28. Juni 2010
23. Juni 2010
18. Juni 2010
14. Mai 2010
Leider wurde das letzte Heimspiel gegen Mainz nicht gewonnen, so dass wir in Hoffenheim noch einen Punkt benötigen würden, um sicher die Europa League zu erreichen. Europa League – das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, wenn man an die Weltuntergangstimmung in der Vorrunde zurückdenkt. Jetzt aber, wo das Ziel zum Greifen nah ist, möchte man dieses natürlich auch erreichen. So, wie der VfB traditionell eine missratene Vorrunde spielt und mit unglaublichen Kraftakten in der Rückrunde noch die Kohlen aus dem Feuer holt, so schwächelt der Hamburger SV nach einer tollen Vorrunde regelmäßig in der Rückrunde. Am 16. Spieltag, nach unserem 1:1 in Mainz (wer erinnert sich nicht an Jens Lehmann auf der Flucht), hatten wir zum HSV 15 Punkte Rückstand und “verbesserten” uns gerade auf Rang 15, vor dem letzten Spieltag, man höre und staune, lagen wir drei Punkte vor dem HSV und lediglich das schlechtere Torverhältnis zwang uns, am letzten Spieltag noch etwas tun zu müssen. Auch am 22. Spieltag, nach der 1:3 Heimniederlage gegen die Hamburger, lagen wir noch 11 Punkte hinter den Hanseaten. Damals hätte niemand mehr einen Pfifferling auf die Europacup-Teilnahme des VfB im kommenden Spieljahr gesetzt. Der HSV musste allerdings selbst in Bremen gewinnen, um seine Europa League Chance wahren zu können. Hier können wir uns bei der DFL bedanken, dass der direkte Kontrahent ein starkes Kaliber am Saisonende vorgesetzt bekam. Zum einen das prestigeträchtige Nord-Derby, zum anderen musste Bremen auch noch etwas tun, um in die Champions-League-Qualifikation einzuziehen. Wir vom VfB spielten bei einer Mannschaft deren 11. Platz bereits sicher war. Dennoch birgt das Treffen mit Hoffenheim einige Brisanz. Nicht nur aufgrund der nur etwa 60 Kilometer Entfernung vom Stadion in Sinsheim nach Bad Cannstatt, auch haben die Hoffenheimer einige Ex-VfBler in ihren Reihen, nicht zuletzt ihren Übungsleiter Ralf Rangnick. Dazu kommt, dass dieses Spiel von Hoffenheimer Seite gerne als Derby angesehen wird, doch dabei nehmen sie sich wichtiger als sie sind. Derbys haben auch etwas mit Tradition zu tun, die Hoffenheim trotz der Jahreszahl 1899 in seinem Vereinsnamen beim besten Willen nicht vorweisen kann. Die TSG 1899 Hoffenheim ist das Hobby, oder soll ich sagen eines von zahlreichen Projekten, von Dietmar Hopp, Milliardär und SAP-Mitbegründer, der sich eines Tages in den Kopf gesetzt hatte, aus einem Dorf- einen Bundesligaverein zu formen, was ja auch gelang. In der Aufstiegssaison von der Regionalliga in die 2. Bundesliga hatte Hoffenheim einen Zuschauerschnitt von etwa 3.000 Zuschauern, welcher in der 2. Bundesliga, wo der Durchmarsch in die Bundesliga gelang, auf rund 6.000 Besucher verdoppelt wurde. Während alle anderen Zweitligavereine, stellt man Transfereinnahmen und –ausgaben gegenüber, höchstens eine Million ausgaben, betrugen die Transferausgaben von Hoffenheim 18.570.000 Euro (Quelle: transfermarkt.de). Also tolle Waffengleichheit und ein echtes Wunder, den Durchmarsch geschafft zu haben. Solche Mäzene machen den Fußball auf Dauer kaputt, wenn dem nicht ein Riegel vorgeschoben wird und noch weitere Retortenvereine die Traditionsvereine aus den oberen Ligen verdrängen.
