22. August 2017

Endlich wieder Bundesliga!

Exakt 462 Tage nach dem Abstieg beim VfL Wolfsburg am 14. Mai 2016 kehrte der VfB auf die große Bundesliga-Bühne zurück.

Nach der kräftezehrenden Busfahrt in der Vorwoche an die polnische Grenze nach Cottbus, stand gleich zum Bundesligaauftakt die nach Hamburg weiteste Reise in der Liga an. Als das Hertha-Spiel terminiert wurde, befand ich mich gerade mit dem VfB im Trainingslager in Grassau und buchte, schnell schnell, eine Bahnfahrt, nichts ahnend, dass ich mit meiner tollen Verbindung bis zum Schluss alleine da stand.

Da ich nach Samstag-Spielen auch mal froh bin, sonntags zu Hause zu sein, mich von der Auswärtsfahrt erholen und in Ruhe die Bilder machen und einen Blog anfangen zu können, entschied ich mich für eine 22-Stunden-Tour mit Hin- und Rückfahrt am selben Tag. Weil ich bereits unzählige Male in Berlin war, hatte ich keine große Lust, dort zu übernachten.

Da sehne ich schon fast das einige Jahre traditionell am Freitagabend stattfindende Spiel Hertha BSC gegen den VfB herbei, wo es sich immer anbot, die Nacht beim in Berlin ansässigen OFC „Cannstatter Kurve Berlin ’08“ in deren Vereinslokal „Rössle“ in Neukölln durchzumachen und Samstag früh mit dem ersten ICE zurückzufahren.

Vom Stuttgarter Hauptbahnhof aus startete ich meine (Tor-)Tour mit Direktverbindung um 6.51 Uhr. Möchte man ohne Umwege zum Olympiastadion gelangen, empfiehlt sich der Ausstieg bereits in Berlin-Spandau, von wo aus man in wenigen Minuten mit der S-Bahn das Ziel erreicht.

Leider gab es jedoch einige Idioten, die mir und vielen anderen Reisenden einen Strich durch diese Rechnung machten. Da in Berlin-Spandau für diesen Samstag ein Neonazi-Aufmarsch im Gedenken an Rudolf Heß angekündigt war, legten Linksextremisten mittels Brandsätzen die wichtigsten Bahntrassen von und nach Berlin lahm, um noch mehr Neo-Nazis an der Anreise zu hindern.

Dass sie damit nicht „nur“ ein paar hundert Unverbesserliche trafen, sondern tausende andere Bahnreisende auch und diese massiv in ihrer geplanten Freizeitgestaltung hinderten, ist logisch. Ich hoffe, diese selbsternannten Weltverbesserer werden geschnappt und bekommen die Rechnung für den entstandenen Schaden präsentiert.

Im Gegensatz zu vielen, die aus Richtung Hamburg anreisten und das Spiel wegen diesen Chaoten verpassten, kam ich dabei noch glimpflich davon. Mein Zug wurde über Magdeburg und Potsdam umgeleitet, so dass der Halt in Spandau entfiel und ich etwa 45 Minuten später als geplant zum Vorglühen im Biergarten direkt am Stadion eingetroffen bin. Das war aber natürlich trotzdem ärgerlich für mich und verkürzte meinen Kurzaufenthalt in Berlin noch mehr.

Auch nach dem Spiel war von Normalität noch keine Spur. Im Stadion erklangen Durchsagen, die von Problemen am Bahnhof Spandau berichteten, die ich leider nicht genau mitbekam, so dass mir Bekannte rieten, doch lieber mal schnell zum Hauptbahnhof zu fahren. Ich wollte zwar am S-Bahn-Halt Olympiastadion noch verifizieren, ob in Spandau tatsächlich noch immer keine Züge halten, doch traf ich keinen einzigen Bahnbediensteten an, der überhaupt von Problemen am Bahnhof Spandau wusste (!).

Wegen überfüllter und nur im Schritttempo verkehrender Bahnen in Richtung Hauptbahnhof erreichte ich meinen Zug gerade noch so, um dann, noch etwas außer Atem, festzustellen, dass dieser doch in Spandau hielt.

Die Rückfahrt hielt für mich Umstiege in Hannover und Frankfurt bereit, geplante Ankunft in Stuttgart um 3.20 Uhr. Der Plan sah vor, in Hannover 58 Minuten Aufenthalt zu haben, worauf ich mich richtig freute. Von einigen anderen Fahrten wusste ich, dass es sich im Bahnhof oder auch nahe des Bahnhofes ordentlich speisen lässt, was mir sehr entgegen kam, hatte ich doch außer der obligatorischen Stadion-Currywurst bislang nur flüssige Nahrung zu mir genommen.

Dieser Plan wurde jäh durchkreuzt, weil der ICE von Berlin nach Hannover auf eine eigentlich Regionalbahnen zugedachte Strecke ausweichen musste und für diese eine geschlagene Stunde länger brauchen sollte. Anstatt gemütlich zu schlemmen und ein kühles Gilde zu genießen, hieß es in Hannover, die Füße in die Hand zu nehmen und im Laufschritt zur Abfahrt des nächsten Zuges zu eilen.

Dort angekommen, platzierte ich mich umgehend im Bordrestaurant, in der Hoffnung auf etwas Essbares. Obwohl die Uhr erst 21.30 Uhr anzeigte und das Bordbistro bzw. -restaurant um 22.00 Uhr offiziell schließt, nahm der Kellner weder im Bordrestaurant noch im -bistro Bestellungen mehr auf. Seine Begründung, er sei alleine, was meinen Unmut aber natürlich nicht schmälerte.

Jedenfalls war es das mit Essen auf der Heimfahrt gewesen, es waren ja auch nur noch gut sechs Stunden, bis ich zu Hause sein würde. Natürlich beschwerte ich mich bei dem Kollegen und erinnerte ihn an das Chaos an diesem Tag, doch, keine Chance, keine Flexibilität, ein typischer (Bahn-) Beamter halt!

Bei nahezu jeder Bahnfahrt, von der Rückfahrt vom Spiel bei Union Berlin hatte ich ja berichtet, werde ich mit unsouveränem und überfordertem Personal konfrontiert, so dass ich mich schon frage, ob die Bahn irgendwelche Kriterien wie „in Stresssituationen kühlen Kopf bewahren“ als Einstellungsvoraussetzung vorgibt und sein Personal dahingehend auch prüft, bevor man es auf die Kundschaft loslässt oder ob dort jeder genommen wird, der nicht bei drei auf dem Baum ist.

Nach etlichen derartiger Erfahrungen lache ich laut schallend über Zeitungsberichte wie von diesem Wochenende, als eine Zugbegleiterin die Notbremse gezogen haben soll, weil sie sich von „angetrunkenen“ FCK-Fans belästigt gefühlt habe. Da sich die Bahn, wie sich bei Beschwerden u. a. nach dem Union-Spiel herausgestellt hat, vorbehaltlos und ohne Prüfung hinter ihr Personal stellt und Vorwürfe der Kundschaft als aus der Luft gegriffen darstellt, schenke ich solchen Berichten keinerlei Glauben.

Apropos FCK: zur zweiten DFB-Pokal-Hauptrunde bescherte uns die Losfee Carolin Kebekus bei der Auslosung auswärts den 1. FC Kaiserslautern. Ein geileres Los kann ich mir kaum vorstellen. Sicher wäre auch ein Heimspiel gegen einen machbaren Gegner ganz nett gewesen, doch, wer weiß, wann wir das nächste Mal wieder auf den Betzenberg kommen.

In der 2. Liga war das Spiel auf dem „Betze“ ein absolutes Highlight, das wir aufgrund der Spielansetzung samstags auch gleich zu einem gefühlten Heimspiel machten. Geschätzt zwischen 15.000 und 20.000 VfBler waren damals vor Ort und trugen zu einem wunderbaren Rahmen beim 2:0-Auswärtssieg bei. Es spricht auch dieses Mal einiges dafür, alle Hebel in Bewegung zu setzen und sich diesen Pokalkracher nicht entgehen zu lassen. Ein absolutes Traditions-Duell zweier befreundeter Fanszenen in einem der stimmungsvollsten Fußballtempel überhaupt, dazu eine auch unter der Woche machbare Entfernung, wenn einem der Schichtplan nicht gerade einen Strich durch die Rechnung macht, daher sollte am 24. oder 25. Oktober die nächste weiß-rote Invasion die A6 entlang rollen.

So gern man auf das Aufeinandertreffen mit den Pfälzern und so gut wie allen Zweitligapartien zurückblickt, so schön und wichtig ist es jetzt, wieder im Konzert der Großen mitspielen zu dürfen. Irgendwie fühlt es sich dann doch so an, dass man nie richtig weg gewesen wäre. Außer den kleineren Stadien im Unterhaus erinnerte so gut wie überhaupt nichts an 2. Liga. Der VfB war „in“, sorgte für einen phänomenalen Zuschauerrekord, war in den Medien omnipräsent und sorgte für eine Euphorie, ja, fast Hysterie, wie sie beim Abstieg in Wolfsburg wohl kein Mensch für möglich gehalten hätte.

