26. Januar 2021
Lieber Thomas Hitzlsperger,
da wir augenscheinlich in der Zeit der offenen Briefe leben, wende auch ich mich mit einem ebensolchen an Dich.
Ich habe Tage und Nächte des Grübelns verbracht und muss Dir doch mal etwas mit auf den Weg geben. Es geht ein Riss durch unseren VfB, nicht nur zwischen AG und Verein, sondern auch zwischen Euch da oben und uns Fans.
Eigentlich bist Du ja ein Glückskind! Du konntest Dein Hobby zum Beruf machen und hast 2005 Dein Glück mit dem Wechsel von Aston Villa zum VfB gefunden.
Dein „Hammer“, die linke Klebe, war in der Liga gefürchtet und von uns VfBlern geliebt. Wir haben Dich ins Herz geschlossen, schon lange vor dem goldenen Schuss 2007 zum Ausgleich gegen Energie Cottbus. Ecke Pardo, Direktabnahme Hitzlspergeeeeerrrrrrrrrr! Ekstase pur, spätestens ab diesem Moment branntest Du Dich ein in die Geschichtsbücher des VfB Stuttgart 1893 e. V.
Es gibt nicht viele derart einprägsame Momente in der über 127-jährigen Vereinsgeschichte, wie dieser, als Dir 56.000 Zuschauer im Stadion und Hunderttausende in der Innenstadt und in den Sportbars zu Füßen lagen.
Anschließend wurdest Du gar unser Kapitän, ehe 2010 Christian Gross keine Verwendung mehr für Dich hatte und Du bei der anschließenden Tour über Lazio, West Ham, Wolfsburg, Everton und schließlich der Everton-Reserve nie mehr annähernd so glücklich wurdest, wie einst am Neckar.
Wir Schwaben brauchen immer etwas länger, jemandem das Herz zu öffnen, bei Dir ging es rasend schnell, warst Du doch stets nicht nur der abkassierende Profi, sondern schautest schon als Spieler über den Tellerrand hinaus. Ob im Trainingslager oder bei sonstigen Gelegenheiten, immer wenn man Dich ansprach, hattest Du freundliche Worte parat und nahmst Dir Zeit für jene, die den Zirkus unterstützen.
Nach der Karriere wolltest Du den Fußball von der anderen Seite kennenlernen und zeichnetest unter anderem für eine Ausgabe von 11Freunde als Chefredakteur verantwortlich. Bei einem Magazin, welches den Fußball aus dem Blickwinkel der Fans betrachtet und die Sorgen und Nöte der Fans in den Fokus stellt. Anschließend warst Du als erfrischend nüchterner Experte bei Live-Spielen der ARD am Start und erwarbst Dir hohe Reputation weit über das Schwabenland hinaus. Du wurdest überregional wahrgenommen, als einer der Klartext redet und Werte verkörpert, der für Integrität und Toleranz warb, einer, der was zu sagen hatte und dem man gerne zuhört(e). All das gipfelte schließlich letztes Jahr im von Bundespräsident Steinmeier verliehenen Bundesverdienstkreuz.
Nach dem Abstieg 2016, als der VfB ohne Präsidenten dastand und die Vereinsführung gerade mal aus Bankkaufmann Heim und Trikotverkäufer Röttgermann bestand, zauberten die Herren Dich als „Berater“ des Vorstands aus dem Hut, einen Sympathen, der damals auch dringend nötig war, als der Verein in „Schutt und Asche“ lag.
Es spielte dabei offensichtlich überhaupt keine Rolle, was ein Berater des Vorstands den lieben langen Tag so macht, es genügte bereits, sympathisch zu sein und dem gemeinen Fan den Eindruck zu vermitteln, unser aller Glück läge nicht allein in den Händen von Heim und Röttgermann.
Ein Jahr später berief man Dich ins Präsidium, danach ernannte man Dich zum Leiter des Nachwuchsleistungszentrums. Wieder ein Jahr später, nach dem desaströsen 0:3 bei Fortuna Düsseldorf und der Entlassung von Michael Reschke ernannte man Dich als dessen Nachfolger zum Vorstand Sport, womit Du erstmals beim VfB in der Karriere nach der (Spieler-)Karriere in den Fokus der Öffentlichkeit gerietst.
Zugegeben, es war ein undankbarer Job! Präsident Dietrich lag mit Reschke im Clinch, weil Reschke Weinzierl nach knapp fünf Monaten wieder entlassen wollte. Weder das wollte Dietrich Reschke zugestehen, erst recht aber nicht, dass Reschke den nächsten Fehlgriff auf die Trainerbank setzt. Deshalb musste Reschke gehen und nicht Weinzierl.
Damit solltest Du Dich nun herumschlagen und demonstriertest Nibelungentreue zu einem Trainer, bei dem bereits nach wenigen Wochen klar war, dass er weder zum Verein noch zur Mannschaft passt und der VfB mit ihm sehenden Auges gen Abstieg zusteuern würde.
Dein Zaudern und Deine mangelhafte Entschlussfreudigkeit (stimmt, diese wirfst Du nun ja Claus Vogt vor…) ließen das Schiff unaufhaltsam gen Unterhaus schlingern, ehe die „Mannschaft“ das letzte Wort sprach und durch ein 0:6 bei Weinzierls alter Liebe Augsburg zum Handeln zwang, wenngleich leider viel zu spät.
Mit Nico Willig an der Seitenlinie war in der Truppe zwar wieder ein Wille erkennbar, das Aufbäumen kam jedoch zu spät, womit der Abstieg hausgemacht war und Du Dir als Mitverantwortlicher für den Abstieg erste Kratzer auf dem bislang blitzblanken Lack zugezogen hast.
Deine zögernde Haltung in der Trainerfrage wurde Dir verziehen, hatte der Abstieg doch auch etwas Selbstreinigendes. Mit Sven Mislintat an Deiner Seite wurden alte Zöpfe abgeschnitten und Altlasten nur noch behalten, wenn sie vertraglich gebunden waren und es nicht einsahen, sich ein neues Betätigungsfeld zu suchen. Der Aufstieg gelang mehr schlecht als recht, lediglich dem Unvermögen des HSV war es zu verdanken, dass es zurück in die Bundesliga ging.
Deinem Werdegang im Club tat der Abstieg freilich keinen Abbruch. Im Gegenteil, Dein persönlicher Aufstieg nahm an Rasanz sogar noch zu. Keine fünf Monate nach dem Abstieg wurdest Du auf den neu geschaffenen Posten des Vorstandsvorsitzenden gehievt und warst fortan nicht mehr nur für den Sport, sondern auch die Bereiche Unternehmensstrategie und Kommunikation verantwortlich. Trotz namhafter „Konkurrenz“ in einem ganz gewiss ergebnisoffenen Bewerbungsverfahren (?) wurdest Du Leuten wie etwa Bernhard Heusler, die nachweislich schon erfolgreich einen Profiverein geführt haben, vorgezogen. Bist eben ein Glückskind!
Oder war es etwa nicht bloßes Glück, und es steckte Kalkül Deiner Förderer beim VfB dahinter? Wollte man lieber einen, der schon aus purer Dankbarkeit Vorgänge der Vergangenheit nicht hinterfragen würde, anstatt von außen einen Macher zu holen, der die Leichen im Keller der Mercedesstraße 109 ausbuddeln könnte?
Wie tief der Sumpf auf dem Cannstatter Wasen ist, lässt sich auch gut fünf Monate nach Bekanntwerden des Datenskandals nur erahnen. Die Blockadehaltung, von der die Medien zunehmend berichten, spricht nicht gerade für den Willen, die versprochene Transparenz und lückenlose Aufklärung auch tatsächlich einzulösen.
Auch wenn die Fa. Esecon mittlerweile einräumte, der VfB sei inzwischen etwas kooperativer geworden und Du Artikel der Zeitung mit den vier großen Buchstaben freudig teilst, stellt man sich die Frage, ob es nicht ein Leichtes wäre, Ermittlern jetzt Zugang zu ermöglichen, wenn vorher monatelang die Gelegenheit bestand, Beweise beiseite zu schaffen.
Wie der VfB IT-seitig aufgestellt ist und ob es Datensicherungen gibt, an die „normale“ Mitarbeiter nicht herankommen, vermag ich nicht zu beurteilen. Jedoch, bei allem was man beim VfB rund um die IT so mitbekommt (WLAN-Gate, unzuverlässig verlaufende Abstimmungen, Zusammenbrechen der Webseite bei besonderen Schnäppchen oder Ticketverkäufen, etc. pp.), scheint man mit der elektronischen Datenverarbeitung im 21. Jahrhundert noch nicht angekommen zu sein.
Also schwebt der Datenskandal nach wie vor über Allem und scheint im Haus mit dem roten Dach der Auslöser großer Nervosität und Panik zu sein!
Noch immer glaube ich nicht, dass Du den in Deinem Namen veröffentlichten offenen Brief vom 30. Dezember des Vorjahres alleine verfasst hast und dieser aus freien Stücken erfolgte. Wie verzweifelt muss jemand sein, der wahre Schimpftiraden ablässt, um Präsident Claus Vogt loswerden und ihn mundtot zu machen, nur, weil dieser sich auf die Fahnen geschrieben hat, den Datenskandal vollumfänglich aufklären zu wollen. Wer in der AG hat was genau zu befürchten?
Ich weiß, als Vorstandsvorsitzender der AG bist Du uns Fans und Mitgliedern keine Rechenschaft schuldig, jedoch nur, solang es um die Belange der AG geht. Wird aber der amtierende und gewählte Präsident, der sich zudem bei weiten Teilen der Fans großer Beliebtheit erfreut, aufs Übelste herbeleidigt, um erwirken zu wollen, dass dieser aufgibt, geht uns das sehr wohl etwas an.
Wen meinst Du schützen zu müssen, wenn Du, wie inzwischen bekannt ist, die Ermittlungen der Fa. Esecon am liebsten beenden wolltest, „weil die Kosten aus dem Ruder gelaufen sind“?
Nach heutigen Erkenntnissen sind diese, wenn überhaupt, nur deshalb aus dem Ruder gelaufen, weil die Ermittler von Beginn an nicht wie erforderlich ihrer Arbeit nachgehen konnten. Zudem seien die Kosten größtenteils von einer Versicherung gedeckt. Der Vorwurf einer fehlenden Kostenschätzung muss allein schon damit entkräftet sein, dass die AG dem Vernehmen nach der Fa. Esecon ebenfalls einen Auftrag erteilt hat und somit mit den Konditionen vertraut gewesen sein sollte, sofern sie selbst eine Kostenschätzung eingefordert hat.
Wie groß muss die Verzweiflung sein, mit kinderleicht zu widerlegenden Vorwürfen an die Öffentlichkeit zu gehen? Bist doch ein intelligenter junger Mann, dem es klar gewesen sein musste, dass Lügen kurze Beine haben und gerade solche Vorwürfe in Windeseile widerlegt sein dürften, wenn sie denn nicht stimmen.
Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, so dass ich mich mit den wenigen inhaltlichen Vorwürfen Deines offenen Briefes gar nicht weiter auseinandersetzen möchte.
Bewahrheitet sich allein dies, lässt das nur den Schluss zu, dass der offene Brief allein das Ziel hatte, Vogt zu erledigen und aus dem Amt zu drängen.
Deine Präsidentschaftskandidatur entpuppt sich damit lediglich als eine Scheinkandidatur, weil auch Dir klar sein muss, mit welchen Versprechungen die Ausgliederung erreicht wurde und dass diese unter anderem darauf fußte, dass der Präsident des e.V. gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender in der AG zu sein hat. Ob ihr hier dennoch ein Hintertürchen findet und Du großzügig auf den Aufsichtsratsvorsitz-Posten verzichten würdest, geschenkt. Der Präsidentenposten war nie ein wirkliches Ziel von Dir, die Kandidatur sollte lediglich dazu führen, dass Vogt entweder aufgibt oder der Vereinsbeirat Euch beide nicht nominiert.
Letzteres scheint einzutreten, verfolgt man die Berichterstattung der letzten Tage. Der Vereinsbeirat schaltete einen Headhunter für die Kandidatensuche ein. An der Stelle sei die Frage erlaubt, können wir uns den überhaupt leisten?
Medien berichten bereits, Gaiser sei der favorisierte Kandidat des Vereinsbeirates, der gegen Mister X antreten soll. Volker Zeh habe beim Briefing nicht den allerbesten Eindruck hinterlassen und scheint allenfalls als Notnagel zur Wahl gestellt werden.
Dem Vernehmen nach ist es Euch also tatsächlich gelungen, Vogt für eine nächste Amtszeit zu verhindern. Wie armselig! Fühlt sich das tatsächlich gut an? Fühlt man sich dabei gar als Triumphator? Schaut man sich ein solches Vorgehen bei Leuten wie Wilfried Porth ab, die von Berufs wegen Arbeitnehmer aus dem Job mobben, wenn man sie nicht mehr brauchen kann, wie man aus der Daimler-Belegschaft hört? Mit dem Unterschied natürlich, dass Porth dies Untergebenen gegenüber praktiziert und Du den Aufstand gegen einen Vorgesetzten probst.
Ein ehrenamtlicher e.V.-Präsident wird immer eine Art Laiendarsteller sein, der zunächst ins Amt hineinwachsen und die Aufgabe mit seinen anderen Verpflichtungen in Einklang bringen muss. Gedenkt Ihr mit dem nächsten genauso zu verfahren, wenn Euch seine/ ihre Nase nicht passt oder er/ sie nicht nach Eurer Pfeife tanzt? Ihr macht Euch die Welt, Widdewidde wie sie Euch gefällt.
Der Einfluss des e.V. in der AG ist ohnehin sehr beschränkt und nicht mal damit kommt ihr klar? Mit einem, der zwar Vorgänge hinterfragen, sie aber meist sowieso nicht ändern kann? Damit habt Ihr schon ein Problem? Das kannst Du vielleicht Deiner Großmutter erzählen, mir nicht. Ich glaube nicht daran, dass das Ausüben der Kontrollpflicht im Aufsichtsratsgremium zum großen Riss geführt hat, sondern dass die Vorwürfe vorgeschoben sind, um Vogt zu eliminieren.
Solang der Datenskandal über allem schwebt und der Verdacht im Raum steht, dass Ihr Vogt nur deshalb loswerden möchtet, damit gewisse Herrschaften weiter ihr Unwesen auf dem Wasen treiben können, hat Vogt jegliche Unterstützung verdient. Claus Vogt ist unser gewählter Präsident und MUSS ohne Wenn und Aber zur Wiederwahl aufgestellt werden, es sei denn, in den nächsten Wochen kommt noch heraus, dass er silberne Löffel geklaut oder sich durch Anderes untragbar gemacht hat.
Solang auch nur ansatzweise der Verdacht besteht, dass Vogt gezielt gemobbt wird, die Mit-Präsidiumsmitglieder Gaiser und Mutschler, die mutmaßlich auch in Datenskandal und Ausgliederungspropaganda verstrickt sind, nicht mit, sondern gegen ihn arbeiten, muss Vogt rehabilitiert werden.
Das Bild, das man sich in den letzten Wochen über die Vorgänge und Machtverhältnisse beim VfB gemalt hat, bekam gestern einen weiteren Anstrich. Anscheinend seien Claus Vogt und Du inzwischen im Gespräch und ihr versucht aus der verfahrenen Situation einigermaßen heil herauszukommen. Chapeau! Vogt habe es nachvollziehbar abgelehnt, den Aufsichtsratsvorsitz abzugeben, sei aber mit Dir übereingekommen, auf seinen Sitz im Präsidialrat zu verzichten, in dem sonst noch Porth und Adrion sitzen, was jedoch von „einem“ langjährigen Aufsichtsratsmitglied abgelehnt worden sei. Dass es sich bei diesem mutmaßlich um Wilfried Porth handelt, dürfte auf der Hand liegen.
Weitere Schlichtungsversuche scheiterten oder verliefen im Sande. Dein offener Brief war harter Tobak und wäre in normalen Unternehmen, wenn ein Vorstandsvorsitzender seinen Vorgesetzten im Aufsichtsrat derart angreift, ein Kündigungsgrund gewesen. Für die Wortwahl hast Du Dich inzwischen, spät und halbherzig, entschuldigt. Die Vorwürfe und die Ambition als Präsident zu kandidieren stehen jedoch noch im Raum. Für diese Woche hast Du weitere Erklärungen angekündigt, auf die ich mittlerweile gut verzichten kann. In Deinen bisherigen Statements höre ich sehr viel „ich“ heraus und nicht einmal einen Gedanken, wie sich denn Claus Vogt nach Deiner Schimpftirade gefühlt haben muss. Diese Ausführungen hättest Du Dir dann auch sparen können, schließlich hast Du Dir die Reaktionen auf den offenen Brief selbst zuzuschreiben.
Solang Du meinst, Dich vor den Karren der Sponsoren-Vertreter im Aufsichtsrat, Gaiser, Mutschler, Heim, Röttgermann, Schraft und anderen spannen lassen zu müssen, hast Du jegliches Vertrauen verspielt.
Natürlich bildet die Blogger- und Twitter-Bubble nicht die gesamte Fanszene ab. Auch die Ultras, deren Botschaften ihr täglich unmissverständlich lesen könnt, sind nicht die gesamte Fanszene. Der Fan-Ausschuss auch nicht, repräsentiert allerdings schon einen beträchtlichen Teil der organisierten Fans. Und dann gibt es natürlich noch jene, die damals „Ja zum Erfolg“ sagten und sich wohl erneut um den Finger wickeln lassen würden, wenn denn das Produkt auf dem Rasen zufriedenstellend liefert, denen die Vereinspolitik letztlich also egal ist.
Uns alle eint jedoch wohl, dass wir von dem derzeitigen Schmierentheater enttäuscht und entsetzt sind und auf zügigen Waffenstillstand hoffen.
Ich wünsche mir, dass Du wieder zu jenem Thomas Hitzlsperger wirst, der Du warst, als wir noch stolz auf Dich sein konnten. Dem Werte etwas bedeuten und der sie nicht mit Füßen tritt. Der für Recht, Ordnung und Transparenz steht und nicht falsche Freunde deckt und zu unlauteren Mitteln greift.
Stellt man die Frage nach Vogts Eignung für das Präsidentenamt, darf man durchaus auch hinterfragen, was einen einstigen Kicker und TV-Experten befähigen soll, ein Millionen-Unternehmen zu führen. Bislang, als Du noch unsere Lichtgestalt warst, war das kein Thema, zu groß Deine Verdienste um den Verein. Jetzt aber, im Glashaus sitzend, müssen solche Fragen erlaubt sein.
Zu einer guten Unternehmensführung gehört auch ein gutes Krisenmanagement. Dass Du die Reaktionen und Anfeindungen nach Deinem offenen Brief so nicht erwartet hast, gar geschockt bist, verwundert mich. Einen bislang untadeligen Claus Vogt derart niedermachen und erledigen zu wollen, zeugt nicht von menschlicher Größe, weshalb der Gegenwind, der Dir dafür entgegenschlägt, nur berechtigt ist.
Noch bin ich weit davon entfernt, „Spalter-„Bilder von Dir im Netz zu teilen, ertappte mich allerdings schon bei einem zarten Liken eines solchen. Was Du losgetreten hast grenzt an Verrat an den Mitgliedern und darf nicht ungesühnt bleiben.
Mittlerweile zucke ich schon zusammen, wenn ich Dein Konterfei irgendwo sehe, eine Reaktion, die ich seit Wolfgang Dietrich beim VfB nicht mehr von mir kannte. Soweit ist es gekommen! Mach bitte nicht noch mehr kaputt und besinne Dich darauf, was Du einst verkörpertest.
Entkräfte die Vorwürfe an Claus Vogt, findet eine gemeinsame Linie, ob es Porth passt oder nicht. Liefere diejenigen ans Messer, die Unrecht zu verantworten haben und die maßgeblich für den Niedergang seit der Meisterschaft stehen. Und wenn Du am Ende als einziger Vorstand übrig bleiben solltest, jeder ist ersetzbar, es kann nur besser werden.
Aus meiner Sicht hättest auch Du eine zweite Chance verdient, nutze sie bitte. Es wäre jammerschade, spieltest Du den Märtyrer für all jene, die außer Vetterleswirtschaft und Machterhalt nichts im Schilde führen, und die ihr eigenes Wohl über das des VfB stellen.
Grenze Dich von denen ab und handele nach Deinem Gespür, nicht nach dem was man Dir vorgibt. Noch ist ein gewisser Rückhalt unter den Fans vorhanden, nicht zuletzt wegen der Auftritte auf dem grünen Rasen. Allerdings steht man auch da am Scheideweg. Sollte gegen Mainz nicht gepunktet werden, kann sich auch dieser Eindruck schnell ins Gegenteil umkehren, womit der Wind von allen Seiten rauer werden dürfte.
Allein auf das Pferd „Junge Wilde“ zu setzen wäre also riskant, das ist nach wie vor Tagesgeschäft. Das Fundament für eine bessere sportliche Zukunft scheint zwar geschaffen, es wäre schön, wenn in Zukunft wieder vorwiegend darüber berichtet werden würde.
Ich hoffe noch immer, dass Du zur Besinnung kommst und die Entscheidung des Vereinsbeirats gegen Deine Kandidatur nicht zugleich eine Entscheidung gegen Dich UND Claus Vogt sein wird, was jedoch zu befürchten ist. Wenn Du süffisant in den Stuttgarter Nachrichten zitiert wirst mit „In meiner Funktion als Vorstandsvorsitzender arbeite ich mit dem von der Mitgliederversammlung gewählten Präsidenten des Vereins zusammen. Der Vereinsbeirat wird entscheiden, welche Kandidaten er den Mitgliedern zur Wahl vorschlägt“, meine ich zwischen den Zeilen zu lesen, dass Du schon wüsstest, wen der Vereinsbeirat NICHT vorschlagen wird, wenn man davon ausgehen muss, dass eine weitere Zusammenarbeit zwischen Vogt und Dir undenkbar ist.