Dietmar Hopp und sein Verein sind daher für die VfB-Fans ein rotes Tuch und geben immer Anlass auf unsere Tradition zu verweisen. So bei der Choreographie im Neckarstadion in der letzten Saison „Eine stolze Kurve voller Geschichte“, so auch dieses Mal, als dazu aufgerufen wurde, dass alle im weißen Trikot mit rotem Brustring kommen sollen.
Um zur Anfangsthese zurückzukommen: es würde also bei so vielen Reibungspunkten sicher kein einfaches Spiel werden, wie sonst oft, wenn es für eine Mannschaft um nichts mehr geht.
Wir hatten schon so einiges gehört, dass die Verkehrssituation am Stadion chaotisch sein soll, daher entschlossen wir uns, wieder mit dem RWS Berkheim im Bus mitzufahren, um stressfrei und problemlos wieder wegzukommen. Nach einigen größeren und kleineren Staus erreichten wir gegen 14.45 Uhr den Busparkplatz direkt vor dem Gästeeingang der neuen Rhein-Neckar-Arena. Ich spüre immer wieder ein gewisses Kribbeln in mir, wenn ich zu einem Stadion komme, in dem ich noch nicht war. Das war dieses Mal anders, weil mich dieser Verein einfach nur anwidert. Dazu passend wurden wir auch gleich von Hoffenheimer Fans angepöbelt. Komischerweise fällt den meisten aber nichts ein, wenn man sie fragt, welchen Schal sie noch vor 5 Jahren getragen haben. Das ist doch die gleiche Spezies „Fan“, die man auch bei den Bayern antrifft. Sich eben mal einem Verein anschließen, bei dem die Erfolgsaussichten größer sind als anderswo. Da bin ich doch froh, dass ich richtig VfB-Fan wurde als der VfB in der 2. Liga Süd kickte und seither durch dick und dünn mit dem Verein ging.
Wir sind dann auch gleich hinein gegangen und haben sofort unseren Platz aufgesucht. Da kam erst einmal das böse Erwachen. Wir hatten unsere Plätze in Reihe 3 und das so etwas von sichtbehindert. Der Gästeblock oder soll ich besser sagen Käfig, erinnerte stark an den in Freiburg, zumindest was die Zäune anging. Mein erster Gedanke war, ob ich von hier aus überhaupt ein gescheites Bild Richtung Spielfeld schießen könnte.
Apropos Bilder schießen: laut VfB-Faninfos für das Spiel in Sinsheim wurden vom Veranstalter nur kleine Kameras wie Canon Ixus oder Casio Exilim zugelassen, die namentlich erwähnt waren. So war ich mir unsicher, ob ich meine Kamera überhaupt mit rein bringen würde. Daraufhin fragten wir beim VfB an durchaus kompetent erscheinender Stelle an, ob das richtig ist und bekamen eine Antwort, die wir uns selbst nicht besser hätten geben können: “das haben die Hoffenheimer uns so mitgeteilt.” Daraufhin nahmen wir selbst mit Hoffenheim Kontakt auf und das ganze erwies sich als Ente. Wir bekamen es vom Fanbeauftragten schriftlich, dass meine Kamera in diesem Stadion zugelassen ist. Viel Rauch um nichts also Gott sei Dank. Das wäre ja noch schöner, bislang habe ich die überall mitnehmen können, da es ja keine Spiegelreflex-Kamera ist, die als professionelles Equipment gelten würde.
Da die Sicht vom Platz also extrem schlecht war, das Fotografieren Richtung Spielfeld so gut wie unmöglich, stellte ich mich unten an den Zaun und fotografierte durch das Gitter hindurch. Hier blieb ich die komplette Spielzeit stehen und gab den Platz natürlich auch in der Halbzeitpause nicht auf. Zu meiner Überraschung sah ich keine Ordner im Block, zumindest nicht bei uns da unten, und so wies mich auch niemand an, mich auf meinen Platz zu setzen.
