31. Juli 2010
Zwischen Donaueschingen, nach dem müden Kick gegen die Kickers und vor Grenchen stand für uns noch ein verlängertes Wochenende in Hamburg an, auf das wir uns sehr freuten. Entstanden ist dieses Vorhaben, als Ule seiner Alex zum 40er ein Schlagermove-Wochenende in Dortmund schenken wollte. Spontan wie ich manchmal bin, sagte ich, wenn ihr nach Hamburg geht, gehen wir mit. Ich komme zwar musikalisch eher aus der Metaller-Ecke, der Schlagermove wurde mir aber von Hamburger Freunden schon länger wärmstens ans Herz gelegt. Jetzt war also die Gelegenheit, mir dieses Event einmal aus der Nähe anzuschauen.
Als ich dann noch mitbekam, dass just an unserem Anreisetag, dem 16.7.2010, noch der FC St. Pauli ein Testspiel gegen Bayer Leverkusen bestreitet, war ich natürlich Feuer und Flamme. Unseren Bekannten, natürlich St. Pauli Dauerkarteninhaber, teilte ich dann auch gleich mit, dass ich nicht böse wäre, wenn sie ins Stadion gehen wollten und dass wir dann natürlich gerne mit gehen.
Schon seit etlichen Jahren ist für mich der FC St. Pauli der sympathischere Verein in Hamburg. Als Auswärts-Fans sind wir immer gut aufgenommen worden. Wenn man selbst keinen Stunk macht, bekommt man ihn mit den Heimfans dort in der Regel auch nicht. Verstärkt hatte sich die Sympathie in der Zeit rund um unsere UEFA-Cup-Spiele gegen Celtic Glasgow, mit denen der FC St. Pauli eine Fanfreundschaft pflegt. Über die VfB Fan-Community lernten wir das damalige St. Pauli Fanforum “Basis St. Pauli” kennen und traf sich auch das ein oder andere Mal. So fuhren wir zum Benefizspiel der Bayern am Millerntor und bekamen regelmäßig Gegenbesuche, wenn der Wasen anstand.
Vieles hat sich seither verlaufen, mit einigen stehen wir aber bis heute in regem Kontakt und statten uns Besuche und Gegenbesuche ab. Ich finde die Atmosphäre am Millerntor einfach geil und versuche, wenigstens ein Mal pro Saison dort zu sein. So waren wir zuletzt im Februar im Stadion beim Sieg gegen den KSC und so nutzte ich natürlich auch dieses Mal die Gelegenheit, das Spiel gegen Leverkusen und natürlich auch den Umbau des Stadions weiter zu verfolgen. War im Februar die Haupttribüne noch “platt”, ist sie jetzt so gut wie fertig. Wie wir startet auch St. Pauli erst am 2. Spieltag die Heimsaison, um für die Umbaumaßnahmen eine Woche mehr Zeit zu haben. Ich bin mir sicher, das Stadion wird ein richtiges Schmuckkästchen, wenn es fertig ist. Ich muß zugeben, dass ich aber schon auch ein Traditionalist bin. Wie ich bei uns bis heute mit dem Carl-Benz-Center wenig anfangen kann und noch immer der altehrwürdigen Stadiongaststätte hinterher trauerere, so vermisse ich auch, und das als Außenstehender, die alte Gaststätte des FC St. Pauli und fremdele noch ein wenig mit der neuen in die Südtribüne gebauten “Bar”.