Nach Jahren des Dahinsiechens, die von Dauerfrust und schlechter Laune geprägt waren, wollte einem im Zweitligajahr das Dauergrinsen partout nicht aus dem Gesicht weichen. Weshalb man sich während dieser Zeit wie in einem schönen Traum wähnte, lag mit daran, dass die Qualität der Gegner meist zu wünschen übrig ließ und man auch schlechtere Spiele für sich entschied und Rückstände scheinbar mühelos zu drehen vermochte.

Spätestens nach dem Hertha-Spiel hieß es dann „aufwachen“ aus diesem Traum! Der Bundesligaalltag hat uns schneller wieder, als uns lieb ist. Dass Berlin ein schwerer Auftakt sein würde und uns dort nichts geschenkt werden würde, befürchtete man im Vorfeld schon. Dass der Hertha aber ein absolut durchschnittlicher Auftritt genügen und das Spiel nach dem Rückstand quasi gelaufen sein würde, das war dann doch ernüchternd.

In einem ereignisarmen Spiel, das man zur Halbzeit als typisches 0:0-Spiel eingeordnet hatte, befand sich der VfB gedanklich noch in der Pause, als die Hertha das Spiel mit einem Einwurf schnell machte, Ailton sich von Leckie ausspielen ließ, und dieser frei vor Zieler zur Hertha-Führung einschob. Hertha hatte zwar bis dahin mehr Spielanteile, da der VfB hinten aber stets Überzahl herstellen konnte und Hertha nicht viel einfiel, den Riegel zu knacken, kam es zu kaum brenzligen Situationen.

Der VfB beschränkte sich dabei für meinen Geschmack zu sehr auf das Verteidigen des eigenen Tores und suchte nicht konsequent genug den Weg nach vorne. Das von unserem Claim abgewandelte „mutlos und scheu“ kam mir dabei mal wieder in den Sinn. Die Offensive fand über weite Strecken der ersten Halbzeit nicht statt.

In einem Spiel bislang ohne Torchancen, war es dann bezeichnend, dies der große Unterschied zur 2. Liga, dass gleich der erste Fehler der Stuttgarter Hintermannschaft bestraft wurde.

Dieser Treffer gab den heimstarken Berlinern mit ihrer eingespielten Mannschaft die nötige Sicherheit. Ausgerechnet Leckie möchte man meinen, dem im Vorjahr für Ingolstadt bei 30 Einsätzen kein einziger Treffer gelang und der im Jahr zuvor gerade einmal drei Treffer (einen davon beim 3:3 in Ingolstadt gegen den VfB) zustande brachte. Dass einem der harmlosesten aktuellen Bundesligastürmer überhaupt nach einem Eckball aus dem Gewühl heraus gar noch ein zweiter Treffer gelang, spottete jeder Beschreibung.

Nach dem 2:0 nach gut einer Stunde war das Spiel dann gelaufen. Das sah auch Hannes Wolf so, kaum anders ist es zu erklären, dass er defensiv wechselte und Dennis Aogo und Holger Badstuber zu ihren ersten Einsätzen für den VfB verhalf. Diese beiden durften Spielpraxis sammeln und verhalfen der VfB-Defensive auf Anhieb zu mehr Stabilität, so dass beide wohl Kandidaten für die Startelf gegen Mainz 05 sind. Der VfB hatte zwar in der Schlussphase durch Asano und Donis, die beide das Außennetz trafen, noch zwei Torchancen, doch insgesamt fehlte es an Durchschlagskraft, um die Hausherren ernsthaft zu gefährden.

Der insgesamt eher biedere Auftritt im Berliner Olympiastadion offenbarte, dass noch viel Arbeit vor Hannes Wolf und Michael Reschke liegt. Das Duo auf der Doppelsechs, das sich während der Trainingslager für die Liga heraus kristallisiert hatte, wurde komplett gesprengt. Burnić stand wegen einer laut Hannes Wolf schlechten Trainingswoche nicht im Kader, Ofori, der in Cottbus als alleiniger Sechser auf verlorenem Posten stand, saß zunächst auf der Bank, so dass Mangala und Gentner die defensive Schaltzentrale bekleideten.

Da man auch diese beiden nicht als der Weisheit letzten Schluss ansieht und Sarpai und Grgic verliehen werden sollen, wird weiter nach einem aggressiven Sechser Ausschau gehalten. Der 20-jährige Argentinier Santiago Ascacíbar soll bereits in Stuttgart sein und in Kürze als Neuzugang Nummer acht vorgestellt werden.

Dass nicht nur zentral defensiv sondern auch zentral offensiv Verstärkung willkommen wäre, zeigte der lange Zeit harm- und ideenlose Auftritt in Berlin. Auf den Außen sind wir zwar gut besetzt, doch verpufft deren Wirkung, wenn die Unterstützung der Kollegen fehlt und keine zündenden Ideen aus dem zentralen Mittelfeld kommen.

Da ist es doch gut, dass wenigstens Alexandru Maxim am Samstag wieder im Neckarstadion aufläuft, nur, eben auf der anderen Seite. Diesen nicht annähernd ersetzt zu haben wird Jan Schindelmeiser hauptsächlich vorgeworfen, deshalb hat man Michael Reschke geholt, um unter anderem diesen Fehler auszumerzen.

Bis sich eine Stammmannschaft gefunden hat, wird noch viel Wasser den Neckar hinunter laufen. Durch den Sportdirektoren-Wechsel scheint sich auch ein Paradigmenwechsel vollzogen zu haben. Das Anforderungsprofil bei Neuzugängen, das bislang hieß „jung und entwicklungsfähig“, änderte sich schlagartig. Die Transfers von Badstuber und Aogo und der möglicherweise in Kürze von Erik Durm, stehen eher für Erfahrung und Spieler, die ihre besten Zeiten möglicherweise schon hinter sich haben. Dazu sind alle diese Transfers extrem risikobehaftet, haben doch alle in jüngster Vergangenheit eine lange Verletzungsgeschichte vorzuweisen. In dieses Beuteschema würde wiederum Daniel Didavi ganz gut passen, sollte er denn tatsächlich zu haben und an einer Rückkehr interessiert sein. Für den Kreativsektor wäre frisches Blut hilfreich, denn, ob Donis, Asano oder wie jüngst Akolo den Zehner mimen, das wirkt doch alles zu sehr improvisiert.

Etwas traurig aber nicht mehr zu ändern ist es, diesen Wechsel der Philosophie so spät vollzogen zu haben. Jetzt, wo die Saison begonnen hat, muss sich die Mannschaft erst noch finden und einspielen, womit die Vorbereitung, außer des Schaffens der konditionellen Grundlagen, so ziemlich für die Katz war. Da kann man nur hoffen, dass, bis sich die Mannschaft endgültig gefunden hat, auch der eine oder andere Punktgewinn herausspringt.

Dass wir in Berlin nicht die schlechtere Mannschaft waren, dafür können wir uns leider nichts kaufen. Die Punkte sind unwiederbringlich weg, was so richtig wehtun dürfte, sollte gegen Mainz 05 kein Heimsieg gelingen. Dann stünde man bereits auf Schalke mit dem Rücken zur Wand und der Fehlstart bekäme Konturen.

Deshalb ist jede vergebene Chance zu punkten sehr ärgerlich, auch die am Samstag, obwohl wir uns in Berlin traditionell schwer tun, die Hertha heimstark und Europaleague-Teilnehmer ist. Das alles darf nicht als Alibi herhalten, Punkte leichtfertig herzuschenken. Ich hoffe, das Team zieht daraus seine Lehren und investiert, vor allem in seine Offensivbemühungen, zukünftig auch auswärts mehr.

Zunächst steht aber das erste Heimspiel an, auf das ich mich sehr freue. Vor dem Spiel findet wie immer zum ersten Heimspiel die „Karawane Cannstatt“ statt. Das diesjährige Motto heißt „Den Fans gehört das Spiel“, der Dresscode dazu lautet „Alle in Weiß“.

Stoßt alle dazu, singt Euch ein, bringt Euch in Stimmung, hüpft und schreit, was das Zeug hält, aber, lasst bitte Eure Kameras stecken. Vor allem die Armada derer, die vor der Karawane herumturnen und nicht mitlaufen, stört den Ablauf seit Jahren massiv. Respektiert die Anweisungen der Ordner und leistet ihnen Folge, sie sind es letztlich, die für einen reibungslosen Ablauf verantwortlich zeichnen. Überlasst das Knipsen und Filmen den in der Szene bekannten Stadionfotografen, auf deren Webseiten die schönsten Fotos zeitnah präsentiert werden.

Reiht Euch also ein und konzentriert Euch auf den bedingungslosen Support. Das Ziel muss es sein, eine Dezibel-Zahl auf die Mercedesstraße und ins Stadion zu bringen, bei der die Mainzer vor Ehrfurcht erstarren und die Katakomben am liebsten überhaupt nicht verlassen wollen. Wir benötigen die Punkte, wir holen die Punkte, wir sind der 12. Mann!