Dies käme einem Affront gegen alle Mitglieder gleich. Schadensbegrenzung wäre sicher noch möglich, wenn Du auf den Vereinsbeirat zugehen würdest, Deine Kandidatur zurückziehst und darauf einwirkst, im Sinne eines demokratischen Prozesses, dass dieser Claus Vogts Kandidatur zulassen soll.
Stellen sich dann im Wahlkampf und nach Veröffentlichung der Ergebnisse im Datenskandal die Vorwürfe an ihn als gerechtfertigt heraus, ist Vogt tatsächlich die Pfeife, als die Du ihn hinstellst, obläge es den Mitgliedern, ihn einfach nicht mehr zu wählen.
So aber, wie Ihr es Euch vorstellt, einen unliebsamen Präsidenten, der erstmals nicht vom Aufsichtsrat vorgeschlagen wurde, einfach aus dem Amt zu putschen und dem Vereinsbeirat einen eigenen Kandidaten aufs Auge zu drücken, widerspricht jeglichem Demokratieverständnis.
Ich möchte ausdrücklich kein Plädoyer für Vogt abhalten, weil ich dessen Arbeit im Innenleben nicht beurteilen kann, aber, Eure Vorgehensweise stinkt zum Himmel und darf schon deshalb nicht am Ende von Erfolg gekrönt sein.
In diesem Sinne, besinne Dich auf das, was Dich einst ausgezeichnet hat, DU hast noch diese eine Chance, wenn Du denn loslassen kannst von falschen Freunden, Fördern und Gönnern, die, wie Dietrich einst sagte, „die sich schon seit langem an den gut gefüllten Töpfen unseres Vereins bedienen wollen.“
Nutze sie!!!
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20. Januar 2021
Noch Mitte Dezember maß man der anstehenden Präsidentenwahl beim VfB Stuttgart 1893 e. V. keinerlei Bedeutung zu.
Es schien klar, dass der amtierende Präsident Claus Vogt nach knapp einjähriger Probezeit, in der er es geschafft hat, die von Dietrich und seinen Schergen tief gespaltene Fangemeinde wiederzuvereinen, das Votum für eine weitere Amtszeit erhalten würde, in der er sich endgültig beweisen würde können.
Dann kam kurz vor dem Jahreswechsel Thomas Hitzlsperger mit seinem offenen Brief, der einem Frontalangriff auf Vogt glich, ums Eck und stürzte den VfB (mal wieder) ins Chaos.
Hitzlsperger hat eine Situation heraufbeschworen, in der es nur Verlierer geben kann. Hitzlsperger überschätzte dabei offensichtlich sein eigenes Standing und rechnete damit, Vogt würde klein beigeben und den Kampf gegen die (so offensichtlich seine Selbstwahrnehmung) Lichtgestalt von vornherein als aussichtslos einordnen.
Da hat Hitzlsperger allerdings die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Vogt denkt gar nicht daran, zurückzuziehen und sollte das auch nicht tun, ist er es doch, der von den Mitgliedern einen Auftrag erhielt und nicht Thomas Hitzlsperger.
Wieviel Kalkül hinter Hitzlspergers Vorstoß steckte, lässt sich noch immer nicht abschließend einordnen. Immer mehr drängt sich der Verdacht auf, dass Hitzlspergers einzige Intension war, Claus Vogt zu beschädigen, so dass eine weitere Amtszeit ausgeschlossen ist und er, ist dieses Ziel erst erreicht, generös auf seine Kandidatur verzichten könnte. Es muss auch ihm klar gewesen sein, dass es jeglichem Demokratieverständnis widerspricht, gleichzeitig Vorstandsvorsitzender der AG und e. V.-Präsident sein zu wollen, vor allem nach den Beteuerungen am Rande der Ausgliederung, welch wichtige Rolle der e. V. auch weiterhin spielen soll.
Hitzlsperger hat den gesamten Verein in ein Dilemma gebracht. Der Vereinsbeirat hat nun die undankbare Aufgabe, bestenfalls die Streithähne zu trennen und keinen der beiden aufzustellen, womit Hitzlspergers Ziel erreicht wäre. Ich hätte ehrlich gesagt ein Problem damit, sollte diese Dampfhammermethode tatsächlich am Ende von Erfolg gekrönt sein.
Hitzlspergers Entschuldigung auf der offiziellen (AG-) Webseite, nachdem er auf seiner privaten Domain gegen Vogt gepöbelt hat, ist für mich scheinheilig und nimmt keinerlei Druck vom Kessel. Die Vorwürfe stehen weiterhin im Raum, von seiner Kandidatur nahm er auch keinen Abstand, also, hat sich rein gar nichts dadurch geändert. Im Gegenteil, der Vereinsbeirat mahnte davor schon beide Streithähne an, öffentliche Statements in der Zeit der Kandidatenfindung zu unterlassen, so dass Vogt nicht einmal auf diese Worte reagieren und kundtun darf, ob er die Entschuldigung annimmt, und ob theoretisch eine künftig vertrauensvolle Zusammenarbeit noch denkbar wäre. Da Hitzlsperger für sein öffentliches Statement vom Vereinsbeirat nicht gemaßregelt wurde, darf man durchaus daraus schließen, dass Hitz noch immer Narrenfreiheit genießt.
Dieser Tage meldete sich dann wieder der Vereinsbeirat zu Wort, bezeichnend dabei, dass diese „Mitgliederinformation“ zuerst in der BILD-Zeitung zu lesen war, ehe die Mitglieder die Mail erhielten, und tat kund, dass vor der Veröffentlichung der Ergebnisse der Untersuchungen im Datenskandal keine Kandidaten zur Wahl vorgeschlagen werden würden und, dass eine externe Personalvermittlungsagentur mit der Suche eines weiteren Kandidaten betraut werden würde.
Abgesehen davon, dass Hitzlsperger den Verein in die Nähe der Zahlungsunfähigkeit rückte und jetzt sowohl Kosten für die Prüfung, ob Hitzlspergers Kandidatur rechtens ist, als auch für die weitere Kandidatenfindung als unmittelbare Folge Hitzlspergers Präsidentschaftsambitionen weitere bestimmt nicht unerhebliche Kosten anfallen, offenbart das Vorgehen, dass der Vereinsbeirat nicht gedenkt, Vogt UND Hitzlsperger als Kandidaten ins Rennen schicken zu wollen.
Hitzlspergers Ansinnen hat auch den Vereinsbeirat in eine kaum lösbare Verlegenheit gestürzt. Stellt man keinen der beiden zur Wahl, käme dies einem Misstrauensvotum gegen Vogt gleich und wäre ein Affront all jenen gegenüber, die Vogt gewählt und damit das Vertrauen ausgesprochen haben. Zudem wäre der Putschversuch Hitzlspergers erfolgreich zum Abschluss gebracht worden. Mission completed, würde man dann im Lager Hitzlsperger konstatieren können.
Wird Vogt, wie man es eigentlich erwarten darf, als Kandidat zugelassen und glaubt Hitzlspergers Worten, setzte sich der „Riss durch den Verein“ fort und eine fruchtbare Zusammenarbeit aller Gremien scheint nahezu ausgeschlossen.
Um diese Entscheidung(en) ist der Vereinsbeirat nicht zu beneiden und kann dabei ebenfalls nur verlieren. Seit der einstigen Nibelungentreue zu Wolfgang Dietrich sind Erhard und Maintok aus dem Vereinsbeirat vielen ohnehin nicht gut gelitten, erweckten sie doch stets den Eindruck, der AG näher als dem Verein, dessen Mitglieder sie zu vertreten haben, zu stehen.
Dieser verworrenen Situation sollte alsbald der Stecker gezogen und die Mitgliederversammlung auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Momentan wird das Pferd von hinten aufgezäumt. Erst soll man sich für die Kandidatur zum e. V.-Präsidenten bewerben, dann tritt Hitzlsperger in den Ring und ändert die Vorzeichen komplett, dann sollen (Teil-)Ergebnisse des Datenskandals vorliegen und danach wird (mindestens) ein Kandidat aus dem Hut gezaubert, der Stand jetzt weder Mitglied sein, noch einen VfB-Bezug haben muss.
Noch immer schwebt der Datenskandal über allem! Noch immer stehen Vorwürfe im Raum, Hitzlsperger wäre fremdbestimmt von all jenen, die seinen steilen Aufstieg erst möglich gemacht haben. Noch immer werde ich den Verdacht nicht los, dass Vogt von allen, die Konsequenzen aus dem Datenskandal zu befürchten haben, gemobbt wird und ihm die Arbeit derart erschwert wird, dass es ihm gar nicht möglich ist, Ergebnisse zu liefern, sind doch Alleingänge, wie immer betont wird, beim VfB überhaupt nicht mehr möglich. Vogt sitzt mit den Herren Gaiser und Mutschler im Präsidium, zwei Männern also, die maßgeblich an der Ausgliederung mitgewirkt und möglicherweise auch ihre Finger im Datenskandal haben. Was, wenn diese Vogts Bemühungen, Projekte auf den Weg zu bringen, gezielt torpedieren? Dann ist es ein leichtes, mit dem Finger auf Vogt zu zeigen, er kriege nichts auf die Kette, sollte er allein auf weiter Flur und auf verlorenem Posten zu stehen.
Deshalb sollte über Präsidentschaftskandidaten erst nachgedacht werden, wenn Ergebnisse der Fa. Esecon auf dem Tisch liegen. Und zwar Endergebnisse und nicht „hopplahopp“ zustande gekommene Flickschusterei, um die Kosten nicht weiter ausufern zu lassen und die möglichst wenig personelle Opfer fordern. Wir Mitglieder haben ein Recht auf die ganze Wahrheit und darauf, dass es fortan beim VfB mit rechten Mitteln zugeht und Mitglieder nicht weiter systematisch hinters Licht geführt werden. Es geht um Vertrauen in alle Gremien, ob Präsidium, Vereinsbeirat, Aufsichtsrat, Vorstand.
Liegen danach Fakten auf dem Tisch, wer Dreck am Stecken und wer ein reines Gewissen hat, sollte die Präsidentschaftskandidatur neu ausgeschrieben werden. Durch Hitzlspergers verbale Blutgrätsche in Form einer Kandidatur, die möglicherweise rechtlich, zumindest aber moralisch nicht zulässig ist, änderten sich die Vorzeichen im „Wahlkampf“ gravierend, und das leider erst, nachdem die Bewerbungsfrist verstrichen war.
