11. Mai 2016
Der VfB ist nach dem Spiel gegen Mainz 05 endgültig am Abgrund angekommen. Es bricht mein Fan-Herz, das seit 1974 für diesen Verein schlägt, wenn man machtlos mit anschauen muss, was aus dem einst so stolzen Verein für Bewegungsspiele von 1893 e. V. gemacht worden ist.
Nach dem desaströsen 1:3 gegen den Karnevalsverein aus Mainz, sind die Chancen auf den Relegationsplatz vor dem letzten Spieltag nur noch theoretischer Natur. Man braucht sich als einer, der es mit dem VfB hält, auch nicht einmal darüber zu ärgern, dass der BVB die Eintracht aus Frankfurt „gewinnen lassen hat“, Darmstadt 98 in Berlin gewinnt und Bremen in Köln ein torloses Remis erreicht.
Wer nach dem Erreichen der 33-Punkte-Marke die Saison für beendet erklärt und innerlich darauf baut, dass vor zwei Jahren ja schon 32 Punkte zum Klassenerhalt genügten und das irgendwie schon wieder hinhauen würde, braucht die Schuld für sein Versagen nicht bei den Anderen zu suchen. Wer wochenlang den Anderen den Druck zuschiebt, weil man ja eine ach so tolle Ausgangssituation hatte, zahlt zum Schluss die Zeche.
Selbst in den Momenten während und nach dem Spiel, als sich das Schicksal abzeichnete, worauf jahrelang hingearbeitet wurde, nämlich der Abstieg, konnte ich nicht mal mehr bittere Tränen weinen. Ich bin in dieser Situation eher sauer denn traurig.
Sauer auf die Totengräber der letzten Jahre, auf die Herren Staudt und Heldt, die im Championsleague-Wahn die Personalkosten exorbitant in die Höhe schraubten und sich offensichtlich auch am Stadionumbau übernommen hatten.
Auf die Herren Hundt, Mäuser, Bobic, Labbadia, die den Kader kaputt sparten und Stück für Stück schwächten, Vereinskoryphäen und junge Hoffnungsträger vergraulten und eine katastrophale Außendarstellung an den Tag legten.
Und aktuell gilt dem wohl noch immer von der Championsleague träumenden Präsidenten Bernd Wahler, dessen einzige Sorge derzeit noch immer die geplante Ausgliederung zu sein scheint und der Robin Dutt einfach machen lässt, anstatt hin und wieder auf den Tisch zu hauen, wenn es angebracht wäre.
Robin Dutt hingegen ist der Meister des Aussitzens. Letztes Jahr ging es gerade nochmal gut, dieses Jahr nicht mehr. Er lässt es seit Monaten einfach laufen und hofft von Spiel zu Spiel auf Besserung, wohingegen seit Wochen jeder Blinde sah, dass diese Mannschaft tot ist und ohne Impuls von außen auch nicht mehr zu retten war. Jürgen Kramny ist die ärmste Sau in der Kette, ihn hätte man einfach nur zu erlösen brauchen.
Bereits am 29.03., als sich die Tabellensituation noch weitaus komfortabler darstellte, sich der Negativtrend aber bereits abzeichnete, warnte ich vor den kommenden Wochen und traute es Robin Dutt damals sogar zu, dass er diesen Trend erkennen und handeln würde: http://www.frankys-stadionpics.de/blog/?p=4005. Leider hatte ich ihn überschätzt.
Dutt hat nicht erkannt, dass Kramny die Mannschaft nicht mehr erreicht und mit der Aufgabe heillos überfordert ist. Oder hat er es erkannt und wollte es sich nicht eingestehen, dass er wie schon bei der Verpflichtung und möglicherweise auch Entlassung von Alexander Zorniger daneben lag.
Kramny war die Billiglösung, es zu versuchen auch legitim, zumal ihm die ersten Wochen ja auch Recht gaben, aber, dieses Experiment auf Kosten des Abstiegs und bis zum bitteren Ende fortzuführen, ist grob fahrlässig und vereinsschädigend.
Noch nach Augsburg, nach Dortmund, selbst nach Bremen, mit der lösbaren Aufgabe gegen Mainz vor der Brust, hätte ein Trainerwechsel Sinn gemacht und mir noch einmal Hoffnung gegeben. Oft sind es ja eine neue Ansprache, die eine oder andere Stellschraube, ein bereits in Vergessenheit geratener Reservist, die Autorität, der Wegfall der Alibis und vieles mehr, das einen Trümmerhaufen von Mannschaft, zumindest vorübergehend, zu neuem Leben erwecken könnte.
Und? Was tat Dutt? NICHTS! Er ließ diese letzte Patrone einfach stecken. Dutt ließ es weiterlaufen, ließ eine hilflose Mannschaft vor sich hin stümpern und lobte Kramny, weil er doch 100 Prozent VfB wäre. Wenn das allein genügt…. Dutt hat mehr oder weniger tatenlos zugesehen, wie der große Tanker (so Bobic) auf Grund lief.
Doch damit nicht genug, die VfB-Welt ist am Boden zerstört, sauer, fassungslos, tieftraurig und fragt sich, ob sich dieser Kollateralschaden jemals reparieren lässt, da setzt Robin Dutt noch einen drauf. „Wir haben uns letztes Jahr für einen Weg entschieden, der auch den Worst Case eines Abstiegs vorgesehen hat. Wenn es nun so kommt, dann werden wir sehr gut vorbereitet sein“. Herr Dutt möchte doch nicht allen Ernstes behaupten, sein „Plan“ sei es gewesen, einen 39 Jahre am Stück Bundesliga spielenden Verein in die 2. Liga zu managen? Das lässt auf Kommunikationsprobleme im Vorstand schließen, denn, Herr Wahler wollte ja eigentlich in die Championsleague.
So aber sind wir aller Wahrscheinlichkeit nach in der kommenden Saison Bestandteil der attraktivsten 2. Liga aller Zeiten. Abgesehen vom spielerischen Niveau und dem sicher ein oder anderen trostlosen Heimspiel, darf man sich auf Leckerbissen in fast jedem Auswärtsspiel freuen. Sandhausen und Heidenheim sind dabei noch so ziemlich das unattraktivste, was diese Liga zu bieten hat, wegen ihrer Nähe jedoch auch schon wieder attraktiv.