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18. August 2017

Mit einem blauen Auge davon gekommen

Auch eine gute Woche nach dem Rausschmiss von Jan Schindelmeiser wirkt das Beben nach. Wurde nach dem Votum für die Ausgliederung von allen Seiten propagiert, das demokratisch zustande gekommene Ergebnis akzeptieren zu wollen und sahen es die meisten ein, dass die verhärteten Fronten wieder zueinander finden müssen, spaltet die Demission Schindelmeisers die Fangemeinde erneut aufs Schärfste.

Die einen akzeptieren den Standpunkt des Vereins und kritisieren an Jan Schindelmeisers Transferpolitik vor allem, dass er es bis Anfang August immer noch nicht geschafft hatte, die Problemzone Innenverteidigung erfolgsversprechend zu verstärken und auch nicht der Eindruck erweckt wurde, die dringend benötigten Verstärkungen seien im Anflug. So, die Befürchtungen, werde es schnurstracks zurück in die 2. Liga gehen.

Die andere Seite, zu der ich mich auch zähle, übte sich hingegen in Geduld und vertraute Schindelmeiser, dass er bis zum Transferschluss schon noch eine schlagfertige Mannschaft auf die Beine stellen würde. Ich sehne mich nach Kontinuität in meinem Herzensverein und hatte die große Hoffnung, dass diese mit dem Gespann Schindelmeiser/ Wolf auf längere Zeit gegeben sein könnte. Daher liegt mir der Rausschmiss noch immer schwer im Magen.

Von außen betrachtet hat Schindelmeiser für mich keine schlechte Arbeit abgeliefert. Er hat den Umbau im Verein vorangetrieben, im Unterbau nachjustiert, er hat aus den finanziellen Möglichkeiten nach dem Abstieg das Optimum, nämlich den Aufstieg, herausgeholt und eine spannende Transferpolitik an den Tag gelegt. Mit Spielern, ob bei den Amateuren oder bei den Profis, welchen man keine kurzfristige Perspektive bieten konnte, wurde Klartext gesprochen und sich voneinander getrennt, anstatt sie jahrelang durchzuschleppen, wie es in den vergangenen Jahren beim VfB Usus war.

Natürlich lässt sich über die bisherigen Neuzugänge dieses Sommers streiten. Viele junge, bundesligaunerfahrene Akteure unterschiedlichster Nationalitäten, ein Sprachengewirr auf dem Trainingsplatz, überhaupt nicht blond und blauäugig. Doch, kann man dies Schindelmeiser zum Vorwurf machen und ist es nicht vielleicht sogar besonders kreativ, Spieler zu holen, hinter denen (noch) nicht die Top-Vereine her sind? In Anbetracht der explorierenden Ablösesummen in diesem Transfersommer und der noch immer begrenzten finanziellen Möglichkeiten der VfB Stuttgart AG, fand ich den eingeschlagenen Weg vernünftig. Letzten Endes ist es mir in dieser Phase der Konsolidierung, nach fast zehn Jahren Misswirtschaft, egal, welche Spieler uns wieder nach oben bringen. Haben wir den Anschluss mal wieder geschafft, dürfen es gerne auch deutsche Nationalspieler in unseren Reihen sein, gerne aus dem Nachwuchsleistungszentrum, doch bis dorthin ist es noch ein weiter Weg, der vor allem Geduld erfordert.
Geduld, die man in der AG offensichtlich nicht hat(te). Ob Schindelmeiser ein gutes Händchen mit seinen Einkäufen hatte und wie seine diesjährige Transferbilanz ausfällt, hätte man frühestens am 01. September, wenn das Transferfenster geschlossen ist, beurteilen können. In den beiden Trainingslagern in Grassau und in Neustift im Stubaital war ich von den Neuen sehr angetan. Was die Jungs an Schnelligkeit und auch an taktischer Intelligenz einbringen, ist schon klasse. Wie schnell sie sich an das Haifischbecken Bundesliga gewöhnen und ob sie die Liga aufmischen können, wie sie mit Rückschlägen umgehen, muss sich erst noch zeigen. Dass es ein Risiko ist, mit einer solch jungen Mannschaft ins Rennen zu gehen, steht außer Frage. Es ist auf der anderen Seite aber auch eine Chance, an der die Jungs wachsen und ihren Marktwert steigern können und könnte ein Faustpfand gegen Spielende werden, wenn die Jungs noch immer alles in Grund und Boden rennen.

Daher sehe ich die bisherige Transferbilanz lang nicht so kritisch wie die AG. Den Sportdirektor, der eine Hundertprozentquote bei seinen Transfers vorweisen kann, muss man mir erst noch zeigen. Dass bei der Verpflichtung von vielen jungen Spielern der eine oder andere durch den Rost fällt, ist, wie ich finde, völlig normal. Bislang fallen mir hier nur Onguéné und Julian Green ein, die Sommerneuzugänge sind noch nicht zu bewerten.

Schindelmeiser wurde ferner vorgeworfen, zu viele Spieler auszuleihen und dass man mit dieser Philosophie Jahr für Jahr ein neues Team aufbauen müsse. Auch hierfür hatte ich Verständnis, weil man Spieler von der Qualität eines Mané oder Brekalo sonst überhaupt nicht bekommen hätte. Solang der Trainer Freude hat, mit den Jungs zu arbeiten, sie fit für eine große Karriere zu machen und sich damit arrangiert, dass die Arbeit im nächsten Jahr von vorn beginnt, sehe ich nichts Verwerfliches daran, in einer Zeit, in der man finanziell Lichtjahre von den Großen entfernt ist.

Da die Transferbemühungen Anfang August noch bei keinem Verein gänzlich abgeschlossen sind, sah ich die bisherigen Zugänge auch nicht als das Ende der Fahnenstange, sondern war mir sicher, dass man am dringend benötigten gestandenen Innenverteidiger und einem erfahrenen Sechser dran sein würde. Daher kam für mich die Schindelmeiser-Entlassung aus dem Nichts und zur Unzeit.

Nach meinem aus der Emotion geschriebenen letzten Blog, hatte ich danach Gelegenheit, mir auch die „andere Seite“, nämlich die Sicht aus der Perspektive der AG anzuhören.

Dort ist der Tenor einhellig, dass die Entlassung Schindelmeisers alternativlos gewesen sei und dem Vernehmen nach sogar ohne Abfindungszahlung vonstattenging, weil es durchaus auch um Vertragsverstöße gegangen sein soll.

Demnach hätte sich der Streit am Transfer von Maxim entladen, für den Schindelmeiser die Vorgabe gehabt haben soll, ihn allenfalls gegen eine stattliche Ablöse ins Ausland und auf keinen Fall für vergleichsweise kleines Geld an einen Ligakonkurrenten abgeben zu dürfen.

Des Weiteren war man mit den Einkäufen nicht einverstanden, weil, das muss man wohl unter dem Vorwurf der vogelwilden Transferpolitik verstehen, lediglich Spieler geholt wurden, die gerade zufällig auf dem Markt waren und nicht für Positionen, wo der Schuh am meisten drückt. So habe man zwar ein Überangebot an Flügelflitzern, die Defensive aber wurde noch immer nicht verstärkt.

Zudem habe man Schindelmeiser vorgeworfen, sich nicht um Abgänge gekümmert zu haben, wodurch Sorgen aufkamen, den Kader zu sehr aufzublähen. Schindelmeiser sei ein schwieriger Mensch, kein Teamplayer, und habe bei den letzten Transfers die Kontrollinstanzen der AG elegant umschifft.

Er sei nur auf seinen Jugendwahn fixiert gewesen, so dass er andere Optionen überhaupt nicht geprüft und einigen Spielerberatern, ohne sie anzuhören, den Weg zur Tür gewiesen haben soll. Gerüchten zufolge sollen ihm u. a. Träsch, Didavi und Bičakčić angeboten worden sein, die Schindelmeiser von vornherein nicht haben wollte, weil sie, vor allem die Erstgenannten, den VfB schon einmal im Stich gelassen hatten.

Die Kommunikation mit den Vorstandskollegen habe nicht gestimmt, weil er den sportlichen Bereich ausschließlich für sich proklamiert und es daher auch nicht für nötig gehalten habe, überhaupt zu berichten, was er vor hatte und an wem er gerade dran wäre. Gegen den Vorwurf, Alleingänge betrieben zu haben wehrt sich Schindelmeiser vehement, kein Transfer sei ohne Zustimmung der Gremien zustande gekommen.

Da steht also Aussage gegen Aussage, die Wahrheit werden wir wohl nie erfahren, so dass weiteren Spekulationen Tür und Tor geöffnet sind. Offensichtlich war kein Vertrauen mehr vorhanden, die Chemie stimmte nicht mehr und wegen Schindelmeisers getätigter Transfers herrschte große Unzufriedenheit (was Dietrich in Öffentlichkeit jedoch dementierte).

Für mich bleiben dennoch einige Fragen offen. Ist Machtmensch Schindelmeiser am Machtmensch Dietrich gescheitert, weil dieser am längeren Hebel sitzt? Begegnete die AG-Seite gar jenen Geistern, die man mit der Ausgliederung der Profiabteilung in eine AG rief?

