Der Titel dieses Werks mag befremdlich klingen, es ist aber der Song, der uns in Rijeka ständig in den Ohren klang und der auch irgendwie bezeichnend ist, für das was wir mittlerweile alle paar Tage dargeboten bekommen.
So waren es auch weniger die jüngsten Auftritte der Mannschaft, die mich bewogen hatten, mit acht RWSlern die 750 Kilometer lange Strecke an die Adria-Küste anzutreten, als vielmehr das Drumherum, das tolle Stadion, die vielen Bekannten, die man jedes Mal trifft und ein Tag am Meer, vom dem wir sicherlich noch eine Weile zehren werden.
Treffpunkt unserer Truppe war Mittwoch 21 Uhr auf dem P&M-Platz Esslingen, wo wir unser feuerrotes Stadtmobil beluden, etwa 20 Minuten später fort kamen und in die Nacht hinein fuhren. Ich hatte es mir so schön ausgemalt, dass ich irgendwann todmüde in den Schlaf fallen würde, um am Spieltag dann einigermaßen fit zu sein. Denkste, dazu war die Stimmung einfach zu gut, zu gutes (wohl gekühltes) Bier an Bord, eine gute Anlage mit lauter Musi im Busle und zu guter Letzt will man natürlich auch für Unterhaltung der Fahrer sorgen, dass diese fit bleiben und wir gut ankommen. So sind mir auf der ganzen Fahrt gerade einmal für eine halbe Stunde die Augen zugefallen. Wir kamen super durch und konnten nachts natürlich auch auf die Tube drücken. So weit, so gut. An der kroatischen Grenze dann aber wurde jeder, der einigermaßen nach Fußballfan aussah, herausgezogen, was die Freude auf Kroatien schon einmal etwas trübte. Wir mussten, wie einige andere auch rechts heranfahren und es geschah erst einmal nichts. Nur, wenn man mal aussteigen wollte oder sich beim Grenzpolizisten beklagte, dass man eine Notdurft verrichten müsse, wurden sie sofort pampig und taten kund, wenn wir Probleme bekommen wollten, könnten wir sie kriegen. Arroganter Arsch dachte ich mir. Ein Mädchen einer ebenfalls an der Grenze gestrandeten Gruppe stieg kurz aus, um Freunde zu begrüßen und wurde mit einem harschen „schleich di“ vom Grenzer zurück ins Vehikel beordert.
Als es immer mehr Autos wurden, die den Platz belagerten, wurden wir schließlich, nach etwa 45 Minuten anhand der Ausweise, die vorher eingesammelt wurden, einzeln aufgerufen und mussten unsere Taschen öffnen. Dass dies eine reine Schikane-Aktion war, wurde schnell klar, weil der Grenzer gar nicht gründlich durchsuchte, sondern nur und im wahrsten Sinne des Wortes oberflächlich schaute, ohne selbst Hand anzulegen. Schließlich kam dann eines unserer Mädels dran, wo direkt beim Aufmachen der Tasche ein lila BH heraus blitzte, der dem scheinbar so strengen Ordnungshüter dann endgültig die Sinne vernebelte. Danach ging nämlich alles ganz schnell, wir durften aufs Klo und dann auch endlich weiterfahren. Wie ich später erfuhr hatten wir noch Glück im Unglück, andere wurden bis zu drei Stunden schikaniert und weitaus gründlicher gefilzt.
