz andere Vorstellungen, wie die Mannschaft auszusehen hat und wie man das Unternehmen Wiederaufstieg anpacken muss, hat er nicht einmal den Rückhalt in den eigenen Reihen, so dass die Zeichen schon früh auf Trennung stehen.
Es wäre zwar äußerst ärgerlich, erneut einen Trainer bzw. ein Trainerteam abfinden zu müssen und schon wieder vor einem Neuanfang zu stehen, aber, dies hätte sich dann der Aufsichtsrat an seine Akte zu heften, der den Trainer vor dem Sportdirektor verpflichtet hat.
Luhukay schaufelt sich derzeit sehenden Auges sein eigenes Grab. Die Leute rennen dem VfB die Bude ein, es herrscht, keine Sau weiß warum, so etwas wie Euphorie nach dem Abstieg und Luhukay hat nichts Besseres zu tun, die Erwartungshaltung zu kritisieren? Zu bemängeln, dass seine Spieler Angst vor der Kulisse gehabt hätten? Was sollen dann die Heidenheimer sagen? Ja, sicher, die sind das ja gewohnt. An Lächerlichkeit kaum zu überbieten solche Aussagen.
Luhukay legte ja noch nach. Wer nach den ersten vier Spielen mit unfassbar schlechtem Fußball jubilierte, als Schindelmeiser mit Mané, Asano und Pavard drei hoffnungsvolle Talente auslieh bzw. verpflichtete, bekommt vom Trainer bereits vor deren ersten Spielen den Dämpfer geliefert.
Die vielen Nationalitäten wären ein Problem, dass die Neuen zuletzt wenig gespielt hätten ebenso, hinzu kommt ein neuer Rhythmus und, Achtung Brüller, sie müssten eine neue Spielphilosophie verstehen.
Da fragt man sich, welche Spielphilosophie? Nach dem Spiel vom Freitag konnte man sprechen, mit wem man wollte, keiner konnte eine erkennen, keiner weiß, für welchen Fußball Luhukay eigentlich stehen möchte.
Was in den ersten Spielen dargeboten wurde, war durchweg konzeptlos und auf gut Glück ausgerichtet. Die fußballerischen Mängel sind fatal, hinzu kommt, dass keiner, auch nicht Kapitän Gentner, da ist, der das Heft des Handelns an sich reißen würde, nur Indianer, keine Häuptlinge. Auch dieses Problem haben wir nahtlos von der Bundes- in die 2. Liga hinüber „gerettet“. Einzig Großkreutz nach seiner Einwechslung und bedingt auch Maxim merkte man an, dass sie etwas bewegen wollten, was sich allerdings als wenig erfolgversprechend herausgestellt hat, wenn man sich so dämlich auskontern lässt.
Mein einziger Hoffnungsschimmer sind hier derzeit die Neuen und die Rückkehr der zur Zeit verletzten, dass man weder einen Klein, noch einen Sama, noch einen Sunjic, derzeit auch keinen Zimmermann mehr sehen muss und sich durch Mané und Asano die Durchschlagskraft im Angriff verbessert und Terodde endlich auch Bälle bekommt.
Ich erwarte in Kaiserslautern eine auf vier, fünf Positionen veränderte Truppe, die fußballerisch ohnehin besser aufgestellt, als Einheit auftritt und nicht wie gegen Heidenheim, wieder einmal keiner dem Anderen hilft. Dies ist erneut ein Indiz, dass es auch in dieser neu zusammengewürfelten Truppe überhaupt nicht zu stimmen scheint und man mehr gegen- als für einander „arbeitet“. Es ist bereits wieder von Cliquenbildung zu hören und von schlechter Stimmung innerhalb des Teams. Nachtigall, ick hör dir trapsen!
Großkreutz, der aus Dortmund professionelleres Arbeiten gewohnt ist, schiebt bereits mächtig Frust. Erst der Clinch mit dem Co-Trainer und gestern nach dem Spiel kritisierte er indirekt seine Mitspieler aber auch den Trainer, indem er mehr Mut einforderte.
Luhukay muss diesen Tendenzen vehement entgegen wirken, möchte er länger als nur ein paar Monate hier Trainer sein. Am Spieltag erweckte er für mich nicht diesen Eindruck. Er wirkt bereits jetzt genervt und ratlos und nimmt Darbietungen wie die vom Freitag fast teilnahms- und emotionslos hin, während man auf der Tribüne am Ausrasten ist. Wenn man sah, wie engagiert Frank Schmidt die seinen antrieb und dirigierte, blutete einem schon dabei das Herz.
Dass sich der Trainer im Innenleben des Vereins grundlegend anders präsentiert, kann ich mir nicht vorstellen, so dass zu befürchten ist, dass er die Stimmung im Team mit seiner wortkargen Art auch nicht unbedingt aufhellen kann.
Den späten Verpflichtungen, der Länderspielpause und dem Umstand geschuldet, dass die Neuen vor dem Heidenheim-Spiel erst ein, zwei Mal mit der Mannschaft trainieren konnten, könnte man für Luhukay gerade noch so als mildernden Umstand durchgehen lassen.
Für Kaiserslautern gilt diese Ausrede nicht mehr. Ob ein Pavard deutsch, französisch, chinesisch spricht oder taubstumm ist, es darf keine Rolle spielen, schlechter als Sama und Sunjic kann er nicht sein, also muss er spielen.
Mané wünsche ich mir auf Rechtsaußen, damit diese Position endlich von einer Offensivkraft und nicht improvisiert von einem Rechtsverteidiger bekleidet wird. Großkreutz oder Zimmer rechts hinten, Klein aus dem Kader streichen. Dies sind nur zwei von mir erhoffte und auch erwartete Änderungen, die „Leistungen“ bisher bieten unzählige weitere Möglichkeiten der Blutauffrischung.
Setzt Luhukay auch in Kaiserslautern auf diese in seinen Augen altbewährte Gurkentruppe und das Spiel geht in die Hose, ist der Niederländer für mich durch, so Leid mir das täte.
Mit Zorniger hatten wir es in der Vorsaison ja schon einmal mit einem unverbesserlichen Sturkopf zu tun. Nur, sein Fußball sah erfolgsversprechend aus, es fehlten Nuancen, um damit erfolgreich zu sein, er war emotional und höchst engagiert bei der Sache und posaunte im breitesten Schwäbisch Dinge in die Welt hinaus, die er mal besser für sich behalten hätte, was ihm letztendlich unter anderem das Genick brach. Bekanntermaßen hoffte ich bis zum Schluss darauf, dass er irgendwann mal einlenken und klüger im Umgang mit den Medien werden würde und sein Fußball, der schön zum ansehen war, auch zum Erfolg führen würde.
Jetzt haben wir es mit einem introvertierten Sturkopf zu tun, mit dem ich weit weniger anfangen kann. Bei Zorniger wusste man, wie er dachte, was ihn freute, was ihn ärgerte, bei Luhukay, keine Gefühlsregung, nichts! Man weiß nicht, ob ihn die Vorstellung am Freitag auch erschütterte oder ob er sie als „normal“ hinnahm, weil seine Spieler aus 16 Nationen ihren Deutsch-Kurs noch nicht bis zum Ende besucht haben und die Eingewöhnungsphase noch nicht bei allen abgeschlossen ist. Man weiß nicht, wie lang er diesen (seinen) Fußball als normal akzeptiert, vier, sechs, acht Wochen), bei acht, zwölf, sechzehn Punkten Rückstand auf einen Aufstiegsplatz?
Da es sich der VfB nicht leisten kann zu früh zu viel Boden auf die Aufstiegsplätze zu verlieren, wäre dann der Zeitpunkt gekommen, die Reißleine zu ziehen, wenn die Ziele des Vereins mit denen des Trainers nicht mehr korrespondieren.
Schon der Abstieg war hausgemacht, weil man zu lang dem Wirken Dutts und Kramnys vertraute und nicht mehr eingriff, als bereits alle Welt sah, dass man in dieser Konstellation keinen Punkt mehr holen würde. Den gleichen Fehler darf man nicht noch einmal machen, abwarten, die Dinge laufen lassen, auf das Gute in Jos hoffen, um dann irgendwann mit hoffnungslosem Rückstand vor einem Scherbenhaufen zu stehen.
Bis zum Ende der Transferperiode bin ich hinter Luhukay gestanden, jetzt beschleichen mich größte Zweifel, so dass ich mir derzeit eher einen Trainer wie Gisdol, der noch auf dem Markt wäre, wünschen würde, der Begeisterung vorlebt und auch vermitteln kann.
Jos zieht gerade ohne Rücksicht auf Verluste „sein Ding“ durch, wie ich meine, nicht gerade zum Vorteil des Vereins. Daher könnte es durchaus bei negativem Ausgang des Schlüsselspiels in Kaiserslautern schon heißen, lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende, dieses Mal dann gar schon bevor die Blätter fallen.
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27. August 2016
Für einen, der vor noch nicht allzu lang zurückliegender Zeit mit dem VfB europäische Metropolen wie Barcelona, Bukarest, Glasgow, Kopenhagen, Lissabon, London, Madrid, um nur einige zu nennen, bereist hat, war es gestern schon etwas merkwürdig in den Heidelberger Vorort Sandhausen zu einem Ligaspiel aufzubrechen.
Zwischen dem Neckarstadion und dem Hardtwaldstadion zu Sandhausen liegen gerade einmal 112 Kilometer, so dass es trotz der frühen Anstoßzeit um 18.30 Uhr keiner größerer Anstrengungen bedurfte, rechtzeitig da zu sein.