Im Organigramm sind auf der Vorstandsebene, auf der der Sportdirektor angesiedelt ist, nur der Marketing- und der Finanzvorstand zu finden. Genauso wenig wie der Sportdirektor dem Finanzvorstand in die Finanzierung von Bauprojekten reinredet, sollte sich der Finanzvorstand anmaßen, ob eine geplante Verpflichtung sinnvoll ist oder nicht. Trainer Hannes Wolf und Jan Schindelmeiser sollen gut zusammengearbeitet haben, sollten die beiden in Sachen Kaderzusammenstellung auf einer Linie gelegen haben, wäre doch im Grunde alles gut gewesen! Lag das Zerwürfnis am Ende „nur“ daran, dass Schindelmeiser Heim und Röttgermann links liegen ließ und sie überhaupt nicht an seinen Plänen teilhaben ließ, fehlt mir das Verständnis, dass erwachsene Männer solche Probleme nicht wie Männer aus der Welt schaffen konnten oder wollten.

Dann ging es tatsächlich um die verletzte Eitelkeit Einzelner und das Ganze zu Lasten des VfB Stuttgart.

Eine weitere Frage, die sich mir stellt, ist die, wer Gunter Barner (Stuttgarter Nachrichten) mit jenen Informationen fütterte, um Jan Schindelmeiser bereits Mitte Juli anzuzählen. Wurde das von AG-Seite mit dem Ziel lanciert, den Rauswurf im Nachhinein als plausibel und sich abzeichnend verkaufen zu können? Weshalb stehen seit geraumer Zeit anstehende Wechsel, wie beispielsweise der von Aogo, tagelang vorher in der Presse? Das war man, seit Schindelmeiser das Zepter schwang, nicht mehr gewohnt. Für mich bleibt das Gschmäckle eines abgekarteten Spiels.

Für die Werbung zur Ausgliederung hat man Schindelmeiser noch gebraucht, ohne Hannes Wolf und ihn wäre diese sicher nicht so reibungslos durchgegangen. Daher hat man ihn wohl nicht schon vorher entsorgt, obwohl es im Gebälk dem Vernehmen nach schon ordentlich knisterte.

Hat tatsächlich der Maxim-Transfer zur Eskalation geführt, wäre eine zeitnahe Entlassung danach oder sogar, um den Transfer zu verhindern davor, logisch gewesen. Doch seinerzeit, am 27.06., lief ja noch die Einspruchsfrist gegen die Ausgliederung!

Nun begründet der VfB die Entlassung damit, dass die dringendsten Baustellen im Kader auch Anfang August noch nicht abgearbeitet gewesen seien. Jürgen Klopp hat im ZDF-Interview im Vorfeld des Championsleague-Qualifikations-Spiels gegen Hoffenheim einen interessanten Ausspruch getätigt, denn, auch Liverpool sucht bislang (erfolglos) nach weiteren Verstärkungen. Er sagte, in Anbetracht der Wahnsinns-Summen die in diesem Sommer vom einen zum nächsten Verein transferiert werden: „Es gibt mehr Vereine, die Spieler suchen, als welche, die Geld brauchen“. Soviel zum Thema. Gerade gute und erfahrene Innenverteidiger sind sehr gefragt und schwierig zu bekommen, zumindest noch zum jetzigen Zeitpunkt.

Für welche Philosophie Michael Reschke steht, ist mir auch nach seiner Vorstellungs-Pressekonferenz Anfang dieser Woche noch nicht klar. Er lobte die Bayern über den grünen Klee, über den VfB sprach er weniger, außer, dass er tief beeindruckt sei, was für tolle Menschen beim VfB unterwegs seien. Die Schleimspur zog sich bis hinauf nach Vaihingen…

Sollten Badstuber und Aogo die Kategorie Transfers sein, mit denen sich Reschke zu schmücken vermag, dann gute Nacht. In Fankreisen macht schon der Begriff von der „Reschkerampe“ die Runde. Um auf diese Namen zu kommen, bedarf es nicht der Phantasie eines ausgewiesenen Fachmanns, auf diese Spieler wäre die Putzfrau wohl auch noch gekommen.

Ob sie uns weiterhelfen können, steht auf einem anderen Blatt. Bleibt Badstuber fit, ist er mit Sicherheit eine Verstärkung für die löchrige Abwehr. Aogo ist als Platzhalter für Insúa gedacht und muss beweisen, ob er es noch einmal wissen will. Auf seiner Pressekonferenz in dieser Woche machte er auf mich einen aufgeräumten, intelligenten und auch motivierten Eindruck.

Dass nicht nur junge Spieler ein Risiko darstellen, sondern auch Ex-Nationalspieler hat der VfB mit Kevin Großkreutz jüngst ja selbst erfahren. Er blieb am Ende sportlich alles schuldig, was man sich vom Weltmeister erhofft hatte und war mit seinen 28 Jahren und seiner Verletzungshistorie längst ein Auslaufmodell.

Parallelen zu Badstuber und Aogo wären rein zufällig. Erik Durm soll der Nächste in der Reihe werden, auch er ist nur zu haben, weil er zuletzt viel verletzt war und er es in Dortmund schwer haben dürfte, den Anschluss wieder zu schaffen. Dass uns bei so viel (Verletzungs-)Risiko nicht am Ende doch noch die Jungen die Kohlen aus dem Feuer holen müssen…

Das Sportliche rückte durch den Wechsel auf dem Sportdirektoren-Posten erst einmal weit in den Hintergrund. Dabei stand letztes Wochenende bereits die erste Runde im DFB-Vereinspokal an.
Uns Allesfahrern wird gleich zu Beginn der neuen Runde viel abverlangt. Binnen sechs Tagen erst Cottbus, dann Berlin. Das Spiel mit der weitesten Entfernung der Pokalrunde wurde auf Sonntag, 18.30 Uhr gelegt, fanfreundlich geht anders.

Daher blieb, wollte man nicht kurz vor der polnischen Grenze auch noch übernachten, nur die Möglichkeit mit dem PKW oder dem Bus anzureisen. Ich entschied mich für die Busfahrt mit dem RWS Berkheim, verließ das Haus um 8 Uhr morgens und war montagmorgens gegen 6 Uhr zurück. Eigentlich bin ich ja zu alt für diesen Scheiß, aber, was tut man nicht alles für seinen Herzensverein und um jedes Mal dabei sein zu können.

Die beiden jüngsten Neuzugänge standen in Cottbus nicht zur Verfügung, Badstuber gesperrt, Aogo angeschlagen. Da Ailton mit Trainingsrückstand ebenfalls nicht mit in die Lausitz gereist war und sich zu allem Überfluss Timo Baumgartl nach dem Aufwärmen aufgrund von Schwindelgefühlen abmeldete, musste Hannes Wolf kurzfristig improvisieren.

Kapitän Gentner, eigentlich für die Bank vorgesehen, rückte in die Anfangsformation und Pavard, zunächst als Linksverteidiger gedacht, in die Innenverteidigung. Für ihn spielte Dženis Burnić auf der ungewohnten Position hinten links und zahlte bei seinem ersten Pflichtspiel für den VfB reichlich Lehrgeld.

Das Spiel begann für den VfB denkbar ungünstig. Bereits in der 6. Spielminute legte eben jener Burnić unfreiwillig für den Cottbusser Viteritti vor, der zur vielumjubelten Führung der Hausherren einschoss. Gut zwanzig Minuten später foulte der als alleiniger Sechser überforderte Ofori den Ex-VfBler Mamba, woraus der sehenswerte Freistoß zum 2:0 resultierte.

Beim ersten Gegentor wirkte die Abwehr wie ein Hühnerhaufen, bei zweiten ließ man sich per Sonntagsschuss düpieren, für einige Grund genug „Zieler raus“ zu schreien. Leute, habt ihr sie noch alle? Die Entscheidung des Trainers pro Zieler gilt es zu akzeptieren, das ständige Zieler-Gebashe und der Hype um Langerak helfen keinem weiter, am wenigsten dem VfB. Ein Torwart braucht das Vertrauen des Trainers und auch des Umfelds. Wird er vehement niedergemacht, ob im Stadion oder auch auf seiner Facebook-Seite, ist das kontraproduktiv und wird ihm nicht helfen, zu alter Stärke zurückzufinden.
Ich verstehe es ohnehin nicht, welchen Narren viele VfB-Fans an Langerak gefressen haben. Er war jahrelang die Nummer zwei in Dortmund und kam an Weidenfeller, der auch nicht gerade der Über-Torwart war, nie vorbei.

Dann wechselte er zum VfB, verletzte sich direkt und stand in der Abstiegssaison fast überhaupt nicht zur Verfügung. Ihm jetzt zugute zu halten, dass er dem VfB in der 2. Liga die Treue gehalten hat, ist für mich zu hochgegriffen. Welche Alternativen hatte er denn? Der VfB verkaufte jeden, für den er einigermaßen Geld bekam, für Langerak gab‘s demnach wohl keine Interessenten, wobei der VfB das Heft des Handelns sowieso selbst in der Hand hatte, weil dem Vernehmen nach alle Verträge für die 2. Liga Gültigkeit besaßen.