Dennoch kostete uns diese unnötige Schikane-Aktion den Sonnenaufgang am Meer! Gegen 7.30 Uhr kamen wir dann in Rijeka an, haben dann schnell kroatische Kuna organisiert und sind frühstücken und Kaffee trinken gegangen. Da wir in unserem Hostel erst ab 13 Uhr einchecken konnten und sich abzeichnete, dass es ein sonniger und heißer Tag werden würde, schnappten wir unsere Badesachen und gingen auf die Suche nach einem Strand. Der Parkwächter unseres Parkplatzes schickte uns in südliche Richtung, was wir, ganz ahnungslose Touristen, dann auch befolgten. Außer einem riesen Frachtschiff und Kränen sahen wir auch nach längerem Marsch überhaupt nichts, was auch nur annähernd an einen Strand erinnern würde. Dann fragten wir auf dem Weg noch eine ältere Dame, die uns zwar einerseits bestätigte, auf dem richtigen Weg zu sein, allerdings auch zu bedenken gab, dort ginge es nur zum Hundestrand. Egal, was die Vierbeiner erfreut kann Zweibeinern nicht schaden. . Dass Rijeka nicht mit einer Vielzahl von schönen Stränden gesegnet ist, hatte ich im Vorfeld schon gelesen, dafür hätten wir unsere Zelte in Opatija aufschlagen müssen. Am Hundestrand gingen dann ein paar von uns ins Wasser, ich selbst ließ es sein, da es mir ohne Badesandalen doch zu steinig war. Sah aber verlockend aus, muss ich zugeben. Hitze und strahlender Sonnenschein, da hätte mir eine Abkühlung auch gut getan. Nebenan vergnügten sich ein paar Hunde, die sich allerdings nicht darüber beklagten, den Strand mit uns teilen zu müssen.
Einer der Hundehalter organisierte uns dann schließlich ein Taxi, das uns in zwei Fuhren zurück zum Parkplatz brachte. Einige von uns bekamen schon wieder Hunger, so dass wir uns auf die Suche nach einem Speiselokal begaben. An allzu vielen Restaurants kamen wir nicht vorbei, so dass wir schließlich in Kroatien in einem mexikanischen Lokal landeten. Ich selbst hatte zum einen noch keinen großen Hunger, zum anderen freute ich mich eher auf einen kroatischen Grillteller, als dass ich bei brütender Hitze das scharfe Essen beim Mexikaner zu mir nehmen wollte. So aßen alle anderen dort, nur ich nicht, was ich dann aber auch nicht bereute, kamen der eine oder andere doch ganz ordentlich ins Schwitzen. Wenn man so in die Gesichter schaute, schien ein Teil der Mahlzeiten nahe der Schmerzgrenze gewesen zu sein. Dennoch waren die Stuttgarter Jungs eisern und aßen ihren Teller auf. Zur Belohnung gab es einen Schnaps auf Kosten des Hauses, der nicht minder scharf gewesen war.
Danach bezogen wir unser Hostel, in dem zwei Zimmer für uns reserviert waren. Für die Mädels ein Dreibett-, für uns Männer ein Sechsbettzimmer. Ich muss ja zugeben, dass so etwas überhaupt nicht mehr mein Ding ist. In diesem Fall aber, ich konnte erst kurzfristig dieser Truppe zusagen, da ich zuvor noch bei anderen im Wort stand, war alles schon so gebucht und ich dachte, eine Nacht geht das schon. Im Zimmer legten wir uns dann für etwa 1 ½ Stunden ab und konnten noch einmal duschen, bevor es auf die Piste und in Richtung Stadion gehen sollte.
Irgendwann nach 16 Uhr zogen wir dann los und fragten uns zum Restaurant Gardens durch, das in den Faninfos empfohlen wurde. Schließlich musste ich ja auch noch etwas essen, da zuvor schon kommuniziert worden war, dass es im und am Stadion nichts zu futtern gäbe. Das Gardens war die richtige Wahl, ich aß Cevapcici mit Pommes und Reis, eine ordentliche Portion, die als Grundlage genügen sollte und richtig schmackhaft. Der am heftigsten Chili Con Carne Geschädigte bekam dann noch zwei Saucieren voller Senf hingestellt, um sein Sodbrennen zu bekämpfen. Dort verweilten wir einige Zeit und tranken noch das eine oder andere kroatische Bier, bevor wir uns Gedanken machten, wie wir ins Stadion kommen würden. Taxis bekamen wir keine, schon gar nicht für neun Leute, also fragten wir uns zum Bus durch, der in Richtung des Stadions fuhr. In den Faninfos waren leider keine Informationen darüber zu finden, wie man zum Stadion gelangen könnte. Es wurde einfach davon ausgegangen, dass man sich schon irgendwie am Fansammelplatz einfinden und von dort zum Stadion eskortiert werden würde. Aufgrund der Umstände und des Schlafdefizites der durchgemachten Nacht, war uns das aber alles zu früh, so dass wir den Weg individuell in Angriff nahmen.