Vielleicht hatte ja im Rahmen der Ausschreibung ein Mitglied seine Kandidatur in Erwägung gezogen, wegen des zu erwartenden Erdrutschsiegs von Claus Vogt, die Kandidatur aber nicht eingereicht? Vielleicht gibt es da draußen ja jemanden, dem der VfB am Herzen liegt, der die Voraussetzungen erfüllt und gegen Zeh (oder Mister X) gerne antreten würde?! Vielleicht hätte gar Christian Riethmüller noch einmal den Hut in den Ring geworfen, hätte er gewusst, wie Vogt abserviert werden soll?!
Bevor eine teure Headhunting-Agentur einen Clown auftut, der gegen Zeh antritt, sollte doch den Mitgliedern noch einmal, unter völlig anderen Vorzeichen, die Chance auf eine Kandidatur eröffnet werden.
Bis hier hin hatte ich gestern den Beitrag vorgeschrieben, hatte dann keinen Kopf mehr, wollte heute noch Korrektur lesen und den Beitrag veröffentlichen. Danach sollte noch ein Lamentieren über die Situation und, dass von zwei Sympathieträgern am Ende höchstens einer übrig bleiben kann, folgen.
Es ginge jedoch nicht um den VfB, würde sich die Situation binnen weniger Stunden nicht gravierend ändern. Die STN/STZ veröffentlichten nämlich in Person von Marko Schuhmacher einen Artikel, dessen Inhalt reichlich Zündstoff in sich birgt. Darin werden Vogts Ausführungen, wonach der Auftrag an die Fa. Esecon von der AG eingegrenzt werden sollte und torpediert wurde, bestätigt. Ermittlungen, die die damalige Rolle der Herren Mutschler, Heim und Röttgermann beträfen, würden von genau denselben Personen manipuliert bzw. hätten sie „nachhaltig Einfluss“ genommen.
Die versprochene lückenlose und transparente Aufklärung wird ad absurdum geführt, wenn Befragungen im Beisein ein- und desselben Rechtbeistands erfolgen und somit Aussagen abgesprochen werden. Einer lückenlosen Aufklärung widerspricht zudem, wenn angeforderte Unterlagen einen internen Freigabeprozess durchlaufen müssen und somit einer Verschleierung Tür und Tor geöffnet ist. Thomas Hitzlsperger wird in dem Artikel mit Vorwürfen konfrontiert, dass er es abgelehnt habe, die Zugänge der beurlaubten Schraft und Fischer sperren zu lassen, was ich ja bereits in meinem letzten Blog angeprangert hatte.
Insgesamt harter Tobak also, der die Zukunft des kompletten AG-Vorstands in Frage stellt. Ist dann noch zwischen den Zeilen zu lesen, dass Riky vom STR-Podcast von Hitzlsperger kontaktiert und aufgefordert wurde, die kritische Berichterstattung zu unterlassen, was der Grund für die Podcast-„Pause“ sein dürfte, lässt das tief blicken, was den Umgang mit Andersdenkenden angeht.
Hitzlsperger hat Vogt in seinem offenen Brief vorgeworfen, die Existenz des Vereins aufs Spiel zu setzen! Hat er damit etwa gemeint, wenn weiter so vehement um die Fortsetzung der Ermittlungen gerungen wird, dass dann nicht mehr viel von den in Verantwortung stehenden Personen übrigbleibt? Oder geht es gar um justiziable Enthüllungen und noch um viel mehr als „nur“ Datenweitergabe?
Nach den ganzen Vorgängen rund um die Ausgliederung, dem für dumm verkaufen und der Manipulation von Mitgliedern, fragwürdigen Abstimmungsergebnissen schon seit der Dietrich-„Wahl“ bis hin zum WLAN-Gate, fragt man sich natürlich schon, wo wurde damals schon betrogen und was war wirklich Zufall. Das Vertrauen in die handelnden Personen ist jedenfalls tief erschüttert.
Sollten die Vorwürfe, die spätestens seit gestern im Raum stehen, stimmen, muss es Rücktritte hageln und Vogt muss rehabilitiert werden. Dabei möchte ich noch einmal klarstellen, dass ich nicht einmal an der Person Vogt hänge, aber der Gerechtigkeitsfanatiker in mir hochkommt. Seit der Ausgliederung war es klar, dass der e.V.-Präsident nicht viel mehr als ein Grüßgott-August ist und die Musik in der AG spielt. Vogt ist aber hoch anzurechnen, dass er zu seinem Versprechen steht, der Sache auf den Grund zu gehen, was mit unseren Mitgliederdaten wirklich geschah. Welcher Sumpf aus der Geschichte dann entstanden ist, ist ihm nicht anzulasten.
Von Hitzlsperger bin ich schon jetzt, egal was noch folgt, tief enttäuscht. Wie wohl die meisten sah ich ihn lange, mit Vogt zusammen, als das sympathische Gesicht und gute Gewissen des VfB an. Er verkörpert Werte und hat sicherlich nicht zu Unrecht das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen. Dass er, wie es sich jetzt darstellt, auch nur machtgeil ist, und jene, die ihm den steilen Aufstieg binnen kürzester Zeit ermöglicht haben, schützt, und Mitgliederrechte mit Füßen tritt, hätte ich noch vor wenigen Wochen nicht für möglich gehalten.
Sollte sich bewahrheiten, dass auch er den Ermittlungen im Wege stand, die Vorwürfe gegen Vogt größtenteils haltlos sind und lediglich in dieser Schärfe formuliert werden, um ihn aus dem Weg zu räumen, wäre das Rufmord und Hitzlsperger wäre der Lüge (oder in VfB-deutsch Wahrheitsbeugung) überführt.
Nach den neuen im Raum stehenden Vorwürfen sollte der Vereinsbeirat den Auftrag zur Präsidentenfindung umgehend stoppen und den Abschlussbericht von Esecon abwarten.
Ein weiterer gemeinsamer Weg mit Vogt UND Hitzlsperger wird immer unwahrscheinlicher. Sollte sich die Schlinge vollends zuziehen, war es das wohl mit Hitzlsperger bei uns, was ich sehr bedauern würde, weil wir doch auch einen Hoffnungsträger verlieren würden.
Entgegen der Befürchtung vieler, mit Hitz ginge auch Mislintat und der vielversprechende Weg im sportlichen Bereich wäre gefährdet, stellte Mislintat Sonntag bei Sport 1 klar, seine Vertragsverlängerung sei nicht an bestimmte Personen gekoppelt gewesen. Er fühle sich vielmehr den Spielern, die er geholt hat, und deren gemeinsamen Weg er weiterhin mit bestreiten wolle, verpflichtet. Ich denke, er schielt noch immer auf den Posten des Vorstands Sport, so dass uns das „Diamantenauge“ erhalten bleiben dürfte, selbst wenn Hitzlsperger nicht mehr tragbar sein sollte.
Was auch immer kommen mag, man kann es nicht oft genug schreiben. WIR, die Fans, sind der VfB, handelnde Personen kommen und gehen, WIR bleiben. Zum Schluss möchte ich noch aufgreifen, was Ron Merz am Sonntag bei SWR Sport gesagt hat, auch ich bin weder Team Vogt noch Team Hitzlsperger, ich bin #TeamVfB.
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9. Januar 2021
So prangt es in riesigen Lettern an den Eingängen zur Cannstatter Kurve und ebenso am Trainingsgelände in Sichtweite von der Teppichetage des Clubhauses mit dem roten Dach. Die Botschaft des Schwabensturm ist zugleich Mahnung und Aufforderung an alle Streithähne, das Kriegsbeil im Sinne des Großen Ganzen, nämlich des VfB Stuttgart 1893 e. V., zu begraben.
Für eine Mahnung ist es selbstverständlich bereits zu spät. Das Tischtuch zwischen dem Vorstandsvorsitzenden der AG, Thomas Hitzlsperger, und Claus Vogt, dem e.V.-Präsidenten, ist ohnehin zerschnitten. Ein Weg zurück zu einer professionellen Normalität mit den beiden scheint ausgeschlossen. Noch immer herrscht Fassungslosigkeit über den Frontalangriff in Form seines (?) „offenen Briefes“ des sonst so smarten Hitzlsperger, noch immer schwingt die Vermutung mit, Hitzlsperger habe sich vor den Karren derer spannen lassen, die eine vollständige Aufklärung des Datenskandals mit allen Mitteln zu verhindern versuchen.
Claus Vogt ein Arbeitszeugnis auszustellen und ihn ggf. abzuwählen obliegt den Mitgliedern des e. V. und nicht dem Vorstandsvorsitzen der AG.
Es sind die Geister, die mit der Ausgliederung gerufen wurden, dass der Präsident des e.V. in der AG mitmischt und zumindest Vorgänge hinterfragen darf und muss, wenngleich er als alleiniger Kämpfer oft auf verlorenem Posten steht und für die Protagonisten nicht mehr als eine Nervensäge ist, die ohnehin nichts ausrichten kann.
Selbst das scheint in der AG nicht auszuhalten zu sein, so jedenfalls liest sich Hitzlspergers Abrechnung. Dabei darf man nicht vergessen, dass das (neue) Amt des Vorstandsvorsitzenden einst geschaffen wurde, weil sich Dietrich seinerzeit zu sehr ins operative Geschäft einmischte.
Dietrich versuchte selbstverständlich keiner wegzumobben, schließlich wurde er ja von denen fürs Amt vorgeschlagen, die nun mutmaßlich Vogt loswerden wollen. Nach der damaligen Logik müsste also eher die Besetzung des Vorstandsvorsitzenden hinterfragt werden, der sich vom Grüßgott-August des e. V. auf der Nase herumtanzen lässt, als dass man nach der völligen Macht im e.V. strebt.
Dass Mitglieder, Fans und die komplette Medienlandschaft gleichermaßen über Hitzlspergers Tiraden und Machtanspruch zu weiten Teilen entsetzt sind, und dessen Beliebtheitswert binnen Minuten von 100 auf null absackte, schockierte selbst den sonst so berechnenden und medienerfahrenen Meisterschützen von 2007.
Sollte die Bilanz von Claus Vogt wirklich so verheerend sein, obläge es den Mitgliedern den Präsidenten auf der nächsten Mitgliederversammlung einfach abzuwählen. Dieser möglichen Abwahl vorzugreifen und den Präsidenten mittels eines Putschversuches aus dem Amt zu drängen, steht Hitzlsperger nicht zu. Die Hoffnung, dass Vogt nach Hitzlspergers Rundumschlag erledigt sei, aufgeben und klein beigeben würde, schwang sicherlich mit. Zum Glück gibt sich Vogt kämpferisch, ich hoffe und erwarte es als Mitglied auch, dass er nicht aufgibt.
Den Präsidenten einfach wegmobben zu wollen ist das eine, mit Versprechen aus der Ausgliederungspropaganda, wonach dem e.V.-Präsidenten der Aufsichtsratsvorsitz zusteht, zu brechen, das andere.
