27. August 2016

Sandhausen – Einmal und (hoffentlich) nie wieder

Category: Frankys Blogs — Tags: , , , , , , , , – Franky @ 18:57

Für einen, der vor noch nicht allzu lang zurückliegender Zeit mit dem VfB europäische Metropolen wie Barcelona, Bukarest, Glasgow, Kopenhagen, Lissabon, London, Madrid, um nur einige zu nennen, bereist hat, war es gestern schon etwas merkwürdig in den Heidelberger Vorort Sandhausen zu einem Ligaspiel aufzubrechen.

Zwischen dem Neckarstadion und dem Hardtwaldstadion zu Sandhausen liegen gerade einmal 112 Kilometer, so dass es trotz der frühen Anstoßzeit um 18.30 Uhr keiner größerer Anstrengungen bedurfte, rechtzeitig da zu sein.

Im Gegenteil, in Anbetracht der Erfahrungen der Vergangenheit, als wir zu manch einem Freitagabend-Spiel erst kurz vor dem Anpfiff angekommen waren, entschied sich der RWS Berkheim, nach Sandhausen bereits um 13.30 Uhr loszufahren.

Den Nachmittag musste ohnehin jeder frei nehmen und eine um eine halbe Stunde frühere Abfahrt, kann beim allfreitäglichen Wahnsinn auf den Autobahnen schon einiges bringen. Da bereits zu dieser frühen Uhrzeit elf Kilometer Stau zwischen Stuttgart-Flughafen und Dreieck Leonberg gemeldet waren, fuhren wir von ES-Berkheim über die B10 und den Pragsattel bis zum einzigen Zustieg an der Autobahn-Auffahrt S-Feuerbach, was sich als die goldrichtige Entscheidung entpuppte. In gerade einmal 40 Minuten waren wird dort und ließen den Stau sprichwörtlich links liegen. So kamen wir auch bis zum Ziel einigermaßen gut voran, von etwas Stop-and-Go-Verkehr kurz nach Heilbronn einmal abgesehen.

Sehr frühzeitig erreichten wir den Parkplatz, von dem uns in Anbetracht der tropischen Temperaturen ein Gewaltmarsch bis zum Stadion bevorstand. Viele andere Bekannte und Fanclubs trafen auch frühzeitig ein, so dass wir auf dem Weg zum Stadion unzählige Male „aufgehalten wurden“, was wir jedoch als willkommene Pausen ansahen.

An einer Abzweigung dann trennte sich die Spreu vom Weizen oder der Weg derer, die Karten für den Gästeblock hatten und denen, die sich am Sandhäuser Kontingent bedient hatten. Soke und ich hatten Karten für den Block A2 ergattert, der laut Stadionplan eine optimale Sicht auf die VfB-Fanblöcke bot und bei dem man eigentlich davon ausgehen hätte müssen, dass der Sandhäuser Kruscht, wie sonst üblich, auf der gegenüberliegenden Seite abgestellt wäre.

Pfeifendeckel, gerade noch rechtzeitig am Tag vor dem Spiel, Trikot war bereits hin gerichtet, las ich zufällig, dass in den Blöcken A1-A4 Zutritt in gegnerischer Fankleidung nicht zulässig wäre, wir uns also im absoluten Heimbereich tummeln würden. Auch das ordne ich unter der Kategorie „Neuland 2. Liga“ ab!

Hin und wieder liest man sich ja schon in die Eigenheiten von Fanszenen ein und was einen zu erwarten hat, vor allem, wenn man sich Karten für außerhalb des Gästeblocks besorgt. Dies bedingt jedoch eine nennenswerte Fanszene, die man bei Sandhausen nicht erwarten durfte und, wenig überraschend, auch nicht vorfand.

Nachdem ich aber nun wusste, dass wir im Heimbereich unterkommen würden, machte ich mich dann doch schlau, wie die Sandhäuser Fans im Stadion untergebracht sind. Dabei staunte ich dann nicht schlecht, dass die Sandhäuser „Ultras“ auf der Hintertor-Tribüne und damit genau neben dem Gästeblock ihr Domizil haben.

Eigentlich ist es für einen Dorfverein, bei dem man Fankultur ohnehin vergeblich sucht, ja zusätzlich peinlich, wenn die eigenen Hardcore-Fans räumlich so untergebracht sind, dass man sie in zwei Drittel der Spiele akustisch überhaupt nicht hört, weil viele Gegner mehr Fans mitbringen als diejenigen, die Sandhausen anlockt.

Dass es ein Heimspiel für den VfB werden würden war bereits im Vorfeld klar, zwischen sieben und acht tausend Brustringträger säumten das weite Rund, dazu noch verirrte Hansels wie Soke und ich, die in neutraler Kluft dem Brustring die Daumen drückten und zeitweise nichts Besseres zu tun hatten, als das Sandhäuser Maskottchen Hardy anzupöbeln. Dieses wird es sich jetzt wohl zwei Mal überlegen, ob es die Reise zum Rückspiel ins Neckarstadion noch antreten möchte. Ich kenne jemanden, der ist heiß auf Dachs.

Im Stehblock auf der Haupttribüne postierten wir uns weit unten und damit in der prallen Sonne, die an diesem Nachmittag erbarmungslos vom Himmel strahlte. Da man bei dieser Hitze viel trinken soll, machte ich mich auch gleich auf den Weg, eine Bezahlkarte zu holen. Selbst ein Dorfverein wie Sandhausen hat diesen Scheiß, den wir inzwischen wieder abgeschafft haben, angefangen.

Auch das ein Nachteil unserer Blockwahl: in vielen Mischblöcken des Stadions war sowohl Bar-, als auch Kartenzahlung möglich, bei uns nur Kartenzahlung. Da sich im Heimbereich jeder auszukennen hat, ließ die Beschilderung, wie man denn zu dieser Karte komme, sehr zu wünschen übrig.