Wie im badischen üblich, ertönte vor dem Spiel, begleitet von einer Schalparade, das Badener Lied. Als das ertönte, stellte ich mir die Frage, wieviele zu Hoffenheim abgewanderten Württemberger dieses jetzt wohl mitgröhlen würden.
Vor dem Spiel gab es dann noch eine Choreographie seitens der Hoffenheimer, die einfallslos und dilettantisch wirkte, angesichts dessen, was wir bei unseren letzten 3 Heimspielen vom Commando Cannstatt geboten bekamen. Wenn Hoffenheim so etwas macht, drängt sich sowieso immer gleich die Frage auf, ob die Papa Dietmar finanziert hat. Dann waren auch noch jede Menge Fahnenschwenker auf dem Platz, die haben sie sich wahrscheinlich beim BVB abgeguckt.
Der VfB wurde etwa von 3.500 Fans unterstützt, unser Kontingent war, wie so oft in dieser Saison, restlos vergriffen. Für dieses Spiel hätten laut Geschäftsstelle etwa 4 Mal so viele Karten verkauft werden können.
Die Zeit bis um 15.30 Uhr verging dann vollends schnell. Angeführt von Kapitän Delpierre betrat der VfB den Rasen zum letzten Gefecht der Saison. Jens Lehmann wurde bei seinem letzten Bundesligaspiel eine besondere Freude zuteil, durfte er doch mit seinen beiden Söhnen an der Hand ins Stadion einlaufen.
Jens Lehmann wurde ja mit Roberto Hilbert, Aleks Hleb und Ricardo Osorio letzten Samstag nach dem Mainz-Spiel vom VfB offiziell verabschiedet. Von den Hoffenheimern um den scheidenden Manager Schindelmeiser gab es dann, ebenso wie im übrigen für Timo Hildebrand, auch noch Blumen. Lehmann wird der Bundesliga sicher fehlen, auch ich bin traurig, dass er nicht noch ein Jahr dranhängt. Klar, nach dem Mainz-Spiel hätte ich ihn am liebsten sofort verbannt, doch nach den teils überragenden Leistungen in der Rückrunde, bleibt dies doch mehr haften als seine Aussetzer. Vor allem seine Wucht und Präsenz im Strafraum werden mir fehlen. Seit er in Stuttgart ist, habe ich mir bei gegnerischen Eckbällen keine Sorgen mehr gemacht, weil er doch so gut wie alles heruntergepflückt hat.
Schon früh wurde klar, dass die Hoffenheimer uns allzu gerne in die Europa League Suppe gespuckt hätten. Sie waren in den Zweikämpfen präsent und attackierten den jeweils ballführenden Stuttgarter früh und mit Zweikampfhärte. So mußte Christian Träsch, eine unserer vier deutschen WM-Hoffnungen, nach grobem Foul von Salihovic früh behandelt werden. Die Stimmung im VfB-Block war von Beginn an klasse. Seit dem Badener Lied habe ich von den Hoffenheimern nichts mehr gehört, was ja durchaus ein gutes Zeichen ist.
In der 16. Minute hieß es gleich mit der ersten Torchance 1:0 für den VfB. Cacau, der sich am eigenen Strafraum den Ball erkämpfte, schloss einen mustergültigen Konter klasse ab. Cacau, auch ein Mann der Rückrunde. Mich freut es sehr, dass er bleibt. Zwar finde ich es auch gut, wenn der Verein seine Prinzipien hat und nicht jeder Forderung nachgibt. Trotzdem hätte man sicher noch mehr Geld ausgeben müssen, um einen Nachfolger zu finden und dessen Gehaltsforderungen zu befriedigen. Bei Cacau wissen wir, was wir an ihm haben.