Inzwischen (für mich viel zu spät) meldete sich in diesem Schmierentheater auch der Vereinsbeirat zu Wort und ermahnte alle Beteiligten zu Besonnenheit und Zurückhaltung.
Der Vereinsbeirat, bekanntermaßen eher der AG als den Mitgliedern, die ihn gewählt haben, verschrieben, beauftragte eine „renommierte Anwaltskanzlei im Sportrecht“, die vermutlich in Ludwigsburg ansässig sein dürfte, mit der Prüfung der Rechtmäßigkeit Thomas Hitzlspergers Bewerbung zum Vereinspräsidenten.
Anstatt an Moral und einstige Versprechen zu erinnern und Hitzlspergers Ansinnen einfach abzulehnen, werden Kosten verursacht, damit die Rechtsverdreher ja ein Hintertürchen finden, Hitzlspergers Kandidatur durchzudrücken.
Dem einen Riegel vorschieben könnte der von Ron Merz (VfB-Mitglied, Blogger und Podcaster/ nachspielzeit.online) eingereichte Satzungsänderungsantrag, wonach es künftig untersagt sein soll, dass in bestimmten Vereinsorganen (Präsidium, Vereinsbeirat) tätige Mitglieder gleichzeitig Posten in der AG ausüben, ausgenommen davon, der Aufsichtsratsvorsitz des Präsidenten.
Sollte dieser Antrag zugelassen und diesem gleich zu Beginn der nächsten Mitgliederversammlung stattgegeben werden, wäre die Präsidentschafts-Kandidatur Hitzlspergers hinfällig, es sei denn, er gäbe seine Ämter in der AG ab. Außerdem betroffen wäre Stand heute Rainer Mutschler, der sowohl im Präsidium sitzt, als auch Angestellter der AG ist.
Vorgestern meldete sich dann auch der Fanausschuss zu Wort. Bezeichnend, dass es dem VfB Stuttgart seine aktive Fanszene nicht wert ist, auch dieses Statement eines Vereins-Gremiums, auf der offiziellen Homepage zu veröffentlichen.
Ob hier ein Anspruch dessen besteht, sei dahingestellt. Vogt beklagte sich in seiner Reaktion auf Hitzlspergers Vorwürfe darüber, dass ihm eine Richtigstellung falscher oder unvollständig wiedergegebener Zeitungsartikel auf der VfB-Homepage verwehrt geblieben ist, aus Zeiten der Ausgliederung kennt man, dass nur einseitig „informiert“ wurde und Gegenargumente der Kritiker als „Fake“ diffamiert wurden. Der VfB täte gut daran, das komplette Stimmungsbild abzubilden und nicht schon wieder nur seine eigene „Wahrheit“ zu veröffentlichen.
Der Fanausschuss prangert das Errichten von Drohkulissen an und dass, sollte der Kandidatur von Hitzlsperger nicht stattgegeben werden, die Existenz des VfB Stuttgart auf dem Spiel stehe.
Außerdem wird kritisiert, dass Hitzlsperger sich als couragierter Kämpfer für den kompletten Vorstand, Teile des Aufsichtsrats, des e.V.-Präsidiums und des Vereinsbeirats aufspielt und kein einziger aus diesen Gremien Vogt Rückendeckung geben würde.
Ferner wird an Versprechen der Ausgliederung erinnert, nach denen dem e.V. eine wichtige Rolle in der AG zugesagt war und an die Verantwortung des Vereinsbeirats appelliert, eine Verlegung der Mitgliederversammlung in „wärmere Monate“ zu prüfen, in denen sowohl die Ergebnisse der Ermittlungen im Datenskandal vorliegen sollten, als auch eine Präsenzveranstaltung im Rahmen des Möglichen sein könnte.
Es liegt mir nach wie vor fern, einseitig Partei für Claus Vogt ergreifen zu wollen. Seine Arbeit hinter verschlossenen Türen kann ich nicht beurteilen. Was wegen der Pandemie möglich oder unmöglich war umzusetzen, auch darüber kann ich mir kein Urteil erlauben. Was nach außen sichtbar ist, und allein das ist ein Pfund, mit dem Vogt wuchern kann, ist, dass er es nach der Dietrich-Ära schaffte, den Verein wiederzuvereinen, die Außendarstellung gravierend zu verbessern und den Dialog mit der Fanszene wieder aufzunehmen. Nur, wenn alle an einem Strang ziehen, herrscht Ruhe im Karton und diese hatten wir, bis zum unsäglichen Vorpreschen von Thomas Hitzlsperger.
Auch Thomas Hitzlsperger trug zur Verbesserung der Außendarstellung bei, was nach Michael Reschke allerdings ein ähnlicher Selbstläufer war, wie für Claus Vogt nach Wolfgang Dietrich.
Hitzlsperger, Deutscher Meister mit dem VfB, WM-Dritter mit der Nationalelf, Bundesverdienstkreuzträger und auch sonst einer, der geerdet scheint und sympathisch ist, hat beim VfB eine steile Karriere nach der Karriere hingelegt. In gut zweieinhalb Jahren vom Berater des Vorstands zum Sportvorstand aufgestiegen, gut ein halbes Jahr später folgte der Vorstandsvorsitz.
Bei allem Respekt für diese Leistung, Hitzlsperger, Mittlere Reife und gelernter Bürokaufmann, ohne Studium im Sportmanagement oder Ähnlichem und ohne Berufserfahrung ein solches Amt in einem Unternehmen mit etwa 200 Millionen Euro Jahresumsatz anzuvertrauen, riecht schon von Natur aus nach Vetterleswirtschaft.
Welche Leichen im Keller der Datenskandal auch zutage bringen wird, die Anzeichen verdichten sich, dass nicht nur die Bauernopfer Schraft und Fischer um ihren Job fürchten müssen, sondern einige mehr.
Da braucht sich auch keiner zu beschweren, dass die Kosten von Esecon aus dem Ruder laufen, wenn die Aufklärung an so vielen Stellen behindert wird, wie es mehr und mehr zutage tritt.
Nach einem gestern erschienenen Bericht der StN/STZ lägen die wenig vorankommenden Ermittlungen unter anderem an der mangelnden Kooperationsbereitschaft von Hitzlspergers Vorstandskollegen Heim und Röttgermann.
Zudem wurde bekannt, dass Schraft und Fischer, obwohl der VfB nach Bekanntwerden der Affäre verlautbart hatte, die beiden würden bis zum Abschluss der Ermittlungen ihre Arbeit ruhen lassen, weiter an Langzeitprojekten und „aus administrativen Gründen“ arbeiten würden. Da stellt sich schon von Haus aus die Frage, weshalb man den beiden, ist man denn ernsthaft eher an Aufklärung als Vertuschung interessiert, nicht deren Zugänge gesperrt hat. So kennt man es jedenfalls von „normalen“ Unternehmen.
Dass Vogt „weitgehend isoliert“ ist, verwundert in dem Sumpf nicht mehr wirklich. Ob im Vereinsbeirat Maintok und Erhard, denen sauer aufstieß, dass Vogt sie auf Drängen des Fanausschusses aus der Lenkungsgruppe zur Aufklärung der Datenaffäre nahm, Mutschler und Gaiser aus dem Präsidium, die in verantwortlicher Position an der Ausgliederungskampagne mitwirkten, die genannten Vorstandskollegen und nicht zuletzt Teile des Aufsichtsrats, allen scheint die vollständige Aufklärung der Affäre ein Dorn im Auge zu sein.
Über das menschenverachtende Wirken von Wilfried Porth beim Daimler hat Unternehmensberater und Buchautor Dr. Dieter Lederer unlängst einen Artikel veröffentlicht (https://www.xing.com/news/insiders/articles/ein-wolf-im-wolfspelz-der-unwurdige-kahlschlag-des-herrn-porth-bei-daimler-3485629). Darin heißt es unter anderem, bezogen darauf, Mitarbeiter loswerden zu wollen, „Kaltstellen und Mobbing, angeordnet vom Arbeitsdirektor (Porth) höchstpersönlich“.
Wenn man also bezweifelt, dass Hitzlsperger sein Pamphlet aus eigenen Stücken verfasst hat, und „höhere Mächte“ dahinter vermutet, sollte man die Rolle des Aufsichtsrats beleuchten, denn, nichts anderes als Mobbing ist die völlige Isolation Vogts im Verein.
Hoffnung, dass der Wind rauer und die Luft dünner wird, für all jene, denen es mehr um den Erhalt ihrer Position als um das Wohl des VfB geht, macht, dass inzwischen nicht nur der Kicker sondern auch die der AG sonst so wohlgesonnene Stuttgarter Journaille investigativen Journalismus betreibt, wie man ihn erwartet.
Ans Herz gelegt seien die aktuellen Podcasts von MeinVfB (https://www.meinvfb.de/podcast.html) und auch vom Zeitungsverlag Waiblingen (https://www.zvw.de/podcasts/podcast-vfb/), in denen herrlich authentisch, sowohl der Fan, dem dieses Theater an die Nieren geht, als auch der Wille, zur Aufklärung beitragen zu wollen, mitschwingen.
Mittlerweile hoffe ich fast schon, dass die Verstöße gegen den Datenschutz, die Esecon und der Datenschutzbeauftragte des Landes Baden-Württemberg aufdecken, gravierend genug sind, die Staatsanwaltschaft auf den Plan treten und Computer und Datenträger beschlagnahmen zu lassen. Je mehr Antworten die Aufklärung liefert, umso besser.
Vielleicht erhalten wir dann auch Antworten darauf, weshalb seit Rolf Rüssmann fast ausschließlich Azubis in Führungspositionen gehievt wurden, die dankbar fürs Vertrauen und leicht zu lenken waren.
Von Briem/ Schneider, über Heldt, Bobic, Dutt, Reschke bis hin zu Hitzlsperger, nie waren die Genannten in vergleichbarer Position tätig, alle waren auf ihre Art Anlernlinge.
Mich würde noch immer interessieren, weshalb man sich bspw. einem Bernhard Heusler verschloss, der das Knowhow mitgebracht hätte, eine Fußball-AG zu führen und gleichzeitig mit den Fans gekonnt hätte. Ist es die stetige Angst, dass Dinge zutage treten könnten, die wir uns, obwohl einiges gewohnt, überhaupt noch nicht vorstellen können?
Alles steht und fällt mit den Ergebnissen der Untersuchungen, bis diese nicht veröffentlicht sind, sollten weder Präsidentschaftskandidaten bestimmt noch eine Mitgliederversammlung anberaumt werden.
Hitzlsperger jedenfalls hat sich ein klassisches Eigentor geschossen! Ich bin gespannt, ob er aus dieser Nummer nochmal rauskommt und möchte dahingehend auch keine Prognose abgeben.
Eigentlich müsste er wegen vereinsschädigendem Verhalten entlassen werden. Auf der anderen Seite steht der vielversprechende eingeschlagene Weg mit Sven Mislintat an seiner Seite und den gestellten Weichen im Nachwuchsleistungszentrum, die in den nächsten Jahren ihre Früchte tragen sollten. Daher würde ich Hitzlspergers Abgang wirklich bedauern. Ich erwarte jedoch von ihm, dass er einsieht, übers Ziel hinausgeschossen zu sein und seine Kandidatur zurückzieht.