Sollte es denn so kommen, gehe ich absolut positiv ran und hoffe darauf, mal wieder etwas öfter jubeln zu dürfen und dass das Neckarstadion wieder zu einer Festung wird.
Seien wir doch ehrlich, die immer weiter auseinandergehende finanzielle Schere in der Bundesliga, in der mehr und mehr mit ungleichen Waffen gekämpft wird, machen die Liga langsam aber sicher gähnend langweilig.
Zehn Heimniederlagen in dieser Saison verlangen auch dem Hartgesottensten alles ab, Spiele gegen die Spitzenteams, zu denen man die Punkte gleich per Post verschicken könnte, haben ihren Reiz verloren und jetzt kommt auch noch Leipzig hinzu, die von Anfang an oben mitspielen möchten und an Neuzugänge denken, die wir uns im Leben nicht leisten könnten.
Daher sehe ich es eher positiv, den Verein konsolidieren zu können, kleinere Brötchen zu backen, das Gehaltsniveau herabzusenken und sich der einen oder anderen personellen Altlast elegant entledigen zu können.
Der Samstag indes begann hervorragend. Früh morgens ging es schon los zur traditionellen Saisonabschlussfahrt auf dem Stuttgarter Partyfloß, wie immer toll organisiert vom OFC Leintal Power 05.
Bei Kaiserwetter hüpften und sangen wir uns mit 190 Gleichgesinnten in Stimmung und waren vorsichtig optimistisch, was das Spiel anging. Mainz war in den letzten Jahren zu ähnlichen Zeitpunkten und als es für sie ebenfalls um nicht mehr viel ging (die Europaleague konnten sie nur noch theoretisch verspielen), ein dankbarer Gegner.
Frühlingsfest, ausverkauftes Haus und eine trotzige Stimmung, hat doch fast jeder, der der Fanszene eng verbunden ist, vor dem Spiel noch einmal mobil gemacht und dazu aufgerufen, bei diesem Spiel alles rauszuhauen und die Mannschaft bedingungslos zu unterstützen.
Alle in weiß war das Motto, ein tolles Bild im weiten Rund und (zunächst) ein Lautstärkepegel, der in der Liga seinesgleichen sucht. Von der Fanseite her war alles angerichtet für einen tollen Fußballnachmittag.
Dumm nur, dass die „Mannschaft“ nicht mitspielte! Sie ist dem sich mehr und mehr zuspitzenden Abstiegs- und Existenzkampf von Spiel zu Spiel nervlich weniger gewachsen. Auch in diesem Punkt rächt es sich, dass es einfach so laufen gelassen wurde. Es ist kein Führungsspieler da, der die Jungs mitreißt, keiner der sie aufrichtet und ein Trainer, dessen ständige Wechsel von Planlosigkeit und wenig Vertrauen in sein Personal zeugen.
Kramny krempelte die Mannschaft im Gegensatz zum 2:6 letzten Montag in Bremen auf gleich sechs Positionen um. Außer einer komplett neuen Viererkette durfte auch Mitch Langerak endlich sein Bundesligadebüt im Trikot mit dem Brustring „feiern“.
Dass es Kramny nicht schaffte, auf Mallorca, die Sinne zu schärfen, einen Teamspirit zu entwickeln und vor allem eine Formation zu finden, die es in den restlichen drei Spielen richten soll und dem Druck auch gewachsen ist, zeugt von der Sinnlosigkeit dieser „Auszeit“.
Dieses Trainingslager war also für die Katz, so dass man meinen kann, dieses habe den Charakter einer Saisonabschlussfahrt gehabt und Spaß und Erholung wären im Vordergrund gestanden.
Schlimmer noch, der Spannungsabfall seit der Rückkehr mutet fatal an. Bremen war eine Frechheit, von der ersten Minute an und Mainz, na ja.
Zwei eigentliche Führungsspieler, Christian Gentner und Kevin Großkreutz, kehrten zwar zurück, waren aufgrund ihrer Verletzungen jedoch noch nicht bei 100 Prozent, so dass auch sie es nicht schafften, mit Leistung voran zu gehen und spielerisch Zeichen zu setzen.
Das Spiel begann zwar wie gemalt für den VfB, in der 6. Minute brachte Gentner unsere Farben in Führung. Es hätte der Brustlöser sein können, nein, müssen, spürte man doch bei der Mannschaft und auch bei den Fans die pure Erleichterung und eine zarte Hoffnung auf DIE Trendwende.
Doch, wenn eine stark verunsicherte Mannschaft dann plötzlich meint, das Ergebnis verwalten zu wollen und den Betrieb nach vorne nahezu einstellt, braucht man sich nicht zu wundern, wenn der Schuss nach hinten losgeht.
Da der VfB ohne Stürmer spielte und ein Didavi an vorderster Front einmal mehr darauf konzentriert war, sich nicht zu verletzen, als dass er noch einmal alles für den VfB gegeben hätte, konnten vorne keine Bälle festgemacht und dadurch auch keine Gefahr erzeugt werden. Einzig in der 36. Minute wurde es noch einmal gefährlich, als ein Mainzer den Ball von Rupp von der Linie kratzte.
Das hätte die Vorentscheidung sein können, aber, das notwendige Quäntchen Glück haben wir offensichtlich in den letzten Jahren aufgebraucht. Bezeichnend, dass im direkten Gegenzug der Ausgleich fiel, als der Rückkehrer Kevin Großkreutz eine Hereingabe zuließ und Malli sich in der Mitte Freiheiten erfreute, die wohl in der Bundesliga einmalig sind. Es war Gegentor Nummer 70, was einmal mehr offenbarte, wo der Schuh drückt und wo die Versäumnisse des Robin Dutt liegen. Man kann über Antonio Rüdiger sagen, was man möchte, aber, der stand in der Schlussphase der letzten Saison seinen Mann und steckt die Schwaabs, Šunjić‘, Niedermeiers, Barbas und Baumgartls locker in die Tasche.