Zunächst stellte ich mich daher auch prompt falsch an, um kurze Zeit später dann doch noch die richtige Schlange zu erspähen. Als ich endlich dran war, wollte die mir zugedachte Karte nicht aufgeladen werden, so dass erst einmal der Supervisor anrücken musste und weitere kostbare Zeit verstrich.

Schließlich hielt ich sie in Händen, stolze 10 Euro Pfand und 40 Euro Guthaben, so dass es auch gewiss reicht und ich mich nicht noch einmal anstellen musste. Anders als mit den Bundesligabezahlkarten, wo man sich stets sicher war, sein Restguthaben in der nächsten Saison auch noch aufbrauchen zu können, schwor ich mir, diese nach dem Spiel gleich wieder abzugeben. Einmal Sandhausen – und nie wieder!

Mit der Karte in der Hand ging es dann auf die Suche nach der kürzesten Schlange an einem Bierstand. Es standen zwar etwa fünf zur Auswahl doch an keiner bewegte sich nennenswert etwas nach vorn, so dass ich fünf Minuten vor Spielbeginn unverrichteter Dinge zurück in den Block ging, um wenigstens das Intro und den Einlauf fotografieren zu können.

Sokes Blick tötete mich zwar fast, als ich mit leeren Händen zurück kam, aber, mit dieser Situation mussten wir beide in diesem Moment leben.
Als das Spiel etwa 15 Minuten alt war, wagte ich den nächsten Vorstoß im Rahmen des Projektes „Bier für Soke und Franky“. Die Reihen an den Ständen sollten sich bis dahin ja gelichtet haben, das Bier inzwischen „eingelaufen“, das Personal eingearbeitet sein. Aber nein, nichts von alledem, ein Dorfverein wie Sandhausen hat es offensichtlich nicht nötig, ein wenig Umsatz zu machen.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis ich endlich zwei kühle Bier in Händen hielt und, da ich es schon mal nach vorne geschafft habe und, „essa musch“, habe ich mir auch gleich noch eine Rindswurst mitgenommen.

Senf, Ketchup & Co. gab es (natürlich) wieder an einem anderen Schalter und als ich dort ankam, hörte ich schon den Herrn vor mir auf Badisch bruddeln, dass der Senf leer wäre.

O. k., bevor ich noch mehr vom Spiel verpasse, ich war schließlich schon reichlich genervt, dachte ich mir, „scheiß drauf, Ketchup tut‘s auch“.
Kurz mal auf den Heinz Hebeldosierspender gedrückt und, passend zum bisherigen Aufenthalt in diesem Stadion, mehr Ketchup auf der Hose gehabt als auf der Wurst. War mir aber zu diesem Zeitpunkt schon egal, denn die Roten, das sind ja ohnehin wir!

Da das Spiel nicht so sehr der Burner war wie das Wetter an diesem Tag und das kühle Nass schneller weg war, als man gucken konnte, wiederholte sich das ärgerliche Spielchen an den Ständen noch einige Male, hilft ja nix, da mussten wir durch.

Eines ist dann aber auch sicher. Lieber diese Ärgernisse beim Warten auf das Vollbier in Kauf nehmen, als alkoholfreies Bier im Gästeblock vorgesetzt zu bekommen. Da bin ich richtiggehend froh, dass ich mich mit dieser Thematik nicht auch noch herum ärgern musste. Gerade an einem solch heißen Tag, an dem das Bier im Bus von Bier zu Bier wärmer wird, freut man sich doch erstrecht auf das erste eisgekühlte Bier und dann so etwas. Alkoholfrei! Pfui Deibel!

Mich kotzt diese Gängelei durch jeden dahergelaufenen Dorfverein nur noch an. Was soll die Scheiße? In diesem Spiel zweier Kontrahenten, die sich erst ein einziges Mal in einem Pflichtspiel über den Weg gelaufen waren, die keine Rivalität verbindet, wo der Heimverein keine Ultra-Szene zu bieten gehabt hat, an der sich unsere Ultras hätten reiben können, wo tausende VfBler nur hingefahren sind, um Spaß zu haben, weshalb geißelt man eine gesamte Fanszene durch ein solch schwachsinniges Alkoholverbot? Für mich sind das pure Schikane-Maßnahmen ohne jeglichen Sinn dahinter.

In der Hinsicht hatten wir mit der Platzwahl also alles richtig gemacht. Im Block selbst ging’s auch gechillt zu, kein Stress, keine Pöbeleien, außer vielleicht einem älteren Dorftrottel hinter uns, der lautstark polterte, dass es eine Frechheit seitens des VfB sei, mit einer solchen Vorstellung auch noch das Spiel zu gewinnen. Vielleicht hatte er es darauf angelegt, dass wir uns drüber ärgern oder gar in eine Diskussion mit einsteigen wollten, aber, erstens war es heiß und zweitens sind wir der VfB, Diskussion also überflüssig.

Das Spiel verfolgte ich dann, vor allem in der ersten Hälfte, als wir noch sprichwörtlich auf der Sonnenseite waren, teils stehend und knipsend, teils sitzend und Schatten von den Leuten suchend und eben am Bierstand.

Der VfB startete in die Partei personell mit derselben Formation wie in Homburg, also erneut ohne Alexandru Maxim. Sandhausen wählte jene Taktik, mit der dem VfB, es hat sich in der Republik herum gesprochen, am ehesten beizukommen ist, nämlich dann, wenn man, auch als Heimmannschaft, tief steht und bei gegnerischen Ballverlusten versucht, schnell nach vorne zu kommen.

Frappierend erneut die fehlende individuelle Klasse einiger Akteure beim VfB, bei dem sich in der Zweikampfführung erneut vor allem Klein und Šunjić negativ hervor getan haben. Auch gegen Sandhausen wussten sie sich vor allem in der ersten halben Stunde oft nur durch unnötige Fouls zu helfen, was den Gegner dann automatisch besser in die Partie brachte.