Im Gegenteil, in Anbetracht der Erfahrungen der Vergangenheit, als wir zu manch einem Freitagabend-Spiel erst kurz vor dem Anpfiff angekommen waren, entschied sich der RWS Berkheim, nach Sandhausen bereits um 13.30 Uhr loszufahren.
Den Nachmittag musste ohnehin jeder frei nehmen und eine um eine halbe Stunde frühere Abfahrt, kann beim allfreitäglichen Wahnsinn auf den Autobahnen schon einiges bringen. Da bereits zu dieser frühen Uhrzeit elf Kilometer Stau zwischen Stuttgart-Flughafen und Dreieck Leonberg gemeldet waren, fuhren wir von ES-Berkheim über die B10 und den Pragsattel bis zum einzigen Zustieg an der Autobahn-Auffahrt S-Feuerbach, was sich als die goldrichtige Entscheidung entpuppte. In gerade einmal 40 Minuten waren wird dort und ließen den Stau sprichwörtlich links liegen. So kamen wir auch bis zum Ziel einigermaßen gut voran, von etwas Stop-and-Go-Verkehr kurz nach Heilbronn einmal abgesehen.
Sehr frühzeitig erreichten wir den Parkplatz, von dem uns in Anbetracht der tropischen Temperaturen ein Gewaltmarsch bis zum Stadion bevorstand. Viele andere Bekannte und Fanclubs trafen auch frühzeitig ein, so dass wir auf dem Weg zum Stadion unzählige Male „aufgehalten wurden“, was wir jedoch als willkommene Pausen ansahen.
An einer Abzweigung dann trennte sich die Spreu vom Weizen oder der Weg derer, die Karten für den Gästeblock hatten und denen, die sich am Sandhäuser Kontingent bedient hatten. Soke und ich hatten Karten für den Block A2 ergattert, der laut Stadionplan eine optimale Sicht auf die VfB-Fanblöcke bot und bei dem man eigentlich davon ausgehen hätte müssen, dass der Sandhäuser Kruscht, wie sonst üblich, auf der gegenüberliegenden Seite abgestellt wäre.
Pfeifendeckel, gerade noch rechtzeitig am Tag vor dem Spiel, Trikot war bereits hin gerichtet, las ich zufällig, dass in den Blöcken A1-A4 Zutritt in gegnerischer Fankleidung nicht zulässig wäre, wir uns also im absoluten Heimbereich tummeln würden. Auch das ordne ich unter der Kategorie „Neuland 2. Liga“ ab!
Hin und wieder liest man sich ja schon in die Eigenheiten von Fanszenen ein und was einen zu erwarten hat, vor allem, wenn man sich Karten für außerhalb des Gästeblocks besorgt. Dies bedingt jedoch eine nennenswerte Fanszene, die man bei Sandhausen nicht erwarten durfte und, wenig überraschend, auch nicht vorfand.
Nachdem ich aber nun wusste, dass wir im Heimbereich unterkommen würden, machte ich mich dann doch schlau, wie die Sandhäuser Fans im Stadion untergebracht sind. Dabei staunte ich dann nicht schlecht, dass die Sandhäuser „Ultras“ auf der Hintertor-Tribüne und damit genau neben dem Gästeblock ihr Domizil haben.
Eigentlich ist es für einen Dorfverein, bei dem man Fankultur ohnehin vergeblich sucht, ja zusätzlich peinlich, wenn die eigenen Hardcore-Fans räumlich so untergebracht sind, dass man sie in zwei Drittel der Spiele akustisch überhaupt nicht hört, weil viele Gegner mehr Fans mitbringen als diejenigen, die Sandhausen anlockt.
Dass es ein Heimspiel für den VfB werden würden war bereits im Vorfeld klar, zwischen sieben und acht tausend Brustringträger säumten das weite Rund, dazu noch verirrte Hansels wie Soke und ich, die in neutraler Kluft dem Brustring die Daumen drückten und zeitweise nichts Besseres zu tun hatten, als das Sandhäuser Maskottchen Hardy anzupöbeln. Dieses wird es sich jetzt wohl zwei Mal überlegen, ob es die Reise zum Rückspiel ins Neckarstadion noch antreten möchte. Ich kenne jemanden, der ist heiß auf Dachs.
Im Stehblock auf der Haupttribüne postierten wir uns weit unten und damit in der prallen Sonne, die an diesem Nachmittag erbarmungslos vom Himmel strahlte. Da man bei dieser Hitze viel trinken soll, machte ich mich auch gleich auf den Weg, eine Bezahlkarte zu holen. Selbst ein Dorfverein wie Sandhausen hat diesen Scheiß, den wir inzwischen wieder abgeschafft haben, angefangen.
Auch das ein Nachteil unserer Blockwahl: in vielen Mischblöcken des Stadions war sowohl Bar-, als auch Kartenzahlung möglich, bei uns nur Kartenzahlung. Da sich im Heimbereich jeder auszukennen hat, ließ die Beschilderung, wie man denn zu dieser Karte komme, sehr zu wünschen übrig.
Zunächst stellte ich mich daher auch prompt falsch an, um kurze Zeit später dann doch noch die richtige Schlange zu erspähen. Als ich endlich dran war, wollte die mir zugedachte Karte nicht aufgeladen werden, so dass erst einmal der Supervisor anrücken musste und weitere kostbare Zeit verstrich.
Schließlich hielt ich sie in Händen, stolze 10 Euro Pfand und 40 Euro Guthaben, so dass es auch gewiss reicht und ich mich nicht noch einmal anstellen musste. Anders als mit den Bundesligabezahlkarten, wo man sich stets sicher war, sein Restguthaben in der nächsten Saison auch noch aufbrauchen zu können, schwor ich mir, diese nach dem Spiel gleich wieder abzugeben. Einmal Sandhausen – und nie wieder!
Mit der Karte in der Hand ging es dann auf die Suche nach der kürzesten Schlange an einem Bierstand. Es standen zwar etwa fünf zur Auswahl doch an keiner bewegte sich nennenswert etwas nach vorn, so dass ich fünf Minuten vor Spielbeginn unverrichteter Dinge zurück in den Block ging, um wenigstens das Intro und den Einlauf fotografieren zu können.
Sokes Blick tötete mich zwar fast, als ich mit leeren Händen zurück kam, aber, mit dieser Situation mussten wir beide in diesem Moment leben.
Als das Spiel etwa 15 Minuten alt war, wagte ich den nächsten Vorstoß im Rahmen des Projektes „Bier für Soke und Franky“. Die Reihen an den Ständen sollten sich bis dahin ja gelichtet haben, das Bier inzwischen „eingelaufen“, das Personal eingearbeitet sein. Aber nein, nichts von alledem, ein Dorfverein wie Sandhausen hat es offensichtlich nicht nötig, ein wenig Umsatz zu machen.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis ich endlich zwei kühle Bier in Händen hielt und, da ich es schon mal nach vorne geschafft habe und, „essa musch“, habe ich mir auch gleich noch eine Rindswurst mitgenommen.
Senf, Ketchup & Co. gab es (natürlich) wieder an einem anderen Schalter und als ich dort ankam, hörte ich schon den Herrn vor mir auf Badisch bruddeln, dass der Senf leer wäre.
O. k., bevor ich noch mehr vom Spiel verpasse, ich war schließlich schon reichlich genervt, dachte ich mir, „scheiß drauf, Ketchup tut‘s auch“.
Kurz mal auf den Heinz Hebeldosierspender gedrückt und, passend zum bisherigen Aufenthalt in diesem Stadion, mehr Ketchup auf der Hose gehabt als auf der Wurst. War mir aber zu diesem Zeitpunkt schon egal, denn die Roten, das sind ja ohnehin wir!
Da das Spiel nicht so sehr der Burner war wie das Wetter an diesem Tag und das kühle Nass schneller weg war, als man gucken konnte, wiederholte sich das ärgerliche Spielchen an den Ständen noch einige Male, hilft ja nix, da mussten wir durch.
Eines ist dann aber auch sicher. Lieber diese Ärgernisse beim Warten auf das Vollbier in Kauf nehmen, als alkoholfreies Bier im Gästeblock vorgesetzt zu bekommen. Da bin ich richtiggehend froh, dass ich mich mit dieser Thematik nicht auch noch herum ärgern musste. Gerade an einem solch heißen Tag, an dem das Bier im Bus von Bier zu Bier wärmer wird, freut man sich doch erstrecht auf das erste eisgekühlte Bier und dann so etwas. Alkoholfrei! Pfui Deibel!
Mich kotzt diese Gängelei durch jeden dahergelaufenen Dorfverein nur noch an. Was soll die Scheiße? In diesem Spiel zweier Kontrahenten, die sich erst ein einziges Mal in einem Pflichtspiel über den Weg gelaufen waren, die keine Rivalität verbindet, wo der Heimverein keine Ultra-Szene zu bieten gehabt hat, an der sich unsere Ultras hätten reiben können, wo tausende VfBler nur hingefahren sind, um Spaß zu haben, weshalb geißelt man eine gesamte Fanszene durch ein solch schwachsinniges Alkoholverbot? Für mich sind das pure Schikane-Maßnahmen ohne jeglichen Sinn dahinter.
In der Hinsicht hatten wir mit der Platzwahl also alles richtig gemacht. Im Block selbst ging’s auch gechillt zu, kein Stress, keine Pöbeleien, außer vielleicht einem älteren Dorftrottel hinter uns, der lautstark polterte, dass es eine Frechheit seitens des VfB sei, mit einer solchen Vorstellung auch noch das Spiel zu gewinnen. Vielleicht hatte er es darauf angelegt, dass wir uns drüber ärgern oder gar in eine Diskussion mit einsteigen wollten, aber, erstens war es heiß und zweitens sind wir der VfB, Diskussion also überflüssig.
