31. Juli 2010

Wechsel perfekt: Madrid macht Khedira reich

Der Wechsel von Sami Khedira vom VfB Stuttgart zu Real Madrid ist perfekt. Am Freitagvormittag einigten sich die beiden Vereine über die letzten Details – und über die Höhe der Ablösesumme. Die Roten bekommen 14 Millionen Euro für den Mittelfeldspieler bekommen.

„Einen absoluten Führungsspieler und eine Identifikationsfigur wie Sami Khedira lässt man natürlich nur äußerst ungern ziehen“, sagte Sportdirektor Fredi Bobic, „aber auf der anderen Seite können wir den Wunsch von Sami nachvollziehen, bei Real an seiner weiteren Karriere zu arbeiten. Wir wünschen ihm viel Erfolg bei seiner neuen Herausforderung in Madrid.“

Die spanischen Blätter geizen in diesen Tagen indes nicht mit Vorschusslorbeeren für Sami Khedira. „Er ist der Mann, der den Ausfall von Ballack bei der WM vergessen machte … und er ist das Design für die Zuverlässigkeit des traditionellen Deutschen“, schrieb „AS“ zur Begrüßung des Mittelfeldspielers in Madrid.

Khedira gab die Blumen artig zurück. „Real Madrid ist der größte Club der Welt und José Mourinho ist einer der erfolgreichsten Trainer. Ich war schon immer vom Stil Mourinhos und von Real Madrid fasziniert“, sagte Khedira in Madrid, bevor er die sportärztliche Untersuchung über sich ergehen ließ.
Danach war die Unterzeichnung eines Fünf-Jahres-Vertrags angesetzt, die den 23-Jährigen zu einem steinreichen Mann macht: Pro Jahr soll das VfB-Eigengewächs beim spanischen Erstligisten zwischen acht und neun Millionen Euro verdienen. Zudem soll sein Berater Jörg Neubauer ein einmaliges Handgeld in Höhe von knapp vier Millionen Euro ausgehandelt haben.

(STN online)

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30. Juli 2010

Die letzten Tage des Trainingslagers in Donaueschingen

Nach dem Wochenende kehrte wieder ein wenig mehr Ruhe in Donaueschingen ein, da einige Wochenendurlauber wieder den Heimweg angetreten und so mancher nur bis Sonntag gebucht hatte. Wir jedoch blieben bis zum Ende, wie es sich gehört. ;-) Auf die Tage im einzelnen Tage möchte ich gar nicht mehr groß eingehen, da sich im Laufe der Zeit doch einiges an Übungen wiederholt. So habe ich von den letzten drei Tagen noch einige Bilder ausgewählt, die mir gefallen, und die dokumentieren, wie nah man eigentlich dran ist. Am Mittwochmorgen wurde auch noch trainiert, obwohl abends der Test gegen die Stuttgarter Kickers im Gazi-Stadion Degerloch an stand.

Wir waren natürlich immer sehr erfreut, wenn Christian Gross seine Jungs direkt vor unserer Fahne, zu den Übungen bat. Ich habe es bereits mehrfach betont, ohne jetzt der absolute Fachmann zu sein, dass mir die Trainingsarbeit von Gross sehr gut gefällt. Er ist ständig präsent. Wie in den Spielen, wo ihn fast nichts auf der Bank hält, so engagiert präsentiert er sich auch in den Trainingseinheiten. Jede Standardsituation wird so lang wiederholt, bis sich die Spieler an seine Vorgaben gehalten haben. Er gibt vor, wohin der Ball zu kommen hat und wie die Abwehrspieler zu stehen haben. Babbel im letzten Jahr stand meist im Mittelkreis und hat sich das ganze angeschaut, Gross dagegen steht mitten auf dem Platz und spricht auch viel mit den Spielern. Er kommt wirklich hart aber herzlich daher, auch der Spaß kommt in den Einheiten nicht zu kurz. Es wird hart gearbeitet, man hat aber auch das Gefühl, dass die Stimmung untereinander gut ist. Allerdings hatte ich diesen Eindruck auch in Leogang schon…