Da der VfB zwar viel Ballbesitz hatte, einmal mehr aber die letzten Zuspiele zu schlampig gespielt wurden, entwickelte sich eine Partie ohne nennenswerte Höhepunkte geschweige denn mit Torchancen.

Erst in der 39. Minute änderte sich das, als Berkay Özcan einen Freistoß punktgenau auf den heranfliegenden Simon Terodde servierte und dieser wuchtig einköpfte. Endlich das erste Tor in einem Pflichtspiel für den VfB, für den Mann mit der eingebauten Torgarantie. Hoffentlich ist der Knoten damit geplatzt. Kurz darauf musste Jean Zimmer mit einer Platzwunde am Kopf raus, für ihn kam Borys Tashchy. Zimmer war nicht einverstanden mit seiner Auswechslung, die offensichtlich der Vereinsarzt angeordnet hatte, und protestierte lautstark dagegen. Mit dem Führungstreffer im Rücken machte der VfB nochmal Druck vor der Pause, konnte aber nicht mehr erhöhen.

Nach dem Wechsel zunächst eine Schrecksekunde, als Langerak an einer Flanke in bester Ulreich-Manier vorbei flog und Kister auf die Latte köpfte. So schnell kann es gehen, daher wäre der VfB gut beraten, ein zweites Tor nachzulegen. Eine Minute später schon hatte Gentner nach Hereingabe von Insúa die Gelegenheit auf dem Fuß, vergab aber den schwer zu verarbeitenden Ball – es sah ein wenig nach Slapstick aus, ein richtiger Goalgetter hätte vermutlich den linken Fuß genommen.

Was Gentner in jener Szene verpasste, holte er zehn Minuten später nach. Özcan spielte sich geschickt bis zur Torlinie durch und passte überlegt zurück, so dass Gentner nur noch einzuschieben brauchte. 0:2, riesen Stimmung unter den zahlreichen VfB-Fans, der erste Auswärtssieg in der 2. Liga seit 39 Jahren war zum Greifen nah.

Doch, der VfB der Gegenwart wäre eben nicht der VfB, wenn er nicht selbst noch für Spannung gesorgt hätte Šunjić trat verhängnisvoll über den Ball, so dass Wooten frei vor Langerak auftauchen und zum Anschluss knipsen konnte. Nicht nur in dieser Situation steht man der Frage mit offenen Augen gegenüber, wie ein limitierter Spieler wie Šunjić Bundesliga oder auch jetzt 2. Liga spielen kann. Nach der Rückkehr von Timo Baumgartl ist Šunjić hoffentlich kein Thema mehr, dass ein Kaminski so viel schlechter als Šunjić sein soll, kann man sich beim besten Willen nicht vorstellen.
Dieses Tor sorgte also noch einmal für Spannung. In der Schlussviertelstunde warf Sandhausen alles nach vorn und sorgte mit langen Bällen in den Strafraum durchaus noch für Gefahr, während der VfB mit Mann und Maus versuchte, den Vorsprung zu verteidigen. Dies gelang am Ende auch, so dass unterm Strich nach drei Saisonspielen zwei Siege und eine Niederlage stehen.

Rechnet man das Weiterkommen im Pokal hinzu, in dem man es in der nächsten Runde mit einem Gastspiel bei Borussia Mönchengladbach zu tun hat, kann man einen einigermaßen gelungenen Saisonauftakt verbuchen und entspannt in die Länderspielpause gehen.

Von Anfang war es mir klar, dass sich der VfB im August noch durchmogeln muss. Dass die Personalplanungen zu diesem späten Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen sind, ist zwar bedauerlich und der langen Sportdirektorensuche geschuldet, aber, darüber zu lamentieren bringt nichts, die Situation ist eben nun so, wie sie ist.

Gestern nahm der VfB mit Takuma Asano auf Leihbasis einen japanischen Offensivspieler unter Vertrag, der von keinem geringeren als dem FC Arsenal kommt. Von ihm erhoffe ich mir, dass er die Qualität im Offensivbereich steigert und Simon Terodde im Angriffspiel entlastet.

Heute wird in der Gerüchteküche der Name Benjamin Pavard vom OSC Lille heiß gehandelt, der in der Viererkette alle vier Positionen bekleiden können soll, wie zu lesen ist. Da aus Lille seinerzeit auch Matthieu Delpierre zum VfB kam, wäre mir dieser Transfer auf den ersten Blick nicht ganz unsympathisch.

Käme er und noch ein Spieler für die rechte Außenbahn, sähe ich uns gar nicht so schlecht aufgestellt. Man darf nicht vergessen, dass wir in Timo Baumgartl, Kevin Großkreutz, Hajime Hosogai, Anto Grgic und Daniel Ginczek einige zuletzt verletzte Stammelfkandidaten haben, die die Qualität schon noch bedeutend anheben können. Viele träumen ja von Transfers wie zu Bundesligazeiten, ich habe mich von diesen Träumen verabschiedet.
Schmalhans wird Küchenmeister bleiben, der VfB wird auf dem Transfermarkt keine verrückten Dinge machen und wird sicherlich auch nicht Spieler nur deshalb verpflichten, um den Fans eine Beruhigungspille verabreicht zu haben.

Man darf gespannt sein, was bis Mitte kommender Woche noch passieren wird und wer noch präsentiert wird. Außer fußballerischer Fähigkeiten gilt es dabei ganz besonders auf die charakterlichen zu achten und nur Spieler zu holen, die das Team über sich selbst stellen. Daran hat es in den letzten Jahren gekrankt, deshalb sind wir abgestiegen und die faulen Äpfel scheinen noch immer nicht alle ausgemistet, da es um die Stimmung im Team nicht zum besten bestellt sein soll, wie man hört.

