30. März 2024

Ein sc(Hoeneß) Jahr

Wie Ihr sicher mitbekommen habt, machte ich mich zuletzt auf dieser Plattform sehr rar. Die Gründe waren vielschichtig. Zum einen sorgte Corona für einen Bruch, dann bot das Konstrukt um Mislintat und Matarazzo lange keine allzu großen Kritikpunkte, bzw. wollte ich auf dem, was mir gegen den Strich ging und mit welchen Entscheidungen ich nicht konform war, nicht allzu sehr breittreten.

Danach gab es sicher kritikwürdige Entscheidungen, wie die Vorstellung der Beratergilde, Ernennung des Anlernlings Christian Gentner zum Leiter der Lizenzspielerabteilung, das unwürdige Theater um Mislintats Vertragsverlängerung mit wohl schon vorher feststehendem Ausgang und nicht zuletzt die Verpflichtung Labbadias zum Cheftrainer, weg von modernem Fußball, zurück in die Steinzeit.

All das juckte zwar hier und da in den Fingern, mehr als ein paar Facebook-Kommentare dazu kamen von mir aber nicht.

Bezeichnend, dass mein letzter Beitrag nach dem offenen Brief von Hitzlsperger erstellt wurde, den ich in der Art und Weise als unangebracht und auch ungerecht Vogt gegenüber hielt. Wie man heute sicher davon ausgehen kann, hatte Hitz wohl in allen Punkten Recht und kann aus heutiger Sicht als verzweifelter Hilfeschrei wahrgenommen werden.

Was es mir aber wirklich wert und auch eine Herzensangelegenheit ist, ist das sensationelle erste Jahr von Sebastian Hoeneß beim VfB. Mir ist es unbegreiflich, wie er es schaffte, wirklich jeden Spieler besser zu machen. Wie er es schafft, aus zuvor technisch unbedarften Berufsfußballern Pass- und Kombinations-Maschinen zu formen. Wie er taktisch flexibel mehrere Systeme spielen lässt und jeder auf dem Platz, und diejenigen, die eingewechselt werden, genau weiß, was er zu tun hat. Der Fußball, den Hoeneß spielen lässt, ist eine Augenweide.

In fast 50 Jahren, in denen ich dem VfB bereits treu gewogen bin, habe ich kein Team erlebt, das annähernd einen solch schönen Fußball spielte und das es gegen fast jeden Gegner schafft, die volle Kontrolle über das Spiel zu erlangen.

Der VfB bestimmt das Tempo, nimmt zur rechten Zeit den Fuß vom Gas, um dann, wenn sich eine Möglichkeit auftut blitzschnell und kombinationssicher nach vorne zu spielen. Ein Team, das sich nicht zurück zieht, wenn es führt, sondern immer weiter nach vorne spielt, den Gegner „killen“, so auch der Sprech aus der Mannschaft, möchte.

Auch wenn der Kader vor dieser Saison sinnvoll verstärkt wurde, verlor man ja im Gegenzug auch vermeintliche Hochkaräter. So ist es für mich tatsächlich unfassbar, welche Entwicklung dieses Team genommen hat.

Deshalb möchte ich an dieser Stelle DAS Hoeneß-Jahr beim VfB Revue passieren lassen.

Am 3. April 2023 verkündete der VfB nach der Entlassung von Bruno Labbadia, dass sich Sebastian Hoeneß, Sohn unseres Ex-Managers Dieter Hoeneß, fortan dem Himmelfahrtskommando, den VfB in der Bundesliga zu halten, annehmen würde.

Ich muss zugeben, dass ich nach der Demission von Pellegrino Matarazzo, als der Name Hoeneß auch schon durch die Medien geisterte, wenig von dem Gerücht begeistert war.

Nicht deshalb, weil es ein Hoeneß ist, sondern weil ich Sebastian zu seiner Hoffenheim-Zeit als ziemlich „farblos“ empfand, ich dachte, der Mann gibt nichts her und dass er nicht in der Lage sein würde, im Team das Feuer zu entfachen, das ich als nötig erachtete, um die Mannen mit dem Brustring wieder in die Spur zu kriegen.

Damals kam es ohnehin (noch) nicht zur Verpflichtung. Gemunkelt wurde seinerzeit, der VfB sei zu zögerlich gewesen und hätte nicht den Eindruck erweckt, Sebastian unbedingt haben zu wollen, woraufhin die Hoeneß-Seite ihrerseits „kein Interesse“ bekundete.
Dann kam das kurze, aber durchaus erfolgreiche, Intermezzo von Michael Wimmer, bevor schließlich Bruno, der Mann, der nach Ansicht von Wehrle & Co. alles kann, vor allem Abstiegskampf, seine zweite Amtszeit am Neckar antrat.

Ich war damals, erst recht nach dem Wintertrainingslager in Marbella, durchaus zuversichtlich, dass Labbadia den VfB vor dem Abstieg bewahren würde, jedoch zum Preis unansehnlicher Spiele, was allerdings das kleinere Übel gewesen wäre.

Nach der Winter-WM von Katar und dem Trainingslager im sonnigen Andalusien ließ es sich auch gar nicht mal schlecht an.

Zwei Unentschieden gegen Mainz und in Hoffenheim, bei denen mehr als zwei Punkte herausspringen hätten müssen, sowie eine knappe wie unglückliche Niederlage in Leipzig, wo wir leider, wie so oft in den letzten Saisons, ohne Torwart antraten.

Dann folgte die bittere Heimniederlage gegen Werder Bremen, einem Gegner, der nichts von uns wollte, den man aber trotzdem zu zwei Toren einlud. Höhepunkt des bitteren Nachmittags war die frühe verletzungsbedingte Auswechslung von Serhou Guirassy, der danach einige Wochen fehlen sollte.

Den Ausfall Guirassys allein für Labbadias Misserfolg auszumachen, ist mir zu billig. Kastanaras, seines Zeichens Nachwuchsstürmer, gab in Leipzig ein vielversprechendes Startelfdebüt und spielte danach überhaupt keine Rolle mehr.

Stattdessen sollte erst Luca Pfeiffer die Kohlen aus dem Feuer holen, ehe Labbadia zunehmend Spieler auf für sie fremden Positionen einsetzte, so Silas bspw. als Mittelstürmer. Damit schlug er gleich zwei Fliegen mit einer Klappe, er beraubte uns der Schnelligkeit auf dem Flügel und hatte einen Kollegen im Sturmzentrum herumstehen, der völlig in der Luft hing und zudem auch nie durch allzu große Torgefahr auf sich aufmerksam machte.

Auch Anton als rechten Verteidiger aufzubieten war eine Schnapsidee dieses antiquierten Trainers. Mit solchen Maßnahmen, die nicht einmal fruchten, bringt man kein Team der Welt hinter sich. Die Spiele plätscherten mit wenigen Lichtblicken (3:0 gegen karnevalstrunkene Kölner) und vielen Tiefpunkten (allen voran Schalke) vor sich hin.

Nach einem völlig indisponierten Auftritt gegen harmlose Wölfe, bekam der schöne Bruno sogar noch die Länderspielpause und danach das Spiel bei Union Berlin, ehe nach elf Bundesligaspielen und nur einem Sieg schon wieder Schluss war.

Labbadia „übergab“ den VfB auf Platz 18 liegend, mit zwei Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz, sowie bereits fünf Punkten auf Platz 15.
Nun also sollte es Hoeneß richten, jung an Jahren, arm an Erfahrung und zudem mit einem bisherigen Trainer-Werdegang, der jeden Fußball-Traditionalisten sich zunächst einmal übergeben lässt.

Nach seinem Einstieg bei Hertha 03 Zehlendorf, heuerte er bei der Jugendakademie von Red Bull an und trainierte dort zuerst die U17, dann die U19. Von dort ging es zu den Bayern, wo er ebenfalls die U19 und später die Amateure trainierte, mit denen er 3.-Liga-Meister wurde. Nach dieser außergewöhnlichen Saison wurde Hoffenheim auf ihn aufmerksam und der gebürtige Münchner sorgte für ein Triple der besonderen Art: dritter Drecksverein in Folge, Glückwunsch!

Da mir Hoffenheim komplett egal ist und ich daher auch seine Arbeit dort nicht verfolgte, blieb einzig der Eindruck haften, den er bei seinen Interviews in Sportschau & Co. auf mich machte, der mir jedoch genügte, um diesen Trainer nicht beim VfB haben zu wollen.

Mich fragt aber ja keiner und ich bin pragmatisch genug, die Entscheidungen der Verantwortlichen zu akzeptieren und darauf zu hoffen, dass es gut gehen würde. Mehr bleibt einem Fan ja auch nicht übrig, obwohl, Winfried Schäfer, da hab ich schon einmal Dauerkarte und Mitgliedsausweis über die Theke der Geschäftsstelle gepfeffert. Aber, da gab’s ja jede Menge Vorgeschichten, die dessen Verpflichtung zu einem absoluten No-Go machten.

Wie es um meine Menschenkenntnis bestellt ist, zeigt sich im „Fall“ Hoeneß ein Jahr danach. Juckt mich in dem Fall aber wirklich nicht, eher im Gegenteil, das unterstreicht ja nur wie belanglos das Konstrukt im Kraichgau ist.

Das erste Bild von Sebastian Hoeneß konnte ich mir daher erst auf dessen Antritts-Pressekonferenz machen. Und, dieses war durchweg positiv. Nicht nur, dass das labbadia’sche klein- und schlechtreden der Mannschaft und der Bedingungen kein Thema waren. Dass er im Team durchaus etwas sah und die Überzeugung ausstrahlte, hier etwas bewirken zu können und es auch wirklich zu wollen, stimmten mich zunächst einmal positiv.

Aus dem Zitat aus der PK „Zum VfB habe ich eine große emotionale Verbindung. Ich habe schon in meiner Jugend den Verein als Fan begleitet, hier habe ich mehrere Jahre in der Jugend selbst gespielt und 1999 mit der U17 den deutschen Meistertitel gewonnen“ lese ich große Begeisterung für den Verein, die er von Tag eins an vor- und auslebte. Ihm nahm man es ab, dass der VfB tatsächlich so etwas wie eine Herzensangelegenheit für ihn ist, und, ich war mir sicher, dass er alles tun würde, nicht als Abstiegs-Trainer in die Annalen eingehen zu müssen. Irritiert hat mich allenfalls, dass es durchaus bereits Thema war, hier etwas aufzubauen, auf Platz 18 stehend und mit einer verunsicherten Mannschaft, die es richten soll. Prost, Mahlzeit, dachte ich nur.

Vom ersten Tag ging er die Arbeit beim VfB mit großer Demut an und als einer, der sich jedem, ob seinem Team, den Mitarbeitern und nicht zuletzt uns Fans verpflichtet sah.

Es darf unterstellt werden, dass sich Hoeneß im und seit dem Herbst, als schon mal eine Verpflichtung hätte zustande kommen können, ein Bild von der Mannschaft und eventuell brachliegenden Potentialen gemacht und einen Plan mitgebracht hat, wo zuerst anzusetzen wäre.

Quasi zum Warmlaufen stand bereits zwei Tage nach seiner Verpflichtung das DFB-Pokal-Viertelfinale beim Zweitligisten 1. FC Nürnberg an.
Dass man keine Wunderdinge und schon gar nicht die Handschrift des neuen Trainers erwarten können durfte, verstand sich von selbst.

Am Valznerweiher tat sich der VfB lange schwer, siegte jedoch nach zäher erster und deutlich besserer zweiter Halbzeit verdient durch das Jokertor von Enzo Millot.

Mund abwischen und weiter geht’s, nichts anderes zählt im Pokal, wenn man eine Runde weiter ist.

In der englischen Woche ging es dann zu einem echten Sechs-Punkte-Spiel nach Bochum. Der VfB Schlusslicht, Bochum hatte sechs Punkte mehr auf dem Konto und stand auf Platz 14, heißt, bei einer Niederlage wäre ein Kontrahent mehr bereits weg gewesen.

Der VfB ließ sich aber nicht beirren, dominierte die Partie, und gewann durch Tore von Ito, Vagnoman und Guirassy mit 2:3. Damit war das erste dicke Ausrufezeichen im Abstiegskampf unter Sebastian Hoeneß gesetzt.

Zudem war es der erste Auswärtssieg nach fast anderthalb (!) Jahren. Hurra, wir leben noch!

Am 28. Spieltag stand für Sebastian Hoeneß das erste Heimspiel im Neckarstadion auf dem Programme. Die Schwaben bekamen es mit Borussia Dortmund zu tun, die, punktgleich mit Spitzenreiter Bayern als Tabellenzweiter anreisten und noch um die Meisterschaft kämpften.

Als der BVB schon nach 33 Minuten mit 0:2 führte und zu allem Überfluss unser „Mentalitätsmonster“ Dinos Mavropanos sich vor der Halbzeit eine recht dämliche gelb-rote Karte einhandelte, war im Grunde der Käs gegessen, der Fisch geputzt oder wie auch immer.

Der Abstiegskandidat, der schon das Hinspiel im Westfalenstadion mit 0:5 verloren hatte, gegen den Meisterschaftsaspiranten, in Unterzahl und mit zwei Toren im Rückstand. Was sollte da noch gehen? Kaum jemand hätte einen Pfifferling auf den VfB gesetzt.

Doch, die Jungs vom Neckar zeigten plötzlich lang vermisste Stehauf-Qualitäten! Coulibaly und Vagnoman glichen aus, ehe Reyna in der Nachspielzeit den vermeintlichen und zu diesem Zeitpunkt extremst bitteren Knockout setzte.

Aber, der VfB hatte Blut geleckt und kam noch einmal zurück. Beim Ausgleich war der Fluch, dass der Ball in vielen Situationen nicht der Freund von Coulibaly ist, ein Glück, nämlich weil die Kugel erst dadurch zu Silas gelangte, der zum 3:3 einschießen konnte.

Da hatte der Tanguy Freund und Feind gleichermaßen verwirrt. Dieses Remis war ein echtes Lebenszeichen durch den VfB und, wenn es noch eines Beweises bedurfte, dass der BVB zu doof ist, Meister zu werden, hier war er!

Der VfB punktete weiter regelmäßig, remis in Augsburg, Sieg gegen Gladbach, ehe das Pokal-Halbfinale gegen die Frankfurter Eintracht anstand.

Ich hörte eine nicht unbeträchtliche Zahl an VfB-Fans jammern, dass dieser Wettbewerb zum damaligen Zeitpunkt unwichtig gewesen sei und man doch bitte auszuscheiden habe, um sich voll auf den Abstiegskampf in der Bundesliga konzentrieren zu können.

Diesen Leuten sei gesagt, fickt Euch! Ich war schon 1986 zu Zeiten des Eisernen Vorhangs beim Finale dabei, machte eine legendäre Tour mit anschließendem Pokalsieg 1997 mit, war 2007 zu Tode betrübt, 2013 ernüchtert, ein Pokalfinale in Berlin ist etwas ganz Großes, das zu erreichen in jedem Jahr erstrebenswert ist, scheißegal in welcher Situation man in der Liga steckt.

Zumal nach dem Halbfinale das Finale allenfalls in den Köpfen eine Rolle spielen könnte und wir nicht von einer Doppelbelastung reden, die ich allerdings auch noch nie gelten ließ.

Bei mir hat auch schon jeder Trainer verschissen, der den Pokal auf die leichte Schulter nahm, und sei es „nur“, den Ersatztorwart einzusetzen. Ohne Spielpraxis, ohne Abstimmung mit den Vorderleuten geht das oft genug in die Hose. Bredlow bspw., dem ich dafür überhaupt keine Vorwürfe mache, war allein zwei Mal in den Vorjahren maßgeblich an entscheidenden Gegentoren beteiligt, die jeweils den Traum von Berlin jäh beendeten.

Das Halbfinale gegen die Frankfurter Eintracht verlief für den VfB denkbar unglücklich. Nach bärenstarker erster Halbzeit und der Führung durch Tiago Tomás, kam der VfB schlafmützig aus der Kabine und lag nach 55 Minuten plötzlich mit 1:2 zurück.
Als nach 77 Minuten das 1:3 per Elfmeter fiel, schien der Widerstand gebrochen. Doch, Millot traf zum 2:3, was eine wilde Schlussphase versprach.

Sosa flog mit Gelb-Rot vom Platz und doch hätte der VfB auch an jenem Tag in Unterzahl den Ausgleich verdient gehabt. Ein vermeintliches Handspiel in der siebten Minute der Nachspielzeit reichte Schiedsrichter Schlager nicht zum Elfmeter, weil, so seine eigene Aussage, dieses Spiel nicht durch einen solchen Elfmeter beeinflusst hat werden sollen. Da hab ich beileibe schon schmeichelhaftere Elfmeterentscheidungen gesehen, als diese, wenn bei einer Hereingabe der Ball durch die Hand geblockt wird und hinten einer freie Bahn gehabt hätte.

Bislang ging ich immer davon aus, das Regelwerk sei klar formuliert und unabhängig vom Zeitpunkt in einem Spiel, der Wichtigkeit eines Spiels oder was auch immer in gleichen Situationen gleiche Entscheidungen zu treffen.

Aber, was soll man sich da noch aufregen, dem Treiben der Pfeifen setzt ohnehin keiner mehr Grenzen. Früher gab es Schiedsrichterbeobachter und es verschwand mal einer über Wochen von der Bildfläche, heutzutage dürfen sie ihren Blödsinn Woche für Woche pfeifen und mal so, mal so entscheiden, wie sie gerade lustig sind.

Natürlich ist es Spekulation, wie wir in Unterzahl in der Verlängerung bestanden hätten, trotzdem war der VfB an dem Tag nicht der verdiente Verlierer!

Mit dem Pokalspiel und dem bitteren Aus in Kopf und Knochen ging es am folgenden Wochenende ins Berliner Olympiastadion zum abgeschlagenen Schlusslicht Hertha BSC.

Nach dem Spiel auf Schalke, damals noch unter Labbadia, verpasste es der VfB bereits das zweite Mal einem direkten Konkurrenten den Todesstoß zu versetzen. Nach schwacher Leistung setzte es die erste Niederlage in der Bundesliga unter Sebastian Hoeneß. Nimmt man Frankfurt dazu, war es die zweite Niederlage in Folge. Man durfte also auf eine Reaktion darauf gespannt sein. Diese kam durchaus mittels eines achtbaren Remis gegen Bayer 04 Leverkusen und des 4:1-Auswärtssiegs bei Mainz 05, ehe am 34. Spieltag ein echtes Endspiel gegen Hoeneß’ Ex-Verein aus dem Kraichgau anstand.

Der VfB lag auf Platz 15, punktgleich mit dem 16., dem VfL Bochum, der das deutlich schlechtere Torverhältnis aufwies.

Wenn es noch eines Beweises bedurfte, dass man sich an den letzten Spieltagen nicht auf die Ergebnisse auf anderen Plätzen verlassen sollte, hier war er! Bochum siegte sage und schreibe 3:0 gegen das früh dezimierte und in der Rückrunde so auftrumpfende Team von Bayer 04 Leverkusen, während der VfB über ein Unentschieden gegen Matarazzos Hoffenheimer nicht hinauskam. Fast ärgerlicher, als dass wir in die Relegation mussten, war, dass bei VfB-Sieg dieses Schicksal den FC Augsburg ereilt hätte, auch ein Verein, den in der Liga keiner braucht, der aber einfach nicht totzukriegen ist.

Tags drauf stand dann auch schon unser Gegner in der Relegation fest. Nachdem die Unaufsteigbaren vom Hamburger SV auf dem Rasen des Sandhäuser Hardtwaldstadions wenigstens einige Minuten lang den Aufstieg feiern durften, vermieste ihnen Heidenheim in Regensburg in der 9. Minute der Nachspielzeit die länger andauernde Party.

Reichlich geknickt und sich ungerecht behandelt fühlend ging es für die Rothosen in die Relegation und das gegen einen formstarken VfB, der es unter Hoeneß trotz und wegen einer respektablen Punkteausbeute von Platz 18 auf Platz 16 schaffte und diese kleine Aufholjagd nun vergolden wollte.

Eigentlich bin ich ja Gegner dieser Relegationsspiele, in der es, Zitat Louis van Gaal, um Blut oder Gladiolen geht. Sensationshascherei für Couch-Fans, Geld von den übertragenden Sendern sowie eine künstliche Verlängerung der Saison, ein tieferer Sinn dieser Spiele erschließt sich mir nicht.

Für die teilnehmenden Vereine und deren Fans ist es die größtmögliche Belastungsprobe, für den höherklassigen Verein die große Chance eine schlechte Saison zu einem versöhnlichen Abschluss zu bringen. Der Zweitligist hingegen, der eine gute Saison gespielt hat, wird ins Duell David gegen Goliath geschickt, wo er fast nur verlieren kann, zumal die Schere zwischen erster und zweiter Liga immer weiter auseinander driftet. Kein Wunder also, dass in den letzten zwölf Jahren lediglich zwei Mal der Bundesligist den Kürzeren zog, einmal, wir erinnern uns alle, war der VfB so blöd.

