Die 2. Liga und vor allem die noch immer gewöhnungsbedürftigen Spieltermine sind für uns VfBler noch immer Neuland. Auch für mich, dem als Allesfahrer und natürlich Berufstätigem oftmals die Zeit oder auch „der Kopf“ fehlt, die Geschehnisse rund um den VfB zu Papier zu bringen und die Spiele zu kommentieren. So also erst heute ein kleiner Rückblick auf das Montagspiel gegen Nürnberg sowie die Nachbetrachtung unseres Kurztrips ins Erzgebirge.
Ich muss es zugeben, vor dem Nürnberg-Spiel hatte ich schon ein wenig Bammel, dass es die zweite Heimniederlage nach Heidenheim setzen könnte. Einfach weil die Nürnberger, ähnlich wie Köln, zu Bundesligazeiten stets ein Gegner waren, mit dem wir zu Hause unsere liebe Müh und Not hatten.
Zudem haben die Nürnberger nach schlechtem Saisonstart in die Spur gefunden und mausern sich zu einem ernsthaften Aufstiegsanwärter. Sieben Spiele in Folge waren die Nürnberger ungeschlagen, während der VfB nach Dresden zuletzt immerhin vier Mal in Folge den Platz nicht als Verlierer verlassen hatte. So standen sich also zwei „Serientäter“ gegenüber und es gab mit dem Glubb im Neckarstadion ein Team seine Visitenkarte ab, das erst einmal geschlagen werden wollte.
Der VfB wurde von den zehn bis jetzt angesetzten Heimpartien als DIE Attraktion der 2. Liga fünf Mal montags zum Dienst bestellt. Dem Nürnberg-Spiel folgen noch das gegen Hannover 96 und jenes im Februar gegen Fortuna Düsseldorf, worüber die Cannstatter Kurve mittels eines Banners gegen die Ansetzungen ihren Unmut kundtat.
Mir als Stuttgarter passen die Montagsspiele zwar auch nicht, weil einfach der Vor- und Nachklang der Spiele zu kurz kommt und doch ist es mir noch lieber montags zu Hause als in der Fremde antreten und dafür Urlaub opfern zu müssen. Daher sehe ich das als Allesfahrer und in Anbetracht der Umstände, die der Abstieg eben mit sich bringt, pragmatisch und finde bisher, es hätte uns schlimmer treffen können.
Pünktlich zu diesem Heimspiel in der dunklen Jahreszeit zog auch der Winter in Bad Cannstatt ein, so dass uns ein frostiger Abend bei Temperaturen um die sechs Grad unter dem Gefrierpunkt bevorstehen sollte. Auf der einen Seite jammere ich als Liebhaber einer Freiluftsportart nicht gerne darüber, zumal ich auch schon das Spiel gegen Hoffenheim bei minus 17 Grad und jenes 1994 im Münchner Olympiastadion bei minus 16 Grad und eisigem Wind überstanden habe. Und doch merkte ich, dass ich auf diese eisige Kälte Ende November noch nicht eingestellt war und hoffte umso mehr auf ein erwärmendes Spiel.
Trainer Hannes Wolf verzichtete gegen den Club auf den von einer Gelbsperre zurückgekehrten Kevin Großkreutz, was diesem nicht sonderlich geschmeckt haben dürfte. Großkreutz bittet einerseits um Geduld, was das Erlangen seiner Topform angeht und ist doch Profi genug, um Frust zu schieben, wenn ihn der Trainer auch mal draußen lässt.
Plausibel fand ich die Erklärung Wolfs dazu, dass er Pavard den rechten Verteidiger mimen ließ, weil die Trainer hohe Bälle auf die schnellen Nürnberger Außen erwarteten und ihnen Pavard als Antwort darauf passender erschien.
Wolf verlangt seinen Spielern in Sachen Flexibilität einiges ab und geht diesbezüglich mit gutem Beispiel voran. Es scheint, alles was Wolf macht, habe Hand und Fuß und sei vor allem sehr gut durchdacht. Es steht dem VfB unter Wolf sehr gut zu Gesicht, dem jeweiligen Gegner Respekt zu zollen, indem man das eine oder andere Mal auch seine Aufstellung danach ausrichtet, „welche Themen der Gegner anzubieten hat“. Dadurch ist schließlich auch der VfB selbst dann schwerer ausrechenbar.