Nach dem Ausgleich, der im Fußball von Grund auf noch keinen Beinbruch darstellt und reparabel gewesen wäre, brachen beim VfB abermals alle Dämme. Die Knie wurden wackelig, der Kopf spielte nicht mehr mit, die Mannschaft agierte kopflos und bettelte um weitere Gegentore.
Nach dem 1:2 und schließlich dem 1:3 und wohl auch nachdem die Ergebnisse auf den anderen Plätzen durchgesickert waren, hatte es etwas von Selbstaufgabe. Robin Dutts Kopfwäsche, die er nach dem Zerfall der Mannschaft in Bremen angekündigt hatte, verpuffte, sofern er sie denn durchgeführt hat. Denn, analog zu Bremen ergab man sich wehrlos in sein Schicksal, kein Aufbäumen, keine Gegenwehr, ohne unseren Besten, Mitch Langerak, können wir das Ding gut und gern auch 1:6 oder 1:7 verlieren.
Wenn nicht noch ein Wunder geschieht und wir in Wolfsburg gewinnen, sowie Frankfurt in Bremen, war diese 39. Bundesligasaison am Stück die vorerst letzte.
Noch unwahrscheinlicher als ein Frankfurter Sieg in Bremen, die Hessen haben mit zuletzt drei Siegen in Folge immerhin einen Lauf, erscheint, dass der VfB etwas Zählbares aus Wolfsburg mitnimmt. Nicht nur die Statistik spricht gegen den VfB, nein, in der derzeitigen Verfassung würde das Team wohl auch gegen den Stadtrivalen von den Golan-Höhen verlieren, so dass ein Erfolgserlebnis bei den Wölfen, die sich mit ihrem Publikum für eine verkorkste Saison versöhnen möchten, nahezu ausgeschlossen erscheint.
Dass beim VfB selbst keiner mehr ernsthaft an ein Wunder glaubt, zeigt sich darin, dass hinter den Kulissen wohl schon eifrig die Köpfe zusammengesteckt werden, mit welcher Führungsmannschaft und welchen Spielern man das Abenteuer 2. Liga denn angehen solle. Dabei liegt der Fokus scheinbar weniger darin, wie der Super-GAU vielleicht doch noch abgewendet werden könnte, nein, jeder meint sich positionieren zu müssen und schreit „hier“, wer die Wohlfühloase auch nach dem Abstieg nicht verlassen möchte.
Christian Gentner und Daniel Ginczek haben ihre Verträge bereits vorzeitig verlängert. Sicherlich ist es ein gutes Zeichen, wenn der Kapitän an Bord bleibt und damit auch signalisiert, dass selbst bei einem Abstieg nicht alles auseinanderbrechen würde. Jetzt hat der fast 31-jährige Gentner also noch drei Jahre Vertrag, was schwer nach Rentenvertrag riecht.
Interessant zu Gentner waren die Aussagen von Hansi Müller bei Sport im Dritten. Müller, der Einblicke in das Innenleben des Vereins hat und nicht mehr in Amt und Würden steht und deshalb auch kein Blatt mehr vor den Mund nehmen muss, kritisierte Gentner, dass er eben nicht DIE Führungspersönlichkeit ist, die man sich in schwierigen Situationen wünschen würde.
Für mich ist Gentner DAS Gesicht des sportlichen Niedergangs und ein Bremser in der Mannschaft. So lang er vermeintlich eine Stammplatzgarantie besitzt und, wie Kramny kürzlich sagte, selbst entscheide, ob er spiele, wird es schwierig bis unmöglich weg von der Wohlfühloase und hin zu einer Leistungsgesellschaft zu gelangen.
Als Identifikationsfigur darf er ja gerne bleiben, hätte ohnehin noch einen Kontrakt bis 2017 gehabt, aber, die Kapitänsbinde MUSS ihm der nächste Trainer aber abnehmen. Ich hoffe schwer, sein Wort im Verein hat nicht dieses Gewicht, dass er Dutt auch noch die Vertragsverlängerungen weiterer Gesichter des Niedergangs schmackhaft macht, dann nämlich dürfte es eher noch weiter nach unten gehen.
Sehr positiv hingegen sehe ich die Vertragsverlängerung von Daniel Ginczek, der sich darüber hinaus dem Vernehmen nach eine Ausstiegsklausel streichen ließ und damit ein klares Bekenntnis für den VfB abgibt. Typen wie ihn wünscht man sich noch einige mehr in der Mannschaft. Geerdet, bodenständig, Familienvater, sympathisch und eben kein Spinner. Hoffentlich legt er die Seuche endlich ab und kann im Spätherbst wieder beschwerdefrei für uns auf Torejagd gehen.
Auch in der obersten Vereinsebene kündigt sich ein Beben an, wie mehrere Blätter in Berufung auf Aufsichtsratskreise berichten. Demnach sollen Wahler und Dutt im Falle des Abstiegs vor der Ablösung stehen. Ich denke, uns stehen spannende Wochen bevor.
Dutt gibt sich indes kämpferisch, so ist zu hören, er verzichte für eine Weiterbeschäftigung auf die Hälfte seines Gehaltes und dass er gerne bleiben würde, da er in der Region zu Hause ist. Dutt hat sicherlich einige Projekte auf den Weg gebracht, deren Früchte wir später ernten werden, wenn sie denn fruchten, aber, er lag eben bei vielen Transfers total daneben und hat zuletzt, als es dringend nötig gewesen wäre, nicht eingegriffen.
Auch die Stimmung unter den Fans hatte am Samstag etwas von Selbstaufgabe. Obwohl es erst der 33. Spieltag war und die theoretische Chance noch gegeben ist, war’s das für viele. Den Platzsturm hätte es meiner Meinung nach zu diesem Zeitpunkt (noch) nicht gebraucht und lässt den Schluss zu, dass es wohl besser ist, auswärts endgültig abzusteigen.