Dass allenfalls Blödheit den Ausschlag geben könnte, würden wir das zweite Mal dem Zweitligisten den Vortritt lassen, war mir vor den Spielen gegen den HSV klar. Deshalb verstand ich die Angst vieler VfB-Fans auch nicht, nur weil wir 2019 gegen Union abgestiegen sind, dass uns dasselbe Schicksal auch 2023 ereilen sollte. Der HSV hat in seinen fünf Jahren Zweitklassigkeit viel an Substanz verloren und ist mittlerweile ein normaler Zweitligist, der zwei außergewöhnlich gute Tage brauchen würde, dem VfB den Garaus zu machen.

Und so machte der VfB bereits im Hinspiel, natürlich beflügelt durch das frühe Tor von Mavropanos, kurzen Prozess mit den Hanseaten und gewann 3:0. Der Klassenunterschied war in fast jeder Phase des Spiels deutlich.

Erwähnt sei der besondere Rahmen dieser beiden Spiele. Jeweils ausverkauftes Haus, jeweils prall gefüllte Gästeblöcke und Support von beiden Seiten, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Es war einfach nur geil, selbst beim Schreiben dieser Zeilen bekomme ich noch Gänsehaut. Abgesehen davon, ob man den HSV mag oder nicht, in die Bundesliga gehört der Verein und sein Anhang auf jeden Fall.

Durch das Hinspiel-Ergebnis war scheinbar die Luft raus aus dem Rückspiel. Wir hatten rund um den Volkspark einige Begegnungen mit HSV-Fans, die uns bereits zum Klassenerhalt gratulierten. Es waren Begegnungen von gegenseitigem Respekt geprägt. „We are all sitting in one boat“, wie Günther Oettinger sagen würde. Man war sich einig, dass beide Vereine in die Bundesliga gehören und es mittlerweile zu viel Einheitsbrei mit auch noch Einheitsstadien in der Bundesliga gibt, die der Liga schlechter tun, als die im Vergleich Giganten, die jetzt in der Relegation aufeinander trafen.

Im Rückspiel durfte der HSV kurz doch noch auf das Wunder hoffen, als man in der 6. Minute in Führung ging. Im Nachhinein bin ich froh darüber, denn, ich kann mich kaum erinnern, in Deutschland mal ein Stadion so laut erlebt zu haben. Faszinierend!

Mit zunehmender Spieldauer aber bekam der VfB die Partie immer besser in den Griff. Millot, unter freundlicher Mithilfe des Hamburger Torhüters, schnürte einen Doppelpack, Silas gelang in der Nachspielzeit noch das 1:3, womit der Ligaverbleib für ein weiteres Jahr endgültig gesichert wurde.

Die Erleichterung im Block nach einem abermals beschissenen Fußballjahr war zu spüren. Die Stimmung lässt sich auf der einen Seite mit der erwartbaren Niederlage, auf der anderen mit „nichts erreicht, nur verhindert“ beschreiben.

Nach dem Hinspiel lag die Wahrscheinlichkeit bei über 99%, dass die Gemütslage genau so sein würde. Jedem, der sich auch nur ein kleines bisschen mit dem Fußball und seinen Fans auseinandersetzt, war das von vornherein klar. Jedem? Nein, allein die Bullen waren ahnungslos und gingen fest davon aus, dass uns nach Platzsturm und einer „Meisterfeier“ auf dem Platz zumute sein würde.

So marschierten sie martialisch und bis unter die Zähne bewaffnet in Zuschauerbereiche ein und bauten sich im Innenraum des Stadions vor dem Block auf, was zunächst mal verhinderte, dass die Mannschaft durch kam, um sich für den Support zu bedanken.

Den Wermutstropfen zu einem Fußballfest hat also mal wieder die Obrigkeit gesetzt, die lieber eskaliert anstatt zu deeskalieren und für Sicherheit zu sorgen.

Am Rande aller Spiele finden ja im Vorfeld einige Sicherheitsbesprechungen der Protagonisten von Obrigkeit und Vereinen statt, reine Zeitverschwendung, wenn die eine Seite nur ihr eigenes Ding und sich nicht an Absprachen hält. Unsere Fanbetreuung habe ich selten so aufgebracht erlebt, wie an diesem Abend.

Nun war er also vollbracht, der Klassenerhalt! Zum zweiten Mal in Folge auf den letzten Drücker, Sebastian Hoeneß sei Dank.

Wobei, hätte man sich das Kapitel Labbadia erspart, hätte ich zumindest den Klassenerhalt auch Michael Wimmer zugetraut, der, wie wir bei der USA-Reise in Austin erleben durften, einen sehr guten Draht zur Mannschaft besaß.

Auch andere, modernere Trainer, hätten wohl mehr aus der Truppe herausgekitzelt, als es Labbadia tat. Dieser stülpte der Mannschaft ein Korsett über, mit dem sie nicht zurecht kam, während Hoeneß in der Kürze der Zeit pragmatisch aus den gegebenen Mitteln das Optimum herausholte und Spieler, die unter Labbadia überhaupt keine Rolle spielten, bestes Beispiel Enzo Millot, stärkte und Vertrauen schenkte.

Er übertrug die Last der Verantwortung auf mehrere Spieler, so dass Wataru Endo sich auf seine Kernaufgaben konzentrieren konnte, was zugleich anderen Spielern Raum zur Entfaltung bot. Viel mehr konnte Hoeneß, ohne Einflussmöglichkeit was den Kader betrifft, nicht machen und mehr durfte man auch nicht verlangen, als dass er den VfB vor dem Abstieg rettete. Für mich zunächst eine Momentaufnahme. Ich war zwar zufrieden, wie das Team sich aus dem größten Schlamassel befreite und wie Hoeneß den VfB repräsentierte, aber, als gebranntes Kind wusste man genau so gut, der nächste Herbst, der kommt bestimmt. Frei nach den Onkelz, „Nichts ist für die Ewigkeit“, gilt das in erster Linie auch für VfB-Trainer.

Die Verantwortlichen versprachen eine eingehende Saisonanalyse, um in der kommenden Saison stabiler und weniger wechselhaft unterwegs zu sein, und vor allem nicht schon wieder bis zum allerletzten Tag um den Ligaverbleib bangen zu müssen. Wie Hoeneß wirklich tickt und was er mit der Truppe wirklich vor hat, sollte sich erst in den darauffolgenden Monaten herauskristallisieren.

Bereits vor den Relegationsspielen zog der VfB die Kaufoption in Höhe von 9 Millionen Euro für Serhou Guirassy, DER Lebensversicherung der letzten Saison.

Zwar wäre alles andere auch fahrlässig gewesen, zwar sprießen die Transfergerüchte während jedes Transferfensters wieder hoch, dennoch ein wichtiger Fingerzeig für die Saisonplanung.

Serhou scheint ziemlich geerdet zu sein, mit seiner Familie fühlt er sich in Stuttgart offenbar sehr wohl, so dass vielleicht ausnahmsweise auch weiche Faktoren eine Rollen spielen, weshalb ein begehrter Spieler nicht das erstbeste, auch wenn besser dotierte, Angebot anderer Clubs annimmt.

Außerdem scheint für den Spieler auch sportlich und menschlich hier alles zu passen. Er wuchs in eine Führungsrolle hinein, wird von den Fans geliebt und performt wie auf noch keiner seiner vorigen Stationen. Das alles aufzugeben und das Risiko einzugehen, sich im gesetzteren Alter mit Frau und drei Kindern auf die nächste Odyssee zu begeben, fällt ihm offenbar schwer.

Klar ist alles nur eine Momentaufnahme, klar weiß man nicht, wie sein Berater auf ihn einredet, aber, wie wir heute wissen hielt Guirassy zumindest in den letzten zwei Transferfenstern Abwerbungsversuchen stand und ist bis heute noch da.

Unmittelbar nach der überstandenen Relegation wurde der erste echte Neuzugang für die neue Saison verkündet. Maximilian Mittelstädt, Ur-Herthaner und allein schon deshalb erst einmal kritisch beäugt. Nach vielen Jahren Hertha, in denen er hauptsächlich als Backup für Marvin Plattenhardt fungierte, und wenn er denn spielte, von den Berlinern gerne Maxi Mittelmaß genannt, zog es den Spieler nach dem Abstieg des Berliner Sportclubs raus aus der Komfortzone.

Mir klingt der Tenor vieler VfB-Fans noch in den Ohren, die den Teufel an die Wand malten und aus dem Wechsel schlossen, der VfB plane einen Zweitligakader.

Ich sah das etwas anders. Zwar beschäftigte ich mich wenig bis gar nicht mit den Spielern von Hertha BSC, ABER, nach alldem was ich in Marbella, klar, noch unter Bruno Labbadia, mitbekommen hatte, war den Verantwortlichen, auch dem neuen Sportdirektor Fabian Wohlgemuth, ein Dorn im Auge, dass auf dem Platz mehr französisch als deutsch gesprochen wurde und zudem die Altersstruktur, Stichwort Jugendwahn, nicht passen würde.

So reichten mir die Attribute Mittelalter, bundesligaerfahren, deutsch, um den Transfer als gut und schlüssig einzuordnen. Dass der Spieler dann so durch die Decke gehen würde, konnte natürlich keiner, ich auch nicht, erahnen.

Auch der 26. Juni 2023 war ein guter Tag für den VfB Stuttgart. Da kam nämlich die Meldung über die Agenturen „Florian Müller verlässt den VfB“.

Für mich mit die größte Fehleinschätzung von Sven Mislintat. Ein Zappelphilipp vor dem Herrn, der sich selbst in einem existentiell wichtigen Spiel wie dem Saisonfinale 2022 gegen Köln noch den Ball quasi ins eigene Tor boxte.

Was hab ich in den zwei Jahren diskutiert, wie ein unsicherer Torwart seine Vorderleute verunsichert, um dann gesagt zu bekommen, er hatte ja auch schon gute Spiele. Leute, das ist das berühmt berüchtigte blinde Huhn, kein Wunder, dass er auch in Freiburg hinter einem wackelnden Nachwuchstorhüter nicht zu Einsätzen kommt. Drei Kreuze, als dieses Kapitel endlich beendet war.

Als zweiter Neuzugang wurde Wooyeong Jeong präsentiert, der vom SC Freiburg an den Neckar wechselte. Jeong schoss von seinen insgesamt zehn Bundesligatoren alleine drei davon gegen den VfB, womit er auf dem Wasen schon mal nicht gänzlich unbekannt ist. Dass Sebastian Hoeneß diesen Spieler wollte, rührt aus der gemeinsamen Zeit bei den Bayern-Amateuren.

Nächster Neuzugang wurde Jamie Leweling, der von Union Berlin auf Leihbasis kam und an dem der VfB schon zu seiner Fürth-Zeit bereits schon einmal dran war.

Danach ging es ins Trainingslager nach Neukirchen am Großvenediger in Österreich, welches nach zwei Tagen wegen anhaltender Regenfälle auch schon wieder abgebrochen wurde.

Ich hatte die komplette Woche in einer schönen Ferienwohnung gebucht, und, weil bereits bezahlt und weil ich Schwabe bin, die komplette Woche durchgezogen.

Am Tag der Abreise des Teams durften die mitgereisten Fans in einem Nebentrakt des Mannschaftshotels das Essen, welches für die Mannschaft gedacht und vorbereitet war, genießen. Christian Schmidt, Alex Wehrle und Christian Gentner sind den Tag noch da geblieben, so dass wir auch ohne das Team und obwohl wir lediglich ein einziges Training, bei dem sich zu allem Überfluss Mittelstädt auch noch verletzte, gesehen haben, eine gute Zeit hatten.

Alex Wehrle ließ zudem seine, vielleicht auch die des VfB, Kreditkarte glühen, was die VfBler natürlich an dem Abend bei guter Laune hielt.

Die Ironie der Geschichte um das völlig verkorkste und letztlich abgebrochene Trainingslagers ist ja, dass wir im Anschluss die beste Saison der Vereinsgeschichte spielen, während ich zuvor etliche Trainingslager erlebt habe, die stets als die besten aller Zeiten bezeichnet wurden, um sich bei den ersten Spielen schon fragen zu müssen, ob die Kicker jemals zusammen gespielt haben. Wie der Schwabe sagt „So isch’s nô au wieder“!
Nächster Transfer war der von Alexander Nübel. Erstmals hatte man, im übrigen wenige Wochen nach dem groß verkündeten Beginn eines Weltmarken-Bündnisses, den Eindruck, dass mehr geklotzt denn gekleckert wird beim VfB.

Anfangs, als der Name Nübel ins Spiel kam, war ich skeptisch und hatte Bedenken, dass Nübel von zu großem Ehrgeiz getrieben sein könnte, was wiederum zu Leichtsinnsfehlern führt, wenn ein Torhüter mehr denkt als intuitiv handelt.

Als er 2020 von Schalke zu den Bayern wechselte, glaubte er dem Vernehmen nach ernsthaft, in einen offenen Zweikampf mit Manuel Neuer zu gehen und war sichtlich angepisst, als dem nicht so war.

Damals dachte ich, in welcher Welt lebt der denn? Nach einem Jahr ging er leihweise zur AS Monaco und schlägt nun also beim VfB die Zelte auf.

Je mehr der Name Nübel diskutiert wurde, freundete ich mich mit der Möglichkeit an und würde mich jetzt natürlich freuen, wenn er uns weiter erhalten bleiben würde.

Ob noch ein Jahr auf Leihbasis oder vielleicht sogar fest, sollten die Bayern ihn ziehen lassen und andere Pläne haben. Nübel wird im September immerhin auch schon 28 Jahre alt und hätte sicher nichts dagegen, so langsam aber sicher mal irgendwo sesshaft zu werden.
Bei Versprechen in die Zukunft, wie dem von Dennis Seimen, bin ich vorsichtig. Fußball ist Tagesgeschäft, wir leben im Hier und Jetzt, sollte sich eine Möglichkeit bei Alexander Nübel auftun, wäre das zunächst einmal eine Garantie, in den nächsten Jahren Ruhe auf dieser wichtigen Position zu haben.

Das letzte Versprechen in die Zukunft hieß übrigens Sven Ulreich, für den zwei Jahre lang Jens Lehmann als Platzhalter und Lehrmeister fungierte und dem man ohne dem Vorbehalt, dass er auch tatsächlich dazu lernt, die Nummer 1 versprochen hatte. Ulreich war für mich lange, neben Gentner, das Gesicht des Niedergangs, auch bei ihm machte ich drei Kreuze, als er endlich fort war, übrigens, Zorniger sei Dank!
Anfang August durften wir die nächste Leihe beklatschen. Deniz Undav kommt von Brighton & Hove Albion aus der Premier League. Dort hatte er immerhin in der vergangenen Saison in 30 Pflichtspielen 8 Tore erzielt und trug dazu bei, dass der vergleichsweise kleine Verein diese Saison in der Europa League spielt.

Sein Trainer dort hieß Roberto de Zerbi, seines Zeichens Italiener, und mittlerweile so etwas wie der heißeste Scheiß auf dem Trainermarkt. Bei ihm hat Sebastian Hoeneß zwischen seinen Engagements in Hoffenheim und dem VfB hospitiert, von ihm nahm er Anleihen mit, die er seinen Mannschaften gerne einzutrichtern gedachte. Was würde da näher liegen, als direkt Spieler von dort zu verpflichten, die bereits wissen, was der neue Trainer von ihnen erwartet. Wenig überraschend also, dass der einzige Winterneuzugang Mo Dahoud ebenfalls vom Club von der englischen Südküste kam.

Undav hat einen heutzutage völlig untypischen Karriereweg hinter sich. Bei Werder Bremen ausgemustert, ging es über Weyhe, Havelse, Braunschweig II, dem SV Meppen zu Union Saint Gilloise nach Belgien, wo das Team völlig überraschend nach 34 Spieltagen, mit 25 Undav-Toren, als Tabellenführer in die Meisterrunde ging, dort aber letztlich dem FC Brügge den Vorzug lassen musste. So jedenfalls wurde man in England auf ihn aufmerksam, ehe er nun, im zarten Alter von 27 Jahren, in der Bundesliga angekommen ist.

Jetzt, ein knappes dreiviertel Jahr später, könnten wir Leihgeschäfte verfluchen. Ich würde alle drei im Sommer verpflichteten Leihspieler gerne auch nächste Saison beim VfB sehen.

Vielleicht klappt es ja sogar auch, zumindest sollten wir tatsächlich die Championsleague erreichen. Wenn nicht, ist das zwar bedauerlich, aber eben Teil des Geschäfts. Solche Transfers und damit mutmaßlich auch eine solche Saison wären ohne die Leihen nicht möglich gewesen.
Also, erfreuen uns doch noch daran und nehmen die Situation im Sommer so, wie sie sich dann darstellen wird. Sollten die Spieler nicht fest verpflichtet bzw. weiter „geliehen“ werden können, ist Wohlgemuths und Hoeneß’ Kreativität eben wieder gefragt, und es kommen vielleicht noch bessere nach.

Wer weiß das schon? Ich persönlich habe überhaupt kein Problem mit Leihen, die einem kurzfristig einen riesigen Mehrwert bringen können und mit wenig wirtschaftlichem Risiko verbunden sind. Fragt mal in Bremen nach, für mich die Mutter aller Leihgeschäfte, ob es auch nur einer bereut, dass ein gewisser Kevin de Bruyne wenigstens ein Jahr lang seine Kickstiefel für grün-weiß geschnürt hat!

Anfang August stand dann der letzte Test vor dem Saisonstart an. Und was für einer! Es ging auf die Insel zum Premier League Aufsteiger Sheffield United.

Als dieser Test bekanntgegeben wurde, war es klar, dass wir dort hin reisen würden. Endlich wieder „Stuttgart International“. Es war ein klasse Trip mit vielen alten Weggefährten, ehemaligen und aktuellen Allesfahrern, sprich, man kennt sich, man schätzt sich, und man sah einmal mehr, was den VfB ausmacht.

Das Spiel beim inzwischen abgeschlagenen Schlusslicht der Premier League gewann der VfB durch drei Guirassy-Tore mit 3:0. Mehr als vom Ergebnis war ich aber zu dem frühen Zeitpunkt bereits von der Spielanlage angetan, die mich mit einem guten Gefühl in die Runde gehen ließ.
Was sich anschließend im Stadion-Pub, der nahezu komplett von VfB-Fans eingenommen worden ist, abgespielt hat, war einfach nur überragend. Die Vorfreude auf Europa ist jedenfalls jetzt schon riesig.

Die ersten beiden Spiele, das Pokalspiel in Reutlingen gegen die TSG Balingen, sowie den Bundesliga-Auftakt gegen den VfL Bochum verpasste ich urlaubsbedingt. Es ging per Kreuzfahrtschiff in den hohen Norden, wo sich guter Empfang in Grenzen hielt und ich teilweise mal wieder auf den guten alten Videotext in der Kabine angewiesen war.

Die Losfee und auch der Bundesligaspielplan meinten es ja gut mit mir. Ob in Balingen, Pfullendorf, dem Gazi-Stadion oder in Reutlingen gespielt werden würde, ein neuer Ground wäre mir so oder so nicht entgangen.

Und ein Heimspiel gegen Bochum kann man auch mal verpassen, ein geiles Auswärtsspiel hätte mich da mehr gegrämt. In Reutlingen erledigte der VfB seine Pflichtaufgabe ohne großen Glanz, aber souverän und siegte durch die Tore von Millot, Silas, Guirassy und Endo mit 4:0.
Soweit, so gut! Dass Endos 4:0 gleichzeitig das Ende seiner VfB-Aera markierte, damit war bei weitem nicht zu rechnen. Es gab ja einige potentielle Abgangskandidaten, die sich schon seit Jahren zu höherem berufen fühlten, Endo gehörte nicht dazu. Er machte zwar nie einen Hehl daraus, dass ihn die Premier League einmal reizen würde, war aber jetzt nicht der Typ Kalajdzic oder Mangala, die einzig des Geldes wegen zu mittelmäßigen englischen Clubs wechselten.

Endo war keiner, der auf Teufel komm raus wechseln wollte. Eher so die Marke, lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. So stand, seit Endo 2019 vom VV St. Truiden in Belgien zum VfB wechselte, nie ein Wechsel ernsthaft im Raum.

Unter Tim Walter noch verkannt und erst auf Druck dessen Chefs Mislintat zum Einsatz gekommen, erarbeitete sich Endo beim VfB schnell den Ruf des absoluten Musterprofis mit unbändigem Einsatzwillen. Es gab Spiele, da hatte man den Eindruck, er zerpflückte jeden Zentimeter des Rasens, stopfte jede Lücke und war zudem noch torgefährlich. Ein Spieler, als Japaner von Haus aus mit einer überragenden Disziplin ausgestattet, wie ihn sich jeder Verein nur wünschen kann. Von ihm konnte man es sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass er mir nichts, dir nichts, und das auch noch als Kapitän, den Verein verlassen würde, schon gar nicht einen Tag vor Saisonbeginn.

Das hätte er sicherlich auch nicht getan und der VfB hätte ihn wohl auch nicht ziehen lassen, wenn denn die Motive für einen Wechsel ausschließlich monetär gewesen wären und irgendein Klepperlesverein daher gekommen wäre.