Vom ersten Bus der Linie 1, der zum Stadion fahren würde, sahen wir gerade noch die Rücklichter, so dass wir knappe 20 Minuten auf den nächsten warten mussten. Als dieser heranfuhr war schon eine Horde Rijeka-Fans drin, doch es gelang uns, uns noch gerade so hinein zu quetschen. Hier war so eine Art Commando Kindergarten unterwegs, wobei uns dabei schon ein Eindruck vermittelt wurde, wie heißblütig die Rijeka-Fans sein würden. Auf der ganzen Fahrt wurde gehüpft und gesungen, was das Zeug hielt. Dort hallte uns auch erstmals dieses ominöse „Stuttgart, Stuttgart, auf Wiedersehen“ entgegen. Wir fanden es lustig und mussten unsere losen Utensilien wie Schals und Mützen eisern verteidigen, was nicht allen von uns gelang. Getauscht hätte ich ja noch, aber einfach so bei erstbester Gelegenheit meine Sachen zu verschenken, da bin ich zu sehr Schwabe. . Die Busfahrt war schier endlos und eigentlich wären Ohropax angesagt gewesen, so laut war es schon während der Fahrt. Es wurde ja nicht nur gesungen sondern noch mit allem gegen den Bus getrommelt, was irgendwie Lärm machte, u. a. hatte einer eine abgesägte Regenrinne oder ein ähnliches Utensil dabei. Die Temperatur im Bus dürfte bei etwa 60 Grad Celsius gelegen haben, so dass ich mein frisch angezogenes Trikot hätte auswinden können, so patschnass wie es war. Die Busfahrt war aber dennoch ein super Erlebnis, die Stimmung freudig und frotzelnd, jedoch überhaupt nicht feindselig. Wir hoffen alle, dass hiervon auch noch ein Video in den Weiten des Handyspeichers auftaucht… .
Nachdem wir das Ziel erreicht hatten, wollten einige noch Erinnerungsbilder mit uns machen, dem wir selbstverständlich auch eingewilligt hatten. Danach liefen wir dem Pulk hinterher, wurden aber schon sehr bald von Ordnungshütern daran gehindert, weiter zu laufen. Ich hätte das Stadion gerne noch von oben fotografiert, wir wurden aber nicht mehr durchgelassen. Die Polizisten wiesen uns den weiten Weg in Richtung unseres Gästeeingangs und eskortierten uns bis dahin, immer scharf und bestimmend beobachtend, dass nicht einer würde ausscheren wollen.
Als wir ankamen, gab es am Getränkestand außerhalb des Stadions schon nichts mehr zu trinken, was mich ziemlich ärgerte nach dem Flüssigkeitsverlust während der Busfahrt. Vor dem Stadion hatten wir dann noch einige Bekannte getroffen und beobachtet, wie fünf VfBler festgenommen und in einen Polizeibus verfrachtet wurden. Wie sich später herausstellte anscheinend, weil sie zwei Promille Alkohol im Blut hatten. Nach dem Spiel sammelte das CC im Block Geld ein, um diese fünf VfBler auslösen zu können, damit diese wie geplant abends noch die Heimreise antreten konnten. Wir gaben auch unseren Obolus, kann es doch im Grunde im treffen. Ob wegen Alkohol, einem bösen Blick, dem überschreiten eines bestimmten Bereiches, Zaun hinauf klettern, um ein gutes Foto zu bekommen oder einfach nur, weil man zu einer falschen Zeit am falschen Ort ist. Seine Grundrechte gibt man mit dem Kauf einer Eintrittskarte ab, der Grundsatz „ohne Beweis keine Verurteilung bzw. Strafe“ ist für Fußballfans scheinbar weltweit außer Kraft gesetzt, man ist mehr und mehr der Willkür eines Staates und seiner Exekutive ausgesetzt. Daher war es für mich eine Selbstverständlichkeit, meinen Teil dazu beizutragen. You are not alone, WIR sind die Kurve!