In der 2. Liga hatte Langerak, wie alle anderen auch, seinen Anteil am Aufstieg, mehr aber auch nicht. Alles andere als der Aufstieg wäre peinlich gewesen, so dass für mich keiner der Aufstiegsmannschaft in den Heldenstatus erhoben wird, schon gar nicht Langerak, der zwar auf der Linie stark ist, in der Spieleröffnung und Strafraumbeherrschung aber ähnliche Defizite wie Ulreich hat. Unvergessen seine Orientierungslosigkeit gegen Hannover 96, die uns die sicher geglaubte Herbstmeisterschaft gekostet hat.

Ins Spiel biss sich der VfB zurück und kam durch den auffälligen Brekalo und ein Eigentor der Cottbusser zum schmeichelhaften Ausgleich. Auch in der Folgezeit war der VfB weder tonangebend noch dem Viertligisten spielerisch überlegen. Selbst die Kondition schien bei den Brandenburgern besser zu sein als jene vom VfB, so dass sich eher der VfB ins Elfmeterschießen rettete als das die Cottbusser taten. In dieser Lotterie schließlich hatte der VfB das bessere Ende für sich und zog überaus glücklich in die nächste Pokalrunde ein.

Abgesehen von der Leistung vom VfB genoss ich diesen langen Trip, wenn man einmal von der zähen und langwierigen Heimfahrt absieht. Endlich wieder Stadion, ein volles Haus, freundliche Gastgeber und unzählige Freunde und Bekannte getroffen. Da wir direkt vor dem Gästeeingang aus dem Bus aus- und wieder einstiegen kann ich nicht beurteilen, ob es zu irgendwelchen unschöneren Szenen rund ums Stadion oder in der Stadt gekommen ist, gehört habe ich davon nichts. Nach dem Pokalsieg 1997 gegen eben jenen FC Energie entstanden ja einige Fanfreundschaften, so dass auch kein größerer Trouble zu erwarten war. Die Ordner am und im Block waren freundlich, Vollbier gab es auch, kein Grund zu klagen also.

Erstrundenspiele im Pokal, vor allem wenn es gegen Drittligisten oder einen gefühlten Drittligisten wie Energie Cottbus geht, sind immer schwer. Die Gegner stehen bereits voll im Saft während man selbst noch nicht weiß, wo man steht und ins Ungewisse startet. Hat man dann noch kurz vor dem Spiel solche Ausfälle zu beklagen und gerät aufgrund dieser Umstellungen früh in Rückstand, wird es ungleich schwerer. Dann ist das Publikum, das nach dem bezahlten Fußball lechzt, voll da und pusht sein Team nach vorne, so dass sich deren Jungs die Lunge aus dem Leib laufen.

Angesichts dieser Umstände bewerte ich das Auftreten von Cottbus nicht über. Auch Hertha BSC, der Gegner vom Samstag, hat am Montag in Rostock keine Bäume ausgerissen. In Berlin werden hoffentlich Badstuber, Baumgartl und Aogo zur Verfügung stehen, so dass das VfB-Spiel an Stabilität gewinnen sollte. Nach vorne haben wir ohnehin unsere Waffen, vor allem Brekalo macht schon den ganzen Sommer über einen hervorragenden Eindruck, auch A. Donis konnte in Cottbus nach seiner Einwechslung Akzente setzen.

Wichtig ist, dass im Verein Ruhe und Normalität einkehrt und alle an einem Strang ziehen. Es ist in meinen Augen weder förderlich, wenn von Vereinsseite Schindelmeisers Einkäufe diskreditiert werden und den Jungs somit ein Stück ihres Selbstwertgefühls genommen wird, noch ist es hilfreich, wenn Fans einen Reschke ablehnen, bevor er richtig angekommen ist, Zieler ablehnen, weil Langerak so süß ist, Aogo ablehnen, weil er in den letzten Jahren nichts gerissen hat und Badstuber ablehnen, weil er sowieso nur verletzt ist.

Ich gehe da pragmatisch ran, da ich an den Personalentscheidungen des Vereins sowieso nichts ändern kann und jedem Neuen eine faire Chance gebe, mich zu überzeugen, auch wenn ich im Vorfeld skeptisch sein sollte.

Noch immer ist mein großer Wunsch, dass beim VfB endlich Ruhe und Kontinuität einkehren und Hannes Wolf noch lange unser Trainer sein wird. Voraussetzung dafür wäre, dass er zu Michael Reschke ein ähnlich vertrauensvolles Verhältnis aufbaut, wie er es zu Jan Schindelmeiser hatte und die Verantwortlichen in der AG wegen möglicher schlechter Resultate nicht zu schnell die Nerven verlieren.

Der Start hat es schließlich in sich. Ausschließlich undankbare Aufgaben in den ersten fünf Spielen, in denen sowohl in die eine als auch in die andere Richtung alles passieren kann. So trifft den VfB eine mittlerweile schon unfassbare Verletzungsmisere zur denkbar ungünstigsten Zeit.

Ich bin sehr gespannt, wer in Berlin morgen alles auflaufen kann und wie sich das Team schlagen wird. Danach kommt Mainz mit einem sicherlich bis in die Haarspitzen motivierten Maxim, ehe es in die Turnhalle nach Gelsenkirchen geht. Diese Spiele sollten als erste Standortbestimmung dienen und aufzeigen, wie konkurrenzfähig der VfB nach dem Wiederaufstieg tatsächlich ist. Alles andere war Vorgeplänkel, lasset die Spiele beginnen!

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13. April 2010

Bundesliga Zwei, Hertha ist dabei

Schon im Herbst letzten Jahres, nach der gemeinsamen Tour mit unserem Trainingslager-Stammtisch zum Spiel in Hamburg, entschlossen wir uns, auch zusammen zum Spiel nach Berlin zu fahren. Wegen der sehr kurzfristigen endgültigen Terminierungen der Spiele buchten wir von Freitag bis Montag, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein. Die Zugtickets waren frühzeitig gebucht, doch leider bekam Anita den lange als Urlaub eingereichten Freitag nicht frei, so dass Anita und ich kurzerhand die Zugfahrt stornieren mußten und mit dem Auto hinther kamen. Um 15.30 Uhr am Freitag kamen wir schließlich los. Gott sei Dank waren allerortens noch Osterferien, so dass die Verkehrslage weitgehend entspannt war. Wir fuhren relativ gemütlich und schafften die 630 Kilometer in ziemlich genau 6 1/2 Stunden, trotz einiger kleiner Pausen. Gegen 22 Uhr erreichten wir also unser Holiday Inn Express Hotel in der Stresemannstraße in Berlin-Mitte, nahe des Potsdamer Platzes. Da uns die “Zugfahrer” bereits angekündigt hatten, war alles schon vorbereitet und der Check-In ging ratzfatz. Im Zimmer angekommen, nahmen wir sofort Kontakt mit den anderen auf, die uns  gleich darum baten, auf dem schnellsten Wege, also mit dem Taxi, ins Klo zu kommen, wo wir reserviert hatten und wo es richtig klasse wäre. Wir ließen uns natürlich nicht zwei Mal bitten und folgten diesem Aufruf. Etwa um 23 Uhr erreichten wir diese Kultgaststätte, in der man einmal gewesen sein muß, was dann aber, um es vorweg zu nehmen, auch reicht. Nach der langen Autofahrt freute ich mich natürlich auf mein erstes Bier, das ich dann auch prompt serviert bekam. Meine Augen wurden aber groß, da es in großen Urinbechern ausgeschenkt wird. Ich trinke grundsätzlich nicht gerne aus Plastikbechern, dies war aber besonders gewöhnungsbedürftig. Ein Bier kostete stolze 8,20 Euro bei einer Abgabemenge von 0,6 bis 0,8 Litern. So genau nahmen es die Bediensteten dabei nicht. Drei Getränke später ging es dann ans Zahlen, was bei einer gemeinsamen Rechnung für 12 Leute gar nicht so einfach ist. Anita und ich waren ja noch nicht so lang da wie die Anderen, so dass es bei uns noch am Einfachsten war. Insgesamt belief sich die Rechnung auf rund 300 Euro, ich denke, wir düften wieder kommen, wenn wir denn wollten. :-) . Das Klo ist eine kultige Erlebniskneipe im alten Zentrum Berlins nahe des Ku’Damms. Der Zusatz “Betreten auf eigene Gefahr” ist durchaus ernst zu nehmen, weil einen doch einige Überraschungen erwarten können, wenn dem Personal danach ist.

Auch im Klo entdeckt: Mädel mit Hammel-Tatoo

Wir fuhren dann nach dem Zahlen aber mit dem Taxi zum Hotel, wo wir in der gegenüberliegenden Kneipe noch etwas tranken, bevor wir nach dem anstrengenden Tag in die Falle fielen.