Doch, es war tatsächlich der große FC Liverpool mit seinem großartigen Trainer Jürgen Klopp, der um Endos Dienste warb, womit es um den sympathischen Japaner geschehen war. Manchmal muss einfach der Zeitpunkt passen bzw. muss man zugreifen, wenn die Möglichkeit da ist und ein Club wie Liverpool gerade Bedarf hat.

Der VfB legte Endo keine Steine in den Weg, offenbar auch, weil es sich die Engländer einiges kosten ließen, den lediglich bis Juni 2024 an den VfB gebundenen Endo zu bekommen und den VfB angemessen zu entschädigen, so dass letztlich alle Seiten zufrieden waren.

Das Medienecho in England und bei den Liverpool-Fans war gewaltig. So gut wie niemand kannte Endo, alle dachten, Kloppo wäre verrückt geworden und dass Endo den Liverpool-Ansprüchen bei weitem nicht genügen würde. Jetzt, einige Monate später, liest man nur noch „what a player“. Die Endo-Mania hat nun auch die Jungs von der Merseyside erfasst.

Ich fand es auch wirklich schade, dass uns Endo verließ, gönne ihm aber weiterhin alles, was er in England noch erreichen kann. Dennoch tu ich mich mit dem Wort Legendo schwer. Ein Spieler, der lediglich vier Jahre hier verbracht hat, als Legende zu titulierten wird denen nicht gerecht, die zehn Jahre und mehr für den VfB die Knochen hin hielten und Titel feierten. Endo wird für immer mit dem Lastminute-Klassenerhalt gegen Köln verbunden sein, das war’s dann aber fast schon wieder!

Auch ohne Endo siegte der VfB im ersten Bundesligaspiel gegen den VfL Bochum mit 5:0. Waldemar Anton wurde neuer Kapitän, Zagadou und je zwei Mal Silas und Guirassy schossen den deutlichen Sieg heraus, der den Protagonisten eher unangenehm zu sein schien.

Das Wörtchen Demut hörte man nicht nur aus des Trainers Mund, alle warnten vor einer zu großen Erwartungshaltung. Bemerkenswert war, dass Guirassy nach dem Spiel im Mannschaftskreis das Wort ergriff und die Truppe auf die kommenden Aufgaben, die zwangsweise ohne den bisherigen Kapitän Endo bewältigt werden mussten, einschwor, und sich, wenn es noch eines Beweises bedurfte, spätestens da zu einem absoluten Führungsspieler beim VfB aufschwang.

Dinos Mavropanos fehlte schon gegen Bochum und wechselte kurz darauf zum Conference League Sieger West Ham United. Nicht gerade die ganz große Hausnummer, doch, was soll’s, Reisende soll man nicht aufhalten. Der Grieche war, im Gegensatz zu Endo, schon einer, dem der VfB nie gut genug zu sein schien, so dass sein Abgang weder sonderlich überraschte, noch schmerzte.

Am Tag des Leipzig-Spiels wurde der mutmaßliche Nachfolger von Endo auf der Doppel-Sechs verpflichtet, Angelo Stiller. Der 22-jährige, der sämtliche Nachwuchsmannschaften des FC Bayern durchlaufen hat, kam von der TSG Hoffenheim und hat dort trotz seines jungen Alters bereits 47 Bundesligaspiele bestritten. Wie Jeong, hat auch Stiller bereits unter Sebastian Hoeneß trainiert und das sowohl bei den Bayern-Amateuren, als auch in Hoffenheim.

Als Hoeneß rief, stand für Stiller fest, dass er dem Lockruf seines Mentors folgen wollte, eine Konstellation, die den Wechsel wohl erst möglich machte. Zum einen war er bei Hoffenheim kein Wechsel-Kandidat, zum anderen hätte man ihn zu diesem Preis wohl auch nicht bekommen, wenn der Spieler selbst nicht seinen Wechsel vehement forciert hätte.

Ich finde solche Konstellationen spannend, wenn ein Trainer Spieler hat, die ihm, wohin auch immer, folgen wollen. Beide Parteien wissen, was sie aneinander haben, Hoeneß wusste offenbar, dass Stiller DAS Puzzleteil ist, das ihm noch fehlt. So sehr man Endo mochte, wer redet heute noch von ihm, wer vermisst ihn ernsthaft. Stiller schwang sich in kürzester Zeit zum Taktgeber und Spielmacher auf und ist für mich neben Nübel der beste Transfer seit Jahren.

Nach dem 1:5 in Leipzig trotz einer sensationell starken ersten Halbzeit machten die Brustringträger auch beim zweiten Heimspiel gegen den einstigen Angstgegner SC Freiburg kurzen Prozess. Wieder hieß es 5:0! Und wieder hieß es, der VfB sei auf einen Gegner mit einem rabenschwarzen Tag getroffen. Diese Betrachtung von außen sollte den VfB noch weit in die Vorrunde hinein begleiten.

Noch vor dem Freiburg-Spiel, am letzten Tag der Transferperiode, zog es Borna Sosa zu Ajax Amsterdam. Sven Mislintat, damals noch in Diensten von Ajax, erinnerte sich offenbar an seine Zusage im Abstiegskampf, Sosa solle doch bitte bleiben, und er könne dann noch immer bei entsprechendem Angebot wechseln. Da möchte ich nicht wissen, was unter der Hand lief, um in grauer Vorzeit gegebene Zusagen einzuhalten, möglicherweise mit ein Grund, weshalb Mislintat mit Schimpf und Schande von Ajax davon gejagt wurde.

Letztlich für mich, ähnlich wie bei Dinos, endlich der Abgang. Ständige Wechselgerüchte nerven, außerdem ist es nicht gerade leistungsfördernd, wenn man mit den Gedanken permanent quasi schon weg ist und seinen Teamgefährten den Eindruck vermittelt, dass sie ja eigentlich unter ihrem Niveau sind. Einen Zugang gab es auch noch zu vermelden, Anthony Rouault, dessen Leihe sich inzwischen zu einer Festverpflichtung gewandelt hat, kam aus Toulouse zum VfB.

Nach dem überragenden Sieg gegen den SC Freiburg folgte zunächst einmal die Länderspielpause. War es „früher“ ein Problem, wenn der Flow durch diese unsäglichen Pausen unterbrochen wurde, macht der VfB in dieser Saison einfach weiter.

Beim Abstiegskandidaten Mainz 05 zeigte sich der VfB widerstandsfähig und bewies nach dem Ausgleich Comeback-Qualitäten, so dass durch drei Guirassy-Tore der erste Auswärtssieg der Saison heraussprang. Dabei zeigte der Guineer seine Vielseitigkeit, in dem er ein Tor mit rechts, eines mit links und eines mit dem Kopf erzielte. Vor allem vom 1:2 bin ich bis heute angetan, als er wie eine Gazelle enormen
Gleichgewichtssinn bewies und nach schöner Vorarbeit von Mittelstädt Zentner im Mainzer Tor umkurvte und überlegt einschob. Damit stand Guirassy nach vier Spieltagen bereits bei acht (!) Saisontoren.

Danach siegte man Freitagabends gegen Darmstadt 98 mit 3:1. Auch da bewies die Mannschaft Widerstandsfähigkeit und kam nach frühem 0:1-Rückstand schnell zurück. Biss man sich vor nicht allzu langer Zeit noch gegen tiefstehende Gegner die Zähne aus, ist mittlerweile eine spielerische Leichtigkeit und auch Geduld vorhanden, jeden Gegner auseinander zu spielen.

Und wenn’s vielleicht mal schwierig wird, packt Guirassy von der Strafraumgrenze und quasi aus dem Stand den Hammer aus. Ich stand im Stadion und dachte nur „Wow“. Da blieb einem echt die Spucke weg.

In Köln, gegen den dritten Abstiegskandidaten in Folge, hielt der VfB den Kölner Angriffsbemühungen stand und es trat erstmals Deniz Undav als Torschütze in Erscheinung, und das gleich doppelt.

Wenn’s läuft, dann läuft’s halt, auch in Spielen, in denen man nicht unbedingt besser ist als der Gegner. Köln war so ein Spiel, das man in den Vorjahren wohl verloren hätte. Der VfB unter Hoeneß will immer gewinnen. Das war beileibe nicht immer so. „Früher“ hätte man vermutlich in einem zähen Spiel versucht, das 0:0 über die Runden zu bringen, um am Ende doch noch den Knockout hinnehmen zu müssen.

Vor der nächsten Länderspielpause stellte sich der VfL Wolfsburg im Neckarstadion vor. Mannschaften von Nico Kovac sind traditionell schwer zu bespielen, erst recht, wenn man in Rückstand gerät. 70 Minuten lang sah der VfB quasi kein Land gegen diszipliniert verteidigende Wölfe, ehe die große Guirassy-Show einsetzte.

Wie schon in Mainz war ich tief beeindruckt, von der Entwicklung und auch der Führungsstärke, die bei Guirassy eingesetzt hat. In einem Spiel, in dem wirklich gar nichts ging, holte er den Elfmeter heraus, der den Wendepunkt markieren sollte. Wie er das tat, war für mich an Cleverness kaum zu überbieten. Die Szene hatte ich durch meinen Platz in der Untertürkheimer Kurve gut im Blick. Für mich sah es so aus, dass er nicht zwingend abheben musste. Es ratterte aber wohl eine Zehntelsekunde lang in seinem Kopf, da er einen Tritt gespürt hatte, ehe er sich hinwarf, im Wissen, dass die Szene gecheckt werden würde. So gab es den Elfmeter, den er in Panenka-Manier versenkte. Ähnlich elegant wie beim 2:1 in Mainz erzielte er auch das 2:1 gegen die Autostädter, ehe er seine Top-Leistung krönte und fast wie früher Jay-Jay Okocha die halbe Abwehr narrte und überlegt zum 3:1 einschob.

Für mich stellte dieses Spiel einen Wendepunkt dar. Ich ließ mir zwar die Ergebnisse bislang bzgl. leichtem Startprogramm nie kleinreden. Es gibt ja viele sinnbefreite Fußball-Floskeln, an einigen ist jedoch auch Wahres dran. Ein Gegner spielt immer so stark, wie man es selber zulässt, ist bspw. so eine Floskel, mit der sich die bisherige Serie erklären ließ. Kein einziges Bundesligaspiel ist eine Selbstverständlichkeit, es zu gewinnen, deshalb war ich auch vor dem Wolfsburg-Spiel schon sehr angetan von der bisherigen Saisonleistung. Wolfsburg aber war ein Spiel, wo Resilienz gezeigt wurde. Es war mitunter verdammt schwierig, den Spagat zu schaffen, zwischen Rückstand aufholen und sich ja kein zweites Gegentor einzufangen. Es war greifbar, wie die Truppe nach Lösungen suchte, wie sie sich rein arbeitete, wie sie sich abarbeitete am Gegner, um ihn schlussendlich zu killen. Ab da war klar, dass die bisherigen Ergebnisse kein Zufall mehr sein können und dieses Team in dieser Saison mit dem Abstiegskampf nichts zu tun haben würde.

Sebastian Hoeneß hat einen Spielstil beim VfB etabliert, der in der Liga, von Leverkusen abgesehen, seines Gleichen sucht. Lassen wir mal die Neuzugänge außen vor, doch, was hat Hoeneß mit den Jungs gemacht, die bereits hier waren? Jahrelang regte ich mich über technische Unzulänglichkeiten auf, regte mich auf, wenn ein 5-Meter-Pass zehn Meter vom Fuß wegspringt, wenn einfachste Bälle nicht an den Mann gebracht werden, dass man nur am hinterherlaufen war, dass Torchancen Mangelware waren, etc. pp.

All das hat sich ins Gegenteil umgekehrt, der VfB hat Passmaschinen herangezüchtet, hat eine überragende Raumaufteilung, es finden sich immer Anspielstationen, meist sogar mehrere, es werden Torchancen kreiert und, wenn mal nicht alles nach Wunsch funktioniert, verliert das Team nicht den Kopf und spielt geduldig seinen Stiefel weiter.

Hoeneß hat jeden Spieler besser gemacht. Millot möchte ich da gar nicht aufführen in dem Zusammenhang, der war für mich schon immer ein überragender Fußballer, leider vorher eben mit den falschen Trainern. Welche Entwicklung aber Führich und Karazor in dieser Saison durchlaufen haben, ist für mich unbegreiflich. Beide haben schon immer hier und da gewisses Potential gezeigt, waren aber zu inkonstant und vor allem Führich zu oft in der Entscheidungsfindung falsch gelegen.

Chris Führich ist mittlerweile Nationalspieler geworden und gibt dem VfB-Spiel wertvolle Impulse. Er hat das Gespür, wann er Linie gehen und wann nach innen ziehen muss und hat jetzt schon mehr Scorer-Punkte gesammelt, als in seinen bisherigen Jahren beim VfB.
Karazor genauso. Wie schlecht sah man sich aufgestellt, als Endo von heute auf morgen den Verein verließ. An der Seite von Stiller machte Karazor jetzt noch einen riesen Schritt nach vorn und ist aus der Stammelf nicht mehr wegzudenken.

Ich gebe es gerne immer wieder und unumwunden zu. In den Jahren, am Rand der Zweitklassigkeit, waren Führich und Karazor die Spieler, die genau das verkörperten. Ich bezeichnete beide als typische Zweitligaspieler, für die die Bundesliga eine Nummer zu groß sei. Dass sie eine solche Entwicklung nehmen und vor allem, dass ein Trainer eine derartige Steigerung bewirken kann, ist für mich genauso unglaublich wie faszinierend.

Außer Nübel, dem perfekten Torwart für diesen Ballbesitzfußball ist natürlich auch Angelo Stiller ein absoluter Volltreffer. Der Junge ist Taktgeber und Spielmacher zugleich und hat ein Gefühl für den Ball und den Raum, wie ich es selten bei einem Spieler seines Alters gesehen habe. Zudem ist er technisch und taktisch auf allerhöchstem Niveau, so dass auch an ihm der Bundestrainer über kurz oder lang nicht mehr vorbeikommen wird.

Unter Hoeneß ist der VfB brutal variabel geworden und in der Lage situativ sein Spielsystem anpassen. Eine sehr wichtige Rolle nimmt hier aber immer der Torwart ein, der auch mal eine halbe Minute mit dem Fuß auf dem Ball stehen bleibt, wenn auf dem Feld keine Bewegung ist. So wird der Gegner herausgelockt, ehe einer der immer anspielbaren Verteidiger ins Spiel eingebunden wird und den Ball weiter trägt. Sei es zurück zum Torwart oder, wenn sich Lücke bieten, schnell nach vorne. Der VfB hat so einen Spielstil entwickelt, der ganz eindeutig die Handschrift des Trainers trägt.

Auch aus dieser Länderspielpause kam der VfB mit einer Selbstverständlichkeit raus, die langsam schon unheimlich wurde. Bei Union Berlin gelang der erste Sieg überhaupt in Köpenick. Großer Wermutstropfen allerdings die Verletzung von Serhou Guirassy. Zunächst bereitete er sein 0:1 noch selbst vor, indem er zu Rouault passte, der wiederum punktgenau flankte und Guirassy dann per Kopf traf. Danach musste er mit einer Muskelverletzung raus und sollte die nächsten Spiele ausfallen. Silas und Undav erzielten die weiteren Tore beim verdienten 0:3. Gerade auf Letzteren würde es nun erstmals so richtig ankommen.

Die Heimniederlage gegen Hoffenheim gab all jenen Nahrung, die schon munkelten, ohne Guirassy sei der VfB allenfalls nur die Hälfte wert. Wie wenn man dies noch unterstreichen wollte, verschoss Undav nach einer halben Stunde beim Stand von 0:2 übermotiviert einen Elfmeter. Dennoch war man zu jeder Zeit gut im Spiel und verlor bei 23:7 Torschüssen unglücklich und unverdient.

Als das danach folgende Bundesligaspiel (zuvor gab’s ein 1:0 im Pokal gegen Union Berlin) in Heidenheim ebenfalls verloren wurde, wurden bei Hoeneß bereits Parallelen zu seiner Hoffenheim-Zeit gesucht, in der er den Absturz nach gutem Start und dem Rutschen in eine Negativspirale nicht mehr verhindern konnte. Auf der Ostalb war es klar, dass es eine ganz unangenehme Aufgabe werden könnte und sich ein Spiel dort auch nicht gerade nach Bundesliga anfühlt.

Zudem spielte den Heidenheimern dann auch noch das nasskalte Ostalb-Wetter in die Karten, just in der Übergangszeit, als vom Winter in Stuttgart noch keine Spur war. Und doch muss der VfB per Elfmeter in Führung gehen (diesmal verschoss Silas) und hätte in der Nachspielzeit durch den Debütanten Raimund fast noch den Ausgleich erzielt. Ein Spiel also, das man auch nicht verlieren musste, wenngleich der Heidenheimer Sieg auch nicht unverdient war. Ein schlechteres Spiel darf man dieser Mannschaft schon auch mal zugestehen.

Einen kleinen Hoffnungsschimmer gab es vor der Partie gegen Borussia Dortmund zu vermelden. Serhou Guirassy saß bereits wieder auf der Bank. Ob als Finte, um den gegnerischen Trainer etwas zu verunsichern oder als ernsthafte Option, man wird es sehen. Wer bis zum Dortmund-Spiel noch geglaubt hatte, der VfB hätte seine Punkte gegen formschwache Gegner eingeheimst oder spiele konstant über seine Verhältnisse, sah sich während des Spiels eines Besseren belehrt.

Selten hab ich es erlebt, dass ein Dortmunder Team so hergespielt wurde. Zunächst verschoss Führich noch in der Anfangsphase den dritten Elfmeter in Folge.

Doch, auch das warf den VfB nicht aus der Bahn. Er spielte Dortmund an die Wand, nahezu die kompletten 90 Minuten über. Dennoch ging der BVB in der 36. Minute in Führung, als der ansonsten so stabil gewordene Ex-Dortmunder Zagadou kurzzeitig seine langen Haxen nicht sortiert bekam und Füllkrug dankend einschob. Dieser Nackenschlag bewirkte weder beim BVB, dass er vielleicht etwas mehr am Spiel teilnehmen wolle, noch beim VfB, dass man den Kopf in den Sand stecken würde.

Undav gelang noch vor der Pause der hochverdiente Ausgleich. Mitte der zweiten Halbzeit dann wurde Guirassy unter tosendem Applaus eingewechselt und wurde prompt zum Matchwinner. Silas holte mit seiner Schnelligkeit den zweiten Elfer im Spiel heraus, den Guirassy scharf und sicher verwandelte. Besser so, kein Panenka gegen Kobel, den einzigen Dortmunder mit Normalform. Am Ende standen 22:5 Torschüsse und ein hochverdienter Sieg gegen den Beinahe-Meister.

Danach war wieder Länderspielpause. Diesmal jedoch nicht für uns. Das erste Auswärtsspiel in Berlin gegen die Türkei ersparten wir uns noch, beim zweiten Auftritt in Wien gegen Österreich waren wir dann aber zugegen. Die letzten Länderspiele hab ich meist nur nebenher, auf dem Handy daddelnd, verfolgt.

Nun, erstmals seit langem wieder ein Spiel in voller Länge, das mich wirklich erschüttert hat. Ein Spiel wie zu düstersten VfB-Zeiten, keiner wollte den Ball, jeder versteckte sich, keine Führung auf dem Feld.

Schon da sagte ich, dass, wenn es denn etwas mit der Euro im eigenen Land werden soll, das Gerüst der Truppe aus den formstärksten Teams der Liga, dem VfB und Bayer 04 Leverkusen, gebildet werden müsse. Wie es aussieht, hat mich der Bundestrainer erhört, wenn man sich die letzte Nominierung ansieht.

Nach der Pause trat der VfB bei der Frankfurter Eintracht an, die sich anschickte die Europapokal-Plätze anzugreifen. Kaum angepfiffen, führte der VfB auch bereits 0:1 durch Undav. Der Ausgleich wurde einmal mehr gut weggesteckt und kurz vor der Pause mit dem 1:2, wiederum durch Undav, wurden die Weichen auf Sieg gestellt.

Nach diesem Spiel wurde nach meinem Empfinden zum ersten Mal „Europapokal, Europapokal, nach all der Scheiße, geht’s auf die Reise, Stuttgart International“ intoniert und das in den Katakomben in Dauerschleife, so dass wir fast noch unseren Zug zurück nach Stuttgart verpasst hätten. Einfach nur geil! Dann wurde Bremen eine Lehrstunde erteilt und viel zu niedrig mit „nur“ 2:0 besiegt, ehe das Pokal-Achtelfinale gegen Borussia Dortmund auf dem Plan stand.

Man hätte sich durchaus ein leichteres Los gewünscht und konnte es sich auch nicht so richtig vorstellen, dass wir die Dortmunder ein zweites Mal so klar dominieren könnten.