Das Spiel verfolgte ich dann, vor allem in der ersten Hälfte, als wir noch sprichwörtlich auf der Sonnenseite waren, teils stehend und knipsend, teils sitzend und Schatten von den Leuten suchend und eben am Bierstand.
Der VfB startete in die Partei personell mit derselben Formation wie in Homburg, also erneut ohne Alexandru Maxim. Sandhausen wählte jene Taktik, mit der dem VfB, es hat sich in der Republik herum gesprochen, am ehesten beizukommen ist, nämlich dann, wenn man, auch als Heimmannschaft, tief steht und bei gegnerischen Ballverlusten versucht, schnell nach vorne zu kommen.
Frappierend erneut die fehlende individuelle Klasse einiger Akteure beim VfB, bei dem sich in der Zweikampfführung erneut vor allem Klein und Šunjić negativ hervor getan haben. Auch gegen Sandhausen wussten sie sich vor allem in der ersten halben Stunde oft nur durch unnötige Fouls zu helfen, was den Gegner dann automatisch besser in die Partie brachte.
Da der VfB zwar viel Ballbesitz hatte, einmal mehr aber die letzten Zuspiele zu schlampig gespielt wurden, entwickelte sich eine Partie ohne nennenswerte Höhepunkte geschweige denn mit Torchancen.
Erst in der 39. Minute änderte sich das, als Berkay Özcan einen Freistoß punktgenau auf den heranfliegenden Simon Terodde servierte und dieser wuchtig einköpfte. Endlich das erste Tor in einem Pflichtspiel für den VfB, für den Mann mit der eingebauten Torgarantie. Hoffentlich ist der Knoten damit geplatzt. Kurz darauf musste Jean Zimmer mit einer Platzwunde am Kopf raus, für ihn kam Borys Tashchy. Zimmer war nicht einverstanden mit seiner Auswechslung, die offensichtlich der Vereinsarzt angeordnet hatte, und protestierte lautstark dagegen. Mit dem Führungstreffer im Rücken machte der VfB nochmal Druck vor der Pause, konnte aber nicht mehr erhöhen.
Nach dem Wechsel zunächst eine Schrecksekunde, als Langerak an einer Flanke in bester Ulreich-Manier vorbei flog und Kister auf die Latte köpfte. So schnell kann es gehen, daher wäre der VfB gut beraten, ein zweites Tor nachzulegen. Eine Minute später schon hatte Gentner nach Hereingabe von Insúa die Gelegenheit auf dem Fuß, vergab aber den schwer zu verarbeitenden Ball – es sah ein wenig nach Slapstick aus, ein richtiger Goalgetter hätte vermutlich den linken Fuß genommen.
Was Gentner in jener Szene verpasste, holte er zehn Minuten später nach. Özcan spielte sich geschickt bis zur Torlinie durch und passte überlegt zurück, so dass Gentner nur noch einzuschieben brauchte. 0:2, riesen Stimmung unter den zahlreichen VfB-Fans, der erste Auswärtssieg in der 2. Liga seit 39 Jahren war zum Greifen nah.
Doch, der VfB der Gegenwart wäre eben nicht der VfB, wenn er nicht selbst noch für Spannung gesorgt hätte Šunjić trat verhängnisvoll über den Ball, so dass Wooten frei vor Langerak auftauchen und zum Anschluss knipsen konnte. Nicht nur in dieser Situation steht man der Frage mit offenen Augen gegenüber, wie ein limitierter Spieler wie Šunjić Bundesliga oder auch jetzt 2. Liga spielen kann. Nach der Rückkehr von Timo Baumgartl ist Šunjić hoffentlich kein Thema mehr, dass ein Kaminski so viel schlechter als Šunjić sein soll, kann man sich beim besten Willen nicht vorstellen.
Dieses Tor sorgte also noch einmal für Spannung. In der Schlussviertelstunde warf Sandhausen alles nach vorn und sorgte mit langen Bällen in den Strafraum durchaus noch für Gefahr, während der VfB mit Mann und Maus versuchte, den Vorsprung zu verteidigen. Dies gelang am Ende auch, so dass unterm Strich nach drei Saisonspielen zwei Siege und eine Niederlage stehen.
Rechnet man das Weiterkommen im Pokal hinzu, in dem man es in der nächsten Runde mit einem Gastspiel bei Borussia Mönchengladbach zu tun hat, kann man einen einigermaßen gelungenen Saisonauftakt verbuchen und entspannt in die Länderspielpause gehen.
Von Anfang war es mir klar, dass sich der VfB im August noch durchmogeln muss. Dass die Personalplanungen zu diesem späten Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen sind, ist zwar bedauerlich und der langen Sportdirektorensuche geschuldet, aber, darüber zu lamentieren bringt nichts, die Situation ist eben nun so, wie sie ist.
Gestern nahm der VfB mit Takuma Asano auf Leihbasis einen japanischen Offensivspieler unter Vertrag, der von keinem geringeren als dem FC Arsenal kommt. Von ihm erhoffe ich mir, dass er die Qualität im Offensivbereich steigert und Simon Terodde im Angriffspiel entlastet.
Heute wird in der Gerüchteküche der Name Benjamin Pavard vom OSC Lille heiß gehandelt, der in der Viererkette alle vier Positionen bekleiden können soll, wie zu lesen ist. Da aus Lille seinerzeit auch Matthieu Delpierre zum VfB kam, wäre mir dieser Transfer auf den ersten Blick nicht ganz unsympathisch.
Käme er und noch ein Spieler für die rechte Außenbahn, sähe ich uns gar nicht so schlecht aufgestellt. Man darf nicht vergessen, dass wir in Timo Baumgartl, Kevin Großkreutz, Hajime Hosogai, Anto Grgic und Daniel Ginczek einige zuletzt verletzte Stammelfkandidaten haben, die die Qualität schon noch bedeutend anheben können. Viele träumen ja von Transfers wie zu Bundesligazeiten, ich habe mich von diesen Träumen verabschiedet.
Schmalhans wird Küchenmeister bleiben, der VfB wird auf dem Transfermarkt keine verrückten Dinge machen und wird sicherlich auch nicht Spieler nur deshalb verpflichten, um den Fans eine Beruhigungspille verabreicht zu haben.
Man darf gespannt sein, was bis Mitte kommender Woche noch passieren wird und wer noch präsentiert wird. Außer fußballerischer Fähigkeiten gilt es dabei ganz besonders auf die charakterlichen zu achten und nur Spieler zu holen, die das Team über sich selbst stellen. Daran hat es in den letzten Jahren gekrankt, deshalb sind wir abgestiegen und die faulen Äpfel scheinen noch immer nicht alle ausgemistet, da es um die Stimmung im Team nicht zum besten bestellt sein soll, wie man hört.
Woran das liegt, wer die Unruhestifter sind, bekommt man als Außenstehender natürlich nicht mit. Aber ein Kapitän, der mindestens genauso lang schon Kapitän ist, wie es am Teamgeist krankt, muss hier tätig werden und das Kind beim Namen nennen. Tut er das und er wird nicht gehört, sollte er sein Amt niederlegen, tut er es nicht, ist er als Kapitän fehl am Platze.
Der elementare Ansatz beim Aufbau dieser neuen Mannschaft muss der sein, ein Team zu formen, das sich versteht und das sich auf dem Platz hilft. Von der Quantität her stimmt das Verhältnis ältere zu jüngere Spieler, nur, die Älteren müssen Vorbilder sein, müssen vorneweg gehen, müssen Verantwortung übernehmen und sie müssen den jüngeren im Team helfen, sich ins Team einzufinden.
Würde das schon jetzt funktionieren, hätten wir ein brauchbares Gerüst und könnten möglicherweise auch auf den einen oder anderen Transfer verzichten, weil ein Youngster bereit steht, den man einbauen könnte. In den letzten Jahren aber, als auch Timo Werner und Timo Baumgartl oft auf sich allein gestellt waren, hat man das nicht hinbekommen.
In Grassau waren ja einige aus dem Reservoir zugegen. Die Jungs können alle Fußball spielen und sind wissbegierig, was sie brauchen, ist eine gute Führung in der Mannschaft und einen Trainer, der sich getraut, sie einzusetzen. Luhukay zeigt zumindest was die Personalie Özcan betrifft, ein gewisses Faible für junge Spieler.
An dieser Stelle spanne ich den Bogen zurück zu den möglichen weiteren Transfers. Lastminute-Transfers gegenüber bin ich deshalb kritisch eingestellt, weil ich es mir nicht vorstellen kann, dass man sich in der Kürze der Zeit intensiv genug mit dem Menschen hinter dem Spieler befasst hat. Bevor man wieder einen Vogel wie Artem Kravets an Land zieht, der Gift für das Mannschaftsklima war, sollte man es lieber bleiben lassen und dem eigenen Nachwuchs vertrauen.
Jetzt, die Saison hat kaum richtig begonnen, steht auch schon wieder die erste Länderspielpause vor der Tür. Zeit für den VfB, den Kader zu vervollständigen und an einer ersten Elf zu arbeiten, die in zwei Wochen gegen Heidenheim gegenüber der von gestern schon auf einigen Positionen verändert sein dürfte. Ich freue mich drauf.
Um meine tollen Erfahrungen mit dem Dorfverein zu komplettieren: Zunächst einmal zog sich der Weg zurück zum Bus aufgrund der schmalen Wege und der Menschenmassen ewig hin. Gipfel dieser Tort(o)ur war ein Polizei-Kastenwagen aus dem in höllischer Lautstärke Ballermann-Musik ertönte und der unweigerlich an das Lied vom grün-weißen Party-Bus erinnerte.