Die Stimmung war natürlich klasse und von den Hoffenheimern weiterhin nichts zu hören. Leider schien es dann so, dass der VfB nach der Führung einen Gang zurück schaltete. Ich persönlich hätte mir gewünscht, dass sie sofort versuchen nachzulegen, da den Hoffenheimern der Schock lange deutlich anzumerken war. Ich stellte vor dem Spiel schon eine zugegebermaßen etwas vermessene Rechnung auf: wir sollten mit 2, 3 Toren Vorsprung gewinnen, Dortmund verliert in Freiburg und mit etwas Glück wären wir auf Platz 5. Dieser hätte den Vorteil, dass wir später in dier Europa League Qualifikation einsteigen müßten, was wiederum dem VfB und auch uns die Sommerplanung erleichtern würde. Als Sechster haben wir das erste Qualifikationsspiel bereits am 29.7., also mitten in der Saisonvorbereitung. Da wir, wie im letzten Jahr, wieder zum Trainingslager mitfahren möchten, sind also auch wir davon unmittelbar betroffen. Ich weiß ja nicht, ob der VfB diese Möglichkeit ernsthaft in Betracht gezogen hat oder nur auf den noch einen fehlenden Punkt spekuliert hat: nach der 1:3 Niederlage der Dortmunder in Freiburg wäre dies durchaus möglich gewesen. Hätte man das 0:2 nachgelegt, wer weiß, ob die Hoffenheimer die Saison dann nicht endgültig abgehakt hätten. Aber: alles hätte, wenn und aber nützt nichts, am Ende stand es 1:1.
Das Ausgleichstor, im letzten Spiel von Jens Lehmann auch noch ausgerechnet resultierend aus einer Ecke, habe ich “schön” eingefangen. Torschütze war einer der Ex-VfBler, Vukzevic mit seinem ersten Bundesligator. Das Tor fiel zum psychologisch ungünstigen Zeitpunkt in der 44. Minute. Noch vor der Pause hätte der VfB dann sogar 2:1 zurückliegen können, als Salihovic den Pfosten traf.
So ging es also mit dem 1:1 in die Halbzeitpause. In der 2. Halbzeit war Hoffenheim das druckvollere Team mit den besseren Chancen. Mit einem Ohr waren wir natürlich auch immer beim Spiel Werder-HSV. Als Pizarro in der 58. Minute Werder in Führung schoss, wichen die Zweifel, selbst sollte unser Spiel noch verloren werden, die Europa League noch zu verspielen.
In der 82. Minute dann glich Van Nistelrooy in Bremen aus, was uns noch einige Minuten Zittern bescheren sollte, doch dann war es vollbracht. Der VfB erreicht auch im vierten Jahr in Folge das internationale Geschäft, was auf der VfB-Bank wie auf den Rängen natürlich große Freude auslöste. Christian Gross hat es also geschafft aus einem Abstiegskandidaten einen Europa League Teilnehmer zu formen. Hätte man ihn schon Anfang Oktober geholt, als zumindest ich Markus Babbel schon die Wende nicht mehr zutraute, was wäre dann in dieser Saison alles möglich gewesen. Dass die Mannschaft Qualität hat, hat sie in der Rückrunde, eindrucksvoll bewiesen. So dürfen wir uns wenigstens “Rückrundenmeister” nennen.
Seit dem Bayern-Spiel hat der Kreis schon feste Tradition, in dem die Mannschaft zuerst sich selbst feiert, bevor sie zu den Fans kommt. Ich denke, diese Art der Freude und des Feiers hat Cristian Molinaro eingebracht. Molinaro ist für mich auch ein Spieler der Rückrunde. Der erste Transfer unter Mitwirkung von Christian Gross und gleich ein Volltreffer, das macht mir Hoffnung für die Zukunft. Ich hoffe sehr, dass der Verein die Kaufoption ziehen wird und Molinaro längerfristig bindet. Er tut der Mannschaft nicht nur sportlich gut (wer fragt heute noch nach Ludovic Magnin), sondern auch menschlich. Er ist immer gut gelaunt und auch zu den Fans äußerst freundlich, wirklich ein toller Typ.