Ich hatte schon ein wenig Bammel vor dem Spiel und dachte an den angeschlagenen Boxer, nachdem wir sie wenige Wochen zuvor so demütigten. Doch, es entwickelte sich fast ein Spiel auf ein Tor und als es zur Pause immer noch 0:0 ließ ich mich zum Ausspruch hinreißen, der VfB müsse sich doch endlich belohnen. Das aus meinem Munde, wie sehr hat mich der Spruch von VfBlern in der Vergangenheit aufgeregt, wenn sie in 90 Minuten ein oder zwei Mal aufs Tor schossen und danach meinten, sie hätten sich nicht belohnt. Da fragte ich immer, für was belohnt, zum Teufel?

Anders in dem Spiel. Wie man im Bundesligaspiel gesehen hat, reicht eben ein Aussetzer um ins Hintertreffen zu geraten. Dieser passierte zum Glück nicht. Guirassy traf zehn Minuten nach der Pause und Silas machte schließlich den Deckel drauf. Ein hochverdientes Weiterkommen und die große Chance, endlich mal wieder weit zu kommen, nachdem die Bayern und Leipzig schon draußen waren. Leider bescherte uns die Losfee aber die Übermannschaft dieser Saison, Bayer Leverkusen.

Just jenes Leverkusen war dann auch der nächste Bundesligagegner. Man konnte fast schon von einem Giganten-Treffen reden. Das Top-Spiel war seit langem mal wieder eines, das den Namen echt verdiente. Ein rasantes Spiel, eine abartig geile erste Halbzeit vom VfB, eine bessere von Leverkusen in der zweiten, und fertig war das leistungsgerechte Unentschieden. Für mich war ausschlaggebend, dass der VfB in der zweiten Halbzeit nicht an die Leistung der ersten herankam, das kräftezehrende Pokalspiel. Gegen Dortmund dachte ich schon weit in der ersten Halbzeit, dass es fast unmenschlich sei, was die Jungs da laufen und auf dem Rasen abrissen. Im Pokalspiel hielten sie das Tempo über 90 Minuten hoch, deshalb denke ich, dass gegen Leverkusen irgendwann mal die Körner gefehlt haben. Es sei ihnen zugestanden. Ganz Fußball-Deutschland schwärmt mittlerweile von unserer geilen Truppe.

Dann ging es noch zu den zu den Bayern, wo es leider nichts zu ernten gab. Ausschlaggebend ganz sicher das frühe Tor schon in der 2. Minute nach katastrophalem Fehlpass von Karazor. Wenn so früh sämtliche Pläne über den Haufen geworfen sind, und das auch noch bei den Bayern, ist es schwierig dort Zählbares mitzunehmen. Zudem tat Tuchel das, was sich bislang die wenigsten trauten, und überhaupt nicht bayernlike ist. Er passte die Spielweise an die unsrige an und tat uns nicht den Gefallen, sich locken zu lassen. Muss man akzeptieren, wenngleich eine Niederlage bei den Bayern jetzt auch nicht ganz uneingeplant war.

Gegen Augsburg gab’s zum Jahresabschluss unter der Woche dann noch einen deutlichen 3:0-Sieg. Bezeichnend, dass sich unser magisches Dreieck, namentlich Undav, Guirassy und Führich, in die Torschützenliste eintrug und sich der Augsburger Kapitän Demirovic hinterher zur Aussage hinreißen ließ, er wäre noch nie so hergespielt worden.

Klang fast wie ein Bewerbungsschreiben, als er noch hinterherschickte, wie geil es zu beobachten sei, wie man mit Plan, Geschick und den richtigen Spielern die Trendwende vom Abstiegskandidaten zu einem Top-Team werden könne. Aus der Aussage sprach ehrliche Hochachtung und der Wunsch, dass die Truppe so zusammen bleibt und die Liga noch länger so begeistern möge. Chapeau!

Der Abschluss der Vorrunde verlief dann weniger nach Wunsch. Dieser fand bereits im Januar bei Borussia Mönchengladbach statt.
Wie in München wurde es nach dem 1:0 in der 1. Spielminute schwierig gegen kompakt verteidigende Gladbacher, zumal in der 19. Minute auch schon das 2:0 fiel.

Man kam dann durch Vagnoman in der zweiten Hälfte heran, doch zum Ausgleich reichte es nicht mehr. In der Nachspielzeit fiel dann noch das 3:1. Ungünstiger Jahresauftakt, wohl deshalb, weil auf ein Trainingslager verzichtet wurde und unsere Ansprache an die Jungs offenbar fehlte. ;-)

Der Rückrundenauftakt fand dann im Bochumer Ruhrstadion statt. Bochum ist immer ein Highlight, deshalb drücke ich dem VfL auch immer die Daumen, dass sie in der Liga bleiben.

Wo hat man das sonst noch, ein Stadion mitten in der Stadt, Kneipen drum rum, kleines, enges, fast britisches Stadion und eine Fangemeinde, die zwischen den Riesen Dortmund und Schalke, ihr Dasein fristet und extrem mit dem VfL durch dick und dünn geht. Finde ich geil!
Das Spiel war leider weniger geil, es setzte die zweite Niederlage in Folge. Die Halbzeit dauerte über ein Stunde lang, weil es Diskussionen um eine Fahne im Gästeblock gegeben hat, die angeblich die Öffnung eines Fluchttores verhindert hätte.

Das war natürlich Humbug, wir beobachteten bereits vor dem Spiel, dass sich Feuerwehrleute demonstrieren ließen, dass die Türe auf geht. Wer da während der ersten Halbzeit aus dem Tiefschlaf fiel und wem nichts Besseres einfiel, als, der Banner muss weg, man weiß es nicht.
Offenbar gab es Zuständigkeitsprobleme, oder, auf deutsch, die rechte Hand wusste nicht, was die linke macht. Der schwarze Peter wurde natürlich mal wieder den pösen Ultras zugeschoben, meiner Meinung nach hat sich hier keine Partei mit Ruhm bekleckert.

Als wir uns schon mit einem Spielabbruch auseinandersetzten und uns „freuten“, womöglich noch ein zweites Mal ins Ruhrstadion zu dürfen, wurde das Spiel fortgesetzt. Die Ungewissheit und lange Pause haben dem VfB jedoch nicht gut getan und so fiel das letztlich entscheidende 1:0 kurz nach Wiederanpfiff.

Erneut zwei Niederlagen in Folge, die nicht hätten sein müssen, und wieder ein VfB, der aus dieser Misere gestärkt zurück kam.

Nachdem im Dezember der Investoren-Deal der Bundesliga in geheimer Abstimmung abgesegnet und Stimmen laut wurden, die Abstimmung sei nicht mit rechten Dingen zugegangen, gell, Herr Kind, standen die folgenden Spiele im Zeichen von enormen Fanprotesten, die teilweise fast in Spielabbrüche mündeten.

Diese erschwerten natürlich die Planung, vor allem was Auswärtsspiele anging, waren letztlich aber fast durchweg friedlich, von hoher Kreativität geprägt, und führten schließlich auch zu einem vorläufigen Ende der Diskussionen, in dem die DFL für sich beschied „so kann es nicht weitergehen“ und den Deal bis auf Weiteres abblies.

Natürlich war es auch für die Spieler unbefriedigend und führte zu Brüchen im Spiel, oft auch von dem vom VfB, aber, Ende gut, alles gut! Insgesamt hatte ich den Eindruck, wie auch bei den Diskussionen um die Fahne in Bochum, dass sich der geneigte Fernsehzuschauer mehr darüber echauffierte als das Publikum im Stadion, welches die Situationen besser einordnen konnte.

Gegen Red Bull Fuschl setzte der VfB dann das nächste dicke Ausrufezeichen in dieser hervorragenden Saison. Guirassy, Ito und Jeong weilten weiter bei Afrika- und Asien-Cup, so dass Undav mal wieder in die Bresche springen musste und dies mit einem Dreierpack eindrucksvoll tat. Zuvor hatte Millot den VfB per Strafstoß in Führung gebracht, der erste verwandelte Elfer, der nicht von Guirassy geschossen wurde. RB kam zwei Mal vors Tor und nutzte beide Chancen. Bei 18:4 Torschüssen hätte der Sieg noch weitaus höher ausfallen können. Erwähnenswert auch noch, dass dem bereits als Chancentod verschrieenen Leweling sein erstes Tor für den VfB glückte. Damit ließ man also dem nächsten Topteam der Liga keine Chance und bezwang zudem den Brauseclub zum allerersten Mal in der Bundesliga. Dieser VfB pulverisiert diese Saison einfach jede Serie.

In Freiburg, vor dieser Saison auch noch ein Angstgegner, führte man durch Undav und Führich bereits nach 7 Minuten mit 0:2. Als man nach 18 Minuten auch noch in Überzahl spielte, war es fast klar, dass nichts mehr anbrennen würde und man sich so langsam für den Pokal-Kracher in Leverkusen schonen kann. Ganz so einfach wurde es dann nicht. Der Anschluss kurz vor der Pause saß, es dauerte noch bis zur 75. Minute ehe Mittelstädt frech über den Freiburger Keeper lupfte und den Deckel drauf machte. Dieser Sieg stand im Zeichen der Anteilnahme an der schweren Verletzung von Daxo Zagadou. Der Pechvogel, zuletzt mehr und mehr DER Turm in der Schlacht, zog sich erneut einen Kreuzbandriss zu und fällt den Rest der Saison aus.

Inzwischen war der VfB in aller Munde und das Pokal-Spiel gab es natürlich im Free-TV zu bestaunen. Auch dieses Spiel hielt, was es versprach. In atemberaubendem Tempo lieferten sich die beiden spielerisch besten Teams der Saison einen offenen Schlagaustausch und ein Duell auf Augenhöhe.

Trotz zweimaliger Führung durch Anton und Führich zog man in letzter Minute den Kürzeren, weil Tah einen Kopfball in die Maschen setzte. Sehr ärgerlich dabei, dass Andrich mit Gelb-Rot vom Platz fliegen muss, kurz bevor er den 1:1-Ausgleich erzielte.

Wie schon beim Halbfinale gegen Frankfurt hieß der Schiedsrichter Schlager, der offenbar zum zweiten Mal selbst bestimmen wollte, wie ein Pokalspiel verdammt nochmal entschieden werden soll. Was – erlaube – Spieler!

Beim Halbzeit-Interview stand Rudi Völler, bis vor kurzem bei Bayer 04, mittlerweile DFB-Sportdirektor, Rede und Antwort. Und, er schwärmte vom VfB in höchsten Tönen, dass es außergewöhnlich sei, ein so gut spielendes Team mit derart vielen deutschen Spielern.

Und, dass er es sich gut vorstellen könne, dass „einige“ bei der nächsten Kader-Nominierung dabei sein könnten. Da sich Völler und Nagelsmann sicherlich auch über Personalien austauschen, war es mir fortan fast klar, dass sich der Wind drehen würde, was die Nominierungen angeht. Weg von einstigen Stützen, hin zu formstarken und gierigen Jungs, die ihr letztes Hemd für einen Einsatz im Trikot mit dem Bundesadler geben würden.

Danach folgte wieder der Abstiegskandidaten-Dreierpack mit Siegen gegen Mainz 05 und in Darmstadt, sowie einem Remis zuhause gegen den 1. FC Köln. Natürlich sollte man nicht zufrieden sein, wenn der Dritte gegen den Drittletzten zuhause nicht gewinnt.

Aber, wir sind gebrannte Kinder und können uns nur zu gut daran erinnern, dass wir solche Spiele in der Vergangenheit eher verloren haben. Hoffnung stiftend war zudem die schonungslose Offenheit und Selbstkritik der Jungs, die sich selbst ein arrogantes Spiel attestierten. Ich sah das Unentschieden jedenfalls nicht als Beinbruch an, vor allem auch, weil man ja aus einer guten Serie kommt. Klar, hätte man in Darmstadt verloren, wäre ein Sieg Pflicht gewesen, so aber, Shit happens. Man kann schließlich auch nicht jedes Spiel gewinnen!

Das tat man dann aber auch schon wieder in Wolfsburg in überzeugender Manier. Guirassy, längst wieder vom Afrika-Cup zurück, per Doppelpack, sowie der immer stärker in Form kommende Vagnoman, auch so ein Kandidat für die Nationalelf, steuerten die Tore zum 2:3 in der Autostadt bei.

Danach schlug man Union Berlin zum dritten Mal in dieser Saison und gewann beim Heimspiel in Sinsheim mit 0:3. Damit revanchierte man sich nicht nur für die Hinspielniederlage, sondern legte einen Auftritt hin, der einer neuerlichen Machtdemonstration glich. Auf dem Platz gedemütigt, auf den Rängen sowieso, meldet Euch am besten ab liebe Dorftrottel und erspart euch weitere peinliche Auftritte auf den Rängen.
Die Dominanz auf dem Rasen war frappierend, das Spiel kann gut und gerne auch 0:8 ausgehen, vor allem nach der ersten Halbzeit muss man eigentlich mit 5:0 in Führung liegen.

Nun also die nächste Länderspielpause. Die Spatzen pfiffen es bereits von den Dächern. Sage und schreibe vier Nationalspieler, die gegen Frankreich in der Schlussphase gar alle zusammen auf dem Platz standen, stellt der VfB auf einmal. Natürlich ist das der Verdienst von Sebastian Hoeneß und seinem Team.

Maxi Mittelstädt, 500.000-Euro-Schnäppchen von der Berliner Hertha, schoss gar sein erstes Länderspiel-Tor und war Spieler des Spiels beim 2:1 gegen die Niederlande. Er dürfte seinen Stamm- und Startplatz bei der Euro im eigenen Land sicher haben, vorausgesetzt natürlich, er verletzt nicht und bricht leistungsmäßig nicht ein. Selbiges gilt für die anderen Nominierten. Führich wird wohl auch ziemlich sicher dabei sein, bei Undav und Anton habe ich auch ein gutes Gefühl.

Es waren ja nicht nur die zwei Siege und eine deutliche Leistungssteigerung gegenüber den letzten Länderspielen. Es war auch ein neuer Teamspirit erkennbar, auch was die Reservisten anging und da bringen unseres VfBler vieles mit, was jeder Mannschaft gut tut.

Zum einen herrscht auch beim VfB derzeit eine überragende Atmosphäre, die die Jungs in die Welt hinaustragen. Nagelsmann hat ja bereits angekündigt, dass sich der Kader nur noch in Nuancen ändern dürfte, von daher ist die Hoffnung groß, dass alle vier VfBler, und dafür lediglich ein Dortmunder dabei sein werden.

Wäre schön, Nagelsmann zöge diese Linie durch. Die Dortmunder stehen für mich schon seit langem für eine gewisse Loser-Mentalität. Jeder für sich erhebt aber den Anspruch dann auch zu spielen, weil sie unter völliger Verblendung leiden und ihre „Leistung“ null einschätzen können.
Dortmund ist für mich seit Jahren ein Sinnbild des Champions-League-Modus, wonach man nicht einmal mehr Meister werden muss, um an die ganz großen Fleischtöpfe zu gelangen. Wenn man es sich, wie Dortmund seit Jahren, auf den Plätzen zwei bis vier bequem macht, um es hinterher als großen Erfolg zu verkaufen, egal welche großen Sprüche man vorher geklopft hat, wo soll da die Gier herkommen, auch mal Erster zu werden, wie es bei der Euro möglicherweise gefragt sein wird.

Bevor man Hummels, Schlotterbeck und Süle aus der Versenkung ausgräbt, die sich alle selbst überschätzen, sollte Nagelsmann lieber einen Anton mitnehmen, formstark, als Persönlichkeit gewachsen, der froh ist, dabei zu sein, bereit ist, wenn er gebraucht wird, und ansonsten ein absoluter Teamplayer ist.

Auf die anderen Ausgemusterten wie Emre Can und Julian Brandt kann ebenfalls getrost verzichtet werden. Das sind genau die Typen Spieler, die Deutschland dort hin gebracht haben, wo es heute im Fußball steht. Kein Biss, verstecken sich, wenn es ungemütlich wird, sprich, die braucht kein Mensch bei dieser Nationalmannschaft.

Mit dem, was bei den jüngsten beiden Länderspielen auf dem Platz stand, gehe ich weitestgehend d’accord. Die Kroos-Rückkehr hab ich von Anfang an gefeiert. Er ist der erfolgreichste deutsche Fußballer aller Zeiten und bis heute sehr wertgeschätzter Taktgeber bei Real Madrid.
Auf ihn zu verzichten, wäre großer Luxus gewesen. Kroos schwang sich im wahrsten Sinne des Wortes von der ersten Minute an zum eigentlichen Kapitän auf, wobei sich mir die Frage aufdrängt, wozu brauchen wir noch Gündogan?

Dass Nagelsmann dessen Kapitänsamt direkt nach seiner Verpflichtung bestätigt hat, damit hat er sich meines Erachtens keinen Gefallen getan. Eigentlich sollte der Kapitän immer spielen.

Mir würde es besser gefallen, Musiala rücke von links in die Mitte anstelle von Gündogan und Führich käme dafür auf links von Beginn an zum Einsatz. Wie gut er mit Mittelstädt harmoniert, sieht man jede Woche in der Bundesliga. Auch bei den Länderspielen hatte Maxi sichtlich ein besseres Gefühl, nachdem Führich eingewechselt wurde.

Mit Andrich neben Kroos kann ich gut leben, wenngleich ich auch Stiller diese Rolle zutrauen und gönnen würde. Kimmich auf rechts hat ganz ordentlich gespielt. Erstmals seit Jahren hatte ich bei ihm den Eindruck, dass auch er um seinen Platz sprichwörtlich kämpft und genau erkannt hat, was die Stunde geschlagen hat. Diese Länderspiele haben Hoffnung gemacht, ich freue mich auf die Euro und werde bei den Deutschland-Spielen im Stadion sein.

So gut es auf dem Rasen läuft, es wäre nicht der VfB, wenn es nicht doch Theater geben würde.

Vereinsmeier sehen die 50+1-Regelung in Gefahr bzw. schon untergraben, die Investorenseite sah sich hingegen nicht in der Lage mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Claus Vogt zusammenzuarbeiten und ließ sich VOR der Fixierung des sog. Weltmarkenbündnisses zusichern, dass Vogt auf den Vorsitz verzichten solle, was dieser offenbar zugesichert hat, um den Deal nicht zu gefährden.

Diese Zusage hätte Vogt so nie treffen dürfen, ohne sich das Votum der Mitglieder einzuholen. Ob ihm das nicht klar war, oder ob er bewusst Nebelkerzen gezündet hat, um jetzt, wo der Deal in trockenen Tüchern ist, zurückzurudern, beides wäre extrem unprofessionell und eines Aufsichtsratsvorsitzenden einer AG nicht würdig.

Die Cannstatter Kurve, man beachte, nicht „nur“ die Ultras, hat ein bemerkenswertes Statement herausgegeben und fordert das gesamte Präsidium zum sofortigen Rücktritt auf. Diese Erklärung wurde von unzähligen offiziellen Fanclubs unterzeichnet, was unterstreicht, dass es sich dabei schon um eine breite Meinung handelt.

Die Statements, offene Briefe, Interviews, etc. überschlagen sich in den letzten zwei Wochen. Es ist dabei immer schwierig, richtig einzuordnen, wem man überhaupt noch Glauben schenken darf, wo Intrigen gesponnen oder gar Verschwörungstheorien in die Welt gesetzt werden. Claus Vogt bspw. hat offenbar ohne Absprache mit Verein und Medienabteilung in einem Interview für den Kicker zum Rundumschlag ausgeholt und quasi alle als Intriganten, die ihn los werden möchten, tituliert. Ob Investoren, Vorstand oder Präsidiumskollegen, alle sind die bösen, nur der kleine Claus, der nicht. Damit erweckt er den Eindruck des Geisterfahrers, dem „hunderte“ entgegen kommen.

Der Vorstand um Alex Wehrle und Rouven Kasper hat sich dann gestern in den Stuttgarter Nachrichten einem Interview gestellt und in bislang nicht gekannter Form scharf gegen Vogt geschossen. Dass Vogt dem VfB durch sein Verhalten in letzter Zeit und vor allem das Interview im Kicker großen Schaden zugefügt hat, sehe ich genauso. Er täte gut daran, nicht weiter an seinem Stuhl zu kleben und den Weg für einen Neuanfang in den Gremien freizumachen, wenn ihm denn tatsächlich etwas am VfB liegt. Es dürfte die einzige Möglichkeit sein, die Situation zu befrieden, um sich wieder gänzlich dem in dieser Saison so ausgezeichnet vorgetragenem Sport zu widmen.

Das Bild, das der VfB nach außen abgibt, ist erbärmlich und an Peinlichkeiten kaum zu überbieten. Fußball-Deutschland rätselt, wie es sein kann, dass ein sportlich so auftrumpfender Verein wie der VfB Stuttgart, sich gerade jetzt in den Gremien selbst zerlegt. Wenn Vogt das einzige Problem ist, soll er zurücktreten, am besten noch vor dem Heidenheim-Spiel.

Da sind nämlich Protestaktionen zu erwarten, über deren Dimension nur gemutmaßt werden kann. Hat es sich mit deutlichen Bannern in Richtung Vereinsführung und Gremien, oder stört man den Ablauf massiv? War der Aufruf „alle in schwarz“, den es so auch noch nicht gab, schon alles und setzt man auf diesen optischen Effekt, oder gibt es einen Stimmungsboykott, zumindest in den ersten zehn Minuten, wie ich es auch schon gehört habe?

