31. August 2013

Spieler kommen und gehen, der Verein bleibt!

Auch zwei Tage nach dem Europa League Aus gegen den HNK Rijeka bin ich noch ein wenig fassungslos über die Art und Weise, wie man das internationale Geschäft her geschenkt hat. Dass wir uns in der Nachspielzeit nach verlorenem Zweikampf von Traoré einen Konter einfangen, das noch nach eigenem Eckball, darf einfach nicht passieren. In der Verlängerung, denke ich, hätten wir uns durchgesetzt, da die Kroaten sichtlich platt waren.

Schon das 0:1 war eine pure Slapstick-Einlage von Ulreich und Röcker, als Ulreich offensichtlich zu spät rief, dass er herauskommt und Röcker, der beim Mann stand, über den Haufen rannte. Derzeit kann der VfB einfach nicht so viele Tore schießen wie man hinten leicht her gibt. Diese Fehler werden im Profifußball bestraft und müssen umgehend abgestellt werden.

Das Aus in der Europa League nehme ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge hin. Lachend deshalb, da es meiner Meinung nach dem Team mit dem neuen Trainer Thomas Schneider gut tun wird, diese Dreifachbelastung nicht zu haben und unter der Woche konzentriert arbeiten zu können. Wie schon des Öfteren von mir kritisiert, hat es Labbadia in der Vorbereitung versäumt, Automatismen einzustudieren und sich DIE Stamm-Elf herauskristallisieren zu lassen. Für Schneider beginnt jetzt quasi die Vorbereitung aufs Neue, allerdings mit dem Manko, dass er schon gewaltig unter Druck steht, Ergebnisse liefern zu müssen. Nochmals danke für (fast) nichts an dieser Stelle, Bruno!

Thomas Schneider wird einiges ausprobieren müssen, bis er das Team so aufgestellt sieht, dass es funktioniert. Ratsam wäre dafür sicherlich noch das eine oder andere lockere Testspiel unter der Woche anzusetzen, um diesen Prozess zu beschleunigen und der Mannschaft die Gelegenheit zu geben, sich den aufgestauten Frust von der Seele ballern zu können. Zeit dafür wäre ja jetzt vorhanden.

Nach schier endlos langen Monaten, in denen William Kvist in der Versenkung verschwunden ist, brachte ihn Schneider von Beginn an. Einen charakterlich einwandfreien Spieler wie Kvist in diesem „Stil“ abzuservieren, was sich Labbadia dabei gedacht hat, ist für mich auch im Nachhinein noch eine Frechheit. Ich finde, er hat ein gutes Spiel gemacht und wird unserem Spiel sicherlich wieder etwas mehr Stabilität verleihen.

Ein weiterer positiver Nebeneffekt des Ausscheidens ist, dass wir von nun an wohl öfter zur klassischen Bundesligazeit Samstags um 15.30 Uhr ran dürfen und Sonntagspiele für uns (hoffentlich) nur dann angesetzt werden, wenn wir auf einen Europaleague-Teilnehmer treffen.

Das weinende Auge bzgl. des Ausscheidens betrifft den Wegfall der immer wieder tollen Reisen, wie zuletzt nach Rijeka. Jetzt, da es klar ist, dass es unser letztes internationales Spiel in dieser Saison war, bin ich sehr froh, mich noch kurzfristig dafür zu entschieden haben.

Ferner bedauere ich unser Ausscheiden, weil ich Thomas Schneider zum Einstand ein baldiges Erfolgsgeheimnis gewünscht hatte, das dem gesamten Team Elan und Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben hätte geben können.

Und, zu guter Letzt steht jetzt zu befürchten, dass Deutschland in der UEFA-5-Jahres-Wertung ein schlechtes Jahr hinlegen könnte. Der VfB hätte bei der Auslosung in Topf 1 gelegen und sicherlich einfachere Gruppen erwischt wie Eintracht Frankfurt und der SC Freiburg. Abgesehen davon, dass es nach den bisherigen Saisoneindrücken gut möglich ist, dass sich beide in der zweiten Tabellenhälfte wiederfinden könnten, sind diese beiden Teams natürlich auch nicht gerade Aushängeschilder des deutschen Fußballs. Der VfB derzeit natürlich auch nicht, aber wir haben uns ja auch nicht sportlich qualifiziert sondern sind in den Wettbewerb geschlupft wie einst Alemannia Aachen und Union Berlin, durch die vom DFB auferlegte Lucky-Loser-Regelung, um den DFB Pokal aufzuwerten.