Woran das liegt, wer die Unruhestifter sind, bekommt man als Außenstehender natürlich nicht mit. Aber ein Kapitän, der mindestens genauso lang schon Kapitän ist, wie es am Teamgeist krankt, muss hier tätig werden und das Kind beim Namen nennen. Tut er das und er wird nicht gehört, sollte er sein Amt niederlegen, tut er es nicht, ist er als Kapitän fehl am Platze.

Der elementare Ansatz beim Aufbau dieser neuen Mannschaft muss der sein, ein Team zu formen, das sich versteht und das sich auf dem Platz hilft. Von der Quantität her stimmt das Verhältnis ältere zu jüngere Spieler, nur, die Älteren müssen Vorbilder sein, müssen vorneweg gehen, müssen Verantwortung übernehmen und sie müssen den jüngeren im Team helfen, sich ins Team einzufinden.

Würde das schon jetzt funktionieren, hätten wir ein brauchbares Gerüst und könnten möglicherweise auch auf den einen oder anderen Transfer verzichten, weil ein Youngster bereit steht, den man einbauen könnte. In den letzten Jahren aber, als auch Timo Werner und Timo Baumgartl oft auf sich allein gestellt waren, hat man das nicht hinbekommen.

In Grassau waren ja einige aus dem Reservoir zugegen. Die Jungs können alle Fußball spielen und sind wissbegierig, was sie brauchen, ist eine gute Führung in der Mannschaft und einen Trainer, der sich getraut, sie einzusetzen. Luhukay zeigt zumindest was die Personalie Özcan betrifft, ein gewisses Faible für junge Spieler.

An dieser Stelle spanne ich den Bogen zurück zu den möglichen weiteren Transfers. Lastminute-Transfers gegenüber bin ich deshalb kritisch eingestellt, weil ich es mir nicht vorstellen kann, dass man sich in der Kürze der Zeit intensiv genug mit dem Menschen hinter dem Spieler befasst hat. Bevor man wieder einen Vogel wie Artem Kravets an Land zieht, der Gift für das Mannschaftsklima war, sollte man es lieber bleiben lassen und dem eigenen Nachwuchs vertrauen.

Jetzt, die Saison hat kaum richtig begonnen, steht auch schon wieder die erste Länderspielpause vor der Tür. Zeit für den VfB, den Kader zu vervollständigen und an einer ersten Elf zu arbeiten, die in zwei Wochen gegen Heidenheim gegenüber der von gestern schon auf einigen Positionen verändert sein dürfte. Ich freue mich drauf.

Um meine tollen Erfahrungen mit dem Dorfverein zu komplettieren: Zunächst einmal zog sich der Weg zurück zum Bus aufgrund der schmalen Wege und der Menschenmassen ewig hin. Gipfel dieser Tort(o)ur war ein Polizei-Kastenwagen aus dem in höllischer Lautstärke Ballermann-Musik ertönte und der unweigerlich an das Lied vom grün-weißen Party-Bus erinnerte.

Dann, kleine Reminiszenz an die Bundesliga, benötigt man etwa gleich lang, um aus dem Parkhaus der Arroganz-Arena herauszukommen, wie man benötigt, sich in Sandhausen vom Acker zu machen. Eine gefühlte Ewigkeit lang kamen wir keinen Meter voran, doch das belastete uns an diesem Abend nicht mehr allzu sehr. Die Stimmung nach dem Auswärtssieg war prächtig, das Siegesbier schmeckte und, noch auf Sandhauser Gemarkung, ertönte aus unseren Kehlen das Europapokal-Lied im Bus. Humor ist eben, wenn man trotzdem lacht.

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25. August 2016

Oldschool vom Feinsten

Die erste Pokalrunde 2016/2017 hatte uns mit dem FC Homburg einen wahren Leckerbissen serviert. Im Homburger Waldstadion, in dem scheinbar die Zeit in den 80er-Jahren stehen geblieben war, durften wir den perfekten Fußball-Tag erleben.

Anders als bei den Aufeinandertreffen in der Vorsaison, als uns in Kiel und auch in Jena (wo ich leider nicht sein konnte) böser Hass des Underdogs entgegen schlug, hatte man in Homburg jederzeit den Eindruck herzlich willkommen zu sein.

Das fing schon damit an, dass die Wege zum Stadion von Heim- und Gästefans nicht hermetisch voneinander getrennt waren und setzte sich bei den Einlasskontrollen fort, die zügig und respektvoll vonstattengingen.

Bereits im Vorfeld hatte ich mit der Fanbetreuung des FC Homburg netten Mailkontakt, als ich wissen wollte, da in der Stadionordnung nichts darüber zu lesen war, welche Kameras denn erlaubt seien und mich in diesem Zuge auch gleich informierte, meine Erfahrungen aus Kiel ließen grüßen, ob es denn in meinem Block im „neutralen“ Bereich auf der Haupttribüne Probleme geben könnte, wenn man dort in gegnerischer Fankleidung einlaufe.

Dem sei nicht so, Kameras kein Problem und auch in dem als Familienblock deklarierten Block nicht. Der Fanbetreuer wies darauf hin, dass man in den letzten Jahren bereits mit Schalkern und Gladbachern im Pokal Fußballfeste gefeiert habe und es nie zu nennenswerten Problemen gekommen wäre.

Genau so entpuppte sich die Situation dann auch. Gemischtes Publikum und überraschend viele Familien, in denen das Oberhaupt den Saarländern die Daumen drückte und die im Schlepptau anwesenden Kids ein VfB-Trikot übergestreift hatten. Es war dabei so, wie ich es mir eigentlich im Pokal vorstelle. Dass man als Fan des Underdogs zwar auf eine Sensation hofft, sich jedoch in erster Linie daran erfreut, einmal den großen Fußball bei sich zu haben und ein Fußballfest erleben zu dürfen und das Ganze nicht ganz so verbissen wie im Ligaalltag sieht. Schließlich begegnen wir uns auch nicht auf Augenhöhe, sondern es liegen zwei Ligen dazwischen. Unsere Amateure werden in der Liga ihre Visitenkarte im Waldstadion abgeben, das Derby gegen den 1. FC Saarbrücken die Gemüter erhitzen.