Stefano Celozzi ist im Vergleich zum Vorjahr in Leogang nicht wieder zu erkennen. War er dort noch der Neue, den es wohl beeindruckt hatte, dass er gleich an einem seiner ersten Tage in Stuttgart aufgrund seiner Karlsruher Vergangenheit angepöbelt wurde, hat er in seinem ersten Jahr beim VfB enorm an Selbstvertrauen getankt. in Leogang beim Fanfest saß er bei uns am Tisch und brachte fast den Mund nicht auf. Das ist jetzt anders geworden. Mittlerweile wirkt er eher wie ein Schnösel, der meint, er wäre es. Diese Einschätzung wird ihm sicher auch nicht gerecht und dürfte eher eine Schutzhaltung sein. Er ist auch ein Gewinner des Trainerwechsels, unter Christian Gross spielte er eigentlich immer, wenn er fit war. Mich hat er auf der Rechtsverteidigerposition noch nicht so überzeugt. Er hat schon einige entscheidende Zweikämpfe in der Defensive verloren und bringt nach vorne zu wenig. Vor allem einen erfolgreichen Flankenlauf würde ich mir mal von ihm wünschen. Er kommt aber selten mal bis zur Grundlinie vor, da er meiner Meinung nach, nicht intelligent genug in die Zweikämpfe geht. Aber, er ist ja noch jung und lernt auch täglich dazu. Hoffentlich wird es noch. Persönlich hätte ich mir gewünscht, dass mit Ricardo Osorio noch eine Einigung erzielt hätte werden sollen. Dieser hat Celozzi die letzten Spiele der vergangenen Saison gut vertreten und wollte ja eigentlich nicht weg. Auch über Christian Träsch würde ich auf dieser Position nachdenken, auch wenn Sami Khedira uns verlassen sollte. Sollte Gross seine beiden Außenbahnspieler noch bekommen, könnte man die Doppel-Sechs mit Kuzmanovic und Gentner besetzen und Träschi wieder nach rechts hinten beordern. Sonst müsste zwangsläufig ein Hochkaräter auf die Bank, was man eigentlich nicht machen kann, wenn alle fit und in Form sind. Egal, für wen sich aber Gross entscheidet, wie immer wünsche ich mir nur das Beste für den VfB und sollte Celozzi dem gerecht werden und sich noch steigern, werde ich ihn wie jeden anderen auch unterstützen.

Am Dienstag trainierte schließlich erstmals wieder Arthur Boka mit, dessen WM-Urlaub beendet ist. Er hatte natürlich an dem Vorrundenaus mit der Elfenbeinküste zu knabbern, die abermals die Erwartungen nicht erfüllen konnten. Allerdings hatten sie, wie schon 2006, als sie auf Argentinien, Serbien-Montenegro und Holland trafen, dieses Mal mit Brasilien und Portugal wieder Hämmer in der Gruppe, gegen die sie letztendlich bei der ersten WM auf dem afrikanischem Kontinent den Kürzeren zogen. Zudem bangt Boka um seinen Vater, der während seines Urlaubs schwer erkrankt ist.

Beim VfB kämpft Boka einen Kampf, der schon verloren scheint. Er muss sich auf der Linksverteidiger-Position mit Kristian Molinaro messen. Molinaro war der beste Bundesliga-Abwehrspieler der Rückrunde und ist schlichtweg eine Granate auf dieser Position. Für mich ein Fingerzeig in Bezug auf die Fähigkeiten von Christian Gross, war er doch der erste, der in Gross’ Ära geholt wurde. Boka ist aber auch keiner, den man dauerhaft auf die Bank setzt. Dafür ist er zu teuer. Was aber tun mit ihm? Ich sehe ihn durchaus auch im linken Mittelfeld, er könnte sich durch seine technischen Fähigkeiten auf der linken Seite gut mit Molinaro ergänzen und seine Defensivschwächen kaschieren.