So starteten wir also an diesem heißen Freitag unser Unternehmen Hamburg. Wir buchten bei der Bahn einen normalen IC, da dieser preislich erheblich günstiger war, als der ICE, der die Strecke auch nicht schneller bewältigen würde. Wie in etlichen Zügen in diesen Hochsommertagen schwächelte auch in diesem Zug die Klimaanlage, ohne allerdings ganz auszufallen. So war die Fahrt erträglich. Not amused war ich allerdings, dass die Bahn einfach mal den Bistro-Wagen weggelassen hat. Wir nahmen fast kein Vesper und sonstige Wegzehrung mit, weil wir davon ausgingen, bei der Bahn einen Leberkäswecken und ein kühles Franziskaner zu bekommen. Ich wäre aufgrund einer immensen Preisersparnis ohnehin lieber mit dem Auto gefahren – durch solch einen “Service” der Deutschen Bahn werden meine Vorurteile gegen das Bahnfahren natürlich erst recht nicht abgemildert. In Kassel dann wurde uns über die Lautsprecher aufgrund der in einigen Waggons ausgefallenen Klimaanlagen die Möglichkeit eröffnet den ICE auf dem Bahnsteig gegenüber zu nehmen. Für diese Möglichkeit war zunächst ich als einziger offen, sah ich doch die Gelegenheit, doch noch zu einem kühlen Franziskaner zu bekommen. Zunächst wollten alle auf ihren “sicheren” Plätzen sitzen bleiben, wußte man ja nicht, wie voll der andere Zug war. Als der ICE aber uns dann doch noch zu überholen drohte, rannten wir dann doch herüber. Mit einer Verspätung von gut 30 Minuten erreichten wir den Hamburger Hauptbahnhof. Da es mittlerweile schon 17.30 Uhr war und das Spiel um 19 Uhr begann, fuhren wir schnurstracks zum Park & Ride Parkplatz, warfen unser Gepäck ins Auto, und machten uns auf zum Kiez. An der Haltestelle Hagenbecks-Tierpark noch kurz eine “Streifenhörnchen-Dose”, ein Astra-Bier in einer Dose, gestreift wie das letztjährige St. Pauli-Trikot, gepackt und ab in die Straßenbahn.
Jedes Mal, wenn ich die U-Bahnhaltestelle St. Pauli verlasse überkommen mich Glücksgefühle. Ich fühle mich einfach wohl in Hamburg, meiner Lieblingsstadt. Vor allem St. Pauli und die Landungsbrücken haben mir es dort besonders angetan.
Wir gingen dann auch gleich hinein ins Stadion am Millerntor. Hatten wir gegen den KSC noch Sitzplätze in der Nordkurve gehabt, nahmen wir dieses Mal mit unseren Freunden Stehplätze in der Südkurve, um hautnah dabei zu sein. Schön war dann auch, dass wir weitere Bekannte aus früheren Zeiten trafen. Bei St. Pauli spielte erstmals Gerald Asamoah, der Stareinkauf von Schalke, am Millerntor, Leverkusen kam mit Trainer Heynckes, Adler war wieder im Tor, Manuel Friedrich, Patrick Helmes und Sami Hyppiä, aber noch ohne Michael Ballack.
Es entwickelte sich rasch ein flottes Spielchen mit besseren Chancen für St. Pauli. Vor allem Gerald Asamoah zeigte, dass er für die Mannschaft ein riesen Gewinn werden kann und erzielte auch die Führung. Ich muss zugeben, dieser Asamoah war mir weder bei Schalke noch bei der Nationalelf besonders sympathisch, er war für mich eher eine Reizfigur. Das braune Trikot jetzt kleidet ihn aber viel besser als königsblau. Ich kann mir vorstellen, dass er eine gute Verstärkung für St. Pauli werden kann, vor allem mit seiner Erfahrung und seinem Kampfgeist wird er dem ansonsten vielleicht zu grünen Team helfen können. Schade, dass er sich jetzt in der Vorbereitung schwerer verletzt hat und wahrscheinlich den Bundesligaauftakt verpassen wird. Lief St. Pauli zu Beginn noch häufiger in die Abseitsfalle der Leverkusener, war es eben jener Asamoah, der St. Pauli in der 31. Minute verdient in Führung schoss. Diese Führung hatte allerdings nicht sehr lange Bestand, in der 38. Minute traf Helmes zum 1:1, was auch der Pausenstand war.
Anders als sonst, wo ich eigentlich ständig am Fotografieren bin, machte ich bei diesem Spiel vergleichsweise wenig Fotos. Die Bierversorgung war quasi nie unterbrochen, so dass ich oftmals zwei Becher in der Hand und somit keine weitere frei hatte. Außerdem redeten wir natürlich auch viel über alte Zeiten, St. Pauli und den VfB.
Christel und Norbert beim Halbzeitbier
Hoch die Tassen
In der Halbzeit tauschte Holger Stanislawski das gesamte Team aus, was den St. Paulianer Spielfluß unterbrach. In der Folgezeit bestimmte Bayer 04 Leverkusen das Spiel, konnte aber auch kein weiteres Tor mehr erzielen, so dass es beim 1:1 blieb. Auch den Leverkusener, allen voran Trainer Heynckes, merkte man, dass sie Spaß hatten, am Millerntor zu Gast zu sein. Die Bundesliga darf sich freuen, St. Pauli is back. Die Leistung in der 1. Halbzeit gibt Zuversicht, dass St. Pauli in der Liga mithalten kann. Im Tabellenkeller finden sich Mannschaften, die meiner Meinung nach weniger Potential haben, so dass der Klassenerhalt sicher drin sein dürfte. Mich würde es freuen, wenn wir in Zukunft Jahr für Jahr ein Ligaspiel am Millerntor hätten.