In Wolfsburg werden sich viele kurz nach dem Spiel zu Zug und Bus begeben müssen und nicht noch auf die „Mannschaft“ warten können. Dieser Platzsturm war in meinen Augen dumm, wobei ich die Besonnenheit unserer Ultras-Gruppierungen loben muss, die offensichtlich ihre Leute zurückgehalten haben.
So waren auf dem Feld hauptsächlich sensationslüsterne Selfie-Knipser und wütende „Normalos“, die ein Ventil für ihren Frust suchten. Es kam vereinzelt zu Schubsereien, Schlimmeres ist zum Glück nicht vorgefallen. Es ist ja nicht so, dass ich nicht auch der Meinung wäre, dass es an der Zeit ist, der Mannschaft die Meinung zu geigen, aber, erstens brauchen wir sie noch für dieses letzte entscheidende Spiel und zweitens dürfte dem VfB eine empfindliche Strafe drohen, bin hin zu einem Teilausschluss von Zuschauern, sollte die DFL Ermittlungen aufnehmen.
Dieses Platzstürmchen jetzt jedoch mit den Vorkommnissen der Kölner beim Abstieg gegen die Bayern oder in Mönchengladbach und anderen weitaus dramatischeren Ereignissen in Zusammenhang zu bringen, ist in meinen Augen überzogen und lächerlich. Die Security hatte alles im Griff, die Polizei musste nicht eingreifen, also, halb so wild.
Die Rolle des Sicherheitsdienstes ist hier trotzdem zu hinterfragen. Wohl wurde mit einem Sturm gerechnet, weshalb die Tore zum Innenraum vorab schon geöffnet wurden und Leute, die aufs Spielfeld wollten, nicht daran gehindert wurden.
Selbst Rollstuhlfahrer habe ich vor dem Kabineneingang gesehen. Das alles mutete schon seltsam an, wenn ich mir die Leute, die auf dem Rasen standen so angeschaut habe, glaube ich nicht, dass es zu einer gewaltsamen Stürmung gekommen wäre, hätte man die Tore einfach geschlossen gehalten.
Nun hoffe ich einfach, dass die DFL aus dieser Mücke keinen Elefanten macht und der VfB keine Konsequenzen zu tragen hat. Und natürlich darauf, dass die Spieler nicht zu sehr eingeschüchtert wurden und in Wolfsburg schon von Beginn an mit wackeligen Knie auf dem Platz stehen.
Bei aller Selbstaufgabe, noch sind drei Punkte zu gewinnen, noch sind wir nicht sicher abgestiegen. Für Wolfsburg gilt es seitens der Mannschaft noch einmal alles zu mobilisieren. Vielleicht hilft es ja dabei, dass der eine oder andere jetzt schon weiß, dass man auch in der 2. Liga auf ihn setzen würde, und die Mannschaft daher gieriger auftritt als zuletzt. Wenn nicht, geht die Welt auch nicht unter, alles hat seine zwei Seiten, ich sehe auch dann positiv in die Zukunft.
Lasst uns jedenfalls dieses vermeintlich letzte Bundesliga-Spiel für einige Zeit genießen. Alle in Rot nach Wolfsburg. Freue mich auf den Partyzug und einen abartig langen Tag. Bin auf alles vorbereitet, in diesem Sinne, prost und ahoi!
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15. Mai 2015
Schön, dass nach Mainz gerade einmal zwei Arbeitstage anstanden und wir die letzten drei Tage mit (VfB-) Freunden im Badischen verbringen konnten. Eine komplette Woche im Geschäft unter Hochspannung wäre sicher schwer zu ertragen gewesen.
Morgen steht er also an, DER Showdown, DAS Abstiegsendspiel oder, wie es der VfB-Tross nennt, das Halbfinale. Die Spannung ist unerträglich, von “so gut wie gerettet” bis “sicher abgestiegen” ist alles möglich. Um diese innere Unruhe und Anspannung bis zum Anpfiff nicht alleine in sich hineinfressen zu müssen, hat der OFC Leintal-Power ’05 die tradionelle Saisonabschlussfahrt auf dem Partyfloß angesetzt. Jedes Jahr, auch für mich ein, wenn nicht DAS Saisonhighlight, vor allem in Zeiten, in denen Glanzvorstellungen auf dem Rasen zur Rarität geworden sind.
So trifft man sich bereits morgen früh um 8.45 Uhr, um zum Anleger nach LB-Poppenweiler kutschiert zu werden und um dort das Floß zu besteigen. Da man sich nie sicher kann, nicht doch in einen kleinen Stau zu geraten, deckt man sich vorsorglich am Bahnhof Ludwigsburg mit Kaltgetränken ein, so dass der Tag schon einmal einen feuchtfröhlichen Anfang nimmt. Auf dem Floß dann werden, die Erfahrung der letzten Jahre lehrt es, die guten Vorsätze wie “erstmal ein Radler”, “nicht durcheinander trinken” oder “iss was” schnell über Bord in den Neckar geworfen, weil einem doch immer wieder mal unerwartet etwas hingestellt wird und man ja nicht abweisend wirken möchte.
Der Tag nimmt damit also schon einen mehr als launigen Anfang mit sauguten Leuten an Bord. Natürlich dreht sich bei dieser Fahrt fast alles um den VfB, man analysiert, fachsimpelt, sinniert und hin und wieder kommt dann auch die missliche Tabellenlage ins Spiel. Man singt und lacht und genießt das Beisammensein mit Gleichgesinnten. Aber, die Zeit wie auch die Schleusen Aldingen, Mühlhausen, Cannstatt rasen an einem vorbei, so dass ich mir keine kurzweiligere Art des dem Spiel entgegenfieberns vorstellen könnte.
Alle Jahre wieder melde ich mich für die Floßfahrt an, weil es einfach geil ist und weil ich es noch geiler finde, wenn ein Fanclub ein solches außergewöhnliches Event von Fans und für Fans veranstaltet und damit einen Beitrag zum Zusammenhalt und zum besseren Kennenlernen innerhalb der Fanszene leistet. Ich weiß das sehr zu schätzen und halte mir daher den Vormittag des letzten Saisonspiels stets und gerne frei.