Mit Beginn der Vorbereitung zur neuen Saison wurden vom VfB Daniel Didavi, Patrick Funk und Clemens Walch hochgezogen. Ob sie höheren Ansprüchen genügen, wird sich zeigen müssen. Bislang habe ich da meine Zweifel. Didavi traue ich den Sprung am ehesten zu, allerdings muss er noch körperlich zulegen und an Zweikampfhärte gewinnen. Seine technischen Fähigkeiten sind unbestritten, auch seine Standards kommen oft punktgenau. Er ist aber eher ein Typ Spielmacher, für den in unserem Spiel, siehe auch Elson, kein Platz ist. Für die linke Außenbahn ist er zu langsam. Er wird diese Saison Lehrgeld bezahlen und Edeljoker werden. Vielleicht kommt er das ein oder andere Mal herein und kann dem Spiel Impulse verleihen, wenn mal nach vorne überhaupt nichts geht.

Patrick Funk tat sich im Trainingslager auch als Standardspezialist hervor. Er ist aber ein weiterer Spieler, der um eine Position auf der Doppel-Sechs kämpft, dem Zentrum, das bei uns, auch wenn Sami Khedira uns verlässt, noch immer überfüllt ist.

Clemens Walch schließlich wäre ein Mann für die Außenbahn, wo ja händeringend jemand gesucht wird und die Konkurrenz ebenfalls sehr groß ist. Besonders aufgefallen ist er mir während des Trainingslagers nicht, er wirkte auf mich wie ein Platzhalter für die noch im WM-Urlaub verweilenden Spieler. Er ist mittlerweile 23 Jahre alt und müsste den Durchbruch jetzt schaffen, wenn er seiner Karriere einen Schub versetzen möchte.

Unser Maskottchen Fritzle ließ sich dann auch noch, ebenso wie unser Fanbetreuer Peter Reichert, am Trainingsplatz blicken. An diesem Tag machte sich eine Delegation auf in die Nachsorgeklinik Tannheim, der der VfB bei seinen Aufenthalten im Schwarzwald schon traditionell einen Besuch abstattet. Außer Fritzle und Peter Reichert bestiegen auch Christian Träsch, Marc Ziegler, Sebastian Rudy, Martin Harnik und Timo Gebhart den Kleinbus.

Bei der letzten Trainingseinheit in Donaueschingen am Mittwoch morgen stand noch ein lockeres Training mit Teambildungsübungen auf dem Programm, wo es lustige Figuren zu bestaunen gab. Die Spieler hatten dabei sichtlich Spaß.

Christian Gentner war die letzten Tage leicht angeschlagen und musste individuell trainieren. Er wird beim Testspiel gegen die Kickers ebenso fehlen, wie die erst zur Mannschaft gestoßenen Boka und Kuzmanovic, dem verletzten Delpierre und den WM-Urlaubern. Auch Sven Ulreich wird das Testspiel nicht bestreiten, er wird von Marc Ziegler vertreten.

Zum Abschluss, also vor unserer Rückfahrt nach Stuttgart, ließ ich mich noch mit meinen derzeitigen Lieblingsspielern Moli und Träschi ablichten. Da wir an diesem Mittwoch fast die letzten Mohikaner am Trainingsplatz waren, blieb auch noch Zeit für ein kurzes Gespräch mit den beiden.

Danach galt es Abschied nehmen von Donaueschingen. Schon abends hatten wir ja den nächsten Termin, Derby gegen die Kickers auf den Golan-Höhen im ungeliebten Degerloch.

Das Trainingslager war wieder sehr schön. Auch wenn mir die Gegebenheiten und auch die Umgebung in Leogang im letzten Jahr besser gefielen. Im nächsten Jahr dürfte wieder eine normale Vorbereitung stattfinden. Hoffentlich erreicht der VfB seine Ziele dann direkt und muss nicht bereits im Juli in die Qualifikation einsteigen. Dann klappt es vielleicht auch wieder mit einem Trainingslager in Österreich. So schön es auch war, richtige Urlaubsstimmung kommt doch nicht auf, wenn man gerade mal 1 1/2 Stunden von zu Hause weg ist.

Für uns stand danach wie gesagt das Derby gegen die Kickers an, darauf folgt ein Ruhetag und am Freitag geht es schon nach Hamburg. Mehr dazu demnächst an gleicher Stelle.