Persönlich wäre es mir lieber, man würde die Proteste nicht ins Stadion tragen, sondern lieber unter der Woche auf der Geschäftsstelle vorstellig werden, um den Forderungen (gewaltfrei) Nachdruck zu verleihen. Das so konstant performende Team auf dem Platz hat es jetzt einfach nicht verdient, durch irgendwelche unbedachte Aktionen, aus dem Konzept gebracht und runter gezogen zu werden.

Morgen steht also das letzte Spiel innerhalb des ersten Jahres von Sebastian Hoeneß an. Da ich in den nächsten zwei Wochen vermutlich weder Zeit noch einen Kopf haben werde, auch dieses noch in den Jahresrückblick zu packen, kommt dieser etwas verfrüht. Vielleicht ergänze ich ja zu gegebener Zeit noch um ein paar Zeilen.

Es steht das Duell Landeshauptstadt gegen die Ostalb an, oder auch der VfB gegen den 1. FC Heidenheim. Ich habe großen Respekt vor dem, was in Heidenheim entstanden ist und vor allem vor Frank Schmidt. Dieser leitet seit 2007 die Geschicke dort und übernahm den Club in der Oberliga. Im selben Zeitraum kommt der VfB auf sage und schreibe 23 Trainer. Daher gönne ich Heidenheim, dass sie die Klasse halten, wovon nach derzeitigem Stand auch auszugehen ist.

Nichtsdestotrotz muss natürlich für den VfB der Sieg und damit auch der Ausbau der Serie her. Der VfB kann bereits diese oder nächste Woche den sicheren Einzug nach Europa, woran ohnehin keiner mehr zweifelt, klar machen.

Wenn man aber einmal Blut geleckt hat, möchte man natürlich mehr. Auch wenn die Reisen in Conference- oder Europaleague sicherlich reizvoller sind, ist inzwischen das große Ziel die Championsleague mit ihrem neuen, durchaus interessanten, Modus. Diese würde dem VfB finanziell neue Möglichkeiten schaffen und wäre womöglich der Grundstein dafür, die Mannschaft, einschließlich der Leihspieler, zusammenhalten zu können.

Natürlich ist das dann auch eine Gratwanderung, wenn Begehrlichkeiten, was das Gehaltsniveau angeht, steigen, Stichwort Champions-League-Falle, in die wir ja schon einmal getappt sind. Ideal wären dabei Vertragsgestaltungen, die das Team an den Champions-League-Einnahmen partizipieren lassen, jedoch wieder auf ein Normalmaß schrumpfen, wenn denn nicht mehr international gespielt wird.
Um die Champions League zu erreichen, muss der VfB in den kommenden Wochen genau so weiter performen.

Dazu gehört natürlich zunächst ein Sieg gegen Heidenheim, auch wenn der VfB erstmals ohne Karazor auskommen muss. In den Zweitligaduellen siegte der VfB zwei Mal, spielte einmal remis und verlor auch einmal. Vor allem die Niederlage, ausgerechnet am Geburtstag des VfB, dem 09.09.2016, ist in schlechter Erinnerung.

Nach all den Tiefpunkten in den 2010er-Jahren war das der gefühlt tiefste Tiefpunkt, hatte aber auch etwas Gutes, nämlich, dass das Trainer-Missverständnis Luhukay danach beendet wurde. Morgen aber gehen wir als haushoher Favorit in die Partie und sollten in der Lage sein, diesen unbequemen Gegner durch unsere Spielstärke zu beherrschen und schließlich auch zu schlagen.

Es geht auch um eine gute Ausgangsposition für nächste Woche, wenn im Westfalenstadion zu Dortmund das nächste Ausrufezeichen gesetzt werden kann.

Egal, wie die Saison auch enden wird, es ist schon jetzt grandios, was Sebastian Hoeneß in kürzester Zeit aus unserem VfB gemacht hat. Der VfB hat eine Handschrift, spielt mit den schönsten Fußball der Liga, hat wieder deutsche Nationalspieler und ist in aller Munde.
Möge die Erfolgsstory weiter geschrieben werden. Ein gutes Zeichen ist natürlich auch die Vertragsverlängerung mit Hoeneß, womit den Spekulationen um ein mögliches Engagement bei den Bayern ein Ende gesetzt wurde.

Für mich war dieses Szenario ohnehin unwahrscheinlich. Hoeneß hat sich zunächst einmal mit Haut und Haaren dem VfB verschrieben und ist hier auch noch nicht fertig.

Sein Auftreten, sein Stolz nach Auftritten wie in Sinsheim, seine Niedergeschlagenheit, wenn der VfB mal nicht so performt hat, sein Verantwortungsbewusstsein für den VfB, sein Bewusstsein für die Größe der Aufgabe, all das spricht dafür, dass Hoeneß keinen Gedanken daran verschwendet, sein Wirken hier bald beenden zu wollen. Er ist geerdet, demütig und tut dem VfB einfach gut.

Dennoch ist seine Vertragsverlängerung natürlich ein wichtiges Zeichen an seine Mannschaft und an mögliche Neuzugänge, wenn jeder weiß, woran er ist, wenn der Chef Vereinsverbundenheit vorlebt.

Möge das Märchen weiter geschrieben werden, danke für ein herausragendes Jahr, Sebastian Hoeneß.

VN:F [1.9.7_1111]
Rating: 10.0/10 (1 vote cast)
VN:F [1.9.7_1111]
Rating: 0 (from 0 votes)
16. Juni 2020

Es mehren sich die Zweifel!

Nach der ersten Derbyniederlage seit 13 Jahren stellt sich mehr denn je die Frage, was seit Jahren beim VfB schiefläuft und Spieler schlechter statt besser werden lässt, wo man doch (fast) sämtliche Positionen mehrfach ausgetauscht hat. Stecken die Probleme doch tiefer, so dass ein Leistungsprinzip nach wie vor nicht möglich ist? Hatte Wolfgang Dietrich gar Recht, als er in seinem legendären Facebook-Post als Abschiedsgruß hinterherschickte „Ebenso wenig wie von denen, die sich schon seit langem an den gut gefüllten Töpfen unseres Vereins bedienen wollen.“ Wer sind „denen“?

Dabei kann es sich doch fast nur noch um dessen (ehemalige) Vorstandskollegen Heim und Röttgermann sowie Mediendirektor Oliver Schraft handeln, an dem der ehemalige Dietrich-Berater Schlittenhardt jüngst kein gutes Haar ließ. Selbst der viel gescholtene Aufsichtsrat wurde in den letzten Jahren mehrfach neu besetzt, da man dort die Wurzel allen Übels vermutete, erinnert sei nur an den einst allmächtigen Dieter Hundt, der längst Geschichte ist.

„Der Fisch stinkt vom Kopf“, so der Volksmund, doch wer hinterfragt Wirken und Einfluss derer, die die Grabenkämpfe der letzten Jahre unbeschadet überstanden haben und teilweise sogar noch aufgerückt sind?

Bernhard Heusler, der als Vorstandsvorsitzender im Gespräch war, wäre vielleicht so ein Mann gewesen, der unvoreingenommen und mit Blick von außen aufräumen hätte können, aber, wie man weiß, schwache Führungskräfte scharen schwache Kräfte um sich, so dass die Wahl auf den mutmaßlich pflegeleichteren Thomas Hitzlsperger fiel, der einfach dankbar für diese große Chance ist.

Nichts verbesserte sich nach den Personalrochaden der Vergangenheit, im Gegenteil, der Niedergang nahm an Rasanz zu und man schlittert von Tiefpunkt zu Tiefpunkt. Ein neuerlicher Tiefpunkt ist sicherlich mit der Derby-Pleite erreicht. Und ein Punkt, an dem man (wieder einmal) konstatieren muss, dass es so nicht weiter gehen kann. Sieg und Niederlage gehören zum Sport wie die Fans! Jedoch erwartet man als Fan nach einer Niederlage, dass sich das Team dagegengestemmt hat. Dies war weder gegen den KSC noch bei den acht anderen Niederlagen in dieser Zweitligasaison der Fall. Mutlos und scheu anstatt furchtlos und treu sollten sich die Kicker zukünftig auf die Fahnen schreiben.

Abgesehen davon, dass die traditionelle Einschwörung der Fans aufs Derby aus bekannten Gründen ausfiel, es ein komisches Gefühl gewesen sein musste, zum Derby in ein leeres Stadion zu fahren, muss doch ein Fußballprofi soviel Eigenmotivation besitzen, aus den Umständen das Beste zu machen und sich verdammt nochmal den Arsch aufreißen, als gebe es kein Morgen.

Es muss sich doch wie ein Geschenk anfühlen, dass man trotz einer weitestgehend desaströsen Saison noch auf dem zweiten Tabellenplatz lag und den Aufstieg vier Spieltage vor Schluss aus eigener Kraft schaffen konnte. Dass diese Chance abermals so leichtfertig aus der Hand gegeben werden konnte, begreife ich nicht. Wie kann man einen derart pomadigen und leidenschaftslosen Auftritt hinlegen? In einem Derby? Das Team konnte am Sonntag fast schon froh sein, dass keine Fans zugegen waren, diese hätten den Auftritt sicher nicht so gleichgültig hingenommen, wie es das Team tat.

Auch wenn ich kein Freund ständiger Wechsel auf verantwortlichen Positionen bin und diese Fluktuation uns erst in diese missliche Lage brachten, in der wir uns befinden, wachsen in mir die Zweifel, ob nicht schon wieder ein großer Umbruch erfolgen muss, um die Ziele des Vereins nicht dauerhaft aus den Augen zu verlieren.

Den Weg mit Thomas Hitzlsperger als starkem Mann, Diamantenauge Sven Mislintat als Sportdirektor und dem bisweilen großmäuligen Trainer Tim Walter fand ich zumindest mal mutig und interessant.

Den großen Umbruch vom letzten Sommer zu bewältigen, braucht Zeit, neuer Sportdirektor, neuer Trainer, neues Team. Geduldig hätte ich diesen Weg mitgetragen, obwohl Tim Walter sich selbst im Weg stand. Ähnlich wie einst bei Alexander Zorniger, zu dem ich auch bis zum Schluss hielt, hatte ich auch bei Tim Walter die Hoffnung, dass er nicht ganz so beratungsresistent sein und an der einen oder anderen Stelle schon noch einlenken würde. Nach meinen Eindrücken vom Sommer-Trainingslager fand ich den Typen Walter überragend. Ich hatte den Eindruck, dass er seine Spieler begeistern kann und die Mischung aus Zuckerbrot und Peitsche bei ihm passte.

Nachdem im Winter „die Mechanismen des Geschäfts“ erneut gegriffen haben und der Wunsch nach Kontinuität ad absurdum geführt wurde, wurde in Pellegrino Matarazzo ein Trainer verpflichtet, den dem Vernehmen nach eine Datenbank als (verfügbare) Optimalbesetzung für den VfB ausgespuckt hatte.

Mislintat beteuert, dass er noch immer der richtige Trainer für den VfB sei und hebt seine Sozialkompetenz hervor, blöd nur, dass die Ergebnisse und das Spiel auf dem grünen Rasen keine rationalen Gründe liefern, auf Teufel komm raus an diesem Trainer festzuhalten. Nach Walters Entlassung bin ich schmerzfrei, was einen zweiten Trainerwechsel angeht und bin sogar der Meinung, dass der Aufstieg nur noch geschafft werden kann, würde noch einmal reagiert werden.

Matarazzo fährt einen undurchsichtigen Schlingerkurs was seine Aufstellungen angeht, bringt Spieler gegen sich auf, die aus unerklärlichen Gründen völlig außen vor sind, was schlechte Stimmung in die Mannschaft trägt, welche sich wiederum auf dem Platz niederschlägt. Natürlich obliegt es auch den Spielern, Eigeninteressen hintenan zu stellen, ein Team und füreinander da zu sein und das Bestmögliche für den VfB herausholen zu wollen. Ein Trainer aber sollte die Marschrichtung vorgeben und die elf Spieler zusammenspielen lassen, die am besten miteinander harmonieren.

Von Harmonie ist beim VfB von Spiel zu Spiel weniger zu sehen. Man kann von Tim Walter halten, was man möchte, aber, er schaffte es, die Atmosphäre aufzulockern, indem es bei jedem Training Sieger und Verlierer gab und die Verlierer sich zum Affen machten. Hinter solchen Spielchen steckt ein Teambuilding-Gedanke, was sich für meine Begriffe durchaus in den Spielen niederschlug. Man hatte unter Walter selten den Eindruck, das Team würde sich gehen lassen oder nicht wenigstens alles versuchen, ein besseres Ergebnis zu erzielen. Meist waren es Chancenwucher und der VAR, was uns den Sieg kostete, während jetzt unter Matarazzo selbst Torgelegenheiten Mangelware sind.

Ein Massimo ist seit seinen Patzern in Kiel völlig außen vor, während Kaminski, der seit seinem Comeback keinen Mehrwert in unser Spiel brachte, gesetzt ist. Kapitän Kempf, der wenigstens kämpft, sitzt genauso draußen, wie Karazor, der noch vor der Corona-Pause einen soliden Innenverteidiger spielte und maßgeblich zur Eindämmung der Gegentorflut beitrug.

Es sind also nicht nachvollziehbare Personalentscheidungen, ewige Phrasendrescherei („wir werden weiter Gas geben“) und, dass ich es Matarazzo, zumindest wenn ich seine Pressekonferenzen zum Maßstab nehme, nicht zutraue, der Mannschaft ordentlich Zunder zu geben, ohne gänzlich Respekt einzubüßen.

Daher ist es meiner Meinung nach auch nicht ein ständiges „Fordern von Köpfen“, sondern die Frage, ob man mit den Entscheidungen in der Vergangenheit einfach falsch lag, die es zu korrigieren gilt.
Hitzlsperger ging bereits angeknockt in diese Saison, weil er durch das Zaudern in der Weinzierl-Frage den Abstieg maßgeblich mit zu verantworten hat. Mit seiner eloquenten Art tut er dem VfB nach der Post-Dietrich-Ära sicherlich gut, die Frage ist eben, ob Eloquenz alleine reicht in diesem knallharten Business.

Er installierte Mislintat als Sportdirektor, der sich zuvor als Scout für Borussia Dortmund und den FC Arsenal seine Meriten erworben hat. Nach Reschke der zweite Scout in Folge, der erstmals ins Rampenlicht rückt. Dass dieses nicht seine Kernkompetenz ist, sah man letzten Sonntag bei SWR Sport, als er für mich keine sonderlich gute Figur abgab und zudem schwer gestresst wirkte.

Auch wenn ich Mislintat die Eignung für diese Position nicht jetzt schon abspreche, stimmt es mich bedenklich, dass in den letzten 20 Jahren außer Rolf Rüssmann und Jan Schindelmeiser ausschließlich Novizen auf dem im sportlichen Bereich wichtigsten Posten beim VfB installiert wurden.

Briem (Scout)/ Schneider (Bankkaufmann) folgten auf Rüssmann bzw. Interims-Manager Magath, unter Giovanni Trapattoni wurde Horst Heldt vom Spieler zum Manager ernannt, dem Fredi Bobic (Einzelhandelskaufmann bei Hertie/ TV-„Experte“ beim DSF folgte. Nach Bobic kam Trainer Dutt, dann Schindelmeiser, bis hin zu den genannten Scouts Reschke und Mislintat. Ob das der richtige Weg ist, auch da hege ich Zweifel.

Mislintats Position sehe ich bereits jetzt, nach der unnötigen Vertragsverlängerung mit Matarazzo, extrem geschwächt. Muss der Trainer gehen, müsste Mislintat quasi gleich mitgehen. Im Umkehrschluss aber bedeutet dies auch, dass Mislintat von sich aus den Teufel tun würde, diesen Trainer zu entlassen, komme, was wolle und unbedacht dessen, was für den VfB das Beste wäre. Eine gefährliche und völlig unnötige Konstellation, weil hausgemacht.

Walter musste gehen, weil man das Ziel Aufstieg in Gefahr sah, eine Maßgabe, die für Matarazzo nicht gilt, wie Mislintat am Sonntag klarstellte. Ich verstehe das nicht, wäre doch ein zweites Zweitligajahr für den VfB, gerade in Corona-Zeiten, ein unkalkulierbares Risiko.

Der Auftritt Mislintats am Sonntag steigerte meine Wut auf die Auftritte sogar noch. Faselt etwas von „werden den Weg weitergehen“. Ich frage mich, welchen Weg? Wir haben mit Abstand den teuersten Kader der Liga und verdanken es gerade noch dem Unvermögen des HSV, überhaupt noch Chancen auf den Aufstieg zu besitzen, während Bielefeld mit einem Bruchteil der finanziellen Möglichkeiten seit gestern als Aufsteiger feststeht. Freut mich für die Arminen, die mit einer eingeschworenen Truppe und einem guten Trainer die Gunst der Stunde nutzten, Glückwunsch an dieser Stelle.

Ob der VfB den Aufstieg verdient hat oder nicht, sei dahingestellt. Noch sind Chancen da und der VfB sollte weiter alles Menschenmögliche versuchen, diesen auch zu erreichen. Allein mir fehlt der Glaube, dass die Spieler endlich als Mannschaft auftreten und sämtliche Animositäten zum Wohle des VfB auszublenden bereit sind. Schenkt man Aussagen von Holger Badstuber und zwei, drei anderen Spielern Glauben, die sie nach der Rückkehr aus Karlsruher einigen unentwegten erbosten Fans am Clubgelände gegenüber getätigt haben sollen, bestünde im Verein keinerlei Kommunikation zum Spielsystem oder wo welcher Spieler am besten aufgehoben sei. Dies würde jedenfalls die ständige Verunsicherung und das planlose Ballgeschiebe über weite Strecken der Partien erklären.

Bin bekennend „Old School“, so auch meine Erwartungshaltung in puncto Mannschaftsführung. Ich kann wenig mit den sogenannten Laptop-Trainern anfangen, die sich ihr Team am liebsten aufgrund von Computeranalysen züchten würden. Der älteren Trainergeneration, die letzten Vertreter dieser Spezies beim VfB hießen Christian Gross und Felix Magath, genügte ein Blick in die Augen ihrer Spieler, um zu erkennen, wer mental bereit für ein Derby gewesen wäre. Menschenkenntnis und ein gesunder Menschenverstand spielten eine wichtige Rolle und waren letztlich höher gewichtet als der Laktatwert oder ob ein Spieler 200 Gramm zu viel wiegt.

Nach solch blutleeren Auftritten wie am Sonntag in einem Derby, wünsche ich mir einen harten Hund auf der Bank, bei dem die Spieler nicht wüssten, welche Grausamkeit er für den nächsten Tag auf Lager hat, wenn sie nicht spuren.

Hart, aber gerecht, einer, der Leistung honoriert und Leistungsverweigerung sanktioniert, der erkennt, auf wen er sich verlassen und auf wen nicht. Der Spieler stark redet und die Spieler es ihm zurückzahlen. Eben einer, wie es Felix Magath beim VfB war. Als Magath 2001 zum VfB kam und Ralf Rangnick beerbte, war Balakov nur noch ein Schatten seiner selbst. Von Rangnick entmachtet, degradiert und nur noch ein Häufchen Elend, erkannte Magath als früherer Spielmacher sofort, wie er Bala anzupacken hatte, so dass er uns schließlich zum Klassenerhalt schoss.

Didavi ist auch ein Unterschiedsspieler, jedoch nur, wenn das Umfeld intakt und Vertrauen vorhanden ist. Seit seinem Frustfoul und anschließendem Platzverweis in Kiel fehlt Didavi, angeblich wegen muskulärer Probleme. Nachdem die DFL in Sachen positiv getesteter Corona-Fälle die Vereine zum Stillschweigen (oder auch Belügen) gegenüber der Öffentlichkeit aufgefordert hat, dringen derzeit allgemein sehr wenige triftige Gründe, weshalb ein Spieler auf dem Spielberichtsbogen fehlt, nach außen, so dass ich den wenigen, die mitgeteilt werden, nicht unbedingt Glauben schenke. Gehen wir einfach mal davon aus, Didavi wurde zum Sündenbock ernannt und die Öffentlichkeit soll das nicht wissen. Vermutlich bin ich einer der wenigen, der noch Hoffnungen in Didavi setzt und das vor allem deshalb, weil er unser bester Fußballspieler ist und einer allein in dieser Gurkentruppe eben auch keine Bäume ausreißen kann.

Holger Badstuber ist der nächste Fall, der bei vielen Fans nicht wohlgelitten ist. Dabei ist er der Einzige, aus dem die Unzufriedenheit über die Situation spricht. Während von einigen anderen die größte Sorge nach Abpfiff ist, dass die Frisur nach den 90 Minuten nicht zu Schaden kam und wie sie mit Belanglosigkeiten ihre Instagram-Follower beglücken können, kotzt Badstuber richtig ab.