Wenn wir nicht gerade in Seenot geraten, die Schleusenwärter streiken oder sonstige unvorhergesehenen Ereignisse eintreten, legen wir etwa drei Stunden vor Spielbeginn in Stadionnähe an und haben einen Großteil der (Warte-) Zeit bereits hinter uns gebracht, so dass es bald ans Eingemachte geht.
Wie schon vor den Siegen gegen Bremen und gegen Mainz heizen DIE FRAKTION vor dem Spiel ein und stimmen die Fangemeinde auf den Heimsieg ein.
Dann gehts also gegen den unter Bruno Labbadia wiedererstarkten HSV ins Alles-Oder-Nichts-Spiel. Eigentlich, ich gebe es ehrlich zu, gab es schon Gegner, vor denen ich mehr gezittert habe. Der HSV wäre eigentlich fällig. Schon die Witz-Rettung in der letzten Saison und dann dieser Komödienstadel in dieser, dazu noch dieser Anti-Fußball, der von den Rauten dargeboten wird. Wenns nach all dem ginge, könnte es nur heißen, ab in Liga 2.
Aber: in Sachen Komödienstadel stehen wir dem HSV inzwischen überhaupt nicht mehr nach. Auch, in Sachen verdientem Abstieg, man muss ehrlich bekennen, wer den Schuss letzte Saison nicht gehört hat, wer mit Armin Veh als vermeintlichem Heilsbringen so naiv in die Saison ging, auch der würde eigentlich nach unten gehören.
Trotzdem hoffe ich natürlich, dass wir mit zwei Siegen den Kopf noch aus der Schlinge werden ziehen können. Die Offensive macht derzeit Mut und noch mehr Spaß. Mit dieser Spielfreude, diesen Ideen, den Räumen, die ein Kostic und auch Didavi schaffen, kann dem HSV beizukommen sein. Ein Kostic in der Form vom Mainz-Spiel, spielt dem Westermann Knoten in die Beine, dass dieser noch in der Nacht danach Karussell fährt. Dida wieder auf dem Platz zu sehen tut gut und in der Mitte steht endlich wieder ein Stürmer, der weiß wo das Tor steht. Und auch Harnik, der Mann zwischen Genie und Wahnsinn, ist immer für die eine besondere Aktion gut. Serey Die gegen Mainz wieder bärenstark, bei ihm muss man eben hoffen, dass er von Schiri Gräfe (mein Gott!!!) nicht zu früh gelb sieht.
Die halbe Mannschaft also macht durchaus Mut und sollte in der Lage sein, die Schwächen der Hintermannschaft zu kaschieren oder zu übertünchen und einfach ein Tor mehr schießen als der Gegner. Gegen Mainz sah es doch einigermaßen vielversprechend aus, auch wenn sie nicht allzu sehr gefordert waren, was aber auch am Spiel gegen den Ball der kompletten Mannschaft lag.
Mit einem ähnlichen Willen wie gegen Mainz wird der HSV geschlagen, ohne Wenn und Aber. Ob das gestrige “Affentheater” noch zusätzlich motivierende oder eher hemmende Wirkung hat, wird man sehen. Ich unterstütze Stevens, diesem Haufen auch mal in den Allerwertesten zu dappen, wenn sie nach einem Sieg schon wieder auf Wolke sieben schweben und den Ernst der Lage verkennen. Es kann ja auch kein Zufall sein, dass wir bald zwei Jahre lang keine zwei Siege in Folge einfuhren. Die Wortwahl mutet merkwürdig an, kann aber natürlich Sprachproblemen geschuldet sein.
Der zweite Sieg in Folge muss jetzt zweifellos her, jede Serie geht einmal zu Ende. Die Vorzeichen sind doch klasse. Rückenwind vom Sieg gegen Mainz, volles Haus und eine mit Sicherheit unschlagbare Atmosphäre und die Chance eine verkorkste Saison aus eigener Kraft noch retten zu können.
Ein Abstieg wäre verheerend. Natürlich beschwören ihn einige fast herbei, “weil sich ja sonst doch nix ändert”, weil die Vereinsführung offensichtlich aus gröbsten Fehlern nichts lernt und man in gewisser Weise zu seinem Glück gezwungen werden will. Aber, was soll heilend sein bei einem Abstieg? Mit 1975 sind die Ligen nicht mehr zu vergleichen. Abgesehen davon, dass es noch zwei zweite Ligen gab und es der VfB dennoch erst im zweiten Jahr schaffte, wieder hoch zu kommen, würde es ungleich schwerer. Spieler wie Dieter Hoeneß, K. H. Förster, Hansi Müller und viele andere mehr konnten sich fast unbeobachtet zu Nationalspielern entwickeln, die Medienpräsenz war eine andere, Internet und Privatfernsehen gab es noch nicht. Heutzutage kennt europaweit jeder unsere Talente bis mindestens zur B-Jugend hinab, so dass die Geier ein und aus gehen würden, um die Jungs von anderen Vereinen überzeugen und abwerben zu wollen. Wie oben aufgeführt, haben wir schon ein paar vielversprechende Spieler, die ich so langsam in mein Herz schließe, die wären dann alle weg. Uns würde gerade bleiben, was die Anderen nicht wollen,nicht die besten Voraussetzungen, um gleich wieder hoch zu kommen.
Dutt ist so oder so gefordert im Sommer, der Umbruch muss her, Spielern, die uns bereits jahrelang nicht weiter bringen, muss der Abgang nahegelegt werden, ohne Rücksicht auf irgendwelche vermeintlichen Verdienste oder Identifikation mit dem Verein. Diese haben wir alle, jedoch ohne uns Woche für Woche auf den Platz zu stellen.
Soll heißen, der Abstieg muss unbedingt vermieden werden, um nicht um Jahre bis Jahrzehnte zurückgeworfen zu werden.
Daher, morgen alles geben, alles aus sich herausholen, forza VfB. Bin heiß wie Frittenfett.