Der Mannschaft wirkte man die Freude und auch Erleichterung an, dass die Saison zu Ende ist und der Druck endlich abgefallen ist. Auch für sie war es ja ein Wechselbad der Gefühle, wenn man an die Vorkommnisse rund um das Heimspiel gegen Bochum denkt und die ständigen Jubelarien jetzt in der Rückrunde.
Dass Christian Gross auch den Teamgeist neu entfacht hat, merkt man allen an, wie ausgelassen sie feiern und auch, dass sie dann, wieder war Molinaro die treibende Kraft, die Abgänge einzeln vorschickten, um sich ihren letzten Applaus abzuholen.
Den Anfang machte Ricardo Osorio, der überaus sympathische Mexikaner. Ich finde es sehr schade, dass ihm meist Celozzi, teilweise auch Boulahrouz und sogar Träschi (sogar, weil er aus dem Mittelfeld rausgezogen wurde, sonst lasse ich über den gar nix kommen. vorgezogen wurden. In den letzten Spielen konnte er sein Können noch einmal zeigen, als Celozzi verletzungsbedingt ausfiel. Mir gefiel Ricardo immer gut, als Typ, er hat aber auch immer seine Leistung gebracht und ist für einen Abwehrspieler technisch sehr stark. Danke Ricardo Osorio, mit Pavel Pardo zusammen die ersten Mexikaner überhaupt in der Bundesliga. Dass Scheiden weh tut, merkt man ihm besonders an.
Zweiter war Roberto Hilbert. Seine erste Saison war auch zugleich seine beste. Es war die Meistersaison, in der er am Gewinn des Titels großen Anteil hatte. Leider konnte er diese Leistungen danach nie mehr bestätigen. Eines konnte man ihm aber nie vorwerfen: mangelnden Einsatz und Identifikation mit dem Verein. In diesen Disziplinen war er stets ein Vorbild. Fußballerisch konnte er es leider nicht mehr besser, vielleicht tut ihm eine Luftveränderung auch gut. Vielen Dank und alles Gute Roberto!
Dritter im Bunde: Jens Lehmann. It’s time to say Goodbye kann man mit 40 Jahren schon mal sagen. Vor einem halben Jahr hätte er sich seinen Abgang von der großen Fußballbühne sicher auch nicht so emotional vorgestellt. Jetzt merkte man ihm an, dass er Mühe hatte, die eine oder andere Träne zurückzuhalten. Uns verläßt ein ganz großer seiner Zunft, dass ich ihn vermissen werde, habe ich bereits oben erwähnt. Leider konnte er mit dem VfB keinen Titel mehr seiner Sammlung hinzufügen. Danke Jens für 2 tolle Jahre.
Letzter im Bunde: Aleks Hleb, der mußte von Molinaro fast noch gezwungen werden, auch ein paar Schritte vor zu treten, so gekünstelt sah auch sein Lächeln aus. Bei ihm könnte ich sagen: “Danke für Nichts”, wenn er nicht schon eine bessere Vergangenheit in Stuttgart gehabt hätte und wenn sein Tor gegen Temesvar, das den Weg in die Königsklasse geebnet hatte, nicht gewesen wären. Sonst bleibt hängen, dass er in untrainiertem Zustand auf dem Wasen auftauchte, mehr um die Häuser zog, als es eines Fußballprofis würdig wäre und durch Undiszipliniertheiten die Autorität des Trainers untergraben hatte. Wenn er immer wieder Übungen im Training schwänzt oder aufgrund eines zu lockeren Lebensstils zu spät kommt oder nicht fit ist, verwundert es dann, dass ihn ein Disziplinfanatiker wie Gross auf der Bank schmoren läßt? Mich wundert das nicht. Genau durch solche Maßnahmen hat es Gross geschafft, wieder Disziplin und Respekt in die Mannschaft zu bekommen. Daher war es für mich völlig okay, dass Gross ihn auch im letzten Spiel auf der Bank schmoren ließ, zumal er ja in der Woche zuvor den Trainer noch kritisiert hatte. So sehr ich begeistert war im Sommer, als er kam, so froh bin ich jetzt, dass das Kapitel wieder beendet ist. Ihm kann man vielleicht wünschen, dass er wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkehrt und kapiert, dass man sich Erfolg täglich neu erarbeiten muß. Sonst kann er vielleicht bis Vertragsende in Barcelona noch gut abkassieren, danach wird er aber sicher kleinere Brötchen backen müssen, was Gehalt und auch was einen zukünftigen Verein angeht.