Wie die großartige Karriere von Mario Gomez zu Ende geht, schmerzt mich besonders. Ihm fehlt leider zunehmend die Spritzigkeit und die sprichwörtlichen letzten Zentimeter. Doch in der Situation, in der wir uns befinden, benötigen wir vor allem Mentalität, Spieler, denen das Schicksal des VfB nicht egal ist, die kratzen, beißen, spucken und sich nicht wehrlos ergeben. Würde es in der Mannschaft stimmen und jeder bereit sein, für den anderen mitzulaufen, gäbe es überhaupt keine Alternative zu Mario Gomez, auch wenn er fünf Kilometer weniger läuft als andere. Schon allein seine Präsenz, der Respekt der Gegner vor seiner Karriere-Leistung, würde Raum für andere schaffen, wenn denn mal ein zweiter Stürmer mit ran dürfte.

Ich habe sie viel gescholten, „die Alten“, denke aber, jetzt in der entscheidenden Phase sind sie es, die vorangehen müssen und die vor allem auch dazu bereit sind. Nicht zu vergessen Castro, in den letzten Spieler noch so etwas wie der Einäugige unter den Blinden.

Ich hoffe, der Trainer findet für die letzten Spiele die richtige Mischung und gibt dem Team ein System an die Hand, das sie spielen kann und nicht nach zehn Minuten schon wieder vergessen hat. Sandhausen ist das Team, welches mit am besten aus der Corona-Pause kam und sehr unbequem zu spielen ist. Obwohl die Nordbadener so gut wie gerettet sind, wird das Spiel im großen Neckarstadion auch für sie das Spiel des Jahres sein, wo jeder motiviert genug sein wird, dem großen Favoriten ein Bein zu stellen und uns nichts zu schenken. Ich hoffe, den Brustringträgern ist dies auch bewusst!

Noch gebe ich die Hoffnung auf den Aufstieg nicht auf, schließlich hat der HSV das deutlich schwerere Restprogramm. Ob ich mich wirklich darüber freuen könnte, nach derart schlechten Auftritten über die gesamte Saison hinweg, in Zeiten von Corona, wo die große Sause ohnehin ausfällt? Ich weiß es nicht.

Jedenfalls mache ich mir große Sorgen um den VfB, der auch in dieser Saison einen Schritt zurück anstatt nach vorn gemacht hat. Mahnende Beispiele, wohin ein schleichender Niedergang führen kann, gibt es zuhauf, ganz aktuell muss man den Blick nur in die Pfalz richten.

VN:F [1.9.7_1111]
Rating: 9.1/10 (11 votes cast)
VN:F [1.9.7_1111]
Rating: +3 (from 3 votes)
26. Juli 2019

Vorfreude!

Heute schreibe ich meinen ersten Blog, indem die Abwärtsspirale und Wahrheitsbeugungen der letzten Jahre unter Wolfgang Dietrich keine Rolle mehr spielen werden!

Genau zwei Monate ist es her, seit wir in der Alten Försterei zu Köpenick den ebenso verdienten wie bitteren Gang in die 2. Liga antreten mussten.

Persönlich traf mich der Abstieg nicht sonderlich, weil mein Herz für den VfB ligaunabhängig schlägt, weil man es mit 28 Punkten nicht verdient hat, in der Liga zu bleiben, und, weil auch in der 2. Liga ordentlich Fußball gespielt wird und die Wahrscheinlichkeit groß ist, das eine oder andere Spiel mehr zu gewinnen.

Der 2016 verwendetet Spruch „eine neue Liga ist wie ein neues Leben“ gilt freilich nun beim zweiten Abstecher kurz hintereinander nicht mehr. Man wird auf sehr viel Altbekanntes treffen. Neu sind lediglich Regensburg und Osnabrück, während wir mit Kiel und Wehen-Wiesbaden schon im Pokal die Klingen kreuzten. Das 0:5 in Dresden war 2016/2017 das einzige Spiel, welches ich (wegen einer Hochzeit) verpasste, so dass auch das relativ neu für mich sein wird, hat die „Arena“ mit dem alten Rudolf-Harbig-Stadion (bis 2007) doch nicht mehr viel gemein.

Dennoch freue ich mich auf so gut wie alle Grounds, die nicht so hochglanzpoliert sind wie in der Bundesliga und in denen oft noch einheimisches Bier und regionale Fleisch- und Wurstspezialitäten kredenzt werden können. Zudem haben wir wieder zwei echte Derbys vor uns, sparen Berlin aus und dürfen stattdessen gleich Mal in die schönste Stadt Deutschlands, nach Stuttgart natürlich, Hamburg.

Sportlich sehe ich uns nach meinen bisherigen Eindrücken hervorragend aufgestellt. Die Chemie zwischen Thomas Hitzlsperger, Sven Mislintat und unserem neuen Trainer Tim Walter scheint zu stimmen. Nach Dietrichs und Reschkes Größenwahn mit irrsinnigen Gehältern und Verträgen, ist Vernunft eingekehrt. Spieler werden nach Charakter und dem Willen, sich verbessern zu wollen ausgewählt und nicht, weil sie einst einen großen Namen hatten. Darauf wird geklotzt und nicht gekleckert. Der VfB hätte sicherlich die Möglichkeit, einen Großteil der Transfereinnahmen zu reinvestieren, will es unter der neuen Führung aber nicht, weil man zur Politik der kleinen Schritte zurückgekehrt ist und die Teamchemie nicht vergiften will.

Sollte sich bis zum 31.08. noch Handlungsbedarf ergeben, wird man immer auch handlungsfähig sein. Unter normalen Umständen aber, da bin ich ganz bei Sven Mislintat, sollte man mit diesem Kader oben mitspielen und wieder aufsteigen können.

Mit Vorschusslorbeeren sollte man, schon überhaupt, wenn das erste Spiel noch nicht einmal angepfiffen ist, sehr vorsichtig sein. Aber, wie ich Tim Walter bislang erlebt habe, kann ich nur bestätigen, welch sensationeller Typ er ist. Zuckerbrot und Peitsche im Training, er kann streng aber auch sehr herzlich sein. Er ist direkt, die Spieler wissen, woran sie bei ihm sind.

Ich denke, bislang gibt es keinen einzigen, der ein schlechtes Wort über ihn verlieren würde. Da wünscht man ihm gerade, dass man hier in Stuttgart einfach mal den handelnden Personen vertraut und nicht gleich alles in Frage stellt, sollte der Start holprig verlaufen.

Dass die ständige Abkehr von einer Philosophie kontraproduktiv ist und uns erst dahin gebracht hat, wo wir jetzt stehen, weiß man. Walter ist ein authentischer Typ, von sich und seinem System überzeugt, der „nur“ die richtigen Spieler braucht, die für ihn durchs Feuer gehen. Was das angeht, habe ich derzeit ein richtig gutes Gefühl, wurden doch sehr gute und charakterlich einwandfreie Typen geholt.

Oft werden Vergleiche zu Zorniger angestellt. Auch den habe ich gemocht, ihm hätte ich gerne mehr Zeit eingeräumt damals. Aber, diese beiden Trainer sind doch grundverschieden. Einzige Parallele ist vielleicht, dass beide einen sehr offensiven Ansatz wähl(t)en und es hinten das eine oder andere Mal nach Harakiri aussieht. Ansonsten schuf sich Zorniger von Anfang viele Feinde, bei der Journaille angefangen. Da ist Tim Walter ein anderer Typ. Zu jedem freundlich, zugänglich und mit dem Schalk mit Nacken. Im Gegensatz zu Zorniger möchte Walter überzeugen und die Leute mitnehmen, während Zorniger dies schon voraussetzte, allein weil er Alexander Zorniger war.

Ein ähnlich gutes Gefühl wie jetzt hatte ich beim letzten Zweitligaaufenthalt unter Schindelmeiser/ Wolf. Auch damals wurde mit den vorhandenen Mitteln verantwortungsbewusst umgegangen, auch damals war, zumindest nach dem kurzen Intermezzo von Jos Luhukay, ein relativ unerfahrener Trainer da, der die Leute einfangen und mitnehmen konnte.

Die jüngste Pressekonferenz von Tim Walter war ein Genuss und macht richtig Bock auf den Saisonstart. An die Auftritte an gleicher Stelle von Weinzierl und Korkut mag ich gar nicht denken, Schlaftabletten wäre noch zu freundlich ausgedrückt, wenn man den Vulkan Tim Walter dagegen erlebt.

In den sozialen Netzwerken lese ich viele Stimmen, die ihr Unverständnis darüber äußern, dass der VfB die immensen Transfereinnahmen nicht im Ansatz reinvestiert hat. Leute, wir sind 2. Liga, zumindest in dieser Saison. Für die nächste garantiert uns kein Mensch, dass wir dann wieder Bundesligaluft schnuppern.

Also ist die Devise zunächst, ein aufstiegsfähiges Team an den Start zu bringen, das nicht auseinanderzubrechen droht, sollte der direkte Wiederaufstieg verpasst werden. Da bin ich ganz bei der neuen sportlichen Leitung, schwäbisch konservativ mit dem zu kalkulieren, was dir die 2. Liga einbringt und, sollte der Aufstieg gelingen, nächste Saison wieder mehr zu investieren.

Mit der jetzigen Kaderzusammenzustellung und den Neuzugängen habe ich ein sehr gutes Gefühl. Zweitligaerprobte Spieler, die wissen wie der Hase läuft und bereit für den nächsten Schritt sind, junge fußballerisch starke Talente und eben auch erfahrene Spieler, die uns erhalten blieben.

Badstuber und Gomez bekam man schon allein wegen ihrer irrwitzigen Verträge und ihres Alters nicht los, wobei auch hier Tim Walter ganz der Pragmatiker ist und die Situation annimmt, wie sie ist. Mit Badstuber ließ er sich auf eine Machtprobe ein, dieser weiß jetzt, wer der Chef ist und Mario Gomez wird von Walter über den Klee gelobt, wie wichtig er für die Jungen sei, wie toll er seine Rolle annehme und wie froh er einfach sei, einen Mario Gomez in der Mannschaft zu haben.

Für mich ein extrem kluger Schachzug. Bis vor Kurzem empfand ich Gomez ob seines Gehaltes und seines Alters eher als Last für das Team, mittlerweile traue ich es ihm sogar zu, der Mann für die ganz wichtigen Tore in dieser Saison werden zu können.

Gonzalo Castro und Daniel Didavi werden ebenfalls sehr eingebunden, vor allem Letzteren habe ich schon lange nicht mehr so fit und so motiviert gesehen wie in der Vorbereitung. Da ich schon immer ein Faible für Dida hatte, würde ich mich freuen, wenn er dies alles auch in der Liga zeigt und vor allem verletzungsfrei bleibt.

Bei wieder anderen wie Kempf und Ascacíbar mache ich drei Kreuze, wenn sie am 01.09. noch da sind. Nicolás González, der mit Argentinien bei den panamerikanischen Spielen weilt und der von vielen bereits abgeschrieben ist nach seiner unglücklichen Saison, soll anscheinend auch ein Verkaufskandidat sein, zumindest jemand, der Begehrlichkeiten weckt und Millionen einbringen könnte. Bei ihm würde es mich freuen, wenn er einen zweiten Anlauf wagen würde, hält doch Tim Walter große Stücke auf ihn. Auch da vertraue ich dem Trainer, dass er ihn hinbekommen könnte.

Die Mischung passt meiner Ansicht nach, doch, entscheidend ist aber heute auf dem Platz. Zum Eingewöhnen weht ein Hauch von Bundesliga durch Cannstatt. Flutlichtspiel gegen den Mitabsteiger, weit über 50.000 Zuschauer, Exklusiv-Spiel auf Sky.

Zuvor gibt es bei hochsommerlichen Temperaturen die Karawane Cannstatt mit dem Motto „alle in Weiß“. Ich sag’s Euch gleich, mir zu heiß zum Mitlaufen. Bin froh, wenn die Karawane von dannen gezogen ist und die Cannstatter Wirte wieder hinterherkommen. Erst dann wird’s gemütlich, dann wird sich richtig eingestimmt, auf das heißeste Spiel des Jahres. Mein Tipp: 3:2!

VN:F [1.9.7_1111]
Rating: 9.7/10 (6 votes cast)
VN:F [1.9.7_1111]
Rating: +1 (from 1 vote)
20. Juli 2019

„Er ist weg“

Was man letzte Woche und auch zu Beginn der Mitgliederversammlung am vergangenen Sonntag nicht zu hoffen wagte, ist seit Montag Realität. Wolfgang Dietrich hat seinen Rücktritt erklärt!

Zunächst plagten mich leichte Gewissensbisse, weil wir auf der Rückfahrt vom Jubiläumsspiel in Basel noch das Testspiel der VfB Amateure beim SV Endingen/ Kaiserstuhl (0:2) mitnahmen. Dieses war zwar zur besten Frühschoppen-Zeit 11 Uhr angesetzt, angesichts von mindestens zwei Stunden Fahrt nach Stuttgart, war es jedoch klar, dass wir vor 15 Uhr nicht da sein würden.

Exakt pünktlich zum ersten Redebeitrag der Aussprache trafen wir dann schließlich ein und konnten konstatieren, alles richtig gemacht zu haben. Auf die Rechtfertigungen der Vereinsoberen, Ausnahme den Vortrag von Thomas Hitzlsperger, war ich ohnehin nicht scharf gewesen, hat man die sich ständig wiederholende Leier doch schon so oft gehört.

Was dann folgte, war eine denkwürdige Aussprache mit hervorragenden Rednern. Überwiegend kritisch der Vereinsführung und Wolfgang Dietrich gegenüber, die einzigen Fürsprecher kamen so gut wie alle aus den Abteilungen des Vereins. Hut ab vor denen, die sich aufs Podium trauten und die, es wirkte fast wie abgesprochen, sämtliche Kritikpunkte an Dietrich fast ohne Wiederholungen abarbeiteten.

Diese Aussprache hatte etwas von einem „Weichklopfen“ Wolfgang Dietrichs. Er wurde immer dünnhäutiger und ungehaltener, und musste feststellen, dass keine besoffenen Querulanten auf ihn eindroschen, sondern Mitglieder jedweden Alters und jedweder Fangruppierung.

Ausnahmslos sachlich wurde argumentiert und Dietrich damit der Zahn gezogen. Versuchte er sich anfangs noch mit den oft gehörten Phrasen zu rechtfertigen, wurde er im Verlauf der Aussprache immer schmallippiger.

Einen völlig neuen Sachverhalt brachte die Aussprache dann aber doch hervor. Wurden die Kritiker, mich eingeschlossen, nicht müde nachzufragen, weshalb vor seiner Wahl den Mitgliedern wichtige Entscheidungsgrundlagen verschwiegen wurden, schob er dies plötzlich darauf, dass die DFL untersagt hätte, die Mitglieder darüber zu informieren, dass Dietrich noch weit in seine Amtsperiode hinein Ausschüttungen der Quattrex bzw. dessen Töchter erhalten könne.

Sollte dieser neue Anhaltspunkt den Tatsachen entsprechen, würde dies an der Wählertäuschung zwar nichts ändern, würde aber einen neuerlichen Schatten über die Machenschaften der DFL werfen. Dann nämlich würde sie bewusst gegen ihre eigenen Statuen verstoßen (lassen) und Interessenskonflikte im Hinterzimmer legitimieren. Mit ähnlichem Gebaren dürfte seinerzeit Red Bull Leipzig die Lizenz für die Bundesliga erteilt worden sein. Ein Fall für die Presse, diesem Verdacht nachzugehen!

Nach 14 von 28 Rednern folgte unweigerlich der Antrag auf Beendigung der Debatte. Nachdem sich die Leih-Tablets aufgehängt hatten und es nicht gelang, alle Handys gleichzeitig ins WLAN-Netz einzuloggen, die Abstimmung auf Beendigung der Aussprache also nicht ordnungsgemäß erfolgen konnte, wurden die zwei Antragsteller gebeten, ihren Antrag zurückzuziehen und die Aussprache fortzusetzen. In den gut dreißig Minuten bis zum Gelangen zu dieser Erkenntnis, hätte man gleich die Redebeiträge fortsetzen können.

Gut, dass die Beendigung nicht erwirkt werden konnte, denn, Rainer Adrion, Ex-U21-Trainer vom VfB, Interimstrainer bei den Profis, U21-Nationaltrainer sowie Jugendkoordinator mit Inneneinsicht in den Verein schritt ans Podium und rechnete schonungslos ab. Hinterfragte die DNA des Clubs, die Philosophie. Kritisierte, dass diese von Trainern vorgegeben werde, die im Schnitt gerade einmal siebeneinhalb Monate (!) im Amt seien und kritisierte Dietrich für seine jüngsten Personalentscheidungen. Weiter merkte er an, dass auch Thomas Hitzlsperger dies nicht allein bewältigen könne und ein Korrektiv im Verein benötige, um auf Kurs zu bleiben.

Adrion redete sich derart in Rage, dass er sich auch von Dietrichs Anmahnung bzgl. der abgelaufenen Redezeit und dass doch auch er sich an die Regeln zu halten habe, nicht einschüchtern ließ und Dietrich entgegnete, „Herr Dietrich, wenn Sie sich mal an alle Regeln halten würden…”.

Daraufhin johlte die Menge und reagierte mit Standing Ovations, womit erstmals an diesem Tag das Gefühl aufkam, dass ernsthafte Chancen bestünden, Dietrich an jenem denkwürdigen Sonntag abwählen zu können. Paradox an Adrions Redebeitrag war, dass er in diesen einstieg mit der Anmerkung, dass er nicht wolle, dass Dietrich abgewählt werde.

Adrions Inhalte goutierte ich nicht einmal zu hundert Prozent, weil Thomas Hitzlsperger und Sven Mislintat doch gerade dabei sind, einige der genannten Punkte abzuarbeiten und sich auch personell breiter aufzustellen.

Dietrich war zu diesem Zeitpunkt schon die Kinnlade heruntergefallen, womit er auch nicht mehr schlagfertig genug war, Adrion genau dies zu entgegnen.

Die Ausführungen hatten, auch wenn einiges schon gesagt und beantwortet war, ein besonderes Gewicht, hat Adrion doch den Blick hinter die Kulissen. Sein Auftritt war derart beeindruckend, dass es nicht wenige gibt, die sich ihn als Dietrich-Nachfolger wünschen.

Als Adrion das Podium wieder verließ, spürte man zum ersten Mal an diesem Tag so etwas wie Stadionatmosphäre. Der Kessel war aufgeheizt, die Dietrich raus Rufe wurden immer lauter.
Dass es zwei Redner später dann zur Farce kam und die Versammlung mangels funktionierendem WLAN abgebrochen werden musste, spottet jeder Beschreibung. Noch bei VfB im Dialog unter der Woche erklärte Wolfgang Dietrich „wir sind kein Chaosklub“ und dann so etwas. Peinlich, dilettantisch, nicht mal zweitligareif präsentierte sich der Club mit den hervorragenden Rahmenbedingungen.

Stunden zuvor rühmte sich Standup-Comedian Stefan Heim noch, Kosten an externen Dienstleistern eingespart zu haben, offenbar am falschen Ende. Wie bereits durchsickerte, die offizielle Bestätigung steht noch aus, verzichtete der VfB auf die Leihe des Hardware-Equipments vom Dienstleister, um Kosten zu sparen, zudem sei das eingerichtete WLAN-Netz lediglich für geschlossene Räume ausgelegt gewesen und nicht fürs Stadion, in dem das WLAN auch an Spieltagen sehr zu wünschen übrig lassen soll. Unentschuldbar, dass für ein solches Szenario kein Plan B existierte.

So wurden wir unverrichteter Dinge nach Hause geschickt und, das unterstreicht das verloren gegangene Vertrauen zur Vereinsführung, nicht wenige vermuteten dahinter die Absicht, die Abstimmung ein anderes Mal, in einer weniger aufgeheizten Atmosphäre, durchführen lassen zu wollen, weil der Ausgang plötzlich ungewisser denn je war.

Wer Wahlkampf und Verunglimpfung der Fans im Trump-Style durchführt, wenn schon die Abstimmung zur Ausgliederung fragwürdig war und viele Geräte „ganz plötzlich“ nicht funktionierten, braucht man sich nicht zu wundern, dass sämtliches Vertrauen über die Jahre verloren gegangen ist.

Noch ein paar Worte zur Mitgliederversammlung an sich, die mich aufgeregt haben. Auf einer Mitgliederversammlung, wo ausschließlich Dunkelrote versammelt sind, erschließt sich es mir nicht, weshalb es dort zum einen reservierte Plätze für die „besseren Dunkelroten“ sowie ein VIP-Bereich für eben diese gibt, in dem Alkohol ausgeschenkt wurde, während das Fußvolk mit alkoholfreiem Bier abgespeist wurde.

Hier fordere ich gleiche Rechte für alle. Wenn man sich schon den ganzen Sonntag für eine solche letztendlich blamable Veranstaltung Zeit nimmt, sollte man es sich auch einigermaßen gut gehen lassen und wenigstens das eine oder andere saure oder süße Radler genießen können.

Auch ist es extrem nervig, wenn man für ein Getränk und eine Wurst JEWEILS gut 20 Minuten anstehen muss, weil nur je zwei Stände für 4.500 Leute geöffnet haben. Persönlich hat es mich auch aufgeregt, dass man keine Rucksäcke hinein nehmen durfte, weshalb ich meinen Rucksack im Auto lassen musste.