Dann, kleine Reminiszenz an die Bundesliga, benötigt man etwa gleich lang, um aus dem Parkhaus der Arroganz-Arena herauszukommen, wie man benötigt, sich in Sandhausen vom Acker zu machen. Eine gefühlte Ewigkeit lang kamen wir keinen Meter voran, doch das belastete uns an diesem Abend nicht mehr allzu sehr. Die Stimmung nach dem Auswärtssieg war prächtig, das Siegesbier schmeckte und, noch auf Sandhauser Gemarkung, ertönte aus unseren Kehlen das Europapokal-Lied im Bus. Humor ist eben, wenn man trotzdem lacht.
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25. August 2016
Die erste Pokalrunde 2016/2017 hatte uns mit dem FC Homburg einen wahren Leckerbissen serviert. Im Homburger Waldstadion, in dem scheinbar die Zeit in den 80er-Jahren stehen geblieben war, durften wir den perfekten Fußball-Tag erleben.
Anders als bei den Aufeinandertreffen in der Vorsaison, als uns in Kiel und auch in Jena (wo ich leider nicht sein konnte) böser Hass des Underdogs entgegen schlug, hatte man in Homburg jederzeit den Eindruck herzlich willkommen zu sein.
Das fing schon damit an, dass die Wege zum Stadion von Heim- und Gästefans nicht hermetisch voneinander getrennt waren und setzte sich bei den Einlasskontrollen fort, die zügig und respektvoll vonstattengingen.
Bereits im Vorfeld hatte ich mit der Fanbetreuung des FC Homburg netten Mailkontakt, als ich wissen wollte, da in der Stadionordnung nichts darüber zu lesen war, welche Kameras denn erlaubt seien und mich in diesem Zuge auch gleich informierte, meine Erfahrungen aus Kiel ließen grüßen, ob es denn in meinem Block im „neutralen“ Bereich auf der Haupttribüne Probleme geben könnte, wenn man dort in gegnerischer Fankleidung einlaufe.
Dem sei nicht so, Kameras kein Problem und auch in dem als Familienblock deklarierten Block nicht. Der Fanbetreuer wies darauf hin, dass man in den letzten Jahren bereits mit Schalkern und Gladbachern im Pokal Fußballfeste gefeiert habe und es nie zu nennenswerten Problemen gekommen wäre.
Genau so entpuppte sich die Situation dann auch. Gemischtes Publikum und überraschend viele Familien, in denen das Oberhaupt den Saarländern die Daumen drückte und die im Schlepptau anwesenden Kids ein VfB-Trikot übergestreift hatten. Es war dabei so, wie ich es mir eigentlich im Pokal vorstelle. Dass man als Fan des Underdogs zwar auf eine Sensation hofft, sich jedoch in erster Linie daran erfreut, einmal den großen Fußball bei sich zu haben und ein Fußballfest erleben zu dürfen und das Ganze nicht ganz so verbissen wie im Ligaalltag sieht. Schließlich begegnen wir uns auch nicht auf Augenhöhe, sondern es liegen zwei Ligen dazwischen. Unsere Amateure werden in der Liga ihre Visitenkarte im Waldstadion abgeben, das Derby gegen den 1. FC Saarbrücken die Gemüter erhitzen.
Mit Fotografenkollege Soke (www.soke2.de) hatte ich beim FCH direkt das Ticket bestellt, um einen guten Blick auf unsere Kurve und auch den Fanblock der Homburger, der auf der Gegengerade seine Heimat hat, zu haben. Diese Wahl war nahezu perfekt, sollte doch vor allem im Gästeblock an diesem Nachmittag einiges geboten sein.
Das Ambiente war einfach nur zum Wohlfühlen! Direkt vor dem Stadion genügend Bierstände und Gastronomie, um sich auf den Kick einzustimmen, im Stadion dann eben alles Oldschool. Eine alte Tribüne, noch eine Laufbahn, überwiegend Stehplätze, günstiges Bier, die Stadionwurst noch vom Holzkohlegrill (!), nostalgisch anmutende Flutlichtmasten und alles eben ursprünglicher als das, was man in den oberen Ligen vorgesetzt bekommt.
Als Allesfahrer habe ich die Schnauze voll von den neuwertigen geleckten Multifunktionsarenen, auf der grünen Wiese gebaut, bei denen verquere Sicherheitskonzepte über allem stehen und die sich nur noch in der Farbe unterscheiden. Homburg, das war wie Fußball in den 80ern, wie er früher einmal war, wie ich ihn lieben gelernt habe.
Zu Bundesligazeiten war ich schon einmal dort. Ja, für die Jüngeren unter uns, der FC Homburg spielte als damals eigentlich ewiger Zweitligist auch drei Jahre in der Eliteklasse. Besonders erinnert man sich dabei an ihren Trikotsponsor „London“, einen Kondom-Hersteller, den der prüde DFB zunächst nicht zugelassen hatte und nach einem Gerichtsurteil schließlich doch klein beigeben musste. Wie es mit Werbung so ist, spricht man darüber, ist sie erfolgreich, so auch in diesem Fall, „London“ war sprichwörtlich in aller Munde.
Mit dem FC Homburg traf der VfB durchaus auf einen Angstgegner. In zuvor fünf Pflichtspielen im Waldstadion verlor der VfB vier Mal und schaffte einmal ein Remis. Doch diese Statistik durfte an diesem Spätnachmittag keine Rolle spielen, waren doch die meisten der Brustringträger zu jener Zeit noch nicht einmal auf der Welt.
Der VfB, bei dem Maxim abermals auf der Bank Platz nehmen musste, ließ von Beginn an keinen Zweifel aufkommen, wer hier der Zweitligist und wer der Regionalligist ist. Dominante Spielführung, hinten wenig anbrennen gelassen und zwei Aluminiumtreffer vor der Halbzeit bedeuteten zwar noch ein mageres 0:0 zur Pause, doch, ernsthaft Sorgen machte man sich im Stadion nicht, dass dieser Auftritt in die Hose gehen könnte. Und trotzdem war es einmal mehr augenscheinlich, dass dem VfB die Durchschlagskraft fehlt und die derzeitige „Offensivstärke“ nicht einmal einen Regionalligisten ernsthaft zu gefährden in der Lage ist.
Als Gentner und Özcan kurz nach der Pause per Doppelschlag auf 0:2 stellten, war der Käs gegessen, das 0:3 durch Tashchy kurz vor Schluss gehört auch noch zur Chronistenpflicht, mehr aber auch nicht. Eine Spielanalyse erspare ich mir, weil dieser Pflichtsieg keinerlei Aufschlüsse für die nächsten Aufgaben gibt. Er ändert nichts daran, dass personell noch einiges passieren muss, um ernsthafter Aufstiegskandidat zu sein. Und, dieser Sieg lässt auch die nächste Aufgabe in Sandhausen nicht leichter erscheinen, weil es morgen ein viel unbequemeres Spiel werden wird. Einzig durch die Dorfclub-Atmosphäre wird Sandhausen mit Homburg vergleichbar sein, vielleicht auch noch, dass es wieder in ein Wald-, wenn auch ins Hardtwald-Stadion geht.
Wer vor Wochen darüber gejammert hatte, dass der VfB zunächst Montags gegen St. Pauli und Freitags dann schon in Düsseldorf antreten musste, darf sich dieses Mal freuen und die drei Punkte schon mal für sich verbuchen. War es damals für viele ein Wettbewerbsnachteil und ein Alibi für die Brustringträger, womit sich die Niederlage in Düsseldorf schon im Voraus erklären ließ, haben wir nun diesen Vorteil auf unserer Seite. Während der VfB seit Samstagabend bereits in die Vorbereitung fürs Sandhausen-Spiel einsteigen konnte, musste Sandhausen am Montag-Abend noch seine Pokalhürde beim SC Paderborn meistern.
Sandhausen dürfte für den VfB eine schwierige Aufgabe und eine Prüfung werden, in wie weit er bereits in der 2. Liga angekommen ist. Spielerisch ist ohnehin noch viel Luft nach oben, aber auch mental muss man die Liga erst einmal annehmen. Ging es vor Monaten noch in Fußballtempel wie das Westfalenstadion und war einem die Aufmerksamkeit von ganz Fußball-Deutschland gewiss, „reist“ man nun ins beschauliche Sandhausen, das der Busfahrer wohl erst einmal auf der Landkarte suchen muss.
Auch wenn davon auszugehen ist, dass zwei Drittel des Stadions in weiß-rot gehüllt sein werden, muss es die Truppe verinnerlichen, dass dort Fußball gearbeitet wird und mit Schönspielerei kein Blumentopf zu gewinnen sein dürfte. Der VfB muss über den Kampf zum Spiel finden und nicht umgekehrt, sonst hat man schon verloren. Man muss endlich ohnehin vom eigenen Selbstverständnis abkommen, eine spielerisch starke Mannschaft zu sein, wenn man sieht, welche fußballerischen Mängel in dieser Truppe stecken. Dies würde nämlich bedingen, dass man dazu in der Lage ist den Ball in den eigenen Reihen zu halten, den Gegner mit Ballbesitzfußball zu zermürben und geduldig auf die sich bietenden Lücken zu warten. Beim VfB aber ist meist schon nach dem zweiten Pass Schluss mit Ballbesitz, weil ein Ball zu ungenau gespielt wurde, dem Pass das Timing fehlt oder einer der Brustringträger den Ball nicht stoppen konnte.