Gegen die Franken kehrte der VfB vom in Berlin praktizierten 3-4-3 zum 4-1-4-1 zurück, wobei Zimmermann den einzigen Sechser mimte und Gentner, Maxim, Mané und Asano die einzige Spitze Simon Terodde füttern und unterstützen sollten. Dies klappte auf Anhieb sehr gut. Der VfB und insbesondere Simon Terodde entwickeln sich mehr und mehr zu den Frühstartern der Liga. Mané auf Asano, dieser mit klasse Übersicht zu Terodde und es stand 1:0 in der 3. Minute. Da war er doch, der erste erwärmende Moment des Abends.
Auch das gefällt mir beim Wolf’schen Fußball. Meine Idealvorstellung einer unter der Woche nur trainierenden Mannschaft ist es ja seit eh und je, dass sie den Spielen entgegenfiebert und mit den Hufen scharrt, bis es endlich raus geht auf den grünen Rasen und sie alles in Grund und Boden rennen möchte.
Jahrelang war aber eher das Gegenteil der Fall. Es sah nach lästiger Pflichterfüllung aus und die ersten Halbzeiten plätscherten ohne Esprit und Höhepunkte vor sich hin.
Das ist nun anders. Man merkt der Mannschaft mittlerweile an, dass sie sich etwas vorgenommen hat, wenn sie vom Anpfiff weg nach Lösungen in der Offensive sucht und, vor allem zu Hause, sehr aktiv und initiativ ist.
Positiver Nebeneffekt dabei ist, dass im modernen Fußball das 1:0 oft der Wegweiser ist, in welche Richtung ein Spiel läuft und es somit weitaus erfolgsversprechender ist, selbst die Initiative zu übernehmen, anstatt einfach mal abzuwarten, was denn der Gegner so drauf hat.
Phasenweise spielt der VfB bereits jetzt einen tollen Fußball. Die Abwehr um Timo Baumgartl stabilisiert sich mehr und mehr, Kaminski scheint sich festzuspielen und in Mané, Asano und Terodde erwächst ein neues magisches Dreieck. Auf den defensiven Außen entwickelt sich Pavard zu einer echten Alternative für Kevin Großkreutz und der einst so wechselwillige Florian Klein steht derzeit tatsächlich auf dem Abstellgleis, während Emiliano Insúa, auch mangels echter Alternative, über fast jeden Zweifel erhaben ist.
Noch sind diese tollen Phasen zu rar gestreut, das weitere Augenmerk von Wolf wird darauf ausgerichtet sein, diese guten Phasen länger, im Optimalfall auch mal für neunzig Minuten, hinzubekommen.
Nach einer Führung neigt der VfB nach wie vor dazu, einen Gang zurück zu schalten und dem Gegner den Ball zu überlassen. Dann regiert die Devise „Safety first“, so dass die Abstände zwischen Defensive und der Offensive zu groß und der Weg zum Tor dadurch zu weit sind. In Berlin rächte sich dies, gegen den Club zum Glück nicht, weil es gelang wenigstens das 2:0 nachzulegen.
Hier sind vor allem unsere zentralen Mittelfeldspieler wie Zimmermann und Gentner gefragt, die Räume noch besser zu nutzen und ein Gespür dafür zu entwickeln, wann der Risikopass nach vorne die bessere Alternative ist, als der Rückpass zu einem Abwehrspieler.
Wolf ist aus Dortmund sicherlich ein anderes Level in diesem Bereich gewohnt, so dass man gespannt sein darf, ob es personelle Veränderungen geben wird, wenn Wolf erstmals an der Kaderzusammenstellung mitwirken darf. Spieler wie Gündogan, Sahin, Kehl, Bender, Weigl und einige andere wird sich der VfB zwar nicht leisten können, aber vielleicht solche, die das Zeug und vor allem die Spielintelligenz und Zweikampfstärke mitbrächten, zu einem solchen Kaliber entwickelt zu werden.
Mané und Asano aber entwickeln sich durch ihre Schnelligkeit und Ballfertigkeit immer mehr zu Waffen im Aufstiegskampf.