Mit Fotografenkollege Soke (www.soke2.de) hatte ich beim FCH direkt das Ticket bestellt, um einen guten Blick auf unsere Kurve und auch den Fanblock der Homburger, der auf der Gegengerade seine Heimat hat, zu haben. Diese Wahl war nahezu perfekt, sollte doch vor allem im Gästeblock an diesem Nachmittag einiges geboten sein.

Das Ambiente war einfach nur zum Wohlfühlen! Direkt vor dem Stadion genügend Bierstände und Gastronomie, um sich auf den Kick einzustimmen, im Stadion dann eben alles Oldschool. Eine alte Tribüne, noch eine Laufbahn, überwiegend Stehplätze, günstiges Bier, die Stadionwurst noch vom Holzkohlegrill (!), nostalgisch anmutende Flutlichtmasten und alles eben ursprünglicher als das, was man in den oberen Ligen vorgesetzt bekommt.
Als Allesfahrer habe ich die Schnauze voll von den neuwertigen geleckten Multifunktionsarenen, auf der grünen Wiese gebaut, bei denen verquere Sicherheitskonzepte über allem stehen und die sich nur noch in der Farbe unterscheiden. Homburg, das war wie Fußball in den 80ern, wie er früher einmal war, wie ich ihn lieben gelernt habe.

Zu Bundesligazeiten war ich schon einmal dort. Ja, für die Jüngeren unter uns, der FC Homburg spielte als damals eigentlich ewiger Zweitligist auch drei Jahre in der Eliteklasse. Besonders erinnert man sich dabei an ihren Trikotsponsor „London“, einen Kondom-Hersteller, den der prüde DFB zunächst nicht zugelassen hatte und nach einem Gerichtsurteil schließlich doch klein beigeben musste. Wie es mit Werbung so ist, spricht man darüber, ist sie erfolgreich, so auch in diesem Fall, „London“ war sprichwörtlich in aller Munde. ;-)

Mit dem FC Homburg traf der VfB durchaus auf einen Angstgegner. In zuvor fünf Pflichtspielen im Waldstadion verlor der VfB vier Mal und schaffte einmal ein Remis. Doch diese Statistik durfte an diesem Spätnachmittag keine Rolle spielen, waren doch die meisten der Brustringträger zu jener Zeit noch nicht einmal auf der Welt.

Der VfB, bei dem Maxim abermals auf der Bank Platz nehmen musste, ließ von Beginn an keinen Zweifel aufkommen, wer hier der Zweitligist und wer der Regionalligist ist. Dominante Spielführung, hinten wenig anbrennen gelassen und zwei Aluminiumtreffer vor der Halbzeit bedeuteten zwar noch ein mageres 0:0 zur Pause, doch, ernsthaft Sorgen machte man sich im Stadion nicht, dass dieser Auftritt in die Hose gehen könnte. Und trotzdem war es einmal mehr augenscheinlich, dass dem VfB die Durchschlagskraft fehlt und die derzeitige „Offensivstärke“ nicht einmal einen Regionalligisten ernsthaft zu gefährden in der Lage ist.

Als Gentner und Özcan kurz nach der Pause per Doppelschlag auf 0:2 stellten, war der Käs gegessen, das 0:3 durch Tashchy kurz vor Schluss gehört auch noch zur Chronistenpflicht, mehr aber auch nicht. Eine Spielanalyse erspare ich mir, weil dieser Pflichtsieg keinerlei Aufschlüsse für die nächsten Aufgaben gibt. Er ändert nichts daran, dass personell noch einiges passieren muss, um ernsthafter Aufstiegskandidat zu sein. Und, dieser Sieg lässt auch die nächste Aufgabe in Sandhausen nicht leichter erscheinen, weil es morgen ein viel unbequemeres Spiel werden wird. Einzig durch die Dorfclub-Atmosphäre wird Sandhausen mit Homburg vergleichbar sein, vielleicht auch noch, dass es wieder in ein Wald-, wenn auch ins Hardtwald-Stadion geht.

Wer vor Wochen darüber gejammert hatte, dass der VfB zunächst Montags gegen St. Pauli und Freitags dann schon in Düsseldorf antreten musste, darf sich dieses Mal freuen und die drei Punkte schon mal für sich verbuchen. War es damals für viele ein Wettbewerbsnachteil und ein Alibi für die Brustringträger, womit sich die Niederlage in Düsseldorf schon im Voraus erklären ließ, haben wir nun diesen Vorteil auf unserer Seite. Während der VfB seit Samstagabend bereits in die Vorbereitung fürs Sandhausen-Spiel einsteigen konnte, musste Sandhausen am Montag-Abend noch seine Pokalhürde beim SC Paderborn meistern.

Sandhausen dürfte für den VfB eine schwierige Aufgabe und eine Prüfung werden, in wie weit er bereits in der 2. Liga angekommen ist. Spielerisch ist ohnehin noch viel Luft nach oben, aber auch mental muss man die Liga erst einmal annehmen. Ging es vor Monaten noch in Fußballtempel wie das Westfalenstadion und war einem die Aufmerksamkeit von ganz Fußball-Deutschland gewiss, „reist“ man nun ins beschauliche Sandhausen, das der Busfahrer wohl erst einmal auf der Landkarte suchen muss.