Da der VfB die Pokalhürde Homburg weitestgehend unspektakulär aber auch ungefährdet nahm, rückten am Rande des Spiels zwei Themen in den Vordergrund. Die abermalige Nichtnominierung Alexandru Maxims in die Startelf und die reichhaltigen Pyro-Einlagen der VfB-Anhänger.
Zur Causa Maxim fällt mir spontan der Bestseller von Heinrich Böll „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ ein. In dem 1974 erschienenen Werk erzählt Böll von einer unbescholtenen Frau, die aufgrund von Sensationsjournalismus und falscher Berichterstattung in die Isolation getrieben wird und schließlich den verantwortlichen Journalisten erschoss. Böll wollte mit dieser Geschichte auf die Macht der Massenmedien verweisen und bewies durchaus Weitblick, weil diese, wie man heute weiß, vor nichts zurückschrecken und fleißig Lügen und Halbwahrheiten verbreiten und Meinung bilden.
Die Sozialen Medien tun ihr Übriges. Auch wenn der Vergleich weit hergeholt ist, finde ich die momentane Entwicklung sehr bedenklich. Was in den sozialen Medien Stimmung gemacht und gehetzt wird, jeder und jeglicher Bildungsschicht angehörig, sich dazu genötigt fühlt, Protagonisten unseres LieblingsSPIELS infundiert zu kritisieren und vor zu beleidigen, sind das zwar die Geister, die durch das Hypen der Sportart gerufen wurden, die aber doch für mich inzwischen bedenkliche Ausmaße angenommen haben, so dass ich mir schon fast und allen Ernstes, die Zeiten ohne Internet zurückwünsche.
Was der VfB jetzt am meisten braucht, sind Vertrauen und Ruhe. Vertrauen, dass die Verantwortlichen wissen, was zu tun ist, Ruhe und Geduld des Umfeldes, dass sie den Verein langsam wieder aus der Talsohle herausführen.
Natürlich ist es nicht einfach, diesem Verein nach all den Jahren Vertrauen entgegen zu bringen. Vor allem der Aufsichtsrat ist nach wie vor die Wurzel allen Übels.
Der Aufsichtsrat hat Dutt nicht gebremst, als es noch möglich und auch realistisch gewesen wäre, den Abstieg zu verhindern. Er hat die Dinge untätig ins Verderben laufen lassen, sich aus der Verantwortung gestohlen und alles auf die Karte Dutt gesetzt, um ihn dann in einer Nacht- und Nebel-Aktion zu entlassen, ohne einen Plan B in der Tasche zu haben.
Das ist der Hauptgrund für die Situation, wie wir sie jetzt vorfinden, nämlich die, dass wir auch nach dem zweiten Spieltag noch keine (endgültige) Mannschaft haben.
Zudem präsentierte der Aufsichtsrat letzte Woche den (einzigen) Präsidentschaftskandidaten Wolfgang Dietrich, der den VfB-Mitgliedern zur Wahl vorgesetzt wird nach dem Motto „friss oder stirb“. Dietrich mag die notwendigen Anforderungen mitbringen, doch, ob durch seine Vergangenheit bei der Quattrex AG Interessenskonflikte wegen Engagements bei anderen Vereinen bestehen und vor allem, ob er als ehemaliger S21-Sprecher nicht mehr polarisiert als eint, wird sich zeigen. Sehr unglücklich für mich, diese Entscheidung des Aufsichtsrats, auch hier wieder nicht dem Wunsch der Mitglieder nach mehr als nur einem Kandidaten entsprochen zu haben. Positiv zu bewerten ist für mich lediglich, dass er das Amt ehrenamtlich ausführen würde.
Vom neuen Präsidenten erwarte ich mir einen, der nach innen den Finger in die Wunde legt und nach außen hin den Verein gut repräsentiert. Ob man dies von einem Präsidenten von Aufsichtsrats Gnaden erwarten kann, bezweifle ich. So ist nach seiner Wahl zu befürchten, dass sich wieder einmal nichts ändern wird und das Verhältnis zwischen Vereinsführung und Mitgliedern eher noch verschlechtern wird.
Dass man der Vereinsführung kein Vertrauen mehr entgegenbringen kann, ist also logisch. Dass man aber jetzt schon die Arbeit von Jan Schindelmeiser und Jos Luhukay in Frage stellt, finde ich einfach nur beschämend. Es geht schon wieder so los wie vor einem Jahr, als Alexander Zorniger sehr schnell lautstark kritisiert wurde und von den Medien nach und nach raus geschrieben wurde. Der Schuldige war gefunden, die Spieler fein raus.
Und jetzt heißt es bereits „der Nächste bitte“. Schindelmeiser wird vorgeworfen, dass er nichts mache und womöglich nach wie vor an seinen Porsche herum schraube, als endlich weitere Neuzugänge, und dann auch noch welche, die uns sofort weiterbringen, zu präsentieren.
Ich sage bereits seit geraumer Zeit, dass ich vor dem 01.09. dazu überhaupt nichts mehr sagen möchte. Keiner derer, die jetzt meinen laut drauf hauen und die Geduld verlieren zu müssen, weiß, wie schwer es Schindelmeiser hat, überhaupt fähige Leute für das „Projekt VfB in der 2. Liga“ zu begeistern und sie dann noch zu vernünftigen Konditionen von ihren Vereinen loseisen zu können. Keiner weiß, wie die Drähte glühen, an welchen Details und Unwägbarkeiten mancher Transfer möglicherweise noch hängt.
Solang der Transfermarkt noch geöffnet ist, habe ich Vertrauen in Schindelmeiser, dass er seinen Worten Taten folgen lässt, nämlich denen, dass der Kader in der derzeitigen Zusammenstellung keinen Anlass zu Aufstiegshoffnungen bietet und man nachbessern wolle.
Bis zum Transferschluss hat Schindelmeiser noch ein paar Tage Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen, danach kann man resümieren, ob sich die Geduld ausgezahlt hat. Sollte keiner mehr kommen oder es nur ein vertragsloser Fußballer werden, wie der immer wieder gehandelte Kevin Kuranyi, den man dann auch schon früher hätte holen können, dann würde ich auch nervös werden, vorher aber noch nicht.
Auch Jos Luhukay steht bereits in der Kritik, weil er es sich in Homburg zum wiederholten Mal erlaubt hat, den Fanliebling Alexandru Maxim auf die Bank zu setzen und statt seiner das Greenhorn Berkay Özcan aufgestellt hatte.
Zunächst einmal täte uns ein wenig mehr Vertrauen in die Arbeit eines Trainers gut zu Gesicht stehen. Luhukay ist für mich nach wie vor der geeignetste Mann für das Projekt Wiederaufstieg, wenn nicht er, wer dann, weiß, wie Aufstieg geht? „Ein Trainer ist nicht ein Idiot“ pflegte Giovanni Trapattoni zu sagen, also, vertrauen wir doch den Trainingseindrücken des Fachmanns, der tagtäglich mit Maxim zu tun hat. In den bisherigen drei Pflichtspielen hat der VfB genau jene zwei gewonnen, in denen Maxim von der Bank kam und das eine verloren, in dem er von Beginn an spielte.
Über allen Einzelschicksalen muss das Team stehen und der Trainer sollte so aufstellen, wie er denkt, dass es für das Team und schließlich den Teamerfolg am besten ist. So war es zumindest früher. Heutzutage, wo schon bei jedem Training fünf Kamerateams und etliche Schreiberlinge zugegen sind, wird jede Geste kommentiert, in jedes Einzelgespräch etwas hinein interpretiert. Der Böse ist in den sozialen Medien schon gefunden. Nicht wenige verbinden das Schicksal Luhukays mit seinem Umgang mit Maxim. Jetzt, wo Didavi weg ist und Maxim sich die „10“ geangelt hat, leiten viele eine automatische Startelfberechtigung für Maxim ab, die es natürlich nicht geben kann.
Luhukay betont stets, Maxim wisse, was er von ihm erwarte und wie es um seine Position bestellt sei, dann sollen die Herren Briem/ Maxim die Situation auch akzeptieren und sich nicht über die Medien ausweinen. Jenem Herbert Briem, der beim VfB nach wie vor ein und aus geht, seinen Schützling aber über das Gesamtkonstrukt hebt, würde ich, schon allein um die Autorität des Trainers zu stärken, Hausverbot erteilen, damit endlich mal Ruhe ist.
Diese meine Sichtweise ist ausschließlich auf mein Vertrauen in die Arbeit des Trainers bezogen. Ich mag Maxim nämlich schon auch, seine gelegentlichen Geniestreiche zum Beispiel, aber, auch ich sehe, dass er es in dreieinhalb Jahren VfB nie geschafft hat, Konstanz in seine Leistungen zu bringen und er stets dann am stärksten war, wenn er von der Bank kam.
Dabei ist Maxim fast ein Sinnbild der letzten VfB-Jahre! Auch Maxim war stets und zu schnell mit sich und seinen Leistungen zufrieden. Nach einer Top-Leistung ließ er sich lieber wochenlang feiern, anstatt eine eigene Gier zu entwickeln, diese Woche für Woche auf den Rasen zu zaubern und sich stetig zu verbessern.
Özcan kommt mir dabei in der Diskussion um Maxim zu kurz. Es ist doch ein Versprechen an die Zukunft, wenn der VfB momentan dabei ist, mit Sama und Özcan gleich zwei Eigengewächse in die Profimannschaft zu integrieren. Nach dem Abschneiden der U-Teams und dem Abstieg der Amateure ist es zwar klar, dass jung nicht automatisch mit gut gleichzusetzen ist, aber, ich sehe es erst einmal positiv, dass Luhukay Potential in den Jungs sieht und sie auch fördert. Alle Welt schreit nach mehr jungen Spielern und, spielt dann einer, wird noch lauter gejammert, weil er einem Arrivierten den Platz weg nimmt.