Beide sind auf Leihbasis beim VfB, Mané für zwei Jahre, Asano für ein Jahr, jedoch mit Option auf ein weiteres. Bei Mané soll sich der VfB eine Kaufoption für 15 Millionen Euro gesichert haben, was bei Asano nicht der Fall ist.
Jedoch könnten dem VfB die Folgen des Brexit in die Karten spielen, sollte „Ausländern“ der Zugang in den englischen Arbeitsmarkt weiter erschwert und Asano die „Arbeitserlaubnis“ auf der Insel verwehrt bleiben.
Die 15 Millionen Euro für Mané muten sich als Zweiligist zwar als utopisch an, jedoch, steigt man auf und möchte man sich langfristig in der Bundesliga etablieren, benötigt man eine gute Mannschaft und Spieler wie Mané, die den Unterschied ausmachen können.
Bei Mané sehe ich durchaus das Potential seines Fast-Namensvetters Leroy Sané, der für gut vierzig (!) Millionen Euro von Schalke zu Manchester City wechselte. Nicht immer ist also sparen gleich sparen. Man muss bei einem Spieler, der eine hohe Rendite verspricht, auch mal in ein kalkuliertes Risiko gehen.
Gegen Nürnberg machte sich der VfB das Leben schwer, indem durch leichtfertige Stockfehler gute Umschaltmöglichkeiten schon im Ansatz verschenkt wurden und man die Clubberer so nach der frühen Führung überhaupt ins Spiel kommen ließ.
Daraufhin zeigte der Club dann auch, dass mit ihm zu rechnen ist und der VfB hatte Glück, dass gerade in jener Phase, als die Franken dem Ausgleich mit einem Pfostentreffer bedrohlich nahe kamen, das 2:0, wiederum durch Terodde, glückte.
Mané schlug eine Flanke von rechts, Maxim schlug unfreiwillig über den Ball, doch Terodde, ganz Goalgetter, irritierte das nicht, so dass er überlegt einschieben konnte.
Terodde traf damit im fünften Ligaspiel in Folge und schraubte seine Ausbeute auf acht Treffer in diesen fünf Spielen. Damit entschied Terodde auch das Duell der Top-Torjäger klar für sich und kam durch sein zehntes Saisontor bis auf einen Treffer an Guido Burgstaller, den Führenden der Torjägerliste, heran. Die derzeitige Treffsicherheit von Terodde kommt damit auch der Rekonvaleszenz von Daniel Ginczek zu Gute, nimmt sie doch etwas vom Druck, Ginni zu früh rein werfen und ein zu hohes Risiko eingehen zu müssen.
Nach dem Seitenwechsel kontrollierte der VfB die Partie weitestgehend und verwaltete den Vorsprung, wobei man die Vorentscheidung mehrmals nur knapp verpasste. Als Nürnberg dann zur Schlussoffensive ansetzte und zehn Minuten vor dem Ende zum Anschluss kam, wurde es unnötigerweise noch einmal eng, ehe Asano in der Nachspielzeit nach feinem Zuspiel von Mané den Schlusspunkt zum 3:1 setzte.
Das WIE war mir an diesem frostigen Abend völlig egal. Das Wichtigste war, dass wir in den entscheidenden Momenten effektiv genug waren, einen ernsthaften Mitaufstiegs-Konkurrenten zu schlagen und uns vom Leibe zu halten. Ich titelte kürzlich, „der VfB ist wieder in der Spur“, was durch diesen wichtigen Sieg noch einmal unterstrichen wurde.
Gestern sollte dann einer der Leckerbissen der Saison für einen Fußball-Nostalgiker wie mich folgen. Es ging ins schöne Erzgebirge, zum FC Erzgebirge (Wismut) Aue.
Aue hat inzwischen dem SV Meppen den Rang abgelaufen, wenn es für Erstligisten um den Inbegriff für die 2. Liga geht. Vor einigen Jahren formulierte Hansi Müller seine Gedanken in der Form, dass er nicht im November bei fünf Grad nach Aue wolle, als man ihn auf einen möglichen Abstieg angesprochen hatte. Gut, ganz so kam es nicht, war es schließlich bereits Dezember und die Temperaturen entsprechend auch schon im Bereich unter null Grad.