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19. Mai 2013
Schon traditionell findet vor dem letzten Saison-Heimspiel die vom OFC Leintal-Power organisierte Fahrt auf dem Partyfloß statt, zu der alle OFC’s eingeladen sind. Wie in jedem Jahr war die Nachfrage riesig und das Boot somit schnell ausgebucht. Ich war bereits zum dritten Mal dabei und freute mich auch in diesem Jahr wieder, an Bord auf viele bekannte Gesichter zu treffen. Treffpunkt war wie immer der Bahnhof in Ludwigsburg von wo aus uns ein Shuttleservice zum Anleger nach LB-Poppenweiler brachte. Der Wettergott meinte es richtig gut mit uns, weitestgehend strahlender Sonnenschein, angenehme Temperaturen, kühles Bier und toller Service an Bord, was will man mehr. Für mich bedeutet diese Floßfahrt auch immer so etwas wie eine Reise in die Vergangenheit, lassen wir doch ehemalige Wohnorte, oder Orte, an denen ich anderweitig viel Zeit verbrachte links und rechts liegen, wie bspw. Aldingen, Hofen, den Max-Eyth-See, Münster und natürlich Bad Cannstatt. Gegen 13 Uhr erreichten wir wohl behalten unseren Zielhafen Mercedes Benz Museum, von wo aus es sofort in Richtung Otto’s Vesperstüble ging, um sich vor dem Spiel noch stärken zu können.
Ursprünglich war für den letzten Spieltag eine Saisonabschlussfete mit dem Live-Auftritt des Hofbräuregiments avisiert. Aufgrund wohl hoher Auflagen der Behörden in Bezug des Verkehrsabflusses nach dem Spiel wurde die Veranstaltung Mitte der Woche leider abgesagt. So war eben Business as usual angesagt, schade!
Daher lag am frühen Nachmittag der Höhepunkt des Tages schon hinter mir, abgesehen davon, dass ich nach dem Spiel noch mit einigen Bekannten zu einer „kleinen“ Saisonabschluss-Kneipentour verabredet war.
Und, genau, da war ja auch noch ein Bundesligaspiel, das man der Vollständigkeit halber, auch noch besuchen sollte. Positiv daran schon einmal, nach dem langen Vorprogramm an diesem Tage war es erhol- und auch ratsam eine etwa 2 ½-stündige bierfreie Phase einzulegen. Im Stadion fällt mir das nicht allzu schwer, boykottiere ich doch bis heute mehr oder weniger das bargeldlose Bezahlsystem im Stadion. Wenn ich zufällig einmal Guthaben auf meiner Fankarte habe, vermeide ich es für gewöhnlich mich an Stoßzeiten an den Ständen anzustellen, also bin ich, wenn ich denn mal was hole, kurz vor der Halbzeit am Stand und habe schon des Öfteren ein Bier erhalten, das sie wohl zu Spielbeginn eingeschenkt hatten und das auch entsprechend schmeckte. Daher übe ich bei Heimspielen lieber Verzicht und freue mich dann eben auf die dritte Halbzeit.
Eigentlich bedenklich, wenn dies meine größten „Sorgen“ vor einem Bundesligaheimspiel sind. Selten war ich emotionsloser dabei, selten war ich glücklicher, dass eine elendige Saison sein Ende gefunden hat. Auch freute ich mich selten mehr beim Gedanken, viele Spieler des diesjährigen Teams in der nächsten Saison nicht mehr sehen zu müssen.
Wenn man sich die Anzahl der schon feststehenden Neuzugänge und dazu die der gehandelten Neuzugänge anschaut und von letzterem auch nur die Hälfte wahr wird, dürfte uns erneut ein großer Umbruch bevorstehen. Und, das ist auch gut so. In mittlerweile rund 37 Jahren, in denen ich den VfB aktiv begleite und verfolge habe ich eine VfB-Elf noch nie schlechteren Fußball spielen sehen. In einer Saison, in der man sich von Erzfeinden demütigen lässt, von Absteigern und Abstiegskandidaten abschießen lässt, historisch am wenigsten Heimpunkte holt, die drittharmloseste Bundesligamannschaft stellt und über weite Strecken Fußball zum Abgewöhnen bietet, darf der Einzug ins Pokalfinale und die damit verbundene neuerliche Qualifikation fürs internationale Geschäft nicht alles übertünchen, was schief gelaufen ist. Es müssen Änderungen her und zwar in allen Ebenen des Vereins.
Dieter Hundt, der alternde Aufsichtsratschef, muss bei der nächsten Mitgliederversammlung im Juli zum Rückzug bewogen werden. Entsprechende Anträge sollen bereits eingegangen sein. Ein wichtiger Aspekt, dieses Vorhaben zu einem positiven Abschluss zu bringen, dürfte sein, dass auch in der Wappenfrage Entscheidungen erwartet werden und somit sicherlich auch viele Mitglieder aus der Kurve zugegen sein werden. Der Termin wurde erneut auf einen Montag-Abend gelegt, was es weiter weg wohnenden und nicht mobilen Mitgliedern natürlich erschwert, an dieser wichtigen MV anwesend sein zu können. Ein solches „den Leuten Steine in den Weg legen“, genauso wie die ins Leben gerufene Präsidentenkandidatenfindungskommission, sind wohl so etwas wie das letzte Pfeifen im Walde von Hundt. Ein Aufsichtsrat, am besten der gesamte, der wissentlich aufgrund vetternwirtschaftlicher Verflechtungen ein Porsche-Sponsoring verhindert und stattdessen mit Gazi eine schlechter vergütete Sponsoring-Partnerschaft eingeht, um die Mercedes-Leute rund um den Verein nicht zu vergraulen, gehört auf die Straße gesetzt und auf Regresszahlungen verklagt.
Über Mäuser ist jedes Wort zu viel, dieses Thema hat sich zum Glück erledigt! Schade nur, dass eine solche Pflaume wohl noch eine Abfindung in Höhe von gut 700.000 Euro für Nichts erhalten wird. Er täte gut daran, läge ihm der VfB am Herzen, zumindest auf einen Teil davon zu verzichten, wobei mir auch klar ist, dass dies eine unrealistische Hoffnung darstellt.