Auch wenn davon auszugehen ist, dass zwei Drittel des Stadions in weiß-rot gehüllt sein werden, muss es die Truppe verinnerlichen, dass dort Fußball gearbeitet wird und mit Schönspielerei kein Blumentopf zu gewinnen sein dürfte. Der VfB muss über den Kampf zum Spiel finden und nicht umgekehrt, sonst hat man schon verloren. Man muss endlich ohnehin vom eigenen Selbstverständnis abkommen, eine spielerisch starke Mannschaft zu sein, wenn man sieht, welche fußballerischen Mängel in dieser Truppe stecken. Dies würde nämlich bedingen, dass man dazu in der Lage ist den Ball in den eigenen Reihen zu halten, den Gegner mit Ballbesitzfußball zu zermürben und geduldig auf die sich bietenden Lücken zu warten. Beim VfB aber ist meist schon nach dem zweiten Pass Schluss mit Ballbesitz, weil ein Ball zu ungenau gespielt wurde, dem Pass das Timing fehlt oder einer der Brustringträger den Ball nicht stoppen konnte.

Da der VfB die Pokalhürde Homburg weitestgehend unspektakulär aber auch ungefährdet nahm, rückten am Rande des Spiels zwei Themen in den Vordergrund. Die abermalige Nichtnominierung Alexandru Maxims in die Startelf und die reichhaltigen Pyro-Einlagen der VfB-Anhänger.

Zur Causa Maxim fällt mir spontan der Bestseller von Heinrich Böll „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ ein. In dem 1974 erschienenen Werk erzählt Böll von einer unbescholtenen Frau, die aufgrund von Sensationsjournalismus und falscher Berichterstattung in die Isolation getrieben wird und schließlich den verantwortlichen Journalisten erschoss. Böll wollte mit dieser Geschichte auf die Macht der Massenmedien verweisen und bewies durchaus Weitblick, weil diese, wie man heute weiß, vor nichts zurückschrecken und fleißig Lügen und Halbwahrheiten verbreiten und Meinung bilden.

Die Sozialen Medien tun ihr Übriges. Auch wenn der Vergleich weit hergeholt ist, finde ich die momentane Entwicklung sehr bedenklich. Was in den sozialen Medien Stimmung gemacht und gehetzt wird, jeder und jeglicher Bildungsschicht angehörig, sich dazu genötigt fühlt, Protagonisten unseres LieblingsSPIELS infundiert zu kritisieren und vor zu beleidigen, sind das zwar die Geister, die durch das Hypen der Sportart gerufen wurden, die aber doch für mich inzwischen bedenkliche Ausmaße angenommen haben, so dass ich mir schon fast und allen Ernstes, die Zeiten ohne Internet zurückwünsche.

Was der VfB jetzt am meisten braucht, sind Vertrauen und Ruhe. Vertrauen, dass die Verantwortlichen wissen, was zu tun ist, Ruhe und Geduld des Umfeldes, dass sie den Verein langsam wieder aus der Talsohle herausführen.

Natürlich ist es nicht einfach, diesem Verein nach all den Jahren Vertrauen entgegen zu bringen. Vor allem der Aufsichtsrat ist nach wie vor die Wurzel allen Übels.

Der Aufsichtsrat hat Dutt nicht gebremst, als es noch möglich und auch realistisch gewesen wäre, den Abstieg zu verhindern. Er hat die Dinge untätig ins Verderben laufen lassen, sich aus der Verantwortung gestohlen und alles auf die Karte Dutt gesetzt, um ihn dann in einer Nacht- und Nebel-Aktion zu entlassen, ohne einen Plan B in der Tasche zu haben.

Das ist der Hauptgrund für die Situation, wie wir sie jetzt vorfinden, nämlich die, dass wir auch nach dem zweiten Spieltag noch keine (endgültige) Mannschaft haben.

Zudem präsentierte der Aufsichtsrat letzte Woche den (einzigen) Präsidentschaftskandidaten Wolfgang Dietrich, der den VfB-Mitgliedern zur Wahl vorgesetzt wird nach dem Motto „friss oder stirb“. Dietrich mag die notwendigen Anforderungen mitbringen, doch, ob durch seine Vergangenheit bei der Quattrex AG Interessenskonflikte wegen Engagements bei anderen Vereinen bestehen und vor allem, ob er als ehemaliger S21-Sprecher nicht mehr polarisiert als eint, wird sich zeigen. Sehr unglücklich für mich, diese Entscheidung des Aufsichtsrats, auch hier wieder nicht dem Wunsch der Mitglieder nach mehr als nur einem Kandidaten entsprochen zu haben. Positiv zu bewerten ist für mich lediglich, dass er das Amt ehrenamtlich ausführen würde.

Vom neuen Präsidenten erwarte ich mir einen, der nach innen den Finger in die Wunde legt und nach außen hin den Verein gut repräsentiert. Ob man dies von einem Präsidenten von Aufsichtsrats Gnaden erwarten kann, bezweifle ich. So ist nach seiner Wahl zu befürchten, dass sich wieder einmal nichts ändern wird und das Verhältnis zwischen Vereinsführung und Mitgliedern eher noch verschlechtern wird.

Dass man der Vereinsführung kein Vertrauen mehr entgegenbringen kann, ist also logisch. Dass man aber jetzt schon die Arbeit von Jan Schindelmeiser und Jos Luhukay in Frage stellt, finde ich einfach nur beschämend. Es geht schon wieder so los wie vor einem Jahr, als Alexander Zorniger sehr schnell lautstark kritisiert wurde und von den Medien nach und nach raus geschrieben wurde. Der Schuldige war gefunden, die Spieler fein raus.

Und jetzt heißt es bereits „der Nächste bitte“. Schindelmeiser wird vorgeworfen, dass er nichts mache und womöglich nach wie vor an seinen Porsche herum schraube, als endlich weitere Neuzugänge, und dann auch noch welche, die uns sofort weiterbringen, zu präsentieren.

Ich sage bereits seit geraumer Zeit, dass ich vor dem 01.09. dazu überhaupt nichts mehr sagen möchte. Keiner derer, die jetzt meinen laut drauf hauen und die Geduld verlieren zu müssen, weiß, wie schwer es Schindelmeiser hat, überhaupt fähige Leute für das „Projekt VfB in der 2. Liga“ zu begeistern und sie dann noch zu vernünftigen Konditionen von ihren Vereinen loseisen zu können. Keiner weiß, wie die Drähte glühen, an welchen Details und Unwägbarkeiten mancher Transfer möglicherweise noch hängt.