Daher ist es für Schindelmeiser eine zusätzliche Bürde, bei den Transfers das richtige Näschen zu haben und nur Spieler zu holen, die uns entscheidend weiter bringen für Positionen, für die der Kader keine Alternativen bietet.
Viele rufen ja noch immer nach dem gestandenen Innenverteidiger, der uns seit Jahren abgeht. Gerade den würde ich, Stand jetzt, nicht mehr holen, um Leuten wie Stephen Sama und Timo Baumgartl nicht schon wieder jemanden vor die Nase zu setzen.
Da Tobias Werner bis jetzt ganz gut eingeschlagen hat, ist für mich die größte derzeit noch offene Baustelle die Außenbahn rechts. Im zentralen Mittelfeld, in dem eine Planstelle ja seit Jahren von Gentner blockiert ist, ist zumindest so lange Hosogai ausfällt, eine Stelle vakant. Da hoffe ich für Sandhausen auf das Debüt von Anto Grgic und bin gespannt, wie er sich macht.
Insgesamt ist es also für die sportlich Verantwortlichen ein Vabanquespiel, ihrer Überzeugung zu folgen, nicht in Aktionismus zu verfallen und das Team peu à peu zu verbessern, Rückschläge, wie zuletzt in Düsseldorf, einkalkuliert. Wenn das Umfeld den getroffenen Entscheidungen kein Vertrauen entgegen bringt, jegliche Maßnahme hinterfragt und kritisiert wird, ist es leider zu befürchten, dass die nächste Trainerdiskussion bereits schon wieder vor der Tür steht, es sei denn, was ich nicht glaube, der VfB würde von nun an alles in Grund und Boden spielen.
Die Erfahrungen mit Zorniger aus dem Vorjahr lassen dabei grüßen. Auch bei ihm fing das Bashing in den sozialen Medien an, auch unter ihm heulten sich unzufriedene Protagonisten bei den Medien aus, auch für sie waren die Stuttgarter Blätter dankbare Empfänger ihrer „Leidensgeschichte“, wodurch permanente Unruhe herrschte und Zorniger irgendwann der Meute zum Fraß vorgeworfen wurde.
Ich hoffe es inständig, Luhukay bekommt mehr Zeit als Zorniger, die Missstände in Team und Verein anzupacken und nicht, dass man ihn auch alsbald wieder vom Hof jagt.
Das zweite große Thema nach dem Pokalspiel war die Zündelei im VfB-Block. Ich muss es zugeben, dass ich schon ein Faible pro Pyro habe und, als Stadionfotograf ganz besonders, die Einlagen genossen und gefeiert habe.
Würden Pyroshows immer so ablaufen wie am Samstag, kaum jemand hätte einen Anlass, sich darüber aufzuregen. Dass die Brennstäbe heiß sind, dass es zu bösen Verbrennungen kommen kann, ist zwar nicht von der Hand zu weisen. Aber, die Fackeln werden in der Regel direkt im Ultras-Block gezündet. Wer sich dort hin stellt, begibt sich wissentlich in eine gewisse Gefahr, wer Pyro ächtet, soll sich in Gottes Namen woanders hinstellen, ein Block ist schließlich groß genug. In Homburg „arbeiteten“ Feuerwehr und Ultras Hand in Hand. Abgebrannte Fackeln wurden den Feuerwehrleuten in die Hand gegeben, es wurde nichts geworfen, kein Böller gezündet. In diesem Rahmen für mich absolut in Ordnung.
Auch wenn der Schiedsrichter offensichtlich mit Spielabbruch gedroht hat, hat für einen solchen meiner Meinung nach kein Grund vorgelegen. Der Wind stand günstig, die Rauchschwaden verzogen sich nicht aufs Feld und beeinträchtigten somit auch nicht die Sicht auf dem Spielfeld. Für mich war es einfach nur schön anzusehen!
Es spielt aber natürlich auch keine Rolle, wie ich dazu stehe. Da es leider auch genügend Idioten in den Fanblöcken gibt, die Pyro als Waffen benutzen und gegnerische Fans damit beschießen, wird es in Deutschland wohl nie zu einer Legalisierung kommen, womit ich allerdings auch gut leben kann.
Nichtsdestotrotz werden wir Pyro-affinen Geister auch in Zukunft die eine oder andere Pyroshow geboten bekommen. Verbote reizen ohnehin mehr, so dass es den Ultras weiterhin ein Vergnügen sein wird, hie und da die Obrigkeit zu überlisten und Material ins Stadion hineinzuschmuggeln.
Es ist nun mal Fakt, dass uns der moderne Fußball immer mehr von seiner Ursprünglichkeit nimmt, seien es die Anstoßzeiten, seien es die explodierenden Gehälter, seien es Repressalien gegen Stadiongänger bis hin zu Kollektivstrafen für ganze Fanszenen. So ist es für mich nicht verwunderlich, dass die Ultras das was sie unter Fankultur verstehen, am Leben erhalten und auch mal in farbenfroher Art und Weise auf sich aufmerksam machen möchten.
Heuchlerisch finde ich in diesem Zusammenhang das Rumgeheule einiger Fans über die zu erwartende Geldstrafe für die Pyro-Aktionen, die sich im Bereich von 15.000 Euro bewegen dürfte. Natürlich, für einen Normalsterblichen ist das sehr viel Geld, aber, ein Profiverein bezahlt das aus der Portokasse, wenn er nicht ohnehin schon Rücklagen für den Fall der Fälle gebildet hat.
Solang ein solcher Betrag einem durchschnittlichen Fußballer wie Christian Gentner, bricht man sein Jahresgehalt herunter, alle drei Tage in den Allerwertesten geblasen werden und solang der VfB-Tross auch als Zweitligist noch Woche für Woche in 5*-Luxushotels absteigt, mache ich mir über diese außerordentlichen Ausgaben keine Gedanken und erstrecht keine Sorgen darüber, dass dies auch nur irgendeinen Transfer beeinträchtigen könnte.
Jetzt gilt es aber nach vorne zu schauen, auf das Heimspiel in Sandhausen und dann auf die letzten Tage und Stunden des Sommertransfermarktes.
Nach wie vor hoffe ich, dass sich in beide Richtungen noch etwas bewegt und ein Spieler wie Florian Klein endlich den Club findet, der seinen Ansprüchen genügt. Nach seine Aussagen zu den Fans und zum Verein und seinem halbherzigen Treuebekenntnis, nachdem er wider Erwarten doch zum VfB zurückkehren „musste“, kann ich es kaum noch ertragen, diesen Spieler unser Trikot beschmutzen zu sehen.
Ich hoffe, man findet hier noch eine Lösung oder setzt ihn notfalls auf die Tribüne. Mit Großkreutz, Zimmer und Zimmermann haben wir auf der rechten Abwehrseite genügend Alternativen, für die offensive Außenbahn kommt hoffentlich noch jemand, so dass man dort nicht mehr mit Außenverteidigern improvisieren muss.
Nächste Woche dann ziehe auch ich meine Transferbilanz, vorher bleibe ich jedoch tiefenentspannt und hoffe auf ein geiles Spiel morgen in der Provinz.
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17. August 2016
Zwei Spiele, drei Punkte, zwei Tore! So die Bilanz nach den ersten beiden Zweitligapartien des VfB seit 39 Jahren. Die Ausbeute, durchwachsen, die Auftritte, ernüchternd, teils beschämend. Dass der angestrebte Wiederaufstieg kein Selbstläufer werden würde und auch die 2. Liga den einen oder anderen Stolperstein zu bieten hat, war von vornherein klar. Dass aber auch noch Mitte August mit einer Rumpfmannschaft gespielt wird, der Kader für einzelne Positionen überhaupt nichts her gibt und sich noch immer zu viele Absteiger, die keinen Abnehmer finden, in der Truppe tummeln, hätte ich so nicht erwartet.
Gut, es sind noch zwei Wochen Zeit den Kader verbessern und die Saison ist noch lang. Daher ist also noch nicht der Zeitpunkt gekommen, in Panik zu verfallen.
Und doch ist nach den ersten beiden Spielen Ernüchterung eingekehrt, weil der VfB dort weiter macht, wo er in der Bundesliga aufgehört hat. Es hat geradezu den Anschein, der VfB habe seine Spielweise von der Bundes- in die 2. Liga hinüber „gerettet“, was jedoch kein Grund zur Freude, sondern eher einer zum Durchdrehen ist.
Gegen St. Pauli noch, so schlecht vor allem die erste Halbzeit war, konnte man am Ende konstatieren, dass es mehr als drei Punkte auch in diesem Spiel nicht zu gewinnen gab, der Trainer am Ende alles richtig gemacht hatte und, dass der VfB sich ja sicherlich steigern und noch richtig in der 2. Liga ankommen würde. Zudem machte Mut, dass man in der Bundesliga nach einem derartigen Auftritt wohl gegen jeden Gegner eine Klatsche kassiert hätte, er in der 2. Liga jedoch zu einem Sieg reichte.
Der Druck auf die Mannschaft war natürlich enorm, nicht nur wegen des äußeren Rahmens, rannten doch unglaubliche 60.000 Zuschauer dem VfB zum Ligaauftakt die Bude ein. Jedem im Verein ist es klar, dass nur der sofortige Wiederaufstieg zählt, jedem ist auch klar, dass die enorme Unterstützung schnell abflauen dürfte, wenn sich nicht umgehend erste Erfolge einstellen sollten und der VfB nicht permanent oben mitspielt. Die stark ersatzgeschwächte und mit einigen Youngstern gespickte Truppe hatte große Schwierigkeiten ins Spiel zu finden und sich auf die bissigen und disziplinierten St. Paulianer einzustellen.