Da wir wegen der späten Anreise im hintersten obersten Eck des Parkhauses gerade noch einen Parkplatz ergatterten, war es mir zu späterer Stunde, als die Sonne weg war, zu blöd, aus- und wieder einzuchecken, um ein Jäckchen zu holen. Resultat, eine fette Erkältung, die mit der Grund ist, weshalb ich seit Dienstag immer wieder an diesem Beitrag herumdoktere und stets irgendwann „keinen Kopf“ mehr hatte.

Wenn schon mit einer derart langen Veranstaltung gerechnet werden muss, sollte es gestattet sein, mitnehmen zu können, was man brauchen könnte, zumal im Neckarstadion bei 4.500 Leuten ja kein Platzproblem entsteht, wenn ein Rucksack etwas größer ist. Zudem ist es eine Frechheit, nach Gebrauch des Gutscheins für ein Mineralwasser über 4 Euro berappen zu müssen und sich nicht etwas mitbringen zu dürfen. Abzocke am eigenen Mitglied, schämt Euch!
Des altehrwürdigen VfB unwürdig war sowohl die Organisation als auch das abrupte Ende der Veranstaltung, womit man sich einmal mehr zum Gespött machte, dieses Mal nicht nur in der Fußballwelt, sondern generell.

Wolfgang Dietrich erklärte tags drauf auf Facebook seinen Rücktritt, offenbar ohne vorher den VfB zu informieren. Aufgrund einiger nebulöser Formulierungen hielt ich den Post zunächst für einen Fake und wartete gebannt auf die offizielle Bestätigung des VfB Stuttgart, die gut eine Stunde später erfolgte.

Wie Dietrich sein Amt ausführte und verstand, so las sich auch seine Rücktrittserklärung. Draufhauen auf seine Kritiker ohne eigene Fehler zu benennen oder einzuräumen, so hat man Dietrich in den vergangenen drei Jahren kennengelernt.

Interessant an seinem Rundumschlag, dass er, der stets die Einstimmigkeit im Verein hervorhob, sich darüber beklagt, ihm habe die Unterstützung gefehlt, sich bestimmten Interessen entgegenzustellen.

Sollte der Verein die Ära Dietrich aufarbeiten, wäre es interessant zu wissen, wen Dietrich mit jenen meinte, die „sich schon seit langem an den gut gefüllten Töpfen unseres Vereins bedienen wollen.“ Zielt er auf Ex-Spieler ab, die wie die Mücken „unterkommen“ möchten oder auf Spielerberater, die fröhlich ein- und ausgehen, jedoch nur ihre eigenen Interessen im Sinn haben.

Wohltuend in den Tagen danach ist es, wie sehr die meisten Medien die Qualität der Wortbeiträge auf der Mitgliederversammlung loben und die Kritik als berechtigt würdigen.
Da stellt man sich höchstens beiläufig die Frage, weshalb die meisten erst jetzt Dietrichs Amtszeit- und -führung kritisieren und nicht schon lang vorher.

Meist waren es nur die Ultras, Blogs und Podcasts mit vergleichsweise geringer Reichweite, die Missstände und das fehlende Vertrauen in die Vereinsführung anprangerten, die Medien hielten sich oft vornehm zurück.

Die Proteste während der gesamten Amtszeit Dietrichs wurden lang nicht groß thematisiert und schon gar nicht hinterfragt oder verstanden. Erst seit den Enthüllungen über Dietrichs noch bestehende Verstrickungen im Quattrex-Firmengeflecht, veröffentlicht im Kicker im April diesen Jahres, kam Bewegung in die Angelegenheit und der Wind für Dietrich wurde rauer.

Kritiker wurden bis zuletzt als kriminelle Drogensüchtige verunglimpft, die weder Namen noch Gesicht preisgeben. Vielleicht war Dietrich auf der MV auch deshalb so schockiert, weil ihm plötzlich ganz normale Menschen, nüchtern und mitten im Leben stehend, gegenüber standen und ihm die Leviten lasen.

Das oben erwähnte „Weichklopfen“ Dietrichs, man kann es auch als „in die Enge treiben“ formulieren, hört sich zugegebenermaßen hart an. Wenn man sich jedoch die Art und Weise ins Gedächtnis ruft, wie die Vereinsführung bis zuletzt mit Kritikern umgegangen ist und sie diffamiert, Strafanzeigen gegen eigene Fans gestellt hat, an die Ignoranz denkt, mit der Kritiker abgekanzelt wurden, war eine solche Veranstaltung wohl die einzige Möglichkeit „ihn“ loszuwerden.

Dietrich beklagte sich in seiner Rücktrittserklärung über Häme und Hass, dabei war er es doch, der sich lediglich als Prellbock sah, die Kritik inhaltlich an sich abprallen ließ und immer betonte, er halte das aus. Dietrich hätte sich das alles ersparen können, wäre er nach dem Abstieg zurückgetreten.

Nimmt man Kritiker nicht ernst, kommt es auf der Mitgliederversammlung, dem einzigen Vereinsorgan das man hat, um sich Luft zu verschaffen, zur Generalabrechnung. Dort bekam er die Wirkungstreffer ab, die er sich im Laufe seiner Amtszeit und vor allem im letzten Jahr seiner Amtszeit verdient hat! Mein Mitleid hält sich in engen Grenzen, wie man in den Wald hinein ruft, schallt es zurück!

Nun also ist der Weg frei für einen Neuanfang, wenngleich der VfB weit mehr Probleme hat(te), als „nur“ Wolfgang Dietrich.

Dietrich hatte den öffentlichen Angriff Porths auf Ehrenspielführer Guido Buchwald, aus dem Buchwalds Rücktritt aus dem Aufsichtsrat resultierte, völlig unterschätzt und Porth verteidigt, anstatt einem Vereinsidol, das im Gegensatz zu Porth schon einiges für den VfB geleistet hat, den Rücken zu stärken.

Auch diese Rechnung bekam Dietrich am Sonntag präsentiert, als Guido Buchwald wie ein Hero gefeiert wurde, während Porth bei jeder Erwähnung ein gellendes Pfeifkonzert entgegenschlug.
Um sein Image wieder aufzupolieren, wäre der VfB gut beraten, auch bei der Besetzung von Posten, die dem Investor zustehen, auf eine gute Kinderstube und damit eine bessere Außendarstellung zu achten. Porth, der sich nicht als Kontrollorgan versteht, sondern sich immer wieder auch ins operative Geschäft einmischt, ist spätestens seit dem Vorfall mit Guido Buchwald nicht mehr tragbar.

Kaum ist Dietrich weg, schießen Spekulationen über mögliche Nachfolger ins Kraut. Viele Twitter-User wollen Cem Özdemir ermutigen, für das Amt zu kandidieren, der Schorndorfer Bürgermeister hat sich selbst ins Spiel gebracht, selbst Günther Oettinger bringt sich ins Spiel, „yes, we are all sitting in one boat“. Einen Politiker hielte ich für eine schlechte Idee, soll „der Neue“ doch die Mitgliederschaft wiedervereinen und nicht womöglich in politische Lager spalten.

Da sich zuletzt auch Wirtschaftsbosse auf dem Präsidentensessel als Fehlbesetzung erwiesen haben, könnte ich mir einen Ex-Profi wie Guido Buchwald noch am ehesten für das (repräsentative) Amt vorstellen.

Auch der Name Jürgen Klinsmann schwebt wieder einmal über dem Cannstatter Wasen. Fakt ist wohl, dass Klinsmann allenfalls als (allmächtiger) Vorstandsvorsitzender, nicht aber als Präsident kommen würde. Da Porth ihn bereits öffentlich diskreditiert hat und eine Zusammenarbeit dieser beiden wohl ausgeschlossen ist, würde sich ganz nebenbei ein anderes Problem wohl von alleine lösen, denn, sollte Klinsmann zu bekommen sein, müsste die Daimler AG im Interesse des VfB einen anderen Mann in den Aufsichtsrat entsenden.

Als Vorstandsvorsitzender wäre Klinsmann Vorgesetzter von Thomas Hitzlsperger. Da müsste vorab geklärt sein, ob Klinsmann mit dem von Hitz und Mislintat eingeschlagenen Weg konform ginge, oder er nicht auch dort alles auf Anfang stellen würde.

Hitzlsperger, das spürte man auf der Mitgliederversammlung, genießt das uneingeschränkte Vertrauen der Mitglieder und hat eine echte Chance verdient, den sportlichen Bereich nach seinen (und denen von Sven Mislintat) Vorstellungen umkrempeln zu dürfen.

Die Empathie und Sympathie, die Thomas Hitzlsperger verkörpert, bleiben dem VfB hoffentlich noch lange erhalten. Natürlich wird er auch er am Ende am sportlichen Erfolg oder Misserfolg gemessen werden müssen, aber, noch ist es viel zu früh den Stab darüber zu brechen.

In der Abstiegssaison konnte er nur noch verwalten und weniger gestalten, zumal die von Dietrich vorgegebene Priorität offensichtlich war, Markus Weinzierl nicht entlassen zu wollen, womit Hitz die Hände gebunden waren. Mit der Verpflichtung von Sven Mislintat, Tim Walter, der Neuausrichtung des Kaders und der damit einhergehenden neuen Spielphilosophie beginnt erst seine Zeitrechnung.

Daher wünsche ich mir jemanden an der Spitze, der diesen eingeschlagenen Weg auf sportlicher Ebene mitträgt und ein gutes Händchen mitbringt, Vorstand und Aufsichtsrat der AG neu aufzustellen und mit mehr Sportkompetenz auszustatten. Ob das dann ein Klinsmann wird, der das für unter 5 Millionen Euro jährlich sicher nicht machen würde, oder ein anderer, da bin ich zunächst unvoreingenommen und gespannt, was kommt.

Skeptisch bin ich bei Namen wie Thomas Berthold, der bislang noch nicht bewiesen hat, ob er mehr kann, als nur schlau daher reden. Anhören sollte sich der Vereinsbeirat bzw. die AG natürlich alles, auch, wer alles hinter dem „Team Berthold“ steckt. Meine erste Befürchtung ist eben, dass einer, den man in den letzten Jahrzehnten eher wenig beim VfB gesehen hat, „sich an den gut gefüllten Töpfen des Vereins bedienen“ wollen könnte und die Herkulesaufgabe völlig unterschätzt. Nur, wer dem VfB über die letzten Jahrzehnte nahestand bzw. gut informiert wurde, kennt den Filz und kann einschätzen, wo anzusetzen ist.

Nach der wochenlangen Schlammschlacht, ist es nun an der Zeit, den Fokus wieder aufs Sportliche zu legen. Nächsten Freitag beginnt die Zweitligasaison mit dem Spiel gegen den Mitabsteiger Hannover 96, einer echten Standortbestimmung.

Ich kann es nur immer wieder betonen, wie angetan ich von Thomas Hitzlsperger, Sven Mislantat und Tim Walter bisher bin. Wie zugänglich und diskussionsbereit sie sich präsentieren, wie wenig sie sich im Vergleich zu ihren Vorgängern abschotten, wie es neuerdings menschelt. Das Team finde ich nach meinen bisherigen Eindrücken hervorragend zusammengestellt.

Hungrige entwicklungsfähige Zweitligafußballer, die wissen wie der Hase läuft und die gewillt sind, als Team zusammenzuwachsen sind mir allemal lieber, als Ex-Größen, die ihre besten Tage schon hinter sich haben.

Der Kader Stand jetzt hat für mich das Potential für den direkten Wiederaufstieg. Mit dem einen oder anderen Abgang ist sicher noch zu rechnen. Persönlich bin ich über so gut wie jeden Absteiger froh, wenn er sein Glück woanders versucht. In einigen Fällen dürfte dies eine ordentliche Ablöse bescheren und Gehalt einsparen, während Mislintat die Planstelle(n) mit hungrigem und charakterstarkem Personal neu besetzen könnte, was den Neuanfang beschleunigen könnte. Bitter, dass sich unsere Sturmhoffnung Sasa Kalajdzic gestern bei der Generalprobe gegen den SC Freiburg womöglich schwer verletzt hat, eventuell wird man da noch nachlegen müssen.

Ich bin sehr erleichtert, dass das Thema Dietrich nun vom Tisch ist und dieser neuen Truppe um Tim Walter hundertprozentige Unterstützung zuteil wird. Proteste, die uns die letzte Saison begleitet haben und die bei einem Verbleib Dietrichs in die nächste hinüber genommen worden wären, hätten auf die neue, junge Truppe bestimmt einschüchternd gewirkt. Da ich guter Hoffnung bin, dass auf dem Rasen etwas wächst, freut es mich sehr, dass die Jungs unser Stadion und die Atmosphäre am nächsten Freitag von seiner besten Seite erleben werden.

Ich wünsche es mir und hoffe es sehr, dass die Fangemeinde von nun an wieder zusammenwächst und an einem Strang zieht. Letztlich geht es uns allen doch nur um das Wohl des VfB Stuttgart. Ferner hoffe ich, dass man Tim Walters Spielstil weniger kritisch gegenüber steht wie einst dem von Alexander Zorniger. Dessen offensive Ausrichtung birgt defensiv ähnliche Gefahren, so dass sich unser Torhüter des öfteren eins gegen drei Situationen gegenüber sehen dürfte.

Wichtig ist, dass eine Weiterentwicklung zu erkennen ist und man Geduld hat, bis auch der letzte im Team Walters System verinnerlicht hat. Ein Déjà-vu zu Zorniger befürchte ich dennoch nicht. Zum einen verzeiht die 2. Liga den einen oder anderen Fehler mehr, zum anderen ist die Zeit der Spieler hoffentlich vorbei, die nur von Trainer zu Trainer denken und denen bewusst ist, dass sie nur genug gegen den Strom schwimmen müssen, um den Trainer schnell wieder los zu sein. Der VfB braucht jetzt Kontinuität, dafür drücke ich Tim Walter beide Daumen. Die letzten beiden Tests jedenfalls machen Lust auf mehr, das sieht schon überhaupt nicht mehr nach dem VfB der letzten Jahre aus. Ballbesitz, Ballstafetten und schön herausgespielte Tore, wann hat man das zuletzt gesehen?

Bis zur nächsten Mitgliederversammlung im Dezember stehen wir nun ohne (gewählten) Präsidenten da. Da der VfB auch ohne Dietrich voll handlungsfähig ist und in einem Sportverein noch immer das Geschehen auf dem Platz das Wichtigste ist, hoffe ich, dass sich die Medienlandschaft bis zum Ligastart kommende Woche beruhigt und nicht tagtäglich neue Säue fürs Präsidentenamt durchs Dorf getrieben werden.

Etwas problematisch finde ich die Verlautbarung, dass der im Dezember gewählte Präsident nur bis zum Ende der regulären Amtszeit Wolfgang Dietrichs gewählt werden soll. Wer lässt sich darauf ein, den Übergangspräsidenten zu spielen?

Nichtsdestotrotz darf sich der VfB bis zur Wahl eines neuen Präsidenten kein Führungsproblem andichten lassen. Den sympathischsten VfB der jüngeren Vergangenheit erlebten wir zwischen dem Amtsantritt Jan Schindelmeisers und der Wahl Wolfgang Dietrichs, als sich kein Präsident ins Tagesgeschäft einmischte und Transferclous, wie der von Benjamin Pavard, gelangen.

Christian Prechtl hat es auf der Mitgliederversammlung richtig angemerkt, dass, wenn die Strukturen und Rahmenbedingungen doch so hervorragend sind, es nicht sein könne, dass alles zusammenbreche, wenn Dietrich nicht mehr auf seinem Stuhl sitzt. Dem ist nichts hinzufügen, ich bin sehr erleichtert, dass „Er“ weg ist!

VN:F [1.9.7_1111]
Rating: 9.9/10 (15 votes cast)
VN:F [1.9.7_1111]
Rating: +3 (from 3 votes)
13. Juli 2019

Vertrauensfrage(n)

Am 14.07.2019 steht die ordentliche Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart e. V. an. Große Brisanz erfährt diese nicht nur durch den sportlichen Super-GAU, dem erneuten Abstieg in die 2. Liga, sondern vor allem dadurch, dass es etliche Anträge zur Abwahl von Präsident Wolfgang Dietrich gehagelt hat, und einer davon stellvertretend auf die Tagesordnung aufgenommen wurde.

Fast alle meiner Blogger-Kollegen und die Ultras vom Schwabensturm haben in den letzten Tagen und Wochen sehr fundierte und gut recherchierte Beiträge online gestellt, so dass es mir die Mühe erspart, auf alles einzugehen, was diesen Präsidenten für mich untragbar macht.

Sommerpause ist eben nicht gleich Sommerpause. Ich war im Trainingslager in Kitzbühel und habe bis auf das Spiel gegen YB in Fügen sämtliche Vorbereitungsspiele „mitgemacht“. Heute beispielsweise steht binnen einer Woche die dritte Fahrt in die Schweiz an, so dass mir zum Schreiben derzeit die Zeit fehlt.

Dennoch brennt mir dieses Thema derart unter den Nägeln, dass ich versuche, kurz vor der MV, ein paar Zeilen zu Papier zu bringen.

Nach all den Beiträgen der vergangenen Wochen, in denen Argumente gesammelt wurden, die gegen einen Verbleib von Dietrich im Amt des VfB-Präsidenten sprechen, könnte ich mich von meinen „Vorrednern“ versuchen abzugrenzen, indem ich Punkte auflistete, die für den ehemaligen S21-Sprecher sprächen. Doch, Fehlanzeige, mir fallen keine ein.

Meine Abneigung gegen Dietrich begann bereits, bevor er überhaupt VfB-Präsident war und steigerte sich kontinuierlich, so dass ich diesen Egozentriker nie als „meinen“ Präsidenten akzeptieren werde, auch sollte er, wovon auszugehen ist, das Votum am Sonntag für sich entscheiden. Dies änderte schließlich nichts an seiner Amtsführung, seinem Verständnis von Wahrheit und Lüge und seinem Umgang mit Gegnern und Kritikern.

Ich habe ein riesengroßes Problem mit Menschen, die sich Ämter unter Vorspiegelung falscher Tatsachen erschleichen. Dann kann ich sie in diesem Amt, egal welche Großtaten sie vollbringen mögen, zu keiner Zeit akzeptieren, einfach weil es ungerecht gegenüber etwaigen Mitbewerbern abgelaufen ist oder, im Falle Dietrichs, der es ohne Gegenkandidat gerade einmal auf 57,2% schaffte, „nur“ den Mitgliedern entscheidende Tatsachen verschwieg. So geht es mir bei Politikern, so auch bei Amtsträgern in meinem Herzensclub.

Dietrich behauptet von sich, DER Präsident zu sein, der am meisten von all seinen Vorgängern zum Dialog mit den Fans bereit sei, wird jedoch im Zwist von Angesicht zu Angesicht pampig und ungehalten, wenn man hinterfragt, weil man sich mit seinen vorgefertigten Rechtfertigungen nicht zufrieden gibt.

Auf von VfB-Seite gesteuerten Veranstaltungen, wie neulich VfB im Dialog, werden kritische Fragen entweder ausgespart oder bei unvollständigen „Antworten“ nicht nachgebohrt, so dass er solchen Show-Veranstaltungen gelassen entgegen blicken kann.

Vor Dietrichs Wahl zum VfB-Präsidenten wurde uns Mitgliedern erzählt, es bestünden überhaupt keine Interessenskonflikte zwischen Dietrichs Vergangenheit bei Quattrex und seiner möglichen Tätigkeit als VfB-Präsident. Die damaligen Liga-Konkurrenten 1. FC Heidenheim, 1. FC Kaiserslautern und der 1. FC Union Berlin wurden von Quattrex unterstützt, so dass eine gewisse Brisanz nicht wegzudiskutieren war. Den Mitgliedern wurde vorgegaukelt, Dietrich habe sich von allen seinen Beteiligungen getrennt und beziehe keinerlei Einkünfte mehr von Quattrex, womit bewiesen sei, dass Dietrich keinen Profit oder Schaden aus Erfolg oder Misserfolg der unterstützten Vereine ziehen würde und die DFL für sein Engagement als VfB-Präsident grünes Licht gegeben hätte.

Unter diesen Annahmen wurde Dietrich (äußerst knapp) zum VfB-Präsidenten „gewählt“. Nun, im April 2019, gut zweieinhalb Jahre nach seiner „Wahl“, erschien ein hervorragend recherchierter Artikel von Benni Hofmann im Kicker, der belegt, dass Dietrich noch viel länger an Erfolgen, bspw. unseres Relegationsgegners Union Berlin, partizipierte als angegeben und bei Erscheinen des Artikels noch alleiniger Gesellschafter der VMM Consulting GmbH war, die exakt 50% der Quattrex Finance GmbH hielt.

So hat man mittlerweile zwar tausend Mal von ihm gehört, dass DFL und sämtliche Gremien bezüglich seiner Verstrickungen im Quattrex-Imperium vollumfänglich informiert gewesen seien, weshalb man den Mitgliedern jedoch vor seiner Wahl schlicht verschwiegen hat, dass er noch einige Zeit an Erfolgen damaliger Liga-Konkurrenten partizipiert hat und Anteile an Quattrex-Töchtern hielt (oder noch hält), darauf ging Dietrich nie ein.