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11. Juli 2010

3:2! Rang drei für die Löw-Elf

Die deutsche Nationalmannschaft beendet die Weltmeisterschaft in Südafrika auf Rang drei. Nach einem temporeichen Schlagabtausch gegen Uruguay setzte Khedira per Kopf den Schlusspunkt und drehte die Partie, in der die Südamerikaner zwischenzeitlich 2:1 geführt hatten. Thomas Müller und Jansen hatten für die weiteren Treffer einer aufopferungsvoll kämpfenden DFB-Auswahl gesorgt, die wie 2006 die Endrunde als Dritter abschließt.

Bundestrainer Joachim Löw gab im Vergleich zum 0:1 im Halbfinale gegen Spanien wegen dem Ausfall des eigentlich vorgesehenen Wiese (Schleimbeutelentzündung) Bayern-Schlussmann Butt für Stammkeeper Neuer Gelegenheit zu seinem ersten WM-Einsatz überhaupt. Er musste sowohl auf die grippekranken Lahm und Podolski als auch Klose (Rückenbeschwerden) verzichten und tat dies freiwillig in Bezug auf Trochowski (Bank). Aogo, Jansen, Müller nach abgelaufener Gelbsperre sowie Cacau rückten in die Startelf.

Uruguay Coach Oscar Tabarez brachte nach dem 2:3 gegen die Niederlande drei Neue: Kapitän Lugano hatte seine Kniebschwerden auskuriert, Fucile seine Gelb- und Suarez seine Rotsperre abgesessen. Gargano, Victorino und Alvaro Pereira nahmen auf der Bank Platz.

Trotz der vielen Änderungen im Team begann die DFB-Auswahl in Port Elizabeth beherzt und setzte Uruguay unter Druck. Dank Müller zappelte der Ball auch früh im Netz, doch der vermeintliche Torschütze stand zuvor im Abseits. Uruguay antwortete mit zwei Forlan-Freistößen, das deutsche Team behielt aber das Heft mit schnellem Direktspiel in der Hand. Glück hatte Uruguay in der zehnten Minute, als ein Friedrich-Kopfball nach einer Ecke am Querbalken landete.

Die Südamerikaner versuchten über Kampf ins Spiel zu finden, konnten die beiden Torjäger Forlan und Suarez – die bei Mertesacker und Friedrich zunächst gut aufgehoben waren – nicht entscheidend in Szene setzen. Deutschland trat weiter mutig auf, setzte mehr Akzente und wurde nach knapp 20 Minuten belohnt. Torwart Muslera ließ einen Schweinsteiger-Knaller aus 30 Metern nach vorne abprallen, Müller war mit seinem fünften Turniertor zur Stelle.

Die DFB-Elf hatte alles im Griff und ließ Uruguay nicht zur Entfaltung kommen. Die “Celeste” kam aber dennoch in der 28. Minute zum überraschenden Ausgleich. Perez luchste Schweinsteiger den Ball ab, die aufgerückte Abwehr wurde durch den Pass auf Suarez ausgehebelt. Der bediente Cavani – 1:1!

Bei strömendem Regen versuchte das Team von Joachim Löw in der Folge immer wieder über Özil das Spiel in die Spitze zu forcieren – ohne Erfolg. Gegen die bissige Defensive der Südamerikaner fehlten der finale Pass und das Durchsetzungsvermögen in den Zweikämpfen. So kreierte die DFB-Elf kaum Chancen und hatte Glück, dass Cavani nach einem Konter zu Unrecht zurückgepfiffen wurde (39.) und Suarez bei einem schnellen Gegenstoß den Ball frei vor Butt nicht im Tor unterbrachte (43.).

Unverändert ging es in die zweite Halbzeit, auch am Spiel selbst änderte sich wenig. Deutschland hatte ein optisches Übergewicht, fand aber nachwievor gegen die resoluten Uruguayer kein probates Mittel, um zu Torchancen zu kommen. Zu umständlich agierte die DFB-Elf, wie es gehen kann zeigte der Weltmeister von 1930 und 1950. Konnte Butt noch die Doppelchance durch Cavani und Suarez vereiteln, so war er bei Forlans Volley-Aufsetzer nach einer schönen Kombination machtlos (51.). Die Antwort ließ dank eines Fehlers von Muslera nicht lange auf sich warten. Jansen nickte eine weite Flanke Boatengs, die der Torwart unterlaufen hatte, zum 2:2 ins Tor (56.).