Nach dem Schlußpfiff sorgten dann noch die Kids von Timo Schultz für Begeisterung. Als die Mannschaften schon lange das Feld verlassen hatten, wurden diese von einem noch vollen Stadion frenetisch bejubelt, als sie den Ball nach einigem Anlauf im Tor versenkten. Auch das ist St. Pauli, noch Party machen, wenn sie eigentlich schon vorbei ist.
Nach dem Spiel gingen wir dann gleich zur Warmup-Party für den Schlagermove, direkt vor dem Stadion auf dem Heiligengeistfeld. Dort trafen wir auch Ules wieder, die für das Spiel kein Interesse hatten.
Der Samstag begann zunächst einmal mit Kopfschmerzen. Wir hatten wohl das Warsteiner der Warmup-Party nicht vertragen. Nach langer Anlaufzeit und einem gediegenen Frühstück fuhren wir wieder Richtung St. Pauli. Der Schlagermove war schon im Gange, macht aber nichts, da die 44 Trucks zwei Mal auf der Reeperbahn vorbei kommen.
Was dort dann abging übertraf meine kühnsten Erwartungen. Partystimmung und lustige Leute, wohin das Auge reichte. Es war einfach ein perfekter Tag. Nach der großen Hitzewelle war es ein angenehmer Tag. Heiter bis wolkig und etwa 23° mit einem ca. einmütigen Regenschauer. Für eine solche Großveranstaltung mit etwa 400.000 – 500.000 Menschen standen wir relativ unbedrängt, waren nicht im Gedränge und doch mittendrin statt nur dabei. Es waren sowohl ausreichend Getränkestände bzw. mobile Getränkeverkäufer unterwegs, auch für die Verrichtung der Notdurft standen genügend Möglichkeiten zur Verfügung. So war im Grunde alles gegeben und ohne großes Schlangestehen zu erledigen, all das, was mich sonst oft von Großveranstaltungen abschreckt.
Nach den ersten Bieren am Nachmittag und einem leckeren Caipirinha wurde dann auch die Zunge lockerer und man gröhlte bei Evergreens wie Anita, Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben und Polonaise Blankenese lauthals mit. Die tollen Verkleidungen und schön geschmückten Trucks rundeten die gelungene Veranstaltung ab. Mir ging es wirklich so, dass ich mich nicht satt sehen konnte, was da im Sekundentakt an einem vorbei lief oder fuhr. Für uns stand schon an diesem Tag fest, dass wir auch im nächsten Jahr wieder dabei sein wollen. Untenstehend einige der vielen Eindrücke, die wir gewinnen durften.
Nach dem Schlagermove gingen wir noch ins nahegelegene Maredo speisen, da wir bis zu diesem Zeitpunkt überwiegend flüssige Nahrung aufgenommen hatten, und danach noch einmal auf die Schlußparty aufs Heiligengeistfeld. Der Sonntag begann ähnlich wie der Samstag, mit langem Fitwerden, aber ohne Kopfschmerzen. An das Warsteiner hatten wir uns wohl inzwischen gewöhnt. Warsteiner war einer der Sponsoren des Schlagermove, sonst gibt es doch eher Astra auf dem Kiez und manchmal auch ein Franziskaner.
Wir flanierten dann noch ein wenig bei den Landungsbrücken. Saßen in einem Biergarten und beobachteten die Möwen und das Treiben im Hamburger Hafen. Bald darauf hieß es wieder Abschied nehmen, bis zum November, wenn der VfB beim HSV spielt. Die Bahnfahrt verlief ähnlich chaotisch wie die Hinfahrt. Ein Bistrowagen war zwar vorhanden, aber die Kühlung war ausgefallen. So gab es kein kaltes Bier zunächst. Ich ließ mir dann ein paar in einem Eisfach vorkühlen und konnte nach Göttingen dann mein erstes einigermaßen gekühltes Bier trinken. Da verstehe ich die Bahn nicht, erhöhen lieber ständig die Preise, anstatt einfach den Umsatz zu machen, den sie machen könnten.