Steht er dann zu seinen Worten, „für Transparenz und Glaubwürdigkeit“ zu stehen und dass er wissen wolle, „ob“ etwas falsch gelaufen sei, sprich der Aufklärung nicht im Wege zu stehen und auf Förderer und Gönner keine Rücksicht zu nehmen, kann ich es mir vorstellen, dass er weitermachen kann, wenngleich er misstrauischer als zuvor beäugt werden dürfte.
Die Kosten, ob von einer Versicherung gedeckt oder nicht, dürfen jetzt auch nicht mehr die ganz große Rolle spielen in einem Konstrukt, das in den letzten zwei, drei Jahren allein für Spielerberater einen zweistelligen Millionenbetrag ausgegeben hat. Der Wunsch nach dem Trockenlegen des Sumpfes sollte höher gewichtet sein.
Zu guter Letzt noch ein Wort zur Mannschaft. Teile der Medien machen unsere jüngsten Niederlagen in Wolfsburg und Leipzig bereits am Machtkampf der beiden Streithähne fest und dass dieser Unruhe in die Mannschaft tragen würde.
Für mich totaler Quatsch: zum einen verlieren wir in Wolfsburg und gegen Leipzig ohnehin (fast) immer, zum anderen steht zwischendurch ja auch der Einzug ins Pokal-Achtelfinale.
Den meisten Spielern liegt ihre Instagram-Story ohnehin mehr am Herzen als die Vereinspolitik ihres Arbeitgebers. In Zeiten des Lockdowns verbrauchen sie mehr Energie damit, einen „Stylisten“ zu organisieren, der ihnen für die nächste Story die Haare schön macht, als Gedanken daran zu verschwenden, wer nächster Präsident des e.V. wird.
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16. Juni 2020
Nach der ersten Derbyniederlage seit 13 Jahren stellt sich mehr denn je die Frage, was seit Jahren beim VfB schiefläuft und Spieler schlechter statt besser werden lässt, wo man doch (fast) sämtliche Positionen mehrfach ausgetauscht hat. Stecken die Probleme doch tiefer, so dass ein Leistungsprinzip nach wie vor nicht möglich ist? Hatte Wolfgang Dietrich gar Recht, als er in seinem legendären Facebook-Post als Abschiedsgruß hinterherschickte „Ebenso wenig wie von denen, die sich schon seit langem an den gut gefüllten Töpfen unseres Vereins bedienen wollen.“ Wer sind „denen“?
Dabei kann es sich doch fast nur noch um dessen (ehemalige) Vorstandskollegen Heim und Röttgermann sowie Mediendirektor Oliver Schraft handeln, an dem der ehemalige Dietrich-Berater Schlittenhardt jüngst kein gutes Haar ließ. Selbst der viel gescholtene Aufsichtsrat wurde in den letzten Jahren mehrfach neu besetzt, da man dort die Wurzel allen Übels vermutete, erinnert sei nur an den einst allmächtigen Dieter Hundt, der längst Geschichte ist.
„Der Fisch stinkt vom Kopf“, so der Volksmund, doch wer hinterfragt Wirken und Einfluss derer, die die Grabenkämpfe der letzten Jahre unbeschadet überstanden haben und teilweise sogar noch aufgerückt sind?
Bernhard Heusler, der als Vorstandsvorsitzender im Gespräch war, wäre vielleicht so ein Mann gewesen, der unvoreingenommen und mit Blick von außen aufräumen hätte können, aber, wie man weiß, schwache Führungskräfte scharen schwache Kräfte um sich, so dass die Wahl auf den mutmaßlich pflegeleichteren Thomas Hitzlsperger fiel, der einfach dankbar für diese große Chance ist.
Nichts verbesserte sich nach den Personalrochaden der Vergangenheit, im Gegenteil, der Niedergang nahm an Rasanz zu und man schlittert von Tiefpunkt zu Tiefpunkt. Ein neuerlicher Tiefpunkt ist sicherlich mit der Derby-Pleite erreicht. Und ein Punkt, an dem man (wieder einmal) konstatieren muss, dass es so nicht weiter gehen kann. Sieg und Niederlage gehören zum Sport wie die Fans! Jedoch erwartet man als Fan nach einer Niederlage, dass sich das Team dagegengestemmt hat. Dies war weder gegen den KSC noch bei den acht anderen Niederlagen in dieser Zweitligasaison der Fall. Mutlos und scheu anstatt furchtlos und treu sollten sich die Kicker zukünftig auf die Fahnen schreiben.
Abgesehen davon, dass die traditionelle Einschwörung der Fans aufs Derby aus bekannten Gründen ausfiel, es ein komisches Gefühl gewesen sein musste, zum Derby in ein leeres Stadion zu fahren, muss doch ein Fußballprofi soviel Eigenmotivation besitzen, aus den Umständen das Beste zu machen und sich verdammt nochmal den Arsch aufreißen, als gebe es kein Morgen.
Es muss sich doch wie ein Geschenk anfühlen, dass man trotz einer weitestgehend desaströsen Saison noch auf dem zweiten Tabellenplatz lag und den Aufstieg vier Spieltage vor Schluss aus eigener Kraft schaffen konnte. Dass diese Chance abermals so leichtfertig aus der Hand gegeben werden konnte, begreife ich nicht. Wie kann man einen derart pomadigen und leidenschaftslosen Auftritt hinlegen? In einem Derby? Das Team konnte am Sonntag fast schon froh sein, dass keine Fans zugegen waren, diese hätten den Auftritt sicher nicht so gleichgültig hingenommen, wie es das Team tat.
Auch wenn ich kein Freund ständiger Wechsel auf verantwortlichen Positionen bin und diese Fluktuation uns erst in diese missliche Lage brachten, in der wir uns befinden, wachsen in mir die Zweifel, ob nicht schon wieder ein großer Umbruch erfolgen muss, um die Ziele des Vereins nicht dauerhaft aus den Augen zu verlieren.
Den Weg mit Thomas Hitzlsperger als starkem Mann, Diamantenauge Sven Mislintat als Sportdirektor und dem bisweilen großmäuligen Trainer Tim Walter fand ich zumindest mal mutig und interessant.
Den großen Umbruch vom letzten Sommer zu bewältigen, braucht Zeit, neuer Sportdirektor, neuer Trainer, neues Team. Geduldig hätte ich diesen Weg mitgetragen, obwohl Tim Walter sich selbst im Weg stand. Ähnlich wie einst bei Alexander Zorniger, zu dem ich auch bis zum Schluss hielt, hatte ich auch bei Tim Walter die Hoffnung, dass er nicht ganz so beratungsresistent sein und an der einen oder anderen Stelle schon noch einlenken würde. Nach meinen Eindrücken vom Sommer-Trainingslager fand ich den Typen Walter überragend. Ich hatte den Eindruck, dass er seine Spieler begeistern kann und die Mischung aus Zuckerbrot und Peitsche bei ihm passte.
Nachdem im Winter „die Mechanismen des Geschäfts“ erneut gegriffen haben und der Wunsch nach Kontinuität ad absurdum geführt wurde, wurde in Pellegrino Matarazzo ein Trainer verpflichtet, den dem Vernehmen nach eine Datenbank als (verfügbare) Optimalbesetzung für den VfB ausgespuckt hatte.
Mislintat beteuert, dass er noch immer der richtige Trainer für den VfB sei und hebt seine Sozialkompetenz hervor, blöd nur, dass die Ergebnisse und das Spiel auf dem grünen Rasen keine rationalen Gründe liefern, auf Teufel komm raus an diesem Trainer festzuhalten. Nach Walters Entlassung bin ich schmerzfrei, was einen zweiten Trainerwechsel angeht und bin sogar der Meinung, dass der Aufstieg nur noch geschafft werden kann, würde noch einmal reagiert werden.
Matarazzo fährt einen undurchsichtigen Schlingerkurs was seine Aufstellungen angeht, bringt Spieler gegen sich auf, die aus unerklärlichen Gründen völlig außen vor sind, was schlechte Stimmung in die Mannschaft trägt, welche sich wiederum auf dem Platz niederschlägt. Natürlich obliegt es auch den Spielern, Eigeninteressen hintenan zu stellen, ein Team und füreinander da zu sein und das Bestmögliche für den VfB herausholen zu wollen. Ein Trainer aber sollte die Marschrichtung vorgeben und die elf Spieler zusammenspielen lassen, die am besten miteinander harmonieren.
Von Harmonie ist beim VfB von Spiel zu Spiel weniger zu sehen. Man kann von Tim Walter halten, was man möchte, aber, er schaffte es, die Atmosphäre aufzulockern, indem es bei jedem Training Sieger und Verlierer gab und die Verlierer sich zum Affen machten. Hinter solchen Spielchen steckt ein Teambuilding-Gedanke, was sich für meine Begriffe durchaus in den Spielen niederschlug. Man hatte unter Walter selten den Eindruck, das Team würde sich gehen lassen oder nicht wenigstens alles versuchen, ein besseres Ergebnis zu erzielen. Meist waren es Chancenwucher und der VAR, was uns den Sieg kostete, während jetzt unter Matarazzo selbst Torgelegenheiten Mangelware sind.
Ein Massimo ist seit seinen Patzern in Kiel völlig außen vor, während Kaminski, der seit seinem Comeback keinen Mehrwert in unser Spiel brachte, gesetzt ist. Kapitän Kempf, der wenigstens kämpft, sitzt genauso draußen, wie Karazor, der noch vor der Corona-Pause einen soliden Innenverteidiger spielte und maßgeblich zur Eindämmung der Gegentorflut beitrug.
Es sind also nicht nachvollziehbare Personalentscheidungen, ewige Phrasendrescherei („wir werden weiter Gas geben“) und, dass ich es Matarazzo, zumindest wenn ich seine Pressekonferenzen zum Maßstab nehme, nicht zutraue, der Mannschaft ordentlich Zunder zu geben, ohne gänzlich Respekt einzubüßen.
Daher ist es meiner Meinung nach auch nicht ein ständiges „Fordern von Köpfen“, sondern die Frage, ob man mit den Entscheidungen in der Vergangenheit einfach falsch lag, die es zu korrigieren gilt.
Hitzlsperger ging bereits angeknockt in diese Saison, weil er durch das Zaudern in der Weinzierl-Frage den Abstieg maßgeblich mit zu verantworten hat. Mit seiner eloquenten Art tut er dem VfB nach der Post-Dietrich-Ära sicherlich gut, die Frage ist eben, ob Eloquenz alleine reicht in diesem knallharten Business.