Dann folgte natürlich die obligatorische La Ola und weiter eine ausgelassene Feier, die bis spät in die Nacht dann in Stuttgart ihre Fortsetzung fand.
Wir fuhren gegen 18 Uhr wieder los, weit hatten wir es ja Gott sei Dank nicht. Am Ende waren wir natürlich zufrieden. Auch im vierten Spiel gegen Hoffenheim nicht verloren und in den Europacup eingezogen, was will man mehr. Lange gewann ich dem Umstand, im nächsten Jahr nicht international dabei zu sein, viel positives ab. Viel Geld gibt es ja sowieso nicht zu verdienen, was Horst Heldt kürzlich zu einer ironischen Antwort verleitete auf die Frage: Was würde die Europa League Teilnahme bringen: “Mehr englische Wochen”. Ich dachte eigentlich daran, ohne englische Wochen könnte der VfB in der nächsten Saison durchstarten. Jetzt sollte man aber schon wieder darauf achten, einen größeren Kader zu besitzen, um den Kräfteverschleiß auszugleichen. Weiterer Nachteil sind die vielen Sonntagspiele, denen meist die 3. Halbzeit zum Opfer fällt, es sei denn, man kann den Montag frei nehmen. Andererseits gibt es auch in der Europa League den ein oder anderen attraktiven Gegner oder die ein oder andere attraktive Stadt, wohin es sich lohnt auch einen mehrtägigen Trip zu machen. Damit freunde ich mich natürlich auch an.
Jetzt also stehen wir vor einer 10-wöchigen Bundesligapause. Gefühlt verkürzt aber durch die WM in Südafrika und unser voraussichtlicher Besuch beim Trainingslager und beim Uhren-Cup in Grenchen. Dann folgen die ersten Qualispiele für die Europa League und das Erstrundenspiel im DFB-Pokal. Ich versuche wie immer, so viel wie möglich mit zu nehmen und werde mich in Kürze auch mal zu Jogis Löwen zu Wort melden.
Bis dahin, viele Grüße
Euer Franky
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27. April 2010
Der VfB ist auf alles eingestellt gewesen, nur nicht auf eine Partie, die bereits nach 18 Minuten entschieden ist und in der der abstiegsbedrohte Gegner ein bemitleidenswertes Bild abgibt. Eine angenehme Überraschung für das Überraschungsteam der Rückrunde. Die Teilnahme an der Europa League ist nach dem 2:0-Sieg in Bochum und vor den ausstehenden letzen beiden Saisonspielen gegen Mainz und in Hoffenheim nun greifbar nahe. Selbst die Champions-League-Qualifikation scheint kein Tabuthema mehr zu sein: “Wir wollen Druck nach vorne ausüben”, sagt der Sportdirektor Horst Heldt.
Spiele gegen den VfL Bochum hatten für den VfB zuletzt schon zweimal weitreichende Folgen. Am vorletzten Spieltag der Saison 2006/2007 übernahmen die Stuttgarter durch einen 3:2-Auswärtssieg die Tabellenführung und wurden Meister. In der Hinrunde war das Team von Markus Babbel zuhause nicht über ein 1:1 gegen Bochum hinausgekommen, was wütende Stuttgarter Fanproteste und die Entlassung des Teamchefs nach sich zog. Seitdem steht Christian Gross der Mannschaft vor, der Anfang der achtziger Jahre ausgerechnet für die Bochumer zwei Jahre am Ball war. Was den Schweizer allerdings nicht daran hinderte “emotionslos”, wie er sagte, in diese Parte zu gehen.