Wir kamen dann mit 45 Minuten Verspätung in Stuttgart an, statt um 0.44 Uhr erst gegen 1.30 Uhr. Für uns folgte mal wieder ein Ruhetag, um dam Dienstag dann nach Grenchen in die Schweiz aufzubrechen. Ein Bericht davon folgt noch.
Fazit: es war ein ganz tolles Wochenende und ein richtiger Kontrast zu unserem sonstigen Sommerfahrplan, rund um den VfB.
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7. Juli 2010
Am Mittwochabend kann das deutsche Team ab 20.30 Uhr den letzten Schritt in Richtung Finale der Weltmeisterschaft in Südafrika machen, mit einem Sieg über Spanien winkt der DFB-Auswahl der vierte Stern. Gut für Bundestrainer Joachim Löw, dass er gegen die Iberer bis auf den gelbgesperrten Thomas Müller auf alle Spieler zurückgreifen kann. Auch auf Sami Khedira und Arne Friedrich.
Die deutsche Nationalmannschaft hat sich am Dienstag auf den Weg nach Durban begeben, wo es am Mittwoch im Halbfinale der WM zur Neuauflage des EM-Endspiels gegen Spanien kommt. Nach den klaren Erfolgen gegen England (4:1) und Argentinien (4:0) strebt das DFB-Team mit einem Sieg gegen den Europameister das achte Mal in der deutschen Fußball-Geschichte ein WM-Endspiel an. “Wir haben in zwei Spielen gesehen, dass wir auch Teams schlagen können, die auf dem Papier besser sind”, geht Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger optimistisch in die Partie gegen die Del-Bosque-Elf.
Mit dabei: Khedira (Muskelverhärtung) und Friedrich (Oberschenkelprellung). Beide Defensivspezialisten haben ihre Verletzungen auskuriert und konnten am Dienstagabend das Abschlusstraining auf dem Platz der Northlands Primary School in Durban bestreiten. Joachim Löw standen somit alle Akteure des 23-köpfigen Kaders zur Verfügung. “Das Wichtigste ist, dass der Trainer auf alle Spieler zurückgreifen kann”, hatte Teammanager Oliver Bierhoff mitgeteilt – abgesehen von Müller.
Bei der Übungseinheit durften die Reporter nur das Aufwärmen der Akteure beobachten. Die restliche Trainingseinheit fand wie üblich unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
In der anschließenden Pressekonferenz unterstrich Löw noch einmal, dass für ihn “Spanien die am besten organisierte Mannschaft ist”. Für den Bundestrainer sind die Iberer die Mannschaft, “die am wenigsten Fehler macht”. Er will mit seiner Elf gegen den Europameister “nicht bewusst defensiver spielen”. Löw ist sich bewusst, dass man “die Spanier nicht komplett aus dem Spiel nehmen kann”, sieht die Chance aber darin, “weiter auch nach vorne zu spielen”.
In Bezug auf Cacau (Bauchmuskelzerrung) gab sich Löw bedingt zuversichtlich: “Er hat das Abschlusstraining normal mitgemacht, wird jedoch nach dem Training von unserer medizinischen Abteilung nochmal untersucht.” Die Stimmung im Team, merkt er an, “sei nicht überschwänglich. Ich sehe Konzentration, spüre, dass wir mehr wollen. Das Ziel kann nur sein, das Spiel zu gewinnen.”
Die von Philipp Lahm angestoßene öffentlich geführte Diskussion um das Kapitänsamt lässt Löw indes kalt: “Das berührt uns hier überhaupt nicht. Natürlich macht es ihm Spaß, Verantwortung zu übernehmen, und natürlich würde er sie gerne auch weiter übernehmen. Jeder kann hier seine Meinung sagen, und das ist die Meinung von Philipp.” Allerdings stellte der Bundestrainer auch klar: “Natürlich weiß Philipp, dass der Trainer diese Entscheidung übernehmen wird, und das wird nach der WM geschehen.”
(kicker.de)
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1. Juli 2010
“Das ist respektlos, aber die Argentinier sind so”: Bastian Schweinsteiger hatte am Mittag gegen die argentinische Mannschaft gestichelt – doch deren Trainer Diego Maradona lässt sich nicht auf Psycho-Duell mit der deutschen Nationalelf ein. Die hat ohnehin andere Sorgen, schließlich hatte sie bei der Trainingseinheit im Super Stadium von Atteridgeville eine Schrecksekunde zu überstehen.