Es blieb ein offener Schlagabtausch. Beide Teams hielten das Tempo hoch und suchten die Entscheidung. Özil verdribbelte sich bei einem Konter (58.), Cacau hatte das Visier zu hoch eingestellt (71.) und Kießling scheiterte am gut reagierenden Muslera. Auf der anderen Seite musste Butt bei einem Schuss von Suarez ebenso sein ganzes Können aufbieten wie bei dem Versuch Forlans aus spitzem Winkel (65.).

In der 83. Minute landete der Ball dann doch im Tor – in dem der Tabarez-Elf! Nach einer Ecke brachte Uruguay den Ball nicht aus der Gefahrenzone, Khedira sorgte mit einer Kopfball-Bogenlampe für das 3:2 – die Entscheidung. Forlan setzte in der Nachspielzeit einen Freistoß zwar noch an die Latte, Deutschland ist aber letztlich verdienter WM-Dritter. Die DFB-Elf, die bei der Endrunde zu überzeugen wusste, bestreitet bereits am 11. August ein Freundschaftsspiel in Kopenhagen gegen Dänemark.

(kicker.de)

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7. Juli 2010

Deutschland vs. Spanien: Die Duelle

Deutschland kämpft gegen Spanien um den Einzug ins WM-Finale und kann sich gleichzeitig für das verlorene EM-Finale 2008 revanchieren. Die Spanier haben das beste Mittelfeld der Welt, ihren Kaiser in der Abwehr und einen Heiligen im Tor.

Manuel Neuer vs. Iker Casillas

Wo Casillas schon ist, will Neuer hin. Casillas gehört zu den drei besten Torhütern des Planeten. Trotzdem stand er schon vor der WM etwas in der Kritik und leistete sich zu Beginn des Turniers einige Unsicherheiten (SPOX-Durchschnitts-Note 3,2). Machte mehr Schlagzeilen wegen seiner Beziehung zur Chefinterviewerin eines spanischen Privatsenders, Sara Carbonero, als wegen sportlicher Heldentaten. Zeigte aber gegen Paraguay mit einem gehaltenen Elfmeter und einer starken Rettungstat kurz vor Schluss gegen Santa Cruz, warum sie ihn in Spanien “San Iker” (Heiliger Iker) nennen. Trotz seiner durchwachsenen WM hat Spanien erst zwei Gegentore kassiert. Ebenso wenige wie die deutsche Mannschaft. Neuer spielt – vom Fehler gegen England abgesehen – ein starkes Turnier und machte auch gegen Argentinien einen sehr sicheren Eindruck.

Per Mertesacker/Arne Friedrich vs. Fernando Torres

Mertesacker kommt pünktlich zum Endspurt in Form und ruft von Spiel zu Spiel bessere Leistungen ab. Gegen Argentinien umsichtig im Stellungsspiel und souverän im Zweikampf. Bei Friedrich hat man sich an diese Eigenschaften in den letzten Wochen ohnehin gewohnt. Erzielte gegen Argentinien im 77. Länderspiel sogar sein erstes Tor. Und wer gegen Argentiniens Traumsturm so gut wie keine Chance zulässt, muss sich auch vor Torres nicht fürchten – zumindest vor dem aktuellen Torres (SPOX-Note 4,6).

El Nino ist nach zwei Meniskusoperationen in diesem Jahr außer Form, ihm fehlen Schnelligkeit, Durchsetzungsvermögen und Abschlussstärke. Alles Attribute, die ihn zum Siegtorschützen des EM-Finals 2008 machten. Trotzdem hielt Trainer Vicente Del Bosque an ihm fest. Könnte im Halbfinale aber zugunsten eines weiteren Mittelfeldspielers geopfert werden. Dann würde David Villa ins Sturmzentrum rücken. Eine ungleich größere Herausforderung für das deutsche Abwehrduo.