Leider befindet sich das Erzgebirgsstadion momentan im Umbau, so dass lediglich 10.000 Zuschauer Platz finden und das halbe Stadion eine Baustelle ist. Für mich tat dies dem besonderen Flair jedoch keinen Abbruch. Er war auch unter diesen Umständen zu spüren, dieser ehrliche Fußball, der dort noch malocht wird und dessen Vereinshymne nicht von ungefähr das Steigerlied der Bergleute-Zunft ist.
Die frühen Anstoßzeiten in der 2. Liga fordern auch uns Fans einiges ab, klingelte am Sonntagmorgen, der eigentlich zum ausschlafen gedacht ist, schon um 4 Uhr der Wecker. Gegen halb sechs stiegen wir in Ditzingen-Ost in den RWS-Bus und begaben uns auf die rund 420 Kilometer lange Reise. Leere Autobahnen die ganze Fahrt über, so dass wir überraschend schnell unser Ziel erreichten und genügend Zeit verbleiben sollte, noch einige Freunde und Bekannte zu treffen.
Leider hatten wir diese Rechnung zunächst einmal ohne die sächsische Polizei gemacht. Diese passte uns auf einer Einfallstraße nach Aue, genauer gesagt im Örtchen Raum (!) ab und zwang uns zum Halt. Dann hieß es, man wolle „die“ Busse gesammelt zum Stadion eskortieren. Dumm dann natürlich für diejenigen, die beizeiten abfuhren! Da die Polizei offensichtlich keinen Plan hatte, auf wie viele Busse sie überhaupt zu warten hätte, beließ man es dabei, die Eskorte zu starten, nachdem fünf, sechs weitere Busse eingetroffen waren.
Wir wurden also zum Busparkplatz eskortiert, wo der nächste Ärger auf uns wartete, weil der Parkplatz schon recht vollgeparkt war und dabei die Wendekreise der Busse nicht bedacht wurden und unser Kutscher eine gefühlte Ewigkeit lang rangieren musste, um überhaupt in den Parkplatz hinein manövrieren zu können. Da fragt man sich manchmal wirklich, wer solche „Strategien“ ausheckt, zumal es im Umfeld des Spiels und des Stadions ruhig blieb und auch im Vorfeld keine Ausschreitungen zu befürchten waren.
So war der erste Eindruck über unsere Gastgeber kein sonderlich guter. Durch diese Aktionen hatten wir bereits wertvolle Zeit verloren und entschlossen uns, nach einem schnellen Bierchen am Bus, uns zu unserem Eingang zu begeben. Mir gelang es unter der Woche noch, unsere Karten für den Gästeblock G gegen welche auf der Gegentribüne E zu tauschen, von wo aus eine bessere Aussicht auf unsere Fankurve zu erwarten war.
Da laut Stadionordnung und Faninfos davon auszugehen war, dass es Probleme mit allen Kameras größer einer kompakten geben könnte, ließ ich „die Große“ vorsichtshalber gleich zu Hause und nahm nur die Kompaktkamera mit. Wie bereits in einigen anderen Spielen, wo ich mich eher im Heimbereich positionierte und mir nicht sicher war, wie man als Fan mit gegnerischer Fankleidung aufgenommen bzw. ob man mit dieser überhaupt hereingelassen werden würde, entschied ich mich für neutrales Outfit. So gab es am Einlass überhaupt keine Probleme, das Ordnungspersonal, mit dem ich an diesem Tag zu tun hatte, war durchweg freundlich und auch kompetent.
Drinnen bemerkte ich dann schnell, dass auch VfB-Outfit kein Problem dargestellt hätte, tummelten sich doch einige VfBler in unserem Bereich. Den auf meiner Eintrittskarte aufgedruckten Platz hätte ich zum fotografieren vergessen können, war er doch sehr nah am Zaun neben dem Pufferblock zum Gästebereich und zudem noch mit einer dicken Reif-Schicht belegt.
Da die Ordner und auch die Auer Fans sehr entspannt waren, konnte man sich im Block gut bewegen und vorne an der Bande stehen, natürlich in Bereichen, wo man niemandem die Sicht versperrte. Es gibt ja viele Stadien, in denen sofort ein Ordner zur Stelle ist, und einen anweist, seinen angestammten Platz einzunehmen, dies war in Aue zum Glück nicht der Fall.