Lukas Podolski musste die Trainingseinheit der DFB-Auswahl im Super Stadium von Atteridgeville verletzungsbedingt vorzeitig beenden. Die Entwarnung folgte aber schnell, sein Einsatz am Samstag im Viertelfinale (16 Uhr) gegen Argentinien sei nicht gefährdet.
Dass der Profi des 1. FC Köln das Training abgebrochen habe, sei eine “reine Vorsichtsmaßnahme”, sagte ein Sprecher des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) auf Anfrage. Der 25-Jährige klagte über muskuläre Probleme. Der leicht angeschlagene Podolski soll schon am Donnerstag wieder beim Training der DFB-Auswahl dabei sein. “Es ist nichts Schlimmes”, ließ die medizinische Abteilung des DFB ausrichten.
Schlechter sieht es immer noch bei Cacau aus. Der Stuttgarter konnte wegen seiner Bauchmuskelzerrung auch am Mittwoch noch nicht trainieren, nachdem er bereits beim 4:1 gegen England im Achtelfinale am vergangenen Sonntag nicht zur Verfügung gestanden hatte.
“Wir werden am Freitag noch einmal testen, ob es geht. Es sieht aber nicht so gut aus”, sagte Löw im deutschen WM-Quartier in Erasmia vor den Toren Pretorias. Alle anderen 22 Akteure sind für den Klassiker gegen die Gauchos fit.
Die drittletzte Übungseinheit vor dem Viertelfinale durften auch rund 50 deutsche Anhänger vom Fanklub Nationalmannschaft verfolgen. “Es soll ein klares Zeichen sein, wie sehr wir uns den Fans verbunden fühlen”, hatte Bierhoff gesagt. Für gut 30 Minuten durften die Fans der Mannschaft zuschauen.
Am Donnerstag bricht das Team schließlich in Richtung Kapstadt auf, wo erstmals der verletzte Kapitän Michael Ballack während des Turniers auf die Mannschaft trifft, um sie am Samstag dann allerdings wieder von der Tribüne aus zu unterstützen. Ein Syndesmoseanriss machte Ballack kurz vor der WM zum Zuschauer.
Schweinsteiger stichelt, “Gauchos” antworten nicht
Die Sticheleien von Bastian Schweinsteiger haben derweil das argentinische Lager kalt gelassen. “Er sollte an sich denken, wir denken an uns”, ließ sich Mittelfeldspieler Javier Pastore auf die Frage eines deutschen Journalisten am Mittwochabend nicht auf ein Psycho-Duell ein. Am Abend meldete sich auch Nationalcoach Diego Maradona beim TV-Sender “Fox” zu Wort: “Wir haben keine Zeit, an Schweinsteiger zu denken.” Er sei nicht besorgt nach den Aussagen aus Deutschland, man werde auf dem Platz die Antwort geben.
Schweinsteiger hatte mit Blick auf das WM-Viertelfinale 2006 gegen die Gauchos“ gesagt: “Es geht schon vor dem Spiel los, wie sie gestikulieren und versuchen, den Schiedsrichter zu beeinflussen. Das ist respektlos, aber die Argentinier sind so.”
(kicker.de)
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22. Juni 2010
Das zweite Gruppenspiel ist verloren, die Nerven liegen blank. Bereits auf dem Platz haben sich die deutschen Spieler nach Kräften gegenseitig beschimpft und machen sich auch danach in der Kabine schwere Vorwürfe. Also sieht sich der Teampsychologe Hans-Dieter Hermann zum Eingreifen gezwungen. Er initiiert eine Mannschaftssitzung ohne die Trainer, eine offene Aussprache der Spieler, die atmosphärische Störungen bereinigen soll. Das gelingt mühevoll – Deutschland schlägt Österreich mit 1:0 und erreicht am Ende sogar das Endspiel dieser Europameisterschaft 2008.