P. Lahm/P. Trochowski oder T. Kroos vs. J. Capdevila/D. Villa

Zum zweiten Mal muss Joachim Löw seine Offensive umbauen. Nachdem Miroslav Klose beim abschließenden Gruppenspiel gesperrt fehlte, muss nun der überragende Thomas Müller zuschauen. Als erster Ersatzmann fühlt sich wohl Trochowski, der noch in den Vorbereitungsspielen gegen Malta, Ungarn und Bosnien-Herzegowina in der Startelf stand. Aber: Er fühlt sich auf rechts überhaupt nicht wohl, fiel da schon in der Bundesliga beim HSV durch.

Auch Kroos ist auf links beheimatet und hat auf rechts so gut wie keine Erfahrung. Egal wer aufläuft, das deutsche Spiel wird ohne Müller ein anderes sein. Trochowski und Kroos wollen den Ball lieber in den Fuß als in die Tiefe, im Vergleich zu Müller fehlt es ihnen an Geschwindigkeit und Zug zum Tor.

Das kommt Capdevila (SPOX-Note 3,4) zugute. Der 32-Jährige ist das kleinste Licht im spanischen Starensemble und nicht mehr der Allerschnellste. Noch mehr als in den letzten Spielen wird es auf Lahm ankommen, seinen Vordermann zu unterstützen und so Überzahl zu schaffen. Denn Villa, der als zweite Spitze einen verkappten Linksaußen gibt, lässt Capdevila in der Defensive oft allein. Der Außenverteidiger muss dann von einem Mittelfeldspieler unterstützt werden, was Räume im Zentrum öffnet.

Villa darf sich diesen Luxus erlauben, um Kräfte für sein Offensivspiel zu schonen und bei Ballgewinn als Anspielstation zu dienen. Sobald “el guaje” (der Bursche) Platz hat, ist er kaum noch zu bremsen. Er ist schnell, dribbelstark und sicher im Abschluss. Lahm ist allerdings für seine Stärke im Eins-gegen-eins bekannt und passt auch körperlich hervorragend zu Villa (SPOX-Note 2,6).

Mit seiner wuseligen Art wäre er für Mertesacker und Friedrich im Zentrum schwieriger zu verteidigen. Villa erzielte fünf der sechs spanischen WM-Treffer und schickt sich an, als erster Spieler nach Gerd Müller (1970, 1972) bei zwei aufeinanderfolgenden Welt- und Europameisterschaften Torschützenkönig zu werden. Ist einer von diesen “mehreren Messis”, die Löw bei den Spaniern geortet hat.

Jerome Boateng/Lukas Podolski vs. Sergio Ramos

Zahlenmäßig ein deutliches Mismatch. Ramos (SPOX-Note 3,4) wird wegen seiner Frisur und dem dazugehörigen Stirnband auch Tarzan genannt. Da Spanien – anders als bei der EM 2008 – ohne echte offensive Flügelspieler agiert, dafür aber vier zentrale Mittelfeldspieler aufbietet, ist Ramos auf seiner rechten Seite eine Art Einzelkämpfer. Iniesta, der auf dem Papier auf rechts vorgesehen ist, treibt sich vielmehr im Zentrum vor, hinter und neben Xavi herum.

Also ist es an Ramos, über die Seite Druck nach vorne zu entwickeln. Auch wenn er seine dynamischen, manchmal aber auch blindlings vorgetragenen Vorstöße etwas gezügelt hat, bietet seine nach vorne ausgerichtete Spielweise Lücken, die für Podolski zu gern gesehenen Einladungen werden könnten. In der Defensive ein knallharter und kompromissloser Zweikämpfer. Trägt nicht umsonst den Spitznamen Sergio Rambo. Gehört sicher nicht zu Spaniens Messis. Bei Standards als wuchtiger Kopfballspieler immer gefährlich.

Sollte sich Del Bosque aber doch dazu entscheiden, auf Torres zu verzichten und einen weiteren Mittelfeldspieler zu bringen, würde die Entscheidung wohl zwischen David Silva und Pedro fallen. Beide sind klassische Außenspieler und könnten mit ihrer Dribbelstärke und Geschwindigkeit Druck auf Boateng ausüben. Der offenbarte sowohl gegen Ghana als auch gegen England und Argentinien Schwächen im Eins-gegen-eins.