Unseren Manager Fredi Bobic sehe ich nach wie vor positiv. Er ist ein VfBler durch und durch und leistet gute Arbeit. Nur, stehe ich immer noch zu dem, was ich vor einigen Wochen schon einmal geschrieben habe: er muss sich nach meinem Geschmack mehr von seinem Trainer abgrenzen und ihm nicht nur nach dem Mund reden. Mich ärgert es wahnsinnig, wenn jeder Blinde sieht, was für ein Murks zusammen gekickt wird und dieser dann von Labbadia und Bobic unisono schön geredet wird, so dass man sich zwischendurch schon einmal Gedanken über deren Zurechnungsfähigkeit machen darf. Hier fehlt uns eindeutig eine Abteilung Attacke, wie es Sammer derzeit bei den Bayern gibt. Ein Mahner, der auch einmal unbequeme Wahrheiten ausspricht, anstatt auf Weichspülermentalität zu setzen und so zu hoffen, dass sich weiterhin alle lieb haben. Vom Naturell her wäre Bobic dazu prädestiniert, er hat aber wohl Angst davor, durch ein Vorpreschen nach außen Unruhe zu schüren und intern Reibungen zu erzeugen. Jedoch sind gerade diese wichtig, dass man sieht, dass der Verein lebt. Derzeit plätschert es sowohl im Verein als auch auf dem Rasen nur noch dahin, was zur Folge hat, dass wir mehr und mehr zur grauen Maus verkommen, keine interessante Marke mehr darstellen, der Fußball unattraktiv und wenig spektakulär ist. Wenn uns dann noch weisgemacht wird, dass nicht mehr drin wäre mit unseren Möglichkeiten, dass unsere Erwartungen zu hoch seien, dass wir Schwaben mit unserer Bruddlermentalität mit nichts zufrieden wären, und, und, und, dann haben die Herren den Schuss nicht gehört. Ein Stadiongänger hat durchaus ein feines Gespür für das, was er erwarten kann. Dass der VfB in naher Zukunft wohl nicht um die Champions League mitspielen kann, damit haben wir uns abgefunden. Dass es auch nicht immer zum Erreichen der Europa League reicht, auch damit haben wir kein Problem. Ein zehnter Platz am Ende, akzeptabel, wenn der Einsatz und die Leidenschaft stimmen, womöglich noch Pech hinzukam und/ oder die anderen einfach besser waren. Alleine aus diesen Gründen laufen dem VfB nicht die Zuschauer davon und werden auch nicht alleine deshalb so emotionslos, wie sie über weite Strecken der Saison waren. Was die Leute fernbleiben lässt, was die, die kamen, auf ihren Plätzen erstarren lässt, ist das leblose Gekicke auf dem Rasen, der langweilige Fußball, den wir vorgesetzt bekommen, eine Mannschaft, die kein Team zu sein scheint, ein System, das nicht als solches zu erkennen ist, fußballerische Schwächen von Berufsfußballern, die unerklärlich sind, individuelle Patzer, die den Gegner in schöner Regelmäßigkeit zu Toren einlädt. Das kapiert der Zuschauer auf der Tribüne nicht, wenn permanent Fehler passieren, die selbst in der Kreisliga nicht zu entschuldigen wären. Wenn dann die Statements nicht etwa in Richtung von „wir können Euren Unmut verstehen, dafür laufen sie eine Runde um den Bärensee“ sondern stattdessen von ordentlichen Auftritten geredet wird, für die man sich nicht belohnt hätte, fängt der „normale“ Zuschauer an, an sich selbst zu zweifeln, meint, dieses Spiel ist zu hoch für ihn, und bleibt eben das nächste Mal zu Hause und bildet sich fort.
Die Zuschauerzahlen in der Rückrunde sollten Mahnung genug sein. Passend dazu wurden in dieser Woche die Dauerkartenpreise für die nächste Saison veröffentlicht. In vfb-direkt schreiben sie von einer moderaten Preiserhöhung von 2%, in etwa also der Inflationsrate. Ich sage, unverschämt, unmittelbar nach einer solchen Katastrophensaison noch mehr Geld als ohnehin schon zu verlangen. Der Verein sollte seine Preispolitik der letzten Jahre mal überdenken und vor sich vor allem die Jahre ansehen, in denen sie die Preise weit über der Inflationsrate erhöht haben bzw. in den Umbaujahren, als wir in einem halben und offenen Stadion den vollen Preis zu entrichten hatten.
Ich sehe überhaupt keine Gründe für eine Preiserhöhung, oder darf ich für mehr Geld besseren Fußball und besseren Komfort erwarten? Nein, als zahlender Zuschauer und Teil des Spiels muss ich alles ohne Murren und ohne Geld-Zurückgarantie so hinnehmen.
Dem Fan in der Kurve kann man das Geld ja aus der Tasche ziehen, der wird immer wieder kommen, die Lücken zuletzt auf den teuren Plätzen aber, sollten zum Nachdenken anregen.
Solang ein Herr Hundt, siehe oben, ein besseres dotiertes Sponsoring ausschlägt, solang genau der gleiche Hund(t), einen Präsidenten, den keiner will, durchdrückt und ihm jetzt den Lebensabend mit einer saftigen Abfindung versüßt, ist es schon grotesk, dass aus solchen Gründen der kleine Mann tiefer in die Tasche greifen soll. Aber, ich bin ja kein Phantast: würde der Verein ein ausgeprägtes Taktgefühl und ein Gespür für die Stimmung rund um den Verein an den Tag legen, wäre es wohl nicht mein VfB.
Bobic, wie gesagt, für mich nach wie vor der richtige Mann am richtigen Ort. Seine Transferbilanz kann sich im Großen und Ganzen sehen lassen. Letzten Winter wurde mit Alexandru Maxim ein dicker Fisch an Land gezogen, mir bereitet es große Freude, dass da jetzt wenigstens einer ist, dessen Freund der Ball ist. Die schon feststehenden Zugänge lesen sich prominenter als in den letzten Transferperioden, käme jetzt noch der eine oder andere der gehandelten Namen wie Leitner, Lasogga, Volland, etc. könneen wir uns sicherlich auf die neue Saison freuen.