Wie überall, wo es Vollbier gibt, testete ich auch dort gleich einmal den Bierstand, beließ es jedoch bei einem Bierchen, bevor mir bei einem weiteren der Becher an die Hand gefroren wäre. Es war bitter kalt an diesem Nachmittag.
Wolf startete mit einer Änderung im Vergleich zum Nürnberg-Spiel, Özcan durfte für Maxim ran, der überhaupt nicht im Kader war. Die offizielle Sprachregelung lautete „muskuläre Probleme“, wenn man jedoch Maxims Körpersprache in den letzten Wochen und Monaten betrachtet und sieht, dass er es auch topfit oft nicht in die erste Elf schafft, liegt die Vermutung nahe, dass er sich mit seinem Standing nicht anfreunden kann und es deshalb zu Differenzen gekommen ist. Sei’s drum, es zählen ohnehin keine Einzelschicksale, wichtig ist der Mannschaftserfolg.
Der VfB begann die Partie äußerst verhalten und ließ Aue das Spiel machen, während man selbst auf Konter lauerte. Dies ist immer eine gefährliche Herangehensweise, vor allem dann, wenn der Gegner diese Einladung annimmt und den VfB in die eigene Hälfte drückt. Aue gelang das jedoch nur bedingt. Hervorragend gelang zwar ihr Pressing, das den VfB zu zahlreichen Ballverlusten zwang, doch, sie spielten ihre Angriffe oft nicht zu Ende, schlossen überhastet ab oder der letzte Pass wurde schlampig gespielt.
Deshalb wurde die anfängliche Passivität des VfB nicht bestraft, im Gegenteil. Nach Özcan-Ecke verlängerte Pavard zu Timo Baumgartl, welcher völlig frei zum 0:1 einköpfen konnte. Es war Baumgartls allererster Treffer im 53. Pflichtspiel und in seinem 50. Liga-Spiel für den VfB. Wie sich Baumgartl in die Arme von Trainer Wolf warf, zeugt von einem guten Verhältnis zwischen Trainer und Spieler und ist wohl auch der Dank an Wolf, Baumgartl zum Abwehrchef gemacht zu haben.
In der Folgezeit verfiel der VfB in sein altes Phlegma und ließ Aue kommen. Das ging beinahe ins Auge, als Kvesic fünf Minuten nach der Führung nur die Querlatte traf. Langerak war mit den Fingerspitzen noch dran, klasse Aktion des Mannes mit der Mütze.
Auch Rizzuto ließ man kurz darauf ohne große Gegenwehr in Schussposition kommen, dieser verzog jedoch. Wieder wie aus dem Nichts erhöhte der VfB dann auf 2:0, als Asano einen langen Ball, halb mit der Brust, halb mit dem Arm, stark mitnahm und an den langen Pfosten flankte. Gentner war zur Stelle und traf unter gütiger Mithilfe von Keeper Haas zum 0:2. Danach war lange wieder nur Aue am Drücker und kam zu durchaus guten Einschussmöglichkeiten, welche ziemlich kläglich vergeben wurden. Das unterstrich, dass man zu sehr vom kurzfristig ausgefallenen Torjäger Köpke (7 Saisontore) abhängig zu sein scheint.
Kurz vor der Pause versuchte dann noch Nicky Adler mit einer plumpen Schwalbe einen Elfmeter zu schinden. Respekt an den Schiedsrichter, der sofort die gelbe Karte zeigte und auf Freistoß für den VfB deutete.
Tja, lieber Nicky Adler, wie man am Samstag am Beispiel von Timo Werner gesehen hat, verleiht zwar Red Bull Flügel, der BSG Wismut offensichtlich aber nicht.
Ein Wort noch zu Timo Werner und dem DFB in diesem Zusammenhang:
Werner sollte besser wieder auf Döner umsteigen und das Grünzeug, das ihm in Leipzig verabreicht wird, bei Seite schieben, damit er standhaft bleibt und nicht bei jedem Windstoß, wie vom Blitz getroffen, hinfällt.
Und, zum DFB, solang man stur auf einer Regel wie der der Tatsachentscheidung beharrt, die es seit gefühlten 100 Jahren gibt und die längst überholt ist, sind Lug und Betrug im Fußballgeschäft weiterhin Tür und Tor geöffnet.