Danach gingen wir etwa 20 Minuten vor Spielbeginn hinein ins Stadion. Wie immer hatte ich auch dieses Mal wieder Bedenken, ob es am Einlass Stress wegen meiner Kamera würde. Auch hier ist man absolut der Willkür der Leute am Einlass ausgesetzt. Die Faninfos auf der VfB-Seite bzw. diese, die der VfB von den Kroaten bekamen, waren mehr als dürftig. Zum einen waren sie in Englisch gehalten. Für mich ja kein Problem, dennoch hätte sich der VfB auch die Mühe machen können, diese zu übersetzen und nicht einfach ungefiltert online zu stellen. Zum anderen stand dort drin weder etwas davon, dass es Beschränkungen bzgl. Kameras geben würde, noch, dass es eine Promillegrenze geben würde. Wie ich gehört habe, habe diese bei 0,8 Promille gelegen. Auch davon, dass man keine Feuerzeuge mitnehmen dürfte, habe ich nichts gelesen. Am Einlass musste ich meine Hosentaschen leeren und prompt haben sie mir, wie vielen anderen auch, Feuerzeuge abgenommen, viel Spaß damit, ihr Kroaten. Ihr ward ja so gründlich, dank Feuersteinen gab es dennoch ordentlich Feuer im Stadion. Meine Kameratasche hat sie dagegen überhaupt nicht interessiert.
Auch wenn wir relativ spät rein kamen, war doch noch genügend Platz im Block, um sich einen guten Platz auszusuchen. Ein neues Stadion ist für mich nach wie vor immer etwas Besonderes und ich freue mich jedes Mal aufs Neue wie ein kleines Kind darauf. Dort in Rijeka aber erwartete uns noch etwas mehr. Ein Stadion, zwischen einer Felswand und dem Meer gebaut, das schon eine einzigartige Lage hat. So postierte ich mich in der ersten Halbzeit auch so, dass ich einen Platz mit Meerblick hatte und hoffte auf das eine oder andere schöne Bild davon. Es war ein Ausblick zum Genießen und die Stimmung war auch schon recht gut. Die gut 900 VfBler hatten allerdings allergrößte Mühe, den heißblütigen Kroaten stimmlich etwas entgegen zu setzen. Dieses gelang eigentlich mehr visuell denn akustisch. Auf diesen langen Reisen merkt man vielen doch die Strapazen an, vor allem denjenigen, die wie wir die ganze Nacht auf der Autobahn unterwegs waren und schon das eine oder andere Bierchen intus hatten.