So bleibt für die 5-Jahres-Wertung auf der einen Seite zu hoffen, dass unsere vier Champions League Teilnehmer die Kohlen aus dem Feuer holen werden. Auf der anderen Seite gönne ich es Vereinen wie dem FC Schalke auch wiederum nicht, die hochverschuldet immer neue Transfers im zweistelligen Millionenbereich stemmen und Gehälter zahlen, bei denen es „normalen“ Vereinen schwindlig wird, dass sich diese Clubs durch die Gelddruckmaschine Championsleague auch noch sanieren dürfen. Denen würde ich eher einmal einen Neuanfang in Liga 2 wünschen!

Wenn wir schon einmal bei Schalke sind, wo ein gewisser Horst Heldt sein Unwesen treibt: Nicht einmal 24 Stunden nach dem bitteren Aus gegen Rijeka erreichte uns die nächste Hiobsbotschaft. Unser Kapitän Serdar Tasci verlässt den VfB nach 14 Jahren in Richtung Spartak Moskau. Im ersten Moment war diese Meldung für mich ein Schock! Bei näherem Hinsehen und nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen habe, sehe ich das nüchterner und pragmatisch. Tasci war einer der letzten Spieler, der mit einem Vertrag aus der Ära Heldt ausgestattet war. Sein Jahressalär betrug geschätzt 3,5 Millionen Euro pro Jahr, welches man jetzt einspart und sich somit etwas Luft im Etat verschafft. Die Ablösesumme soll zwischen drei und vier Millionen betragen, was mir ebenfalls auf den ersten Blick wenig erscheint. In den letzten Jahren liebäugelte Tasci ja immer wieder mit einem Wechsel ins Ausland, damals noch waren Summen im Bereich von 12-13 Millionen im Gespräch. Tasci war jedoch immer einer, der wusste, was er am VfB hat und sich dann immer für den VfB und gegen einen internationalen Club der zweiten Garde entschieden hat, was sein gutes Recht war. Er wartete stets auf ein Angebot eines absoluten Top-Clubs, das leider nie kam. Leider darum, weil es eine Win-Win-Situation gewesen wäre. Tasci hätte ich eine Karriere wie die von Sami Khedira gegönnt, der VfB wäre fürstlich entschädigt worden und hätte die Summe reinvestieren können. Aus unterschiedlichsten Gründen war Tasci nie zur rechten Zeit am rechten Ort. In seinen besten Jahren betonte er stets, das Ausland könne warten, er wolle sein gewohntes Umfeld nicht aufgeben, der VfB sei sein Verein. Dann kam die für ihn so unglücklich gelaufene WM 2010 in Südafrika, als er lediglich im Spiel um Platz 3 gegen Uruguay in der Nachspielzeit ran durfte. Danach begann der schleichende Niedergang vom VfB mit Abstiegskampf und einer Übergangssaison nach der nächsten, wo es ihm dann unmöglich war, sich in den Blickpunkt zu spielen und auch er mit seinen Leistungen nie mehr an vergangene Zeiten anknüpfen konnte. Zudem hatte er immer wieder mit Blessuren zu kämpfen, weshalb er es pro Bundesligasaison in den letzten Jahren auf ca. 27 Spiele im Schnitt brachte. Wenn man in Betracht zieht, dass es nach jeder Verletzung einige Zeit braucht, bis man wieder der Alte ist, bis man seinen (Stamm-)Platz wieder eingenommen hat, bis das Zusammenspiel mit dem Nebenmann wieder funktioniert, hatten wir noch einige Spiele mehr an seiner Verletzungsanfälligkeit zu leiden als während seiner bloßen Abstinenz.

Daher sehe ich den Weggang, auch zum jetzigen Zeitpunkt, als legitim an. Er wird sich nach seiner Karriere sicherlich nicht vorwerfen lassen wollen, nicht alles versucht zu haben. Ob jetzt Spartak Moskau der richtige Verein für ihn ist und ob der Wechsel nicht schon etwas mit Torschlusspanik (trotz seiner erst 26 Jahre) zu tun hat, vermag ich nicht zu beurteilen. Da der Vertrag im Sommer 2014 ausläuft, gab es im Grunde nur zwei Alternativen. Entweder Tasci verlängert zu deutlich reduzierten Bezügen oder er verlässt den Verein noch in der jetzigen Wechselperiode. Ob ihm der Abgang durch die Unstimmigkeiten in Bezug auf die Art der Behandlung seiner Verletzung, leichter fiel als das sonst der Fall gewesen wäre, ist reine Spekulation.