Was wäre daran auszusetzen, eine Entscheidung eines Schiedsrichters öffentlich als falsch zu erklären? Dies untergräbt doch dann nicht mehr die Autorität eines Schiedsrichters, wenn es um eine Szene geht, von der Millionen von Menschen bereits wissen, dass es sich um eine Fehlentscheidung handelte. In welcher Welt leben diese Funktionäre? Für mich hätte es eindeutig eine abschreckende Wirkung, wenn Werner jetzt, meinetwegen für drei Spiele, gesperrt werden würde.
So ging es mit einem durchaus schmeichelhaften 0:2 in die Halbzeitpause, in der wir uns ob unserer mehr und mehr abfrierender Gliedmaßen bereits den Schlusspfiff und den warmen Bus herbei sehnten.
Warm sollte es dann aber doch werden, jedoch nur im Gästeblock. Mit Beginn der zweiten Halbzeit wurde gezündelt was das Zeug hielt und das Erzgebirgsstadion immer wieder für kurze Zeit eingenebelt. Der Aufschrei in den sozialen Netzwerken ist mal wieder riesig, von hirnlosen Idioten, die nur dem Verein schaden wollen, die Rede.
Ich fand es megageil anzusehen und zu fotografieren und bin absolut pro Pyro, wenn die Bengalos vernünftig gezündet werden und die Hand erst verlassen, wenn sie erloschen sind. So geschehen gestern, so auch in Homburg. Ein Problem habe ich lediglich dann, wenn Böller gezündet werden, die schwere Knalltraumata hervorrufen können, Raketen abgeschossen werden oder brennendes Material aufs Feld oder in Zuschauermengen gefeuert wird. Ein gewisses Restrisiko bleibt natürlich bestehen, aber, das hat man auch wenn man auf die Straße geht oder sich ans Steuer setzt. Meiner Erfahrung nach ist es auch eine Mär, dass, wie die Vorwürfe im Internet lauten, Pyros von Kindern im Vollsuff gezündet werden, viel mehr erfolgt der Umgang mit Pyro-Technik, zumindest in unserer Ultras-Szene, durchaus verantwortungsvoll. Aber, das bekommen Leute, die von der Couch aus urteilen, natürlich nicht mit.
Der erste Ausruf der Couch-Potatoes, die sich gestern darüber beklagten, bei Sky zeitweise nichts mehr vom Spiel gesehen zu haben, lautet, dass Pyro verboten sei und man es schon deshalb zu unterlassen habe.
Dieses Argument ist für mich an Lächerlichkeit kaum zu überbieten. Solchen Kandidaten empfehle ich, fahrt erst einmal auswärts, bevor ihr im Netz die Klappe aufreißt.
Weil einem auf einer Auswärtsfahrt diffuseste Verbote entgegen schlagen, die schon an Menschenrechtsverletzungen grenzen, weil sie die persönliche Freiheit in nicht unerheblichem Ausmaß einschränken, führt dies bei mir zu einem „Jetzt erst recht“ und dazu, dass ich Verbote rund um ein Fußballspiel nicht automatisch für richtig halte und sie kritiklos akzeptiere.
Ich lasse es mir nämlich ungern vorschreiben, welchen Weg ich zu nehmen habe, ob ich in Polizeibegleitung oder individuell zum Stadion gelangen möchte und ob ich aufs Klo darf oder nicht. Mit solchen „Maßnahmen“ hat man es auswärts regelmäßig zu tun, wenn man zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Alkoholverbote für ganze Gebiete tun ihr übriges, auch dann sucht man nach Wegen, dieses zu umgehen.
Und dann soll allen Ernstes jemand davon abgehalten werden, Pyros zu zünden, weil das verboten ist? Würde man wieder in den Dialog treten und, Auswärts-Fans nicht regelmäßig wie Aussätzige oder Vieh behandeln, käme man vielleicht auch in Sachen „kontrollierter Einsatz von Pyro-Technik“ näher aufeinander zu, solang das „Miteinander“ aber in einer Einbahnstraße mündet und die Restriktionen gegen Fans eher noch zu- als abnehmen, wird das Versteckspiel weiter gehen und der Anreiz nicht weniger werden, trotz intensivster Kontrollen Material hineinzuschmuggeln.