Ein Übriges tut die fast schon gleichgültige Haltung die viele derzeit haben, wenn es um den VfB geht. Jedes Spiel ein Spiegelbild dessen, was man schon seit Monaten zu sehen bekommt, emotionslos auf dem Rasen, emotionsloser als normalerweise auch auf den Rängen. Man fährt zum Spiel, erwartet aber nichts, außer vielleicht dass das Team, zumal live übertragen im Free TV und in der Prime Time, uns nicht allzu sehr blamieren möge, wie schon so oft geschehen. Derzeit herrscht eine negative Grundstimmung rund um den VfB, wie ich sie schon lange nicht mehr erlebt habe. Die Aufbruchsstimmung, die die Wahl von Wahler für kurze Zeit erzeugt hat, wie verpufft. Der triste Alltag hat uns wieder, es macht keinen Spaß mehr, dieser Truppe bei der Ausübung ihres Berufes zuzuschauen. Wir sind es leid Woche für Woche dieselben Ausreden und Spielanalysen zu hören. Alleine für die Aussage von Labbadia, wir würden in einer Ergebniskrise stecken und für die ordentlichen Leistungen nicht belohnt werden, gehört Bruno eigentlich links und rechts eine an die Backen, damit er einmal seine Bruno-Brille absetzt und den Tatsachen ins Auge blickt. Ich habe schon lange keine ordentliche Leistung mehr vom VfB gesehen, insofern bekommt der VfB derzeit das, das er verdient, nämlich null Punkte! Wie der „Trainer“ redet, so spielt die Mannschaft. Wie das Kaninchen vor der Schlange macht man sich auch vor der, bei allem Respekt, allenfalls dritten kroatischen Kraft vorher in die Hose, anstatt einfach mal konzentrierten, mutigen, engagierten Fußball zu spielen. Ich bin der festen Überzeugung, dass es mit diesem Trainer überhaupt nichts mehr werden kann. Wie sagt man so schön, lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Und dieser Schrecken, bisher noch ohne Ende, begleitet uns schon eine gefühlte Ewigkeit. Wie aufgeregt war ich früher, wenn es ins Stadion ging, kaute schon einen Tag vorher an meinen Fingernägeln und konnte die Dramatik während des Spiels kaum aushalten. Und jetzt? Emotionslos! Ich erwarte nichts! Und das tolle daran? Meine Erwartungen werden bestätigt! Ich bekomme nichts geboten! Super, Ziel erreicht.
Eigentlich ja schön, wenn man nach dem größten Dreckskick nicht einmal enttäuscht nach Hause geht. Man schont seine Nerven und läuft nicht griesgrämig durch die Gegend, man kann mit Kollegen und Bekannten über den VfB lästern und fühlt sich nicht einmal mehr getroffen, weil sie ja Recht haben.
Jetzt aber mal halblang, bis hierher und nicht weiter!!! Kanns das sein? Muss ich tatenlos mit ansehen, wie mein geliebter VfB, so den Bach runter geht? Zur Lachnummer der Nation verkommen ist? Von handelnden Personen, Verdienste in der Vergangenheit hin oder her, herunter gewirtschaftet wird. Dass von einem Übungsleiter, dessen größter sportlicher Erfolg der Klassenerhalt eines Traditionsvereins, seines Zeichens Gründungsmitglied der Bundesliga und so etwas wie zum Inventar der Liga gehörend, ist, dass dieser Verein, früher immer für attraktiven Angriffsfußball stehend, schleichend zur grauen Maus verkommen ist? Immer hoffend, der Gegner möge den einen entscheidenden Fehler machen und wir das Spiel mit einem dreckigen 1:0 gewinnen. Wenn die Klarheit ins Spiel zurück kommt, werden wir auch gegen einen länger im Spielbetrieb steckenden brutal schwer zu bespielenden Gegner wie Rijeka weiter kommen können.
Das kann doch nicht der Anspruch sein. Mit Fußball a` la Labbadia wird das Stadion leer gespielt und anderen Sportarten oder Vereinen werden Zuschauer zugespielt, weil dies nur noch Hartgesottene ertragen können oder wollen. Und dies mehr deswegen, weil wir alle so etwas wie eine große Familie sind, und sich das Leid unter Leidensgenossen besser ertragen lässt.
Der Verein muss jetzt handeln! Wenn Fredi Bobic nicht zeitnah Klartext redet und sich von Labbadia deutlichabgrenzt, steht auch er für mich zur Disposition. Für mich ein VfBler durch und durch, jetzt wäre er aber in der Pflicht Schaden vom Verein abzuwenden.