Schaut man genauer hin, könnte man dies (aus Sicht von Aufsichtsrat und Dietrich) als Notlüge betrachten, denn, unter Berücksichtigung dieser Tatsachen verstieß die Berufung Dietrich zum VfB-Präsidenten gegen die eigene Vereinssatzung, in der es unter §12, Absatz 7 heißt

„7. Mitarbeiter oder Mitglieder von Organen von Unternehmen, die zu mehreren Vereinen oder Tochtergesellschaften der Lizenzligen bzw. deren Muttervereinen oder mit diesen Vereinen oder Gesellschaften verbundenen Unternehmen in wirtschaftlich erheblichem Umfang in vertraglichen Beziehungen im Bereich der Vermarktung, einschließlich des Sponsorings, oder des Spielbetriebs stehen, dürfen nicht Mitglied in Kontroll-, Geschäftsführungs- und Vertretungsorganen des Vereines sein, wobei Konzerne und die ihnen angehörigen Unternehmen als ein Unternehmen gelten. Mitglieder von Kontroll-, Geschäftsführungs- und Vertretungsorganen anderer Vereine oder Tochtergesellschaften der Lizenzligen oder eines Muttervereines solcher Tochtergesellschaften dürfen ebenfalls keine Funktionen in Organen des Vereines übernehmen.“

Aufsichtsrat und Dietrich sehen das sicherlich anders, in Zeiten, in denen Lügen als Wahrheitsbeugung benannt und somit verharmlost werden. Zudem wird man bestimmt argumentieren, wie man es so gerne tut, dass das einfache Mitglied die Zusammenhänge ohnehin nicht verstehe und mit solch fachspezifischen Tatsachen nicht überfrachtet werden solle.

So war bereits Dietrichs Wahl auf einem Lügenkonstrukt aufgebaut, am Sonntag besteht die Möglichkeit, mit dem Wissen von heute, diese Entscheidung zu revidieren.

Es folgte die Ausgliederungskampagne, die Baron Münchhausen nicht besser hätte inszenieren können. Jan Schindelmeiser und Hannes Wolf wurden als Zugpferde ge- und missbraucht, zu einem Zeitpunkt, schenkt man Gunter Barners Artikel vom Juli 2017 Glauben, als längst klar war, dass Schindelmeiser die längste Zeit VfB-Sportvorstand gewesen war. Zwischen dem Erscheinen dieses Artikels und der Entlassung von Jan Schindelmeiser, fragte ich Dietrich direkt, ob man sich um Schindelmeiser Sorgen machen müsse, was er verneinte und womit er mir ins Gesicht gelogen hat. Ich bin zwar nicht so naiv zu glauben, dass mir Offizielle stets die Wahrheit sagen, doch, klügere Köpfe umschiffen solche Fragen dann eben…

Im Donald Trump Style wurden Befürchtungen der Ausgliederungskritiker als Fake-News abgetan, im „Sendung mit der Maus“-Video, mit dem deutlich wurde, welchen Intellekt sie hinter den VfB-Mitgliedern vermuten, wurden Hoffnungen geschürt, die, sich längst als Utopie herausgestellt haben. Weder gelingt es nach der Ausgliederung, Spieler, die Begehrlichkeiten geweckt zu haben, zu halten, noch ist längst keine Rede mehr von regionalen Anteilseignern.

Das einzige, das durch die Ausgliederung „geschafft“ wurde, wie seinerzeit von den Kritikern gewarnt, ist dass es die AG einen feuchten Kehricht schert, was den Fan oder das Mitglied bewegt. Die Musik spielt in der AG, der Aufsichtsrat ist am Sonntag völlig außen vor.

Dennoch geht auch diesem offensichtlich der Arsch auf Grundeis, nicht anders ist es zu interpretieren, wenn Daimler-Personalvorstand Porth einen Appell über das Daimler-Intranet an die dort beschäftigten Dunkelroten richtet, doch tunlichst zur MV zu kommen und „richtig“ abzustimmen, damit der VfB mindestens ein weiteres Jahr nach Gutsherrenart weitergeführt werden kann. Damit versucht sich der Anteilseigner an der VfB Stuttgart AG und sein Aufsichtsrat in die Belange des VfB Stuttgart e. V. einzumischen. Gerade Porth, dem „VIP-Logen-Hooligan“, der durch seinen denkwürdigen Auftritt Guido Buchwald aus dem Aufsichtsrat ekelte, stünde es gut, sich zurück zu nehmen und aus Themen herauszuhalten, für die er nicht zuständig ist.

Der VfB selbst richtete einen ähnlichen Aufruf an die Mitarbeiter und Sportler und selbst die Ex-Präsidenten Haas und Staudt ließen sich instrumentalisieren, die Werbetrommel für Dietrich zu rühren. Beide verharmlosen die Situation, indem sie unisono herunter beten, beim VfB sei immer der Präsident schuld, wenn es nicht läuft, Haas sieht die Proteste gar als Retourkutsche für die letztlich erfolgreiche Ausgliederung.

Damit stößt er die Ewig-Gestrigen-Debatte wieder an, von der ich mich schon bei der Ausgliederung, trotz aller Kritik, distanziert habe. Man kritisierte ja nicht die Ausgliederung an sich, sondern die gewählte Gesellschaftsform mit der Möglichkeit der geringsten Einflussnahme als Mitglied und präsentierte als einzigen Investor den ohnehin fest beim VfB verwurzelten Daimler.
Für mich wirkte die 41,5-Millionen-Finanzspritze schon damals wie ein Zuckerle, mit dem die Mitglieder geködert werden sollten, was sich je mehr bewahrheitet, je länger sich die Suche nach einem weiteren Investor hinzieht.

In ein ähnliches Horn blies dieser Tage mal wieder Gunter Barner, der die ganze Kurve diffamiert und kriminalisiert, es würde nicht verwundern im Auftrag Dietrichs und seiner Schergen, offensichtlich das Ziel hegt, die Mitgliederschaft noch mehr zu spalten als sie es ohnehin schon ist.
Richtig Sinn ergibt dieses Vorpreschen von Barner jetzt, nachdem bekannt wurde, dass die Polizei gegen Fans ermittle. Wegen einiger Banner, Plakaten und angeblicher Morddrohungen. Da scheint man von Vereinsseite aus Barner mal wieder mit Vorabinformationen versorgt zu haben, um das schwierige Umfeld schon einmal vorzuwarnen. Ob die Ermittlungen sich konkretisieren oder im Sande verlaufen ist bei einem Anfangsverdacht noch völlig unklar, sicher ist, dass diese Meldung ihre Wirkung nicht verfehlt und sich der Normalo-Fan überlegen soll, ob er sich nicht doch besser von den Ultras und Hardcore-Dietrich-Kritikern distanziert. Damit hat sich der Verein einmal mehr der Macht der Medien für seine Zwecke bedient, ob dieser Methoden würde wohl selbst Donald Trump vor Neid erblassen.

Das aufgestempelte „Spalter“-Banner ist seit Jahren bei jedem VfB-Spiel zu sehen. Nie scheint es beim Einlass ins Stadion wegen eines angeblichen Fadenkreuzes Probleme gegeben zu haben. Erst seit Dietrich bei „VfB im Dialog“ meinte, dort ein Fadenkreuz zu erkennen, ist dieses Thema überhaupt erst diskutabel. Auch das „Tieferlegen“-Plakat, welches ganz klar eine Anspielung auf Stuttgart 21 darstellt, sehe ich jetzt nicht als geeignet an, eine Morddrohung heraus zu interpretieren.

Doch, hier schlüpft Dietrich eben in seine liebste, die Opferrolle, hinein. Schließlich ist ihm jedes Mittel recht, was Stimmen bringt, geht es doch schon lang nicht mehr um den VfB sondern rein um den Machterhalt. Meine Abscheu über solche Menschen kann ich kaum in Worte fassen.

Selbstverständlich ist klar, sollte es eindeutige Morddrohungen gegeben haben, dass diese aufs schärfste zu verurteilen wären.

Das bezweifle ich jedoch zu Zeiten des Anfangsverdachts stark, geht es momentan doch in erster Linie darum, das Stimmvieh auf Linie zu trimmen. Wenn die Ermittlungen in ein paar Monaten möglicherweise ins Leere gelaufen sind, ist das noch eine Randnotiz in den Medien wert und Dietrich grinst sich einen, weil er es geschafft hat, die Mitgliederschaft noch mehr zu spalten.
Verfolgt man Diskussionen auf Facebook & Co. scheint die Strategie auch aufzugehen, gibt es doch auch unter den VfB-Mitgliedern etliche, die nur Überschriften und nicht zwischen den Zeilen lesen, und alles für bare Münze nehmen, was, welch Zufall, zwei Tage vor der Mitgliederversammlung berichtet wird.

Hier die Guten, dort die Bösen. Wie einst, als es vor Dietrichs Wahl einen Antrag gab, den Aufsichtsrat abzusetzen und Martin Schäfer daraufhin unterstellte, manche Leute wollten den Verein in Schutt und Asche legen, sollen auch nun wieder von allen Seiten Ängste geschürt werden, dass ein VfB-Leben nach Dietrich nicht möglich sei.

Stellt sich die Frage, ob derartige Drohungen und Verunglimpfungen auch heute noch die vom Verein gewünschte Wirkung erreichen. Wie schon bei der Ausgliederung wird versucht die breite, mutmaßlich weniger kritische, Masse mit Verzehrgutscheinen, Rabattaktionen und Gewinnspielen zu ködern, damit dieses Stimmvieh den „Krakeelern“ die Stirn bietet.

Wieviele sich tatsächlich mit derartig fragwürdigen Aktionen noch einmal einlullen lassen, steht auf einem anderen Blatt, klingt doch für die meisten die damalige Parole #jazumerfolg (oder auch make VfB great again) mittlerweile wie blanker Hohn.

Lügen und eine miserable Außendarstellung ziehen sich wie ein roter Faden durch die Zeit, seit Wolfgang Dietrich die VfB-Bühne betrat. Im Einzelnen möchte ich sie und die Auftritte Reschkes nicht mehr thematisieren, da sie im Blog ausführlich nachzulesen sind.

Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, wer Wahrheitsbeugung als Normalität abtut, dem schon gleich dreimal nicht.

Dietrich schreibt sich Verpflichtungen gerne selbst auf die Fahne, zumindest so lang Verpflichtungen bejubelt werden und sie funktionieren. Dann waren es seine Beziehungen (bei Reschke zu den Hoeneß-Brüdern) oder jüngst bei Mislintat, mit dem er seit 2017 in Kontakt gestanden haben möchte. Entpuppt sich eine solche Personalentscheidung dann als Fehlentscheidung, verweist er gerne auf die Gremien. Selbstkritik und Selbstreflektion kommen in Dietrichs Denke nicht vor.

Selbst als Dietrich endlich erkannte, dass die Reschke-Verpflichtung im Nachhinein ein Fehler war und dem Rheinländer nach dem 0:3 in Düsseldorf den Laufpass gab, traf er eine weitere folgenschwere Fehlentscheidung.

Reschke musste dem Vernehmen nach nämlich nicht gehen, weil Dietrich eingesehen hatte, dass er eine absolute Fehlbesetzung auf dem Posten des Sportvorstands ist, sondern, weil der nach außen nach Kontinuität strebende Dietrich nicht zulassen wollte, dass Reschke nach Wolf und Korkut auch noch Markus Weinzierl entlässt.

Dabei war es wohl Reschkes einziger lichter Moment während seiner VfB-Zeit, dass er früh in der Rückrunde erkannte, dass es mit Markus Weinzierl als Trainer ungebremst in die 2. Liga gehen würde. Nach alldem, was man von Bekannten und auch Journalisten, die in La Manga dabei waren, hörte, hätte man Weinzierl sogar schon unmittelbar nach dem Trainingslager entlassen müssen.
Somit war Dietrich die Außenwirkung wichtiger als das (unpopuläre) Beseitigen eines großen Problems, was der Kardinalfehler der letzten Saison und letztlich ausschlaggebend für den Abstieg gewesen ist. Einzige richtige Konsequenz daraus wäre der Rücktritt Dietrichs gewesen.

Ein Präsident, der soviel Geld wie keiner zuvor zur Verfügung hatte und dieses von einem mit einer unerhörten Narrenfreiheit ausgestatteten Reschke verprassen ließ, spottet jeder Beschreibung.

Natürlich sind mit der 41,5-Millionen-Finanzspritze vom Daimler Werte geschaffen worden und die Rahmenbedingungen für den sofortigen Wiederaufstieg besser als 2016, aber, von dem Geld dürfte nicht mehr viel übrig sein, schleppen wir doch Spieler wie Badstuber und Gomez mit, die zusammen mehr „verdienen“ als ganze Zweitligateams und wir Spieler unter Wert abgeben müssen, um wenigstens ihr üppiges Gehalt einzusparen.

Durch diesen Abstieg wurde die Möglichkeit verspielt, nachhaltig zur Konkurrenz aufzuholen, verantwortlich für sämtliche Vorgänge ist der Chef, so dass es nur heißen kann, #Dietrichraus.
Eindringlich wird, für den Fall einer Abwahl von Dietrich, davor gewarnt, ohne Präsident taumele der VfB führungslos dem Abgrund entgegen. Dabei liegt ein ähnliches Szenario erst drei Jahre zurück, nachdem am Ende der Aufstieg in die Bundesliga stand. Nach dem Rücktritt von Bernd Wahler im Mai 2016 dauerte es nämlich bis in den Oktober desselben Jahres, bis Dietrich (leider) „gewählt“ war.

Dass die Mitglieder von Aufsichtsrat und Vorstand der AG nicht ernst genommen werden und ihnen gar eine eher unterdurchschnittliche Intelligenz unterstellt wird, verdeutlicht der Aufruf, man solle doch erst jemanden bringen, der es besser als Dietrich machen würde.

Eine Alternative kann sich nämlich zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt nicht in Stellung bringen. Wie stellen sich die Herren das vor? Ein möglicher Kandidat, der derzeit noch woanders, sei es ein Unternehmen, sei es ein Verein, in Amt und Würden steht, würde dort alles stehen und liegen lassen, um Werbung in eigener Sache machen zu können. Sein derzeitiger Arbeitgeber müsste sich nach einer Nachfolgelösung umsehen, um dann, wenn die 75%, wovon auszugehen ist, nicht erreicht werden, wieder dort auf der Matte zu stehen? Ein Szenario, auf das sich wohl kein potentieller Bewerber oder Arbeitgeber einlassen würde. Daher kann die Reihenfolge nur lauten, #Dietrichraus und dann in Ruhe einen Nachfolgekandidaten aufbauen.

Der Antrag auf Abwahl des Präsidenten stellt eine Art Vertrauensfrage dar. Die Frage, die sich dabei jedes Mitglied stellen sollte, ist jene, ob dieser Präsident unser Vertrauen verdient.
Die Ausgliederungs-Millionen sind verbrannt. Die hervorragenden Rahmenbedingungen, die uns vorgegaukelt werden, mögen zwar schön sein und dem einen oder anderen Herren einen Erguss bescheren, wenn er an sie denkt, doch, die harten Tatsachen lauten, Doppelabstieg 2019, trotz immenser Investitionen und trotz Platz 7 in der Bundesliga-Budget-Tabelle.

Meint man mit den hervorragenden Rahmenbedingungen die Flickschusterei auf dem Trainingsgelände, diese hätte man wohl auch unausgegliedert, ganz häuslesbauerlike, mit einem Kredit bei der Volksbank stemmen können.

Die Personalrochaden im Nachwuchsleistungszentrum würde ich als gewöhnliche Fluktuation bezeichnen, nach Jahren, in denen dort keine Erfolge zu verzeichnen waren und Jugendspieler von Profifußballern in die geheimnisvolle Welt der Stuttgarter Bordelle eingeführt wurden. Wenn sich einer Verdienste darüber erworben hat, dann Thomas Hitzlsperger, der ein gutes Gespür zu haben scheint, welcher Mann auf welchem Posten am besten aufgehoben ist.

So sollte Sunnyboy Hitzlsperger nach Reschkes Rauswurf herhalten, um Dietrich aus der Schusslinie zu bekommen, sollte aber den Trainer, mit dem das Unternehmen Klassenerhalt zum Scheitern verurteilt war, nicht entlassen. Erst nach dem 0:6 in Augsburg, als die Mannschaft ihr unmissverständliches Ausrufezeichen gegen Weinzierl setzte, wurde Weinzierl durch Nico Willig ersetzt.

Hier bewies Hitz ein ausgesprochen gutes Händchen, was man ihm auch schon jetzt bei Sven Mislintat, dem Sportdirektor an seiner Seite, attestieren kann. Letztlich dürfte es Hitzlsperger gewesen sein, der Mislintat vom VfB überzeugte, denn, Hitz und Mislintat müssen eng zusammenarbeiten und auf einer Wellenlänge funken und nicht ein Dietrich, der scheinbar jeden Strohhalm auf der Suche nach Sympathiepunkten aufzugreifen versucht.

In Kitzbühel habe ich übrigens eine ganz tolle Arbeitsatmosphäre zwischen Tim Walter, Sven Mislintat und Thomas Hitzlsperger erlebt. Selten habe ich während eines Trainingslagers den VfB so offen und zugänglich erlebt, wie in den Tagen von Tirol. Diese Herren stehen für den neuen, einen sympathischeren VfB. Ich hoffe, es nimmt eine gute Entwicklung und dass sich der Erfolg einstellt, bin sehr optimistisch, was die drei angeht.

Dabei ist es nicht nur Tim Walters Fußball, der mich hoffentlich begeistert, wenn ein Rädchen ins andere greift. Sein Stil birgt durchaus die Gefahr, dass es enden könnte wie mit Zorniger, vorne hui, hinten pfui und das Umfeld schnell schon die Geduld verliert.

Ich stand bis zum Schluss zu Zorniger und vertraue auch Walter, dass er auf Sicht einen begeisternden und auch erfolgreichen Fußball spielen lässt. Gut Ding braucht Weile, die 2. Liga ist für mich das optimale Experimentierfeld, weil sich Niederlagen oder gar Niederlagenserien leichter kompensieren lassen als in der Bundesliga und die Gefahr unwahrscheinlich ist, dadurch zu viel Boden zu verlieren.

Weshalb ich auch insbesondere von Walter angetan bin, ist sein unverkrampfter Umgang mit Fans, Medien und Spielern. Ein toller Typ, den man erlebt haben muss. Daher wünsche ich mir nichts mehr, als dass man diesem Dreigestirn Vertrauen entgegenbringt und nicht sofort mürrisch wird, sollte es zunächst nicht wie erhofft laufen.

Ich wünsche ihnen ein ruhiges Arbeiten und einen unbelasteten Neuanfang. Dieser ist meines Erachtens nur möglich, wenn Dietrich ein Einsehen hat und auf der Mitgliederversammlung zurücktritt. Wenn das Votum abgeschmettert wird und Dietrich im Amt bleibt, werden die Proteste weiter an Fahrt zunehmen und, wenn es ganz dumm läuft, auf Zustände wie bei Hannover 96 (dessen „integrer“ Präsident Dietrich im übrigen gestern auch zur Seite gesprungen ist) hinauslaufen.

Dietrichs Ego und seine Selbstverliebtheit werden zwar vermutlich größer sein, als die Aussicht den VfB wieder als Sympathieträger erleben zu dürfen, doch, ich hoffe es, so verbohrt kann doch kein Mensch sein, zumindest keiner, dem etwas am VfB liegt.

Mir graut es bereits jetzt vor der Mitgliederversammlung, in der, ähnlich wie bei der Ausgliederungs-MV, Interviews mit Sportdirektor und Trainer vorgesehen sind, um die noch unentschiedenen Wähler einzunorden, um im Dietrich-Sprachjargon zu bleiben. Ob Fähnchen verteilt werden, damit die Show noch mehr amerikanische Züge annimmt, ist mir nicht bekannt.
Für mich haben solche Spaß-Interviews auf einer Versammlung, in der es um wichtige Dinge geht, nichts verloren, zumal die Versammlung dadurch, sicher so gewollt, in die Länge gezogen wird und zermürben soll. Da kriege ich einen dicken Hals und muss mich zusammenreißen, die Protagonisten auf der Bühne, die ich sonst ja mag, nicht auszupfeifen und zu beschimpfen.

Dietrich und sein Beraterstab waren also mal wieder alle Mittel recht, um Meinung zu beeinflussen und auf dem Präsidentenstuhl zu kleben. Um den VfB geht es denen schon lange nicht mehr. Da ich, auch ohne diese unlautere Wahlpropaganda, nicht mit den 75% für die Abwahl rechne und einen Rücktritt Dietrichs eher als utopisch ansehe, wird uns bis zur Neuwahl 2020 eine stürmische Zeit bevorstehen, darauf können die Herren, Achtung, keine (Selbst-)Morddrohung sondern eine Redensart, Gift nehmen!

VN:F [1.9.7_1111]
Rating: 10.0/10 (27 votes cast)
VN:F [1.9.7_1111]
Rating: +9 (from 11 votes)