Bastian Schweinsteiger/Sami Khedira vs. Xavi/Andres Iniesta

Die nächsten Messis der Spanier. Xavi und Iniesta sind Herz und Hirn des FC Barcelona und auch der Nationalmannschaft. Xavi (SPOX-Note 3,0) bestimmt Rhythmus und Geschwindigkeit des Spiels und ist bisher der laufstärkste Spieler der Spanier (52,9 km). Iniesta (SPOX-Note 2,5) ist der Umschaltkasten des spanischen Spiels. Iniestas Ex-Trainer Frank Rijkaard sagte einmal, dass er Pässe wie Bonbons verteilt. Er erhöht das Tempo und leitet den Ball Richtung Tor. So leitete der 26-Jährige auch die Treffer gegen Portugal und Paraguay ein.

Um Spaniens Passkreisel zu stoppen, muss man Xavi und Iniesta so weit wie möglich aus dem Spiel nehmen. Schweinsteiger ist bisher der beste Mittelfeldspieler des Turniers und genauso wie Khedira noch knapp vier Kilometer mehr gelaufen als Xavi. Es ist die Aufgabe des Mittelfeldduos, die Passwege der Spanier zuzustellen und Druck auf die spanischen Strategen auszuüben. Khedira hat seine Rolle im Laufe des Turniers gefunden und seine Vorstöße reduziert. Auch gegen Spanien wird er zuerst in der Defensive gefordert sein, um Schweinsteiger den Rücken freizuhalten, damit dieser seine Fähigkeiten in der Spieleröffnung ausspielen kann.

Mesut Özil vs. Xabi Alonso/Sergi Busquets

Özil war gegen Argentinien nicht ganz so brillant wie gegen England, war für die Albiceleste in vielen Fällen trotzdem zu schnell. Allerdings hatten beide Mannschaften nur einen echten defensiven Mittelfeldspieler auf dem Platz. Gegen Spanien muss sich Özil mit zwei Defensiven auseinandersetzen, wobei Barca-Spieler Busquets (SPOX-Note 3,0) den etwas defensiveren Part ausfüllt. Der 21-Jährige ist eine Mischung aus seinem Kollegen Xavi und seinem Klubtrainer Pep Guardiola. Busquets ist extrem ballsicher, elegant im Aufbauspiel und mit einem guten Gespür für den Raum ausgestattet. Allerdings fehlt ihm im Vergleich zu Özil die Spritzigkeit. Xabi Alonso (SPOX-Note 3,4) ist der Spielmacher von hinten heraus, der sich je nach Bedarf nach vorne schiebt oder zurückfallen lässt. Nur Xavi hat bei der WM mehr Pässe gespielt als der Mittelfeldstratege von Real Madrid. Özil muss gegen Spanien mehr mit nach hinten arbeiten als in den Spielen zuvor, damit Schweinsteiger und Khedira gegen Xavi, Iniesta und Xabi Alonso nicht in Unterzahl geraten.

Miroslav Klose vs. Carles Puyol/Gerard Pique

Während Villa noch auf Müllers Fersen ist, hat Klose den Bomber mit 14 WM-Toren schon eingeholt. Einen Treffer braucht Klose noch, um sich neben Ronaldo zum besten WM-Torschützen aller Zeiten zu machen. Puyol und Pique sind aber das qualitativ beste Verteidigerduo, mit dem es die deutsche Elf bisher zu tun hatte. Die Barca-Verteidiger kennen sich aus dem Verein bestens, sind daher sehr gut abgestimmt und ergänzen sich ideal.

Puyol (SPOX-Note 3,2) ist der robuste Zweikämpfer und Zerstörer. Der Zahn der Zeit hat aber auch am mittlerweile 32-Jährigen genagt. Schon in der abgelaufenen Saison ließ er die gewohnte Souveränität und die nötige Schnelligkeit oft vermissen. Der gleichaltrige Klose ist noch deutlich spritziger.