Die Vertragsverlängerung mit Labbadia, das auch noch bis 2016, war der größte Stuss, den er vollbracht hat. Ohne Not. Zu einer Zeit, als wir gerade mal wieder eine grottenschlechte Vorrunde mit historischen Blamagen, u. a. gegen Bayern und das Dorf, hinnehmen mussten. Zu einer Zeit also als sich schon eine gewisse Bruno-Müdigkeit breit machte.
Dass er jetzt auch seinen eigenen A… retten und vermeiden möchte, den Trainer rauszuschmeißen, weil durch den langfristigen Vertrag eine erkleckliche Abfindung fällig ist, mag aus seiner Sicht verständlich sein.
Im Sinne und zum Wohle des VfB ist das sicherlich nicht. Wir sind gerade dabei, die nächste Saison in den Sand zu setzen. Daher muss meiner Meinung nach jetzt gehandelt werden und nicht erst dann, wenn fast nichts mehr zu retten ist, und es nur noch um Schadensbegrenzung geht. Dies wird dann nämlich zusätzliche Millionen kosten, weil ein VfB der langweiligen Ergebnisfußball spielt und zu stark für die Abstiegsplätze und zu schwach für die oberen Regionen ist, keinen mehr interessiert. 40.000 Zuschauer im ersten Heimspiel gegen einen Championsleague-Teilnehmer sollten Alarmsignal genug sein, dass die Leute den Labbadia-Fußball leid sind. Wenn diejenigen, die jetzt schon fern bleiben und diejenigen, die nach und nach leise servus sagen, sich einmal für andere Wochenendbeschäftigungen entschieden haben, dürfte es, auch mit einem Trainer, schwer werden, diese zurück zu gewinnen. Labbadia selbst dürfte einen nicht unerheblichen Anteil daran haben, dass zum Heimspielauftakt nur eine gefühlte Minuskulisse den Weg ins Stadion fand. War doch er es, der trotz einiger Neuzugänge weiterhin alles madig machte und suggerierte, man brauche weiterhin nichts zu erwarten, bzw. erst dann, wenn noch Neymar oder Messi verpflichtet werden. Nach dieser Aussage gäbe es für Bobic eigentlich nur zwei Möglichkeiten, entweder Bruno entlassen oder Messi (respektive Neymar) holen. Andernfalls, und das wurde schon gegen Leverkusen vor Augen geführt, haben wir eine Saison wie die letzte zu erwarten. Emotionslos, ohne Spielfreude, ohne Spielwitz, mitunter konfus aber bestimmt nicht einfallsreich im kreieren von Torchancen, einfach gearbeiteter (schlecht anzuschauender) Fußball. So stehen die Chancen schlecht, die Heimschwäche der letzten Saison abzulegen.
Im Spiel hat sich der VfB mal wieder, wie es Gentner formulierte, nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Es stand halt der VfB auf dem Platz, wie ihr wisst „Stuttgart international, kann man nur besoffen sehn“. Demnach müsste man im Grunde von der UEFA Schmerzensgeld dafür verlangen dürfen, dass im Stadion nur alkoholfreies Bier ausgeschenkt wird. Im Grunde war das Gekicke einmal mehr nicht zu ertragen. Fehlpässe hüben wie drüben mit der einen oder anderen Halbchance, der dann hinterher nachgetrauert wurde. Schon bei der Aufstellung konnte man eigentlich nur die Hände über dem Kopf zusammen schlagen. Maxim wieder draußen, dafür Cacau, derzeit offensichtlich formschwach und viel zu langsam, im Spiel. Molinaro, eigentlich auf der Verkaufsliste, darf abermals ran und seine Schwächen offenbaren. Dass der sich (schon gegen Plovdiv) international festspielen durfte, auch ein Bärendienst (hoffentlich bald eine Hinterlassenschaft) von Labbadia für den VfB. Ein international beschäftigter Verein, wird ihn jetzt sicherlich nicht mehr holen, zumal ihm Bruno jetzt auch immer wieder die Gelegenheit gibt, unter Beweis zu stellen, was er alles unter ihm verlernt hat.