Zwei Jahre später, bei der Weltmeisterschaft in Südafrika, hat die DFB-Auswahl wieder das zweite Gruppenspiel verloren, wieder gegen ein Team vom Balkan. 1:2 hieß es 2008 gegen Kroatien, 0:1 am Freitag gegen Serbien. Und wieder hat sich das Team damit vor dem letzten Spiel am Mittwoch gegen Ghana selbst unter massiven Druck gesetzt. Diesmal droht sogar eine historische Pleite – noch nie ist eine deutsche Mannschaft bei einer WM schon in der Vorrunde gescheitert. Eine Krisensitzung wird diesmal trotzdem nicht nötig sein: “Ich bin zu hundert Prozent sicher, dass wir weiterkommen”, sagt der Kapitän Philipp Lahm.
Es gibt keine Schuldzuweisungen
Für große Zuversicht im deutschen Lager sorgen mehrere Dinge. Dazu gehört vor allem die Art und Weise, wie die Mannschaft diesmal verloren hat. Chancenlos war sie vor zwei Jahren gegen Kroatien gewesen – und zeigte gegen Serbien vor allem in Unterzahl eine sehr couragierte Leistung. Vieles kam in diesem Spiel zusammen, der frühe Platzverweis für Miroslav Klose etwa, Sami Khediras Schuss an die Latte kurz vor der Pause, der vergebene Elfmeter von Lukas Podolski danach. “Wir lassen uns nicht einreden, dass es ein schlechtes Spiel war, es war sehr ordentlich”, sagt Philipp Lahm und ist überzeugt davon, “dass wir mit elf Mann nicht verloren, sondern mit Sicherheit gewonnen hätten.”
Weitere Hoffnung auf einen Sieg gegen Ghana macht, wie die Spieler mit der Niederlage und auch miteinander umgehen. Es gibt, anders als 2008, keine Schuldzuweisungen und keine teaminternen Spannungen. “Diese Mannschaft hat wirklich einen sehr guten Charakter”, sagt der Teammanager Oliver Bierhoff.
Natürlich sei die Stimmung nach der Niederlage gedrückt gewesen, und natürlich wüssten die Spieler genau, dass die Situation nun viel angespannter sei als nach dem Auftaktsieg. “Aber ich spüre weiterhin einen großen Zusammenhalt”, erklärt Oliver Bierhoff. Und Philipp Lahm sagt: “Man hat auch gegen Serbien gesehen, dass eine Mannschaft auf dem Platz stand, die vollkommen intakt ist.”
Auch Lahm beruhigt die Fans
Gemeinsam mit dem Bundestrainer Joachim Löw (“Wir lassen uns nicht nervös machen, ich bin sicher, dass wir das Achtelfinale erreichen”) hat Lahm die Aufgabe übernommen, die besorgte Nation zu beruhigen und den Kollegen Sicherheit zu vermitteln. Der Druck sei nicht anders als vor jedem Spiel – “die jungen Spieler müssen einfach so weiterarbeiten wie bisher, dann wird es gutgehen.”
Das Auftreten des Kapitäns – auch das ist also anders als bei der Europameisterschaft. Wie der damalige Nationaltorhüter Jens Lehmann in seinen jüngst erschienen Memoiren berichtet, habe Michael Ballack (gemeinsam mit Torsten Frings) vor zwei Jahren schlechte Stimmung in der Mannschaft verbreitet und “die ganze Gruppe zum Nichtstun verdammt”. Nicht zuletzt seinetwegen sei die Krisensitzung nötig gewesen.
Allerdings: der Kapitän Michael Ballack ist 2008 gleichzeitig derjenige gewesen, der im letzten Gruppenspiel das Siegtor erzielt hat. Auch diese Aufgabe muss jetzt ein anderer übernehmen.
(STZ online 21.6.10)
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16. Juni 2010
Die Revolution kommt ins Rollen
Der Kapitän kommt als Erster aus der Kabine. Durch ein Spalier fragender Reporter bahnt er sich den Weg, über ihm hängen Bildschirme in den Stadionkatakomben. Während er so redet, blickt Philipp Lahm ab und zu nach oben. Dort sind noch einmal die schönsten Szenen der vorangegangenen Partie zu sehen.
Man sieht Spieler in weißen Trikots, die sich den Ball zupassen, und Spieler in dunklen Trikots, die vergeblich hinterherrennen. Minutenlang geht das so. Viele Torchancen sieht man, alle prächtig herausgespielt, und man denkt erst: das ist eine Dauerschleife, da werden immer die gleichen Szenen gezeigt. Dann schaut man länger hin und merkt: das sind gar keine Wiederholungen! Die Spieler in Weiß haben wirklich so viele schöne Spielzüge produziert!