Auch die VfB-Spieler agierten am Freitagabend sehr abgebrüht. Nach 18 Minuten und zwei Stuttgarter Chancen führte der VfB schon mit 2:0. Erst drückte Cacau den Ball nach der Vorarbeit von Ciprian Marica und Timo Gebhart über die Linie (14. Minute). Dann erhöhte Marica nach schönem Zuspiel von Cacau sehr entspannt. Mit dieser Vorlage und seinem vorangegangenen 12. Saisontor verbesserte Cacau vor den Vertragsgesprächen mit dem VfB, die in der nächsten Woche wieder aufgenommen werden, weiter seine Verhandlungsposition.
Aber auch die Defensive agierte gegen die nur anfangs um den Klassenverbleib kämpfenden und spielerisch limitierten Bochumer souverän. Für den am Knie verletzten Stefano Celozzi begann auf der rechten Abwehrseite Ricardo Osorio. Der Mexikaner, der Stuttgart am Ende der Saison wohl in Richtung FC Villarreal verlassen wird, bekam den Vorzug vor Khalid Boulahrouz, der das als deutliches Zeichen werten muss. Zumal er auch nach Osorios Verletzung in der zweiten Halbzeit abermals nicht zum Zug kam.
Auf der Stuttgarter Bank saß außerdem noch Alexander Hleb. Der Weißrusse dürfte den Ärger des Trainers durch eine etwas laxe Einstellung auf sich gezogen haben. So hatte Hleb beispielsweise zuletzt eine Trainingsübung sitzend verfolgt.
Das zeigt aber gleichzeitig auch: die Stärke der besten Rückrundenmannschaft, die nun schon den sechsten Sieg in Folge verbucht hat, ist die Ausgeglichenheit des Kaders. Fast jeder Spieler scheint ersetzbar zu sein. Ausnahmen bilden im Moment der Linksverteidiger Cristian Molinaro, Cacau, der mit 29 Jahren möglicherweise seine besten Jahre noch vor sich hat, und Christian Träsch im defensiven Mittelfeld, dessen Chancen auf eine WM-Teilnahme stetig steigen.
Gegen harmlose Bochumer verlegte sich der VfB in der zweiten Halbzeit auf Konter, die allerdings nicht mit letzter Entschlossenheit vorgetragen wurden. Konzentriert verrichtete dagegen weiterhin die VfB-Abwehr ihre Arbeit. Nicht eine einzige ernstzunehmende Torchance über die gesamten 90 Minuten wurde den Bochumern gestattet. Das war für den VfB-Torhüter Jens Lehmann eine ganz gute Einstimmung auf den bevorstehenden Ruhestand.
So schlug die Stimmung der zunächst geduldigen Bochumer Fans am Ende auch in fassungslose Enttäuschung um, so wie einst bei der Stuttgarter Anhängerschaft nach dem 1:1 im November-Hinspiel. Aber auch das dürfte Christian Gross wieder einmal ziemlich egal gewesen sein.
VfL Bochum:
Heerwagen – Pfertzel, Maltritz, Mavraj, Bönig – Maric, Yahia, Fuchs – Holtby (84. Freier) – Sestak (69. Dedic), Epallé (62. Azaouagh)
VfB Stuttgart:
Lehmann – Osorio (64. Kuzmanovic), Tasci, Delpierre, Molinaro – Träsch, Khedira – Gebhart, Hilbert – Marica (79. Schieber), Cacau
Schiedsrichter:
Gagelmann (Bremen)
Zuschauer: 25.431
Tore:
0:1 Cacau (14.), 0:2 Marica (18.)
Gelbe Karten:
Bönig (3), Maltritz (4), Pfertzel (4), Sestak (4)
(STZ 23.4.10)
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