Harnik durfte ebenfalls wieder ran, obwohl seit Wochen und Monaten nur ein Schatten seiner selbst. Weshalb wir einen solch großen Kader besitzen, wenn das Leistungsprinzip und Konkurrenzkampf außer Kraft gesetzt sind, erschließt sich mir nicht.
Was Kvist verbrochen hat, würde mich schon auch einmal interessieren. Dass er die Bremse im VfB-Spiel war, hatte ich früher ja kritisiert. Eine Denkpause – schön und gut. Es dauerte ja ewig, bis Labbadia ihn überhaupt mal draußen ließ. Dass er aber jetzt so immens außen vor ist, hat er nicht verdient. Er ist ein guter Fußballer, das ist unbestritten. Ein Trainer hätte ihm ausgetrieben, den Blick nur zurück zu richten und defensiv zu denken, die Unsicherheit, die er zum Schluss hatte, hätte genauso bekämpft werden können, notfalls mit einem Mentaltrainer. Dass es sich Labbadia jetzt aber leistet, einen unseren, vom Marktwert her, wertvollsten Spieler so nieder zu machen, dass er überhaupt keine Rolle mehr spielt, das hat Kvist nicht verdient. Gerade jetzt, wo es in der Mannschaft hinten und vorne nicht stimmt, wäre die Zeit für ein Comeback reif, auch, um nicht noch mehr an Wert zu verlieren. Auch so ein Fall von Geldverbrennung Marke Labbadia. Kvist, kürzlich noch mit einem Marktwert von 7,5 Mio. gelistet, jetzt auf 5,5 Mio. taxiert und, sollte sich ein Abnehmer finden, dürfte er sicherlich für noch einiges weniger wechseln, nur um ihn von der Gehaltsliste zu haben.
Auch in Rijeka war das Geschehen auf den Rängen weitaus interessanter und sehenswerter als das auf dem grünen Rasen. Wirklich eine geile südländische Atmosphäre, die uns die Armada (Ultras des HNK Rijeka) dort beschert hat. Eine Choreographie, die während des Spiels beginnt und etwa 5 Minuten dauerte, sieht man nicht alle Tage. Dazu geile Pyroshows, hüben wie drüben. Der Spielverlauf an sich ist hinlänglich bekannt und es auch nicht wert, näher darauf einzugehen.
Nach dem Leverkusen-Spiel tat Bobic die „Bruno raus“-Rufe damit ab, dass das Gros der wahren Fans zum gesamten Team stehen würde und diese nur vereinzelt zu hören wären. In Rijeka aber rief es schon fast der gesamte Block, und dies fern der Heimat, was dem Verein zu denken geben sollte. Unsere „Bruno raus“-Rufe wurden von den Kroaten mit einem herzlichen „Bruno, Bruno, auf Wiedersehen“ beantwortet. Klasse!
Eine bizarre Situation gab es noch, als die Mannschaft in die Kurve kam. So gut wie keiner klatschte, damit konnten die Spieler nichts anfangen. Sie standen wie angewurzelt da und wir starrten uns gegenseitig an.
Dass im Stadion überhaupt keine Durchsage auf Deutsch kam, zeugt nicht von allerbester Gastfreundschaft. Die Blocksperre nach dem Spiel dauerte sage und schreibe 1 ¼ Stunden und das ohne auch nur einen kleinen Hinweis weshalb und weswegen. Dass hier alles so schön ruhig geblieben ist, war wohl alleine dem milden Sommerabend, der Besonnenheit und auch der Trägheit der mitgereisten Schwaben geschuldet.