Im Sinne eines guten Umgangs miteinander und seiner unbestrittenen Verdienste um den Verein hoffe ich, dass es alleine seine Entscheidung war und ihn nicht der VfB dazu gedrängt hat, um überhaupt noch etwas für ihn einzunehmen.

Dies hätte Tasci, der 14 Jahre für den VfB die Knochen hingehalten hat, nicht verdient. Ich wünsche Serdar alles Gute! In die VfB-Geschichtsbücher hat er sich durch den Gewinn der Meisterschaft 2007 für immer eingetragen und wird somit auch immer ein Teil des VfB bleiben.

Der Titel dieses Werks mag wenig sentimental klingen, ist aber durchaus ernst gemeint. Das Lebbe geht weiter, hat schon Stepi, der gestern 65 wurde, so treffend formuliert und so ist es auch. Der VfB wird den Betrieb nicht einstellen, denn schon am Sonntag wartet das nächste Spiel. Ich hoffe, dass der VfB die Summe, die man jetzt eingenommen hat, noch vor dem Ende der Transferperiode am kommenden Montag reinvestieren kann. Jedoch bitte nicht in einen Panikkauf von der Resterampe, sondern in jemanden, der uns wirklich sofort weiter hilft und seine Bundesligatauglichkeit möglichst auch schon unter Beweis gestellt hat. Tasci hinterlässt eine Lücke in der Innenverteidigung, zudem hat Röcker noch erhebliche Probleme, sich an das Bundesliganiveau anzupassen, so dass Handlungsbedarf besteht. Umso bittere, dass man im Sommer Patrick Bauer und einige Zeit davor schon Ermin Bicakcic abgegeben hat, beide könnten uns sicherlich in dieser Situation weiter helfen. Stattdessen ist man offensichtlich an Vilson, einem 24-jährigen Brasilianer aus der zweiten brasilianischen Liga interessiert. Mit 24 Jahren wird er, so steht zu befürchten, kein bislang unentdecktes Talent sein. Dazu die Sprachbarriere, wo es doch gerade in der Innenverteidigung wichtig ist, sich gut zu verständigen. Hier bin ich skeptisch, denke aber, die Verantwortlichen werden wissen, was sie tun. Sollte er tatsächlich kommen, mache ich mir ein eigenes Bild und mosere nicht im Vorfeld schon rum, bevor er das erste Mal das Trikot mit dem roten Brustring übergestreift hat.

Alle Jungs, die auf dem Platz stehen und auch der neue Trainer Thomas Schneider benötigen jetzt die volle Unterstützung von uns Fans. Rijeka war ja schon ein guter Anfang in diese Richtung, wobei bei diesem Spiel fast ausschließlich (leidensfähigere) Dauerkarteninhaber im Stadion waren. Es wird sehr schwer werden am Sonntag, Hoffenheim hat leider wieder zur alten Stärke zurückgefunden. Ich könnte immer noch vor Wut schreien, dass der BVB dieses Projekt nicht in die zweite Liga befördert hat. Daher müssen wir uns auch morgen wieder mit dieser Plage beschäftigen. Die einzige Niederlage bislang gegen Hopps Spielzeug setzte es in der Vorsaison, damals blamabel und chancenlos.

Für morgen bin ich optimistischer auch wenn ich mir der Schwere der Aufgabe bewusst bin. Das 5:1 in Hamburg sollte Warnung genug sein, auch wenn der HSV derzeit auch nicht gerade ein tolles Bild abgibt. Beim Spiel gegen Rijeka war ein Aufwärtstrend zu erkennen, eine bessere Spielanlage, mehr Engagement als bisher, es gilt im Grunde „nur“ die angesprochenen individuellen Böcke tunlichst zu vermeiden und endlich einmal wieder zu null zu spielen, dann ist morgen der erste Heimsieg drin.

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26. August 2012

Verpatzter Auftakt

Der VfB hat den Saisonauftakt 2012/2013 vermasselt. Eigentlich begann der Tag ja wieder super! Aufgrund des Europa League Playoff Rückspiels bei Dynamo Moskau bereits am kommenden Dienstag, konnte die Auftaktbegegnung gegen Wolfsburg nach zähem Ringen doch noch von Sonntag auf Samstag vorverlegt werden. Das allerdings zur ungewohnten Anstoßzeit um 20.45 Uhr, so spät hatte in 49 Jahren Bundesliga noch nie zuvor eine Begegnung begonnen. Schon traditionell fand vor dem ersten Heimspiel auch in diesem Jahr die Karawane Cannstatt statt, die wie immer ein farbenfrohes und lautstarkes Spektakel bot und der sich immer mehr Brustringträger anschließen.