Bzgl. der Trainerposition habe ich mich ja in letzter Zeit auf Labbadia eingeschossen. Ihm traue ich es nicht mehr zu, den Karren wieder flott zu bekommen. Er ist mir taktisch zu unflexibel, kann es offensichtlich nicht mit jungen Spielern, erscheint ratlos, wenn ein Spiel in eine andere Richtung läuft als auf dem Reißbrett aufgemalt. Dies spiegelt sich auch in seinen späten und oft nicht nachvollziehbaren Auswechslungen wider. Ein Matchplan sieht sicher anders aus.
Dazu dieses ständige Herumgejammere über das anspruchsvolle Umfeld, die schlechte Stimmung, die begrenzten finanziellen Möglichkeiten, das mangelnde Vertrauen in ihn, die Überbelastung der Spieler. Durch dieses ständige madig machen von allem rund um den VfB, ist er auch nicht der Typ, der eine Aufbruchsstimmung erzeugen und Leute überzeugen kann, ins Stadion zu kommen. Eher das Gegenteil ist der Fall, wenn Ihr kommt, erwartet bloß nicht zu viel. Dies ist auch eine Art von Geschäftsschädigung, ist es doch vergleichbar mit dem Filialleiter, der seine potentiellen Kunden davor warnt, seinen Laden zu betreten.
Den Umgang mit jungen Spielern hat unlängst Silvio Meißner, Berater von Christoph Hemlein, so beschrieben, dass Hemlein vor 1 ½ Jahren, nachdem er einige Male bei den Profis zum Zuge kam, ohne Begründung und persönliche Erklärung wieder zurück zur zweiten Mannschaft degradiert wurde und überhaupt nicht wusste, weshalb. Ich konnte das genauso wenig nachvollziehen und kann mich erinnern, dass er im Pokal gegen den FSV Frankfurt und in Nürnberg ordentliche Auftritte hinlegte. Bei den Amateuren hat er mir meist gut gefallen, vor allem sein Einsatz und die Gier an den Ball zu kommen, haben mir imponiert. Solche Spielertypen mag eigentlich der Zuschauer, Spieler, die sich in jeden Zweikampf reinhauen, die keinen Ball verloren geben und auch einmal über das Ziel hinausschießen. Labbadia sah ihn wohl nicht so, jetzt verlässt uns Hemlein in Richtung Nijmwegen.
Ähnlich muss es Antonio Rüdiger gegangen sein, als er ein ordentliches Spiel gegen Ribery zu Beginn der Rückrunde ablieferte und im nächsten Spiel in Düsseldorf wieder draußen saß. Gerade für unsere junge Spieler, die Kapital für die Zukunft darstellen, benötigen wir einen Trainer, der sowohl psychologisch als auch als Fußballlehrer das Gespür für den Umgang mit ihnen hat, der sie fordern aber zugleich auch fördern kann. Labbadia wird immer einen erfahrenen einem jungen Spieler vorziehen. Ich bin gespannt, was mit Didavi passiert, wenn er denn mal wieder richtig angreifen kann. Ihm hat er ja auch das Blaue vom Himmel versprochen, um dann mit Hajnal den Vertrag zu verlängern.
Daher würde ich mir ein rasches Umdenken in der Trainerfrage wünschen. Die Zeit ist jetzt gekommen, zwischen Bundesligaabschluss und Trainingsbeginn könnte man durchaus an einen Kandidaten herantreten, der woanders unter Vertrag steht. Nach einem neuerlichen Fehlstart, dem Labbadia mit seinen in dieser Woche geäußerten Bemerkungen, die Spieler würden durch die jetzt noch anstehenden Länderspiele ausgepresst wie Zitronen, schon die Ausreden geliefert hat, wäre dieser Zug abgefahren und man müsste abermals auf einen arbeitslosen Fußballlehrer zurück greifen, weil er gerade frei ist und nicht, weil man von seiner Philosophie überzeugt wäre. So dreht man sich auf Dauer im Kreis.
Dafür, dass bei mir nach dem letzten Bundesligaspieltag die Luft raus ist, spricht auch, dass ich dem Pokalfinale mit allem anderem als mit Vorfreude entgegenblicke. Ich freue mich auf die Tour, eine tolle Party mit VfBlern in der Stadt, befürchte für das Spiel jedoch das Schlimmste. Wenn alles normal läuft und beide Teams ihr Leistungsvermögen abrufen, müsste es eine Klatsche setzen, wie sie Berlin in einem Finale noch nicht gesehen hat.
Meiner Meinung nach hängt vieles vom Verlauf des Champion League Finals nächsten Samstag in London ab. Sollte Bayern sein drittes Finale innerhalb von drei Jahren verlieren, der BVB also triumphieren, könnte ich mir vorstellen, dass die Bayern in ein tiefes Loch fallen werden, aus dem es schwer sein dürfte innerhalb von einer Woche positiv gestimmt heraus zu kommen. Spieler wie Lahm und Schweinsteiger würden zu grübeln beginnen, ob ihnen bis Ende ihrer Karriere jemals noch ein internationaler Titel vergönnt sein würde. Daran hätten sie zu knabbern, davon bin ich überzeugt. Daher drücke ich am Samstag den Dortmundern die Daumen, auch wenn sie mich gestern bitterlich enttäuscht haben, durch das Reanimieren des Dorfclubs von der Autobahnraststätte Kraichgau. Gestern früh noch war ich total davon überzeugt, dass wir abends eine Abstiegsparty würden feiern können. So traf es leider die Düsseldorfer, die eben eine grottenschlechte Rückrunde gespielt hatten und selbst gegen eigentlich rechte Gegner zur richtigen Zeit wie Bremen und Nürnberg nicht gewinnen konnten. Der Sieg gegen uns war einer von zweien in der gesamten Rückrunde.
Für eine Einschätzung zum Pokalfinale melde ich mich dann kurz davor noch einmal. Ich mag momentan noch nicht daran denken, es ist einfach noch zu weit weg, angesichts des bevorstehenden Finals in London.
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