Der Morgen begann natürlich mit einem ausgedehnten Frühstück, das für ein Viersternehotel für meinen Geschmack etwas eintönig war, zumindest wenn man drei Nächte dort verweilt. So gab es nur gekochte Eier, die auch noch steinhart waren, jedoch keine Rühr- oder Spiegeleier. Die Obstauswahl war dürftig und wenn etwas aus war, dauerte es relativ lang, bis wieder nachgefüllt wurde. Ich möchte aber nicht nur nörgeln, die Brötchen waren frisch, es gab sechs Sorten Marmelade zur Auswahl, der Kaffee war o.k. und Lebensmittel wie Butter oder Wurst wurden gut gekühlt. Alles in allem war das Frühstück schon o. k. und vor allem frisch, man findet ja doch immer ein Haar in der Suppe.

Für 11 Uhr verabredeten wir uns dann in der Hotel-Lobby, um Richtung Stadt aufzubrechen. Der Anhalter-Bahnhof befindet sich etwa 300 Meter vom Hotel entfernt. Von dort fuhren wir mit der S-Bahn bis zum Alexanderplatz, wo wir gleich ein Gruppenfoto schießen ließen.

Von dort liefen wir los, um das Lokal “Schwarzwaldstuben” zu suchen. Wir hatten kompetente Männer mit Stadtplan dabei, dennoch ließ einen die Vermutung nicht los, wir würden mit der Kirche ums Dorf laufen. :-) Nach einiger Zeit erreichten wir die Kneipe aber doch. Heiko traf dort seinen in Babelsberg leben Bruder, die Kneipe ausschließlich von VfB-Fans bevölkert. Als ich die Speisekarte sah, mußte ich dann doch schmunzeln. Wir mußten uns nicht auf die preußische Küche umstellen, gab es dort doch Gaisburger Marsch, Linsen und Spätzle, Maultaschen und einiges mehr. Zu trinken gab es Rothaus-Pils. Ich gebs ja zu: dieses badische Bier trinke ich wirklich gerne. Der Hunger war aber wenige Stunden nach dem Frühstück noch nicht so groß, so dass ich mir die Linsen mit Anita teilte. Hat aber wirklich fast geschmeckt wie daheim. Der Berliner VfB-Fanclub “Cannstatter Kurve Berlin 08″ stimmte sich dort ebenfalls auf das Spiel ein, so dass ich deren Vorsitzenden Björn, mit dem ich schon Mailkontakt hatte” auch mal persönlich traf.

Der stolze Papa Heiko mit Nils bei seinem ersten Auswärtsspiel

Mitten in Berlin: Lecker Maultaschen

Aufgrund unserer Erfahrungen mit dem Hinweg, schlossen wir uns den Jungs von der Cannstatter Kurve Berlin an, als diese sich vor dem Lokal sammelten, um gemeinsam zur U-Bahn-Station Oranienburger Tor zu laufen. Leider setzte gerade zu dieser Zeit erst einmal strömender Regen ein, so dass wir pitschnass die U-Bahn erreichten. An der Friedrichstraße stiegen wir um, da von dort eine S-Bahn direkt bis zum Stadion fährt. Um einen Fahrschein mußten wir uns an diesem Tag überhaupt nicht kümmern, da die Eintrittskarte von 5 Stunden vor dem Spiel bis 3 Uhr nachts gültig ist. Gegen 14.30 Uhr erreichten wir das Olympiastadion, wo angesichts der gesperrten Berliner Ostkurve noch relativ wenig los war.

Nach einer kurzen Diskussion, ob wir draußen noch etwas trinken oder schon ins Stadion gehen, entschieden wir uns für Letzteres, da wir relativ strenge Kontrollen vermuteten. Diese hielten sich im Rahmen, was mich aber verwunderte, war, dass wir sowohl am Eingang ins Stadion als auch beim Zugang in den Block durchsucht wurden. Aufgrund der Vorfälle beim Spiel Hertha-1. FC Nürnberg durften ja nur 25.000 Berliner plus die 1.851 VfB-Fans, die die Tickets über den VfB bezogen, ins Stadion. So blieb der komplette Unterrang der Ostkurve leer, im Oberrang verloren sich nur ein paar Hansel. Statt dessen organsierte Hertha für die Ausgesperrten ein Public Viewing in der nahegelegenen Waldbühne. Der Berliner Stadionsprecher versuchte ziemlich vergeblich die Zuschauer zum Supporten zu animieren. Mehr als das allseits bekannte “Ha, ho, he, Hertha BSC” brachten die Hereingelassenen nicht zustande. Es fand dann vor dem Spiel auch noch eine Live-Schaltung zur Waldbühne statt, die gut gefüllt war.

Im VfB-Block wurden Flyer verteilt, in denen darüber informiert wurde, dass das Commando Cannstatt in den ersten 15 Minuten des Spiels auf jeglichen Support verzichten würde, da die jüngsten DFB-Urteile gegen Fans alle, also auch uns betreffen würden bzw. könnten. Ich war darauf vorbereitet, da ich schon in einem Newsletter über diese Aktion informiert wurde. Hinter dieser Form von Protest stehe auch ich, da ich mich selbst bedanken würde, wenn ich wegen dem Fehlverhalten Einzelner trotz Dauerkarte auf ein Spiel vom VfB verzichten müßte. Hier stimmt einfach die Verhältnismäßigkeit nicht mehr. Es ist ein verschwindend geringer Prozentsatz von “Fans”, die den Frieden stören, im Verhältnis zu den zig Tausend, die sich anständig verhalten. Hier macht man es sich sehr, sehr einfach, in dem man den Verein zu einer hohen Geldstrafe verurteilt und Fans aussperrt. Warum wurde nach den Vorkommnissen beim Nürnberg-Spiel nicht auch ein Raphael Schäfer verurteilt, der nachweislich trotz der aufgeheizten Stimmung mit obszönen Gesten provozierte. Im Übrigen fand ich es damals schon glatt, um es auf schwäbisch auszudrücken, dass sich der Käptn als erster vom Acker machte. Er hatte wohl schon ein schlechtes Gewissen, so wie der gerannt ist. Normalerweise geht der Kapitän doch als Letzter von Bord. :-)

Ich selbst mache mir große Sorgen, dass den VfB in naher Zukunft ein ähnliches Urteil treffen könnte. Nach den Vorkommnissen in Frankfurt ist der VfB vorbestraft. Danach kamen die Proteste nach dem Bochum-Spiel sowie vereinzelte Zündeleien bei uns im Stadion. Nachdem der DFB bei den Sanktionen die Latte extrem hoch gelegt hat, können sie ja fast nicht anders, als bei den nächsten Vorkommnissen, ähnliche Strafen zu verhängen. Der DFB bzw. die DFL sollten hier gewaltig zurück rudern und an den Gesprächstisch zurückkehren, um zu erörtern, wie man den Problemen Herr werden kann, anstatt in Aktionismus zu verfallen und Kollektivstrafen zu verhängen. Wenn sie in diesem Maße weitermachen, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis wieder Zäune hochgezogen werden und ganze Fanlager ausgesperrt werden.

Nach dem Urteil wurden auch den VfB-Fans nur noch personalisierte Karten ausgegeben. Was das sollte, weiß ich nicht! Wir hatten unsere Karten bereits davor bestellt und auch unpersonalisiert bekommen. Nach dem Urteil gegen Hertha BSC mußte man beim VfB vorstellig werden, um eine Karte zu bekommen, was natürlich den zahlreichen in Berlin und Umgebung lebenden VfB-Fans nahezu unmöglich war. Selbst die VfB-Fanclubs in Berlin hatten größte Probleme, annähernd ihr Wunschkontingent zu erhalten. Diese Maßnahme war allein auf dem Mist vom VfB gewachsen, im DFB-Urteil wurden lediglich die Hertha-Fans sanktioniert. So wurden den VfB-Fans in Berlin und auch sonst denen, die weit weg von Stuttgart leben, noch unnötig Steine in den Weg geworfen. Berlin ist ja eines der wenigen Auswärtsspiele, bei denen man sich im Vorfeld im Grunde nicht um Karten kümmern muß, da es an den Tageskassen normalerweise noch ausreichend Tickets gibt, auch für den Gästeblock.

Die Ostkurve war also nahezu menschenleer. Es waren ein Berliner Bär, eine überdimensionale Hertha-Fahne, sowie jeweils zwei Hertha- und zwei KSC-Fahnen angebracht, da die Herthaner ja eine intensive Fanfreundschaft mit unseren “Badischen Freunden” pflegen. Einige Berliner gesetzteren Alters zollten uns vor dem Spiel Respekt für die geplante Solidaritätsaktion. Die Hertha-Fans auf der Gegengerade scherte die Aktion weniger, war es doch die Chance für sie, auf sich aufmerksam zu machen. Hertha verteilte dann auch noch Bang-Bangs, um akkustisch dem VfB Support nicht ganz unterlegen zu sein.

Dem Protest schlossen sich fast alle im VfB-Block an, lediglich ein paar Krakeeler hinter uns ignorierten den Protest. Ob sie aber über die Aktion im Bilde waren, weiß ich nicht, da sie offensichtlich schon mehr als die im Stadion erlaubten 0,8 Promille intus hatten.