Über das Argument, dass die Zündelei die Vereine Unsummen an Geld kosten würde, lache ich genauso. In einem Business, in dem es um Milliarden geht, werden Strafen im Zehntausender-Bereich aus der Portokasse bezahlt. Solang es sich ein Verein wie der VfB noch leistet in 5-Sterne-Luxus-Wellness-Ressorts und abgeschottet von der Außenwelt abzusteigen, solang Geld für Charterflieger zur Verfügung steht, solang für die Abfindungszahlungen für Trainer, Sportdirektoren und auch Spieler, die der VfB allein in den letzten drei bis vier Jahren angehäuft hat, wohl zig Jahre lang gezündelt werden könnte, so lang muss man sich wohl keine Sorgen machen, dass der VfB durch diese Strafzahlungen in seinen Grundfesten erschüttert werden könnte.
Für diese (außerplanmäßigen) Kosten sind sicherlich Rücklagen gebildet und diese werden am Ende, wenn das Urteil des DFB gesprochen ist, für gemeinnützige Zwecke gespendet. Man könnte also auch in die Richtung argumentieren, dass es vernünftiger ist, dem Gemeinwohl Gutes zu tun, als teuren Missverständnissen wie Torun, Abdellaoue und wie sie alle in der Vergangenheit hießen, mittels Abfindung den Abgang schmackhaft machen zu müssen. Erst wenn der VfB nachweislich kein Geld mehr zum Fenster hinaus wirft, kann man anfangen, über diese vergleichsweise Peanuts-Beträge zu lamentieren.
Härter würde den VfB natürlich ein Zuschauer-Teilausschluss treffen, wobei dieser, siehe Frankfurt gegen uns in der letzten Saison, auch ganz schön nach hinten los gehen kann.
Der gesundheitliche Aspekt ist sicher auch nicht bei Seite zu schieben, jedoch muss jeder, der sich ein Ticket für den Fanblock besorgt, damit rechnen, dass es auch mal rauchen könnte. Die Gegner werden darauf entgegen, nein, müssen sie nicht, das ist jedoch mehr Wunschdenken als die Realität. Dieser muss man eben auch mal ins Auge blicken, wenn es einem gerade nicht in den Kram passt.
Das Abbrennen von Pyro-Technik geschieht zudem nicht aus heiterem Himmel. Als Umstehender bekommt man mit, wenn sich etwas zusammen braut, und hat dann noch genug Zeit, in einen anderen Bereich des Blockes zu wechseln. Die Gase, die man von weitem dann noch einatmet, dürften kaum heftiger sein als die schlechte Luft in der Feinstaubhauptstadt Stuttgart.
Dass Gegner und Befürworter hier nie auf einen grünen Zweig kommen, ist mir klar, daher sind gegenseitige Bekehrungsversuche auch völlig sinnlos.
Ultras hier pauschal als besoffene und hirnlose Idioten zu betiteln, die man alle mit lebenslangem Stadionverbot belegen solle, wie ich es zu diesem Thema mehrfach gelesen habe, ist Quatsch. Wir wollen alle eine bunte und laute Fanszene, die durch derartige Couch-Hooligans sicherlich nicht am Leben erhalten werden würde. Interessant wäre es einmal, nur jene zu befragen, die in Aue dabei waren. Kritik las ich nämlich nur von solchen, die nicht vor Ort waren, wie so oft eben!
Da ich mir, bevor ich es mir anmaße, eine Partie aus meiner Sicht zu analysieren, die Spiele hinterher auf Sky noch anschaue, tangierte es mich weniger, dass ich vom Spielgeschehen in der 2. Halbzeit fast nichts mehr mitbekam. Ich war eigentlich ständig direkt hinter der Auer Trainerbank mit hervorragendem Blick auf beide Fankurven, jedoch nicht mehr aufs Spielfeld. Da sah ich gerade noch die beiden Strafräume einigermaßen ein.