Pique (SPOX-Note 2,8) ist der elegantere Abwehrspieler. Er kann die meisten Situationen spielerisch lösen und ist extrem abgeklärt. Spielt sehr gute Bälle in der Spieleröffnung, geht auch gerne selbst mit Tempo tief in die gegnerische Hälfte und wird wegen seiner Spielweise in Anlehnung an Franz Beckenbauer auch Piquenbauer genannt. Verschuldete gegen Paraguay durch ungewohnt plumpes Abwehrverhalten aber einen Elfmeter. Auch das lässt Klose vom Rekord träumen.

(spox.com)

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Löw: “Nicht bewusst defensiver spielen”

Am Mittwochabend kann das deutsche Team ab 20.30 Uhr den letzten Schritt in Richtung Finale der Weltmeisterschaft in Südafrika machen, mit einem Sieg über Spanien winkt der DFB-Auswahl der vierte Stern. Gut für Bundestrainer Joachim Löw, dass er gegen die Iberer bis auf den gelbgesperrten Thomas Müller auf alle Spieler zurückgreifen kann. Auch auf Sami Khedira und Arne Friedrich.

Die deutsche Nationalmannschaft hat sich am Dienstag auf den Weg nach Durban begeben, wo es am Mittwoch im Halbfinale der WM zur Neuauflage des EM-Endspiels gegen Spanien kommt. Nach den klaren Erfolgen gegen England (4:1) und Argentinien (4:0) strebt das DFB-Team mit einem Sieg gegen den Europameister das achte Mal in der deutschen Fußball-Geschichte ein WM-Endspiel an. “Wir haben in zwei Spielen gesehen, dass wir auch Teams schlagen können, die auf dem Papier besser sind”, geht Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger optimistisch in die Partie gegen die Del-Bosque-Elf.

Mit dabei: Khedira (Muskelverhärtung) und Friedrich (Oberschenkelprellung). Beide Defensivspezialisten haben ihre Verletzungen auskuriert und konnten am Dienstagabend das Abschlusstraining auf dem Platz der Northlands Primary School in Durban bestreiten. Joachim Löw standen somit alle Akteure des 23-köpfigen Kaders zur Verfügung. “Das Wichtigste ist, dass der Trainer auf alle Spieler zurückgreifen kann”, hatte Teammanager Oliver Bierhoff mitgeteilt – abgesehen von Müller.

Bei der Übungseinheit durften die Reporter nur das Aufwärmen der Akteure beobachten. Die restliche Trainingseinheit fand wie üblich unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

In der anschließenden Pressekonferenz unterstrich Löw noch einmal, dass für ihn “Spanien die am besten organisierte Mannschaft ist”. Für den Bundestrainer sind die Iberer die Mannschaft, “die am wenigsten Fehler macht”. Er will mit seiner Elf gegen den Europameister “nicht bewusst defensiver spielen”. Löw ist sich bewusst, dass man “die Spanier nicht komplett aus dem Spiel nehmen kann”, sieht die Chance aber darin, “weiter auch nach vorne zu spielen”.

In Bezug auf Cacau (Bauchmuskelzerrung) gab sich Löw bedingt zuversichtlich: “Er hat das Abschlusstraining normal mitgemacht, wird jedoch nach dem Training von unserer medizinischen Abteilung nochmal untersucht.” Die Stimmung im Team, merkt er an, “sei nicht überschwänglich. Ich sehe Konzentration, spüre, dass wir mehr wollen. Das Ziel kann nur sein, das Spiel zu gewinnen.”

Die von Philipp Lahm angestoßene öffentlich geführte Diskussion um das Kapitänsamt lässt Löw indes kalt: “Das berührt uns hier überhaupt nicht. Natürlich macht es ihm Spaß, Verantwortung zu übernehmen, und natürlich würde er sie gerne auch weiter übernehmen. Jeder kann hier seine Meinung sagen, und das ist die Meinung von Philipp.” Allerdings stellte der Bundestrainer auch klar: “Natürlich weiß Philipp, dass der Trainer diese Entscheidung übernehmen wird, und das wird nach der WM geschehen.”

(kicker.de)

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