Luhukay wartete bei seiner Aufstellung mit einer großen Überraschung auf. Trotz (oder vielleicht gerade wegen?) der Personalmisere setzte er den neuen alten Hoffnungsträger auf der „10“ auf die Ersatzbank und ließ stattdessen Berkay Özcan von Beginn an auflaufen. Nachdem ich kurz geschluckt hatte, war meine Reaktion, „wenn das mal nicht ein Schachzug ist“! Wer, wenn nicht Maxim, hätte denn sonst die Fähigkeit gehabt, ein Spiel im Bedarfsfall zu drehen? Kliment, Tashchy, Özcan? Ich meine, keiner, außer eben Alexandru Maxim, der seine besten Spiele im VfB-Dress ohnehin in der Joker-Rolle hingelegt hat. Bitter zwar für einen, nach dessen Selbstverständnis er Stammspieler sein müsste, aber, im Mannschaftssport sollte ein jeder die Rolle akzeptieren, in der er für die Mannschaft am wertvollsten ist.
Die Geschichte des Spiels ist bekannt. Wir lagen zur Pause zurück, Maxim kam, sah, und wir siegten! Andere Vereine betreffend wird bei einer solchen Geschichte gerne das Händchen des Trainers gelobt. Nicht so bei uns, ein Shitstorm sondergleichen zog über die sozialen Netzwerke hinweg, gar die Grundsatzfrage Maxim oder Luhukay wurde gestellt. Maxims Berater Herbert Briem suchte die Stuttgarter Käseblätter auf und diese druckten die „Story“ bereitwillig ab. Anstatt sich als Partner des VfB zu sehen und sachdienlich und informativ zu berichten, wird hier ein Fass aufgemacht und bewusst Unruhe geschürt.
Ein Mayer-Vorfelder noch hätte den Chefredakteur im Ministerium antanzen lassen und dem Journalisten auch schon mal Hausverbot erteilt, heute aber, richtig, haben wir ja nicht mal einen Präsidenten, geschweige denn eine Abteilung Attacke, die sich gegen eine solche Berichterstattung zur Wehr setzen würde.
Ob etwas dran ist, dass Luhukay Maxim bereits eine Woche vor dem Spiel eröffnet hat, dass er nicht spielen werde, sei dahingestellt. Ich kann es mir wirklich nicht vorstellen und vermute, dass es sich nur um die halbe Wahrheit handelt. Möglicherweise hat ihm Jos gesagt „wenn Du so weiter machst, wirst Du gegen St. Pauli nicht von Beginn an spielen“ und es hat sich um Übersetzungsprobleme gehandelt oder man hat einfach einen Halbsatz weggelassen.
Maxim wird in der 2. Liga ein Stahlbad erwarten, nicht wenige, die nah dran sind und täglich mit ihm zu tun haben, haben große Bedenken, ob er es schafft, dieses durchzustehen. Im Training macht er einen sehr wehleidigen Eindruck und verliert schnell die Lust, wenn es richtig zur Sache geht. Ändert er sich diesbezüglich nicht, wird er vor allem bei den Auswärtsspielen einen sehr schweren Stand haben. Dort warten sie schon auf einen wie ihn, den sie durch übertriebene Härte versuchen aus dem Spiel nehmen, womit sie ihr Publikum zum Johlen bringen und die Stimmung automatisch aufgeheizt wird. Den VfB wird in nahezu jedem Auswärtsspiel eine Pokalatmosphäre erwarten, der man sich erst einmal stellen muss.
Wenn Maxim, der es bei sechs Trainern noch nicht zum unumstrittenen Stammspieler gebracht hat, wegen dieser Geschichte tatsächlich ans weglaufen denkt, ist es äußerst fraglich, ob gerade er der Spieler wäre, der uns zurück in die Bundesliga führt.
Nicht dass hier Missverständnisse entstehen. Ich sehe Maxim gern spielen und mag ihn und mitunter seine genialen Momente wie einst in Paderborn, als er, richtig, als Einwechselspieler, Daniel Ginczek den Ball so perfekt in den Lauf spielte, dass wir erst mit einem Jahr Verspätung abgestiegen sind.
So war zunächst einmal am Ende alles gut. Maxim der Matchwinner und der VfB erstmals seit 2011 wieder mit einem Auftaktsieg. Dass noch viel Sand im Getriebe war, geschenkt! Der VfB muss sich ohnehin bis zur Schließung des Transferfensters durch die Liga mogeln und danach richtig durchstarten.
Dass der VfB nach dem Montagspiel direkt das Freitagabend-Spiel serviert bekam und damit die denkbar kürzeste Regenerationspause aller Zweitligisten hatte, ebenfalls geschenkt und für mich kein Alibi für den Auftritt in Düsseldorf.
Düsseldorf gehörte in den 80er- und 90er-Jahren zu meinen Lieblingsauswärtsspielen. Der Altstadt wegen und auch weil wir dort schon den einen oder anderen Kantersieg eingefahren hatten und die Erinnerungen an das Rheinstadion daher angenehm sind. Beim letzten Gastspiel der Fortuna jedoch verloren wir 2012/2013 beim späteren Absteiger sang- und klanglos mit 3:1.
Ähnlich ging auch der Auftritt am Freitag in die Hose. Nach der unsäglichen Maxim-Diskussion unter der Woche konnte Luhukay nur verlieren. Stellt er ihn von Beginn an auf, ist er eingeknickt, stellt er ihn nicht auf, wäre ihm wohl Sturheit unterstellt werden. So durfte Maxim also mal wieder von Beginn an ran und setzte dabei weitaus weniger Glanzlichter, als gegen St. Pauli als Reservist, wo er auf eine müde werdende Abwehrformation traf. Maxim blieb das komplette Spiel über relativ wirkungslos, was jedoch nicht an ihm allein lag, sondern auch an der fehlenden Qualität seiner Mitspieler. Er musste sich die Bälle teilweise am eigenen Strafraum selbst holen, weil ein Mittelfeld quasi nicht vorhanden war.
Dies nicht nur deshalb, weil Hosogai bereits in der Anfangsphase mit Muskelfaserriss ausgewechselt werden musste. Für ihn kam Matthias Zimmermann, der einen schweren Stand hatte und später, als Sama ausgewechselt wurde, in die Innenverteidigung rückte.
Zimmermann ist von Haus aus rechter Verteidiger, ob man einem unerfahrenen Spieler einen Gefallen tut, ihn auf einer nicht gewohnten und doch so wichtigen Position einzusetzen, sei dahingestellt. Diese Maßnahme war der dünnen Personaldecke geschuldet. Hosogai ist neben dem derzeit verletzten Mart Ristl unser einziger etatmäßiger Sechser. Anto Grgic, ein weiterer Mann für die Zentrale, plagt sich mit Rückenbeschwerden herum und fällt, wie Ristl und jetzt Hosogai, fürs erste aus.
Matthias Zimmermann indes konnte einem doppelt leidtun. Zum einen musste sich Zimmermann in der Zentrale einfinden, zum anderen hieß sein Nebenmann Christian Gentner.
Nachdem Gentner gegen St. Pauli eines seiner besseren Spiele abgeliefert hatte und zudem das Siegtor erzielte, hätte man ihn in Düsseldorf bedenkenlos auf die Bank setzen können. Getreu dem Motto „auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn“ haut Gentner gefühlt in einem von zehn Spielen einen raus und in den anderen muss man ihn mitschleppen.
Für mich ist und bleibt Gentner das große VfB-Problem der letzten Jahre. Ein Kapitän, der weder mit (konstanter) Leistung vorangeht, noch die Fähigkeit besitzt, die Mannschaft auf dem Platz zusammenzuhalten oder ein Spiel in andere Bahnen zu lenken, ist für mich fehl am Platze. Von meinem Platz auf der Esprit-Tribüne in Reihe 1 hatte ich beste Sicht darauf, wie Gentner allein des Dirigierens Willens dirigierte, seine Mitspieler ihn jedoch offensichtlich nicht verstanden.
Er spielte No-Look-Bälle ins Nichts, in der Hoffnung, irgendwer würde seine „Ideen“ teilen. Bei Rückstand spielt der Kapitän Querpässe an der Mittellinie und verlangsamt damit das Spiel oder überträgt die Verantwortung der Spieleröffnung auf die jungen Leute wie Sama oder Zimmermann. Unbegreiflich für mich, wie man mit einer solch schlafmützigen Spielweise jahrelang unumstrittener Stammspieler und Kapitän im bezahlten Fußball sein kann und auch enttäuschend, dass Luhukay ihn in seinem Kapitänsamt bestätigte und seine Stammplatzgarantie Fortbestand zu haben scheint.
Die Besetzung der Viererabwehrkette gibt weiterhin große Rätsel auf. Insúa, der sich nun dazu bekannt hat, sicher zu bleiben, scheint die einzige feste Größe zu sein. Nach meinen Aufschlüssen aus den Testspielen und vom Trainingslager heißt Luhukays Wunsch-Duo in der Innenverteidigung Baumgartl/ Sama, welches durch die Verletzung Baumgartls derzeit gesprengt ist.
Für ihn durfte jetzt zum zweiten Mal hintereinander Toni Sunjic ran, der nicht einmal Zweitligaformat hat. Er ist einer der vielen Fehler Dutts, der öffentlich die Scouting-Abteilung abgewatscht hatte, um dann einen wie Sunjic auszugraben.