Als wir endlich herausgelassen wurden, waren die Wege, die wir gehen durften, klar vorgezeichnet. Wie eine Herde Schafe wurden wir vom Stadion weg getrieben und mussten eine Steigung hoch gehen, die an die Substanz ging. Wer eine kurze Rast einlegen wollte, wurde immer weiter und weiter getrieben, ohne jede Gnade seitens der Polizei. Wir sahen ein altes Pärchen, wo der Mann die Frau fast den Berg hoch schob, weil sie nicht mehr konnte. Menschenverachtend, wie hier mit einem umgesprungen wurde. Oben angekommen wurden wir daran gehindert, zum Bus zu gelangen, der uns die gut sechs Kilometer in die Stadt gebracht hätte. Andere durften nicht in Richtung ihrer Autos laufen oder erst, nachdem sie oberkörperfrei sich ihrer Trikots entledigt hatten. Taxis waren weit und breit keine zu sehen, so dass viele den langen Weg in die Stadt zu Fuß auf sich nahmen. Die Kroaten hatten das nämlich auch so gut getimt, dass wir erst „frei“ waren, als der letzte Bus weggefahren war. Manchmal wünschte man sich, die gegnerischen Fans (die aber ja nichts dafür können) würden bei uns genauso behandelt werden.
Wir hatten das Glück, dass wir einen Bekannten aus dem Fanclub getroffen hatten, der uns in zwei Fuhren mit dem Auto zu unserem Hostel brachte. Wie Aussätzige wurden wir dort behandelt, Gastfreundschaft sieht anders aus.
In der Stadt dann schließlich fanden wir in fußläufiger Nähe kein Lokal mehr, wo wir etwas zum trinken bekommen hätten. Zum Glück hatten wir noch Kühltaschen voller Bier im Zimmer. Damit machten wir uns in der Fußgängerzone breit und hatten noch einen sehr lustigen Abend. Immer wieder kamen Rijeka-Fans vorbei und intonierten ihr „Stuttgart, Stuttgart, auf Wiedersehen“, das wir mittlerweile schon mitsangen. Einige blieben dann noch bei uns und wir feierten gemeinsam bis tief in die Nacht. Da war dann auch die Zeit gekommen, meinen Schal gegen einen Rijeka-Schal zu tauschen.
Schade, dass es bei einem solchen Spiel nicht möglich ist, zusammen mit dem Gegner in der Fankneipe des Stadions oder Drumherum ein Bier zu trinken und sich kennen zu lernen. Das wäre eine Art von Völkerverständigung und würde so manche Aggressivität herausnehmen. Ich glaube nicht, dass es bei diesen beiden Fanlagern zu größeren Problemen gekommen wäre. Sicherlich gibt es auf beiden Seiten Provokateure, diese gilt es eben in die Schranken zu weisen und auch einmal des Lokals zu verweisen. Aber, bei Fußballspielen macht es sich die Obrigkeit immer sehr einfach und nimmt gleich alle in Sippenhaft.
Am nächsten Morgen, abermals nach ziemlich wenig Schlaf, ließen wir den Tag langsam anklingen und starteten erst gegen 12.15 Uhr in Richtung Heimat. In Spittal, Österreich, machten wir dann noch eine ausgedehnte „Mittagspause“, aßen und tranken etwas in einem schönen Biergarten und waren schließlich gegen 22.30 Uhr wieder in Esslingen.
Es war ein rundum gelungener Trip mit klasse Leuten. Es hat alles zusammengepasst, jederzeit gerne wieder. Jetzt erst einmal erholen, aber auch davon zehren. Morgen hat uns der Alltag dann schon wieder, es geht nach Augsburg.
Als treuer Fan mag man es ja kaum aussprechen. Wie ich mich schon über das Lastminute-Tor in Rijeka zu einem „guten“ Auswärtsergebnis nicht erfreuen konnte, wäre ich auch bei einem Sieg bei den bayerischen Schwaben nicht euphorisch, würde das Leiden unter Bruno doch nur weiter verlängert werden. Traurig, wie weit es schon gekommen ist…