Er installierte Mislintat als Sportdirektor, der sich zuvor als Scout für Borussia Dortmund und den FC Arsenal seine Meriten erworben hat. Nach Reschke der zweite Scout in Folge, der erstmals ins Rampenlicht rückt. Dass dieses nicht seine Kernkompetenz ist, sah man letzten Sonntag bei SWR Sport, als er für mich keine sonderlich gute Figur abgab und zudem schwer gestresst wirkte.
Auch wenn ich Mislintat die Eignung für diese Position nicht jetzt schon abspreche, stimmt es mich bedenklich, dass in den letzten 20 Jahren außer Rolf Rüssmann und Jan Schindelmeiser ausschließlich Novizen auf dem im sportlichen Bereich wichtigsten Posten beim VfB installiert wurden.
Briem (Scout)/ Schneider (Bankkaufmann) folgten auf Rüssmann bzw. Interims-Manager Magath, unter Giovanni Trapattoni wurde Horst Heldt vom Spieler zum Manager ernannt, dem Fredi Bobic (Einzelhandelskaufmann bei Hertie/ TV-„Experte“ beim DSF folgte. Nach Bobic kam Trainer Dutt, dann Schindelmeiser, bis hin zu den genannten Scouts Reschke und Mislintat. Ob das der richtige Weg ist, auch da hege ich Zweifel.
Mislintats Position sehe ich bereits jetzt, nach der unnötigen Vertragsverlängerung mit Matarazzo, extrem geschwächt. Muss der Trainer gehen, müsste Mislintat quasi gleich mitgehen. Im Umkehrschluss aber bedeutet dies auch, dass Mislintat von sich aus den Teufel tun würde, diesen Trainer zu entlassen, komme, was wolle und unbedacht dessen, was für den VfB das Beste wäre. Eine gefährliche und völlig unnötige Konstellation, weil hausgemacht.
Walter musste gehen, weil man das Ziel Aufstieg in Gefahr sah, eine Maßgabe, die für Matarazzo nicht gilt, wie Mislintat am Sonntag klarstellte. Ich verstehe das nicht, wäre doch ein zweites Zweitligajahr für den VfB, gerade in Corona-Zeiten, ein unkalkulierbares Risiko.
Der Auftritt Mislintats am Sonntag steigerte meine Wut auf die Auftritte sogar noch. Faselt etwas von „werden den Weg weitergehen“. Ich frage mich, welchen Weg? Wir haben mit Abstand den teuersten Kader der Liga und verdanken es gerade noch dem Unvermögen des HSV, überhaupt noch Chancen auf den Aufstieg zu besitzen, während Bielefeld mit einem Bruchteil der finanziellen Möglichkeiten seit gestern als Aufsteiger feststeht. Freut mich für die Arminen, die mit einer eingeschworenen Truppe und einem guten Trainer die Gunst der Stunde nutzten, Glückwunsch an dieser Stelle.
Ob der VfB den Aufstieg verdient hat oder nicht, sei dahingestellt. Noch sind Chancen da und der VfB sollte weiter alles Menschenmögliche versuchen, diesen auch zu erreichen. Allein mir fehlt der Glaube, dass die Spieler endlich als Mannschaft auftreten und sämtliche Animositäten zum Wohle des VfB auszublenden bereit sind. Schenkt man Aussagen von Holger Badstuber und zwei, drei anderen Spielern Glauben, die sie nach der Rückkehr aus Karlsruher einigen unentwegten erbosten Fans am Clubgelände gegenüber getätigt haben sollen, bestünde im Verein keinerlei Kommunikation zum Spielsystem oder wo welcher Spieler am besten aufgehoben sei. Dies würde jedenfalls die ständige Verunsicherung und das planlose Ballgeschiebe über weite Strecken der Partien erklären.
Bin bekennend „Old School“, so auch meine Erwartungshaltung in puncto Mannschaftsführung. Ich kann wenig mit den sogenannten Laptop-Trainern anfangen, die sich ihr Team am liebsten aufgrund von Computeranalysen züchten würden. Der älteren Trainergeneration, die letzten Vertreter dieser Spezies beim VfB hießen Christian Gross und Felix Magath, genügte ein Blick in die Augen ihrer Spieler, um zu erkennen, wer mental bereit für ein Derby gewesen wäre. Menschenkenntnis und ein gesunder Menschenverstand spielten eine wichtige Rolle und waren letztlich höher gewichtet als der Laktatwert oder ob ein Spieler 200 Gramm zu viel wiegt.
Nach solch blutleeren Auftritten wie am Sonntag in einem Derby, wünsche ich mir einen harten Hund auf der Bank, bei dem die Spieler nicht wüssten, welche Grausamkeit er für den nächsten Tag auf Lager hat, wenn sie nicht spuren.
Hart, aber gerecht, einer, der Leistung honoriert und Leistungsverweigerung sanktioniert, der erkennt, auf wen er sich verlassen und auf wen nicht. Der Spieler stark redet und die Spieler es ihm zurückzahlen. Eben einer, wie es Felix Magath beim VfB war. Als Magath 2001 zum VfB kam und Ralf Rangnick beerbte, war Balakov nur noch ein Schatten seiner selbst. Von Rangnick entmachtet, degradiert und nur noch ein Häufchen Elend, erkannte Magath als früherer Spielmacher sofort, wie er Bala anzupacken hatte, so dass er uns schließlich zum Klassenerhalt schoss.
Didavi ist auch ein Unterschiedsspieler, jedoch nur, wenn das Umfeld intakt und Vertrauen vorhanden ist. Seit seinem Frustfoul und anschließendem Platzverweis in Kiel fehlt Didavi, angeblich wegen muskulärer Probleme. Nachdem die DFL in Sachen positiv getesteter Corona-Fälle die Vereine zum Stillschweigen (oder auch Belügen) gegenüber der Öffentlichkeit aufgefordert hat, dringen derzeit allgemein sehr wenige triftige Gründe, weshalb ein Spieler auf dem Spielberichtsbogen fehlt, nach außen, so dass ich den wenigen, die mitgeteilt werden, nicht unbedingt Glauben schenke. Gehen wir einfach mal davon aus, Didavi wurde zum Sündenbock ernannt und die Öffentlichkeit soll das nicht wissen. Vermutlich bin ich einer der wenigen, der noch Hoffnungen in Didavi setzt und das vor allem deshalb, weil er unser bester Fußballspieler ist und einer allein in dieser Gurkentruppe eben auch keine Bäume ausreißen kann.
Holger Badstuber ist der nächste Fall, der bei vielen Fans nicht wohlgelitten ist. Dabei ist er der Einzige, aus dem die Unzufriedenheit über die Situation spricht. Während von einigen anderen die größte Sorge nach Abpfiff ist, dass die Frisur nach den 90 Minuten nicht zu Schaden kam und wie sie mit Belanglosigkeiten ihre Instagram-Follower beglücken können, kotzt Badstuber richtig ab.
Wie die großartige Karriere von Mario Gomez zu Ende geht, schmerzt mich besonders. Ihm fehlt leider zunehmend die Spritzigkeit und die sprichwörtlichen letzten Zentimeter. Doch in der Situation, in der wir uns befinden, benötigen wir vor allem Mentalität, Spieler, denen das Schicksal des VfB nicht egal ist, die kratzen, beißen, spucken und sich nicht wehrlos ergeben. Würde es in der Mannschaft stimmen und jeder bereit sein, für den anderen mitzulaufen, gäbe es überhaupt keine Alternative zu Mario Gomez, auch wenn er fünf Kilometer weniger läuft als andere. Schon allein seine Präsenz, der Respekt der Gegner vor seiner Karriere-Leistung, würde Raum für andere schaffen, wenn denn mal ein zweiter Stürmer mit ran dürfte.
Ich habe sie viel gescholten, „die Alten“, denke aber, jetzt in der entscheidenden Phase sind sie es, die vorangehen müssen und die vor allem auch dazu bereit sind. Nicht zu vergessen Castro, in den letzten Spieler noch so etwas wie der Einäugige unter den Blinden.
Ich hoffe, der Trainer findet für die letzten Spiele die richtige Mischung und gibt dem Team ein System an die Hand, das sie spielen kann und nicht nach zehn Minuten schon wieder vergessen hat. Sandhausen ist das Team, welches mit am besten aus der Corona-Pause kam und sehr unbequem zu spielen ist. Obwohl die Nordbadener so gut wie gerettet sind, wird das Spiel im großen Neckarstadion auch für sie das Spiel des Jahres sein, wo jeder motiviert genug sein wird, dem großen Favoriten ein Bein zu stellen und uns nichts zu schenken. Ich hoffe, den Brustringträgern ist dies auch bewusst!
Noch gebe ich die Hoffnung auf den Aufstieg nicht auf, schließlich hat der HSV das deutlich schwerere Restprogramm. Ob ich mich wirklich darüber freuen könnte, nach derart schlechten Auftritten über die gesamte Saison hinweg, in Zeiten von Corona, wo die große Sause ohnehin ausfällt? Ich weiß es nicht.
Jedenfalls mache ich mir große Sorgen um den VfB, der auch in dieser Saison einen Schritt zurück anstatt nach vorn gemacht hat. Mahnende Beispiele, wohin ein schleichender Niedergang führen kann, gibt es zuhauf, ganz aktuell muss man den Blick nur in die Pfalz richten.
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12. Juni 2020
Eigentlich wollte ich mich ja während der Durchführung von Geisterspielen weder allzu emotional mit dem Fußball im Allgemeinen und dem VfB im Besonderen beschäftigen und mich schon gar nicht mehr darüber aufregen.
Die Darbietungen des VfB lassen mir jedoch keine andere Wahl, staut sich doch bei weitem mehr Wut auf, als dass man sie in 240 Zeichen auf Twitter herauslassen könnte.
Vor dem Spiel gegen den VfL Osnabrück, mit dem man sich in der 127-jährigen Vereinsgeschichte allenfalls im DFB-Pokal oder mit den Amateuren die Klingen gekreuzt hatte, befand man sich in der äußerst komfortablen Situation, trotz teils verheerender Auftritte, den Aufstieg aus eigener Kraft schaffen zu können. Dies war dem großen Glück zu verdanken, dass der HSV seine 2:0-Pausenführung im Neckarstadion leichtfertig aus der Hand gab und damit dem VfB im Aufstiegsrennen gnädigerweise den Vortritt ließ. Anstatt dieses Geschenk in Ehren zu halten und trotz einer durchwachsenen Saison in die Bundesliga durchzumarschieren, legt die Truppe fünf Spieltage vor Saisonende einen derart leblosen Auftritt hin, nach dem es mir schwerfällt, auch nur einen Spieler zu benennen, den ich auch in der nächsten Saison noch gerne beim VfB sehen würde.
Die Identifikation mit dieser Ansammlung von Möchtegern-Berufsfußballern ist auf ein Minimum gesunken, kein Einziger hat den Mumm, sein Herz in die Hand zu nehmen und einen minderbemittelten und zudem stark ersatzgeschwächten VfL Osnabrück aus dem Stadion zu schießen. Bezeichnend ist, dass Tage nach dem Spiel gerade mal eine vergebene Großchance der Osnabrücker und Philipp Försters Pornobalken im Gedächtnis blieben.