Solang der Transfermarkt noch geöffnet ist, habe ich Vertrauen in Schindelmeiser, dass er seinen Worten Taten folgen lässt, nämlich denen, dass der Kader in der derzeitigen Zusammenstellung keinen Anlass zu Aufstiegshoffnungen bietet und man nachbessern wolle.

Bis zum Transferschluss hat Schindelmeiser noch ein paar Tage Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen, danach kann man resümieren, ob sich die Geduld ausgezahlt hat. Sollte keiner mehr kommen oder es nur ein vertragsloser Fußballer werden, wie der immer wieder gehandelte Kevin Kuranyi, den man dann auch schon früher hätte holen können, dann würde ich auch nervös werden, vorher aber noch nicht.

Auch Jos Luhukay steht bereits in der Kritik, weil er es sich in Homburg zum wiederholten Mal erlaubt hat, den Fanliebling Alexandru Maxim auf die Bank zu setzen und statt seiner das Greenhorn Berkay Özcan aufgestellt hatte.

Zunächst einmal täte uns ein wenig mehr Vertrauen in die Arbeit eines Trainers gut zu Gesicht stehen. Luhukay ist für mich nach wie vor der geeignetste Mann für das Projekt Wiederaufstieg, wenn nicht er, wer dann, weiß, wie Aufstieg geht? „Ein Trainer ist nicht ein Idiot“ pflegte Giovanni Trapattoni zu sagen, also, vertrauen wir doch den Trainingseindrücken des Fachmanns, der tagtäglich mit Maxim zu tun hat. In den bisherigen drei Pflichtspielen hat der VfB genau jene zwei gewonnen, in denen Maxim von der Bank kam und das eine verloren, in dem er von Beginn an spielte.

Über allen Einzelschicksalen muss das Team stehen und der Trainer sollte so aufstellen, wie er denkt, dass es für das Team und schließlich den Teamerfolg am besten ist. So war es zumindest früher. Heutzutage, wo schon bei jedem Training fünf Kamerateams und etliche Schreiberlinge zugegen sind, wird jede Geste kommentiert, in jedes Einzelgespräch etwas hinein interpretiert. Der Böse ist in den sozialen Medien schon gefunden. Nicht wenige verbinden das Schicksal Luhukays mit seinem Umgang mit Maxim. Jetzt, wo Didavi weg ist und Maxim sich die „10“ geangelt hat, leiten viele eine automatische Startelfberechtigung für Maxim ab, die es natürlich nicht geben kann.

Luhukay betont stets, Maxim wisse, was er von ihm erwarte und wie es um seine Position bestellt sei, dann sollen die Herren Briem/ Maxim die Situation auch akzeptieren und sich nicht über die Medien ausweinen. Jenem Herbert Briem, der beim VfB nach wie vor ein und aus geht, seinen Schützling aber über das Gesamtkonstrukt hebt, würde ich, schon allein um die Autorität des Trainers zu stärken, Hausverbot erteilen, damit endlich mal Ruhe ist.

Diese meine Sichtweise ist ausschließlich auf mein Vertrauen in die Arbeit des Trainers bezogen. Ich mag Maxim nämlich schon auch, seine gelegentlichen Geniestreiche zum Beispiel, aber, auch ich sehe, dass er es in dreieinhalb Jahren VfB nie geschafft hat, Konstanz in seine Leistungen zu bringen und er stets dann am stärksten war, wenn er von der Bank kam.

Dabei ist Maxim fast ein Sinnbild der letzten VfB-Jahre! Auch Maxim war stets und zu schnell mit sich und seinen Leistungen zufrieden. Nach einer Top-Leistung ließ er sich lieber wochenlang feiern, anstatt eine eigene Gier zu entwickeln, diese Woche für Woche auf den Rasen zu zaubern und sich stetig zu verbessern.

Özcan kommt mir dabei in der Diskussion um Maxim zu kurz. Es ist doch ein Versprechen an die Zukunft, wenn der VfB momentan dabei ist, mit Sama und Özcan gleich zwei Eigengewächse in die Profimannschaft zu integrieren. Nach dem Abschneiden der U-Teams und dem Abstieg der Amateure ist es zwar klar, dass jung nicht automatisch mit gut gleichzusetzen ist, aber, ich sehe es erst einmal positiv, dass Luhukay Potential in den Jungs sieht und sie auch fördert. Alle Welt schreit nach mehr jungen Spielern und, spielt dann einer, wird noch lauter gejammert, weil er einem Arrivierten den Platz weg nimmt.

Daher ist es für Schindelmeiser eine zusätzliche Bürde, bei den Transfers das richtige Näschen zu haben und nur Spieler zu holen, die uns entscheidend weiter bringen für Positionen, für die der Kader keine Alternativen bietet.

Viele rufen ja noch immer nach dem gestandenen Innenverteidiger, der uns seit Jahren abgeht. Gerade den würde ich, Stand jetzt, nicht mehr holen, um Leuten wie Stephen Sama und Timo Baumgartl nicht schon wieder jemanden vor die Nase zu setzen.

Da Tobias Werner bis jetzt ganz gut eingeschlagen hat, ist für mich die größte derzeit noch offene Baustelle die Außenbahn rechts. Im zentralen Mittelfeld, in dem eine Planstelle ja seit Jahren von Gentner blockiert ist, ist zumindest so lange Hosogai ausfällt, eine Stelle vakant. Da hoffe ich für Sandhausen auf das Debüt von Anto Grgic und bin gespannt, wie er sich macht.