Der VfB schien für den Auftakt gut gerüstet. Dem lockeren Aufgalopp in Babelsberg gegen den SV Falkensee-Finkenkrug im DFB-Pokal folgte die Geduldsprobe im Hinspiel gegen Moskau, die der VfB letztendlich mit Bravour bestand.

Dass es gegen den VfL Wolfsburg ein schweres Spiel werden würde, war mir von vornherein klar. Der VfL kalkuliert diese Saison mit einem 90 Millionenetat und startet erneut einen Großangriff auf die Champions League Plätze. Dagegen kommt der VfB mit seinem 40 Millionenetat ziemlich bescheiden daher. Anders als in den Jahren zuvor wirken die Wolfsburger Einkäufe auch nicht planlos sondern sehr wohl bedacht. So fällt es auch nicht ins Gewicht, dass ein Helmes mit Kreuzbandriss ein halbes Jahr lang ausfällt, wenn man dafür einen Olic und einen Dost aufbieten kann. Auch die im letzten Jahr löchrige Innenverteidigung wurde mit Pogatetz, Naldo und dem zuletzt verliehenen Kjaer gut verstärkt. Hinter den Spitzen wirbelt der geläuterte Diego wie in besten Zeiten. In den letzten Jahren war es immer von Vorteil schon früh auf die Wölfe zu treffen, da diese naturgemäß einige Zeit brauchten, um sich einzuspielen, präsentierte Felix Magath doch während des geöffneten Transferfensters fast täglich neue Spieler. Nicht so in diesem Jahr, die Mannschaft wirkt homogen und eingespielt und ist wohl, so schwer es fällt dies auszusprechen, eine andere Hausnummer als der VfB.

Trotzdem war die Niederlage unnötig und sehr ärgerlich. Die Wolfsburger waren zwar fast die gesamte Spieldauer über reifer und zielstrebiger in ihren Aktionen als der VfB. Wenn man aber zwei Minuten vor Spielende beim Stand von 0:0 einen zumindest diskussionswürdigen Elfmeter zugesprochen bekommt, muss man dieses Geschenk einfach annehmen. Entgegen des ungeschriebenen Fußballgesetzes, dass der gefoulte Spieler den Elfer nicht selbst schießen sollte, trat Ibisevic an und vergab kläglich. Dass er dann noch den Nachschuss fast in Slapstickmanier in den Nachthimmel setzte, ist eigentlich unfassbar. Leider stand unser etatmäßiger Strafstoßschütze Kuzmanovic nicht auf dem Platz. Dennoch liegt es mir fern, den Stab über Ibisevic zu brechen, er ist und bleibt einer unserer wichtigsten Spieler und ein Stück weit auch Lebensversicherung. Bitter war eben, dass sich der VfB unmittelbar nach dem vergebenen Elfer auskontern ließ, Boka zu spät raus rückte, um die Flanke zu verhindern und Tasci und Maza Dost aus den Augen verloren und ungehindert einköpfen ließen.

Die Gründe für die Niederlage liegen woanders. Der VfB hat einfach keinen Diego in der Mittelfeldzentrale, der das Spiel schnell machen und Situationen antizipieren kann. Hajnal hat schon bessere Zeiten erlebt und Kvist ist eben ein Spieler, der den sicheren Rückpass bevorzugt und das Spiel gestern zu sehr verlangsamt hat. Gerade gegen einen gut gestaffelten Gegner wünscht man sich schnörkelloses, schnelles Spiel nach vorne, anstatt ihm jedes Mal zu gestatten, sich neu zu formieren. Auch die Standardsituationen, meist von Diego getreten, waren klar besser als die kläglichen Hereingaben, oft von Traore, die Benaglio fast ausnahmslos problemlos herunter pflücken konnte. So gehörte die erste Halbzeit den Gästen und der VfB war mit dem torlosen Remis zur Pause gut bedient. Mit der Hereinnahme von Torun und später auch Cacau wurde der VfB nach der Pause gefährlicher und zielstrebiger, doch richtig zwingend wurde es auch im zweiten Durchgang selten.

So gesehen war der Sieg der Wölfe nicht unverdient und aufgrund der finanziellen Möglichkeiten auch logisch.

Der VfB hat jetzt zunächst einmal den schweren Gang nach Moskau vor sich, wo es gilt, die Europa League perfekt zu machen. Ich bin mir sicher, dass dies auch gelingen wird, hilfreich wäre natürlich ein frühes Auswärtstor, um einen einigermaßen ruhigen Abend zu erleben.