Der VfB begann mit dem gleichen Personal wie gegen Mönchengladbach vor Wochenfrist. Hleb und Khedira fielen abermals verletzt aus, der zuletzt formverbesserte Boulahrouz erhielt erneut den Vorzug vor Celozzi.

Das Spiel plätscherte in den ersten Minuten ähnlich trostlos wie die Atmosphäre auf den Rängen dahin. Der VfB spielte zu Beginn zu passiv und mit einigen Unkonzentriertheiten. Die Hertha versuchte ihr Heil immer wieder in Kontern, der VfB lud die Berliner durch unnötige Ballverluste aber auch dazu ein.

Nach den ereignislosen ersten 15 Minuten und der Stille im weiten Rund brannten wir VfB-Fans natürlich darauf, unsere Mannschaft anzufeuern. Ab Minute 16 also wehten unsere weißroten Fahnen und die VfB-Fans gaben alles, um die Mannschaft aufzuwecken, was auch prompt gelang. Die erste Torchance des Spiel hatte Pogrebnjak nach Zuspiel von Marica, wenig später verfehlte Roberto Hilbert das Tor.Diese Phase war aber leider nur ein Strohfeuer. Es wurde einmal mehr deutlich, dass der VfB im Sommer personell einiges tun muß. Über die Außen Gehart und Hilbert waren wir viel zu harmlos. Hier wurde deutlich, dass Hleb und auch Khedira unserem Spiel fehlen. Es war kein Spieler auf dem Platz, der mal einen Ball halten und für Ordnung sorgen konnte. Die wenigen Standardsituationen wurden ausnahmslos kläglich vergeben. Mir fehlt das Verständnis, wenn bei fast jedem Eckball der Ball vom ersten Abwehrspieler abgefangen wird.

Dafür stand unsere Innenverteidigung dieses Mal gut. Die Herthaner standen hinten recht diszipliniert und wurden vom VfB immer wieder zu Kontern eingeladen. In der 23. Minute hatte der VfB Glück, dass der Linienrichter Gekas im Abseits sah, in der 36. Minute übersahen die Spielleiter ein Handspiel von Tasci im Strafraum. In dieser Phase also Glück für den VfB, bei dem nach vorne fast gar nichts mehr ging, da viele Bälle leichtfertig hergegeben wurden oder der finale Pass nicht ankam.


Aus der Kabine kamen die Mannschaften unverändert. Als Gross merkte, dass die Wirkung seiner Halbzeitansprache bereits nach wenigen Minuten verpufft war und das Spiel drohte, weiter in Richtung 0:0-Spiel dahin zu plätschern, ließ er früh in der 2. Halbzeit schon Cacau warmlaufen und wechselte ihn schließlich in der 57. Minute für Marica ein. Es war Cacaus erstes Spiel nach der Bekanntgabe seines Weggangs und ihm war deutlich anzumerken, dass er noch etwas reißen möchte.

Ich finde es schade, dass er geht, verstehe aber auch den Verein, wenn er in Zeiten der Weltwirtschaftskrise die Gehälter seiner Angestellten nicht nach Gutdünken der Spieler anhebt. Ich wünsche Cacau alles Gute und würde mich freuen, wenn er ein Angebot aus dem Ausland annehmen würde. Würde er bspw. zu Hoppenheim oder Schlacke wechseln, ja dann würde er in meiner Wertschätzung leider beträchtlich sinken!

Das Spiel des VfB wurde mit der Hereinnahme von Cacau zielstrebiger und dominanter, da er weite Wege gegangen ist und sich die Bälle aus dem Mittelfeld (die ja selten ankamen) notfalls auch selbst holt. So war es auch ihm vorbehalten, das Siegtor zu erzielen. Er probiert es wenigstens aus der Distanz und hatte Glück, dass sein Schuß in der 74. Minuten von van Bergen für Drobny unhaltbar abgefälscht wurde. So hatte er das Glück erzwungen und Hertha hadert jetzt natürlich.

Danach hatte man den Eindruck, die Herthaner würden jetzt die Nerven verlieren, da sie einige überharte Fouls begingen, die vom Schiedsrichter noch härter bestraft hätten gehört. Nach dem Tor verharrten die Berliner in einer Art Schockstarre und der VfB spielte seinen Stiefel weiter herunter. Auch der stürmende Hertha-Torwart Drobny änderte schließlich am ersten VfB-(Bundesliga-)Sieg in Berlin seit 1991 nichts mehr. Mir fiel natürlich auch ein Stein vom Herzen. Ich hatte vor dem Spiel kein sonderlich gutes Gefühl, da die Hertha quasi ums Überleben kämpft und durchaus Qualität auf dem Platz zu bieten hat. Dass sie auswärts stärker sind als zu Hause, wo sie lediglich am 8. August 2009 gegen Hannover 96 gewannen, war mein Hoffnungsschimmer, dem aber die gruselige Bilanz seit 1991 gegenüber stand.

So durften wir also abermals jubeln und uns an der so langsam unheimlichen Serie unter Trainer Christian Gross erfreuen. Immer öfter stelle ich mir die Frage “Was wäre wenn”, also, was wäre, wenn Babbel schon im Oktober entlassen worden wäre oder er seinen Rückblick erklärt hätte, um weiteren Schaden vom Verein abzuwenden. Mittlerweile geht er ja damit hausieren, dass ihm die Doppelbelastung über den Kopf wuchs und er zu wenig Einfluß auf die Mannschaft nehmen konnte. Selbsterkenntnis – für uns leider zu spät.

Wie in den letzten Spielen auch, feierten die Spieler zunächst für sich im Kreis. Nur einer fehlte – Pavel Pogrebnjak der auch hier unkonzentriert wirkte.

Erst danach kam die Mannschaft zu uns Fans und ließ sich, zu Recht, feiern. Solche Siege mußt Du einfach einfahren, auch wenn sie glanzlos sind. Es hätte zu diesem Zeitpunkt sicher dankbarere Aufgaben gegeben, als auf eine am Abgrund stehende Hertha zu treffen.

Die Herthaner präsentierten sich dann als schlechte Verlierer. Wie in einer größeren Gruppe üblich, mußten wir recht lange warten, bis wir wieder alle zusammen waren. Doch dann, etwa 20 Minuten nach Spielende, war ein problemloser Abmarsch vom Olympiagelände nicht mehr möglich. Mittlerweile trafen auch die Fans von der Waldbühne kommend ein und pöbelten was das Zeug hielt. Es war richtiges Gesocks dabei, das da rumpöbelte und Theater suchte. Wir ließen uns nicht provozieren und warteten so lange, bis sich die Situation beruhigt hatte und die aggressivsten in die Gefängniszellen in den Katakomben des Stadions abgeführt wurden. Immer wieder wurde uns die tolle Fanfreundschaft mit dem KSC unter die Nase gerieben, in der Hoffnung wir würden ein wenig mit denen bubeln. Da wir alle schon etwas länger aus den Windeln raus sind, ignorierten wir sie. Ich grinste in mich hinein und freute mich diebisch, dass sie nächstes Jahr ihre Freundschaft mit dem KSC in Liga Zwei wieder aufleben lassen können. Ebenso wie letztes Jahr nach dem Spiel beim KSC, ebenso muß ich heute sagen, dass denen die 2. Liga richtig gut tun wird, um wieder zur Besinnung zu kommen.

Die Hertha selbst, in persona Michael Preetz, erwies sich, ebenso wie ihre tollen Fans, als schlechte Verlierer und schickten einen Protestbrief an den DFB. In den letzten drei Heimspielen wären ihnen 8 Punkte geklaut worden. Heult doch! Wer sagt denn, dass Lehmann gegen Gekas nicht gehalten hätte, dass der Elfmeter reingegangen wäre und, dass wir gegen ein recht minderbemitteltes Team wie Hertha nicht, wie zwei Wochen zuvor in München, einen 0:1-Rückstand noch gedreht hätten. Herr Preetz, fassen Sie sich an die eigene Nase. Wer hat denn den Sauhaufen zusammengestellt? Merken Sie was? Also, bitte den Ball flach halten.

Als das Gros der Chaoten also abgezogen war oder in den Büschen lag machten wir uns auf zur S-Bahn und stiegen am Bahnhof Zoo aus. Auch dort wurden wir von einer Horde Hertha-Fans aufs übelste beschimpft, woraufhin wir die Straßenseite wechselten und Richtung Kurfürstendamm weiter liefen, nicht ohne weiter bepöbelt zu werden. Doch je weiter es Richtung Ku’Damm und damit in bessere Gegenden ging, desto weniger Aggressivität schlug uns entgegen. Wir gingen dann in den Altberliner Biersalon auf dem Ku’Damm, wo wir uns schon beim Pokalfinale 2007 aufhielten und ordentlich feierten. Dort tranken wir etwas und sahen uns das 1:1 zwischen Bayer 04 Leverkusen und den Bayern an. Auch hier waren natürlich enttäuschte Herthaner, mit denen man aber reden konnte, ohne dass sie gleich die Fäuste fliegen lassen wollten. Dass die Hertha einen Frust schiebt, ist ja verständlich, kein Verständnis habe ich allerdings, wenn einem Hass entgegen schlägt und man um Leib oder gar sein Leben fürchten muß, weil Chaoten, die im Leben nichts mehr zu verlieren haben, ihren ganz eigenen Frust schieben und alles und jeden für ihre mißliche Lage verantwortlich machen.