Nachdem ich mittlerweile das gesamte Spiel gesehen habe, kann ich mir auch ein paar Worte zur zweiten Halbzeit erlauben. Aue kam auch in der zweiten Hälfte engagierter als der VfB aus den Katakomben der Bauruine und doch hatte Mané die erste Konterchance, als er es versäumte zu Terodde zu passen. Mané schnürte schließlich noch, nach Fürth, seinen zweiten Doppelpack, während Asano bei einer weiteren Konterchance abermals Terodde links, bzw. in dem Fall rechts, liegen ließ und verzog. Langerak verhinderte dann noch in der 87. Minute den verdienten Auer Anschlusstreffer und auch, dass mein 1:4-Tipp aufging, womit ich jedoch wohl besser leben konnte als die aufopferungsvoll kämpfenden Veilchen.
Der Sieg fiel eindeutig zu hoch aus und war lediglich der brutalen Effektivität zu verdanken, weil man vier seiner fünf Torschüsse im Kasten versenken konnte und diese Kaltschnäuzigkeit den Auern abging. Aue hatte mehr Abschlüsse und das engagiertere Spiel zu verzeichnen, am Ende aber zählen, zum Glück für den VfB, die Tore.
Spätestens nach dem 0:4 verstummte auch die Auer Anfeuerung, lediglich das Steigerlied intonierten sie, begleitet von einer netten Schalparade, noch einmal.
Bei uns auf der Gegentribüne gingen während der gesamten zweiten Halbzeit auch einige VfBler aus sich heraus und machten bei „Steht auf, wenn ihr Schwaben seid“ mit oder stimmten ein „Hier regiert der VfB“ an.
Da ich persönlich es auch nicht mag, wenn sich Gegner bei uns auf der Haupttribüne in Stuttgart so aufspielen und ich mich darüber, an einem ohnehin gebrauchten Tag, mitunter sehr aufrege, freue ich mich als Gast im Heimbereich lieber in mich hinein und provoziere nicht noch irgendwelche Reaktionen.
Bis auf ein Handgemenge von Auern untereinander bekam ich keine Anfeindungen mit. Es war eine wohltuende Atmosphäre mit netten Gastgebern. Auch nach dem Spiel, kein böses Wort, sondern eher, dass wir ja eh in die Bundesliga gehören und man sich wohl so schnell nicht wieder auf Augenhöhe begegnen würde.
Ein wenig hatte dieser Auftritt etwas von einem Pokalspiel, der Stadionsprecher feierte, dass sich „für uns (den VfB) ein Traum erfüllen würde“, im schönen Erzgebirge aufzulaufen und auch sonst hatte man den Eindruck, dass die Auer fast vor Ehrfurcht erstarrten, den großen VfB wenigstens einmal in einem Ligaspiel begrüßen zu dürfen. Da hat man als VfB im Osten auch schon ganz Anderes erlebt, „scheiß Wessis“ und so.
Ich war froh, diesen Ground, wenn auch als Baustelle und wenn auch in einem Pflichtspiel, erleben zu dürfen und wünschte den Auern dann im Gegenzug auch den Klassenerhalt, auch wenn ich in der 2. Liga mittlerweile immer mehr Vereine ins Herz schließe.
Gegen Hannover 96 wird sich der VfB steigern müssen, um nicht sein blaues Wunder zu erleben. Da aber das gute Pferd nur so hoch springt, wie es muss und es in letzter Zeit in einer vom Niveau her ziemlich schwachen 2. Liga meist auch so gereicht hat, bin ich ganz optimistisch, dass wir zu Hause zumindest nicht verlieren werden.
Mit einem Remis könnte der VfB im Zweifel wohl besser leben, als Hannover. Dennoch gilt es natürlich auch am kommenden Montag mit der Maxime anzutreten, den sechsten Heimsieg in Serie einfahren zu wollen. Hannes Wolf wird auch hier einen Matchplan (ich glaube im Zusammenhang mit dem VfB verwende ich diesen Begriff zum ersten Mal) erarbeiten und Hannover seiner Stärken zu berauben versuchen. Mit Spannung wird sicherlich die Rückkehr Martin Harniks ins Neckarstadion erwartet. In Hannover ist er auf dem Weg zurück zu alter Treffsicherheit, die ihm in Stuttgart in den letzten Jahren abging. Vielleicht genügt ja die schlechte Stuttgarter Luft, dass er wenigstens an alter Wirkungsstätte die Hundertprozentigen wie in alten Zeiten vergibt, wir werden sehen.