Danach geht es am kommenden Sonntag zum Triple-Vize-Meister nach München. Da droht dann der komplette Fehlstart, da auch die Bayern entscheidend aufgerüstet haben und es auf jeden Fall vermeiden möchten, erneut der Musik hinterher zu laufen.

Selbst im Falle einer Niederlage dort, ist es auch dann noch nicht an der Zeit schwarz zu malen und alles in Frage zu stellen. Insgesamt ist der VfB nach wie vor, im Rahmen seiner Möglichkeiten, auf einem guten Weg. Man muss hier einfach den Realitäten ins Auge sehen, dass in der Liga die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinander klafft und es einfach, wie 2007, alles passen müsste, um in die Phalanx der finanzkräftigeren Vereine einzubrechen. Von den finanziellen Möglichkeiten her war der sechste Platz in der Vorsaison schon fast das Optimum, was zu erreichen war. Die Krösusse Bayern und Dortmund sind uns meilenweit enteilt, die Werksklubs Gazprom Schalke, SAP Hoffenheim, VW Wolfsburg und Bayer Leverkusen haben weitaus bessere finanzielle Möglichkeiten. Bor. M’Gladbach hat sich nach dem Reus-Verkauf gut verstärkt. Hier bleibt es abzuwarten, welchen Knacks das mögliche Champions League Aus mit sich bringt und ob der Neidfaktor im Kader irgendwann eine Rolle spielen wird oder ob es Favre und Eberl schaffen, das Team bei Laune zu halten. Es ist ja auch nicht gerade unproblematisch, wenn teure Leute kommen und plötzlich das Doppelte verdienen wie arrivierte Kräfte, namentlich z. B. Hanke, Herrmann oder Stranzl. Sollten diese nicht sofort einschlagen und dem Team auf Anhieb weiter helfen, entsteht ein nicht zu unterschätzendes Konfliktpotential. Wir beim VfB sind diesbezüglich ja „gebrannte Kinder“.

Jeden dieser genannten Vereine in der Tabelle hinter sich zu lassen wäre ein Erfolg. Bei diesem Bemühen hat der VfB meines Erachtens in Hannover 96 und Werder Bremen zwei Konkurrenten auf Augenhöhe, für alle anderen Teams wird es weitestgehend darum gehen, die Klasse zu erhalten.

Daher sind meine Erwartungen in die neue Saison nicht überbordend hoch. Ich bin da eher Realist und kann mich mit den Tatsachen abfinden und in gewisser Weise auch anfreunden. Der VfB hat seit dem Fastabstieg 2011 einen Schritt nach vorn gemacht. Die Kaderkosten wurden auf ein vernünftiges Maß herunter geschraubt, die (verschwenderische) Ära Heldt gehört endgültig der Vergangenheit an. Der VfB kehrt zurück zu den Wurzeln, setzt ein größeres Augenmerk auf den eigenen Nachwuchs, anstatt die zweite Reihe mit mittelmäßigen Großverdienern von außen aufzublähen. Auch wenn es viele nicht mehr hören können, stehen wir wohl wieder vor einer Übergangssaison, allerdings mit besseren Voraussetzungen als zuletzt, da das Team weitestgehend eingespielt ist und wenige Neuzugänge integriert werden müssen. Sakai wird hoffentlich bald zurückkehren und den als Ergänzungsspieler ausgeliehenen Hoogland ersetzen, ansonsten wird das Team der letzten Rückrunde das Gerüst bilden. Der in der Offensive flexibel einsetzbare Torun macht den Platzhaltern Druck und auch Cacau wirkt motiviert und drängt wieder ins Team.

Bange machen gilt also ebenso wenig wie zu hohe Erwartungen, die man mit diesen Möglichkeiten nicht oder nur bei optimalem Verlauf erfüllen kann.

Für den VfB geht es nun darum den totalen Fehlstart zu vermeiden und, wenn es in München nicht klappen sollte, das Spiel gegen Fortuna Düsseldorf zum eigentlichen Saisonbeginn auszurufen. Dazu muss man jetzt am Dienstag in Moskau die gute Ausgangsposition nutzen und die Europa League Teilnahme klar machen, was uns hoffentlich wieder schöne, unvergessliche Reisen mit dem VfB bescheren würde. Und, dann ist da ja auch noch der DFB-Pokal, bekanntlich der kürzeste Weg nach Europa, für den wir mit dem Heimspiel gegen den FC St. Pauli eine machbare Aufgabe zugelost bekamen. Vielleicht schaffen wir es in diesem Wettbewerb ja mal wieder, den Bayern, wenigstens bis zum Finale, aus dem Weg zu gehen.

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