Insgesamt ist es also für die sportlich Verantwortlichen ein Vabanquespiel, ihrer Überzeugung zu folgen, nicht in Aktionismus zu verfallen und das Team peu à peu zu verbessern, Rückschläge, wie zuletzt in Düsseldorf, einkalkuliert. Wenn das Umfeld den getroffenen Entscheidungen kein Vertrauen entgegen bringt, jegliche Maßnahme hinterfragt und kritisiert wird, ist es leider zu befürchten, dass die nächste Trainerdiskussion bereits schon wieder vor der Tür steht, es sei denn, was ich nicht glaube, der VfB würde von nun an alles in Grund und Boden spielen.

Die Erfahrungen mit Zorniger aus dem Vorjahr lassen dabei grüßen. Auch bei ihm fing das Bashing in den sozialen Medien an, auch unter ihm heulten sich unzufriedene Protagonisten bei den Medien aus, auch für sie waren die Stuttgarter Blätter dankbare Empfänger ihrer „Leidensgeschichte“, wodurch permanente Unruhe herrschte und Zorniger irgendwann der Meute zum Fraß vorgeworfen wurde.

Ich hoffe es inständig, Luhukay bekommt mehr Zeit als Zorniger, die Missstände in Team und Verein anzupacken und nicht, dass man ihn auch alsbald wieder vom Hof jagt.

Das zweite große Thema nach dem Pokalspiel war die Zündelei im VfB-Block. Ich muss es zugeben, dass ich schon ein Faible pro Pyro habe und, als Stadionfotograf ganz besonders, die Einlagen genossen und gefeiert habe.

Würden Pyroshows immer so ablaufen wie am Samstag, kaum jemand hätte einen Anlass, sich darüber aufzuregen. Dass die Brennstäbe heiß sind, dass es zu bösen Verbrennungen kommen kann, ist zwar nicht von der Hand zu weisen. Aber, die Fackeln werden in der Regel direkt im Ultras-Block gezündet. Wer sich dort hin stellt, begibt sich wissentlich in eine gewisse Gefahr, wer Pyro ächtet, soll sich in Gottes Namen woanders hinstellen, ein Block ist schließlich groß genug. In Homburg „arbeiteten“ Feuerwehr und Ultras Hand in Hand. Abgebrannte Fackeln wurden den Feuerwehrleuten in die Hand gegeben, es wurde nichts geworfen, kein Böller gezündet. In diesem Rahmen für mich absolut in Ordnung.

Auch wenn der Schiedsrichter offensichtlich mit Spielabbruch gedroht hat, hat für einen solchen meiner Meinung nach kein Grund vorgelegen. Der Wind stand günstig, die Rauchschwaden verzogen sich nicht aufs Feld und beeinträchtigten somit auch nicht die Sicht auf dem Spielfeld. Für mich war es einfach nur schön anzusehen!

Es spielt aber natürlich auch keine Rolle, wie ich dazu stehe. Da es leider auch genügend Idioten in den Fanblöcken gibt, die Pyro als Waffen benutzen und gegnerische Fans damit beschießen, wird es in Deutschland wohl nie zu einer Legalisierung kommen, womit ich allerdings auch gut leben kann.

Nichtsdestotrotz werden wir Pyro-affinen Geister auch in Zukunft die eine oder andere Pyroshow geboten bekommen. Verbote reizen ohnehin mehr, so dass es den Ultras weiterhin ein Vergnügen sein wird, hie und da die Obrigkeit zu überlisten und Material ins Stadion hineinzuschmuggeln.

Es ist nun mal Fakt, dass uns der moderne Fußball immer mehr von seiner Ursprünglichkeit nimmt, seien es die Anstoßzeiten, seien es die explodierenden Gehälter, seien es Repressalien gegen Stadiongänger bis hin zu Kollektivstrafen für ganze Fanszenen. So ist es für mich nicht verwunderlich, dass die Ultras das was sie unter Fankultur verstehen, am Leben erhalten und auch mal in farbenfroher Art und Weise auf sich aufmerksam machen möchten.

Heuchlerisch finde ich in diesem Zusammenhang das Rumgeheule einiger Fans über die zu erwartende Geldstrafe für die Pyro-Aktionen, die sich im Bereich von 15.000 Euro bewegen dürfte. Natürlich, für einen Normalsterblichen ist das sehr viel Geld, aber, ein Profiverein bezahlt das aus der Portokasse, wenn er nicht ohnehin schon Rücklagen für den Fall der Fälle gebildet hat.

Solang ein solcher Betrag einem durchschnittlichen Fußballer wie Christian Gentner, bricht man sein Jahresgehalt herunter, alle drei Tage in den Allerwertesten geblasen werden und solang der VfB-Tross auch als Zweitligist noch Woche für Woche in 5*-Luxushotels absteigt, mache ich mir über diese außerordentlichen Ausgaben keine Gedanken und erstrecht keine Sorgen darüber, dass dies auch nur irgendeinen Transfer beeinträchtigen könnte.

Jetzt gilt es aber nach vorne zu schauen, auf das Heimspiel in Sandhausen und dann auf die letzten Tage und Stunden des Sommertransfermarktes.
Nach wie vor hoffe ich, dass sich in beide Richtungen noch etwas bewegt und ein Spieler wie Florian Klein endlich den Club findet, der seinen Ansprüchen genügt. Nach seine Aussagen zu den Fans und zum Verein und seinem halbherzigen Treuebekenntnis, nachdem er wider Erwarten doch zum VfB zurückkehren „musste“, kann ich es kaum noch ertragen, diesen Spieler unser Trikot beschmutzen zu sehen.

Ich hoffe, man findet hier noch eine Lösung oder setzt ihn notfalls auf die Tribüne. Mit Großkreutz, Zimmer und Zimmermann haben wir auf der rechten Abwehrseite genügend Alternativen, für die offensive Außenbahn kommt hoffentlich noch jemand, so dass man dort nicht mehr mit Außenverteidigern improvisieren muss.

Nächste Woche dann ziehe auch ich meine Transferbilanz, vorher bleibe ich jedoch tiefenentspannt und hoffe auf ein geiles Spiel morgen in der Provinz.

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