Nach dem Bayern-Spiel gingen wir dann noch in einen riesigen Irish Pub, in dem “El Classico” lief, also das Spiel der Spiele in Spanien, Real-Barca. Wir einigten uns aber dann darauf, den Pub in der Halbzeit zu verlassen (es stand 0:1 durch den galaktischen Messi) und uns wieder in Richtung Stresemannstraße aufzumachen. Dort kann man auch gemütlich etwas trinken und weiß sein Bett in der Nähe. So kehrten wir noch im direkt gegenüber unseres Hotels gelegene Wirtshaus Stresemann ein. Da wir seit dem Frühstück kaum noch etwas zu essen bekamen, ließen wir die Speisekarte kommen, schließlich kann man dort bis 1 Uhr noch essen bestellen. Ich entschied mich für eine Berliner Currywurst mit Pommes, weiß-rot natürlich und war nicht sonderlich begeistert. Keine Ahnung, was die Berliner so an ihrer Currywurst finden. Sie haben sie vielleicht erfunden, die Besten gibt es aber eindeutig bei uns, ich sage nur “Chef” oder Brunnenwirt. Andere hatten aber noch weniger Glück bei ihrer Auswahl. Die Currywurst mit Brot wurde mit Vollkornbrot serviert, das konnten wir uns nur so erklären, dass die Brötchen ausgegangen sind. Oder essen die das immer so? Und Carle schließlich wollte noch etwas leichtes vor der Nacht haben und bestellte sich Nachos. Ein bißchen dippen und knabbern dacht er sich. Denkste! Die Nachos kamen mit Käse überbacken was ihn doch sehr befremdete, Geli, die das Unheil schon kommen sah und ihm vorher einen Cheeseburger empfahl, mußte dann noch helfen.

Am nächsten Morgen trafen wir uns gegen 10.45 Uhr, um uns auf den Weg nach Potsdam zu machen. Ja, es stand Kultur auf dem Programm. Wir fuhren vom Anhalter-Bahnhof zur Friedrichstraße, von wo aus wir den Regionalexpress nach Brandenburg nahmen, der in Potsdam hält. Wir fuhren bis zum Sans Souci Park und durchschritten das weiträumige Gelände, wo sich Friedrich der Große im 18. Jahrhundert gleich mehrere Denkmäler setzte.

Wir liefen die schöne Alleenlandschaft entlang, wo immer wieder weitere prunkvolle Gebäude zum Vorschein kamen. Los ging es am Neuen Palais, es folgten einige weitere Gebäude und immer wieder Skulpturen, über deren Bedeutung wir aber leider nicht im Bilde waren. Um hier planvoll vorzugehen und sich in die Geschichte und Bedeutung der ganzen Gebäude und Figuren einzulesen, fehlte uns schlichtweg die Zeit. Wir waren zwar immer noch zu langsam unterwegs, aber daszu später mehr.

Auch hier entdeckten wir wieder zwei Grazien, muß mich doch mal einlesen, was die darstellen sollen. :-)

Um zum eigentlichen Lustschloß von Friedrich dem Großen zu gelangen, mußten wir noch eine Steigung bewältigen.

Doch dann, nach längerem Fußmarsch, standen wir endlich vor Sans Souci, das mit “Ohne Sorge” übersetzt werden kann. Ein Franzose wurde dann von Geli gleich mal eingeteilt, ein Gruppenfoto von uns zu schießen.

Da wir bereits kurz nach 15 Uhr von Heikos Bruder an der Bootsanlegestelle nahe des Potsdamer Bahnhofs erwartet wurden, kamen wir langsam in Zeitdruck. Zu sehr bummelten wir durch den Park. Also blieb für die Stadt nicht mehr viel Zeit, zumal wir auch endlich mal etwas trinken und vielleicht noch eine Kleinigkeit essen wollten. Dies taten wir bei Nudles und brachen danach sofort auf.

Wie schon erwähnt, ist est mit 13 Leuten schwierig immer zusammen zu bleiben und so kam es wie es kommen mußte. Es waren mehrere Kleingruppen unterwegs, man verlor sich, der eine verließ sich auf den Anderen, und, und, und. Langer Rede, kurzer Sinn. Wir verpassten unser Boot um etwa 5 Minuten. Matze, Heikos Bruder, der einzige, der genau wußte, wo es los ging, war zwar da und versuchte, den Bootsführer ein paar Minuten warten zu lassen, das war jedoch ein aussichtsloses Unterfangen. Wir sollten früher aufstehen, meinte dieser unfreundliche Bootsführer. Die Weiße Flotte Potsdam hat es wohl nicht nötig, auf 14 zahlende Fahrgäste 5 Minuten zu warten, zumal wir ja schon in Sichtweite vom Boot waren. Unabhängig davon, dass es die letzte Bootstour in unsere Richtung an diesem Tage war, unabhängig davon hätten wir dieser Gesellschaft auch nichts mehr zahlen wollen. So gingen wir zurück zum Bahnhof und erkundigten uns, wie wir noch zum Schwielowsee kommen können, da dort im Strandbad ein Tisch für uns reserviert war. Wir konnten wählen zwischen Zug und Bus wobei der Bus früher kam und wir uns für diesen entschieden. Die Fahrt war recht abenteuerlich, da die Strecke teilweise Schlaglöcher wie zu schlechtesten DDR-Zeiten aufwies.

Uns erwartete eine Lokalität, schön von Wasser umgeben mit Sandstrand und sehr idyllisch gelegen. Leider hatten wir für diese Jahreszeit Pech mit dem Wetter. Letztes Jahr an Ostern hatten wir schließlich auch schon sommerliche Temperaturen. Da wäre es natürlich noch einiges schöner gewesen. So konnten wir uns aber trotzdem erstmals an diesem Tage in die gemütlichen Sessel fallen lassen und ohne Hektik etwas trinken. Zu essen gab es italienische Kost. Die Auswahl war relativ dürftig, die Preise dem Standort mit Seeblick und dem dort vorgefundenen Ambiente angemessen. Zu trinken gab es Veltins, gegessen habe ich eine Pizza Calzone, deren Zutaten man selbst zusammen stellen konnte. Das Essen war ganz hervorragend und, wenn auch etwas teurer als in einer gewöhnlichen Pizzeria, jeden Cent wert. Auch die Anderen habe ich nicht meckern hören.

In Potsdam hatten wir einen Zugfahrplan mitgenommen, so dass wir es nicht verpaßten, Caputh (ja, so heißt der Ort wirklich…) wieder rechtzeitig zu verlassen. Der Bahnhof sah wirklich so aus, als wäre hier die Zeit stehen geblieben.

Von Caputh fuhren wir also mit dem Zug zurück nach Potsdam wo nach wenigen Minuten Aufenthalt unser Zug zurück nach Berlin Friedrichstraße einfuhr. Der Weg zurück zum Anhalter-Bahnhof war mittlerweile schon Routine. Dieses Mal kehrten wir im Cafe Stresemann ein, direkt gegenüber vom S-Bahnhof und stießen zusammen auf unseren dritten und letzten Abend in Berlin an.

Gott sei Dank war ich von meiner Calzone noch so gesättigt, dass ich nur noch flüssige Nahrung zu mir nehmen wollte. Anders die Geli, die sich vom Kellner zu einer original Berliner Currywurst überreden ließ. Nachdem ihr die Soße am Abend zuvor zu fad war, erkundigte sie sich, ob die Soße wirklich, wie auf der Karte ausgeschrieben, scharf wäre. Skeptisch wäre ich selbst geworden, wenn mir der Kellner zu der Auswahl gesagt hätte “Man kann sie essen”. So jedenfalls zückte ich doch schnell den Photo, als die arme Geli nach Luft röchelte und den Brand dann sofort mit Caipirinha und dem gecrushten Eis löschte.

Ich hatte aus Interesse dann auch die Soße probiert und war froh, dass ich es bei dem einen Bissen belassen konnte, die war wirklich teuflisch scharf.

Am nächsten Morgen hieß es dann schon wieder Abschied nehmen. Anita und ich fuhren gegen 9.45 Uhr wieder los und bewältigten die Strecke erneut in 6 1/2 Stunden. Das Wetter bot auf der Fahrt fast sein gesamtes Repertoire. Einen eisigen Wind bei 2-3°, strömenden Regen, dichten Nebel und ab Württemberg scheinte dann auch mal die Sonne. Abends dann trafen wir uns noch mit den anderen, die in Stuttgart ankamen beim Haxnwirt im Hauptbahnhof, um das verlängerte Wochenende endgültig ausklingen zu lassen. Leider ist es schon wieder vorbei.

Ich hoffe, Euch hat mein Erlebnisbericht gefallen. Mein nächstes Auswärtsspiel ist das Spiel in Bochum, ein nächster Bericht folgt aber voraussichtlich schon früher.

Ich wünsche Euch was, viele Grüße und bis bald

Franky

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