Auch Florian Klein, mit grobem Schnitzer gegen St. Pauli, erbringt momentan den Beweis, dass seine „Künste“ wohl der österreichischen Nationalmannschaft genügen, in Deutschland aber selbst die 2. Liga eine Nummer zu groß ist. Mangels Alternativen hat er ein halbherziges Bekenntnis zum VfB abgegeben, aber „man weiß ja nie, was im Fußball passiert“. Wer zum wiederholten Mal die Fans kritisiert und jetzt, wo die Liga begonnen hat, noch immer nach allen Seiten offen ist, sollte vom Verein auch einmal die Pistole auf die Brust gesetzt bekommen und vor die Alternative Weggang oder Tribüne gestellt werden! Spätestens wenn Kevin Großkreutz wieder einsatzbereit ist, dürfte er ohnehin kaum mehr zum Einsatz kommen. Übrigens, wer nach allen Seiten offen ist, ist nicht ganz dicht!
Borys Tashchy auf links außen war eine Fehlbesetzung, wie Jean Zimmer auf rechts, so dass Sturmhoffnung Terodde völlig in der Luft hing und keine Bindung zum Spiel hatte. Hoffnung macht Tobias Werner, der nach seiner Einwechslung ordentlich Dampf machte und auch mal eine ordentliche Flanke hinbekommt.
Auch wenn gerade einmal zwei Spiele gespielt sind und der Transfermarkt noch gute zwei Wochen geöffnet ist, könnte man langsam aber sicher unruhig werden.
Es ist ja auch nicht so, dass es um ein, zwei Positionen geht, die es neu zu besetzen gilt, sondern um die halbe Mannschaft. Was sich in den ersten beiden Spielen personell auf dem Platz tummelte, ist für mich bei weitem noch nicht aufstiegsreif. Da springen zwar einige junge Hoffnungsträger herum, in einer nicht funktionierenden Mannschaft werden sie jedoch verheizt oder machen spielentscheidende Fehler, wie Stephen Sama bei seinem unglücklichen Einsteigen, das zum Elfmeter führte. Dass wir in der Nachspielzeit ebenfalls einen hätten bekommen müssen führe ich nicht als Grund für die Niederlage an, niemand weiß, ob Maxim den Elfer verwandelt hätte.
Die Gründe für die Niederlage liegen eher einmal mehr in der Passivität der kompletten Mannschaft, in den durch das schlampige Passspiel resultierenden zahllosen Ballverlusten und in den mangelhaften technischen Fähigkeiten vieler unserer Spieler, weshalb angedachte Ballstafetten umgehend im Keim erstickt werden.
Dadurch entwickelt man keinerlei Kreativität und Überraschungsmomente nach vorn, so dass Düsseldorf ein Chancenplus zu verzeichnen hatte und keineswegs unverdient gewonnen hat. Mit einem solchen Auftreten werden wir auch im Pokal in Homburg Probleme bekommen. Die Saarländer tun uns sicherlich nicht den Gefallen, das Spiel zu machen und uns Räume für unser Konterspiel zu eröffnen.
Der VfB hat, was die Personalplanung angeht, fast zwei Monate zwischen dem Abstieg und der Verpflichtung Schindelmeisers verloren. Viele blicken schon neidisch an die Leine zu Hannover 96, die es scheinbar mühelos geschafft haben, eine schlagkräftige Mannschaft an den Start zu bringen. Dieser Vergleich hinkt jedoch für mich, weil man zu einem Zeitpunkt, als der Abstieg schon so gut wie besiegelt war, mit Stendel bereits den Trainer installierte, der das Team auch in der 2. Liga betreuen sollte und auch, weil Präsident und Mäzen Martin Kind seine Privatschatulle für das Ziel Wiederaufstieg einmal mehr weit geöffnet hat.
Ein Martin Harnik, dem am Wochenende gleich ein Tor für seinen neuen Arbeitgeber gelang, wäre mit Sicherheit nicht in die 2. Liga gegangen, wenn ihm ein Bundesligist ein ähnlich lukratives Angebot unterbreitet hätte, genauso wenig wie andere Wunschspieler geblieben wären, würde Kind nicht weiterhin Erstligagehälter bezahlen.
Eigentlich wäre es jetzt schon wieder an der Zeit, nervös auf den Fingernägeln zu kauen und sämtliche Wiederaufstiegshoffnungen in die Tonne zu kloppen. Aber, hey, es sind erst zwei Spiele gespielt, es folgen weitere 32, in denen sich noch eine Mannschaft finden kann, die dominant durch die Liga spaziert.
In der Führungsriege vom VfB wird doch sicherlich keiner so blauäugig sein und, wie schon beim nahenden Abstieg in der Vorsaison, die Dinge einfach ihren Lauf nehmen lassen und nicht rechtzeitig entscheidend eingreifen. Daher habe ich es mir selbst geschworen, nicht in Panik zu verfallen und entspannt zu bleiben. Zu unseren Chancen dürft ihr mich gerne am 1.9. fragen, wenn der Transfermarkt geschlossen ist und wir mit dem, was wir haben, wenigstens bis zum Winter leben müssen.
Hier ruhen meine Hoffnungen auf Jan Schindelmeiser, der nach dem Hoffenheimer Aufstieg, wenngleich auch mit finanziell ganz anderen Möglichkeiten, kurz vor Transferschluss noch Demba Ba, Chinedu Obasi und Luiz Gustavo aus dem Ärmel schüttelte.
Schindelmeiser ist ein kluger Mann, der wenig redet, dafür umso mehr schafft. Schindelmeiser weiß auch ganz genau, dass er aufsteigen MUSS. Alles andere ist nicht vermittelbar, wird nicht sofort wiederaufgestiegen wäre der VfB ab der nächsten Saison ein ganz normaler Zweitligist und müsste es sich wohl oder übel im Unterhaus gemütlich machen.
Lässt Schindelmeiser es darauf ankommen? Nein, sicher nicht, er ist doch nicht doof! Bitter für die Stuttgarter Käseblätter, dass Maulwurf H. M. aus Stuttgart-Rot beim VfB Geschichte ist und nichts mehr durchsickert. Bitter zwar für die Medien, aber auch ein Hoffnungsschimmer für mich als Fan.
Ich träume noch immer von einer Mannschaft, die die Liga rockt und davon, dass der VfB im nächsten Jahr in die Bundesliga zurückkehrt.
Ich träume davon, dass Schindelmeiser die letzten Altlasten auch noch entfernt und uns einige hungrige Neuzugänge präsentiert. Am Geld darf es nicht scheitern, es geht um die Zukunft vom VfB.
Vielleicht war der VfB ja so schlau und hat sich bereits vor Olympia die Dienste seines verlorenen Sohnes, Serge Gnabry, gesichert. Auf den ersten Blick sicherlich unrealistisch, schaut man sich die Situation vor Olympia aber einmal an, als Gnabry zu Arsenals Reserveteam abgeschoben war, wäre eine Rückkehr in die alte Heimat, wenigstens per Leihe, nicht einmal ganz so abwegig gewesen.
Ich träume davon, dass dieser Wechsel längst fix ist und man sich, damit der Junge den Kopf frei behält und sich auf Olympia konzentrieren kann, darauf verständigt hat, den Wechsel erst nach dem deutschen Ausscheiden bzw. nach dem gewonnenen Finale offiziell zu verkünden.
Auch der Wechsel von Pål André Helland von Rosenborg Trondheim zum VfB könnte bereits perfekt sein. Davor soll Helland seinen Club gegen Austria Wien noch in die Europa League Gruppenphase schießen.
Was, wenn Schindelmeiser uns auf einen Schlag diese Flügelzange präsentiert? Da Schindelmeiser schon länger im Fußball beheimatet ist und selbst auch schon gespielt hat, wird ihm nicht entgangen sein, dass man auf einigen Positionen nicht ständig improvisieren kann. Die Verteidiger Heise und Zimmer sind ebenso keine offensiven Außenbahnspieler, wie Borys Tashchy.
Schindelmeiser sieht sicherlich auch Handlungsbedarf im defensiv zentralen Mittelfeld, wo nach den Abgängen von Serey Dié und Lukas Rupp nicht nur Qualität verloren ging, sondern auch ein riesen Loch klafft.
Er wird vernommen haben, dass Ginczek wohl erst in der Rückrunde fest eingeplant werden kann und Simon Terodde zwar ein herausragender Platzhalter für ihn ist, ihm jedoch unter keinen Umständen etwas passieren darf.
Auch hier sehe ich, wie Schindelmeiser sicherlich auch, Handlungsbedarf. Tashchy und Kliment sind jetzt nicht DIE Torgaranten, die einen Ausfall Teroddes auch nur annähernd kompensieren könnten.
So fußen meine Hoffnungen auf dem Duo Schindelmeiser/ Luhukay, das ja auch bereits öffentlich Alarm geschlagen hat. Luhukay ist ein aufstiegserfahrener Trainer, der genau weiß, welche Mosaiksteinchen er noch für sein Team braucht, um das Aufstiegsziel am Leben zu erhalten.
Ich möchte es mir nicht ausmalen, dass nach den Herren Wahler, Dutt und Kramny, die den Schiffbruch zu verantworten haben, die Herren Heim, Röttgermann und Schindelmeiser als diejenigen in die VfB-Annalen eingehen möchten, die den Untergang des Tankers VfB zu verantworten haben.
Da glaube ich doch lieber weiterhin an das Gute im VfB und seiner Verantwortlichen, träumen ist ja schließlich erlaubt.
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