Hieß es zum Ende der Vorrunde noch, das immer volle Stadion erzeuge eine Erwartungshaltung und einen Druck, mit dem unsere jungen Spieler erst lernen müssten umzugehen, zeigt sich im nun leeren Stadion, dass überhaupt kein Leben in dieser Truppe herrscht und es fußballerisch keine Rolle spielt, ob Fans da sind oder nicht!
Tim Walter entließ man, so Mislintat wörtlich, weil „Die eingehende Analyse der Hinrunde ergab, dass wir unsere kurz- und mittelfristigen Zielsetzungen, aufzusteigen und unsere Spieler und Spielidee gemeinsam konsequent weiterzuentwickeln, gefährdet sehen“. Legt man bei Pellegrino Matarazzo dieselben Maßstäbe an, müsste dieser nach einer derart leblosen Vorstellung fünf Spieltage vor Schluss ebenso schon wieder die Koffer packen.
Doch, diese Maßstäbe scheinen für Matarazzo eben nicht zu gelten, bekam er doch jüngst als Belohnung für die nicht minder peinlichen Pleiten bei Wehen-Wiesbaden und Holstein Kiel eine Vertragsverlängerung serviert. Einen restlos überzeugenden Auftritt legte man in dieser Saison weder unter Walter noch unter Matarazzo hin, Matarazzos 21 Punkte aus zwölf Spielen gegen Gegner, gegen die Walter „nur“ 20 Punkte ergattert hatte, dürften auch nicht als Argument herhalten, Matarazzo um so sehr viel fähiger als Walter zu halten.
Vielmehr ist herauszuhören, dass Tim Walter und Sven Mislintat nicht miteinander konnten und die Chemie zwischen Matarazzo und Mislintat so viel besser sei. Ein Schelm, der dabei denkt, beim VfB würde es mehr um persönliche Befindlichkeiten als um den VfB gehen.
Mich stimmt diese Entwicklung schon wieder äußerst bedenklich. Durch die völlig unnötige Vertragsverlängerung mit Pellegrino Matarazzo hat sich der VfB gehörig unter Druck gesetzt und Mislintat hat sein „Schicksal“ mit dem von Matarazzo verknüpft, und das, obwohl doch jeder im „schwierigen Umfeld“ von Stuttgart weiß, dass Matarazzo weder zu halten sein dürfte, wenn der Aufstieg verpasst werden sollte, noch, sollte der VfB schlecht in die neue Saison finden.
Als Außenstehendem fällt es mir schwer auch nur ein Argument für diesen Trainer zu finden, das erklären würde, weshalb eine Vertragsverlängerung jetzt notwendig gewesen ist. Man musste vermutlich keine Angst haben, dass der Trainer abgeworben werden könnte und von taktischen Kniffen ist bislang wenig bis nichts zu sehen – den Eindruck dieser Truppe mal ordentlich in den Arsch treten zu können erweckt er auch nicht und in einem richtungsweisenden Spiel wie gegen Bielefeld sandte er völlig falsche Signale aus, die uns letztlich zwei Punkte kosteten. Es wurde in der Rückrunde kein Spieler besser und ein Junge wie Massimo, der einmal seine Nerven nicht im Griff hatte, spielt danach keine Rolle mehr, obwohl unserem Spiel seine Schnelligkeit nicht schlecht zu Gesicht stehen würde.
Durch die Entlassung von Tim Walter verschwand meine Illusion, einer Entwicklung mit Kontinuität Zeit zu geben, so dass ich relativ schmerzfrei wäre, wenn Matarazzos Zeit beim VfB ein ebenso kurzes Intermezzo bliebe.
Matarazzo hatte mit der Wintervorbereitung und Wintertransferperiode Zeit genug, dem Team ein anderes Gesicht und einen anderen Spirit zu geben, als der, den wir in der Vorrunde hatten. Wenig bis nichts ist passiert. Wir stehen zwar hinten um Nuancen besser, dies aber zu Lasten der Offensive. In der Vorrunde war wenigstens noch Zielstrebigkeit erkennbar, während es jetzt nur noch scheint, als hoffe jeder auf den Zufall. Keine einstudierten Spielzüge, kein Plan, kein Konzept!
Völlig entlarvend ist doch die Aussage von Pascal Stenzel, seines Zeichens Ersatzkapitän vom Ersatzkapitän, das Team habe, weil sie gut ins Spiel fanden, geglaubt, es laufe jetzt von selbst. Beim Stande von 0:0 wohlgemerkt. Dies sagt einiges über die Mentalität dieser Truppe aus, die auch am 30. Spieltag die 2. Liga und ihre Besonderheiten nicht verstanden hat.
So lässt sich auch Badstubers mehr und mehr zur Schau getragene Unzufriedenheit erklären, der der einzige von großem Ehrgeiz getragene Akteur zu sein scheint. An Gomez nagt die Situation zwar auch sichtlich, er aber kann aufgrund seines Alters und der ihm abgegangenen Spritzigkeit auf dem Platz immer weniger Impulse setzen.
Derzeit kann ich es mir nicht vorstellen, dass Matarazzo seinen Vertrag auch nur annähernd erfüllen darf. Da Matarazzo mittlerweile „mein“ 46. (!) Trainer ist, seit ich 1974 erstmals im Neckarstadion war, dauert es ohnehin, bis ich einen Übungsleiter ins Herz schließe und auf ein langfristiges Engagement hoffe. Bei Hannes Wolf, dem ich es zugetraut hätte, unter der Regie von Jan Schindelmeiser etwas aufzubauen, war das zeitweise der Fall, obwohl ich am Ende froh war, dass man sich getrennt hatte. An Tim Walter gefiel mir anfangs seine Aufgeschlossenheit allen gegenüber und dass sich „Hitzlintat“ dem Anschein nach etwas gedacht hatten, ihn zu verpflichten. Dabei sah ich sogar darüber hinweg, dass er ein KSC-Urgestein mit im Gepäck hatte.
Nach dessen Entlassung aber und da man den eingeschlagenen Weg so schnell wieder verlassen hat, sehne ich mich tatsächlich nach einem „richtigen“ Trainer, der sich bereits Meriten erworben hat. Die letzten davon, die mir spontan einfallen, waren Bruno Labbadia und Huub Stevens, jeweils nicht ganz unerfolgreich. Wir sind mittlerweile mehr Ausbildungsverein für Trainer und Sportdirektoren, als für Spieler aus dem Nachwuchsleistungszentrum!
Mir wäre mittlerweile ein Mann wie Felix Magath an der Linie lieber, der als ehemaliger Spielmacher Didavi, wie einst schon Balakov, zu alter Stärke führen und nach leblosen Auftritten mitten in der Nacht trainieren lassen oder die Jungs um den Bärensee scheuchen würde. Klingt zwar ein wenig aktionistisch, würde eine leblose Mannschaft aber womöglich aufrütteln.
Magath hat immer seine Verbundenheit zum VfB und zur Stadt Stuttgart beteuert, ihm würde ich mittlerweile sogar die angedrohte Babypause vor seinem Wechsel zu den Bayern verzeihen. Magath ist nur ein Beispiel und steht für eine Generation von Trainern, die mehr auf ihren gesunden Menschenverstand gehört haben, als Daten der Spieler auszuwerten und anhand derer die Mannschaftsaufstellung auszuwürfeln.
Oft wird ja die These aufgestellt, dass wir mit derartigen Auftritten in der Bundesliga nichts zu suchen hätten. Auf der anderen Seite muss man aufsteigen, um den Rückstand auf längst enteilte Clubs wie Freiburg, Augsburg und Mainz nicht noch größer werden zu lassen und sich in absehbarer Zeit wieder heranpirschen zu können. Da letzten Sommer, wie es den Anschein hat, vernünftig gewirtschaftet wurde und, abgesehen von teuren Altlasten der Reschkerampe, ein Zweitligakader zusammengestellt und von den immensen Transfereinnahmen nur ein Bruchteil ausgegeben worden ist, sollte es dem VfB, trotz Corona, möglich sein, finanziell nachzulegen und sich für die Bundesliga zu verstärken.
Ein zweites Zweitligajahr hätte wohl die Folge, dass uns die wenigen hoffnungsvollen Spieler verlassen würden und uns das Gros an biederen Zweitliga-Kickern erhalten bleiben würde. Aufzusteigen würde immer schwerer werden, ebenso wie den Jungs im NLZ eine Perspektive beim VfB aufzeigen zu können. Düstere Szenarien, auch wenn mir persönlich Vereine und Stadien im Unterhaus mehr entgegenkommen, als die abgehobene Glitzerwelt in der Bundesliga.
Aus VfB-Sicht MUSS man also aufsteigen, komme was wolle. Dass sich das Team auf dem Rasen auch vier Spiele vor Saisonende noch in der Findungsphase befindet, ist dabei eher kontraproduktiv.
Auch wenn der große Hamburger SV letztmals gegen Holstein Kiel ein Ligaspiel gewann, als Uwe Seeler noch ein Tor beisteuerte, hätte ich nie gedacht, dass die Rauten die Vorlage des VfB so leichtfertig verspielen. Da Heidenheim in Hannover als Verlierer vom Platz ging, kann der VfB nun gar als Gewinner des Spieltags bezeichnet werden, wie grotesk ist das denn?
Das Restprogramm vom VfB liest sich mit KSC, Sandhausen, Nürnberg und Darmstadt leicht, zumal der HSV noch in Heidenheim und Heidenheim zudem noch gegen Bielefeld antreten muss. Auf die leichte Schulter nehmen darf man diese Gegner allesamt aber nicht. In der Vorrunde erreichte man sieben Punkte gegen diese vier Vereine, eine Ausbeute, mit der es bei gleichem Verlauf schwer werden dürfte, am Ende unter den ersten zwei zu sein. Auf die Relegation sollte man es nicht ankommen lassen, auch wenn die Abstiegskandidaten der Bundesliga derzeit keine Angst einflößen. Im Normalfall ist dort der Bundesligist haushoher Favorit und setzt sich mehr oder weniger souverän durch, wenn er eben nicht ausgerechnet VfB Stuttgart heißt.
Bitter ist, dass auch das Derby ohne Zuschauer stattfinden wird. Die ganze Fortsetzung des Spielbetriebs fühlt sich schon so falsch an, ein Derby ohne Zuschauer jedoch ganz besonders. Ich hoffe, dass die Jungs mit dem Brustring sich der Bedeutung dieses Aufeinandertreffens bewusst sind und wenigstens einmal von Beginn an keine Zweifel offen lassen, wer hier als Sieger vom Platz gehen wird. Tritt man ähnlich inspirationslos wie zuletzt auf, könnte es ein böses Erwachen geben und sich der VfB doch auf dem dritten Platz wiederfinden. Dann dürfte die Luft, nicht zuletzt für die Verantwortlichen, langsam aber sicher dünn werden.
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