Das 4:0 (2:0) der deutschen Nationalmannschaft am Sonntagabend in Durban – es ist viel mehr als der erwartete WM-Auftaktsieg gegen Australien gewesen. Es war eine Demonstration der Spielfreude, der Leichtigkeit, des Tempofußballs, wie man es in dieser Form von einer DFB-Auswahl noch nicht oft gesehen hat.
Nach fünf Minuten war die Nervosität abgeschüttelt
Natürlich war es nur Australien, ein Team mit sehr beschränkten Mitteln. Und natürlich “spielte uns vieles in die Karten”, wie Per Mertesacker sagt. Auf die frühe Führung verwies der Innenverteidiger und auf die Rote Karte für den Gegner. Doch hatten sich die Franzosen und Engländer gegen vergleichbare Kontrahenten ungleich schwerer getan. Die Deutschen hingegen sind so spektakulär in das Turnier gestartet wie bisher keine andere Nation.
Joachim Löw, der Baumeister dieser Mannschaft, hatte im Vorfeld ja viel versprochen. Sein Team, sagte der Bundestrainer, werde bei der WM Fußball spielen und nicht verwalten; es werde kombinieren und nicht zerstören; es werde furchtlos den Weg nach vorne suchen – also ganz anders spielen als Generationen von deutschen WM-Mannschaften vorher, auch die des verklärten Jahrgangs 2006. Beim 3:1-Sieg im letzten Testspiel gegen Bosnien hatten die jungen Spieler erstmals angedeutet, was damit gemeint sein könnte – doch die Frage war: können sie das auch bei einer WM, wenn die ganze Welt ihnen zuschaut und der Druck ungleich höher ist?
Ungefähr fünf Minuten brauchte die Mannschaft gegen Australien, um die Nervosität abzuschütteln. Dann gingen sie los, die atemberaubenden Ballstaffetten, die zwangsläufig zu Toren führten. Nur vier waren es am Ende, viel zu wenig eigentlich, “an der Chancenverwertung”, sagt Löw streng, “müssen wir noch arbeiten”. Und dennoch: die Revolution, die er angekündigt hat, sie ist ins Rollen gekommen.
“Sami Khedira spielt wie ein junger Michael Ballack”
Ihr Anführer auf dem Platz ist Mesut Özil, ein stiller Mann von 21 Jahren, dem 74 Minuten genügten, um sich in den Kreis der potenziellen WM-Superstars zu katapultieren. Der Fußball, den Löw immer spielen lassen wollte, er funktioniert vor allem dank Özil. Auch ohne ihn, sagt der Bundestrainer, würde er nicht von seiner Spielphilosophie abweichen – “aber selbstverständlich passt er ideal in dieses System”. Und Miroslav Klose, einer der Profiteure von Özils Kunst, sagt: “Wir haben immer solch einen Spieler gebraucht und gesucht – jetzt haben wir ihn gefunden.”
An 1972 fühlen sich die älteren Beobachter bereits erinnert, an jene legendäre deutsche Mannschaft, die Europameister wurde und bis heute als die beste aller Zeiten gilt. Tatsächlich gibt es unübersehbare Parallelen. Die Leichtigkeit des Spiels ist eine, die Besetzung eine andere. Paul Breitner und Uli Hoeneß waren damals zwei Emporkömmlinge in einer stark verjüngten Elf, in der in Wolfgang Overath einer der Anführer verletzt fehlte. Jetzt sind es Holger Badstuber und vor allem Thomas Müller vom FC Bayern wie Breitner und Hoeneß, auch sie bereichern das deutsche Spiel mit ihrer Unbekümmertheit, während der eigentliche Chef zuschauen muss.
Joachim Löw käme nie auf die Idee zu behaupten, dass sein Team ohne Michael Ballack besser sei. Auf dessen “Erfahrung und Internationalität” verweist der Bundestrainer, er sagt aber auch: “Wir haben jetzt eine Konstellation, mit der wir sehr gut klarkommen.” Und: “Sami Khedira spielt wie ein junger Michael Ballack.”
Im Gegensatz zu seinem Kapitänsnachfolger Philipp Lahm ist der ältere Michael Ballack übrigens immer als Letzter aus der Kabine gekommen. Es hat sich also auch in dieser Beziehung einiges grundlegend geändert im Auftritt der deutschen Nationalelf.
(Stuttgarter Zeitung 15.6.10)
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